Statuswettbewerb, Ungleichheit und Finanzkrise

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Frappierende Ungleichheit ist der Ausgangspunkt gefährlicher Ausgaben-Kaskaden. Bild: Keystone

Frappierende Ungleichheit verletzt nicht nur ein weit verbreitetes Gerechtigkeitsempfinden, sie hat auch die Krise vor fünf Jahren mitverursacht.

Fünf Jahre ist es her, seit in New York die US-Investmentbank Lehman Brothers Bankrott ging. Damals hat die Finanzkrise ihren ersten Höhepunkt erlebt. Dieser Tage erscheinen überall Berichte und Analysen über die Gründe, die zu dieser Krise geführt haben. Für NMTM hat sich Mark Dittli dem Thema bereits angenommen. Er auf die Schwächen des Finanzsystems verwiesen und darauf, dass diese auch weiterhin bestehen.

Heute ist eine weitere Ursache dieser Krise Thema. Eine, die vielleicht weniger einfach zu erkennen ist: Die massive, gewachsene Ungleichheit – ganz besonders in den Vereinigten Staaten. Die erste der beiden folgenden Grafiken zeigt die Entwicklung des Anteils der reichsten 10 Prozent an den Gesamteinkommen in den USA. Die Zweite macht klar, dass selbst unter den Reichsten die Einkommen immer ungleicher verteilt ist, sie zeigt die Entwicklung des Anteils des reichsten Hundertstels an den Gesamteinkommen. Quelle sind neuste Zahlen von Emmanuel Saez, der in diesem Thema zu den Topkapazitäten zählt:

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Wie kann Ungleichheit zu ökonomischen Schwierigkeiten führen? Aus Sicht der klassischen Ökonomie ist das schwer verständlich, denn hier ist sie eine gute Sache – Motor des Fortschritts: Angetrieben wird er durch Anreize: Wer Besonderes leistet oder aussergewöhnliche Entdeckungen macht, kann damit besonderen Reichtum erlangen. Und von aussergewöhnlichen Leistungen und Erfindungen profitiert auch die Gesellschaft insgesamt.

Lassen wir hier einmal beiseite, dass es nicht immer besondere Leistungen sind, die Ungleichheit begründen, oft ist es einfach Glück. Auch die Herkunft aus einem reichen Land und von reichen Eltern hat nichts mit besonderen Leistungen zu tun. Möglich ist auch, dass die wachsende Ungleichheit das gezielte Ergebnis einer Politik ist. Zum Beispiel dann, wenn eine Elite an den Schalthebeln der Macht Monopole und weitere Pfründen sich und nahestehenden Kreisen zuschanzt.

Der Ungleichheit als Motor zur Entwicklung steht innerhalb der Ökonomie eine radikal andere Sichtweise gegenüber. Bei dieser stehen im Jargon der Zunft «negative Externalitäten» im Vordergrund: Wenn jemand sehr reich ist, beeinflusst dies den weniger wohlhabenden Nachbars und sein Verhalten in negativer Weise. Und dies ist der Schlüssel zum Verständnis, warum die stark gewachsene Ungleichheit die Krise mit verursacht hat.

Schon seit Jahrzehnten hat der Ökonom Robert H. Frank darauf hingewiesen, dass Menschen nicht nur um Geld und Güter Wettbewerb treiben, sondern auch um den Status. Anders als im «Homo Oeconomicus»-Modell der Mikroökonomie, wo jeder nur für sich allein den möglichst grössten Nutzen anstrebt, hängt die Zufriedenheit der Menschen sehr stark auch davon ab, was andere haben: Fühlen sich Menschen im relevanten Umfeld zurückgestellt, leiden sie. Und wie viele Experimente unter anderem von Ernst Fehr, dem internationalen Ökonomiestar der Universität Zürich, gezeigt haben, nehmen Leute sogar erhebliche Nachteile in Kauf, um sich zu rächen, wenn sie sich zurückgesetz fühlen. Das widerspricht dem hergebrachten Bild des eigensinnigen Nutzenmaximierers fundamental, nicht aber der realen Erfahrung.

Was hat das mit der Finanzkrise zu tun: Das Verbindungsglied heisst « Expenditure Cascades» (Ausgaben-Kaskade). Der Begriff entstammt einer gleichnamigen Studie von Robert H. Frank und anderen.

Hinter Franks Ausgaben-Kaskade stehen die folgenden Überlegungen: Wer in einem Umfeld lebt, in dem sie oder er offensichtlich materiell schlechter gestellt ist, hält das schlecht aus. Man will einen ähnlichen Konsum demonstrieren: Kein deutlich kleineres Auto haben – oder  je nach sozialem Umfeld – kein weniger ausgefeiltes Fahrrad, keine lausigeren Möbel, keine weniger coolen Kleider, keine weniger ausgefallenen Reisepläne. Man will auch ein Mobiltelefon, ein Tablet und so weiter. Man braucht den Konsum nicht mehr nur um des Konsums willen, sondern zur Demonstration von Status. Einen Eindruck von der Konsumentwicklung vermittelt die persönliche Sparquote, die genau in den gleichen Jahren deutlich zurückgegangen ist, wie die oben gezeigte Ungleichheit zugenommen hat. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung dieser Quote, Quelle ist die Fred-Datenbank der Fed von St. Louis:

Private Sparquote

Die Konsum-Status-Vergleiche finden nur im relevanten sozialen Umfeld statt: «Diebe sind nicht neidisch auf Millionäre, sie sind neidisch auf andere Diebe, die mehr Beute machen als sie selbst». Mit diesem Zitat, das auf den Philosophen Bertrand Russel zurückgeht, hat Robert H. Frank in einem «New York Times Artikel» auf den Punkt gebracht, was das meint. In einer sehr ungleichen Gesellschaft wie den USA vergleicht sich die Mittelschicht nicht direkt mit der reichsten Oberschicht, denn das ist nicht ihr relevantes soziales Umfeld.

Hier kommt die Kaskade ins Spiel: Die etwas weniger Reichen als die Reichsten vergleichen sich mit jenen und versuchen mit Konsum nachzurüsten, die Nächstreichsten wiederum mit jenen, von denen sie sich konsummässig in den Schatten gestellt fühlen und so weiter bis zu jenen in den unteren Einkommensbereichen. Der Konsum steigt zuletzt über alle Schichten.

Doch dieses Konsumwachstum kostet Geld, das bei weniger Wohlhabenden schlicht fehlt. Was ist die Lösung? Genau: Verschuldung. Die massive Verschuldung der Privaten in den USA war mit ein Grund für die Finanzkrise.

Nebenbei: Ausgaben-Kaskaden sind wahrscheinlich auch das Erfolgsrezept der Luxusgüterindustrie. Warum kauft sonst jemand eine Uhr für Zehntausende von Franken und mehr, die keine genauere Zeit anzeigt, als ein Produkt für weniger als 100 Franken? Das Marketing zielt auch genau darauf ab. Hast Du das Ding am Arm, spielst Du in der gleichen Liga wie George Clooney oder Tiger Woods.

Mehrkonsum motiviert durch die Angst, beim Status abzufallen. Er lässt sich daher mit dem Wettrüsten vergleichen oder mit dem Nutzen eines Hamsters im Rad, wenn er eine Runde gedreht hat. Sobald andere weiter zulegen ist der geleistete Effort verpufft und es geht von vorne los. Konsum verliert in diesem Zusammenhang seine sonstige Eigenschaft, ein Bedürfnis zu befriedigen. Ein grösseres wirtschaftliches Gesamtprodukt ist unter diesen Umständen nicht mehr bloss Ausdruck einer grösseren Wohlfahrt.

Neben Robert Frank haben auch andere Ökonomen die Auswirkung der Ungleichheit auf das Ausgabenverhalten untersucht. Die Ausgaben-Kaskaden spiegeln sich in  vielen Daten, auch nachdem diese auf andere mögliche Einflüsse und gängige andere Erklärungsmuster geprüft wurden: So stand nicht nur das Spar- und Verschuldungsverhalten in einem deutlichen Zusammenhang mit der Zunahme der Ungleichheit, ebenso die vermeldeten Konkurse, die geleistete Mehrarbeit und sogar die Scheidungsrate. Die letzten beiden Punkte sind Ausdruck für den notwendigen Stress, um am statusgetriebenen Konsum-Wettrüsten mithalten zu können.

Dass die Ungleichheit zur Finanzkrise beigetragen hat, heisst umgekehrt nicht, dass die anderen genannten Verdächtigen – wie die Exzesse im Finanzsektor – freigesprochen werden können. Wie schon Raghuram Rajan – jetzt ist er indischer Notenbankchef – in einem der besten Bücher zur Krise festgehalten hat, bot die Möglichkeit zur günstigen Verschuldung der Politik ein willkommenes Ventil, damit die Ungleichheit nicht zu einem gesellschaftlichen Problem geworden ist.

Die aus heutiger Sicht absurde Finanzakrobatik der Banken, mit der selbst die Risiken der Kredit- und vor allem der Hypothekenvergabe an weniger bemittelte Schuldner scheinbar zum Verschwinden gebracht werden konnte, wurde deshalb kaum hinterfragt. Das Wachstum stieg konsumgetrieben kräftig, Verschuldung war ein interessantes Geschäft, von dem scheinbar alle profitierten. Aber eben nur scheinbar, wie wir heute wissen.

Update:

Eben hat das Census Bureau, eine statistische Behörde der US-Regierung, die neusten Zahlen zur Einkommensentwicklung veröffentlicht. Hier der ganze Report. Die wichtigsten Folgerungen in Bezug auf unser Thema:

  • Im Mittel (Median) sind die Einkommen in den USA real um 8,3 Prozent tiefer als im Jahr 2007, als die Krise begann.
  • Die Reichsten konnten allerdings ihr Einkommen weiter steigern, während alle anderen verloren haben.

Wie schon bei der Bankenregulierung zeichnet sich auch bei dieser Krisenursache keine Entspannung ab.

 

 

95 Kommentare zu «Statuswettbewerb, Ungleichheit und Finanzkrise»

  • „Wir werden also, bei sonst gleichen Verhältnissen, jenes Land als auf der höheren Stufe volkswirtschaftlicher Entwicklung stehend zu bezeichnen haben, in welchem der Mittelstand am meisten vertreten ist. Wo aber der Mittelstand sich in fortschreitender Auflösung befindet, dort haben wir eine direkt dem Verderben entgegenreifende Entwicklung vor uns, und zwar umso sicherer, je größer der Reichtum ist, welcher diesen Auflösungsprozess des Mittelstandes begleitet.“

    Dr. Gustav Ruhland, Berlin 1895

    Manches wird immer wieder „vergessen“; vor allem die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, die bisher alle Hochkulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit zerstörte:

    http://www.deweles.de/files/untergang.pdf

    Wie diese „Mutter aller Zivilisationsprobleme“ zu beseitigen ist, wurde bereits 1916 von Silvio Gesell beschrieben. Wer versuchte, „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ anzuzweifeln (u. a. Franz Oppenheimer und John Maynard Keynes, um nur die bekanntesten zu nennen), ist gescheitert. Zur Marktwirtschaft ohne Kapitalismus (echte Soziale Marktwirtschaft) gibt keine „Gegenargumente“, sondern nur Vorurteile,…

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html

    …die wiederum auf dem beruhen, was ein gewisser Karl Marx, auch wenn er als Ökonom keine Leuchte war, zutreffend als „Opium des Volkes“ bezeichnete:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

  • Müller sagt:

    Folgende Aussage passt gut zum Artikel:
    „Wir werden wohl auch Morgen noch Dinge kaufen, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.“

  • Linus Huber sagt:

    Was kommt als nächstes? Sogenannte Austerität funktioniert nicht. Inflation wird auch nicht funktionieren. Für die Elite ist das wichtigste, an der Macht und in Kontrolle zu verbleiben und dies funktioniert am besten durch die Anwendung einer regulatorischen Demokratie. Die negativste Entwicklung wäre, wenn die Bevölkerung das Vertrauen in das System verlieren würde – ein System, welches erlaubt, die Menschen mit ihrer Zustimmung via Geldpolitik und Steuern dauernd zu enteignen. Die regulatorische Demokratie ist das beste Mittel, die Kontrolle und Macht zu erhalten.

    Der einzig verbleibende Weg wird sein, indem Staatsbankrott ausgerufen wird. Die Bevölkerung wird jubeln, denn man wird es so darstellen, dass man es den Banken schlussendlich gezeigt hat und die Regierungen loben. In kurzer Zeit wird die Elite sicherstellen, dass der Staat erneut beginnt Schulden zu machen, schliesslich ist der beste Kreditor jener ohne Schulden.

  • ueli der hecht sagt:

    Und schon wieder wird der alte Charlie Marx in seiner Analyse bestätigt (also alles alter Kaffee von Vorgestern!):
    „Der LETZTE GRUND ALLER WIRKLICHEN KRISEN bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.“ (Das Kapital, MEW 25, 501)
    Die These vom „Wettrüsten der Konsumenten“ erklärt doch gar nix. Natürlich orientieren sich die Menschen an ihrem sozialen Umfeld – aber das tun sie schon seit der Steinzeit. Die „Verspsychologisierung“ der Ökonomie scheint mir der neue Trend zu sein und ein Anzeichen dafür, dass man auf „bürgerlicher Seite“ – mit seinem Latein am Ende ist.

    • Linus Huber sagt:

      „Wettrüsten der Konsumenten“

      Das Resultat zentralplanerischer Energie, welche Konsum als erstrebenswert und notwendig betrachtet. Es geht weniger darum, ob Menschen sich an ihrem Umfeld orientieren, sondern darum, dass die Künstler der Manipulation glauben, das Paradies auf Erden kreieren zu können. Vermeintliche Menschlichkeit im Sinne von sozialer Gerechtigkeit birgt in sich eine Tendenz, persönliche Verantwortung an eine anonyme Entity abzutreten und dies im Glauben, dass irgendwelche Sesselfurzer, welche in erster Linie die Absicherung der persönlichen Zukunft im Auge haben, sich selbstlos verhalten und sich auch selbst wieder liquidieren, wenn sie ihre eigene Irrelevanz erkennen – weit gefehlt.

      • ueli der hecht sagt:

        @Linus Huber
        Es ist nun mal dumm Herr Huber, dass wo produziert wird – auch konsumiert werden sollte – ansonsten geht nämlich die Rechnung nicht auf. Falls die „bösen“ Planer der Konzerne, Staaten und „Zentral-„Banken tatsächlich ein „Paradies auf Erden“ erschaffen wollten (und nicht nur den maximalen Profit für sich und ihre Klientel) – würde ich diese Herrschaften sogar unterstützen.

        • Linus Huber sagt:

          Konsum ist nicht negativ, sondern die Idee, dass man Konsum fördern muss oder soll. Jeder wird innerhalb seiner Möglichkeiten und unter Berücksichtigung seine persönlichen Umstände konsumieren. Jedoch, wenn aufgrund inflationärer Geldpolitik und der damit verbundenen Ausweitung des Kreditvolumens Konsum dauerhaft vorgezogen wird, werden langfristig Überkapazitäten geschaffen, welche nicht dem nachhaltigen Konsumverhalten entsprechen.

          Lenin soll gesagt haben, dass die beste Methode, das kapitalistische System zu zerstören, darin besteht, die Währung zu zerstören. Durch den fortlaufenden Prozess der Inflation kann sich die Regierung (Künstler der Manipulation) insgeheim einen großen Teil des Reichtums ihrer Bürger aneignen. Durch diese Methode wird nicht nur beschlagnahmt – es wird willkürlich beschlagnahmt – und während dieser Prozess viele in die Armut stürzt, werden wenige außerordentlich reich. Es gibt keine subtilere und wirksamere Methode, die Grundlage der bestehenden Gesellschaft zu zerstören. Dieser Prozess bringt alle verborgenen wirtschaftlichen Kräfte auf die Seite der Zerstörung und zwar so, dass nicht einer unter einer Million in der Lage ist (leider), dies zu erkennen.

          • ueli der hecht sagt:

            @Linus Huber
            Sie gehen immer davon aus, dass die „Elite“ sich für diesen Kurs AUS FREIEN STÜCKEN entschieden hat. Weit gefehlt Herr Huber! Die Herrschaften an den Schalthebeln der Konzerne suchen verzweifelt nach Renditemöglichkeiten – da dies ihr Job ist.
            In der Nachkriegszeit gelang es dem Kapitalismus durch die Integration des Welthandels und die Schaffung eines weitgehend geeinten Weltmarktes seine tiefe Krise zu überwinden. Das war die Grundlage für den langen Wirtschaftsaufschwung in der Perioden von 1948 bis 1974.
            Diese Phase des Kapitalismus ist vorbei und wird auch nie mehr wiederkehren. Die Kapitaleigentümer verloren zusehends das Interesse an Investitionen in die „Realwirtschaft“. Anstatt Arbeitsplätze zu schaffen und den Wohlstand der Gesellschaft zu vermehren, setzten die grossen Konzerne unvorstellbare Ressourcen für Spekulation auf den Finanzmärkten, feindliche Übernahmen und andere unproduktive Aktivitäten ein. Der Handel mit so genannten „Derivaten“ erreicht nun eine Summe von 1.5 Trillionen Dollar (zum Vergleich: Anfang 90er Jahre erreichte der Handel mit Derivaten „nur“ eine Summe von 25 Billionen Dollar). 1.5 Trillionen Dollar sind 23 mal das Welt-GDP – eine gewaltige Wette auf alles und jeden! Nachdem Lehman Brothers kollabierte – kollabierte u.a. auch der Erdölpreis (von 145$ auf 25$) und als die Derivatebude wieder eröffnete stieg derselbe wieder auf sein altes Niveau (Zufall oder Spekulation?). Las Vegas ist dagegen eine Zockerbude für Kinder!

          • Linus Huber sagt:

            Ihre Darstellung schliesst meine Auslegung nicht aus, sondern es handelt sich um den Handschuh, welcher der Hand übergestülpt wurde.

            1971/72 wurde die letzte Behinderung der ankerlosen und manipulativen Geldpolitik beseitigt (Goldstandard), womit ein gewaltiger neuer Zyklus in Gang gesetzt wurde, welcher es erlaubte, jegliche erforderliche Korrektur zu verhindern. Mit welchem Namen die Planwirtschaft auch versehen wird, ist eigentlich unwichtig, sondern einzig deren Versagen ist von Bedeutung. Wichtig dabei ist und war die Kontrolle/Macht, welche sich die Elite sicherstellt, siehe meinen weiteren Kommentar dazu.

  • Roberto Gloor sagt:

    Wenn es offenbar das grössere Problem sein soll, dass man sich mit dem Umfeld vergleicht und nicht mit irgendwelchen fernab auch noch existenten Multimillionären, dann lösen wir das doch einfach, indem wir kein „durchmischtes Wohnen“ und dergleichen mehr fördern, sondern jeder Klasse ihr Quartier geben. Die Sozialhilfebezüger können in Schlieren, Spreitenbach, Schwammendingen oder Dietikon wohnen, der Mittelstand in Bassersdorf, Dübendorf oder Volketswil und die Reichen in Küsnacht, Herrliberg, Zürichberg oder Oberägeri. „Problem“ gelöst. Aber wohl gar nicht nötig, da kein echtes Problem, sondern nur Selbstbeschäftigung linker Populisten.

    • Josef Marti sagt:

      Wo leben Sie denn? Das entspricht ja zumindest im Kt. ZH genau der Realität. Ich glaube kaum dass man dem Sozialhilfeempfänger in Küsnacht eine Wohnung für Fr. 10’000 im Monat gibt, dann wohl eher noch einem Straftäter.

  • A. Zellweger sagt:

    Statistiken, welche die wachsende Schere zwischen Arm und Reich aufzeigen sollen, haben immer ein Hauptproblem: Es sind statische Momentaufnahmen – man vergleicht Arme und Reiche von vor ein paar Jahren mit Armen und Reichen von heute.

    Was völlig ausgeblendet wird ist in die enorme Mobilität von Individuen innerhalb des Einkommens-Spektrums. Eine Langzeitstudie der Universität Michigan zeigt, dass von den Haushalten, welche 1977 noch zu den untersten 20 % der Einkommens gehörten, 1997 über 95 % (!) in höhere (teilweise höchste) aufgestiegen sind. Die meisten von Ihnen können das an sich selbst überprüfen, wenn Sie überlegen, wie sich ihr Einkommen oder das ihrer Freunde/Bekannten im Vergleich zu vor 20-30 Jahren entwickelt hat.

    Wichtig für das Wohl einer Gesellschaft scheint mir, dass diese Durchlässigkeit gewahrt bleibt, um denjenigen, welche für sich oder ihre Familien ein besseres Leben anstreben weiterhin bestmögliche Anreize und Chancen dazu haben. Eine weitestgehende, freie Marktwirtschaft ist dafür am besten geeignet. Sie schafft zwar keine Gleichheit, dafür aber grösstmöglichen Wohlstand – auch für Mindestqualifizierte oder Junge, welche erst gerade auf den Arbeitsmarkt gelangen.

    Eine Gesellschaft die Gleichheit über Freiheit stellt, wird keines von beidem erreichen.

    • Josef Marti sagt:

      Diese Zeiten sind längst vorbei, seit Globalisierung und PFZ ists vorbei mit dem Alter entsprechend wachsenden Löhnen. Aktive im besten Arbeitsalter müssen sich heute ständig verbessern um überhaupt das Niveau zu halten und nicht nach unten durchgereicht und mit 50 durch einen Expat ersetzt zu werden.

  • Linus Huber sagt:

    Eine der langfristigen Auswirkungen inflationärer Geldpolitik wird hier gut beschrieben. Es geht übrigens nicht um Neid, wenn sich die 99% beschissen fühlen, sondern sie spüren, dass das Reichtum der 1% (oder 0,1%) nichts mit deren wirklicher Leistung zu tun hat, sondern in erster Linie das Resultat korrupter Politik (inkl. Geldpolitik) ist.

    Wer Geld entwertet, entwertet die Menschlichkeit.

    • Johnny Smith sagt:

      Bubble Bernanke macht weiter, die Einkommens- und Vermögensschere dürfte wohl noch weiter aufgehen.

      Interessant ist, dass früher das FED erst interveniert hat, wenn eine tiefe Rezession gedroht hat. Dann kam Greenspan und intervenierte, wenn eine milde Rezession drohte. Und jetzt unter Bernanke wird weiter interveniert, wenn das böse Wachstum einfach nicht über 2% kommen will. Wie wird das wohl unter Yellen weitergehen? Weiter Vollgas wenn das Wachstum nicht wenigstens 5% erreicht? Sackgasse pur… Absolut lesenswerter Blog-Post: http://mikeashton.wordpress.com/2013/09/18/the-longest-journey-begins-with-delaying-the-first-step/

      • Linus Huber sagt:

        Interessant ist, dass früher das FED erst interveniert hat, wenn eine tiefe Rezession gedroht hat. Dann kam Greenspan und intervenierte, wenn eine milde Rezession drohte.

        Ja, das bekannte Greenspan-Put. Solch eine Geldpolitik muss zwangsläufig zu einem veränderten Verhalten der Akteure (spziell der Finanzbranche) führen (Konditionierung). Die dadurch erzeugte Umverteilung der Kosten von Risiko vom Risikonehmer auf die Währung und damit auf die Allgemeinheit sowie vom Sparer an den Schuldner (da der Gewinn desto höher je höher der (Schulden-)Hebel) wird natürlich nicht erkannt, da dies ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge voraussetzt.

  • H.Trickler sagt:

    Eine gesunde Portion Neid war während Jahrmillionen eine für das erfolgreiche Überleben notwendige Motivation! Ich bezweifle, dass die etwas grössere Öffnung der Einkommensschere darauf grösseren Einfluss hatte.

    Die hauptsächliche Ursache für die grössere private Verschuldung in USA war die Gewöhnung an Überziehungskredite beim Bezahlen mit Karte und das skrupellose Verteilen von Hypothekarkrediten an Mieter, welche sich den Traum des Eigenheims nie und nimmer leisten konnten.

    Wenn Krethi und Plethi plötzlich im Eigenheim wohnten, war dies ein unübersehbares Statussymbol welches weder mit Iphone noch mit Auto wettgemacht werden konnte.

    • Linus Huber sagt:

      „die Gewöhnung an Überziehungskredite beim Bezahlen mit Karte und das skrupellose Verteilen von Hypothekarkrediten an Mieter“

      … produziert durch die aufgrund inflationärer Geldpolitik produzierte Konditionierung der Finanzindustrie.

  • H.P.Ardüser sagt:

    In den Erklärungen zu den beiden Grafiken ist ein kolossarer Fehler passiert:

    Erste Grafik: 10 %., d.h. 1000 von 10’000 haben 30 bis 50 % des Gesamteinkommens

    Zweite Grafik: 0.01 % , d.h. 1 von 10’000 hat 1 bis 6 % des Gesamteinkommens, also nicht des reichsten
    Hunderstels, sondern des reichsten Zehntausendstels.

    Also ist Alles noch viel schlimmer ! ! ! ! !

  • Stefan Bauer sagt:

    Die „Finanzkrise“ ist im Grunde genommen lediglich eine rasante Korrektur der kollektiven Erwartungshaltung.
    Dies ist nichts Schlechtes, sondern bewahrt die Gesellschaft vor Stillstand und Strukturerhaltung.
    Sicherheit ist des Menschen Tod.

    • Linus Huber sagt:

      @ Stefan

      Ja, eine notwendige Korrektur, welche leider wieder durch die Zentralbanken versucht wird, rückgängig zu machen, wodurch noch grössere Ungleichgewichte entstehen.

  • J. Kuehni sagt:

    Die interessante Frage ist ja, warum die Ungleichheit während rund 40 Jahren überhaupt erfolgreich eingedämmt werden konnte.

    „Hardcore communists, armed with 10’000 nuclear bombs kept capitalism honest – for the time beeing.“

    Ein erbärmliches Zeugnis für alle möglichen ideologischen Ausrichtungen…

    • Marcel Senn sagt:

      Damals stand der Kapitalismus noch im Wettbewerb mit real existierenden Sozialismus/Kommunismus und musst sich noch anstrengen.
      Seit 1990 existiert diese Konkurrenz nicht mehr und ein System das dauernd Wettbewerb predigt stand nicht mehr im Wettbewerb – wenige Jahre früher hat ihn the Witch of Anglia von vielen regulativen Fesseln befreit und so kann sich der Kapitalismus inzwischen selber zerfleischen und das macht er seither auch mit einer Finanzkrise nach der nächsten, mit enstehenden und platzenden Blasen, die bei grossen Teilen der Bevölkerung viel Leid hinterlassen und wenigen zu einer dekadenten Vermögensakkumulation verhelfen.
      .
      Ein Wettbewerbssystem, das Wettbewerb predigt, aber nur noch mit sich selber im Wettbewerb steht, zerfleischt sich selber – irgendwie ist das wie bei Inzest – es führt zu Degeneration!

  • Sacha Meier sagt:

    Auch wenn das rund 99.88889% der Menschen verdrängen, leben wir heute mitten im westlichen Neo-Feudalismus. Sämtliche historischen Merkmale sind vollumfänglich erfüllt. Bloss hat es der System-Geldadel geschafft, durch eine Akademisierung der Kunst, Geld zusammenzuraffen und auf Kosten der Allgemeinheit zu vermehren, alte Tatsachen mit neuen Begriffen benannt. Statt Fussvolk haben wir die Mitarbeiter, Abteilungsleiter, Personalvermittler und diedere Beamte sind die Lakaien, Rechtsanwälte, Richter, Politiker, Lobbyisten und höhere Beamte die niederen Vasallen und Manager/CxOs die höheren Vasallen. So wird auch das Wort «Krise» noch für Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte das System verschleiern, obwohl sämtliche Grundsteine in zielgerichteter Arbeit des System-Geldadels und in nachvollziehbarer Weise gelegt wurden. Und zwar im G-7 Gipfel 1999 in Houston und in den WTO-Beschlüssen 1995.

    Die schlechte Nachricht ist, feudalistische Systeme gehören zu den stabilsten Wirtschaftsformen überhaupt und überdauern Jahrhunderte, sobald sie sich einmal festgefressen haben. Und der Feudalismus wird von der Bevölkerung lange Zeit gar nicht wahrgenommen, weil sich die persönlichen Verschlechterungen für den Bürger nur langsam manifestieren und es immer aussieht, als gäbe es demokratische Prozesse. Auch Louis XVI liess das Volk befragen. Die gute Nachricht ist, wir alle werden die vollen Gemeinheiten des Neo-Feudalismus, wie Leibeigenschaft, bittere Armu und Willkür-Justiz kaum mehr erleben.

    • Holzherr Martin sagt:

      Nicht-Inklusive Gesellschaftsmodelle wie sie sie beschreiben – Neofeudalismus – dienen letzlich einer kleinen Gesellschaftschicht auf Kosten aller andern.
      Eine solche Gesellschaftsform wird im durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zurückfallen und auch im Wettbewerb zwischen den Staaten schlechter abschneiden.
      Für aufstrebende Länder wie China bedeutet dies: Wenn sie zu globalen Playern werden wollen müssen sie die Interessen der herrschenden Schicht – im Falle Chinas der Parteikader und der staatlichen Firmen – zurückbinden.

  • Ben Zibble sagt:

    Auf der anderen Seite ist Frankreich ein Beispiel in dem die arbeitende Bevölkerung (die Lohnempfänger) beim Produktivitätsfortschritt mitgenommen wurden. Dies im Vergleich zu Deutschland und anderen Angebots und Exportorientierten Oekonomien die im gleichen Zeitraum die Arbeiterschafft von unten her prekarisierten und einem brutalen Wettbwerb ausgesetzt haben.
    .
    Dies bei gleichzeitigen Steuererleicheruungen für die obersten Einkommens und Vermögensklassen..
    .
    DIe Löhne in Frankreich sind in den letzten Jahren korrespondierend mit dem Produktivitätsfortschritt um ca. 20% gestiegen was angesichts der ungleichen Einkommens und Vermögensverteilung ein Teil des richtigen Weges ist. Ausgerechnet Frankreich wird nun für angebliche Fehlentwicklungen bestraft und aufgefordert es den Deutschen gleich zu tun und sich auf Exporte und eine Angebotsorientierte Wirtschaft zu konzentrieren.
    .
    Der wirklich dumme Junge aber wird Deutschland sein wenn der Euro mit diesen selber verursachten ungleichgewichten nicht mehr mithalten kann. Der dumme Junge ist Deutschland mti diem ausgetrockenten Binnenmarkt und dem bürgerlich – neoliberalen Spareifer bereits. Ein Staat ist aber keine Firma und so verwechseln viel zu viele Volkswirtschaft mit Betriebswirtschaft und ziehen permanent die falschen Schlüsse.
    .
    Dies Resultert dann u.a. in kaputtgesparten Gesellschaften die sich dem Neoliberalen Diktat des IMF unterziehen mussten und am ende gar nichts mehr ausgeben (können).

    • Anh Toan sagt:

      Der dumme Junge ist Deutschland mit einer Arbeitslosenrate von knapp 6%, gut 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, (da können die französischen Frauen gebären wie will, um das Reservoir an Arbeitskräften, Rentnern und Kindern um rund 20% zu steigern) die schlauen sind Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland.

      Ich wäre lieber dummer Deutscher als schlauer Grieche!

    • Anh Toan sagt:

      „viel zu viele verwechseln Volkswirtschaft mit Betriebswirtschaft“

      Viel zu viele verwechseln Volkswirtschaft mit Alchemie: Aus Nichts, wird Wachstum!

      • Ben Zibble sagt:

        Aus nichts wird Wachstum… darauf können sich Investoren heute verlassen. Vorallem wenn diese in Tiefstlohnländern investieren und arbeiten lassen und in Hochlohnländern die Rechnungen stellen…

        • Anh Toan sagt:

          @Ben Zibble: Wenn Sie so neidisch ist, und es so einfach ist für die Investoren, aus Nichts gewinne zu machen, warum gehören Sie denn nicht dazu, warum lassen Sie nicht in einem Billiglohnland arbeiten und verkaufen im Hochlohnland?

          Warum jammern Sie hier rum, wie ungerecht alles für Sie sei, und wie einfach für die bösen Investoren?

          Ist doch ganz einfach, Risiko- und Anstrengungslos?

          Money for nothing and the chicks for free, sozusagen gell, aber Sie sind halt einer der Guten, der für die Anderen Schwachen kämpft, gell, ja ja, ich glaube Ihnen dass, so dumm bin ich

        • Anh Toan sagt:

          @Ben Zibble: Kann es sein, dass Sie schlicht zu feige sind für sowas, weil Sie ganz genau wissen, dass Sie es nur vielleicht hinbekommen, in einem Billiglohnland die Qualität zu garantieren, die notwendig ist, um die Arbeit imn einem Hochlohnland zu verkaufen?

          Gehören Sie auch zu denjenigen, die halt, wie die grosse Mehrheit der Menschen, von ihren Ängsten bestimmt wird, und dier Minderheit beneidet, die sich von Wünschen, Träumen, Zielen, Visionen und Gestaltungswillen bestimmen lässt, und das Risiko akzep’tiert, von Ihnen ausgelacht zu werden?

          • Anh Toan sagt:

            „Io non so il marinero, so il capitan“

            und wenn ich dabei untergehe, ist es mir lieber, als wenn ich wegen der Fehler oder dem Pech eines anderen Kapitäns untergehe…

    • Anh Toan sagt:

      @Ben Zibble: „Ausgerechnet Frankreich wird nun für angebliche Fehlentwicklungen bestraft…..“

      Wer hat sich ausgerechnet, Frankreich zu bestrafen, das doch alles richtig macht?

      Die Götter? Welche Götter? Die Marktgötter, Investorengötter? Von den Deutschen, die Ihnen den Euro aufgezwungen und die Gewerkschaften der Staatsangestellten gestärkt haben? Von der Tea Party oder von Ronald Reagan und Maggie T oder doch Bernanke oder dem Franzosen Trichet?

      Ich weiss schon, von den bösen Investoren wird Frankrfeich bestraft, den bösen Märkten, der bösen WTO, dem bösen IWF oder den Bilderbergern oder GS, auf alle Fälle von Bösen.

      Macht doch wirklich nicht viel Sinn, Ihr Satz, dass ausgerechnet der bestraft werde, der alles richtig macht?

      • Anh Toan sagt:

        Ach so, Frankreich macht es richtig, falsch ist die Welt in der sich Frankreich befindet, und darum ist es ungerecht, dass Frtankreich von der falschen, ungerechten Welt bestraft wird!

        • Anh Toan sagt:

          Wissen Sie, lieber Ben Zibble, ich gehöre zu den bösen Kapitalisten, der einen Angestellten sofort feuern würde, der während der Arbeitszeit, vom Arbeitsplatz schlecht über seinen Arbeitgeber oder seine Vorgesetzten bloggt:

          Ich würde ihn nicht wegen Illoyalität, mangelndem Comittment oder sowas entlassen, sondern schlicht wegen Dummheit!

  • Anh Toan sagt:

    Die Mittelklasse kann frustiert sein, weil die Reichen viel mehr haben.

    Sie kann genauso frustiert sein, weil sie selber nur wenig mehr hat, als die Armen.

    Man braucht kein I-Phone um sich als reich darzustellen, sondern um sich als nicht arm darzustellen. Denn ein paar Luxusartikel genügen nicht, um von den Reichen als auch reich akzeptiert zu werden, sie genügen aber, um sich von den Armen zu distanzieren.

    Für interessant hielte ich darum auch den Vergleich zwischen den untersten 10 bzw 1 Prozent und der Mittelklasse.

    • Interessant ist der Vergleich vom neutralen Standpunkt aus gesehen.

      Hierarchie ist ein naturgegebenes Phänomen. Kein Rezept wird je die Natur ausschalten können. Aber wie gehen wir mit dem Schicksal um, dass der Andere materiell besser gestellt ist, als ich selbst, oder umgekehrt? Lernen, dass das Materielle und der Status nicht gar so wichtig sind! Aber natürlich auch eine Bedeutung hat. Wenn hingegen der Geist, die Seele und das Selbst in der eigenen Wertvorstellung keinen Platz mehr findet, dann ist diese Wertvorstellung eine Fehlvorstellung und ruft eine Fehlentwicklung hervor.

      Nach oben oder nach unten zu schauen, um festzustellen, dass die Unterschiede im Verlaufe der Jahrtausenden ein bisschen schwanken, vermittelt einem vom neutralen Standpunkt aus gesehen den gerade herrschenden Zeitgeist, was durchaus eine interessante Information darstellt, um Entwicklungen hervorzusehen.

      Betrachtet man die Unterschiede aber vom egozentrischen Standpunkt aus, so führt das schon fast automatisch zu negativen oder positiven Feststellungsklagen, und wir bleiben im Statusdenken haften.

      • Albert Baer sagt:

        „Kein Rezept wird je die Natur ausschalten können.“

        Wir verhalten uns tatsächlich immer noch sehr „natürlich“ und spulen – trotz I-Phone – die grössten Teil unserer Zeit wie die Tiere das evolutionäre Programm runter zu dem u.a. die Sicherung bzw. der Ausbau der soziale Stellung gehört.

        Man könnte nicht meinen, dass die Naturwissenschaften unser Verständnis von der Welt grundlegend verändert hätte. Zum Beispiel, dass wir auf einer winzigen Kugel durch den unendlich grossen, leeren und alten Raum rasen.

        Im Alltag spielt das alles keine Rolle und wird verdrängt. Wir leben weiter wir die Höhlenbewohner: Unser Dorf/unsere Horde ist unsere Welt und die Welt eine Scheibe und beschäftigen uns vorwiegend mit dem Über- statt dem Leben.

        Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

        • J. Kuehni sagt:

          Da das menschliche Hirn ein Produkt der „natürlichen“ Evolution ist, sind folgerichtig auch sämtliche Ergebnisse und Konsequenzen der entsprechenden Hirntätigkeit als ebenso naturgegeben zu betrachten, wie ein Löwe der eine Antilope frisst. Die Idee, dass wir irgend einmal der Natur entrinnen können, ist absurd.

          „Zivilisation“ könnte mit Fug und Recht als „Externalisierung der direkten Konsequenzen“ (aka Kosten) unseres Verhaltens charakterisiert werden. Die dadurch erzeugte Illusion, der natürlichen Umwelt entronnen zu sein, wirkt wie eine Droge: Gelegentlich bewusstseinserweiternd, aber ultimativ trügerisch…

          • Albert Baer sagt:

            „Die Idee, dass wir irgend einmal der Natur entrinnen können, ist absurd.“

            Entrinnen nicht aber erweitern. Durch unser Bewusstsein können wir Stellung beziehen gegenüber der Natur und sind nicht mehr nur willenlose Gen-Kopiervehikel, sondern wir können uns mit Kunst, Sinn, dem WARUM? etc. beschäftigen – dem eigentlich menschlichen.

          • J. Kuehni sagt:

            @Baer.

            Das meinte ich ja eigentlich mit „gelegentlicher Bewusstseinserweiterung“.

            Der Irrtum eines progressiven Weltbildes ist es, das technischer Fortschritt allzu oft mit „menschlichem“ Fortschritt verwechselt wird. Es gibt aber effektiv wenige Anhaltspunkte, dass sich die menschliche Natur seit den Zeiten Homers grundlegend weiterentwickelt hätte, obwohl sich in der Zwischenzeit die äusseren Umstände gewaltig verändert haben.

            Die Enttäuschung ist dann vorprogrammiert, wenn man – wie gegenwärtig – bemerken muss, dass vermeintliche zivilisatorische Errungenschaften wieder rückabgewickelt werden. Die Argumente für die Privilegien der Oligarchenklasse tönen heute wieder sehr ähnlich wie schon vor 100 Jahren und das war VOR den zivilisatorischen Katastrophen der beiden Weltkriege, aus denen wir doch angeblich unsere Lehren gezogen haben.

      • Ben Zibble sagt:

        Wem wollen Sie das Beibringen?

        „Lernen, dass das Materielle und der Status nicht gar so wichtig sind! „

        • Das muss man nicht beibringen wollen, das wäre Wasser in den Rhein getragen. Die Erkenntnis und die gelegentliche Besinnung auf die Relativität unseres Daseins macht einen gelassener und hebt die empfundene Lebensqualität erheblich, auch wenn wir weiterhin im sozialen Gefüge schmoren. Diese Sichtweise auch immer wieder in Erinnerung zu rufen, ist hingegen keine Verschwendung. Vielleicht greift sie jemand auf und schon geht’s ihm besser. Ob er nun in der Hölle braten muss oder im Himmel Frohlocken soll, beides ist unangenehm, wenn man es absolut nimmt.

          Der Zeitgeist ist heute eindeutig auf das Statussymbol gerichtet, was seine Folgen haben wird. Da kann man schalten und hebeln, wie man will. Die Krise geht erst vorüber, wenn das Goldene Kalb von der Mehrheit der Konsumenten wieder etwas beiseite geschoben wird.

          • Ben Zibble sagt:

            Stehphan Krüger; Ich verstehe was Sie sagen… es macht mir angesichts der immer extremeren Ungleichheit der Wohlstandsverteilung aber eher den Eindruck das man die rechte Backe hinhalten muss nach demdie linke geschlagen wurde.
            .
            Wärend die Reichen uns wegnehmen was nur gerade geht sollen wir quasi passiv hinhalten und uns philosphisch dem Diebstahl hingeben… dem plündern und rauben von Dingen an denen wir alle unseren beitrag geleistet haben. nicht nur ein paar obszön reiche Oligarchen.
            .
            Warum blos lassen die sich mit einer solchen Vorlieben grosse Yachten mit Fluchtmöglichkeiten bauen und lassens ich auf Inseln nieder? Was genau fürchten die? Den Steuervogt, den Pöbel mit seinen Ansprüchen, eine neue aufkeimende Gerechtigkeit, den Hunger und das elend da draussen? Was?
            .
            Die reichsten besitzen heute ca. 30% mehr als vor der Finanzkrise von 2007-2008… wärend die restlichen Anteile der Bevölkerung von einer Sparmassnahme (Bei Staat,der Firma) zur nächsten gehetzt werden.
            .
            Die Löhne in Frankreich sind seit Jahren gleichauf mit der Produktivität gestiegen. 20% auf beiden Seiten… die Franzosen partizipiren also an der wohlstandsvermehrung im Land und wir sind noch so dumm und machen uns über Frankreich lustig.
            .
            Dabei sind starke Binnenmärkte und eine Bedarfsorientierte Wirtschaft mit lokalen Produkten anstatt billigst Importgütern eine Attraktivität die wir scheints vergessen haben . .
            .
            Zugunsten von wem eigentlich. Wissen wir das noch?

          • Anh Toan sagt:

            @Ben Zibble: Und die Franzosen sind so dumm und beneiden die Deutschen: Die bescheuerten Franzaken merken einfach nicht, dass es Ihnen viel besser geht, da sie gesetzlich garantierte Mindestlöhne hätten, wenn sie einen Job hätten, da sie Kündigungsschutz hätten, wenn sie einen Job hätten, dass sie Stipendien für 10 Jahre Hochschule erhalten, welche Ihnen nachher den sozialen Aufstieg ermöglichten, wenn sie denn einen Job hätten, in welchem sie die erworbenen theoretischen Kenntnisse anwenden könnten……

          • Anh Toan sagt:

            „Die Arbeitslosenzahlen in Frankreich erreichen derzeit monatlich neue Rekordstände. Ende Juli waren 3,29 Millionen Menschen ohne Job. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 11,0 Prozent. In Deutschland liegt die Quote bei nur 5,3 Prozent.“

            Holland sagt, „Schuld“ sei die hohe Geburtenrate der Franzosen.

            Stand gestern in der FAZ.

          • Ben Zibble sagt:

            Hr. Toan, FR und BRD rechnen die Arbeitslosenraten nicht gleich… was also soll das „hätten“ nun genau erklären?
            .
            Das die BRD einfach besser ist weil sie soviel Exportiert, aber die heimische Bevölkerung daran nicht partiziperen lässt oder weil viele Arbeitslose einfach weggerechnet werden? Ich schätze mal, das Deutschland nach wie vor so um die 10% Arbeitslosen hat, wenn die Berechnungsmethoden die gleichen wie vor 10 Jahren wären.
            .
            Das Frankreich die Bürger am Produktivtätsfortschritt teilhaben lässt kann natürlich im Konzept einer Angebotsorientierten Oekonomie wie die der Deutschen und anderer Neoliberaler ahh Pragmatiker in der EU von keinem Wert sein.
            .
            Ich bin dafür das die Binnenmärkte die Fundamente einer Gesellschaft bilden sollen, nicht der Export und Konkurrenz mit irgendwelchen Billiglohnländern… so wie bei ihrerm Buchhaltunsgprojekt zum Beispiel. Das, nützt am Ende nur denen die Investieren… die Kapitaleigentümer suchen sich bei fallenden Renditen nämlich bald das nächste Investitionsobjekt anstatt die Binnenwirtschaft zu stärken.

          • Anh Toan sagt:

            „Ich schätze mal, das Deutschland nach wie vor so um die 10% Arbeitslosen hat, wenn die Berechnungsmethoden die gleichen wie vor 10 Jahren wären.“

            Tja dfann schätze ich mal, dass die Arbeitslosenraten in Deutschland negativ wären, wenn nicht soviele arbeitslose Franzosen, Griechen, Portugiesen, Polen, Tschen, Spanier, aber auch ein paar Ägypter, ein paar Millionen Türken und was weiss ich dort Arbeit suchen würden.

            Es interessiert mich nicht, was Sie mal schätzen, ich zumindest, schätze Ihre Polemik gar nicht: Reine Behauptungen, widersprechen die Fakten, sind die Fakten einfach falsch, man ersetzt diese durch persönliche Schätzungen, und schon muss man sich keine Gedanken mehr über Widersprüche machen.

          • Ben Zibble sagt:

            Hr. Toan, dann glauben Sie halt daran was man ihnen vorgibt…. ich hab nur versucht die vielen Gesetzeänderungen zur Berechnung der Arbeitslosen in Deutschland hier einzubringen. Da ich die nicht alle ausrechen kann muss es wohl bei einer Schätzung bleiben.
            .
            Gell !?
            .

    • Anh Toan sagt:

      Noch etwas finde ich interessant an den zwei ersten Graphiken:

      Wird das Einkommen des obersten Prozentes vollumfänglich verteilt, steigen die Einkommen der Mittelklasse um 5%: Um einen wesentlichen Unterschied zu machen, müssen die Einkommen der obersten 10% Prozent auf den Rest verteilt werden: Damit ist man aber schon sehr nahe bei der oberen Mittelklasse.

      Irgendwie erscheint mir der Beitrag auch den Eindruck zu erwecken, „die Reichen“ seien immer die gleichen Leute, was jedoch vertiefter zu untersuchen ist: Die reichen Chinesen gabs vor 20 Jahren noch nicht, Zuckerberg war Student, wer waren Carlos Slim, Rowan Abramowich, Paul Clozel vor 20 Jahren?

      • J. Kuehni sagt:

        Antoine; Die Herausforderung ist es, dafür zu sorgen, dass die Superreichen in 30 Jahren nicht zwangsläufig Mark Zuckerberg II und Rowan Abramowich Jr. heissen müssen.

        Meritokratien haben leider die unangenehme Eigenschaft sich innert 2 Generationen in Aristokratien zu wandeln, wo die „Herrschaft der Besten“ bloss noch eine hohle Behauptung ist.

        Da hilt eben nur eine zünftige, progressive Besteuerung, insbesondere (oder vor allem) bei Erbschaften.

        • Anh Toan sagt:

          Ich wäre für eine Erbschaftssteuer, welche tatsächlich dazu führt, das grosse und riesige Vermögen verteilt werden: Der Freibetrag müsste beim einzelnen Erben ansetzen, (wieviel erhält ein einzelner Erbe) und nicht beim Erblasser (wieviel beträgt die Erbschaft): verteilt Zuckerberg seine Facebook-Anteile auf die Mitarbeiter, ist es steuerfrei, da jeder Mitarbeiter nur vielleicht 100’000 erteilt, vermacht er seine Anteile seinem erstgeborenen Sohn, beträgt die Erbschaftssteuer mindestens 50%:

          Ich halte es für pietlos, wenn sich der Staat beim Erblasser im Moment des letzten Atemzuges bedient (Die Erbschaftssteuern werden fällig mit dem Tod des Erblassers), dieser muss die Möglichkeit haben, selber darüber zu bestimmen, wie sein Vermögen in der Gesellschaft verteilt wird, und der eigentliche Zweck von Erbschaftssteuern, das Verhindern immer grösserer Vermögen, könnte mit einer so gestalteten Erbschaftssteuer besser erreicht werden.

          • Josef Marti sagt:

            So Superreiche wie Gates und Konsorten umgehen das indem sie sogar ihren potentiellen Nachkommen das Vermögen vorenthalten indem sie noch zu Lebzeiten fast alles in irgendwelche Afrikastiftungen stecken, um sich einen Platz im Himmel zu sichern.
            Das System wird also durch die Steuersenkungsorgien und Umverteilung nach oben so pervertiert, dass der erwirtschaftete Wohlstand einer Volkswirtschaft dem eigenen Land und Leuten entzogen wird. Riesenvermögen die in einer Stiftung parkiert sind ergeben nämlich für den ursprünglichen Geldgeber keine Investitionsrückflüsse mehr, und in Afrika versickert es im Korruptionssumpf.

          • Anh Toan sagt:

            @Josef Marti: Sehr richtig:

            Microsoft wurde von fast allen Wettbewerbsbehörden wegen unlauteren Marketingpraktiken verklagt (Netscape und vieles mehr): Dank guter Anwälte wurden die Prozesse so lange verzögert, bis die Marktstellung zementiert war, und auch durch negative Urteile nicht mehr gefährdet werden konnte: Dann „gibt“ der „Dieb“ die Hälfte des „Diebesgutes“ an eine „wohltätige Stiftung“ und wird damit zum Robin Hood! (Es geht nicht um den Platz im Himmel, nur sehr dumme Gläubige glauben, Gott täuschen zu können, es geht um den Platz auf Erden)

          • J. Kuehni sagt:

            Ach! Pietätlos. Jede Besteuerung kann so charakterisiert werden.

            Würde irgend ein Staat oder sonstige Kollektivorganisation funktionieren, wenn jedes Individuum einzeln festlegen könnte unter welchen Umständen seine Beiträge erhoben werden dürfen und für welche Zwecke diese zu verwenden sind? Welchen Grund gäbe es für eine Vorzugsbehandlung einer Klasse von Ultrareichen? Faktisch würde dieses Bestimmungsprivileg ja bloss grössere Vermögen betreffen.

            Ich glaube nicht, dass man heute zuwenig Rücksicht auf privilegierte Kreise nimmt, eher zuviel.

          • Anh Toan sagt:

            @J. Kuehni

            Welchen Grund gibt es, Ultrareiche zu bestrafen?

            Ich will eine Erbschaftssteuer, die darauf beruht, dass viel Steuern bezahlt, wer viel erbt, heute zahlt viel Steuern, wer viel zu vererben hat (nicht immer, aber im Denkansatz).

          • Johnny Smith sagt:

            @ Anh Toan

            Ich halte Ihren Idee, bei der Erbschafts-Besteuerung beim einzelnen Empfänger anzusetzen (und nicht beim Geber)
            für interessant und richtig. Hab mir das bislang noch nie so richtig überlegt. Natürlich bleiben ‚praktische‘ Probleme zB bei illiquiden Vermögenswerten.

          • Anh Toan sagt:

            @Johnny Smith: Die praktischen Probleme sehe ich vor allem darin, auf irgendeiner Insel eine Stiftung als Erbe einzusetzen, meine jedoch, dies mit entsprechenden gesetzlichen Schranken, z.B. eine subsidiäre Steuer, die beim Erblasser in seinem Wohnsitz ansetzt, verhindert werden kann. Genauso müssten, wird dies nur in der Schweiz so eingeführt, schweizer Erben eines ausländischen Erblassers die im Ausland vom Erblasser bezahlten Steuern angerechnet werden. Auch die Pflichtteile im ZGB müssen abgeschafft, oder zumindest auf kleinere Zuflüsse begrenzt werden.

            Es ist ein völlig neues Konzept für Erbschaftssteuern, da können viele Probleme drin sein, vielleicht auch etwas, dass es verunmöglicht, aber ich konnte bis jetzt kein Killerargument dagegen finden.

            In der Vergangenheit war eher die Vermögensaufteilung zu verhindern, damit nicht die landwirtschaftlichen Grundstücke unter vielen Kinder so stark aufgeteilt werden, dass sie nicht mehr effizient bewirtschaftet werden können. Heute haben wir andere ungewünschte Entwicklungen, Vermögenszersplitterung ist kaum noch ein Problem.

            Wenn die Befürworter einer Erbschaftssteuer tatsächlich als Ziel die Aufteilung grosser Vermögen haben, erscheint mir mein Ansatz richtig. Von mir aus können Erbschaften beim Erben wie Einkommen besteuert werden, allenfalls separat zum Rentensatz, wie es verschiedene Steuersysteme für Kapitalzuflüsse vorsehen.

  • Luisa Haltner sagt:

    Solange die Armen die Reichen bejubeln, ändert scih nichts.
    Solange die Männerwelt besteht, solange gibt es Hierarchien.
    Solange es Hierarchien gibt, sind die schlechtesten Menschen, solange sie nur „oben“ sind, die „Guten“.
    Solange Menschen Menschen bestehlen – über das System – solange müssen Menschen „mehr“ haben.
    Solange Ressourcen fast unbeschränkt in Militär, Zinsen u.Strafvollzug fliessen, solange gibt es Familien, die darben.
    Solange Ackemanns, Vasellas, Blochers, Rockefeller usw.möglich sind, ändert sich nichts, gar nichts.
    Solange d.Wettbewerb unter d.Männern d.Macht um Superlative wie „Wer zockt am meisten ab?“ zugelassen wird, solange werden Frauen u.Kiner verhungern.
    Es wird nur immer schlimmer!
    Der Totalzusammenbruch könnte d.Vernichtung aller Kulturen zur Folge haben. Das Potenzial ist da, die Schurken auch…

    • Josef Marti sagt:

      Daran sind die Frauen schuld, die Männer machen das nur um den Frauen zu imponieren. Andernfalls haben sie bei den Frauen keine Chance.

      • Marcel Senn sagt:

        Marti: Man kann ja nicht wirklich den Frauen die Schuld geben, die können ja auch nichts dafür, dass sie so konzipiert sind wie sie nun mal sind und die Männer mit Reizen anlocken und für die Kinder ein materiell sicheres Umfeld wollen – das ist nun mal so in zweigeschlechtlichen Fortpflanzungsgesellschaften.
        .
        Vielmehr sind die Werbung und die ganzen Medien, die dauernd neue (oft unnütze) Bedürfnisse schaffen und das hebt das Anspruchslevel – darum müssen so viele Männer gockeln mit Statussymbolen und die Frauen haben dann das Gefühl, der Typ könne die Kinder gut versorgen.

        Aber ich gebe Ihnen recht, das ganze Imponiergehabe im Zusammenhang mit der Paarungsproblematik ist vermutlich der grösste Wachstumstreiber aller Zeiten, zumal die Objekte der Begierde oft selber zu Trophäen wurden – z.B. die sogenannten Trophy-Wives oder auch Trophy-Kidz

        • Josef Marti sagt:

          Ist manchmal wirklich amüsant zu beobachten welcher Riesenaufwand mit Auftakeln, Stylen und Liften betrieben wird, nur um den grössten und besten Platzhirsch zu ergattern.
          Den Terminus „zweigeschlechtliche Fortpflanzungsgesellschaft“ muss ich mir merken, sollte patentiert werden; hätte Potential, vielleicht zum Unwort des Jahres gekürt zu werden.

        • Anh Toan sagt:

          @Marcel Senn

          Habe lange geglaubt, letztlich würden Männer wirtschaftlichen Erolg anstreben, damit sie viel Sex bekommen, was funktioniert, weil starke Männer bei Frauen attraktiv sind, und Muskeln heutzutage eher Ausdruck von Schwäche denn Stärke sind.

          Dies setzte aber voraus, dass die Handlungen der Menschen von Zielen und Wünchen getrieben sind. Heute denke ich, dass die Handlungen von Menschen viel mehr durch Ängste definiert werden: Man studiert nicht, um reich zu werden, sondern weil man glaubt, so zumindest nicht arm zu werden. Man sucht nicht den attraktivsten Partner den man haben kann, man nimmt einen mittleren, weil das Risiko, diesen an die Konkurrenz zu verlieren, kleiner ist: Frauen heiraten ältere Männer, weil sie diese, im Unterschied zu gleichalten oder jüngeren, nicht später an jüngere Konkurrentinnen verlieren.

          Nicht die Gewinnchancen treiben die Menschen an, die Verlustangst bestimmt menschliches Handeln.

          • J. Kuehni sagt:

            @Toan. Darf ich raten?

            Erstere Anschauung hatten Sie bis ungefähr 40, letzere danach. 😉

          • Marcel Senn sagt:

            Anh: Nur Mittelmass ist eben auch die am meisten vorkommende Paarungsmöglichkeit – darum werden auch viele Strategien bei der Partnerwahl auf Mittelmass ausgerichtet – da haben Sie schon recht, nur vergessen Sie dabei, dass auch innerhalb des Mittelmasses ein Wettbewerb mit aufwändigem Ressourcenverschleiss vollzogen werden muss um die Partner/innen bei Laune zu halten. Von ueberall wird man beobachtet und begutachtet und so entstehen immer neue Wünsche und Bedürfnisse – gerade das Mittelmass ist anfällig für den Herdentrieb.
            Gut und manchmal gibts noch ein Upgrade oder auch ein Downgrade durch eine Ehelichung oder eingetragene Partnerschaft – aber meist bleibt man unter sich.
            ..
            Das Leben ist doch ein Spiel, darum muss man auch gewissen Gewinnchancen nachgehen – man kann sogar den Tod als eine Gewinnchance ansehen – besser als vor ihm ängstlich zu sein – verdirbt nur die Lebensqualität.
            .
            Alles Anssichtssache – die Sicht der Dinge und die Dinge an sich…

    • Familien und Kinder sind die Basis der Wertschöpfung und bedeuten eigentlich das oberste Gut. Aber heute ist diese Wertschätzung für Familienarbeit und Kinder irgendwie verloren gegangen. So behelfen sich viele Frauen (und natürlich auch Männer) über das Statusdenken und vermitteln dieses an die Kinder weiter. Ein Teufelskreis.

      • Linus Huber sagt:

        Die Klassifizierung „arm“ ist ein Unding, denn dieser Zustand kann nicht objektiv bestimmt werden und ist sehr stark von der eigenen Umgebung, der persönlich erfahrenen Konditionierung, sowie der Erwartungshaltung abhängig. Der Zustand „arm“ ist ein subjektives Empfinden und wird zwecks Rechtfertigung ihrer Existenz von der staatlichen Bürokratie derart ausgeschlachtet.

        Was allerdings definitiv stimmt, ist der Umstand, dass die inflationäre Geldpolitik Wohlstand nach oben umverteilt, da es die 1%er sind, welche mit hoechstem Hebel arbeiten und damit am meisten von solch einer Geldpolitik profitieren.

  • Es klingt heute vollkommen altbacken, wenn ich behaupte (und natürlich bin ich persönlich davon überzeugt), dass sich das Problem der neidgetriebenen Motivation mit allen oben beschriebenen Fehlentwicklungen abschwächt, sobald der Mensch wieder mehrheitlich beginnt, sich einem individuellen, schöpferischen Lebenssinn zuzuwenden. Ein Lebenssinn, der darin besteht, irgendeine Eigenleistung zu entwickeln, welche die Lebensumstände mehrerer verbessert, lässt den Neid dahinschmelzen. Das Selbstwertgefühl misst sich nicht mehr am Geldvermögen und Status, sondern an der sinnvollen, wertschöpferischen Tätigkeit (sofern sie natürlich von anderen Menschen auch wertgeschätzt wird). Dieser Lebenssinn gehört zur Kategorie Berufung, die sich erst im Laufe des Lebens ausprägt.

    Wer Kinder hochgezogen hat, weiss, dass diese Haltung erlernt werden muss. Neid ist angeboren und bleibt instinktiv erhalten, wenn keine anderen Werte kulturell vermittelt werden. „Papi, alle haben ein „iPhone“, nur ich nicht“. Und natürlich entwickeln Kinder ein erstes gesundes Selbstwertgefühl über den Status. Und deshalb haben sie ein „iPhone“ bekommen, aber sie haben auch gleichzeitig die Philosophie und die Auswirkungen des Statusdenkens mitbekommen.

  • Alois Krieger sagt:

    Tatsächlich hat die Ungleichheit zugenommen, der Autor übersieht dabei aber, dass ein wichtiger Grund dafür bei den Rezepten liegt, die die Notenbanken (notabene unter Applaus von den Tagi-Journalisten) zur Bekämpfung der Krise angewendet haben. Diese Rezepte haben sie schon nach der Asienkrise 1997, dem Platzen der Dotcom-Bubble 2001 angewendet.

    Man nennt es Kenyesianismus, New Keynesianismus oder jetzt „Modern Money Theory“, schlussendlich läuft es aber immer auf das selbe hinaus. Ist eine Krise in Aussicht, dann werden die Schulden der Unternehmen mittels Gelddrucken geschrumpft.

    Da nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vom Gratisgeld profitiert, gibt es offiziell keine Inflation. Denn, um in den Genuss von den tiefen Zinsen zu kommen, muss man z.B. als Bank direkt Zugang zu den Notenbanken haben oder als Grossunternehmen direkten Zugang zu den Kapitalmärkten. Inflation gibt es aber erst, wenn alltägliche Güter und Löhne teurer werden. Diese werden jedoch nicht von den Profiteuren dieser Notengeldpolitik gekauft.

    Die Notenbanken verhindern in jeder Krise, dass Firmen Konkurs gehen mit dem hehren Ziel, die Arbeitslosigkeit tief zu halten. Natürlich wird kein Politiker sich heutzutage dagegen wehren. Es sind ja Leute „mit Geld“, die von später drohender Inflation geschädigt werden, ist der Eindruck der normalen Bürger – tatsächlich wird auch diese Inflationssteuer vom (unteren) Mittelstand mit Guthaben bei Pensoinskassen und Versicherungen bezahlt werden.

    • Alois Krieger sagt:

      Noch einen kleinen Zusatz (hatte keinen Platz mehr):

      Die (implizite) Lösung gegen die zunehmende Ungleichheit wäre dann mehr Umverteilung. Doch solange die Steuersysteme nicht einfacher gestaltet sind, profitieren von komplizierten und hohen Steuern wieder dieselben Leute wie von der Nullzinspolitik. Es sind Steuerberater, Investmentbanken und Private Equity Firmen, die über Firmenübernahmen versteuerbare Firmengewinne in (z.B. in der Schweiz) steuerfreie Kapitalgewinne umwandeln. Selbst in Ländern, wo Kapitalgewinne nicht steuerfrei sind, können grosse Firmen mit ihren tiefen Kapitalkosten immer noch kleine Firmen von ihren Besitzern aufkaufen und einen guten Teil des Wertes, den sie bezahlen (der „goodwill“) in Zukunft von den Steuern abziehen, so wird verhindert, dass der ursprüngliche Besitzer der Firma doppelt besteuert wird.

      Man sieht also, auch von hohen Steuern profitieren wieder die selben gut vernetzten Leute. Es verwundert deshalb nicht, dass die Demokraten in den USA in der Finanzbranche mindestens so beliebt sind die die Republikaner – offenbar sind beide mit etwas Geld leicht beeinflussbar.

      Nur die Tagi-Reporter verteidigen die Interessen dieser Gruppen offenbar gratis, oder werden Sie von den Besitzern des Verlags so ausgelesen?

      • Rolf Zach sagt:

        Natürlich haben sie in vielem Recht, was sie betreffend den Notenbanken sagen. Ebenso wie in diesem Wirtschafts-Blog, Herr Linus Huber, ein vehementer Verteidiger der Geldwert-Stabilität und ein Kritiker, die seiner Ansicht nach fahrlässigen Geldmengen-Expansion der Notenbanken. Wenn aber eine Wirtschafts-Blase platz und der Markt und das Vertrauen der Wirtschafts-Subjekte verloren geht, muss eine Regierung mit den Zentralbanken schnell handeln. Bernanke hat das ausgezeichnet gemacht, besser als die EZB, die viel früher hätte energisch handeln müssen. Man kann sie entschuldigen durch die fehlende Integration und Regulierung innerhalb der EURO-Zone, ferner das Misstrauen Nord-Europas gegenüber der Politik und Verwaltung Süd-Europas, die Nord-Europa als korrupt anschauen und deshalb auf Reformen bestanden. Es ist zu unterstreichen, eine Volkwirtschaft, die den Anteil des Mittelstandes am Volkseinkommen und -vermögen laufend reduziert nur wachsen kann, wenn sich die Verschuldung des Mittelstandes erhöht, deshalb auch der viel grössere Anteil der Bankbilanzen am Volkseinkommen der Industrie-Länder als früher. Die reichen Amerikaner haben noch den Vorteil, dass die USA über eine Reserve-Währung verfügt, damit können sie sich völlig auf Sachvermögen orientieren und dem Ausland überlassen ihre Kredite zu finanzieren. Vergessen wir aber nicht, der US-Mittelstand hat nach wie vor starke Privilegien, z.B. das Konkursrecht, ein Recht von dem die Schweizer KMU nur träumen können.

        • Alois Krieger sagt:

          Es geht mir ja nicht in erster Linie um die kurzfristige Reaktion der Notenbanken auf die Krise. Aber jetzt sind mehr als 5 Jahre vergangen und die Lösung ist immer noch „quantiative easing“.

          Für die Amerikaner, deren Schulden zu einem grossen Teil von China gehalten werden, ist diese vielleicht von Vorteil. Obwohl ich das für die lange Frist nicht glaube. Aber für Länder wie die Schweiz (und Deutschland, aber die können ja nicht mehr anders, weil sie Teil des Euros sind) ist es einfach dumm, dies alles mitzumachen. Anstatt den Franken entweder mit Steuergeldern (im Falle von Verlusten der SNB) oder mit Geldern von Sparern über Inflation zu schwächen und damit jammernde Milliardäre wie den Swatch-Chef zu unterstützen hätte wir lieber Steuern auf kurzfristige ausländische Kontoguthaben auf Schweizer Banken verlangt. Dann hätten wir von der Krise profitiert anstatt dass wir die fehlgeleitete Euro-Politik jetzt mitfinanzieren.

          Aber die Notenbanker beziehen den Grossteil ihres Lebenseinkommens oft nicht vom Staat, für deren Interesse sie schauen sollten sondern kommen – wie im Fall der Schweiz – von einem Hedge Fund und gehen – nachdem sie 15 Mrd zur Rettung von CHF Fehlspekulationen aus dem Fenster geworfen haben – wieder zurück zu einem solchen.

          • Josef Marti sagt:

            Die Inflation müssen Sie zuerst mal zustandebringen, seit 2008 beträgt diese in der CH im Schnitt ca. -0.2%.

          • Alois Krieger sagt:

            Josef Marti: Gemessen an Vermögenspreisen wie Immobilien oder Rohstoffen ist das Geld schon viel weniger Wert. Die Notenbanken können wegen der grossen Bestände an Schuldscheinen, die sie angehäuft haben, in der Zunkunft gar nicht adäquat auf aufkommende Inflation reagieren. Solange die Wirtschaft nicht ankurbelt, wird es keine Inflation (gemessen an den Warenkörben) geben, das heisst aber nicht, dass sich ein gewaltiges Potential aufgebaut hat.

            In Deutschland und England ist die Inflation schon höher, die Zinsen immer noch bei Null. In der Schweiz steigen die Löhne sowieso nicht mehr stark, solange der freie Personenverkehr mit der EU aufrecht erhalten wird, dann waren noch die Währungseffekte kostendämpfend. Es ist fraglich, ob es so weitergeht.

          • Josef Marti sagt:

            Krieger: Sie haben das richtige Stichwort gegeben: Rohstoffe und Energie, diese werden in den nächsten Jahrzehnten entscheidend sein weil die Preise nämlich massiv ansteigen werden, die Löhne aber nicht; das wäre dann somit das klassische Szenario dass wir in CH/Europa von der Deflation in eine Stagflation geraten werden und der Binnenmarkt zusammenbricht.
            Die USA werden bald zu den grössten Rohstoffproduzenten gehören und als Sieger aus der Krise herausgehen; ihre Schulden werden weginflationiert. Der CH bleibt nichts anderes übrig als den Rohstoffmultis weiterhin in den A…. zu kriechen um nicht zu den Verlierern zu gehören. Die einzigen die dabei noch geschützt sind sind unsere lieben Bauern auf der Scholle dank bäuerlichem Bodenrecht. Der restliche Mittelstand wird verschwinden.

      • Frank Baum sagt:

        Blödsinn, Alois Krieger, die Ungleichheit wird nicht durch die billige Geldpolitik verursacht sondern durch die exzessiven FInanzmärkte, die wiederum in aller erster Linie den fehlenden Regulierungen zu verdanken sind.

  • War im Vale/CO als einer gesagt hat: ‚The problem here is that the millionaires are being priced out by the billionaires‘ 😉

    Sehr guter Artikel, kannte Statistiken vorher schon aber der Zusammenhang Konsum/Ungleichheit ist eine interessante These.

  • Josef Marti sagt:

    Karl Lagerfeld hat mal gesagt: Das wirkliche Problem der reichen Leute ist, dass es immer noch reichere gibt.

  • Bruno Fässler sagt:

    Die Top Einkommenwurden in den USA ab den 30er Jahren mit bis 94% besteuert. http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuer_(Vereinigte_Staaten) Die Folge war die Ausbildung eines starken Mittelstandes in den USA, der Aufstieg zur Supermacht und der Ausbau von Infrastruktur und Bildung. Mit der Einführung der desaströsen „Reaganomics“ in den 80er Jahren begann der Niedergang der Mittelschicht und der Verfall der Infrastruktur.

    • Petra Danusser sagt:

      Wenn Sie heute 94% besteuern würden oder auch „nur“ 50%, laufen die Leute davon oder sie leisten nichts mehr.
      Warum soll jemand sich anstrengen, Risiken eingehen etc., wenn er am Schluss nichts davon hat? Wer glaubt, dass jemand sich das heute noch gefallen lassen würde, der lebt meiner Meinung nach in einer Fantasiewelt. Die 30er Jahre sind in keiner Hinsicht mit der heutigen Zeit vergleichbar.

    • Josef Marti sagt:

      Einverstanden. Neben den Steuersenkungsorgien kommt noch die systematische Verschiebung der Verteilung des BIP’s zulasten der Löhne und zugunsten der Profitquote; Zinsen, Mieten/Pachten blieben logischerweise unangetastet, denn sie stellen ja Vermögenserträge dar. Steuerlich wurden Vermögenserträge massiv entlastet bis sogar ganz befreit während Arbeits- und Erwerbseinkommen sowie der Konsum tendenziell höher besteuert werden. Das ganze System wird zudem zementiert durch das teilweise komplett steuerbefreite Erbrecht und den Zinseszinseffekt.
      Der Zusammenbruch dieser exponentiell wachsenden Schulden/Guthaben Pyramide ist vorprogrammiert.

    • Rolf Zach sagt:

      Natürlich war die Einkommenssteuer in Wahrheit effektiv nie so hoch, die Lobbygruppen im Kongress konnten vieles in Richtung dieser Höchstsätze verhindern, z.B. dass der Erbanteil der Ehefrau eines Erblassers unabhängig von dessen Vermögen vollkommen steuerfrei ist. Ein Gesetz das Präsident Truman mit seinem Veto bekämpfte, aber sich im Kongress nicht durchsetzten konnte. Ein anderer Fall ist die Ford-Familie, die dummerweise durch Tod von Henry Ford und Edsel Ford während der Roosevelt und Truman Ära 90% des Familien-Vermögens in eine gemeinnützige Stiftung überführen musste.
      Weinberg (Goldman, Sachs!) sorgte dafür, dass die Fords mit 10 % Anteil 40 % der Stimmen kriegten. Ein gutes Buch über die sehr richtigen Feststellungen von Herrn Fässler ist das Buch „The Conscience of a Liberal“ von Krugman.

    • Alois Krieger sagt:

      Das ist äusserst fraglich, wie kann denn eine grosse Mittelschicht entstehen, wenn die Einkommen stark belastet werden. Diese Höchststeuersätze wurden bald wieder abgeschafft, es entstand aber eine riesige Industrie von Steuerberatern, die den Gutverdienenden und vor allem den Vermögenden beseite steht, trotzdem etwas tiefe Steuern zu bezahlen. Heute verdient ein grosser Teil der Gutverdiener ihren Lohn damit, die hohen Steuern des Staates zu umgehen.

      Wenn man eine grössere Mittelschicht will, dann muss man nicht die Einkommen stärker umverteilen, sondern schauen, dass die Besitzer von viel Kapital einen vernünftigen Teil der Steuern bezahlen (aber nicht in der Region von 90%, das würde zu einem Disaster führen).

      Nach dem zweiten Weltkrieg waren gut ausgebildete Leute Mangelware, die Leute mit höherer Ausbildung wurden dringend benötigt und entsprechend gut bezahlt. Heute haben viel mehr Leute eine höhere Ausbildung, es gibt keine so hohe Prämie mehr auf dem Markt für gutausgebildete Leute.

      • Josef Marti sagt:

        Genau die Vermögenssteuer ist die bei den Vermögenden die am meisten gehasste Steuer, und das obwohl sie laut BGer nicht viel mehr als 1% betragen darf weil sie sonst „konfiskatorisch“ ist. Für einen Milliardär gibt es halt mit 1% trotzdem einen Betrag von über 10 Mio reiner Vermögenssteuer, was dazu führt dass sich der arme Milliardär verschulden muss um seine Vermögenssteuer zu zahlen.
        Eine wirkungsvolle Umverteilung geht daher nur mit einer vernünftigen Erbschaftssteuer, die vielleicht beschränkt werden müsste auf Grossvermögen mit Ausnahmen/Erleichterungen für massgebliche Unternehmensbeteiligungen.

        • Alois Krieger sagt:

          Bei niedrigen Zinsen ist 1% Vermögenssteuer konfiskatorisch. Momentan würde der Staat bei konservativer Anlage mehr als die Hälfte der Zinsen einnehmen, das kommt einer Konfiskation von 50% der Vermögen gleich.

          Es reicht, wenn die Schlupflöcher gestopft werden, die verhindern, dass überhaupt Steuern auf Vermögenserträge bezahlt werden.

      • Bruno Fässler sagt:

        Fakt ist, die USA hatten extrem hohe Bundessteuern und die USA hatten eine extrem starke Mittelschicht. Natürlich gibt es sofort Ausweichbewegungen, wenn die Steuersätze angehoben werden. Die USA hat aber diese Höchststeuersätze nicht ‚bald abgeschafft ’sondern mehr als 40 Jahre beibehalten. Dabei waren Kapitalgewinne in den USA immer steuerpflichtig, so dass nicht nur das Erwerbseinkommen besteuert wurde. Die Umverteilung erfolgte über gewaltige staatliche Programme unter Roosevelt (New deal, II.WK,) Truman, Eisenhower, Kennedy (Kalter Krieg) und Jonnson (Great Society, Raumfahrtprogramm)

      • Auch wenn es hier niemanden interessiert und jeder einfach seine eigene Ideologie entegen allen empirischen Tatsachen hinunterbetet: Der Zeitraum, in welchem die Höchststeuersätze in den USA zuerst über 90% und danach über 70% lagen, nennt man das Goldene Zeitalter des Kapitalismus. Man beachte „Golden“ und „Kapitalismus“ im Ausdruck. Diese Tatsache allein widerlegt etwa die Hälfte der Kommentare hier, in denen behauptet wird, hohe Steuern würgen die Leistungsbereitschaft ab. Auch Clintons Steuererhöhungen schadeten der Wirtschaft offenbar nicht und vertrugen sich durchaus mit hohen Wachstumsraten (ich behaupte hier keine Kausalität zwischen hohen Steuern und hohem Wachstum, aber ich bin sicher, dass die Ökonomie im umgekehrten Falle, d.h. bei tiefem Wachstum, von einem endgültigen Beweis der Schädlichkeit hoher Steuern geredet hätte).

        Man muss sich entscheiden: Entweder schaden hohe Steuern der Wirtschaft, aber dann hat es ein Goldenes Zeitalter niemals geben können. Oder es gab ein Goldenes Zeitalter, aber dann ist die Behauptung, dass hohe Steuern der Wirtschaft schaden, zwingend und unwiderlegbar falsch.

        • Linus Huber sagt:

          Vielleicht vernachlässigen Sie ein wenig die Rahmenbedingungen in Ihrer Überlegung, z.B. das hohe Gefühl von Schicksalsgemeinschaft nach einem Krieg, die durch den Goldstandard bedingte stärkere Restriktion ankerloser Geldpolitik, die noch stark verankerte Ansicht, dass nicht einzig Inflation sondern auch Deflation möglich ist, die hohe Sparquote nach einer langen Zeit spartanischer Lebensweise, die tiefere Dichte an Regulierung, die stärkere Identifikation von Entscheidungsträgern und Elite mit der Bevölkerung, die reduzierte Möglichkeit internationaler Diversifikation etc. etc. Sich einzig auf Steuersätze zu fokussieren greift zu kurz.

          • Mag sein, aber ich bin’s ja nicht, dessen „Hammer“ Steuersenkung für jeden noch so scheinbaren „Nagel“ Verwendung findet. Die Wirtschaft dümpelt? Steuern senken, um sie anzustossen! Die Wirtschaft boomt? Steuern senken, um überbordende Staatseinnahmen zu verhindern! Hohe Arbeitslosigkeit? Steuer senken, um Arbeitgeber zu entlasten! Meteoriten-Einschlag? Steuern senken, um private Hilfs-Initiativen zu fördern! Auferstehung Christi? Steuern senken, um Gott gefällig zu sein! usw usf.

            Andererseits haben Steuersenkungen natürlich auch Rückkopplungs-Effekte auf Rahmenbedingungen via Entsolidarisierungs-Effekten, die nicht nur direkt „Identifikation der Eliten mit der Bevölkerung“ betreffen, sondern auch indirekt, d.h. via „internationaler Diversifikation“ (Profit zählt mehr, als Produktion in der Heimat, wobei natürlich ein Kapitalist kein Vaterland hat, wie schon Marx sagte). Somit stecken die Rahmenbedingungen wenigstens teilweise durchaus in den Steuerraten.

            Aber der Punkt war ja eigentlich, dass die Goldene Ära die Behauptung widerlegt, dass hohe Steuerraten der Wirtschaft schaden. Das tun sie beobachtbar nicht. Im Gegenteil lässt sich argumentieren, das hohe Steuerraten der Wirtschaft nützen, da sie einen Anreiz zur Investition schaffen (da investiertes Geld dann nicht versteuert werden muss). Dagegen wird steuerbefreites Geld entgegen der Ideologie beobachtbar nicht investiert, weil die Nachfrage fehlt (was gemäss der supply-side Ideologie gar nicht passieren kann).

          • Linus Huber sagt:

            Vielleicht wurde bereits überinvestiert über die vergangenen Jahrzehnte, womit wir heute an Überkapazität leiden, was wohl in der goldenen Ära nicht die Situation gewesen sein dürfte. Und warum dies so sein mag, muss ich Ihnen auch nicht weiter erörtern, da Sie die Zusammenhänge schrittweise ausgezeichnet erkennen.

            Dies soll nicht heissen, dass ich gegen Steuererhöhungen gegen Superreiche per se bin, jedoch liegt das Problem darin, dass die wirklich Reichen sich der Steuerhoheit entziehen werden und damit einfach die obere Mittelklasse dezimiert wird.

    • ast sagt:

      @Bruno Fässler, das haben Sie gut zusammengefasst. Der Begriff „Reaganomics“ geht mir allerdings zu wenig weit in der personellen Spannweite die zu diesem Umschwung führte. Hinter Reagans und Thatchers Treiben steht eine ganze Generation hochdotierter Nobelpreisträger der Ökonomie.

  • Ben Zibble sagt:

    Im ersten ist das Wahrnehmen von Ungerechtigkeit einer wie auch immer existierenden Ungleichheit ein Selbstschutz.
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    Wo jemand einfach zuviel hat und ein anderer gar nichts da muss man sich bedienen. Das Prinzip ist ja genau das gleiche wie das was der habende vorher schon praktizierte… sich bedienen obwohl bereits mehr als genug kummuliert war… irgendjemand hat mal das erste Stück Land privatisiert. Auf dem Eigentumsbegriff baut alles auf obwohl die meisten unter uns davon erstmal gar nichts haben.
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    Der Sinn und ZWeck von Eigentumsschutz für Land und Immobilien unterscheidet sich Grundsätzlich von dem für Konsumgüter. Ebenso der von Lizenen, Patenten und Urheberechten versus dem Besitz von CD’s, DVD’s.
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    Ackerland in fernen Ländern (Afrika; Südamerika) aber auch mitten in Europa (neue EU Länder, RU) wird in gigantischen Ausmassen privatisiert. Land das im Prinzip gar nie in private Hände gehört sondern Allgemeingut bleiben muss. Das gleiche mit Utilities und hier vor allen anderen das Trinkwasser und die Quellen. Auch die gehören nicht in private Hände sondern uns allen.
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    Es braucht nicht so viel um die Ungerechtigkeit der ungleichheit für die 99% erträglicher zu machen. Die Prinzipien dazu, die wurden uns aber dank Neoliberaler Dogmen kräfitig ausgetrieben. Wir verzehren uns ob unserem Glauben an den viel zu absoluten Schutz von Eigentum selber.
    .
    Es geht hier um extreme Auswüchse des Eigentumsschutzes… der allen anderen keine Chance mehr lässt

    • Alois Krieger sagt:

      Privatisierungen sind per se nicht schlecht, nur wenn Monopole vom Staat verkauft werden, ist das problematisch. Aber Staatsbetriebe sind nun mal meistens sehr ineffizient, da ist eine Privatisierung und später eine Regulierung der Preise vielleicht besser (wie in der EU mit den Telefonpreisen, wenn der Staat allerdings die hälfte der Swisscom behält, dann hat der Regulator etwas „Beisshemmungen“).

      Die Privatisierung des Farmlandes war in Europa ein wichtiger Schritt zur Industrialisierung und unserem heutigen Wohlstand. Die Landwirtschaft wurde sehr viel produktiver, was Arbeitskräfte für die Industrie frei machte. Kurzfristig natürlich nicht zum Vorteil derer, die ihre Jobs verloren – aber das ist immer so. Aber langfristig haben alle profitiert. Die Entwicklungsländer sollten allerdings schon darauf achten, unter welchen Bedingungen sie das Farmland abgeben, sonst profitieren am Schluss nur andere von der effizienteren Produktion.

      Auch der Schutz von Eigentum war (und ist) sehr wichtig. Sehen Sie sich nur Länder an, wo das Eigentum nicht sicher ist. Niemand baut Hotels in Kroatien (bald ein Teil der EU trotz den mafiösen Lokalregierungen dort), weil nicht klar ist, ob nach dem Kauf des Landes der Besitz gesichert ist.

      Es ist kein liberaler Gedanke, Eigentumsschutz für Monopole zu gewähren. Aber wenn der Staat (wie in vielen sozialistisch regierten Ländern) Monopole verkauft, um an mehr Geld zu kommen, und dann diese wieder verstaatlicht, dann ist das auch nicht gut…

      • Ben Zibble sagt:

        Wie heisst es so treffend.
        .
        Kapitalismus ist nicht das Gegenteil von Staat… Das Gegenteil ist der Fall.
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        Man wundert sich dann auch noch warum die oft zitierte, aber auch oft missbrauchte, Staatsquote einfach nicht sinken will obwohl doch schon soviele staatliche Breiche einem rigorosen Spardiktat unterworfen wurden. Sparen tun wir immer noch. Immer noch sparen wir… blos habe wir noch nicht gemerkt das wir davon nichts haben.

        • Linus Huber sagt:

          Es geht um die Frage, welche Vorschläge und Ideen zu erhöhter Machtkonzentration führen und welche zu erhöhter Selbstverantwortung und Verschiebung der Entscheidungsbefugnis auf die möglich tiefste hierarchische Ebene.

          Z.B.
          Inflationäre Geldpolitik umverteil von Unten nach Oben – negativ.
          Überregulierung begünstigt die „Reichen“, da diese die Regeln am besten beeinflussen können – negativ.
          Hohe staatliche Machtkonzentration begünstigt jene, welche durch Lobbying die Entscheidungen beeinflussen können – negativ.

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