Was Obama von Hitler lernen könnte

Vernachlässigte Infrastruktur und verärgerte Bürger: Transitarbeiter demonstrieren vor dem Weissen Haus in Washington für eine Verbesserung der Highways (20. Mai 2014). (AFP/ Mark Wilson)
Provokativer Titel, nicht wahr?
Ähnlich provokativ klingt der Titel einer Studie, die die beiden Ökonomen Nico Voigtlaender (UCLA) und Hans-Joachim Voth (Universität Zürich) kürzlich publiziert haben: Highway to Hitler (das Papier ist in der Reihe des National Bureau of Economic Research erschienen und hier abrufbar).
Die beiden gehen darin der These nach, ob eine Regierung mit massiven staatlichen Infrastrukturinvestitionen die «Herzen der Bürger» gewinnen und so in den nächsten Wahlen an Stimmen zulegen kann.
Am Beispiel Deutschlands in den frühen Dreissigerjahren haben sie ein nahezu perfektes Untersuchungsfeld gefunden. Schon bald nach seiner Ernennung zum Reichskanzler Ende Januar 1933 startete Hitler das gigantische Projekt, ganz Deutschland mit einem Netz von Autobahnen zu erschliessen.
Elf Tage nach seiner Amtsübernahme gelobte Hitler in Berlin, er wolle das deutsche Volk «motorisieren». Im September 1933 setzte er den Spatenstich für das erste Stück Autobahn. Propagandaminister Goebbels sorgte dafür, dass an 22 Orten gleichzeitig, im ganzen Land verteilt, mit dem Bau von Autobahnen begonnen wurde. Die Einwohner Deutschlands sollten sehen: Die neue Regierung meint es ernst mit ihrem Versprechen.
Wie wirkte sich dieses nationale Bauprojekt auf die Stimmung in der Bevölkerung aus?
Voigtlaender und Voth untersuchen diesen Effekt an den Stimmen, die zwischen März 1933 und August 1934 in Wahlen und Plebisziten für respektive gegen die NSDAP abgegeben wurden:
- Am 5. März 1933 fanden die letzten einigermassen freien Wahlen in Deutschland statt (die NSDAP erhielt 44 Prozent der Stimmen).
- Am 12. November 1933 fanden wieder Wahlen statt; diesmal war allerdings die NSDAP die einzige zugelassene Partei, und in den Wahllokalen kam es zu massiven Einschüchterungen der Wähler durch die Schergen der Sturmabteilung (SA). 90 Prozent der Stimmen gingen an die NSDAP.
- Am 19. August 1934 schliesslich, kurz nach dem Tod von Reichspräsident Hindenburg, fand ein Plebiszit statt mit dem Vorschlag, das Amt des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers zusammenzulegen und dem Führer zu übertragen. 89,9 Prozent stimmten dafür; Hitler wurde mit absoluter Macht ausgestattet.
So viel zur zeitlichen Abfolge. Genau während dieses Zeitfensters, zwischen März 1933 und August 1934, startete der Bau des Autobahnnetzes. In 131 Gemeinden im ganzen Land verteilt waren bis Mitte 1934 Strassenabschnitte im Bau.
So sah das deutsche Autobahnnetz bereits im Jahr 1934 aus (Quelle: Voigtlaender/Voth):

Die schwarzen Segmente zeigen Autobahn-Projekte, die 1934 bereits im Bau standen. Die weissen Segmente sind Projekte, die bereits geplant und bewilligt waren. Die gestrichelten Linien zeigen Projekte, die geplant aber noch nicht bewilligt waren.
Voigtlaender und Voth haben nun ergründet, ob sich ein direkter Zusammenhang zwischen den Autobahn-Bauprojekten und der Popularität der NSDAP ermitteln lässt.
Zu diesem Zweck haben sie untersucht, wie sich zwischen November 1933 und August 1934 (als der Autobahnbau in grossem Stil im Gang war) die Nein-Stimmen gegen die NSDAP entwickelt haben.
Die Resultate in der Analyse von Voigtlaender und Voth sind erstaunlich klar: In Gemeinden, in denen ein Autobahnabschnitt bereits im Bau oder in Planung war, erzielte die NSDAP zwischen November 1933 und August 1934 einen signifikanten Zuwachs an Stimmen (respektive eine signifikante Abnahme an Nein-Stimmen). In Gemeinden, die vom Autobahnnetz nicht berücksichtigt wurden, war die Veränderung im Stimmengewicht deutlich weniger gross.
Auf den ersten Blick mag das wenig überraschend erscheinen. Schliesslich, so die weitverbreitete Annahme, führte der Autobahnbau zu einem robusten Wirtschaftsaufschwung im Land. Doch wie der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl bereits 1998 nachgewiesen hat, hatte der Autobahnbau direkt wenig Einfluss auf die Konjunktur in Deutschland. Zum Höhepunkt der Bautätigkeit waren im Autobahnbau etwa 125’000 Personen angestellt, und auch der Einfluss der Autobahnen auf die Produktivität der deutschen Wirtschaft war in den ersten Jahren bescheiden.
Voigtlaender und Voth argumentieren, es seien nicht die harten wirtschaftlichen Faktoren gewesen, mit denen der Autobahnbau die Popularität der NSDAP erhöhte, sondern weiche Signalfaktoren: Die zahlreichen Baustellen im Land zeigten den Wählern, dass mit der NSDAP nach Jahren der Depression und der politischen Blockade endlich wieder eine Partei an der Macht ist, die ihren Job macht und ihre Versprechen einhält.
Und was, fragen Sie sich, haben die ersten Amtsjahre des psychopathischen Massenmörders Hitler mit Barack Obama zu tun?
Nun, im Winter 2008/09, als die Weltwirtschaft in eine Depression abglitt, hatte der soeben vereidigte Präsident der USA die historisch fast einmalige Gelegenheit, die Mittel für ein gewaltiges staatliches Stimulusprogramm ausgeben zu können. 787 Milliarden Dollar hatte der Kongress bewilligt.
Doch was tat Obama damit? Er versenkte die Mittel in allerlei obskure Projekte, nur nicht dort, wo es sein Land bitter nötig gehabt und wo die Regierung im Volk wohl auch den grössten positiven Effekt geschaffen hätte: in der öffentlichen Infrastruktur. Die Flughäfen, Strassen, Brücken und Bahnlinien in den USA sind in einem erbärmlichen Zustand.
Hier eine detaillierte Zusammenstellung der «New York Times», in welche Projekte die 787 Milliarden Dollar geflossen sind.
Das Regime in Peking, übrigens, hatte die Lektionen aus der Geschichte weit besser gelernt: Das chinesische Stimulusprogramm im Umfang von rund 600 Milliarden Dollar floss in überaus sichtbare Projekte wie Hochgeschwindigkeits-Bahnlinien, Flughäfen und U-Bahnen. Peking wusste, welches Signal in der Bevölkerung ankommen sollte: Die Parteifunktionäre tun ihren Job.
Zum Schluss noch einige Links in eigener Sache:
- Nach der beliebten Serie über die Altmeister der Ökonomie haben wir auf der FuW-Redaktion eine neue Serie gestartet, die berühmte Theoreme aus der Ökonomie erklärt, ihre Entstehung dokumentiert und ihre Gültigkeit in der heutigen Welt zu ergründen versucht. Bereits erschienen sind je eine Abhandlung meines Redaktionskollegen Andreas Neinhaus über die Taylor-Regel und über das Okunsche Gesetz. Viele weitere werden noch folgen.
- Hier ein Interview mit dem früheren Präsidenten der EU-Kommission und Ministerpräsidenten Italiens, Romano Prodi, das mein Kollege Alexander Trentin geführt hat. Prodi ist erfrischend offen, wenn er über die «dummen» Maastricht-Kriterien sowie über die Frage spricht, weshalb einzig in Deutschland die Euro-skeptischen Parteien kaum Zuspruch finden.
- Hier ein weiteres Interview von Alexander Trentin mit dem Nobelpreisträger Christopher Pissarides, der erläutert, weshalb die Europäische Zentralbank den südlichen Peripherieländern unbedingt mehr Liquidität zur Verfügung stellen sollte.
- Und wer sich schon immer gefragt hat, wie die US-Notenbank eigentlich funktioniert, findet hier eine Einführung meiner Redaktionskollegin Tina Haldner.
46 Kommentare zu «Was Obama von Hitler lernen könnte»
Unter Hitler handelte es sich um geldschöpfungsfinanzierte Staatsausgaben, und nicht um deficit spending. Bei hoher Arbeitslosigkeit führen geldschöpfungsfinanzierte Staatsausgaben zur Vollbeschäftigung. Dies jedoch unter marktwirtschaftlichen Bedingungen idR auf Kosten von Inflation sodass die private Nachfrage real zusammenbricht und der Staat sich mithilfe der Inflation bzw Kaufkraftverlust des Privatsektors einen zusätzlichen Teil des Sozialprodukts unter den Nagel reisst.
Das Nachziehen der Löhne und Zinsen zwecks Inflationsausgleich wird aber in einem totalitären System unterbunden, weil die Gewerkschaften zerschlagen werden und ein genereller Preis- und Lohnstopp bzw. staatlich kontrollierte Löhne und Preise sowie ein regulierter Aussenhandel bestehen.
Der Vergleich mit Hitler ist also sehr weit hergeholt.
Die Menschen erwarten Lösungen von der Politik, aber unsere westlichen Regierungen haben gar nicht mehr das Potential für solcherart grosse Würfe. Viele regulatorische Fähigkeiten gingen verloren, zum Beispiel durch Privatisierungen der vergangenen Jahre. Es war doch der Wille von Politikern wie Thatcher, Ronald Reagan, bis zuletzt hin zu Gerhard Schröder, dass die Privatwirtschaft dieses Potential übernehme, auch die Wähler stimmten immer wieder für Liberalisierung und zugunsten Machtkonzentration in privaten Händen. Und nun sollen Staatschefs plötzlich regulieren können wie ein Diktator, wohl kein Zufall dass nun ausgerechnet Adolf als Beispiel dienen muss. Wohl auch kein Zufall dass die Wähler in Frankreich bei rechtsradikalen Politikern Zugriff suchen, weil sie spüren dass Politiker wie Hollande nur noch eine Art Kasperle- Figur in einer längst verkauften Welt spielen können. Man spürt förmlich wie die Menschen nun die Flucht in einer Politik suchen die nicht vor Gewalt zurückschrecken. Dumm nur dass die Rattenfänger mit allem Geld längst abgetaucht sind, nachdem die Industrie unter öffentlichem Applaus nach China verhökert wurde.
Inwiefern diese Studie wirklich Hand und Fuss hat, ist aus meiner Sicht schwierig zu beurteilen, denn das Verhalten einer Regierung ist wohl eher eine Reaktion auf ein tieferliegendes Problem als einzig ein eher eindimensionaler Vergleich zwischen zwei geschichtlichen Perioden dies zu belegen vermag.
Das tieferliegende Problem ist allerdings nicht die Depression der 30iger Jahre, sondern welche Umstände dazu führten. In beiden Fällen ging eine Phase eines Kreditbooms voraus, welcher durch die entsprechende Geldpolitik der Zentralbanken erzeugt wurde, wobei die heutige Kreditblase wohl nach zweimaligem Einbruch (2002, 2008) und entsprechender Verschärfung der Massnahmen um mindestens eine Potenz höher liegen dürfte.
In der unausweichlich und aufgrund der Verletzung der Nachhaltigkeit notwendigen Gegenreaktion, in welcher diese Blase eben platzt, entsteht ein Klima, in welchem die Gefahr einer diktatorischen Regierung ungemein höher liegt, obwohl die Blase selber ja genau von der Regierung in der Form von nicht einlösbaren Versprechen auf der Basis einer dauerhaft durch Stimulation florierenden Wirtschaft kreiert wurde, denn die Bevölkerung spürt zunehmend, dass das gegenwärtige System derart verkommen ist, dass einzig ein Systemwechsel eine entsprechende Korrektur zu versprechen scheint. Anstatt man erkennt, dass die zunehmende Machtkonzentration für die Misere zumindest mitverantwortlich ist, wird oft der verfehlte Weg gesucht, eine noch höhere Machtkonzentration als Lösung des Problems zwecks Bekämpfung einer von der Regierung als schuldig deklarierten Zielgruppe (z.B. spezifische Nationalitäten oder Staaten) anzustreben anstatt die entgegengesetzte Logik einer höheren Begrenzung der Macht von Regierungen zu erwägen.
Der Kapitalismus wird sich nie in einer leicht stetig zunehmenden Gerade entwickeln. Die Kurve der wirtschaftlichen Entwicklung wird sich immer auf- und abwärts bewegen, d.h. Blasen entwickeln sich immer oder wir haben eine zentralisierte Planwirtschaft, d à la Gosplan der Sowjetunion, die versucht die Volkswirtschaft zu lenken, selber aber nur einen gewaltigen Schwarzmarkt produziert. In einer komplexen kapitalistischen Wirtschaft wie der unseren, braucht es aber gute Leitinstrumente von seitens der staatlichen Macht, aber diese Inventionen müssen das Wohl der ganzen Bevölkerung im Auge haben und nicht nur der Eliten. Warum ist diese riesige Immobilien-Blase in den USA entstanden. Greenspan Ziel war immer der Wall Street zu gefallen und Bush hat im Gegensatz zu Clinton, der die Steuern erhöhte, die Steuern vor allem für die Reichen gesenkt. Die heutige Krise wird verlängert, weil man die Sanierung für die Überwindung der Krise einseitig dem Mittelstand aufhalst und die Reichen verschont. Es wäre zum Beispiel angesagt, wenn die Regierungen von Süd-Europa eine einmalige Vermögensabgabe von ihren reichen Leuten verlangen würde zugunsten der Verminderung der Staatsschulden. Vergessen wir nicht in den Zeiten vor Einführung des Euros, haben die Reichen durch Abwertungen auch einen Teil ihres Vermögens verloren, in dieser Krise konnten sie dank des Euros ihrer Vermögen besser schützen.
Ich gehe mit Ihnen einig, dass es immer wieder Übertreibungen gibt, weil Menschen (z.B. Banker) immer versuchen werden sich in Anwendung eines fragwürdigen Operationsmodell zu bereichern. Solche Arten von Ponzi Schemes entstanden auch vor der Existenz der heutigen Zentralbanken. Allerdings besteht ein kleiner Unterschied darin, wenn diese Vorgehensweise z.B. von einer oder einen kleinen Anzahl von Firmen, Personen oder Banken angewandt wird, als wenn dies von Regierungen im Besitze das Gewaltmonopols ausgeht, denn einzig solche sind in der Lage, ein solches Ausmass von Ungleichgewichten zu produzieren, während es in einem andern Fall immer wieder zu entsprechenden Bereinigungen kommt.
Wenn eine Regierung Massnahmen, Gesetze erlässt, steht in den meisten Fällen eine Interessengruppe dahinter, welche das Thema bearbeitet und den Verlauf der Argumentation beeinflusst (Themenkontrolle). Diese sogenannten Leitinstrumente werden immer derart verkauft, dass sie anscheinend der Bevölkerung dienen (Wohneigentumsförderung etc.). Massnahmen, welche ein spezifisches Ziel (Umverteilung) und sich nicht einzig auf die Definition gesellschaftlicher Regeln fokussieren, beinhalten meist eine langfristig problematische Entwicklung mit negativen Konsequenzen. Gerade die von Ihnen angesprochene Komplexität der Wirtschaft, resp. Gesellschaft, verunmöglicht es dem Menschen ganz allgemein und in Regierungen spezifisch, diese zu verstehen, wodurch sie sich weniger im Umverteilungskampf einspannen lassen sollten, sondern sich vorzugsweise einzig auf die Festlegung klarer Spielregeln beschränken, wodurch ein grosser Anteil der unproduktiven Bürokratie eliminiert werden könnte.
Eine wirkliche Lösung in Südeuropa besteht in der Abschreibung nicht rückzahlbarer Kredite, alles andere sind Umverteilungsmechanismen, durch welche der an der Entstehung dieser Kredite in keiner Form beteiligte Anteil der Bevölkerung zur Kasse gebeten wird. Es handelt sich um die Umverteilung der Kosten von Risiko vom Risikoträger auf die Allgemeinheit und entspricht legalisiertem Diebstahl, welcher aufgrund der Konditionierung der Gesellschaft heute kaum noch als das ursprüngliche Problem von Vetternwirtschaft und Korruption wahrgenommen wird.
Mit nur 15.3% Investment in Fixed Capital liegen die USA doch einiges unter dem globalen Durchschnitt von 19.4% – woher auch soll das Geld denn kommen – gespart wird zuwenig und die ganzen Hedge Funds etc spekulieren mit ihrem Geld lieber in virtuelle Wettpapiere als in reale Infrastruktur zu investieren…und so werden halt noch viele Brücken zusammenfallen, die Strassen voller Schlaglöcher sein…
@Marcel Senn: Zu wenig gespart? Es wird zu viel gespart und nicht damit investiert. Apple z.B. soll 147 Mia $ BarVermögen auf der hohen Kante haben (Zahl aus 2013), Google und Microsoft haben auch Mia auf der Seite! die sie nicht ausgeben bzw. investieren. In Deutschland siehts genauso aus; Unternehmen sind gesamthaft Netto-Sparer!
Das ist die entscheidende Frage; warum sparen Unternehmen und investieren dieses Geld nicht? Antwort: Offenbar weil diese keine rosigen Rendite-Aussichten sehen aufgrund der allg. schwachen Nachfrage, was wiederum etwas mit den Massen-Einkommen zu tun haben, die in Amerika z.B. dem Produktivitäts-Fortschritt gegenüber seit einigen Jahrzenten stark zurückgeblieben sind.
Die glorreiche polit. Idee den Unternehmen so viel Geld wie möglich zu schenken mittels Unternehmenssteuer-Senkungen sowie Lohnzurückhaltung trotz Produktivitäts-Zuwachs, damit diese dann dieses zusätzliche Geld investieren um die Arbeitslosigkeit zu mindern und das Wachstum anzukurbeln hat nicht funktioniert. Nur über eine Schuldenblase, die dann in die Finanzkrise mündete, konnte diese Politik über die Jahrzehnte getragen werden. Wenn Produktivitäts-Zuwächse nicht gleichermassen auf die Löhne verteilt werden, dann können nur zusätzliche Schulden diesen Produktivitäts-Zuwachs absorbieren um damit den Unternehmen das zusätzliche Geld in die Kassen zu spülen.
Den hohen Schulden wo immer auf der Welt stehen exakt gleiche hohe Geld-Spar-Vermögen gegenüber, die nicht produktiv angelegt sind, sie sind blockiert sozusagen; einerseits eben wegen einer allg. negativen Erwartung seitens der Lohn-Bezüger, andererseits blockieren sich die Länder in der globalen Wirtschaft gegenseitig mittels Lohn-Zurückhaltung oder Lohn-Dumping um damit wettbewerbsfähiger zu werden, nur kann diese Gleichung nicht aufgehen und der Merkel ist dies noch nicht aufgefallen.
@ Nardone: Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen was den Grund angeht wieso nicht investiert wird (fehlende Nachfrage wegen inflationsbereinigt sinkenden Reallöhnen). Der Grund dafür, wieso Reallöhne sinken, ist die relative Verteuerung der Energie, spezifisch des Erdöls. Und das wiederum hat zu tun mit den sinkenden Reserven, der sinkenden EROEI der verbleibenden Reserven, der gleichzeitig zunehmenden Weltbevölkerung, und der Tatsache, dass ehemalige Zweit- und Drittweltländer nun zumindest in urbanen Zonen Erstweltländer geworden sind (Indien, China, Russland, Südamerika). Alle diese Länder sind nun auch Konsumenten von Erdöl, und zwar in industriellen Mengen.
In einer Wirtschaft ohne finanzielle Manipulation durch Regierungen und Zentralbanken kommt es bei sinkender Nachfrage automatisch zu Liquidation. Jene Firmen, welche im Sektor der sinkenden Nachfrage tätig waren, können nicht mehr profitabel wirtschaften, und müssen anfangen Leute zu entlassen sowie Assets zu liquidieren. Heute aber tun Regierungen und Zentralbanken alles um genau das zu verhindern. Sie senken den Zins auf Null, und erlauben damit schlechte Bücher hochvernetzter Entitäten beliebig lange aufrecht zu erhalten. Denn man kann als Grossunternehmen praktisch gratis Kredit aufnehmen und danach mit allerlei Tricks die Bücher frisieren. Zum Beispiel anfangen mit dem Kreditgeld seine eigenen Aktien zurückzukaufen, was derzeit im grossen Stil gemacht wird (deshalb steigen die Börsen).
Es handelt sich seit 2008 um eine anhaltende, strukturelle Weltwirtschaftsdepression, welche durch finanzielle und datentechnische Manipulation seitens Staaten und Zentralbanken vertuscht wird. In Folge bauen sich schlimme Ungleichgewichte auf: zunehmendes Wohlstandsgefälle zwischen arm und reich, Zeitverschwendung beim Realloziieren der Wirtschaft in Richtung höherer Erdölpreise, Radikalisierung der ausgesteuerten Bevölkerungen rund um den Globus, und damit wachsendes Risiko von Krieg. Es scheint von aussen betrachtet als hätten die Planer versagt, ich aber glaube sie waren erfolgreicht. Sie haben bei all den fiskal- und finanztechnischen Massnahmen die ganze Zeit vor allem nur an sich selbst gedacht, die Menschheit war ihnen von Beginn weg egal. Und tatsächlich sind sie heute reicher denn je während der Rest der Welt wortwörtlich zur Hölle fährt.
Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu, jedoch glaube ich nicht, dass der von Ihnen beschriebene Erfolg der Planer einem Plan entsprang, sondern einzig aufgrund derer menschlichen Attribute zustande kam.
@Harrer: Ob der EROEI die Ursache für sinkende Reallöhne ist kann ich nicht beurteilen, könnte sein, aber bestimmt ist sie nicht alleinige Ursache. Ausserdem nimmt der Ölkonsum seit Jahren ab während Alternativen stark zunehmen, wenn sie auch im Vergleich zu Erdöl noch einen kleineren Anteil ausmachen.
Tatsache & belegbar ist aber, dass in USA seit 30 Jahren etwa, Deutschland seit 15, sowie aber auch in Japan und England glaube ich, das Experiment der Neo-Klassiker, Lohnerhöhungen im Vergleich zu Produktivitäts-Erhöhungen zu mindern. Und das ging in die Hose, denn das kreiert ein Loch in der Nachfrage, aber wirtsch. Angebots-Theoretiker sind halt blind auf diesem Auge, und dieses Loch wurde durch eine Schuldenblase oder durch Geld-Druckerei seitens der Zentralbanken vorübergehend gestopft, nur sind diese Mittel heute ausgeschöpft. Man schaue sich diese Schere zwischen Löhnen & Produktiviät mal an, heute spricht man ja von einer starken Zunahme der Ungleichheit.
Alle wollen sich heute über Export-Überschüsse retten, aber gleichzeitig will keiner mehr Import-Defizite und damit weitere Verschuldung hinnehmen, weil dann der IWF vorbeikommt mit der Austeritäts-Keule.
Die globale Wirtschaft ist ziemlich blockiert.
Aber die Situation ist nicht hoffnungslos. China geht in die richtige Richtung indem sie stark die Löhne erhöht, was ihre Wettbewerbsfähigkeit & somit ihre Exporte mindert um aber gleichzeitig die Binnenwirtschaft zu stärken was wiederum die Defitzitländer stärkt und diese die Chance kriegen ihre Auslandsschulden zu bezahlen und sich weiterzuentwickeln. China hat offenbar begriffen, dass ihen ihre $-Forderungen nicht viel bringen, wenn Amerika bankrott geht und das Wettbewerbsfähigkeit relativ ist.
Japan und Deutschland sowie die CH sollten diesem Beispiel folgen.
@ Nardone
Sie erkennen mit Ihrer Aussage einen wichtigen Zusammenhang.
Allerdings möchte ich hier auf eine Problematik hinweisen, welche sich zunehmend entwickelt. Die zwecks Stimulation der Nachfrage statt gefundene Manipulation des Geldes, also die zentralplanerische Funktion der Zentralbanken, erlaubte die Entwicklung dieser massiven Ungleichgewichte. In der Folge mussten im Bereiche der Geldpolitik immer stärkere zentralplanerische Eingriffe erfolgen, aber auch in anderen Bereichen scheinen jetzt zentralplanerische Eingriffe verstärkt notwendig, sodass wir uns schlussendlich Richtung Zentralplanung und der damit verbundenen Machtkonzentration bewegen. Mit anderen Worten ausgedrückt, erzwingen die durch vergangene manipulative Eingriffe entstandenen Probleme immer weitere manipulative Eingriffe. Die Frage ist nun, ob man sich nicht besser auf die ursprünglichen Eingriffe, welche zum Problem führten, kümmert, und dadurch eine schrittweise und evtl. noch kontrollierbare Reduktion der Ungleichgewichte anstrebt, oder ob man sich darauf fokussiert, diese Probleme mit weiteren zentralplanerischen Eingriffen anzugehen, wobei die aus diesen neuen Eingriffen resultierenden Verzerrungen zwar noch nicht erkennbar sind, jedoch wohl ebenfalls weitere Eingriffe zu deren Korrektur benötigen werden. Also wollen wir überhaupt eine alles umfassende Zentralplanung anstreben und damit die freie Selbstbestimmung und die damit verbundenen kreativen Kräfte der Menschen immer stärker reduzieren und verspricht solch ein Gesellschaftsmodell gemäss Erfahrungen aus der Geschichte den erwünschten Erfolg.
@Josef Anton: Nein, nicht die Zentralbank „erlaubte die Entwicklung dieser massiven Ungleichgewichte“ „zwecks Stimulation der Nachfrage“; die Zentralbank versucht oder versuchte dieses Problem zu lösen, schliesslich gibt es auch einen anderen Weg die Nachfrage zu stimulieren, nämlich mittels Lohnerhöhungen, das geht aber auch nicht, weil Gewerkschaften mittlerweile zerschlagen oder stark geschwächt wurden also steht den Amis eine Entwicklung voraus wie die Japans in den letzten 20 Jahren.
Die Diskrepanz oder Ungleichgewicht besteht in der Entwicklung zwischen Lohnerhöhungen und Produktivitätssteigerung.
Das eigentliche Ziel der Interventionen der Zentralbank in den letzten Jahren in USA ist doch die, mit massiven Geldsummen massive Investitionen auszulösen die wiederum grosse Teile der Arbeitslosigkeit absorbiert um damit den Druck auf die Löhne nach unten zu schwächen oder hoffentlich den Druck auf die Löhne nach oben umzukehren. Und ist dieser Druck genug gross gibt es auch etwas mehr Inflation als heute, Japan versucht es ja seit 20 Jahren eine Inflation hinzubekommen schaffte es aber nicht, denn Inflation wird bestimmt durch nominale Lohnerhöhung minus Produktivitätserhöhung und nicht, wie praktisch bewiesen, durch einfaches Geld-Drucken.
„Die Diskrepanz oder Ungleichgewicht besteht in der Entwicklung zwischen Lohnerhöhungen und Produktivitätssteigerung.“
Hierbei handelt es sich um die Konsequenz aus der von den Zentralbanken mit verursachten Kreditblase und nicht um den Ursprung des Problems. Es handelt sich hierbei um einen Preismechanismus (Löhne) und nicht im eigentlichen Sinne um ein Ungleichgewicht. Einzig die künstliche Förderung des Konsums durch das Aufblähen des Kreditvolumens erlaubte es, dass dieser Preismechanismus nicht schon lange zu schwächerem Konsum führte. Löhne müssen dabei nicht unbedingt steigen, sondern man gewinnt auch an Kaufkraft, wenn Preise fallen, was aber eben durch die inflationäre Geldpolitik verhindert wurde.
Der Druck auf die Löhne beruht hauptsächlich auf der verstärkten Konkurrenz, welche die Globalisierung hervorrief und der Verfall der Gewerkschaften ist eine Folge davon. Die Anwendung der expansiven Geldpolitik wird hauptsächlich weitere Blasen produzieren, welche beim Platzen enormen Schaden hinterlassen werden. Es wird trotz diesen Anstrengungen wenig investiert sondern motiviert hauptsächlich zur Anwendung eines Geschäftsmodells des höheren Hebels, denn es handelt sich indirekt auf die Umverteilung der Kosten des Kreditrisikos auf die Währung und somit auf die Allgemeinheit. Der Investitionsbedarf orientiert sich an den Absatzmöglichkeiten und nicht einzig am verfügbaren Kredit.
@Josef Anton:
– „Einzig die künstliche Förderung des Konsums durch das Aufblähen des Kreditvolumens erlaubte es, dass dieser Preismechanismus nicht schon lange zu schwächerem Konsum führte.“
Na also, sagte ich ja auch.
– „Löhne müssen dabei nicht unbedingt steigen, sondern man gewinnt auch an Kaufkraft, wenn Preise fallen (um die Nachfrage zu steigern)“
Ganz im Gegenteil, aber vorerst, wie fallen denn überhaupt die Preise?
Preise fallen entweder durch allg. Produktivitäts-Steigerung oder durch allg. sinkende Lohn-Kosten, mit anderen Worten; Preise fallen wenn die Löhne im Verhältnis zur Produktivität (Lohnstück-Kosten) sinken.
Das ist und war genau das Rezept der Markt-Ideologen der Neo-Klassik das die Krisen verursacht haben; nämlich die Löhne bei Allen bei einer allg. Produktivitäts-Steigerung nicht mehr zu 100% dieser Steigerung anzupassen.
Und ein Kaufkraft-Gewinn bei fallenden Preisen gilt NUR für allfällig Angespartes Geld, die aktuellen sowie die zukünftigen Löhne sinken ja eben und stehen unter grösserem Druck hierbei und reduzieren somit den Kaufkraft-Gewinn auf allfällig vergangenes Angespartes Geld, zugleich produziert es noch mehr Arbeitslose, weil diese Situation die Nachfrage noch mehr schwächt, wir haben eine klassische negative Erwartung seitens der Lohn-Bezüger bzw. Konsumenten und infolgedessen der Investoren und überhaupt eine teuflische Abwärts-Spirale in Gang gebracht. Siehe Griechenland als es doch kürzlich die Löhne um 20% in etwa senkte und was für ein Abschwung um nicht zu sagen Desaster dies verursachte, ganz entgegen der neo-klassischen Theorien der Ökonomie.
– „die inflationäre Geldpolitik“
Das ist ein Märchen bzw. eine Ideologie des Monetarismus ohne irgendwelchen faktischen Beweise, nicht ganz unähnlich der These, die Erde sei flach.
Inflation ist empirisch nachgewiesen eine Sache von Lohnstück-Kosten. Steigen z. B. in einem Jahr die Löhne allg. um 5% und im selben Jahr steigt die Produktivität um 2%, dann ist die Differenz von 3% eine Steigerung der Lohnstück-Kosten und der entscheidende Faktor für die Inflation bzw. allg. Preis-Steigerung von eben 3%. Das beruht auf Wissenschaft.
– „Der Druck auf die Löhne beruht hauptsächlich auf der verstärkten Konkurrenz, welche die Globalisierung hervorrief und der Verfall der Gewerkschaften ist eine Folge davon.“
Das bezweifle ich stark, haben Sie irgendwelche Beweise dafür?
Ein Druck auf Löhne nach unten gibt es immer solange allg. Unterbeschäftigung herrscht, unabhängig einer verstärkten oder schwachen Konkurrenz bzw. gibt es immer den Anreiz für den einzelnen Unternehmens-Eigner die Kosten und somit Lohn-Kosten zu senken was den Druck auf die Konkurrenten steigert. Dazu kann die Globalisierung die Produktivität erhöhen und neue Märkte schaffen was diesen allfälligen Mehr-Druck wieder mildern kann. Und für viele Betriebe ist die Globalisierung sowieso kein unmittelbarer Faktor.
Der Verfall der Gewerkschaften in den USA und Deutschland z. B. beruht auf polit. Initiativen & Kampagnen seitens ihrer Regierung und nicht auf den freien sich selbst-regulierenden Markt.
Ohne Gewerkschaften ist es natürlich viel leichter die Lohnkosten zu senken was ja zu fallenden Preisen führt … und nach kurzer Zeit zu einer Krise, einer Deflation und Verarmung.
– „Der Investitionsbedarf orientiert sich an den Absatzmöglichkeiten …“
Ja genau, in diesem Zusammenhang die Preisfrage dieser Woche an Sie lautet:
An was orientieren sich die Absatzmöglichkeiten oder etwas genauer, wann sehen die Absatzmöglichkeiten besser aus:
Lösung A = bei fallenden Löhnen (was zu fallenden Preisen führt aber auch zu einer allg. negativen Erwartung)
Lösung B = bei steigenden Löhnen (was zu steigenden Preisen führt aber auch positive Erwartung)
– “ Der Investitionsbedarf orientiert sich … nicht einzig am verfügbaren Kredit“
Da haben Sie vollkommen Recht, der Investitions-Bedarf orientiert sich überhaupt nicht im Geringsten am verfügbaren Kredit, denn der ’nominale‘ verfügbare Kredit ist theoretisch unendlich, der ‚reale‘ verfügbare Kredit aber orientiert sich ausschliesslich auf reale Dinge wie Resourcen: Rohstoffe, Arbeiter, neue Ideen, neue Nachfrage. Ist ja keine Geld-Frage, Geld kann man soviel produzieren wie man will, sind ja nur Zahlen.
„Und ein Kaufkraft-Gewinn bei fallenden Preisen gilt NUR für allfällig Angespartes Geld, die aktuellen sowie die zukünftigen Löhne sinken ja eben und stehen unter grösserem Druck hierbei“
Löhne sind bedeutend „stickier“ als das allgemeine Preisniveau, denn deren Reduktion muss vom Unternehmer durchgesetzt werden, ein unangenehmer Vorgang für jeden Vorgesetzten. Übrigens stimme ich Ihnen uneingeschränkt bei, dass die Gewinne aus Produktivitätssteigerungen nicht an die Arbeiterschaft weitergegeben wurden, was natürlich bedeutend einfacher in einem inflationären Umfeld zu erreichen war.
„Inflation ist empirisch nachgewiesen eine Sache von Lohnstück-Kosten.“
Die Idee des Monetarismus erklärt, dass die Erweiterung der Geldmenge im System Inflation verursacht, während ich die Ausweitung der Geldmenge in sich als Inflation betrachte. Wo sich die Preissteigerungen und zu welchem Ausmass und Zeitpunkt melden, ist nicht genau zu eruieren, denn es ist die Frage in welchem Bereiche des System das neue Geld zuerst ankommt. Da das neue Geld nicht gleichzeitig bei sämtlichen wirtschaftlichen Akteuren ankommt, führt es zu entsprechenden Verzerrungen innerhalb des Systems, welche gewissen Sektoren der Wirtschaft es erlaubt, von dieser Inflation (Ausweitung der Geldmenge) zu profitieren. Diese Verzerrungen, wenn nicht durch eine deflationäre Phase korrigiert, führt zu den uns langsam bekannten Blasen von Ungleichgewichten. Löhne sind dabei einzig einer von vielen Preisen.
Und ein Kaufkraft-Gewinn bei fallenden Preisen gilt NUR für allfällig Angespartes Geld.
Nehmen wir hier für einen Moment einmal an, Ihre Idee sei korrekt. Wenn dies der Fall ist, bedeutet es ebenfalls, dass geschuldetes Geld davon profitiert. Was bedeutet dies für die Akteure im System? Diejenigen, welche in der Lage sind, sich am stärksten zu verschulden (mit einem möglichst hohem Hebel zu operieren), profitieren am meisten davon. Handelt es sich bei diesem Sektor der Gesellschaft um den normalen Lohnempfänger, welcher ursprünglich einzig ein Sparkonto besass? Nein es sind genau diejenigen, welche ein hohes Vermögen besitzen, welche die Möglichkeit besitzen mit hohem Hebel zu arbeiten. Nach einer gewissen Zeit erkennt der einfache Mann ebenfalls, dass es sich lohnt, via Schulden Vorteile zu erarbeiten. Das Rezept für die Kreation von Blasen (respektive massive Ungleichgewichte) wurde damit gleich erklärt. Es beruht grundsätzlich auf der inflationären Geldpolitik, welche den Preis des Geldes zur Erfüllung kurzfristiger Ziele manipuliert.
Der Druck auf die Löhne, respektive die zunehmende Macht von Banken und Grossfirmen geht sehr wohl durch deren Beeinflussung der Legislative aus. Deshalb vertrete ich den Standpunkt, dass man die Macht der Regierungen, welche ja bewiesenermassen die Interessen von finanzstarken Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft vertreten, stärker limitiert.
@Josef Anton:
– „Übrigens stimme ich Ihnen uneingeschränkt bei, dass die Gewinne aus Produktivitätssteigerungen nicht an die Arbeiterschaft weitergegeben wurden“
Ja und was hat das für reale Konsequenzen? Unternehmen können diesen Produktivitäts-Gewinn anstelle einer allg. Lohnerhöhung auf die Preise wälzen, das heisst die Preise reduzieren! Und das hat ja aus betriebs- bzw. mikro-wirtschaftlicher Sicht den Vorteil, dass sie damit wettbewerbsfähiger werden, was sowieso ein stetes Muss für ein Unternehmen ist.
Aber die Preis-Reduzierung in diesem Fall ist auch aus einem anderen Grund ein Muss und nicht nur eine Wahl, weil nämlich durch eine Produktivitäts-Erhöhung ja zusätzliche Produkte geschaffen wurden die es abzusetzen gilt und da die Lohn-Arbeits-Kundschaft ja kein zusätzliches Geld gekriegt hat, kann sie auch diese zusätzlich produzierten Güter NICHT zum gleichen Preis kaufen!
Genauso gilt es logischerweise umgekehrt, was passiert mit der durchschn. Preis-Entwicklung, wenn die Unternehmen im Durchschnitt die Löhne über die Produktitäts-Steigerungs-Rate erhöhen? Die Preise steigen, man nennt das offenbar in der ökonomischen Tradition ‚Inflation‘. Werden aber die Löhne den Produktions-Erhöhungen ganz genau angepasst, bleiben die Preise stabil.
Monetarismus ist Illusion, es wird Zeit diese Investition zu liquidieren.
Sie können hiermit als eingefleischter oder auch als sturer Inflations-Gegner eine allf. Inflation mit ruhigem Gewissen den Gewerkschaften ankreiden, die Empirie ist auf Ihrer Seite, die Zentral-Banken sind unschuldig! Ok, nicht ganz, sie müssen diese Inflation natürlich finanzieren, aber die alleinige Finanzierung an sich ist nicht entscheidend, das letzte Wort über eine längerfristige gestetigte Inflation haben die Entwicklung der Löhne im Verhältnis der Produktivität (Lohnstück-Kosten).
– „Nehmen wir hier für einen Moment einmal an, Ihre Idee sei korrekt. Wenn dies der Fall ist, bedeutet es ebenfalls, dass geschuldetes Geld davon profitiert“
Ja das stimmt aber nur unter bestimmten Bedingungen. Sie meinen und so viele Andere auch, dass wenn ich z.B. heute 100 Mio als Kredit aufnehme mit 10 Jahren Rückzahl-Frist und kaufe mir damit Immobilien und sagen wir die Inflation beträgt pro Jahr 5%, nach 10 Jahren ist Preis-Steigerung insgesamt ca. 163%. Ich verkaufe dann also die Immobilien für 163 Mio, zahle den Kredit von 100 Mio zurück und habe einen netten Gewinn von 63 Mio der natürlich nicht ganz wirklich ‚verdient‘ war, vorausgesetzt es gab weder reale Wertsteigerungen an den Immobilien aufgrund von zusätzlichen Leistungen noch hat sich in diesen Jahren etwas im Angebot-Nachfrage-Verhältnis des Immobilien-Marktes verändert, also ein rein theoretisches Beispiel.
Also 63 Mio geschenkt? Warten Sie ab, denn ich muss noch die Zinsen bzw. Zinses-Zinsen daraus bezahlen, und hohe Inflation fordert in der Regel hohe Zinsen und kommt noch hinzu dass jedes Investions-Geschäft nun mal ein relatives Risiko birgt. Einen systemischen Vorteil gibt es nur, wenn nun der Zins in dieser Zeit tiefer als die Inflation war. Ich kenne die Statistiken nicht betreffend Verhältnis Zinsen & Inflation, behaupte aber, dass es keinen systemischen Vorteil gibt.
Der Monetarismus ist eine spät-mittelalterliche überholte Theorie die mit der Praxis der Realität überhaupt nicht übereinstimmt, nicht einmal theoretisch stimmt sie.
Wo ist die Inflation ja sogar Hyper-Inflation in Japan, USA und sogar in der EU? Schauen Sie sich die Fakten an, wieviel Geld hat doch die jap. Zentral-Bank bzw. Staatsanleihen der jap. Staat in den letzten 20 Jahren ausgegeben, schauen Sie sich die Staats-schulden- Entwicklung in Japan an und dann die Preis-Entwicklung. Deren Ziel war ja eine höhere Inflation zu bewerkstelligen als sie in der gegenwärtigen Periode zu verzeichnen war, und haben das Ziel stets verfehlt. Ähnliches Bild in den USA und in der Euro-Zone der letzten Jahre.
– „die Macht der Regierungen“
Diese angebliche Macht der Regierungen wurde den Regierenden von den Stimmbürger für die Zeit ihrer jeweiligen Legislativ-Persiode AUSGELIEHEN. In der Demokratie wählen wir doch u.a., und leihen damit unsere Macht unseren gewählten Vertretern. Wenn die gewählten Vertreter der versch. Interessens-Gruppen allfällig hinter dem Rücken ihrer Wähler einseitige Deals abschliessen die die Interessen ihrer Wähler verletzt, dann müssen sie damit rechnen, dass das ihnen durch Nicht-Wiederwahl, öffentl. Verunglimpfung und wer weiss, vielleicht sogar straftrechtliche Klagen aufgrund von allf. Bestechungen oder Verletzung von Gesetzen betr. Interessen-Konflikt, teuer zu stehen kommen könnte.
Die Macht der Regierenden ist ein Kredit der ihnen von der Bevölkerung geliehen wurde, und wo ein Kredit ist eine Forderung plus Zinsen. Die Verantwortung diesen Kredit mit Zinsen zu fordern und einzutreiben verbleibt bei der aktiven demokratischen Bürgerschaft, wer passiv bleibt kann nichts fordern.
@ Nardone
„Einen systemischen Vorteil gibt es nur, wenn nun der Zins in dieser Zeit tiefer als die Inflation war.“
Hier liegt die Problematik vor, was man unter Inflation versteht. Wenn Sie einzig den Konsumentenpreisindex als relevant betrachten (was die Zentralbanker ebenfalls tun), verbirgt sich in den Zahlen der Anteil der Produktivitätssteigerungen, welchen eigentlich eine negative Inflation erzeugen würde. Die Messung der Inflation anhand dieses Massstabes vernachlässigt einen wichtigen Teil der anderweitig stattfindenden Inflation, nämlich denjenigen, welcher im Bereiche der Investitionsgütern und Finanzinstrumente seinen Ausdruck fand, ein Umstand, welcher zu den heutigen Ungleichgewichten resp. Blasen führte.
„Warten Sie ab, denn ich muss noch die Zinsen bzw. Zinses-Zinsen daraus bezahlen, und hohe Inflation fordert in der Regel hohe Zinsen und kommt noch hinzu dass jedes Investions-Geschäft nun mal ein relatives Risiko birgt. Einen systemischen Vorteil gibt es nur, wenn nun der Zins in dieser Zeit tiefer als die Inflation war.“
Das relative Risiko reduziert sich zu unter Null, wenn quasi eine Garantie besteht, dass die Zentralbanken die Zinsen derart manipulieren, dass die Geldmenge immer stärker als die Wirtschaft wächst. Es handelt sich um eine schleichende finanzielle Repression, indem die Zinsen künstlich tief gehalten werden (dauerhafte Geldentwertung). Auch hier stützen Sie sich einzig auf die Inflation gemessen am Konsumentenpreisindex, was kompletter Unsinn ist. Die Inflation zeigt sich mitunter ebenfalls in der Preissteigerung der Immobilie.
„Deren Ziel war ja eine höhere Inflation zu bewerkstelligen als sie in der gegenwärtigen Periode zu verzeichnen war, und haben das Ziel stets verfehlt. Ähnliches Bild in den USA und in der Euro-Zone der letzten Jahre.“
An diesem Beispiel können Sie gut erkennen, dass die Inflation nicht heute stattfindet, sondern im Bereiche der Investitionsgüter und Finanzinstrumente seit Jahrzehnten im Gang war. Heute wird versucht, die Preise dieser Bereiche wieder aufzublasen um das Gefühl des Wohlstandes zu erzeugen. Zur Erreichung dieses Ziels werden ausserordentliche geldpolitische Massnahmen getroffen und die Bilanz der Zentralbanken aufgeblasen, oder in anderen Worten werden die Kosten des Risikos auf diesen Anlagen via Währungsentwertung auf die Allgemeinheit verlagert, genau im Stil, welcher die Zentralbanken seit Jahrzehnten praktizieren, aber mit dem kleinen Unterschied, dass diese Manipulationen aufgrund des Ausmasses immer offensichtlicher werden.
“die Macht der Regierungen”
Ich will hier nicht Ihre Naivität in diesem Bereiche zerstören, da dies wohl den Rahmen dieses Blogs übersteigt.
@Josef Anton:
„was man unter Inflation versteht. Wenn Sie einzig den Konsumentenpreisindex als relevant betrachten (was die Zentralbanker ebenfalls tun)“
Weil Zentralbanker vielleicht kompetenter sind als Sie? Weil eben allf. Inflation in Investitionsgüter und Finanz-Instrumente irrelevant sind? Denn die Kosten für Investitionsgüter werden früher oder später in den Konsumgüter-Preisen eingerechnet sein, denn Investitionsgüter leben nicht in einem Parallel-Universum, sie sind doch Teil der Produktions-Kette am dessen Ende dann sowieso immer ein Konsum-Gut dabei herausschaut.
Und Finanz-Instrumente sind makro-wirtsch. eh irrelevant. Wenn 2 Personen sich Aktien und Geld hin und her schieben, hat das keinen Einfluss auf den BSP, Unternehmen kriegen dabei kein Geld das sie in Investitions-Güter investieren könnten.
– „welcher zu den heutigen Ungleichgewichten resp. Blasen führte“
Finanz-Blasen werden durch Spekulation von Spekulanten erzeugt, nicht von Zentralbänker.
Und ganz nebenbei, warum haben denn Zentral-Banken nach Ausbruch der versch. Finanzkrisen oder nach dem Platzen dieser sog. Blasen die Zinsen nochmals gesenkt? Ihre Erklärungen erklären nichts.
– „Die Inflation zeigt sich mitunter ebenfalls in der Preissteigerung der Immobilie“
Also immer wenn es zu Preis-Steigerungen kommt ist es Inflation und für die Inflation gibt es natürlich nur einen Verursacher, die Zentral-Bank?
Spekulation kann nicht auch zu Preis-Steigerungen führen?
Öl-Knappheit oder eine Öl-Krise führt nicht zu Preis-Steigerungen? Wie stehts mit Boden-Knappheit?
Oder nehmen wir an, genügend Unternehmen im Bereich der Nahrungs-Mittel-Branche beschliessen gemeinsam das Angebot ziemlich drastisch zu reduzieren um damit höhere Preise zu veranschlagen und höhere Gewinne einzuheimsen? Ist auch hier die Zentral-Bank allein der Schuldige, weil sie zuviel Geld druckte?
Wissen Sie, es gibt noch einen anderen Verursacher der Geld-Mengen-Erweiterung, das sind die Geld-Sparer. Weil wenn Geld entsteht muss es folgendermassen gebucht werden: Forderung an Verpflichtung. Das heisst mit dem Geld-Vermögen (Forderung) entstehen Schulden (Verpflichtung). Wenn nun dieses neue Geld kontinuierlich im Wirtschaftskreislauf fliesst, das heisst es wird ständig ausgegeben, könnten die Schulden zurückbezahlt werden, das dann so gebucht wird: Verpflichtung an Forderung. Mit der Löschung der Schuld löscht man autom. auch das Geld! Und die Geldmenge reduziert sich wieder. Wenn aber eine relative Geld-Menge über eine relative Zeitspanne nicht fliesst sondern gespart wird ob unter der Matratze, im Privat-Tresor oder Bank-Büchlein ist egal, dann können Schulden nicht bezahlt werden und die Geld-Menge nicht reduziert werden.
Die Zentral-Banken können die Geld-Menge nicht steuern, was ja sowieso nicht mehr ihre Aufgabe ist, weil sie diese schon längst aufgegeben haben.
Sie möchten aber, dass die Geld-Menge gesteuert wird um stabile Preise zu erhalten, das erfordert aber ein ziemlich grossen Aufwand an Zentralplanung!
Nein nein nein, Sie sind ganz klar Gegner von jeglicher Art von Zentral-Planung. Na also, tun die Zentral-Banken schon lange nicht, sie können die Geld-Menge nicht steuern, sie überlassen es den Märkten und Wirtschafts-Teilnehmer. Blasen entstehen aufgrund freier Märkte und relativ freier Wirtschafts-Teilnehmer.
Aber für Markt-Ideologen darf das nicht sein, denn freie Märkte sind selbst-regulierend und bringen alles wieder ins Lot. Womit sie wiederum auch recht haben, denn wenn eine Blase platzt ist das eine Reaktion des Gleichgewichts-Mechanismus des Marktes, dass man mit seinem Geld verantwortunglos umgegangen ist und erteilt Einem damit eine schmerzhafte Lehre, sofern man dabei tatsächlich Geld verbrannt hatte. Die Lehre, dass man sein Geld nicht effizient eingesetzt hat, aber diese Lehre ist den Markt-Ideologen zu hoch und leider glauben diese bereits alles zu wissen …
Nardone: Aber ein nicht unwesentlicher Teil dieser Gelder befinden sich im „Parallelluniversum“ all der Wertpapiere, die nur noch derivativ mit dem Basiswert was zu tun haben.
Und die Vermögen sind auf ziemlich wenige konzentriert – was wollen die noch zukaufen – einen Basketballclub für 2 Mrd vielleicht oder sowas.
Und wirklich neue Technologien gibt es auch nicht die sehr viele Arbeitsplätz schaffen — und überhaupt, was wollen wir denn noch alles mehr produzieren einfach um des Wachsens willens und die Ressourcen ausbeuten.
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Die USA hätten viel viel Infrastrukturprojekte nötig, aber das ist ein anderes Kässeli und dort fehlen die Gelder – es gab also eine Umverteilung vom Staat zu einigen wenigen privaten: Schuld US heute 17.5 Bio . Zinszahlungen seit 1980 über 9 Bio $, Militärausgaben (inkl nicht ausgewiesenen) seit 1980 um die 18 Bio also rund 27 Bio $- da wurde kräftig umverteilt und der Staat kann die Investionen nicht mehr machen und die Vermögenden haben ihr Geld lieber offshore, in einem Hedge Fund oder beides. Apple und Google etc. haben einen Grosstei des Geldes ja eh im Ausland…müsste zuerst repratriert werden, dann gäbs Steuern für den Staat und dann könnte investiert werden….
@Marcel Senn: Ja, es gab eine ziemliche Umverteilung von der Mittelschicht zur Oberschicht und zu Gunsten der Unternehmen, diese Politik war aber sozusagen legitimiert, die Mehrheit der US-Bevölkerung hatte sich bewusst für solch eine Politik entschieden und fast hätten sie es vor einigen Jahren wieder getan als sich ihnen Romney präsentierte, der kannte als Medizin für die heutige Situation nur noch mehr vom Alten. Er hatte ja ganz offen gesagt man solle den Reichen und Unternehmen mehr Geld geben, weil diese ja die „Arbeitsplatz-Schaffer“ sind.
Es wäre aber falsch zu glauben es gehe ihnen nur um eine Bereicherung zu Lasten der Mittelschicht, sie, die Republikaner, glaubten tatsächlich daran, dass diese Strategie die Wirtschaft auf Vordermann bringen würde aufgrund den Weisungen ihrer in Neo-Klassik geschulten ökonomischen Berater; Weisungen wie Flexibilisierung des Arbeitsmarktes oder Abschaffung von Gewerkschaften, schliesslich regelt der freie Markt ja alles von selbst in ihrem Glauben. Doch der Arbeitsmarkt tickt eben anders als ein Güter-Markt.
Ob sich die Bevölkerung wirklich bewusst für eine solche Politik entschieden haben, stelle ich angesichts des Lochkartendebakels in Florida bei der US Präsidentschaftswahl doch in Zweifel – es war ein Zufallsentscheid, oder vermutlich sogar ein manipulierter Entscheid. Und es geht meines Erachtens neben einer Umverteilung innerhalb der verschiedenen Gesellschaftsklassen auch zu einer Umverteilung von der oeffentlichen Hand hin zu einer kleinen Eliteoberschicht – der Staat ist angesichts dieser Schuldenlage gar nicht mehr richtig fähig die notwendigen Mittel für die Infrastruktur aufzubringen und für Private macht das Sanieren von Brücken, Schlaglöchern usw usw wirtschaftlich keinen Sinn.
Die grosse Job-Creator Mär ist doch masslos übertrieben – das ist primär rechtspopulistische Propaganda um die Neoklassischen Modelle argumentativ zu untermauern und auch zum besser abzuzocken. Auch für einen wirklich wirkungsvollen Tricke Down Effekt gibt es schlichtweg zuwenig Superreiche und die brauchen auch nur einen Boy der den Swimming Pool in Schuss hält und nicht Dutzende, damit der Trickle Down Effekt wirklich die Wirkung zeigen würde, die ihm angedichtet wird.
@Marcel Senn: „für Private macht das Sanieren von Brücken, Schlaglöchern usw usw wirtschaftlich keinen Sinn“ – Dieser Kommentar macht für mich keinen Sinn. Machen für Sie als privater Bürger & Auto- oder Velo-Fahrer Schlaglöcher Sinn oder machen für Sie als privater Strassenbau-Unternehmer oder Arbeitnehmer darin mit Schlaglöcher-Flicken-Auftrag vom Bauamt keinen Sinn?
„der Staat ist angesichts dieser Schuldenlage gar nicht mehr richtig fähig die notwendigen Mittel für die Infrastruktur aufzubringen“ – Natürlich kann sie es aufbringen, ist eher eine polit. Frage. Sie kann bei denen wieder die Steuern erhöhen wo sie es zuletzt gesenkt hatte und/oder weiteren Kredit beantragen.
Die Schuldenhöhe alleine ist nicht massgebend für die kredit-vergebenden Banken. Massgebend für die Banken sind einerseits die Sicherheiten; das Verhältnis zwischen der Bewertung der realen Vermögen die die Schulden decken bzw. Pfänder (davon hat die USA jede Menge) und der Schuldenhöhe des Kunden sowie die allg. Lage der Wirtschaft & der Politik was dann die laufenden Staats-Einnahmen betrifft natürlich, andererseits wie setzt der Kunde/die Regierung dieses Geld ein und was gibt’s für brachliegende Potenziale.
Bitte nicht missverstehen, ich glaube auch nicht an den ‚Tricke Down Effekt‘. Und dazu verstehe ich nicht warum diejenigen die daran glauben, nicht auch an den ‚grow up effect‘ glauben.
Nardone: Logisch macht es für Baufirmen Sinn Brücken etc. zu reparieren, wenn sie einen Auftrag von der öffentlichen Hand bekommen (und dann das Geld) – nur aus eigenem Antrieb ohne Auftrag macht es wirtschaftlich für diese Firmen keinen Sinn — und wenn das Geld in den öffentlichen Kassen fehlt, dann muss man halt um die Schlaglöcher fahren.
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Habe das Gefühl gehabt dieser Gedankengang sei bei meinem Kommentar rübergekommen – anscheinend nicht!
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Politisch kann man die Staatsverschuldung schon noch mehr steigern – aber wohin führt das. Hitlers Grossdeutsches Reich war 1939 auch ziemlich pleite, dann ging es auf Beutezug – lesen Sie mal die Geschichte von Hjalmar Schacht – dem Zentralbanker von Hitler – der hat lange gezaubert, aber irgendwann war auch er mit seinem Latein am Ende – und dann haben die Waffen gesprochen.
hier schliesse ich mich den anderen kommentatoren an.
hitlers beitrag für den aufschwung war ökonomisch betrachtet primär symbolisch mit dem bau der autobahnen. also ist klar: wirklich was gebracht hat das nichts. und langfristige effekte sind nur bedingt erklärbar, weil da der 2. weltkrieg anfing und dann erst mal nachkriegsdeutschland der 50er jahre angesagt war.
obama hat massive steuersenkungen und viel geld in ausbildung gesteckt. es wäre jetzt hilfreich zu diskutieren ob dies sinnvoller war als in autobahnen geld zu investieren.
meine vermutung ist, das die steuersenkungen primär das 1% statt die 99% (in der occupy logik) erreicht hat.
„obama hat massive steuersenkungen und viel geld in ausbildung gesteckt“
MannoMann, wie wär’s mit Finger rausnehmen um wenigstens in die Nähe(!) der Tatsachen zu gelangen…
Unsere Wirtschaft basiert auf Erdöl. Erdöl ist die zwingende Voraussetzung für Nahrungsherstellung, Mobilität und alles was Kunstoff angeht, d.h. Konsumgüterherstellung. Wie jeder Energiequelle, so kann man auch dem Erdöl den sogenannten „Erntefaktor“ (engl. EROEI = Energy Returned On Energy Invested) zuordnen, d.h. wieviel Energie Y erhält man aus Erdöl zurück nachdem man X Energie in den Aufbau einer Erdöl fördernden Infrastruktur investiert hat: EROEI = Y/X. Es ist nicht einfach zuverlässige EROEI für die globale Erdölförderung zu finden, aber hier eine plausible Schätzung:
1934 EROEI = 100
2014 EROEI = 10
Der Erntefaktor für Erdöl fällt, weil das einfach zugängliche Öl bereits aufgebraucht ist, und weil neue Ölfelder viel mehr Energie zu ihrer Erschliessung benötigen. Wir steuern nun auf EROEI = 1 zu, wo es sich nicht mehr lohnen wird Erdöl überhaupt noch aus der Erde zu holen, weil man dazu mehr Energie brauchen wird als man zurückbekommt. An diesem Punkt wird Erdöl seine wirtschaftliche Bedeutung vollständig gewandelt haben: von Energieträger zu Luxusressource.
Vergleicht man in diesem Licht 1934 mit 2014, so sieht man dass Hitler mit seinem Autobahnbau einfach eine Methode entwarf, wie man Leute beschäftigt indem man ihnen ölverbrennende Spielzeuge und die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellt. Ebenfalls erreichte Hitler mit dem Autobahnbau eine bis dahin ungesehene, höhere wirtschaftliche Vernetzung, was zu einer nachhaltig erhöhten Wirtschaftskomplexität und damit erhöhten Wirtschaftsaktivität führt. Bei einer EROEI von 100 war Erdöl damals praktisch gratis, es reichte einen verschwindend kleinen Anteil der Wirtschaft mit der Ölgewinnung zu beschäftigen um dem Rest eine unheimlich gehebelte Energiezufuhr zur Verfügung zu stellen.
Und heute? Was Hitler 1934 angefangen hat, das haben unsere Eltern munter weitergeführt: ein Leben im Erdöl. Autos, Autobahnen, Häuser, Konsum, eben das sogenannte „Wachstum“, welches nicht viel mehr als die Umwandlung von Erdöl in Mensch, Maschine, Infrastruktur und Konsum-Müll war. 2014 ist die Weltwirtschaft nun von hochgradig verfügbarem Erdöl abhängig, was nicht nur in die psychologische Perspektive, sondern neu auch in die Instandhaltungskosten einfliesst. Die nun bestehende Infrastruktur kostet Erdöl. Mobilität kostet Erdöl. Und sogar das Pensionsversprechen kostet Erdöl, denn das Rentensystem benötigt eine globale Inflation der Menschenzahl (Bevölkerungswachstum) um als klassisches Pyramidenschema vorteilhaft und damit von der Masse akzeptiert zu sein.
Was Hitler (und Roosevelt) also 1934 bei einer EROEI = 100 und bei einer massiv niedrigeren Systemkomplexität machen konnten, das ist heute bei einer EROEI = 10 und einer sehr hohen Systemkomplexität nicht mehr möglich: diese Lösung steht aus rein physikalischen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wir haben bereits die Infrastruktur, und haben bereits die zugehörige Systemkomplexität, aber während 1934 deren Aufbau energetisch machbar und perspektivtechnisch erwünscht war, so empfinden wir deren Unterhalt heute vermehrt als finanzielle Last, und Perspektiven ergeben sich daraus höchstens negative: die Infrastruktur wird zum Anti-Wert (was deren kriegstechnische Destruktion favorisiert, aber davon ein anderes mal).
Um die Diskussion auf den wesentlichen Fokus zu bringen, hier der Schlüsselpunkt: 1934 war der Infrastrukturaufbau erdöltechnisch nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung. Es gab so viel Erdöl, dass man sich beide mit links leisten konnte. Heute 2014 aber frisst uns nur schon der erdölintensive Unterhalt der bestehenden Infrastruktur wortwörtlich das Essen vor der Nase weg. Bis zu 90% der Kalorien im Essen gehen direkt und indirekt auf Erdöl zurück, was einhergeht mit der grünen Revolution und Bevölkerungsexplosion. Wenn unsere Wirtschaft gleichzeitig darauf basiert, dass wir Erdöl mit unserem wilden Herumgefahre zwischen verschiedenen Jobs verbraten, dann muss zwingend einmal der Punkt kommen wo der Essensbedarf und die wirtschaftliche Mobilität in gegenseitigen Widerspruch zueinander geraten. Das ist jetzt der Fall. Und deshalb helfen die Methoden von 1934 nicht weiter.
Und ein letztes Wort zu China: China wird allerseits bewundert wegen seines Wachstums, auch im Zusammenhang mit den enormen Infrastrukturinvestitionen. Man sollte aber genau hinschauen und erkennen, dass China in den letzten Jahrzehnten praktisch nicht viel mehr geleistet hat als das westliche System 1:1 zu kopieren. China läuft ebenfalls auf Erdöl, und das chinesische Geldsystem ist ebenfalls ein ungedecktes Fiat-Ponzi-Schema. Nur allein in den letzten 5 Jahren hat China soviel Kredit erzeugt wie die USA davor in 100 Jahren. Das Resultat des chinesischen wirtschaftswunders kann man wie folgt zusammenfassen: China ist dadurch in direkte Konkurrenz zu uns um das letzte Erdöl getreten, womit das Problem um eine Dimension zunimmt.
Harry – meine Worte und Gedanken — nur 99% der Menschen denken wir werden uns auch in 100 Jahren noch mit Formel eins und anderen unsinnigen Methoden der Oelverbrennung vergnügen können und darum steigern wir den jährlichen Verbrauch an Erdöl von rund 32 Mrd Fass Oel noch jeweils um rund 1.5% – selbst bei meinem optimististen Kalkulationen inklusive rund 900 Mrd Fass unkonventionelles Oel im Green River Bassin, den eher dubiosen 300 Mrd die Venzuela angibt und den 175 Mrd Teersanden in Kanda kommen wir auf Nettoelreserven von 2500 Mrd Brl (inkl. die geschönten Angaben von Saudi-Arabien, VAE etc abzuziehen – die etwa 300 Mrd Fass überbewertet sein dürften laut Insidern auf Al Jazeera) – langt das Oel bei 1.5% jährlicher Fördererungssteigerung noch etwa bis ins Jahre 2067 gemäss meinen Berechnungen.
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Und realististisch betrachtet wird schon ums Jahr 2045 Schluss sein – linear gedacht.
Nonlinear gedacht werden die USA, Kanada und Venezuela noch nach 2067 Oel haben – und der Rest der Welt wird schon viel früher – in ca 20 Jahren auf dem trockenen sitzen – das wird ja noch tolle Verteilkämpfe und Kriege geben!
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Ich freu mich schon auf das böse Erwachen der CH-Autofahrerlobby – all diese Kleingeister wie Wobmann, Reimann die vehement freie Fahrt für freie Bürger fordern und das möglichst fast gratis!
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Tja lieber Harry – das goldene Zeitalter der Menschheit dürfte vom 27.Aug 1859 bis ins geschätzte Jahr 2059 ziemlich genau 200 Jahre gedauert haben – werden die Historiker im Jahre 2200 vermutlich dann mal konstatieren!
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Uebrigens 1859 war auch sonst noch speziell – 5 Tage nach der ersten Bohrung in Titusville passierte der grösste Sonnensturm der letzten 200 Jahre – das Carrington Event – damals gab es nur ein paar brennende Telegraphenhäuschen – aber heutzutage würde ein Sturm dieser Stärke die Kommunikationssysteme, Stromversorgung und Logistikketten über Monate flachlegen – und auch die Oelverteilung natürlich!
Es ist als hätte die Sonne den Menschen ein Zeichen setzen wollen – seid vorsichtig mit dem Oelverbrauch, aber die dummen Menschen – allen voran Rockefeller haben dieses Zeichen des Himmels natürlich nicht erkannt!
Und das Universalgenie John Tyndall hat 1859 entdeckt, dass einige Gase – darunter auch Kohlendioxid und Wasserdampf – Wärme am Entweichen hindern können. Dies war der erste Beweis für das, was wir heute als Treibhausgase kennen.
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Die Entdeckungen des Jahres 1859 sind für mich diejenigen mit den weitreichendsten Folgen bis in die Gegenwart und auch noch in Zukunft!
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Harry – wir sehen das ziemlich ähnlich was der Menschheit noch blühen wird – sieht nicht wirklich gut aus…ausser es würde noch eine grossartige Erfindung passieren, die das Oel vergessen machen würde…
Ein Repräsentant von Shell hat kürzlich in einem Interview gesagt, dass man noch genug Öl für die nächsten 200 Jahre haben werde.
Wiiliamson: Bei meinen Recherchen bin ich auf viele solche Propagandasprüche gestossen — die Shale Oil Vereiningung schwärmt sogar von bis zu 400 Jahren Oel für die USA.
Wenn Sie aber die Gesteinsschichten über Monate auf bis zu 450 Grad erhitzen müssen, dass sich das Oel dann irgendwann sammelt, das braucht sehr viel Energie! Und manchmal sinkt der EROEI sogar unter 1 – da kann man gleich aufhören mit der Uebung…
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Wie schon geschrieben – einzelne Länder können durchaus noch länger Oel haben als 2067 – aber die anderen sitzen schon viel früher auf dem trockenen.
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Sogar Goldman Sachs und die IEA haben viel viel tiefere Prognosen als ihr überschwänglich optimistischer Shell Repräsentant…aber glauben Sie doch einfach Ihrem Shell Repräsentanten…wenn Sie noch jung genug sind, haben Sie die grosse Chance die Wahrheit noch selber erleben zu müssen..
Die Frage, wer „man“ oder „we“ ist, ist durchaus berechtigt. Ausserdem ist die Frage, ob Shale Oil tatsächlich ohne schwerwiegende Nebenwirkungen gefördert werden kann, keineswegs befriedigend beantwortet (man google bspw nach dem Film „Gasland“).
Unabhängig davon: Als erstes sollte man sich bewusst werden, dass die entsprechenden Repräsentaten eben Interessenvertreter sind und auf ihre eigene Mühle schwatzen. Hierzu ein Beispiel:
Das Monterey Shale bspw wurde bis vor kurzem als das wichtigstes der USA angesehen, mit bis zu 15Mrd Barrel förderbarem Öl. Die Interessenvertreter sprachen von bis zu 2,8 Millionen neuen Jobs und $25Mrd Steuereinnahmen.
Vor wenigen Tagen hat die staatliche Energiebehörde EIA die ursprüngliche Schätzung um 96% gekürzt auf noch 600 Millionen Barrel. Man musste eingestehen, dass die ursprünglichen Zahlen auf nicht viel mehr als einer „Handgelenk mal Pi“-Schätzung beruhten. Aber jeder WOLLTE die Zahlen glauben und hat sie damit kaum hinterfragt.
Soviel zum Thema Glaubwürdigkeit der Branchenvertreter und der EIA.
Vielleicht müsste man erst mal fragen, was genau damit gemeint ist – Erdöl oder Erdöl-Äquivalent. Schliesslich kann auch Kohle in Erdölprodukte umgewandelt werden.
Unabhängig davon werden sich bis dann aber ein paar „kleine“ Probleme manifestieren falls (und danach sieht es tatsächlich aus) der Klimawandel ein reales Phänomen ist. Diesbezüglich müsste man sich (bzw. den Kindern und Enkeln) fast wünschen, dass uns die fossile Energie früher ausgeht statt erst später.
Ihre Erwähnung der Umwandlung von Kohle in Erdöl ist ein dankbarer Aufhänger für die Erdöl-Situation des Deutschen Reiches von 1934. Trotz strenger Devisen-Kontrollen war die deutsche Zahlungsbilanz in einem besorgniserregenden Zustand. Trotzdem wurde die Reichsmark nicht abgewertet und die Exporte nur gefördert durch ein sehr kompliziertes Subventions-System, dazu gehörte auch der Clearing. Aus strategischen Gründen wurde mit hohem Kosten durch die Verfahren von Bergius und Fischer-Tropsch Erdöl. gewonnen und mit hohen Preisen vermarktet, während gleichzeitig
Import-Erdöl nie so billig war wie in diesen Nazi-Jahren. Die hier geführte Erdöl-Diskussion ist lehrreich, aber gilt eigentlich für Europa nach 1945 und sicher nicht für Hitler 1934.
Lehmann: Ich sehe das eben sehr ähnlich – da wird von der Shale Industrie doch mit sehr phantastisch anmutenden Zahlen um sich geworfen – ist mehr Propaganda als Realität.
Wie gross ist denn der Anteil von Erdöl Aequivalenten Produkten – das dürfte doch eher ein kleinerer Teil sein, zudem eher energieaufwändig und von der Umwelt wollen wir mal gar nicht reden. Muss mal recherchieren oder haben Sie eine gute Quelle?
Betreffend Klimawandel mach ich mir keine grosse Hoffnungen mehr, da wird weiter CO2 ausgestossen auf Teufel komm raus. 1960 z.B war der CO2 Gehalt ja erst bei 315ppm als kaum über dem jahrtausendalten Wert von 260-285 – aber seit etwa 30 Jahren entfernen wir uns immer mehr von diesem Wert bei aktuell 400ppm – langsam beginnt es Wirkung zu zeigen, und ich glaube nicht, dass diese Entwicklung noch soft gestoppt werden kann – nur ein Hard Landing mit dramatischen Auswirkungen wird die Menschheit wieder zur Mässigung und Vernunft bringen können.
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Kann ein Feld klar zugeordnet werden, so spiegelt sich das idR im Namen – bspw „Bakken Shale Oil Field“. Aber auch in derartigen Fällen wird wohl kaum je 100% Öl bzw. Gas gefördert werden.
Betreffend Pressereleses habe ich den Eindruck, dass üblicherweise sowohl die Gasvolumen als auch deren Öl-Äquivalente angegeben werden falls die Förderung rentiert. Aber da gibt’s natürlcih keine verbindliche Regelung.
Das Monterey Shale wird in den (jetzt wohl nicht mehr ganz aktuellen) Einträgen als „in erster Linie Öl“ beschrieben.
Marcel, wie immer schätze ich Ihre sehr gut recherchierten Kommentare. Das Problem mit den heute ausgewiesenen Ölreserven – auch wenn die Zahlen gross erscheinen – liegt in der tiefen EROEI. Als Beispiel am unteren Limit nehmen wir Teersand, wo je nach Quelle eine EROEI von 2 antizipiert wird. Kurzum: die EROEI der verbleibenden Reserven haben nichts mit den EROEI der vergangenen 150 Jahre zu tun, sie sind ein bis zwei Grössenordnungen tiefer. Und damit wird der Preis dieses Erdöls inflationsbereinigt sehr viel höher ausfallen als was wir im letzten Jahrhundert erlebt haben. Deshalb werden die Zeiten, als ein Einkommen pro mittelständische Familie ausreichte, nicht mehr wiederkehren.
Um diese Behauptung an konkreten Fakten zu zeigen, reicht es den Erdölpreis anzuschauen. West Texas Intermediate (WTI) kostete im Jahr 2000 noch $25 pro Barrel. Heute sind es sage und schreibe $100 pro Barrel, und das schön stabil seit vier Jahren. Eine Vervierfachung in nur einem Jahrzehnt! Sind die Löhne auch um einen Faktor 4 gestiegen? Nein. Brummt die Wirtschaft so enorm, dass eine Vervierfachung der Energie berechtig erscheint? Nein. Und so wird es weitergehen. Denn das billige Öl ist weg. Was bleibt ist das teure Öl, und dieses wird jenen zugutekommen, die gut vernetzt sind und hohe Einkommen haben, der Elite.
Den immer grösser werdenden Rest wird man zuerst mit Sozialgeld abgespeist nach Hause schicken (damit sie bloss kein Erdöl mehr verbrauchen), und irgendwann später per Inflation, Währungskollaps oder Staatsbankrott endgültig absägen (sobald es zuviele geworden sind und das Sozialsystem überlasten). Spätestens dann werden viele auf die eine oder andere Weise unfreiwillig aus dem Leben scheiden müssen, denn wie bei jedem Ponzi-Spiel gibt es auch beim Öl-Ponzi am Ende zu wenige Stühle für zu viele Teilnehmer. Das Besondere am Öl-Ponzi ist die versteckte grösste Blase in der Menschheitsgeschichte: die Bevölkerungsexplosion selbst (grüne Revolution = Umwandlung von Öl in Mensch). Es ist mathematisch garantiert, dass diese Blase platzen muss. Man wird danach sagen, wir hätten logischerweise keine Chance gehabt, da wir durch das übermässige Einverleiben von Dinosauriern von jenen gleich auch das Aussterben gelernt haben ;-).
Ihre Bemerkungen zu 1859 finde ich sehr interessant. In eine verwandte Richtung geht auch die Geschichte von Herrn Nicolai Tesla, der bekannterweise von JP Morgan finanziert wurde. Als Tesla gegenüber JP Morgan zugab, dass seine Arbeit am Wardenclyff Tower dem Zwecke der globalen Energieübertragung, und nicht als Funkturm gemeint war, schoss ihn Morgan ab. Ganz offensichtlich war der Bankster nicht an einer Technologie interessiert, bei welcher er nicht als Zwischenhändler an der menschlichen Gesellschaft effizient parasitieren konnte. Nicolai Teslas Idee der globalen Energieübertragung gewinnt heute wieder an Bedeutung, da z.B. global aufgestellte Solaranlagen durchaus eine kontinuierliche Basisversorgung garantieren könnten, wäre da nicht das Verteilungsproblem (verursacht durch Bankster und ihre Kriege).
Danke für diesen ausgezeichneten Beitrag – bravo!
Grundsätzlich gesehen favorisieren Politiker ihr individuelles „Stammland“, entspricht dies doch dem impliziten Auftrag ihrer Wähler, was wiederum die Chancen auf Wiederwahl erhöht. Das heisst, überdurchschnittlich hoher Wähleranteil bereits vor/während der Planungsphase erhöht die Chance, zu den ersten 131 Abschnitten zu gehören.
Die Studie sagt nichts aus über die Behauptung „die 131 Abschnitte wurden dort platziert, wo die NSDAP schon vor 1933 stark war“. Angenommen, diese Behauptung würde zutreffen, so kann genauso postuliert werden, dass die anschliessende überdurschnittliche Zustimmung nur der Fortsetzung der bereits bestehenden Entwicklung entsprach (jeder liebt Gewinner, la hausse amène la hausse, etc) und die Autobahn keinen nennenswerten Einfluss hatte.
Deshalb halte ich den Schluss der Studie für nicht zulässig eben weil sie nichts aussagt über obige Behauptung.
Ich kann nur jedermann das wirklich lesenswerte Buch „Ökonomie der Zerstörung, Wirtschaft im Nationalsozialimus“ von Adam Tooze empfehlen. Der Autobahnbau war eigentlich ein Propaganda-Schwindel erster Güte, der heute noch bei vielen Leuten Eindruck macht. Es wurde ein riesiger Auto-Kult aufgezogen, wie zum Beispiel die Helden-Verehrung von Bern Rosemeyer, aber nichts getan zur Förderung des Autos als langfristiges Konsumgut. Schon ab 1934 galt die Aufrüstung als primärer Zweck der
Volkswirtschaft und sie ermöglichte auch die Vollbeschäftigung, obwohl die Produktivität oft höchst zweifelhaft war, denken wir nur an die Erstellung der Herrmann Göring-Werke in Salzgitter. Die Mehrheit der Arbeiter hat trotz einem riesigem Tam-Tam (arische Rasse, Flaggen, Uniformen, Orden und Jugend-Verführung) Hilter nie gemocht und waren seit 1942 (US-Invasion Nordafrika und Stalingrad) nach Bericht von Hitler-Versteher Botschafter Fröhlicher gegen ihn. Wehler nennt das die „charismatische Herrschaft“.
Götz Aly zeigt den Unterschied der Nazis zum Ersten Weltkrieg in der Versorgung der deutschen Bevölkerung durch Ausplünderung Europas und der Vernichtung der Juden. Nur überschätzt er den materiellen Umfang dieser Vergünstigungen, die irrationalen Befindlichkeiten des Mittelstandes waren ebenso wichtig.
Wo hat denn Obama das Geld verlocht? Gibts da Zahlen?
Da kann man allerdings froh sein, dass Obama das Geld nicht in Autobahnen gesteckt hat, sonst hätte er heute ein Schneuzchen und die Pänzerchen wären unterwegs ‚gen Feuerland. Absurd!
Der Link zue New York Times steht ja im Artikel. Dort sieht man, wohin der Zaster geflossen ist.
Obama hat es nicht geschafft etwas zu bewegen. Ob man ihm das vorwerfen kann ist eine andere Sache. Vielleicht wurde auch einfach alles verhindert damit man ihm loswird und die problemlose Wiederwahl der Republikaner sichert.
Die schwerste Depression seit 1929 begann erst 2008 fühlbar zu werden, im gleichen Jahr wurde Obama zum Präsidenten gewählt. Seine Wahl war nicht eine Antwort auf die ausbrechende Wirtschaftskrise, sondern die Antwort auf die katastrophale Aussenpolitik von Bush. Immerhin hat er diese Krise besser gemeistert als Präsident Hoover 1929 bis 1933 und dies trotz einer sehr feindlichen und rassistischen Tea-Party Mehrheit im Kongress seit 2011. Hoover hatte während seiner ganzen Zeit einen freundlichen Kongress. Bei der Wahl Roosevelt 1932 war es jedermann klar, dass etwas geschehen musste. Die sich abzeichnende Katastrophe wie in den 3oer Jahren geschah nicht und so konnten die orthodoxen Ökonomen fröhlich ihre Rezepte weiterhin predigen, diese war 1933 kaum mehr der Fall.
„Immerhin hat er diese Krise besser gemeistert als Präsident Hoover 1929 bis 1933“
Ist die Krise vorbei?
Zu Schade, dass der Autor des Artikels nicht erwähnt, wohin Obama denn diese 800 Mia Dollar investiert hatte. Die Aussage „Er versenkte die Mittel in allerlei obskure Projekte, nur nicht dort, wo es sein Land bitter nötig gehabt und wo die Regierung im Volk wohl auch den grössten positiven Effekt geschaffen hätte […]“ ist mir zu wenig befriedigend.
M.M.: Der obige Link zur New York Times zeigt, wohin die fast 800 Milliarden $ geflossen sind: Fast total in Wohlfahrtsprogramme. Diese mögen schön für die Empfänger sein, sie sind aber anonym, verpuffen sofort und sind nicht nachhaltig. Das ist wohl typisch für die US-Demokraten (vergleichbar mit unseren Sozialdemokraten), die Bevölkerung insgesamt hat aber nichts davon, sieht nichts, kein Investitionsergebnis.