Die glücklosen Notenbanken

Die Massnahmen der Notenbanken, die Wirtschaft anzukurbeln, greifen nur bedingt: Die US-Notenbank in Washington D.C., August 2007. (Keystone/Matthew Cavanaugh)
Erwartungsmanagement, bzw. «Forward Guidance» ist das Mittel, mit dem die Notenbanken ihre Machtlosigkeit überwinden wollen. Sie scheitern, weil sie nicht «glaubwürdig unverantwortlich» sind.
Den Anfang hat Ben Bernanke gemacht. Fast genau vor einem Jahr, am 13. September hat er, bzw. das «Federal Open Market Committee» – das Führungsgremium der US-Notenbank (Fed) unter seiner Leitung bekannt gemacht, der Leitzins werde nicht erhöht, so lange sich die Wirtschaftslage nicht deutlich verbessere, weshalb er wahrscheinlich bis 2015 im gegenwärtigen Bereich von 0 bis 0,25 Prozent bleiben werde. Im Dezember wurden die Währungshüter dann konkreter: Der Leitzins werde nicht erhöht, solange die Arbeitslosigkeit in den USA nicht mindestens die Quote von 6,5 Prozent unterschritten habe. Dieses Festlegen für die Zukunft bezeichnen die Notenbanker als «Forward Guidance».
Auf besondere Beachtung in der Erklärung vom September ist der Entscheid gestossen, ab sofort monatlich für 85 Milliarden Dollar neue Anleihen zu kaufen (verbriefte Hypothekarpapiere und Staatsanleihen). Das war der Start von «Quantitative Easing 3», nach ähnlichen Programmen zuvor.
Sieben Fragen stellen sich: 1. Was hatten diese Massnahmen der US-Notenbank für einen Sinn? 2. Haben sie ihr Ziel erreicht? 3. Wie macht es die EZB? 4. Warum überhaupt «Forward Guidance»? 5. Wieso funktioniert das Erwartungsmanagement so schlecht? 6. Was lehrt die Geschichte? Und zum Abschluss: 7. Welche Notenbank kann es am besten? Machen wir uns an die Antworten:
1. «Forward Guidance» und Anleihenkäufe
Die beiden Massnahmen der US-Notenbank – die Käufe und das Versprechen, die Zinsen auch in nächster Zukunft auf Tiefstwerten zu belassen – sind eng miteinander verknüpft. Die Wertpapierkäufe allein können die Anleihenkurse nicht steuern und damit auch das langfristige Zinsniveau nicht effektiv tief halten oder senken, wenn die Ansicht vorherrscht, das Fed werde demnächst die Zinsen erhöhen. Dann wäre es kein gutes Geschäft, Anleihen zu laufend höheren Kursen zu kaufen (was eine geringere Rendite, bzw. einen tieferen Zins bedeutet). Die Käufer müssten bei einer anstehenden Leitzinserhöhung des Fed mit sinkenden Kursen rechnen. Wie der «Economist» in diesem Artikel deutlich gemacht hat, sind die Käufe des Fed im Vergleich zu den gesamten ausstehenden Anleihen nicht nur gering, sie beeinflussen das Handelsverhalten ihrer Besitzer kaum.
2. Das Scheitern
Der geringe Einfluss der Anleihenkäufe auf Kurse bzw. Renditen/Zinsen zeigt sich besonders eindrücklich an der jüngsten Entwicklung: Als ab Mai dieses Jahres deutlich wurde, dass das Fed demnächst für weniger als 85 Milliarden Dollar monatlich Anleihen kaufen will – von Verkauf war nie die Rede – sind die Kurse dieser Anleihen regelrecht eingebrochen, wie sich das spiegelbildlich deutlich am Renditeverlauf der 10-jährigen US-Staatsanleihen zeigt und damit am langfristigen Zinsniveau. Hier die Grafik aus der Fred-Datenbank des Fed von St. Louis:

Kurz: Das Fed hat alles getan, um die Zinsen tief zu halten: Sie verspricht bis heute, die Leitzinsen tief zu halten und kauft in grossen Mengen Staatsanleihen und dennoch sind deren Kurse eingebrochen und das Zinsniveau ist deutlich angestiegen. Nichts könnte deutlicher das Scheitern der US-Notenbank in ihrem Erwartungsmanagement verdeutlichen.
3. «Forward Guidance» à la EZB
Trotzdem hat sich ab dem Sommer auch die Europäische Zentralbank der neuen Strategie angeschlossen: Auch sie hat sich seit dem Juli einer Art von «Forward Guidance» verschrieben. Die Selbstfestlegung für die Zukunft geht in ihrem Fall sehr viel weniger weit als im Fall der US-Notenbank. EZB-Chef Mario Draghi hat an seiner Presskonferenz am 4. Juli erklärt, die EZB erwarte, dass der Leitzins für eine ausgedehnte Zeit auf dem gegenwärtigen oder einem tiefen Niveau bleibe. Diese «Selbstfestlegung» ist den Journalisten denn auch kaum aufgefallen. Draghi musste sie in der Fragerunde noch einmal vorlesen.
Beim Versuch, die Marktzinsen tief zu halten, ist auch die EZB gescheitert. Die Forward-Sätze des Kurzfristzinssatzes Eonia – die heute schon gehandelten Kurzfrist-Zinssätze künftiger Zeitpunkte – sind nach der Erklärung angestiegen. An den Märkten ist man also auch nach der Erklärung der EZB von einem steigenden Kurzfristzins ausgegangen. Besonders deutlich angestiegen sind auch die Langfristzinsen, gemessen an der Rendite deutscher Staatsanleihen, dem üblichen Massstab dafür.
4. Das einzige verbliebene Instrument
Wieso versuchen Notenbanken überhaupt, sich für die Zukunft festzulegen? Das war hier auch schon Thema. Die wichtigsten Punkte in aller Kürze: Wenn die Leitzinsen sich bereits auf Tiefstwerten befinden und eine Liquiditätsfalle vorherrscht, ist Geldpolitik kein geeignetes Instrument zur Beeinflussung der Konjunktur. Daher ist – anders als in gewöhnlichen Konjunkturkrisen – in der aktuellen Lage die Geldpolitik nicht das geeignete Mittel, um aus der Krise herauszufinden. Das wären jetzt Anschub-Investitionen durch den Staat. Ganz genau auf diese Ausgangslage hat sich die Analyse von John Maynard Keynes bezogen.
Eine Notenbank kann den nominalen Leitzins – ihr wichtigstes Instrument – nicht unter Null senken. Und auf die relevanten Langfristzinsen kann sie nur Einfluss nehmen, wenn sie glaubhaft machen kann, dass der von ihr beeinflussbare Kurzfristzins auf lange Sicht tief bleibt. Wenn die Geldpolitik auch in Zeiten von Leitzinsen bei Null und einer Liquiditätsfalle eine Rolle spielen soll, dann muss ihr das gelingen.
Wenn eine Notenbank glaubhaft machen kann, dass sie auch bei einer Verbesserung der Wirtschaftslage die Zinsen tief lässt und eine höhere Teuerung in Kauf nimmt, dann steigen heute schon die Inflationerwartungen. Auf diese Weise könnte die Notenbank die aktuellen Realzinsen senken und die Last der hohen privaten und öffentlichen Verschuldung mildern, da diese real ebenfalls abnehmen. Denn die Kaufkraft und damit der Wert des geschuldeten Zinses, bzw. der Schulden nimmt ab. Beide Effekte geben der Wirtschaft über steigende Investitionen und Mehrkonsum Schub.
5. Das Problem der erworbenen Glaubwürdigkeit
Glaubwürdig Inflation zu schüren bedeutet aber, dass die Notenbanken «glaubwürdig verantwortungslos» sein müssten, wie es der Ökonom Gauti Eggertson schon vor zehn Jahren formuliert hat.
Hier steht ihnen ihr eigener historischer Erfolg im Weg: Seit den 1970er Jahren ist es den Notenbanken gelungen, die Glaubwürdigkeit für eine stabile und tiefe Inflation zu erlangen. So konnten sie auch erreichen, dass sich die Inflationserwartungen entsprechend stabilisiert haben und Lohn-Preis-Spiralen nach den 1970ern Jahren kaum mehr aufgetreten sind. Hier mehr zu den Gründen dafür.
6. Roosevelts erfolgreicher geldpolitischer Schock
Im April hat die einstige ökonomische Chefberaterin der Obama Administration Christina Romer in einer Rede mit Blick auf die Geschichte klar gemacht, dass das Erwartungsmanagement der Notenbanken nur dann funktionieren könne, wenn sie sich und ihre Politik radikal neu positionieren. Es brauche einen «Regime Shift».
Als gelungenes Beispiel für einen solchen «Shifts» verweist Romer auf die grosse Depression und insbesondere auf die Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1933 durch den frisch gewählten Franklin D. Roosevelt. Die USA hatten keinen Mangel an Goldreserven, weshalb diese Entscheidung nicht – wie im Beispiel Grossbritanniens – deshalb erfolgt ist. Roosevelt war überzeugt, dass die Notenbank auf die Notenpresse zurückgreifen muss, um die Deflation zu beenden und eine Inflation zu generieren.
Das stand auch damals im Widerspruch zur gängigen Lehrmeinung der Ökonomen. Im ohnehin sehr lesenswerten Buch «Die Herren des Geldes» beschreibt Autor Liaquat Ahamed, wie sämtliche führenden Mitarbeiter des Finanzministeriums und der Notenbank damals von Roosevelts Plänen geschockt waren und ihn davon abzuhalten versuchten. Allerdings ohne Erfolg. Der neue Präsident setzte gezielt auf Inflation und leitete damit den «Regime Shift» ein. Das folgende Propaganda-Video für mehr Inflation verdeutlicht das eindrücklich:
Roosevelts Politik erwies sich als voller Erfolg: Die Deflationserwartung im ersten Drittel des Jahres 1933 verwandelte sich bis zum letzten Drittel des gleichen Jahres in eine Inflationserwartung von 6 Prozent.
Das ist umso eindrücklicher, als damals auch das Bankensystem vor dem Kollaps stand. Die erste der beiden folgenden Grafiken aus Romers Rede zeigt den Wandel der Deflations-/Inflationserwartungen, die zweite die Entwicklung der Industrieproduktion. Sie macht klar, dass das Ende der Deflationserwartungen und die damit verbundenen sinkenden Realzinsen sich sofort auch positiv auf die Realwirtschaft ausgewirkt haben.


7. Die japanische Ausnahme
Einen «Regime Shift» hat keine der erwähnten Notenbanken vollzogen, deshalb funktioniert das Erwartungsmanagement auch so schlecht. Bisher hat nur eine Notenbank damit Erfolg: Die Bank of Japan. Auf das Beispiel weist auch Christina Romer in ihrem Vortrag hin. Wir erinnern uns: Seit der japanische Premier Shinzo Abe als Gouverneur der Notenbank Haruhiko Kuroda zu installieren vermochte, tut diese tatsächlich fast alles, um «glaubwürdig unverantwortlich» zu sein. Die jüngsten Zahlen zur Konjunkturverlauf der japanischen Wirtschaft lassen die Politik bisher immerhin als Erfolg erscheinen.
63 Kommentare zu «Die glücklosen Notenbanken»
A nice quote by Peter Schiff
Ben Bernanke thinks he sees a light at the end of the tunnel but doesn’t know it’s an oncoming train.–
Immerhin hat der Mann schlimmeres verhindert. Hätte der Mann nicht gehandelt, könnten jetzt die UBS-Aktionäre Besserungsscheine für ihre Aktien am Bank-Schalter abholen und es hätte auch viele andere Schweizer Banken empfindlich getroffen. Die Geschichte wird zeigen, dass die Obama-Administration um einiges besser ist als die Hoover-Administration, der als Präsident von ausserordentlicher persönlicher Intelligenz war. Er hatte leider zu spät Finanzminister Mellon als Botschafter nach London geschickt. Jede Geldseite einer Volkswirtschaft hat auch eine Sozialseite. Ist die Politik auf der Sozialseite ihrer Aufgabe nicht gewachsen, ist die Durchschlagskraft der Geldseite (Zentralbank) nicht voll gewährleistet. Die Zentralbank und die Administration in den USA handeln richtig, aber nicht der Tea-Party-Kongress. Vergleichen Sie, Herr Huber, doch bitte einmal den Gini-Koeffizienten und die Leistungsbilanz der Schwellenländer, die man ausserordentlich gerühmt hat und jetzt Schwierigkeiten haben wegen einer Bemerkung von Herrn Bernanke. Vieles lässt sich damit erklären.
Roosevelt ist zu früh 1936 auf eine Politik der Orthodoxie zurückgekehrt, was die Rezession von 1937 auslöste und nicht wegen dem Silver Purchase Act von 1934 über den sich jeder aufrechte Ökonom (inkl. Röpke) aufregte und Roosevelt verdammte.
@ Rolf Zach
Ich bin einverstanden, dass die erste Reaktion vom FED und BB im Nachgang des Lehman-Kollapses mutig und (vermutlich) auch richtig war und einen schweren Systemkollaps verhindert hat.
QE2 und folgende bis QE infinity ist und bleibt aber ein schwerer Fehler. Die Zielsetzung war auch ein ganz andere.
QE1 sollte einen Systemkollaps verhindern, dies wurde erreicht. Wir sprechen schon seit mehreren Jahren nicht mehr vno eineem unmittelbar drohenden Kollaps.
QE2 und folgende hatten als Ziel die Ankurbelung der Realwirtschaft. Und hier haben diese QEs (nicht überraschend) kläglich versagt. Geldpolitik im Bereich des Zinsnullpunktes ist nun mal in Bezug auf die Realwirtschaft mehr oder weniger ohnmächtig. Die Risiken wurden aber massiv erhöht. Wahrlich ein schlechter Deal, den BB hier gemacht hat.
Der Artikel will indirekt die gegenwaertige Gangart der Zentralbanken verteidigen und greift dabei auf die 30iger Jahre zurueck. Interessanterweise wird die Situation nur bis 1937 dargestellt, denn sobald die massiven Eingriffe ein wenig zurueckgefahren wurden, brach die Wirtschaft wieder ein.
Die gesellschaftlichen Verwerfungen, welche zu WW2 fuehrten werden gar nicht erst in dieser Betrachtungsweise beruecksichtig, noch wird untersucht, was die Ursachen waren, welche zur Krise in den 30iger Jahren fuehrten.
Ein System, welches immer und nur in eine Richtung funktioniert (zunehmende Zentralisation und Powerkonzentration mit andauernder leichter Geldentwertung), wird eines Tages zum Stillstand fuehren, da zwecks Erreichen kurzfristiger Vorteile und vermeintlicher Sicherheit die wichtige Funktion der immer wiederkehrenden Erneuerung und Flexibilitaet verloren ging. Wie Johnny Smith kuerzlich treffend formulierte, werden die Probleme nicht wirklich geloest, sondern in einen anderen Kontext und meist auf eine hoehere Ebene verschoben, womit die Verantwortlichkeiten weiter anonymisiert werden und womit schlussendlich niemand mehr verantwortlich zu sein scheint, sondern das System (anstelle von spezifischen Entscheidungstraegern) verantwortlich gemacht werden kann.
Die Kuenstler der Manipulation muessen sich wie kleine Goetter fuehlen, wobei sie wohl eher die Funktion des Zauberlehrlings von Goethe erfuellen.
Sehr interessanter Blog – das Propaganda-Filmchen war könnte schon bald mal in einer aufgepepten Version in der EU im TV laufen. Die Schulden weginflatioieren wie schon UK 1946-75 von 250% Schulden BIP auf 50% (plus noch Kapitalrestriktionen) – das Spätwerk von Keynes.
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Die USA hatten zw. 1946 und 48 nochmals enormen Inflationsraten von 8% /14% /8% und dann kam ein Jahr mit -1% 1949 – nach WK II war die USA auch ziemlich verschuldet – und so konnte man sich schon mal eines guten Teil davon entledigen – einfach den Leitzinssatz genügend unter der Inflationsrate ansetzen.
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Ein uraltes Zentralbankertrickli – wird immer wieder mal gerne angewendet um sich lästiger Staatsverschuldungen zu entledigen!
Sie wissen so gut wie ich, Herr Senn, dass der 2. Weltkrieg eine der besten Zeiten für für US-Bevölkerung wie auch für die US-Wirtschaft war. Viele heute noch segensreiche Projekte wurden in den USA damals entwickelt, wie z.B. das Columbia-River-Projekt. Das Wachstum setzte sich auch nach dem Krieg fort. Nach Galbraith hätte man nach dem Krieg die Preiskontrolle nicht sofort abschaffen sollen. Die Abwertung des £ 1949 war eine Notwendigkeit. Die britische Industrie hat deshalb verloren, weil sie sich in den 50er Jahren nicht von den alten kolonialen Märkten lösen konnte und sich nicht entschlossen Europa zuwandte.
Zach: Vor allem dank WK II konnte sich die USA endgültig von der Depression lösen (die AL Zahlen waren ja bis 1939 immer noch relativ hoch) – aber so ein Krieg kostet eben auch viel, und diese Schuldenlast wurde dann 1946-48 teilweise weginflationiert (in den 50ern hatte es nochmals ein paar Jahre mit höheren Inflationsraten) – das geht solange die Inflation über den Zinssätzen liegt.
Und nach dem Krieg hatten die USA wirklich goldene Jahre z.B. mit der Automobilindustrie und der ganzen Infrastruktur, die für diese gebaut werden musste (Strassen, Brücken etc.).
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Aber wenn man sich nur noch mit Krieg aus einer Wirtschaftsdepression loslösen kann, dann ist das ja schon ziemlich bedenklich…
Wahrlich, wir haben es weit gebracht und stehen vor einer grossartigen Zukunft: die ‚mächtigeren denn je‘ Zentralbanker sollen (nicht nur so pro forma, dass man es nicht glaubt, sondern glaubwürdig) verantwortungslos sein. Verantwortungslosigkeit als Rezept und Antwort auf die wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit.
Kann man die Dummheit dieser Ökonomen, Strategen, Zentralplanern und Besserwissern und die Sackgasse, in die uns diese gebracht haben, noch treffender umschreiben?
Edward G. Griffin schreibt 1994, also einige Zeit vor der aktuellen Krise, in „Die Kreatur von Jekyll Island“ über die FED u. a.:
„Gründe zur Abschaffung der Federal Reserve
Die oberen Ränge der Weltbank sind die Brüder sozialistischer Diktatoren, mit denen
sie täglich Geschäfte machen. Unter den passenden Umständen könnten sie leicht die
Rollen wechseln. Was wir gesehen haben, ist nur ein erster Ausblick darauf, was wir für
die gesamte Welt erwarten können, sollte die NEUE WELTORDNUNG kommen. Der IWF und
die Weltbank sind die Schützlinge der Federal Reserve. Es gäbe sie nicht ohne den
beständigen Fluss amerikanischer Dollar und ohne das Wohlwollen unserer Politiker. Das
FED wurde zum Komplizen totalitärer Regime in der ganzen Welt. Wie zu Anfang dieser
Studie festgestellt, ist dieses einer der Gründe für ihre Auflösung: Es ist ein Instrument
des Totalitarismus.“
An anderer Stelle: „Neue Untersuchung des Spieles, genannt »Bailout«, um
zu zeigen, dass es weit mehr ist als eine Methode,
Steuerzahler für die Kosten geplatzter Darlehen aufkommen
zu lassen; das letzte Spiel mit dem Ziel, alle
Nationen unter einer Weltregierung zusammenzufassen;
die Darstellung dieser Strategie am Beispiel von
Panama, Mexiko, Brasilien, Argentinien, China, Osteuropa
und Russland.“
Griffin weiter:
„1993 wurde Volcker Präsident der Trilateralen Kommission, der TLC. Sie wurde von
David Rockefeller ins Leben gerufen, um die Schaffung der neuen Weltordnung in
Übereinstimmung mit Gardners Strategie zu koordinieren: »Ein Endlauf um nationale
Souveränität herum, sie dabei Stückchen für Stückchen abtragend …« Ziel ist es, die
Vereinigten Staaten, Mexiko, Kanada, Japan und Westeuropa in eine politische und
wirtschaftliche Union zu führen. Unter Schlagwörtern wie freier Handel und Umweltschutz
muss jede Nation »Stück für Stück« ihre Souveränität preisgeben, bis eine richtiggehende
Regierung aus diesem Prozess hervorwächst. Die neue Regierung wird die
Arbeitsbedingungen, Löhne und Steuern jeder Nation kontrollieren. Sobald dies erreicht
ist, ist es ein relativ einfacher Schritt, die regionalen Verwaltungen zu einer globalen
Regierung zusammenzufassen.“
Ist es Verschwörungstheorie oder Realität? Lange war ich der Meinung, es sei das Erstere, heute neige ich dazu, diese Bestrebungen eher der Realität zuzuordnen, weil die bisherige Entwicklung darauf hinweist. Daher die Frage: „Ist die heutige Situation mit Absicht herbeigeführt worden oder handelt es sich um einen „Betriebsunfall“?
Vermutlich um einen absichtlich herbeigeführten Betriebsunfall – systembedingt halt – es laufen zuviele Finanzwetten weltweit – und wer viel Geld hat, kann dann in der Krise günstige Firmenschnäppchen machen (funtionierte schon in den 30ern)…das hat schon ein gewisses System dahinter – und in den letzten 25 Jahren hat das stark zugenommen – denken Sie nur mal an all die Derivate, Schuldenvolumen etc. etc
Das ist kein Betriebsunfall. Das Fiat Money System wurde von Gold abgekoppelt um noch mehr Schulden machen zu können als zuvor, umgekehrt die Wirtschaft mit noch mehr Krediten versorgen zu können. Das schaffte Flexibilität und das Finanzsystem erschien dadurch robuster. Wenigstens so lange, wie die ständig neu geschaffenen Wertpapiere noch überschaubar waren. Inzwischen hat sich der Finanzmarkt mit ihren Wertpapieren vollkommen von der Realität entkoppelt, was heisst neue Kredite bauen nur noch auf Schulden die niemand mehr zurück zahlen kann. Das Limit Schulden in die Zukunft hinauszuschieben ist längst überschritten. Robust erscheint das Finanzsystem trotzdem noch, obwohl Berechnungen ergeben dass nur noch ein umfassender Schuldenschnitt aus der Misere hilft. Dahinter steht, dass unser Finanzsystem auf Glauben beruht -und der erschüttert sich kaum im Westen -das werden für uns vermutlich andere Weltregionen tun, sobald die FED ihre Liquidität zurück fährt. Das in die USA abfliessende Geld wird wohl jenes „to big to fail“ auslösen das niemand verhindern kann -und die USA dann auch nicht mehr, der Zusammenbruch ganzer Staaten die von der Zinsenlast erdrückt werden.
Als die FED verkündete, Anleihen zu kaufen, sanken die Zinsen der langfristigen Anleihen über 3% auf unter 2%.
Als die FED verkündete, nicht mehr soviele Anleihen zu kaufen, stiegen die Zinsen wieder auf 3 Prozent.
Nichts könnte deutlicher den ERFOLG der FED im Erwartungsmanagement demonstrieren.
Der Einfluss dieses Erwartungsmanagements wirkt aber leider nur im Casino-Umfeld.
Können wir uns darauf einigen, dass der Einfluss der FED im aktuellen Umfeld tatsächlich wirkt?
Sopllte die FED versuchen, in einem nicht existierenden Umfeld Wirkung zu erzielen?
Wir können uns auch darauf einigen, dass sie im falschen Teil des aktuellen Umfelds wirkt.
Die Wirkung ist GENAU da wo sie soll (hint: nicht die Realwirtschaft). Ohne QEs der FED (et al.) waere unser globales Banken- und Finanzsystem schon lange kollabiert (hint: it’s a „semi-hidden“ bail-out of the TBTFs) und die Schuldenmaschine USA koennte sich z.B. nicht mehr refinanzieren (a.k.a. the FED is monetizing the debt).
@Koch: Da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Ich teile die Meinung, dass das Finanzsystem ohne diese QE-Massnahmen schon länger zusammen gebrochen wäre. Die Preisfrage ist, ob der Knall damit nicht einfach nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist. Aber wir sind ja – von grosser Trockenheit abgesehen – auch nicht unglücklich, wenn das schöne Wetter noch etwas anhält.
W. W., wir sind auf gleicher Wellenlaenge. Die Frage, ob „aufgeschoben“=“um so groessere Probleme spaeter“ wird sich so oder so wohl nie schluessig beantworten lassen.
@ Anh Toan
Ich teile die Meinungen von will williamson und A. Koch. Die Wirkung hat vornehmlich das Finanzsystem erreicht, ist aber kaum in der Realwirtschaft angekommen. Ich höre Sie schon (zu Recht) sagen, dass Alternativverläufe nicht bewiesen werden können. Absolut recht, aber die Indizien deuten fast ausnahmslos darauf hin, dass die Realwirtschaft wenig profitiert hat. Ich habe schon in anderen Kommentaren auf die neue Studie des SF Fed hingewiesen, welche zum Schluss kommt: “Asset purchase programs like QE2 appear to have, at best, moderate effects on economic growth and inflation.” (http://goo.gl/bvrTHP)
QE ist schuldig, der Realwirtschaft nicht/kaum geholfen zu haben. Nicht aufgrund eines (unerbringlichen) Beweises, aber aufgrund erdrückender Indizien.
Tja, dann verstehen Sie nicht, was im vorliegenden Text mit Wirkung gemeint ist, nämlich die Auswirkungen der Statements auf die Langfristzinsen, nicht auf die Realwirtschaft. Davon hat weder der Artikel, noch ich geredet.
@ Anh Toan
Nun, dann bin ich erstens froh, dass ich nicht der einzige bin, der das scheinbar nicht verstanden hat und zweitens, dass unsere Meinung über das, was für die Nicht-Finanzwelt-Bürger wichtiger ist, nicht so weit auseinander liegt (zumindest haben Sie es eben nicht dementiert): QE (hat zwar Wirkung auf die Zinsen gehabt, aber) hat der Realwirtschaft kaum geholfen.
@Johnny Smith „Wirkungen auf Realwirtschaft“ „Indizien“
Als Indizien kämen wohl die US Arbeitslosenzahlen in Betracht. Vielleicht auch die Immobilienpreise. GDP. Die üblichen Verdächtigen halt, sieht nicht mehr so düster aus wie 2008/2009 oder?
Sind diese Zahlen gefälscht, oder nur schlecht und halt nicht super mies, oder haben die Zahlen andere Ursachen oder haben Sie andere Indizien?
@ Anh Toan
– US GDP: fast egal über welchen Zeitraum sinkt das Wachstum, der Trend scheint (noch) nicht gebrochen. Gute Grafiken dazu finden Sie zB bei Doug Short http://goo.gl/hMuCNP . Wir haben immerhin Wachstum, aber von einer langfristigen Besserung aufgrund QE kann keine Rede sein.
– Immobilienpreise: wir können auch Obligationenpreise oder Aktienpreise nehmen. Wenn die FED diese Preise stützt (bei den Immobilien indirekt durch MBS Käufe) oder nach oben treibt, ist das ja schön und gut. Die Frage ist, ob dies nachhaltig ist und die Preise oben bleiben, wenn die FED vielleicht irgendwann mal daran denkt, den Rückweg von QE anzutreten. Ich hatte vor einigen Tagen die Frage von Oliver, weshalb die FED überhaupt die Bilanz mal reduzieren soll? Nun, ich glaube, dass Inflation nicht ein für die Ewigkeit besiegtes Gespenst ist. Zudem verstehen Sie Buchhaltung besser als ich. Auch auslaufen lassen (also Rückzahlungen nicht mehr neu in Neukäufe von MBS oder Treasuries investieren) ist eine Bilanzreduktion und ich gehe davon aus, dass (ceteris paribus) dies einen negativen Einfluss auf die Preise dieser Güter haben dürfte, wenn Käufer ausbleiben (Umkehreffekt von heute). Sprich mit dem QE hat man einen kurzfristigen temporären positiven Effekt erkauft und trotz diesem ‚Kauf‘ ist das GDP nur mager gewachsen.
@ Anh Toan (2)
– Arbeitslosigkeit: die sieht zwar nicht schön, aber immerhin auf dem Weg der Besserung aus, wenn man die Headline anschaut. Aber haben Sie sich schon mal die Labor Participation Rate angeschaut. Diese geht direkt in die Rechnung der Quote hinein: zB. http://data.bls.gov/timeseries/LNS11300000 OUCHHHHH
Aber umfassender und wissenschaftlicher als wir kritischen Halblaien hat dies auch das SF Fed ‚herausgefunden‘ „…at best moderate effects on economic growth“
@Johnny Smith: QE ist schuldig, der Realwirtschaft nicht/kaum geholfen zu haben. Nicht aufgrund eines (unerbringlichen) Beweises, aber aufgrund erdrückender Indizien.
Ich habe so was im Kopf wie dass, bis die Auswirkungen von Geldpolitik sich in der Realwirtschaft zeigen, 6-18 Monate vergehen: So betrachtet, erscheint fraglich, wie weit sich die Auswirkungen von QE2ff überhaupt schon in der Realwirtschaft zeigen können.
Letztlich bleibt als Ihr „erdrückendes Indiz“ lediglich die Aussage des SF FED, also Frau Yellen, also eine Minderheitsmeinung im FED.
Aber es wäre bestimmt viel besser gewesen, statt die Zinsen zu drücken, eine Autobahn in die Wüste Nevadas zu bauen, und noch eine daneben, und noch eine, und ein grosses Parkhaus am Ende der Autobahn, bis es der Wirtschaft wieder gut geht (Keynes als Perversion sozusagen).
@ Anh Toan
Nun, QE2 hat vor Ende 2010 gestartet, da wären wir selbst wenn ich Ihre Definition übernehme, etwas spät dran. Aber wir könnten hier wohl noch lange weitermachen. Ich akzeptiere, wenn Sie anderer Meinung sind, meine Meinung ist aber diesbezüglich auch klar, wenn nicht die nächsten Jahre Wachstum von 4% und mehr kommt.
Mit Yellen dürften Sie allerdings daneben liegen. Wohl im SF FED, aber sie ist dem Vernehmen nach klar im Schlepptau von Bernanke und damit der aktuellen Mehrheitsmeinung, vermutlihc gar noch mehr Taube als BB.
Und was die Autobahn ins Niemandsland angeht, sind wir wohl gleicher Meinung.
Die Argumentations des Beitrages verstehe ich wie folgt: Ich habe, mit dem Auto am Berg, Gas gegeben, dann hat das Auto beschleunigt, jetzt gebe ich weniger Gas, und das Auto wird langsamer, folglich funktioniert mein Gaspedal nicht.
?
Leider wird dieser „Erfolg“ von kurzer Dauer sein. Denn, mit diesen 3% steigen auch die Kosten für die Staatsschulden deutlich an! Wenn die Zinsen weiter ansteigen, steigen auch die Zinsen aller anderen langfristigen Geldanlagen. Wenn das passiert, wird es für die US-Regierung teurer, sich Geld zu leihen. Existierende Anleihen auf dem Aktienmarkt verlieren an Wert und Anleger verlieren viel Geld. Die Renten steigen und die monatlichen Raten von Hypotheken werden teurer. Ferner werde die gesamte Wirtschaft von den steigenden Zinsen heimgesucht und das Wachstum verlangsamt sich. Wenn jetzt schon die Zinsen steigen, obwohl die Fed immer noch jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar kauft… was dann, wenn eine Drosselung tatsächlich statt findet? Panik!
Meine Herren, wir erleben die grösste Blase die wir je gesehen haben….(oder sehen werden)!
„Wenn jetzt schon die Zinsen steigen, obwohl die Fed immer noch jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar kauft… “
Die Zinsen steigen, weil die Erwartung da ist, dass die FED keine Staatsanleihen mehr kauft: Was ist (die FED kauft Staatsanleihen) ist irrelevant, relevant sind Erwartungen.
Als QE3 und QE4 implementiert wurden, war das Ziel der FED die langfristigen Zinsen zu reduzieren. Im Juli 2011 erreichten die Zinsen die historische Marke von 1.34% Heute nach zigg Milliarden frischen Geldes stehen die Zinsen bei 3%… Demnach hat die FED hat ihr Ziel (oder gem. Ihren Worten die Erwartungen) völlig verfehlt!
Die Zinsen sind genau dann auf 3% geschnellt, als Bernanke gehustet hat, es gebe keine Milliarden mehr (Die langfristzinsen waren festgefroren, bis Bernanke gesagt hat, er kaufe Staatsanleihen bis diese fallen): Vielleicht hat er zu heftig gehustet, vielleicht wollte er das auch, auf alle Fälle war der Zinsanstieg die Reaktion auf sein Husten und der Spruch „don’t fight the FED“ gilt noch immer.
@ Anh Toan
Es ist nicht die Frage, ob die FED durch Staatsanleihenkaeufe nicht die Zinsen beeinflussen kann, sondern ob sich daraus positive Resultate erzeugen, welche nicht gleich wieder verschwinden, wenn dieser Dauerstimulus verflacht. Es ist klar, dass rein theoretisch die FED die Zinsen beeinflussen kann, jedoch muss sie dann gewillt sein, saemtliche bestehenden Staatsanleihen zu kaufen. Unter diesem Szenario opfert sie jedoch die Glaubwuerdigkeit der Waehrung, womit kein mindestens auslaendischer Anleger noch in den USA oder im Dollar inverstieren wird. Aber dies waere nichts wirklich neues, sondern wurde schon vielmals in der Geschichte durchexerziert.
Der Einfluss der Nontenbank auf die Langfristzinsen von Staatsanleihen ist in der kurzen Frist ziemlich beschränkt. Auch in Europa hatte man trotz Nullzinspolitik/QE eine gegenläufige Zinserhöhung bis 7% auf Staatsanleihen gewisser Länder. Neben Staatsverschuldung und -defiziten kann auch die Notenpresse die Glaubwürdigkeit der Währung untergraben wie Herr Huber richtig erwähnt. Da die USA die Hälfte ihrer Schulden sich selber schuldet, bzw. va. der eigenen Notenbank, ist das Grundmuster für eine spätere Weginflationierung der Schulden bereits angelegt, das sollte man als potentieller Gläubiger im Auge behalten.
Dies gilt natürlich wie immer nicht für Japan.
@Gyula Szalay
In meinem Chart zu den Zinsen für 10 jährige Treasuries ist der tiefste Satz übrigens nicht im 2011, sondern im Sommer 2012. Im Juli 2011 rentierten sie rund 3%.
Und wäre der Chart zu den 10j Treasuries im Beitrag nicht erst ab Januar 2012, sondern ab 2010 oder 2011, würde er zeigen, wie die FED mit QE die Langfristzinzen beeinflusst hat.
@Linus Huber: „Es ist nicht die Frage, ob die FED durch Staatsanleihenkaeufe nicht die Zinsen beeinflussen kann“
Doch, das ist die Frage die hier gestellt wird, und deren Beantwortung ich für Mumpitz halte, wenn gesagt wird:
„Der geringe Einfluss der Anleihenkäufe auf Kurse bzw. Renditen/Zinsen zeigt sich besonders eindrücklich an der jüngsten Entwicklung: Als ab Mai dieses Jahres deutlich wurde, dass das Fed demnächst für weniger als 85 Milliarden Dollar monatlich Anleihen kaufen will – von Verkauf war nie die Rede – sind die Kurse dieser Anleihen regelrecht eingebrochen,“
Also die FED hat was gesagt (sie kauft weniger Anleihen), dann sind die Kurse eingebrochen, und daran erkennt man, dass die FED keinen, oder nur einen geringen Einfluss auf die Kurse hat.
Dass die von all diesen bürgerlichen ach so wirtschaftskompetenten Leistungsträgern verfolgte Strategie der staatlichen Kürzungsprogramme in Kombination mit QE kein Mittel sein kann dürfte mittlerweile wohl ausreichend bewiesen sein. Ebenfalls wirken Bekenntnisse dass irgendwann einmal höhere Zinsen erwünscht sind ziemlich hilflos, allerdings leuchtet ein, dass die Arbeitslosigkeit zuerst möglichst tief sein sollte. Die gewünschte Inflation kann aber letztlich nur über höhere Löhne erreicht werden und ohne vorherige Inflation gibt es keine Zinserhöhung.
Im Euroraum ist das mit den Löhnen jedoch nicht möglich, da im Süden die Löhne in den letzten 10 Jahren bereits über Gebühr gestiegen sind bzw. Inflation schon besteht. Für Europa ist daher für die nächsten 10-20 Jahre eine Mischung aus deflatorischem Siechtum und Stagflation angesagt.
Mike Whitney * Counterpunch
Why was Adolph Hitler able to lift Germany out of the Great Depression, when policymakers in the US–particularly the Fed–have failed so miserably?
http://beforeitsnews.com/economy/2013/07/hitler-vs-bernanke-the-doldrums-2539202.html
Es ist grundsätzlich ok, an eine Irrlehre zu glauben. Mein Nachbar glaubt an Aliens. Andere glauben an Kobolde und Feen. Das kann allerhöchstens, wenn überhaupt, negative Konsequenzen für diese Personen selber haben, aber kaum für andere Menschen.
Die meisten Ökonomen glauben daran, dass eine kleine Gruppe von Notenbankern die gesamte Wirtschaft steuern und auf einen gesunden Weg bringen können. Bei diesem Thema ist aber das Problem, dass der Irrglauben (möglicherweise ist es kein Irrglaube, aber wo sind die hieb- und stichfesten Beweise?) Auswirkungen auf alle Menschen hat, weil die Institution „Notenbank“ uns aufgezwungen wird und gesetzlich festgelegte Privilegien geniesst. Und da hört unsere Toleranz für Irrlehren auf. Kommt dazu, dass (seriöse und informierte) Stimmen, die das System hinterfragen, systematisch marginalisiert werden. Wie in einer Sekte.
„Verantwortungslosigkeit“ ist genau das richtige Stichwort.
Richtig. Der „Glaube“ funktioniert einfach so lange wie eine kritische Masse „irrt“. ZB-gesteuerte Null- bzw. Tief-Zinspolitik ist Wirtschaftsmanipulation, nichts anders, und fuehrt u.a. zu massiven Fehlinvestitionen. Wenn der Zins am Tiefpunkt angekommen ist, wer hat dann noch ein Interesse in den Kreditmarkt zu investieren, wenn der Realzins garantiert negativ ist? Zinsen sollten durch den freien Markt bestimmt werden, aber ein solcher existiert schon lange nicht mehr (Sichwort QE oder Libor-Skandal et al.). Heute kaufen und verkaufen Computerprogramme via komplexe Algorhythmen im Millisekunden-Takt Aktien, Bonds, Options etc etc und im Schattenbanksystem brodelt ein Derivatmarkt in der Hoehe von 700(+) BILLIONEN Dollar. Papiergeld wird langsam aber sicher zu Monopoly (Confetti) Geld, und unser Fiatgeldsystem funktioniert eben nur, solange noch „genug geglaubt“ wird. Z.B., wer glaubt denn (noch), dass die USA ihre „offiziellen“ 17 Billionen Staatsschulden je zurueckzahlen koennen in US Dollars ZUM HEUTIGEN „WERT“ ???
Interessant, dass in den Medien 0%, aber auf dem Internet mindestens 50% Austrians sind.
Ihre ausgezeichnete Wortwahl erfreut mich. Bleiben Sie am Ball.
@John Peer
Ich weiss ja nicht ob ihr „Austrians“ diesen Artikel überhaupt gelesen habt – aber von einem allgemeinen Glauben an die „Omnipotenz“ der Nationalbanken steht da kein Wort. Ganz im Gegenteil – die meisten Nationalbanken haben sich in den letzten Jahren in eine geldpolitische Sackgasse manövrieren müssen – da sie an allen Ecken und Enden des ansonsten „perfekt funktionierenden Systems namens Marktwirtschaft“ – den Feuerlöscher einsetzen mussten.
Anstatt diese Tatsache einzusehen – steckt der „Austrian“ (wie immer wenns ihm zu bunt wird mit der Realität) seinen Kopf in den Sand und sagt zu sich: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Markt, dein Geld komme…und erlöse uns von allen Notenbanken…Amen.“
Die Österreicher sind halt mehrheitlich katholisch und deshalb schon im Recht. Vielleicht sollte man doch wieder den Vatikan das Zepter übernehmen lassen, schliesslich sind die Kommunisten besiegt und den freien Markt brauchts nicht mehr.
@Josef Marti
Seit wann hat Katholizismus mit „im Recht sein“ zu tun? Lesen Sie bitte die „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karl Heinz Deschner. Und wann genau wurden – nach ihrem Verständnis – „die Kommunisten“ besiegt? Und bitte bitte bitte kommen Sie mir nicht mit dem Zusammenbruch des „realexistierenden Staatskapitalismus im Osten“ und dem Datum 1989 – denn dann haben Sie in etwa goa nix verstanden.
Ist doch kein Grund sich aufzuregen. Nicht alle sind halt so gescheit wie Sie; jedenfalls geht es dem realexistierenden Staatskapitalismus im Osten bzw. China blendend.
@Ueli
Von Austrians zu erwarten, daß sie auch noch etwas lesen würden ist doch schon ein bißchen zuviel verlangt. Denn außer der ‚copy-and-paste‘-Exegese ist da nicht viel zu erwarten. Außerdem haben Sie noch: „Mises Wille geschehe…“ vergessen.
Aber mal eine Frage an den Marx-Kenner: was hätte denn der Altmeister dazu gesagt, wenn er gefragt worden wäre, warum die Kapitalisten nicht mehr akkumulieren wollen, da das ja für diese „Moses und die Propheten“ sein sollte! Denn der Mehrwert müßte doch ausgerechnet in einer Depression zur beschleunigten Akkumulation Anlaß geben, ohne daß es dazu noch eines Stimulus der Zentralbanken bedarf.
@Renée Menéndez
Ja – ich erwarte auch nichts von den Austrians – trotzdem macht es mir Spass diese Herrschaften auf den Arm zu nehmen.
Zu ihren Fragen: Die Kapitalisten akkumulieren immer noch brav ihr Kapital – das müssen sie ja per definitionem. Dewegen scheint mir ihre Frage ein bischen unpräzise. Die Zentralbanken und auch die Staaten mit ihren Rettungsaktionen mussten nach dem Platzen der letzten bubble „grosses Geschütz“ auffahren, da eine unkontrollierte Kettenreaktion im maroden Finanzüberbau den Super-GAU fürs ganze System bedeutet hätte.
Wieso sollte gerade in der Krise sich die Akkumulation des Kapitals beschleunigen? Die Krise löst temporär die Widersprüche der sich permanent konkurrierenden Kapitalien – um dann auf einer höheren Ebene, dieselben Widersprüche weiter zu treiben. Marx schrieb zur Krise in „das Kapital, S. 501: „Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.“
@Ueli, ich habe mit Vergnügen Deine Kommentare über die „Austrians“ gelesen. Ich könnte noch anfügen, das weltberühmte Zitat von Karl Kraus „Die Pychoanalyse ist diejenige Therapie für deren Heilung sie sich hält“. Abgewandelt würde es etwa so tönen „Die volkswirtschaftliche Schule der Österreicher ist die Therapie für deren Ideal sie sich hält“ (Praxis-untauglich!). Marx war auch stark von Darwin und seiner Evolutionslehre beeinflusst. Wie die Evolution glaubte er auch, dass der Klassenkampf zu einem rationalen Resultat führen würde, den die Menschheit sehe ja, das rationales Vorgehen aller für alle den grössten Profit bringe. Dies ist mit Verlaub gesagt Unsinn. Trotz technischem Fortschritt und aller heutigen Annehmlichkeiten lebt es sich als Chef und Erbe eines Unternehmens vielleicht schlechter als ein römischer Latifundien-Besitzer in der Antike. Wenn diese Herren aus dem Grab auferstehen würden, könnte es durchaus sein, dass sie keine Milliardäre von heute sein möchten. Sie würden nach ihren Emotionen
die Antike wählen. Diese Irrationalität beachtet der Marxismus nach meiner Kenntnis zu wenig.
@Rolf Zach
Der Marx hat die Arbeiterklasse nicht als Helden beschrieben – sondern korrekt: Entfremdet von ihrer eigenen Arbeit – als ausgeliefert an den blinden Prozess der Kapitalverwertung, welcher über sie herrscht. Auch die Kapitaleigner sitzen nach Marx nur pro forma im Sattel und müssen sich genau so der blinden Konkurrenz beugen. – Die Krisen sind Zeugen davon, dass die Widersprüche des Systems eben von niemandem einfach „abgeschafft“ / „kontrolliert“ werden können.
Marx stellte fest, dass Geschichte nichts anderes ist, als Geschichte der Klassenkämpfe. Er stellte sich auf die Seite der Arbeiterklasse – aber er hat weder ein festes Datum der Revolution genannt, noch war er so naiv, zu behaupten – die Arbeiterklasse könne sich durch ihren „reinen Willen“ (Idealismus!) vom Joch befreien. Er ging davon aus, dass der Kapitalismus genau so obsolet würde – wie andere sozioökonomische Systeme vor ihm – aber dies scheint mir eine nicht allzu gewagte „Spekulation“. Wie und wann es passieren wird – liegt freilich in den Sternen. Ich denke – dieses Jahrhundert wird schon die Entscheidung herbeiführen…nur schon deswegen weil die Ressourcen auf diesem Planeten im Gegensatz zur Phantasie der „Kapitalapologeten“ – endlich ist.
Der ganze Artikel ist auf der Prämisse aufgebaut, dass eine Nationalbank zur nachhaltigen Erholung einer Volkswirtschaft beisteuern kann.
Auf Ihre persönlichen, unsachlichen Attacken gehe ich jetzt mal nicht ein.
PS: „…da sie an allen Ecken und Enden des ansonsten “perfekt funktionierenden Systems namens Marktwirtschaft” – den Feuerlöscher einsetzen mussten.“
Die Perspektektive der Austrians ist eben, dass wir keine Marktwirtschaft haben. Abgesehen von Staatsquote und unzähligen Regulierungen, Subventionen, Umverteilungen, Tarifen, Zöllen etc. ist nun mal die Hälfte jeder Transaktion Geld, und unser Geld ist kein marktwirtschaftliches Geld, sondern – mit korporatistischen Elementen angereichert – zentral gesteuert und reguliert. Ich freue mich auf eine sachliche, von Häme freie Replik.
Der 2. Teil des FED-Spiels:
„But that was only half the game. The other half, the end game, is how to withdraw all the public money from the financial system without throwing the economy into a protracted depression. The Fed’s “exit strategy” as outlined by Bernanke is based on a groundless hope that financial recovery will bail the Fed out of its oversized balance sheet, reversing the logic that the Fed is supposed to bail out the economy out with an engineered sustainable financial recovery. The fed has bailed out the debt-infested financial system by transferring its toxic debt to its balance sheet and the Fed’s exit strategy is to unload the same toxic debt back on the financial system as it recovers without causing it collapse again. The game is for the Fed to give more money to the banks to buy back the toxic debt from the Fed’s balance sheet, and call it a recovery. Throughout this circular exercise, the economy is left to rot with rising unemployment and a damaged dollar. ..“
“ Fortsetzung des voran gehenden Kommentars:
„As the credit crisis paralyzed the financial markets, Bernanke led the Fed to devise unprecedented but controversial bailout measures without fully understanding or at least concern for long-range implications. Underneath of all the complex technicality of financial ballistics, Bernanke’s gun power was an old-fashion creation of massive amounts of money by expanding the Fed’s balance sheet to $2 trillion from $900 billion a year ago…“
nochmals Liu im selben Artikel:
„Bernanke and his predecessor Alan Greenspan now concede that the Fed failed to anticipate the full danger posed by the explosion of subprime mortgage lending made possible by their loose monetary policy. As recently as the spring of 2007, Bernanke still insisted that the problems of the housing market were largely “contained” to subprime mortgages. Even when panic over mortgage-backed securities began spreading through the broader credit markets in late July 2007, the Bernanke Fed still refused to cut interest rates to ward off an impending systemic collapse.
Even as late as the end of 2007, five months after the credit crunch first began, the Fed was still unable to reach a consensus internally on a decisive policy response and decided to leave interest rate unchanged. Bernanke as captain of the monetary ship was ordering steady as she goes directly into a perfect financial storm.
Only in the January 21, 2008 FMOC meeting did the Fed belatedly slashed the benchmark federal funds rate by 75 basis points to 3.5%, the biggest one-time reduction in decades. Nine days later, The Fed cut the rate again down to 3%. By then the panic was spreading full speed to all markets.
Liu im gleichen Artikel:
„…The Fed’s stated goal is to cool an overheated economy sufficiently to keep inflation in check by raising short-term interest rates, but not so much as to provoke a recession. Yet, in this age of finance and credit derivatives, the Fed’s interest rate policy no longer holds dictatorial command over the supply of liquidity in the economy. Virtual money created by structured finance has reduced all central banks to the status of mere players rather than key conductors of financial markets. The Fed now finds itself in a difficult position of being between a rock and a hard place, facing a liquidity boom that decouples rising equity markets from a slowing underlying economy that can easily turn towards stagflation, with slow growth accompanied by high inflation….“
Eine Zunahme der Volalitaet ist wohl das einzige wirkliche Resultat, womit die Systemunsicherheit und allgemeine Verunsicherung fuer die Zukunft zunimmt. Wenn das Vertrauen schwindet, werden die Zentralbanken handlungsunfaehig oder nur noch getriebene des Marktes, dessen Verlauf durch die Marktteilnehmer (uns) bestimmt wird. Dann werden die wirklich einschneidenden politischen Entscheide gefaellt werden und unsere Freiheit verstaerkt aufgehoben.
Henry C. K. Liu schrieb am 8. Mai 2007, zwei Monate vor dem Ausbruch der Krise im Juli 2007 in der Asia Times Online:
„…Inflationary pressure in the US and other OECD economies makes a cyclical bear market inevitable and an orderly unwinding unlikely. Central banks cannot ease because of a liquidity trap that prevents banks from being able to find credit worthy borrowers at any interest rate. Banks would be pushing on a credit string and global liquidity could decline, causing risk asset valuations to contact suddenly and sharply. A LIQUIDITY TRAP can also occur when the economy is stagnant and the nominal interest rate is close or equal to zero, and the central bank is unable to stimulate the economy with traditional monetary tools because people do not expect positive returns on investments, so they hoard cash to preserve capital. Capital then becomes idle assets…“
Yup, es ist nicht einzig die Frage des Zinslevels und der Liquidity im System, sondern auch eine Frage von willigen und faehigen Kreditnehmern.
Bei jedem Problem wird normalerweise der Ursprung, welcher dazu fuehrte, untersucht. Nicht so bei der Geldpolitik, wie es den Anschein macht.
Noch was… Erstmals hatte die FED im August 2011 die „forward guidance“ Strategie angewendet, als B.B. die niedrigen Zinsen bis mitte 2013 in Aussicht gestellt hat und nicht wie im Artikel behauptet, „fast genau vor einem Jahr, am 13. September…“
Danke fuer die sachlichen Korrekturen.
Zitat: „Forward guidance“ den Anfang hat B.Bernanke gemacht… Sorry, aber das ist nict richtig. Berits 1997 hatte Neuseeland erste Erfahrungen mit „forward guidance“ gemacht. 2001 kam Japan dazu, 2010 die Bank of Canada… Wie Sie sehen, ist das „forward guidance“ kein Novum und sicherlich keine „Erfindung“ von B.B.
Damke & Grüsse