Eine Wundertechnologie

Gewisse technologische Innovationen haben den Lebensstandard entscheidend verbessert: Fliessbandarbeit bei Ford, 1913. (Foto: Wikipedia)
In der Geschichtsschreibung besteht oft die Tendenz, grosse Produktinnovation ins Zentrum zu stellen: die Erfindung des Telefons, des Motors oder des Penicilins. Ebenso wichtig sind aber Prozessinnovationen, und für die Produktivität einer Volkswirtschaft sind sie möglicherweise sogar bedeutender als Produktinnovationen.
Die vielleicht wichtigste Prozessinnovation in der Industriegeschichte feiert dieses Jahr das hundertjährige Jubiläum: das Fliessband. 1913 begann die Ford Motor Company in Detroit damit, Automobile durch Fliessbandarbeit herzustellen. Mit einer Rekordgeschwindigkeit produzierte das Unternehmen ein Auto nach dem andern.
Die Prozessinnovation erlaubte Ford, die Preise massiv zu senken, so dass sich auch die Mittelschichten ein Auto leisten konnten. Mit der Zeit erreichte Henry Ford sogar das Ziel, dass seine eigenen Arbeiter mit ihrem Einkommen ein Autor kaufen konnten. Kein Wunder, war das Presseecho überwiegend positiv. Viele sprachen von einer «Wundertechnologie» («miracle technology»).
Es gibt zahlreiche Gründe, warum das Fliessband zuerst in den USA eingeführt wurde. Das Land hatte die dynamischste Wirtschaft, einen grossen Binnenmarkt und höhere Löhne. Hohe Arbeitskosten zwangen die Unternehmer dazu, ständig nach neuen Wegen zu suchen, um zu rationalisieren (Habakkuk-These).
Ein weiterer Grund war, dass Detroit in der Nähe von Chicago liegt, wo damals die grössten Schlachthöfe der Welt lokalisiert waren. Die Grossmetzgereien hatten schon seit längerem die Arbeitsschritte unterteilt und eine Vorform des Fliessbands eingeführt. Im Unterschied zur Industrie setzten sie aber nicht ein neues Produkt zusammen, sondern zerlegten das Vieh in genau definierten Schritten in seine Einzelteile. Alles andere war gleich.
Für viele gut qualifizierte Arbeiter kam die Einführung des Fliessbands einer Degradierung gleich. Bis anhin hatten sie mit grossem handwerklichem Geschick ein Auto von Grund auf gebaut. Ab 1913 war dies nicht mehr möglich. Wie Frederick Taylor, einer der Begründer der Betriebswirtschaftlehre, wenige Jahr zuvor geschrieben hatte, war es wichtig, die Herstellungsschritte so stark zu trennen und zu vereinfachen, dass unqualifizierte Arbeiter eingesetzt werden konnten.
Auf der anderen Seite kann man nicht genug betonen, dass die Einführung des Fliessbands in der Tat eine Art «Wundertechnologie» war. Die Produktivitätsfortschritte waren enorm, und sie kamen mit der Zeit der überwiegenden Bevölkerung zu gute.
Es verhält sich ähnlich wie bei der industriellen Revolution, die Ende des 18. Jahrhunderts in England begann. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verschlechterten sich zeitweise die Lebensbedingungen der englischen Arbeiterschaft, aber ab 1850 erfolgte ein beispielloser Anstieg des Lebensstandards, der bis weit ins 20. Jahrhundert anhielt, nur zeitweise unterbrochen von Weltkriegen und Wirtschaftskrisen. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des realen Arbeitereinkommens von 1781 bis 1791 (Quelle: Charles H. Feinstein, Pessimism Perpetuated: Real Wages and the Standard of Living in Britain during and after the Industrial Revolution, The Journal of Economic History, Vol. 58, No. 3 (Sep., 1998), pp. 625-658.)
Wenn im Schulunterricht oft nur auf die sozialen Probleme der Industrialisierung verwiesen wird, so ist das völlig einseitig. Ich kann mich gut an die Geschichtsstunden erinnern. Wir lernten sehr viel über Karl Marx und die russische Revolution, aber kaum etwas über die Verbesserung des Lebensstandards. Insbesondere haben wir nie erfahren, dass just zu dem Zeitpunkt, als Marx im Londoner Exil den ersten Band des Kapitals publizierte, die Verelendungstheorie besonders fragwürdig war. Nie zuvor hatten die englischen Arbeiterhaushalte real so viel verdient wie 1867. Als Friedrich Engels 1885 und 1894 den zweiten und dritten Band des Kapitals veröffentlichte, war es noch weniger plausibel, dass das Proletariat die Revolution anstrebte. Der Lebensstandard war weiter angestiegen.
Es wäre falsch, die negativen Konsequenzen des Fliessbands oder der Industrialisierung auszublenden. Aber es ist dringend notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, wie wichtig grosse technologische Durchbrüche für die Verbesserung der Lebensstandards sind.
39 Kommentare zu «Eine Wundertechnologie»
Von freier Marktwirtschaft kann ja wohl keine Rede sein. Der grosse Fehler der WTO-Verträge von 1995 war das man zwar Importzölle nicht aber das Subventionieren verbot. Je mehr ein Staat seiner Wirtschaft finanziell, organisatorisch und logistisch bei Forschung und Produktentwicklung unter die Arme greift desto grösser wird der globale Vorsprung dieser Industrien. Da kann eine Firma in einem anderen Land eine viel bessere Idee haben, gegen die geballte Marktmacht subventionierter Konzerne die in einer staatlich geförderten Forschungslandschaft integriert sind hat ein KMU keine Chance. Welche Verwerfungen so etwas international anrichtet sieht man an der deutschen Förderung alternativer Energieerzeugung. National betrachtet eine gute Sache hat man aber in Berlin ganz ausser Acht gelassen das man in einem europäischen Energieverbund integriert ist. Seit einigen Jahren wird der Ausbau alternativer Energien massiv subventioniert was jetzt zu einer Überproduktion führt. Ein konventionelles Kraftwerk ist auf mehrere Jahrzehnte Betriebsdauer ausgelegt. Wenn jetzt innert 5 Jahren der europäische Strommarkt von Deutschland auf den Kopf gestellt wird geraten die Investitionen in die Kraftwerke ausserhalb von D in Gefahr.
Als in England die Textilindustrie innert 10 Jahren vollständig mechanisiert wurde führte das zu heftigen Krisen auf dem Kontinent. Der Umbruch ging viel zu schnell als das sich die anderen Volkswirtschaften darauf einstellen konnten.
Der Knackpunkt bei dieser Darstellung des materiellen Fortschritts ist natürlich der Unterschied zwischen durchschnittlichem Wohlergehen und Einzelschicksal (Stichwort Ludditen etc.): Versuchen Sie doch einmal, einen hoch spezialisierten, europäischen Facharbeiter, der soeben seinen Job an die Globalisierung/Automatisierung verloren hat, damit zu trösten, dass mit seinem Verlust der „global-durchschnittliche Wohlstand“ erhöht worden ist, Herr Straumann. Auch die Erkenntnis, dass es gaaanz vielen Indern und Afrikanern immer noch viel schlechter geht, wird seine Laune kaum bessern.
Was ich damit sagen will: Die Darstellung in diesem Blog-Beitrag ist sicher richtig, hat aber einen sehr begrenzten, praktischen Gebrauchswert. Die Durchschnitts-Zufriedenheit wird dadurch kaum anwachsen…;-)
Das Diagramm im Artikel ist ein schönes Beispiel für die Gültigkeit der marxistischen Verelendungstheorie. Indien war im 18. Jahrhundert die absolute Spitze der Welt-Textilindustrie (Kattun). Die Engländer konnten sich dieser indischen Überlegenheit
nur erwehren durch technische Innovation und Import-Verbote gegenüber indischen Textilwaren. Der Produktivitätszuwachs war so gross, dass sich die Textilien sich massiv verbilligten und zu Lohndumping führten. Die gleiche Entwicklung in Europa, wo die Handweber die Fabriken stürmten und die Maschinen zerstörten (Uster). Gibt es bei einem Produktivitätszuwachs einer Volkswirtschaft keine Förderung des Konsums und besteht eine einseitige Einkommens-und Vermögensverteilung ist ein solches Land dem Gang der Weltkonjunktur überproportional ausgesetzt. Bestes Beispiel jetzt die Schwellenländer Indien und Brasilien. Indien ist in Wahrheit kein Schwellenland, sondern in vielen Gebieten technologisch bei den weltbesten, stärker noch als China. Mit seiner Einkommensverteilung und seinem weiterhin kräftigen Bevölkerunsgswachstum verharrt es in der Massenarmut. Es hat auch negative Auswirkungen auf den Export. Es lohnt sich nicht Industrie-Grundlagen aufzubauen wegen dem schwachen Binnenmarkt. Direkt Folge: Instabile Währungen mit Inflation und Gold-Importe, die kein Wachstum bringen.
Ford ist ein Beispiel der Optimierung von Produktionsprozessen, man kann auch die River-Rouge Werk des Konzern erwähnen. Seine späteres Verhalten war tragisch.
Ford nahm sich die Fliesbandarbeit der Grossmetzgereien in Chikago zu vorbild.
Diese Schlachterteien hatten aber sehr miese Arbeitsbedingungen! Z.B. wurden abgetrennte Finger, Ärme usw. verwurstet!
„Jede weit genug entwickelte Technologie ist von Zauberei nicht zu unterscheiden.“
Arthur C. Clarke (3. Gesetz der Zukunft)
Das gilt auch für die Technologie der Makroökonomie, deren Verständnis, solange sie noch fehlerhaft (kapitalistisch) ist, dem arbeitenden Volk verwehrt werden muss. Das war (und ist noch) der einzige Zweck der Religion.
Zivilisation, technologischer und kultureller Fortschritt sowie allgemeiner Wohlstand entstehen aus einer – gerecht – funktionierenden Arbeitsteilung und nicht aus der „Fähigkeit“, auf Kosten der Mehrarbeit anderer zu existieren. Wo wir heute vielleicht schon sein könnten, wäre die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft = freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) bereits nach dem ersten Weltkrieg verwirklicht worden (womit sich der zweite erübrigt hätte), kann bestenfalls erahnen, wer die „Großen Vier“ (Heinlein, Asimov, Lem, Clarke) vollständig gelesen hat:
http://www.deweles.de/files/soziale_marktwirtschaft.pdf
Wo die Menschheit aber heute wäre, hätte es die „heilige katholische Kirche“ nicht gegeben, sprengt jedes Vorstellungsvermögen:
http://www.deweles.de/files/himmel_auf_erden.pdf
Wenn ein Oekonom behauptet, die Religion wäre durch bösartige Organsationen einfach so über die Menschen gekommen, sträuben sich mir die Haare.
Religion befriedigt ein real existierendes Bedürfnis, Karl Marx hat gesagt, die Religion sei das Opium des Volkes. Er hat dies in einer Zeit gesagt, in der Opium das einzige wirksame Schmerzmittel war. Religion befriedigt das Bedürfnis nach Sichgerheit, Halt, in einer sich verändernden, uns noch immer letzlich unerklärlichen Welt.
Wie Sie sagen, ohne RKK wären wir viel weiter im Verständnis, sage ich, ohne RKK wären wir nirgendwo:
Hätten im Mittelalter nicht Tausende von Mönchen die Bibel von Hand abgeschrieben, hätte Gutenberg den Buchdruck nicht erfunden…….
Während wenige wie Kaiser leben finden immer grössere Teile der Bevölkerung überhaupt keine Arbeit mehr. Zu dieser Verlendung, die sich in im grösser werdenden Bevölkerungsteilen AM EXISTENZMINIMUM (mehr kann man nicht verelenden ohne seine Existenz zu beenden) ausdrückt kommt noch die periodische Vernichtung der Produktionsmittel durch kapitalistische Krisen, die Vergiftung des Planeten und die Vergiftung der Menschengeister durch die Konkurrenz und Herrschaft. Ja da kann man wirklich froh sein, dass ein Kapitalist seine Lohnkosten mit einer Erfindung, die billigere Arbeiter möglicher macht, drastisch reduzieren konnte. Wenn man sich die Produktivitätssteigerung vor Augen hält und mit den sozialen Zuständen vergleicht, könnte einem mal auffallen, dass das keine Parallele ist, sonder ein steiler Winkel. Wenn der Herr Straumann einmal die Lehren von Marx vom Wert der Arbeitskraft zur Kenntnis nehmen würde, dann könnte ihm ebenfalls auffallen, dass man sich auf seine 2000.- Monatseinkommen im Vergleich zu 1850 gar nichts einzubilden braucht, man lebt nicht 10 mal besser, sondern krampft genau gleich bis zur Erschöpfung. Wäre der Lebensstandard tatsächlich mit dem Produktivitätsfortschritt gestiegen würden wir alle wie Könige leben. Der Witz am Kapitalismus ist aber gerade, dass in der abstrakten Arbeit, dem Geldwert der Umstand vorliegt, dass ein Produktivitätsfortschritt per se überhaupt niemanden auf Dauer reicher macht wie man es sich erstmal denken würde.
Als in jung war, flogen die Reichen in der Welt herum (Jetset), liessen sich scheiden, konsumierten Schönheitschirurgie und hatten Freitzeitbeschäftigungen wie Skifahren (nicht nur für die, die direkt bei den Bergen wohnen) und Golf.
Heute lebt die mittelklasse so, und Sie behaupten, es ginge uns nicht besser als 1850?????
Die Mittelklasse bei uns gehört weltweit gesehen zu den Reichen und profitiert von Miliarden armer Menschen überall in der Welt, die ihre Unterhosen, I-pads und Autoersatzteile herstellen, ihre Nahrungsmittel ernten und nach Europa verschiffen. Sie denken natürlich als kreuzbürgerlichen Mensch wieder streng national und sehen die Zusammenhänge nicht, die uns die Globalisierung gebracht hatte. Und was soll das Argument überhaupt sein, die „Mittelklasse“ lebt so.. ich sage die Produktivität ist 1000-fach gestiegen und trotzdem arbeiten die Meisten erstens rund um die Uhr, zweitens für einen Hungerlohn und drittens zum Teil gar nicht, weil sie keine Arbeit finden. Und wissen sie was, mit dem Wissen über die Konkurrenz im Kapitalismus kann ich ihnen absolut garantieren, dass das auch bei 10’000-facher nochmaliger Steigerung genau gleich blieben wird. 90% besitzen nichts ausser der eigenen Haut, 9% so wie sie beschrieben und 1% sitzen auf Allem. Und das wird immer nur noch extremer.
@Taric Trent: Da ich nicht national denke, mag ich Ihren Kommentar sehr.
Mich stört, dass sich die 9% beklagen. es werde immer schlechter, und damit nicht für die 90 Prozent sprechen, sondern für sich, weil sie nicht zu den 1% gehören.
Aber auch 95 Prozent der 90 Prozent leben besser als 1850 oder 1970. Heute haben die meisten Zugang zu sauberem Wasser, einer gewissen medizinischen Versorgung, Grundbildung (Lesen/Schreiben/Rechnen). Nur, aber immerhin!
Nicht zu vergessen das Verladen in Schiffs-Containern: Erst wurden ganze Lastwagen auf Schiffe verladen, dann nur noch die Anhänger. Am Ende fielen auch die Räder weg. Eine völlig unscheinbare Innovation, aber erst dieser Verladeprozess ermöglicht den massenhaften Gütertransport und damit die Globalisierung.
Welthandel ist nicht gleich Globalisierung! Der Unterschied wird von den Globalisierungs-Ideologen gerne verschleiert. Tatsächlich gab es Welthandel „schon immer“: Kodakfilme kamen schon immer aus den USA, BMWs aus Doitschland, Transistor-Radios aus Japan usw. Waren und Dienstleistungen durften schon immer auch von ausländischen Firmen in der Schweiz angeboten werden, solange sie sich an Schweizer Gesetze, Standards und Regulierungen gehalten haben.
Globalisierung bedeutet also nicht, dass mehr Ramsch importiert werden darf. Globalisierung bedeutet nur, dass wir weniger zu sagen haben. Denn nun haben Ausländer ein einklagbares Recht, ihren Müll hier verkaufen zu können, egal ob wir ihn wollen oder nicht (Hormonfleisch, Gentechmais, …). Wir dürfen Schweizer Firmen, die Schweizer beschäftigen und hier Steuern zahlen nicht mehr bevorzugen. Wir haben unsere Gesetze, Standards und Regulierungen so anzupassen, dass sie kompatibel mit ausländischem Recht sind (Milchschoggi kann jetzt auch Sojamilch enthalten; Sirup weniger Frucht usw). Schon bald werden Ausländer ein einklagbares Recht auf Profit haben und den Staat auf entgangenen Gewinn verklagen dürfen, wenn das Volk Gesetze etwa zum Schutz der Gesundheit oder der Umwelt erlässt, die den Geschäftsbereich einer ausländischen Firma tangieren (Google trans pacific partnership secrecy).
War Grossbritannien nicht das erste Land, dass das Fliessband eingefuehrt hat?
Ich erinnere mich nur noch vage an „Wealth of Nations“ im Schulunterricht, aber das wurde 1776 veroeffentlicht und beschreibt unter anderem die Nadelproduktion per Fliessband.
Ich nehme an das war zu einem Zeitpunkt, als die Arbeiter noch keine hohen Loehne hatten. Waere interessant zu wissen, wie der Technologievorsprung auf der Insel verloren ging.
Es stimmt absolut, dass solche Prozessentwicklungen uns insgesamt viel mehr gebracht haben als brilliante Einzelmomente in der Wissenschaft. Es bleibt aber gefaehrlich, ganz simple Schlussfolgerungen zu ziehen, z.B. dass die industrielle Revolution oder das Fliessband direkt fuer Wohlstand der Arbeiterklasse gesorgt haben. Das reale Leben ist viel komplexer und es waren vermutlich viele andere „Prozessoptimierungen“ auf politischen und gesellschaftlichen Ebene welche fuer diesen Wohlstand sorgten.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Im 19. Jh. erlebte England dank Industrialisierung einen Boom. Der Feudalismus und Sklaverei fielen weg (Ausnahme: Zwangsarbeit in den „Workhouses“). Dazu kam die Tatsache, dass der 19. Jh. Hoehepunkt der Kolonialzeit Englands war, und man konnte Rohstoffe billig (gratis dank Sklaverei) beziehen und die Maerkte in den Kolonien mit Massenware ueberflueten, da die Zoellbarrieren nur einseitig eingerichtet wurden. Dennoch war die Viktorianische Zeit eine Zeit der Misere, bestens dargestellt von Charles Dickens. Der wachsende Unmut der Arbeiter und Angst vor Unruhen zwang die Regierung zu sozialen Reformen, die schlussendlich in den 1960er Jahren abgeschlossen wurden, und seit der Thatcher-era wieder abgebaut werden.
Also sollte man aufpassen mit simplen Erklaerungsversuchen. Der Fliessband war eine grosse Innovation, aber nicht ein Allerheilmittel!
Ab 1850 war eine Verbesserung in England festzustellen, was auch die Marxisten bemerkten und durch eine Zunahme des Massenkonsums des Bürgertums bewerkstelligt wurde und nicht so sehr der Arbeiterschaft. Ab 1900 schlief diese Entwicklung ein und die Emigration ins Empire und sogar nach Südamerika nahm zu. Es waren verlorene Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Die alten Industrien waren noch da und lebendig (Textilindustrie, Schiffbau, Finanzzentrum London). Die neuen Industrien waren eine Sache Deutschlands und der USA. Die Deutschen hatten zum Beispiel das Weltmonopol für Farbstoffe und etwas weniger für Medikamente. Erst mit Abwertung von 1931 brachte die Volkswirtschaft wieder richtig auf die Beine und auch der 2. Weltkrieg war mit Einschränkung hilfreich. Überhaupt sind Kriege ein starker Motor der Prozessoptimierung. Ein gutes Beispiel sind die USA im 2. Weltkrieg. Ein Land das in diesem Krieg nicht durch Ausbeutung anderer reich wurde, sondern in der Ankurbelung der eigenen Wirtschaft. Deutschland hatte in seinem Wahn angeblich günstige politische Positionen auszunützen, keine Zeit seine bereits in Entwicklung befindlichen Prozesse der Industrie-Optimierung solid durchzuführen. Dies gilt besonders für das Düsentriebwerk, den U-Boot-Bau und die neuen Werkzeugmaschinen.
Wie konnte dies ablaufen ohne die Planung der Zentralbanken? Einfach schrecklich, dass sich solches ohne Zentralplanung abspielen kann.
Das technologischer Fortschritt den durchschniittlichen Lebensstandard erhöht hat, vor allem durch fallende Preise vieler Konsumgüter die vorher nur einer gut betuchten Elite zugänglich waren, ist eine Tatsache. Billige Rohstoffe und Energie (Steinkohle und Erdöl) waren aber auch entscheidende Faktoren die einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg überhaupt ermöglicht haben.
Die Lage hat sich jedoch seit dem Verlust der ehemaligen industriellen Hegemonie in Europa und der USA für die dortige Mittelklasse markant gewendet, als Folge der Globalisation und wesentlich billigeren Produktions Standorten im Ausland, weitgehend automatisierten Produktionsabläufe, und stagnierenden, bzw. fallenden Gehälter und immer weniger gut bezahlte Arbeitsstellen. Parallel sind die Manager Gehälter astronomisch gestiegen.
Ohne gut bezahlte jobs gibt es aber keine kaufkräftigen Konsumenten. Zudem herscht jetzt eine enorme globale Nachfrage für jegliche immer teurere Rohstoffe und Energie, vor allem seit China und andere Schwellenländer den westlichen Lebensstandard erstreben, und dies bei einer exponentiell steigenden Weltbevölkerung.
Der Westen hat daher sehr wahrscheinlich punkto Lebensstandard einen Höhepunkt erreicht, und kommende Generationen der Mittelklasse werden in vieler Hinsicht weniger als die gegenwärtigen Generationen zur Verfügung haben – dies obwohl ständig technologische Innovation die Produktions Abläufe weiter rationalisiert und neue Konsumprodukte auf den Markt kommen.
„kommende Generationen der Mittelklasse werden in vieler Hinsicht weniger als die gegenwärtigen Generationen zur Verfügung haben“ Sorry, aber diese Behauptung ist absurd. Wann war das jemals der Fall? Die Wirtschaft schwankt vielleicht über einige Jahre hinweg, aber über „Generationen“ keinen Fortschritt? Genau. Das wird nur dann eintreffen, wenn es z.B. zu einen riesigen Krieg kommt. Ansonsten werden mit dem tech. Fortschritt heutige Produkte viel günstiger werden. z.B. die letzten 10-15 Jahre waren wirtschaftlich in Europa kein Erfolg und trotzdem haben wir heute z.B. mit Internet und Handy einen deutlich höheren Lebensstandard. Wir haben faktisch Zugang zu unbeschränkten Informationen, Unterhaltung und Kommunikation mit anderen Menschen weltweit für so gut wie gar nichts. Falls Sie behaupten, dass das keine Fortschritt ist, dann nehmen Sie die Leute mal die Handys, Flatscreens und Internet weg. Wahrscheinlich käme es zu einer Revolution oder so bevor das umgesetzt werden könnte…
Das es stets nur positiv abläuft ist Spekulation, wer in Zukunft höheren Lebensstandard will muss auch in Zukunft was dafür tun. Nur nebenbei, die Schweiz könnte auch absteigen im Glashaus, relativ gesehen ist ein Abstieg bis 3. Weltland durchaus möglich (siehe den Weg der USA).
@ast
Ich wette Sie waren noch nie in den USA. Einen Abstieg zu einem 3.Weltsland auszumachen identifiziert Sie als einen Ignoranten, der nur das nachplappert was von bestimmten Personenkreisen verbreitet wird. Fahren Sie doch mal selbst hin und überzeugen Sie sich davon, dass die USA immer noch die grösste Volkswirtschaft der Erde ist und dank ihres Pragmatismus und dem gelebten Kapitalismus (=Erneuerung) die Finanzkrise besser wegsteckte als viele europäische Kollegen (die Schweiz, Deutschland, Österreich und die skandinavischen Länder mal ausgenommen).
Das ständige Gerede dass die Schwellenländer die heutigen Industrieländer überholen und überrunden würde ist kompletter Unfug; wie auch die neuerliche Krise der Tigerstaaten zeigt. Vor Argentinien hatte man genauso Angst wie vor Japan (gelbe Gefahr). Völlig unbegründeter Unfug und Hysterie aus heutiger Sicht.
Langfristig, und dafür sind insbesondere Ghana und Nigeria schöne Beispiele, entscheidet die Existenz von Institutionen (privates Eigentum, Demokratie, Gewaltenteilung, etc.) über den ökonomischen Erfolg eines Landes; und da muss man einfach sagen haben sowohl die Amerikaner als auch die Europäer nach wie vor die Nase vorn.
Die USA haben nur (aber immerhin) den militärischen Vorteil als Weltmacht. Wegen der Führungsrolle im 2. WK konnten sie auch die spätere ökonomische Weltordnung mit der Dollarherrschaft massgeblich prägen und bestimmen. Die eigene Wirtschaftsleistung auf dem Weltmarkt ist hingegen eher bescheiden wenn man die Grösse und Bevölkerungszahl des Landes anschaut. Ausser Apple und Hollywood haben die Amis trotz unzähliger multinationaler Firmen wenig zu bieten, weshalb das seit Jahrzehnten chronische Leistungsbilanzdefizit zuerst von Europa unter Bretton Woods und nachher von Japan und China finanziert werden muss.
Der in der Folge resultierende gigantische Schuldenberg hat seinen Ursprung unter Reagan als die Rüstung im kalten Krieg mittels Hochzinspolitik auf Kosten einer massiven Auslands- und Staatsverschuldung eskaliert wurde.
Die wichtigste Wirtschaftszweig in den USA ist seit jeher Militär, Geheimdienst, Rüstung und Kriegsfinanzierung. Die Frage ist also wie lange werden die Chinesen dieses Spiel in der Rolle des Hauptsponsors noch mitmachen. Kein Wunder verlagern die Amis ihre Aktivitäten immer intensiver auf Rohstofförderung, sie wissen dass es immer enger wird.
@Urs Brocki, ich war von 1978 – 2004 praktisch jedes Jahr einige Wochen in den USA, und kenne mich fast überall dort bestens aus.
@Josef Marti: Ihren Behauptungen fehlen schlicht die Beweise, deshalb ist das was Sie schreiben auch nur eine persönliche Meinung und muss nicht zur Diskussion gestellt werden. Das GDP pro Kopf der USA beträgt 49’965 USD. Wenn auf jeden Weltenbürger ein so grosser Betrag entfiele, wäre das WeltBIP fast 5 mal grösser es tatsächlich ist.
DIe Sache mit dem USD ist eine typische Binsenweisheit. Für den Ökonomen ein uralter Hut, denken viele Laien sie hätten hier einen besonders komplizierten Vorgang erstmals ausgemacht. Peinlich.
@ast: Jaja. Wenn alle soviel rumkommen würden, wie sie in diesen Foren behaupten um ihre Argumentation zu stützen, hätten wir in der Schweiz nicht so viele Ignoranten, deren Welt hinter der helvetischen Grenze aufhört.
Brocki: Da muss man gar nichts beweisen, die Fakten kann man überall nachlesen; auch dass die Schulden pro Kopf höher sind als das von Ihnen genannte BIP pro Kopf.
Die Stärke der USA war immer Quantität in jeder Beziehung jedoch mangelhafte Qualität.
„Aber es ist dringend notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, wie wichtig grosse technologische Durchbrüche für die Verbesserung der Lebensstandards sind.“
Ich gehörte jener „Schülergeneration“ an wo uns Bruno Stanek die Mondfahrt life am Fernsehen erklärte. Es wurde damals am Fernsehen viel Zeit für technische Errungenschaften eingeräumt. Es wurde auch erklärt welche Technologie uns später einmal zugute kommen würde (ich erinnere mich an die Goldfolien die man heute in Rettungsdecken wieder findet).
Heute haben wir auf dem Internet die Möglichkeit die Bewegungen von Mars Robotern zu studieren, aber es gibt tatsächlich weniger öffentliches Interesse an diesen technologischen Durchbrüchen. Die Wirtschaftskrise würde sich durch technologische Innovationen vermutlich überwinden lassen, aber hinter den Gründen dass die Krise existiert und dem Niedergang der finanziellen Grundlagen der zivilen Weltraumforschung gibt es Zusammenhänge.
Einer der wichtigsten Gründe für die Krise ist der extrem lockere Support für die Finanzindustrie, während Wissenschaft und Forschung zum Mauerblümchen verkommen. Nur ein Beispiel: Die Nasa erhält gerade so viel Geld im Jahr wie die FED den Banken in wenigen Tagen frisch druckt. Geld wird heute vom Staat nur noch zum Machterhalt gewisser Lobby generiert, auf jeden Fall kaum dafür um SchülerInnen für die Forschung zu faszinieren.
Die hier aufgestellte These stimmt spätestens seit Abschaffung der sozialen Marktwirtschaft nicht mehr bzw. hat sich ins Gegenteil verkehrt; die Realeinkommen sind am Sinken, und im Management steigen sie exponentiell.
Allenfalls sinken die realen Erwerbseinkommen in den Ländern, die vorher die allerhöchsten Löhne hatten, ich rede von Arbeiter- und Angestelltenlöhnen, nicht Management) aus globaler Sicht steigen die realen Erwerbseinkommen aus globaler Sicht rasant, dank der Globalisierung.
Die Globalisierungskritiker verteidigen letztlich nichts als ihre Privilegien zu Lasten der Schwellenländer. Liest ein Globalisierungskritiker, dass sich die Produktionskosten in China deutlich erhöht hätten, als Folge steigender Löhne, redet er nicht darüber, sondern sagt, der Unternehmer gehe dann einfach nach Vietnam und verkennt dabei, dass die gestiegenen Lohnkosten in China nicht nur Forderungen der Arbeitnehmer sind, sondern von sehr vielen Unternehmen tatsächlich bezahlt werden.
Anh Toan hat absolut Recht. In den letzten 20 Jahren haben über eine Mrd. Menschen die 1 USD pro Tag Grenze überschritten (PPP / real). Das tönt vielleicht nicht nach einem grossen Unterschied, aber 1 oder 2 Dollar pro Tag sind in der Realität ein grosser Unterschied. Gerade in Asien hat sich in dem letzten 10-15 Jahren eine Mittelschicht gebildet, die durchaus mit ärmeren europäischen Ländern vergleichbar ist. Seit 1990 hat sich der Unterschied zwischen den reichsten und ärmsten Ländern (gini coefficient) stetig reduziert. Es ist auch nicht so, dass „die Reichen reicher und die Armen ärmer“ werden. Es sind alle reicher geworden (wenn auch die Reichen stärker). Niemand ist ärmer geworden und wenn, dann Leute im Westen. Es ist genau wie Anh Toan schreibt: Die Europär / Amis wollen einfach nur ihre Privilegien schützten. Es war noch nie gerecht, dass ein selbst ein Sozialhilfeempfänger in CH x-mal reicher als ein Inder ist, der irgendwie 80h pro Woche in einer Fabrik arbeitet und alles für eine Ausbildung / Chance machen würde. Was nun passiert, ist dass ein globaler Arbeitsmarkt entsteht. Relevant für den Wohlstand einer Person wird sein, wie gut die Person ausgebildet ist und arbeitet, im Vergleich zum Rest der Welt (und nicht im Vergleich zu Landsleuten). Letztendlich bedeutet das aber nur mehr Spezialisierung und somit mehr Wohlstand für alle.
Sie verwechseln wohl „reich“ also Vermögen mit Einkommen. Ein wie Sie sagen Sozialhilfeempfänger oder Hartz IV Bezüger ist idR deutlich mehr überschuldet als ein indischer Analphabet, der 80h pro Woche in einer Fabrik arbeitet, der hat vielleicht sogar noch etwas auf die Kannte gelegt.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Technologiefortschritt und Wohlstandsvermehrung besteht somit nicht in den Schwellenländern da die Ausbildung fehlt oder zumindest massiv hinterherhinkt. Wird dieser Rückstand aufgeholt sieht es anders aus.
Ein Sozialhilfeempfänger oder Hartz IV Bezüger kann nicht erfolgreich betrieben werden, die Schulden können ihm egal sein, er muss nicht bezahlen.
Als Schweizer kann ich mich mit 55 ins Ausland abmelden, meine PK Guthaben vorbeziehen. Habe ich diese versoffen und verhurt, komme ich in die Schweiz zurück, und lasse mir meine AHV Rente über Ergänzungsleistungen aufstocken.
In vielen Schwellenländern hinkt ausserdem nicht die theoretische Ausbildung hinterher, sondern die konkrete Erfahrung „on the job“. Ein Hochschulabsolvent weiss viel und kann nichts. Damit er Können erwerben kann, braucht er einen Job.
@Josef Marti: Für die Schweiz gelten ihre Ausführungen jedenfalls nicht. Soziale Institutionen und Unterstützung wurde in den letzten Jahren eher ausgebaut und auch der Lebensstandard ist für die breite Masse deutlich gestiegen. Gerade durch günstigere Produkte aus den Schwellenländer konnte der einzelne seinen Konsum massiv ausdehen. Vergleichen Sie mal wie viele Kleider, elektronische Geräte und Fernreisen der Durchschnittsbürger sich heute leisten kann und vor 20-30 Jahren. Dei Zunahme ist gewaltig. Man kann zwar nicht verschweigen, dass es auch Nachteile gegeben hat: die Arbeit des einzelnen wurde zwar zeitlich kürzer, interessanter, sauberer und weniger gefährlich, aber auch anspruchsvoller, dichter und damit stressiger. Und das gesamte Fundament unserer Wirtschaft ist durch die Auslagerungen in Schwellenländer einseitiger und damit instabiler geworden.
Dennoch bis zum heutigen Punkt, kann man sich in der Schweiz in keiner Weise beklagen. Denn es geht der breiten Masse heute besser als je. Gewiss gibt es auch Verlierer, doch die gab es früher noch viel mehr. Man denke etwa an die Arbeiter vor 30-40 Jahre im Zürcher Gaswerk in Schlieren, die den ganzen Tag umgeben von Kohlestaub arbeiteten und am Abend pechschwarz nach Hause kamen. Das war keine gesunde Arbeit.
Für die Zeit der sozialen Marktwirtschaft einverstanden. Danach sieht es aber zünftig anders aus: Dass der Technologiefortschritt in Elektronik, Telecom etc. immer billiger ist und schon zum betreibungsrechtlichen Minimum gehört ist die eine Seite, auf der anderen Seite werden die massiven Umlagerungen wegen der Steuersenkungsorgien bei den direkten Steuern in Form von immer mehr Gehühren, Abgaben, Konsumsteuern, Lenkungssteuern, MWST, Gesundheitskosten/KK Prämien, exponentiell steigende Mieten dank PFZ/Globalisierung etc. auf den Durchschnittskonsumenten einfach ausgeblendet, und werden in den Teuerungsindexen auch nicht vollständig wiedergegeben.
Darum nützt es mir historisch gesehen wenig, dass ich spottbillig nach NewYork fliegen kann und gleichzeitig KK Prämienverbilligung bekomme. Die schleichende Umverteilung nach oben führt zwangsläufig zur Erosion der Realeinkommen, und damit auch zwangsläufig zur Erosion des Mittelstandes, was in den USA sehr deutlich und in der CH noch nicht so deutlich zu erkennen ist.
Aber wir können auch die These aufstellen: Dank der Erosion des Mittelstands geht es ihm wegen Technologiefortschritt immer besser; schliesslich hat in der CH ein Strafgefangener Anspruch auf vollen Gesundheits- und Bildungsservice und alle neusten technischen gadgets.
@Marti Es gab keine Steuersenkungsorgie leider. Im Gegenteil, der Staat will immer mehr und holt sich auch immer mehr. Für diesen Zweck erhebt er spezielle Gebühren, welche er dann nicht als Steuern verkaufen muss. Billag usw. lassen grüssen. In diesem Sinn haben Sie durchaus recht. Nur: Wer hat denn immer diese neuen Gebühren unter dem Thema verursachergerecht verkauft? Die schlappen Bürgerlichen, die wir noch haben, nickten ein ums andere Mal brav und stimmten zu. Warum auch immer, vermutlich weil sie halt schon zu nahe am Staatsmannah sind. Einzelne Exzesse im obersten Management einzelner Firmen können den Wohlstandsgewinn, den wir alle haben, nicht zunichte machen. Auch wenn sie moralisch verwerflich ohne Ende sind. Meine Eltern hätten sich als ich Jung war nie und nimmer Ferien auf den Malediven oder wo auch immer leisten können, was heute vielen Familien anscheinend mühelos gelingt, wenn ich die Flugzeuge von heute so anschaue. Wir müssten als einziges die Missbräuche von Staatsgeldern energisch bekämpfen, denn davon hätten mit Ausnahme der überführten Delinquenten alle etwas. Aber da gibt es ja eine, eher zwei, Partei(-en), die sich massiv dagegen wehren, die Namen sind mir gerade entfallen…
Die Zuwanderung in die Schweiz ist ein nächstes Problem. Wir werden noch bemerken, dass die topausgebildeten Leute schneller weg sind, aber das andere Ende wird in Anbetracht unseres luxuriösen Sozialstaates wegen auf immer bei uns bleiben und kosten und kosten und kosten…
Direkte und indirekte Steuern sowie Gebühren / Abgaben sind klar voneinander zu trennen, da die Umverteilungswirkungen der vorgenommenen Verlagerungen zwischen diesen Fiskalmitteln massiv sein können. Wären die Bürgerlichen nicht so schlapp gewesen wie Sie sagen, und hätte man die Verlagerung weg von den direkten Steuern auf den Konsumenten nicht vorgenommen, was wären wohl die Folgen gewesen? – Wahrscheinlich massiver Abbau bei Gesundheit und Bildung. Es gibt ja da eine Partei, die sich auf Plakaten immer grossartig als Mittelstandspartei propagiert hat obwohl die Klientel eine ganz andere ist.
@ Josef
Ich gehe mit Ihnen einig. Das Problem liegt darin, dass die Schweiz als Land verglichen mit den meisten anderen Laender quasi die Funktion des Reichen einnimmt, wodurch zur Zeit diese Entwicklung wenig verspuert wird hierzulande. Weltweit betrachtet, sackt der Anteil der Mittelklasse immer staerker ab und es entsteht eine anzahlmaessig kleine Oberschicht mit einem Heer von halb-verarmten und immer weniger dazwischen.
@Josef Marti:
Wird der untersten Schicht der Bevölkerung mehr zugestanden, zahlt dies immer die Mittelklasse, es ist die Mittelklasse die den Staat tragen muss, Reiche gibts zu wenig.
Die zweite Konsequenz ist, dass sich dadurch der Abstand zwischen der Mittelklasse und der untersten Schicht der Bevölkerung verkleinert. Die Mittelklasse hat niemand mehr, auf den sie hinunterblicken kann, und nur noch die Reichen, zu denen sie hochschauen muss: Dies ist psychologisch unbefriedigend, auch wenn man noch immer 40m2 Wohnraum pro Kopf hat („steigende Mieten“), 300 Fernsehkanäle (Billaggebühr) und Kaffee in Kapseln für bis zu CHF 100 pro Kg kauft, deren Verpackung dann wieder im Müll landet (Kehrrichtsackgebühren).
Die Armen zahlen übrigens kaum MWST: Miete und Gesundheitskosten wie Bildung sind steuerfrei, Lebensmittel haben reduzierten Satz. Die Mittelklasse zahlt vor allem MWST aufs Fahrzeug und Elektronikgadgets sowie teure Markenklamotten, die untere Mittelklasse zahlt hier auch wenig, da nicht viel Geld für solches zur Verfügung steht.
Vergessen Sie nicht die Mineralölsteuer / Treibstoffzuschlag, Tabaksteuer, Alkoholsteuer, usw. Weitere massive Energiesteuern und CO 2 Steuern oder wie dann das auch immer heissen soll sind schon aufgegleist. Und das mit den 40m2 pro Kopf lässt sich wohl kaum mehr halten, wenn die von den Bürgerlichen herbeigesehnte 17 Mio Schweiz Tatsache werden soll.