Das «jämmerliche Versagen» Europas

Barry Eichengreen

Der Amerikaner Barry Eichengreen gehört zu den weltweit  renommiertesten Wirtschaftshistorikern. Sein Spezialgebiet: Geschichte der Währungssysteme. Hier ein wärmstens empfohlenes Werk von ihm. Besonders intensiv hat er sich auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung Europas (zum Beispiel hier) befasst. Schon 1997 hat er ein Buch zur damals erst geplanten Währungsunion veröffentlich (hier).

Dem anstonsten nüchtern argumentierenden Wissenschafter ist jetzt der Kragen geplatzt. Grund: Die jüngste Entwicklung der Eurokrise. Die sogenannte Irland-«Rettung» durch die EU und die Europäische Zentralbank EZB hält Eichengreen schlicht für ein «jämmerliches Versagen». So hat er einen Kommentar betitelt, den er im deutschen Handelsblatt veröffentlicht hat.

Weil jeder Satz von ihm lohnt, gelesen zu werden, hier sein Kommentar in voller Länge. Einzig die Hervorhebungen sind von mir:

Das Rettungspaket für Irland ist ein Desaster. Der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und der Bundesregierung kann man nur eines sagen: Sie lassen keine Gelegenheit aus, alles schlimmer zu machen.

Es schmerzt mich, so etwas zu sagen. Ich bin vermutlich der Euro-freundlichste Ökonom auf meiner Seite des Atlantiks. Nicht weil ich glaube, dass die Euro-Zone eine perfekte Währungsunion sei, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass ein Europa mit Dutzenden unterschiedlicher nationaler Währungen noch weitaus weniger stabil wäre. Ich bin auch ein Anhänger des großen Projekts Europa. Aber angesichts dieses jämmerlichen Versagens europäischer und deutscher Führungen werde ich meine Haltung überdenken müssen.

Das Irland-Paket ist keine Lösung – die Probleme werden nur vertagt. Die öffentlichen Schulden Irlands, die sich nun auf 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auftürmen, werden nicht um einen Cent verringert. Bei einem Zinssatz von 5,8 Prozent trifft das Gleiche auf die Zinszahlungen zu. Nach einer Reihe von Jahren muss Irland aber damit anfangen, die Kredite zu tilgen. Irland wird etwa zehn Prozent seines Volkseinkommens für Reparationen an die Anleihebesitzer aufbringen müssen. Jahr für Jahr.

Das ist politisch nicht tragbar. Jeder, der Deutschlands Erfahrungen mit Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg kennt, sollte das wissen. Die EU-Kommission, die EZB und die deutsche Regierung haben die Ausgangslage dafür geschaffen, dass Irlands nächste Regierung das Budget, das von ihren Vorgängern ausgehandelt worden ist, ablehnt. Haben Herr Trichet und Frau Merkel dafür einen Plan B in der Tasche?

Die jetzige Lage ist auch wirtschaftlich nicht tragbar. Von Irland wird gefordert, Löhne und Kosten zu senken. Es muss eine „interne Abwertung“ vornehmen, weil es die Option einer richtigen Abwertung in einem Land, das über keine eigene Währung verfügt, nicht wahrnehmen kann. Aber je erfolgreicher Kosten und Löhne gesenkt werden, desto schwerer wiegt die Schuldenlast. Bei den öffentlichen Ausgaben muss dann noch mehr gespart werden. Die Steuern steigen, um die Schulden des Staates bedienen zu können. Das wiederum impliziert weitere interne Abwertungen. Es kommt zu einer teuflischen Schuldenspirale.

Damit eine interne Abwertung funktionieren kann, muss der Wert der Schulden, ausgedrückt in Euro, sinken. Das wäre im Fall Irlands denkbar leicht gewesen. Ein klarer Trennungsstrich hätte unter jenes Drittel der öffentlichen Schulden gezogen werden können, das als Garantie für die irischen Banken dient. Dieses Drittel hätte umgeschuldet werden können. Anleihebesitzern hätte man 20 Cent für jeden Euro anbieten können, vorausgesetzt, die irischen Banken verfügen noch über einen buchhalterischen Restwert. Falls diese Banken insolvent sind, wären die Bondhalter aus dem Spiel.

Das irische Defizit würde dann noch etwa 100 Prozent des BIP betragen. Und das irische Sparprogramm hätte dann zumindest einen Hoffnungswert. Genau dafür hat der IWF, der zumindest weiß, wie man rechnen muss, in den letzten Wochen auch gekämpft. Aber der Fonds hat den Widerstand der Kommission, der EZB und Deutschlands nicht brechen können. So wie es jetzt aussieht, muss das Sparprogramm wohl schon im kommenden Jahr überarbeitet werden. Die Investoren wissen Bescheid, deshalb haben sich die Aufschläge auf irische Anleihen auch kaum bewegt.

Die Starrköpfigkeit der deutschen Regierung und ihrer europäischen Verbündeten kann man in zwei Richtungen interpretieren: Erstens: Sie verstehen weder etwas von Wirtschaft noch etwas von Politik. Wie schon Talleyrand über die Bourbonen sagte: „Sie haben nichts gelernt, und sie haben nichts vergessen.“

Oder zweitens: Die politische Führung in Deutschland – und mit ihr jene in Großbritannien und Frankreich – ist zu Tode darüber erschrocken, was eine Umschuldung der irischen Bankschulden für das eigene Bankensystem bedeuten würde. Wenn das so ist, wäre die angemessene Antwort gewesen, nicht Irland Geld zu leihen, sondern die eigenen Banken vernünftig mit Kapital auszustatten, so dass sie eine irische Umstrukturierung aushalten können.

Europas Politiker ängstigen sich nicht allein wegen ihrer Banken zu Tode, sondern wegen der Öffentlichkeit. Denn die will nichts davon wissen, dass Steuergeld für die Rekapitalisierung von Banken verwendet wird. Da scheint es ihnen sicherer, das Problem zu vertagen – in der Hoffnung, dass Irland einfach Glück hat.

John Maynard Keynes, der einiges von Reparationen verstand, hat einmal gesagt, Führung bedeute, rückhaltlos die Wahrheit zu sagen. Im heutigen Europa ist davon nichts zu spüren.

Deutliche Worte!

Und?

Für Einsteiger ins Thema: Hier mehr zum irischen Drama, hier zu den Ursprüngen der heutigen Probleme und hier ein kurzer Überblick über die Geschichte seit dem Bestehen der Währungsunion.

Info-Update:

  • Noch einmal ein renommierter Wirtschaftshistoriker zur Grenze, die Europa im Fall von Irland überschritten hat – sehr wütend, sehr frustriert und sehr klarsichtig: Kevin O’Rourke.
  • Superpessimistisch zu den Erfolgsaussichten der Brutaloübung in Irland und den bisherigen Bemühungen zur Eindämmung der Eurokrise generell: «Financial Times»-Europaspezialist Wolfgang Münchau in der «Irish Times».
  • Und hier schliesslich auch noch das Todesurteil für die irische Unabhängigkeit im Wortlaut: Die Vereinbarung des Landes mit der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds.

34 Kommentare zu «Das «jämmerliche Versagen» Europas»

  • Christoph sagt:

    Schuld an der Krise ist NICHT der Kapitalismus, NICHT die Anleger oder Halter von Staatsanleihen und auch NICHT die Banken.
    Der Hauptschuldige ist ohne Frage der Gesetzgeber, also (fast) ALLE Politiker und somit auch wir WÄHLER.

    Denn:
    Man hat Gesetze gemacht, die den Schuldner schützen, den Gläubiger aber zu einem Geld-Sklaven degradieren.
    So viele Banken sind nur deshalb in Bedrängnis, weil es rechtlich KEINE MÖGLICHKEIT gibt, vertragsbrechende Schuldner ZUR VERANTWORTUNG ZU ZIEHEN, ja selbst wenn es darauf hinaus läuft, diese auch notfalls in den Steinbruch zu stecken.
    Es gibt einfach viel zu viele Schlaumeier, die erst Geld leihen, aber NIEMALS im Sinn hatten den Kredit auch jemals zu bedienen und das geliehene Geld wieder zurück zu bezahlen.
    Tja, der Gläubiger ist in diesem Humanismus-System ein zu bedauernder und zu bemitleidender nützlicher Idiot, und nichts weiter. Hoffentlich wachen die Leute bald auf, und schauen besser hin, wem sie ihre paar Spargroschen borgen.

    Das alles ist doch nur ein „kontrollierter Kollaps“ der von ganz oben angeordnet ist.
    Damit diese Kommunisten dann sagen können „Schaut her, wir habens euch doch gesagt, der Kapitalismus funktioniert nicht“ !!
    Dabei waren es die Kommunisten und die kollaborierende gemäßigte Mitte die diese ganzen Schwachsinns-Gesetze gemacht hat. Bloß keine Ehrlichkeit. Bloß niemanden zur Gerechtigkeit zwingen. Bloß niemanden der Verträge bricht bestrafen.

    Und ihr wundert euch, wieso alles vor die Hunde geht?
    Dann diese Rentenfrechheit, indem man Menschen zur Vorsorge „zwingt“, nur weil man Angst hat vor rebellierenden Millionen die unter der Brücke hausen. Anstatt die Polizei und das Heer dementsprechend aufzurüsten, um ggf. Eigentumsdelikten mit Entschlossenheit und Härte vorzubeugen bzw. zu bestrafen.

    Es hat aber absolut NICHTS mit Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit zu tun, jemanden zu zwingen, in ein System einzuzahlen, obwohl er das gar nicht möchte. Freie Menschen sollten die Freie Wahl haben.
    Wer aber keine Freiheit will, und wie ein kleines Kind bevormundet werden möchte, sollte einfach gezwungen werden in ein Kommi-Land wie China, Kuba, Venezuela oder Nord-Korea auszuwandern, anstatt die Menschen hier in Deutschland die frei leben möchten unter das selbe Joch zwingen zu wollen.
    Kommunismus ist keine Meinung, es ist ein VERBRECHEN !!!

  • Nadine Binsberger sagt:

    Mir ist schleierhaft, weshalb nicht mehr darüber berichtet wird, wie Island seine Finanzkrise meistert:

    http://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article11382942/Island-weist-Weg-aus-der-Krise.html

    Das ist vorbildlich. Der Staat muss keine Privaten retten. Gerade deshalb sind und waren sie ja privat. Wo kämen wir denn hin, wenn mal so mal anders, so wie’s einem gerade besser passt…

    • Rolf Schumacher sagt:

      In Island haben viele Menschen wegen dem trügerischen Versprechungen der Hypothekenmakler und der enorm überbewerteten Währung massiv Probleme die Zinsen für ihre Hyptopheken zu bezahlen. Noch vor einigen Jahren gehörte das Volk zu den wohlhabensten der Welt. Und heute leben die meisten vom Sozialamt eng zusammen in Sozialwohnungen. Sehr viele sind arbeitslos. Vor allem die gut bezahlten Jobs in Verwaltung und Finanzdienstleistung sind weggefallen. Zudem ist die Last für jene die Arbeiten und steigende Staatsabgaben zu leisten haben enorm. Und in Island sind Lebensmittel logischerweise extrem teuer. In Island, als nicht Finanzmilliardär zu leben ist momentan infernalisch.
      Islands Banker hingegen sind ausgewandert in den Süden, werden juristische nicht verfolgt und lassen es sich gut gehen. Wenn Island gerettet werden muss, bezahlt man den luxuriösen Lebensabend von jenen Polittikern und Bankstern, welche Island in den Abgrund getrieben haben. Islands Katatsrophe ist m. E. der irischen gleichzustellen, nur dass Islands Volkswirtschaft eine derartige Bubble viel schlechter toleriert als Irland.

      • Nadine Binsberger sagt:

        @Schumacher 08:15: Zitat „Noch vor einigen Jahren gehörte das Volk zu den wohlhabensten der Welt. Und heute leben die meisten vom Sozialamt eng zusammen in Sozialwohnungen.“

        Wollen Sie damit sagen, dass Island noch bis vor kurzem eine Villen-Insel war, aber unterdessen wurden diese Villen („die meisten“) abgerissen und durch kleine, enge Sozialbauten ersetzt? Wie kam denn das? Ich stelle mir vor, es ist enorm viel teurer, innert kurzer Zeit Villen abzureissen und Sozialbauten aufzubauen, als die Villen einfach stehen zu lassen und weiterhin drin zu leben. Können Sie näher beschreiben, wie diese von Ihnen beschriebene Immobilienverwandlung real stattgefunden hat? Oder gab und gibt es vielleicht für jeden isländischen Bürger ein Luxusresort UND eine Armutswohnung, sodass je nach wirtschaftlicher Lage vom einen zum anderen Ort umgezogen wird und wieder zurück?

        Auch aus den Immobilienproblemen der USA kennen wir die absurde Situation, dass immer mehr Menschen obdachlos in Zeltstädten leben, während immer mehr Häuser leer stehen. Logisch: wer auszieht und nirgends einzieht, hinterlässt ein leeres Haus und füllt kein neues. Das nennt man dann effiziente Güterallokation. Muss ich mir die Situation in Island ähnlich vorstellen (einfach leerstehende Häuser ersetzt durch leerstehende Villen und Zelte ersetzt durch Sozialwohnungen)?

        Die Isländer sind bestimmt nicht auf Rosen gebettet bzw. Milliardär werden ist in Island sicher nicht mehr so einfach wie zu Zeiten des ungebändigten Finanzkasinos. Aber wer jemals meinte, dass man auf solchen virtuellen Jagdgründen eine sichere Zukunft aufbauen kann, ist nichts anderes als ein Träumer. Wir leben nicht von Banken, Börsen, Geld und Gold, sondern von all dem, was wir durch unsere fleissigen Hände, intelligenten Köpfe und engagierten Herzen aufbauen. Wohlstand und Reichtum sollte denjenigen zukommen, die ihn real erschaffen, nicht denjenigen, die ihn permanent verzocken.

        • Rolf Schumacher sagt:

          Nein aber viele Isländer haben vom eigenen Heim geträumt. Und in den Boomzeiten wurden sei von schmierigen Maklern (sorry den Ausdruck aber mir platzt manchmal einfach der Kragen) umworben ihr erspartes in eine Immobile zu legen. Viele haben total überteuerte Eigentumswohnungen gekauft. Die sie nach dem Verfall der Währung nicht mehr halten konnte. SIe fanden sich auf dem Boden der Relaität wieder mit einem riesiegen Schuldenberg und oft auch verlorener Arbeit. Das kann man nicht Schönreden, das war so. Und das schlimsmte ist, dass die Verantwortungslosen Finanzjongleure sich an der Sonne räkeln als wäre nichts geschehen.
          OK man kann dem Volk Dummheit vorwerfen und den Maklern Schlauheit nachsagen. Aber wo kommen wir hin, wenn wir niemandem nicht mal mehr unseren Steuerberatern, Politikern trauen können.
          Ich will endlich Wirtschaftsprozesse sehen und drakonische Strafen für grobfahrlässiges Handeln mit Kundengeldern. Wirtschaftskriminalität ist kein Kavaliersdelikt sondenr sie ist Hochverrat, weil der Wirtschaftskrieg auch Krieg ist.
          Es ist ein abosluter Hohn, dass Ospel, Kurer, Spuhler statt im Knast zu sitzen, von vielen noch angebetet werden. Ich kenne die isländischen Ospels nicht.

  • Rolf Schumacher sagt:

    @KW Wegmüller. Genau diese nationale Eigenständigkeit (Souverenität) hatte Deutschland nie. Es ist keine konspirative Mär, dass dies bewusst von aussen verhindert wurde. UK-USA, FR und leider auch Russland wollten keinen wirtschaftlich starken deutschen unabhängigen Nationalstaat.

  • Daniel Hauser sagt:

    Ursache des Desasters ist das Finanzwesen selbst. Die Gläubiger können heute das Risiko der Kreditvergabe den noch zahlungsfähigen Staaten abgeben. So kann man von unverschämten Zinszahlungen (bis 9%) profitieren und braucht sich bei Zahlungsunfähigkeitl des Kreditnehmers nicht mit einem Teilausfall zu beschäftigen. Diesen Umstand verhindert ja der Währungsfond und die Europäische Gemeinschaft. Es bleibt nur der schiere Profit. So arbeitet heute das Geld! Keine Werte schaffen. Nur Umverteilung von unten nach oben.

    • Nadine Binsberger sagt:

      @Hauser 18:31: Richtig! Danke.

    • Hampi sagt:

      @Daniel Hauser

      Ihre Aussage ist falsch: Bei Zahlungsunfähigkeit des Schuldners (Staat) müssen die Gläubiger sehr wohl mit einem Teilausfall („Haircut“) rechnen.
      Der Vorteil der Gläubiger besteht darin, dass die restlichen EU-Länder eine Zahlungsunfähigkeit verhindern wollen, denn das würde gegen ihre eigenen Interessen gehen. Und das verständlicherweise nur möglich, wenn dem Problemland VOR der Zahlungsunfähigkeit geholfen wird („Bail-Out“).

      So gesehen ist der hohe Zinssatz unlogisch. Logischer wird er aber, wenn Frau Merkel & Co. einen „Haircut“ schon vor der Zahlungsunfähigkeit (anhand einer speziellen Klausel, weil nicht normal!) erwägt. Und noch logischer ist der hohe Zinssatz, wenn man im Moment allerseits festgestellt wirdt, dass die EU in ihrer jetzigen Form nicht funktioniert.

      Sie haben also sehr wohl ein hohes Risiko. Ich glaube auch, dass es früher oder später eben doch zu einem „Teilausfall“ kommen wird und deshalb sind mir diese Staatsobligationen zu riskant. Aber ihre Pensionskasse denkt vielleicht anders (wie sie) und sahnt (vorerst) ab!

      • Rolf Schumacher sagt:

        Der Teufel liegt bei den toxischen Vorgaben/Anlageoptionen der Börsen-Banken (welche die Staaten auch gleich im Sack haben) und der blinden gierigen Meute von istitutionellen Anlegern. Pensionskassen, Versicherungen, Vermögensverwalter. Sie spielen mit dem Geld der Kunden. Wenn ein Vermögensverwalter gut zockt, gibt gibt es schöne Boni und eine zuckersüsse vorzeitige Pension. Wenn er nachhaltig, zum Wohl der Kunden anlegt, wird er in die Wüste geschickt. So sieht der Genickschuss des Kapitalismus aus.

        • Hampi sagt:

          Einverstanden. Aber trotzdem eine Frage: Könnte es nich auch ein bisschen sein, dass die Boni der Banken aufgrund eines kurzfristigen Horizonts beurteilt werden, weil eben auch die Kunden/Aktionäre nicht nachhaltig, sondern kurzfristig denken?
          Kurzfristiges Denken ist doch „Zeitgeist“ und nicht nur bei den Banken anzutreffen.

          • Rolf Schumacher sagt:

            Früher war es notwendig innerhalb kürzerster Zeit viel Vermögen anzuhäufen. Denn es gab kein Sozialsystem und die mittlere Lebenserwartung war tief. In weiten Bogen zu denken war nicht so einfach, weil der Zugang zu Wissen nur schwer möglich war oder aber teuer. Heute mit dem e-net steht jedem die ganze Palette von Wissen fast gratis offen. Bücher sind im Verhältnis auch nicht mehr so teuer. Doch der Mensch ist gieriger als je zuvor. Der Finanz-Experte weiss ganz genau welch zerstörerisches Spiel er treibt, doch er verkauft den Teufelsbraten trotzdem an sein Publikum, dass sich blenden lässt und sich nicht die Mühe macht selbständig zu denken.
            Verantwortung ist ein Fremdwort geworden. Schnell reich werden und sich dann alles gönnen können ist heute Trumpf. Denn noch nie zuvor konnte man sich für Geld soviel Freiheit, Gesundheit etc kaufen wie heute.
            Ja kurzfristiges Denken ist im Zeitgeist. Schlimm aber ist es, dass die Experten nicht Aufklären sondern absichtlich die Menschen blenden und manipulieren.
            Vielleicht muss es soweit kommen, dass wir an unserer Gier und Dummheit alle zusammen zugrunde gehen müssen. Von einem finalen Inferno könnten sich die Neuschnellreichen auch nicht freikaufen können.
            Für mich ist es jedenfalls sehr beruhigend, dass es den Tod an sich gibt, der für jeden unausweichlich ist. Früher hatte ich Angst davor, heute ist er mein bester Freund. Denn er ist der einzige der keinen Unterschied macht. Es ist das einzige Loch durch das wir alle hindurch müssen.
            Vielleicht denken wir auch nur so kurzfristig, weil uns die Aussicht auf den Unausweichlichen in unserer unlimitierten Genusssucht zu sehr stört. Vielleicht gibt es ja doch noch sowas wie einen kategorischen Imperativ. Viellieicht liegt ja im Gewissen doch mehr Wahrheit als uns lieb sein will. Vielleicht gibt es die Gerechtigkeit erst ganz am Schluss für jeden persönlich. Vielleicht nützen alle Mahnreden nichts, weil man den freien Willen nicht brechen darf. Vielleicht sind jene die man naive, verklärte Idioten schimpft doch nicht so dämlich.
            Ja, seit es die Welt gibt, Hampi, haben die intriganten materialistischen Machthaber die Welt manipuliert. Gold, Diamanten, ein Schloss, eine schöne Frau. Zum Preis der Opferung des reinen Gewissens. Blocher hat kürzlich gesagt, ihm sei die Schweiz etwas wert. Deshalb würde er in die SVP investieren. Blocher wohnt in Herrliberg, spart so pro Jahr sicher einen höheren 2-stelligen Millionenbetrag, sagen wir 50 Millionen. Davon gibt er 5 Millionen der SVP, somit hat er dem Fiskus nicht 50 sondern bloss 45 Millionen geklaut. So rechnen jene, denen Skurpel ein Fremdwort ist. Und drehen dann die Millionensspende noch so, als ob sie grosse Patrioten seien.
            Für mich ist das alles völlig absurd. Es gibt sehr viele solcher Menschen, die ein reines Gewissen vorgaukelnt aber eigentlich genau das Gegenteil tragen müssen.
            Führer sind die grössten Verführer. So war es und so wird es immer bleiben. Ich glaube die Rettung ist das eigene klare Bewusstsein und das Vertrauen zu haben auf die innere Stimme zu hören. Man wüsste schon was gut und was schlecht ist, oft sucht man nur nach kläglichen Entschuldigungen, um das Schlechte doch zu tun.
            Daraus besteht viel Diplomatie, Konferenzen (Klimakonferenz) etc.
            Der Mensch ist oft ein Egoist der gezwungen von und mit einer Gesellschaft von anderen Menschen zu leben. Das macht ihn zum perversen Lügner.

        • Hampi sagt:

          Und überhaupt: geht es der Welt als Ganzes wirklich so schlecht, wie dies die allgemeine Stimmung andeutet ?

          Leider nur in Englisch:
          http://www.youtube.com/watch?v=jbkSRLYSojo&feature=player_embedded

  • Dagibt es garnicht viel zu reden. Macht es doch wie wir Schweizer, eigenständig bleiben, eigene Währung und eine direkte Demokrate, wo das Volk bestimmt wo es lang geht. Wäre Deutschland eine Demokratie und nicht eine ,, Demokratur,,
    Hätte das Volk mittreden können hätten sie immer noch die Deutsche Mark, keine Schulden und müssten nicht für das ganze Desaster in Europa aufkommen Deutschland tu tust mir leid!!!!!!!!

  • Rolf Schumacher sagt:

    Barry Eichengreen hat seine Ausbildung an der Yale University gemacht. Und O Rourke an der Harvard University. Die beiden Universitäten waren und sind die Eliteschmieden der neoliberalen konservativen post WWII Oeconomen. Es ist ein Witz und Hohn, dass ausgerechnet die Hauptverusrsacher der aktuellen Weltwirtschaftsmisere (Lehman Brothers, Fanny May Gurus und ihre Hörigen) die Frechheit haben Kontinentaleuropäische Politik zu rügen. Die EU, die Währungsunion, die Schuldenspirale, die systemrelevanten torkelnden Banken (welche man nicht Konkurs gehen lassen kann), die Globalisierung (unter dem Lead der USA und GBR) sind das Konstrukt der Eliten, welche Yale und Harvard während den letzten Jahren produziert hat. Die post WWII Generation glaubte an den Wiederaufbau und an ein friedliches Europa. Sie glaubten an einen gerechten Aufarbeitung der beiden Weltkriege. Nichts davon hat stattgefunden. Die Kriegsgewinnler haben ganz frech nach dem WWII weiter ihre unlauteren Geschäfte gemacht in Zusammenarbeit mit Wallstreet und einem Heer von Juristen und Oekonomen aus den Kaderschmieden (Yale und Harvard).
    Wer aber genau hinschaut und die marode Infrastruktur in den USA und den GBR unter die Lupe nimmt, sieht schlecht isolierte Häuser, schlechtes Schienennetz (USA), miserable Stromversorgung, schlechte Strassen, miserables Gesundheitssytem (Klassenmedizin), ungerechtes Schulsystem (die Reichen können sich eine Ausbildung leisten, Arme kaum). Und die Infrasturktur mit der deutschen/schweizerischen vergleicht sieht massive Unterschiede. Es ist mehr als ein Witz wenn bewusst blinde und taube US-GBR Oeconomen unsere Systeme verlachen. Wir können uns glücklich nennen, dass wir (CH und D) nicht ganz der Mentalität neoliberalen Hardliners verfallen sind. Wir können stolz sein, dass wir eine einigermassen stabile Situation in den deutschsprachigen Ländern haben, auch nach dem katastrophalen NSDAP Intermezzo.
    Fazit: Mich stimmt es sehr nachdenklich, dass jene die die Wirtschaftsmisere zu verantworten haben (USA-GBR-Wallstreet) mit dem Finger auf Nationen zeigen, welche trotz allen äusseren Eingriffen, recht gut funktionieren.
    Ich bin der Meinung, dass es dringend notwendig ist, dass die deutschsprachigen Länder sich emanzipieren und nicht stillschweigend Kröte um Kröte schlucken. Es geht hier weder um Nationalsozialismus noch um ein sich aus der Verantwortung ziehen, sondern darum, dass eine Währungsunion einen grotesker Unsinn ist. Wenn man eine D-Mark, einen ff oder eine Lira in den Händen hatte, wusste man (mehr oder weniger) welche Regierung dahintersteht und welche Volkswirtschaft. Wenn sie heute einen EURO in den Fingern haben, dann ist er bloss ein Klumpen unberechenbare monetäre Unsicherheit gesteuert von einem noch viel unberechenbareren Taktgeber, nämlich dem NY-Manhatten-Wallstreet Mentronom.

    • Kurt Guggisberger sagt:

      Lieber Schumi,
      Ich glaube, Deutschland ist weniger umzingelt als Sie annehmen, nicht erst jetzt, sondern auch im 20. Jh. war das so. Ausserdem: Gehen Sie doch wieder mal ins Ausland, in die USA oder nach Grossbritannien. Frische Luft tut gut.
      Schoener Gruss in den Hunsrueck!

    • Thomas Ernst sagt:

      @Rolf Schumacher: Man kann auch Fehler machen, wenn man nicht selbst der Verursacher des Desasters war. Auch wenn man mal für einen kurzen Moment annimmt, die Ursache der Finanzkrise liege ausschliesslich in den USA, so haben doch die Europäischen Politiker, allen voran ex-Stasi-Merkel in ihrer Wirtschaftsdummheit, Ignoranz und Arroganz die Auswirkungen für GR und IR (bisher) und wohl künftig auch noch Portugal, Spanien und ev. Italien grausam verschlimmert.

      Man muss kein Genie sein, um Dummheit zu erkennen. Und die offensichtliche Dummheit deutscher und EU-Politk, gemacht in den geheimen Treffen der selbsternannten europäischen Politelite sieht auch Otto Normalverbraucher. Die Tatsache, dass liberale US-Ökonomen auch schon Fehler gemacht bedeutet eben nicht, dass jede Analyse der EU-Politik solcher Leute automatisch disqualifiziert wäre.

      • Rolf Schumacher sagt:

        1. Seit dem 2. WK laufen wir doch alle nach dem Taktfahrplan der US-Börse, auch das ist jedem Kind bekannt. Nicht jedem Kind ist aber bekannt, dass die Wiederverneinigung nur geschehen durfte mit der gleichzeitigen Einwilligung der deutschen Regierung zur Abschaffung der D-Mark. Wie Kohl in einen solchen Deal akzeptieren konnte ist mir schleierhaft.
        2. Ich glaube nicht, dass Kohl-Kind Merkel viel Spielraum hatte und hat, eine eigenständige deutsche Wirtschaftspolitik zu machen. Die grossen Richtlinien wurden und werden ihr aufgezwungen ( Sarkozy, England, Italien, Spanien), zudem nagen diverse Ressentiments immer noch an der deutschen Seele, so dass Deutschland sich nie so richtig zu emanzipieren getraut.
        3. War Deutschland noch gar nie ein wirklich autonomer und souveräner Nationalstaat. Es gibt kein einziges G20 Mitglied, welches einen solchen Zustand dulden würde. Und Deutschland ist viel weniger umzingelt als extrem infiltriert (durchzogen) Maulwürfe gibt es nicht nur bei Westerwelle.
        4: Habe ich volles Vertrauen in deutsche Arbeitnehmer, deutsche Ausbildungsinstitute (sicher gibt es da auch Abweichungen). Die EU hat in der Hinsicht Deutschland nur Nachteile gebracht. Die klugen Köpfe wandern in die Schweiz ab. Und solche welche den Numerus clausus fürs Medizin Studium nicht schaffen, machen (kaufen) das erste und zweite Prope in Ungarn, Letland, Estland, was dank der EU völlig legal ist. Zudem herrschen in Deutschland seit der Osterweiterung ganz absurde Lohndumpings. Ein gut ausgebildeter deutscher Handwerker arbeitet für 8 Euro die Stunde. Bei andauernd steigenden Lebenskosten und Steuerbelastung.
        5: Habe ich mir in den letzten gut zwölf Monaten Glasgow, Aberdeen, London, Inverness, Tallin, Riga, Helsinki, Hamburg, Fulda, Bordeaux, Toulouse, Pau, Strassbourg angeschaut und demnächst werde ich Dublin, Belfast, Cork und NYC zu Fuss durchwaten.
        PS: Ich habe noch bevor es zur Osterweiterung kam (90-94) den Ostblock mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuss von Polen bis runter nach Rumänien durchwandert. Mir grauste, als Brüssel beschloss Rumänien, Bulgarien in die EU aufzunehmen. Nicht weil ich es diesen Ländern nicht gönnen würde, sondern weil ich deren absolut marode Infrastruktur, korrpten Beamten, und miserabel ausgebildeten Einwohner studiert habe.
        Das Leben lernt man nicht aus dem Buch, man muss es einsam und jahrelang mit offenen Augen und Ohren durchwandern.
        6: der Hunsrück ist sicher ein niedliecher Hügel, aber in meiner Gegend gehen die Berge über 4000m.ü.Meer. 😉

  • dragon 40 sagt:

    es gibt so etwas das heisst: prudent financial management` Das scheint gegenwärtig nicht sehr geläufig zusein in der laufenden Diskussion.
    Glaubt villeich Barry Eichengren man sollte die Irischen Schulden einfach streichen?

  • Rolf Schumacher sagt:

    Die Aussagen von Eichengreen sind zynisch, sarkastisch und total dabenben. Europa hat sich zu einer Union entschlossen. Die USA haben sehr grosses Interesse an einem starken Westeuropa gehabt und die Währungsunion ganz klar massiv gepuscht. Die unkontrollierbare starke D-Mark war den Angelsachsen und den Franzosen ein Dorn im Auge. Kohl wurde richtiggehend genötigt auf den Eurokurs einzuschwenken. Der franz. Präsident Francois Mitterand drohte mit einem Wirtschaftszusammenschluss Grossbritannien, Sowjetunion, Frankreich und so Deutschland zu isolieren. Die europäischen Grossmächte hatten enorme Angst vor der Wiedervereinigung Deutschlands und wollten es kontrollieren. Fakt ist, dass man in ganz Osteuropa (von Polen über Russland bis runter in die Trükei) alles mti D-Mark hat bezahlen lassen. Wer in D-Mark wechselte (schwarz) hat den besseren Kurs erhalten, als wenn er in sfr, dollar oder Pfund geweschselt hätte. Die D-Mark war klar die härteste Währung in Europa. Die Wiedervereinigung wäre nie geschehen, wenn man den Deutschen im Gegenzug nicht auch die eigene Wärhung hätte klauen können.

    Defakto ist Duetschland seit der Währungsunion unter Kontrolle der Angelsachsen und Franzosen. Deutschland wird gemolken bis zum geht nicht mehr und ist vertraglich ganz hart an die EU-Währungsunion gekoppelt. Sonst wäre Deutschland schon lange ausgestiegen.
    Deutschland hat eine der gesündesten Wirtschaften auf der ganzen Welt, werter HR. Eichengreen. Die USA und GBR, Irland leben von alten Zeiten und massiv auf Pump. Es ist ein Hohn über Deutschland herzufahren. Weder die USA noch die völlig unfähige englische Regierung haben reussiert. Deutschland hat sich trotz massiven Zahlungen (letzte Reparationszahlung für den Weltkrieg war im Oktober 2010) sehr gut in der Krise gehalten.
    Es ist eine absolute Frechheit über die deutsche Wirtschaft herzufahren. Die deutsche Politik ist ganz klar massiv am Gängelband der Angelsachsen und Franzosen. Wenn also die D-Politik schlecht ist, so ist sie es weil sie auf Geheiss USA-GBR-FR nicht anders darf. Das ist eine ganz alte perfide Geschichte und hat ihren Ursprung in der Zeit als Deutschland versuchte ein Nationalstaat zu werden. Eigentlich war Deutschland noch nie ein wirklich freier, eigenständiger Nationalstaat. Es wurde immer von aussen eingegriffen.

    • anh toan sagt:

      Auch in der Zeit vor dem Euro war die DM zwar stark, jedoch der CHF die staerkste Waehrung in Europa. in den letzeten 30 Jahren ihrer Existenz hat die DM im Schnitt zwar nur, aber immhin 1% pro Jahr zum CHF verloren. Im akltuellen Umfeld waere wohl die gute alte DM deutlich ueberbewertet, was die deutsche Exportwirtschaft und damit die gesamte Wirtschaft gar nicht freuen wuerde. Deutschland profitiert von der Situation, unter anderem deutsche Banken werden auf Kosten Griechlands/Irlands/Portugals saniert:
      Falls die europaeischen Politiker denn eine Strategie haben, soll Zeit gewonnen werden um die spanischen und franzoesischen (evtl. auch deutschen) Banken widerstandsfaehiger zu machen: Dank Tiefstzinsen (negativer Realzins?) erzielen sie jedes Quartal Milliardengewinne, was ihr Eigenkapital direkt (Einbehalten von Gewinnen) und indirekt (Aufnahme weiteres Kapitals ueber die Kapitalmaerkte) staerkt: Sind Spaniens und Frankreichs (und evtl. Deutschlands) Banken stark genug (und herrscht an den Kapitalmaerkten mehr Vertrauen), koennen Griechenland/Irland/Portugal mittels Schuldenschnitt saniert werden. Im jetzigen Zeitpunkt wuerde ein Schuldenschnitt fuer Griechenland/Irland/Portugal auch Spanien und Italien mitreissen, damit Frankreich zumindest gefaehrden und Deutschland haette zuviel eigene Probleme, um die Situation zu retten: Banken zumindest in grossen Teilen Europas, spaeter vermutlich ueber die ganze Welt brechen wie Kartenhaueser zusammen, es folgen Waehrungszusammenbruch, Staatsbankrotte, Protektionismus, Nationalismus, Aufruhr, Krieg. Also muessen Irland/Griechenland/Portugal jahrelang ohne Hoffnung auf Besserung leiden, im Interesse der wirtschaftlichen starken Laendern Europas, welche das Gesamtinteresse Europas definieren. Aber immerhin schwaecht das Problem, solange nicht geloest, den EUR, was das Problem mildert.
      Vielleicht haben sich die Aufschlaege auf irische Anleihen nicht bewegt, weil die Finanzmaerkte diesen Weg bereits vorhergesehen haben: Klar erwarten die Finanzwerte einen Schuldenschnitt, die Frage ist nur wann, wieviel und wer (Italien? Spanien?).

      • Rolf Schumacher sagt:

        1.) Stimmt so nicht ganz, meine ich. Die D-Mark war das Zahlungsmittel in Europa. SFR hat man 1. weniger gerne genommen im Ostblock und zweitens erhielt man einen klar schlechteren Kurs. DIe D-Mark war als Zahlungsmittel nebst dem Dollar Nummer eins. Somit meine ich, dass die D-Mark ganz klar stärkste Währung nach dem Dollar war. Hätten die USA die Oelbörsen nicht genötigt Oel nur gegen Dollar zu liefern so hätte man sicher auch die D-Mark als Zahlungsmittel akzeptiert. Ob der sfr (sehr kleines Land und bescheidene Volkswirtschaft) dieses Vertrauen auch genossen hätte, weiss ich nicht.
        2) Ein gesundes (stabile Innenpolitik) Land braucht auch eine feste Währung. Wenn sie eine ganz schwache D-Mark haben profitieren lediglich die Grossbetriebe. Die KMUS und das Volk sind in der Kaufkraft stark eingeschränkt. Es ist eine Mär zu glauben die Rettung für einen Staat sei eine schwache Währung. Siehe USA. Das Volk hungert und arbeitet sich zu Tode und die Arbeitslosigkeit steigt trotz völlig schwachem Dollar kontinuierlich an. Es braucht ein Gleichgewicht. Und das hat bei der alten D-Mark gestimmt. Und noch was. Deutsche Produkte (gilt auch für schweizer Produkte) stehen für Qualität. Für ein deutsches Auto, Fenster, Maschine ist und war man bereit einwenig tiefer in die Tasche zu greifen. Diese Schiene muss gefahren werden. Unsere Arbeiter sind zu gut ausgebildet und auch zu teuer, um Massenware a la Indien und China zu produzieren.
        3) Die Angelsachsen haben nur einen Teil ihrer Wertschöpfung mit echten Waren gemacht. Sehr viel Geld haben sie eingefahren, weil sie als Kolonialmächte exklusive Rechte ergattert haben um Bodenschätze auszubeuten. Und die USA hat natürlich auch vom grossen unangefochtenen (Protektionismus) Heimmarkt gelebt. Und vor allem haben sie als Weltbankiers Geld ins schier unendliche aufgeblasen. All die tollen Inventionen wie Hedgefonds und anderer Ramsch kommt aus London und NYC. Genau diese Boobles haben den Realmarkt (England hat immer weniger produziert und immer mehr Geld mit Finanzverwaltung gemacht) total verzerrt. Dieser leere Gigantismus hätte so in einem unabhängigen Deutschland nicht geschehen können meine ich. Schade nur, dass die Banker in Frankfurt die letzten Jahre auch bloss Businessenglisch d.h. wahrnehmungsverzerrt denken konnten.
        PS: Versuchen sie mal in den USA einen vernünftigen Klempner, Fliessenleger, Zimmermann, Schreiner, Dachdecker zu finden. Ein US-Haus hält kaum einen Lothar aus. Unser Kapital in CH und D ist der gut ausgebildete Berufsmann. Man ist drauf und drann diesen Wert zu verspielen.

    • L. Schaller sagt:

      Absolut richtig, @Rolf Schumacher: «Die Aussagen von Eichengreen sind zynisch, sarkastisch und total dabenben. Europa hat sich zu einer Union entschlossen. Die USA haben sehr grosses Interesse an einem starken Westeuropa gehabt und die Währungsunion ganz klar massiv gepuscht. Die unkontrollierbare starke D-Mark war den Angelsachsen und den Franzosen ein Dorn im Auge. Kohl wurde richtiggehend genötigt auf den Eurokurs einzuschwenken. Der franz. Präsident Francois Mitterand drohte mit einem Wirtschaftszusammenschluss Grossbritannien, Sowjetunion, Frankreich und so Deutschland zu isolieren, etc…»
      Aber das wollen die Unwissenden, bzw. die ewig gegen EU und insbesondere gegen Deutschland keifenden nicht wahrhaben und suhlen sich stattdessen in billigem, dümmlichen Anti-Deutschland-bashing. Fakt ist doch, dass Europa auch ohne die deutsche Wirtschaftskraft ein Nichts ist. Da profitiert insbesondere auch die parasitäre Anti-EU-CH, bzw. Anti-DE-Schweiz immens davon!

  • Urs Brock sagt:

    Am einfachsten wäre es wenn die EU akzeptieren könnte das es ohne Transferunion nicht geht. Gleich wie in der Schweiz mit dem Finanzausgleich welcher Rücksicht nimmt auf die aus was für Gründen auch immer, benachteiligten Regionen, Städte, Kantone.

    Man kann einen Wirtschaftsraum belieibig aufteilen bis Profite generiert werden. Das ist aber nicht immer möglich oder nicht gewollt wie in der Schweiz zum Beispiel. Nun kann man es aber auch machen wie teils in den USA wo sich in Geisterstädte bilden oder die Unterschiede zwischen reichen und armen Gemeinden so enorm sind das sich manche nicht mal vernüftige Schulen leisten können…

    So wie das die EU macht, also primär die Banken retten weil man diese nach wie vor als elementar für die aktuelle Wirtschaftsform hält, anstatt sich gleichzeitig um verschärfte Regeln für die Tätigkeiten der Banken zu kümmern. Bisher haben die verantwortlichen in Europa und auch in der Schweiz nicht’s besseres gewusst als auf Steuergelder und Finanztricksereien zurückzugreifen. Zum einen weil man sich mit der Neoliberalen Deregulierung viele andere Einnahmequellen verbaut hat… Der globale Steuerwettbwerb lässt hier Grüssen.

    Bezahlen müsen das am Ende die Bürger die über mehr als 20 jahre dazu überredet und gezwungenw urden die Liberaliserungen und alle anderen Neoliberal angehauchten Dogem zu akzeptieren. Warnende und Kritsche Stimmen wurden vom Tisch gewischt…

    Dies hat man so Konsequent gemacht, das man sich an Alternative Vorschläge erstmal gewöhnen muss weil diese so Fremdartig daher kommen… Nach mehr als 20 Jahren äusserst einseitigem Informationsfluss…

    Dumm gelaufen, für die +500 Millionen Europäer… aber die meisten von denen können nicht’s dafür, müssen aber für diese totalitäre Verantwortungslosigkeit, Ignoranz und Arroganz bezahlen… … genauswenig wie die Schweizer etwas dafür können das Milliarden hervorgezaubert wurden um 1 Bank vor dem Ruin zu retten…

    Aber man macht weiter wie bisher…

    Eigentlich bin ich ein Anhänger des Europakonzeptes… aber nicht unter diesen Demokratiefeindlichen und Neoliberalen Vorzeichen -> die EU Verfassung lässt Grüssen. erst wenn anerkannt und akzeptiert wird das das gemeinsame Wirtschaften nicht ohne Umverteilungsmechanismen und Steurgeldern geht wird man wohl die nötigen Fähigkeiten erlangen um sich von der räuberischen Wirtschafts- und Gesellschaftsform die ultimativ den Homo Oeconomicus zelebriert verabschieden…

    Dieses System unterliegt nicht natürlichen Prozessen oder gar Physischen Formeln und Zwängen sondern ist vom Menschlichen Geist geschaffen worden. Es können also genauso gut andere Regeln eingeführt werden… Man kann damti auch gleich Anfangen, in dem man sich von den WTO Handelsverträgen verabschiedet und sich auf die eigenen Kräfte verlässt anstatt sich primär um die Märkte in anderen Ländern zu kümmern und die daheimgebliebenen liegen lässt…

    Erst damit kann man sich die nötigen Freiräume schaffen um wieder auf einem eigenen festen Fundament bestehen zu können.

    Das Bankensystem muss zu einem Service Public umgebaut werden weil der rest der Gemeinschaft davon abhängig ist (solange wir noch mit Geld hantieren) ….ohne Aktionäre, dafür aber mit Zivilgesellschaftlichen Mitspracherechten…

    Für die interessierten hier eine Seite aus der Schweiz mit äusserst Aufschlussreichen Aktikeln, Forderungen, Alternativen, Gedanken… u.a. auch zu finden: Der Finanzmarkt ist ein Service Public. PHILIPPE MASTRONARDI

    http://www.ratkontrapunkt.ch/home/

    Die Welt ist gross, viel grösser als uns die Neoliberalen Verfechter mit Ihrem Homo Oeconomicus weissmachen wollen…

    • Nadine Binsberger sagt:

      Sehr interessant! Vielen Dank für den Tipp!

    • Martin sagt:

      a) Die EU ist sehr wohl eine Transferunion (wo sich ja bekanntlich sogar die Schweiz daran beteiligt 😉

      b) ein Problem der EU im Gegensatz zur USA ist zudem, dass der Produktionsfaktor Arbeit noch weniger flexibel ist als in der USA: Sprachen, doch sehr unterschiedliche Kulturen, etc. womit es auch in Zukunft keine Geisterstädte im gleichen Ausmass wie in den Staaten in Europa geben wird

      c) Milliarden wurden keine gezaubert und nicht nur Optimisten erwarten bei der ganzen Transaktion einen Gewinn! Zumal eine Lösung durch den Markt sehr viel teurer für die USB gekommen wäre, fragen sie mal Zurich Fincancial Services was sie heut von der „Hilfe“ von Berkshire

      d) bin mir nicht sicher, dass Transfers (=Umverteilungen) besser werden, wenn die EU demokratischer würde. Fragen sie doch mal die SVP oder einen x beliebigen Deutschen?

      …nur mal so ein paar Punkte 🙂

    • Hampi sagt:

      Ja, das unterbewertete und verhasste Wort „Transferunion“ ist mitten in einem Aschenputtel-Prozess. Ich hoffe aber, dass es sich langsam selber abschafft, je populärer es wird. Gute Rhetoriker werden bestimmt ein schöneres Wort finden. Schliesslich muss man es ja der Wählerschaft verkaufen können 🙂

  • Taric Trent sagt:

    Dem von mir erwähnten Unsinn der ideellen Unterlassungsklage dient der Bürger dann in der Art zu, indem er von den als inkompetent ausgemachten Oberen Verantwortung und Führung fordert (meistens in Form von Personalwechsel), hält er seine Führung dann für kompetent und die Probleme sind immer noch nicht verschwunden, fordert er Härte und Glaubwürdigkeit gegen jene, die im Weg stehen. Und man muss sich vor Augen führen: Ich beschreibe hier den Mechanismus völlig unabhängig vom Inhalt, denn der Inhalt ist gar nicht wichtig, von dem hat man sich ja schon im Ausgangspunkt Feststellung von Unterlassung verabschiedet. Ich beschreibe hier den Kern bürgerlichen Denkens, der, man merkts, mit Denken über die Sache, die gerade in die Hose geht, nicht das Geringste zu tun hat, sondern zum Inhalt hat: Delegation an die Herrschenden. Diese Ausführung ist nicht gegen den Autor gerichtet, der mit der Betrachtung von Schuldverhältnissen immerhin einen Blick in die Materie riskiert, auch wenn die Erklärung der Finanzkrise (wie bereits oben kritisiert) nicht mit politischen Versäumnissen, sondern mit den politischen oder ökonomischen TATEN zu machen ist, aus denen der ganze Schlamassel notwendig folgt.

  • roger sagt:

    Zumindest deckt es doch recht deutlich auf, wo die wahre Macht steckt.

  • Hampi sagt:

    Genau so ist es. Schaut man sich die Zahlen an, stellt man ganz leicht fest, dass die Rechnung, so wie sie jetzt präsentiert wird, niemals aufgehen kann.

    Soll die EU wirklich und nachhaltig gerettet werden, muss für jedes Land eine LEBENSFÄHIGE Lösung gefunden werden. In der Praxis heisst das, entweder Schuldenerlass und/oder sehr tiefer oder kein Zinssatz für neue Kredite. Und natürlich Reformen, Reformen……

    Wieso, frage ich mich, ist das so schwierig zu verstehen?

    Wohl sind innenpolitische, populistische Gründe verantwortlich, wenn Merkel, Sarkozy, Zapatero & Co. den Finanzmärkten den Kampf ansagen und ihn in die Knie zwingen wollen. Das tönt zwar für den Laien auf der Strasse heldenhaft und herzensgut. Aber wenn man berücksichtigt, dass die meisten Länder null-komma-plötzlich bankrott wären, wären nicht eben diese Finanzmärkte, dann tönt es ungeheurlich dilettantisch und dumm. Im Volksmund heisst das: “Beiss nicht die Hand, die dich füttert.”

    Dr. Merkel pinselte den Bauch der Wähler, indem sie vor dem Hilfspaket für Griechenland auf geradezu peinliche Art die Aussenpolitik für innenpolitische Zwecke ausnutzte und “Griechenland-Bashing” betrieb.
    Gerade diese Haltung beweist, dass sie noch vor wenigen Monaten nicht geschnallt hat, um was es geht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder sie erkannte die Dimension des Problems nicht, oder sie hat es der Bevölkerung absichtlich unterschlagen (Kopf im Sand).

    Hätte Frau Merkel damals richtig gehandelt, wäre die ganze Sache weniger teuer zu stehen gekommen. Dannzumal hätte sie mit einem vernünftigen Plan, das heisst mit einer grosszügigen und nachhaltigen Grossaktion, erreichen können, dass die Problemländer für einige Jahre von den Finanzmärkten immun gewesen wären. Nachdem dieses Ziel erreicht worden wäre, wäre genügend Zeit gewesen, um die Problemländer auf Fiskalausgleich zu trimmen! Dabei hätte sie sogar noch die Möglichkeit gehabt, einen “Haircut” von den Gläubigern zu fordern, wozu sie jetzt (trotz viel Rhetorik) nicht mehr fähig ist.

    Oh ja, ich kann gut verstehen, warum Mr Eichengreen der Kragen platzt. Und dabei trotzdem hoffen, dass es nie zu spät ist, die Fehler zu korrigieren. Das würde heissen, Führung und Verantwortung für Europa zu übernehmen.

    Man möchte meinen, dass die Geschichte Europas einen attraktiven Platz (für dessen Rettung) bereithalten würde!

  • Kunz Walter sagt:

    Verpasste Chance jetzt ist guter Rat recht ist teuer.Nun scheint leider genau das ein zu treffen wovor einige besorgte Professoren unter anderen die Herren Hankel, Schachtschneider, Nölling, Starbatty ,Von Arnim und Senf. Brüssel und
    Berlin wie auch die Allgemeinheit seit einigen Jahren mahnend warnten. Bisher leider umsonst.

  • Taric Trent sagt:

    „Der wahre Grund für die aktuelle Krise liegt darin, dass jetzt all die Widersprüche sich brutal entladen haben, die schon seit den ersten Plänen zur Gründung der Währungsunion bestanden haben.“

    Der wahre Grund für die aktuelle Krise liegt darin, dass all das jetzt in die Hosen geht was schon immer in die Hosen gehen musste! Bin ich der Einzige der sich nach dem Lesen des Satzes nicht schlauer fühlt als vorher? „Fehlentscheidungen“ suggerieren, dass die Finanzkrise vermieden werden hätte können, hätten die Politiker alles richtig gemacht. Vom Bankgeschäft muss man also nichts wissen um die Finanzkrise zu erklären, es reicht wenn man behauptet die Politiker hätten Fehler gemacht, das ist überhaupt der allgemeine Modus der Erklärung von Weltgeschehen in Tageszeitungen heutzutage: Irgendwo passiert Mist also hat irgend ein Politiker irgendwas verbockt. Und so etwas zu erklären geht einfach immer und wird auch bei der nächsten Finanzkrise wieder praktiziert werden, die so sicher ist wie das Amen in der Kirche.

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