Die Sehnsucht nach mehr Inflation

Never Mind the Markets

Ein sinkendes Preisniveau in einer Deflation bedeutet faktisch, dass selbst Bargeld an Wert zunimmt und damit gewissermassen auch unter der Matratze einen Zins trägt: Druckfrische 20-Franken-Noten der Schweizerischen Nationalbank. Foto: Martin Rütschi (Keystone)

Es ist gar nicht lange her, da galt weltweit die Inflation als grosses Übel, dass es zu verhindern gilt. Jetzt hätten alle gerne mehr davon. Der Versuch einer Erklärung.

In der Eurozone, den USA, der Schweiz und seit langem schon in Japan plagt die Wirtschaftspolitiker und allen voran die Notenbanken eine Sorge: Die Inflation ist zu gering – zu gering gemessen am gesetzten Inflationsziel von 2 Prozent. Inflation steht für die Entwertung des Geldes oder – von der Güterseite aus betrachtet – für die Zunahme des Preisniveaus gemessen in Prozent des Vorjahres. Die folgende interaktive Grafik zeigt die Inflationsentwicklung seit den 1980er-Jahren für die genannten Länder, die Daten zur Eurozone beginnen mit dem Jahr 1992.

Wie in aller Welt kann jemand einen Nachteil darin sehen, wenn die Inflation tief ist? Schaut man sich die Grafik an, wird klar, dass noch zu Beginn der 1980er-Jahre die Inflationsraten sehr viel höher lagen. Damals war klar: Diese Teuerung gilt es zu bekämpfen – und das ist gelungen.

Die jüngste Vergangenheit prägt das aktuelle Denken stets besonders stark. Schon allein daher erscheint vielen die Vorstellung geradezu absurd, etwas mehr Inflation könnte etwas Wünschenswertes sein. Ein Blick in die Geschichte könnte uns immerhin lehren, dass man das auch schon anders gesehen hat – etwa während der Weltwirtschaftskrise in den USA, wie das folgende Video zeigt, das geradezu für mehr Inflation als Lösung der damals aktuellen Probleme geworben hat:

Dennoch bleibt es aus individueller Sicht schwer einsehbar, was gut daran sein könnte, wenn die Güter mehr kosten und die eigene Kaufkraft sinkt. Man müsste in dieser Sichtweise doch annehmen, das Gegenteil sollte zutreffen.

Der Schlüssel liegt darin, dass eine tiefe Inflation oder sogar eine Deflation (ein sinkendes Preisniveau) in ihren weiteren Konsequenzen dennoch schwere Nachteile haben kann. Diese Nachteile waren in konkreten Zusammenhängen schon oft Thema auf diesem Blog (zum Beispiel hier, hier, hier oder hier) – heute soll es einmal eine allgemein gehaltene Zusammenfassung der wichtigsten Punkte sein:

  • Die tiefe Inflation ist in einer ersten Betrachtung weniger das Problem selbst als vielmehr die Folge und damit ein Signal für eine unterausgelastete Wirtschaft mit hoher Arbeitslosigkeit. Wenn die Konsum-, die Export-, die Investitions- und die Staatsnachfrage (wie gewöhnlich in einer Rezession) nicht gross genug sind, um die Produktivitätskapazitäten der Wirtschaft auszulasten, dann haben Unternehmen nur sehr viel geringere Möglichkeiten in der Preis- und Lohngestaltung. Im schlimmsten Fall müssen sie diese sogar senken. Die schematische Grafik aus diesem älteren NMTM-Beitrag zeigt das Inflations-/Deflationsproblem im Konjunkturzyklus:
Inflation-Zyklus
  • Eine tiefe Inflation kann in Verbindung mit einer sehr schwachen Wirtschaftslage zu einem selbstverstärkenden Mechanismus führen, der in eine Deflation mündet und die Krise verschärft. Eine Deflation bedeutet, dass das allgemeine Preisniveau sinkt. Wenn die Konsumenten und die Unternehmen mit sinkenden Preisen rechnen (was bedeutet, dass ihr Geld immer wertvoller wird), warten sie mit Käufen und Investitionen zu, bis die Preise noch weiter sinken. Was individuell rational ist, ist in der Summe dramatisch, denn die Ausgaben der einen sind die Einkommen und Gewinne der anderen.
  • Ist auch noch die private und öffentliche Verschuldung sehr hoch (wie gegenwärtig in vielen Ländern), steigt bei einer Deflation mit der Zunahme des Geldwerts auch der reale (in Gütern gemessene) Wert dieser Schulden. Das bremst Konsum und Investitionen weiter und verschärft die Wirtschaftslage ebenfalls.
  • Sinken die Löhne weniger stark als das Preisniveau (im Fall einer Deflation der Normalfall), bedeutet das eine Reallohnerhöhung (die Beschäftigten können sich mit einem gleichen Geldbetrag mehr Güter leisten). Das aber erhöht die realen Kosten für die Arbeitgeber, und es kommt zu Entlassungen, besonders wenn die Wirtschaft unter einem Nachfragedefizit leidet.
  • Eine Inflation von wenigen Prozentpunkten (die meisten Notenbanken setzen auf 2 Prozent) erhöht die Lohnflexibilität. Die Arbeitnehmer akzeptieren eine reale Lohnsenkung viel leichter, wenn sie über einen nicht ausreichenden Teuerungsausgleich erfolgt. In diesem Fall bleibt der Nominallohn, das heisst die ausbezahlte Lohnsumme, gleich oder steigt sogar. Solange diese Zunahme aber geringer ist als die Teuerung, sinkt der Reallohn. Das heisst, die Beschäftigten erhalten in Gütern gemessen weniger. Das wird – wie sich überall zeigt – aber eher akzeptiert als eine sinkende Lohnsumme bei geringer oder ausbleibender Teuerung, auch wenn das Ergebnis kaufkraftbereinigt dasselbe ist.
  • In einer Währungsunion wie in der Eurozone erhöht eine höhere Durchschnittsinflation die Anpassungsflexibilität und umgekehrt: Akzeptieren die stärkeren Länder wie Deutschland eine leicht höhere Inflation, können die schwächeren eine geringere anstreben, um eine grössere preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Bei einer tieferen Durchschnittsinflation bleibt den Schwächeren dagegen nur die Deflation mit den erwähnten Nachteilen, die in diesen Ländern besonders ausgeprägt sind.
  • Geht eine tiefe Inflation in eine Deflation über, versagen die gewöhnlichen Einflusskanäle der Notenbanken, vor allem jene über den Leitzins. Diesen können die Notenbanken im Minimum auf null senken. Doch das sinkende Preisniveau in einer Deflation bedeutet faktisch, dass selbst Bargeld an Wert zunimmt und damit gewissermassen auch unter der Matratze einen Zins trägt. Die Deflation erhöht daher jeden Zins, ohne dass die Notenbank mit den üblichen Instrumenten Gegensteuer geben kann. Und nochmals: Höhere Zinsen bremsen in einer Rezession dringend benötigte Investitionen und verteuern den Schuldendienst.
  • Eine Reihe von Ökonomen – selbst beim Internationalen Währungsfonds – spricht sich aus den obigen Gründen sogar für ein leicht höheres Inflationsziel der Notenbanken aus, das meist bei 2 Prozent liegt. Diese Ökonomen halten 4 bis 6 Prozent für eher angemessen. Ein Grund dafür ist auch die Erwartung tieferer Realzinsen (kaufkraftbereinigte Zinssätze, Nominalzinssatz minus Inflation) in den nächsten Jahren – mehr dazu hier. Bei einer geringen Inflation unterscheidet sich der Realzins nur wenig vom Nominalzins. Das heisst, dass die Notenbanken dann stets an der Grenze ihrer Machtlosigkeit operieren, da sich auch deren Leitzins (als Nominalzins) immer nahe am Minimum von null Prozent bewegen wird. Dazu mehr in einem aktuellen Vortrag von Paul Krugman für eine Konferenz der Europäischen Zentralbank.

Obiges führt nun aber keineswegs zur Schlussfolgerung: je mehr Inflation, desto besser.

Ein zentrales Problem für jede Zentralbank liegt darin, die Inflationserwartungen zu «verankern», das heisst, sie über ihre Glaubwürdigkeit zu fixieren. Denn die Erwartungen über die künftige Inflation in der breiten Bevölkerung sind es, die zu Preisanpassungen bei den Unternehmen und zu entsprechenden Lohnforderungen und -angeboten führen. Das heisst, die Erwartungen zur Inflationsentwicklung haben den grössten Einfluss darauf, wie hoch sie tatsächlich ausfällt. Wenn der Notenbank geglaubt wird, dass sie die Inflation auf einer festgelegten Höhe stabilisieren kann und wird, dann wird sich die Inflation dort auch einpendeln. Mehr zu diesem Thema hier.

Weil sie befürchten, dass eine höhere Inflation die Glaubwürdigkeit der Notenbanken zunichtemachen könnte, wehren sich einige ihrer Vertreter besonders dagegen. Dabei geht es den Befürwortern einer höheren Inflation nicht um eine immer höhere Teuerung, sondern um ein höheres, wiederum festzulegendes Inflationsziel – etwa 4 statt 2 Prozent –, das die Notenbanken ebenfalls weder deutlich überschreiten noch unterschreiten sollten.

Kommt hinzu, dass das Unterschreiten des Inflationsziels die Glaubwürdigkeit ebenfalls untergräbt. Passen sich die Inflationserwartungen nach unten an, steigen wie oben erwähnt die Realzinsen und damit die Kosten für Schuldendienst und Investitionen selbst vor dem Eintreten einer Deflation und die Reaktionsmöglichkeiten einer Notenbank werden immer geringer.

Never Mind the Markets

Das Beispiel Zimbabwe wird immer wieder als Argument gegen höhere Inflation ins Feld geführt: 2008 gab die Zentralbank des afrikanischen Staates 10-Millionen-Dollar-Noten aus. Foto: Tsvangirayi Mukwazhi (AP, Keystone)

Als Argument gegen eine höhere Inflation wird immer wieder die Geschichte von dramatischen Hyperinflationen, wie jene in Deutschland in den 1920er-Jahren und die jüngere Erfahrung in Zimbabwe, mit Preissteigerungen ins Unermessliche erzählt. Diese Art von Inflation ist auf ganz andere Art entstanden als durch ein höheres Inflationsziel durch eine Notenbank. Sie entstand, weil Notenbanken Geld direkt zur Finanzierung von Staatsaufgaben ausgaben und auf jeden Inflationsschub mit noch mehr neu gedrucktem Geld reagierten. Ein Inflationsziel und eine Kontrolle der Geldmenge gab es hier überhaupt nicht mehr. Darum geht es aber niemandem, der eine leicht höhere Inflation für sinnvoll hält.

143 Kommentare zu «Die Sehnsucht nach mehr Inflation»

  • will williamson sagt:

    Henry C. K. Liu meint:

    The problem is that according to “rational expectations” theory, market expectation can undermine the Fed’s inflation targeting policy to push tolerance for inflation increasingly higher until it reaches hyperinflation. Inflation targeting advocates therefore argue that inflation targeting should encompass a dual objective of holding down inflation as well as preventing deflation.

  • B. Folda sagt:

    Indem man die wirklich einschneidend kostentreibenden Ausgaben der privaten Haushalte anteilsmaessig massiv untergewichtet, wird der Eindruck einer kaum vorhandenen Inflation evoziert! Real sinkt unsere Kaufkraftbschon längst massiv! Aber das spielt in den Chefetagen der Unternehmen und Banken keine Rolle. Sie besorgt lediglich, dass ihre Verpflichtungen in Form von Schulden an der Gemeinschaft keinen regelmäßigen Wertverlust haben. So redet man – wie in diesem Artikel – das Gespenst det Deflation herbei! Und wer bitte akzeptiert eher einen Kaufkraftverlust als ein angemessen steigendes Einkommen?! Die Abzocker, genannt Manager, ganz bestimmt niemals in ihrer „Lohntuete“, aber die, die wirklich arbeiten, sollen das gefälligst schlucken!

  • AEgg sagt:

    Ich möchte zu diesem sehr interessanten Artikel noch eine weitere Perspektive auf die aktuelle Inflationsdebatte beisteuern.
    Alle makroökonomischen Daten sind in meinen Augen im Zeitkontext zu interpretieren. Der Wunsch nach mehr Inflation bzw. die Sorge vor Deflation der EZB heute ist in erster Linie nicht alleine Sorge um Konsumentenpreisniveaus, sondern um Möglichkeiten Geldpolitik umzusetzen.

    Vergisst man einen Moment Modelle und schaut sich „Realpolitik“ an, ist doch die Frage, was würde wirklich passieren, wenn die offizielle Inflation, sagen wir bei 5% in Europa, läge? Die folgende Aussage ist sehr pauschal, da man das Szenario im Einzelnen für jedes EU-Land durchspielen muss, aber grob gesprochen würden die Deutschen protestieren und die Südländer sich freuen. Hätte das aber eine Konsequenz, außer in Form von Meinungsäußerung? Würde z.B. Deutschland aus dem Euro aussteigen? Ist das bereits eine Hyperinflation? Ich denke nein.

    Das muss volkswirtschaftlich nicht gut sein, ist aber eine politische Option in der Eurokrise zumal man die Zahlen etwas steuern kann.

    Ist also die publizierte Sorge der EZB vor Deflation, interessanterweise von der BuBa inzwischen anerkannt, ein Weg dorthin?

    Vielleicht auch. Es ist aber primär eine reale Sorge vor Assetdeflation, denn die europäischen Banken sind nicht rekapitalisiert nach der Krise. Eine Annäherung an die genauen Zahlen findet sich hier (http://www.iceventure.de/blog/news/sie-ahnten-die-eurokrise-ist-nicht-beendet-der-waac-tot-und-banken-haben-ein-problem-nach-diesem-post-haben-sie-fakten-dazu.html), konservative Schätzungen von Goldman sprachen aber bereits 2008 von ca. 80 Milliarden. Die Deutsche Bank hat grade 8 Milliarden eingesammelt, machen Sie also eine Überschlagsrechnung auf Europa.
    Mit solchen Bankbilanzen fehlt aber in der Praxis a) ein Umsetzungskanal für Geldpolitik wie in dem Artikel angesprochen und b) ist die Grundtendenz allgemein deflationär, was leicht eine weitere Runde der Krise und nicht nur der Preisanpassung auslösen könnte. Denn wie so oft in der Ökonomie ist nicht nur das Endergebnis sondern auch die Reihenfolge von Ereignissen interessant.

    Vielen Dank für diesen Artikel.

    • Josef Anton sagt:

      „fehlt … Umsetzungskanal für Geldpolitik“

      Dieses Phänomen entspricht der Analogie „pushing on a string“ (einen Faden/ein Seil stossen). Die Problematik liegt darin, dass man zwar Kredit anbieten kann, jedoch die Ökonomen dies einzig als eine Frage von Aggregaten und Gleichgewichten behandeln, jedoch nicht überlegen, ob vielleicht die Förderung der Nachfrage nach Krediten überhaupt sinnvoll ist und/ob an irgendeinem Zeitpunkt sich einfach keine gewinnbringenden Projekte mehr offerieren, in welchen die Aufnahme von Krediten gerechtfertigt ist. Es benötigt willige Kreditnehmer um das Kreditvolumen zu steigern, ansonsten das gesteigerte Volumen einzig in den Bereich der Spekulation fliesst (Blasenbildungen/Fehlinvestitionen). Wir leben z.Z. genau in solch einer Phase.

      • Johnny Smith sagt:

        Gut formuliert. Pushing on a string bzw. noch mehr Liquidität in den Markt stossen funktioniert schlicht nicht.

      • Anh Toan sagt:

        Nein, das Problem liegt in der Teilung des Geldkreislaufes zwischen Notenbankgeld und Bankgeld.

        Oder wie Ossi grübel sagte. Mit schrupfenden Banken gibts kein Wirtschaftswachstum (auch keine Inflation)

        Oder: Das Geld der Notenbanken kommt nur durch eine Bankbilanz in die Volkswirtschaft

        AEgg schreibt von Bankbilanzen, nicht von Motivat5ion der Kreditnehmer: Die Banken nehmen den Kredit der Notenbanken, geben ihn aber nicht weiter, weil sie ihre Geschäfte abbauen, ihre Bilanzsumme redutzieren müssen.

        Könnt Ihr lesen und verstehen, was andere schreiben?

        • Johnny Smith sagt:

          „Könnt Ihr lesen und verstehen, was andere schreiben?“

          Kein Grund nervös zu werden.

          „Die Banken nehmen den Kredit der Notenbanken, geben ihn aber nicht weiter, weil sie ihre Geschäfte abbauen, ihre Bilanzsumme redutzieren müssen.“

          Das ist AUCH ein Punkt, einverstanden. Die Banken sind in der Vergangenheit stark gewachsen, das Wirtschaftswachstum hat damit in der Vergangenheit profitiert, auch hier einverstanden. Doch die Banken sind ZU stark gewachsen, das Leverage wurde zu stark ausgebaut, das Eigenkapital liegt zu tief, das Risiko zu hoch. UBS kann ein Lied davon singen. Oder mit anderen Worten: wer Gas gibt, wird schneller, absolut. Doch wer zu schnell wird, macht früher oder später einen Crash.

          „Es benötigt willige Kreditnehmer um das Kreditvolumen zu steigern, ansonsten das gesteigerte Volumen einzig in den Bereich der Spekulation fliesst (Blasenbildungen/Fehlinvestitionen).“

          Das ist in der aktuellen Situation ein absolut wichtiger Punkt. Die Zentralbanker glauben, Liquidität in den Markt zu stossen, verursache höhere Kreditvergabe. Nein, abgesehen vom Zinseffekt – und die sind nun mal mehr oder weniger beim Nullpunkt gefangen – braucht es auch einen willigen Kreditnehmer, und die fehlen (zumindest in der aggregierten Menge). Du kannst die Kühe zur Tränke führen, saufen müssen sie selber. Die Realwirtschaft ist keine Stopfgans.

          • Anh Toan sagt:

            „Nein, abgesehen vom Zinseffekt – und die sind nun mal mehr oder weniger beim Nullpunkt gefangen – braucht es auch einen willigen Kreditnehmer“

            Also wenn die Zinsen am Nullpunkt gefangen sind, wäre doch jeder ein williger Kreditnehmer für undendlich viel Kredit

            Es braucht willige Kreditgeber an die Volkswirtschaft, also Bankausleihungen an Unternehmen (Lohnzahlung ist Resultat eines Bankkredites an ein Unternehmen). Da die Banken ihr Eigenkapital aufbauen sollen, und zwar vor allem relativ zum Risiko, geben sie vor allem Kredite mit geringem Risiko (Staaten, Grundbesitz, Grossunternehmen mit starker Bilanz und operativem Cashflow, und wenig Kredite mit hohem Risiko (Start Ups, Stark wachsende Unternehmen mit Cash drain, Konsumkredite)

          • Hampi sagt:

            Die Realwirtschaft ist keine Stopfgans ?

            Bis zu einem gewissen Punkt wohl schon: Führst du die Kuh zur Tränke, wächst nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass sie sauft. Und vor allem: die Wahrscheinlichkeit, dass sie verdurstet wird unwahrscheinlicher.

          • Josef Anton sagt:

            Es gibt ein diesbezügliches Sprichwort: „Du kannst das Pferd zum Fluss führen, es aber nicht zwingen zu trinken.“

          • Johnny Smith sagt:

            @ Hampi

            „Die Realwirtschaft ist keine Stopfgans ?Bis zu einem gewissen Punkt wohl schon“

            Sie haben offensichtlich den Unterschied zwischen Essen und gestopft werden nicht verstanden.

            „Führst du die Kuh zur Tränke, wächst nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass sie sauft.“

            Nur wenn sie Durst hat.

            „Und vor allem: die Wahrscheinlichkeit, dass sie verdurstet wird unwahrscheinlicher.“

            Nur wenn sie Durst hat. Derzeit ertrinkt leider die arme Kuh im Meer der übermässigen Liquidität. Oder zurück zur Stopfgans: vermutlich ist das Gestopft-Werden der Gesundheit der Stopfgans nicht zuträglich.

          • Johnny Smith sagt:

            @ Anh Toan

            „Also wenn die Zinsen am Nullpunkt gefangen sind, wäre doch jeder ein williger Kreditnehmer für undendlich viel Kredit“

            Nein. Vielleicht ist gerade dies die zentrale Fragestellung und Irrtum der Zentralbanker.

            (Als erstes: Gerade Sie, der ja Deflation fürchtet, müssten das eigentlich merken. Ich erachte eine ausgewachsene Deflation derzeit nicht unbedingt als unmittelbar vervorstehend und könnte ja eher noch zu Ihrem obigen Schluss kommen als Sie. Aber ausgeschlossen ist nichts, auch nicht Deflation. Gerade dann ist Ihr obiger Schluss grundfalsch. Und zum Zweiten: der Willen, einen Kredit aufzunehmen ist auch abhängig vom Leverage. Ein verantwortungsvoller Unternehmer dürfte ab einem gewissen Leverage zurückhaltender sein, a priori mal unabhängig vom Zins.) Und drittens, mMn das Wichtigste: Zuerst die Frage, was brauche ich (durchaus inkl Reserve) bzw. kann ich brauchen/investieren, dann die Frage, was kostet es (und nicht umgekehrt).

            Gegen eine ausgewachsene Deflation hilft Ertrinken in Liquidität nicht. Die Nachfrage nach Kredit wird deshalb nicht grösser. Die Zentralbanken sind gegenüber Deflation relativ machtlos (was der Grund ist, dass ich, zwar ungern, eine etwas höhere Zielnflationsrate als ansonsten sinnvoll als nicht unbegründet erachte, im Sinne eines gewissen Sicherheitsabstands).

          • Anh Toan sagt:

            @Johnny Smith

            Ich nehme jeden Kredit in jeder Währung (auch JPY und CHF) zu 0 Prozent Zinsen.

            Ertrinken in Liquidität hilft nicht gegen Deflation, wenn nur ein paar enige darin ertrinken und der grosse Teil keinen Zugang dazu hat.

          • Hampi sagt:

            Johnny Smith
            23.05.2014 13.35

            „Derzeit ertrinkt leider die Kuh im Meer der übermäßigen Liquidität.“

            Meerwasser taugt leider nicht, um den Durst zu löschen.
            Es ist schlicht und einfach falsch, anzunehmen, dass zum Beispiel zurzeit Unternehmungen in Spanien (oder Italien etc.) genügend Kredit zu normalen Konditionen zur Verfügung haben!

          • Johnny Smith sagt:

            Anh Toan, 23. Mai 2014 um 10:35
            “Also wenn die Zinsen am Nullpunkt gefangen sind, wäre doch jeder ein williger Kreditnehmer für undendlich viel Kredit”

            Anh Toan, 23. Mai 2014 um 20:00
            „Ich nehme jeden Kredit in jeder Währung (auch JPY und CHF) zu 0 Prozent Zinsen.“

            Da wars nur noch einer…. ein unvorsichtiger.

            Aber fair enough, ich kenne Ihre persönliche finanzielle Situation/Leverage nicht.

          • Johnny Smith sagt:

            @ Hampi

            „Es ist schlicht und einfach falsch, anzunehmen, dass zum Beispiel zurzeit Unternehmungen in Spanien (oder Italien etc.) … Kredit zu normalen Konditionen zur Verfügung haben!“

            Sie argumentieren mit Einzelfällen am einen Rand. Sie könnten gleichermassen mit Einzelfällen am anderen Rand argumentieren, es sei zu viel Liquidität vorhanden bzw. die Zinsen seien zu tief. Es gibt sehr viele, insbesondere globale, Grossfirmen, welche aus verschiedenen Gründen extrem viel Cash (bei gleichzeitig hohen Schulden) haben.

            Für eine Betrachtung im Schnitt über den Euroraum sehen Sie sich zB. mal folgende Grafik an: http://goo.gl/waj37O. Die High Yield Spreads sind so tief wie schon lange nciht mehr. Auch die Basis der Gov. Yields ist so tief wie schon lange nicht mehr. Die Konditionen sind für Kreditnehmer verschiedenster Bonität extrem attraktiv. Doch es fehlt die Nachfrage nach Krediten (welche dann nicht einfach auf Konto/Reserve gehalten werden, sondern investiert werden), u.a. da das Leverage bereits zu hoch katapultiert wurde im Vorfeld der Finanzkrise.

        • Josef Anton sagt:

          Na ja, wenn wir beobachten, wie die Grossfirmen zwar massiv Kredit aufnehmen, diese jedoch hauptsächlich dazu verwenden, ihre eigenen Aktien zurückzukaufen (und damit ein Operationsmodell des höheren Hebels mit höherem Risiko wählen), weist dies nicht unbedingt darauf hin, dass ein Mangel an Krediten sondern eher ein Mangel an sich lohnenden Investitionsprojekten besteht.

          • Anh Toan sagt:

            „…dass ein Mangel an Krediten sondern eher ein Mangel an sich lohnenden Investitionsprojekten besteht.“

            Welche Investitionen „lohnen sich“ im aktuellen Umfeld für Banken?

            Risikoarme Kredite!

            Gehen Banken Risikoarme Kredite ein, lohnt sich dies, sie erhalten Applaus für eine hohes risikogewichtetes Eigenkapital.

            Risikoarme Investitionen bieten aber auch wenig Chancen.

            Wir verbieten den Banken Kredite zu gewähren, da wo Chancen sind, zwingen diese, da zu investieren, wo wenig Chancen und damit wenig neue Jpobs, wenig neue Wertschöpflung usw vorhanden sind.

          • Josef Anton sagt:

            Ich bezweifle, dass derjenige, welcher ein erfolgsversprechendes Projekt verwirklichen will, wirklich keine Kapitalgeber findet; dies muss übrigens nicht unbedingt einzig eine Bank sein. Warum nutzen die Grossfirmen, welche zur Kreditbeschaffung nicht auf die Banken angewiesen sind, nicht diese von Ihnen angeblich grossartigen Chancen? Ich verstehe sehr wohl Grübels Argument, jedoch sieht er natürlich alles in erster Linie aus dem Standpunkt der Banken und ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass er solch tiefes Verständnis der Zusammenhänge besitzt, dass er z.B. die Krise voraussah.

    • @ AEgg: Assetinflation ist das Ergebnis von Geldpolitik und Fiskalpolitik: QE einerseits sowie parasitärer Steuersenkungswettbewerb andererseits. Viele Modelle können Sie in der Tat in die Tonne knicken, da sie auf fehlerhaften Prämissen beruhen und die meisten Ökonomen bis heute nicht verstanden haben, was Geld eigentlich ist.

      @ Josef Anton und Jonny Smith: Exakt! Hatte Mark Dittli hier schon mal vor einiger Zeit sehr schön analysiert. Warum QE I, II, III… keine Lösung ist, hatte ich vor einigen Monaten hier beschrieben: http://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/30/tapering-liquidity-a-trap-yet-a-tapering-in-the-dark-of-economic-theory-2/

      @ Anh Toan: Ebenfalls auf den Punkt. Vor der Krise dominierte das durch Geschäftsbanken im Rahmen der Kreditvergabe gewachsene Giralgeld. Da aber parasitärer Steuerwettbewerb herrscht, verblieb zu viel Cash bei den Unternehmen (Apple, Siemens…) und fehlte als Nachfrage. Dies konnte einige Zeit durch konsumtive Kreditexpansion kompensiert werden, muss aber irgendwann an die Wand fahren: http://zinsfehler.wordpress.com/2013/09/14/das-geschaft-mit-der-verbriefung/ . Und genau ab diesem Punkt (Lehmann 2008 mit Vorbeben IKB und SachsenLB 2007) konnte man sehen, dass nur Zentralbankgeld wirkliches Geld ist (und nein, Gold ist kein Geld sondern ein Asset). Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken war nicht nachhaltig (wie auch, bei Konsumfinanzierung) und die Kapitalflucht setzte ein. Die Zentralbanken haben als lender of last resort den Zusammenbruch verhindert, können aber mit Geldpolitik natürlich nicht die tieferliegenden Probleme lösen. Jetzt gibt es einen See an Zentralbankgeld in Deutschland (deutsche Banken sind Nettogläubiger der Bundesbank!) und eine ausgetrocknete Pfütze in der Südperipherie. Die Targetsalden spiegeln dies sehr unschön wider. Anders formuliert: Hochwasser vor allem in der Schweiz und Deutschland, Dürre in der Peripherie. Das daraus folgende Deflationsdilemma hat Daniel Stelter hier sehr schön beschrieben: http://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/deflation-analyse-richtig-schlussfolgerung-falsch/ Bei einer Disinflation und erst Recht bei einer Deflation wird aber Geld zu einem eigenständigen Asset. Das ist ein systemisches Dilemma.

    • Das tieferliegende systemische Geld-Dilemma hatte schon vor vielen Jahren der aus meiner Sicht bedeutendste Schweizer Ökonom Hans Christoph Binswanger erkannt und in seinem Buch „Geld und Magie“ beschrieben und zugleich potenzielle Lösungsstrategien aufgezeigt. Diese passen aber leider nicht zum parasitären Geschäftsmodell des Finanzsektors und haben daher nur dann eine Chance auf Realisierung, wenn diese Erkenntnisse in der breiten Bevölkerung ankommen. In der basisdemokratischen Schweiz scheinen mir hierfür die Chancen noch am größten zu sein. Hier wurde auch als Vorreiter für die zukünftige Geldpolitik der antizyklische Kapitalpuffer eingeführt.
      Seine immer noch hochaktuelle Analyse kann man hier nachlesen: http://postwachstumsoekonomie.org/Binswanger-Vortrag-OL.pdf Das Dilemma dabei ist unser beschränktes Denken sowie die fehlerhaften Geldvorstellungen die unsere Sinne vernebeln. Hat man das einmal kapiert, dann findet man sehr schnell ein Analogon zum geozentrischen Weltbild des Mittelalters. Die kopernikanische Wende hatte allerdings länger gedauert, als uns heute lieb sein kann. Hoffentlich bleiben uns die Scheiterhaufen erspart.

      • Josef Anton sagt:

        @ Michael

        „Und alle Dinge auf dieser Welt unterliegen einem Verfallsprozess, der zwischen wenigen Stunden (Fisch…), mehreren Tagen (viele Lebensmittel…), mehreren Jahren (Autos…), vielen Jahren (solide Immobilien…) oder eben Jahrmillionen (Gold…) liegt. Wer hierbei an Silvio Gesell denkt, liegt richtig, denn inflationäres Geld ist Schwundgeld, nur eben etwas anders.“

        Wenige Punkte zur Diskussion.

        1. Jahrmillionen fallen für den Menschen nicht als relevant ins Gewicht, weswegen in einer wirklich Freien Gesellschaft die Wahl des Produktes, welches als Geld verwendet wird, meist auf Gold fiel, da es eben keinem Wertzerfall unterliegt.

        2. Ein interessanter Aspekt, welcher Sie ebenfalls nachdenklich stimmen sollte, liegt im Umstand, dass in Gesells kleiner Geschichte „Sparen“ am Anfang stand, bevor „Kredit“ gewährt werden konnte. Wie wäre die Geschichte wohl verlaufen, wenn keine Ersparnisse vorhanden gewesen wären?

        3. Eine von Zentralbanken garantierte Entwertung der Währung verändert das Verhalten der Marktakteure und der Gesellschaft, indem sich mit der Zeit sämtliche Akteure plus ihre Katze derart positionieren, um von dieser Entwertung profitieren zu können. Dies war mitunter der Grund, weshalb es zur Krise kam, indem das Kreditvolumen dadurch massiv aufgebläht wurde mit den entsprechenden Auswirkungen in Bezug auf Blasenbildungen und assoziierten Ungleichgewichten.

        • Danke, dass Sie sich mit den Inhalten intensiver auseinander gesetzt haben. Zu Ihren 3 Punkten:
          ad 1. Beim Thema Gold verweise ich auf König Midas. Mehr dazu in meinem Kommentar an einen Gläubigen der metallistischen Priesterkaste: http://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/13/neun-masnahmen-fur-ein-europa-in-frieden-freiheit-und-wohlstand/comment-page-1/#comment-56
          ad 2. Es gilt die Beziehung: I=>S. Siehe hierzu ebenfalls der verlinkte Kommentar.
          ad 3. Geld darf zu keinem eigenständigen Asset werden. Inflation ist also kein Systembug, sondern das notwendige Feature in einem modernen Kreditgeldstandard. Diese Inflationserwartungen müssen allerdings sehr stabil verankert sein. Starke Schwankungen machen langfristige Investitionsentscheidungen unmöglich und führen zu hohen Risikoaufschlägen, was wiederum Investitionen hemmt. Für dieses Inflationsziel ist aber vor allem die Lohnpolitik und die Fiskalpolitik verantwortlich, weniger die Zentralbank. Die Zentralbank kann bei Inflationsgefahr zwar als Spaßbremse fungieren; bei Deflationsgefahr ist dies aber mit den klassischen Instrumenten nicht mehr möglich. Dies geht eben nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, dann droht das System zu kippen. Hierauf hingewiesen zu haben ist das besondere Verdienst von Prof. Binswanger.

          • Josef Anton sagt:

            @ Michael

            Danke für Ihre weiteren Ausführungen.

            1. Aus dem Link

            „Nun, es dürfen nur so viele Kredite vergeben werden, wie es nachhaltige Schuldverhältnisse gibt.“

            Was genau passiert, wenn dies nicht gegeben ist und das Kreditvolumen exzessive aufgebläht wird, wodurch ein Grossteil der Kredite fragwürdig werden?

            „Gold ist für eine stabile Währung es vollkommen überflüssig“

            Gold limitiert die Macht von Regierungen (resp. Zentralbanken) und zwingt sie verantwortungsvoll zu handeln. Gerade in der heutigen Zeit der zunehmenden Machtkonzentration sollte der Nutzen solch einer Funktion nicht nur begrüßt sondern als von essentieller Bedeutung für die Gesellschaft erkannt werden, ausser Sie vertreten die Ansicht, dass Regierungen in erster Linie Ihr persönliches Wohl im Auge haben und deren Bürokraten nicht mit menschlichen Attributen ausgestattet sind.

            „Tatsächlich ist die Ersparnis immer die Folge von Investitionen“

            Gerade in Gsells Geschichte steht Sparen vor der Investition. Also was ist es nun, zuerst sparen und danach investieren oder Investieren von nicht gespartem. Ebenfalls erklärt die Geschichte gut, dass Sparen sehr wohl auch ohne einen sich verschuldenden Gegenpartner erfolgen kann. Es muss ein Konzept bestehen, welches aus dem Nullpunkt heraus funktionieren kann, ansonsten das Fundament fehlt.

            2. „I=>S“

            Also sind Investitionen entsprechend Ihrer Ansicht gleich hoch oder höher als „Savings“, wenn ich dies richtig verstehe. Nach dieser Formel wäre es unmöglich einfach nur „Savings“ zu besitzen ohne dass entsprechende Investitionen vorliegen. Woher stammt solch eine konfuse Logik?

            3. Natürlich droht das System zu kippen, aber nicht weil die klassischen Instrumente nicht mehr eingesetzt werden können (dies zwar auch)), sondern weil Ihr Konzept das Prinzip der Nachhaltigkeit verletzt. Sie verteidigen eigentlich nichts weiter als eine Ponzi-Scheme und wenn diese an seine Grenzen gestossen ist, wird gross aufgetrumpft, was das Problem war. Regierungen versuchen immer ihre Macht zu erweitern und genau dies ist die Problematik, welche eine nachhaltige Politik verunmöglicht, weil wir eben alle Menschen sind. Jedes System verkommt mit der Zeit zu einer Vetternwirtschaft, weil diejenigen an der Macht eben keine Übermenschen sind sondern mit den gleichen Attributen wie jeder von uns versehen ist. Einzig das bewusste Limitieren dieser Macht verhindert solch eine Entwicklung.

          • Josef Anton sagt:

            „You Can’t Solve Current Problems With Current Thinking – Current Problems Are The Result of Current Thinking“ – Albert Einstein

          • Das Blogsystem scheint manche Zeichen nicht zu mögen. Daher hier noch einmal ein Versuch: Von daher kann ex post K>S, K=S oder aber eben auch K kleiner S sein (K=Kredit+Zinszahlungen).

          • Und weiter muss es dan heißen: Es gilt aber immer aus I folgt S (I=>S) und nicht umgekehrt, wie die Verwalter der Illusionen (aka Banken und Versicherungen) uns immer glauben machen.
            .
            Kann man den Umsetzungsfehler im Blogsystem vielleicht bei Gelegenheit beseitigen? Oder gibt es eine Liste von Zeichen, die hier besser nicht zu verwenden sind?

          • „Gold limitiert die Macht von Regierungen (resp. Zentralbanken) und zwingt sie verantwortungsvoll zu handeln.“
            .
            Da unterliegen Sie einem Irrtum: http://zinsfehler.wordpress.com/2013/10/13/neun-masnahmen-fur-ein-europa-in-frieden-freiheit-und-wohlstand/comment-page-1/#comment-62

          • „Sie verteidigen eigentlich nichts weiter als eine Ponzi-Scheme…“
            .
            Neee, ich versuche lediglich einen gangbaren Weg aufzuzeigen, der uns aus dem Selbstzerstörungsmodus herausführt. Der andere von Weizsäcker (Carl Friederich) war mit seiner aktualisierten Auflage „Der bedrohte Friede – heute“, unseren negativen Einschätzungen schon 1993 weit voraus.

      • „Nach dieser Formel wäre es unmöglich einfach nur “Savings” zu besitzen ohne dass entsprechende Investitionen vorliegen. Woher stammt solch eine konfuse Logik?“
        .
        Die Summe allen Nettogeldvermögens ist in einem Kreditgeldstandard immer nahe Null (nicht ganz Null, da marginale Seigniorage wegen des Münzregals, das aus der Tradition oftmals bei den Regierungen liegt). Was am Ende übrig bleibt ist also ausschließlich Sachvermögen. Dieses Sachvermögen hat aber keinen objektiven Wert und unterliegt Bewertungsschwankungen. Ihre Savings befinden sich nun auf der Passivseite der Bilanz in Form von EK oder FK (sind u. a. Ihre Sichteinlagen bei der Bank, die aber nicht anderes als Sichtforderungen sind, was immer mal wieder wegen der semantischen Verwirrung zu Irritationen bei Sparern führt; siehe Kaupthing Bank).

      • „Was genau passiert, wenn dies nicht gegeben ist und das Kreditvolumen exzessive aufgebläht wird, wodurch ein Grossteil der Kredite fragwürdig werden?“
        .
        Dann müssen Kredite abgeschrieben werden. Dafür braucht man aber EK. Daher: 30 % ungewichtetes EK für Banken sowie antizyklische Kapitalpuffer und Chancen/Risiken und Haftung liegen wieder beieinander. Erst dann wird auch der Missbrauch der Währungen zu spekulativen Zwecken eingedämmt. Siehe hierzu auch Gerald Braunberger: Den Link habe ich jetzt entfernt, vielleicht mag das Blogsystem hier etwas nicht. Suchen Sie nach „Gerald Braunberger Wie Banken Krisen verschärfen“

  • Josef Anton sagt:

    3-sat Sendung Makro über die Goldpreismanipulation:

    http://www.youtube.com/watch?v=TYjtLPcPEj4

    • ast sagt:

      Herr Anton, nicht nur Gold wird in London von wenigen Banken „gefixt“, das trifft auch auf Silber zu. Auch die Platin Metalle werden auf ähnliche Weise in London manipuliert. https://www.goldfixing.com/how-is-the-price-fixed/

      PS Deutsche Bank; seit 1993 gehörte die Fixing Zentrale dieser Bank. Dann im November 2013 wurde der Betrieb con Degussa Goldhandel übernommen. ( http://www.degussa-goldhandel.ch/de/mitgliedschaften.aspx ). Die Anklage in den USA läuft nun gegen Degussa. Der Konzern gehört M.M.Warburg & CO. Die Warburgs gründeten den Lobby Verein „Transatlantische Brücke“. In der findet man alles wieder was Rang und Namen hat, von Angela Merkel bis zum Vorstandsvorsitzenden von Goldman Sachs. Wer die Fixing Zentrale in London angreift, der greift auch die transatlantische Brücke https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Br%C3%BCcke an. Mit anderen Worten die derzeitige kapitale westliche -Weltregierung.

  • Josef Anton sagt:

    Ein grundlegendes Missverständnis muss hier einmal angesprochen werden. Die Manipulation des Geldes resp. dessen Wertes produziert in sich kein Korn Weizen noch sonst was, welches ein menschliches Bedürfnis abdeckt, sondern ist einzig Mittel der Umverteilung um entsprechendes Verhalten der Gesellschaft zu stimulieren, ein Verhalten, welches die Entscheidungsträger als vorteilhaft beurteilen.

    Dieses System funktioniert ganz gut, solange einzig ein beschränkter Anteil der Bevölkerung (die heutigen Neureichen) es versteht, in Hinsicht auf diese Manipulation sich vorteilhaft zu positionieren, jedoch flacht eine positive Wirkung schrittweise ab, je höher sich die Gesellschaft gleichpolig verhält (Abnahme des Grenznutzens). Daher auch der Spruch, dass man Verkaufen soll wenn die Magd z.B. ein Investitionsprodukt zu kaufen beginnt. Mit anderen Worten fallen die Vorteile der Manipulation immer stärker ab und melden sich die negativen Konsequenzen daraus.

    Das verkrampfte Festhalten an der Idee der positiven Aspekte geldentwertender Politik (basierend auf vergangene Erfahrungen) und der Vernachlässigung zunehmender negativer Begleiterscheinungen zeigt wohl am besten auf, dass Zentralplanung nicht nur nicht fähig ist, langfristig erfolgreich zu sein, sondern die Zentralplaner auch noch nicht willens sind, ihre dadurch gewonnene Position der Macht in Frage zu stellen. Dieses Verhalten ist menschlich sehr wohl verständlich, jedoch insgesamt schädlich für die Gesellschaft.

    Ein weiterer interessanter Aspekt liegt im Umstand, dass der überwiegende Anteil der Bevölkerung sich derart daran gewöhnte, dass sie die Manipulation nicht mehr als solche wahrnimmt, sondern sie einzig als notwendiges und Wohlstand förderndes Mittel betrachtet und nicht mehr fähig ist sie in Frage zu stellen.

    • Hampi sagt:

      Ereifern Sie sich bitte nicht so gegen „Manipulation“. Schliesslich kann man Sie nur mit „Gegenmanipulation“ bekämpfen.
      Und das machen Sie doch nicht schlecht.

      • Josef Anton sagt:

        Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit, denn beides (Hass wie Liebe) sind intensive Gefühle. Ähnlich dürfte es sich mit der Funktion der Manipulation verhalten, indem eine gewisse Bescheidenheit und Gelassenheit wohl vorteilhaft sein dürfte und man sich nicht dem Glauben unterwirft, dass wir die Weisheit besitzen, alles erfolgreich planen zu können. Allerdings würde dies einen grossen Teil des Heeres von Bürokraten überflüssig machen, was selbstverständlich nicht akzeptabel ist.

    • Anh Toan sagt:

      @seppetoni:

      Ein grundlegendes Missverständnis muss hier einmal angesprochen werden. Die Manipulation der Autobahn resp. die Geschwindigkeitsbegrenzungen verhindern in sich keinen einzigen Verkehrsunfall, sondern sind einzig Mittel der um entsprechendes Verhalten der Gesellschaft zu stimulieren, ein Verhalten, welches die Entscheidungsträger als vorteilhaft beurteilen.

      Dieses System funktioniert ganz gut, solange einzig ein beschränkter Anteil der Bevölkerung (die langsamfahrer) es versteht, in Hinsicht auf diese Manipulation sich vorteilhaft zu positionieren, jedoch flacht eine positive Wirkung schrittweise ab, je höher sich die Gesellschaft gleichpolig verhält (Abnahme des Grenznutzens). Denn wenn alle langsam fahren, passt keiner mehr auf. Mit anderen Worten fallen die Vorteile der Manipulation immer stärker ab und melden sich die negativen Konsequenzen daraus.

      Das verkrampfte Festhalten an der Idee der positiven Aspekte von geschwindigkeitsbnegrenzungen (basierend auf vergangene Erfahrungen) und der Vernachlässigung zunehmender negativer Begleiterscheinungen zeigt wohl am besten auf, dass Zentralplanung nicht nur nicht fähig ist, langfristig erfolgreich zu sein, sondern die Zentralplaner auch noch nicht willens sind, ihre dadurch gewonnene Position der Macht in Frage zu stellen. Dieses Verhalten ist menschlich sehr wohl verständlich, jedoch insgesamt schädlich für die Gesellschaft.

      Ein weiterer interessanter Aspekt liegt im Umstand, dass der überwiegende Anteil der Bevölkerung sich derart daran gewöhnte, dass sie die Manipulation nicht mehr als solche wahrnimmt, sondern sie einzig als notwendiges und Sichwerheit förderndes Mittel betrachtet und nicht mehr fähig ist sie in Frage zu stellen.

      Frei Fahrt für freihe Bürger!

      (Ihr Post würde auc h mit dem Verbot von Vergewaltigung, mit staatlicher Bildung, mit jerder straatlichen Tätiglkeit funktionieren, sagt man das gleiche mit fünf Worten, fällt die Trivialität Ihrer Argumentation auf, aber Sie wollten wohl ein Muster für die Infantilisierung der Gesellschaft liefern .

      • Josef Anton sagt:

        Interessanter Vergleich, jedoch handelt es sich um die Förderung des schneller Fahrens (nicht weniger Hebel sondern höherer Hebel) und darum, die Konsequenzen eines Umfalles auf die Allgemeinheit (Langsamfahrer) umzuverteilen.

  • Erich sagt:

    Wieso sollen wir hier in Europa das gleiche wie in Japan versuchen, nachdem dort die Abenomics mit gigantischer Neuschuldung und enormen Gelddrucken so grandios gescheitert ist? Gut, die Importpreise sind dort tatsächlich um 20% gestiegen, die Löhne aber so gut wie gar nicht, und das riesige Leistungsbilanzdefizit seither spricht auch nicht dafür, dass wenigstens die Wirtschaft davon profitiert hätte. Aber vermutlich müssen wir hier in Europa den gleichen Fehler nochmal machen. Immerhin kann man mit dem Gelddrucken nur für bestimmte Länder bequem die riesigen Transfers verschleiern, die man sonst mit wesentlich höheren Steuern finanzieren müsste.

    • Hampi sagt:

      „Wieso sollen wir hier in Europa das gleiche wie in Japan versuchen…..“

      In diese Richtung geht es. Das „verlorene Jahrzehnt“, das „Abenomics“ vorangegangen ist: immer viel zu zögerlich und vor allem zu spät gehandelt !

      • Erich sagt:

        Dumm nur, dass Abenomics eher das Gegentleil erreicht hat, und jetzt aller nur viel schlimmer ist

        • Josef Anton sagt:

          @ Erich

          Das hält die Verfechter der Geldmanipulation nicht davon ab, zu verkünden, dass man wenn man nur schnell genug ins Verderben rennt, das Verderben ausbleiben würde.

        • Hampi sagt:

          Japan hat zurzeit höheres Wachstum, mehr Inflation und tieferen Yen. Soviel ich von der Sache verstehe, war und ist dies genau eines der Ziele von „Abenomics“ (mit dem anderen Ziel, dem der Liberalisierung, läuft es leider nicht so gut.).

          Wo also soll eher das Gegenteil erreicht worden sein und alles viel schlimmer sein?

        • Josef Anton sagt:

          Höheres Wachstum?

          Vielleicht im Bereiche der Preise der importierten Güter und in der Staatsverschuldung, ansonsten ein herzlich kläglicher Erfolg.

          Dieses Jahr dürfte gemäss WSJ Japan den kleinsten aktenkundigen Leistungsbilanzüberschuss ausweisen. Was glauben Sie, wie es sich anfühlt, wenn die Preise steigen, jedoch die Gehälter und Pensionen nicht mithalten?

          • Hampi sagt:

            „Abenomics“ ist ein andauernder Prozess. Ein abschliessendes Urteil deshalb in jedem Fall verfrüht.

            Die Löhne steigen im Moment nicht im erwünschten Rahmen. Aber dass dies nicht so einfach ist, ist zu erwarten, wenn man die jahrzehnte-lange Auslagerung der Produktion in „Tief-Währungs-Lohn-Länder“ berücksichtigt.
            Solch eine Entwicklung lässt sich nicht von „heute auf morgen“ ändern.
            Jetzt schon zu sagen, dass alles schlimmer, als während der „verlorenen Dekade“ ist, ist sicher falsch.

            Wegen dem sinkenden Leistungsbilanzüberschuss bin ich mir nicht sicher, ob dies nicht mehr dem „Fukushima“-Effekt zuzuschreiben wäre: Japan importiert nämlich bedeutend mehr Energie als früher.

          • Josef Marti sagt:

            Die oberlehrerhafte spitzfindige Kritik an den Japanern ausgerechnet von den eklatanten Oberversagern aus dem Westen ist nur noch peinlich. Sie ist einzig und allein auf Neid begründet, den muss man sich bekanntlich verdienen. Ähnliches gilt für die Skandinavier, welche unerklärlicherweise (ökonomisch nicht nachvollziehbar) immer wieder zu den top ten der wettbewerbsfähigsten Länder gezählt werden trotz den welthöchsten Steuer- und Staatsquoten.
            Etwas Besseres als eine leichte Deflation über längere Zeit kann man ja gar nicht haben solange die Arbeitslosigkeit wie bei den Japanern vergleichsweise niedrig bleibt; dies im Gegensatz zum wachsenden Massenprekariat in Europa, und das noch bei einer erst beginnenden Deflationstendenz. Ohne den KKW Unfall würde Japan immer noch Aussenhandelsüberschüsse fahren und die Währung erweist sich rückblickend als ziemlich robust. Die hohe BIP Verschuldungsquote bei rekordtiefen Zinsen und Hauptverschuldung im Inland ist das kleinste Problem. Würden die Japaner zudem noch ihre Aufwendungen für Bildung an das westliche Niveau anheben wären sie nicht mehr zu schlagen.
            Was den Westen ausserordentlich wurmt ist das sich die Japaner mit ihrer extrem homogenen Gesellschaft von ausländischen Investoren nicht ausnehmen und über den Tisch ziehen lassen während die westlichen Nationalstaaten schon längst nicht mehr als solche existieren.

          • Anh Toan sagt:

            @Josef Marti: „die Japaner mit ihrer extrem homogenen Gesellschaft …“

            …ist ein Euphemismus für faschistische Gesellschaft.

  • Harry Harrer sagt:

    Mir gefällt Deflation viel besser als Inflation. Bei Deflation sinken die Lebenshaltungskosten und nutzlose Berufe gehen vom Markt. Dies erzeugt Arbeitslosigkeit, aber diese ist berechtigt und gesund, denn die meisten Berufe der heutigen Wirtschaft sind ohnehin fehlalloziiert und gehören umdisponiert. Bei Deflation ist Arbeitslosigkeit weniger gravierend als bei Inflation, da man mit Ersparnissen länger durchkommt als in einem inflationären Umfeld. Ebenfalls aktiviert Deflation das intellektuelle Kapital der ärmeren Schichten und wirkt dadurch enorm befruchtend auf langfristige Innovation.

    Der heutige Versuch Deflation zu verhindern wird in der langfristigen Retrospektive erkannt werden als künstliche Erhaltung des Status Quo im schuldenbasierten Petrodollar. Und das nachdem Peak Oil bereits hinter uns liegt. Man wird erkennen, dass das die grösste kollektive Eselei der menschlichen Geschichte war, da das Verhindern von Deflation am Ende des Erdölzeitalters, und damit Liquidation der Infrastruktur des Erdölzeitalters, es herausgezögert hat uns in Richtung Ölunabhängigkeit weiterzuentwickeln.

    Jede Evolution ist schmerzhaft. Der Versuch den Schmerz zu verhindert kann aber tödlich sein. Die Liquidation ist jetzt nötig, da das damit freiwerdende Kapital für die Energiewende dringend benötigt wird. Man versucht diese Wende in Staatshand zu legen. Was aber nicht funktioniert, denn beim Staat arbeiten nur Leute die nichts auf die Reihe kriegen und sich deshalb von Steuergeldern durchfüttern lassen Die Energiewende muss vom freien Markt generiert werden, und der freie Markt braucht dazu die Liquidation des Erdölzeitalters. Staat und Banken versuchen das zu verhindern und werden damit zu Feinden der Menschheit.

    • Marcel Senn sagt:

      Herr Harrer: Peak Oil liegt noch nicht hinter uns — bisheriger Verbrauch seit 1859 1300 Mrd Brl. — Reserven je nach Studie noch mind 1300 Mrd. Brl bis zum optimistischen Szenario von 2500 Mrd. Brl technisch förderbares Oel — was allerdings bei einer Förderungssteigerung von 1.5% pro Jahr linear gedacht auch nur bis ins Jahr 2067 reichen würde – in Realität werden viele Länder schon viel früher auf dem trockenen Sitzen und die USA und Venezuela ev. noch Kanada hätten noch nach 2067 Erdöl — es wird also schon lange vor 2067 zu massiven Engpässen kommen.

      Gehe mit Ihnen einig, dass viele Berufe aus rationeller Sicht fehlalloziert sind – nur hätten Sie dann x hundert Mio oder gar Mia von Arbeitslosen – und dann kommt ein Volksverführer wie 1933 und lässt auf Pump Autobahnen und Kanonen bauen und wenn das Reich dann kurz vor der Pleite ist, wird bei den Nachbarländern geplündert – das ist ein historisches Beispiel zu was Deflation führen kann…Das Fressen kommt immer noch vor der Moral — gut die Amis konnten sich auch erst dank Hitler aus den Fängen der Deflation so richtig befreien und sind dank diesem dann auch zur Weltmacht aufgestiegen.

      • Harry Harrer sagt:

        @ Marcel Senn: Im ökonomisch effektiven Sinn ist Peak Oil als jener Punkt zu verstehen, an dem es sich die Wirtschaft nicht mehr erlauben kann die derzeitigen (viel zu niedrigen) Allokationen im Energie- und Lebensmittelsektor aufrechtzuerhalten. Dieser Punkt wird noch vor dem physikalischen Fördermaximum erreicht werden, wie untenstehend erklärt. Ich bin anhand praktischer Beobachtungen der festen Überzeugung, dass dieser Punkt bereits hinter uns liegt.

        Nach Peak Oil müsste die Allokation im Energiesektor anwachsen um die Energieversorgung der Gesellschaft, und damit den Grad an wirtschaftlicher Vernetzung auf dem heutigen Niveau zu erhalten. Hierbei machen wir die bisher noch nicht bewiesene Hypothese geltend, dass es prinzipiell möglich wäre technische Lösungen schnell genug zur Verfügung zu stellen. Eine fallende Energieversorgung ist historisch eng korreliert mit zivilisatorischem Kollaps. Die Energieversorgung darf also nie fallen. Es gibt zwei Probleme damit:

        1) Um die Reallokation durchzuführen braucht es Energie, welche am kritischen Punkt aber gerade fehlen wird.

        2) Das weltweite Finanzsystem ist im Begriff eine All-In Wette auf das Weiterbestehen des Status Quo abzuschliessen, was an den explodierenden Schulden und der Verweigerung einer Liquidation (Deflation) direkt abzulesen ist. Während das abgeht schleicht der Erdölpreis klammheimlich höher und höher, uns mehr und mehr Menschen werden Sozialhilfeempfänger.

        Wir rasen also mit einem ausser Kontrolle geratenen Schuldengeldsystem, welches auf Paradigmen des Erdölzeitalters beruht, direkt in jene Zukunft, in der Öl und Essen zu Luxusprodukten werden. Jenes Öl, ohne welches die grüne Revolution nicht möglich gewesen wäre, und welchem demzufolge etwa 4 Milliarden Menschen ihr Leben verdanken. Das Schuldengeldsystem sorgt durch die Notwendigkeit der Zinsbedienung dafür, dass es besonders schwierig wird Ersparnisse anzulegen. Dieses System hat also keine Reserven um eine Reallokation mit freiem Kapital zu bedienen. Gleichzeitig benutzt und erzwingt es Erdöl als Transmissionsmechanismus für die Aufrechterhaltung der Kaufkraft.

        Jeder kann sich anhand dieser Konstellation ausmalen mit welchem kumulierten Risiko wir es zu tun haben. Die heutige Gesellschaft steht und fällt mit billigem Erdöl, verschliesst sich aber der Realität dass die Party aus ist. Eine realistische Alternative ist noch nicht zu erkennen, und die ideenlosen Kapitalhalter (Kreditoren) verweigern sich zu allem Übel auch noch der Einsicht dieser Tatsachen indem sie um jeden Preis nicht abschreiben wollen. Das ist kurz umschrieben inetwa der Kernpunkt des „Krieges gegen Deflation“. Gefochten wird dieser bekanntlich von (sozialistischen) Staaten und (kreditgeldbasierten) Zentralbanken. Wie in jedem Krieg wird es auch in diesem vor allem zivile Opfer zu beklagen geben.

        • Marcel Senn sagt:

          Harrer: Gebe Ihnen recht – die fetten Zeiten von 1910 als man mit einem Fass Rohöl bis zu 1200 Fass fördern konnte sind definitv vorbei. Das war ein EROEI (Energie Return on Energy Invested) von 1200 – während heutzutage neue Quellen im Schnitt noch etwa 8 bringen, unkonventionelles Oel je nach Verfahren 4-5 oder nur noch 2-3 – in Kanada teilweise nur noch 0.7 – da lohnt es sich nur noch, weil man das Gas dort zur Förderung auch noch verwenden kann.
          Und jede Quelle die den Peak überschritten hat führt zu einem tieferen EROEI und rund 6% tieferer Förderungsmenge pro Jahr.
          .
          Und die Korrelation zwischen Nahrung und Oel kann ich auch nachvollziehen – da ja viele Düngerstoffe und auch der Transport, Verarbeitung, Feindistribution etc etc. Oel benötigen.
          Ich sehe das ähnlich wie Sie – das goldene Zeitalter der Menschheit wird mit dem Oel zuneige gehen – zumal ein Fass Oel der menschlichen Arbeitsleistung von rund 22’000 Stunden Arbeit entspricht (inkl. der benötigten Kalorienzufuhr durch Nahrung)!
          .
          Entweder finden wir baldmöglichst eine effiziente Ersatzenergieform (ausser Gas oder Kohle) oder sonst wird es ziemlich ungemütlich auf dem Planeten für uns – mit viel Schweiss und Tränen, sowie Hunger – wie teilweise vor 1859 halt!
          Ich nerve mich auch ziemlich wie dummdämlich wir Oel resp. deren Raffinerieprodukte verbrennen als hätten wir unendlich viel von dem Zeug…
          .
          Betreffend Deflation ist es natürlich dem Systemfehler des Zinseszinssystems zu verdanken, dass wir heutzutage bei allen wichtigen Zentralbanken fast 0% haben — bei weltweit über 175 Bio $ Zins- und Schuldpapieren (McKinsey 2012) (Staaten, Private, Corp, Financials inkl. strukturierter Produkte) macht ein % schon 1.75 Bio $ aus — also in etwa die weltweiten Rüstungsausgaben oder 50% des weltweiten Erdölumsatzes (32 Mrd Fass a rund 110$) – bei Zinsniveaus von 5,6 oder noch mehr Prozent wird dann schwierig, dieses System noch aufrecht zu erhalten – von dem her kann ich ihr Plädoyer für Deflation schon nachvollziehen — nur wird das grausam werden …Massenarbeitslosigkeit, Verelendung usw da ist vermutlich Inflation wieder der sanftere Weg, auch wenn es die Schulnder bevorzugt.

          • Harry Harrer sagt:

            Danke für den Dialog, ich finde Ihre Argumentation grossartig. Schade dass ich Sie nicht persönlich kenne!

          • Marcel Senn sagt:

            Harry: Es freut mich auch immer, wenn ich mit meinen Ansichten nicht ganz alleine bin. Ich lebe seit ein paar Jahren in Uruguay und Buenos Aires, aber diesen Sommer werde ich wieder mal schauen wie sich die CH so entwickelt hat – von den statistischen Daten aus dem BfS weiss ich vermutlich mehr als die meisten in der CH Lebenden, aber Zahlenfriedhöfe können das reale Leben nur limitiert wiedergeben. Bin gespannt – war 2010 das letzte mal dort.
            .
            Eine persönlichen Diskussion wäre sicher sehr spannend, nur weiss ich nicht ich Sie kontaktieren kann.
            Oder sonst halt bis bald wieder mal im NMTM.
            Gruss Marcel

          • Anh Toan sagt:

            „Ersatzenergieform“

            Unser grösstes Problem ist nicht Energie zu finden, unser Problem ist diese zu speichern, wir verwenden noch immer die archaische Methode von Stauseen, weil wir noch nichts besseres gefunden haben.

          • Marcel Senn sagt:

            Ahn: Und welche Energieformen würden Sie denn favorisieren resp welchen zukünftigen Energienmix…mir ist das immer noch nicht klar, und was speichrn – Sonnenengerie? Wind? Methan? Heisslufwindkanäle? – Oel Gas und Kohle die kann man so lagern!
            Und AKW sind eh ein eigenes Thema mit auch der Lagerung, aber für tausende von Jahren und sicher – glaub 350’000 Tonnen radioaktiver Abfall warten noch irgendwo auf ein Plätzli in der Welt…
            .
            Oel war das treibenede Element der letzten 150 Jahre und noch ein paar Jahrzehnte mehr, aber das war dann – nicht mal wenn die Saudis doppelt soviel hätten wie seit etwa 1988 immer angeben zw. 260-269 Mrd Fass
            Das würde den Braten auch nicht feiss machen – aber es gibt Insider die sagen sämtliche arabischen OPEC (und vermutlich auch Venezuela) Oereserven seien insgesamt um etwa 300 Mrd Brl zu hoch ausgewiesen – das glaub ich noch fast für eher möglich — eher gering schötze ich die Wahrscheinlichkeit dass sie wirklich zw 260-269 Mrd Brl haben. Mehr oder weniger und wieviel?
            Ist ein Pokerspiel mit den proven reserves …

          • Anh Toan sagt:

            @Marcel Senn: Sie sagen es doch selbst: „Oel, Kohle, und Gas, die kann man so gut lagern“

            Also benutzen Sie doch einfach ein anderes Wort für Energie speichern.

            Als ich auf einem Segelboot lebte, wurde mir der unbestreitbare Vorteil von Diesel klar: Viel Energie, einfach zu lagern, sprich dann wenn sie gebraucht wird, verwendbar. Mache ich Energie mit Sonne, mit Wind, Gezeiten (Boot: Schleppgenerator), habe ich manchmal soviel Energie, dass ich riskiere Batterien zu kochen, aber manchmal halt auch nichts und ich riskiere meine Batterien durch Tiefentladung. Vor allem aber habe ich ein Problem, wenn ich viel Energie aufs Mal brauche.

            Ich bin auch nicht Kernkraftparanoid, habe sogar davon geträumt, einen kleinen Reaktor in mein Boot einzubauen, so ein Atomuboot ist ziemlich lange energieunabhängig.

            Verbrennungs- (und noch mehr Explosions-)motoren sind hochgradig ineffizient (Machen vor allem Krach und Wärme). Aber der Energiespeicher dafür ist so effizient, dass Verbrennungmotoren für viele Anwendungen unschlagbar sind. Meine Vorstellung von vernünftiger Mobilität mit Elektrizität funktioniert wie eine Autoscooterbahn: Mit einer Stromleitung über der Fahrbahn, oder unter der Fahrbahn mit Induktion oder so, statt mit Batterien im Auto, letzteres allenfalls für Nebenstrassen.

            Bin kein Wissenschaftler, aber überzeugt, Energie haben wir jede Menge, nur nicht da, wo wir sie gerade brauchen in der benötigten Menge.

        • Swiss Investor sagt:

          Endlich einmal wird das Hauptproblem angesprochen, das Erdöl!
          Die Zeiten des billigen Öls sind endgültig vorbei, es hat zwar noch sehr viel fossile Brennstoffe, aber die Förderung und Umwandlung in Benzin, Kerosin, Diesel, etc. kostet und Input-Output wird immer schlechter. Da die Nahrungsproduktion auf „Erdöl“ basiert wird zwangsläufig die Nahrung teurer werden, aber es sind nicht nur die Nahrungsmittel! Heute ist fast in jedem Produkt Erdöl drin. Wohin ich schaue, ich sehe immer Öl, resp. die Nebenprodukte.
          Die verteuerten Nahrungsmittel führten auch schon zu Konflikten, die aber von Mainstream Press nicht als solche beschrieben wurden. Die Unruhen im Maghreb, in Ägypten, in Syrien, in Myanmar sind alle ursprünglich auf Preiserhöhungen zurück zu führen. Auch die unsinnigen Subventionen für Diesel und Benzin in den Entwicklungsländern können auf längere Zeit nicht mehr aufrecht erhalten werden, die Staaten verschulden sich und werden eines Tages gezwungen sein den Marktpreis zu verlangen. Auch in der Ukraine wird die Subvention für den Gaspreis aufgehoben werden müssen, dies wird zu weiteren Unruhen führen oder aber den Westen viel Geld kosten.
          Es ist eine Frage der Zeit, gelingt es Alternativen zu entwickeln, also eine neue Energiequelle zu erschliessen oder aber den Ölverbrauch zu vierteln, dann können wir vielleicht über die Runden kommen. Oder aber wir machen weiter wie bisher, dann wird es einfach zu einem Reset kommen, mit Unruhen, Protesten, ev. Verteilungskriegen.
          Glücklich wer dann über eine vertrauenswürdige, starke Armee und genügend Agrarland verfügt.

          • Marcel Senn sagt:

            Swissinvestor: Das krasseste Beispiel ist ja Venezuela, wo man für weniger als einen USD den ganzen Tank füllen kann…das ist wahrhaftig übertriebener Populismus und Ressourcenverschwendung.
            .
            Vermutlich schon in wenigen Jahren werden wir die 3. Erdölkrise haben nach 1973/1978 — es braucht gar nicht soviel – ein paar Blockaden durch Piraten, Terroristen etc. vor Somalia/Djibouti oder auf den anderen Seite beim Oman/Iran und die Tanker können nicht mehr durch und schon geht der Oelpreis massiv aufwärts.

  • Marcel Senn sagt:

    Zur Abwechslung noch ein paar Zitate zu Deflation und Inflation:

    Deflation lähmt die Lust zu investieren. Sie ist die große Zeit der Zinsenfresser – der Wucherer, bei denen die Uhr fortwährend „Zin-sen, Zin-sen“ tickt. Und dann steigt eines Tages die Arbeitslosigkeit so stark, daß der Staat eingreifen muß. Und schon haben wir den Staatskapitalismus oder den Marxismus. Deflation, nein danke! Dann lieber ein bisserl Inflation.
    André Kostolany
    .
    Ein wenig Inflation, das ist wie ein wenig Schwangerschaft – beide nehmen langsam, aber stetig zu.
    Leon Henderson, USA
    .
    Wenn die Brieftaschen immer voller und die Einkaufstaschen immer leerer werden.
    Robert „Bob“ Orben (*1927)
    .
    Periodisch wiederkehrender Beweis für die Tatsache, daß bedrucktes Papier bedrucktes Papier ist.
    Helmar Nahr (*1931), dt. Mathematiker u. Wirtschaftswissenschaftler

  • Marcel Senn sagt:

    Europa kann sich gerne bei uns am Rio de la Plata etwas Inflation abholen:
    In Argentinien dieses Jahr 30-35% und in Uruguay rund 9%!
    .
    Es gibt also genügend von dem Zeug hier – holt es euch einfach 🙂
    .
    Mir solls recht sein, auch wenn ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe…

  • Georg Stamm sagt:

    Es hätten ganz sicher nicht alle gerne mehr Inflation. Zum Beispiel die nicht, die als Aeltere eine Pensionskasse haben, die die Inflation nicht ausgleicht. Das sind die Meisten. Und auch die vielen Zehntausend, die individuell für jede Lohnerhöhung Bitti-Bätti machen müssen und sich mit 50.-/Mt. mehr abspeisen lassen müssen sicher auch. Freude an der Inflation haben aber die Politiker, insbesondere die im Finanzministerium von EU-Staaten, weil mit einer schönen Inflation ihre Staatsschulden schmelzen, ganz von alleine, ohne etwas zurückzuzahlen. Die sehnen sich danach.

  • Swiss Investor sagt:

    Im Englischen gibt es einen schönen Namen für Gelehrte „Pandits“.
    Irgendwann in der Zukunft wird man feststellen, dass die Mehrheit der Ökonomen einem falschen Paradigma folgte. Der Mensch kann die Zahlen nicht verstehen, insbesondere übersteigt die Zinseszinsrechnung vielfach das Vorstellungsvermögen, auch von Gelehrten. 2% jährlich heisst das Kapital oder der Preis verdoppelt sich in 35 Jahren. Um die Folgen zu verstehen muss man etwas übertreiben und eine Annahme treffen: hätte man im Jahre Null einen Franken zu 2% angelegt, dann würde die heutige Weltkapitalisierung nicht reichen, auch eine Erde komplett aus Gold würde diese Summe nicht aufwiegen. Die Erde und die Wirtschaft sind endlich und können nicht exponentiell wachsen, 2% Inflation ist eine aber Exponentialkurve. Diese Kurven decken sich nicht – irgendwann kommt es zu einem Bruch und zu einem Reset. Je länger wir diesen Reset mit QE hinausschieben desto grösser wird der Crash. es ist wie bei einem Erdbeben.
    Darum sollten die Politiker endlich handeln und zuerst einmal einen Schuldenschnitt beschliessen, weltweit. Gleichzeitig sollte dazu eine Schuldenbremse eingeführt werden, nur so kommen wir wieder in ein Gleichgewicht.
    Mit Inflation den Schuldenberg abbauen und darauf hoffen, dass das Wachstum die Schulden weginflationiert ist Wunschdenken. Irgendwann werden sich die Spannungen lösen, aber zu was für einen Preis, es könnte wie in der Grossen Depression enden. Denn die Geldmengen blähen nur die Vermögenspreise auf, warum wohl werden für Kunst Millionen bezahlt, es ist der einzig ungeregelte Markt, dort wirkt sich die Geldschwemme aus und es herrscht Inflation.
    Lange kann die Inflation nicht unterdrückt werden und sie könnte schneller als erwartet ausser Kontrolle geraten.

    • Josef Anton sagt:

      Sie erklären die Verletzung der Nachhaltigkeit (Ponzi war ein Amateur zu den heutigen Verhältnissen), worauf die gegenwärtigen Bemühungen beruhen.

    • will williamson sagt:

      Niemand hat im Jahre Null eine Anlage zu 2% getätigt und diese bis heute „liegen gelassen“, so dass sich das exponentielle Wachstum wie beschrieben ausgewirkt hätte. Sodann ist es nicht sicher, dass eine Anlage nach der Rückzahlung wieder zu einem gleichen oder vorteilhafteren Zins angelegt werden kann. Möglicherweise wird der Betrag auch für den Lebensbedarf oder für den Kauf einer Liegenschaft gebraucht und ist somit dem exponentiellen Wachstum entzogen. Weiter kommt es immer wieder zu Zahlungsausfällen, bei denen dann sowohl das Kapital als auch die aufgelaufenen Zinsen in die Binsen gehen, zu kleinen „Teilresets“ also. Weiter kommt es darauf an, ob wir Lohnerhöhungen und auf den Ersparnissen Zinsen erhalten, die in etwa der Inflation entsprechen, so dass diese kompensiert wird.

      Interessant ist auch, dass die gleichen Leute, die heute über die Fast-Nullzinsen klagen, diese vor nicht allzu langer Zeit gefordert haben. Dabei sollten sie doch mit der gegenwärtigen Zinssituation höchst zufrieden sein. Mir scheint die Sachlage erheblich komplexer zu sein als sie von vielen, insbesondere auch von Ökonomen, wahrgenommen wird.

      Dass wir momentan trotz der Geldproduktion der Notenbanken keine hohe Inflation haben, dürfte darauf zurück zu führen sein, dass das Geld in der Realwirtschaft nicht angekommen ist, sondern grossenteils im Bankensystem gelagert wird.

  • Schlauri sagt:

    Inflationäre Umverteilung
    Der Artikel zeigt Vieles gut auf, unterschlägt aber grosse Probleme. So hat die SNB vor 14 Jahren das Inflationsziel kurzerhand auf 2% verdoppelt. Um den Anschein der Preisstabilität zu wahren, rechnet die SNB durch Weglassen die Inflation zudem einfach klein. Sie lässt die Vermögensgüter, wie z. B. Immobilien, Aktien einfach weg, und wenn es passt, auch gewisse Lebensmittel und die Energieträger. Der zurechtgestutzte Wert trägt den harmlosen Namen Kerninflation. Von 1990 bis 2010 wuchs die Güterproduktion nur um 32%, die Geldmenge aber um volle 274%, ein Indiz für starke Inflation. Die tatsächliche Gesamtinflation ist wesentlich höher als die offiziell gemessene.
    Die Schweiz hat vermutlich die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der privaten Haushalte, dank exzessiver Hypothekarverschuldung. Die SNB muss mit billigem Geld dieses Schuldenbabylon stützen. Das führt zu einer gigantischen Umverteilung in Milliardenhöhe durch inflationäre Aufwertung der Immobilien. Die Preise der Eigentumswohnungen stiegen in 10 Jahren um 75%. Die Umverteilung geht von unten nach oben, weil nur die Reichen genug Eigenkapital haben, um sich mit grossen Krediten zu verschulden. Im Kanton St. Gallen machen die reichsten 10% zusammen 50% der Schulden.
    Die SNB runzelt zwar ab und zu die Stirn, etwas wirklich Ernsthaftes hat sie aber, unterstützt von den Banken und ihrer reichen Schulden-Lobby, nicht im Sinn. Beleg: Seit dem 30. September müssen die Banken ihren Hypothekenbestand mit 1% mehr Eigenkapital zu unterlegen. Dadurch steigt der Hypothekarzins um 0.04%. Das entspricht bei einem Hypothekarkredit von Fr. 400000 dem Wert von 1 Zigarette pro Tag. 1 Zigarette gegen die Immobilienblase – das kann nicht ernst gemeint sein. Das ist knallharte Umverteilungspolitik.

    • Josef Anton sagt:

      Und dieses Prinzip wird weltweit angewandt, denn es basiert auf dem Einfluss der angewandten Doktrin des FED. Aber keine Angst, die Zunahme der Gefahr gesellschaftlicher Verwerfungen steht natürlich damit nicht in Verbindung und schliesslich haben wir den Überwachungs- und Polizeistaat nicht umsonst aufgebaut.

    • urs lehmann sagt:

      Das Inflationsziel bezieht sich auf den LKI, den Landesindex der Konsumentenpreise, weder Aktien noch Immobilien sind Konsumgüter.

      Von 1970-2000 betrug die durchschnittliche Inflation 3,4%, von 1990-2000 waren es 2,2% p.a., die Einführung(!!)(somit konnte er nicht „verdoppelt“ werden) des Inflationsziels von 2% im Jahr 2000 war mithin nicht viel mehr als die Fortschreibung der gemessenen Inflation der vorhergehenden zehn Jahre.

      • Schlauri sagt:

        Das Inflationsziel der SNB war bis ins Jahr 2000 1%, es wurde dann auf 2% verdoppelt. Brunetti (bis 1999 Leiter Wirtschaftspolitik des SECO, jetzt Professor an der Uni Bern) schreibt: „Die reichlich vorhandene Liquidität führte aber sehr wohl zu Inflation, aber eben bei den Preisen anderer Güter …“ (gemeint die Immobilien). Marc Faber , weltbekannter Investor und Finanzmarktkommentator, der selber von der Geldschwemme profitiert schreibt: „Die Förderung der Inflation der Anlagewerte („asset price inflation“, z. B. Immobilien) ist das grösste Verbrechen, das eine Notenbank begehen kann…“ (weil die Mehrheit der Bevölkerung verliert und nur eine Minderheit gewinnt).

        • Josef Marti sagt:

          Darum müssen die Löhne regelmässig um Produktivitätszuwachs plus einer korrekt berechneten Inflation erhöht werden. Näme man die Preisentwicklung dieser „ assets“ auch noch in den LKI dann hätten wir ja jährlich massive Lohnerhöhungen. Könnte so die Hebelwirkung der Inflation für die Umverteilung nach oben gebremst werden? – Jedenfalls sehe ich den Beschiss durch das Establishment in der getürkten Inflationsberechnung und dem Lohnbeschiss.

  • Ulrich Schweizer sagt:

    Dass die Politiker und die Notenbanken gerne mehr Inflation hätten ist klar. Sie streben 2% an und das bei quasi Zins null. Damit kann man dem Sparer das Geld wegnehmen, nämlich etwa einen Viertel in 10 Jahren. Ferner haben die Regierungen Freude, da die Steruereinnahmen steigen wegen der kalten Progression, die es mancherorts noch gibt, d,h, die Einkommen werden geschmälert Die Angestellten der öffentlichen Hand erhöhen ihre Bezüge natürlich um mindestens die Inflation. Demgegenüber gibt es in der Wirtschaft zuim Teil Nullrunden. . Es kann also nur eine Minderheit Freude an der Inflation haben.

    • Josef Anton sagt:

      Willkommen im Zeitalter der wuchernden und sich ein gutes Leben einrichtenden Bürokratie.

    • urs lehmann sagt:

      „…“Steruereinnahmen steigen wegen der kalten Progression…“
      „…gibt es in der Wirtschaft zuim Teil Nullrunden [bei den Löhnnen…“

      Kein Kommentar.

  • Max Meister sagt:

    Ja und worin genau unterscheidet sich denn nun das was die Notenbanken machen von dem was in Zymbabwe gemacht wurde? Die FED kauft eigene Staatsschulden (Bonds) und (Immobilienpapiere) mit dem frisch gedruckten Papiergeld um die Zinsen tief zu halten. Das ist nichts anderes als Betrug. Nur eine Bank die ein Geld Monopol besitzt kann so etwas überhaupt machen. Mit jedem gedruckten Dollar wird jeder bereits bestehende Dollar etwas mehr entwertet. Das geht auf Kosten der Sparer und Pensionskassen. Man braucht sich nur die Entwicklung des Dollarindexes über die Zeit seit der Gründung der FED anzusehen, dann stellt man fest, dass sich der Dollar bereits zu etwa 95% entwertet hat. Wenn das keine Inflation ist, weiss ich auch nicht was denn Inflation sonst sein soll.

    Heute folgen weltweit alle Notenbanken dem schlechten Beispiel der FED. Einige übertreffen die FED sogar im Gelddrucken im Vergleich zum eigenen BIP. So ein Kandidat ist z.B. die Schweizer Nationalbank.

    Ja, alle wollen sie Inflation, damit sie nicht in eine Deflation fallen. Dazu wird weiterhin weltweit Papiergeld gedruckt wie noch nie. Ich bin sicher sie werden längerfristig die Deflation nicht verhindern können und irgendwann mehr Inflation oben drauf erhalten als ihnen lieb ist. Das wäre dann eine depressive Stagflation. Wünsche schon jetzt viel Spass damit.
    Dass wir noch nicht so weit sind, ist nur deshalb der Fall, weil die USA über diverse Insitutionen sämtliche Märkte manipuliert.

    Man sollte sich nicht zu sehr in Sicherheit wägen, dass man alles manipulieren kann und nie die Kontrolle darüber verlieren wird.

    Es sind nicht alle Staaten gewillt dieses Spiel der westlichen Welt auf ewig mitzuspielen, schon gar nicht, wenn sie von der westlichen Welt mit Sanktionen belegt werden (Ukrainekonflikt). Kein Wunder bemühen sich die BRICS Staaten, allen voran Russland und China intensiv, den US Dollar als Reservewährung zu umgehen. Mit jedem neuen bilateralen Agreement wird die Nachfrage nach US Dollar für den internationalen Handel abnehmen. Die Papiergeldschwemme wird demzufolge zunehmend dahin zurückfliessen woher sie hergekommen ist und das wird in der USA eine Inflation auslösen, die hässliche Konsequenzen für die Mittelschicht haben kann.

    wird.

    • Anh Toan sagt:

      @Max Meister: Die „depressive Stagflation“ finde ich echt gut. Die Deflation nicht verhindern können, aber Inflation erhalten obendrauf, auch. Und das alle Notenbanken dem folgen und nur Max der meister erkennt, wohin das führt, das allerbeste.

      Max for Cheffe!

      • Max Meister sagt:

        @Anh Toan Wer sagt denn, dass nur ich meine zu erkennen wohin das führt? Überigens habe ich weder den Begriff „Depression“ noch „Stagflation“ erfunden.

        • Anh Toan sagt:

          Erfunden haben Sie die „depressive Stagflation“, also eine Stagnation der Wirtschaft mit Inflation, welche sich durch Deflation und Rückgang (Depression) näher beschreiben lässt (depressiv als Adjektiv zur Sagflation), wobei mir dies dennoch weder anschaulich noch verständlich wird.

          Aber im Übrigen gebe ich Ihnen recht: Nicht nur Sie meinen zu erkennen, wohin das führt.

          • Max Meister sagt:

            Sie haben Recht. Der Begriff „depressive Stagflation“ gibt es nicht und der Begriff ist auch nicht korrekt. Was ich eigentlich sagen wollte ist eine Kombination zwischen Depression und Inflation. Dafür habe ich keinen passenden Begriff gefunden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass hohe Arbeitslosigkeit (Depression) mit gleichzeitigem Kaufkraftverlust der Währung auftreten kann.

          • Josef Anton sagt:

            @ Max

            Wer weiss, vielleicht wird dieser Begriff in 10 Jahren gängig sein, wodurch Sie sich als Vordenker bewiesen hätten.

  • Hampi sagt:

    „GESCHICHTE WIEDERHOLT SICH NICHT, ABER SIE REIMT SICH.“
    Die Gefahr hat die besten Chancen dort, wo sie am wenigsten erwartet wird. Es ist jämmerlich zu sehen, dass sich die EZB kläglich verschätzt hat.
    Es braucht nicht viel (ökonomischer) Verstand, um in den letzten Monaten bemerkt haben zu können, dass sich deflationäre
    Tendenzen in der EU breitgemacht haben.
    Die EZB wird im Juni handeln, darauf hoffe ich schwer. Wie hoch der „Image-Schaden“ für die neue EZB sein wird, weiss niemand so recht…..

    • Josef Anton sagt:

      Warum bewerben Sie sich nicht für einen Job in einer Zentralbank, sie würden bestens in solch ein Team passen und wir haben eh viel zu wenig von diesen Bürokraten, welche mit ihren zentralplanerischen Manipulationen all die Güter und Dienstleistungen, welche wir täglich benötigen, am Fliessband produzieren (zum Frühstück „Fuefliberflakes“, zum Mittagessen „Hundertfranken-Steaks“, und zum Abendessen „Ameisen-Ragout“). En guete!

      • Anh Toan sagt:

        Warum bewirbst Diu Dich nicht für einen Job als Robinson Crusoe, irgendwo auf einer einsamen Insel, frei von Bürokraten und Zentralplanung und Manipulation?

        • Josef Anton sagt:

          Es ist offensichtlich, dass Sie von einer möglichst komplexen Form der Bürokratie mit undurchsichtigen und schwierig zu verstehenden Regeln und Unterregeln und Nebenregeln etc. profitieren und darum ist ihr Standpunkt aus menschlicher Sicht sehr verständlich. Trotzdem sollten Sie den Anstand wahren und als junger Schnaufer den gesetzten Herrn nicht ungefragt mit Du ansprechen.

          • Anh Toan sagt:

            Genau wie Du proifitiere ich von der Bürokratie, und spreche mit Du an, wen ich will.

            Du kannst mir auch Du sagen, wenn Du willst, oder beim Sie bleiben.

            Ach ja, danke für junger Schnaufer, meine Frau nennt mich einen alten Mann.

      • Anh Toan sagt:

        Dein vielgeliebtes Internet gäbe es nicht ohne zentralplanewrische Bürokraten:

        Wenn das „Advanced Research Project Agency (ARPA) des US-Verteidigungsministeriums“ keine zentralplanerischen Behörden sind, weiss ich nicht, wen als zentralplanierische Behörde zu bezeichnen.

        GPS gäbe es auch nicht. Und hat nicht auch Gutenberg den Buchdruck im Auftrag der Kirche (inbegriff einer zentralplanerischen Bürokratie) erfunden?

        • Anh Toan sagt:

          Und ja, weder Bücher noch Internet kann man nicht essen, also brauchen wir diese nicht.

        • Anh Toan sagt:

          Ach ja, jetzt habe ich noch die imperialistischen zentralplanerischen Bürokraten des „Senates und Volkes von Rom“ vergessen und die der Chinesischen Kaiserbürokraten.

          The Kinks gaben Ihre Träume schon vor einem halben Jahrhundert zum Besten:

          I think I’m so educated and I’m so civilized
          ‚Cos I’m a strict vegetarian
          But with the over-population and inflation and starvation
          And the crazy politicians
          I don’t feel safe in this world no more
          I don’t want to die in a nuclear war
          I want to sail away to a distant shore and make like an ape man
          I’m an ape man, I’m an ape ape man
          I’m an ape man I’m a King Kong man I’m ape ape man

      • Hampi sagt:

        Vor vielen Jahren, als ich Devisenhändler bei einer Nicht-Zentralbank war, wäre so ein Job bei einer Zentralbank durchaus erstrebenswert gewesen. Aber nur wenn es, wie zurzeit, irgendetwas zu manipulieren (intervenieren) gibt.
        Wie Doktor Faust, wenn er sich der Magie ergibt 🙂

  • Peter Schamberger sagt:

    Warum so kompliziert Herr Diem? Nach meinem bescheidenen Verständnis gibt es keine Inflation weil die Produktion die Nachfrage übersteigt. Wenn man sich die immer weiter aufklaffende Schere von Einkommen/Vemögen zwischen den obersten untersten Einkommensschichten vor Augen führt, kann das ja gar nicht anders sein. Allein in den USA sitzt die Privatwirtschaft auf 17’000’000’000’000 Dollar cash (unproduktives Kapital, das verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten sucht). Würde man nur einen Teil davon für höhere Löhne einsetzen, dürfte sehr bald wieder ein Nachfrageüberhang entstehen, welcher schluss-endlich zu einer Inflation führen würde. Dies die Situation nur in den USA – in Europa sind ebenfall Billionen von Euros/CH in Vorsorgeeinrichtungen gebunden und demnach dem Konsum entzogen.

    • J. Kuehni sagt:

      @Schamberger

      „Nach meinem bescheidenen Verständnis gibt es keine Inflation weil die Produktion die Nachfrage übersteigt.“

      Psst! Das darf man hier nicht sagen! So etwas wie Nachfrageschwund KANN es unter keinen Umständen geben! Die Implikationen für allerlei Gedankengebäude und Theorien wären allzu garstig…

      😉

      • Josef Marti sagt:

        Das betrifft hauptsächlich die darniederliegende Binnenkonjunktur. Dass das Angebot sich die Nachfrage selbst schafft könnte vielleicht schon gehen; aber wohl kaum solcherart, dass dabei die Lohnsumme durch Lohnkürzungen auf mehr Mitarbeiter verteilt wird, was gegenwärtig die Politik des IWF für Südeuropa zu sein scheint. Wer soll dann mit stark gekürzten Löhnen die Produkte konsumieren? Theoretisch könnte es nur funktionieren wenn Unternehmen bereit wären künftig massiv tiefere Gewinne zu schreiben als bisher, und somit also eine konsequente Brüningsche Deflationspolitik betrieben wird.

  • Alex Zatelli sagt:

    Niedrige Inflation bevorteilt Aktien- und andere Vermögensbesitzer. Man kann die 30-jährige Inflationsentwicklung und Vermögensteigerung der obersten 1%-Vermögensbesitzer gegenüberstellen und sieht den Effekt glasklart. Enorme Steuerprivilegien für Rentiers beschleunigen den Prozess noch. Die Beschreibung der Folgen einer solchen Geld- und Fiskalpolitik sind jetzt in einem Bestsellerbuch beschrieben.

    • Josef Anton sagt:

      „When we look at domestic risk the biggest risk to financial stability, and therefore to the durability of the expansion, those risks center in the housing market and that’s why we are focused on that,“

      „We’re not going to build a single house at the Bank of England and we can’t influence that,“

      – Bank of England Governor Mark Carney

      Carney hat wohl eine der energischsten Erhöhung der Geldmenge betrieben und will mit obigen Aussagen schon heute die Verantwortung der Folgen der inflationären Geldpolitik von sich weisen. Wie dieser Artikel gut zu erkennen gibt, wird die Verbindung zu den aufgrund von Blasenbildungen zunehmenden destabilisierenden Wirkungen auf das Finanzsystem nicht gemacht. Als Mittel gegen diese Auswüchse wird stärkere Regulierung (mehr Bürokratie) betrachtet, wobei mit gutem Willen immer Wege gefunden werden, diese Beschränkungen zu umgehen, wenn finanzielle Vorteile winken. Einzig die Anhebung der Zinsen zeigt eine entsprechende Wirkung, was natürlich nicht in Frage kommt. Die britischen Banken stürzen sich wieder Kopf über in die Kreditvergabe in der Form von Hypotheken. Beim nächsten Platzen dieser Blase (das haben Blasen an sich, nämlich dass sie irgendwann platzen) müssen die gleichen Banken wohl wieder vom Steuerzahler gerettet werden. Geradezu phantastisch, eine solch hohe Lernunfähigkeit beobachten zu dürfen.

    • urs lehmann sagt:

      Ihre Betrachtung klammert die Steuern als Korrektiv aus. Piketty war hier bereits mehrmals Thema, vielleicht blättern Sie gelegentlich etwas zurück.

  • berger peter sagt:

    Das ist genau das was der Normalverdiener will, keine Zinsen auf dem Sparbuch bei der 2. und 3. Säule und keine Lohnerhöhung. Aber eine durchaus steigende Teuerung bei Krankenkasse, Mieten und Lebenshaltungskosten. Ok, die Elektronikgeräte sind günstiger geworden, von denen kaufe ich ja auch jeden Tag ein paar. Denken die eigentlich wir sind blöd oder was?

    • Josef Anton sagt:

      Denken die eigentlich wir sind blöd oder was?

      Ja, und merken nicht einmal, wie beschränkt ihre eigenen Überlegungen sind.

  • Johnny Smith sagt:

    MDM ist auf dem Inflationsauge blind. Er liegt damit im aktuellen Mainstream. Weshalb komme ich zu dieser Aussage, seine ‚Begründungen’ im einzeln:

    „1. Die tiefe Inflation ist in einer ersten Betrachtung weniger das Problem selbst als vielmehr die Folge“

    MDM sagt selbst, tiefe Inflation ist Folge einer schwächeren Wirtschaft und nicht Grund für schwache Wirtschaft: kein Argument für hohe Inflation

    „2. Wenn die Konsumenten und die Unternehmen mit sinkenden Preisen rechnen (was bedeutet, dass ihr Geld immer wertvoller wird), warten sie mit Käufen und Investitionen zu, bis die Preise noch weiter sinken.“

    MDM beginnt bereits mit Argumenten gegen Deflation, das ist kein Argument für höhere Inflation. Zudem: Das stimmt für die täglichen Konsumgüter wohl nur sehr bedingt. Für Luxus- und Anlagegüter passt das wohl besser, dort wäre ein Rückgang der luftigen Preise (Aktien, Immobilien, Kunst, …) für den ‚kleinen Bürger‘ aber nicht so dramatisch, sondern bspw. bei den Immobilien gar positiv, da Wohnen günstiger würde. Kein Argument für hohe Konsumpreisinflation.

    „3. Ist auch noch die private und öffentliche Verschuldung sehr hoch (wie gegenwärtig in vielen Ländern), steigt bei einer Deflation mit der Zunahme des Geldwerts auch der reale (in Gütern gemessene) Wert dieser Schulden.“

    Erneut beinnt MDM mit Argumenten gegen Deflation. Ja, ausgewachsene Deflation ist vermutlich schädlich (genauso wie ausgewachsene Inflation). Das ist aber kein Argument für Inflation.

    „4. Sinken die Löhne weniger stark als das Preisniveau (im Fall einer Deflation der Normalfall), bedeutet das eine Reallohnerhöhung (die Beschäftigten können sich mit einem gleichen Geldbetrag mehr Güter leisten).“

    Der gute MDM spricht wieder von ausgewachsener Deflation und deren schlechten Auswirkungen. Das ist kein Argument für Inflation. Apropos: Ich bin erstaunt, dass für MDM eine Reallohnerhöhung des kleinen Bürgers etwas Negatives ist.

    • Johnny Smith sagt:

      „5. Eine Inflation von wenigen Prozentpunkten (die meisten Notenbanken setzen auf 2 Prozent) erhöht die Lohnflexibilität. Die Arbeitnehmer akzeptieren eine reale Lohnsenkung viel leichter, wenn sie über einen nicht ausreichenden Teuerungsausgleich erfolgt.“

      Einverstanden. Das spricht für ein angestrebtes Inflationsband von bspw. 1-2% im längeren Schnitt. Wie die Grafik zeigt ist zwar der Trend sinkend, die Inflationszahlen von USA/EU aber im Schnitt kaum je so tief gewesen, sprich die Inflation war eigentlich zu hoch.

      „6. Bei einer tieferen Durchschnittsinflation bleibt den Schwächeren dagegen nur die Deflation mit den erwähnten Nachteilen“

      Hier sieht man am Besten, dass MDM auf dem Inflationsauge blind ist: Die Nachteile einer höheren Inflation gelten genauso, wie die Nachteile der Deflation. Es ist wohl eher ein Steuerungsproblem, das generell in nicht homogenen Wirtschafträumen auftritt, aber kein Argument für generell höhere Inflation.

      „7. Die Deflation erhöht daher jeden Zins, ohne dass die Notenbank mit den üblichen Instrumenten Gegensteuer geben kann.“

      Erneut, MDM startet mit Deflation, das ist a priori kein Argument für höhere Inflation. Dennoch: die Machtlosigkeit der Zentralbanken gegen Deflation akzeptiere ich als Argument für eine leicht höhere angestrebte Inflation, also zB 2% im längeren Schnitt. Das war in etwa auch das Ziel vieler Zentralbanken, bevor die QE-Fetischisten das Szepter übernahmen.

      „8. und letzter Punkt: Das heisst, dass die Notenbanken dann stets an der Grenze ihrer Machtlosigkeit operieren, da sich auch deren Leitzins (als Nominalzins) immer nahe am Minimum von null Prozent bewegen wird.“

      Das ist der gleiche wie der 7., die Machtlosigkeit der Zentralbanken gegen Deflation. Nichts Neues, aber wie gesagt, akzeptiert für ein etwas höheres Inflationsziel als sonst sinnvoll.

      Fazit: Als längerfristiges Durchschnittsziel sehe ich bspw. 2% Konsumpreisinflation als nicht unbegründet an. Die Inflation lag aber in USA/EU in der Vergangenheit immer höher.

      • Anh Toan sagt:

        @Johnny Smith

        Ich stimme Ihnen vollumfänglich zu, genauso wie ich @Hampi zustimme. Anfügen möchte ich, dass MDM auch nicht sagt, warum nicht 6 oder 8 Prozent Inflation angestrebt werden sollten.

        Aber um der Gefahr von Deflation zu begegnen, sollte die EZB nicht zu vorsichtig sein, etwas äussern wie, wir müssen die deflationären Risiken bekämpfen, selbst wenn wir dabei riskieren, unser Inflationsziel von 2 Prozent kurzfristig zu überschreiten. Solange man den Eindruck hat, die EZB will um keinen Preis mehr als 2 Prozent Inflation, kann wer auf Deflation setzt, zumindest nicht viel verlieren.

        • Johnny Smith sagt:

          @ Anh Toan

          Danke für die Zustimmung in der Argumentation.

          Dieses vermaledeite Blog-System blockt mich wieder, seit ich MDM nicht gelobt habe…

        • Johnny Smith sagt:

          Was die Deflationsgefahren im Euroraum angeht, bin ich mir unschlüssig, da die Situation sehr heterogen ist und ich sie auch zu wenig studiert habe.

        • Johnny Smith sagt:

          Was die USA angeht, sehe ich keine Deflationsgefahren. Die Inflation gemessen am Core CPI war seit der Jahrtausendwende abgesehen vom Nachgang der Finanzkrise nie unter 1%, im Schnitt etwa bei 2%.

        • Johnny Smith sagt:

          Vor der Jahrtausendwende war sie klar höher. Aktuell liegen wir auf einem 13 Monatshoch. Infos zB unter goo.gl/ZWvMml

        • Josef Anton sagt:

          @ Johnny

          Sie verweisen hier gut auf einige Schwachpunkte der Argumentation und schliessen mit der wohl befriedenden Schlussfolgerung in der Empfehlung von 2% Inflation.

          Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie damit einer linearen Denkweise (Empfehlung des geldpolitischen Mittels, welches je nach Sichtweise bis 2000 oder 2007 so gut funktionierte) unterliegen? Ist die Verhinderung eines Paradigmenwechsels wirklich vorteilhaft?

          Natürlich will niemand Inflation wie z.B. in Zimbabwe, wie der Verfasser am Ende seines Artikels erläutert. Jedoch vernachlässigt er dabei, dass es sich schlussendlich nicht um eine Frage des Willens der Entscheidungsträger handelt, sondern die Entscheidungsmöglichkeiten durch das empfohlene Vorgehen sich immer stärker einschränken. Natürlich will niemand etwelche nicht einlösbaren Versprechen (Kredite) abschreiben, da dies sich negativ auf das Wohlbefinden auswirkt; es deswegen mit allen Mitteln zu verhindern, kreiert jedoch neue und potentiell massiv höhere Gefahren für die Gesellschaft.

          • Johnny Smith sagt:

            @ Josef Anton

            „lineare Denkweise“

            Ja, vermutlich haben Sie teilweise recht. Wie Swissinvestor zB. weiter unten zu Recht ausführt, ist bsw. der Zinseszinseffekt etwas, was man gedanklich meist nicht so gut auf die Reihe kriegt. Bereits nach 35 Jahren ist bei 2% Inflation p.a. die Hälfte vom Geld weg!

            Aber wenn ich Sie recht verstehe, geht es Ihnen mehr um 1. den Glauben der Machbarkeit und 2. die Frage, ob sinnvoll oder nicht? Habe ich Sie richtig interpretiert?

            Zu 1) kann ich mir vorstellen, dass eine Steuerung in gewissem Ausmass durchaus möglich ist (wie erwähnt wohl schwieriger/machtloser bei Deflation, etwas besser bei Inflation). Zu 2) halte ich eine Steuerung in begrenztem Rahmen schon für sinnvoll. Die Zentralbanken sollten sich allerdings erstens mehr an quantitative Vorgaben halten und zweitens einen gewissen Rahmen nicht verlassen, sprich ihre eigenen Grenzen akzeptieren. Ich komme hier zum gegenteiligen Schluss von Hampi oder Anh Toan, die Zentralbanken sollten die Machtlosigkeit gegen starke Deflation akzeptieren, aber dieses Wissen vorher präventiv durch eine etwas höhere Zielinflation (eben bspw. 2%) berücksichtigen. Bildlich gesprochen etwas mehr Abstand halten von der Klippe, aber wenn man abstürzt nicht auch noch alle Kollegen, die in der Nähe sind, in den Abgrund mitreissen. Dann ist halt ein Reset durch eine Deflation nötig.

          • Johnny Smith sagt:

            Ich werde erneut massiv geblockt von diesem blöden Blog-System. Deshalb wieder aufgeteilt:

            Ich halte ein extrem fixes und starres System (a la Goldstandard) für mindestens so problematisch wie ein leicht flexibles System.

          • Johnny Smith sagt:

            Ich halte aber das heutige Vorgehen ohne Grenzen in der Bilanzsummenausweitung für …

          • Johnny Smith sagt:

            … die gefährlichste und langfristig schlechteste Variante.

          • Josef Anton sagt:

            Na ja, wenn wir die Geschichte konsultieren und den Erfolg, welche Regierungen mit ihrer Geldpolitik jeweils an den Tag legten, ist sicherlich die Frage berechtigt, ob man Geld nicht aus ihrem Verantwortungsbereich herauslösen sollte, ohne hier weiter darauf einzugehen, welche andere Form von Geld sich etablieren mag.

          • urs lehmann sagt:

            @JA
            Diese Problematik dürfte der Hauptgrund sein für die Forderung nach Unabhängigkeit (nur dem eigentlichen Auftrag verpflichtet) der Notenbank.

          • Josef Anton sagt:

            Und wer genau und unter dem Einfluss welcher Doktrin formuliert und kontrolliert den „eigentliche Auftrag“ der Zentralbanken, selbst wenn die Ausführung des Auftrages den Geiste der Verfassung, welche den Werterhalt der Währung vorschreibt, verletzt?

          • urs lehmann sagt:

            Wer den Auftrag formuliert hat, müsste Ihnen eigentlich klar sein.

            Preisstabilität ist nicht das selbe wie Werterhalt über Generationen hinweg. Eine Absicht zwischen den Zeilen (Geist) ist keine Vorschrift, die kann nur explizit erfolgen. Und wo soll sowas gemeint sein?

          • Josef Anton sagt:

            „Wer den Auftrag formuliert hat, müsste Ihnen eigentlich klar sein.“

            Eben, daher ist es sinnlos von einer Unabhängigkeit der Zentralbanken zu reden, sondern sie sind Teil der Regierung.

            „Preisstabilität ist nicht das selbe wie Werterhalt über Generationen hinweg.“

            Die gängige Meinung und Doktrin, welche indirekt zum Ausdruck bringen will, dass wenn man jeweils einzig ein wenig entwertet, daraus keine negativen Auswirkungen erzeugt werden. Leider eine Fehleinschätzung, denn die resultierenden Konsequenzen haben sich verzögert aber um so heftiger gemeldet.

          • urs lehmann sagt:

            Auftraggeber ist der Gesetzgeber, aka Parlament. Dass die SNB als Teil der Exekutive (=Ausführende) u.a. dem BR rapportiert, ist folgerichtig. Rapportieten ist jedoch nicht das selbe wie Weisungen entgegennehmen.

            Für die Folgen sowohl von Hyperinflation als auch Deflation gibt es Beispiele zuhauf. Da zeigt sich, dass milde Inflation schlicht das kleinste Übel ist.

      • urs lehmann sagt:

        Ich halte einen Vergleich der Inflation USA heute mit derjenigen vor 20, 30 Jahren als „gefährlich“, nicht zulässig, weil die Art der Berechnung und Gewichtung der einzelnen Parameter in den 80ern und 90ern fundamental geändert wurden. Als Folge davon wird heute die Inflation massiv tiefer ausgewiesen als es ohne diese Änderugnen der Fall wäre.

        Traditionell (in der CH auch heute noch) misst CPI (Konsumentenpreis-Inflation) die Preisveränderung eines durchschnittlichen Warenkorbs unter der Prämisse des konstanten Lebensstandards. Zusammensetzung und Gewichtung der Segmente wird periodisch (alle 10 Jahre?) an die veränderten tatsächlichen Verhältnisse angepasst. In den USA ist dies nicht mehr der Fall.

        In den USA erfolgt die Anpasung aufgrund mathematischer Modelle:
        – Wertminderung setzt sich zusammen aus Abnützung und Abwertung durch technologischen Fortschritt, welcher allerdings nicht als Teil der Inflation betrachtet wird. D.h. der obige PC hat nach 8 Jahren immer noch einen Wert (er läuft immer noch), lediglich die Abnutzung wirkt wertmindernd und fliesst in die Inflationsberechnung ein
        – hedonic quality modeling. Falls ich mir Schnitzel nicht mehr leisten kann und stattdessen Cervelat kaufe, dann ist neu Cervelat und nicht mehr Schnitzel Teil des Warenkorbs. Dass mein Lebensstandard gesunken ist, ist in den USA irrelevant
        – geometrische Gewichtung: Herrscht in einem Sektor Inflation (bspw Autos), so wird dessen Gewichtung automatisch reduziert, und umgekehrt. Ob dies das Konsumverhalten spiegelt, ist dem BLS egal.

        Dies sind offizielle Änderungen die auch auf bls.gov nachgelesen werden können. Dass die Inflation auf so ziemlich jeden wirtschaftlichen Parameter Einfluss hat, sei es direkt oder über die Zinsen, dürfte den meisten hier klar sein, und somit auch dass Änderungen in der Berechnungsweise alles andere als vernachlässigbar sind..

        Interessierte seien an shadowstats.com verwiesen. Die Auswirkungen der Änderungen müssen notgedrungen geschätzt werden, sind somit ungenau, laufen aber darauf hinaus dass die kumulierte Inflation seit bspw 1980 ein Vielfachesder offiziellen beträgt (Faktor 8 statt Faktor 3).

        • Johnny Smith sagt:

          „Als Folge davon wird heute die Inflation massiv tiefer ausgewiesen als es ohne diese Änderugnen der Fall wäre.“

          Das würde bedeuten, dass die QE Fetischtisten noch weniger Grund für ihre Panikaktionen hätten, da die Inflation dann ja klar höher wäre als bspw. auch in der Grafik im Artikel ausgewiesen wäre.

        • Johnny Smith sagt:

          Ein offen angekündigter ‚rant‘ gegen Zahlen a la shadowstat zB. http://mikeashton.wordpress.com/2014/05/20/hot-button-issue-rant-warning/

          Es geht zwar nicht direkt gegen shadowstat, sondern einen anderen Autor, aber so doch um ähnlich gelagerte Grössenordnung. Sehr lesenswert, wie dieser Blog eigentlich immer.

          Vereinfacht: Zinseszinsrechnung macht solch extrem hohe Durchschnitts-Inflationszahlen unglaubwürdig: „if inflation had really been 9.5% per year, as claimed, then the cost of the average consumption basket would have risen about 1422% (1.095^30-1).“

          oder: „if inflation has really being running at 9.5%, then every asset is a losing proposition. There is no way to protect yourself against inflation. You’re not really getting wealthy as you ride stocks higher; you’re only losing more slowly. Since there is no asset class that has returned 10% over a long period of time, we are all doomed.“

          • urs lehmann sagt:

            Sollte mit QE nicht über verbesserte Liquiditätsversorgung das Wachstum gefördert werden? Höhere Inflation heisst (basierend auf gemessenm Wachstum X) tieferes reales Wachstum, allenfalls Rezession statt anämisches Wachstum, das wäre dann eher Argument für (mehr) QE statt dagegen.

            Davon auszugehen, dass die Differenz bereits seit den frühen 80erjahren vollständig besteht (^30) dürfte falsch sein weil sich die Auwwirkungen graduell steigern. shadowstats schätzt für die jüngeren Jahre ein „Understatement“ von 3-4%, das geht aus der Grafik auf der Startseite recht eindeutig hervor.

            Allerdings geht es mir persönlich gar nicht um die spezifische Höhe bzw. Differenz weil die naturgemäss von unsereinem bestenfalls grob geschätzt werden kann, und anderer Leute Schätzungen … sind eben anderer Leute Schätzungen und basieren auf anderer Leute Annahmen.

            Offensichtlich ist jedoch, dass die Teuerung durch die Anpassungen tiefer ausgewiesen wird, mit der Folge dass praktisch alle anderen Wirtschaftszahlen entsprechend beeinflusst werden – reales BIP, reale Zinsen, Rentenanpassungen, im Grunde das gesamte wirtschaftliche (Zahlen-)Gefüge. Noch nicht mal die nominalen Zahlen bleiben über die Jahre unbeeinflusst weil ein höheres reales Wachstum die Investitionsbereitschaft fördert und dadurch mit der Zeit indirekt das nominale Wachstum ebenfalls „gelupft“ wird.

          • Johnny Smith sagt:

            @ urs lehmann

            „Davon auszugehen, dass die Differenz bereits seit den frühen 80erjahren vollständig besteht (^30) dürfte falsch sein… Offensichtlich ist jedoch, dass die Teuerung durch die Anpassungen tiefer ausgewiesen wird“

            Einverstanden.

            „Sollte mit QE nicht über verbesserte Liquiditätsversorgung das Wachstum gefördert werden?“

            So die Fehlmeinung der Zentralbanker. Der Wealth Effekt ist wesentlich kleiner als die immer dachten. Deren Prognosen waren seit 2009 andauernd zu positiv, wohl zu einem grossen Teil, weil die den Wealth Effect überschätzten. Langsam dämmert das jetzt auch den Leuten im FED (näheres dazu zB. http://goo.gl/QxFnRC). QE bringt der Realwirtschaft praktisch nichts (siehe unten auch die Diskussion zu ertrinkenden Kühen und Stopfgänsen ;-))

            „Höhere Inflation heisst (basierend auf gemessenm Wachstum X) tieferes reales Wachstum, allenfalls Rezession statt anämisches Wachstum,“

            ja.

            „das wäre dann eher Argument für (mehr) QE statt dagegen.“

            Nein, siehe oben, QE bringt praktisch nichts.

        • Johnny Smith sagt:

          Ich gehe davon aus, dass die Inflation wohl irgendwo zwischen den offiziellen und den shadowstat Daten liegen dürfte, aber deutlich näher bei den offiziellen.

          Aber egal: so oder so gibt es keinen Grund für Deflationspanik und massloses Gelddrucken wie MDM das gerne hätte.

          • Josef Anton sagt:

            Der Pfad zwischen einer deflationärer Spirale und dem Verlust des Vertrauens in die Währungen wird immer enger, wodurch die Entscheidungsfreiheit immer stärker einschränkt wird. Stellen Sie sich einen Seiltänzer vor.

          • Johnny Smith sagt:

            @ Josef Anton

            „Verlust des Vertrauens in die Währungen“

            Da bin ich wieder auf Ihrer Seite. Die masslosen Zentralbanker bringen es fertig, dass nicht nur das Vertrauen in deren Integrität (Draghi, brrrhhh) sondern auch das Vertrauen in die Währungen selbst verloren geht. Entweder ist das denen egal oder sie sehen es schlicht nicht.

  • Josef Marti sagt:

    In erster Linie ist Inflation nicht gut für die Gläubiger und Anleihensbesitzer, deshalb wurde sie seit den 70ern von den Monetaristen vehement bekämpft. Das ist durchaus legitim, da der Zins nach Steuern in Systemen ohne kalten Progressionsausgleich massive Schwindsucht erleiden kann.
    Auf der anderen Seite sind die VPI oft so ausgestaltet, dass wichtige Kostentreiber wie KK und Mieten nicht berücksichtigt sind. Um die Masse der Werktätigen besser auszuplündern und einen besseren Umverteilungseffekt nach oben zu erzielen dürfen nämlich insbesondere die Mieten und Hypokosten nicht im Teuerungsindex enthalten sein, weil man sonst die Löhne ständig erhöhen müsste. In Zeiten höherer Inflation steigen die Wohnkosten über die Zeitachse gesehen nämlich um ein Mehrfaches der Inflationsrate, davor geschützt sind vorerst nur Hausbesitzer mit festen Verträgen; bei den anderen wird die jährliche Inflationssteigerung auf den Zins draufgeschlagen was die Zinskosten locker verdoppeln kann.
    Über die Inflationsrate wird also insbesondere der Verteilungskrieg zwischen den Lohn- und Besitzeinkommen (Zins, Bodenrente, Profit) geführt. Die Lohnquote hat dabei seit langem den Kürzeren gezogen weil der verteilungsneutrale Spielraum bestehend aus Produktivitätszuwachs und Inflation nicht an die Lohnempfänger weitergegeben wird. In der Folge resultieren stagnierende Reallöhne.

  • Prof. Know sagt:

    Das Problem liegt in der roten Kurve der Konjunkturzyklus-Grafik! Würde die Arbeitszeit der Beschäftigten der Nachfrage angepasst, so gäbe es keine Überkapazitäten und folglich auch keine Probleme bei der Inflation!

  • W.Hürlimann sagt:

    Gekoppelte Währungen, Niedrigzinsen – bald Negativzinsen in der EU, Bad Banks weltweit die ihre Papiere immer noch horten, Kreditabsicherungen, die immer noch im Verkauf weitergeboten werden, Währungen die willkürlich erstarken um dann wieder schnell schwächer zu werden, Statistken die weder im Inland noch über die Länder- und Kontinentalgrenzen hinweg eindeutig vergleichbar sind und Preise die nicht ökonomischen Thesen folgen … Fakt ist, dass es keine eindeutige Stabilisierung der weltweiten Wirtschaft gibt! Auf das was sich die Zentralbanken eingelassen haben ist nicht Preisstabiität, sondern Schadensbegrenzung und erkaufte Zeit! Dass man keine Inflation ausmachen kann stimmt nicht, das Geld ist da, es wird und wurde in Massen gedruckt, kommt aber weder bei den KMU durch Kredite an, auch nicht beim Durschnittskonsument. Erkennbar ist die Inflation in Segmenten der Immobilienbranche (Fantasiepreise für Immobilien, aber lieber einen Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach), doch der wesentliche Teil ist in einem Schuldentransferkreislauf zwischen den Nord- und Südländern gefangen … Mit Fakten alleine und schönen Statistiken die uns alles erzählen und jeden belügen können kann man keine Realisten beidrucken. Fragen sie alle Draghi; er kann es immer noch nicht verstehen, weshalb es Tendenzen zur Deflation gibt (obwohl nie jemand Schulden abgebaut hat und das trotz der Gelddruckmaschine EZB)!

  • Manfred Grieshaber sagt:

    Die Hyperinflation 1923 in Deutschland darf nicht als negatives Beispiel verallgemeinert werden. Denn es waren besondere Umstände die zu dieser Inflation führten welche nichts mit wirtschaftlichen Parametern zu tun hatte sondern politisch in Kauf genommen wurde. Deutschland musste aufgrund des Versailler Vertrages Reparationen zahlen. 1923 schickte Frankreich seine Truppen ins Ruhrgebiet um angeblich ausgebliebene Reparationen einzuziehen. Das war aber nur vorgeschoben denn Frankreich plante nichts geringeres als das Ruhrgebiet dauerhaft aus der Weimarer Republik herauszulösen. Die Einwohner des Ruhrgebiets erkannten die Absicht Frankreichs und übten passiven Widerstand, es kam zum unbefristeten Generalstreik. Die Streikenden mussten aber weiter ihre Familien ernähren können, die Streikkassen waren bald leer. Darauf spekulierte die Regierung in Paris. Deshalb wurde in Berlin die Notenpresse angeworfen und die Streikenden wurden direkt vom Staat bezahlt, sie erhielten Geld fürs Nichtstun, das löste die Inflation aus. Ende 1923 war Frankreich ob seiner Aggression international isoliert und Deutschland war zu einer Währungsreform gezwungen. Aber das Ruhrgebiet blieb ein Teil Deutschlands.

    • Verena Brunner sagt:

      Vielen Dank für diese interessanten Ausführungen. Das lernt man nicht im Geschichtsunterricht.

    • will williamson sagt:

      Interessanter Kommentar. Das Beispiel zeigt, dass das Geld in der Realwirtschaft bzw. beim Volk ankommen muss, damit Inflation entsteht. In grösserm Ausmass entsteht Inflation, wenn viel Geld im Umlauf ist und gleichzeitig die Produktionskapazitäten hoch ausgelastet sind, so dass die Unternehmen die Preise erhöhen können. Wenn hingegen – wie in der letzten Zeit – das Geld im Bankensystem verbleibt, verursacht auch das Heisslaufen der Notenpressen keine erwähnenswerte Inflation. Wenn es anders wäre, müsste man jetzt keine Gedanken über Deflation machen.

  • Martin sagt:

    Immer wieder Lügenmärchen seitens der Wohlhabenden um den normalen Bürger auszubeuten. Des einen Verluste sind des anderen Gewinne. Wenn man sich im Detail ansieht was das Problem ist, merkt man schnell, dass die, die viel Geld haben und es gewinnbringend anlegen können, ihren Gewinn nur über den Verlust vieler finanziert bekommen = Inflation.
    Sinkende Reallöhne werden eher akzeptiert? Das finde ich sehr wage. Die, die von den sinkenden Reallöhnen betroffen sind, sind nunmal einfacher auszubeuten.
    Prinzipiell stimmt es zum Teil, dass es den meisten besser geht wenn die Wirtschaft brummt, aber am Ende gibt es immer jemand, der ausgebeutet wird. Die Putzfrau kriegt einen niedrigeren Stundenlohn als man selbst, die billigeren Artikel die sie sich gerade noch leisten kann, werden ausschliesslich von den günstigsten Arbeitskräften hergestellt (China) und die Klamotten die sich diese Menschen leisten können, werden nicht unter halbwegs akzeptablen Bedingungen hergestellt, sondern von Kindern… Leider funktioniert unsere Wirtschaftsform nicht ohne Ausbeutung. Akzeptiert, dass wir alle sklaventreiber sind! Volker Pispers hat das mehrfach sehr gut erklärt unter den youtube Stichworten „Volker pispers Wirtschaftswachstum“.

    • Bernhard Piller sagt:

      Ausbeutung? Sie müssen die Sache positiv sehen. Wenn Sie von Finanzen nichts verstehen, ihr Nachbar, der 1 Mio bei der UBS verdient, schon, denn können Sie ihm vielleicht den Rasen mähen, weil er keine Zeit dafür hat. So haben Sie auch einen Verdienst, der – zugegebenermassen einiges kleiner ist. Wenn Ihr Nachbar jedoch für Ihre Arbeit hohe Abgaben bezahlen muss und auf seinem Gehalt ebenfalls, dann entscheidet er sich dafür, den Rasen selber zu mähen und seine Freizeit dafür zu „opfern“. Oder als Alternative müssen Sie ihren Gehaltsanspruch senken für das Rasenmähen.
      Die Ursache für die Misere der weniger qualifizierten Arbeitskräfte sind – wie das Beispiel zeigt – die hohen staatlichen Abgaben und Steuern, die die Arbeit verteuern.

  • Martin Holzherr sagt:

    Die Inflationsrate sind in der Eurozone und den USA seit der Krise etwa deckungsgleich (gemäss Abbildung oben). Das macht es unverständlich, warum etwa Paul Krugman vor allem vor einer LowFlation, gar Deflation nur in der Eurozone, nicht aber in den USA, warnt. Dieser parallele Verlauf weist auch darauf hin, dass Interventionen der Notenbank wie Monetary Easing am Verlauf der Inflation gar nicht so viel ändern können, hat die US-Notenbak doch solch ein Programm schon dutchgeführt – ohne dass sich die Inflationsrate signifikant anders als in der Eurozone entwickelt hat.
    Man erhält überhaupt den Eindruck, dass eine Notenbank zwar eine Inflation, nicht aber eine Deflation oder Lowflation bekämpfen kann.

    • Martin Holzherr sagt:

      Nach Krugman ist in der Eurozon tatsächlich eher mit Deflation und sogenannter säkularer Stagnation zu rechnen als den USA. Der Grund liegt in der zunehmenden Überalterung und damit dem sinkenden Anteil der arbeitenden Bevölkerung in den USA zusammen mit wegfallenden Anlagemöglichkeiten, flossen doch vor der Krise grosse Geldmengen in den Süden. Eine Opportunität, die nun wegfällt. Der sinkende Anteil der arbeitenden Bevölkerung führt allein schon zu tieferen Investitionen unter anderem auch im Bausektor, denn es braucht damit weniger Fabriken, Büroräume etc.
      Deutschland wäre eigentlich besonders von einer solchen Entwicklung betroffen, denn die Reproduktionsrate der Deutschen ist gering. Deshalb ist die Eurozone und ihre Krise ein Glücksfall für Deutschland. Es erhält nun unverhofften Zuzug von Arbeitswilligen aus seinen Nachbarländern und ist gerade weltweit das zweitwichtigste Einwanderungsland geworden.

      • Martin Holzherr sagt:

        Korrektur: “ Der Grund liegt in der zunehmenden Überalterung und damit dem sinkenden Anteil der arbeitenden Bevölkerung in Europa“, nicht in den USA.

  • SuperBear sagt:

    Sparer sollte das heissen natuerlich, sorry fuer den Typo.

  • SuperBear sagt:

    Es gibt nur einen Grund, warum unsere „Elite“ mehr Inflation will: Man baut die Schulden ab, indem man die Spaerer enteignet. Es gibt schon heute kaum ein Land mit positiver Realverzinsung. Die Inflationsraten werden mit allen statistischen Tricks nach unten manipuliert.

    • Dani Keller sagt:

      Sehe ich genauso. Schulden sollen weginflationiert werden. Sehr bequem für Politiker. Inflation war schon immer der Freund der Schuldner.

      • Marcel Senn sagt:

        Keller: Ihnen wäre es wohl lieber wenn die Schulden noch weiter aufdeflationiert werden und unrückzahlbar werden — dann müssen Sie oder Ihre PK dann wirklich eines Tages einen Schuldenschnitt in Kauf nehmen!
        .
        Inflation ist immer noch das weitaus kleinere Uebel als Deflation, denn dann geht fast gar nichts mehr!
        Schauen Sie sich doch wieder mal einen Dok aus der Depression der 30er Jahre aus den USA an um Deflation besser zu begreifen — oder Deutschland hatte von 1929-32 auch Deflation und seine hässlichen Folgen wie z.B. 6 Mio Arbeitslose — mitunter war das auch ein Grund wieso der österreichische Schreihals am 30.1.1933 an die Macht kam…
        .
        Inflation treibt die Wirtschaft an — ich weiss wovon ich spreche – Gruss aus Buenos Aires mit 30-35% Inflation und die Leute kaufen Autos und Elektrogeräte wie verrückt um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen…obs dann wirklich nachhaltig ist, ist eine andere Frage – aber hier lebt man eh von einem Tag auf den nächsten, Nachhaltigkeit ist ein Luxus, den sich nur eher reiche Länder leisten können…

    • Hampi sagt:

      Wie Sie darauf kommen, die Sparer (Habende) von der „Elite“ auszuschliessen, ist mir ein Rätsel…..

      • urs lehmann sagt:

        Sie sind sowas von gemein 😉

      • Josef Marti sagt:

        Gemeint sind wahrscheinlich die faulen Kerle die nichts geerbt haben und keine Boni bekommen, die müssen zur Strafe sparen.

      • Josef Anton sagt:

        Der einfache Sparer will sein Geld risikofrei anlegen, was ihm durch den Aktionismus der Zentralbanken zunehmend verunmöglicht wird, indem das Risiko vom eigentlichen Risikonehmer auf die Währung umverteilt wird. Die Elite hingegen versucht sich durch die Geldentwertung zu bereichern. Es geht im Endeffekt nicht darum, wer genau was macht (jeder liegt wohl zu einem gewissen Grade in diesem oder jenem Bereich der Vor- resp. Nachteile), sondern darum, welches Verhalten gefördert wird.

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