Hayek vs. Friedman
Welches ist das richtige Geldsystem? Wie gut taugt das aktuelle? Diese Fragen bewegen aktuell überall besonders stark und waren auch schon Thema in den Kommentaren dieses Blogs. Die Namen zweier Theoretiker fallen immer wieder, vor allem wenn es um die Kritik am aktuellen Geldsystem mit Notenbanken geht, die mehr oder weniger autonom die Geldmenge steuern: Milton Friedman und Friedrich August von Hayek. Beide gelten als wichtigste Protagonisten jener ökonomischen Schulen, die das Fundament für den so genannten Neoliberalismus gelegt haben. Im Fall von Hayek ist dies die Schule der «(Neo-)Österreicher» im Fall von Friedman ist es der so genannte «Monetarismus» oder noch allgemeiner, die «Chicago-Schule». Beiden ist gemeinsam, dass sie Eingriffe des Staates in die Wirtschaft fast immer ablehnen. Kein Wunder werden sie meist in einem Atemzug genannt.
Zu unrecht, wie das folgende undatierte ältere Videointerview mit Friedrich August von Hayek zeigt – sozusagen eine Trouvaille aus Sicht der ökonomischen Dogmengeschichte:
Das Wichtigste nochmals in Kürze: Was sagt da Hayek über Friedman? Dieser sei von der Methode her ein «Keynesianer». Das könnte überraschen. Immerhin gilt Friedman (wie auch Hayek) als historischer Gegenspieler von John Maynard Keynes, der vor Friedman jahrzehntelang das ökonomische Denken geprägt hat. Wie erklärt Hayek den scheinbaren Widerspruch?
Nun, Keynes war mit seinem Werk auch der Begründer der modernen Makroökonomie, wo man sich nicht mehr nur mit einzelnen Märkten, sondern mit «aggregierten» Grössen wie der Konjunktur, das heisst der Gesamtnachfrage, dem Gesamtangebot, dem gesamten Preisniveau oder der gesamten Arbeitslosigkeit auseinanderzusetzen begann. Dazu werden Statistiken erhoben und Gesetzmässigkeiten abgeleitet. Friedman hat zwar jene Gesetzmässigkeiten angezweifelt, die Keynes vorgebracht hat. Aber er hat im gleichen methodologischen Rahmen ebenfalls makroökonomische Gesetzmässigkeiten postuliert.
Hayek dagegen lehnt gleich das ganze makroökonomische Gerüst ab. Da die Zukunft vollkommen unbestimmt bleibe, könne man auch nicht auf Modelle und Gesetzmässigkeiten aufbauen. Auch von den statistischen Methoden hält er wenig.
Schliesslich kritisiert Hayek auch ganz konkret Friedmans monetaristische Geldtheorie. Die geht im Kern davon aus, dass unabhängige Notenbanken die Geldmenge strikt nur im Gleichschritt mit dem Wirtschaftspotenzial (und damit unabhängig von der aktuellen Konjunkturlage) wachsen lassen sollen. Hayek kritisiert auch hier, dass ein derart einfacher Zusammenhang nicht funktioneren würde. Schliesslich wirbt er für sein eigenes bevorzugtes Geldsystem: den Wettbewerb frei konkurrierender, privat angebotener Währungen. Denn beim Monopol über das Geld sei den Regierungen nicht zu trauen.
Hier nur sehr verkürzt als Anregung zur Debatte ein paar eigene kritische Gedanken dazu:
- Die Kritik von Hayek am Monetarismus halte ich für korrekt: Wie wenig die relevanten Geldmengen wirklich steuerbar sind, zeigt auch dieser Blogbeitrag. Nicht zuletzt daher sind Zentralbanken – wie zum Beispiel jene der Schweiz – die sich einst strikt Friedmans Lehre verschrieben haben, davon wieder abgekommen. Es hat schlicht nicht funktioniert.
- Hayeks eigenen monetären Visionen halte ich für utopisch. Der Informationsaufwand in einer modernen Gesellschaft, um die Qualität und die Akzeptanz konkurrierender Währungen zu klären, wäre zu gross. Vertrauenskrisen wären die Folge.
- Hayeks Skepsis über die Steuerbarkeit der Wirtschaft hat etwas für sich. Doch er geht zu weit, indem er wirtschaftspolitische Eingriffe gänzlich für unnütz erklärt und letztlich für eine Krise kein brauchbares Rezept bereithält.
- Und damit auch noch ein Wort zu John Maynard Keynes, der hier nur am Rande erwähnt wird: Den halte ich für eine Lichtgestalt. Damit meine ich allerdings nicht die Karikatur, auf die ihn Ökonomen und Politiker nach seinem Tod reduziert haben. So wird ihm fälschlicherweise zugeschrieben, an die perfekte Steuerbarkeit der Wirtschaft durch Staatsausgaben zu glauben. Doch dazu ein andermal mehr. Hier, hier (v.a. zweiter Teil) und hier gute Werke zum echten Keynes und seinem Denken.
28 Kommentare zu «Hayek vs. Friedman»
Keynes 1927: „We will not have any more crashes in our time.“ (Quelle: Felix Somary, Erinnerungen aus meinem Leben)
Keynes hatte sehr gute Beziehungen zur Sowjetunion und war gegenüber dem Stalinismus positiv eingestellt:
http://mises.org/daily/891
Keynes‘ ganze Karriere wurde von den totalitären Fabiern gelenkt:
http://www.keynesatharvard.org/
Keyesianer lagen nach dem 2. WK oft krass falsch mit ihren Prognosen:
http://www.youtube.com/watch?v=6XbG6aIUlog
@Chris Castelmur
Super, nur ist der Verwaltungsaufwand bei Freigeld in Verbindung mit Bargeld zu hoch. Mit elektronischem Geld wäre die Abwertung lösbar. Bestenfalls kann Geld dann sogar mit einem Verfallsdatum versehen werden. Bis dahin dauert es aber sicher noch ein paar Krisen.
Freigeld! Wir sind alles Zinssklaven! Weshalb wohl haben viele Religionen in ihren Ursprüngen (Christentum) oder noch heute (Islam) Zinsen als satanisch bezeichnet oder verboten? In jedem Produkt sind Zinskosten, in jeder Dienstleistung. Zinslasten sind wohl bald in vielen Ländern der grösste respektive zweitgrösste Ausgabeposten! Weg mit dem Zins!
Filmtipps:
1) Wunder von Wörgl (3min): http://youtu.be/bwC4KLEQIXE
2) Geld regiert die Welt / Zinsen (5min): http://youtu.be/aK2yZlHk4cA
3) money as debt (47min): http://video.google.com/videoplay?docid=5352106773770802849#
4) Goldschmied Fabian (49min): http://youtu.be/_h0ozLvUTb0
Lieber Chris, weil nicht jeder Tag im jahr Weihnachten ist und nicht jeder Jesus gleich zum Wohl der Aermsten auf alles materielle verzichtet. Wer Geld oder sonst was hat, will einen Profit davon. Wenn es keinen Profit gibt, dann kommt Vermögen nicht in Umlauft und so hilft man gar nicht.
Gerecht ist die reale allgemeine materielle Welt nie, der einzelne kann persönlich versuchen möglichst gerecht zu handeln (mal den Fünfer gerade stehen lassen, mal statt ein Ankerbild mehr zu bunkern einem armen Cheib einen Tschopen kaufen oder so). Den Geiz einiger reichen Menschen können wir nicht ändern und das ist gut so, denn der freie Wille ist zum Glück unumkippbar.
Ich empfehle als Literatur zu Keynes noch das Buch von Hyman Minsky „John Maynard Keynes“, wo Minsky eine andere als die gängige keynesianische Interpretation von Keynes‘ (1936) Buch erläutert und auf der auch Minsky’s eigene Financial Instability Hypothesis basiert, die mit der letzten Krise wieder akut relevant geworden ist.
Sowohl Friedman, als auch Hayek wäre mir Recht. Im Moment rennen leider die Meisten einem falsch ausgelegten Keynes hinterher.
Jede Krise hat ihre Profiteure und mit der nächten Krise werden wir wahrscheinlich die ersten Billionäre sichten. Während im Leben so ziemlich alles begrenzt und ausgewogen ist, besitzt Privatvermögen die Eigenschaft unbegrenzt wachsen zu können. Man sollte eine Grenze setzen und sagen, soviel und das Glas ist voll.
Herr Diem, dieses Mal haben Sie haben sehr viel Fleisch auf den Grill gelegt. Milton Friedman war ebenfalls äusserst skeptisch, was die aktive Geldpolitk anbelangt. Er befürwortete eine nicht-diskretionäre Politik, die einer passiven k-Prozent-Regel für die Zunahme der Geldmenge folgen würde. Er war also äusserst skeptisch gegenüber dem ‚fine tuning‘ der Wirtschaft.
Was mich bei Hayek stört ist seine – sagen wir so – obskurantistische Logik: Weil wir nicht die ganze Wahrheit kennen – sprich, nicht über *alle* Informationen verfügen -, dürfen wir *nichts* unternehmen.
Übrigens, Keynes hat die Makro nicht erfunden. In seinen früheren Jahren hatte sich Hayek ebenfalls mit makroökonomischen Fragestellungen – d.h. mit Fragen des Ungleichgewichtes – beschäftigt. Er hatte eine alternative Theorie der konjunkturellen Schwankungen und der Grossen Depression entwickelt. Diese geriet später in Vergessenheit. Vor Hayek hatten sich viele weiteren Ökonomen mit diesen Themen beschäftigt. Plus ça change…
Nun, Herr Salvi, ich sehe bis auf einen Punkt nicht, wo Sie einen Widerspruch zu meinen Ausführungen sehen: Nicht bei Friedman und auch nicht bei Hayek. Einzig bei Keynes: Der war selbstverständlich nicht der Erfinder aller makroökonomischen Überlegungen und Modelle, selbst in diesem Blog spielten schon Vorläufer eine Rolle. Aber auf Keynes geht die «moderne» Makroökonomie (so habe ich das formuliert) als eigenständige systematische Wissenschaft zurück. Das heisst, mit seinen Modellen, oder genauer, mit den Modellen, die andere aus seinen Überlegungen gebildet haben (v.a. Hicks‘ IS-LM-Modell und später Samuelsons «neoklassische Synthese») hat die moderne Makroökonomie ihren Anfang genommen. Wie das auch Hayek treffend festhält (gerade deshalb finde ich das Video ein wertvolles Zeitdokument), haben sich selbst die ersten potenten Gegner von Keynes dessen Methode bedient. In einem anderen sehr wichtigen Punkt kann ich Ihnen übrigens nur Recht geben: Ich mag viel Fleisch auf dem Grill…
Wie gut taugt das aktuelle Geldsystem/welches ist das richtige Geldsystem? Fehlt irgendwie der Zweck der Angelegenheit. Wie gut wofür denn? Um die Inflationsrate klein zu halten? Um die Menschheit zu versorgen? Um die Wirtschaft „stabil“ zu halten? Man kann doch nicht fragen: Wie gut taugt eine Kartoffel? Als Wurfgegenstand – spitze – um zum Mond zu reisen – eher nicht.
Es wundert niemand, dass Autor Diem Meier ein bekennender Keynesianer ist – das wissen wir schon seit Jahrzehnten. Die aktuelle Kriese und die falschen Staatshandlungen haben allerdings genau die Unrichtigkeit seiner Thesen bewiesen.
@Schmid Ich glaube nicht, dass Herr Diem ein hartgesottener Apostel eines Finanzgurus ist. Ich vermute viel mehr, dass er mit nötigem Abstand die verschiedenen Schulen gut zu kommentieren versteht und durchaus im Stande ist sich eine eigene Meinung zu bilden. Zudem wirft er auch immer wieder Fragen auf. Und wer Fragen stellt, beweist, damit, dass er alles andere als ein verbissener Dogmatiker ist.
Und wenn er von einer Lichtgestalt namens Keynes spricht, heisst das noch lange nicht, dass er ein blinder alleswiederkäuender, unselbständig denkender Keynes-Jünger sein muss.
@Hans Schmid
Ohne Begründung, wo der Beweis für die Unrichtigkeit der Thesen liegen soll, ist ihre Aussage nicht viel wert !
Mein Bloggerjahr hat mit diesem Beitrag geendet, Kollege Straumann übernimmt bis Ende Jahr. Umso mehr freut es mich, dass unser Hauptanliegen bei vielen Kommentatorinnen und Kommentatoren rüber gekommen ist: Gedanken anzuregen, zuweilen auch zu provozieren. Es wäre langweilig, unehrlich und auch feige, als Blogger die eigenen Ansichten, die eigenen Positionen gar nicht Kund zu tun. Das belebt – wie sich zeigt – die Debatte. Diese empfinde ich auf diesem Blog als grossen Gewinn. Sie ist insgesamt von einem hohen Niveau – keine Selbstverständlichkeit im Bereich der Internetkommentare. Auch kritische Kommentare und selbst solche, die die von den Bloggern vertretenen Ansichten rundweg ablehnen, sind äusserst wertvoll, wenn sie mit Argumenten operieren und nicht beleidigen. Ansonsten tragen sie nichts zur Debatte bei und sind deshalb unnütz. Beleidigende Beiträge (gegenüber den Bloggern, wie auch gegenüber anderen Kommentatoren) fliegen ohnehin raus – sonst dominiert bald einmal die falsche Diskussionskultur. Schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue «Never Mind The Markets»-Jahr!
Jo, soweit ich sehe befinden sich meine qualifizierten Kommentare noch immer im Blog 🙂
Na dann, auch schöne Festtage!
Ja Peti dir und Hampi wünsch ich ganz besonders gute Festtage und bleibt auch im nächsten Jahr schön bissig. Denn nur das dialektische Hochschaukeln bringt uns wirklich weiter. Sicher sind wir hier nicht die Weisen vom Berg Sinai (das wäre auch stinklangweilig wenn man es wäre) aber immerhin geben nehmen wir uns Zeit nachzudenken und das ist in der heutigen Zeit leider überhaupt nicht mehr selbstverständlich. Wir sprechen aus was andere verschweigen, wir schauen jeder aus seiner Optik auf dieselben Dinge und das macht dann das Ding an sich in der Realität aus. Wer seinen Kontrahenten nicht schätzt liebt eitles Schattenboxen mit sich selber. Immer schön föhnfrisiert, dressiert und stets mit Netz und doppeltem Boden. Mich hingegen ziehen Abgründe und Krisen an, stille Wasser brauche ich nur in der Nacht zum Schlafen. Wenn es den Teufel nicht gäbe würde ich ihn als erstes erfinden. 😉
@Rolf Schumacher
🙂
Ich wünsche Ihnen auch schöne Festtage. Und freue mich, dass Sie auch nächstes Jahr die Abgründe mit Ihrer besonderen Lichttechnik ausleuchten werden.
Frohe Weihnachten wünsche ich auch den Bloggern und allen anderen, die hier mitmachen!
Ich glaube nicht an Hayeks spontane Ordung und auch nicht an den heiligen Glauben Friedmans an die Geldpolitik als seiner Ansicht nach einzigem Regulativ, mit dem der Staat in die wirtschaftliche Ordnung eingreifen darf- dieses Dogma hat sich mit der Wirkungslosigkeit des Quantitative Easings zweifellos selber erledigt. Spontan ordnen können sich lediglich primitive Lebensformen, wie zum Beispiel Einzeller. Bei den Menschen würde das vielmehr auf ein Zusammenrotten hinauslaufen, was, wirtschaftlich betrachtet, auf natürliche und staatliche Monopole hinauslaufen würde, wie Friedman einst richtig angemerkt hat- natürlich nicht ohne darauf hinzuweisen, dass das private Monopol das Bessere sei, als das staatliche. Selbstverständlich ohne eine plausible Erklärung dafür liefern zu können.
Beide Ökonomen sind meiner Ansicht nach passé.
Welches ist das richtige Geldsystem? Wie gut taugt das aktuelle?
Das perfekte Geldsystem mit einem absolut stabilen Geld kann es in einer Welt der unperfekten Menschen und der ständigen Veränderung gar nicht geben.
Die Macht des Fiat-Geldes, der Gelschöpfung aus dem Nichts, hat bis jetzt noch Alle Menschen korrumpiert.
Die freien Menschen und der Markt werden Gold und Silber remonetisieren, weil es die Anforderungen an ein Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel am besten erfüllt.
Dazu den interessanten Aufsatz von Alan Greenspan „Gold und wirtschaftliche Freiheit“ bevor er seine Seele verkauft hat.
http://www.gold-eagle.com/analysis/0003.html
Hier noch den Film „Money Masters“ von Bill Still. Er ist zum Beispiel gegen den Goldstandart, hat aber Lösungsvorschläge die allemal besser wäre als das jetztige Geldsystem.
http://video.google.com/videoplay?docid=-515319560256183936#
Eben ja, welches ist das richtige Geldsystem und weiterführend, soll nun das Geldsystem das Gesellschaftsssystem kontrollieren oder doch besser das Gesellschaftssystem das Geldsystem?
Wieviel Mitsprache bzw. Abstimmung mit den Zivilgesellschaftlichen Anforderungen (das sind ausserordentlich vielfältige Ansprüche im vergleich zum Rendite- und Profitstreben) soll es den am besten sein? Auch hier wieder, soll das Geldsystem nun die Zivilgesellschaft kontrollieren oder doch besser die Zivilgesellschaft kontrolliert das Geldsystem?
Welche Ansprüche an ein Geldsystem sollen primär erfüllt werden? So wie heute, etwas vereinfacht ausgedrückt, der Aktionärs-und Investorenkapitalisumus primär die Rendite- und Profitanforderungen erfüllen muss wärend alle anderen Ansprüche hirarchisch und sogar moralisch als niederwertig eingestuft werden?
Die dümmliche Annahme das mit der viel zitierten „Eigenverantwortung“ sich die Gesellschaftlichen Probleme schon lösen würden indem diese einfach an das Individuum ausgelagert würden war nur eine von unzähligen Irrwegen der vergangenen +20 Jahre.
Kommt noch hinzu das viele von uns heute schon soweit Indoktriniert sind das selbst demokratische Anforderungen (Mitspracherechte) unter die der liberalisierten Märkte gestellt werden ohne wirklich zu wissen was dies bedeutet. Effizienz als eines der Schlagwörter um eventuellen Mitsprachrechten das Lebenslicht auszuhauchen ist offensichtlich von höherer Wertigkeit als das Bedürfnis Mitreden und Mitbestimmen zu wollen.
So oder so ist das dümmliche Geschwätz der Privatwirtschafltichen Effizienz versus staatlicher Trägheit angesichts der Verantwortungslosigkeit mit der Zivilgesellschaftliche Ansprüche Weltweit als naiv und minderwertig vom Tisch gewischt werden komplett fehl am Platz.
Unternehmen haben nun mal andere Ansprüche an ein Geld- und Gesellschaftsystem als alle anderen Teilnehmer. Kapital ist extrem flexibel aber auch ängstlich… Seelenlos, und doch haben wir es fertiggebracht diesem alle nur erdenklichen Schutzmechanismen anzubieten damit es sich wohl fühlt. Sogar an Steueroasen wurde gedacht damit sich ja niemand unliebsames daran bereichern kann.
Die Menschen, deren Bedürfnisse und deren Lebensraum aber, die hat man darüber vergessen. Die aktuell angewendeten Systeme berücksichtigen die zivilgesellschafltichen Ansprüche aber überhaupt nicht in dem Ausmass wie dies sein sollte… Ja nicht mal ein Regelwerk hat man ob der verblendeten Liberalisierungsideolgie voergesehen… noch dümmer, man hat die bereits vorhandenen nach und nach abgerissen und dabei alle Kaufmännischen grundsätze gleich mit über Bord geworfen.
Nun stehen die Veranworltichen mit heruntergelassenen Hosen da und sind auf der Suche nach der Weisheit letzer Schluss… wie kann ich kontrollieren was ich völlig von Regeln befreit habe?
Wie komplett blind sich das äussert kann man in der lokalen Debatte zum Einzohnen von bezahlbarem Wohnraum im Kanton Zürich studieren. Da sind immer noch dijenigen die glauben ohne Regeln regelt sich das alles am besten… völlig wurscht ob die Menschen diesen Ideologischen irrsinn bezahlen können oder nicht…
Aber sollte man sich nicht dochmal ernsthaft Gedanken darüber machen was es bedeutet Lebensraum und Sozialbereich für den Menschen zu sein? Was hat das mit Märkten zu tun? Was mit Renditen und Profiten?
Ahh, ich höre Sie schon rufen, die ewigen „wer soll das bezahlen?“ …“warum soll ich bezahlen was ich nicht brauche?“ Aber genau dort sind wir ja in vielen Bereichen schon und eines von zahllosen kaum bemerkbaren Resultaten dieser pseudorationalen Argumentation, die Armut steigt mehr und mehr… nicht nur in der Schweiz.
Der Konsument als angeblich rationales Rabattsuchendes Wesen…
Warum können sich eine handvoll Individuen finanziell am Immobilienmarkt gesundstossen wärend immer mehr mit leeren Taschen dastehen? Ist das wirklich der ultimative Intelligenztest für den modernen Menschen und dessen Gesellschaftsform oder gibt es nicht vieleicht doch noch andere Faktoren die dem gerechter werden könnten?
Schon bemerkt, der „Trickle Down Effect“ liegt nach wie vor in der Zukunft. Dumm gleaufen, wie sovieles andere…
Es ist einfach mit Thorshammer alles zu zerschmettern, es ist aber die beutend grössere Herausforderung die wirtschaftliche Zukunft gut zu gestealten. Das ultimatie System wird es sicher nie geben, weil die Zeit jedes System irgendwann einmal in den Schatten stellt, denn ewig währt nichts.
Meine konstruktiven Idee für eine gesunde Volkswirtschaft.
1. Die Währung gehört dem souveränen Staat. Es darf keine überstaatlichen Währungsunionen geben, das hat noch nie geklappt.
2. Klare Gewaltentrennung. Gerichte müssen auch die ganz grossen Wirtschaftskriminellen bestrafen können. Es darf nicht sein, dass man aus Angst vor ausufernden Kosten to big to condem CEOS und Politiker akzeptiert.
3. Der Wettbewerb unter den Staaten soll und darf frei funktionieren. Fiskalpolitik, Währungspolitik, sind Staatssache und sollen es auch bleiben.
4: Es darf ruhig bilaterale Abkommen geben. Aber es sollte möglichst keine überstaatlichen Zwangsvorschriften geben. Es soll lediglich Vorschläge und Empfehlungen geben.
5: Es muss ein neutrales überstaatliches Wirtschaftsschiedsgericht geben. Es soll als verbindliches Schiedsgericht in zwischenstaatlichen Steritereien fungieren (z.B) UBS-USA-Problem. Primär muss das Gericht bemüht sein gemäss den jeweiligen Landesgesetzen einen geschickten Vergleich zwischen den Streitparteien zu erwirken.
5: Zinsregelungen, Kapitalisierung von Banken, Landwirtschaftssubventionen etc. muss Landeshoheit bleiben. Es kann nicht sein, dass die Wirtschaft internationale Konventionen schlucken muss, welche von einer Weltmacht vorgegeben werden.
6: Die lächerlichen Rating-Agenturen (Moody`s (Warren Buffet, Barclay (Rothschild)), sowie Fitch) gehören abgeschafft. Wir haben gelernt, dass ein Triple AAA gar nichts zu bedeuten hat. Und dass auch Moody`s käuflich und höchst politisch agiert.
7:Der Federal Reserve act muss neu aufgearbeitet werden. Die grösste Nationalbank darf nicht länger in den Händen einiger Privatbanker sein. Die Jekyll-Island Zeiten müssen beerdigt werden. Die US-Währungshoheit muss wieder den demokratisch gewählten Volksvertretern rsp. ihrem Präsidenten gehören.
Dann habe ich das Gefühl, dass der internationale so viel freier würde. Heute steckt er in einer Zwangsjacke aus Pseudofreiheiten.
Ah, nein so einfach ist das eben nicht.
Die Gesellschafltiche Indoktrination (weil wirklich sehr einseitig) ist so fest verankert weil diese sogar schon in frühen Kinderjahren in den Bildungssystemen vermittelt wird. Gerne auch mal mit Unterstützung von gesponsortem Unterrichtsmaterial. So ganz im Sinne primär die Anliegen der Finanzbranche (Banken- Versicherungen) zu befriedigen… einer der sehr weit verbreiteten Irrtümer ist etwa die Bauernfängerei mit den Rentesystemen und deren bevorstehendem Zusammenbruch wegen angeblichen Demographischen Zwängen…
Wie auch alles andere das von staatlicher Hand (immerhin sind wir alle das) in private Hände transferiert worden ist, hatten die Bürger (die einstigen Mitbesitzer) bis heute nicht all zu viel davon… die Privaten Betreiber aber sehr wohl…
Warum sollen internationale Währungsssteme nicht funktionieren? Das mit dem Euro war ja eigentlich über Jahre hervorragend, nur hat man leider die Leitplanken und die dazu nötigen Regelwerke unterschätzt bzw. falsch aufgebaut. Im Sinne der Neoliberalen Indoktrination war eigentlich alles vorhanden um prächtig zu funktionieren…nur das die Neoliberalen Verfechter sich, nach Jahre dauerndem Casinobetrieb, auf des Staates Krücken abstützen wollen, daran dachte wohl niemand.
Zumindest niemand von denen die in den vergangenen Jahren lautstark verkündeten die Weisheit mit Löffeln…. Wieviele Artikel, Debatten oder was auch immer haben Sie in den vergangenen Jahren mitbekommen und waren Argumentativ erschlagen von der Neoliberalen Argumentatiosnweise die so wunderbar logisch daherkam und auf alle Gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen stets eine bis mehrere Antworten aus dem Hut zaubern konnte?
Immerhin, man denke an die 500 Mio. Europäer die diametral andere Anforderungen an die Poltik und Gesellschaft haben als Unternehmen… Wie sollen diese Aufgaben mit Finanzmarktlogik gelöst werden? Können die das?
Die Staaten sollen sich eben nicht ideologisch verblendet in gegenseitigen Wettbewerb stellen sondern zuerstmal die Zivilgesellschaftlichen Ansprüche befriedigen. Heute ist es genau umgekehrt und davon haben die meisten Menschen überhaupt nicht’s. Was denken Sie wie weit den etwa der Steuerbefreiungswettbewerb noch gehen soll? Nur ein Beispiel von dutzenden bei den die Staaten gegenseitig die Klingen wetzen und was denken Sie wer für diesen Unsinn bezahlen muss?
Es gibt bereits ein neutrales Schiedsgericht, eigentlich sogar mehrere. Aber um bei einem, der WTO zu bleiben…. die WTO Handelsverträge sind die inherenten Verursacher der aktuellen Krise der völlig überschuldeten Nationen. Es sind die WTO Verträge welche die Nationen konsequent in Gegenseitigen Wettbewerb stellen. Ebenso sollen alle staatlichen Aufgaben bis auf einige wenige privatisiert werden. Es ist aber gerade der Staat der dem gemeinen Bürger, bei entsprechender Transparenz und Mitspracherechten, die für moderne und fortschrittliche Gesellschaftsformen nötigen Strukturen geben kann…
Die Privatisierten Entitäten sind dazu nicht in der Lage.
Stimme zu, die Ratingagenturen können von mir aus aus den Tagesnachrichten verschwinden. Die publizierten Daten gehören wohl eher in die Büros der Spezialisten. Mit den Börsennachrichten könnte man genau gleich verfahren… ich würde sogar Vorschlagen die Handelplätze nur noch für ein paar Stunden pro Woche zu öffnen. Das reicht völlig um die Basisanforderungen der Wirtschaft erfüllen zu können.
—-
Ich halte mich gerne an folgende Feststellung:
„Entre le fort et le faible, entre le riche et le pauvre, entre le maître et le serviteur, c’est la liberté qui opprime et la loi qui libère.“
— Henri Lacordaire (1802-1861), in 52e Conférence de Notre-Dame, 1848.—
In der internationalen Diplomatie gibt es „normalerweise“ ein ehernes Gesetz, man soll sich nie direkt in einen innerstaatlichen Konflikt einmischen. D.h. der Staat handelt immer souverän in Eigenverantwortung. Aber natürlich ist es bei international gegenseitig tolerierter staatlicher Freiheit wichtig, dass via UNO Sanktionenn verheissen werden können gegen totalitäre das Volk ausbeutende Regimes. Die Sanktionen dürfen aber nicht durch das Vetorecht der Grossmächte torpediert werden, sondern müssten auf eindeutigen UNO-Vollversammlungsmehrheitsbeschlussen basieren. So könnte man Diktaturen klar via UNO bestrafen und es gäbe keine Staatswillkür.
Wie ist es möglich, dass die grosse Weltwirtschaft derart Probleme mit der Souveränität der Staaten hat, vor was hat man Angst.
Danke Herr Diem für die Inputs. Werde mich in ruhiger Stunde mit gerne mit den Vätern des Neoliberalismus auseinandersetzen. Es macht Spass jeden Tag ökonomische Hirnnahrung zu erhalten. Sie tun dies ausgewogen und in appetitlichen Tranchen. Sie reizen und reissen auf, ohne zu verletzen mal leicht plakativ aber immer mit einer adäquaten Tiefe. Ich bin foh um ihre Häppchen.
@Nussbaumer wer die tägliche Kritik der Menschen als mühsamen scharfen Senf sieht, ist sich seiner Sache entweder gar nicth sicher oder aber nervlich völlig ausgepumpt. Es gibt nichts schöneres für mich als einen mündigen, gut informierten Kritiker.
Ach ja und wer den Begriff Lichtgestalt dem Dogmatismus gleichstellt, hat von beiden Begriffen keine Ahnung. Mysttisches Denken ist zeit- und raumloses Schweben. Das ist der transzendendierte Kosmos der Lichtgestalten. Dogamtiker sind arme in Angst, Egoismus, Statik eingelochte noch nicht erkannte Lichtgestalten.
Frohes Lichtfest Herr Nussbauer. Man kann es dogmatisch korrekt ferngesteuert feiern, oder persönlich individuell, leicht Licht- und Freudebringend. Sie sind freier als sie glauben.
Der Beitrag ist doch toll! Dass die zwei Herren vom Mont Pèlerin so unterschiedlicher Meinung waren, macht beide irgendwie sympathischer. Die glaubten wirklich, was sie predigten. Ausserdem war Friedman 2003 ehrlich genug, in einem Zeitungsinterview Abstand zu nehmen von seiner offenbar empirisch widerlegten Geldtheorie. Ein ganz ehrlicher Mensch.
Nach der Grossen Depression gab es ein sehr fruchtbares Klima für neue Ideen, dieses gibt es heute leider weniger; die Diskussion wird meist auf die übliche „Staat vs. Markt“-Dichotomie reduziert. Herr Meier bringt komplexere, monetäre Fragen auf und versucht so den Rahmen zu sprengen, das Klima für neue Ideen zu verbessern. Sehr begrüssenswert ist das!
Ein paar kritische Anmerkungen zu den kritischen Gedanken von Herrn Diem Meier:
„Die Kritik von Hayek am Monetarismus halte ich für korrekt (…) Es hat schlicht nicht funktioniert.“
– Ja, das haben wir gesehen. Und? Was sollen wir dazu anmerken?
„Hayeks eigenen monetären Visionen halte ich für utopisch. Der Informationsaufwand in einer modernen Gesellschaft, um die Qualität und die Akzeptanz konkurrierender Währungen zu klären, wäre zu gross. Vertrauenskrisen wären die Folge.“
– Liegt auch an der mangelnden Qualität des Journalismus, welcher der Komplexität der Vorgänge nicht mehr gewachsen ist. Und der inzwischen unüberschaubaren Masse von Einzelstimmen, die sich berufen fühlen, täglich ihren Senf dazu zu geben. Das Vertrauen schwindet gleichermassen gegenüber Rating-Agenturen, die Finanz-Theoretiker, und die Medien. Sollten wir jetzt daraus schliessen: Never mind the bullocks?
„Hayeks Skepsis über die Steuerbarkeit der Wirtschaft hat etwas für sich. Doch er geht zu weit, indem er wirtschaftspolitische Eingriffe gänzlich für unnütz erklärt und letztlich für eine Krise kein brauchbares Rezept bereithält.“
-Nach wie vor der monokausalistische Glaube an Rezepte. In einer derartig verflochtenen Situation mit so vielen Agenten dürfte sich kaum ein Rezept durchsetzen oder bei allen Zustimmung finden, wenn es denn eines gäbe. Ausserdem kann niemand vorhersagen, was die anderen Teilnehmer tun würden, wenn sich eine Gruppe von Teilnehmern überhaupt für ein bestimmtes Rezept entscheiden könnte. In einer zunehmend globalen, multizentrischen Welt kann man nur situativ begrenzte Lösungen suchen, und hoffen, dass diese in Verbindung mit anderen Anstrengungen funktionieren. Das setzt den grossen theoretischen Entwürfen des letzten Jahrhunderts pragmatische Grenzen. Besser, man würde sich eingestehen, dass halt eben viel trial-and error im Spiel ist, und dass man sich Ecke um Ecke durch das Labyrinth durchfinden muss (von einem Ausweg will ich gar nicht reden).
„Und damit auch noch ein Wort zu John Maynard Keynes, der hier nur am Rande erwähnt wird: Den halte ich für eine Lichtgestalt. Damit meine ich allerdings nicht die Karikatur, auf die ihn Ökonomen und Politiker nach seinem Tod reduziert haben.“
-Sicher nicht. Aber der Glaube an Lichtgestalten und andere Heilsbringer liegt ohnehin eher im Zuständigkeitsbereich der Dogmatik und Religion.
„So wird ihm fälschlicherweise zugeschrieben, an die perfekte Steuerbarkeit der Wirtschaft durch Staatsausgaben zu glauben. Doch dazu ein andermal mehr. Hier, hier (v.a. zweiter Teil) und hier gute Werke zum echten Keynes und seinem Denken.“
-Danke für die Literaturhinweise. Werde mich nach erfolgreichem Studium diesbezüglich wieder zu Wort melden. Von einem Wirtschaftsjournalisten würde ich jedoch erwarten, die darin vorgestellten Argumente und Interpretationen sachlich und problemorientiert zusammenzufassen. Womit wir wieder bei dem oben beklagten zu grossen Informationsaufwand wären.
Man kann sich entscheiden: „Never mind the bullocks“ oder: „it’s either you care – or not!“
Stellt man die Suppe auf den heissen Herd, werden Kartoffeln, Rüebli, Kohl und Sellerie gleichzeitig warm, ohne dass zwischen den einzelnen Gemüsesorten ein Kausalzusammenhang bestehen muss, ausser dass sie sich im gleichen System befinden. Man kann also schon mal vermuten, dass keines der Gemüse, entgegen der allgemeinen Annahme, gefrieren wird. Komplexität alleine kann also nicht als Grund angeführt werden, dass Systeme nicht erklärbar sein sollen. Meine Frage nun an Norbert Nussbaum, nachdem er doch so einiges geschrieben hat – „what’s the point?“