Wann gehen endlich die Zinsen rauf?
Wann gehen endlich die Zinsen rauf? Der neuste Konsens deutet darauf hin, dass das Fed im März 2014 mit dem sogenannten Tapering beginnen wird. Tapering bedeutet, dass die US-Zentralbank (Fed) den Aufkauf von Hypothekenpapieren (Quantitative Easing) drosselt und damit die Zinswende langsam einleitet.
Ist März 2014 realistisch? Niemand weiss es, nicht einmal das Fed selbst. Aber es gibt ein starkes Argument dagegen, das sich in einer einzigen Grafik zeigen lässt. Sie sieht so aus:

Die Grafik zeigt, wie lange es nach der letzten grossen Finanzkrise der USA gegangen ist, bis die Verschuldung wieder auf ein verträgliches Niveau reduziert wurde.
Man kann dabei vier Phasen unterscheiden:
- Von 1929 bis 1933 stieg die Privatverschuldung (Household und Corporates) steil an. Es war die Zeit der Grossen Depression, als die Wirtschaft um 25 Prozent schrumpfte und die Realzinsen wegen der Deflation in die Höhe schossen.
- 1933 kam mit der Sanierung des Bankensystems und der Abwertung des Dollars die Wende. Die Erholung war ausserordentlich kräftig, die Realzinsen sanken schnell. Die Staatsschulden stiegen von 20 auf 40 Prozent des BIP.
- 1941 traten die USA in den Zweiten Weltkrieg ein. Dank der schnell wachsenden Militärausgaben herrschte bald Vollbeschäftigung. Am Ende des Krieges war der Privatsektor weitgehend entschuldet. Dafür explodierten die Staatsschulden.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg reduzierte der Staat seine Schulden, indem er die Realzinsen über längere Zeit niedrig hielt. In den späten 1950er-Jahren waren die Schulden wieder unter dem Niveau von 60 Prozent des BIP. Die Tiefzinspolitik wurde aber bis Ende der 1970er-Jahren beibehalten.
Wo stehen die USA heute? Die Wende ist geschafft, aber die Entschuldung macht nur langsam Fortschritte. Anders als 1933–36 ist das Wachstum seit der Überwindung der Rezession schwach geblieben (Quelle: Business Insider, 23. September 2013):

Der Weg zurück in normales Territorium ist also noch weit. Und weil ein Abbau der Schulden nur möglich ist, wenn das nominale BIP-Wachstum höher ausfällt als das nominale Zinsniveau, wird das Fed noch lange kein Interesse daran haben, die langfristigen Zinsen ansteigen zu lassen. Die Hoffnung auf eine baldige Zinswende ist deshalb aus meiner Sicht völlig unrealistisch.
36 Kommentare zu «Wann gehen endlich die Zinsen rauf?»
Wann gehen die Zinsen rauf? Die Antwort ist einfach. Gar nicht. Bis zum Totalcrash jedenfalls nicht. Denn gehen die Zinsen rauf, geht es überall nur noch runter. Und wer gewählt werden will, wird diesen Schritt meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wetten
Kommentar March Toni – Unsinn
Begründung: Die USA werden die Zügel der Weltwirtschaft weiterhin stark im Griff haben. Mit kontrollierter Inflation werden Sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und so Arbeitslosigkeit weiter drücken kann. Bis das richtig greift, wird Yellen grosszügig Geld in den Markt fliessen lassen. Dabei spielt das nachmalige Abschöpfen zu grosszügiger Liquidität eine untergeordnete Rolle, da Inflation grundsätzlich das kleinere Übel darstellt. Die kurzfristigen Zinsen bleiben auf lange Zeit tief.
Euroraum:
Kurzfristige Zinsen bleiben auf lange Zeit tief.
Schweiz:
Kurzfristige Zinsen blieben auf lange Zeit tief-vergleichbar mit Japan (20Jahre quasi bei Null)
Immobilienpreise werden explodieren . Staatliche Massnahmen sehr wahrscheinlich.
Die Zinsen steigen noch lange nicht. Es ist zwar extrem viel Geld vorhanden, dieses steckt aber im Treasury Markt, im Aktien Markt, im Haeuser Markt, im Luxus und Kunst Markt doch nur nicht in der Staatskasse.
und man kann den alten Leuten noch lange das Geld aus der Tasche ziehen mit tiefen Zinsen, die ihnen kaum ein Ueberleben erlauben….
Meine Meinung ist daß die Schulden überhaupt nicht zurück gezahlt werden und daß die G8 Staaten schon längst hinter den Kulissen Vorkehrungen getroffen haben. Es wird zu einer Weltwährungsreform kommen. Dabei wird man zum Goldstandard zurück kehren. Die nächste Weltwährung wird der Yuan. Der reformierte US $ wird auch eine Rolle spielen. Der € wird zerbrechen und die ehem. EU-Staaten zu ihren ursprünglichen Währungen zurück kehren. Allerdings wird Deutschland keine Rolle mehr als Weltwirtschaftsmacht spielen weil der Export einbrechen wird, die DM nicht mehr die ursprüngliche Kraft haben wird und Deutschland in Betracht der Sonderziehungsrechte des Währungskorbs, der aufgrund des Goldbestands in den Nationalbanken der jeweiligen Weltwährungen, keine Rolle mehr spielen wird. Darauf deutet auch die Weigerung der USA hin die Goldbestände Deutschlands zurück zu geben die wahrscheinlich schon längst zur Teilbegleichung der Staatsanleihen nach China verbracht wurden.
Interessante These
Auf welche Informationen stützen Sie sich? Ohne Hintergründe und Belege bleibt das eine blosse Behauptung.
Gemäss US Debtclock machen die US Zinszahlungen pro Jahr mit rund 2.7 Bio $ knapp 17% des US BIP aus – auf die Gesamtverschuldung der USA inkl. Privater Haushalte und allem von heute knapp über 60 Bio $ macht das eine Verzinsung von rund 4.5%.
Ein Prozent Zinserhöhung würde für das die Regierung 5% des jährlichen Budgets ausmachen – und wenn man sich erinnern mag an die verzweifelte Suche nach Einsparungen Ende 2012 und neulich wieder ein paar Minuten vor dem Konkurs, dann kann man sich in etwas vorstellen wie unrealistisch Zinserhöhungen sein werden.
Kein Wunder verlustiert sich das marodierene Grosskapital zur Zeit mit Finanzwetten aller Art im Schattenbanking oder es wartet in der Karibik auf seine Chancen — aber an der Zinsfront gibt es auch in naher Zukunft nicht viel zu holen, dafür sind die Sparkassen und Haushaltsersparnisse schon viel zu dürftig gepolstert.
Man schätzt dass inzwischen 3/4 der baren US$ im Ausland angelegt sind. Eine Erhöhung der Leitzinsen könnte in den USA schnell zu der gewünschten Inflation führen und damit zum Abbau der Schuldenlast führen, wenn das Geld infolge höherer Zinsen in das Land zurück kehren würde. Da die USA noch immer als sicherer Ort für Anlagen gilt, hätte eine Zinserhöhung vielleicht eine insgesamt günstigere Wirkung als hier angenommen wird.
Ast: Bin mir nicht so sicher, ob dieser Trick funktionieren wird – da nämlich die Net International Investing Position (NIIP) dr USA mittlerweile netto bei über minus 4.5 Billionen $ ist – die höchste der Welt.
Geld kann nur zurückkehren, dass auch Amis resp. deren Firmen gehört – hier gehören aber die USA zunehmend Ausländern – und der Staatshaushalt würde durch eine Zinssteigerung noch viel mehr belastet.
.
Hätten die USA immer noch eine positive NIIP könnte diese Methode funktionieren, aber so glaube ich nicht!
Inflation kann mE nur über die Löhne ausgelöst werden, sodass diese in der Folge und auf lange Sicht automatisch auf die Nominalzinsen durchschlägt. Je nach Intensität könnten südamerikanische Verhältnisse entstehen. Ob dann allerdings die Investoren kommen ist nich so sicher. Abgesehen davon braucht es eine Umkehr des jahrzehntelangen chronischen Leistungsbilanzdefizits; dazu ist man ja auf dem Weg mit der Rohstofförderung.
das grundproblem ist eine ökonomie, welche auf nicht naturwissenschafltichen axiomen basiert. das höchste der gefühle für die sogenannten „wirtschaftwissenschaften“ ist ein kräftiges wirtschaftswachstum. eine naturwissenschaftliche tatsache ist aber, dass unser planet nicht wächst, die ressourcen endlich sind. das gegenwärtge system verlangt aber ein exponentielles wachstum, ein unwissenschaftliches nicht nachhaltiges axiom. solange die ökonomie in diesem denkschema gefangen bleibt, solange wird unsere gesellschaft je länger desto mehr von einer krise zur anderen schlitteln; u.a auch mit diesen tiefzinsen, nur um noch mehr wachstum zu generieren. wir benötigen kein wachstum, im gegenteil. arbeit hätte es trotzdem zur genüge, vorausgesetzt das geld wird endlich gerecht verteilt. liebe ökonomInnen, schliesst euch kurz mit uns naturwissenschaflterInnen, hört endlich auf uns und reitet den planeten nicht noch mehr in den abrund!
@Julie Müller
Es scheint mir nicht nur ein wissenschaftliches Problem vorzuliegen, sondern eine geradezu grandiose Schockstarre in der die globale Gesellschaft sich nun schon seit geraumer Zeit befindet. Als sich schon im letzten Jahrhundert abzeichnete, dass dieses System unmöglich funktionieren kann – flüchtete man sich auf der „linken“ Seite noch in die Illusion, dass es der Ostblock oder die aufstrebenden postkolonialen Nationen besser machen würden und auf der rechten Seite konnte man bei jedem „Systemfehler“ darauf hinweisen, dass es uns doch verglichen mit den anderen „wunderbar“ geht. Nachdem nun seit gut 25 Jahren die Pseudoalternative weggefallen ist – flüchtete man sich auf der „linken Seite“ wiederum in die „neue Sozialdemokratie“, welche den Neoliberalismus quasi verbal bekämpfte – aber tatsächlich ihm erst zum Erfolg verhalf. Auf der rechten Seite wiederum schwenkte man ins übliche Schema von „not in my backyard“, „Besitzstandswahrung“ und ominöse Verschwörungstheorien a la „der Kapitalismus hat keine Fehler – er mutierte einfach zum Sozialismus“. Unsere Welt ist nun nicht mehr gespalten in einen West- und Ostblock, sondern in eine Welt von Have und Havenots auf multiplen Ebenen und beide ausgedienten Politvorstellungen (Rechts und Links) sind einfach nur an der Besitzstandswahrung gegenüber denen interessiert, die weniger als sie selber haben. Ich wüsste beim besten Willen nicht – wie die Naturwissenschaften diese menschliche Komödie – beenden könnten. Aber vielleicht (ich hoffe es sogar) belehren Sie mich eines Besseren.
Unsere Wirtschaftsform ist auf Wachstum angelegt. Das ist gar nicht so schlecht. Die Schwellenländer profitieren von diesem ökonomischen „Naturgesetz“, dass Wachstum alles besser macht. Dort wo es kaum noch Wachstum gibt, muss man sich halt bescheiden und lernen mit der Stagnation zu leben. Das muss gar nicht so schlimm sein wie viele meinen.
@Martin Holzherr
„…muss man sich halt bescheiden und lernen mit der Stagnation zu leben.“ – Die finale Antwort der „am warmen Kamin hockenden Marktjünger“ an die Abermillionen in Europa, Amerika und Japan, die nicht wissen wie es weitergehen soll: „Dein neuer „Job“ ist jetzt Bescheidenheit – ein anderer profitiert sicher irgendwo davon, dass du halt ausgemustert wurdest..“ Wahrlich Herr Holzherr – ein Hoch auf die „Internationale Solidarität“ – so wie es die Kapitaleigner verstehen.
Die logische Antwort der Masse: Besitzstandswahrung! Und damit wären wir wieder beim oben zitierten Dilemma…
O doch, geehrter Herr Ueli. Wir Naturwissenschaftler könnten in der Tat „… diese menschliche Komödie (-) beenden …“, wenn wir denn die Bücher, in die wir tagtäglich starren und die für uns einen ähnlichen Status haben, wie für andere die Bibel, neu schreiben würden. Wir würden alsbald ein neu-altes Organisationsprinzip entdecken.
Anders betrachtet: Diese Lebensweise ist nur mit der heutigen Organisationsform durchführbar (Hypes führen zu Konsum). Immerhin steigern wir so exponentiell die Entropie – die Materielle wie auch die Gesellschaftliche (der Konsum führt zur Verbrennung – Konsum führt u.a.a. zu Neid, welcher wiederum zur Vereinsamung führt). Somit ist die kollektive Intelligenz der heutigen Menschenmasse etwa jener eines Virus‘ gleichzusetzen.
Stagnation ist wohl zutreffend je nachdem von welchen Zahlen man ausgeht. Gemäss den seit 1995 historisch korrigierten Zahlen von John Williams von Shadow Stats befindet sich die USA derzeit in einer Rezession. Ich vermute einmal, dass diese besondere Art von verdeckelter Stagnation die Spitzeneinkommen weniger betfrifft, weshalb man in den obersten Etagen bereits Frühlingsgefühle verspürt und nach unten die Parole zum Durchhalten vergibt (sofern dort unten bei Lebensmittelmarken und fehlendem Login in die Krankenkasse noch jemand zuhört was die Chefs versprechen und lobhudeln.
@Samuel Müller
Lieber Herr Müller – es ist ja schön, dass Sie ein so grosser Fan der „Entropie“ sind und die kollektive Intelligenz der heutigen „Menschenmasse“ mit der von einem Virus gleichsetzen – aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Beitrag tatsächlich aufzeigt, dass Naturwissenschaftler hier weiterhelfen können. Aber der Versuch muss freilich gewürdigt werden.
Geehrter Herr Ueli (11:58, 3.12.), versuchen Sie des öfteren eine mathematische Gleichung, die 4 Unbekannte aufweist, mit nur 2 Hilfsgleichungen zu lösen?
Im Beitrag fehlt aber ein wichtiger Aspekt. Allein die Erwähnung des Worts „Tapering“ löste bereits einiges im Aktienmarkt und beim Zinsniveau der Staatsanleihen aus. Schlussfolgerung: die FED hat die Zinsen nicht wirklich im Griff sondern erzeugt lediglich durch ihre Massnahmen eine „Drohkulisse“, welche die Zinsen tief hält. Sobald jedoch diese Drohkulisse versagt geht es rund.
Was ist besser, Zinsen auf Sparkapitalien (inkl. PK Kapitalien) zu erhalten und gleichzeitig eine Inflation, die bisher i.d.R. mind 1% höher als die Zinsen war, in Kauf zu nehmen? Die „Beschissenen“ sind so oder so die letzten in der Kette, die Sparer und die Konsumenten!
Der tägliche Betrug am Sparer und Rentner geht weiter, zugunsten der Schuldner, ob privat oder staatlich. Ob USA, EU oder Schweiz. Dazu boomen die Immobilien und die Börsen. Warum sollte man dieses Spiel mit Zinserhöhungen beenden? Es geht weiter – bis die Blase platzt, in spätestens 5 Jahren. Der Betrug an Sparern, Rentnern und andern Gläubigern wird dann total sein.
BIP Wachstum allein garantiert noch lange keine Budgetüberschüsse; solange die Defizite nur reduziert werden wachsen die Schulden immer noch, einfach weniger schnell. Da die USA nach dem Krieg bis in die 50er eine wahre Steuerhölle waren gab es auch keine Defizite und die Entschuldung war einfach.
Die Basis für die Schuldenexplosion hat Reagan in den 80ern gelegt mit einer Hochzins- und gleichzeitiger Steuersenkungspolitik mit dem Zweck das Wettrüsten mit den Sowjets voranzutreiben und gleichzeitig den Sozialstaat zu schleifen. Dies ist ihm voll gelungen, die Sowjets konnten nicht mithalten und Reagan wird dafür in der Ahnengalerie geadelt. Der Preis dafür ist allerdings nicht zu unterschätzen.
Interessante Statistiken. Wer kann helfen, die Schlussfolgerung zu verstehen?
Warum muss für den Schuldenabbau das BIP-Wachstum höher als die Nominal-Zinsen sein?
Etwas vereinfacht gesprochen:
Das BIP Wachstum erfolgt u.a. durch Investitionen, die mit Kredit (inkl. Zinszahlung als Kosten) finanziert.
Neben dem Kredit, der als Schuld zurückbezahlt werden muss, erfolgen auf die Schuld ja auch Zinszahlungen.
Wenn ich eine Kapitalschuld eingehe, mit diesem Guthaben Investitionen tätige, sollte ich mit den Produktionserträgen aus der Investition ja mindestens die Zinsen der Schuld zahlen können, bevor ich daran denken darf, auch die eigentliche Schuld zurückzubezahlen.
Ist nun das BIP Wachstum („Produktionserträge“) kleiner als die nominalen (eigentlicher, realer Zins PLUS Inflation) Zinsen auf das Kapital, welches zum BIP Wachstum benötigt wird, kann faktisch kein Schuldenabbau erfolgen, weil ja nicht mal die Zinsen (inkl. Zinseszins) bezahlt sind.
Danke!
Ich denke, dass kann man mit privaten Schulden vergleichen. Um die Schulden und Schuldzinsen zurück zuzahlen, muss man zusätzlichen Einkommen generieren (z.B. Lohnerhöhung) ansonsten eine Entschuldung nicht möglich ist.
Auf Staatsebene muss somit das BIP wachsen um zusätzliche „Erträge“ zu erziehlen mit welchen neben den Zinsen die Schulden abgebaut werden können.
Beide grössen sind hier nominal angegeben (Zinsniveau und BIP-Wachstum), damit sie vergleichbar sind. Würde, meines Erachtens, genau gleich gehen wenn beide grössen „real“ (also Nominal minus Inflation) sind.
Ist das Wirtschaftswachstum kleiner als die Nominalzinsen, wachsen die Schulden schneller als die Wirtschaft, werden also im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung immer höher.
Man kann das ungenügende Wirtschaftswachstum als Bremse für Zinserhöhungen sehen, ich sehe vor allem auch die Staatsverschuldung vor allem in den USA als Bremse für Zinserhöhungen: Bei einem Budgetdefizit von über 10 Prozent, und einer Staatsverschuldung von über 100 Prozent, bedeutet jeder Zinsbasispunkt mehr als ein zusätzlicher Defizitbasispunkt.
Mit Ausnhame der Finanzbranche ist die Verschuldung der US Wirtschaft tief, höhere Zinsen sind kein Problem für die Unternehmen. Höhere Zinsen sind vor allem ein Problem für den Staatshaushalt und in den USA auch die verschuldeten Konsumenten. Die QE Massnahmen dienten der Entlastung der Bankbilanzen (die Hoptheken wandern von der Bankbilanz in die Bilanz der Notenbank, die Bank kann andere Schulden zurückzahlen, die Bilanzsumme reduzieren, bei gleichbleibendem Eigenkapital also den Eigenkapitalanteil erhöhen, oder anders formuliert, den Hebel reduzieren. Tiefe Zinsen helfen nicht der Finanzbranche, lassen im Gegenteil der Margen einbrechen, sie helfen den verschuldeten Staaten und den verschuldeten Konsumenten.
Der Deleveragingprozess ist bei den US Banken, (bzw. bei den grossen globalen Banken) schon ein ganzes Stück weit erledigt, also gibts wenig Gründe, für weitergehende QE Massnahmen. Die Staatsverschuldung ist aber sogar noch weiter angewachsen, der Staat hat über Jahre horrende Defizite und damit neue Schulden angehäuft, darum teile ich Ihre Meinung: Zinsanhebungen liegen noch in weiter Ferne.
Danke!
„Warum muss für den Schuldenabbau das BIP-Wachstum höher als die Nominal-Zinsen sein?“
Nicht unbedingt, man kann auch die Steuern erhöhen. In den USA wäre das sehr gut vorstellbar, wo ja sogar einige der Supereichen sich lustig über ihren niedrigen Steuerfuss machen. Im weitern könnte die USA bei ihren eigenen Steuerparadiesen abräumen und die Steuerflucht ihrer Grosskonzerne eindämmen.
Es wird hier einzig eine Art der Liquidation von Ungleichgewichten (Krediten) dargestellt, welche darauf basiert, dass Schulden zurückgezahlt werden. Die Frage der Kapazität, Schulden auch wirklich zurückzahlen zu können wird von Oekonomen ignoriert, da dies ihre Modelle nicht nachvollziehen können.
Eine weitere Möglichkeit das Kreditvolumen zu reduzieren besteht darin, dass nicht rückzahlbare Schulden abgeschrieben werden und der Risikoträger (Kreditor) dadurch die Kosten seines Risikos auch selber trägt. Dieses Vorgehen entspricht marktwirtschaftlichen Regeln.
Die gegenwärtigen und ursprünglich als notfallmässig betitelten Massnahmen der Zentralbanken widersprechen dem Prinzip der Freien Marktwirtschaft, und produzieren dadurch die Institutionalisierung des sogenannten „Moral Hazards“ oder in den Worten der US Armee „in order to save the village, we had to destroy it“ (um das Dorf zu retten, mussten wir es zerstören).
Schulden werden nie endgültig abgeschrieben, es sei denn, der Schuldner existiert nicht mehr.
Bei einer erfolglosen Betreibung gibt es einen Verlustschein, die Forderung und die Schuld besteht also weiterhin. Nur bei einem Konkursverfahren über eine juristische Person gehen Forderungen/Schulden endgültig unter, und einzig, weil der Schuldner nicht mehr existiert. Ansonsten verändert ein Verlustschein einzig die betreibungsrechtliche Geltendmachung der Schuld.
Geldschulden sind Gattungsschulden. Nicht bestimmte Banknoten oder Münzen sind geschuldet, sondern irgendwelche dieser Qualität (Währung) und Quantität (Betrag). Darum ist die Erfüllung einer Geldschuld nie objektiv unmöglich.
Beim Begriff „abschreiben“ geht es darum, den Wert der Forderung der zweifelhaften Erfüllung anzupassen: Abschreibung von Forderungen vermindert den buchhalterischen Wert der Forderung, vielleicht bis auf Null, die Schuld besteht aber nach wie vor zu 100 Prozent.
Sie meinen also, man müsste mehr Schuldner pleite gehen lassen, nach Ihnen am besten unkontrolliert, einfach dicht machen und alles wegschmeissen, auch das, was durchaus nützlich ist. Wo wären wir heute, wenn wir die Banken nicht gerettet hätten? Ich weiss, Sie sagen, alles wäre besser, der Markt hätte korrigiert, ich sage, es wäre noch immer dunkel, Bürgerkrieg, Anarchie und Chaos, denn mit den Banken wären sämtliche Grossbetriebe pleite gegangen (alleine weil sie die Löhne nicht hätten bezahlen können: Ist die UBS in Konkurs, kann Nestle ab dem Konto bei der UBS, selbst wenn da ein Guthaben von Nestle steht, die Löhne nicht bezahlen: Die Zahlung der UBS wäre eine Gläubigerbevorzugung aus Sicht der konkursiten UBS. Sind alle Banken pleite, kann niemand mehr Löhne zahlen, zahlt niemand Löhne, kommt niemand arbeiten, wenn niemand arbeitet, gibts keine Wirtschaftsleistung.
Dunkel, Ende, Aus!
Be careful what you wish for!
Bitte nicht übertreiben. Keine Firma ist so blöd sich mit einer einzigen Bankverbindung ein Klumpenrisiko zu halten. Der Zahlungsverkehr einer Pleitebank könnte problemlos von der Notenbank übernommen werden wie auch alle Grossbanken problemlos als Filialen der Zentralbank fungieren könnten, was sie ja faktisch als Staatsbetriebe jetzt schon tun.
Ich habe geschrieben, wenn alle Banken pleite sind, und dies passiert auf Grund eines Dominoeffektes bereits, wenn einige der grössten Banken pleite sind.
Allenfalls könnte eine Zentralbank Zahlungen für Grosskonzerne abwickeln. Sie müsste diese dann wie Banken behandeln (Die Zentralbank schreibt Nestle ein Giroguthaben gut und belastet eine Rückzahlungsverpflichtung). Aber wie bezahlt die CH Natrionalbank den Lieferanten in Zentralafrika? Wo sind die Bancomaten? Wie werden Überweisungen getätigt und wo gutgeschrieben?
Konkursite Banken können auch nicht als Zahlstellen verwendet werden, alle Aktiven eines Konkursiten sind gesperrt, es liegt in der Natur des Konkurses, dass nicht gezahlt werden kann. (Nur mit Konstruktionen wie Chapter 11, kann die Zahlungsfähigkeit eines Konkursiten erhalten bleiben). Ich meine, jedes Wirtschaftssubjekt müsste dann ein Konto bei der Zentralbank eingeräumt werden, um dies zu Verwalten, müsste die entsprechende Software gebaut, das Personal rekrutiert, die ganzen Abläufe aufgebaut werden. Dazu müssen Gestze geändert werden usw usw. Das dauert viel zu lange.
Von mir aus sind sie jetzt faktisch nur noch Zahlstellen der Notenbank. Das geht, weil sie faktisch existieren. Konkursite sind faktisch tot, existieren faktisch nicht mehr. Es wird nur noch Restverwertung gemacht. auch aus einem Toten kann noch Zahngold geholt werden, was nichts daran ändert, dass er tot ist.
Damit die Schulden verschwinden, reicht es nicht, dass der Gläubiger diese abschreibt, der Schuldner muss verschwinden, damit die Forderung und die Schuld untergeht.
Einzige Alternativ zur Rettung der Banken wäre die Verstaatlichung gewesen, ein sicher grundsätzlich möglicher Weg, die Banken hätten weiter funktionieren können.
Aber das wäre noch weniger in der Richtung, in die „Seppetoni“ gehen will. „Seppetoni“ passt wunderbar in einen Punkblog: „I wanna destroy!“