Bessere Eurodaten aus schlechten Gründen

(Keystone)

Was steckt hinter dem Exporterfolg der Euro-Peripherieländer? Im Bild: Ein Frachter im Hafen von Piräus. (Keystone/George Christakis)

Die Eurozone verzeichnet wieder Wachstum und die Peripherieländer sind erfolgreich im Export, so lauten die jüngsten Positivnachrichten. Die Geschichte dahinter ist weniger erbaulich.

Die Eurozone ist im technischen Sinn der Rezession entronnen, so die positive Nachricht schon im Sommer. Dafür reicht ein positives Quartalswachstum, wie tief es auch immer ist und wie lange die Rezession auch immer gedauert hat.

Zum ersten Mal seit zwei Jahren ist das Bruttoinlandprodukt der Währungsunion im zweiten Quartal wieder gewachsen – wenn auch nur um 0,3 Prozent aufs Jahr hochgerechnet. Im direkten Jahresvergleich ist das BIP noch immer um 0,5 Prozent geschrumpft und die Arbeitslosigkeit in Europa bleibt in der ganzen Eurozone auf rekordhohen 12 Prozent, in Spanien auf 26 Prozent und in Griechenland auf 28 Prozent. Die Eurozone braucht sehr viel höhere Wachstumsraten, um nur schon den Einbruch der letzten Jahre wettzumachen.

Die Frage ist daher, wie wahrscheinlich solche Wachstumsraten sind. Die Antwort ist enttäuschend. Geliefert hat sie der Internationale Währungsfonds in seinem World Economic Outlook in Box 1.3. Nebenbei: Die Boxen in diesem halbjährlichen Bericht sind ohnehin immer eine spannende Lektüre.

Von der Binnennachfrage ist vor allem in den leidenden Peripherieländern kein Wachstum zu erwarten. Das verhindern die hohe private Verschuldung, die Sparmassnahmen der Regierungen, die eingeschränkten Kreditvergabe der schwachen Banken und nach wie vor hohe Zinsen. Die ganze Hoffnung liegt für diese Länder im Export. Eine Abwertung der Währung ist gewöhnlich eine bewährte Massnahme, um hier Erfolg zu haben. Doch das geht angesichts der Gemeinschaftswährung nicht. Bleibt die innere Abwertung über tiefere Kosten.

Und siehe da: Genau darin scheinen die gebeutelten Peripherlieänder Erfolg zu haben, wie folgenden Daten glauben machen können. Beginnen wir mit der folgenden Grafik aus der IWF-Studie:

Current Account

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Leistungsbilanz von Deutschland (DE), Irland (IE), Spanien (ES) Portugal (PT) und Griechenland (GR) seit dem bestehen der Eurozone. Wie deutlich wird, haben die Peripherieländer die Defizite, die bis zur Finanzkrise drastisch angewachsen sind, wieder deutlich verringern können, Irland verzeichnet sogar Leistungsbilanzüberschüsse. Deutschland hat – ausser zu Beginn des Eurozeitalters – ohnehin immer hohe Überschüsse verzeichnet.

Eine Exportzunahme ist tatsächlich einer der Gründe für die Verbesserung der Leistungsbilanz, ein anderer geringere Importe als Ergebnis der erwähnten schwachen Binnennachfrage. Und schaut man sich den Grund für den Exporterfolg an, sind in den Peripheriländern tatsächlich die Kosten gesunken – gemessen an den für den internationalen Wettbewerb wichtigen Lohnstückkosten.

Damit zur ersten Ernüchterung. Schauen wir uns aus dem IWF-Bericht die Grafik an, die zeigt, welche Exporte zwischen 2008 und 2012 aus den bezeichneten Eurloändern gewachsen sind:

Wachstum Exportnachfrage

Wie klar wird, ist das Exportwachstum in die übrige Welt (ROW: Rest of World) der Treiber (blaue Balken). Die Exporte an die übrigen Mitglieder der Währungsunion ist geschrumpft. Im Vergleich zur Grafik oben werden hier noch die Länder Frankreich (FR) und Italien (IT) abgebildet.

Diese Entwicklung kann nicht nachhaltig sein, da der Rest der Welt nicht auf Dauer bereit ist, gegenüber der Eurozone Defizite zu verzeichnen, was nur die Kehrseite der europäischen Überschüsse ist. Auf diesem Hintergrund sollte auch klar werden, warum der gegenwärtige schwache Dollar – bzw. der umgekehrt starke Euro – für die Eurozone eine besondere Gefahr darstellt.

Die Daten zeigen, dass es innerhalb von Europa keine Entwicklung hin zu einem Ausgleich der Aussenhandelsströme kommt. Einmal mehr stellt der IWF daher fest, die klassischen ÜbeRschüss-Länder – gemeint ist vor allem Deutschland – sollten ihre Binnenwirtschaft stärken, um mehr Produkte aus den Defizitländern zu kaufen::

«Meanwhile, growth in surplus economies should be more domestically driven. Stronger domestic demand in surplus economies is critical to support stronger demand in the euro area as a whole and help sustain a rebound in exports from deficit economies.»

Ein frommer Wunsch.

Nun zur zweiten Ernüchterung:

Die tieferen Lohnstückkosten in den Peripherieländern sind leider nicht Ausdruck einer strukturellen Verbesserung, sondern Folge der Krise: Sie gehen hauptsächlich auf eine deutlich höhere Produktivität zurück und die ist nur gestiegen, weil das Bruttoinlandprodukt in den Peripherie nicht gleich stark abgenommen hat wie die Beschäftigung. Wenn weniger Beschäftigte mehr Güter herstellen, sinken die Kosten pro Stück. Das ist alles. Der «Erfolgsfaktor» ist also vor allem der dramatische Anstieg der Arbeitslosigkeit. Auch das ist keine nachhaltige Entwicklung. Wie der IWF zeigt, sind die Löhne kaum zurückgegangen.

Die Verbesserung der Aussenhandelsposition der Peripherieländer ist letztlich nur zyklisch, das heisst durch die Krise bedingt. O-Ton IWF:

How much of the current account adjustments in the euro area will be lasting? In other words, does the adjustment reflect mainly structural improvements or just cyclical factors driven by the large increase in output gaps? A method building on the IMF’s 2013 External Balance Assessment analysis suggests that cyclical factors explain a significant share of the current account reversals in these economies (especially in Greece and Ireland), whereas the impact of measured structural factors (potential output, demographics, and the like) has generally been modest except in a few countries, including Germany.

Der IWF kommt daher zum Schluss, dass sich die Aussenhandelsposition der geschwächten Länder mit einer verbesserten Wirtschaftslage und einer tieferen Arbeitslosigkeit sogleich wieder verschlechtern würden. Um mit den eigenen Produkten international nachhaltig wettbewerbsfähig zu werden, müssten die Peripherieländer ihre Preise sehr viel stärker senken.

Ein struktureller Wandel hin zu tieferen Preisen und einer deutlich höheren Wettbewerbsfähigkeit hat in den Peripherieländern kaum stattgefunden. Am besten kommt hier Deutschland weg, doch das verschärft das Problem für die Peripherieländer im Aussenhandel noch zusätzlich.

Kurz: Die interne Abwertung funktioniert nicht. Eine Lösung für die Eurokrise zeichnet sich auch hier nicht ab. Die positiven Daten der jüngsten Zeit haben ein schwaches Fundament.

 

 

30 Kommentare zu «Bessere Eurodaten aus schlechten Gründen»

  • khaproperty sagt:

    Völlig natürlich für Politiker, die scheinbaren Verbesserungen in ein paar irreführenden Diagrammen dazu zu nutzen, ihre vergangenen Fehler bei Einführung und Aufrechterhaltung einer verfehlten historisch noch nie funktionierenden Gemeinschaftswährung zu verdecken.

    Die dargelegten Einwände sind volkswirtschaftlich und sogar logisch einwandfrei und nicht widerlegbar in der Essenz.

    Auch Greenspan bedauert in seinem neuen Buch die unvermeidlich zum Untergang verdammten Länder einer Gemeinschaftswährung, hier dem Euro.
    Da hat er denn auch mal Recht.

  • Remo Meier sagt:

    Wenn der Euro offenbar stark, also eher überbewertet sein soll, dann sollte er sich eher abwerten, was für die Exportindustrie noch besser wäre, weil dann für die Amerikaner Produkte aus dem Euroraum billiger werden… Von dem verstehe ich den Satz unten nicht…

    „Auf diesem Hintergrund sollte auch klar werden, warum der gegenwärtige schwache Dollar – bzw. der umgekehrt starke Euro – für die Eurozone eine besondere Gefahr darstellt.“

  • Ahn Toan sagt:

    @Oliver: „Alternativlosigkeit“: Ich halte in Europa ein nationalstaatliches Gegeneinander für keine Alternative zu einem Miteinander. Es sind die Schweizer und die Amis, welche den Europäern sagen, der Euro tauge nichts. Die wollen es einfach nicht begreifen, weder im Süden noch im Norden und ich denke, die stecken drin, und kein Wunder, sagen Ihnen die Anderen, dies sei schlecht für sie.

    Nationale Zentralbanken im EU Raum sind doch nur “Kassahäuschen” der EZB.

    Es geht mir darum, aufzuzeigen, wie die Daten, wenn sie schlecht sind, den Untergang des Euros hervorsagen, sind sie gut, werden sie einfach als Wunder, als vorübergehend, abgetan.

    Schlechte Daten werden nicht hinterfragt, gute solange bis was schlechtes darin gefunden wird.

    @Rolf Zach

    Ich wäre lieber long EUR als USD, also spanische Hypotheken (wenn Mischung / Verzinsung passt etc.)

    Ich kann mir vorstellen, dass der USD Währungsraum schneller auseinander bricht, als der Euro Währungsraum: Die Gesellschaft der USA ist gespalten zwischen dem weissen, traditionellen, protestantischen (God bless America) John Wayne, NRA, Tea Party Amerika und dem vor allem farbigen, aber auch feministischen oder homosexuellen, modernen demokraten Amerika: BVisger waren die ersten die Mehrheit und dominierend, ja sogar nationale Identitäts stiftend,
    bald werden letztere in der Mehrheit sein. Schaffen die Vereinigten Staaten von Amerika diese Veränderung?

  • H.Trickler sagt:

    Abgesehen von Deutschland sind die Zahlen nicht wirklich erfreulich und auch dort dürfte durch den Einfluss der SPD in der grossen Koalition viel Fragwürdiges realisiert werden.

    Eine Lösung der Euro-Krise ist nach wie vor nicht in Sicht, darum m.E. die Aussichten eher trübe bis düster…

  • Andy Meyer sagt:

    Ich empfehle jedem einmal die Reportage „Der grosse EURO Schwindel“, die gibts gratis auf youtube zu sehen. Es wird dargelegt wie sich die EU nicht einen Deut um ihre Eigenen Regeln gekümmert hat, wie künftige Ertäge bereits ins aktuelle Jahr gebucht und Swap Geschäfte getätigt werden um die prekäre finanzielle Lage der Länder zu vertuschen. Es wird doch seit der Gründung nur geschumelt um das Konstrukt irgendwie am Leben zu erhalte. Die Verantwortung wird in die Zukunft verschoben. Es müsste schon ein sehr grosses Wunder passieren dass dieses Kartenhause nicht einem grossen Wums zusammenklappt.

    • Rolf Zach sagt:

      Geehrter Herr Meier, wir sind ja alle Sünder vor dem Herrn. Glauben Sie wirklich, die anderen (inklusive wir Schweizer, Engländer und Amerikaner) sind da weniger schuldbeladen. Wenn ich an die sympathischen und offenherzigen kalifornischen Wähler denke, die mit Volksabstimmung ihre Staats-Steuern gegen 0 reduziert haben, frage ich mich schon, was sie von den EURO-Schwindlern unterscheidet.

  • Josef Marti sagt:

    Es ist nicht alles so negativ wie es scheint. Die Tendenz in Richtung Leistungsbilanzüberschüsse aufgrund Exportzunahme ausserhalb Euroraum ist positiv zu werten; auch wenn dass gemäss Autor nicht nachhaltig sein soll. Auch Japan und die CH haben seit Jahrzehnten Überschüsse und leben gut damit. Wenn dies aber mit sinkender Beschäftigung erkauft wird, ist das ein klares Zeichen des fehlenden dualen Bildungssystems. Mit tonnenweise Uni-Abgänger in Geisteswissenschaften lässt sich keine Produktivität und Exportüberschuss erwirtschaften.

    • will williamson sagt:

      Bin bezüglich Bildungssystem seit langem der gleichen Meinung. Es herrscht weit herum ein ungesunder Akademisierungswahn.

    • Alberto La Rocca sagt:

      „Mit tonnenweise Uni-Abgänger in Geisteswissenschaften lässt sich keine Produktivität und Exportüberschuss erwirtschaften“ sollte wohl heissen, mit tonnenweise nicht-MINT-Uni-Abgängern lässt sich keine Produktivität und Exportüberschuss erwirtschaften – unabhängig davon, ob ein duales Bildungssystem existiert oder nicht – denn auch mit Juristen, Ökonomen, sogenannten Kreativen und teilzeitbeschäftigten ÄrztINNen alleine lassen sich keine realwirtschaftlichen Ergebnisse erzielen.

    • Oliver sagt:

      @ Marti
      Völliger Quatsch. Erstens, klar leben die einen gut von ihrem Überschuss, aber nur, weil sich andere dementsprechend verschulden. Und zweitens hat der Jobabbau nichts mit dem Bildungssyystem zu tun. Nur weil Menschen anders ausgebildet sind, entstehen noch keine neuen Jobs. In beiden Fällen unterlaufen Ihnen klasische Kompositionesfehler. Makroökonomie ist die Kunst des ganzheitlichen Denkens.

      • Josef Marti sagt:

        Wenn tatsächlich exportfähige Branchen bestehen – und davon wird gemäss den berichteten Daten offenbar ausgegangen – dann wird auch qualifiziertes Fachpersonal nachgefragt und es besteht in diesen Branchen Wachstumspotential, bzw. kann sich auch zulasten des schwächelnden Binnenmarkts auswirken. Die höhere Kapitalintensität in den Exportbranchen führt zu höherer Arbeitsproduktivität bei gleichzeitiger Zunahme der Arbeitslosigkeit der schwach Qualifizierten. Das mit dem ganzheitlichen Denken haben Sie wohl eher der Esoterik entnommen.

      • Daniel Meier sagt:

        @Oliver 1041 Uhr. Das ist gar kein Quatsch, denn statt den anspruchsvollen Ingenieursfächern mit Absolventen, die wir für die Herausforderungen, die auf uns zu kommen, dringenst brauchen würden, sind volkswirtschaftliche unnütze Fächer völlig überlaufen. Nichts dagegen, wenn jemand etwas studieren möchte in diese Richtung, nur muss er sich nicht wundern, wenn er dann keinen Job findet. Und wenn man in den südlichen europäischen Regionen sieht, wie hoch die Arbeitslosigkeit unter jungen Akademikern ist, beschleicht einem schon das Gefühl, dass da am Markt vorbei Leute für Sachen ausgebildet werden (für teures Geld notabene), die niemand anstellt weil es keinen Bedarf gibt.
        Auch in der Schweiz kommt immer mehr ein Akademie-Wahn auf, und wenn ein Schüler nur noch Sek.B Niveau hat, wird es schon schwierig mit einer guten Lehrstelle, dabei können solche Jugendliche teils auf andere Qualitäten zurückgreifen wie der Muster-Sek.A-Schüler.
        Ganzheitliches Denken wie von Ihnen angesprochen würde eben dazu führen, dass man nur noch den Bedarf an Sozialwissenschaftlern, Juristen usw. ausbildet und nicht „auf Halde produziert“.

      • Oliver sagt:

        Zwei Befürworter der ‚great vacation‘. Sie meinen also, die Leute, die noch 2007 eine Arbeit hatten, meist auf dem Bau, und nun arbeitslos sind, sind selber Schuld, weil sie überqualifiziert sind? Und wenn sie statt einem eitlen Studium in nutzloser Schöngeisterei eine Lehre gemacht hätten, würden jetzt Jobs wie Pilze für sie auf blühenden Exportwiesen aus dem Boden schiessen? Völliger Quatsch! Wie wärs damit, dass viele Junge (also nicht die, die nach 2007 ihren Job verloren haben) mangels Jobaussichten heute ihr Studium verlängern, in der Hoffnung, dass sich entweder die Konjunktur erholt hat, bis sie fertig sind, oder sie eine akademische Laufbahn, z.B. im Ausland, einschlagen können?

        • Daniel Meier sagt:

          @Oliver 1504 Legen Sie nicht anderen Leuten Sachen in den Mund, die nie so gesagt wurden. Man betrachte ganz einfach die arbeitslosen Akademiker in diesen Ländern und schaue, was sie studiert haben. Auf dem Bau wurden ebenfalls auch zahllose ungelernte Hilfsarbeiter entlassen, welche im Gegensatz zu den ausgebildeten, die’s halt nun mal auch braucht, umgehend wieder (wörtlich) „auf der Strasse“ gefunden werden. Ich bleibe dabei, ein ausgebildeter Handwerker findet in den allermeisten Fällen wieder Arbeit, wenn er nicht schon vorher bei der „Rumpftruppe“ in einer Firma bleiben kann, obwohl er zumeist teurer sein dürfte wie der Handlanger.
          Im Übrigen hat es auch in anderen Ländern Akademiker in eben diesen Bereichen, die keine Arbeit in ihrem Stammgebiet finden, weils halt einfach zu viele davon gibt. Ihrem Blog nach zu urteilen könnte man glatt meinen, Sie seien auch aus dieser brotlosen Zunft…
          Es gilt in allen Ländern mit einem Ausbildungsmodel ähnlich wie unserem: Sie sind deutlich weniger von solch horrend hoher Arbeitslosigkeit betroffen! Das können Sie nicht wegschreiben.

  • will williamson sagt:

    Continued:
    „Since the onset of the 2008 credit crisis, central banks have morphed from their original role of being lenders of last resort to prevent cyclical panic bank runs from turning into a systemic crisis of no confidence in the financial system under their separate jurisdiction, to a new controversial role of being market-makers of last resort in a hopelessly dysfunctional economic world order infested with an extreme case of financial moral hazard and an unstable financial market structure flooded with unmarketable troubled assets left by a collapsed giant price bubble created earlier by excessive debt made available by misguided central bank monetary laxative.

    The world’s under-capitalized, debt-infested, essentially insolvent commercial banks of systemic significance have used the new, basically cost-free money from central banks to avoid insolvency through deleverage – unloading at face value their large holdings of overpriced illiquid troubled asset with fallen market value onto the balance sheets of central banks that have unlimited power to create money out of thin air to drop as if from helicopters, not on the economy at large as needed, but into the under-funded reserve accounts these insolvent banks are required to keep at the electronic vaults of central banks.“

    • Rolf Zach sagt:

      Eigentlich kann man ganz zufrieden sein mit der Politik der Zentralbanken in der jetzigen Krise. Hätte die FED nicht gehandelt hätten wir heute wahrscheinlich in den USA Arbeitslosenzahlen wie in den 30er Jahren. Die FED hatte eine konsequentere Politik gehabt als die EZB. Die EZB konnte nicht diese Politik nicht durchführen wie die FED, weil die nördlichen EURO-Staaten die Administrationen der Südländer der EU als ineffizient, korrupt und eine ständige Quelle unkontrollierter Verschleuderung von Steuergeldern betrachteten. Die nördlichen Länder wollten zuerst ausmisten, dann helfen und möglichst ohne Risiko. Der Staat Washington betrachtet sicher Louisiana nicht gerade mit Wohlgefallen, aber es kann keine Interventionen dort machen wie Deutschland in Griechenland. Was fehlt in der westlichen Welt ist ungenügender Wirtschaftswachstum und ein solcher kann nur bewerkstelligt werden bei einer mehr ausgleichenden Einkommensverteilung. Die Produktivität läuft den Löhnen davon und erhöht das Lohngefälle. Die Zentralbanken haben die Neoliberalen vor dem Konkurs gerettet, aber diese wollen für ihre Rettung den politischen Preis nicht entrichten und ihre Privilegien erhalten. Warum
      hat die EZB nicht direkt in Spanien für 100 Mrd Euro Hypotheken aufgekauft? Die FED hat 1200 Mrd. $ nach wie vor Subprime-Papiere in der Bilanz. Was ist besser Subprime-Papiere aus den USA oder spanische Hypotheken?

      • Ahn Toan sagt:

        Was ist besser Subprime-Papiere aus den USA oder spanische Hypotheken?

        Ich wäre lieber long EUR als USD, also spanische Hypotheken (wenn Mischung / Verzinsung passt etc.)

        Ich kann mir vorstellen, dass der USD Währungsraum schneller auseinander bricht, als der Euro Währungsraum: Die Gesellschaft der USA ist gespalten zwischen dem weissen, traditionellen, protestantischen (God bless America) John Wayne, NRA, Tea Party Amerika und dem vor allem farbigen, aber auch feministischen oder homosexuellen, modernen demokraten Amerika: BVisger waren die ersten die Mehrheit und dominierend, ja sogar nationale Identitäts stiftend,
        bald werden letztere in der Mehrheit sein. Schaffen die Vereinigten Staaten von Amerika diese Veränderung?

      • will williamson sagt:

        Hätte die FED nicht gehandelt, brauchten die Sozis vermutlich den Kapitalismus nicht mehr abzuschaffen, weil er sich von selber verabschiedet hätte. Die Frage ist einfach, ob die Probleme nicht nur aufgeschoben sind und der schliessliche Knall auf entsprechend höherem Level passiert. Aber vielleicht gelingt es ja den Blasenzauberern (Liu: Greenspan, the Wizard of Bubbleland) trotz allem noch, den Gau irgendwie zu umschiffen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

  • will williamson sagt:

    Henry C. K. Liu meint:
    „The unraveling of the global financial network and trading system since the onset of the global financial crisis that began in New York in mid 2007 has continued for more than five years with no end in sight, despite coordinated, extended monetary easing by many central banks of major economies around the world to shore up a seriously impaired neoliberal global financial system that has been disintegrating at the core from its own internal contradictions.

    The primary reason for the ineffectiveness of aggressive monetary response to induce economic recovery is that the large quantity of new money created by central banks has been channeled into a global banking system terminally infested with a fatal financial virus in the form of a gigantic debt bubble.

    The world’s central banks all belong to a powerful ideological fraternity that subscribes to the group-think of bankrupt doctrines of monetarism promoted by the US Federal Reserve.“

  • Robert Herz sagt:

    Sehr interessant und wichtig! Dazu kommt ja noch, dass für eine Stärkung des Binnenmarktes eigentlich die Löhne steigen müssten und dass zweitens die öffentlichen Körperschaften wegen totaler Überschuldung immer weniger handlungsfähig sind. Die aktuellen Strohfeuer sind nur mit völligem Ignorieren dieser Tatsachen überhaupt möglich – die Wirtschaft nicht nur in Europa läuft sozusagen blendend im Notbetrieb.

  • Anh Toan sagt:

    „Die Eurozone ist im technischen Sinn der Rezession entronnen,…..“ – Noch vor Kurzem wurde von einer Depression in den Eurostaaten geschrieben.

    „Wie deutlich wird, haben die Peripherieländer die Defizite, die bis zur Finanzkrise drastisch angewachsen sind, wieder deutlich verringern können, Irland verzeichnet sogar Leistungsbilanzüberschüsse. “ – wurde bisher als Unmöglichkeit dargestellt (die Schuldenfallenformel)

    „Die Daten zeigen, dass es innerhalb von Europa keine Entwicklung hin zu einem Ausgleich der Aussenhandelsströme kommt.“ – Innerhalb eines Binnenmarktes gibt es keinen Aussenhandel

    „…warum der gegenwärtige schwache Dollar – bzw. der umgekehrt starke Euro – für die Eurozone eine besondere Gefahr darstellt.“ – Sinkt der USD auf 0.00 Euro hat Europa ein riesiges Problem: Primär zeigt der schwache USD die Probleme der USA, hier werden nur die Auswirkungen dieser Probleme auf Europa beleuchtet.

    „Wie der IWF zeigt, sind die Löhne kaum zurückgegangen.“ – Das ist auch nicht wünschenswert, wünschenswert ist ein Rückgang der Lohnstückkosten, also eine Zunahme der Produktivität, also was erreicht wurde. Nun sind weitere Investitionen notwendig, welche dank des harten Euros verlockend erscheinen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

    Negative Aspekte werden dämonisiert (Trio infernalis usw.) positive Nachrichten werden als vorübergehend oder Wunder interpretiert: Die Euroteufelsaustreibung aus der Schweiz geht weiter, auch Hexen wurden hunderte von Jahren verbrannt.

    • Oliver sagt:

      Der Euroraum heisst zwar Binnenmarkt, funktioniert aber grossenteils nach den Regeln des internationalen Handels, da jedes MitgliedsLAND über eine eigene Nationalbank verfügt, die wiederum der nationalen Regierung und damit der Zinslogik der Staatsverschuldung unterliegt. Entgegen einem eigentlichen Binnenmarkt mit nur einer ZB, die die Verschuldung zwischen den Mitgliedsbanken netted, Zinsparität und im Gespann mit der Fiskalpolitik einen Ausgleich der Regionen schafft, ist das Eurokonstrukt, je nach Auslegung, sogar noch restriktiver als beispielsweise das Bretton Woods System. Dort konnten Mitglieder in extremis wenigstens temporär aussteigen und abwerten, hatten also noch einen Hauch Autonomie. Stattdessen ist innerhalb der EU nicht geregelt, wie, wann und mit welchen Mitteln die Mitglieder ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und ggf. anpassen können, was in der Realität bedeutet, dass nach dem Faustrecht und immer im Interesse der stärkeren Mitglieder bestimmt wird.

    • Oliver sagt:

      Sie argumentieren, wie wenn es keine Alternativen gäbe, über die man diskutieren sollte, so als ob die bestehenden Regeln gottgegeben wären und deren gängige Auslegung einfach hingenommen werden muss. Warum dann überhaupt diskutieren? Nur um Klicks auf Ihrer Homepage zu generieren? Ziemlich traurig…

      • Ahn Toan sagt:

        Alternativlosigkeit: Die Alternative (für Deutschland) hatte 4.6%

        Wenn die Europäeer meinten, mit nationalen Währungen besser zu fahren, würde ich sie lassen. Es sind jedoch die Schweizer und die Amis, welche dies den Europäern sagen. Die wollen es einfach nicht begreifen wollen, weder im Süden, noch im Norden, und ich denke, die stecken drin, und kein Wunder, sagen Ihnen die Andern, dies sei schlecht für sie.

    • Oliver sagt:

      Und Sie glauben doch selber nicht, dass Investitionen nun in die Peripherie fliessen. Die Arbeitslosigkeit wird noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ein Problem sein, das höchstens durch zunehmende Selbstversorgung oder Auswanderung, nicht aber durch neue Jobs ‚gelöst‘ wird.

      • Rolf Zach sagt:

        Geehrter Oliver. Wollen wir wieder Abwertungs-Wettläufe wie in 30er Jahren wie zwischen Neuseeland und Dänemark wegen ihrer Butter auf dem britischen Markt. Es hat niemanden genützt. Dieser sehr interessante Artikel von Herrn Meier zieht nach meinem Dafürhalten die falschen Schlüsse. Österreich-Ungarn war auch ein einheitliches Währungsgebiet mit gut entwickelten Regionen wie Böhmen und sehr armen Gebieten wie Galizien und die Karpatenukraine. Die heutigen Vertreter der Wirtschaftsgeschichte sind überzeugt, dass dieses einheitliche Währungsgebiet kein Hindernis war für das
        Wirtschaftswachstum und die Monarchie nur wegen der Politik zusammengebrochen ist. Abwertung sind vorübergehende
        Aufputschmittel einer Volkwirtschaft, aber sie können nie grundlegende Schwächen bekämpfen siehe England mit seiner
        Industrie. Müssen überhaupt die südlichen Länder einen Handelsbilanzüberschuss haben? Die Schweiz war in den 50er+ 60er Jahren schwer im Defizit und hat 1949 die Pfundabwertung nicht mitgemacht. Für unsere Leistungsbilanz hatten wir noch andere Komponenten (Tourismus+Finanzplatz) um das Handelsdefizit auszugleichen. Das Sparkapital ist in € ist da, es wartet auf gewinnträchtige Investitionen. Griechenland hat z.B. eine moderne Aluminiumindustrie. Wo ist der riesige japanische Handelsbilanzüberschuss vergangener Zeiten? Deutschland ist ein Produktionsstandort für Spezialitäten, die es nur einmal auf der Welt gibt, deshalb hat dieses Land mit fast allen Ländern Überschüsse.

        • Oliver sagt:

          Müssen überhaupt die südlichen Länder einen Handelsbilanzüberschuss haben?

          Gute Frage. Ich würde sagen nein. Genauso wie es für den Zusammenhalt der Eidgenossenschaft nicht von Belang ist, ob der Jura ggü. Zürich ein permanentes Handelsbilanzdefizit fährt. Aber, wie gesagt, in der Schweiz sind die Institutionen so angelegt, dass dies nicht zu automatisch zu Problemen führt. In der EU ist dies nicht der Fall. Darum gehts mir. Institutionen können, wenn auch langsam, geändert werden. Menschen in die ein oder andere Richtung ändern zu wollen, worauf die meisten Kommentare hier hinauslaufen, halte ich für ein höchst fragwürdiges Unterfangen, das immer darauf beruht, dass sich die einen gegenüber den anderen moralisch im Recht wähnen.

          • Oliver sagt:

            Oder anders ausgedrückt. Es gibt zwei Extrempositionen.

            Die eine besagt, dass Menschen grundsätzlich unterschiedlich viel wert sind und vorgefundene Unterschiede ein gerechtes Abbild dieser Tatsache sind. Um die Position innerhalb der Gesellschaft zu ändern, müssen Menschen an sich selber arbeiten.

            Die andere Extremposition besagt, dass Menschen grundsätzlich gleich viel wert sind und vorgefundene Unterschiede daher ein ungerechtes Ergebnis des Systems sind. Um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen muss das System geändert werden.

            Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, aber ich würde mich im Zweifelsfall, zumindest im Vergleich zu den meisten hier präsentierten Meinungen, eher zu letzerer Position bekennen.

      • Ahn Toan sagt:

        Es geht mir darum, aufzuzeigen, wie die Daten, wenn sie schlecht sind, den Untergang des Euros hervorsagen, sind sie gut, werden sie einfach als Wunder, als vorübergehend, abgetan.

        Schlechte Daten werden nicht hintergfragt, gute solange, bis was schlechtes darin gefunden wird, langsam erscheints mir schon krampfhaft.

        Die Investitionen fliessen immerhin auch in die Peripherie, wären doch schwache Währungen, würde nix dahin fliessen und das was dort ist, weg (siehe Zypern Euro).

        Die Arbeitslosigkeit war in italien / Spanien und Portugal / Griechenland noch mehr schon immer ein Problem, darum kamen die alle nach Deutschland arbeiten schon nach dem Krieg.

      • Ahn Toan sagt:

        Nationale Zentralbanken im EU Raum sind doch nur „Kassahäuschen“ der EZB. Alles Relevante zur Geldpolitik wird dort entschieden, das Wesentliche für Banken wohl bei der EZB und BIS.

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