Und wieder grüsst die Inflationsangst

«Teuerung im Bereich der Erwartungen»: Fed-Chefin Janet Yellen. Foto: Jim Lo Scalzo (Keystone)
Eben noch haben sich Amerikaner wie Europäer wegen einer zu tiefen Inflation gesorgt. Jetzt hat sie sich in den USA innert kürzester Zeit von ihren Tiefstständen gelöst. Kommt jetzt die befürchtete Teuerungswelle?
Die grösste Sorge der meisten Notenbanker bestand seit der Finanzkrise darin, eine Deflation – das Gegenteil einer Inflation – zu vermeiden (das war Thema dieses Beitrags). Und jetzt das: Gemäss dem meistverwendeten Inflationsmass, dem Konsumentenpreisindex (Consumer Price Index, CPI) ist die Teuerung in den USA in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Hier die Fred-Grafik:

Entscheidend ist nicht nur der Anstieg, sondern vor allem auch, dass die Inflationsrate (berechnet gegenüber dem Vorjahr) wieder die Quote von 2 Prozent erreicht hat – bzw. diese mit 2,1 Prozent sogar überschritten hat. Hier die detaillierten Zahlen vom jüngsten Bericht des «US Bureau of Labour Statistics» (BLS) vom Mai. 2 Prozent entsprechen bekanntlich dem Inflationszielwert der US-Notenbank Fed (ok, der Zielwert bezieht sich genau genommen nicht auf den CPI, mehr dazu unten).
Seit der Finanzkrise und angesichts der Sondermassnahmen der Notenbanken ist die Angst, die Inflation könnte nun doch plötzlich explodieren, ein Dauerbrenner (die in der Grafik erkenntlichen Schwankungen der Rate schienen sie jeweils zu bestätigen). Wie auch hier so oft beschrieben, hat sich das Gegenteil, eine Deflation, stets als die grössere Gefahr erwiesen. Versuchen wir daher in diesem Beitrag die zwei wichtigsten Fragen anhand von Indizien zu beantworten, die sich durch die jüngste Inflationsentwicklung stellen:
- Ist der Inflationsanstieg diesmal gefährlich?
- Droht ein rascher und dramatischer Zinsanstieg als Folge der Inflationsentwicklung?
Zuerst zur Frage der drohenden Gefahren
Die Grafik zu den Ausschlägen der CPI-Inflation selbst macht klar, dass die Inflationsentwicklung selbst seit der Krise nicht aussergewöhnlich ist. Temporäre Ausschläge nach oben hat es immer wieder gegeben. Dennoch können wir uns damit nicht zufriedengeben. Immerhin könnte es diesmal anders sein.
Um zu testen, wie gefährlich eine Inflationsentwicklung wirklich ist, sezieren Ökonomen Inflationsdaten in der Regel noch etwas weiter. Ein erster solcher Test ist die Betrachtung der Entwicklung der Kerninflation, die besonders volatile Preisentwicklungen wie diejenigen der Energie und von Lebensmitteln ausschliesst und damit einen besseren Blick auf die tieferliegende Entwicklung des Preisniveaus erlaubt. Fragen wir wieder Fred:

Es ergibt sich etwa das gleiche Bild wie bei der generellen Inflationsbetrachtung: Ein deutlicher Anstieg. Das macht nun immerhin klar, dass der Inflationsanstieg nicht auf ein Kräuseln an der Oberfläche zurückgeht. Laut BLS hat die Kerninflation (auf ein Jahr berechnet) mit 2 Prozent sogar das höchste Wachstum seit dem Februar des Vorjahres erreicht.
Sowohl die generelle wie die Kerninflation sind allerdings Vergangenheitsbetrachtungen. Um die Gefahren für die Zukunft einschätzen zu können, ziehen Ökonomen in der Regel die Inflationserwartungen heran. Denn sie geben einen Hinweis darauf, wie die Wirtschaftssubjekte (eben wegen dieser Erwartung) ihre Preise bzw. Löhne anpassen, was überhaupt erst die Entwicklung des Preisniveaus bestimmt.
Eine beliebte Methode um die Inflationserwartungen zu messen, besteht darin, von der Rendite gewöhnlicher sicherer Anleihen (10-jährige US-Staatsanleihen) die Renditen gleich lange laufender inflationsgeschützter Staatsanleihen (Tips) abzuziehen. Die Renditen gewöhnlicher Anleihen steigen mit einer steigenden Inflationserwartung, da die Marktteilnehmer die Papiere nur kaufen, wenn sie für das erwartete Inflationsrisiko entschädigt werden. Die inflationsgeschützten Anleihen bleiben logischerweise von der Inflation unberührt, da sie automatisch die Inflation entschädigen. Hier wieder die Fred-Grafik zu den berechneten Inflationserwartungen:

Ja, auch die Inflationserwartungen haben – wenn man ganz genau hinschaut – etwas zugenommen, aber nur sehr geringfügig. Sie liegen gemäss den Daten vom letzten Freitag bei 2,2 Prozent und daher höher als das Inflationsziel des Fed. Doch das lagen sie fast immer, und selbst gegen Ende des letzten Jahres waren sie leicht höher als jetzt. Ein klarer Hinweis auf eine radikale Aufwärtsentwicklung des Preisniveaus lässt sich aus dieser Betrachtung der Inflationserwartungen nicht herauslesen.
Gehen wir in einem letzten Test gleich direkt der Frage nach, wie sich die Löhne in den USA entwickeln. Ein starker Anstieg des Lohnniveaus ist in der Regel der stärkste Impulsgeber für ein steigendes Preisniveau. Wenn dieses dann wieder in die Lohnbildung einfliesst, bleibt eine permanent höhere und im schlimmsten Fall steigende Inflation zurück. Die US-Lohnentwicklung zeigt der Ökonom Jared Bernstein in der folgenden Grafik mit Blick auf fünf Statistiken, um ein möglichst genaues Bild wiederzugeben, das von den Schwächen jeder einzelnen Statistik unbeeinflusst bleibt (hier die Details):

Diese Grafik bestätigt das Bild, das sich bereits durch die Betrachtung der Inflationserwartungen ergeben hat: Nach wie vor gibt es keinen Grund, einen dramatischen Anstieg der Inflation in den USA zu erwarten.
Die US-Wirtschaft ist zwar weiter fortgeschritten auf dem Weg aus dem Konjunkturtal als die europäische, leidet aber dennoch nach wie vor unter einer zu geringen Auslastung, wie die noch immer zu hohe Arbeitslosigkeit zeigt. Das steht einem übermässigen Preis- und Lohndruck entgegen (eine Diskussion zu diesem Punkt in dieser neuen Kurzstudie des Fed von San Francisco)
Dass die Inflation sich schliesslich wieder etwas nach oben bewegt hat, ist ohnehin kein schlechtes Signal. Genau das hat die US-Notenbank angestrebt. Damit zur zweiten Frage:
Wird die Geldpolitik in den USA bald mit einem rascheren Zinsanstieg reagieren?
Die obigen Ausführungen beantworten die Frage fast von selbst: Kurz: Das wird sie nicht tun.
Auf die jüngste Inflationsentwicklung ist Fed-Chefin Yellen in ihrer jüngsten Pressekonferenz am 18. Juni eingegangen. O-Ton Yellen:
«So I think recent readings on, for example, the CPI index have been a bit on the high side, but I think it’s — the data that we’re seeing is noisy. I think it’s important to remember that, broadly speaking, inflation is evolving in line with the Committee’s expectations. The Committee, it has expected a gradual return in inflation toward its 2 percent objective. And I think the recent evidence we have seen, abstracting from the noise, suggests that we are moving back gradually over time toward our 2 percent objective, and I see things roughly in line with where we expected inflation to be.»
Die Entwicklung der Inflationsdaten sei «lärmig» (noisy), das heisst, durch zu viele Faktoren beeinflusst, um einen klaren Trend zu erkennen. Im Übrigen entspreche die Entwicklung den Erwartungen der Fed-Entscheidungsträger, die auch mit einer höheren Inflationsrate gerechnet hätten.
Kommt dazu, dass das Inflationsmass, nach dem sich das Fed ausrichtet, den Zielwert ohnehin noch nicht erreicht hat. Das Fed orientiert sich an der Preisentwicklung gemessen am Index der Konsumausgaben (Personal Consumption Expenditure, PCE) statt am Konsumentenpreisindex (Consumer Price Index, CPI). Im Kern gewichtet der PCE besser und schneller nach den tatsächlich von den Konsumenten gekauften Gütergruppen. Mehr zu den Details hier. Unten die Fred-Grafik zur Entwicklung des PCE (prozentuales Jahreswachstum):

Auch bei der vom Fed betrachteten PCE-Inflation zeigt sich ein Anstieg der Inflation, doch der Wert liegt mit rund 1,8 Prozent noch immer unter dem Zielwert von zwei Prozent.
Die Entwicklung der bisherigen Inflationsdaten ist daher für die US-Notenbank kein Anlass, die Leitzinsen früher als bisher erwartet zu erhöhen. Diese Erhöhung wird gemäss diesen Erwartungen ohnehin nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen, wie allein die Prognosen durch die Mitglieder des «Federal Open Market Committee» (FOMC) zeigen, des leitenden geldpolitischen Ausschusses des Fed unter der Leitung von Janet Yellen: Die überwiegende Mehrheit (12) geht von einem Zinsanstieg im nächsten Jahr aus, einer rechnet mit einem Anstieg im laufenden Jahr und die übrigen drei mit einem Anstieg im Jahr 2016.
Fazit:
Der Inflationsanstieg in den USA bedeutet nicht, dass die Preise demnächst aus dem Ruder laufen. Wenn schon, steht er für eine Verbesserung der Lage dort. Im Gegensatz dazu bleiben die Europäer und die Japaner noch immer gefährlich nahe an der Deflationsgrenze. Ein überraschend bald folgender Anstieg der Leitzinsen ist in den USA deshalb unwahrscheinlich. Die Erwartung geht ohnehin davon aus, dass ein Leitzinsanstieg in den USA deutlich früher erfolgt als etwa in Europa oder der Schweiz.
56 Kommentare zu «Und wieder grüsst die Inflationsangst»
So fängt die schrittweise Konfiskation von Bankeinlagen durch die korrupten Regierungen an, indem anfangs ein so minimaler Satz verwendet wird, dass sich kaum einer dagegen empört. Nach der Phase der Konditionierung wird sich dieser Satz sicherlich erhöhen.
http://www.gurusblog.com/archives/impuesto-depositos-bancarios-efecto/04/07/2014/
Nonsense, haltlose Behauptung.
Mit meinem zugegebenermassen nur rudimentären Spanisch (man korrigiere allfällige Fehler) verstehe ich die Kernpunkte folgendermassen:
Es bezahlen nicht die Sparer sondern die Finanzinstitute („lo deberán pagar las entidades financieras“). Und die Steuer ist rückwirkend, weil sie eine andere ersetzt welche verzerrend wirkte da sie nur in wenigen Kommunen erhoben worden war („ya que estaba implantado solo en algunas comunidades“). Die alte wird mit Einführung der neuen abgeschafft (Su creación supuso la desaparición del tributo en aquellas regiones donde existía).
Spanisch kann ich leider nicht. Aber egal ob Finanzinstitute oder Sparer die Steuer bezahlen, bezahlt werden muss sie ja und die Auswrikungen dürften logischerweise eine Verteuerung der Bankdienstleistungen für die Sparer sein (sofern sie eine neue oder höhere Steuer ist), womit die Sparer zahlen (ob direkt oder indirekt). Bis dahin eine normale Diskussion, ob ein solche Steuer sinnvoll ist oder nicht. Was ich hingegen immer als bananenwirtschaft(lich) betitele (auch in der Causa UBS), ist die Unsitte der rückwirkenden Aenderungen der Spielregeln. Das ist ein absolutes Unding, das die Rechtsstaatlichkeit massiv untergräbt.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, rückwirkende Gültigkeit ist ein absolutes Unding. Ob dies hier tatsächlich zutrifft, wäre jedoch zu verifizieren, denn bereits eine kurze Suche auf deu fördert Einträge über diese Steuer von Anfang 2013 zutage, und die eilen den spanischen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht voraus, sondern hinken ihnen hinterher.
Natürlich muss die Steuer iwie finanziert werden, und schlussendlich schlägt das auf die Sollzinsen der Banken durch. Aber sogar bei den heutigen Zinsniveaus sind 0,03% aus Sicht des typischen Sparers, der mit 1/4- und 1/8-Prozent rechnen dürfte, eine vernachlässigbare Grösse.
Damit bleibt die haltlose markschreierische Behauptung der „Konfiskation von Bankeinlagen durch korrupte Regierungen“. Ob Lüge oder Irrtum muss leider dahingestellt bleiben, doch unabhänig davon hat offensichtlich „jemand“ über die Stränge geschlagen.
@ Urs
Wie würden Sie es machen, wenn Sie sich nach mehr Einnahmen (Steuern) umsehen? Zuerst einmal in einigen kleinen Regionen den Versuch lancieren, wenn niemand reklamiert, eines Tages unter Verwendung einer entsprechenden logisch tönenden Erklärung diese Steuer auf nationaler Ebene einführen, wobei der Steuersatz möglichst tief gehalten wird um keine negativen Reaktionen zu erzeugen. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase wird der Steuersatz leicht angehoben und voilà, die neue Quelle ist geschaffen. Es steht Ihnen natürlich frei, zu glauben, dass eine Regierung selbstlos und einzig zum Wohle der Bevölkerung agiert.
Inwiefern die Banken diese Kosten an den Kunden weitergeben respektive z.B. Negativ-Zinsen oder andere Spesen verrechnen, ist von untergeordneter Bedeutung.
Wann wurde die ursprüngliche Steuer eingeführt, wo erhoben und aus welchem Anlass bzw zu welchem Zweck? Weshalb wird sie gerade jetzt/erst jetzt (und damit spiele ich nicht auf Ihre [behaupte ich mal] unfundierten Unterstellungen an) verallgemeinert?
„gerade jetzt/erst jetzt“
Es handelt sich nicht um einen Vorgang, welcher einzig „gerade jetzt/erst jetzt“ in Anspruch genommen wird. Ebenfalls ist die Steuer klar gegen Depositäre gerichtet, denn die Depositen-Bestände werden als Berechnungsgrundlage verwendet (nicht z.B. Hypothekenbestände oder Aktiendepot-Bestände).
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem relativen Ausmass einer Regierung (zentralplanerischer Aktivitäten) und dem wirtschaftlichen Wohlergehen eines Staates.
Solange die Ängste des Marktes (haben eben alle einen „Deutschen“ in uns) der Realität vorauseilen, wird die Stimmung nicht ändern. Irgendwann schon, aber nicht bevor Europa ähnlich aussieht wie zurzeit die USA.
Seit den Neunzigerjahren betreibt die Nationalbank (SNB) eine unverantwortlich lockere Geldpolitik. Schon vor der Krise stieg die reale Produktion (BIP) von 1995 bis 2005 nur um 18%, die Geldmenge (M1) aber um 96 %. Das trieb zwar nicht die Preise der Konsumgüter, aber jene von spekulativen Vermögensgütern (z. B. Aktien, Immobilien) nach oben. Aufgeblähte Vermögenswerte dienten als Sicherheiten für weitere Kredite und vergrösserten die Kreditblase. Daran hat die Krise nichts geändert. Die Preise der Eigentumswohnungen in Zürich stiegen von 2005 bis 2010 um über 50%, so viel wie in Amerika vor dem Crash 2007. Das heizt auf lange Sicht die Mieten an. Die tatsächliche Gesamtinflation ist wesentlich höher als die offiziell ausgewiesene. Die SNB senkte die Leitzinsen auf ein weltweit einmalig tiefes Niveau und verdoppelte im Jahre 2000 die tolerierbare Inflationsrate kurzerhand von 1% auf 2%. Mit dem Zins, den der billige Jakob SNB für die Herausgabe einer Hunderternote von einer Bank erhält, kann sie nicht einmal die Herstellkosten der Note bezahlen. Diese Bedrohung unseres Geldsystems wird böse Fernwirkungen haben, z. B. reale Verluste auf Löhnen, Renten und Ersparnissen und eine gigantische Umverteilung von unten nach oben. Die SNB vernachlässigt in ihrer Geldpolitik die Inflation der Vermögensgüter, obwohl das Problem seit Jahren bekannt ist. Sie hat auch aus der hausgemachten Immobilienblase der Neunzigerjahre bis vor Kurzem nichts gelernt. Diese zwang unsere Banken, v. a. UBS und CS, zu 42 Milliarden Franken Abschreibungen.
@Schlauri:
– „Das trieb zwar nicht die Preise der Konsumgüter, aber jene von spekulativen Vermögensgütern (z. B. Aktien, Immobilien) nach oben“
Das muss nicht zwangsläufig eine Folge von der Geld-Druckerei der SNB sein. Das könnte auch mit massivem Kapital-Import aus dem Ausland etwas zu tun haben, z. B. Ausländer wollen ihr Geld in schweiz. Immobilien investieren.
– „Mit dem Zins, den der billige Jakob SNB für die Herausgabe einer Hunderternote von einer Bank erhält, kann sie nicht einmal die Herstellkosten der Note bezahlen“
Stimmt nicht, siehe hier: http://www.snb.ch/de/iabout/cash/current/id/cash_current_costs
– „Diese Bedrohung unseres Geldsystems wird böse Fernwirkungen haben, z. B. reale Verluste auf Löhnen, Renten und Ersparnissen“
Das stimmt nicht ganz. Inflation wird längerfristig von Lohnstückkosten (Löhne im Verhältnis zur Produktivität) bestimmt und somit kann man sagen, dass Löhne die Inflation antreibt und es hiermit auf Löhne keine Verluste gibt, ganz im Gegenteil; Löhne werden aufgewertet zu Lasten aber, und da haben Sie aber Recht, von Geld-Ersparnissen. Diese allfällige Verluste kann man aber ja entgehen in dem man grössere Geld-Beträge längerfristig in z.B. Sachkapital investiert, einfach nicht zu viel in Geld sparen, das ist was die SNB zu bezwecken versucht.
„Diese allfällige Verluste kann man aber ja entgehen in dem man grössere Geld-Beträge längerfristig in z.B. Sachkapital investiert, einfach nicht zu viel in Geld sparen, das ist was die SNB zu bezwecken versucht.“
Sie sagen es, nämlich Geld darf keine selbständige Wertigkeit im heutigen auf Kredit basierendem Geldsystem besitzen. Es ist allerdings genau dieser Umstand, welcher uns in diese Misere führte.
@Linus Huber:
– „Geld darf keine selbständige Wertigkeit im heutigen auf Kredit basierendem Geldsystem besitzen“
Natürlich darf sie das, darum geht es ja gar nicht, das wäre ein anderes Thema. Es geht darum Geld zu verwenden und nicht horten, sparen, also allgemein betrachtet einfach liegen lassen. Denn sparen bedeutet weniger konsumieren als produzieren, das erzeugt ein Überschuss und dieser Überschuss muss irgendwie verwendet werden.
Geben Sie das Geld aus & kaufen Sie sich z.B. Gold und sparen in Gold oder was auch immer, dann haben Sie ja Ihre ‚Wertigkeit‘. Das will die Zentralbank bezwecken; Geld sollte so gut wie möglich nur für Transaktionen benutzt werden und nur geringfügig und kurzfristig zum Sparen.
„Natürlich darf sie das, darum geht es ja gar nicht, das wäre ein anderes Thema.“
Genau darum geht es, indem das Individuum de facto gezwungen wird, sich der Währung zu entledigen (Konditionierung des Verhaltens). Warum soll ein Gremium von ein paar alten Männern wissen, was genau gut sein soll für die Gesellschaft und sich faktisch zugunsten der Regierung (vergessen wir nicht die Rolle der Staatsschulden) solch eine Machtkonzentration anmassen, speziell nachdem es offensichtlich geworden ist, dass ihr gedankliches Konstrukt (Doktrin) zumindest fehlerhaft ist? Erkennen Sie hierbei nicht den Zusammenhang zum dadurch entstandenen Kreditboom, den damit erzeugten massiven Ungleichgewichten, dem Boom-Bust Zyklus und der zunehmenden Machtkonzentration?
Ich habe vor längerer Zeit mit der SNB ausführlich zur Frage der Kosten der Banknoten korrespondiert. Richtig ist, dass auch gemäss Ihrer SNB-Quelle, Herstell- und Verwaltungskosten einer zirkulierenden Note pro Jahr etwa 30 Rappen betragen. Der Leitzins (3-Monats-Libor) wird von der SNB zwischen 0 und 0.25% gehalten. Eine Hunderternote bringt der SNB also pro Jahr maximal 25 Rappen. Am 2. Juli 2014 war der Zins bei 0.01%. Für 1 Rappen Zins erhalten Banken eine Hunderternote, die 30-mal mehr kostet. Die SNB gehört zu den weltweit schlimmsten Geldschwemmern.
Das scheint mir ja doch von etwas begrenzter Bedeutung zu sein, Notenumlauf macht heutzutage vielleicht noch 10% aus. Nardone spricht sodann von massivem Kapitalimport aus dem Ausland; kann ich mir weniger vorstellen bei typischen Exportjunkies wie CH, D, Japan usw., bei Nettoexporten liegt idR immer ein Nettokapitalabfluss vor. Jedenfalls sind die unverzinslichen Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB mittlerweile auf über 300 Mia angewachsen (wegen den Devisenstützungskäufen), es passiert also gar nichts mit dem Geld, es bleibt einfach parkiert, und wird sich nicht gross ändern solange keine Negativstrafzinsen dafür berechnet werden.
Ein andere Alternative hatte die SNB wirklich nicht, wenn man keine Massenarbeitslosigkeit in der Exportbranche verursachen will, wie es teilweise in den 90ern durch die damals monetaristische SNB Politik geschehen war.
Yup, Handelsbilanzüberschuss ist gleichbedeutend mit Kapitalexport.
Aber das mit der SNB / Euro-Untergrenze halte ich je länger desto mehr für eine Urban Legend, ein Gerücht mit wenig realer Basis. Exportsaldo in Mrd CHF, jeweils Q1-Q4 plus der Jahressaldo:
2010: 5,3, 4,5, 4,8, 5,0, total 19,5
2011: 5,1, 6,4, 5,1, 6,9, total 23,5
2012: 5,5, 6,0, 6,1, 6,3, total 23,8
2013: 5,7, 6,5, 6,9, 4,8, total 23,6
Wäre die Situation tatsächlich so dramatisch gewesen, so hätte sich dies (wegen tatsächlich stornierten Aufträgen) trotz Untergrenze in den Q4-Zahlen zeigen müssen. Und die folgenden Quartale und Jahre beweisen, dass der aktuelle Kurs alles andere als problematisch ist, ganz im Gegenteil. Kommt hinzu, dass die SNB noch nicht mal zu versuchen scheint, die Bilanz wieder in vernünftige Grössenordnungen zurückzufahren, das macht aus meiner (zugegebenermassen subjektiven, beschränkten und CH-zentrischen) Sicht ganz einfach keinen Sinn.
…in Zeiten, wo beinahe jeder erdenkliche „Preis“ manipuliert wird (Libor, Goldpreis, Währungen etc.) nimmt man die Inflationsstatistik einfach so hin, ohne zu Hinterfragen. Aus meiner Sicht ist die Inflationsmessung der am meisten manipulierte „Preis“ überhaupt. Guckt doch mal nach, wie die USA (nicht nur die USA) die Teuerung messen…. Das kann ja nie stimmen…
Natürlich stimmen diese Zahlen nicht, aber es tut vielen gut darüber zu lamentieren.
Sic!
Inflation ist ja an sich nicht tragisch; um den Umverteilungswirkungen zu entgehen muss man einfach so viel wie möglich konsumieren und nicht unnötig sparen, das wird später nämlich sowieso nur vom Pflegeheim weggefressen. Da ja das Geld neutral ist entstehen ansonsten nur Schuhsolen- und Speisekartenkosten.
Bravo, sehr nachhaltig!
Leute wie Sie braucht die Fed. Am besten noch standartiesierte Löhne damit sich die sich Entwicklung besser messen lässt-bei den Einkaufskörben ist es ja soweit. Alles Standard. Schweinesteak ist Schweinesteak, Apfel ist Apfel. Produktionsmethoden und Herkunft spielen keine Rolle einzige der Preis als Messwert. Der Bauer der es besser machen will (wollte) muss halt schauen wo er bleibt..
Für Massenhaltung, Soziale Standards, Lebensmittelsicherheit und Ressourcen ist ja noch Platz in der Sonntasgpresse.
Mc Donalds, Unilever und co haben die Themen doch auch im Griff! Also bitte!
En Guete!
Für einen schuldenfinanzierten Konsumstaat – wie etwa die USA oder die meisten Euroländer – ist eine Inflationsrate von 2 – 2.5% bei null Zinsen ideal. Das vermindert den Anstieg der Neuverschuldung spürbar – während die Sparer dafür aufkommen. Trotzdem ist der Leidensdruck auf diesem Inflationsniveau zu gering, als dass sich irgend jemand ernsthaft beschweren würde. Schon fast diabolisch genial macht das die Schweiz: Bei uns wird der Warenkorb zur Berechnung des Landesindex der Konsumentenpreise jährlich neu zusammengestellt. Und zwar so, dass die offiziell ausgewiesene Teuerung den mathematisch tiefstmöglichen Wert erreicht. Bei null Zinsen zahlt also de facto der Sparer und Rentner den Staatsschuldenzuwachs. Geht gar nicht anders, da wir als Nicht-Euroland trotzdem die Eurokopplung zum Kurs von 1.2 haben.
@Sacha Meier:
– „Bei null Zinsen zahlt also de facto der Sparer und Rentner den Staatsschuldenzuwachs“
Der Sparer und Rentner zahlt das nicht, er ist der Gläubiger …
„Der Sparer und Rentner zahlt das nicht, er ist der Gläubiger “
Lesen Sie den Kommentar von Sacha Meier etwas genauer: “ Inflationsrate von 2 – 2.5% bei null Zinsen“, damit hat der Sparer einen realen Vermögensverlust oder anders formuliert, er zahlt.
@Johnny Smith:
– „damit hat der Sparer einen realen Vermögensverlust“
Nein, er hat einen Vermögenszuwachs.
@Sache Meier meint, dass bei Null-Zinsen und relative Inflation Sparer und Rentner den Staatsschuldenzuwachs bezahlen, aber das ist falsch, es ist nicht eine Bezahlung, sondern eine Finanzierung, Staatsschulden haben schliesslich auch Gläubiger, das könnten private Menschen oder auch Institutionen wie private Renten-Versicherungen sein.
ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG
System-Restart wegen übermässiger Spitzfindigkeit !!!!
ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG
Ach Nardone,nach Ihnen ergibt also Inflation von 2-2.5% und 0% Zinsen für den Sparer und Gläubiger einen Vermögenszuwachs. Ihre Erkenntnisse sind nobelpreiswürdig.
„Bei null Zinsen zahlt also de facto der Sparer und Rentner den Staatsschuldenzuwachs.“
Ja, und im Target 2 System der Europäer haben nun die Gläubiger-Staaten begonnen den Schuldenstaaten Geld zu „schenken“, wobei so das Negativ -Saldo der PIGS Staaten auf Kosten z.B. Deutschlands abgebaut wird.
Negativzinsen setzen die Banken Kerneuropas unter Druck, ihr Geld wird in die Peripherie umgeschichtet um so dort Investitionen und Kreditvergabe anzukurbeln. In Extremis können die milliardenschweren Zahlungsbilanzungleichgewichte (Target-2) damit sogar auf null gebracht werden“
Ein gefundenes Fressen für Gewinnler über die Schweizer Lethargisten. Obwohl der CHF immer stärker (sämtliche Ware längstens auf billiger machen müsste, insbesondere Benzin), wird hierzulande selten echt was günstiger > sodass ES der Masse dienlich. Mehr Dollars heisst nicht „auch teurer nun im Lande Schweiz“ > sondern zumindest mal gleichbleibend, da in der Zwischenzeit der U$ um Etliches fiel…
Der Benzinpreis an der Zapfsäule besteht aus 60-70% aus Steuern, Abgaben, etc. Kerosin ist im Wesentlichen das selbe wie Benzin, bloss ohne ebendiese Abgaben. Zusätzlich müssen die Kosten für Transport, Lagerung, Raffinierung, etc, berücksichtigt werden, diese sind weitgehend statisch. Wenn Sie rein den wechselkurs-bereinigten Kostenanteil des Rohöls am Benzin(Kerosin) betrachten, so schlagen Preisschwankungen ziemlich 1:1 auf den Preis an der Zapfsäule durch.
Vergleichen Sie die Preise für weitgehend unveränderte Güter vor 20 Jahren mit denen von heute, bspw Haushaltsgeräte – Sie werden Bauklötze staunen!
Auch wenn da noch andere Faktoren mit hineinspielen mögen, in vielen Bereichen herrscht seit langem Deflation, aber weil gleichzeitig die Ansprüche steigen (weshalb auch immer) steigen die Preise trotzdem bzw. sinken sie weniger stark als bei unveränderten Produkten. Deshalb eignen sich Haushaltgeräte als Beispiel, in sehr vielen Fällen sind nur noch marginale Verbesserungen möglich.
Guter Bericht. Ich würde nur noisy in diesem Fall nicht mit lärmig, sondern mit rauschen übersetzen..
Der Konsument in den USA muss sich nicht vor einer zunehmenden Teuerung fürchten, diese ist nämlich schon längst da: laut Bureau of Labor Statistics sind die Preise für Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier in den USA im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent gestiegen.
Na ja, dafür können sie ihre günstigen I-pads auf die Speisekarte setzen. 😉
Langfristig wird es eine erhöhte Inflation geben. Für die Schuldner gut, für die kleinen Sparer schlecht….
Ich sehe es auch so, aber wie sie sagen ,langfristig, sehr langfristig , sehr sehr langfristig
@Wave Dancer: Ja aber wenn es für den Schuldner gut ist, dann ist es logischerweise auch für den Gläubiger gut bzw. eben Sparer!
???
„für den Schuldner gut ist, dann ist es logischerweise auch für den Gläubiger“
Also, entweder nehmen Sie an, dass die Inflation sich zum Zinsniveau relativ erhöht, dann sehe ich das wie Wave Dancer, oder dass sich die Inflation relativ zum Zinsniveau eher senkt, dann ist das umgekehrte der Fall sprich positiv für Sparer und negativ für Schuldner. Aber was Sie hier dozieren???
@Johnny Smith:
– „positiv für Sparer und negativ für Schuldner“
Nur eine Deflation kann gut für Sparer und schlecht für Schuldner werden, nie eine Inflation in welchem Verhältnis auch immer zu welchen Zinsen. Aber Sie dürfen das ja nicht sagen, ansonsten das wunderbare Konzept der ‚Kaufkraft des Geldes‘ auseinanderfällt.
Mir ging es um grundsätzliches Verständnis zwischen der Beziehung von Geld-Schulden und Geld-Sparvermögen und um damit eine generelle Diskussion betr. Inflation innerhalb eines grösseren wirtsch. Zusammenhangs anzuwerfen.
Bei Ihrer Antwort sowie @Wave Dancer’s Argumentation hingegen geht es nur um die ‚Kaufkraft‘ des Geldes was volkswirtsch. nicht relevant ist; denn wenn A gewinnt verliert B, gewinnt aber B dann verliert dabei aber A; summa summarum ist der Saldo aber immer Null.
Inflation ist aber ein volkswirtsch. Werkzeug, und dabei ist ihr Ziel nicht das A auf Kosten von B gewinnt oder umgekehrt, sondern es geht um eine win-win-Situation zu schaffen, eine allgemeine Voraussetzungen zu schaffen, dass was ‚für den Schuldner gut ist‘, dass er nämlich hoffentlich die Schulden auch bedienen kann, offensichtlich auch den Gläubiger davon profitiert lässt.
Und ganz abgesehen davon wird bei Inflation nur das angesparte Geld ‚entwertet‘, die aktuellen Löhne werden aber aufgewertet, ja logisch, denn volkswirtsch. gesehen bestimmen Lohnkosten die Preise, und dann rechne man noch die Guthabenzinsen dazu und man frage sich, wo liegt hier eigentlich ein Verlust? Nun, Rentner müssten bei Inflation tatsächlich was abschreiben, aber auch nur wenn diese in der Vergangenheit Geld gespart haben, man kann auch in Sachkapitalien sparen.
@Nardone
Sie haben geschrieben, dass eine Konstellation XY sowohl für den Schuldner als auch für den Sparer gut (vorteilhaft) ist. Da die beiden gegenteilige Interessen haben, ist das ein Widerspruch in sich (fehlerhafte Logik), und darauf hat Johnny (so wie ich ihn verstehe) richtigerweise hingewiesen. Völlig unabhängig von Markt- oder irgendwelchen anderen Philosophien.
Sagt der Autodieb zum Eigentümer des Autos:
„Ich stehle dir jetzt dein Auto. Es ist nicht das Ziel, dass ich auf Kosten von dir gewinne, sondern es geht darum eine win-win-Situation zu schaffen, eine allgemeine Voraussetzungen zu schaffen, dass was ‘für den Autodieb gut ist’, dass er nämlich hoffentlich das Auto später zurückgeben kann, offensichtlich auch den Autobesitzer davon profitiert lässt.“
@johnny smith
Der Autobesitzer kann sein Auto besitzen, ohne dass es Autodiebe gibt, der Sparer aber, der braucht einen Schuldner, damit er sparen kann.
Sparer und Schuldner sitzen zwar am „anderen Ende eines Trades“, haben aber dennoch nicht unbedingt unterschiedliche Interessen: Sind die Zinsen zu hoch, kann sich der Sparer nicht wirklich freuen, weil er verliert sein Geld, da sein Schuldner pleite geht.
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@ Anh Toan
Sie haben recht, wenn Sie auf die Schwäche obiger ‚Analogie‘ hinweisen. Natürlich ist der Zins bzw. die Realverzinsung, um die es geht, nicht gleichzusetzen mit Besitz, sondern höchstens mit einem immer grösser werdenden Bruchteil des Besitzes. Aber ich konnte es mir nicht verkneifen…
Es ging mit der Analogie nur darum aufzuzeigen, wie idiotisch die Argumenation von Nardone ist. Hoher Realzins ist nun mal gut für Sparer/Gläubiger, stark negativer Realzins für Schuldner. Erst wenn man über die Grenzen der Abmachungen hinausgeht (der Schuldner geht pleite), kann es uU. zu einer Win-Win-Situation kommen, davor sind in 99% (behaften Sie mich nicht auf diese Zahl) der Fälle wie @urs lehmann richtigerweise hingewiesen hat, die Interessen gegenläufig. Und das war ja vermutlich auch die Aussage am Anfang von @Wave Dancer.
Lesen Sie mal dazu Nardones Kommentar weiter unten um 2. Juli 2014 um 19:17. Dort kommt er zum Schluss, dass negative Realverzinsung („Inflationsrate von 2 – 2.5% bei null Zinsen“) dem Sparer einen „Vermögenszuwachs“ beschert, wahrlich nobelpreiswürdig.
@Johnny Smith:
Dem Sparer wird bei Inflation nichts gestohlen solange er gar kein Geld spart und damit hat Ihr Vergleich mit dem Autodiebstahl was genau damit zu tun? Ach ja, Inflation betrachten Sie als Diebstahl, dann würde ich aber gerne von Ihnen wissen, was Sie denn vom Gegenteil von Inflation, nämlich Deflation halten? Ist das hingegen eine gute Sache? Deflation erhöht ja die Kaufkraft von Geld und ist somit äusserst gut für den Geldsparer, also geben Sie mir hier eine Antwort bitte.
@urs lehmann
– „die beiden gegenteilige Interessen haben“
Der Geldsparer braucht aber einen Schuldner, denn wer sonst sollte ihm dann die Zinsen zahlen? Zahlt die Bank die Zinsen? Druckt sie dieses Geld einfach selbst oder nimmt sie es von anderen Konten weg? Und der Schuldner braucht ja wohl einen Sparer, er braucht ja Geld das er selbst nicht besitzt um in sein Unternehmen z.B. zu investieren. Also das einzige gegenteilige Interesse die Sparer & Schuldner haben könnten liegt wohl bei der Höhe der Zinsen, doch irgendwo werden sie sich wohl treffen.
Genauso wie zwischen einem Verkäufer und einem Käufer, die haben auch gegenteilige Interessen; der Käufer möchte so wenig wie möglich bezahlen und der Verkäufer möchte so viel wie möglich kassieren und ein solcher Trade wird wohl nur dann stattfinden, wenn beide das ‚Gefühl‘ haben, dabei zu profitieren.
Hier eine Denkaufgabe für Sie: Nehmen wir z.B. den Verkauf einer Armbanduhr bei der sich Käufer & Verkäufer auf den Preis Fr. 100.– geinigt haben. Für den Verkäufer sind die Fr. 100 mehr Wert als die Uhr selbst oder zumindest will er das immer möglichst dabei erreichen, ansonsten erzielte er ja keinen Mehrwert bzw. Gewinn, für den Käufer aber gilt das Umgekehrte, die Uhr ist für ihn mehr Wert als seine Fr. 100 die er für sie ausgibt, ansonsten könnte er auch kein Mehrwert erzielen und ein Trade würde nicht stattfinden.
Aber da liegt doch ein Widerspruch?
Dasselbe im Arbeitsmarkt; für den Arbeitgeber ist der Lohn den er dem Angestellten zahlt weniger wert als seine Leistung die er dem Arbeitgeber verkauft, für den Arbeitnehmer ist aber der Lohn mehr Wert als seine Leistung die er dem Arbeitgeber zur Verfügung stellt.
Schon wieder ein Widerspruch?
Es scheint so als hätten Sie hier einen regelrechten Sparwahn in Gang gesetzt.
G. Nardone spricht einige nahezu universelle, und keineswegs „idiotische“ und auch überhaupt nicht „unlogische“ Prinzipien an. Hier mal eine andere Analogie:
– Ohne Salz können wir nicht leben, zuviel davon ist trotzdem tödlich.
– Es gibt einen klar definierten ‚idealen Level‘ für den Salzgehalt, Schwankungen sind aber unvermeidlich.
– Ein ‚Spike‘ (einseitiges Nullsummenspiel) kann einen kurzfristigen Kick bringen, zerstört aber langfristig das System.
Was nützt ein einseitiger Gläubigerschutz (Privatisierung des Salzmonopols) den Rentiers und Rentnern, wenn dafür die Gesellschaft vor die Hunde geht? Die „Haves“ hoffen natürlich, dass in dem Fall nur die letzten von selbigen Hunden gebissen werden und sie mit Ihrem Salz schon irgendwo auf einer Pazifikinsel hocken, wenn die bloss bis dahin nicht im (mittlerweile verdünnten) Salzwasser untergetaucht sind.
„das einzige gegenteilige Interesse die Sparer & Schuldner haben könnten liegt wohl bei der Höhe der Zinsen“
Zwar nicht das einzige, aber idR das zentrale. Offensichtlich stimmen Sie mir zu.
Korrekt, Käufer/Verkäufer befinden sich in einer sehr ähnlichen (der selben?) Konstellation.
Subjektive Massstäbe/Wertschätzungen sind genau das: subjektiv. Äusserst naheliegend dass die differieren, kaum überraschend dass sie einander allenfalls widersprechen.
@urs lehmann:
– „Offensichtlich stimmen Sie mir zu.“
Ja natürlich stimme ich Ihnen zu, aber was ich zusätzlich anmerken wollte, ist dass beide Gläubiger/Schuldner sowie Käufer/Verkäufer und auch Arbeitgeber/Arbeitnehmer sich BEDINGEN. Ein Gläubiger braucht nun mal einen Schuldner, ansonsten ist er von der Definition her kein Gläubiger. Ein potenzieller Gläubiger will doch sein Geld vermehren, da er offensichtlich selbst nicht weiss wie das gehen soll oder dafür zu faul ist, leiht er jemanden das Geld das dazu in der Lage sein soll. Also obwohl die Interessen von Gläubiger & Schuldner gegenläufig sind was vor allem nur die Höhe der Zinsen betrifft, gegen sie sich nicht aus dem Weg, im Gegenteil, sie MÜSSEN zusammen einen Deal verhandeln. Der Verkäufer muss verkaufen und der Käufer muss kaufen. Der Arbeitgeber braucht Arbeiter, ansonsten kann er ja alle Arbeit selbst tun, und die Arbeitnehmer brauchen dringenst einen Arbeitsplatz.
– „Subjektive Massstäbe/Wertschätzungen sind genau das: subjektiv. Äusserst naheliegend dass die differieren, kaum überraschend dass sie einander allenfalls widersprechen.“
Diese subj. Massstäbe differieren in meinem Beispiel eines Kaufs einer Uhr, aber die Uhr hat den Preis von Fr. 100.–, das ist doch ihr objektiver Wert? Aber offensichtlich nicht für den Käufer und auch nicht für den Verkäufer, denn nochmals, für den Verkäufer sind die Fr. 100 mehr wert als er selbst für die Uhr bezahlt hat und für den Käufer ist es gerade umgekehrt, wer hat nun Recht? Wer gewinnt und wer verliert? Tja eigentlich objektiv & rational betrachtet gewinnt nur der Verkäufer natürlich, denn er hat in der Regel weniger für die Uhr hingeblättert und eine Marge darauf kalkuliert, also ist der End-Käufer immer der Depp, weil er am Ende immer den Kürzeren zieht? Welches ist der objektive Wert der Uhr? … ich vermute, dass Sie meine Denkaufgabe noch nicht gelöst haben, Sie müssen möglicherweise noch nachsitzen …
@urs lehmann: Nachtrag:
Und somit sehen Sie, dass der Gläubiger und der Schuldner nebst gegenteiligem Interesse eben auch gleichzeitig ein gleiches Interesse verfolgen! Der Gläubiger braucht jemand der sein gespartes Geld vermehrt, weil er es selbst nicht kann oder z.B. einfach lieber in der Sonne liegen möchte und ein potenzieller Schuldner hat die Möglichkeit, Fähigkeit, Kompetenzen und Ideen wie man ‚Geld vermehrt‘, hat aber selbst nicht genügend Geld um in solch ein Unternehmen zu investieren. Von diesem Umstand werden beide zueinander angezogen, die Höhe des zu vereinbarenden Zinses stosst sie aber gleichzeitig auseinander.
So, und da haben wir einen Widerspruch … sie haben ein gegenteiliges Interesse und gleichzeitig ein gleiches Interesse, und dieses gemeinsame Interesse bindet sie zuerst einmal überhaupt zueinander und wenn der Schuldner unter Druck gerät, wird das der Gläubiger auch zu spüren bekommen, der Erfolg und die Sicherheit der Investition bzw. des Geld-Verleihs des Gläubigers ist mit dem Erfolg und Schicksal des Unternehmens des Schuldnders gebunden. Es ist also im Intersse des Gläubigers, dass die allg. wirtsch. Voraussetzungen für das gute Gelingen dieses Unternehmens so gut wie möglich sind. Und Inflation spielt hierbei eine wichtige volkswirtsch. Rolle, und um genau dieses Thema geht es mir, die Perspekte in Bezug zu Inflation zu erweitern.
„ich vermute, dass Sie meine Denkaufgabe noch nicht gelöst haben, Sie müssen möglicherweise noch nachsitzen …“
Vielleicht.
Vielleicht habe ich auch keine Lust, mit Ihnen hier über Offensichtliches wie Antonyme zu diskutieren, Sie auf Oxymora aufmerksam zu machen oder auf anderweitige im Grunde offensichtliche Logikfehler, oder Ihre wahrscheinlich rhetorisch gemeinten Fragen über im Bedarfsfall problemlos zu er-googel-nde Semantik zu beantworten.
@urs lehmann:
– „Vielleicht habe ich auch keine Lust, … auf anderweitige im Grunde offensichtliche Logikfehler … aufmerksam zu machen“
Sie haben also keine Lust meine ‚offensichtlichen‘ Logikfehler aufzudecken, hingegen aber haben Sie genügend Lust zu verkünden, dass ich ‚offensichtliche‘ Logikfehler begangen habe … wo bleibt der Inhalt?
Ach Nardone, Ihre Logikfehler sind so offensichtlich und in diesem Blog schon fast legendär. Sie begreifen offensichtlich nicht mal ansatzweise was Inflation ist: G. Nardone, behauptet am 2. Juli 2014 um 19:17: Mit negativem Realzins hat der Sparer/Gläubiger einen Vermögenszuwachs. Brilliant!!!!
Dafür bringt es Nardone problemlos fertig, unbewiesene Behauptungen in die Welt zu setzen (was wir hier zwar gelegentlich alle machen), allerdings Behauptungen mit einer prahllerischen Selbstsicherheit ohne Zweifel, notabene zu einem Thema, das er wie oben bewiesen nicht mal in den einfachsteen Ansätzen begriffen hat oder vermutlich nicht begreifen will, solange es nicht sein Weltbild bestätigt: Nardone am 2. Juli 2014 um 21:15: „Inflation wird längerfristig von Lohnstückkosten (Löhne im Verhältnis zur Produktivität) bestimmt und somit kann man sagen, dass Löhne die Inflation antreibt und es hiermit auf Löhne keine Verluste gibt, ganz im Gegenteil“
Nardone, studieren Sie zuerst bevor Sie schreiben, oder dann bringen Sie mal ein paar Links, welche Ihre grossartigen Erkenntnisse belegen würden. Es ist nirgends belegt, ob Inflation bzw. Lohnentwicklung laggen oder leaden oder coincidieren. Ich hätte Ihnen dazu einen Tipp, wo SIE vielleicht etwas Nachhilfeunterricht erhalten würden: http://mikeashton.wordpress.com/
@Johnny Smith: Und Sie sind hier legendär in Sachen ‘aus dem Zusammenhang reissen’.
Was Inflation betrifft: Wo ist der Beweis, dass Inflation alleine von Zentralbanken verursacht wird?
Korralation zwischen Lohnstückkosten- und Preis-Entwicklung:
http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/120807_flassbeck.jpg
http://www.timepatternanalysis.de/Blog/wp-content/uploads/2011/11/Clipboard024.gif
http://www.nachdenkseiten.de/?p=14074
http://www.flassbeck-economics.de/wp-content/uploads/2013/03/2013_03_19-Lohnpolitik-1-FS-LStK-und-Inflation-in-Deutschland.gif
http://www.flassbeck-economics.de/zur-lohnrunde-2013-teil-1/
http://www.diekriseverstehen.net/C1_grafik_Lohnstueckkosten_preise.png
http://acemaxx-analytics-dispinar.blogspot.ch/2012/07/euro-rettung-wie.html
http://redaktion.boerse-go.de/cms/gallery/0000038878.jpg
http://economistsview.typepad.com/timduy/2014/06/inflation-hysteria.html
@Nardone
Ein paar interessante Artikel.
Jedoch ist es heikel, und manchmal irreführend, diese einfach so für bare Münze zu nehmen. Bspw die Doppelgrafik von boerse-go.de (der 2.letzte), in beiden Teilen soll die blaue Kurve die YoY Core Inflation darstellen, aber die Kurven sind so unterschiedlich dass (mindestens) eine mit Sicherheit falsch ist.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass der eine vom anderen weitgehend abschreibt, womit sich Fehler (wie der obige) fortpflanzen können. Die Mechanismen wären was ähnliches wie diejenigen bei der Verbreitung einer Urban Legend.
Wieso „für die kleinen Sparer schlecht“? Eine erhöhte Inflation bedeutet höhere Einkommen. So viel kann der „kleine Sparer“ bei seinem Ersparten nicht verlieren, wie er beim Einkommen hinzugewinnen kann. Deswegen ist er ja der „kleine Sparer“. Als Arbeitnehmer darauf zu hoffen, über Sparen zu gewinnen, ist ein absurdes Unterfangen. Es sei denn, Millionäre zählen neuerdings zu den „kleinen Sparern“.