IWF vs. EZB

ECB Press Conference

EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt, 6. März 2014. (Keystone/Daniel Reinhardt)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB) offen, mehr für die Konjunktur zu tun. Deren Präsident Draghi lässt die Kritik auflaufen. Der Disput enthüllt viel über die wahren Risiken und den Zustand der Eurozone.

Ökonomen des IWF haben die EZB mehrfach aufgefordert, angesichts der schwachen Wirtschaftslage der Eurozone und der deutlich unter dem Zielwert der Notenbank liegenden Inflationsrate (sie liegt bei 0,8 Prozent, der Zielwert ist 2 Prozent) verstärkt aufs Gaspedal zu drücken. Einiges mehr zur Begründung des Fonds weiter unten.

Was hält aber die Europäische Zentralbank von solchen Forderungen: Nicht viel, wie Mario Draghi an seiner Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag auf eine Frage erklärt hat:

«The IMF statement asking for more stimulus is one of the many voices asking us to move in one direction, just as many others are asking us to move in another direction or to do nothing. So I think the analysis that we are carrying out at the present time, at least with respect to this monetary policy meeting, diverges from what the IMF is saying.»

Der Währungsfonds ist für Draghi bloss eine von vielen Stimmen, die etwas von seiner Notenbank wollen und diese Forderungen würden ohnehin in alle Richtungen gehen. Die Analyse der EZB sei eine andere als die des IWF. Interessanterweise betont Draghi aber zweimal, das gelte für den aktuellen Augenblick («at the present time, at least to this monetary policy meeting»).

So hat dann die EZB am Donnerstag gar nichts unternommen, keine Zinssenkung und auch keine der anderen im Voraus diskutierten Massnahmen. Und sie hat auch nicht angekündigt, was sie künftig tun könnte – ausser, dass sie, wenn nötig, schon noch Möglichkeiten hätte. Und wie ist das angekommen? Der folgende Chart zeigt es (Quelle: Swissquote):

Euro-Dollar-Kurs

Der Euro hat gegenüber dem Dollar gleich nach der Pressekonferenz einen deutlichen Sprung nach oben vollzogen. Ein verteuerter Euro ist so ungefähr das letzte, was die Eurozone jetzt brauchen kann – wegen der nach wie vor grossen Bedeutung der Exporte für die Erholung und weil das die Inflationsrate noch weiter vom 2-Prozent-Ziel der EZB nach unten weg verschiebt.

Damit sind wir bei der Sichtweise des IWF angekommen. Im folgenden Youtube-Video erklärt deren Europaverantwortlicher Reza Moghadam, warum die geringe Inflationsrate überhaupt ein Problem ist. Unten dann die wichtigsten Punkte Schritt für Schritt (siehe dazu auch den Original-Blog-Beitrag des IWF):

  • Gleich zu Beginn macht Moghadam klar, dass er mit Mario Draghi einverstanden ist, dass momentan tatsächlich keine deflationäre Abwärtsspirale droht. Damit ist eine Situation gemeint, bei der die Preise sehr vieler Güter aus Krisengründen sinken und damit kaufkraftbereinigt die Verschuldung steigt und ebenso die Kosten für Investitionen Weil sich dann Geld horten lohnt, wird es dem Wirtschaftskreislauf entzogen. Nur gerade in drei Ländern der Eurozone (Zypern, Griechenland und in der Slowakei) ist das Preisniveau gemäss dem letzten Inflationsbericht nicht gestiegen. Die folgende Grafik des Ökonomen zeigt die Inflationsentwicklung seit 2007:
Headline Inflation
  • Schliesslich untersucht er anhand von Marktdaten auch, wie es um die Inflationserwartungen in der Eurozone steht. Hier ergibt sich kein klares Bild: Die Erwartungen für einen Zeitrahmen zwischen 5 und 10 Jahren zeigen keine Erwartung einer deutlich sinkenden Inflationsrate (hellblaue Linie unten). Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei den Erwartungen für den Zeitrahmen der nächsten 2 bis vier Jahre (dunkelblaue Linie) Hier zeigt sich tatsächlich ein deutlicher Rückgang. Die Erwartungen zu Inflation oder Deflation sind entscheidend, weil sie das Lohn-/Preissetzungsverhalten beeinflussen und sich darüber die Preise auch tatsächlich bilden.
Inflation Expectations
  • Die relativ stabilen Inflationserwartungen für die lange Frist sind weniger beruhigend, als ihr Sinken in der kürzeren Frist zur Sorge Anlass gibt. Das zeigt Moghadam an einem Vergleich mit der Entwicklung in Japan: Der dunkelblaue Balken zeigt für das Land, das in den letzten 20 Jahren am deutlichsten unter einer Deflationskrise gelitten hat, an, dass die langfristigen Inflationserwartungen selbst unmittelbar vor einem solchen Schub sich nur wenig verändert haben. Die langfristigen Erwartungen eignen sich daher wenig für die Einschätzung des Deflationsrisikos – ganz anders die relativ kurzfristigen Inflationserwartungen, wie die hellblauen Balken zeigen. Die roten Balken zeigen die durchschnittliche eingetretene Deflation an:
Japan und erwartete Inflation
  • Wie der IWF-Ökonom warnt, kann es für ein entschiedenes Handeln zu spät sein, wenn die Deflation einmal eingetreten ist. Auch das lehrt die Erfahrung Japans, dessen Notenbank zu langsam reagiert hat, so dass das Land der Liquiditätsfalle fast nicht mehr entkommen konnte. So wird eine Situation bezeichnet, die vorherrscht, wenn der Leitzins bei Null liegt und der Realzins wegen der Deflation dennoch steigt.

An seiner jüngsten Pressekonferenz wurde Mario Draghi von einer japanischen Journalistin direkt auf die fragliche Aussagekraft der langfristigen Inflationserwartungen angesprochen und auf den auch oben geschilderten Umstand, dass das japanische Beispiel hier zur Vorsicht mahnen müsste. So hat Draghi darauf geantwortet:

«You are right, medium to long-term inflation expectations are hard to measure, but this is the measure that the ECB used when inflation was high and is using now that it is low. On both occasions, there have been discussions about the validity of these expectations. They could de-anchor themselves both upwards and downwards, but by and large, they have helped us to deliver, since the establishment of the ECB, our objective of an inflation rate that is below, but close to, 2%. Therefore, the definition of these inflation expectations that we have been using has contributed to our credibility in delivering the inflation target.»

In Kurzform: Draghi bestätigt das Gewicht der langfristigen Inflationserwartungen für die EZB und gibt der Journalistin sogar recht, dass dieses Mass problematisch sei. Doch die EZB hätte es nun mal immer angewendet und darauf baue jetzt das Vertrauen in die Notenbank.

Ansonsten hat der EZB-Chef einmal mehr erklärt, warum er glaubt, die Eurozone sei nicht mit Japan vergleichbar: Die EZB hätte früher und entschiedener als die japanische Notenbank reagiert, die Bilanzen der Unternehmen und der Banken seien besser kapitalisiert als dies in Japan zu Beginn der Krise der Fall gewesen sei und die Preise wichtiger Güter würden sehr viel weniger rasch fallen als damals in Japan. Im Unterschied zu Japan damals seien internationale Faktoren wie die tiefen Rohstoffpreise und der hohe Wechselkurs (des Euro) für die tiefe Inflation in Europa verantwortlich. Zurück zur Argumentation des IWF:

  • Selbst wenn der Eurozone tatsächlich keine Deflation droht, ist allein die tiefe aktuelle Inflation ein Problem. Einmal deshalb, weil sie sehr ungleich verteilt ist und zwar so, dass die tiefsten Werte genau in jenen Ländern auftreten, wo sie die schlimmsten Konsequenzen haben. Das zeigt die folgende Grafik . Die rot markierten Länder links wie Portugal (PRT), Slowenien (SVN), Litauen (LVA), Spanien (ESP), Italien (ITA), die Slowakei (SVK), Frankreich (FRA) und Irland (IRL) haben gleichzeitig eine besonders tiefe Inflation und damit einen höhereren Realzins bei einer gleichzeitig hohen Nettoverschuldungsquote  (Staat und Private). Griechenland gehört zwar auch auf diesen Seite, hat aber wegen seinen Extremwerten keinen Platz in der Grafik. Links im grünen Bereich befinden sich die Kernländer mit einer negativen Gesamtverschuldungsquote, also mit Nettovermögen.
Inflationsverteilung
  • Tiefere Inflationswerte könnten zumindest in einer Beziehung für die Länder in der Krise hilfreich sein: Sie führen zur realen Abwertung innerhalb der Eurozone. Denn weil die Währung mit dem Euro für alle die gleiche ist, kann ein Land nur an Wettbewerbsfähigkeit zulegen, wenn sein Preisniveau im Vergleich zu den anderen Euroländern sinkt. Das Problem ist allerdings, dass die Inflationsrate gleich für die gesamte Eurozone sinkt und damit dieser Vorteil wieder zunichtegemacht wird.
  • Ist die Inflation überdies sehr tief, ist eine Reallohnsenkung zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit fast nicht mehr möglich, wenn nicht auch die Nominallöhne sinken. Das heisst, die ausbezahlte Lohnsumme müsste sinken. Das wirkt aber – wie die Praxis zeigt – sehr viel einschneidender als Reallohnsenkungen über eine nicht oder nicht ganz angepasste Teuerung. Deshalb sind die Nominallöhne gegen unten ausgesprochen unflexibel.

Sehen wir jetzt ab von den Gefahren der tiefen Inflation in der Eurozone. Befindet sich denn die nicht ohnehin im Aufschwung? Auch dazu hat sich der IWF verlauten lassen. Seine Antwort darauf erklärt uns wieder Reza Moghadam:

Hier nur noch summarisch die wichtigsten Punkte aus dem Video:

Es gibt tatsächlich einie Reihe von positiven Signalen:

  • Steigende Aktienkurse,
  • tiefere Spreads (Differenzen) zwischen den Renditen von Anleihen der Peripherie- und der Kernländer, was zu einem kleineren Unterschied bei den Zinskosten für die Staaten führt,
  • positive Konjunkturindikatoren, wie von den so genannten Einkaufsmanagerindizes (PMI),
  • weniger Druck auf die Nachfrage, weil die Länder weniger stark sparen müssen.

Doch das ist nicht die ganze Geschichte:

  • Die positiven Meldungen sind vor allem mit der Lage der letzten Jahre verglichen positiv, absolut gesehen gilt das nicht.
  • Die noch immer hohe Verschuldung der Privaten drückt auf die Investitionen und den Konsum.
  • Die Investitionen bleiben in der ganzen Eurozone gering.
  • Schädlich ist vor allem die anhaltende Kontraktion der Bankkredite, die vor allem kleine und mittleren Unternehmen trifft.
  • Das ist auch Ausdruck der anhaltenden Fragmentierung der Finanzmärkte in der Eurozone, bei der jene der Peripherieländer von jenen des Kerns abkoppelt bleiben.
  •  Eine Folge dieser Entwicklungen ist, dass die Wachstumserwartungen trotz des Absturzes der letzten Jahre für die Eurozone sehr tief bleiben…
  • …viel zu tief, um die anhaltend extrem hohe Arbeitslosigkeit senken zu können.

Fazit

Der IWF kommt wie die EZB selbst zum Schluss, dass die Geldpolitik die Lage der Eurozone allein nicht verbessern kann. Aber die Notenbank kann und sollte mehr tun als bisher, gerade auch weil die tiefe Inflation eine Gefahr darstellt und es zu spät ist, sollte eine Deflationsspirale einmal in Gang kommen. Gut möglich, dass Mario Draghi und andere bei der EZB das gar nicht so anders sehen und vor allem wegen dem internen Widerstand die Kritik abgewehrt haben. Darauf würde hindeuten, dass Draghi, wie andere Vertreter der Notenbank nicht müde werden, zu betonen, dass die EZB durchaus noch weitere Massnahmen zur Verfügung hat. Und wie eingangs erwähnt: Draghi hat zur Kritik an der Geldpolitik explizit klargemacht, dass er der Analyse des IWF nur im Augenblick widerspreche.

54 Kommentare zu «IWF vs. EZB»

  • Goran sagt:

    Baeumt sich etwa der Kleine (EZB) gegen den Grossen (IWF kontrolliert von den USA) auf?

  • Josef Anton sagt:

    Ambrose Evans-Pritchard hat ein Wunder entdeckt. Es soll anscheinend etwas wie ein „free lunch“ existieren, was selbst die überwiegende Anzahl der geldpressfreundlichen Ökonomen, welche schliesslich von diesem Aktionismus leben, überraschen dürfte. Die Frage für jene Ökonomen war eher, ob die kurzfristigen Vorteile des Gelddruckens die langfristigen negativen Auswirkungen rechtfertigen. Der eigentliche Grund der Existenz der Wirtschaftswissenschaften liegt nämlich genau darin, dass eben kein „free lunch“ existiert. Hier der Absatz:

    “Puritans and Calvinists are certain that there must be sting in the QE tail for Britain in the end. Perhaps so, perhaps the expanded money base will come back to haunt us, but such arguments mostly smack of religion, dogma, and psychological obsession. There is no such determinist force at work.
    Can there really be such a thing as a free lunch in economics? We will never be able to prove it either way, but on balance it looks like the answer is yes.”

    Hier der Link zum Artikel: http://blogs.telegraph.co.uk/finance/ambroseevans-pritchard/100026798/the-bank-of-england-will-never-unwind-qe-nor-should-it/

    Am besten wäre wohl, wenn Ambrose Evans-Pritchard bis ans Ende seiner Tage sich von ökonomischen Theorien verabschiedet und seinen „free lunch“ konsumiert.

  • Michael Schwarz sagt:

    Draghi handelt seit Jahren unverantwortlich gegenüber die europäische Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit steigt auf höchsten Stand seit dem Stehen der EU. Draghi verweigert weiterhin auf die massive Zinssenkung,obwohl die konjunkturelle Entwicklung in EU seit Jahren rückläufig ist.

    Ich bin festüberzeugt, dass Draghi nicht in Interessen der EU Wirtschaft handelt. Deshalb ist es notwendig den Zins auf Null gesenkt wird und QE in dem Weg einleitet um die Wirtschaft der EU zu stärken. Ob er für die Position des Chefs der ZB brauchbar ist, zweifele ich daran, je länger er im Amt ist.

    • Josef Anton sagt:

      Draghi handelt genau so, wie man es von einem Bürokraten erwarten kann. In erster Linie sichert er sich seine Position und in zweiter versucht er seine Macht zu erweitern.

      Da er unter Beschuss steht (Deutsches Bundesgerichtsurteil, Weidmann Buba) scheint er zu warten, bis ihn die Politiker fast auf Knien bitten werden, die Geldschleusen zu öffnen. Damit kann er die Schuld der daraus in wenigen Jahren resultierenden Folgen auf diese Politiker abwälzen. Evtl. versucht er seine Macht auszuweiten, indem er die EU zwingt, ihm zusätzliche Kompetenzen zu erteilen.

  • Josef Anton sagt:

    „Geld ist einzig Eigentum der Bürger in dem Sinne, dass er es erhält und verwendet zur Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse und Wünsche. Ausserhalb dieser Funktion, ist es das Eigentum der Allgemeinheit solange keine Ungerechtigkeit und kein Verbrechen vorliegt, wozu ich Sie nicht als fähig betrachte. Geld trägt den Stempel des Machthabers und nicht denjenigen des einzelnen Bürgers, um zu kommunizieren, dass es ihm zwecks Zirkulation gehört und dass Sie es zu keinem anderen Zweck verwenden…. Es ist bei solchen Gelegenheiten, dass man die gelungene Anwendung der souveränen Autorität spürt; Gesetze sind notwendig um die Bürger vor sich selbst zu schützen.“ John Law (sinngemäßes Übersetzung)

    Die heutigen Künstler der Manipulation von Währungen dürften ähnlich denken. Z.B. wir brauchen Inflation um den Konsum anzukurbeln etc. etc. Leider muss es immer zuerst zu einer Finanzkatastrophe kommen, bevor man diese Leute rauswirft.

  • Josef Anton sagt:

    Er wird von Leuten wie Krugman zwar als „cranky old man“ bezeichnet, trotzdem offeriert David Stockman (als Budget Director unter Reagan kündete er aus Protest gegen die defizitäre Haushaltspolitik seinen Posten in 1985) einen interessanten und auch amüsanten Blickwinkel (in englischer Sprache):

    http://davidstockmanscontracorner.com/2014/03/09/yellenomics-the-folly-of-free-money-2/

  • Josef Anton sagt:

    Die fehlerhafte Doktrin der schleichenden Geldentwertung (dauerhafte positive Inflation ohne Phasen leichter Deflation) der letzten 50 Jahre ist als Inflationsspirale zu betrachten, welche zu den heute bestehenden massiven Ungleichgewichten führte. Bei Weiterführung der gleichen Politik wird nichts gelöst, sondern das Problem weiter potenziert.

    Nichts, aber auch gar nichts, scheint auf die Meinungen der indoktrinierten Ökonomen eine Wirkung zu zeigen, weil eine solche Erkenntnis wohl ihre Existenzberechtigung und damit ihre persönliche Zukunftsabsicherung in Frage stellen könnte. Aus menschlicher Sicht verständlich, für die Gesellschaft insgesamt jedoch mit schädlichen Auswirkungen begleitet, indem die Geldpolitik der entsprechenden Entscheidungsträger zu Verteilungskämpfen und Kriegen führen wird. Aber seien Sie getrost, der ursprüngliche Grund für diese Auseinandersetzungen wird von der Gesellschaft nicht einmal erkannt werden, sondern diese gleichen Leute werden einen Anlass hochstilisieren und als offiziellen Grund für die gesellschaftlichen Verwerfungen klassifizieren.

    Es besteht eine kleine Chance, dass dieses Spiel von der Bevölkerung zunehmend durchschaut wird, da die Internet-Revolution eine unkontrollierbare Informationsquelle bietet. Ebenfalls nimmt die Anzahl von nicht mehr vertuschbaren „Leaks“ aus den Reihen der korrupten Bürokraten ebenfalls zu, was zu einer verstärkten Verdrossenheit der Gesellschaft gegenüber diesen Menschen führt.

  • Hampi sagt:

    Das Euro-Problem wird solange weiterbestehen, solange sich die Wettbewerbsfähigkeit in den Problemländern nicht verbessert. Und in diesem praktischen Fall kann die Wettbewerbsfähigkeit hauptsächlich nur durch Reallohnsenkungen verbessert werden. In der Praxis geht das nur durch Inflation. Also wäre es absolut wichtig, dass die EZB ihr „Inflationsziel“ von 2 % endlich durchsetzt.
    Der IWF liegt in der Sache völlig richtig. Und ich glaube, dass Mario Draghi eigentlich genau dieselbe Meinung hat. Doch die EZB muss wohl mehr Rücksicht auf die Politik nehmen und gibt dehalb der Meinung, die Inflation würde ohne weitere lockernde Massnahmen von selbst ansteigen, eine Chance.

    Das nächste Mal wird sie handeln !!!

    • Rolf Zach sagt:

      Wettbewerbsfähigkeit in der EURO-Zone, wie soll man dies bewerten. Kann man die Wettbewerbsfähigkeit bewerten der Kantone Jura und Zürich? Kann man die Wettbewerbsfähigkeit von Michigan und Texas bewerten? Was man feststellen kann, es gibt innerhalb eines Währungsraums immer arme und reiche Gebiete. Das Ziel der EU ist ja der europaweite Wettbewerb und der freie Waren- und Personenverkehr ohne Diskriminierung. Vorbild für die EU sind die Vereinigten Staaten und man kann kaum sagen, dass die Einheit dieser Grossraumwirtschaft das Pro-Kopf-Einkommen vermindert hat. In meiner Jugendzeit habe ich ein Buch vom Juden Richard Katz über seine Weltreise 1929 gelesen, wo er sich bitterlich beklagt über die vielen Möglichkeiten der USA und die wenigen von seinem Heimatland Deutschland. Tooze bahnbrechendes Buch über die Nazi-Volkswirtschaft beinhaltet ein Kapitel der Stresemann und Hitler. Hitler glaubte im Unterschied zu Stresemann nicht, dass die deutsche Volkswirtschaft in einer Weltwirtschaft gedeihen könne, er glaubte Deutschlands Wohlstand könne nur durch ein Imperium gesichert werden. Ob diese Vorstellung rational oder irrational ist, kann jeder selbst für sich beurteilen.
      Ich mache hier nur aufmerksam auf eine deutsche Diskussion der 30er Jahre, sehr gut im erwähnten Buch beschrieben.
      Oder ist der Wohlstand garantiert in einer weltweiten Freihandelszone, wo jedes seine eigene Währung und seine eigene
      Zentralbank hat? Braucht es für die Steigerung des Wohlstandes eine verstärkte Integration der Volkswirtschaften wie die EU mit der EURO-Zone um dies sicherzustellen und auszubauen?

      • Hampi sagt:

        Sie können die Wettbewerbsfähigkeit bewerten, wie sie wollen.
        Aber dringender scheint mir, dass sie in den Euro-Krisenländern verbessert wird.
        Im Durchschnitt 27 % Arbeitslosigkeit, bei Jugendlichen etwa 60 %, („verlorene Generation“) sprechen eine deutliche Sprache.

        • Josef Anton sagt:

          Da helfen nur Mindestlöhne, vom Staat garantiertes Grundeinkommen plus eine Reihe anderer von Regierungen einzuführenden Programmen. Nur schon die dadurch zunehmenden Stellen in der Bürokratie dürften einen kleinen wirtschaftlichen Boom auslösen.

          Wer die Ursache einzig in der fehlenden Möglichkeit geldpolitischer Manipulation (keine eigene Währung) zu erkennen glaubt, erliegt dem weit verbreitetem Glauben, dass man Wohlstand mit der Geldpresse erzeugen kann.

          • Ahn Toan sagt:

            Gibt es Wohlstand ohne „Geldpresse“?

          • Ahn Toan sagt:

            Das was Sie „meine Ersparnisse“ nennen, wurde doch auch mal „gedruckt“? Wie könnten Sie es haben, wenn es nie „gedruckt“ worden wäre?

          • Ahn Toan sagt:

            Wie können Sie, gut, verantwortungsbewusst, ehrenvoll und heldenhaft sparen, wenn nicht jemand unverantwortlich, verwerflich, unzuverlässig Schulden macht?

          • Hampi sagt:

            Nichts prinzipielles gegen Mindestlöhne. Aber in einem Land, wo die Mehrheit der aktiven Bevölkerung nach „mindestens einem Lohn“ lechzt, ist die Forderung eines „Mindestlohns“ ziemlich hochmütig.

            Aber wenn sie durch einen Anstieg der Bürokratie einen wirtschaftlichen Boom auslösen können, dann ist alles möglich.

          • Josef Marti sagt:

            AT:
            Man liest bei Ökonomen manchmal auch folgendes: „Die Einnahmen des einen sind die Ausgaben des anderen“. Also müssten uns die tugendhaften Ökonomen erklären wie man es fertigbringt, dass in einer Volkswirtschaft alle nur Einnahmen erzielen und niemand Ausgaben, sodass alle zu guten Menschen mit Ersparnissen mutieren. Allerdings muss man sich dann bewusst sein, dass niemand mehr zum Einprügeln hinhält.

  • Josef Marti sagt:

    Ungleiche verschiedene Inflationsraten innerhalb derselben Währung also defacto in einem Festkurssystem dürften ja gemäss den urspr. Abmachungen im Euroraum gar nicht sein, da man sich auf eine gemeinsame Inflationsrate von 2% geeinigt hatte; am Schluss hat sich niemand daran gehalten (ausser am ehesten noch Frankreich). Logisch ist dann D, welches unter dieser Rate blieb(während die anderen deutlich darüber lagen) innerhalb eines Festkurssystems das Land welches real abwertet und deshalb im Export den grössten Wettbewerbsvorteil hat während der Süden real aufwertet und wegen der Importüberschüsse ins Defizit gerät.
    Der Euro sitzt also gewaltig in der Falle, wie will man bei tiefer Inflation und gar Deflation im Süden die dortigen Löhne senken um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern ohne dabei die Abwärtsspirale noch weiter zu fördern ?- demgegenüber können sich die Japaner geradezu ruhig zurücklehnen.
    Unterschiedliche Inflationsraten innerhalb derselben Währung kann deshalb ohne Finanzausgleich u. Transferunion längerfristig gar nicht funktionieren. Das hat den gleichen Effekt wie wenn in der CH in den strukturschwachen Kantonen wie BE und VS höhere Löhne gezahlt würden als in BS oder ZH, ZG, was gar nicht vorstellbar ist.

    • Rolf Zach sagt:

      Die Inflationsraten haben sich innerhalb der EURO-Zone schneller gleich eingependelt als man dachte. Vergessen wir nicht
      der EURO besteht nur seit 2002. Wie ich immer betont habe, ist eigentlich die Leistungsbilanz eines Landes in der EURO-Zone gleichgültig. Was nicht gleichgültig ist, ist der Kredit eines einzelnen Landes und hier waren riesige Anstrengungen nötig, denn Kredit jedes einzelnen Landes zu erhalten. Vor Einführung der EURO-Zone haben diese Länder einfach abgewertet. Natürlich singen viele ein Loblied auf diese Abwertungen. Es ist aber zweierlei zu beachten, im Inland hat man dem Schuldner Geld gegeben zu hohen Zinsen, im Ausland bekam man nur Kredit durch eine Reservewährung. Ich habe grosse Zweifel, ob das alte Model für die Volkswirtschaft besser war als das neue Modell der EURO-Zone. Natürlich ist mir die griechische Lage bewusst, hohe Arbeitslosigkeit durch Fehlen des staatlichen Stimulus für die Binnennachfrage. Es war wahrscheinlich dieser Masochismus der EZB nötig um diese Inflationsmentalität in Südeuropa zu brechen. Vergessen wir nicht, alle griechischen Ersparnisse wurden durch den Rettungsschirm und den Kauf von Staatsanleihen der EZB und ihren
      leicht zugänglichen Kredit für griechische Banken gerettet.

  • Ahn Toan sagt:

    Der IWF hätte den vorletzten Beitrag hier lesen sollen:

    Kapital zum investieren ist nicht zu knapp, Kapital zum konsumieren ist zu knapp.

    Ohne steigende Löhne keine (Konsumentenpreis-)inflation, (vorbehalten Angebotsverknappung)

    Erscheint mir logisch.

    • Ahn Toan sagt:

      Konsequent ist auch, dass keineswegs in Europas „Süden“ die Löhne sinken sollen, sie sollen in Europas „Norden“ schneller steigen.

      Aber all die Massnahmen der otenbanken in den letzten Jahren, haben etwas nicht geschafft, obwohl bei vielen die Angst davor gross war: Inflation zu produzieren.

      Mit scheint, Notenbanken können Inflation allenfalls bremsen, machen können sie die gar nicht, zumindest nicht in den Konsumentenpreisen.

      • Josef Marti sagt:

        Sehe ich auch so. Solange das Konsumgüterangebot infolge Liquiditäts- und Investitionsfalle nicht vermehrt werden kann, wird die erhöhte Geldmenge nicht nachfragewirksam. Trotzdem entsteht ein ungutes Gefühl, weil sich doch irgendwann eine zurückgestaute Inflation entladen muss, ähnlich der Situation nach einem Krieg und Währungsreform wie man es 1948 in D erlebt hat; daher wahrscheinlich auch die Angst vor generellen Lohnerhöhungen im Norden.
        Den grossen Reibach machen weiterhin die Boni Jäger dank dem praktizierten Bankenmästungsprogramm mit Gratisgeldüberflutung der Geschäftsbanken und Anlage in verbürgte Staatsanleihen zu 5%.

      • @Anh Toan

        Ihr Vorschlag, am Strick ausnahmsweise einmal zu ziehen statt zu schieben, d.h. die Nachfrage anzukurbeln, indem man die Löhne endlich wieder steigen lässt, ist leider mit dem vorherrschenden ökonomischen Dogma unvereinbar.

        Der ökonomische Mainstream ist der gegenteiligen Ansicht, nämlich dass Angebotspolitik betrieben werden muss: d.h. Unternehmenssteuern senken, damit investiert wird. Die Nachfrage ergibt sich dann gemäss der Theorie von selbst.

        Dass die Unternehmen in Geld schwimmen und es für ökonomisch unsinnige Aktienrückkäufe verwenden, statt zu investieren, dass sie bei Zinsniveaus um null herum quasi Gratis-Kredite bekommen könnten, wenn sie es wollten, oder dass schlicht die Nachfrage fehlt, weil dank Umverteilungsmassnahmen — u.a. wegen der geforderten Unternehmenssteuersenkungen — dem Mittelstand Kaufkraft entzogen worden ist, scheint den wahren Dogmatiker nicht zu stören. Irgendwie hat niemand von etwas eine Ahnung.

        Daher liest sich auch Dragis Antwort auf die Frage einer japanischen Journalistin zusammengefasst wie folgt:

        Sie haben recht, es ist alles so kompliziert, wir haben eigentlich keine Ahnung von Tuten und Blasen, aber das ist nunmal das einzige Werkzeug, das wir benutzen, egal ob es so oder anders ist. Es kann dies oder das passieren, aber im Grossen und Ganzen konnten wir den Anschein wahren, dass es irgendwie funktioniert, und nun haben wir die Glaubwürdigkeit, irgend etwas zu liefern.

        • Josef Marti sagt:

          Die Zitrone ist eben noch nicht ganz ausgequetscht, man wird diese Politik deshalb noch lange so weiter verfolgen. Die Karawane zieht erst weiter wenn die Profitmaximierung wirklich nicht mehr geht; es kann noch viel ausgepresst werden insbesondere auf dem Weg der Verlagerung der Steuern auf Konsum Verbrauch und Lohnarbeit mit gleichzeitigen massiven Einschnitten und Kürzungen im öffentlichen Haushalt und Rentensystemen. Die Profitmaximierung gedeiht am besten unter Bedingungen von Massenarbeitslosigkeit und Massenprekariat; um sich dieses vom Leib zu halten benötigt man schliesslich nicht mehr als einen Nachtwächter- und Polizeistaat; alle anderen öff. Aufgaben sind ja entweder privatisiert oder abgeschafft. Sollten wie in den USA (zB Detroit) ganze Städte in Konkurs gehen, dann unterhält man nur noch die Feuerwehr und ein paar Polizisten, und sogar denen kürzt man noch die Renten.

    • Es war ein Student der Ökonomie, der mir in einem Forum einmal geantwortet hat, dass man in der Ökonomie mit Logik nicht weit komme, und er meinte es nicht einmal sarkastisch.

      Natürlich haben Sie recht, aber was machen Sie, wenn die ökonomische Lehre das Gegenteil behauptet und jeden Tag hunderte von Studenten mit den Falschheiten indoktriniert? In Deutschland haben Ökonomiestudenten nach der Finanzkrise eigene Vorlesungskreise organisieren müssen, weil der professorale Mainstream nach der Krise denselben Unsinn weiter doziert hatte. Wie übel muss es sein, wenn es sogar Ökonomiestudenten zuviel wird?

      • Josef Anton sagt:

        Ausgezeichneter Kommentar!

        Sie sprechen den wirklichen Ursprung der Krise an. Eine fehlerhafte Doktrin, welche aufgrund der damit möglich gemachten erhöhten Macht der Regierungen von Bürokraten und Politikern mit Freude adoptiert wurde.

    • Ahn Toan sagt:

      @Ralh Sommerer (ein wenig auch @Josef Marti)

      Grundsätzlich liegt das Problem nicht in der „Oekonomischen Doktrin“ denn eigentlich müsste die Politik handeln. Die Notenbanken könnten einzig Geld direkt an die Konsumenten verteilen (Helikopter, Übernahme von Sozialversicherungsbeirägen), um damit Inflation zu erzielen, reichte nicht dies einmalig zu tun, sondern es müsste eine zukünftige Regelmässigkeit versprochen werden. Einmalige Ausschüttungen sind nicht geeignet, um die Inflationserwartungen zu beeinflussen, um die Konsumerwartungen der Investoren zu beeinflussen usw. usw.

    • Ahn Toan sagt:

      as politische Problem die Erwerbseinkommen anzuheben liegt in der globalen Konkurrenz, sei es durch Immigration von Arbeitskräften, sei es durch Emigration von Arbeit). In Vietnam zahle ich für eine Freelancerin (dipl Kauffrau Uni Essen; inkl Ferien, Sozversich, Arbeitsplatz, Compi, Internet) USD 6.00 / Std., das findet sie, und die meisten, mit denen ich dort rede, sehr gute Bezahlung. In Europa müsste ich dafür mindestens das zehnfache, in Bulgarien vielleicht das fünffache bezahlen.

      Internet hat die Welt klein gemacht (siehe alibaba.com), dass kann die Politik höchstens mit „Handelshemnissen“ verlangsamen, aber nicht lösen.

    • Ahn Toan sagt:

      Aus unserer Schweizer Mittelklassesicht blenden wir gerne aus dass wir aus globaler Sicht diejenigen sind, welche zuviel sparen (=investieren) und zuwenig konsumieren, wir sind 10 Prozent Reichen auf dieser Welt. Weil wir es uns leisten können, selbst im Alter nicht ärmer werden zu wollen.

      Die Erwerbseinkommen müssen in den Schwellenländer steigen, je schneller dies geschieht, umso besser für uns, weil erst, wenn die dort nicht so lächerlich tief sind, dass sich unzuverlässige Infrastruktur, politische Risiken, Distanzkosten etc. rechtfertigen, können die Löhne dort, wo sie bereits am höchsten sind, steigen.

      Die Politik kann die Differenz zwischen Bruttolohnkosten für den Arbeitgeber und Nettolohn nach Abgaben (KK, MWST, Billag usw.) der Arbeitnehmer senken. Mein Vorschlag: Streichung des MWST Satzes von 2.3% (Lebensmittel, Grundbedarf) auf 0.00, jedoch „convenience food“ mit Normalsatz belegen, progressive AHV-Beiiträge, progressive KK-Beiträge.

      Meines Erachtens stellen die Linken in der Politik oft schlicht übertriebene Forderungen (z.B. KK Einheitskasse, statt progressive Prämien, Verdammung von MWST statt Forderung nach Progression in der MWST durch differenzierte Sätze). Dann rufen die sich „liberal“ nennenden Kartellisten: Kommunismus! Oder die Linken verteidigen ihre Kartelle (z.B. die die Arbeit haben, die schweizer Arbeitnehmer) zusammen mit den Kartellrentnern.

      • Josef Marti sagt:

        Bei der AHV kann man den Bogen mit Progression nicht noch mehr überspannen, da diese ja schon ein bedauernswerter Betriebsunfall war (Umverteilung von oben nach unten). Die MWST hat bereits differenzierte Sätze, deshalb wollte schon Merz den Einheitssatz einführen, ist aber bis jetzt im Sand verlaufen. Die MWST an sich wäre ja schon ok wenn im Gegenzug keine Steuersenkungsorgien bei den direkten Steuern für UnternehmeR und Unternehmen durchgepeitscht würden. Sogar konservative Zeitgenossen wie Prof. Max Otte (CDU) fordern mittlerweile eine vernünftig ausgestaltete Erbschaftssteuer sowie eine Finanztransaktionssteuer. Wohl eher wird aber die ZItrone ganz ausgequetscht als das Vernunft einkehren würde.

        • Ahn Toan sagt:

          Ich habe auch nichts gegen Ebschaftssteuern, liberal wäre eine Erbschaftssteuer die den Freibetrag beim Erben ansetzt. Das breite Verteilen eines grossen Vermögens bleibt so steuerfrei, das konzentrierte Übereignen wird steuerbar, der Zufluss kann wie Einkommen beim Erben besteuern, allenfalls mit einem Freibetrag pro Zufluss. Aus liberaler Sicht muss Ziel einer Erbschaftssteuer die Verhinderung von Vermögenskonzentration sein, das generieren von Staatseinnahmen aus Substanz erscheint mir kein, aus liberaler Sicht, vertretbares Ziel einer Erbschaftssteuer.

          In der Version der Linken, ist Erbschaftssteuer geschuldet, wenn sich ein Gutsituierter 10 Kinder geleistet hat und ein entsprechend grosses Haus gekauft, und die Schulden abbezahlt hat. Der Staat greift zu, bei einem Einzelkind, das mehr erbt, verzichtet er. Es riecht für mich nach: Da wo viel Geld ist, holen wir uns was für den Staat, weil die sind weniger als wir, aber haben mehr.

          • Johnny Smith sagt:

            Ich bin bez. Erbschaftssteuer in Ihrem Boot, äh ich meine ich halte Ihren Vorschlag für interessant. 😉

      • Ahn Toan sagt:

        Seit meiner Jugend bis heute nerve ich mich, dass „die Linke“ in der Schweiz nicht verstehen will, dass sozialistische Mttel nicht geeignet sind, ihre sozialen Ziele zu erreichen, und sich weigert, kapitalistische Mittel überhaupt in Betracht zu ziehen, um soziale Ziele zu erreichen. Da sind amerikanische, deutsche oder französische Linke deutlich weniger dogmatisch.

        • Rolf Zach sagt:

          Da bin ich nicht einverstanden. Der grösste Linke vor 1945 war ohne Zweifel Robert Grimm, ein wortgewaltiger Volkstribun.
          Lenin hat ihn gehasst wie die Pest, weil er als einer der wichtigsten Zimmerwald-Konferenz-Teilnehmer im Ersten Weltkrieg, mit seinem unbedingten Pazifismus, nicht wie Lenin und Trotzki, das Kind mit dem Bad ausschütte. Grimm, Klöti, Bratschi,
          Oprecht und Bringolf, waren alles keine Dogmatiker, sondern gestandene Politiker. Ich würde sogar heute sagen, es
          war gut, dass der allseits beliebte Basler Universitätsprofessor Tschudi 1959 Bundesrat wurde und nicht der Ex-Kommunist Bringolf. Tschudi war der eigentliche Vater der heutigen AHV, vielleicht wäre Bringolf für dieses Reformwerk zu weich und zu altersmild gewesen.

          • Ahn Toan sagt:

            @Rolf Zach: Ihre Jugend liegt wohl weiter zurück, vor 1975 mag die SP Schweiz durchaus pragmatischer gewesen sein, immerhin gabs auch noch ein paar jahre länger links davon Platz für RML und POCH, genau wie es heute in Deutschland für „die Linke“ platzt hat links von der SPD. Die SPS steht, verglichen mit Deutschand, irgendwo zwischen den Linken und der SPD.

    • Josef Anton sagt:

      Manch einer mag nicht in der Lage sein, zwischen Kapital und beliebig vermehrbaren Geld unterscheiden zu können.

  • Johnny Smith sagt:

    MDMs Artikel werden immer… schlimmer/mehr Propaganda/einseitiger (man wähle selber).

    U.a. dank Ansichten wie den hier vertretenen haben wir:
    – Überschuldung der Staaten / Pulver der Fiskalpolitik weitgehend verschossen
    – Überschuldung der Privaten / Pulver der Nachfrage auch hier weitgehend verschossen
    – Mikrozinsen und wir ertrinken in Liquidität / Pulver der Geldpolitik verschossen
    – keine Reserven und Substanz
    – und diese massiven Probleme nie angegangen sondern immer nur in die Zukunft verschoben.

    Aber immer weiter, MORE OF THE SAME! Machen wir doch weiter wie bisher, gehen wir den Problemen aus dem Weg und pflastern sie weiter mit aus Luft geschaffenem Geld zu. Dann geht es noch ein bisschen länger gut und nach mir die Sintflut!

    • Martin Holzherr sagt:

      Selbst wenn sie recht haben sind die Hauptprobleme wie die Überschuldung der Staaten und der Privaten langfristige Probleme. In einem Umfeld mit stagnierender Wirtschaft können diese Hauptrobleme nicht gelöst werden. Deshalb gibt es wenig Alternativen zu „Fahren auf Sicht“.

      • Johnny Smith sagt:

        „wenig Alternativen zu „Fahren auf Sicht“.“

        Ja, aber etwas bremsen wäre vielleicht angebracht bei so viel Nebel.

      • Josef Anton sagt:

        Die Frage ist nicht, ob die Probleme gelöst werden können, sondern warum sie entstanden sind. Nämlich genau aufgrund dieser von Ihnen proklamierten Einstellung, dass sie anscheinend zum gegenwärtigen Zeitpunkt NIE gelöst wurden, sondern IMMER nur die kurzfristige Sicht in Betracht gezogen wurde, womit sich die Probleme immer stärker aufbauten.

        Auch für einen Drogensüchtigen ist es aufgrund kurzsichtiger Betrachtungsweise (die nächsten Tage, Wochen) NIE empfehlenswert, sich seiner Sucht zu entledigen, sondern IMMER vorteilhaft sich die nächsten Spritze zu verabreichen, damit er in der Lage ist, das „Problem“ danach besser in den Griff zu kriegen. Dass er dadurch den Systemzusammenbruch (Tod) vorprogrammiert, scheint nicht relevant zu sein.

        • Ahn Toan sagt:

          „Dass er dadurch den Systemzusammenbruch (Tod) vorprogrammiert, scheint nicht relevant zu sein.“

          Relevant schon, aber unausweichlich.

          Auch wenn er keine Drogen mehr konsumiert, sogar wenn er, was die meisten Hirn und Seelendoktoren für unmöglich halten, sich seiner Sucht entledigt, er stirbt.

          Von Sucht scheinen Sie auch nicht viel zu verstehen.

          • Josef Anton sagt:

            Sie haben sich darauf spezialisiert, die verschiedenen hierarchischen Argumentationsebenen nach belieben zu wechseln, ohne evtl. dies selber erkennen zu können, und glauben dadurch intelligente Kommentare von sich zu geben. Es erinnert ein wenig an die ausgereifte Manipulationsmethode einer frustrierten Frau.

          • Johnny Smith sagt:

            So wie die Drogen die Krankheit nicht heilen sondern nur die Symptome überdecken (unter gleichzeitiger Verschlimmerung der Sucht, siehe unten zum Zweiten), so lösen Mikrozinsen und QE infinity die Probleme der Wirtschaft nicht, sondern verschieben sie nur in die Zukunft (das ist selbst hier unter den Kommentaren mittlerweile bei den meisten akzeptiert (so mein Eindruck) und viel wichtiger auch bei einigen Zentralbankern, leider noch nicht den Entscheidungsträgern, oder dann stellen diese diese Erkenntnis hintan wie oben Martin Holzherr). QE ist keine Lösung, QE verschiebt die Probleme in die Zukunft, macht sie aber dafür umso schlimmer.

            Und zum Zweiten mit der Drogen/Sucht Analogie: Wer die Sucht nie angeht, der steuert dem ‚unausweichlichen‘ (wie Sie sagen) Ende entgegen. Wer unheilbar krank ist, darf/kann/soll/muss sich solche Gedanken machen. Wer noch an eine Heilung glaubt, sollte aber die Sucht heute (nicht erst morgen und auch nicht erst übermorgen) angehen. Die Chancen auf Heilung sind besser, je früher die Sucht angegangen wird.

          • Ahn Toan sagt:

            Die Drogenanalogie ist Mumpitz, ausser man hat eine Sicht auf Drogen, dass die uns manchmal ganz nützlich sind, es eine Frage des Masses ist, wann Drogen negativ werden für uns, deren negativen Effekte (Sucht, physische Gesundheitsschädigung die positiven (Abbau von Hemmungen, Entspannung, Wohlfühlen, Selbstvertrauen) überwiegt.

            Eine undifferenzierte Sicht auf Drogen (Drogen = Sucht = schlecht = Tod) benutzt, um Analogieschlüsse auf Geldpolitik zu machen.

            Ihr könnt auch sagen QE ist Teufelszeug, das ist kürzer und sagt gleichviel.

          • Johnny Smith sagt:

            Kommt darauf an wie Sie Teufelszeug definieren 😉

            Nein, im Ernst: die Drogenanalogie ist natürlich wie vorgängig argumentiert bezogen auf die negativen langfristigen Auswirkungen von Mikrozins und offener Geldschleuse (kein Wachstumsschub in der Realwirtschaft, Überschuldung, Ausweitung der Vermögensungleichheit, Bevorzugung der FED-Banken, …), also nicht den ‚Gebrauch‘ der Geldpolitik bzw. Drogen sondern den leider eingeführten und anhaltenden ‚Missbrauch‘ dessen (oder ‚ausserordentliche geldpolitische Massnahmen im Dauerzustand‘) unter dem Feigenblatt ‚Krisenmassnahme‘. Die Krise galt zu QE1 Zeiten, seither schon lange nicht mehr. QE2 und folgende sind nichts anderes als Missbrauch.

            Um etwas wegzukommen von obiger Analagie: QE bringt nichts bzw. etwas präziser es verschiebt die Probleme in die Zukunft und macht sie dafür aber gleichzeitig schlimmer. Wir ertrinken ja schon lange in der Liquidität (passt diese Analogie besser?), kaum jemand kann sie investierend brauchen. Insofern gebe ich Ihnen zu Ihrem untenstehenden Kommentar recht: Kapital zum Investieren ist in Übermass vorhanden

          • Josef Anton sagt:

            Manch einer mag den Unterschied zwischen den Begriffen Suchtdrogen und Drogensucht nicht erkennen zu können. Handelt es sich um Absicht oder um das Fehlen intellektueller Kapazität verbleibt die einzige Frage.

  • Leo Klaus sagt:

    Sorry! aber die Notenbank kann und darf kein Wirtschaftspolitik machen, weil das laengerfristig nur scheitern kann. Bestes Beispiel: die FED und auch die EZB.

    Das Problem dass man in den USA und auch in der EZ hat, ist fehlende Bereitschaft und Einigkeit die Probleme tatsaechlich anzupacken. Die merklische Politik hat Deutschland ruiniert (ja! Sie haben richtig gelesen): Es gibt immer mehr „Working Poor“, dir Kaufkraft schruempft stetig, die die sich ins Ausland (Schweiz) retten koennen tun es. Nun zwingt sie auch anderen EU-Staaten dazu ihre Politik zu folgen, mit dramatischen Folgen wie man sieht. In den USA ist es aehnlich. Die Republikaner wollen nicht einsehen, dass die Schoenwettersteuerrabatte fuer Superreichen nicht dauerhaft sein koennen.

    Die Politik muss die Loesung finden, die Notenbank kann ihr nur kurzfristig Luft schaffen, mehr nicht!

  • Alexander Kubis sagt:

    Immer wenn die Aussichten gut sind, leiht die Gesellschaft Geld und zwar unabhängig vom Zinssatz 1% oder 0.1% – die Aussichten in der Eurozone sind aber so schlecht wie nie zuvor.

    Niedrigere Zinssätze helfen somit nicht der Konjunktur, sondern der Politik zur (Re)-Finanzierung der Staatsschulden. Am besten 0% für 100 Jahre. Kauft die EZB aggressiv Anleihen, sind notwendige Reformen – die Effizienzsteigerungen v. Staatshaushalten – für 100 Jahre ausgeschlossen. So kennen wir die Politik.

    Der Artikel veranschaulicht wunderbar wie aussichtslos eine Währung für unterschiedlichste Wirtschaftsräume ist. Planwirtschaft 5.0 ist gescheitert selbst mit Bankenunion, Eurobonds und Sozialtransfers…

    • Reto Müller sagt:

      Tja, dass der Goldman-Sachs Mann Mario Draghi die Südlander der Eurozone hemmungsloa stützt und bevorteilt ist ja mittlerweile bestens zu sehen. Die ganzen pseudowissenschaftlichen Erklärungsversuche führen den einzig wahren Ansatz ad absurdum. Die Zweigeteilte Eurozone. Die Südländer können mal wieder kräftig inflationieren, dann paar Nullen streichen und weiter gehts. Gespannt kann man sein wie lange diese Party auf dem Rücken der wenigen solide arbeitenden Ländern noch gefeiert werden kann. Da helfen keine Modelle, wenn die Spar- und Altersreserven der Bürger in NLD, Deutschland; FIN, stillschweigend abgesaugt wurden, zieht die Finanzkaravane pfeifend weiter und hinterlässt Elend und Chaos. Mich wundert es täglich was sich die Bürger bieten lassen, von der schrittweisen Entmachtung bis zum offensichtlichen anlügen durch ihre Politiker und EU-Politiker. Jetzt fordert doch auch noch der IWF, dass Deutschland seine Stückgutkosten anheben solle um den anderen Ländern Marktzugang zu ermöglichen -gehts noch? Planwirtschaft? Draghis Vasallen unterstützen den Ansatz. Für mich krankt dieses unausgegorene Konstrukt von der Wurzel aufwärts.

      • Alexander Kubis sagt:

        Hier im Blog – z.B. China´s Minsky Moment – wurde traumhaft schön erläutert, warum geldpolitische Planwirtschaft zerstörerisch ist.
        Inflationieren kann nur der Staat, aber trotzdem den Markt nicht ersetzen. Was darauf steigende Rohstoff-Import-kosten (Erze, Öl) für Exporteure bedeuten, wenn die Güternachfrage dauerhaft sinkt, brauche ich nicht zu erklären. Die Deflation löscht umgehen die gewerblichen und privaten Schuldner aus. Daher ist Inflation ausgeschlossen.
        Wer glaubt einen Wirtschaftsraum per billigem Geld vor einer Bereinigungsrezession (v. Fehlinvestitionen) bewahren zu könne, hat die Marktwirtschaft nicht verstanden. Die Glücksritter der Großbanken sind zwar lästig, aber nicht das Problem.

  • Pius Tschirky sagt:

    Alleine in Europa wurden seit 2008 die Banken mit über 5 Billionen Euro gestützt und immer noch zweigen dieselber Boni in horrender Höhe ab. Dort hockt das Problem und nicht bei der Inflation oder sonst wo! Neimand hat etwas gerlernt und alles ist, wie es eben war. Jim Richards schreib in der NZZ :“Das Finanzsystem wird in wenigen Jahren kollabieren“. Könnte gut möglich sein, dass es soweit kommt!

    • ast sagt:

      Das Finanzsystem ist bereits kollabiert, sonst hätten wir nicht die neuen „to big to fail“ -Regeln eingeführt.

      Die Auswirkung des Kollaps wurde lediglich in die Zukunft virtualisiert. Wie lange genau es dauert bis die Schuldenberge entvirtualisiert werden müssen, das weiss ich nicht -aber ich weiss anhand der Statistik dass die Schulden unvermindert ständig weiter zu nehmen. Im Fall dass die Realität in die virtuelle Welt durchschlägt steigert sich je länger der reale Kollaps herausschiebt die „Richterskala“ der zu erwartenden Verwerfungen.

      Vielleicht sollte man es so sagen; es gibt viel Geld -das in Wirklichkeit nichts mehr Wert ist, welches wir Mangels ausbleibender Alternativen einander trotzdem gegenseitig abnehmen müssen. Das gegenseitige Vertrauen wird nur über die militärische Stärke der USA und deren dadurch möglichen Druckmittel aufrecht erhalten. Trotzdem scheint der Wert des US$ weiter abzugeben – man kann das als zunehmenden Druck von Aussen gegen die USA interpretieren. Sollte diese Tendenz weiter anhalten, dann wird irgendwann auch die mächtige US -Kriegsmaschine nicht mehr ausreichen um den Vertrauensverlust aufzuhalten.

  • Maria sagt:

    Wenn die Inflation aber gerade in Ländern mit sehr hoher Arbeitslosigkeit zunimmt, ist dies nicht sehr hilfreich für die breite Masse. Sogar ohne Arbeitslosigkeit kann es ein Problem sein, die Inflation anzuheizen. Dies geschieht ja gerade in Japan. Jetzt jubeln vielleicht noch alle. Aber sobald die Mehrheit der Leute schnallen, dass zwar die Lebenserhaltungskosten steigen, nicht aber die Loehne, funktioniert das System nicht mehr sehr gut. Tatsächlich war ja die Deflation dort kein sehr grosses Problem für die Bürger. Es war eher der Staat, die Banken und die Multis, die nicht so konnten, wie sie wollten. Ich denke, der Westen, besonders die EU, hat sich in die Bredouille geritten. Die Wahl ist zwischen Pest und Cholera. Das Ganze hat ja auch weltweit neue Bubbles gebildet. Es gibt so viele Herde, China, Japan, Russland, die EU etc. Wir brauchen nicht einmal mehr einen schwarzen Schwan. Wir müssen nur einfach warten. Actio = Reactio.

    • Manuel Wymann sagt:

      Ich bin besonders mit einem Punkt nicht einverstanden: „Tatsächlich war ja die Deflation dort kein sehr grosses Problem (…)“. Das ist wie eine Faust ins Gesicht für die Leidtragenden, weil die Deflation zu einer sehr negativen Lebenseinstellung geführt hat. Nicht bei allen aber bei vielen. Dies besonders deshalb, weil in einer Deflation die Löhne sinken und Leute entlassen werden und damit die Sanierung auf dem Buckel der Erwerbstätigen durchgeführt wird. Zum guten Glück ist der Staat eingesprungen, sonst wäre dort die Arbeitslosigkeit einiges höher gewesen.

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