In China schlummert ein Monster

Futuristisches Gebäude in Guangzhou, 27. Dezember 2013. (Reuters/Alex Lee)

Wird die chinesische Kreditblase platzen? Im Bild: Futuristisches Gebäude in Guangzhou, 27. Dezember 2013. (Reuters/Alex Lee)

Im Gebälk des chinesischen Finanzsystems knarrt es. Dieser Tage herrscht zwar allgemeine Feststimmung – das Jahr des Pferdes hat begonnen –, doch in den vergangenen Wochen hatte der Beinahe-Ausfall eines Kreditprodukts im Umfang von 500 Millionen Dollar die Finanzwelt in Atem gehalten.

Ein Verlust von 500 Millionen Dollar in einer Volkswirtschaft mit einer Jahresleistung von fast 10’000’000 Millionen Dollar sollte eigentlich kaum der Rede wert sein. Wieso also die Aufregung?

Einiges an dieser Episode erinnert an den so genannten «Bear Stearns Moment», als im Juni 2007 zwei Hedge Funds der New Yorker Investmentbank Bear Stearns wegen Fehlspekulationen mit verbrieften Subprime-Hypotheken Schwierigkeiten gerieten. Die beiden Fonds waren mit einem Vermögen von rund 1,6 Milliarden Dollar zwar klein – auch sie: kaum der Rede wert –, doch sie gingen als «Kanarienvögel in der Kohlemine» in die Geschichte ein: die ersten Opfer der Finanzkrise, die ein gutes Jahr später beinahe das westliche Bankensystem auslöschen sollte.

Schauen wir uns die Situation in China also etwas genauer an.

Zunächst: Um was ging es bei dem ominösen Kreditprodukt, das die Märkte während Wochen in Atem hielt?

Wir wollen Sie nicht mit den Details langweilen, daher nur das Wichtigste: Es handelte sich um ein so genanntes Trust-Produkt, einen Unternehmenskredit, der in kleine Stückelungen verteilt an private Investoren verkauft wurde. Es wurde von China Credit Trust ausgegeben und von der Industrial & Commercial Bank of China (ICBC, eine der vier mächtigen Banken des Landes) vertrieben. Schuldner des Kredits war das Kohleunternehmen Zhenfu Energy in der Provinz Shanxi.

So weit, so gut. Derlei Trust-Produkte sind in China mittlerweile Massenware geworden und gelten als beliebte Investmentvehikel für Anleger, die etwas mehr Rendite als die 2 bis 4 Prozent suchen, die sie auf normalen Festgeld-Anlagen von den Banken erhalten. Das Volumen derartiger Kreditverbriefungen wird aktuell auf rund 1700 Milliarden Dollar geschätzt.

Doch nun kommt das Problem: Zhenfu Energy ist faktisch pleite und war nicht fähig, die 500 Millionen Dollar fristgemäss per Ende Januar zurückzuzahlen. Die ICBC als Verkäuferin des Trust-Produktes weigerte sich mehrmals kategorisch, für den Kredit zu bürgen.

Am Ende kam es doch zu einer staatlich orchestrierten Rettungsübung, so dass es zu keinem Kreditausfall (Default) kam. Doch die Frage bleibt: Was wäre so schlimm gewesen, wenn der Default eingetreten wäre und die Gläubiger ihre 500 Millionen Dollar hätten abschreiben müssen?

Nur zum Vergleich: Der Konkurs der Erb-Gruppe 2003 in der Schweiz hatte ein Forderungsvolumen von 2,4 Milliarden Franken, was in Relation zur Grösse der Volkswirtschaft im Ausmass des Verlustes etwa das Achtzigfache jener 500 Millionen Dollar in China ausmachte.

Eine mögliche Erklärung für die Rettungsübung: Das Kreditsystem in China ist ein Kartenhaus, das keine Erschütterung erträgt. Der Zuger Hedge-Fund-Manager Felix Zulauf spricht in diesem Interview von der «grössten Kreditblase aller Zeiten», die früher oder später platzen werde.

Wie kam es dazu?

Um diese Frage zu beantworten, ist ein Blick zurück in den Spätherbst 2008 notwendig. China war damals schon seit gut zehn Jahren eine Wunderwirtschaft, deren Wachstum in erster Linie auf dem Exportsektor sowie auf inländischen Infrastruktur-Investitionen beruhte. Als nach dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 das Weltfinanzsystem in Schockstarre geriet und die globale Wirtschaft in die Tiefe riss, war Peking mit einem Einbruch der Exportnachfrage und damit mit einem empfindlichen Rückgang des Wirtschaftswachstums konfrontiert.

Das konnte und wollte die Regierung nicht zulassen, also beschloss sie, jenen Teil der Wirtschaft zu stützen, den sie direkt beeinflussen konnte: die inländischen Infrastruktur-Investitionen.

Im November 2008 beschloss Peking ein gewaltiges Investitionsprogramm im Umfang von 590 Milliarden Dollar, was damals gut 13 Prozent des BIP betraf. Die Mittel flossen in den Bau neuer Hochgeschwindigkeits-Bahnlinien, Flughäfen, Brücken, etc.

Eine direkte Kausalität lässt sich nie beweisen, aber dieses Programm dürfte einer der wichtigsten Faktoren gewesen sein, die die Weltwirtschaft damals vor dem Absturz bewahrten.

In China markierte es jedoch den Beginn der Kreditblase, denn für die Umsetzung der Investitionsprogramme verschuldeten sich Provinz-, Lokalregierungen und staatlich kontrollierte Unternehmen.

Die folgende Grafik zeigt eindrücklich, wie das Kreditvolumen in China explodierte, als die Wirtschaft Ende 2008 absackte (Quelle: Morgan Stanley):

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Die blaue Kurve zeigt die jährliche Veränderungsrate des Kreditvolumens, die gelbe Kurve zeigt das nominelle BIP-Wachstum im Quartalsvergleich. Im Herbst 2008 stürzte das BIP-Wachstum in die Tiefe, und fast zeitgleich wurde der Kredithahn weit aufgerissen: Im Jahr 2009 weitete sich das Kreditvolumen um gegen 35 Prozent aus.

Und nun kommt der wichtige Unterschied zur Zeit vor 2008. Während in den Jahren vor der Krise das Kreditvolumen weniger stark expandierte als das nominelle BIP, war es nach 2008 umgekehrt: Fast ohne Unterbruch war die Kreditschöpfung deutlich grösser als das Wirtschaftswachstum. 2013 belief es sich auf knapp 14 Prozent, während das nominelle BIP-Wachstum (d.h. das reale BIP-Wachstum plus die Inflationsrate) 9,7 Prozent betrug.

Wir haben in diesem Blogbeitrag bereits einmal über den von der Mainstream-Ökonomie immer noch weitgehend ignorierten Kreditzyklus geschrieben – und aufgezeigt, wie gefährlich es ist, wenn man seine Mechanik nicht versteht (übrigens ein Argument, das die Schweizerische Nationalbank in ihrer Bekämpfung der Überhitzung des inländischen Immobilienmarktes immer wieder betont). Auch der amerikanische Hedge-Fund-Manager Ray Dalio erklärt den Kreditzyklus in diesem sehr lehrreichen Video auf eindrückliche Weise.

Doch zurück zu China.

Im Jahr 2008 betrug das gesamte Volumen der privaten und öffentlichen Kredite, die auf der Wirtschaft lasteten, umgerechnet knapp 7000 Milliarden Dollar, was 155 Prozent des BIP entsprach. Im Jahr 2013 waren es gemäss Berechnungen der China-Ökonomen von Morgan Stanley 22’500 Milliarden Dollar oder 239 Prozent des BIP.

Nach Aussagen der Analysten der Ratingagentur Fitch ist das der grösste und schnellste Kreditaufbau, den je eine bedeutende Volkswirtschaft erlebt hat.

Die folgende Grafik zeigt die Zusammensetzung dieses Kreditvolumens (Quelle: Morgan Stanley):

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Dunkelblau ist das Schuldenvolumen der Zentralregierung, gelb sind sie Lokalregierungen (ihr Schuldenvolumen verdoppelte sich auf gut 28 Prozent des BIP), grün sind mittlere und grosse Unternehmen (die meist vom Staat kontrolliert werden), hellblau steht für die kleinen Unternehmen und rot schliesslich für die privaten Haushalte.

Alle Nachfragegruppen haben ihr Schuldenvolumen massiv ausgeweitet; in absoluten Zahlen betrachtet entfiel der grösste Kreditaufbau auf den Sektor der grossen Unternehmen.

Der chinesische Unternehmenssektor ist damit im Ländervergleich deutlich höher verschuldet als der Unternehmenssektor in Japan, den USA oder Europa, wie die folgende Grafik zeigt (Quelle: Morgan Stanley):

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Führen wir uns nochmals das Ausmass dieser Kredit-Explosion vor Augen: Innerhalb von fünf Jahren wurden in der chinesischen Volkswirtschaft neue Kredite in Höhe von umgerechnet rund 15’000’000’000’000 Dollar geschöpft.

Und die Behörden wagten es nicht, ein Kreditprodukt von 500’000’000 Dollar oder 0,00003 Prozent der oben genannten Summe ausfallen zu lassen.

Die Befürchtung liegt nahe, dass ein stattlicher Teil dieses Kreditvolumens in Bauprojekte floss, die keinen oder nur einen bescheidenen ökonomischen Nutzen haben: überdimensionierte Flughäfen in drittklassigen Städten, Brücken nach Nirgendwo, Geistersiedlungen. Und das wiederum bedeutet, dass ein stattlicher Teil dieses Kreditvolumens dereinst notleidend werden könnte, dass die Rückzahlung der Schulden infrage gestellt wird, dass es zu Zahlungsausfällen und damit zu riesigen Abschreibungsverlusten kommt.

Wann? Keine Ahnung.

Bisher sind es nur die ersten leisen Warnsignale, die aufhorchen lassen. Der grosse amerikanische Ökonom Hyman Minsky (hier ein umfassendes Portrait) hat wunderschön beschrieben, wie ein von Kreditschöpfung befeuerter Boom abläuft. Irgendwann, aus irgend einem trivialen Grund, kippt die Stimmung, und das Kartenhaus stürzt zusammen. Für diesen Kulminations- und Wendepunkt hat sich der Begriff «Minsky Moment» eingebürgert. Gut möglich also, dass China in den vergangenen Monaten seinen Minsky Moment erlebt hat.

Nochmals: Ich habe keine Ahnung, ob und wann die chinesische Kreditblase platzt. Oft ist das Argument zu hören, China als von Peking geführte Kommandowirtschaft sei ein besonderer Fall, und die Zentralregierung habe alles unter Kontrolle.

Mag schon sein. Allerdings erinnert das gefährlich an Japan im Jahr 1989, als an den Weltfinanzmärkten gebetsmühlenartig erklärt wurde, das allmächtige Ministry of Finance in Tokyo habe alles im Griff und würde es niemals zulassen, dass Nippons Boom-Wirtschaft etwas zustösst.

Doch Monster haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich irgendwann nicht mehr kontrollieren lassen.

Hier noch ein Link für alle, die sich für die aktuelle Krise in den Emerging Markets interessieren: Russell Napier, der legendäre Investmentstratege von CLSA Asia-Pacific Markets, sieht die grössten Gefahren dort, wo noch kaum jemand hinschaut: «In Osteuropa droht eine Krise mit Lehman-Potenzial», sagt er in diesem Interview.

63 Kommentare zu «In China schlummert ein Monster»

  • Ricardo Schwammberger sagt:

    An den Author dieses sehr interessanten Artikels.
    Wenn das erwähnte Gesamtkreditvolumen 15 Billionen USD sind und der zitierte „Projekt-Kleinkredit“ 500 Millionen USD, dann ist der „Projekt-Kleinkredit“ nicht 0.00003 % sondern 0.0033 % des Gesamtkreditvolumens. Ich bitte um Kenntnisnahme. Freundliche Grüsse Ricardo S.

  • Für meine Begriffe ist der Punkt ein anderer: China hat wie alle anderen Ökonomien auch ein Problem mit der (zurückgestauten) Inflation, weil in den Jahren hoher Nettoinvestitionen bei einem hohen „Nachholbedarf“ die Rückflüsse der Unternehmen überproportional sind, weil die Verkaufspreise erheblich über den Kostenpreisen liegen können und es zur Bildung hoher Unternehmensvermögen kommt. Um beide Effekte abzufedern kann man – wie es offenbar in China passiert ist – diese „Trust-Produkte“ fördern, damit sich das anschwellende Nachfragepotential (aufgrund hoher Netto-Investition) nicht in einem Inflationsschub entlädt. Da das offenbar eine beliebte Sparform in China ist wollte man wohl für diese Anlageform keine schlechte Presse riskieren, die darauf hinwirken würde, daß die Menschen ihr Geld wieder als Bankeinlagen halten. Der Vorteil bei den Trust-Anlagen ist nämlich, daß die Unternehmen damit auch ihre Exposition bei den Banken glattstellen können und somit tendenziell das nachfragewirksame „Geldvolumen“ schrumpft – obwohl es noch da ist und damit gleichzeitig die Liquiditätslage der Banken unmittelbar verbessert wird, weil damit ihre Kreditexposition ein bißchen gedämpft wird. Das sind alles relativ simple kreditmechanische Vorgänge, die jedesmal auftreten, wenn es zu einem Investitionsschub kommt.

    Genau dasselbe gab es doch in Deutschland auch als die hohen Netto-Investitionen den Aufbau diverser Vermögen in Deutschland möglich gemacht haben. Man mag es für kurios halten, aber eine gewisse Kompensation der hohen Netto-Investitionen wurde seinerzeit durch die Bundesregierung geleistet, indem sie den sog. „Juliusturm“ akkumulierte, der in dieser Zeit gewissen Druck aus dem Nachfrageüberhang genommen hatte. Das hat vor dem Hintergrund, daß in Deutschland die Lust auf Unternehmensforderungen wie z.B. Aktien nicht besonders hoch ist, schon besondere Bedeutung, mal abgesehen davon, daß damit schon „keynesianische“ Politik praktiziert wurde, bevor die Sache mit dem Keynesianismus überhaupt richtig prominent wurde.

    Aber wie auch immer: man muß sich in solchen Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung diesem Problem des überschüssigen Nachfragepotentials stellen, will man nicht die Vermögenssicherungsqualität der eigenen Währung auf Spiel setzen. Die Chinesen tun das offensichtlich und sind damit denjenigen, die sich stets und ständig nur darin gefallen irgendeinen ökonomischen Untergang zu prophezeien, um Lichtjahre voraus.

  • Josef Anton sagt:

    Off topic

    Ein Umstand, welcher vollkommen vernachlässigt wurde von den Massenmedien und worauf ich zufällig wieder gestossen bin.

    „Nach verschiedenen Schätzungen können wir die Transaktionen von 2,3 Billionen nicht verfolgen. Dies bedeutet $8000 für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den USA“ CBS 29. Jan. 2002. Diese Aussage machte Rumsfeld am 10.9.2001 worauf am folgenden Tag der 911 Anschlag statt fand und das Flugzeug (?), welches im Pentagon einschlug, genau den Raum zerstörte, in welchem die diesbezüglichen Dokumente lagerten. Sehr praktisch.

    http://www.youtube.com/watch?v=p-OOrIZBzAU#t=48

    Viele Leute erkennen auch heute noch nicht, dass in vielen Staaten die Regierungen das wirkliche Problem ist.

    • Ahn Toan sagt:

      Ja, man sollte endlich einen Staat ohne Regierung erfinden.

      • Ahn Toan sagt:

        1. „Regieren“ bedeutet Führen und Lenken, und das ist verwerfliche Planwirtschaft, denn ohne Plan wohin und wie dahin, lässt sich nicht führen und lenken.

        2. „Regieren“ verlangt ein Gewaltmonopol, denn Durchsetzungsmacht ist notwendig, um zu führen. Huch, zwei böse Worte: „Gewalt“ und dann noch „Monopol“. Wie hässlich ist dann Gewaltmonopol?

        3. Diese Machtpositionen sind anfällig für Korruption. Es kann also gar nicht erwartet werden, dass sie im Interesse des Volkes handeln.

        Also Regieren ist korrupte planwirtschaftliche Ausübung des Gewaltmonopols. Vor Ihnen haben das die Linken, Autonomen, Anarchisten erkannt und gefordert: „Macht aus dem Staat Gurkensalat“.

        Aber Sie sind ja kein linker Extremist, wollen nicht soweit gehen, Ihre Lösung wäre, die staatlichen Aufgaben auf Schutz des privaten Eigentums zu begrenzen. Wo kämen wir hin, wenn wir die Reichen schutzlos den Massen ausliefern würden? Das wäre ja eine Bestrafung der Guten (die welche was leisten und die verdienten Früchte Ihrer Arbeit geniessen wollen) und eine Belohnung der Schlechten (die welche zu faul sind, etwas zu lernen und zu leisten). So werden ungewünschte Anreize geschaffen. Ist die staatlichen Aufgaben einzig Schutz des Privateigentums, braucht es keine Regierung, es gibt nichts zu führen und lenken, es braucht nur Pplizei.

        • Ahn Toan sagt:

          Der Staat sollte also dafür sorgen, dass es denen, denen es gut geht noch besser geht, und die anderen verrecken lassen. Nur so werden sinnvolle Anreize geschaffen. Lou Reed beschreibt es so in Dirty Blvd:

          „Give me your hungry, your tired your poor I’ll piss on ‚em
          that’s what the Statue of Bigotry says
          Your poor huddled masses, let’s club ‚em to death
          and get it over with and just dump ‚em on the boulevard“

          • Maiko Laugun sagt:

            Dann darf ich hier noch etwas Konkretes aus dem Leben in China anfügen: Kommunistisch ist hier nur noch der Name der Partei. Diese setzt sich für die Bevölkerung ein, inkl. der Unterschicht. Wirtschaftlich benachteiligte Personen aus definierten Regionen können teurere Produkte (bis hin zu Luxusprodukten) verbilligt einkaufen. Bei neuen Bauprojekten in bestehenden und älteren Siedlungen, egal ob von Staats- oder Privatfirmen geplant, ist der Bauherr per Gesetz verpflichtet, diesen Menschen gratis neue Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Diese Massnahme hat schon bei vielen Menschen zu einer verbesserten Lebenssituation geführt. Im Westen – bzw. der westlichen Propaganda – beschreibt man dies als staatlich angeordnete Zwangsumsiedlung von armen Wanderarbeitern durch das böse und menschenfeindliche Regime.
            Die Regierung hat schon vor einem Jahr Massnahmen zur Eindämmung der Immobilienblase eingeleitet. Neu werden Gebühren in Höhe von 200 Tausend Yuan für den Kauf von Wohnungen fällig. Dies als ein zusätzlicher Betrag zu den schon bestehenden Gebühren. Dadurch soll die Blase eingedämmt werden. Der Regierung ist also sehr wohl bewusst, wo genau die Probleme im gesamten Kreditwesen sind. Das gilt auch für die ganze Wirtschaft und soll nur ein Beispiel sein. Es soll auch eine Antwort auf die Begriffe wie Führen, Lenken, Regieren und Planwirtschaft sein. Es darf nun gerne ein jeder selber entscheiden. China hat mit Sicherheit einen Plan. Ich selber würde diesen als soziale Marktwirtschaft umschreiben und diese kommt allen Schichten der Bevölkerung zugute. Es ist zudem immer einfach, in einer verschuldeten Wohlfühl-Oase wie der Schweiz zu sitzen und mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen. Genau diese Dekadenz führt zu einer falschen Einschätzung der eigenen Situation, aber auch zur falschen Einschätzung eines fremden Landes und dann irgendwann zum eigenen Niedergang.
            Vor 30 Jahren hatten die Menschen in China nichts zum Fressen und Kritik war angebracht. Man schaue sich bitte mal dieses Land heute genauer an und beurteile es nicht nur aufgrund entstandener Kreditblasen. Das wäre weit intelligenter.

          • Maiko Laugun sagt:

            Noch ein Nachtrag zur „Planwirtschaft“: Europa scheint führend im Bereich von erneuerbaren Energien zu sein. China hat das schon lange adaptiert. Es gibt längst viele chinesische Studenten z.B. an der ETH Zürich. Zudem sind mehrere europäische Firmen an grünen Projekten in China beteiligt, zur Eindämmung der Umweltproblematik. In den südlichen Küstenregionen stehen schon seit Jahren unzählige und modernste Windturbinen in Betrieb, die den Strom ins Netz einspeisen. In der Schweiz wird Jahre lang um den heissen Brei diskutiert. Hier wird nicht diskutiert. Hier wird investiert und umgesetzt – und zwar sofort. Das ist auch der Grund, weshalb es in China wirtschaftlich so schnell aufwärts geht. Das wird auch die eine oder andere (Kredit-)Blase nicht verhindern……

          • Josef Anton sagt:

            @ Maiko

            Es ist ganz normal, dass in Zeiten eines Kreditbooms alles gut zu laufen scheint.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Josef Anton: Da haben Sie bestimmt recht. Die Zukunft wird es zeigen. Ich tippe trotzdem auf Asien und insbesondere China. Den langsamen, verwöhnten und trägen Schweizern werden die Augen schon noch aufgehen, allerdings erst dann, wenn es sie vor vollendeten Tatsachen stehen.

        • Urs Lehmann sagt:

          Seiten 4+5 der aktuellen „Handelszeitung“ dürften Sie stark interessieren, auch das darin erwähnte, im März in der Übersetzung erscheinde Buch von Thomas Piketty „Kapital im 21. Jahrhundert“

      • Josef Anton sagt:

        Beispiel USA

        Von 2000 bis 2012 reduzierte sich das median Real-Einkommen in den USA um 6%. Im gleichen Zeitrahmen erhöhte sich das median Real-Einkommen in der Umgebung von Washington DC, wo die Bürokraten und Lobbyisten wohnen, um 23%. Dies demonstriert gut, dass Regierung sich in erster Linie um die Interessen der eigenen Mitglieder kümmert und erst in 2. oder 3. Linie zum Wohle des Staates, da eine Regierung nicht den Marktkräften ausgesetzt ist, wie eine Private Gesellschaft, welche ganz einfach von den Kunden bestraft wird. Es handelt sich um normales menschliches Verhalten, die Absicherung seiner persönliche Zukunft wichtiger zu bewerten. Ohne direkte Demokratie hätten wir wohl auch in der Schweiz keine Schuldenbremse zu jenem frühen Zeitpunkt eingeführt. Es zeigt auf, dass der Bürger wachsam sein muss, damit die Bürokratie nicht krebsartig wächst und immer einen höheren Anteil des BIPs beansprucht. Dies ist offensichtlich schwieriger in indirekten Demokratien.

        • Josef Marti sagt:

          Die Regierung ist nichts anderes als der verlängerte Arm der Marktinteressen der Multis. Betr. USA ist klar dass der Markt gerade im Bereich Rüstung, Geheimdienst und Krieg finanzielle Interessen verfolgt. Dazu benötigen die Multis ein hochkomplexes und gigantisch verbürokratisiertes Justizsystem mit dem sie ihre Marktmacht ständig legitimieren und zu vergrössern trachten.
          Auf dieselbe Weise setzen die Multis zB in der CH die Hochpreisinsel durch indem sie dem Markt und den Konsumenten mithilfe der Bürokratie die Regeln diktieren sodass via vertikaler Preisbindung und regionaler Patenterschöfpung die eigenen Interessen legitimiert und maximiert werden können. Deshalb ist Ihr Hinweis auf die Lobbyisten richtig.

          • Josef Anton sagt:

            Sie liegen mit Ihrer Aussage richtig. Jedoch muss man sich dessen bewusst sein, dass Regierungen keine verlaesslichen Partner sind, wenn das Ueberleben der Politiker und Buerokraten auf dem Spiel steht. Banken sollten sich z.B. keiner Illusion hingeben, dass sie nicht auf einmal Ziel von politischen Attacken werden, wenn einzig dadurch die eigene Position gerettet werden kann.

            Es laeuft eine zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft ab, in welcher die persoenliche Zukunftsabsicherung einem buerokratischen Organismus unterliegt, welcher uns zunehmend schulmeistert, kontrolliert und ueberwacht. Als Eltern wissen wir, wie schwierig es ist, einem Kind Selbstverantwortung und Kreativitaet beizubringen und trotzdem sein Leben nicht zu gefaehrden. Heute glauben die abgehobenen Buerokraten, dass sie die Elternrolle ueber die Mitmenschen einzunehmen haben und erkennen nicht, dass ohne einem gewissen Grad an Risiko viele wichtigen Funktionen des gesellschaftlichen Verhaltens dadurch negativ beeinflusst werden.

    • Urs Lehmann sagt:

      Gerüchte, Lügen und das Internet.

      Ich bin mir sicher, dass die offizielle Darstellung von 9/11 im besten Fall massiv unvollständig ist. Aber diese 2’300Mrd
      sind kaum Teil der Geschichte:
      – „nicht [nach-]verfolgbar“ ist nicht das selbe wie verschwunden/veruntreut
      – Rumsfeld ist Teil des „Systems“, er ist kein Whistleblower

      Das Problem war mindestens seit August 2000 bekannt, fürs Finanzjahr 2000 (Clinton) wurden 1’100Mrd als „unsupported“ bezeichnet, d.h. auf den ersten Blick fehlen z.B. die (Papier-)Belege. Offenbar kam fürs Finanzjahr 2001 nochmals ähnlich viel hinzu.

      Aber der oberste Rechnungsprüfer des Verteigidungsministerims sagte im Februar 2002, dass das Problem durch Abgrenzungsprobleme und System-Inkompatibilitäten verursacht wurde, und dass (weitgehend) Abhilfe geschaffen wird indem von 600 EDV-Systemen auf total 50 reduziert wird.
      /news/newsarticle.aspx?id=43927 auf defense.gov/

      De Verschwörungstheoretiker müssen wohl andernorts suchen.

      • Urs Lehmann sagt:

        Und übrigens:
        Sämtliche Dokumente über Transaktionen im Umfang von 2’300Mrd sollen an einem einzigen, eng umrissenen Ort gelagert gewesen sein? Es gab keine Duplikate/Kopien der Dokumente bei den jeweiligen Kostenstellen?

        Nur so auf die Schnelle:
        Raoul Weil steht ja aktuell vor Gericht in den USA. Gem. TA soll der Staatsanwalt mit Unterlagen im Umfang von VIER MILLIONEN SEITEN angerückt sein. Das sind HUNDERTTAUSENDE Bundesordner.

        Und da sollen Unterlagen für Transaktionen im Umfang von 2’300Mrd USD durch eine läppische Flugzeugexplosion (so sie denn tatsächlich stattgefunden hat) vernichtet worden sein?

        Da lachen ja die Hühner. Aber echt.

        • Josef Anton sagt:

          @ Urs

          Ich rede nicht von Veruntreuung und Verschwörungen, sondern von Inkompetenz und Korruption, in welchen sich Regierungen auszeichnen und sich bemühen, solche Vorgänge möglichst zu vertuschen oder zu verheimlichen. Selbst in der Schweiz wird oft von Behörden versucht, Informationen aufgrund fadenscheiniger Argumente zu verweigern. Die Massenmedien erfüllen heute ihre Aufgabe der Infragestellung der Mächtigen öfter nicht, sondern funktionieren als deren Sprachrohr, sodass der Durchschnittsbürger beruhigt schlafen kann.

          • Urs Lehmann sagt:

            Achso, ok. Dann bin ich grosso modo einverstanden, mit der Einschränkung allerdings dass vertuschen-versuchen generell gilt und nicht nur für die öffentliche Hand. Z.B. ist Beamtenbestechung ein Offizialdelikt, private Bestechung hingegen nicht, weshalb Unternehmen den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten können um Rufschädigung zu vermeiden. Folge ist, dass es seit 2006 zu 58 Verurteilungen kam wegen Bestechung von Amtsträgern, hingegen Null Verurteilungen wegen privater Bestechung. Frau van Heerden, Leiterin Forensics bei Ernest&Young, sagt hingegen dass sie jährlich in 10-20 privaten Bestechungsfällen hinzugezogen werden. E&Y ist bei Weitem nicht die einzige Firma in diesem Feld, und auch die Versicherungen mischen da mit.

            Falls sie auf das Seco anspielen, das Vorgehen des Seco in der IT-Affäre ist für mich ebenfalls schwierig nachzuvollziehen. Da entsteht tatsächlich der Eindruck, dass mehr mitspielen könnte als bloss die Trägheit der Stastsbürokratie.

            Die Massenmedien verhalten sich „wirtschaftlich“, aka opportunistisch in dem Sinne dass die meisten das tun was die beste Rendite bringt. Wäre Investigativjournalismus hochrentabel, wäre der „Blick“ seit 40 Jahren darauf fokussiert. Die Tatsache, dass wir noch immer kein Gesetz zum Schutz von Whistleblowern kennen, wirft auf jeden Einzelnen von uns ein schleches Licht (ist es uns wirklich so wichtig? Wenn ja, warum haben wir uns dann nicht stärker engagiert?)

            Auch jetzt, wo es darum geht ob private Bestechung Offizialdelikt werden soll, wäre ein hervorragender Zeitpunkt für verstärktes Engagement. Weshalb sind FDP, SVP, Fifa, und economiesuisse dagegen, private Bestechung zum Offizialdelikt zu machen? Das lässt äusserst tief blicken.

          • Josef Anton sagt:

            Es besteht ein kleiner aber wichtiger Unterschied zwischen einer Regierung, welche diesen menschlichen Schwächen verfällt, und der Privatwirtschaft. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft werden im Falle der Regierung öffentliche Gelder veruntreut. Die Regierung ist aufgrund des Gewaltmonopols in einer verhältnismässig viel stärkeren Position, durch Repression die Wahrheit zu unterdrücken. Regierungen sind nicht marktwirtschaftlichen Kräften ausgesetzt.

            Wobei es geht mir nicht darum, etwelche spezifische Situationen zu kritisieren, sondern um die marginalen Veränderungen und damit die Richtung, in welche wir marschieren, zu erkennen. Zunehmende Machtkonzentration in immer weniger Händen von Bürokraten ist auszumachen, was ich als eine nicht gesunde Entwicklung empfinde. Ich rede natürlich nicht über die Schweiz, sondern über einen weltweiten Trend. Dies führt in meinen Augen zu potentiell höherem Machtmissbrauch, zu einer zunehmenden Anonymisierung der Verantwortlichkeiten, zu einem allgemeinen Abstumpfen der Kritik, zu einem Gefühl des dem System ausgeliefert zu sein.

          • urs lehmann sagt:

            Auch in der Privatwirtschaft wird in der Regel „anderer Leute Geld“ verbrannt, kein wesentlicher Unterschied zu öffentlichen Geldern weil in beiden Fällen schlussendlich der Regel der Mann auf der Strasse die Zeche zahlt, sei es über Steuern oder in den Produktepreisen enthaltene Preiskomponenten.

            Jeder versucht, seine eigene Position zu verbessern, nur mit dem Unterschied dass ich als Auswuchs empfundene Entwicklungen an der Stimmurne abstellen kann, während ich dem Verhalten von grossen Firmen einigermassen hilflos ausgesetzt bin. Da sind mir die Entwicklungen in der Verwaltung um Welten sympathischer, egal ob ich sie gut finde oder nicht.

            Zunehmende Machtkonzentration von Bürokraten…ja klar, das ist die ultimative Bedrohung…als ob TBTF nur ein Fantasiegebilde wäre, als ob die Banken nie und nimmer in der Lage wären die Wirtschaft eines ganzen Landes in Geiselhaft zu nehmen.

            Machtmissbrauch?!!!? Ich sage nur UBS, Sie kennen die Skandale der letzten Jahre so gut wie ich.

  • Josef Anton sagt:

    Sehr guter Artikel.

    „Cycle of war and political change“ ist ein Modell entworfen von Martin Armstrong (seine Web-Seite ist leicht zu ergooglen).

    Es geht mir hier nicht darum, etwelche Voraussagen zu machen, jedoch sind seine Theorien insofern interessant, indem er verschiedene gesellschaftliche Zusammenhänge in einen Bezug setzt. Nach seinen Überlegungen hat obiger Zyklus eine Dauer von 25.049 Jahren und trifft auf folgende geschichtliche Ereignisse zu.

    26. Juli 1914 WW1
    13. Aug. 1939 WW2
    7. Aug. 1964 Tonkin Gulf
    September 1989 Russia and China

    Danach mag sich eine politische Veränderung grösseren Ausmassen in der 2. Hälfte dieses Jahres abspielen. Wenn man sich ein wenig umsieht, stehen heute verschiedenen Möglichkeiten zur Verfügung, z.B. das Konstrukt der EU, Ukraine als Anlass zu West-Ost Auseinandersetzungen, Mittlerer Osten, EM-Staaten, Japan und eben auch China. Dieser Beitrag soll einzig als „Food for thought“ dienen.

    • Urs Lehmann sagt:

      Generell gesehen handelt es sich beim Bilden von Zeitreihen mMn idR um Data Mining, erst recht wenn sie mit einer derartigen Präzision auftreten sollen – die Welt ist schlichtweg zu komplex als dass relevante Ereignisse mit der Präzision einer Uhr stattfinden würden. Zudem schreibt der Sieger die Geschichte, aus Sicht z.B. eines Gegners würden die Daten mit Sicherheit anders aussehen.

      In diesem Fall kommt hinzu
      – wie hält er es mit den Schaltjahren? Bei Blöcken von 25 Jahren sind sie ungleichmässig verteilt
      – wieso der 26.Juli 1914? Kriegserklärung an Serbien war am 28. Juli
      – Polen wurde am 1. Sept. 1939 angegriffen, nicht am 13.August
      – der behauptete Tonkin-Zwischenfall fand Anfang Aug. ’64 statt, weniger als 25 Jahre nach WW2
      – der behauptete Tonkin-Incident war eine absichtliche Lüge (siehe Daniel Ellsberg, Pentagon-Papiere), genau wie die WMD im Irak

      Angesichts der „Genauigkeit“ seiner Angaben lohnt sich weder das googeln nach seiner Homepage noch das Lesen seines „Cycle of war and political change“

      • Josef Anton sagt:

        Jeder darf seine eigene Meinung haben, jedoch geht es nicht spezifisch um diesen einen Aspekt, sondern darum, dass Informationen aus einem andern Blickwinkel sehr wohl den eigenen Blickwinkel erweitern können.

        • Urs Lehmann sagt:

          Was den Perspektivewechsel betrifft, stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Nur frage ich mich, wie es um die Redlichkeit des Autors steht bei Fragen, die nicht so einfach zu überprüfen sind, wenn er schon bei derart eindeutigen Dingen die Realität an seine Sichtweise „anpasst“.

          • Josef Anton sagt:

            Sie liegen sicherlich richtig mit Ihrer Aussage. Andererseits muss man auch die diesbezügliche Untersuchung und Veröffentlichung dieser Untersuchung der Regierung zumindest als mangelhaft einstufen.

          • Josef Anton sagt:

            Sorry dieser Kommentar ist falsch platziert.

  • ast sagt:

    „Innerhalb von fünf Jahren wurden in der chinesischen Volkswirtschaft neue Kredite in Höhe von umgerechnet rund 15’000’000’000’000 Dollar geschöpft.“

    In welcher Währung geschieht diese Kreditschöpfung, ist es ausnahmslos der Renminbi -oder sind ausländische Investoren mit US$ in das Kreditgeschehen involviert ? Je nachdem könnte ich mir andere vorstellbare Szenarien vorstellen. Im Fall dass ausländische Investoren in grossem Stil am Chinesischen Markt eingebunden sind, könnte die Blase scheller als gedacht platzen.

    Und siehe da, In den Jahren 2010 und 2011 flossen eine grosse Menge von ausländischen Investitionen in Höhe von über 100 Milliarden US-Dollar nach China, das bedeutet Platz 2 auf der Welt. In die Verschuldung ist also ausländische Währung in grossem Stil beteiligt -und das lässt sich auch durch eine Diktatur nicht leicht kontrollieren.

    • Maiko Laugun sagt:

      @Ast: China kennt ein Limit von US$ 50’000.00 pro Jahr und Person. Das gilt für Chinesen und Ausländer und wird von den Banken streng kontrolliert. Es können auch höhere Summen nach China transferiert werden. Diese werden dann einfach gut geschrieben, können aber nur innerhalb de genannten Jahreslimits auch gewechselt und bezogen werden. Der Rest bleibt eingefroren. Wie die Regelungen bezüglich Firmen und Investoren sind, weiss ich aktuell nicht. Jedenfalls weiss China sehr genau, wie viel Geld (offiziell) auch tatsächlich nach China fliess bzw. investiert wird.

      • ast sagt:

        @Laugun

        Die Zahlen die ich hier eingestellte habe wurden auf „CONSULATE GENERAL OF THE PEOPLE’S REPUBLIC OF CHINA IN ZURICH“ publiziert. Von einem Internet Link zum Artikel sehe ich ab, weil dieser Blog auf Internet Verlinkungen oft derart heftig reagiert, das man anschliessend keinen Beitrag mehr schreiben kann.

        • Maiko Laugun sagt:

          @Ast: Ich zweifle Ihre Zahlen nicht an. Da ich in China lebe, verfolge ich die Wirtschaft hier intensiv. Sie finden im Netz auch zahlreiche chinesische Medien in englischer Sprache, ebenso Wirtschafts-Blogs und Newsletters. Auch ich verzichte nun, hier Links einzufügen 🙂 Man darf umgekehrt nicht vergessen, welch grosse Summen China auch im Ausland investiert. Das sind nicht nur Staatsbetriebe und private grosse Firmen. Es gibt mittlerweile auch in der Schweiz schon Online Shops die durch chinesische Privatpersonen betrieben werden. Dies nur als eine kleine Randbemerkung. Infos darüber findet man ebenfalls im Netz.

    • Josef Marti sagt:

      Natürlich könnte man das abstellen, aber wozu auch? das kann den Chinesen eigentlich ziemlich wurst sein, wenn ausländische Investoren ihr Kohle für langfristige Infraststrukturprojekte riskieren und in den Sand setzen (mal abgesehen von allf. Imageverlusten). Eine mächtige Exportüberschuss- und Gläubigernation mit hohen Devisenreserven, die ihre Geldpolitik fest in eigener Hand hält und nach Belieben den Kapitalverkehr kontrolliert ist überdies auch für kurzfristige Spekulationsgeschäfte nicht interessant. Das ist das Erfolgsmodell des Staatskapitalismus.

    • Urs Lehmann sagt:

      @ast
      „in der chin. Wirtschaft“ impliziert eindeutig Renminbi/Yuan. Die chin. Nationalbank erhält Devisen gegen ihre Yuan, welche dann durch den Ausländer investiert werden. Die Devisenreserven der chin.Nati. wuchsen in diesen Jahren somit nicht nur durch den Exportüberschuss, sondern zusätzlich durch die ausländischen Investitionen.

      Angesichts der gewaltigen Devisenreserven sollten auch ein paar hundert Mrd USD kein Problem darstellen, erst Recht angesichts der erwähnten Kapitalexportkontrollen.

      Was allerdings die USA davon halten würden, wenn die Chinesen plötzlich grosse Mengen von US-Regierungsanleihen abstossen würden, ist leicht auszurechnen – sie wären alles andere als erfreut!! Die US-Bondkurse würden fallen und spiegelbildlich die Zinsen steigen, genau das Gegenteil von dem was die Fed seit ein paar Jahren zu erreichen versucht – das aktuelle „tapering“ wäre automatisch beendet.

  • Treu und Glauben sagt:

    Zunächst auch von mir vielen Dank für einen leicht verständlichen Artikel über eine komplexe Materie!

    @ chinesische Wirtschaftsdaten: ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit westliche Wirtschaftsdaten mit Daten aus anderen Kulturen verglichen werden. Die Daten, die von den mitteleuropäischen Staaten veröffentlicht werden, entstehen durch ein kompliziertes Geflecht von Vorschriften UND Sanktionen, die sich quer durch unser Wirtschaftsleben ziehen.
    Am Beginn der Kette steht ein kleines Büro, in dem akribisch Zahlen über Einfuhr, Ausfuhr, Produktion und andere Wirtschaftsleitungen in vorbereitete Formulare (oder Bildschirmmasken) eingetragen werden. Die Aussagefähigkeit dieser Daten hängt wesentlich davon ab, wie groß das Interesse der eintragenden Person an Werten wie „Genauigkeit“ oder „Präzision“ ist.
    Schon ein Vergleich der schweizerischen Mentalität mit der italienischen würde hier bedeutende Unterschiede zutage fördern.
    In China gibt es eine unendliche Anzahl kleinerer und größerer „Königreiche“ deren „Herrscher“ an ihrem persönlichen Vorteil interessiert sind.
    Werden statistische Daten von unten nach oben weiter gereicht, ist jeder der dazwischen liegenden „Fürsten“ daran interessiert, diese Daten zu seinem Vorteil darzustellen.
    Deshalb halte ich die Vergleichbarkeit von Daten aus westlich orientierten Staaten mit denen aus China für einen süßen Traum – oder den Vergleich für einen Akt der Verzweiflung, weil man nichts besseres hat! 🙂

  • Maiko Laugun sagt:

    Ich bin in China verheiratet und lebe schon ein paar Jahre hier. Westliches Denken funktioniert in China nicht! Man kann den Zahlen nicht vertrauen. Sie entsprechen der Sichtweise westlicher Ökonomen die keine Ahnung von China haben und ernsthaft glauben, dass ihre westliche Theorie der Ökonomie weltweit Gültigkeit hat. Diesen westlichen Ökonomen ist nicht mal bekannt, dass in China Grundstücke nach 70-90 Jahren automatisch an den Staat zurückgehen und wieder neu gekauft werden müssen. Diese angeblichen Experten haben weder die westliche Krise vorausgesehen noch die Lehren daraus gezogen. Sie haben nicht mal verstanden, dass es genau sie selber und ihre nicht funktionierenden Theorien sind, die diese Krisen erst ermöglichten. Chinas ist kompliziert, funktioniert nach regionalen Grundsätzen, bis hinunter zu kleinen Dörfern und Familien. Es sind diese, die in Gemeinschaft Projekte lancieren und oftmals privat finanzieren. Darüber existieren keine Zahlen, offizielle schon gar nicht. Westliche Ökonomen haben von der chinesischen Kultur keine Ahnung. Diese ist aber ein wesentliches und wohl auch entscheidendes Grundelement der chinesischen Wirtschaft.

    • Rolf Zach sagt:

      Herr Laugun, deshalb ist ja auch die Landfrage derart virulent. Die lokalen Parteibonzen versuchen wie die alte „Gentry“ im Kaiserreich sich des Bauernlandes zu bemächtigen. Sie schicken ihre kriminellen Banden durch die Dörfer. Natürlich verurteilen das die hohen Herren des Politbüros in Peking. Sie wollen dies mit einem Beamtenapparat bekämpfen, der selbst mit diesen
      Bonzen verbunden ist. Ein wirksames Mittel wäre die Einführung eines Rechtsstaates, aber davor haben sie panische Angst!
      Warum? Für eine Antwort wäre ich dankbar.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Zach: Ein Grüezi in die Schweiz 🙂 In China schickt niemand kriminelle Banden durch die Dörfer. Ob Sie es mir glauben oder nicht, die Regierung in Peking versucht wirklich, das Land vorwärts zu bringen und auch den ärmeren Bevölkerungsschichten mehr Wohlstand zu ermöglichen. Vom Aufschwung haben nicht nur die Parteifunktionäre und/oder Bonzen profitiert. Sonst würde der Mittelstand nicht täglich steigen und es hätte wohl kaum über 20 Millionen Neuzulassungen von Fahrzeugen im Jahre 2013 gegeben, wohlgemerkt, von Autolenkern die zum 1. mal (!) ein Fahrzeug kauften und einlösten. Die anderen sind da gar nicht eingerechnet. Zudem haben die grossen Metropolen längst Einschränkungen von Neueinlösungen verfügt. Es können dort gar nicht mehr alle ein Fahrzeug in Betrieb nehmen, obwohl sie es sich leisten könnten. Selbstverständlich ist dieser Prozess (die Entwicklung von China) noch nicht abgeschlossen. Die Macht der Zentralregierung wird massiv überschätzt. Die einzelnen Provinzen verfügen über sehr viel Autonomie – und das geht hinunter bis zu den kleinen Dörfern. Der Kantönligeist in der Schweiz mutet dagegen geradezu lächerlich an. In China ist alles lokal verankert und die Menschen leben nach dem ungeschriebenen Gesetz der kulturellen Vorgaben und nicht nach dem Gesetzbuch des Staates oder der Parteidoktrin von Peking. Die Zentralregierung gibt lediglich die Leitplanken vor. Die Umsetzung dieser wird lokal bestimmt. Genau deshalb – eben wegen der Kultur – ist es auch so schwierig, dieses Land zu führen. Das ist der Regierung sehr wohl bewusst. Der von Ihnen genannte Beamtenapparat ist eben auch lokal verankert und übrigens keinesfalls so mächtig wie im Westen angenommen. Die Chinesen selbst – also das Volk – wurde in ihrer Geschichte immer geführt. Sie wollen nur Arbeit und Wohlstand. Alles andere wird vom Westen nur hinein interpretiert, eben in Unkenntnis der Sache, aber eben auch mit dem dekadenten Gedankengut der besser wissenden Kreuzritter. Die Chinesen interessieren sich nicht für Politik und sind froh, wenn sie nichts damit zu tun haben. Chinesen haben ganz andere Wertvorstellungen als die Menschen im Westen. Deshalb hat die Regierung auch keine panische Angst. Es ist ihr lediglich bewusst, dass sie dem Volk den Fortschritt bieten muss. Das ist die einzige Sorge die sie haben. Das wird niemand gerne lesen, aber der Westen wird China nie verstehen, niemals…..

  • Anh Toan sagt:

    „Irgendwann, aus irgend einem trivialen Grund, kippt die Stimmung, und das Kartenhaus stürzt zusammen.“

    Und da funktioniert ein diktatorisches staatskapitalistisches System vielleicht anders: „Stimmung“ wird beschlossen, sie entsteht nicht einfach, wenn ein paarl Köpfe die Zentral- und Geschäftsbanken, die anderen Unternehmen und die Medien kontrollieren. (In Vietnam hat das Parlament über Inflationsraten abgestimmt, vielleicht geht das ja da?)

    Das Pferd auf alle Fälle ist temparamentvoll und unruhig, ja gerne panisch, das Jahr des Pferdes soll Bewegung bringen. Viele Asiaten glauben das, also sag ich, wenn die Blase platzt, dann dieses Jahr, und mit der Blase platzt auch das Regime.

    • Maiko Laugun sagt:

      @Anh Toan: Mit Verlaub – das ist ein Unsinn. Lesen Sie meinen Kommentar, gleich unterhalb von Ihrem. Selbst wenn eine Blase in China platzt, dann ist das weder das Ende der politischen Führung – welche übrigens kein Regime ist da so eine Bezeichnung eine typisch westliche Sichtweise darstellt (um das Wort „Kreuzritter“ zu vermeiden) – und auch nicht das Ende von China. Dieses Land hat einen unbändigen Nachholbedarf und auch Krisen werden es nicht von seinem Aufstieg abhalten können. Es laufen zahlreiche wirtschaftliche Projekte in Kooperation mit anderen Staaten und Wirtschaftsregionen in Asien selbst, von welchen man im Westen nur wenig weiss und liest. Der Mittelstand steigt in China täglich weiter an. Die Bevölkerung ist an Politik nicht interessiert. Sie wollen Arbeit und Wohlstand. Genau dies versucht die Führung in Peking auch umzusetzen. Bis anhin mit grossem Erfolg. Ich wiederhole: Auch Rückschläge kann dieses Land problemlos verkraften.

      • Ahn Toan sagt:

        @Maiko Laugun

        „Der Mittelstand steigt in China täglich weiter an. Die Bevölkerung ist an Politik nicht interessiert. Sie wollen Arbeit und Wohlstand. Genau dies versucht die Führung in Peking auch umzusetzen. Bis anhin mit grossem Erfolg.“

        Mit Verlaub, Sie unterstützen doch damit, was ich schreibe, denn ein Platzen der Kreditblase würde dem Wachstum des Mittelstandes ein abruptes Ende bescheren, genauso dem Wohlstand und er Arbeit. Und dann sind die Chinesen plötzlich an Politik interessiert.

        Aber ja, das wird nicht das Ende von China sein, die werden wieder aufstehen.

        • Maiko Laugun sagt:

          @Ahn Toan: Man darf nicht den Fehler machen und China mit dem Westen vergleichen, was leider in Unkenntnis der Sache und sich stets wiederholend getan wird.. Es ist die politische Führung, welche vor langer Zeit die Richtung vorgab und auch als Staat selbst stark investiert. Innerhalb der chinesischen Kultur investieren aber auch die Familien selbst in mehrere Betriebe und Projekte gleichzeitig. Das mag unwesentlich erscheinen, ergibt aber im Gesamtkontext der grossen Bevölkerung eine stattliche Zahl. Das Investitionsvolumen – offizielle Kredite von Banken, inoffizielle Kredite von Schattenbanken, aber auch privates Familienvermögen etc. – ergeben hohe Summen und diese verteilen sich stets auf mehrere Schulten wie den Staat, Staatsbetriebe und eben auch Familienbetriebe. Unrentable Firmen und Projekte werden so quersubventioniert und Verluste fallen weniger ins Gewicht. Das ist auch der Grund, warum es eben kein abruptes Ende für den Mittelstand geben wird, selbst wenn mal eine Blase platzt. Das wird nur einen kurzfristigen Unterbruch im Aufstieg geben, sonst nichts. Der chinesischen Dynamik hat der Westen nichts entgegenzusetzen. Ich glaube, er hat dies leider noch immer nicht realisiert.

          • Ueli sagt:

            @Maiko Laugun
            Mag sein, dass in China die Privat- von den Staatsschulden nicht so leicht getrennt werden können – wie das im „Westen“ der Fall ist und das einflussreiche Familien den Staat selber noch als „Familienbusiness“ betreiben (bei so viel korruptem Mix von Turbokapitalismus und Pseudokommunismus für die Reichen und den „noch“ aufstrebenden Mittelstand wird einem ja fast schwindelig) – das ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass auch in einem solchen „System“ (vor allem wenn es um solche Summen geht – innerhalb von 5 Jahren ein Schuldenaufbau von 15 Billionen $ – das ist das 1.5 Fache des Bruttoinlandprodukts von China!) chaotische Prozesse am Werk sind – die selbst von einem gigantischen Beamtenapparat und einer perfekt geölten Korruptionsmaschine nicht 100 Pro unter „Kontrolle“ gehalten werden können. Dass bei einem Kreditbündel von, im Vergleich zu den 15 Billionen $ – läppischen 500 Millionen $ – schon von staatlicher Stelle schnell eingegriffen werden muss, zeigt doch wie verunsichert die chinesischen Behörden sind. Interessant auch – wie ein „roter Faden“ vom kreditgespiesenen Ami-Euro Boom, der wiederum die chinesische Wirtschaft der Nullerjahre anheizte und kurzfristig zum Kollaps führte, direkt zum neuen chinesischen Kreditschlamassel weist und dieses dann wiederum das Potential birgt, den „Hoffnungen“, dass es weltweit wieder mit dem Pyramidenspiel namens Kapitalismus weitergehen kann, ein abruptes Ende setzen könnte. So wären die Chinesen zu ihrem ursprünglichen Traum – nämlich dem Kapitalismus das Handwerk zu legen (anstatt ganz vorne mitzumachen) doch noch durch die List der Geschichte – gezwungen worden.

          • Maiko Laugun sagt:

            @Ueli: Damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich behaupte nicht, dass in China alles Gold ist was glänzt. Ich darf aber hoffentlich annehmen, dass niemand davon ausgeht, dass die chinesische Regierung so dumm ist und nichts aus den Fehlern aus dem Westen gelernt hat. In den Köpfen der Chinesen ist eine Tausende von Jahren alte Kultur verankert die sich bis heute erhalten hat. Wer nie selbst in China gelebt hat, wird das auch nie verstehen. Genau deshalb ist es falsch, dieses Land mit westlichen Massstäben zu messen und nur die Schulden zu betrachten. Im gesamten Investitionsvolumen sind eben nicht nur der Staat, Staatsbetriebe und reiche Familien involviert. Nein, das trifft auf alle Familien zu. Schulden und Bürgschaften werden selbst in kleinen Familien auf alle Schultern verteilt. Ein kleines Beispiel:: Für Bauprojekte bezahlt ein jeder kleiner Hilfsarbeiter zuerst selber etwas Geld in das Projekt ein und erhält seine Investition erst später in Monatslöhnen zurück. Geht ein Projekt schief, dann haben alle Beteiligten einen Verlust, der Bauherr als Hauptinvestor den grössten und der Hilfsarbeiter den kleinsten. Deshalb verteilen sich die Schulden – und das trifft auf ganz China und die gesamte Wirtschaft zu – eben stets auf mehrere Schultern. Das gleiche gilt für die Immobilienblase. Die chinesische Kultur verlangt, dass ein junges Ehepaar eine Eigentumswohnung haben muss. Deshalb ist klar definiert – durch die Kultur und nicht durch das Gesetz – welche Familienangehörigen sich daran beteiligen müssen und dann eben auch ein Risiko tragen. Mein persönliches Fazit zu Ihrem letzten Satz: Es ist nicht das Ziel von China, dem Kapitalismus das Handwerk zu legen. Nein, es ist das Ziel den Kapitalismus auf chinesische Art zu definieren. Deshalb auch meine Beispiele. China geht einen anderen Weg. Die aktuelle Problematik werden sie auch meistern…..

          • Ueli sagt:

            @Maiko Laugun
            Ich glaube den Prozentsatz der „Hilfsarbeiter“ an den Privatschulden Chinas kann man sich mehr oder weniger – getrost schenken. Sie weisen immer wieder auf die tausendjährige chinesische Kultur hin und dass diese eine bewundernswerte Stabilität der Gesellschaft – auch bei gewissen „Rückschlägen“ – erlaubt habe. China ist seit langer Zeit einer der bevölkerungsreichsten Hotspots dieser Erden – deswegen mussten die Chinesen schon vor 2500 Jahren lernen wie man ein solches Riesenreich zusammenhalten und verwalten kann (auch der Anfang des Konfuzianismus – einer seltsamen Mischung aus Weisheitsratschlägen und Mythologie – fällt ja in diese Zeit). Die Stärken, welche daraus entstanden und China schon früh an die Spitze der Entwicklung von neuen Technologien und Wissenschaften gesetzt haben (die Chinesen haben fast 400 Jahre vor den Europäern als Seemacht die gefürchtete Krankheit Skorbut besiegt!) – verwandelten sich aber auch immer wieder in Schwächen. Sowohl die Drosselung des „Fortschritts“ (der Rückzug und die ausschliessliche Konzentration auf Innenpolitik) gegenüber den europäischen Weltmächten vor 500 Jahren, als auch die „unselige Mao-Epoche“ – sind eng verknüpft mit dem „tausendjährigen Erfolgsrezept“ (Mao war quasi der klassische chinesische Gottkaiser reinkarniert als „kommunistischer Diktator“). Auch der heutige Turbokapitalismus, seine Wachstumsdynamit und vor allem seine Nachhaltigkeit – können wohl erst dann vollständig beurteilt werden, wenn dieselben Kräfte welche jetzt am Aufbau mithelfen – ihr zerstörerisches Potential wieder entfalten. Eins ist klar: Wir leben in Zeiten, in denen in zwei Jahrzehnten mehr passiert als vor nicht allzulanger Zeit – in Jahrhunderten – und die Welt ist so verknüpft und verwoben, dass das Schicksal von China zum grössten Teil vom Schicksal der Weltgemeinschaft und des Kapitalismus als Doktrin abhängt. Ohne den Defizitkreislauf mit den USA – gäbe es das moderne China nicht. Die USA scheint mir nun aber immer mehr eine äusserst fragile Supermacht des 21. Jahrhunderts zu sein…

          • Maiko Laugun sagt:

            @Ueli: Danke für den geschichtlichen Rückblick. Dieser ist bestimmt auch für andere Leser interessant. In China bezahlen nur die Firmen Steuern, auch für ihre Angestellten. Das heisst, dass Einzelpersonen keine Steuererklärungen einreichen müssen und deshalb sind auch die privaten Schulen – oder nennen wir es Investitionen – nirgendwo deklariert sind. Somit existiert keine Aufschlüsselung bezüglich der Schulden in China. Es stehen also lediglich die offiziellen (staatlichen) Zahlen der Gesamtverschuldung zur Verfügung. Inwiefern diese vertrauenswürdig sind, lasse ich mal offen. Angesichts der Gesamtbevölkerung haben eben selbst „Hilfsarbeiter“, Einzelpersonen/Familien einen hohen Anteil an der Gesamtverschuldung und da kommen schnell mal Milliardenbeträge aus dieser Sparte zusammen. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zu Ihrem letzten Satz: China hat die Problematik mit den USA längst erkannt. Deshalb laufen ja schon viele Wirtschaftsprojekte innerhalb Asiens. Selbst mit dem Erzfeind Taiwan gibt es schon seit über 3 Jahren eine Kooperation mit einer gemeinsamen – und zumindest teilweise sogar zollfreien – Handelszone mit der Provinz Fujian. Ich selber sehe die Auswirkungen solcher Projekte täglich vor Ort. China hat schon längst mit solchen Massnahmen Wege eingeleitet, um die Abhängigkeit vom Westen zu minimieren, nebst der Ankurbelung des Binnenmarktes. Es wird mit Sicherheit spannend bleiben, die Zukunft Chinas – und deren Position in der globalisierten Welt – weiter zu verfolgen…..

      • Ahn Toan sagt:

        @Maiko Laugun „Regime“

        Ich würde auch Singapore als diktatiorisches, stattskapitalistisches Regime beschreiben, nicht bewerten.

        • Maiko Laugun sagt:

          Dann dürfen Sie aber die Schweiz selbst gerne auch als ein (staats-)kapitalistisches Regime bezeichnen. Es wird lediglich unter dem Deckmantel der Direkten Demokratie geführt 🙂

          • Rolf Zach sagt:

            Also für mich ist Konfuzius sicher einer der grossen Weisen der Weltgeschichte. Schön dargestellt durch den Roman von Gore Vidal „Creation“, obwohl dieser sehr romanhaft ist. Bei Konfuzius ist es so, dass der weise Mann nie richtig
            erklärt hat, wie man eine schlechte Regierung gewaltlos absetzt. Eine chinesische Krankheit, die sich ständig fortsetzt.
            Nehmen wir das Jahr 1929. Die USA waren 1929 zusammen mit Deutschland die absolute Supermacht in Technik
            und Wissenschaften. Die höchsten Löhne, die stärksten Industriekonzerne (Ford), die besten Investitionsgüter. Ringier
            kaufte damals eine Druckmaschine in den USA und nicht in Deutschland. Die Leistungsbilanz hatte einen Überschuss, dass es einem schwindlig wurde. Was war 4 Jahre später? Ein Riesen-Elend! China hat keineswegs die Stellung heute wie die USA 1929. Wo sind die grossen Weltmarken? Beim Kauf von qualitativ hochstehenden Investitionsgüter muss man heute immer deutsche Produkte berücksichtigen, ist das für China 2014 der Fall wie für die USA 1929. Eines ist sicher, mit den im Artikel von MDM aufgeführten wirtschaftlichen Tatsachen, wird der Yuan nie eine Reservewährung. China hat das Glück, ein sehr grosses Land zu sein. Wenn die Zentralbank die Kontrolle über den Geldumlauf verliert, gibt es eine heftige Inflation, die auch alle diktatorischen Zwänge nicht verhindern können.

  • Peter Hirschi sagt:

    Gute und verstaendliche Erklaerungen wie das Monster zustande kam. Nun moechte ich aber sehr gerne die Auwirkungen auf den Westen wisen wenn das Kreditmonster wirklich platzen wuerde somit die Chinesische Regierung nicht mehr in der Lage ist notwendige Korrekturen selber zu machen. Ich lebe in Australien und gerade heute sind wir eindringlich von einem amerikanischen Finanzguru gewarnt worden, dass ein Platzen dieser Kreditblase verherrende Folgen auf den australischen Immobilienmarkt haben wuerde, der Wert unserer Immobilien wuerde 30% – 50-% stuerzen und manche Hausbesitzer muessten dann eine Hypothek weit ueber dem neuen Marktwert ihres Hauses bezahllen. Die australlischen property Spezialisten haben den amerikanischen Guru nur ausgelacht und ihm gesagt dass er keine Ahnung vom australischen Markt habe. Ich denke aber, dass wir wohl auf den Ami hoeren sollten, da ich sicher b in, dass die 22,500 Miilliarden Kredite eng mit dem Westen vernetzt sind – gleich wie die faulen Ami-Kredite in 2008 mit dem Rest der Welt. Dann wird es tatsaechlich gehoerig krachen wenn die China Kreditblase platzt. Oder funktioniert das in China anders, ist alles nur intern hausgemacht, ist das dann nur mehr eine Implosion? Wer weiss gut Bescheid, wie fest die Chinesischen Kredite miit dem Westen vernetzt sind?

    • Josef Anton sagt:

      Ich kann Ihnen die folgenden Links offerieren, welche Ihnen eventuell weiterhelfen mögen, wobei aufgrund der hohen Komplexität wohl niemand in der Lage ist, die Auswirkungen zu modellieren:

      http://blog.mpettis.com/
      http://www.acting-man.com/?p=28473

    • Josef Anton sagt:

      Das Vergeben von möglichen nützlichen Links läuft nicht rund. Darum gebe ich die Links in einer anderen Form bekannt, wobei aufgrund der hohen Komplexität wohl niemand in der Lage ist, die Auswirkungen zu modellieren.

      Alle mit dot com

      thedailybell
      blog.mpettis
      acting-man

      • Rolf Zach sagt:

        Herr Hirschi. Ich habe schwer das Gefühl, dass Australien ein bevorzugtes Land für die Kapitalflucht der chinesischen Elite ist, vielleicht noch mehr als die USA. Diese Kapitalflucht bleibt solange erhalten wie China Leistungsbilanz-Überschüsse aufweist und die chinesische Elite nicht über die gleiche soziale Sicherheit verfügt wie unsere Eliten. Sinkt dagegen der
        Leistungsbilanz-Überschuss der Chinesen, weil der Yuan aufwertet und gleichzeitig der Lohnanteil am Volkseinkommen
        steigt, bedeutet dies eine verstärkte Nachfrage nach australischen Waren. Was ist stärker für die Immobilien-Preise
        in Australien, die chinesische Kapitalflucht oder die grösseren Erlöse australischer Waren auf dem chinesischen Markt?

  • Phil sagt:

    Ein interessanter Artikel. jedoch zeigt es sich auch in diesem Artikel, dass wir den Bezug Mio. oder Mrd. verloren haben

    Ein Verlust von 500 Millionen Dollar in einer Volkswirtschaft mit einer Jahresleistung von fast 10’000’000 Millionen?? Milliarden Dollar sollte eigentlich kaum der Rede wert sein. Wieso also die Aufregung? Die Frage stellt sich, wie solide sind die Wirtschaftsdaten, da China keine veröffentlicht ‚DIE WELT, 19.11.2013‘

    Peking wird schon lange vorgeworfen, dass seine Wirtschaftsdaten nicht solide seien. Das Wachstum sei künstlich erschaffen. Nun soll die Berechnung des Bruttosozialprodukts reformiert werden.

    Aber bisher wurden die Mutmaßungen dazu immer nur im Ausland angestellt. In China hat der an der HSBC Business School in Shenzhen lehrende Christopher Balding überschlägig berechnet, wie stark die Statistiker die Höhe der Wirtschaftsleistung übertreiben. Er glaubt, dass die Statistiker das inflationsbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um mindestens acht Prozent zu hoch ansetzen!!!

    • Josef Anton sagt:

      „Wieso also die Aufregung?“

      Wegen des Domino-Effekts.

      Sobald das Vertrauen in bestimmte Finanzprodukte (Kredite) schwindet, kann eine Alarmstimmung aufkommen und sich die Risikoprämie massiv erhöhen, womit deren Wert absackt. Neben der Begleiterscheinung von Unruhen der betroffenen Bevölkerung, mag dies auch andere ähnliche Finanzprodukte einer Neubewertung unterziehen, was zu grossen Verlusten auch bei Unternehmen und Banken führen mag und via Hongkong und das von Rohstoffbezügen abhängige Australien eine weltweite Krise auslösen. Die Komplexität erlaubt es heute nicht mehr, alle verschiedenen Kanäle, in welchen sich eine Krise ausweitet, zu modellieren. Hinzu kommt die Möglichkeit von hoher Währungsinstabilität.

  • W.Grab sagt:

    Als Nicht-Ökonom hat mir Mark Dittli mit wenigen Worten und ein paar Grafiken sehr viel über Schuldenwirtschaft beigebracht. Besten Dank.

  • Hans sagt:

    Was mich fasziniert ist, dass es immer heisst Asiatische Länder sind unglaublich produktiv, aber sie können nicht neues erfinden. Wenn ich hingegen dieses Gebäude sehe und dies mit dem geplanten Kongresshaus in Zürich vergleiche, frage ich mich, ob das wirklich so ist…

  • B. Menzi sagt:

    Komplexe Materie verständlich (und sogar unterhaltsam) erklärt – super Artikel, danke!

  • Fanchini sagt:

    Ni hau
    Oder schlagen sie die Amis mit ihren eigenen Waffen?
    Habe im neuen Jahr die roten in africa erlebt.
    Da war und ist unsere europäische sklavenhalterei extrem human. Aber solange unsere Euro gutmenschen das aufgehaltene Händchen füllen ist es schmerzlos für sie.aussage dazu afriunion Minister für spendengelderverwaltung::::: hört auf uns Geld zu schicken,sonst geht nie ein schwarzer Mann arbeiten und die Frauen versklaven sich selbst um ihrer Kinder Willen, etc,etc

  • Johnny Smith sagt:

    Ich schliesse mich dem Lob der Vorredner an, vielen Dank für einen interessanten Artikel.

    Ich habe nicht klar definierte Vorbehalte gegenüber den Wirtschaftsdaten von China. Einerseits (für unsere Verhältnisse) ein Super-Wachstum, andererseits eben ein Tempo einer Entwicklung zb beim Kreditwachstum, welches schwierig zu beherrschen sein wird ohne gelegentliche grössere Unfälle. Ich kann mir deshalb einen chinesischen Minsky-Moment sehr gut vorstellen.

    Zu tiefe Zinsen (dies ist mehr ein Thema für zB die USA, Europa, aber nach Inflation auch für China) und zu grosse Konjunkturprogramme sind schon immer ideale Voraussetzungen gewesen für Fehlinvestitionen („überdimensionierte Flughäfen in drittklassigen Städten, Brücken nach Nirgendwo, Geistersiedlungen“) und Bubble-Entwicklungen.

  • Luisa sagt:

    Gute Darlegung, DAnke!
    Das weiss man aber schon seit mind. 2 Jahren, dass die Immoblase in China exorbitant ist und noch weiter wachsen wird.
    Mir kommt das Ganze vor, als wollte China die westliche (oder gar die restliche) Welt mit deren Finanzwaffen schlagen: Schulden machen bis zum Kollaps – und dann: Was wir an Wertschöpfung haben, haben wir. Die Gebäude werden nicht verschwinden, wenn die Tauschmittel verschwinden. Man kann sie weiterhin nutzen, aus und in ihnen Werte schöpfen… Und da in vielen Fällen der Staat Eigentümer sein wird – so what!
    Im Westen haben wir ein anderes System, nämlich eines, das uns in genau solchen Fällen in unser eigenes offene Messer laufen lässt…
    Wird spannend!

    • David Stoop sagt:

      Die Ausage funktioniert nur bedingt: Infrastruktur muss (a) nützlich sein, um Wert zu generieren und (b) muss der Unterhalt finanzierbar sein. Typischerweise sieht man dies gerne im Sport: zu jeder WM und Olympiade werden Stadien gebaut, deren Unterhalt nachher niemand zahlen kann. Ein Club mit 20T Zuschauern kann kein Stadion für 50T finanzieren. Im übertragenen Sinne kann dies auch für China gelten: ein Flughafen für 25M Passagierbewegungen ist nicht zu unterhalten, wenn man nur 12M Passagierbewegungen hat. Wird man nach der Krise sehen, was bleibt.

    • Elias sagt:

      Just dieser Gedanke kam mir der Lektüre auch: China hat ja bereits mit dem massiven Aufkauf US-Treasuries eine sehr hohe Risikoexposure und sieht, dass weltweit die Schulden massiv zunehmen. Weshalb sollten sie deshalb als Einzige den Kopf hinhalten, wes es zum meltdown kommt

  • Christian Roth sagt:

    Sehr gut erklärt.

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