Wie ein einziger Mann die Währung seines Landes ruinieren konnte

Vor rund hundert Jahren brachte ein schwedischer Unternehmer und Monopolist die Nationalbank seines Landes in grosse Schwierigkeiten: Ivar Kreuger in seinem Büro in Stockholm, ca. 1930. (Foto: Wikipedia)
Wenn ein Land in eine Krise schlittert, sind normalerweise viele Kräfte am Werk. So etwa auch bei der jüngsten US-Finanzkrise: Es waren nicht nur die Hypothekarbanken oder die Investmentbanken, sondern auch die Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen, die für den Schlamassel verantwortlich waren.
Es gibt aber auch Fälle, in denen einzelne Personen besonders viel Schaden anrichten können. Natürlich werden sie getragen von einem Umfeld, das zu lange zuschaut oder gar nicht erst merkt, was für ein Spiel gespielt wird. Aber es bleibt dabei: Die Entscheidungen dieser Einzelpersonen haben weitreichende Konsequenzen.
Das eindrücklichste Beispiel für die Macht von Einzelpersonen ist vermutlich die schwedische Währungskrise von 1931. Jedenfalls ist mir kein anderer Fall bekannt, wo ein einziger Mann die Währung seines Landes ruinieren konnte. Allenfalls lassen sich die jüngsten Bankenkrisen Irlands, Islands und Zyperns auf einen kleinen Personenkreis in Politik und Wirtschaft zurückführen. Aber ein einzelner Mann?
Im schwedischen Beispiel war es Ivar Kreuger. Heute kennt ihn kaum einer mehr, aber in den späten 1920er-Jahren war er einer der bekanntesten Wirtschaftskapitäne der Welt. Die Aktien und Obligationen seiner Unternehmen befanden sich im Portfolio jedes grösseren Investors, auch bei Schweizer Grossunternehmen. 1929 war er auf dem Cover von «Time».

Kreuger begann seine Karriere als lokaler Bauingenieur, hatte dann aber den grossen Traum, die globale Zündholzproduktion zu kontrollieren. Der Ausgangspunkt war der schwedische Markt, in dem er bald eine beherrschende Stellung einnahm.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Kreuger die Idee, den finanzschwachen Ländern Kredite im Austausch gegen ein Zündholzmonopol zu geben. Nach und nach übernahm er einen Markt nach dem andern. 1929 gelang es ihm sogar, einen Vertrag mit der deutschen Regierung abzuschliessen. Zu diesem Zeitpunkt dominierte er etwa zwei Drittel der Weltproduktion.
Finanziert wurde die Expansion mit Aktienemissionen, die für die Anleger hohe Renditen abwarfen. Kreuger entwickelte immer wieder neue Ideen. Ende der 1920er-Jahre führte er auch an der Zürcher Börse drei Emissionen durch. Das Publikum überzeichnete sie jedes Mal.
Doch dann kam alles anders. 1930 trockneten die Kapitalmärkte aus. Kreuger brauchte dringend Geld, um seine Verpflichtungen einzuhalten. So wandte er sich an seine alten Geschäftspartner in Schweden, insbesondere an den Chef einer grossen schwedischen Geschäftsbank (Skandinaviska Kreditaktiebolag). Er wurde nicht im Stich gelassen. Die Bank nahm im Ausland kurzfristige Gelder auf, um Kreuger langfristige Kredite zu geben.
Folgende Grafik zeigt, wie durch die Kreditvergabe an Kreuger die kurzfristige Nettoverschuldung des Bankensystems gegenüber dem Ausland wuchs (gestrichelte Linie).

Es brauchte nur noch einen grösseren Unfall und schon würde das Ganze zusammenbrechen. Diese Krise kam im Juni/Juli 1931. Eine Kettenreaktion kam in Gang:
- Deutschland erklärte sich für zahlungsunfähig.
- Die Anleger wurden nervös und zogen ihr kurzfristiges Geld vom schwedischen Bankensystem ab.
- Die schwedischen Banken holten bei der Zentralbank die notwendigen Devisen, um den Verlust auszugleichen.
- Die Devisenreserven der Zentralbank schmolzen wie der Schnee an der Sonne (durchgezogene Linie). Von Juni bis September 1931 gingen sie um 200 Millionen Kronen zurück.
Wenn eine Zentralbank in so hohem Tempo Devisenreserven verliert, kann sie nichts anderes tun, als die Währung abzuwerten. Am 27. September 1931 war es so weit: Schweden verliess den Goldstandard und gab den Wechselkurs frei.
Im Frühling 1932, als die Gläubiger immer skeptischer wurden, nahm sich Ivar Kreuger in Paris das Leben. Die Nachricht erschütterte die Welt. Die «New York Times» brachte die Nachricht gross auf der Titelseite: «THE MATCH KING IS DEAD»

73 Kommentare zu «Wie ein einziger Mann die Währung seines Landes ruinieren konnte»
Die damaligen Aktionen der schwedischen Zentralbank sind sehr gut vergleichbar mit dem heutigen Gebaren der Zentralbanken. Der Unterschied liegt darin, dass heute alle und verhältnismässig koordiniert die Währungen entwerten und dies sogar, obwohl natürlich nie offiziell anerkannt, beabsichtigt ist um Deflation mit der damit verbundenen wirtschaftlichen Schwäche zu exportieren.
Die Fragen dazu lauten, ob eine Aktivität besser wird, weil alle sie durchführen, ob die Verhinderung der Deflation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln keine unbeabsichtigten Nebenwirkungen und/oder 2./3. Runden-Effekte nach sich ziehen wird und ob das Kreditvolumen in alle Ewigkeit schneller wachsen kann als die Wirtschaft.
Ich hätte noch eine heisse Kandidatin, der das vielleicht als erste Frau bewerkstelligen kann, obwohl Mercedes Marcó del Pont als argentinische Notenbankpräsidentin eigentlich nur eine Marionette von Christina Fernandez de Kirchner ist und bei der argentinischen voodoohänlichen Geldwirtschaft kräftig mithilft.
Die eh schon kargen $ Reserven sind auf 30.6 Mrd $ geschmolzen, weniger als 750$ pro Einwohner und es gibt fast 10 verschiedene Arg Peso Notierungen. Den offiziellen Kurs von 6.31 Arg$/USD, dann den Dolar Blue mit rund 9.50, den Soya $ = offizielller minus 35% Steuern 4.10, den Kreditkarten USD zu offiziellem plus 35% = 8.52
Und einer der spannendsten ist der Zentralbanken fiktive $ Kurs: Basisgeldmenge / USD Reserven 354 Mrd arg $ / 30.6 Mrd. $ = 11.52
Alle Notierungen unter
http://dolarblue.net/
Und jetzt ist Axel Kicillof neuer Wirtschaftsminister – ehemaliger Marxist und hat dann eine grosse Doktorarbeit über Keynes geschrieben
Keynes, o el capitalismo sin capital (Keynes oder der Kapitalismus ohne Kapital)
Axel Kicillof
(Jan 2002) -NB just auf dem Höhepunkt des arg. Staatsbankrottes
Und jetzt wird er sicher ein paar neuartige Experimente in Argentininen durchführen. Er hat ja schon das Kunstgeld Cedin eingeführt, das allerdings mit 140 Mio USD floppte (4 Mrd. waren budgetiert) -damit wieder USD in die Staatskassen resp Reserven kommen.
Die Enteignung der YPF wuchs ja auch in Kicillofs Kopf, damals noch Vize-Wirtschaftsminister und hat das knallahart durchgezogen – bezahlt wurde bis heute noch nichts an Repsol – darum ist er jetzt auch einer der Lieblingsgünstling der Präsidentin – die ja mittels Decreto urgente das Parlament andauern umgehen kann. Und Kicillof kann experimentieren….
Von den 30.6 Mrd USD sind über die Hälfe mit arg. Staatspapieren unterlegt – effektiv sind die Reserven viel kleiner als publiziert -sind übrigens grossenteils in Basel aus Sicherheit vor den Hedge Funds, die noch hinter Argentinien her sind – da wird ja jetzt 2014 ein Urteil erwartet….das wird auch noch schicksalentscheidend für viele andere Staaten dieses Urteil.
http://en.wikipedia.org/wiki/Mercedes_Marc%C3%B3_del_Pont
http://en.wikipedia.org/wiki/Axel_Kicillof
Liebes NMTM Team – macht doch mal etwas über Argentinien – da geht ökonomisch der Bär ab – vor allem jetzt mit Kicillof -dem jungen wilden und Kravattenverweigerer mit seinen Koteletten — der wird sicher viele ökonomische Experimente machen – wie sie dann rauskommen, da bin ich gespannt — das ist noch wahre Experimentalökonomie was auf dem Planeten Argentinien betrieben wird…spannend!
Nachtrag: Argentinien ist auch einer der Favoriten für den Eröffnungspleite eines vermutlichen längeren Staatsbankrottreigens, der sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten abspielen wird.
.
Aber vielleicht gelingt dem Voodoo-Oekonomen Kicillof ja das Wunder – obwohl das Kapital kein Vertrauen mehr in Argentinien resp. die aktuelle Regierung hat, allerdings ist das Land immer noch reich an vielen Rohstoffen und fruchtbarem Bodem.
Global gesehen gehörenStaatsbankrotte beinahe zum Tagesgeschäft.
Die FAZ (faz.net) gibt alleine in den letzten 15 Jahren 13 Staatsbankrotte an (googeln Sie Staatsbankrotte. faz.net 17.09.2012).
Seit 1960 70-80 Bankrotte, die Mehrheit sind „Wiederholungstäter“ (Anh Toan wird sich bestätigt fühlen), Haupt-Konkursiten sind die Süd- und Mittelamerikaner und ein paar afrikanische Staaten. Argentinien ist 2x aufgeführt, zuletzt 2003.
Besonders bemerkenswert scheint mir, dass die in die EU drängende Türkei nach 1960 3x aufgeführt ist, zuletzt 1982. Die werden wohl lange warten müssen bis ihnen die Tür geöffnet wird.
Lehmann: Ich weiss, dass Staatsbankrotte häufiger vorkommen als man denkt, ich kenne die Statistiken der letzen hundert Jahre – ich lebe in Uruguay – das war am 16.5.2003 auch default (als Folge der Argentinienpleite) – hat sich jetzt aber wieder sehr gut wiederholt und ist seit Juli 2012 wieder Investmentgrad mit BBB- — während der Planet Argentinien sich mit den Schuldenschnitten um die Begleichung drückte und immer noch resp. wieder im Elend ist – es gab ein paar bessere Jahre zw. 2004 und 2011 dank der Abwertung des Arg Peso.
Aber wenn man z.B. den Fall Griechenland anschaut – die kann man nicht mehr einfach so pleite gehen lassen, denn dann kommt es zu den gefürchteten Domino Days and Weeks – das wissen die EU Politiker genau, darum kauft ja die EZB auch so fleissig Anleihen auf…aber ich befürchte das Grundproblem wird damit nur zeitlich verzögert…
Ja, GR wird weitere Erleichterungen benötigen. Aber Merkel und Schäuble schliessen einen Schuldenschnitt aus.
Auch nach Wegfall des Primärdefizits dürfte GR immer noch 8-10Mrd neue Schulden pro Jahr machen (100Mrd zu knapp 5% aus dem 1.Hilfspaket, 130 Mrd zu 0.7% aus dem zweiten, 100Mrd zu geschätzt 3,5% [2% bis 4,3%] an privaten Krediten).
Aktuelle Markpreise für GR-Anleihen bieten für GR unbezahlbare 8-10% Verfallsrendite, also wird’s ein „kleines“ drittes Paket geben, wohl kombiniert mit einer Umschuldung des 1. Hilfspakets.
Ahn Toan hat anscheinend noch nie etwas von Inflation gehört ?
In den Büchern steht zwar 1 ATG aber er ist nichts mehr wert, wenn man ursprünglich dafür 1 Leib Brot kaufen konnte, aber bei einer Hyper Inflation dann noch nicht einmal mehr 1 Blatt Toilettenpapier dafür bekommt.
So entlastet sich der Staat dann von seinen Schulden.
Heute ist das noch perfider bzw. versteckter, weil die Bürger nichtmehr durch eine sichtbare Inflation enteignet werden, sondern durch eine versteckte. D.h. man bekommt null Zinsen für sein Geld und die Preise steigen um 2 – 3 – oder 5 % , das heisst jedes Jahr ist der 1 ATG 5% weniger wert.
Inflation bringt Gewinne in die Bilanzen, (es sei denn die Firma ist überschuldet): Summarisch hat Inflation gleichen Einfluss auf Aktiven wie Passiven einer Bilanz, und auf der Passivseite sowohl das Fremdkapital, wie auch das Eigenkapital.
In der deutschen Hyperinflaton stieg der Goldpreis auf 86 Billionen Mark. Eine Mark war aber dennoch genau eine Mark wert, auf Bargeldbestände musste nichts abgeschrieben werden. (1 ATG ist immer und ewig ein ATG wert, in ATG gemessen, was nun mal Bilanzen in ATG Land machen, gibts auch bei Hyperinflation keine Verluste.
Und hier konnte ich kein einziges Argument lesen, worin sich Staatsanleihen von Geld unterscheiden. Ich halte die Risikolosigkeit von Staatsanleihen eine logische Folge davon, dass die Bilanz die Gewinne in der Währung dieser Staatsanleihen misst, und weder in Gold, noch der Währung eines anderen Staates oder in Kaufkraft.
@johnny smith: „die Bücher sind dem Anleger relativ wurscht“
Ohne Bücher, ohne Bilanzen gibt es weder Gewinn noch Verlust. Bilanz brauchen eine Einheit, in der Sie erstellt werden, auch wenn dies nur im Kopf geschieht, es gibt nicht Aktiven von 100, sondern Aktiven von 100 CHF oder USD oder Kartoffeln. Auch ein Anleger muss entscheiden, in welcher Einheit er misst, ob er Verluste oder Gewinne erzielt hat. (Im Anlagejargon heisst das Referenzwährung). Geld in dieser Währung kann weder Gewinne noch Verluste bringen.
@johnny smith: „Selbst in den Büchern werden sie irgendwann…ausgebucht“
Nein, in den Büchern welcher in der alten Währung geführt wurden, gab es keine Verluste, werden die Bücher nun in einer neuen Währung geführt, wird neu angefangen, die Eröffnungsbilanz entspricht nicht der letzten Bilanz, sondern einem Inventar (einer Aufstellung über Aktiven und Passiven des Unternehmens) in der neuen Währung. Verluste werden nie gebucht. (Die deutschen Unternehmen hätten heute noch Billinen von verlustvorträgen in ihrer Bilanzen). Buchhalterisch lässt sich der Wechsel der Buchführungswährung nicht erfassen. (vielleicht verstehe ich zuwenig von Buchhaltung, man macht das ja nicht jeden tag, aber ich kann mir nicht ausdenken, wie ich da buchen sollte.)
In Euroland ist die Geschichte schwieriger, denn die von der griechischen Banken gehaltenen Staatsanleihen sind griechisch, das Geld aber europäisch. Griechenland kann pleite gehen, und der Euro bleibt, was er ist.
Die Buchhaltung bildet die reale (oder so) Welt ab. Dank der BH können gewisse Sachverhalte einfacher dargestellt/erfasst werden, trotzdem ist die BH keine Voraussetzung für die Existenz der Realität.
Wenn ich Ihnen mein Fahrrad leihe, so wird das auf meiner Seite in keiner Buchhaltung erfasst. Trotzdem schulden Sie mir (m)ein Fahrrad. Sollte ich mich dazu entscheiden, dies auch buchhalterisch zu erfassen, so hat dies à priori keinerlei Einfluss auf den Sachverhalt an sich.
Die Bilanz sagt nichts aus über die Kaufkraft der präsentierten Zahlen. Und dass grundsätzlich die 100 ATG ewig in der Bilanz bleiben scheint mir zu stimmen.
Beispiel:
Angenommen, die Firma XY hätte am 1.1.1950 50K Eigenkapital in Form von Bargeld besessen und sonst gar nichts, Bilanzsumme also 50K. Während der folgenden 50 Jahre sei buchhalterisch nichts passiert, keinerlei Umsatz, keine Unkosten, keine Steuern, etc (nehmen wir einfach mal an), dann sind auch heute noch 50K Cash als einziger Posten in den Büchern,Bilanzsumme unverändert 50K.
Natürlich haben die 50K heute massiv weniger Kaufkraft, trotzdem präsentiert sich die Bilanz unverändert. Dies bleibt so solange die Firma existiert (und jemand Buch führt).
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„Ohne Bücher, ohne Bilanzen gibt es weder Gewinn noch Verlust“ halte ich für Quatsch. Ich führe für mich selbst nicht Buch, aber wenn das Gold von 20K auf 40K pro Kilo steigt, so erziele ich auf meinen 500g trotzdem 10K Gewinn – vielleicht bin ich mir dessen nicht bewusst, aber der Gewinn habe ich trotzdem gemacht.
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„Inflation bringt Gewinne in die Bilanzen“ halte ich für sehr ungenau, aber tendenziell richtig:
Gehen wir davon aus, dass mein Haus langfristig die Kaufkraft behält (Wertminderung durch Abnutzung wird in diesem Bsp ignoriert). Dann führt Inflation längerfristig tatsächlich zu einem steigenden Preis (durch die Inflation sinkt die Kaufkraft, darum brauchts mehr Stützli um mein Haus zu kaufen) und damit buchhalterisch zu Gewinn (dies ist das Gegenstück zum Beispiel mit der 50K-Bilanz, in diesem Beispiel hier wird langfristig konstanter Wert postuliert).
Aber das ist nur die (sehr) langfristige Perspektive (5 Jahre und mehr).
Kurzfristig gesehen steigen erstmal die Zinsen und damit die Ausgaben für mein Fremdkapital, was kurzfristig gewinnmindernd wirkt. Gleichzeitig sinkt durch den Zinsanstieg der Barwert der zukünftigen Geldströme und damit sowohl Wert als auch Preis meines Hauses, wenn ich Pech habe gehe ich deswegen Konkurs, dann wird die lange Frist irrelevant. Abhängig von meiner Bonität und kombiniert mit den beiden vorhergehenden kurzfristig negativen Konsequenzen, ist auch denkbar dass mein Schuldzinsniveau stärker steigt als die Infaltion und dadurch der langfristige Gewinn reduziert, allenfalls sogar zunichte gemacht wird.
@ urs lehmann
“Ohne Bücher, ohne Bilanzen gibt es weder Gewinn noch Verlust” halte ich für Quatsch.“
Kann mich Ihrer Einschätzung nur anschliessen. Verlust ist Verlust, egal ob in irgendeiner Buchhaltung verbucht oder nicht.
Die nach einem Währungsschnitt wertlosen ATG sind höchstens für Theoretiker pro Memoria ewig in der Bilanz (im Gegenwert von wertlosen ATG). In der Realität allerdings sind die Reichsmark schon längst in keiner Bilanz mehr anzutreffen … und der Besitzer erlitt schon viel früher den Verlust.
Werden die Bücher auf eine neue Währung umbasiert(?), verschwindet die alte natürlich Währung daraus, das ist ja der Zweck der Operation 😉
Fragen Sie mal ältere Ostdeutsche mit welcher Währung sie rechnen, Sie werden problemlos welche finden die alles in Ostmark umrechnen. Ist genau das selbe wie mit der Buchführung, das ist blosse Recheneinheit, Vergleichseinheit. Darum ist es auch kein Problem wenn z.B. Novartis trotz Herkunft und Sitz in der CH Erfolgsrechnung und Bilanz in USD führt – und das lediglich weil es für Novartis praktischer ist.
@Urs Lehmann und Johnny Smith
Vor 4 Jahren hab ich mir ein Moped gekauft in Vietnam: 24 Mio VND damals 1’500 USD oder fast 1’800 CHF
Heute bekäme ich für das Teil rund 30 Mio VND heute 1’500 USD oder 1’400 CHF.
Ob ich Gewinn oder Verlust habe, hängt davon ab, ob ich die Bilanz in meinem Kopf in CHF USD oder VND erstelle, ohne dies, habe ich immer noch das gleiche Motorrad, weder Gewinn noch Verlust.
Verluste ohne Bilanz gibt es bei Schwund (Benzin verdampft), Gewinne z.B. durch Fortpflanzung von Tieren (Ich haltte mal 2 Hasen, ganz schnell waren es 5 Hasen, ich hatte 3 Hasen Gewinn)
@ Urs Lehmann
Genau. Als Umrechnungseinheit funktioniert das bestens. Dann braucht man einfach das Wechselverhältnis zu kennen/einzusetzen. Deshalb kann Novartis auch in USD Buch führen.
Ich bin mit Ihrer Argumentation absolut einig. Die Ausgangsfrage (weit weit oben ;-)) war ja „ist Geld risikolos“? Hier sieht man jetzt den Überlegungsfehler von Anh Toan: das Wechselverhältnis ist bei einem Währungsschnitt (evt. nach Abfindung mit ein paar Prozent in neuer Währung) nicht mehr definiert bzw. null. Die alten Reichsmark haben zu Verlust geführt. Fakt ist, Geld ist nicht risikolos (und Staatsanleihen noch weniger).
@Johnny smith
Habe jetzt eine Bilanz erstellt in meinem Buchhaltungsprogramm, dann habe ich gesagt, der CHF wird um 90% abgeschrieben, 10 alte CHF sind 1 neuer CHF: Mein Eigenkapital schrumpfte von 52′ alten CHF auf 5’2 neue CHF, genau linear meine Barguthaben, Bankguthaben, Debitoren, Kreditoren und Transitorische Passiven, und ich meine auch, da habe ich mich wirklich gefragt, ob das anders sein kann, mein Sachanlagevermögen. Und dann ging meine Bilanz wieder auf, ohne Gewinn und Verlust, das entsprechende Verrechnungskonto war auf 0, ich war nicht überrascht.
Was tatsächlich Verluste oder Gewinne bringen würde, wären Positionen in Fremdwährungen, denn der Währungsschnitt wird die Wechselkurse verändern. Hab ich mehr Guthaben, gibts Gewinne, hab ich mehr Schulden, gibts Verluste. Aber diese Risiken müsste der Markt objektiv zumindest so gut kennen wie ich und wenn ich gegen Devisenkurse an Märkten argumentieren kann beim Erstellen einer Buchhaltung, kann ich buchen was ich will, das ist nicht Buchhaltung.
Geld in der Buchhaltungswährung ist in einer Buchhaltung 100 Prozent sicher, es gibt kein Risiko, Verluste in die Bilanz buchen zu müssen, und ein anderes Risiko kann in einer Bilanz nicht zurückgestellt werden (Tod von Buffet ist ein Risiko für zukünftige Bilanzen Bershire’s, aber keins für die aktuellen Bilanzen, das kann nicht zurückgestellt werden)
Ob für Staatsanleihen das Gleiche gilt, auch hier in der Buchführungswährung, ist zu prüfen anhand des Unterschiedes zwischen Staatsanleihen und Geld, und zwar einzig betreffend das Verlustrisiko für diese Bilanz.
Letztlich verlangt eine ordentliche Bankrottabwicklung eines Staates, die Gleichbehandlung aller Gläubiger, es seien denn, diese hätten ein Privileg wie Arbeitnehmer. Staatsanleihen des Staates und Geld sind Staatsschulden, die Gläubiger müssten gleich behandelt werden: Ein Schnitt bei den Staatsschulden müsste linear beim Geld vollzogen werden, das Risiko ist damit gleich.
Ich denke, die Überlegungsfehler machen Sie.
@Johnny Smith
Yup, die Diskussionen schweifen halt manchmal ab. Oft macht sie genau das interessant 😀
@Anh Toan
Das mit der Differnzierung von Bargeld und Staatsanleihen, und Staatskonkurs generell, ist mir zu spekulativ. Ich passe.
Sie argumentieren, dass ohne ER/Bilanz kein Gewinn/Verlust vorhanden sein kann. Mit anderen Worten, Gewinn/Verlust existieren nur dann, wenn sie errechnet (verallgemeinernd formuliert: gemessen) werden. Das heisst dann:
Wenn ich meine ausgewachsene Katze in eine Kiste mit 10 Litern Volumen luftdicht einsperren würde, dann würde sie innerhalb sehr kurzer Zeit (mit Sicherheit innerhalb eines Tages) erstickt sein. Gemäss Ihrer Argumentation ist sie aber nur tot, wenn das Ergebnis auch tatsächlich gemesssen wird, d.h. wenn jemand nachschaut. Das widerspricht jeder Logik.
Generell gilt, dass die Bilanz eine Momentaufnahme zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, eine Fotografie sozusagen. Die Erfolgsrechnung(ER) gibt Auskunft, was zwischen den Bilanz-Stichtagen geschehen ist, die ER ist sozusagen der Film zwischen der Eröffnungssequenz(Eröffnungsbilanz) und Happy End (Abschluss, -bilanz). Verluste können während den Abschlussarbeiten entstehen/festgestellt werden, aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt. Mir scheint, dass Sie die ER ignorieren und dadurch von einem statistschen Zustand, oder zwei Momentaufnahmen, ausgehen.
Beträge in der Buchhaltung finden zwar ihre Entsprechung in der Realität, aber sie sind keineswegs gleichzusetzen weil die Buchhaltung nur ein Modell ist. Zahlen in der Buchhaltung sind *nicht* Geld, sie sind lediglich die Abstraktion davon. Das Buchhaltungskonto „Kasse“ selbst scheint mir tatsächlich keinem keinem Risiko zu unterliegen, da stimme ich Ihnen zu. Bargeld hingegen, was durch „Kasse“ im Modell „Buchhaltung“ abgebildet wird, unterliegt sehr wohl verschiedenen Risiken, u.a. Entwertung durch Inflation, Fälschung, Verlust (durch Diebstahl, Brand, irgendwo liegenlassen, etc), Verwechslung/falschzählen, falsch wechseln/herausgeben, uvm. Diese sind jedoch i.d.R. nicht quantifizierbar und darum auch nicht buchhalterisch erfassbar. Das heisst aber noch lange nicht dass sie nicht existieren, ganz im Gegenteil.
Frank Knight hat als Erster unterschieden zwischen quantifizierbaren Risiken („risk proper“, „risk“) und nicht-quantifizierbaren Risiken („uncertainty“). Nur was quantifizierbar (berechenbar, kalkulierbar) ist, kann allenfalls buchhalterisch erfasst werden und entsprechend Rückstellungen gebildet werden
Ihr Bsp mit dem Moped:
Es kann durchaus sein dass jemand aus der Perspektive NVD Gewinn verbucht während aus Perspektive CHF Verlust verbucht wird. Der buchhalterische Gewinn in NVD dürfte jedoch durch die Inflation (zumindest langfristig) in etwa ausgeglichen werden.
Ob eine gegebene Bilanz durch die CHF-Brille, die USD-Brille, oder die JPY-Brille betrachtet wird ist weitgehend gleichwertig, um- und zurückrechnen sind problemlos machbar solange sich nichts verändert. Schwierig wird’s wenn unterschiedliche Wechselkurse (z.B. Geld/Brief) oder Honorare des Buchhalters oder was auch immer zu berücksichtigen sind, d.h. sobald das Ganze nicht mehr als rein statisch betrachtet wird (siehe oben).
@Urs lehmann: „Zahlen in der Buchhaltung sind *nicht* Geld, sie sind lediglich die Abstraktion davon.“
Zahlen auf Papier, geladene Elektronen irgendwo, werden erst zu Geld, weil sie in einer Buchhaltung stehen. Geld ist eine Forderung und exisiert nur, wenn es in einer Buchhaltung steht. (Bitcoins entahlten keine Forderungen, und sind daher nichts als geladene Elektronen)
Ist die Katze in der Kiste tot, habe ich Verlust von einer Katze, um Verlust von CHF, USD oder ATG zu haben, brauche ich eine Buchhaltung in der entsprechenden Währung.
Ich habe Frank Knight erst dank dem Hinweis im vorherigen Beitrag hier entdeckt (Danke, Mark Dittli), habe da vieles gefunden, dass meiner eigenen Argumentation entspricht, aber wenn wir über Risikolosigkeit von Staatsanleihen sprechen, geht es einzig um deren Risiko für die Bankbilanzen.
Ein Währungsschnitt hat keinen Effekt auf die Erfolgsrechnung, er geschieht in einem Moment, es gibt keine Zeit für den Übergang, keine Erfolgsrechnung vom Datum des Beginns des Währungsschnitts und dessen Ende. Bei einem Währungsschnitt muss eine Bilanz auf diesen Stichtag erstellt werden, eine Erfolgsrechnung bis zu diesem Stichtag und eine ab diesem Stichtag, sonst würden in der Erfolgsrechnung Zahlen in der alten mit Zahlen in der neuen Währung addiert, und das ist keine Mathe!
Wenn Sie wollen, clicken Sie auf meinen Namen, senden mir ein e-mail, ich sende Ihnen ein pdf mit den Buchungen bei einem Währungsschnitt 10/1. Wenn Sie mir erklären, wo meine Versuchsanordung falsch ist, freue ich mich auch, habe noch nie die Buchungen bei Währungsschnitten gesehen. Aber bei mir gab es wie erwartet weder Gewinn und Verlust
@urs lehmann: „Zahlen in der Buchhaltung sind nicht Geld“
Wenn Sie einen „Hundi“ in Ihrem Portemonnaie haben, ist er nur da, weil Sie ihn vom Bancomaten geholt, oder von jemandem erhalten haben, der ihn am Bankschalter geholt hat, (…) letztlich kam er immer von einer Geschäftsbank. Beim Abheben wurde er dort verbucht (Haben: Flüssige Mittel, Soll entweder ein Guthaben, also eine Schuld Ihrerseits, oder Verrechnung mit einer Schuld, also einem Guthaben Ihrerseits). Als die Druckerei den „Hundi“ machte, hat sie diesen (vermutlich) direkt zur Geschäftsbank gefahren, da war er noch kein Geld, er wurde zu Geld, als die Nati auf dem Konto der Geschäftsbank den Betrag im Soll buchte, und im Haben den Notenumlauf bzw. als die Geschäftsbank das Konto der Nati im Haben und die flüssigen Mittel im Soll buchte, gleichzeitiger abgemacher Valutatermin beider Buchungen).
Der „Hundi“ ist Geld, weil die Forderung in einer Buchhaltung steht. Sonst wäre er nur bedrucktes Papier.
Gem. Wiki gehörten dem Imperium von Ivar Kreuger „in den 1930er Jahren rund 150 Tochterfirmen mit 260 Fabriken und 750.000 Mitarbeitern [..] in 33 Ländern“ an – immerhin 0,4 Promille der damaligen Weltbevölkerung. Zum Vergleich, Walmart beschäftigt als grösster heutiger Arbeitgeber der Welt mit 2,2Mio Angestellten „nur“ 0,25Promille der Weltbevölkerung.
Streichhölzer waren zu jener Zeit unverzichtbar weil schlicht DAS Mittel zum Anzünden – Kerzen und Lampen, Herd (kochen, heizen), Ofen (heizen), und natürlich Rauchwaren, plus wahrscheinlich -zig Sachen die mir nicht bewusst sind. Es gab zwar schon Strom für Licht und fliessendes Wasser, aber wohl nur in den grösseren Städten und nur für die Gutbetuchten. Somit ohne Streichhölzer für die Mehrheit keine Wärme, kein Licht, kein Kochen, allenfalls kein Trinkwasser (falls es abgekocht werden musste), usw. usf.
Unter diesen Gesichtspunkten scheint es durchaus vorstellbar, dass der Konkurs weltweit Auswirkungen hatte. Um tatsächlich abschätzen zu können, ob der Rettungsversuch auch unter heutigen Gesichtspunkten gerechtfertigt war, müsste wohl einiges mehr an Informationen vorliegen als der Artikel uns präsentiert.
Ausserdem stellt sich die Frage, weshalb die Nationalbank nicht bei der helfenden Bank, Skandinaviska Kreditaktiebolag, intervenierte weil sie die Nationalbank in Zugzwang brachte.
Zusätzlich wäre zu klären, welche anderen Faktoren allenfalls mit hineinspielten. Angesichts der schwierigen Phase scheint es mir zweifelhaft dass ein Unternehmen allein Schuld gewesen sein soll, schliesslich waren im Laufe der 20er Jahre viele weitere schwedische Unternehmen gross geworden: Bofors, SKF, AGA, ASEA (mit Brown Boveri zur ABB fusioniert), Ericsson, Electrolux, Volvo (Spinoff 1927 von SKF) um nur die mir am besten bekannten Namen zu nennen.
Wie es einem einzigen Mann gelang mit kleinen Zündhölzern einen gewaltigen Brand in der Wirtschaft auszulösen, der nicht nur die alten Kolonialreiche erschütterte, sondern auch die Fahrt zum zweiten Weltkrieg beschleunigte. Die Antwort darauf könnte gerade in unserer Zeit zu erstaunlichen Parallelen führen. Dem Spanier Amancio Ortega könnte vielleicht mit seiner Textilfirma Inditex die Wiederholung gelingen, die Grundlage des aktuellen Weltwirtschaftssystems fällt diesmal vielleicht infolge Machtverschiebungen bei der Produktion von Kleidern wie Unterhosen und Jeans zusammen.
Eine gesunde und stabile Währung hat bislang niemand zerstören können. Eine durch übermässige Verschuldung geschwächte Währung kann durch eine vergleichsweise gering anmutende Ursache zum Kippen gebracht werden. Das kann eine Person oder ein anderes Ereignis sein.
Allerdings scheint es erstmals möglich, dass eine kleine Clique von verantwortlichen Personen (Direktorium SNB) eine an und für sich gesunde wenn auch kleine Währung (CHF) in ihrer Existenz bedroht indem sie sich an sterbende Währungen (EURO, USD) in einem Ausmass bindet, dass bei deren zwangsweisem Zusammenbruch sie auch mit in den Abgrund gerissen wird.
Die nahe Zukunft wird es zeigen.
– Wer seine Augen nicht zum sehen gebraucht, wird sie brauchen um zu weinen – Jean-Paul Sartre
@Rotacher: schönes Parteivotum für Ihren Ex BRat Merz. Aber mal nüchtern, bitte: Warum sollte die Schweiz die vielleicht paar Stunden dauernde Zahlungsunfähgkeit einer Grossbank nicht überstehen? Dieses to-big-to-Fail wurden von denen erfunden, die gerettet werden wollten. Fakt ist, dass andere Banken, ja ganz andere Firmen „Konkurs“ gingen. Und nichts ist passier. Als AT&T in den USA Konkurs ging (also die Swisscom in der Schweiz), liefen am nächsten Tag alle Telefone. Nach 2 Wochen hatten 30’000 schon eine andere Stelle (bei der Konkurrenz). Ich würde meine, die UBS filettieren und die Filets den anderen Banken überlassen, wäre mit viel weniger Risiko behaftet gewesen. Und da wär genau null passiert. Aber eben: to big to fail UBS ist wohl das unreflektierteste Märchen das Jahrhunderts. Nennen Sie mir Fakten für to big? Zahlen? Beispiele? AHA…alles nur Spekulation und warme Luft.
Ein weiteres Beispiel ist Artur Alves dos Reis, der 1924 mit perfekt gefälschten Unterlagen die englische Banknotendruckerei Waterlow and Sons dazu brachte, portugiesische Banknoten zu drucken – mit den echten Druckplatten und auf dem richtigen Papier. Damit gründete er eine eigene Bank und versuchte, die halbstaatliche Banco do Portugal zu übernehmen. Schliesslich flog er auf, doch seine Machenschaften hätten beinahe dazu geführt, dass Portugal die damalige Kolonie Angola verlor.
John Law, ein Schotte, der im vorrevolutionären Frankreich zum Nationalbanker wurde, war auch zu einem grossen Teil verantwortlich für die sogenannte Mississippi Bubble und die folgende Inflation. Allerdings bewegte er sich innerhalb einer langen Tradition: das Finanzgebaren des französischen Königreichs war schon vorher und auch nachher ein Feuer, das Ersparnisse rückstandsfrei verdampfte, sowohl inländische als auch ausländische (u.a. niederländische, Schweizerische). Ueberhaupt wäre es für ein seit Jahrhunderten kapitalexportierendes Land wie die Schweiz interessant, sich ein geschichtliches Bild zu formen, was den eigenen Ersparnissen im Ausland über die Zeit so alles widerfahren ist!
Das ist eine nette Ueberraschung hier auf Ivar Kreuger zu stossen. Vor der Internet Aera war es kaum möglich, irgendetwas über ihn zu lesen zu bekommen. Ich hatte vor vielen vielen Jahren eine Fernsehdoku über ihn gesehen mit Zeitzeugen und wollte unbedingt mehr erfahren über diesen interessanten Mann. Aber ich konnte rein gar nichts finden, so sehr wurde er tabuisiert. Nach den Aussagen von Zeitzeugen kämpfte er gegen die Auswüchse des Kapitalismus, sah sich unmittelbar an seinem Ziel als er überraschend gewaltsam starb. Vertreter der Mainstream Gesellschaft sagten, er sei nicht recht im Kopf gewesen und habe sich in der Folge davon auch getötet.Das Internet hat ihn zurück gebracht, in die Erinnerung.
Von Ivar Kreuger erfahren (vor der Internet Zeit) hatte ich aus den Büchern von André Kostolany und Felix Somary. „Er-
fahrungen aus meinem Leben“ des letzteren wurde 2013 neu aufgelegt (Artikel in BAZ vom 22.Mai 2013; Hellseher im Halb-
dunkel der Geschichte).
„Deutschland erklärte sich für zahlungsunfähig“
Ein interessanter Umstand, wenn man berücksichtigt, dass gemäss Basel Regeln keine Reserven auf Staatsanleihen vergeschrieben werden, als ob ein Staatsbankrott noch nie vorgekommen wäre.
Staaten können nicht bankrott gehen, gehen niemals bankrott, und werden auch nie zahlungsunfähig.
Darum ist es ok, dass keine Reserven verlangt werden.
GR, Argentinien, Russland, Ukraine, hier D, … das sind alles Spezialfälle bzw. hat es nie gegeben. 😉
In was sollten Banken ihre Reserven Anlegen?
Ist Bargeld risikolos?
Sollen Sie es in Staatsanleihen ausländischer Staaten anlegen?, in bargeld ausländischer Staaten, Gold Oel Silber, seltene Erden, was denn?
Staatsanleihen des Staates, indem die Bank ihre Geschäfte führt, in der Währung dieses Staat, in welcher sie ihre Bilanzen erstellt, sind nun mal das Gleiche wie Bargeld dieses Staates (eine Forderung gegen den Staat), das Zinsrisiko gibts bei Bargeld nicht, da gibts keinen Zins, also kein Risiko. Gibts einen Unterschied im Staatsbankrott zwischen Bargeld und Staatsanleihen? Staatsanleihen sind Geld zum lange Aufbewahren.
@ Anh Toan
Die Frage, in was die Reserven angelegt werden sollen, ist ein berechtigte FOLGE-Frage, ist aber keine Rechtfertigung für die davor liegende, von den Regulierunsbehörden gemachte, offensichtlich falsche Prämisse. Gerade Sie, der zu Recht grossen Wert auf das Managen von Unsicherheiten / Risk Management und logische Schlussfolgerungen legt, sollte dies mMn auch sehen.
@Johnny Smith:
Die Frage nach dem Unterschied zwischen Geld und Staatsanleihen ist keine Folgefrage, sondern eine grundlegende Frage.
Geld (Bankgeld zumindest mit Staatsgarantie) ist doch risikolos. 100 Anh Toan Groschen (ATG) sind immer 100 ATG, in einer Buchhaltung in ATG entsteht keine Verlust, wie auch immer das Umtauschverhältnis des ATG zu was auch immer besteht. Der ATG ist risikolos.
(Wird irgendwann die Buchhaltung in Neuen Anh Toan Kreuzern.
@ Anh Toan
Nein, auch Bargeld ist nicht risikolos. Bei einem Währungsschnitt können Sie die ‚alte‘ Währung nicht mehr brauchen und erhalten eine neue Währung. Und Staatsanleihen noch weniger, die werden bei einem Schuldenschnitt (auch ohne Währungsschnitt) nicht zu 100% zurückbezahlt. Sowohl Staatsanleihen wie auch Geld sind also nicht risikolos.
@Johnny Smith: Ich kann die alte Währung nicht mehr brauchen, aber ich habe keinen Verlust in meinen Büchern, darin ist 1 ATG immer und ist und bleibt ewig und ganz genau 1 ATG wert. In was sollte ich den die Wertberichtigung buchen? In ATG? Also 100 ATG in bar sind nur 99 ATG (in was) wert. Ich führe die Bilanz in ATG? Warum steht denn 100 ATG drauf wenn es nur 99 ATG wert hat? Können 100 ATG auch 101 ATG wert haben? Steht da drauf, zu was 100 ATG nützlich sind? Zu was man diese brauchen (oder eben „nicht mehr brauchen“) kann? Da steht doch nur drauf es seien 100 ATG, geschuldet von Anh Toan, na ja, das bleiben die halt beides in ewig: 100 ATG wert und geschuldet von Anh Toan)
Klar können bei einem Schuldenschnitt Bargeld und Staatsanleihen anders behandelt werden, es gibt kein Konkursrecht für Staaten, man macht einfach (klar gibts Verhandlungsdruck von diversen Seiten, Verträge zu Lasten Dritter usw.), kann aber nicht im vornherein wissen, was besser ist im Falle eine Staatsbankrotts. Ich weiss nicht, ob es ein „meistens macht man es so“ gibt. Ich erkenne kein Konkursprivileg von Staatsanleihen gegenüber „Anleihen“ an die Notenbank (Geld).
Im privatrechtlichen Konkurs stoppt der Zinsenlauf und alle Schulden werden sofort fällig: Staatsanleihen die sofort fällig sind und keine Zinsen abwerfen sind Geld, im worst case, dem Staatsbankrott also, würden Staatsanleihen zu Geld. Und Geld ist kein Risiko in Geld gemessen.
@ Anh Toan
„Ich kann die alte Währung nicht mehr brauchen, aber ich habe keinen Verlust in meinen Büchern, darin ist 1 ATG immer und ist und bleibt ewig und ganz genau 1 ATG wert.“
Die Bücher sind in dem Fall dem Anleger relativ wurscht. Wenn der Anleger diese ATG nicht mehr brauchen kann, sind sie wertlos. Selbst in den ‚Büchern‘, werden sie irgendwann, wenn sich durchgesetzt hat, dass sie nichts mehr wert sind, ausgebucht. Aber egal: so oder so, NICHT RISIKOLOS.
@AT
Sie setzen im Konkursfalls Bargeld (Schuldner SNB) den Bundesschulden (Schuldner Bund) gleich. Die SNB ist eine (spezialrechliche) AG, also grundsätzlich mit limitierter Haftung versehen. Gibt es eine bindende Verpflichtung, dass der Bund solidarisch für die SNB haftet?
@urs lehmann. Ich meine ja, der Bund haftet für die Schulden der Nationalbank, kann es Ihnen nicht so einfach juristisch begründen, wichtig erscheint mir:
– der Nati ist eine Spezialgesetzliche AG, keine Private AG des Obligationenrechtes.
– die Nati ist dem Bundesrat Rechenschaft schuldig, nicht den Aktionären (denen auch)
– die Nati hat staatliche Funktionen, hoheitliche z.B. bei der Überwachung der Banken
– ich finde keinen Haftungsauschluss, und selbst wenn da einer wäre, würde er aus den obigen Gründen kaum helfen: Die Nati ist ein Organ des Bundes, grundsätzlich haftet der Bund für diese. (Die Billag z.B. ist etwas anders, die „verwaltet“ nur, erlässt allenfalls erstinstanzliche Entscheide, die das Bakom überprüft)
Ok.
Ich habe generell Mühe mit den Ausgliederungen der (ehemaligen) Bundesbetriebe. Die Swisscom z.B. ist offiziell unabhängig, die Gewinne (auch heute noch weitgehend Folge des ehemaligen Monopols) via Dividenden etwa zur Hälfte an Private. Trotzdem besteht mMn de facto Bundesgarantie weil im Notfall unter dem Label Service Public die Firma gerettet werden würde. Die SBB AG hingegen schreibt Verluste und ist darum weiterhin ein Bundesorgan. Derartige Beispiele gäbe es noch einige.
@Urs Lehmann: Swisscom
Auch die Swisscom ist gemäss HR eine spezialgesetzliche AG, hat aber keine hoheitlichen Aufgaben. Ich sehe keine rechtliche Pflicht des Bundes, für Schulden der Swisscom aufzukommen. Ob es wirtschaftlich notwendig oder nützlich ist, diese Haftung zu übernehmen, ist eine andere Frage.
Z.B verpflichtet die Fernmeldeverordnung nicht die Swisscom, Konkurrenten Zugang zur letzten Meile zu gewähren, verpflichtet wird, wer eine marktbeherrschende Stellung hat, wer immer dies ist. Die Swisscom hat keine (oder kaum noch) rechtliche Privilegien, sie hat eine starke faktische Marktstellung, übernommen aus der Zeit, als sie ein rechtliches Monopol hatte.(die Nati hat ein gesetzliches Monopol)
Aber Sie haben recht, die Frage der Haftung für Schulden eines Regiebetriebes ist juristisch äusserst komplex. Die Nati ist jedoch kein Regiebetrieb, sie ist ein Organ des Bundes, vorgesehen in der Verfassung, welche ihr grundlegende staatliche Kompetenzen zuweist. (Art 99 BV). Sie erlässt Verfügungen, trifft Entscheidungen in eigener Kompetenz, nicht auf Basis einer Delegation einer Kompetenz. Betreffend Fernmeldewesen verpflichtet die BV den Bund, für eine ausreichende und preiswerte Grundversorgung zu sorgen, nicht die Swisscom.
Betr. SNB: Fakt ist, dass das SNB Gesetz im Liquidationsfall den Aktionären das volle nominale AK garantiert. Damit ist klar, dass die Gläubiger also Geschäftsbanken, indirekt Bankkunden und Inhaber von SNB Bills sich ihre Werte ans Bein streichen können, es gibt keine konkursamtlichen Verlustscheine. Eine staatliche Haftung für die Ausfälle der Gläubiger wäre also ein rein politisch motivierter Akt ohne Rechtspflicht. Es sind gesetzlich auch keine Nachschusspflichten vorgesehen.
@Josef Marti: Was Sie aus dem nationalbankgesetz lesen, steht da nicht: Unter Liquidations ist hier die freiwillige Liquidations gemeint, und es geht darum den Anteil der Aktionäre am Liquidationsüberschuss (Aktiven – Fremdkapital) auf den Nominalwertes des Aktienkapitals zu begrenzen.
Kurz: Die Bestimmung sagt, wieviel die Aktionäre höchstens bekommen, nicht was sie mindestens bekommen.
@Josef Marti und Urs Lehmann
Juristisch korrekt erscheint mir der Rückgriff auf den Allgemeinen Teil des OR: Die Nati ist Organ also (Stell-)Vertreter des Bundes, Sie ist indirekter Stellvertreter, sie handelt in eigenem Namen, jedoch für jeden ersichtlich für den Bund (auch die FED z.B. als Verein soviel ich weiss, vielleicht sogar „einfache Gesellschaft“)
OR 32 Absatz 2
„Hat der Vertreter bei dem Vertragsabschlusse sich nicht als solcher
zu erkennen gegeben (nämlich als Nationalbank und nicht als Eidgenossenschaft die Banknote unterzeichnet), so wird der Vertretene (der Bund) nur dann unmittelbar
berechtigt oder verpflichtet, wenn der andere aus den Umständen auf
das Vertretungsverhältnis schliessen musste, oder wenn……
aber dann, wenn der Vertragspartner der Nati davon ausgehen muss, die Nati handle für den Bund, was auf Grund ihrer Organeigenschaft offensichtlich ist, wird direkt und unmittelbar auch der Bund verpflichtet.
Ich glaube nicht, dass ein Staat seine Notenbank in einem ordentlichen Konkursverfahren abwickeln kann, ohne dass er selber bankrott geht. Ich wüsste auch nicht, warum ein Staat sowas versuchen sollte.
Die FED bezeichnet sich selbst als unabhängige Teil innerhalb der Bundesverwaltung, „independent government agency“ im Sinne von „independent within“, „independent of“ wäre falsch weil sie vom Kongress beaufsichtigt und beauftragt wird.
Die 12 regionalen Federal Reserve Banks, welche der Kongress als die operativen Arme der FED ins Leben gerufen hat, sind ähnlich privaten Organisationen aufgebaut (FED: „organized similarly to private corporations“), aber haben Aktienkapital das von den am jeweiligen regionalen FED-System teilnehmenden Banken gehalten wird (Aktienbesitz und Teilnahme bedingen sich gegenseitig). Diese Struktur ist wohl auch der Grund, dass zuweilen behauptet wird, die FED sei im Besitz der, bzw. von ein paar, privaten Banken.
Klar langfristig betrachtet gehören Staaten nicht zu den sichersten Schuldern, eher zu den Unsichersten, zu häufig gingen sie Pleite. Griechenland war zum Beispiel in seiner Geschichte länger Pleite als nicht. Sicherer sind als Schuldner wenn schon stabile Firmen wie Roche, Nestle usw. Dass für die Staaten Banken keine Eigenkapital unterlegen müssen, hat einen andern Grund: Staaten wollen möglichst günstig zu Geld kommen und zugleich machen sie auch die Regeln für das Finanzsystem. Kurz der Bock ist der Gärtner. Die Selbstbedienungsmentalität der Politiker, die ihre Wähler reich beschenken wollen, ist der Grund dass Banken für Staaten kein Eigenkapital unterlegen müssen.
Von wegen stabile Firmen: Früher hat man auch mal geglaubt die Swissair sei ein Ausbund von konservativer Stabilität und Sicherheit.
Antwort zu weiter oben:
Bargeld ist sicher eine Alternative (wenn man gut versichert ist).
In Schweden ist das bald kaum noch möglich, denn dort soll alles Bargeld abgeschafft werden. Einige Bankfilialen funktionieren schon komplett bargeldlos.
Wer weiss, wann es bei uns so weit ist – zur grossen Freude von Staat und Handel, die dann alles über die kartenzahlenden Kunden erfahren.
@Hans Ernst:
Zum Glück wird ein Hauptgrund für Staatsbankrotte immer seltener, nämlich Kriege. Bewaffnete Konflikte sind das sicherste (und bis vor kurzem häufigste) Mittel, um den Staatshaushalt zu demolieren.
Auch die USA sind vorsichtig geworden, seit sie die Rechnung für Afghanistan + Irak gesehen haben. China wird diese Erfahrung noch machen.
Wenn man umfassende Engagements der CIA zu den Kriegen mitzählt, so waren die USA nach dem 2.WK nur wenige Jahre nicht im Krieg. Kosten spielen kaum eine Rolle, die USA werden ihre permanente Politik der Aggression erst ändern wenn sie von einer stärkeren Macht dazu gezwungen werden.
…oder durch innere Widersprüche, innere Schwäche und Diadochenkämpfe. Nordkorea machts grad vor, wie die scheinbare Phalanx auseinanderbricht. Die US-Machthaber (NSA) sind ähnlich vertrauenerweckedn wie die Kim’s.
… vielleicht auch, weil Infrastruktur, Bildung usw. mehr Investitionen in den USA selbst erfordern. Die USA können und wollen ihre Rolle als „Weltpolizist“ nicht mehr lange wahrnehmen.
Die Amerikaner wollen, dass die US-Regierung ihre Auslandsaktivitäten zurückfährt und das Geld im eigenen Land ausgibt. Alleine schon, weil die Baby Boomer-Generation bald in Pension geht. Dann gehen die Steuern zurück, und die Sozialausgaben nehmen zu.
Welches Ereignis aus der jüngsten Vergangenheit macht die Gegenwartsform nötig?
Ist klar, dass die Wirtschaft anno dazumal noch recht überschaubar war, aber das kann ja nicht der einzige Grund sein.
Die schwedische Währung wurde nicht durch einen Mann runiniert, sondern durch die Wirtschaftskrise in Europa und die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands; das waren Vorwirren des zweiten Weltkrieges. Wenn heute im nachhinein ein einzelner Unternehmer als böser Kapitalist dafür an den Pranger gestellt wird, ist das nichts anderes als schlichtes Kapitalismus-Bashing! Die Blog-Beträge zitieren auch sofort „Neoliberalismus“ als Ursache, und das im völligen (und peinlich berührenden) Unverständnis dessen, was darunter verstanden wird. Das sind linke Reflexe auf alles, was nicht nach Verstaatlichung und Enteignung ruft. Die Geschichte aber zeigt: Kommunismus und Sozialismus sind allein auf Gewalt gebaut und stürzen ganze Völker und Generationen in Armut und Elend. Und: je freier die Märkte, desto höher der allgemeine Wohlstand und die Lebensqualität.
Einmal mehr wird ein Einzelereignis aus dem Zusammenhang gerissen und daran die Unfähigkeit eines freiheitlichen Systems behauptet. Alle grossen wirtschaftichen Krisen waren politisch bedingt: durch unfähige und gierige Politiker, durch Überregulierung, oder durch vordergründig gutgemeinte politische Markteingriffe, deren nachhaltige Folgen die Politiker weder willens noch fähig waren und sind zu verstehen.
Nein, es ist nicht Kapitalismus-Bashing. Und es hat nicht ein einzelner die Währung ruiniert – was für ein Unsinn, so etwas zu schreiben. Es war offenbar ein Klüngel an der Macht, wo es möglich war, private und staatliche Interessen so zu verlinken, dass im Notfall der Privatsektor sich Hilfe beim Staat holt (Sozialisierung der Megaverluste – kennen wir, oder ?).
Was ist denn das anderes als Verstaatlichung, wenn das Risiko nicht fristenkongruenter Finanzierungen mithilfe der Notenbank auf die Allgemeinheit verlagert wird?
Titel und Story passen nicht zusammen. Ivar Kreuger wollte bloss sein Unternehmen und sein Geschäftsmodell retten. Die wahre Macht jedoch lag bei der schwedischen Bank. Sie hätte ihn Konkurs gehen lassen können, entschied sich jedoch für das Klumpenrisiko. Und in dieser Bank war es bestimmt keine Einzelperson, die diese Entscheidung traf. Wahrscheinlich geschah dies auch unter Beizug von Regierung und Schwedischer Nationalbank und man versprach sich Vorteile für das Land, wenn man das Unternehmen rettet. Dasselbe hätte mit der Schweiz passieren können, wenn die SNB von der UBS nicht bloss 42 Milliarden an nicht verkaufbaren Wertpapieren hätte übernehmen müssen, sondern 1’000 Milliarden. In dem Fall wäre auch der Schweizer Franken bedroht gewesen. Und daran erkennt man, wie umsichtig und weitsichtig damals Bundesrat Merz (der das aufgegleist hat) und die SNB gehandelt und abgewogen haben. Sie wussten, dass die Schweiz einen Verlust von mehreren Milliarden CHF verschmerzen konnte, jedoch nicht die Zahlungsunfähigkeit ihrer beiden Grossbanken.
Stimmt, Titel und Story passen nicht. Die Story sollte lauten: „Einer von Millionen Belegen dafür das Neoliberalismus nicht funktioniert.“
@Rolf Rothacher: Ja, nicht ein Mann alleine
Die Banken, und bei diesen Dimensionen wohl auch die Notenbank und andere Aufsichtsbehörden, waren bestimmt mitverantwortlich, wenn sie sich nicht nur im Ausland, sondern in ausländischer Währung (muss wohl so gewesen sein) verschulden. Die Amis verschulden sich auch in China, aber in ihrer eigenen Währung.
Auch nach dem Zusammenbruch des Kreuger Imperiums blieb Schweden führend bei Streichhölzern. Ich kenne die Bedeutung dieser Industrie für Schweden nicht, bis Einwegfeuerzeuge aufkamen war dies offensichtlich ein grosses Geschäft. Ich meine, zumindest in der Wahrnehmung von aussen, waren für Schweden Streichhölzer, was für die Schweiz Uhren waren.
War der Schaden oder der Nutzen für Schweden grösser? Hat der Kreuger vielleicht einen wesentlichen Grundstein für die heutige industrielle Stärke Schwedens gelegt? Ich weiss es nicht, halte mich, im Wissen, dass schlaue Sätze nicht immer richtig sind, an Erasmus Desiderius von Rotterdam: „Niemand kann grossen Überfluss an Reichtümern erwerben oder behalten, frei von Sünde.“
Korrekt. Die grosse Fehlentscheidung lag bei der schwedischen Zentralbank. Bedenklich sind auch die Entscheide der Staaten, die Ivar Exklusivität gegen Kredite gewährt haben. Das geht langfristig selten gut, wenn der Staat das Entfalten eines freien Marktes unterbindet und einer einzelnen Firma zu viel Privilegien gibt. Anstatt diese Probleme zu anerkennen, verkauft uns der Tagesanzeiger das Ganze aber wiedermal als Marktversagen. Typisch.
Gut beobachtet Luzius.
Das war doch eindeutig ein Marktversagen. Es gibt immer wieder Marktversagen. Natürlich sind die Auslöser einzelne Akteure oder Gruppen von Akteuren. Aber der Mensch gehören nun einmal auch zum Markt. Da unterscheiden sich der liberale, unkontrollierte Kapitalismus und Komunismus nicht, beides klingt in der Theorie schön und scheitert am Mensch. Genau deshalb braucht es regulierende Mechanismen, welche die schwarzen Schafe aussieben. Menschen wie sie vergessen einfach, dass Millionen von Menschen nicht bei der grossen Lotterie der Finanzwirtscharft teilnehmen, aber darunter leiden müssen, wenn sich die Gambler wieder einmal verzockt haben.
@Meisser
Alles eine Frage der Auslegung. Für mich ist es ein deutliches Zeichen, dass der freie Markt sich ohne bindende Regeln selbst kannibalisiert. Hätte man Kruegers anliegen damals unter einer vernünftigen Wirtschaftspolitik betrachtet (wobei man damals natürlich noch etwas anders dachte als heute), nämlich einer die Monopole grundsätzlich verbietet, wäre es nie so weit gekommen. Auch die damaligen Investoren, die nicht viel anders gehandelt haben als unsere modernen Bankster, haben entscheidend zu dem Problem beigetragen. Letztlich war es Gier die beinahe zum Kollaps geführt hat. Diese Gier wird ganz besonders stark von Neoliberalismus angeheizt. Daher ist es für mich ein Beweis dafür, dass der Neoliberalismus kein praktikables Konzept ist.
Ein freier Markt, in dem der Staat nicht viel mehr als Eigentumsrechte durchsetzt und korrekten Zahlungsverkehr gewährleistet, werden sich höchst wahrscheinlich schnell Oligopole/Kartelle/Monopole bilden weil dadurch der Gewinn gesteigert wird.
Was hat die beschriebene Situation mit Neoliberalismus zu tun? Weder Staatsmonopole noch Unterstutzung einzelner letztlich durch die Nationalbank sind Teil dieses Konzepts.
Das System des heutigen Neoliberalismus funktioniert mit der indirekten Lenkung und Ausdehnung der staatlichen Gesetzgebung zugunsten der Grossunternehmung und damit zugunsten der Monopolbildung. Obwohl das Wort Liberalismus darin vorkommt, hat es herzlich wenig damit zu tun, sondern ist treffender als Vetternwirtschaft (crony capitalism) zu bezeichnen.
Ich benutze nicht die ursprüngliche Bedeutung des Neoliberalismus. Ich benutze die negative neue Konnotation die den freien Markt ohne Regeln kritisiert.
Wie von Ihnen beschrieben: „Ein freier Markt, in dem der Staat nicht viel mehr als Eigentumsrechte durchsetzt und korrekten Zahlungsverkehr gewährleistet, werden sich höchst wahrscheinlich schnell Oligopole/Kartelle/Monopole bilden weil dadurch der Gewinn gesteigert wird.“
Das ist richtig. Dafür steht nach neuer Deutung der Neoliberalismus ein, also indirekt für den Neofeudalismus. Reine Definitionssache also.
@Josef Anton
Ok, einverstanden was Vetternwirtschaft betrifft. Auch die Rettung der UBS gehört wegen dem fehlenden Eigenkapitalschnitt dazu, je nach Sichtweise auch die Euro-Untergrenze.
Die Begünstigung von Mono-/Oligopolbildung sehe ich allerdings genau umgekehrt, wird begünstigt durch Laisser-faire und Deregulation. In der CH z.B. die Übernahmen von SVB und SBV, Ciba+Sandoz=>Novartis, das Verschwinden vieler Teilnehmer im CH-Telekom-Markt, diverse Übernahmen im Versicherungsbereich (auch wenn die Marken weiter existieren), etc.
Auch die Probleme im internationalen Finanzbereich sind verursacht durch zuwenig Regulation und nicht zuviel (Abschaffung Glass-Steagal, Nicht-Regulation CDS und Konsorten, nachträgliche Korrektur Rechtsprechung zugunsten von xMBS-Besitzern, etc).
@ Urs
Von Laisser-faire zu sprechen ist eine eher fragwürdige Proposition bei der massiven Zunahme in Umfang und Anzahl von Regulation. Es ist richtig, dass in einzelnen Bereichen „dereguliert“ wurde, jedoch hauptsächlich dort, wo dies den monopolistischen Unternehmen Vorteile bot, wie z.B. auch die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen. Ansonsten werden Regulierung von den Grossunternehmen dazu benutzt, sich unangenehmer Konkurrenz zu entledigen, denn durch ihre Lobby-Aktivitäten sind sie sehr wohl in der Lage, die Gesetzgebung zu ihrem Vorteil zu beeinflussen. Das hohe Ausmass von Regeln wirkt ebenfalls wettbewerbsbehindernd, da der Aufwand für einen Kleinbetrieb gegen einen Monopolisten anzutreten, dadurch massiv hochgeschraubt wird. Die Grossunternehmen lieben die stark regulierte Demokratie, da sie dadurch via staatlicher Erlasse ihre Monopole schützen können.
Sämtliche Beispiele fanden vor der Krise statt. Wollen Sie tatsächlich behaupten, dass damals die Regulierungsdichte zunahm, oder dass die Fusionen der Konkurrenz förderlich waren?
@Anton
Ich würde mal sagen, man muss Regulierungen regelmässig an die Situation anpassen. Verändert man sie jahrelang nicht, suchen sich die Unternehmen ganz automatisch Grauzonen bzw. es entstehen neue gefährliche Situationen. Dadurch kann man durchaus von laissez-faire bei der Regulierung sprechen, auch wenn dies real nur bedeutet, dass keine Veränderungen bei der Regulierung statt fanden. Umgekehrt ist es dabei natürlich auch wichtig, alte sinnlos gewordene Regeln abzuschaffen. Sonst würde es mit der Regulierungswut gar nicht mehr aufhören.
Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass ihr Vorwurf der Vetternwirtschaft besser zutrift als laissez-faire. Damit wären wird dann aber faktisch schon im beginnenden Neofeudalismus..
Beim Tagi ist immer der Markt Schuld 🙂
Aber in diesen Fall war keiner von die genannte Akteure schuldig. Das Imperium von Hr. Krüger war überlebensfähig und das Rettung hätte gelungen, wurde Krüger nicht genau im „richtigen“ Moment ermordet. Die Mörder haben das Gerücht verbreitet, Krüger hatte fälschte Wertpapiere im Tresor, die sensationslustige Presse hat mitgeholfen. Personen und Banken die nahe am Krüger standen (z.B. sein eigenen Rechtsanwalt) enorme Gewinne gemacht und wahre Finansdynasien von die Bäute gegründet.
Aus meiner Sicht haben Sie volkommen recht. Nur ein Punkt stimmt nicht: Herr Merz hatte weder das Wissen noch die Weitsicht die Rettung der UBS aufzugleisen und die Folgen zu erkennen. Immerhin sagte er zu dem von Fachleuten erarbeiteten Plan nicht nein.
Es gibt noch ein zweites Beispiel, wobei diese Einzelperson nicht die Währung seines Landes ruinierte, sondern die Regierung davon abhielt, der Euro-Zone beizutreten: George Soros und das britische Pfund, remember? Unglaublich, wie viel Macht einzelne Menschen manchmal haben können! Das sollte zu denken geben!
Das ist halt die Kehrseite der Medaille aller kapitalistischen Systeme. Niemand kontrolliert Kapitaljongleure, Parabanker, Multis und den System-Geldadel. Wenn z.B. wir FuE-Ingenieure etwas entwickeln oder erfinden, das unsere Wirtschaft über den Haufen zu werfen droht, oder gar Steuern gefährdet, sind sofort die Geheimdienste zur Stelle und beenden den Spuk. Ärzte und Anwälte werden von ihren Standesorganisationen kontrolliert, Banken und Medienschaffende von Aufsichtsbehörden.