Die Entzauberung Chinas

A woker assembles components at a workshop of Bernard Controls, a French business which manufatures electric actuators and controls for the automation of industrial valves and dampers, prior to a visit by France's President Francois Hollande, in Beijing on April 25, 2013. Hollande arrived in Beijing on a trip aimed at boosting exports to China, with hopes that deals can be reached over the sale of aircraft and nuclear power. AFP PHOTO / POOL / Ed Jones

Der demografische Wandel in China verheisst nichts Gutes: Elektronische Komponenten werden in Peking hergestellt, 25. April 2013. (Keystone/Ed Jones)

Es war einmal ein Land.

Dieses Land glänzte während mehr als zwei Jahrzehnten mit Wirtschaftswachstumsraten von 10 Prozent und mehr.

Es war auf bestem Weg dazu, bald die grösste Volkswirtschaft der Welt zu werden.

Es besass die mächtigsten Banken und boomendsten Städte der Welt.

Das Land besass gewaltige Währungsreserven, mit denen es im Rest der Welt auf Einkaufstour ging.

Wer immer davor warnte, dass dieses Land dereinst hart auf dem Boden der Realität aufschlagen könnte, hörte stets das gleiche Argument: Die Regierung dieses Landes hat alles im Griff, das mächtige Finanzministerium kann die Wirtschaft nach Belieben steuern.

Dann, eines Tages, fand der Boom ein abruptes Ende. Und alles krachte zusammen.

Das Land heisst Japan. Das Jahr: 1989.

Wer heute China betrachtet, sieht sich in vielen Dingen an Japan gegen Ende der Achtzigerjahre erinnert. Die Wirtschaft der Volksrepublik ist in den vierzig Jahren von 1972 bis 2012 im Durchschnitt um 10,2 Prozent gewachsen, das Pro-Kopf-Einkommen ist in diesem Zeitraum um den Faktor 22 gestiegen: führwahr eine Erfolgsgeschichte.

In den letzten Quartalen hat sich Chinas Wirtschaft stetig abgekühlt, das Wachstum schwankt nun um 7,5 Prozent. Immer grösser werden die Sorgen unter Investoren, dass sich Chinas Wachstum noch weiter verlangsamen oder gar eine harte Landung drohen könnte. Der am Mittwoch publizierte Einkaufsmanagerindex, ein vorlaufender Konjunkturindikator, scheint eine weitere Abkühlung zu signalisieren (hier mehr Details dazu).

Doch bereits am Dienstag ging eine Welle der Erleichterung durch die Weltfinanzmärkte: Ministerpräsident Li Keqiang trat vor die Medien und verkündete ein Wachstumsziel von 7,5 Prozent für das laufende Jahr.

Was nun? Wird alles wieder gut? Kann die Regierung in Peking die Wirtschaft des Riesenlandes tatsächlich zielgenau steuern?

Ich denke nein. Irgendwann nimmt die Schwerkraft der ökonomischen Gesetze die Überhand – auch in einer Kommandowirtschaft wie China.

Und dann geht’s abwärts.

Drei Gründe sprechen dafür, dass sich Chinas Wachstum in den kommenden Jahren deutlich stärker abkühlen wird, als es die meisten Beobachter heute für möglich halten. Erstens: der bisherige Wachstumsmix. Zweitens: das Finanzsystem. Drittens: die Demografie.

Gehen wir die drei Faktoren der Reihe nach durch (richten Sie sich bitte komfortabel ein: dies wird ein langer Blogbeitrag).

1. Der Wachstumsmix

Eine oft gehörte Aussage lautet, dass China in den letzten zehn, fünfzehn Jahren hauptsächlich über den Export gewachsen ist. Das ist falsch. Der weitaus grösste Wachstumstreiber waren inländische Investitionen: in Flughäfen und Bahnlinien, Städte und Autobahnen, Fabriken und Häfen. Die nachfolgende Grafik zeigt diese Entwicklung eindrücklich (Quelle: Société Générale):

Investitionen in den Kapitalstock (blaue Kurve) sind heute für fast 50 Prozent des Bruttoinlandproduktes verantwortlich. 1997 waren es nur 33 Prozent. Der Konsum der privaten Haushalte (braun), der in einer «normalen» Volkswirtschaft 60 bis 70 Prozent des BIP ausmacht, stellt in China nur rund 35 Prozent des BIP.

Dieses Verhältnis von Investitionen zum BIP ist unter den grossen Volkswirtschaften historisch einmalig, wie folgende Grafik zeigt (Quelle: Credit Suisse):

Selbst Japan und Korea kamen in ihrer Blütezeit (Japan in den Siebzigerjahren, Korea in den Neunzigern) nicht auf einen derart hohen Investitionsanteil am BIP (mehr zum Vergleich zwischen China, Japan und Korea in diesem Blogbeitrag).

Einen besonderen Schub erhielten die chinesischen Infrastruktur-Investitionen mit dem gut 650 Milliarden Dollar schweren Konjunkturpaket, das Peking Ende 2008 in der damaligen Weltwirtschaftskrise beschloss.

Es kann argumentiert werden, Infrastruktur-Investitionen würden die Basis für Produktivitätssteigerungen und damit für zukünftiges Wachstum legen. Das stimmt aber nur, solange diese Infrastrukturbauten die Produktivität der Wirtschaft um ein Mehrfaches der Investitionskosten erhöhen. Ist das nicht mehr der Fall, sind die Bauten ökonomisch nicht tragbar und daher eine Fehlallokation von Kapital.

Aber: Braucht jede drittklassige Provinzstadt einen Flughafen, der jeden Airport in Europa in den Schatten stellt? Braucht jedes Kaff ein Sportstadion, in dem man Olympische Spiele abhalten könnte? Was bringen Geisterstädte im Nirgendwo? Was nützen Hochgeschwindigkeitszüge, wenn sie vom Grossteil der Bevölkerung nicht benutzt werden? Was ist der Nutzen von Wohntürmen, in denen niemand lebt?

Die Zeichen von Überinvestitionen, die wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind, mehren sich. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der chinesischen Wirtschaft beträgt gegenwärtig gemäss Daten des Internationalen Währungsfonds nur rund 60 Prozent, wie folgende Grafik zeigt (Quelle: Société Générale):

Ein weiterer Anhaltspunkt: Im Immobilienmarkt steigt das Inventar an unverkauften Wohneinheiten (Quelle: Morgan Stanley):

Die grünen Balken zeigen die Wohnflächen, die im Bau stehen (in Milliarden Quadratmeter), die gelben Balken zeigen die effektiv verkauften Wohnflächen im jeweiligen Jahr. Die beiden Werte entfernen sich immer mehr voneinander. Die Kurve in der Grafik (rechte Skala) zeigt, wieviele Monate es dauern würde, bis das ganze bestehende Inventar verkauft ist.

Ein weitere Indikator von Überkapazitäten ist schliesslich der Index der Produzentenpreise, der seit 16 Monaten eine Deflation anzeigt (Quelle: Morgan Stanley):

Die grössten Preisrückgänge im Produzentenpreisindex zeigen jene Komponenten, die besonders stark am Infrastrukturbau hängen: Kohle und Stahlprodukte. Ihre Preise haben sich binnen Jahresfrist um mehr als 10 Prozent verringert.

Je länger Peking auf das investitionsgetriebene Wachstumsmodell setzt, desto mehr gerät die Wirtschaft aus der Balance. Der an der Peking University lehrende Ökonom Michael Pettis argumentiert in diesem aktuellen Leitartikel in der FuW sehr überzeugend, dass der Binnenkonsum jetzt die Rolle des Wachstumsmotors übernehmen muss und die Wachstumsrate der Investitionen auf Null sinken sollte – was allerdings zur Folge hätte, dass sich Chinas BIP-Wachstumsrate auf 3 bis 4 Prozent verlangsamen wird.

Erstes Fazit: Der Wachstumsmix ist enorm ungesund und wird immer gefährlicher. Sollte Peking zur Unterstützung der Konjunktur weitere Infrastrukturbauten beschliessen – was durchaus möglich ist –, würde das die Überkapazitäten und die Fehlallokation von Kapital für den Bau unnötiger Projekte nur noch vergrössern.

Kommen wir zum zweiten Faktor, der eng mit dem Wachstumsmix zusammenhängt.

2. Das Finanzsystem

In diesem Blogbeitrag mit dem Titel «Chinas Minsky-Moment» haben wir das Thema bereits behandelt, daher hier etwas kürzer.

Ein grosser Teil der oben beschriebenen, oftmals unnötigen Infrastrukturbauten wurde über Kredite finanziert. Das ausstehende Kreditvolumen in Chinas Volkswirtschaft ist in den letzten gut vier Jahren sprunghaft angestiegen, wie folgende Grafik zeigt (Quelle: Morgan Stanley):

Ende 2008 betrug das Volumen der ausstehenden Kredite gut 100 Prozent des BIP. Aktuell sind es mehr als 130 Prozent. Kredite im Gesamtvolumen von 7200 Milliarden Dollar wurden seit Ende 2008 neu geschöpft.

Auch die folgende Grafik ist erhellend (Quelle: Morgan Stanley):

Sie zeigt, dass die Wachstumsrate des ausstehenden Kreditvolumens (blaue Kurve) aktuell mit 15,1 Prozent deutlich über dem BIP-Wachstum (grün) liegt. Die Wirtschaft verschlingt also immer mehr Kredit, um ihr Wachstum aufrecht erhalten zu können.

In diesem Blogbeitrag zum Thema Immobilienblasen haben wir den in der Ökonomie meist unterschätzten Finanz- respektive Kreditzyklus bereits thematisiert. Es ist ein ernst zu nehmendes Gefahrensignal, wenn sich das ausstehende Kreditvolumen deutlich vom BIP-Wachstum entkoppelt. Genau das ist in China der Fall. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass in einem derartigen Boom eine Unmenge an Krediten für Projekte gewährt werden, die ihre Kapitalkosten niemals verdienen werden.

Der Zuger Hedge-Fund-Manager Felix Zulauf hat es in diesem Kommentar treffend formuliert: «China hat einen exzessiven, kreditfinanzierten Investitionsboom hinter sich und wird nun einige Jahre durch eine schmerzhafte Anpassung gehen müssen.» Ähnlich sieht es der New Yorker Hedge-Fund-Manager Jim Chanos in diesem Interview, das mein Kollege Christoph Gisiger kürzlich mit ihm geführt hat.

Zweites Fazit: Die Krisenanfälligkeit des chinesischen Finanzsystems steigt. Wie bereits erwähnt: Vielleicht hat China soeben seinen «Minsky-Moment» erlebt.

Das bringt uns zum dritten und letzten Faktor.

3. Die Demografie

China wird alt, bevor es reich wird. Die 1978 eingeführte Ein-Kind-Politik hat zur Folge, dass China eine für ein Schwellenland abnormal ungünstige Demografie aufweist. Die Zahl der im arbeitsfähigen Alter stehenden Chinesen wird voraussichtlich im Jahr 2015 mit gut einer Milliarde ihren Höhepunkt erreichen, wie folgende Grafik zeigt (Quelle: Richard Koo, Nomura Research Institute):

Nach diesem Punkt wird die arbeitsfähige Bevölkerung langsam schrumpfen. Mit zwanzig Jahren Verzögerung folgt die Volksrepublik (rote Kurve) genau dem Pfad, den Japan (blau) bereits seit 1995 vorzeigt.

Nun kann man argumentieren, dass diese oberflächliche Betrachtung der Demografie keine Rolle spielt, weil China seit Jahren Dutzende Millionen von Menschen aus ruralen Gebieten in die Arbeitsbevölkerung integrieren kann. Das war in den vergangenen zwei Jahrzehnten tatsächlich ein wichtiger Wachstumsfaktor. Bloss mehren sich die Anzeichen, dass die Volksrepublik den so genannten Lewis Turning Point überschritten hat und das Potenzial neuer Arbeitskräfte ausgeschöpft ist.

Aus Platzgründen verzichten wir hier auf eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Lewis Turning Point. Hier finden Sie eine eingehende Analyse dazu.

Hier noch eine andere Betrachtung des demografischen Wandels in China (Quelle: Morgan Stanley):

Die blaue Kurve zeigt die so genannte Age Dependency Ratio, also die Verhältniszahl der Einwohner im Alter von unter 14 und über 65 Jahren, in Prozent der Gesamtbevölkerung. Diese Zahl ist in den letzten 30 Jahren laufend gesunken, das heisst, die Zahl der arbeitstätigen Chinesen ist laufend gestiegen. Wie die graue Kurve (rechte Skala) zeigt, war das die Zeit, als sich die BIP-Wachstumsraten beschleunigten.

Nun dreht aber der Trend, und der Anteil der Nicht-Erwerbsfähigen wird laufend steigen.

Auch hier bietet sich ein schöner Vergleich zu Japan an (Quelle: Morgan Stanley):

Dort hat die Age Dependency Ratio in den Siebziger- und Achtzigerjahren ihre Talsohle durchschritten, und fast zeigleich mit dieser Trendwende sind die BIP-Wachstumsraten massiv gesunken.

Das exakt gleiche Bild zeigt sich in Korea (Quelle: Morgan Stanley):

Dort begann die demografische Wende in den Neunzigerjahren, was ebenfalls mit einer deutlichen Wachstumsverlangsamung des BIP einherging.

Drittes Fazit: Die Demografie hat der chinesischen Wirtschaft während drei Jahrzehnten Rückenwind verliehen. Jetzt wendet sich das Blatt, und die Demografie wird zum Gegenwind.

Wer weiss, vielleicht gelingt es der Regierung in Peking tatsächlich, die Wirtschaft mit allerlei Infrastrukturprojekten noch zwei, drei Jahre aufbäumen zu lassen. Aber das wird nichts bringen. Mittelfristig ist die Gefahr einer harten Landung und einer Abkühlung der Wachstumsraten auf deutlich unter 5 Prozent gross.

Chinas Wachstum ist übrigens diese Woche auch Gegenstand unserer Web-Umfrage auf fuw.ch: Was denken Sie, mit welcher Rate wird Chinas Wirtschaft im Jahr 2014 wachsen? Geben auch Sie Ihren Tipp ab: Hier der Link zur Umfrage.

Und hier noch zwei Links in eigener Sache:

  • Vor genau einem Jahr, am 26. Juli 2012 um 12.10 Uhr, sprach EZB-Chef Mario Draghi 33 Worte, die die Welt veränderten. Lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.
  • Falls Sie sich für die Börse interessieren: Hier noch ein schönes Stück meines Redaktionskollegen Alexander Trentin. In den letzten vier Wochen haben institutionelle Investoren so viele Aktien verkauft wie nie zuvor. Gleichzeitig haben Privatanleger stark gekauft. Wer unter diesen beiden Gruppen sind die Dummen?

193 Kommentare zu «Die Entzauberung Chinas»

  • Linus Huber sagt:

    Gedankenspiel

    Das andere Gesicht der Demokratie (representative Demokratie, weswegen wir unseren direktdemokratischen Rechten Sorge tragen muessen)

    Stellen Sie sich vor, eine ruecksichtslose Bande einer elitaeren Gruppe sitzt zusammen und tauscht folgende Ideen miteinander aus: „Jungs, was soll all das? Warum sollen wir uns gegenseitig abschlachten um die Bevoelkerung auszunehmen? Lasst das Poeble einen von uns waehlen und wir wechseln uns in dieser Rolle der Reihe nach ab. Wir sichern uns dadurch ein tolles Leben und kontrollieren die Massen unter Anwendung von uns erarbeiteten Gesetzen und ohne offene Gewalt.“

    In solch einer Situation ist Demokratie sehr lukrativ… aber eben nur fuer die Elite. Gesellschaften sollen sich gewaltfrei veraendern, was natuerlich ebenfalls einzig der Elite dient.

    Was bedeutet es, wenn man sich folgende Fragen stellt.

    – Was, wenn ich diesem Verein nicht beiwohnen will? Wo kann ich meine Mitgliedschaft verkaufen?
    – Was, wenn ich dagegen bin, die Regierung dazu zu benutzen um von anderen Mitgliedern zu stehlen, oder umgekehrt?
    – Was, wenn ich ehrliches Geld verziehe?
    – Was, wenn ich mit meinem schwer erarbeiteten Geld nicht solche subventionieren will, welche verstehen die Naehe zu den Entscheidungstraegern zu ihren Gunsten auszunutzen?
    – Was, wenn ich mit meinem schwer erabeiteten Geld nicht Banken retten will?
    – Was, wenn ich mit meinem Geld keine Kriege finanzieren will, welche hauptsaechlich Unschuldige in andern Laendern liquidiert?

    Produziert eine representative Demokratie wirklich eine Regierung, welche eine lebhafte und bluehende zivilisierte Gesellschaft hervorbringt oder erodiert sie schrittweise Eigentumsrechte, den Freien Markt und Zivilisation, wodurch ein Vakuum entsteht, welches schlussendlich durch Gewalt ausgefuellt werden duerfte? Eine Gesellschaft, welches das Prinzip „von nichts kommt nichts“ vergisst, verhaelt sich immer staerker wie die Regierung selber und ist daher dem Untergang geweiht.

    • Ueli der Hecht sagt:

      @Linus Huber
      Was wenn Ihre Fragen nur aufzeigen, dass Sie nicht begriffen haben – wer hier wirklich über wen herrscht? Sie präsentieren hier einen kruden Mix aus kleinbürgerlichen Motivationssprüchen (von nichts kommt nichts!) und Besitzstandsängsten – erkenntnisfördernd ist das nicht.

      • Linus Huber sagt:

        Oh, ich habe nicht begriffen, wer hier wirklich ueber wen herrscht. Dann bitte erklaeren Sie sich doch.

        • Anh Toan sagt:

          Ich eklärs Ihnen:

          1. Warum sollten die Mitglieder einer „rücksichtlosen Bande“ darauf vertrauen, das das gewählte Mitglied einer „rücksichtslosen Bande“, nachher die Macht wie versprochen weitergibt (wir wechseln uns ab)?

          2. Wer garantiert Ihnen eigentlich, dass niemand behauptet kann, Sie hätten Ihr Geld gestohlen und gar nicht „schwer erarbeitet“? Ja genau, es ist der böse Staat mit seinen Regeln

          3. Ich will nicht mitmachen in einem Staat der Minarette verbietet, aber Kirchen Abgaben von juristische Perrsonen einfordern lässt. Ich will nicht mitmachen in einem Staat, der mir als mit CH Pass geborenem Schweizer, dessen Urtahnen schon am Rüptlischwur einen Wurststand hatten (Heimatkanton : SZ) mein Recht auf Familie verweigern will, sofern meine ausländsiche Frau kriminell wird: Diese auszuschaffen verweigert mir mein Recht auf Familie (Besuche im Gefängnis in der Nähe meines Wohnortes, Familienleben nachdem meine Frau ihre Strafe verbüsst hat).

          • Linus Huber sagt:

            @ Anh Toan

            1. Weil er erstens nur fuer eine bestimmte Periode gewaehlt werden kann und zweitens durch nicht kooperatives Verhalten mehr verliert als gewinnt.
            2. Niemand, vor allem nicht in einem Polizeistaat mit einer immer staerkeren Ueberwachung und der zunehmenden Aufruestung des Gewaltmonopols. Man steht in solch einer Situation immer unter Dauerverdacht.
            3. Es sind die Regulierungen des Staates, welche in die familiaeren Verhaeltnisse eingreifen und die persoenliche Verantwortung durch staatliche Verordnungen zu ersetzen versucht. Ich bin voll auf Ihrer Seite.

          • Anh Toan sagt:

            Weil Sie es schon mal geschrieben haben:

            Ein Monopol lässt sich nicht aufrüsten, weder zunehmend noch sonstwie, auch nicht ausbauen, verstärken oder steigern:

            Monopol ist absolut!

          • Linus Huber sagt:

            @ Anh Toan

            Das Bestreben nach absoluter Macht ist die Taetigkeit, welche zu einem Monopol fuehrt. Im obigen Beispiel handelt es hingegen um ein Oligopol, welches aehnliche Attribute besitzt.

            Der Staat besitzt einen monopolistischen (oder oligopolistischen) Charakter. Aus diesem Grunde ist es wichtig, seine Macht klar zu definieren und einzugrenzen.

  • Linus Huber sagt:

    Ein lesenswerter Kommentar von John Mauldin.

    http://www.mauldineconomics.com/images/uploads/pdf/130810_TFTF.pdf

  • Linus Huber sagt:

    Eine schlechte Nachricht

    Wie ich Ihnen letzte Woche erklaerte, wurde Raghu Rajan von Leuten wie Larry Summers bezueglich seines Vortrages und der damit verbundenen Warnung vor einer Finanzkrise nicht ernst genommen. Es ist jedoch genau dieser Larry Summers, welcher heute mit den groessten Chancen fuer Ben Bernankes Nachfolge als Chef des FED gehandelt wird (http://www.paddypower.com/bet/novelty-betting/current-affairs/us-federal-reserve).

    Ich koennte Ihnen hier eine ellenlange Liste fragwuerdigen Verhaltens dieses Larry Summers wiedergeben (wie z.B. die von ihm durchgesetzten Spekulationen der Harvard Universitaet, welche in einem Verlust von ueber $1 Mia. endeten, oder seine fragwuerdige Rolle im Falle Enron etc.) aber ueberlasse es dem nachfolgenden Artikel ein wenig Licht auf diese fragwuerdige Persoenlichkeit zu werfen.

    http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/jeremy-warner/10223891/Someone-stop-Larry-Summers-from-bagging-the-Fed-before-its-too-late.html

    Ich mache mir immer staerker Sorgen darueber, dass die Politik anscheinend unfaehig ist, prinzipientreue und charakterfeste Persoenlichkeiten in die Position von Macht zu heben, wie wir dies auch in der Schweiz mit der Wahl von Bruno Frick im Falle Finma erleben muessen.

    Vor kurzer Zeit stiess ich auf einen Bericht im Tagesanzeiger, welcher die Beliebtheit der chf 1000er Note zu erklaeren versuchte. Der wichtigste Grund dieser Beliebtheit wurde natuerlich nicht erkannt, naemlich dass immer mehr Menschen mit einem zunehmenden willkuerlicheren und fragwuerdigeren Verhalten der Entscheidungstraeger konfrontiert werden und sich vermehrt bewusst sein duerften, dass der Staat auch vor Enteignung nicht zurueckschrecken wird, wenn die Situation es verlangt. Ich kommentierte den Artikel entsprechend und wurde mit grosser Zustimmung der Leser belohnt, wonach der Artikel nach kurzer Zeit entfernt wurde. Eine interessante Gegebenheit.

  • Linus Huber sagt:

    @ Anh Toan

    Wie oben beschrieben, wird der Staat aktiv, sobald die Gefahr einer wirkliche Konkurrenz zu den manipulierbaren Waehrungen auftritt.

    http://techcrunch.com/2013/08/07/bitcoin-clampdown-continues-as-federal-judge-says-its-a-currency/

  • Ueli der Hecht sagt:

    Als Ich noch ein Kind war erzählte mir mein Grossvater eine spannende Fabel, welche im sagenumwobenen „Frankenreich“ spielte – sie ging in etwa so: „Ein gewisser „Monsieur de Capital“ trauerte schon seit längerer Zeit um seine verstorbene Frau namens „Madame de la Fordisme“, welche ihm viele Kinder geschenkt hatte. Eines Tages – als er seinem Dienstmädchen (Madame de la Finance) beim Aufräumen zusah – konnte er sich nicht mehr beherrschen und küsste Sie auf die Hand. Neun Monate später passierte ein grosses Unglück und „Madame de la Finance“ wurde stolze Mutter von „Madame de la Crise“.
    „Monsieur de Capital“ konnte ein solch unmoralisches Verhalten seines Personals nicht akzeptieren und kontaktierte seinen befreundeten Anwalt „Monsieur Hübär“. Dieser konsultierte seine Rechtsbücher, vor allem den „Code Hayek et Mises“ und wusste sofort Antwort – eine (Gen-)Analyse wäre absolute Zeitverschwendung, stattdessen sei es sonnenklar, dass der Postbote (Monsieur de l`état) mit „Madama de la Finance“ immer schon zu viel am Dienstboteneingang geschwätzt habe und somit die Vaterschaft dieses Strolchs mehr als bewiesen sei. Der Richter, der auch ein alter Studienkollege von „Monsieur le Capital“ war, schien diese Argumentation einleuchtend und verkündete in seinem Urteil, dass der Postbote die Alimente für das uneheliche Kind zu bezahlen habe. Gegen dieses Urteil könne er übrigens nicht in Berufung gehen. „Monsieur le Capital“ war nun beruhigt, dass sich die „Sache“ nun doch noch zum Besseren gewendet habe und der ungestüme Strolch seine Verantwortung übernehme…“

    • Linus Huber sagt:

      Leider verkennen Sie meine Rolle in der Geschichte. In das gegenwaertigen System der Zentralplanung und des Crony Capitalism koennte die Geschichte wie beschrieben sehr gut hineinpassen. Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit und nicht Bequemlichkeit, womit in meiner Geschichte ein Gen-Test definitiv vollzogen worden waere. In Ihrem Falle wird Monsieur Capital auch ohne Gen-Test schuldig gesprochen.

  • Ueli der Hecht sagt:

    Wo bleibt Ihre Antwort auf meinen post Herr Huber – hats Ihnen die Sprache verschlagen oder müssen Sie noch mal bei Hayek oder Mises nachschlagen was genau geantwortet werden sollte? Ich mach nur Spass – lassen Sie sich nur Zeit.

    • Linus Huber sagt:

      @ Ueli

      Oh, ich dachte, dass es offensichtlich ist.

      Einzig die zentralplanerische Taetigkeit des Staates verhinderte, dass sich das System adjustierte. Ich kann Ihnen beistimmen, unsere Auffassung unterscheidet sich einzig darin, dass Sie die „korrupte“ zentralplanerische staatliche Manipulation als „Freien Markt“ bezeichnen, und ich den genau entgegengesetzten Standpunkt einnehme, dass dies genau das Prinzip des „Freien Marktes“ verletzt.

      • Ueli der Hecht sagt:

        @Linus Huber
        Here we are again: „Einzig die zentralplanerische Tätigkeit des Staates verhinderte, dass sich das System adjustierte.“
        Ich kapituliere Herr Huber – glauben Sie wegen mir weiter an die „unbefleckte Empfängnis des reinen Marktes“ oder sonstwas. Meine Güte – es waren doch gerade ihre „Glaubensgenossen“ des Neo-Liberalismus Ende der 70er Jahre, welche das brachliegende Anlagekapital in die spekulative Sphäre der Finanzindustrie lenkten. Dies hatte die wachsende Abhängigkeit der Realwirtschaft von Impulsen der Finanzmärkte zufolge, die sich ihrerseits zunehmend negativ auf ihre ökonomische Basis auswirkten, was periodisch wiederum eine zunehmende Aufbläbung von ungedeckten Finanztiteln zur Folge hatte. Nach dem Platzen der New Economy- und der Immobilien-Blase wird nun allmählich mit der Erosion der Staatsfinanzen das Aumass der Krise offenbar. So wie der Keynesianismus die Expansion der industriellen Massenproduktion sekundierte, wurde der Neo-Liberalismus zum Paten der „Finanzindustrie“. Zur Ironie der Geschichte gehört, dass er damit zugleich der dritten industriellen Revolution erst richtig zum Durchbruch verhalft. Auf sich gestellt, hätte diese an ihrer eigenen Produktivität ersticken müssen. Aber die Akkumulation fiktiven Kapitals verschaffte die nötigen Spielräume für eine breitflächige Installation der neuen Informatik- und Kommunikationstechnologien. Die gewaltigen
        Rationalisierungseffekte, die eine massenhafte Verdrängung lebebendiger Arbeitskraft aus den Kernsektoren der Verwertung zur Folge hatten, konnten vorübergehend durch das ANSAUGEN KÜNFTIGEN WERTS ÜBERSPIELT WERDEN. Das Ergebnis ist allerdings, eine fortschreitende Untergrabung der Wertproduktion, die in ihren Dimensionen erst jetzt, in der Krise des fiktiven Kapitals, richtig spürbar wird.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Meine Kritik der Zentralbanken fokusiert sich genau auf diese von Ihnen dargestellte Entwicklung. Es uebersteigt meine Vorstellungskraft, dass Sie die zentralistische planwirtschaftliche und manipulierende Funktion der Zentralbanken einfach ignorieren wollen, als ob es sich um eine zwingende Entwicklung gehandelt haette. Nein, dies ist nicht der Fall, sondern einzig fehlerhafte Theorien, welche die Regeln der wiederkehrenden leicht verdaubaren Krisen verhindern wollten, fuehrte zu dieser Dauerkrise.

          Die dazu notwendige Grundlage wurde mit der Abschaffung des Goldstandards in 1971 gelegt, indem die letzte Huerde gegen diese manipulative zentralplanerische Geldpolitik beseitigt wurde.

          Es geht doch nicht um die unbefleckte Empfaengnis des Marktes, sondern um die zentralplanerische Funktion des Staates. Warum wollen und koennen Sie nicht akzpetieren, dass wir nicht in einem einigermassen „Freien Markt“ leben, sondern in einem zunehmend zentralplanerischen System der Vetternwirtschaft, in welchem es immer wichtiger wird, in der Naehe des Geldhahns oder der Entscheidungstraeger zu sitzen als etwas tatsaechliches zu leisten.

          Neo-Liberalismus hat nichts mit mir oder mit Liberalismus zu tun, sondern mit Zentralplanung und Crony Capitalism.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Ich kann mich nur auf den Kapitalismus / Liberalismus dieses Raum-Zeit-Kontinuums beziehen – ob es in einem Paralleluniversum einen Kapitalismus gibt, der keine „Korruption“ kennt, kann ich leider nicht eruieren. Abgesehen davon scheint mir Selbstübervorteilung in diesem System geradezu eine Tugend zu sein – hinter vorgehaltener Hand sagt man sogar: „Mit genug Geld lässt sich legal immer noch am besten bescheissen“. Die erfolgreichsten Kapitalisten hiessen in der „Gründerzeit“ – Robber Barons. Und die Moral der Geschicht: Sprecht sanft und tragt immer einen Knüppel bei euch!

          • Linus Huber sagt:

            . . . in the course of the 20th century, capitalism was superseded by an updated version of mercantilism characterized by:

            – Financialism : the state replaces the wealthy individuals as the main provider of liquidity for starting or expanding a business. This happens through the control of credit via national financial institutions subordinated to a state central bank.

            – Dirigism: the state shapes (or tries to shape) the decisions of producers and consumers, owning and managing directly large chunks of industry and deciding how and where to allocate resources.

            – Welfarism: the state fills the role played by the Church as the benevolent, compassionate father whom everybody asks for protection, assistance, favours.

            These and other transformations have altered capitalism so deeply and widely that, with reference to the reality of the 20th century, we should drop the use of the term capitalism because it is no longer serviceable, no matter how many qualifications we add . . . (See Source below)

            So with this in mind, we might say that „capitalism“ has now mutated into the very opposite of a „Free Market“ system. As with words, so with government: Aristotle observed that

            „People do not easily change, but love their own ancient customs; and it is by small degrees only that one thing takes the place of another; so that the ancient laws will remain, while the power will be in the hands of those who have brought about a revolution in the state.“

          • Linus Huber sagt:

            @ Oliver

            Danke, eine gute Auflistung der Fragwuerdigkeit des Crony Capitalism, was unter dem Titel Neo-Liberalism ablaeuft.

          • Oliver sagt:

            Ha ha, lustiger Kauz. Wenn Sie sich selber nicht darin erkennen, kann ich Ihnen auch nicht helfen…

          • Linus Huber sagt:

            @ Oliver

            You shall trust the bankers.

            Wenn wir hier auch noch die Zentralbanker mit rein nehmen, passt die Aufzaehlung, welche grundsaetzlich nur unter der auf fragwuerdigen Theorien basierenden Manipulation der Zentralbanker eine solche Entwicklung in den meisten angesprochenen Themen ermoeglichen konnte, viel besser auf Sie zu als mich. Sie scheinen zum Beispiel die zunehmende Verschlechterung des Gini Koeffizienten mit Ihrer Einstellung zu begruessen.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Es geht mir nicht um irgendeinen Glauben an den „Freien Markt“, sondern ich bin ueberzeugt, dass die Umverteilung der Kosten des Risikos auf eine anonyme „Entity“ wie der Staat dies nun einmal darstellt, aufgrund der Reflexivitaet und der damit verbundenen Verletzung der Nachhaltigkeit gesellschaftlich negative Konsequenzen nach sich zieht.

          Sie muessen nicht kapitulieren, sondern die Suche nach Wahrheit fortsetzen. Jedoch nuetzt es wenig, wenn Sie „Kapitalismus“ einfach mit allem verbinden, was falsch gelaufen ist, sondern da schon ein wenig mehr in die Details und Zusammenhaenge eintreten und nicht nur in die in Ihre Weltanschauung passenden Zusammenhaenge, welche einzig das Ziel verfolgt, den „Kapitalismus“ zu beschuldigen, selbst wenn es sich dabei einzig um eine Worthuelse handelt.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Ich spreche vom kapitalistischen Wertgesetz – dieses gilt so lange wie der Kapitalismus existiert – die einzelne Geldpolitik ist dem Wertgesetz s..eissegal. Die Schwerkraft wird ja auch nicht ausser Kraft gesetzt, weil Flugzeuge fliegen können.
            Irgendwie erinnern Sie mich an einen christlichen Fundamentalisten, der sobald er sich irgendwas nicht durch die ewigen Gesetze Gottes erklären kann – einfach mal „Teufel!“ (in ihrem Fall: staatliche Manipulation!) schreit.

          • Linus Huber sagt:

            Wer sich der Versklavung widersetzt, wird oft negative betitelt. Dem wuchernden staatlichen Buerokratie und seinen Mitarbeitern sind Sie wohl ein willkommener „Kunde“ (Sklave), was sicherlich in einer Welt in welcher die Abhaengigkeit vom Staat immer staerker zunimmt, von Vorteil sein duerfte. Leider hat auch der Staat nicht unbegrenzte Mittel, was Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen duerfte.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Wie koennen Sie von einem „Freien Markt“ sprechen, wenn der wichtigste Preis des Systems staatlicher Kontrolle unterliegt (Preis fuer Kredit)? Das Fixieren von Preisen anstelle deren freien Auslotens zwischen den Vertragsparteien produziert Verzerrungen und Fehlbewertungen, womit Ueberschuesse (z.B. Ueberkapazitaeten) oder Mangelerscheinungen die Konsequenzen sind.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Bevor Sie sich fragen, ob wir überhaupt in einem „Freien Markt“ leben – sollten Sie sich doch erst mal mit der Frage beschäftigen ob das Konzept „Freier Markt“ überhaupt sinnvoll ist – oder ob es sich hier nicht viel mehr um falsche Grundannahmen handelt. Als früher Wirschaftswissenschaftler beschrieb der schottische Moralphilosoph A. Smith seinem Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“ den Markt als Anreiz- und Sanktionsmechanismus, der das eigennützige Verhalten der arbeitsteilig wirtschaftenden Menschen so koordiniert, dass die BEDÜRFNISSE DES EINZELNEN BESTMÖGLICH BEFRIEDIGT werden. Walter Eucken verstand Marktwirtschaft als reinen Idealtypus, der „IN ALLEN EPOCHEN DER MENSCHHEITSGESCHICHTE“ zu finden sei. In den Eingangskapitalen der VWL-Bücher heisst es immer, der Zweck des Wirtschaftens sei die Bedürfnisbefriedigung und die optimale Versorgung der Menschen mit Gütern, und dies könne unter den Bedingungen entwickelter Arbeitsteilung nur die Marktwirtschaft leisten.
            Dabei wird die Marktwirtschaft so beschrieben, als funktioniere sie nach dem Prinzip des einfachen Warentauschs, so wie auf einem idealisierten dörflichen Marktplatz, wo Schuhe gegen Schweinehälften und Eier gegen Wollknäuel getauscht werden. So wird systematisch ausgeblendet, was völlig offensichtlich ist, dass nämlich unter kapitalistischen Bedingungen IMMER NUR PRODUZIERT WIRD, UM AUS GELD MEHR GELD ZU MACHEN, dass also der Zweck der Produktion die Vermehrung des abstrakten Reichtums ist und die Waren bloss ein Mittel sind um diesen selbstbezüglichen Prozess in Gang zu halten. Mit anderen Worten: schon auf der Ebene der Grundannahmen setzt die VWL den Radiergummi an und löscht das Spezifikum der kapitalistischen Produktionsweise.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            „Das Fixieren von Preisen anstelle deren freien Auslotens zwischen den Vertragsparteien produziert Verzerrungen…“ Die Behauptung, dass Preise überhaupt durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden, ist eine weitere falsche Annahme der bürgerlichen Vulgärökonomie. Angebot und Nachfrage regeln nichts als die vorübergehenden FLUKTUATIONEN der Marktpreise. In dem Augenblick, wo Angebot und Nachfrage einander die Waage halten und daher zu wirken aufhören, fällt der Marktpreis einer Ware mit ihrem wirklichen Wert, dem NORMALPREIS zusammen, um den ihre Marktpreise OSZILLIEREN.
            Viel wichtiger als der Hokuspokus von Angebot und Nachfrage ist die Frage wie sich die Wertgrössen der Waren zueinander verhalten. Antwort: Entsprechend der zu ihrer Produktion GESELLSCHAFTLICH NOTWENDIGEN ARBEITSZEIT.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Diese von Ihnen beschriebene Entwicklung basiert zu einem grossen Teil auf der inflationaeren Geldpolitik, in welcher Geld nicht mehr einem zuverlaessigen Massstab entspricht, sondern dessen Wert vom Staat via Zentralbanken als Werkzeug zu dirigistischen Umverteilungsmassnahmen und allgemeiner Manipulation der Bevoelkerung verwendet wird. Die Folgen daraus ist die heutige Krise. Leider ist dies nicht erkennbar, ohne dass man sich damit intensiv befasste.

          • Linus Huber sagt:

            Es gibt immer Alternativen, wenn ein Produkt zu teuer ist, oder in anderen Worten dessen Produktion zu viel Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Dann setzt sich eben die Alternative durch und dies ist der eigentliche Zweck, um Resourcen best moeglich zu allokieren.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            „Tatsächlich hat schon Thomas Tooke (1774 – 1858) nach umfangreichen statistischen Erhebungen im Rahmen der Banking-Currency-Kontroverse Skepsis gegenüber der inversen Beziehung geäussert: „…a reduced rate of interest has no necessary tendency to raise the prices of commodities. On the contrary, it is a cause of diminished cost of production, and consequently of cheapness.“ Seitdem gibt es etliche Hinweise, die auf eine positive Korrelation zwischen Geldzins und Güterpreisen deuten. Namhafte Autoren wie Knut Wicksell (1851 – 1926) und Alfred Marshall (1842 – 1924) haben nach Begründungen des Phänomens gesucht, das Keynes (1883 – 1946) (wenig glücklich) als Gibson-Paradoxon etikettierte, eines „der unumstösslichsten empirischen Fakten“…
            Doch nicht nur die Daten nähren Bedenken, ob das Straffen der Zinszügel Geldwertminderungen verzögert. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, liefern unterschiedliche Denkschulen Ergebnisse, die eher den gegenteiligen Befund stützen.
            Aus kreislauftheoretischer Sicht hat bereits Carl Föhl (1901 – 1973) im Jahr 1937 darauf aufmerksam gemacht, dass Zinsen ebenso wie die für einen Zeitraum kontrahierten Löhne im Umsatz auftauchen und sich damit gewiss nicht negativ in der Preisbildung niederschlagen…“
            Fritz Helmedag, Nationale Geldpolitik im Euro-Raum

          • Linus Huber sagt:

            Mein langer Kommentar ohne Bezug auf etwelche Wissenschaftler (es gibt andere, welche die gegenteilige Ansicht vertreten), welche sich hauptsaechlich auf die Machterweiterung des Staates fokusieren, wurde schon 2x verschluckt vom System und es kackt mich an, noch einmal eine intellektuelle Anstrengung jetzt vorzunehmen. Werde spaeter ausfuehrlicher Antworten.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            „reduced rate of interest has no necessary tendency to raise the prices of commodities“

            Allerdings gibt es auch renomierte Wissenschaftler, welche das genaue Gegenteil gegenteiliger Ansicht sind. Trotzdem mein Kommentar dazu:

            Richtig, die Auswirkungen beeinflussen saemtliche wirtschaftlichen Faktoren unterschiedlich und auch auf verschiedenen Zeitachsen. Die meisten Studien befassen sich einzig mit einem Teil der wirtschaftlichen Auswirkungen und sind nicht in der Lage, die Gesamtheit und langfristigen Konsequenzen wiederzugeben.

            Aber jetzt zum grundlegenden Aspekt. Diese Theorien basieren alle darauf, dass der Staat die Geldmenge via Zinsen zu steuern versucht, und sind somit alle ein Ansatz dazu, dass eine Planwirtschaft als positiv zu bewerten ist. Folgende Erkenntnisse moechte ich hier platzieren:

            1. Die Manipulation der Zinsen hat einen Umverteilungseffekt zur Folge.
            2. Die Manipulation der Zinsen langfristig in immer der gleichen Richtung duerfte auch eine langsame Verhaltensveraenderung der Akteure im System erzeugen.
            3. Der Umverteilungseffekt beguenstigt Schuldner zulasten von Sparern, was dazu fuehrt, dass sich das Kreditvolumen massiv ausweitet.
            4. Die durch diese Geldpolitik erzeugte indirekte Subvention in der Form von Garantien an die Finanzindustrie (je hoeher der Hebel, desto groesser der Gewinn) produziert den sogenannten „Moral Hazard“, welchen wir anscheinend einfach in Kauf zu nehmen haben. Solcher Unsinn kann nur aus dem Munde eines indoktrinierten Oekonomen stammen.
            5. Wenn wir also nicht wirklich wissen, wie hoch der Zins sein soll, warum ueberlassen wir dies nicht einfach den jeweiligen Vertragspartnern und heben jegliche staatliche Einflussnahme auf? Dies wuerde nicht nur planwirtschaftliche Aspekte reduzieren, sondern gleich auch noch ein Heer an Buerokraten eliminieren.

            Sie sind schwierig Schach-Matt zu kriegen und alle Achtung vor Ihrer unnachgiebigen Verteidigung der korrupten Elite.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Nun, Herr Huber, wenn die wissenschaftliche Crème de la Crème, welche sich immerhin seit fast 200 Jahren mit diesem Thema beschäftigt – die Ideologie von Hayek und co. nicht stützt – sollte man dies wenigstens zur Kenntnis nehmen.
            Übrigens ist es auch möglich, die Ermittlung einer „richtigen“ Zinshöhe auf festeren Boden zu stellen – die Fisher-Äquivalenz ist das Stichwort – alles weitere sollte Google für Sie erledigen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Mir geht es nicht um die Theorie etwelchen vergangenen Wissenschaftlers, sondern um meine selber erarbeiteten Einsichten, was nicht heisst, dass ich mich nicht mit diesen beschaeftige.

            Ihre Creme de la Creme hat uns die heutige Misere beschehrt, wodurch sich z.B. die Erkenntnisse anderer Creme de la Creme Wissenschaftler vermehrt wieder bei gegenwaertigen Erwaegungen Einzug finden.

            Inwiefern meine Darstellung widerlegt werden kann und nicht stimmt, waere mir bedeutend wichtiger.

            Im Grunde waere wohl heute ein Negativ-Zins nach Ihrer Ansicht richtig, was die Zentralbanken indirekt dies mit ihren unkonventionellen Massnahmen verfolgen. Nun, was kommt als naechstes? Jedem 10% des Bankkontos zu stehlen?

            Glauben Sie wirklich, dass etwelche Formeln das wirkliche Geschehen und die langfristigen Verhaltensveraenderungen sowie die damit einhergehenden Nebenwirkungen erkennen und erfassen koennen?

            Zurueck zu Tooke’s Text „has no necessary tendency to raise the prices of commodities“. Ich sage ja nichts anderes. Es ist nicht notwendig, dass dadurch die Preise von „commodities“ steigen, es koennen sehr wohl auch die Preise von z.B. „Assets“ steigen.

            Und jetzt einmal eine kleine Hausaufgabe an Sie. Geben Sie nicht einfach einen Google-Link fuer die Berechnung des richtigen Zinssatzes, sondern machen Sie sich die Muehe, diese Berechnung hier fuer z.B. die Schweiz vorzunehmen. Das Resultat wuerde mich sehr interessieren.

  • Linus Huber sagt:

    Hier noch ein Link zu einem guten Beitrag ueber den demographischen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum (John Mauldin)

    http://www.mauldineconomics.com/images/uploads/pdf/2013_08_07_OTB.pdf

  • Linus Huber sagt:

    Eine erfreuliche Nachricht Teil 1:

    „Raghuram Govind Rajan wurde zum Governor der indischen Zentralbank ernannt“

    Als Zentralbanker duerfte Ihnen Raghu Rajan wohl bekannt sein, da er vorgaengig unter anderm als Chefoekonomon des IMF taetig war. In dieser Funktion warnte er 2005 anlaesslich des jaehrlichen Meetings der Zentralbanker vor der bevorstehenden Finanzkrise, womit er wohl der einzige heutige Zentralbanker sein duerfte, welcher sich mit dem Verstaendnis der groesseren Zusammenhaenge der Geldpolitik schmuecken darf. Anlaesslich seines diesbezueglichen Vortrages an jenem Meeting in Jackson Hole wurde er von Leuten wie Larry Summers ausgelacht.

    Das „Working Paper“ (http://www.nber.org/papers/w15197.pdf?new_window=1), welches er zusammen mit Douglas W. Diamond erstellte, zeigt ebenfalls sein tieferes Verstaendnis fuer die Verzerrung des Marktes durch eine einseitige inflationaere Geldpolitik. Hiernach einen kleinen Ausschnitt aus diesem Papier:

    „We are certainly not the first to place the emphasis for contraction and crises on the mismatch between the long duration before investment produces consumption goods, and the temporal pattern of consumption in an expansion. This dates back at least to Von Mises (1949) and the Austrian School. Von Mises placed the emphasis, though, on an artificially low initial rate of interest, induced by bank credit expansion, which makes the process of creating new goods excessively long compared with the tolerance of consumers to postpone consumption. While it is difficult to map his theory precisely to a rational expectations general equilibrium model, it would appear that Von Mises (1949) places the blame for crises squarely on the heads of overly optimistic, excessively aggressive, bankers (and on central bankers who encourage aggressive credit expansion). . . .

    • Johnny Smith sagt:

      @ Linus Huber

      Vielen Dank für die erfreulichen Informationen. Sie waren mir allesamt neu, mein Fokus ist bislang mehr bei westlichen Zentralbanke(r)n gelegen. Hoffen wir, dass Rajan seine Erkenntnisse beibehält im neuen Verantwortungsbereich.

    • Linus Huber sagt:

      Der 2. Teil wird einfach auch nach verschiedenen Aenderungen nicht akzeptiert. Sorry.

      Vielleicht funktionierts mit einzig meiner Konklusion.

      Ich hoffe, dass dies der Beginn eines Trends darstellt und wir schrittweise die durch fragwuerdige Theorien indoktrinierten und teilweise lernunfaehigen Kuenstler der Manipulation durch Menschen ersetzt werden, welche ein tieferes Verstaendnis fuer die grossen Zusammenhaenge in sich tragen.

      • Johnny Smith sagt:

        Ich gehe eher davon aus, dass eine Trendumkehr noch längere Zeit benötigt. Denn leider sehen wir bei den Zentralbanken derzeit eher noch den Trend in die andere Richtung, zB. bei der BoE mit Carney. Guter Kurzartikel dazu https://mikeashton.wordpress.com/2013/08/07/the-disturbing-evolution-of-central-banking/

        “ In some sense, perhaps it is a natural response to the failure or monetary policy to “get growth going,” although as I never tire of pointing out monetary policy isn’t supposed to have a big impact on growth.“

        „Not only are central banks evolving to become ever-more-dovish right exactly at the time when they need to be guarding ever-more-diligently against rising inflation as rates and hence money velocity turn higher, but they are also becoming less independent at the same time. A reader sent me a link to an article by Philadelphia Fed President Plosser, who points out that the boundaries between fiscal and monetary policy are becoming dangerously blurred.“

        • Linus Huber sagt:

          Die Unsicherheit aufgrund der Willkuer und Unberechenbarkeit der Entscheidungstraeger ist aetzend. Sie moegen wohl recht haben, obwohl ich die Verbohrtheit dieser Menschen nicht wirklich verstehen kann, wenn ich nicht die rein auf Machterweiterung (und nicht zum Wohle der Bevoelkerung) ausgerichtete Politik beruecksichtige.

  • Linus Huber sagt:

    off topic

    Lug und Betrug sind Zeichen eines maroden Staates.

    “The NSA has previously claimed that 54 terrorist plots had been disrupted ‘over the lifetime’ of the bulk phone records collection and the separate program collecting the internet habits and communications of people believed to be non-Americans. On Wednesday, Inglis said that at most one plot might have been disrupted by the bulk phone records collection alone.”

    http://www.presstv.ir/detail/2013/08/05/317370/the-truth-about-nsa-spying/

    • Linus Huber sagt:

      „President calls on Congress to revise key portions of Patriot Act; says steps can be taken to provide greater oversight/transparency“

      Was ich befuerchtet habe mag jetzt wirklich eintreten, naemlich nicht dass die konstitutionsverletzende Datensammlung abgeschafft wird, sondern mit Regeln versehen wird um festzulegen, unter welchen Bedingungen diese Daten verwendet werden duerfen. Der Ueberwachungsstaat kann diese Regeln nur festlegen, wenn es allgemein bekannt ist, dass die Daten existieren. Wurde Snowden ohne es zu wissen dazu angestiftet, diese Aufgabe der Bekanntmachung zu uebernehmen? Mal beobachten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt.

  • Albert Baer sagt:

    „Sozialisierung des Risikos“
    Es ist geradezu der Entwicklungsweg des Menschen als sozialem Säugetier, dass er das Überlebensrisiko sozialisiert hat. Im Unterschied z.B. zur geschlüpften Schildkröte, die von der ersten Lebenssekunde an das ganze Überlebensrisiko selbst trägt.
    Den Luxus einen über Jahre überlebensunfähigen Nachwuchs zu gebären, mit einem Gehirn, das zuerst alles mühsam erlernen muss statt auf Instinkte zurückgreifen kann, kann sich nur eine hochgradig soziale Spezies leisten.

    Nichtsdestotrotz ist auch der Mensch wie jeder Organismus egoistisch.

    Wirtschaftliche/politische/gesellschaftliche Ordnungssysteme müssen beide Aspekte des Menschseins, also sein Egoismus und seine Sozialität adäquat berücksichtigen, sonst gehören sie in den Papierkorb, weil menschenverachtend.

    • Albert Baer sagt:

      Sorry falsche Stelle. Gehört eins rauf zu Linus Huber.

    • Linus Huber sagt:

      @ Albert

      Danke fuer den Kommentar.

      1. Ich liebe es, wenn man mich kritisiert. Nur so kann ich meine Argumentationsfaehigkeit verbessern.

      2. Umverteilung von Risiko (Sozialisierung) loest das Risiko nicht in Luft auf, aber belastet nicht direkt Betroffene mit den damit verbundenen Kosten. Dies geht in Ordnung, wenn es sich um eine uebersichtliche Situation handelt, in welcher die Teilnehmer solch organisatorischen Gebildes einander verhaeltnismaessig gut kennen, womit ein moeglicher Missbrauch in Grenzen gehalten werden kann. Wenn allerdings die Anonymitaet in ein solches System einzieht, entwickeln sich 2 fragwuerdige Aspekte. Einerseits versucht der Einzelne das System auszunuetzen (sich zu uebervorteilen) und andererseits entsteht eine Verwaltungsorganisation, welche das System dauernd ausbauen will, da die darin funktionierenden Menschen versuchen, ihre persoenliche Zukunft abzusichern. Beide Aspekte tendieren die Nachhaltigkeit zu untergraben.

      3. Die heutige Krise basiert zu einem erheblichen Teil darauf, dass es der Finanzindustrie zu einem immer hoeheren Grade erlaubt wurde (aufgrund der Geldpolitik der Zentralbanken), das Risiko und dessen Kosten umzuverteilen auf die Allgemeinheit. Es handelt sich hierbei um eine schrittweise Entwicklung der letzten 30 Jahre, welche 2008 einen weiteren Hoehepunkt erreichte. Es handelt sich hierbei um ein Geschaeftsmodell, welches einem Teil der heutigen Elite erlaubt, sich legal ungerechtfertigt zu bereichern. Auch legalisierter Diebstahl bleibt Diebstahl.

      • Albert Baer sagt:

        Da gebe ich ihnen Recht.
        Die menschliche Sozialität („Ehrenhaftigkeit“, Empathie, Gefühl für Fairness…) hat sich ja nicht aus dem Nichts entwickelt sondern in persönlichen Beziehungen. Soziales Verhalten wurde dadurch verstärkt, dass mich andere für mein unsoziales Verhalten bestrafen konnten und umgekehrt. Die Bestrafungsmöglichkeit gehört also zwingend zu menschlichen Gemeinschaften.

        Dass Verwaltungen zum Selbstläufer werden ist der (falschen) Koppelung der Tätigkeit mit der Existenz geschuldet. Den Firmen im Kapitalismus geht es ja gleich: Primäres Ziel ist nicht der Welt mit möglichst guten Produkten und Dienstleistungen zu dienen, sondern das Überleben der Firma zu sichern. Die Produkte/Dienstleistungen müssen ausreichend gut sein um im Wettbewerb bestehen zu können, aber auch nicht wieder so gut, dass sie die Existenz der Firma gefährden.

        • Albert Baer sagt:

          Das ist eben der grundlegende und zunehmend verhängnisvolle Irrtum: Die Koppelung von Arbeit und Existenz.
          Arbeit muss man nicht kreieren, Arbeit muss man erledigen. Eine Hausfrau die nach dem Staubsaugen wider den Staubbeutel in der Wohnung ausleert, weil sie Arbeit braucht, würde man einweisen.

        • Linus Huber sagt:

          „Primäres Ziel ist nicht der Welt mit möglichst guten Produkten und Dienstleistungen zu dienen, sondern das Überleben der Firma zu sichern.“

          Dies haengt natuerlich sehr wohl miteinander zusammen, sofern der Wettbewerb spielt. Es gibt hingegen viele wettbewerbsverzerrende Eingriffe des Staates, welches z.B. den Grossfirmen es erlaubt, ihre Position durch die Beeinflussung der oft als vermeintlich konsumentenfreundlichen entsprechende Regeln zu staerken und eine Art Monopolstellung zu erreichen. In anderen Worten, nicht die Leistung zaehlt sondern die Faehigkeit die Regeln zu beeinflussen (Vetternwirtschaft / Crony Capitalism, worin die Banken wohl am erfolgreichsten waren). Ein weiterer Aspekt, warum man die Macht des Staates limitieren sollte, aber genau das Gegenteil trifft natuerlich ein, da ja man die vergangenen Probleme zentralplanerisch loesen „muss“, womit die Entscheidungstraeger in ihrer vermeintlichen Bedeutung schwelgen, nicht erkennend, dass es genau sie sind, welche das Problem urspruenglich kreierten.

          • Der Satz sollte korrekt heissen: „Primäres Ziel ist nicht der Welt mit möglichst guten Produkten und Dienstleistungen zu dienen, sondern den Profit zu maximieren.” Wobei „Profit“ je länger je mehr nicht derjenige der Firmen, sondern der persönliche Profit der Firmenleitung (Direktorium, Verwaltungsrat, CEO) auch und insbesondere zum Schaden der Firma ist (vgl. Bonus- und Vergütungs-System im Investment Banking).

            Noch etwas zum primären Ziel:

            Das primäre Ziel eines staatlichen Strombetriebes (Post-, Wasser-, …) ist es, Volk und Wirtschaft mit Strom (Postdienstleistungen, Wasser, …) zu versorgen.

            Das primäre Ziel eines privaten Strombetriebes (Post-, Wasser-, …) ist es, den Profit zu maximieren.

            Wer keinen Unterschied sieht, soll sich überlegen, was ein privater Versorger machen würde, wenn es profitabler ist, statt Strom herzustellen, durch Verknappung in Enron-style damit zu spekulieren…

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            In erster Linie muss wohl das Verteilungssystem durch den Staat gewaehrleistet werden, da wir aufgrund technischer Umstaende und aus Effizienzgruenden auf eine teilweise stark zentralisierte Produktion angewiesen sind und sich eine Doppelspurigkeit des Verteilungssystems sicherlich nicht als volkswirtschaftlicher Vorteil ausweisen wuerde.

            Die Produktion muss nicht unbedingt zentralistisch gestaltet werden, da auch kleinere Produktionsanlagen resp. Klaerungsanlagen sehr wohl wirtschaftlich sein moegen. Unter solch einem Szenario waere wohl Atomkraft nicht wirklich aufgekommen, da die Risiken nicht versicherbar sind in der Privatwirtschaft, oder nur zu horrenden Praemien, was den Betrieb unwirtschaftlich gemacht haette.

          • Linus Huber sagt:

            Die Verehrung der Buerokratie

            http://www.youtube.com/watch?v=LjBl0dASg30#at=147

            Eine interessante Ansicht.

          • @Linus

            Grossartiger Link!

          • Albert Baer sagt:

            Vor dem Staat, seiner Bürokratie und Gewalt haben sich die Clans einfach gegenseitig die Köpfe eingeschlagen und sich gegenseitig ihr Eigentum geraubt.
            Dorthin zurück wollen wir doch auch nicht.
            Wer ein Recht auf Eigentum postuliert braucht immer auch Gewalt um dieses Recht durchzusetzen.
            Eigentum ist ein Fehlkonzept und beschwört Gewalt geradezu herauf. Die Lösung kann deshalb nur darin liegen Eigentum in Commons (Gemeingüter) umzuwandeln, die im Prinzip jedem gehören (inkl. den Zukünftigen).

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Alber Baer
            „The state is a condition, a certain relationship between human beings, a mode of behaviour;
            we destroy it by contracting other relationships, by behaving differently toward one another.“
            Gustav Landauer

      • Anh Toan sagt:

        Linus Huber: „Ich liebe es, wenn man mich kritisiert. Nur so kann ich meine Argumentationsfaehigkeit verbessern.“

        Andere würden sagen, nur so kann ich meine Gedanken weiterentwickeln, Sie wollen jedoch nur Ihre Argumentatitionsfähgkeit entwickeln, also andere von Ihrem „richtigen Wissen“, sprich Glauben, überzeugen.

      • Ueli der Hecht sagt:

        @Linus Huber
        „…Wenn allerdings die Anonymität in ein solches System einzieht, entwickeln sich 2 fragwürdige Aspekte. Einerseits versucht der Einzelne das System auszunutzen (sich zu übervorteilen) und andererseits entsteht eine Verwaltungsorganisation, welche das System dauernd ausbauen will…“
        Nun, Ich kann mir nichts „Anonymeres“ als Ihren immer wieder abgefeierten „freien Markt“ vorstellen und die „Übervorteilung“ als solche beginnt ja damit, dass wir als Menschheit nicht jedes Jahr das Spielchen der Reichtumsakkumulation wieder bei Null starten. Alle weitere „Korruption“ scheint mir die logische Konsequenz dieser ungeheurlichen Machtkonzentration zu sein.
        In exchange the action is social – the minds are privat.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Ihr Verstaendnis fuer den sogenannten „Freien Markt“ ist wohl ein wenig verzerrt, denn es handelt sich um uns selber und wie wir miteinander in ungezwungener Art und Weise umgehen und in jedem Handel die Parteien auf das gegenseitige Vertrauen zaehlen muessen, da kein staatlicher Schutz fuer Fehlentscheide vorliegt. Der Staat ist oft der eigentliche Grund, welcher korruptes Verhalten erst ermoeglicht oder gar belohnt.

          Es geht uebrigens nicht darum, ob Staat oder nicht Staat, sondern einzig um das Ausmass des und die klare Aufgabenzuweisung an den Staat. Je zentralistischer ein System, desto hoeher ist die Hebelwirkung der Entscheidungen. Je hoeher die Macht der Entscheidungstraeger, desto hoeher der Anreiz fuer korruptes Verhalten. Genauso wie ich einen reduzierten Hebel fuer Banken postuliere, erkenne ich die Notwendigkeit, dass vermehrt die Richtung der Dezentralisierung Einzug haelt.

          Die gegenwaertige Reichtumsakkumulation der vielleicht 0,1% basiert genau auf der zentralistischen Planung via Geldpolitik. Wenn Sie die Situation ein wenig naeher verfolgten, litten diese 0,1% am meisten in Bezug auf persoenliches Vermoegen im Crash 2008 und haben auch wieder am meisten gewonnen seither.

          Es bildet sich ein viel kuerzerer Zyklus von Akkumulation und „destructive creation“, wenn diese fuer die Nachhaltigkeit notwendige regelmaessige Korrektur von Fehlentwicklungen nicht durch manipulative Eingriffe verhindert werden. Die Amplitude dieser Zyklen waeren bedeutend tiefer/schwaecher.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Ich weiss sehr wohl „was“ der „freie Markt“ aka Kapitalismus ist – danke der Nachfrage Herr Huber.
            Aber Sie können offensichtlich einfach nicht azkeptiern, dass das Kapital nun mal eine „Affäre“ mit dem Staat hat, die weiter geht als nur zusammen „Händchen halten“. Ihre Weigerung diese Tatsache zu sehen erinnert mich an gläubige Christen, die einfach nicht „akzeptieren“ wollen, dass Geist und Körper nun mal nicht so getrennt werden können wie Eigelb und Eiweiss – aber ich bin auch nicht gekommen um zu bekehren.

          • Linus Huber sagt:

            „das Kapital nun mal eine “Affäre” mit dem Staat hat“

            Es besteht natuerlich die Steuerhoheit oder das Finanzieren des Staates, was zu einem gewissen Grade das staatliche Monopol fuer eine Waehrung rechtfertigen mag. Jedoch muss man daraus ja nicht gleich ein Monopol machen, sondern kann problemlos konkurierende (nicht manipulierbare) Waehrungen zulassen und somit den Menschen die Freiheit gewaehren, zu bestimmen, was sie als Geld (abgesehen von den Steuernzahlungen) waehlen.

            Das Geldmonopol des Staates ist nicht Teil des Gedankens „Freier Markt“, sondern Teil des zentralplanerischen Gedankengutes, welches offensichtlich klaeglich versagte.

            Der Unterschied zwischen Ihrer und meiner Meinung liegt hauptsaechlich in der Benennung des gegenwaertigen Systems. Sie rufen es Kapitalismus und ich sage, dass wir keineswegs in einem „Freien Markt“ leben, sondern in einem System der Vetternwirtschaft / Crony Capitalismus, was keineswegs einem „Freien Markt“ entspricht und die zentralistische Manipulation der eigentliche Ursprung der Krise ist. Darauf antworten Sie normalerweise, dass es systematisch bedingt ist, dass sich das kapitalistische System derart verhalten wird. In anderen Worten strecken Sie hier die Waffen, waehrend ich keineswegs damit einverstanden sein kann, dass man das Versagen zentralistischen Steuerns als Versagen des Marktes klassifizieren kann.

            In meinen Augen besteht die Problematik in der verhaeltnismaessig pro-staatlichen Indoktrination der Bevoelkerung, welche unfaehig ist, die komplexen Zusammenhaenge zu erkennen und daher in erster Linie einzig auf die temporaeren persoenlichen Vorteile zwecks Bildung ihrer Ansichten baut (nicht zu vergessen der immer hoehere Anteil der Bevoelkerung, welche vom Staat abhaengig ist). Die traditionelle Wirtschaftswissenschaft mit den vielen indoktrinierten Aposteln gibt dieser Volksverdummung noch den letzten Schliff.

            Es handelt sich immer um allgemeine Ansichten und keineswegs spezifisch auf die Schweiz bezogen.

          • Linus Huber sagt:

            Bitte das Wort „Verdummung“ nicht falsch verstehen. Ich bin ueberzeugt, dass viele Menschen intuitiv spueren, dass etwas nicht stimmt. Nur koennen Sie dieses Gefuehl nicht durch das Erkennen der Zusammenhaenge gut begruenden und verfallen in oberflaechliche Betrachtungsweisen, wie z.B. Auslaenderhass, Politikverdrossenheit, Abzockerhass etc. und beruecksichtigen immer ihre persoenlichen Vorteile in der Bildung dieser Ansicht. Dies beruht eben genau auf der durch die Buerokratie geschaffenen Umverteilungseffekte, wodurch es in erster Linie um den Streit des groessten Stueckes Kuchen handelt, nicht erkennend, dass durch die vergangenen Umverteilungsmechanismen Anspruchsforderungen produziert wurden, welche aufgrund der Verletzung der Nachhaltigkeit schwerlich erfuellbar sein duerften.

          • Linus Huber sagt:

            Wie es scheint, entsteht langsam ein Trend diesem staatlichen Geldmonopol zu entfliehen indem sich schrittweise Konkurrenz entwickelt:

            http://www.youtube.com/watch?v=cb-ts8fUhB8

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Die Leute sollen also selber über Ihr Geld entscheiden?
            Die Praxis wird im Kapitalismus aber immer so aussehen, dass private Banken ein Oligopol mit Monopolcharakter bilden, wie sie es bereits taten, als es noch gar keine staatlichen Bankgesetze gab.
            Die Zentralbanken sollen abgeschafft werden?
            Das Geschäft käme in die Hand von vier bis fünf globalen Grossbanken. In potenzierter Form würden die Probleme, die heute schon vohanden sind auftreten: Ausweitung der Devisenspekulation, ein ständiges Casino – Die Währung welcher Bank wertet auf oder ab?
            Der letzte Punkt ist: Wir haben überhaupt kein staatliches Geldmonopol!
            Wenn wir ein staatliches Geldmonopol hätten, dann würde der Staat das Geld selber schöpfen, ohne dafür Zinsen zu zahlen. Staatschulden: Null! Zinslast: Null!
            Tatsächlich haben wir ein privates Geldmonopol, das ohne Gegenwert Geld aus dem Nichts schöpft und dafür von Staat und Volk Zinsen kassiert.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Wer sagt, dass der Staat sich zu verschulden hat?

            Was glauben Sie, wenn z.B. die Einlageversicherung dahinfaellt, sich dies auf das Verhalten der Bevoelkerung in Bezug auf die Eigenkapitalquote der Banken auswirken duerfte?

            Wer Spekulieren will, soll das natuerlich duerfen, jedoch sind im Falle von Verlusten die Risikotraeger, welche die Kosten zu tragen haben und nicht die Gesellschaft.

            Ohne Zentralbanken existierten die Grossbanken heute gar nicht mehr. Einzig sehr konservative und risikoscheue Institute haetten ueberlebt.

            Die persoenliche Haftung von Bankern waere wohl schon laengst wieder eingefuehrt.

            Die gegenwaertige Vernetzung der Finanzindustrie ist geradezu grotesk und erhoeht zunehmend das Systemrisiko.

            Monopole sind einzig das Resultat staatlicher Unterstuetzung und nicht durch den Freien Markt erzeugt.

            Aber wie gesagt, wenn der Wagen mal in der Schei..e steckt, ist es schwierig daraus zu kommen. Dies heisst jedoch nicht, dass man einfach weitermacht wie gehabt.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            1. „Wer sagt, dass der Staat sich zu verschulden hat?“
            Das sagt das private Geldmonopol, welches sich auf die Marktgesetze berufen kann.
            2. Die Einlageversicherung hilft den privaten Banken und nicht dem Staat.
            3. Spekulieren (Wetten auf die Zukunft) ist das Kerngeschäft des Kapitalismus und nicht irgendeine Randerscheinung, die nur von risikogeilen Bankern betrieben wird.
            4. Der Bail-out 2008 von Wallstreet und co. hat doch das Privatkapital gerettet und nicht die Staatsfinanzen! Die Staaten haben den Fehler gemacht, dass sie den grössten Bail-out der Geschichte nicht an Bedingungen geknüpft haben.
            5. Wieso sollten ohne die Zentralbanken keine Grossbanken mehr existieren? Die FED besteht ja schon jetzt aus einem Netz von Privatbanken – die würden dann einfach unter einem anderen Label weiter machen.
            6. Monopole und Quasimonopole sind nicht zwangläufig immer das Resultat von Eingriffen von Staaten. Die Handvoll Foodmultis, Erdölmultis, Automultis oder Elektronikmultis, die sich den Weltmarkt aufteilen sind doch alles Privatunternehmen, die weder verstaatlicht sind, noch durch Eingriffe des Staates zu ihrer Grösse angewachsen sind. Nein, es gibt eine natürliche Tendenz im Kapitalismus zur Monopolbildung – ob es Ihnen nun gefällt oder nicht.

          • Anh Toan sagt:

            @Linus Huber: „Monopole sind einzig das Resultat staatlicher Unterstuetzung und nicht durch den Freien Markt erzeugt“

            Der „freie Markt“ mit seinem Gewinnmaximierungsprinzip verlangt von den Produzenten den Zusammenschluss zwecks Ausbeutung des Konsumenten: Letztlich aber ist ein Monopol aus Gewinnmaximierungsgesichtspunkten für das Kapital effizienter, als ein Kartell aller Anbieter. Das Monopol (Einer hat Alles) ist die logische Konsequenz von Kapitalismus.

            @Ueli der Hecht: Die logische Folge von Kummunismus ist, Keiner hat Etwas.

            Das Ergebnis ist für fast alle gleich.

            Darum ist in der tatsächlich existierenden Welt nur ein Kompromiss hilfreich.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @anh Toan
            Es ist ja putzig, dass Sie zwischen dem Kapitalisten und dem Kommunisten „vermitteln“ wollen – einen billigen Kompromiss lehne ich aber trotzdem ab, da ich ja nicht zum Sozialdemokraten mutieren will.
            Kommunismus heisst übrigens nicht, dass alle freudig „am Hungertuch nagen“ um von niemandem beherrscht zu werden. Diese Vorstellung ist in den Köpfen zwar weit verbreitet – aber totaler Blödsinn. Die Sowjetunion, Nordkorea, oder sonstige Schreckgespenste der Vergangenheit waren / sind „staatskapitalistisch autokratisch geführte Einparteiendiktaturen, welche eine groteske Karrikatur des Kommunismus darstellen.

          • Rainer S sagt:

            @Ueli
            Fakt ist, es herrscht ein staatliches Geldmonopol, denn nur ein Staat kann etwas als gesetzl. Zahlungsmittel festlegen. Die Staaten haben zur Festlegung der Geldmenge und der Zinsen Notenbanken installiert, welche die Kontrolle über das Geld haben. Konkurrenz zu diesem Geld wird aus guten Grund nicht zugelassen. Die von Ihnen erwähnten Spekulationen sind nur möglich, solange es dieses Buchgeldsystem gibt, bei dem einfach aus dem Nichts Geld entsteht. Ein Marktgeld wäre nicht im Überfluss vorhanden, könnte also auch nicht einfach hergenommen werden um zu spekulieren. Wenn jemand spekulieren wollte, müsste er sich reelles Geld von Menschen holen, würde die Spekulation schief gehen, hätten diese Menschen einen reellen Verlust, das Geld wäre jedoch nicht verschwunden sondern in anderen Händen, also eine reelle Umverteilung. Was glauben Sie, wie es den Hedge-Fonds und anderen Spekulanten unter diesen Bedingungen gehen würde? Geld würde zu 70-80 in die reelle Wirtschaft mit sehr hohen Sicherheiten, die restlichen 20-30% würden vermutlich in vielversprechende Projekte mit überschaubarem Risiko fliesen. Zu den Monopolen: natürlich gibt es staatl. Schutz für große Konzerne. Z.B. Gesetze, die verhindern, dass die Konzerne verantwortlich agieren müssen. Oder sogenannte ‚Privatisierungen‘, die ein normal denkender Mensch niemals so genehmigen würde, wenn es um sein Eigentum geht. Bsp. Wasser, wenn ich eine Gemeinde wäre und wollte die Wasserversorgung privatisieren, so würde ich meine Infrastruktur immer nur verpachten und Verträge auf max. 10 Jahre machen mit Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen über X%. Zudem würde ich den Pächter verpflichten, die Infrastruktur zu pflegen, falls dies nicht passiert müssen die Reparaturkosten übernommen werden. Das alles ist vollkommen normal, wenn es um privates Mietrecht geht.

          • Rainer S sagt:

            Was passiert heute: Konzerne wie Nestle bekommen teilweise Verträge über viele Jahrzehnte ohne Ausstiegsklausel. Die Frage ist wer profitiert außer Nestle davon? Sicherlich nicht der Bürger! Dies alles widerspricht komplett einem Freien Markt und einer Freien Gesellschaft!
            @anh Toan
            Nein, der Staat und die Politik als Regulator hat uns in diese Situation gebracht. Was notwendig ist: wir brauchen wieder eine richtige Marktwirtschaft ohne staatl. Bevormundung und Schutz einer Superreichen!

          • Linus Huber sagt:

            1. “Wer sagt, dass der Staat sich zu verschulden hat?”
            Das sagt das private Geldmonopol, welches sich auf die Marktgesetze berufen kann.

            Nein, dies wird durch die zentralplanerischen Politiker, welche sich nicht durch das gegebenen Budgets einschraenken wollen, erzeugt.

            2. Die Einlageversicherung hilft den privaten Banken und nicht dem Staat.

            Das sage ich ja gerade, es handelt sich um eine indirekte Subvention an die Banken aufgrund zentralplanerischer Aktivitaet des Staates.

            3. Spekulieren (Wetten auf die Zukunft) ist das Kerngeschäft des Kapitalismus und nicht irgendeine Randerscheinung, die nur von risikogeilen Bankern betrieben wird.

            „Spekulation“ beinhaltet mitunter eine wichtige Funktion, indem der Spekulant das Risiko uebernimmt, sodass derjenige, welche sich dieses Risikos entledigen will, dies tun kann. Wenn die Risikopraemie zu hoch wird, wird manch einer es wohl vorziehen, das Risiko selber tragen zu wollen. Sie reden von moeglichen Uebertreibungen, welche jedoch genau aufgrund der Tatsache, dass die Kosten des Risikos via Geldpolitik zu einem grossen Teil auf die Allgemeinheit verlagert werden kann, gefoerdert wird.

            4. Der Bail-out 2008 von Wallstreet und co. hat doch das Privatkapital gerettet und nicht die Staatsfinanzen! Die Staaten haben den Fehler gemacht, dass sie den grössten Bail-out der Geschichte nicht an Bedingungen geknüpft haben.

            Dies stimmt. Es handelte sich um eine Entwicklung, welche dort ihren Hoehepunkt erreichte und die implizierte staatliche Garantie, welche durch die zentralplanerische Aktivitaeten der Zentralbanken eintrainiert wurde, wurde wunschgemaess (fuer die Banken) umgesetzt.

            5. Geld und Banking ist ein Geschaeft des Vertrauens. Wenn die Banken nicht mehr auf die Unterstuetzung des Staates zaehlen koennen, muss der Einzelne sich persoenlich um das Risikoprofil kuemmern. Dies fuehrt dazu, dass man hoehere Eigenkapitalquoten anstrebt, dass man sich lieber einen Banker sucht, welchen man persoenlich kennt, etc. etc.

          • Linus Huber sagt:

            6. Monopole und Quasimonopole sind nicht zwangläufig immer das Resultat von Eingriffen von Staaten. Die Handvoll Foodmultis, Erdölmultis, Automultis oder Elektronikmultis, die sich den Weltmarkt aufteilen sind doch alles Privatunternehmen, die weder verstaatlicht sind, noch durch Eingriffe des Staates zu ihrer Grösse angewachsen sind. Nein, es gibt eine natürliche Tendenz im Kapitalismus zur Monopolbildung – ob es Ihnen nun gefällt oder nicht.

            Was glauben sie, wie sich die verschiedenen und hohe Dichte an Regulierungen auf die Wettbewerbssituation auswirken? Marktverzerrend oder wettbewerbsfoerdernd? Die Antwort liegt darin, wer die staerkste Motivation und Moeglichkeit besitzt, diese Gesetze und Regeln zu beeinflussen. Wer genau duerfte dies sein? Die Komplexitaet hilft den Grossen, nicht den Kleinen, indem der Marktzugang dadurch mit einer hohen Praemie verteuert wird.

          • Linus Huber sagt:

            @ Anh Toan

            Ja, es gibt die Moeglichkeit, dass sich zeitlich Monopole oder fast Monopole bilden koennen. Ein Beispiel duerfte z.B. Microsoft sein, welches vor 10 oder 15 Jahren als Monopolist eingestuft wurde. Der Trick liegt darin, dass man durch staatliche Regeln solch ein Monopol nicht noch staerkt und institutionalisiert, was natuerlich von solchen Unternehmen versucht wird.

            Der Software Bereich ist wohl einer der noch am wenigsten regulierten Maerkte und siehe da, 15 Jahre spaeter sind andere Unternehmen an der Spitze. Der verhaeltnismaessig Freie Markt in diesem Sektor erlaubte es, dass Konkurrenz mit besseren Dienstleistungen dieses Monopol knackte.

            Und sie haben natuerlich recht, dass Ueli’s Ideen dazu fuehren, dass es einfach allen schlechter geht. Der zentralisierte Staat offeriert keine Loesungen, sondern ist mitunter das Problem selber. Einzig die dezentralisierte Struktur, in welcher die Entscheidungstraeger persoenlich und direkt mit der gesellschaftlichen Umgebung auf taeglicher Basis eingebunden sind, bietet einen gewissen Schutz gegen korruptes Verhalten.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Ich habe oben nur darauf hingewiesen, dass wenn man von „staatlichem Geldmonopol“ spricht die irrige Vorstellung aufkommen könnte, dass die öffentliche Hand selber Geldschöpfen kann. In Wahrheit muss sie aber Kredite aufnehmen und nur die Interaktion zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken kann zu „Geldschöpfung“ führen.
            Ich habe Sie auch darauf hingewiesen, dass die Substitution von Zentralbanken durch Geschäftsbanken möglich ist – ihre läppische Antwort war: Das stimmt nicht! Beweisen müssen Sie freilich nichts – sie schauen einfach nach was Herr Hayek mal in den 70er Jahren behauptet hat.
            Alle weiteren Frage-Antwort-Spielchen, die sie mir präsentiert haben – laufen darauf hinaus, dass sie mir eine unpräzis gestellte Frage an den Kopf werfen wie z.B. „Wieso müssen die Staaten sich verschulden?“ um dann wie aus der Pistole geschossen zu antworten: „Wegen den verantwortungslosen Politikern!“
            Dieser liberale Monolog mag zwar in einem Indoktrinierungscamp der „Jungliberalen“ Eindruck schinden – bei mir löst diese „Taktik“ vorwiegend ein müdes lächeln aus.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            In Artikel 99 der Bundesverfassung ist festgelegt: «Das Geld- und Währungswesen ist Sache des Bundes; diesem allein steht das Recht zur Ausgabe von Münzen und Banknoten zu.»

            Dies duerfte in vergleichbarer Weise fuer die meisten Staaten aehnlich sein.

            Die Frage, welche Sie hier ansprechen, fokusiert sich auf die Ausgestaltung des Geld- und Waehrungswesen. Die meisten Staaten haben dies an eine „unabhaengige“ Zentralbank abdelegiert, was aber nicht heissen muss, dass der Staat dieses Recht wieder selber direkt in Anspruch nehmen kann. Sie haben natuerlich recht mit der Aussage, dass die Banken „Geld“ schoepfen in der Form von Kredit, wobei solche Kredite grundsaetzlich nichts mit dem Staat zu tun haetten, da es sich um Vereinbarungen zwischen 2 Parteien handelt. Einzig die implizierte und teilweise explizierte staatliche Garantie (meist via Zentralbanken) unterwirft dieses Kreditvolumen der staatlichen Unterstuetzung. Wenn die Zentralbanken von anfang an erklaert haetten, dass sie fuer Liquiditaetsengpaesse und Insolvenz von Banken weder verantwortlich zeichnen werden noch Hilfestuetzung gewaehren wuerden, waeren die Banken schwerlich in der Lage gewesen, mit solch einem Hebel und damit mit so hohem Risiko zu operieren.

            Es koennte sehr gut neu bestimmt werden, dass das Finanzministerium das Geldmonopol selbst uebernimmt und verwaltet. Die unabhaengigen Zentralbanken wurden jedoch genau deswegen geschaffen, dass die Politiker mit Hilfe der Banker sich nicht verantwortungslos verschulden, eine Aufgabe, in welcher sie klaeglich versagten, indem mit fragwuerdigen Theorien indoktrinierte Oekonomen das sagen hatten.

            „Ich habe Sie auch darauf hingewiesen, dass die Substitution von Zentralbanken durch Geschäftsbanken möglich ist – ihre läppische Antwort war: Das stimmt nicht!“

            Ich habe nichts dergleichen geaeussert, denn theoretisch ist alles moeglich. Inwiefern es sinnvoll ist und wie solch ein System ausgestaltet wird, ist jedoch eine andere Angelegenheit.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Bitte lesen Sie das spannende Interview auf heise.de: „Alle Zentralbanken sind dabei, sich in badbanks zu verwandeln“
            Danach würde ich gerne mit Ihnen über dasselbe diskutieren. Mit freundlichen Grüssen

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Danke fuer den Link. Ein wirklich gutes Interview und ich kann mich mit den meisten Aussagen einverstanden erklaeren.

            Der grundsaetzliche Unterschied zwischen den Ueberlegungen der Interviewees und mir liegt wohl darin, dass diese Zentralbanken mit entsprechendem Geldmonopol als quasi unverzichtbarer Teil eines Freien Marktes betrachten, waehrend ich diesen Umstand nicht anerkenne, sondern es sich dabei um den zentralplanerischen Aspekt handelt, welcher die Nachhaltigkeit des Systems langfristig untergraebt (Ponzi Scheme).

            Aber jetzt mehr spezifisch:

            „Gleichzeitig wird aber durch die Konkurrenz ein unaufhaltsamer Produktivitätswettlauf angestachelt, der im Kern darauf hinausläuft, permanent Arbeitskraft durch Sachkapital zu ersetzen.“

            „Senken die Notbanken die Zinsen für diese Kredite, dann befeuert das die Bildung von fiktivem Kapital. Die Erhöhung der Leitzinsen wirkt dagegen drosselnd. Diese Zinspolitik hat bei der der Überwindung der bisherigen Kriseneinbrüche in der Ära des fiktiven Kapitals eine zentrale Rolle gespielt.“

            Diese 2 miteinander zu verbindenden Aussagen sind wichtig. Erstens befeuert die inflationaere Geldpolitik (Tiefzinspolitik) die Bildung von fiktivem Kapital, aber erlaubt es ebenfalls Arbeitskraft laengerfristig vermehrt durch Sachkapital zu ersetzen. Am Anfang reduziert sich die Arbeitslosigkeit, weil dieses Sachkapital kreiert werden muss, jedoch langfristig kehrt der Spiess sich um.

            Zentralbanken koennen gar nicht erkennen, wie hoch die Zinsen eigentlich sein sollten, sondern fokusieren sich einzig auf einen kleinen Aspekt der Wirtschaft, naemlich die Preissteigerungen im Konsumentenpreisindex. Ich vertrete nicht die Ansicht, dass der „Freie Markt“ keine Krisen zulaesst, jedoch entstehen diese aufgrund von „Betrugsmodellen“, welche die Elite zwecks Selbstbereicherung im Bereiche des Geldes einfuehrt. Normalerweise werden solche Fehlentwicklungen jedoch verhaeltnismaessig kurzfristig wieder bereinigt.

          • Interessante Debatte. Höchstens 2 Anmerkungen/Fragen. Erst die Anmerkung: Wenn (Neo-)Liberale Kreise ein Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber des Staates als Grund angeben, weshalb etwa die Geldschöpfung aus der Hand des Staates genommen werden muss, dann argumentieren sie zirkulär, denn sie sind es ja letzlich, die das Vertrauen in den Staat mit Sprüchen wie Reagans „der Staat ist nicht die Lösung unserer Probleme, der Staat ist das Problem“ erst untergraben haben. Das ist, wie wenn man behauptet, ein Haus sei brandgefährdet, es dann selber anzündet und sagt: „siehste?“

            Nun noch die Frage: Was wäre denn die Alternative? Ich höre immer „Dezentralisation“, aber was bedeutet das konkret? Aufgrund von Erfahrungen in der Realität (etwas, das unter konservativen Ökonomen irrigerweise wenig gilt) bedeutet es doch wohl letztlich, dass Privatunternehmen das Geld kontrollieren. Wenn es das ist, was Sie wollen, wieso sagen Sie es dann nicht? Auch ich kenne die Geschichten von lokalen Geld-Experimenten wie dem „Wunder von Wörl“, das dann von der Österreichischen Zentralbank unterbunden worden ist, weil es ihr Geldmonopol untergraben hat. Aber auch dieses war ein Gemeinde-Geld und damit letztlich ein Staatsgeld.

            Ich weiss, dass vor allem Herr Huber alles und jedes Übel auf „den Staat“ zurückführt, auch die Finanzkrise, auch wenn die historische Realität widerspricht, und nicht einmal in dem Sinne, dass der Staat sich von Wirtschaftsinteressen über den Tisch hat ziehen lassen (Deregulierungen). Somit sind also die Investment Banken/Hedgefonds/CDO Manager/… von aller Schuld an der Krise freizusprechen, denn die Zentralbanken mit ihrer lockeren Geldpolitik sind an allem Schuld. Wenn Herr Huber mit „Zentralbank“ die Person Greenspan meint, dann hätte er mit seiner Kritik zwar recht, aber dieser handelte ja im Sinne seiner Ayn Rand-inspirierten staatsfeindlichen und business-freundlichen Ideologie.

            Meine Antwort zu Herrn Hubers Problem heisst Voll-Geld ( vollgeld.ch ).

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            Mit dem Reizwort „Deregulierung“ sprechen Sie einen Umstand an, welcher oft falsch verstanden wird. Grundsaetzlich haben sich die Volumen von Regeln nicht reduziert sondern sind fast explosionsartig angestiegen. Deregulierung trat hauptsaechlich in Bereichen ein, in welchen die Elite die Moeglichkeit erkennen konnte, sich aufgrund der bestehenden Umverteilung der Kosten von Risiko auf die Allgemeinheit, eine bestmoegliche Ausnuetzung zu erreichen. In den meisten anderen Bereichen und vor allem dort, wo sich die Grossunternehmen dadurch eine monopolaehnliche Stellung erarbeiten konnten, wurde im Allgemeinen die Regulierung erhoeht. Ebenfalls wurden aufgrund der staatsfeindlichen Einstellung oeffentliche Aufgaben zu privatisieren um weitere Einnahmequellen mit Hilfe von oft staatlichen Regeln zur Abschoepfung zu schaffen. Es entsteht daraus ein Cocktail, welches sehr unuebersichtlich geworden ist.

            Eigentliche Deregulierung des Finanzsektors haette z.B. die Staatsgarantie, die Einlagegarantie und das Greenspan-Put etc. abgeschafft, womit die Banken dem Freien Markt ausgesetzt worden waeren. Liquiditaetsengpaesse haetten in diesem Falle das Ende einer Bank bedeuten koennen.

            Nicht alles Uebel ist staatlicher Herkunft. Es geht mir mehr um die eingeschlagene Richtung. Der Staat hat definitiv seine Existenzberechtigung um die gesellschaftlich festgelegten Regeln durchzusetzen. Jedoch muss seine Macht klar definiert werden um eine nicht nachhaltige Entwicklung der krebsartigen Ausweitung von Kompetenz und Macht zu verhindern (eine jeder Organisation inhaerenten Tendenz).

            Alternative. Vielleicht ist die Idee des Vollgeldes ok. In meinen Augen darf Geld nicht zu manipulativen Zwecken verwendet werden, sondern soll wie das Laengen- oder Gewichtsmass eine verlaessliche Masseinheit darstellen. Dies bedeutet, dass die Geldmenge nicht via das Kreditvolumen masslos ausgeweitet werden darf, sondern die Geldmenge in etwa dem Wirtschaftswachstum zu entsprechen hat.

          • Anh Toan sagt:

            „Geldmonopol“

            Artikel 99 betreffend dem angeblichen Geldmonopol des Bundes steht unter

            3. Titel: Bund, Kantone und Gemeinden
            2. Kapitel: Zuständigkeiten
            7. Abschnitt Wirtschaft

            Es geht also um Angrenzung von Zuständigkeiten im Föderalismus, der Artikel verbietet den Kantonen, Geld zu schaffen, nicht Privaten.

            Private schaffen „Geld“, z.B. WIR, Cumuluspunkte, Wechsel und Checks, Bitcoins und Clubmedperlen, es ist letztlich eine Frage, was Geld ist: Wird als Geld eine Forderung gegen den Staat bezeichnet, kann diese wohl kaum ohne Mitwirkung des belasteten Staates entstehen (Forderung zu Lasten Dritter)

            Der Bürger kann als „Geld“ verwenden, was er will, seien dies von Linus Huber herausgegebene persönliche Schuldscheine, Gold, Murmeln, Zigaretten, ausländische Währungen usw.

            Niemand verbietet mir, Anh Toan Kreuzer herauszugeben, (Gegen Vorlage dieses Papieres zahle ich 100 Anh Toan Kreuzer).

            Also worauf bezieht sich das staatliche Geldmonopol genau?

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            Ich verspuere, dass Sie konkrete Beispiele hoeren wollen. Die Schierigkeit besteht darin, dass man dabei oft in ein Wespennest fasst, denn die Infragestellung vermeintlicher „Anrechte“ werden nicht leicht verdaut und uns in der Schweiz geht es natuerlich noch sehr gut.

            Teil 1

            Ich bin selten krank, jedoch wenn ich von einem nicht lebensgefährdendem Leiden befallen werde, erkundige ich mich über die möglichen Gründe der Symptome im Internet. Ich erwäge in eigener Regie, was die plausibelste Ursache sein mag und konsultiere kurz meine engste Umgebung um mögliche Ratschläge mit zu berücksichtigen. Danach entscheide ich mich auf meine Behandlung, welche oft einzig darin besteht, gar nichts zu unternehmen um den Körper auf die notwendige Widerstandskraft zu trimmen, was langfristig sicherlich vorteilhaft sein dürfte. In anderen Fällen besuche ich einen mir vertrauten Apotheker und diskutiere kurz das bestgeeignete Medikament, kaufe und administriere es, womit die Angelegenheit abgeschlossen ist. Natürlich können sich bei diesem Vorgehen unvorhergesehene Nebenwirkungen melden, dies trifft jedoch auch zu, wenn ich auf den Rat eines Arztes höre. Was jedoch wichtig ist an diesem Beispiel, liegt im Umstand, dass ich Eigenverantwortung und Risiko übernehme und nicht delegiere. Nun, es ist leider nicht möglich in unserem gegenwärtigen System in der Schweiz sowie vielen anderen Staaten der Welt, nach diesem Prinzip zu handeln, da man erstens sämtliche Kosten selber zu tragen hat (Ablehnung der Deckung durch die Krankenkasse) und zweitens das Medikament ohne eine Verschreibung des Arztes gar nicht kaufen darf. Wenn das einzelne Individuum die Kosten persönlich zu tragen hätte, würde die Anzahl Arztbesuche vielleicht um 50% einbrechen und aufgrund des reduzierten Aufwandes somit Nachhaltigkeit gesteigert und Verantwortungsbewusstsein im Bereiche der eigenen Gesundheit gefördert würden. > Teil 2

          • Linus Huber sagt:

            Teil 2

            Ich kann daraus schliessen, dass das System falsche Anreize produziert, indem die Eigenverantwortung und das Risiko an eine gefühlsmäßig undefinierbare Masse delegiert wird, was die Regeln der Nachhaltigkeit des gesamten Gesundheitswesens untergräbt, ein Umstand, welcher für die Gesellschaft insgesamt negative Auswirkungen produziert. Wie schon erwähnt, geht es hier nicht darum, das gegenwärtige Gesundheitssystem zu bewerten, sondern einzig darum, den Einfluss von Massnahmen auf das Verhalten des einzelnen Individuums zu untersuchen, und zu demonstrieren, was unter dem Begriff Reflexivität zu verstehen ist. Übrigens und nur als Zwischenbemerkung gemeint, habe ich die hohen Kosten der Verwaltung, welche das System erfordert, noch nicht einmal angesprochen.

            Nun stellt sich die Frage der Alternative.

            Jetzt muesste man sich fragen, wie dies wohl organisiert werden koennte, wenn jede Gemeinde selber fuer die aerztliche Versorgung verantwortlich waere? Ich will und kann hier kein betriebsfertiges Rezept offerieren, bin jedoch ueberzeugt, dass eine Gemeinde sehr wohl in der Lage waere, diese Angelegenheit zu regeln. Das gleiche Beispiel koennte im Bereiche der Arbeitslosigkeit, Altersvorsorge und anderen sozialen Systemen angewendet werden und ja auch mit einer Bank. Natuerlich ist man dadurch nicht automatisch von Fehlentwicklungen und Korruption gefeiht, aber die Entscheidungstraeger sind viel staerker mit der Bevoelkerung verbunden, die Kontrolle ist bedeutend hoeher, die massgeschneiderte Loesung eines Problems wird automatisch angestrebt, die Nachhaltigkeit wird staerker beruecksichtigt etc. Der negative Aspekt liegt darin, dass die Unabhaengigkeit der Leistungsempfaenger reduziert wird, sicherlich auch teilweise als unfair empfundene Entscheide getroffen werden, da schlussendlich die Gemeinschaft dieser Gemeinde die Kosten unverbluemt in der Form von hoeheren Steuern erfahren wird.

            Und schon setzte ich mich wieder dem Risiko der Kritik aus. Uff

          • Albert Baer sagt:

            @Linus Huber

            „Nun stellt sich die Frage der Alternative.“

            Es gibt Menschen wie P.M., die sich in genossenschaftlichen Projekten engagieren, die sich schon reichlich Gedanken über eine Welt ohne Staaten, aufbauend auf Gemeinschaften, gemacht haben.

            In seinem Buch „Subcoma; Nachhaltig vorsorgen für das Leben nach der Wirtschaft“ beschreibt er sechs Stufen sozialer Organisation. Die Organisation auf der untersten Stufe sind sogenannte LMOs – Life Maintenance Organisationen: «Lebenserhaltungsorganisation», zirka 500 Personen, etwa 60 % Selbstversorgung, die Grundeinheit des Sozialen, Fußgängerinnenbereich.

            Mehr dazu bei:

            http://igor.crew.c-base.org/subcoma.pdf

            ab Seite 75: „Eine planetarische Alternative“

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Der Unterschied unserer Sichtweisen liegt darin, dass Theoretiker sowohl des „Neo“-Liberalismus als auch Keynesianismus die Krise vorrangig als Verwertungsproblem der Angebots- beziehungsweise der Nachfrageseite deuten. Tatsächlich liegt aber das Problem tiefer und weiter zurück – es handelt sich um ein Verwertungsproblem des Kapitals, da durch die neuen Technologien exponentiell mehr Menschen aus der Lohnarbeit herausgedrängt werden als eingesaugt – BEI BEIBEHALTUNG DER ARBEIT ALS GRUNDLEGENDE QUELLE DES PROFITS. An diesem Punkt hat unser liebes System vor über 30 Jahren einen Herzinfarkt erlitten und kann seitdem nur noch durch künstliche Beatmung und Ernährung am Leben erhalten werden. Dies gelingt durch die Zufuhr von spekulativ angelegtem Kapital, dem sogenannten „fiktiven Kapital“. Die Anzahl der auf den Finanzmärkten gehandelten Eigentumstiteln wie Derivaten, Futures, Options, deren Wert sich erst IN DER ZUKUNFT REALISIEREN MUSS, die aber VORAB schon als KAPITAL GEHANDELT WERDEN, hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen und übersteigt den realwirtschaftlichen produzierten Wert um ein VIELFACHES.
            Diese VERLAGERUNG DER AKKUMULATION VON DER PRODUKTION IN DIE SPHÄRE DER SPEKULATION beseitigt aber das VERWERTUNGSPROBLEM NICHT, sondern bringt es nur auf eine tiefgreifendere Ebene – mit umso schwerwiegenderen Konsequenzen. Bricht der Glaube an die Realisierung der zukünftigen Werte weg, weil absehbar ist, dass sich die realwirtschaftliche Basis auf die sich die Eigentumstitel beziehen, erodiert, bricht das gesammte kettenbriefartig strukturierte System zusammen.

          • Anh Toan sagt:

            @Linus Huber: „Der Staat hat ein „Geldmonopol“, wenn staatliches Geld einziges legales Zahlunsmittel ist, wird gemeinhin gesagt.

            Nun denn wofür ist Geld einziges legales Zahlunsmittel?

            Zur Bezahlung der Steuern?
            Zum bezahlen von Löhnen? In der CH dürfen Arbeitsverträge auch in USD abgeschlossen werden, einzig die Sozialabgaben müssen in CHF bezahlt werden?
            Das OR sieht Vertragsfreiheit vor, insbesondere auch den Tausch

            Sie posten irgendeinen Link in welchem irgendetwas über das Geldmonopol des Staates steht, ehrlich gesagt, interessiert mich nicht, was Sie zu meinen Fragen antworten.

            Sie haben indirejkt gesagt, Artikel 99BV verbiete privates Geld, ich habe gesagt, dass stimmt nicht, die Auslegung, wem Artikel 99 etwas verbietet ergibt sich aus der Systematik der BV.

            Also was genau ist verboten betreffend privatem Geld und soll erlaubt werden?

          • Die Gesundheitsversorgung ist vielleicht nicht das beste Beispiel, da nicht nur „gratis“ ein Anreiz darstellt, sondern eben auch „zuviel bezahlt“. Ich behaupte einmal, niemand geht grundlos zum „Toggter“ oder ins Spital. Wenn ich aber pro Jahr Fr. 3000plus à fonds perdu bleche, dann denke ich vielleicht, dass ich jetzt auch mal „etwas davon“ haben will. Welcher Anreiz grösser ist, weiss ich nicht, und man kann auf beide Seiten plausibel argumentieren. Wenn niemand von einer Überversorgung profitieren kann (etwa bei einem voll-staatlichen System à la VHA in den USA), sehe ich nicht ein, wieso die Kosten explodieren und Leistungen überkonsumiert werden müssen.

            Aber egal, hier geht es um die Zentralbanken. Anh Toan hat es mit seinem Anh Toan Kreuzer auf den Punkt gebracht: man soll sich vorstellen, wie der moderne Kommerz ablaufen soll, wenn jeder Krämer zwei Dutzend Währungen akzeptieren und umrechnen soll: Wieviel bitcoins geben 2500 Cumulus-Punkte, 13000 United-Air Meilen und 170 Vodafone-Kredite? Oder nehmen Sie auch die Hälfe in WIR und die andere in diesem Schuldschein auf 200kg Reis?

            Ich bin ziemlich sicher, es gab einmal einen guten Grund, weshalb man alle lokale Währungen durch eine einheitliche Landeswährung ersetzt hat, und es scheint auch recht gut funktioniert zu haben, speziell als dank (damals) moderner Sozial-Einrichtungen eine neue Klasse namens „Mittelstand“ aus der Arbeiterklasse entstand. Die Probleme schienen erst richtig anzufangen, als man — hauptsächlich nach dem Fall der Mauer — diese Einrichtungen zu demontieren begann, und man neben alle Götter, die bis anhin Zwietracht unter den Völkern gesät hatten, nun auch noch den Gott names Freier Markt dazugestellt hatte.

            Ich bin zwar ein sozialistischer „Kommernischt“, bin aber durchaus für eine Reformation des Kapitalismus zu haben, solange man sich an Ökonomen wie Steve Keen statt an totalitären Frei-Markt-Fundamentalisten orientiert.

          • Linus Huber sagt:

            Das Geldmonopol erklaert, wer in einem Staat die offizielle Waehrung in Umlauf setzt.

            Wie Sie erkennen, habe ich ebenfalls erwaehnt, dass sich die Bildung von Alternativwaehrungen als Konkurrenz entwickelt, was genau Ihren Punkt anspricht.

            Die Geldmenge wird zwar als Basisgeld plus Kreditvolumen im System definiert, aber im Endeffekt sind die Noten und Muenzen das wirkliche Geld und Kredite sind grundsaetzlich Vertraege zwischen 2 Parteien. Da jedoch ueber das Zentralbankensystem ein Grossteil dieser Kredite aufgrund der implizierten oder explizierten staatlichen Garantie die Qualitaet von Geld einnehmen, vermischen sich diese 2 Begriffe (Waehrung als Geld und Kreditvolumen als Geld). Eine nicht staatliche Waehrung geniesst diese staatliche Garantie natuerlich nicht. Es handelt sich hierbei um eine indirekte Subvention an die Finanzindustrie, welche zuerst einmal aufzuheben waere, um gleich lange Spiesse zu produzieren.

            Ein anderes Kennzeichen einer Waehrung ist, dass sie keine Marge oder Steuer fuer den „Kauf“ und „Verkauf“ verlangt, ansonsten die Transaktionskosten eine Behinderung darstellen. Es bestehen oft auch andere indirekte Behinderungen, welcher einer staatlich nicht manipulierbaren Waehrung Probleme kreieren.

            Solange eine Konkurrenzwaehrung nicht breitere Akzeptanz findet, kuemmert dies den Staat nicht gross. Dies wuerde sich schnell aendern, wenn es zu einer rassanten Ausbreitung eines neuen solchen Mediums kommt. Man kann dies im Falle Bitcoin gut beobachten, wo in verschiedenen Staaten schon Bemuehungen im Gang sind, diese „Waehrung“ unter Anwendung verschiedener „Regeln“ ins abseits zu manoevrieren und dadurch die freie Verbreitung zu unterbinden, wobei es fuer mich persoenlich keine wirkliche Alternative darstellt, da fuer mich Geld etwas Anfassbares sein sollte (eine rein persoenliche Vorliebe).

          • Linus Huber sagt:

            Ein anderer Ort, wo sich Widerstand gegen die planwirtschaftliche Funktion der Zentralbanken regt.

            http://consumerist.com/2013/02/06/is-virginia-really-trying-to-mint-its-own-money/#more-10118643

  • Linus Huber sagt:

    WENN MENSCHEN ZU RATTEN WERDEN
    (Langzeitwirkung inflationärer Geldpolitik auf die Gesellschaft)

    Ich kann mich gut an gewisse Erlebnisse aus meiner Kindheit erinnern und erwäge die kleinen Episoden als wichtig ein, aus dem ganz einfachen Grunde, weil sie aufgrund der Tatsache, dass ich mich überhaupt noch daran erinnere, einen grossen Eindruck auf meine sich formende Persönlichkeit gehabt haben müssen. Es geht hier nicht um die Bewertung der Erfahrungen in sich, sondern um deren Stellenwert auf mein zukünftiges Verhalten als erwachsener Mensch. Es will auch demonstrieren, dass sich Veränderungen im Verhalten des Individuums sehr langsam einstellen, da man durch die Erfahrungen in den Jahren der Persönlichkeitsentwicklung stark dem Einfluss vergangener Prinzipien ausgesetzt ist.

    Montag war wohl der wichtigste Tag in meines Vaters Berufsleben. Mit viel Bargeld ausgestattet, machte er sich zwischen 3 und 5 Uhr auf seinen Weg, die in der Vorwoche gekauften Kälber einzusammeln und fuhr dabei von Bauernhof zu Bauernhof um gegen spätestens 8 Uhr auf dem Kälber-Markt vorfahren zu können. Je früher desto besser, da die Nachfrage der Einkäufer von Schlachthöfen und Mästerei-Betrieben ansonsten schon eingedeckt sein mag. Natürlich half ihm das aufgrund langer Erfahrung ausgebaute Beziehungsnetz, jedoch verblieb wohl dauernd ein kleiner Zweifel, denn er hatte sich diesen beruflichen Weg schwer erkämpft, als er den Schritt vom einfachen Bahnangestellten, welcher unter anderem die Bahnhofswaage bediente und dadurch in den Kontakt zu Bauern und dem Viehhandel kam, in die Selbstständigkeit wagte. Schlussendlich hatte er 6 Kinder und eine Frau zuhause, welche von seinem Erfolg abhingen. Sein gelegentlicher Zweifel seines finanziellen Erfolgs des morgigen Tages drückte sich auch nach langen Jahren durch das Auftreten von Ängstlichkeit am Sonntag Abend aus, indem er oft an extremem Juckreiz seiner …

    Gesamtes Essay stelle ich gerne zur Verfuegung: linushuber (at) hotmail dot com

    • Albert Baer sagt:

      Danke für den Auszug.
      Der Überlebens-Kampf macht Menschen aus Prinzip zu Ratten bzw. Tieren, ganz gleich ob man beim Kampf nun gewinnt oder verliert.
      Kampf/Stress/Angst aktiviert immer die gleichen „tierischen“ Gehirnareale. Die höheren Gehirnareale kommen erst im Zustand der Sicherheit/Entspanntheit zum tragen.
      Wir wären heute in der Lage, jedem Menschen eine nie gekannte Überlebenssicherheit zu geben. Dass wir aus ideologischen Gründen weiterhin am Überlebenskampf festhalten ist der Gipfel der Irrationalität. Stress verschwindet ncicht, sondern verursacht auf den verschiedendsten Ebenen Schäden bzw. Kosten.

      • Linus Huber sagt:

        Je hoeher die Sozialisierung des Risikos und dessen Kosten, desto hoeher die Korrosion der fuer das Zusammenleben wichtigen Werte der Selbstverantwortung, Ehrenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Empathie etc.

        • Linus Huber sagt:

          Das Essay zaehlt vielleicht 25000 Charakter, dies ist nicht einmal 10% davon.

        • Albert Baer sagt:

          „Je hoeher die Sozialisierung des Risikos und dessen Kosten“

          Können Sie das noch ausdeutschen?

        • Ueli der Hecht sagt:

          @Linus Huber
          „Selbstverantwortung, Ehrenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Empathie…“ – ja ja die „Ehrenhaftigkeit und Ehrlichkeit“ des Bürgers und wers glaubt wird selig.
          Shakespeare im Timon von Athen:
          „Gold? Kostbar, flimmernd, rotes Gold? Nein, Götter!
          Nicht eitel fleht` ich.
          So viel hievon macht schwarz weiss, hässlich schön;
          Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel.
          Dies lockt…den Priester vom Altar;
          Reisst Halbgenesenen weg das Schlummerkissen;
          Ja, dieser rote Sklave löst und bindet
          Geweihte Bande; segnet den Verfluchten;
          Er macht den Aussatz lieblich, ehrt den Dieb
          Und gibt ihm Rang, gebeugtes Knie und Einfluss
          Im Rat der Senatoren; dieser führt
          Der überjähr`gen Witwe Freier zu;
          Sie, von Spital und Wunden giftig eiternd,
          Mit Ekel fortgeschickt, verjüngt balsamisch
          Zu Maienjugend dies. Verdammt Metal,
          Gemeine Hure du der Menschen, die
          Die Völker tört.
          Du süsser Königsmörder, edle Scheidung
          Des Sohnes und Vaters! glänzender Besudler
          Von Hymens reinstem Lager! tapfrer Mars!
          Du ewig blüh`nder, zartgeliebter Freier,
          Des roter Schein den heil`gen Schnee zerschmelzt
          Auf Dianas reinem Schoss! sichtbare Gottheit,
          Die du Unmöglichkeiten eng verbrüderst,
          Zum Kuss sie zwingst! du sprichst in jeder Sprache,
          Zu jedem Zweck! o du, der Herzen Prüfstein!
          Denk, es empört dein Sklave sich, der Mensch!
          Vernichte deine Kraft sie all verwirrend,
          Dass Tieren wird die Herrschaft dieser Welt!

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            All government, in its essence, is a conspiracy against the superior man: its one permanent object is to oppress him and cripple him.

            Es geht nicht darum, wie ehrenhaft oder ehrlich der Buerger ist, sondern darum, ob wir das ehrenhafte und ehrliche Verhalten belohnen oder bestrafen.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Capitalism, in its essence, is a conspiracy against most of mankind: its one permanent object is distribution of wealth – in favour of the owners of capital. The government functions most of the time as an agent of capital / one class / the owners.
            Nun noch eine erhellende Stelle von Eugen Dühring zum Thema:
            „Was Adam Smith Nationalreichtum nannte und zum Gegenstand seines Werkes machte, war eine Vorstellung, die, gelinde gesagt, sehr viel Unbestimmtheiten einschloss. Genauer betrachtet, war es der Reichtum der wirtschaftlich herrschenden Schichten, sollte aber im Gedanken des wissenschaftlichen Forschers den universellen Volks- und Völkerreichtum vertreten. Noch heute drücken wir uns meist in der gleichen Unbestimmtheit aus. Wie man in der Politik von Staatswohl, öffentlichem Wohl, Staatsmacht und dergleichen redet und dabei doch in Wahrheit nur das Wohl oder die Stärke gewisser Teile und Interessen zu umfassen pflegt, so ist man auch mit dem Nationalreichtum meist sehr freigiebig, indem man ihn einfach an die Stelle des Gruppen- und Klassenreichtums setzt.“

          • Linus Huber sagt:

            Conspiracy toent ein wenig wie das Gegenteil einer „Freien“ Marktwirtschaft. Kapital oder um einen besseren Ausdruck zu verwenden, naemlich Eigentum beinhaltet nicht nur Rechte sondern auch Pflichten, was oft unterlassen wird zu erwaehnen. Wenn Sie ein Haus oder Auto besitzen, koennen Sie sich sehr gut vorstellen, dass dies nicht einzig Vorteile offeriert, sondern auch einen Mehraufwand gegenueber der Miete dieser Gegenstaende.

            Zins regelt einzig die zeitliche Preferenz des Kapitals ueber den Preismechanismus. Wenn der Sozialstaat in der gegenwaertigen Konstellation ein Negativum fuer die „Reichen“ darstellen wuerde, haetten sie nach Ihrer Ueberzeugung gegen ihr eigenes Interesse gehandelt, was ich bezweifle. Der Trend Richtung immer hoeherer Zentralisation in fast saemtlichen Bereichen steuert Richtung „Versklavung“ eines immer hoeheren Anteils der Bevoelkerung hin. Jede Krise wird dazu benutzt, diese Zentralisation und damit die Macht der Elite noch weiter auszubauen.

            Ich bin mir bewusst, dass meine Antwort nicht befriedigend sein duerfte, jedoch frage ich mir, wie Ihr gesellschaftliches Modell genau beschaffen sein mag, ohne dass etwelche Entscheidungstraeger sich durch Ausnutzung der damit verbundenen Macht uebervorteilen wuerden.

            Die Kernfrage sollte eigentlich heissen, unter welchem gesellschaftlichen System geht es den meisten darin lebenden Menschen per capita am besten. Dieses Wohl der groessten Anzahl der Bevoelkerung kann man nicht wirklich zentralistisch planen ohne die Nachhaltigkeit zu verletzen und das durchschnittliche Wohlbefinden laengerfristig zu reduzieren. Der verhaeltnismaessig hohe Wohlstand der Schweiz beruht darauf, dass wir ebenfalls einen verhaeltnismaessig hohen Grad an WirtschaftsFREIHEIT geniessen und durch unser politisches System die Machtkonzentration einigermassen im Griff haben.

    • Albert Baer sagt:

      @Linus Huber

      Damit Sie mich nicht missverstehen:

      Ich finde es sehr schön, dass Sie ihr Essay hier zur Verfügung stellen und mit diesem persönlichen Dokument sich auch angreifbar/verletzlich machen. Mit meinen Kommentaren möchte ich Ihren Auszug denn auch überhaupt nicht angreifen oder entwerten.
      Der Auszug und der Titel hat einfach diese Reaktion bei mir ausgelöst.

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.

  • „Kaum jemand wird einer Gruppierung, die die Welt für eine Scheibe hält, ein brauchbares Programm zur Erkundung des Weltraums zutrauen, und so sollte auch keiner Disziplin, die zeitlich unbegrenztes exponentielles Wachstum für realisierbar hält, eine Steuerung unseres Wirtschaftsgeschehens überlassen werden.
    …Zunächst muss daher allgemein erkannt und anerkannt werden, dass bei den gegenwärtigen Geldordnungen ein grundlegender und gravierender Fehler vorliegt, der die gesamte Gesellschaft destabilisieren wird“: http://www.deweles.de/files/mathematik.pdf

    Dr. Jürgen Kremer, Prof. für Wirtschaftsmathematik

    Wirtschaftswachstum ist nichts Schlimmes; ist jedoch ein Wachstum von 5 Prozent pro Jahr erforderlich, um Vollbeschäftigung erhalten zu können, sollten sogar „Spitzenpolitiker“ und „Wirtschaftsexperten“ begreifen, dass es keine wie auch immer geartete Finanz- oder Wirtschaftspolitik gibt, die eine Volkswirtschaft vor dem Zusammenbruch (Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes) bewahren kann, wenn das Geld selbst fehlerhaft ist. Aber niemand will sich gern überflüssig machen:

    „Ich glaube – und hoffe – auch, dass Politik und Wirtschaft in der Zukunft nicht mehr so wichtig sein werden wie in der Vergangenheit. Die Zeit wird kommen, wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten. Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschließliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten.“

    (Profile der Zukunft – Über die Grenzen des Möglichen)

    Diese Vorhersage aus dem Standardwerk der Futuristik von 1984 bezieht sich nicht etwa auf die ferne Zukunft, sondern wäre sogar schon vor der Geburt von Sir Arthur Charles Clarke (1917 – 2008) mit der Erstveröffentlichung von „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (Silvio Gesell, 1916) zu verwirklichen gewesen! Machtausübung ist Dummheit, und allgemeiner Wohlstand auf höchstem technologischem Niveau, eine saubere Umwelt und der Weltfrieden sind selbstverständlich. Die Menschheit muss nur damit aufhören, mit aller zur Verfügung stehenden Unvernunft (Politik) etwas „regeln“ zu wollen, was nicht geregelt werden kann, solange es sich durch das vom Kapitalismus befreite Spiel der Marktkräfte nicht selbst regelt.

    Dass der „Normalbürger“ bis heute glaubt, die Beschäftigung mit Kinderkram könnte sich lohnen, beruht auf einer uralten Programmierung des kollektiv Unbewussten, die es der halbwegs zivilisierten Menschheit seit jeher unmöglich macht, zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus zu unterscheiden – die Grundvoraussetzung des Denkens, sofern es das zivilisierte Zusammenleben im weitesten Sinne betrifft: http://www.deweles.de/intro.html

  • Bruno Bänninger sagt:

    Die Geschichte wiederholt sich. Wer sich erinnert an die wirtschaftliche Entwicklung Japans seit den 70er Jahren, kann ziemlich genau abschätzen, wie sich China entwickeln wird in den nächsten 15 Jahren.
    Vorauszusehen ist auch welche Länder innerhalb des gleichen Zeitraums boomen werden.
    Europa mit seiner verwerflichen Schuldenpolitik dürfte schon in wenigen Jahren in gefährliche Abhängigkeiten geraten.

    • Martin Holzherr sagt:

      Ja, die Geschichte wiederholt sich. Und welches Staatengebilde wird den japanischen Weg der letzten 10 Jahre gehen, den Weg in die Deflation weil die Situation nicht bereinigt wurde? Richitg, es ist Europa.

  • Linus Huber sagt:

    Off-topic

    Food for thought

    Mit der schrittweisen Abschaffung des Goldstandards (Konfiskation in den USA und nachfolgende Aufwertung von ueber 50% in 1932 und vollstaendiger Bruch der Verbindung zu Papiergeld in 1971) wurde Geld der wichtigen Funktion des „Stores of value“ beraubt, indem aufgrund zentralplanerischer Manipulation dessen Wert in Zukunft durch Funktionaere bestimmt werden konnte und via Umverteilungseffekt zu dirigistischen Zwecken der Wirtschaft misbraucht wurde. Aufgrund der Tatsache, dass Arbeit nicht mehr in der Form von Waehrungen gespart werden konnte (zeitliche Verschiebung von Arbeit), da die Geldpolitik immer und jederzeit grundsaetzlich die Entwertung des Geldes beinhaltete, setzte sich schrittweise eine Verhaltensveraenderung der Bevoelkerung in Gang. Das Sparen in der Form einer Waehrung wurde immer staerker durch Sparen in anderen Formen ersetzt, z.B. Anteilscheine an Unternehmen (Aktien), Immobilien und Kreditinstrumente, welche aufgrund der dauernd sinkenden Zinsen auch noch einen Wertzuwachs erfuhren. Die heutige Bond-Blase basiert ebenfalls auf diesem Prinzip. Die Kuenstler der Manipulation haben dabei eine erfolgreiche Umverteilung an die Finanzindustrie und Elite erreicht, ohne die gesellschaftlichen Konsequenzen zu beruecksichtigen, z.B. die negative Entwicklung des Gini-Koeffizienten.

    • Linus Huber sagt:

      Ich verstehe sehr gut, dass viele Menschen und Oekonomen die Manipulationen der Zentralbanken gegenwaertig als positiv bewerten. Dies war fast immer der Fall, wenn die Maerkte sich in einer Topping-Formation befanden. Hier eine kluge Darstellung von Bob Prechter:

      “the Fed’s brilliance does not determine the market; the social mood behind the market determines the Fed’s brilliance.”

    • Ueli der Hecht sagt:

      @Linus Huber
      Die fälschliche Isolation der Übel des Kapitalismus im Geld (oder in der Geldpolitik), statt das kapitalistische Gesellschaftsverhältnis als solches und damit die abstrakte „Arbeit“ zu kritisieren, kann mit Fug und Recht als so etwas wie die „Politische Ökonomie des Anitsemitismus“ bezeichnet werden. Damit will ich Ihnen keinen Antisemitismus vorwerfen, aber bedenken Sie, dass es keinen Antisemitismus ohne verkürzte Geldkritik geben kann.
      Die Kritik des aus seinem Bedingungszusammenhang herausgelösten Geldes fällt mit der unbedingten Affirmation der „Arbeit“ zusammen. Wo alles Schlechte am Kapitalismus vom Geld als solchem ausgeht, erscheint die „Arbeit“, in deren eigener Abstraktheit der letzte Grund für die Verselbständigung der Geldform zu suchen ist, im Kontrast dazu als das gesunde Gegenprinzip, auf dem Gesellschaftlichkeit fusst und die es vom Imperialismus des Geldes zu befreien gilt. Dem Marktsubjekt kann das Geld zwar unheimlich werden, dieses bleibt dabei aber stets das Selbstverständlichste auf dieser Welt, selbstverständlicher als die Luft, die man atmet. Dementsprechen haben die Kritiker einer verselbständigten Eigenlogik des Geldes durchaus beharrlich dessen wirtschaftstechnische Unverzichtbarkeit anerkannt, um sich desto energischer gegen das zinstragende Finanzkapital zu wenden. Soweit das Geld nur den Tausch von Waren vermittelt, sei es als geniale Erfindung zu akzeptieren; erst dort, wo es zum Usurpator werde und den eigentlichen Warenproduzenten einen Tribut auferlege, gewinne es diabolische Qualitäten, so die Quintessenz dieser Denkweise.
      Den Umschlag einer verkürzten Kapitalismuskritik in die Affirmation des industriellen Kapitals und seiner „Arbeitsarmeen“ hat der Antisemitismus der Nationalsozialisten vollendet und auf die Spitze getrieben.
      Die Propaganda behauptete, dass wenn nur das Programm der „Arisierung“ der „Kredit- und Geldwelt“ umgesetzt wäre, jegliche „Manipulationsversuche“ auf der Geldebene überflüssig würden.

      • Linus Huber sagt:

        @ Ueli

        Wenn ich Sie richtig verstehe, versuchen Sie zu erklaeren, dass der Nationalsozialismus das Resultat einer restriktiven Geldpolitik war.

        Damit stellen Sie wohl den Wagen vor das Pferd. Die unverantwortungsvolle und inflationaere Geldpolitik ist immer der Vorlaeufer einer politischen Veraenderung, indem eine nicht nachhaltige Entwicklung in Gang gesetzt wird, welche schlussendlich zu gesellschaftlichen Verwerfungen fuehrt. Die langfristigen Auswirkungen geldentwertender Politik auf die Gesellschaft werden nicht nur nicht erkannt, sondern ich muss fast schon annehmen, absichtlich ignoriert.

        • Ueli der Hecht sagt:

          @ Linus Huber
          Ich wollte nicht aufzeigen, dass der Naionalsozialismus das Resultat einer restriktiven Geldpolitik war – so viele Sätze für eine solche „Aussage“ wäre ja tatsächlich Zeichen-/Zeitverschwendung. Nein, mir ging es um Ihre Kritik am System / Kapitalismus (auch wenn Sie diesen nicht so benennen wollen), welche in meinen Augen eine verkürzte Kritik darstellt, da sie einerseits die Stellung des Finanzkapitals im ganzen Gefüge überbewertet und andere problematische Aspekte des Systems (abstrakte Arbeit, Entfremdung, Fetischcharakter der Ware, das Kapital als Motiv und Zweck der gesammten Produktion) einfach ausblenden.
          Die Nazis haben bekanntlicherweise den Kapitalismus auch höchst einseitig interpretiert. Die Parole der „Brechung der Zinsknechtschaft“ wurde mit einer absurden Rassenideologie verknüpft und das Ergebnis kennen wir. Der Antisemitismus verlegt den allgemeinen gesellschaftlichen Abstraktionsprozess in die Juden, um an ihnen stellvertretend und phantasmagorisch geltend zu machen, was es praktisch niemals geben kann: den Rachefeldzug der pseudokonkreten Seite des Kapitalismus gegen die von ihr abgetrennte abstrakte Allgemeinheit, die Befreiung von der Herrschaft der gesellschaftlichen Abstraktion auf dem Boden der Warengesellschaft ohne Sprengung der Warensubjektivität.
          Dieses Muster prägt nicht nur die Gegenüberstellung von „deutscher Arbeit“ und „jüdischem Geld“. Es kehrt auf verschiedensten Ebenen wieder. „Der Jude“ steht für das unheimliche abstrakte und reflexife Denken gegenüber der verehrten instrumentell-technischen Vernunft.
          Wenn die Nationalsozialisten die Weimarer Republik und alle anderen Parteien unisono als „jüdisch“ denunzieren – wird klar, dass im Hirn des Kleinbürgers auch der moderne Staat als zweite abstrakte Allgemeinheit (neben derjenigen des Geldes) der den Warensubjekten den Bezugsrahmen ihrer Konkurrenz vorgibt, nicht geheuer ist. Er gilt ihm erst als heimilig, sobald das „Völkische“ ins Spiel kommt.

          • Linus Huber sagt:

            Alles fuehrt im Endeffekt darauf zurueck, was Geld sein soll oder anders ausgedrueckt, ob wir dem Staat die Macht zuordnen wollen, darueber zu bestimmen. Eine wirklich „Freie Marktwirschaft“ ueberlaesst es der Gesellschaft und auf freiwilliger Basis zu bestimmt, welches Konzept oder welches Medium die Funktion Geld uebernimmt, was natuerlich die Faehigkeit der Manipulation durch die Elite zerstoeren wuerde.

            Es gibt eine ganz natuerliche Entwicklung, wie Geld entsteht, was Sie als Marxist sicherlich wissen. In meinen Augen zerstoert eine zentralisitsche Planungswirtschaft via Geldmonopol nicht nur das Prinzip der Nachhaltigkeit, sondern untergraebt den freien Austausch von Guetern/Dienstleistungen auf einer nicht wirklich durch die Bevoelkerung wahrnehmbaren Form und produziert viele Nachteile fuer die Gesellschaft, welche eben leider nicht leicht erkennbar sind.

            Es ist ein natuerliches Beduerfnis der Menschen, einen Vorrat fuer schwierige Zeiten zu horten. Man darf diese Funktion grundsaetzlich nicht auf die Allgemeinheit umverteilen ansonsten man persoenliches Risiko und damit viele fuer die Gesellschaft wichtige Werte untergraebt und dies einzig aufgrund der Tatsache, dass man sich der persoenlichen Verantwortung fuer das gute Funktionieren entledigt, was jedoch auf verschiedenen Ebenen zu gesellschaftsfeindlichem Verhalten fuehrt.

            Ich muss annehmen, dass Sie eine verstaerkt kontrolliertes System anstreben. Dabei wird immer vergessen, dass diejenigen, welche „in charge“ sind, sich und seine naechste Umgebung bevorteilen werden, was schlussendlich in einer korrupten Elite enden wird. Es ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren und sehr schwierig zu steuern.

            Ich bin nicht leichtfertig zur Ueberzeugung gekommen, dass einzig Freiheit, Verantwortlichkeit, Ehrenhaftigkeit, Ehrlichkeit am besten in einer moeglichst freiheitlichen Gesellschaft bluehen, was grundsaetzlich die Einschraenkung der staatlichen Macht beinhalten muss.

          • Albert Baer sagt:

            @Linus Huber

            „Es ist ein natuerliches Beduerfnis der Menschen, einen Vorrat fuer schwierige Zeiten zu horten.“

            Ist das eine wissenschaftlich gestützte Aussage/Hypothese (z.B. aus der Anthropologie, Evolutionsbiologie bzw. -Psycholgie) oder lediglich eine ideologisch motivierte Rechtfertigung für bestimmte unveränderliche ökonomische „Tatsachen“.

            Ich denke wir haben weder ein „Hortgen“ oder „Hort-Hirnvernetzungen“. Was wir haben ist ein Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle.

            Ja ja die Ökonomie. Tummelfeld für Ideologen und Ideologien und ihre dahinter stehenden Motivationen/Absichten.

          • Linus Huber sagt:

            @ Albert

            Muss ich beweisen, dass wir einen Ueberlebenswillen haben? Horten war vielleicht ein mit negativen Assoziatioen belgetes Wort, jedoch ist es zweifelsfrei, dass die Mehrheit der Menschen sich um die Zukunft sorgt, was eine damit verbundene Absicherung der Zukunft beinhaltet. Die von Ihnen verwendeten Worte wie Sicherheit und Kontrolle sind sicherlich passender fuer diese Anwendung.

            Der Punkt liegt eigentlich weniger darin, ob dieses Beduerfnis hinterfragt wird oder nicht, sondern wie wir damit umgehen. Es ist definitiv falsch, wenn wir jenigen, welcher sich in Selbstverantwortung selber um seine Sicherheit und in eigener Kontrolle dafuer verwendet, zu bestrafen und jene, welche sich verantwortungslos verhalten zu belohnen, denn dies produziert den Kern der Verletzung von Nachhaltigkeit.

            Ich koennte wohl ein ganzes Buch darueber schreiben, wie durch zentralplanerischer Art, falsche Anreize geschaffen werden, ehrliche Arbeit z.B. unterbewertet wird indem aufgrund manipulativer Eingriffe eine Umverteilung an jene stattfindet, welche am besten wissen, diese Manipulation zu ihren Gunsten und somit zulasten der Allgemeinheit auszunutzen. Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, da dies den Rahmen dieses Blogs sprengen wuerde.

            Die gegenwaertige oekonomische Lehre dient hauptsaechlich dazu, dieser Umverteilung ud Untergrabung gesellschaftlich wichtiger Werte, mit einem Feigenblatt zu versehen, wobei selbst eine verhaeltnismaessig oberflaechliche Analyse die fehlende Nachhaltigkeit offenbaren wuerde. Es ist aus meiner Sicht unverstaendlich, dass Oekonomen derartigen grundsaetzlichen Fehlueberlegungen erliegen koennen. Aber eben, es toent immer sehr wissenschaftlich, wenn man sich hinter ein paar ausgekluegelten Formeln und Modellen verstecken kann, welche eigentlich nichts anderes als eine eindimensionale und lineare Denkweise in Anwendung bringen.

          • Albert Baer sagt:

            @Linus Huber

            „Der Punkt liegt eigentlich weniger darin, ob dieses Beduerfnis hinterfragt wird oder nicht, sondern wie wir damit umgehen.“

            Bedürfnisse muss man nicht hinterfragen, Bedürfnisse sind gegeben. Man kann ja auch nicht das Bedürfnis des Fisches nach Wasser hinterfragen. Interessant wird es bei den möglichen Wegen zur Bedürfnisbefriedigung. Zur Befriedigung können – wie nach Rom – viele Wege führen.

            Ich wolle auch nur ihr „natürlich“ kritisieren. Zu viel wird mit angeblich „natürlichem“ begründet. Dabei haben Okönomen in der Regel keine fundierte Ahnung betreffend der Natur des Menschen (Ausnahme: experimentgeleitete Verhaltensökonomen wie Ernst Fehr; Uni Zürich).

          • linus huber sagt:

            @ ueli

            noch eine bemerkung zu ihrer aussage. was sie beschreiben ist genau der grund dafuer, dass entscheidungen auf der tiefstmoeglichen verantwortlichkeitsstufe anzusiedeln sind, also familie, verwandschaft (clan), unmittelbare umgebung z.b. gemeinde. die zentralisierung mag zwar oberflaechlich und kurzfristig betrachtet effizienzvorteile, einen hoeheren grad an vermeintlicher menschlichkeit aufgrund der damit verbundenen erhoehten unabhaengigkeit des einzelnen offerieren, aber verletzt die aufgrund der reflivitaet die regeln der nachhaltigkeit, untergraebt die fuer das gute funktionieren der gesellschaft notwendigen eigenschaften, wie selbstverantwortung, ehrenhaftigkei, ehrlichkeit etc., weil sich eine anonymisierte vergemeinschaftlichung der risiken nicht in der lage ist diespezifischen umstaende zu beruecksichtigen. ebenfalls haben administrative gebilde die inhaerente eigenschaft zu wachsen und hinterfragen ihre eigene daseinsberechtigung nie, sondern versuchen ihe macht und ihren wirkungskreis zu erhoehen, immer. dies basiert auf den in diesen organisationen taetigen menschen, welche ihre persoenliche zukunft absichern wollen, was hingegen fuerdie gesellschaft insgesamt betrachtet, meist mit nachteilhaften entwicklungen verbunden ist.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Sie haben hier ziemlich viele Themen angeschnitten, welche höchst komplex sind. Vielleicht sollte ich auch mal darauf hinweisen, dass ich, obwohl kein Fan der „freien Marktwirtschaft“, nicht automatisch zum Befürworter von gesteigerter Staatsmacht werde. Übrigens scheint mir Big Business und Big Brother sich gegenseitig zu bedingen – und nicht umgekehrt. Die Konzentration von Macht auf allen gesellschaftlichen Level (seien es Private, Corporations oder der Staat) ist ja geradezu ein „Markenzeichen“ des Kapitalismus – da scheint es mir ein bischen komisch zu behaupten, dass die Gegner des Systems eine Zentralisation von Macht anstreben.
            „Es gibt eine natürliche Entwicklung wie Geld entsteht…“ schreiben Sie. Ich werde immer ein bischen skeptisch, wenn Befürworter des „freien Marktes“ von „natürlichen Entwicklungen“ sprechen – der Rekurs auf „die Natur“ ist nämlich meistens ein Taschenspielertrick. Ein natürlicher Urzustand erklärt nichts. Er schiebt bloss die Frage in eine graue, nebelhafte Ferne. Er unterstellt in der Form der Tatsache, des Ereignisses, was er deduzieren soll, nämlich das notwendige Verhältnis zwischen zwei Dingen, z.B. zwichen Teilung der Arbeit und Austausch. So erklärt die Theologie den Ursprung des Bösen durch den Sündenfall, d.h. er unterstellt al ein Faktum, in der Form der Geschichte, was er erklären soll. Die Nationalökonomie geht vom Faktum des Privateigentums aus. Sie erklärt uns dasselbe nicht. Sie fasst den materiellen Prozess des Privateigentums, den es in der Wirklichkeit durchmacht, in allgemeine, abstrakte Formeln, die ihr dann als Gesetze gelten. Sie begreift diese Gesetze nicht, d.h. sie weist nicht nach, wie sie aus dem Wesen des Privateigentums hervorgehen. Die Nationalökonomie gibt uns keinen Aufschluss über den Grund der Teilung von Arbeit und Kapital. Wenn sie z.B. das Verhältnis des Arbeitslohnes zum Profit des Kapitals bestimmt, so gilt ihr als letzter Grund das Interesse des Kapitals.

      • Ueli der Hecht sagt:

        @Linus Huber
        Ich hoffe, dass ich Sie mit meiner schonungslosen Kritik nicht vor den Kopf gestossen habe. Aber unser Wirtschaftssystem ist nun mal kein Ponyhof und wenn man sich dem „Rätsel des Kapitals“ nähern will – muss man vielleicht auch die anscheinend so „logische“ Ordnung unseres Zusammenlebens radikal in Frage stellen. Genau vor diesem Schritt scheinen mir aber viele Zeitgenossen zu zögern und sich lieber einen Sündenbock zu suchen, dem sie den ganzen Schlamassel in die Schuhe schieben können. Das Finanzkapital hat dem Kapitalismus vor allem eine nie geahnte Flexibilität ermöglicht, sodass die ultimative Krisis des Kapitals in die Zukunft verschoben werden konnte – dies war ein automatischer Prozess, der von niemandem, ausser dem Kapital selber, getriggert wurde. Das Kapital ist immer das Zentrum aller Entscheidungen – und kein Mensch / Unternehmen / Gruppe / Nation / Kontinent – besitzt die Möglichkeit dieses System zu kontrollieren. Wir haben die „Verantwortung“ über unser Leben abgegeben an Maschinensysteme und Algorithmen – wir haben uns selber zu Zuschauern degradiert –

        • Thomas ernst sagt:

          @ Ueli

          Ich denke, Sie sind hier auf dem richtigen Weg, aber verwechseln ein paar Dinge: Ihre Kritik oben am Kapitalismus wäre eigentlich eine Kritik am Materialismus. Im Materialismus, also der Auffassung, dass nur das Materielle (Geld, Objekte, Macht etc) zählt überlappen sich ja der (gescheiterte) reale Kommunismus mit dem Kapitalismus.

          Zum Zweiten verwechseln Sie die im Westen vorherrschende mythisch-pseudorationale Kultur mit der „Natur des Menschen“.

          Ich vermute, wenn Sie diese zwei kleinen Irrtümer korrigieren, haben Sie die echte Erkenntnis.

          Good Luck!

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Thomas Ernst
            Der Staatskapitalismus im Osten konnte mit dem westlichen Kapitalismus überhaupt nicht konkurrenzieren, da der Kapitalismus halt auf Basis des Privateigentums am besten „funktioniert“ – die Vorstellung, dass der Staat in diese Lücke springen kann und die Produktionsziele der Gesellschaft im Kern, dieselben bleiben wie im „richtigen Kapitalismus“ – muss man schon fast als idiotisch bezeichnen.
            Der Kapitalismus ist nicht deswegen zu kritisieren, weil er unsere „Spiritualität“ untergräbt und den schnöden Materialismus predigt, sondern weil er uns allgemein zu Dingen degradiert und die Dinge zu Fetischobjekten erhebt. Die ganze „natürliche Ordnung der Dinge“ wird quasi auf den Kopf gestellt.
            Physisch lebt der Mensch nur von Naturprodukten, mögen sie nun in der Form der Nahrung, Heizung, Kleidung, Wohnung etc. erscheinen. Die Universalität des Menschen erscheint praktisch eben in der Universalität, die die ganze Natur zu seinem unorganischen Körper macht, sowohl insorern sie 1. ein unmittelbares Lebensmittel, als inwiefern sie 2. die Materie, der Gegenstand und das Werkzeug seiner Lebenstätigkeit ist. Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen. Der Mensch lebt von der Natur, heisst: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozess bleiben muss, um nicht zu sterben. Dass das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen anderen Sinn, als dass die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur.
            Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1. die Natur entfremdet, 2. sich selbst, seine eigene tätige Funktion, seine Lebenstätigkeit, so entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens. Erstens entfremdet sie das Gattungsleben und das individuelle Leben, und zweitens macht sie das letztere in seiner Abstraktion zum Zweck des ersten, ebenfalls in seiner abstrakten und entfremdeten Form.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Thomas Ernst
            Passend zum Thema habe Ich heute am 1. August, zur kleinen Auflockerung (man kann ja nicht immer so bierernst sein) einen kleinen Witz aus der ehemaligen DDR für Sie gefunden:

            Erich Honecker war zum ersten Mal in Westdeutschland auf Staatsbesuch. Fiebernd erwarten seine Parteifreunde ihn bei seiner Rückkehr: „Genosse Staatsvorsitzender! Wie ist es denn nun in der Bundesrepublik?“
            „Wie bei uns! Für Westgeld bekommst du alles…“

    • Martin Holzherr sagt:

      @Linus Huber: Einverstanden. Doch was ist die Alternative? Die Rückkehr zum Goldstandard sicher nicht.
      Wäre es schon genug wenn die Zentral- und Notenbanken zurückhaltender operieren würden? Und wer soll die Notenbanker bremsen?

      • Rolf Zach sagt:

        @Linus Huber und Ueli der Hecht. Eure tiefsinnigen Gedankengänge sind anregend, aber der Kapitalismus ist nun einmal da und auch die Keynesianer haben grosse Mühe diesen Drachen zu reiten und zu zähmen. Geld hat praktisch jede Gesellschaft, die nicht gerade eine Jäger- und Sammlerkultur ist. Aber den Kredit gegen Belastung des Eigentums kennt nur
        der Kapitalismus, was die Dynamik des Wachstums verursacht. Der Islam ist mit dem Zinsverbot in der statischen Gesellschaft der Nomaden verhaftet. Die können sich den Kredit nur als Konsum vorstellen, deshalb ist der Zins für sie verwerflich. Ich möchte übrigens bitte mehr hören über den Vergleich von kapitalistischen Wachstumsmodellen und wie
        China in dieser Liga punktet und wo sie dem Wachstumsmodell Brasilien, Indien oder auch Russland voraus sind und wo sie hinterherhinken.

        • Ueli der Hecht sagt:

          @Rolf Zach
          „Den Kredit gegen Belastung des Eigentums kennt nur der Kapitalismus“ – schreiben Sie.
          Dieser Satz ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Kredite gab es auch schon im Altertum – den Kapitalismus hingegen gab es noch nicht.
          Das Kapital ist ein historisch bedingtes Produktionsverhältnis – es ist die in den Produktionsmitteln und Lebensmitteln vergegenständlichte, tote Arbeit.
          Die Dynamik des Kapitalismus basiert im Kern nicht auf dem Finanzkapital, sondern auf der Konkurrenz, also der Wechselwirkung der vielen Kapitale aufeinander, in der sich die inneren Gesetze des Kapitals (Wertgesetz, Mehrwertgesetz) als äusseres Zwangsgesetz durchsetzen.

          • Josef Marti sagt:

            Sie vergessen die Zinseszinsproblematik. Der Zins setzt die Wirtschaft unter permanenten Wachstumszwang und ist deshalb gleichzeitig der Krebs des sozialen Organismus. Der monetäre Teufelskreis wachsender Geldvermögen und entsprechend wachsender Verschuldung muss sich zwangsläufig alle 60 bis 70 Jahre in einem crash entladen, da das reale Wachstum des Sozialprodukts auf Dauer unmöglich mit dem Wachstumstempo mithalten kann.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Josef Marti
            „Der Zins setzt die Wirtschaft unter permanenten Wachstumszwang und ist deshalb gleichzeitig der Krebs des sozialen Organismus“.
            Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapitalisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Profits in Zins verwandelt, die überhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurrenz zwischen diesen beiden Sorten von Kapitalisten, die den Zinssatz schafft.
            Ist die Profitrate gegeben, so hängt die relative Höhe der Zinsrate von dem Verhältnis ab, worin der Profit sich in Zins und industriellen Profit verteilt; ist das Verhältnis der Teilung gegeben, so hängt die absolute Höhe der Zinsrate (d.h. das Verhältnis des Zinses zum Kapital) von der Profitrate ab.
            Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen respektive kommerziellen Profits an – die Gestalt des Unternehmergewinns. Es entwickelt sich daher notwendig im Hirnkasten die Vorstellung, dass der Unternehmergewinn – weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Arbeit zu sein – vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Aufsichtslohn, höherer Lohn als der des gewöhnlichen Lohnarbeiters, 1. weil sie kompliziertere Arbeit, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt.
            Dagegen in dem zinstragenden Kapital ist der Fetisch vollendet. Es ist das fertige Kapital – wonach es Einheit des Produktionsprozesses und Zirkulationsprozesses -, daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Profit bringt. Im zinstragenden Kapital ist dieser automatische Fetisch vollendet, der sich selbst verwertende Wert, das geldmachende Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr.
            Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Motiv und Zweck der Produktion erscheint.

      • Linus Huber sagt:

        @ Martin

        Die Frage nach der Alternative ist natuerlich schwierig zu beantworten, wenn man sie erst stellt, wenn der Karren in der Schei..e steckt.

        Was jetzt schrittweise in Anwendung kommt, ist die Jagd auf die Mittelklasse in der Form von hoeheren Steuern. Die wirklich Reichen (0,1%) werden jedoch in der Lage sein, sich dieser Entwicklung wie gewohnt zu entziehen. Dadurch stellt sich eine immer noch staerkere Ausduennung der Mittelklasse ein, womit eine immer hoehere Anzahl von Menschen teilweise vom Staat abhaengig werden, was die demokratischen Werte untergraben duerfte (wer abhaengig ist geht vorsichtig mit Entscheidungstraegern um).

        In meinen Augen liegt die einzige wirkliche Alternative in erstens der Annerkennung der Situation, zweitens der unumlaessigen Allokation des Risikos zum Risikotraeger, die Annerkennung, dass Staaten das Recht eines Konkursverfahrens beanspruchen koennen und das Hochhalten rechtsstaatlicher Prinzipien. Dass wir durch solch eine Gangart wohl einen substantiellen Teil unserer vermeintlichen „Vermoegen“ verlieren duerften, ist der Klemmfuss dabei. Aber dieses vermeintliche Vermoegen werden wir eh nicht mehr nutzen koennen, da im andern Fall ein Wirrwarr und Durcheinander entstehen wird, welches den Rechtsstaat sowie die Demokratie zerstoeren wird.

        • Linus Huber sagt:

          In vielen Staaten wurde es verpasst, die zunehmende Macht des Staates zu begrenzen. Wir steuern immer staerker auf eine Gesellschaft hin, in welcher einige Entscheidungstraeger ueber das Wohlergehen einzelner Gruppen, Menschen entscheiden und nicht mehr Regeln. Es duerfte kein Zufall sein, dass Ueberwachungstaetigkeiten und das Gewaltmonopol schrittweise ausgebaut werden. Es wird immer schwieriger, diese Entwicklung als zufaellig zu betrachten. Ich beurteile die ankerlose und manipulative Geldpolitik als einer der wichtigsten Pfeiler, welche es den staatlichen Organen erlaubt, sich immer staerker ins Leben des Buergers einzumischen. Einzig die Machtbeschraenkung auf spezifische Funktionen koennen diesem Trend Einhalt gebieten. Allerdings benoetigt dies einen muendigen Buerger, welcher bereit ist, fuer seine persoenliche Freiheit und Unabhaengigkeit einzustehen, was immer schwieriger wird, je mehr der Einzelne vom Staate abhaengig wird.

  • Rolf Zach sagt:

    Trotz dem niedrigeren Pro-Kopf-Einkommen, das China gegenüber Südkorea und Japan aufweist, sollten die demografischen Probleme Chinas nicht ein Problem sein. Die harte Ein-Kind-Politik hat China trotz aller negativen Seite dieser Politik zu einer
    sozialen Entspannung geführt und hat sicher die Stellung der Frau gefördert. China hat nicht mehr diese virulente Bevölkerungsprobleme wie sie Indien aufweist. Mit dem Aufbau eines Sozialstaates kann vieles damit gelöst werden. Das Problem der ungenützten Kapazitäten betrifft in erster Linie die Basis-Industrie und den Export sicher weniger den einheimischen Konsum. China produziert jährlich 700 Millionen Tonnen Stahl, auf längere Sicht gewiss zu viel. Interessant ist das Japan 100 Millionen Tonnen Stahl produziert, obwohl es Eisenerz noch Kohle hat, und davon trotz teurem Yen 40 % exportiert. Der hohe Anteil der Investitionen am Volkseinkommen und deren Finanzierung durch Darlehen zeigt eindeutig, dass die KP Chinas diese nicht mehr
    einfach durch Steuern und niedrigere Löhne erreichen kann. Sie ist wie in anderen kapitalistischen Ländern auch auf die Finanzierung durch Banken angewiesen. Japan war ein klassisches Beispiel dafür. China hat anders als Russland einen langwierigen Transformations-Prozess von einer Privilegien-Gesellschaft zu einer normalen kapitalistischen Eigentümer-Gesellschaft. Die kommunistischen Mandarine sind viel mächtiger und auch stärker der Korruption ausgesetzt als die schmale Elite der Planungs-Bürokraten in Japan und Südkorea, die gut bezahlt wurden und hochangesehen waren. Viele Mandarine sind nach wie vor in ihrem Status direkt abhängig von öffentlichen Investitionen. So gibt es ein Sportstadion und ein Flugplatz, aber keine Kläranlage. Herr Pettis erwähnt diesen politischen Konflikt nicht. Löst die chinesische Regierung diese Zielkonflikte nicht, läuft sie Gefahr, dass mehr Investitionen von den Benutzern nicht bezahlt werden oder nutzlos sind. Sie müssen dann mit Inflation abgeschrieben werden

  • Linus Huber sagt:

    Im S&P 500 verbucht der „Financial Sektor“ 19,2% des gesamten Profits (http://www.nasdaq.com/article/weak-earnings-growth-outside-finance-earnings-trends-cm261259) oder in anderen Worten, eine Industrie, welche grundsaetzlich einzig zur guten Allokation von Kapital funktionieren sollte, zweigt einen wieder verhaeltnismaessig hohen Anteil des wirtschaftlichen Erfolges fuer sich ab. Wer ein wenig tiefer darueber nachdenkt, wird zweifelsfrei erkennen, dass dies eine verzerrte Marktsituation darstellt, welche einzig aufgrund der Massnahmen der Zentralbanken existiert. In anderen Worten, die Entscheidungstraeger haben nichts gelernt und fuehren das gleiche Experiment zum x-ten mal aus, in der Hoffnung eines anderen Resultates. Man muss kein Einstein sein, um diese Entscheidungstraeger zu analysieren.

  • Ronnie König sagt:

    Viele ziehen hier Modelle zur Argumentation, die bis dato jedoch noch kein Problem verhindert oder gelöst haben. Wir wissen mittlerweile, dass diese theoretischen Modelle in sich zwar einen Sinn ergeben, aber dass in der Realität oft noch weitere Faktoren zählen. Erweitern wir die Modelle um einige zusätzliche Disziplinen, dann wird es schon sehr kompliziert und die unbekannten Grössen die sich daraus ergeben, multiplizieren sich. Der Mensch allein ist schon schwer zu erfassen. Die Natue und Klima noch viel mehr. Nun könnte an dies in neue Modelle einfliessen lassen. Aber kein Rechner bringt hier eine Lösung zu Stande. Wahrscheinlich ist das Bauchgefühl noch am zuverlässigsten! Der Binnenmarkt in China mag grösser sein als einige annehmen, aber damit sind andere Probleme die eben auch Geld verlangen nicht gelöst. Umweltverschmutzung und Vergiftungen sind in den Modellen nicht enthalten, schlagen aber zu Buche. Grössere Unruhen werden gerne ausgeblendet. Hier wie dort. Aber genau hier sehe ich noch grössere Gefahren wie Fehlinvestitionen bei Immobilien oder Infrastruktur. Und grundsätzlich vergessen wir immer wieder, dass alle, ob Chinesen oder Westler oder wer auch immer, seinen Tee nach wie vor ganz banal mit Wasser zubereitet! Ansatzweise habe ich dies heraus gelesen bei Diem. Sein Blog würde zu einem währschaften Schinken anwachsen, trüge er dem Rechnung. Genau hier liegt das Problem. Länder können nie erfolgreich sein, aber autonome kleinräumige Gesellschaften die Probleme eher lösen. Vielleicht is eine geregelte Anarchie die Lösung, da es hier besser funktioniert und sich Regeln und Gesetzmässigkeiten eher spontan konstituieren können. Keine vorgegebene Lenkung also, sondern eine Anpassung auf Situationen. Da haben wir eben das Grunddilemma: Zuerst Lenkung, dann notgedrungene Anpassung um dann erneut zu lenken. Selbstkonstitution wäre aber besser. Und demokratisch! Vielleicht leuchtet dies nicht jedem ein. Es ist ein neuer Denkansatz (in der Physik bekannt).

  • ralph kocher sagt:

    Japan als Paradebeispiel? China nun als die Masse par excellence? Vom Westen redet niemand, solange mit dem Finger auf andere gezeigt werden kann. Schliesslich ist der „Westen“ NOCH kompakter als China! Nach der Depression im Mittelalter expandierte der Westen dank Aufklärung und Kolonisierung gewaltig. Bis vor lauter Überdruss und Vormachtdenken das Ganze im 20. Jh. implodierte. Aggressiv versuchte er dann weiter, trotz Freiheitsgedanken diverser Völker, seine wenigen Einflussgebiete, noch zu halten. ES entglitt ihm aber zusehends, wie heuer zusehends ausgemacht. Seine Depression spornt eher plötzlich die „anderen“ an. Was nicht mit Gewalt gehalten werden kann bzw. konnte, wird nun mit Gewalt zurückerobert von undefinierbaren, verschiedenst-artigen Interessenströmungen/-verbindungen, die sich nun bündeln. Die neue Paranoia gipfelt so also – aktuell in der Ignorierung und Isolation von neuen Aufklärern wie Mannings, Snowden und Assange. Mit der Hoffnung, dass sich Etwaiges selber eliminiert? Der Background nur, das Echo aber, ist gewaltig; bleibt nicht zu verachten. ES sind nicht „Zombies“, die den Reichtum ansteuern und ihren Teil des meist Geraubten erheischen werden („Zombies“ sind die gemeinten, welche vor lauter Sattsein das Realgeschehen ignorieren) – ES sind Menschen, die auf dem Weg nach Nahrung (auch geistiger) streben…

    • ralph kocher sagt:

      …soviel zur Entzauberung des Westens!

    • Ueli der Hecht sagt:

      @Ralph Kocher
      Die Vorstellung, welche Sie von der Geburt der Neuzeit haben ist auch ein bischen „abenteuerlich“. Wann erreichte die Hexenverfolgungsorgien ihren Höhepunkt? Wann metzelten sich die Europäer 30 Jahre lang in einem Religionskrieg gegenseitig selber ab? Richtig: Alles nach dem Mittelalter.
      Die Chinesen waren den Europäern vor 500 Jahren auch zu Wasser überlegen. Nur wollten sie die Welt nicht mit Sklaverei, Brandschatzung, Massenmord und Raub beglücken – die Europäer machten deshalb recht ungestört „ihre Geschichte“. Die „Aufklärung“ kam in der Bevölkerung erst ziemlich spät an. Anfang 19. Jahrhundert konnten im wirren Staatengebilde, das sich später Deutschland nennen sollte, gerade mal 3 Prozent Lesen und Schreiben…die Enzyklopädie der Wissenschaften hatten wohl die wenigsten gelesen.

      • Rolf Zach sagt:

        Auch die Chinesen waren sowenig wie die Europäer liebenswürdige Zeitgenossen. Das sie ihre Flottenpolitik des 15. Jahrhunderts unter den Ming nicht fortsetzten, hat mehr mit der ständigen Abwehr der Chinesen gegen die Steppen-Völker Innerasiens zu tun als mit irgendwelcher Art Humanität. Unter den Ming wurde die Mauer das, was heute noch vorhanden ist. Erst die Mandschu konnten die Gefahr aus Innerasien endgültig erledigen. China war im 18. Jahrhundert das mächtigste Reich der Welt, aber zivilisatorisch setzte eine kontinuierliche Rückentwicklung ein. Warum? Viele Antworten und viele Bücher! Vielleicht war gerade die innereuropäischen Rivalitäten, die das Abendland zu Höchstleistungen anspornte. Herausforderungen als evolutionärer Fortschritt? Auf alle Fälle war Deutschland, das Land in Europa um 1900 das weltweit die höchste Alphabetisierung aufwies (Hobsbawm), höher als die Schweiz. Die Zahl von 3 % ist eindeutig falsch. Es gibt Quellen, die für Deutschland von einer Anzahl von 25 % sprechen. Es gibt darüber keine gesicherten Ergebnisse, aber
        starke Indizien.

        • ralph kocher sagt:

          @UdH: Die Aufklärung kam durch Kopernikus ins Rollen, zumindest was die geografische Nähe betrifft. Er siedelte DAS LICHT (das Licht sei der Weg) ins Zentrum und nahm ES vom Himmelsgeschehen herunter. Notabene man hier dasselbe auch mit der Sonne spielen kann. Progressive Kräfte bewirkten, dass mehrere Strömungen der schwarzkatholischen Ideologie paroli boten. Europa wurde auch Dank den Beziehungen zu Fernost, vorerst via die Seidenstrasse, durch die Erkenntnis, dass ES auch anderes noch gibt, etwas fortschrittlicher. Ob „Kräuterhexen“ alias Heilerinnen oder die aktuelle Wissenschaft, ES zog die Säfte naturgegeben von dem was ist. Und nicht von dem, das nicht sein sollte. Anbei die Lehre heuer des gesundheitlichen Perfektionismus (gesund bis zum krankwerden) – wieder zur Religion verkam…

        • Ueli der Hecht sagt:

          @Rolf Zach
          Sie haben natürlich Recht – die korrekte Zahl für die Alphabetisierung um 1800 für die kommende deutschen Lande ist 25%. Trotzdem bleib ich dabei, dass nicht der grandiose „Wissensvorsprung“ die Europäer zu ihren Expansionen befähigte. Die Chinesen hatten schon im 15. Jahrhundert die Trockendocks, die Schottenbauweise, den Kompass u.s.w. erfunden. Ihre grössten Dschunken waren das zigfache grösser als die spanischen oder portugiesischen Schiffe und trotzdem höchst solide gebaut. Ironischerweise war es der fehlende „Profit“ für den kaiserlichen Hof, der die hohen Beamten gegen die kostspielige Flottenpolitik aufbrachte.

  • Maria sagt:

    So wie ich es sehe, formieren sich weltweit alle Faktoren zu einem Big Bang in den naechsten 5 Jahren. Japan allein kann eine weltweite Krise herbeifuehren. Jetzt kommt noch China dazu. Wir im Westen haben die unfaehigen Politiker, die sowohl die EU, wie auch die USA an den Abgrund bringen, bzw. bringen werden.

    • Linus Huber sagt:

      Ja Maria, eine Krise, welche dazu benutzt werden duerfte, eine zentralistisch gefuehrte Weltherrschaft immer offener zu installieren. Die entsprechenden Instrumente wurden/werden schrittweise weiter ausgebaut (Ueberwachungsstaat / Staerkung des staatlichen Gewaltmonopols / zahlenmaessige Erweiterung der vom Staat abhaengigen Menschen etc. etc.).

  • Daniel Wigger sagt:

    Eine profunde Analyse, allerdings mit der falschen Schlussfolgerung: Auch mit einer vergleichsweise moderaten Wachstumsrate wird China weiterhin eine der Wirtschaftslokomotiven der Welt bleiben. Auch wenn China nicht mehr wachsen sollte – was bestimmt nicht eintreffen wird in den nächsten Jahrzehnten – wird ein Grossteil unser Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie weiterhin vom Reich im Osten kommen. Es gibt schlichtweg keine andere Volkswirtschaft, die in dieser Grössenordnung günstiger produzieren könnte – und das war nämlich der ursprüngliche Grund weshalb zuerst Japan dann Korea zu Leadern aufstieg (ältere Leute erinnern sich vielleicht noch dass früher „Made in Japan“ eher auf billiges Spielzeug hinwies).

    Auch deuten die meisten aufgeführten Indikatoren nicht auf eine Krise, sondern auf eine Konsolidierung hin: 1. Grenzesloses Wachstum hat noch nie funktioniert. 2. Investitionen sind nach wie vor die beste Art um langfristige Renditen zu erreichen. 3. China wird immer weniger ein Massengüterproduzent und steigt seit längerem auch in den Hightec-Bereich ein (Luft- und Raumfahrt, Energieproduktion, Pharmaindustrie).4. Die Gefahr der unbegrenzten Bevölkerungsexplosion ist gebannt und somit können sich weniger Menschen den gleichen Reichtum aufteilen.

    Die korrekte Antwort auf die korrekte Analyse lautet deshalb:

    1. China wird weiterhin wachsen, jedoch weniger stark. Es wird zu einer reifen Volkswirtschaft mit all seine Vor- und Nachteilen.

    2. China bleibt die Fabrik der Welt, es ist nicht sichtbar wer in diese Bresche einspringen könnte.

    3. Solange China noch nicht unser Wohlstandsniveau erreicht hat wird die Wirtschaft weniger expansiv-quantitativ sondern qualitativ wachsen.

    4. Wer auf 10%ige Wachstumszahlen spekuliert hat wird zwangsläufig enttäuscht werden. Die entsprechenden aufgeblähten Sektoren und Wertpapiere werden demnach einigermassen zusammenbrechen.

    Alles in allem eher beruhigende als beunruhigende Zukunftsaussichten.

    • Martin Holzherr sagt:

      Sie gehen in Ihrem Kommentar von einer stetigen Entwicklung in China aus, eventuell mit einer geringen Wachstumsabschwächung. Doch das muss nicht so sein. Ein plötzlicher Einbruch des Wachstums ist nicht ausgeschlossen und ist für China besonders gefährlich, weil viele der schon fertiggestellten Projekte nur rentieren, wenn die Chinesen in naher Zukunft noch kaufkräftiger sind. Immobilien werden quasi auf Halde gebaut, finden dann aber doch noch Käufer, weil es inzwischen Chinesen gibt, die es sich leisten können. Ein anderes Beispiel sind die Hochgeschwinigkeitsstrecken von denen es 14 gibt wobei aber momentan nur 4 profitabel sind. Bisher war ein solcher „Vorausbau“ kein Problem, denn bei 10% Wachstum verdoppelt sich das Einkommen der Chinesen in 7 Jahren und eine Familie, die sich vor 7 Jahren noch keine Fahrt in einem Hochgeschwindigkeitszug leisten konnte, kann es später.
      Fazit: ein plötzlicher Wachstumseinbruch um 2 oder mehr Prozente, der mehr als ein paar Jahre anhalten würde, könnte
      viele Schulden in China nicht mehr rückzahlbar machen. China ist gut beraten seinen Investitionswahn zu dämpfen und damit die Hochrisikozone zu verlassen in der es sich momentan befindet.

      • Linus Huber sagt:

        @ Martin

        Ich stimme Ihrem Widerspruch zu. Einem Boom basierend auf einer massiven Kreditausweitung folgt unausweichlich frueher oder spaeter ein Bust, in welchem sich die Fehlinvestitionen melden. Einzig der zeitliche Ablauf ist die Frage.

  • Albert Baer sagt:

    Apropos Zauber:

    Dank den Naturwissenschaften wissen wir mittlerlweile, dass wir in einer ziemlich verrückten bzw. „zauberhaften Natur leben. So rasen wir z.B. auf einer Kugel durch einen unvorstellbar grossen leeren Raum. Etwas Verrückteres kann man sich ja fast nicht vorstellen.
    Seltsamerweise aber leben wir gosso modo immer noch im gleichen Stil wie unsere Vorfahren, als man glaubte die Erde sein eine Scheibe und ein alter grosser Mann im Himmel oder andere Gestalten lenken alle unsere Geschicke.

    Hat sich die Wissenschaft der Ökonomie angesichts unseres Bildes von der Natur geändert?

    • Ueli der Hecht sagt:

      @Albert Baer
      Interessanterweise waren ja gerade Marx und Engels, obwohl die grössten Kritiker der bürgerlichen Ökonomie und auch des bürgerlichen Staates, Kinder Ihrer Zeit, in dem Sinne, dass das Newtonsche Weltbild vollkommen unangetastet blieb. Trotzdem muss man fairerweise hinzufügen, dass die beiden Herren, ein grosses Interesse an der (natur-)wissenschaftlichen Diskussion ihrer Zeit aufwiesen und wenigstens fürs 19. Jahrhundert „up to date“ waren.
      Die meisten modernen Ökonomen scheinen mir nicht einmal vertraut mit den Enteckungen der Quantenphysik oder der Relativitätstheorie von Einstein zu sein (obwohl diese „Entdeckungen“ ja jetzt auch schon fast 100 Jahre alt sind) – und trotzdem besitzen sie die Hybris von ägyptischen Hohepriestern. Aber vielleicht ist es ja auch nicht hilfreich wenn man allzuviel über sich und den Kosmos nachdenken muss, da Ideologie predigen nun mal keine „Freizeitbeschäftigung für Philosophen mit zu viel Freizeit“ ist. Aus diesem Grund wollte ja schon Platon die „Dichter“ aus seinem „idealen Staat“ verbannen.

      • Ueli der Hecht sagt:

        Trotzdem gehörten natürlich die „Founding Fathers“ der modernen Ökonomie des 20. Jahrhundert durchaus der „wissenschaftlichen High-Society“ an: Darunter sind so illustre Gestalten wie der Mathematiker und verhinderte Missionar namens Alfred Marshall, der Mathematiker Irving Fisher oder der „geniale“ John Maynard Keynes zu zählen.

        • Linus Huber sagt:

          Sie koennen ganz gute Kommentare verfassen, welche selbst ich, ohne sie 5x durchzulesen zu muessen, verstehe und denen selbst ich zustimmen kann.

  • Josef Marti sagt:

    Die im Artikel aufgezeigten Parallelen zu Japan sind schon interessant. Der befürchtete und prophezeite Kollaps nach japanischem Vorbild 1989 wäre allerdings ja gar nicht so tragisch, vorausgesetzt China wäre bis dahin wirklich auf dem Niveau wie damals Japan. Dem Durchschnittsjapaner geht es seit 1990 jedenfalls nicht schlechter als den Europäern und das trotz Rekordverschuldung von 240%.
    Der heilsame Blasenkollaps führte zu einer Art Konsumverweigerung und Rückzug ins Reduit, die Japaner horten ihr Geld im eigenen Tresor und legen es höchstens noch beim eigenen Staat an (Ausnahme Anlage in hochverzinsliche Island Papiere welche damals zum Kollaps Islands beitrugen); der Anteil der ausländischen Gläubiger Japans ist minim. Alle bisherigen Geldspritzen und Konjunkturankurbelungsversuche verpufften. Die Geldmenge hat sich in den letzten 30 Jahren zwar versechsfacht, das BIP jedoch im gleichen Zeitraum nur verdoppelt – was ist das Resultat: fast 20jährige Deflation; gleichzeitig erzielt das Land immer noch Exportüberschüsse (allerdings kürzlich gebremst wegen der Atomkatastrophe).
    Die Japaner sind also die richtigen Vorbilder.

    • Linus Huber sagt:

      Googlen Sie mal „Kyle Bass“ und „Japan“ und lesen Sie und lesen Sie und lesen Sie und nach vielleicht einem Jahr werden Sie hier sicherlich einen einigermassen sinnvollen Kommentar platzieren.

      • Rolf Zach sagt:

        Ich liebe diese heutigen schwarzsehenden Hedge-Fund-Spekulanten, die angeblich alles voraussehen können. Wie dieser Rogoff, der sagt ab 90 % Staatsverschuldung sei die Wirtschaftskrise automatisch da. Wichtig ist eigentlich bei der ganzen Sache nur die Höhe der Gesamtverschuldung am Volkseinkommen und wie viel die zu zahlenden Zinsen das BSP belasten.
        Kommt noch dazu, ob die Schuldner genügend Einkommen haben um die Gläubiger zu befriedigen. Im heutigen Japan
        ist das sicher kein Problem, was die Japaner aber ärgert ist ihr sinkender Anteil am Weltexport. Sie wollen durch ihr
        Exportgeschäft die Binnennachfrage ankurbeln, deshalb wollen sie den Yen schwächen. Trotz Fukushima hat Japan eine enorm starke Industrie- und Infrastruktur. Selbstverständlich ist die Ressourcen-Verschwendung in China höher als in Japan,
        aber vieles bleibt nachhaltig für die Zukunft. Wenn man Länder mit riesiger Ressourcen-Verschwendung und Fehl-Allokation
        von Investitionen sucht, sind es eindeutig die Golfstaaten Weltmeister mit Dubai an erster Stelle. Ich bin überzeugt, auch wenn jemand die teuerste Suite im Burj Khalifa bezieht, zahlt er kaum die variablen Kosten des Hotels. Solange das Öl fliest, können sie diese weissen Elefanten am Leben erhalten.

        • Linus Huber sagt:

          Sofern ich mich richtig erinnere, war es Mauldin, welcher einen treffenden Ausdruck fuer Japan formulierte: A mosquito in the search of a windshield. Ansonsten will ich auf die lineare Denkweise nicht weiter eintreten.

  • Martin Holzherr sagt:

    Dass überhaupt zwanzig Jahre lang in China Wachstumsraten von 10% möglich waren ist schon äußerst erstaunlich. Während der europäischen Industrialisierung waren jährliche Wachstumsraten von 1 bis 1.5% üblich. China hat im Wesentlichen die westliche Inustrialisierung nachvollzogen, deshalb ging alles viel schneller, viel schneller sogar als in Indien, das in den letzten Jahren auf ein durchschnittliches Wachstum von 6 % kam. Wenn China also die europäische Industrialisierung im Schnellzugstempo absolviert hat, so absolviert es auch die wirtschaftliche Differenzierung im Schnellzugstempo. Die starke Export- und Infrastrukturorientierung kann deshalb nicht bestehen bleiben, wenn sie auch nicht so schnell auf europäisches Niveau absinken wird, denn die geplante Urbanisierung wird die Investitionen in die Infrastruktur hochhalten, sollen doch in den nächsten 10 Jahren  mit 6.5 Billionen Dollar 400Millionen Chinesen vom Land in die Städte gebracht werden. Doch die Urbanisierung ist kein Ersatz für eine Reform der Wirtschaft, wie sie von der neuen Regierung gegen den Widerstand der Provinzregierungen angestrebt wird.„The leadership aims to jumpstart reforms, but local governments see this in a different perspective – they view this as the last opportunity to boost investment“, siehe http://www.reuters.com/article/2013/05/23/us-china-economy-urbanisation-idUSBRE94M0NA20130523
    Was die Überalterung angeht, muss China auf eine viel stärkere Automatisierung mit Einsatz von Robotern und Artificial Intelligence setzen. Da auch hier der Westen und vor allem die USA führend sind, werden die Chinesen wohl einige ihrer chinesischen Landsleute, die in den USA in diesen Forschumgsbereichen an der Spitze stehen, ins Mainland zurückholen müssen.

    • Ueli der Hecht sagt:

      @Martin Holzherr
      Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert und deswegen wird China auch nicht die Zukunft für irgendwas sein. In 10-15 Jahren – wenn dann die 400 Millionen Menschen (das sind etwa so viel wie in ganz Europa leben!) „umgesiedelt“ sein werden – wird die Umwelt so geschädigt sein, dass man lieber Harakiri macht als in einer solch verpesteten Kloake zu leben. Die Rohstoffe werden weltweit ihren Peak erreicht haben, die Transformation zur gelobten Dienstleistungsgesellschaft wird noch lange auf sich warten (wenn sie denn je kommt) und falls das Wachstum unter 6 % fällt werden soziale Unruhen ausbrechen, die wiederum nur mit brachialer Gewalt eingedämmt werden können. Schöne neue Zukunft –

      • Michael sagt:

        @Ueli der Hecht
        Meine Güte, wo haben Sie Ihr Weltbild her? Die Umweltprobleme werden in China an sehr vielen Orten sehr effizient und nachhaltig angegangen, in allen 20 Städten, die ich in China bereits bereist habe, ist das ÖV-System gut bis sehr gut ausgebaut, wird ständig erweitert und um Gratis- oder Bezahl-Velohverleistationen an den Metro-, Tram- oder Monorailstationen erweitert. Die meisten Motorräder und Roller fahren mit Gas oder Elektro, immer mehr Busse ebenso, sich ein Auto kaufen können viel weniger, als möchten. Auch dies als Massnahme für den Umweltschutz und um die Infrastruktur nicht zu überlasten. Die meisten Chinesische Grossstädte reinigen inzwischen 70 bis 95% ihrer Abwässer, Tendenz klar steigend. In Chongqing, als man vor 10 Jahren kaum die Hand vor Augen sah – wegen dem Smog, nicht wegen natürlichem Dunst – hat man nun mehrheitlich klare Sicht, stahlblauen Himmel und gute Luft. Also malen Sie mal nicht so Schwarz, sondern gehen Sie mal hin.

        • Ueli der Hecht sagt:

          @Michael
          Dann zitiere Ich doch einfach mal den Vizedirektor des Umweltinstituts an der Pekinger Volksuniversität: „Nach Untersuchungen meines Instituts verbrauchten Chinas Industrieunternehmen mehr als 83 Milliarden Tonnen Wasser. Nur EIN VIERTEL wird von Ihnen nachweislich entsorgt. Zwei Drittel verdunsten oder werden in Produkten gebunden. Unklar ist, was mit den verbleibenden 16 Milliarden Tonnen Abwässern geschieht. Vermutlich versickern sie, werden in Flüsse abgeleitet oder ins Grundwasser entsorgt.

          • Michael sagt:

            @Ueli der Hecht
            Ich schreibe von Städten, Sie von Unternehmen. Ich schreibe von Entwicklung, Sie dokumentieren einen Zustand, ohne sich die Mühe zu machen, nachzusehen, wie die Situation vor 10 Jahren war und wohin die Entwicklung geht. Wenn Sie China als „das Böse“ ansehen, so scheint es mir, und nicht Fakten und ihre Einordnung interessieren, dann erübrigt sich eine Diskussion.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Michael
            Es geht mir hier überhaupt nicht darum, die Anstrengungen der chinesischen Regierung / Bevölkerung betreffs Umwelt, kleinzureden. Es wird anscheinend sogar schon die Todesstrafe für „Umweltsünder“ diskutiert.
            Trotzdem gehts mir einfach auf den Keks wenn China als „Zukunftsstaat“ gepredigt wird – vor allem von renditehungrigen Westlern, die von einem neuen Manchesterkapitalismus, träumen. Das einzige was den westeuropäischen Kapitalismus wenigstens in der Vergangenheit auszeichnete war, dass im 20. Jahrhundert nach zwei Weltkriegen in den meisten Ländern ein Sozialstaat mit Demokratie erschaffen wurde. China macht den Kapitalismus ohne diese zwei Komponenten. Falls diese Form von Totaler Herrschaft des Politbüros / Kapitals weltweit Schule macht – will ich jedenfalls nicht mehr bei der Party dabei sein. Hier in Europa küren wir einen Snowden zum Helden und andererseits „loben“ wir die Chinesen, dass sie so mutig „einen anderen Weg“ eingeschlagen haben. Was ist das für ein Doppelstandard. Es werden 400 Millionen Chinesen „umgesiedelt“ – kein Problem für den Europäer. Würde dies aber in Europa mit ein Drittel der Bevölkerung von Brüssel gemacht werden – würde er von Nazimethoden sprechen. Ah, dieser schöne verlogene Doppelstandard – immer noch der Lackmustest für „versteckten Rassismus“.

          • Michael sagt:

            „Ueli der Hecht
            Erstens gibt es in China einen Sozialstaat. Details mag ich jetzt nicht aufzählen, die können nachgelesen werden

            Zweitens gibt es auch in China Demokratieformen, zum Beispiel Repräsentative und Plebiszitäre Demokratie. In verschiedenen Städten und Provinzen können zum Beispiel zufällig gewählte Bürger zu einem Projekt, einer Gesetzesänderung etc. Stellung nehmen und dieses beeinflussen. So wurde zum Beispiel in China schon U-Bahnstationen verschoben, Magnetschwebebahnen nicht gebaut, Öffnungszeiten von Ämtern verlängert etc. Es sind jeweils lokale Ansätze, aber von diesen gibt es hunderte, wenn nicht tausende.

            Drittens gab es und gibt es Umsiedlungen auch in westlichen Ländern und ebenfalls im grossen Massstab. Der Unterschied zu China ist lediglich der Zeitrahmen die schiere Grösse des Landes und die Bevölkerungszahl. Zudem ist eine Umsiedelung nicht für jede betroffene Person schlecht, sondern im Gegenteil, diese geht oft mit einer massiven Verbesserung des Wohnstandards und oftmals auch der Lebensqualität einher. Ich kenne persönlich viele Chinesen, die sich wünschten, sie oder ihre Eltern hätten ein kleines Haus irgendwo in einer Stadt gehabt und für jede darin lebende Generation als Entschädigung eine neue, grosszügige Eigentumswohnung erhalten.

            Viertens ist das chinesische Staats- und Parteiensystem längst nicht so homogen wie man im Westen oft annimmt. In der Partei hat es von Militärbetonköpfen, Vegetariern, Wanderarbeitern, Unternehmern, Reichenzöglingen, extreme Linke und extreme Rechte usw.

            Fünftens: Gehen Sie nach China, reisen Sie durchs Land, sprechen Sie mit den Menschen, und dann sehen Sie, wie anders China ist, als es bei uns dargestellt wird. China hat mehr Menschen als die USA und der EU-Raum zusammen, entsprechend vielfältig ist das Land. Entdecken Sie es. Sie werden nicht nur positiv überrascht werden sondern auch Ihre Haltung überdenken.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Michael
            Dies mag ja alles so stimmen wie Sie es schreiben. Nur ist dieser „Totalitarismus light“ nicht gerade ein role model für Europa oder Amerika. Jedenfalls liebäugeln unsere „Eliten“ nach 5 jahren Krise anscheinend immer mehr mit einer solchen „Option für die Zukunft“ und hat nicht schon der Neokonservative G.W.Bush, der die Welt anscheinend mit „Demokratie“ und „Menschenrechten“ beglücken wollte, in einem Interview „gescherzt“, dass sein Job um einiges einfacher wäre, wenn die USA eine Diktatur wären?

    • Ich möchte mich dem allgemein geäusserten Lob über die Qualität der Analyse anschliessen. Was mir bemerkenswert erscheint, ist, dass offenbar die „Schwerkraft der ökonomischen Gesetze“ (LOL) bewirkt, dass sowohl in Freien wie auch unfreien Märkten eine Tendenz besteht, Kapital in unnötigen Immobilien zu fehl-allozieren. Die Lehrbuch-Behauptung, ein Freier Markt führe zu einer optimalen Allokation von Resourcen ist durch die Serie von Immobilien- und Finanzkrisen ja längst, mehrfach und überzeugend widerlegt, aber dass in kontrolliert-freien Märkten wie in China dieselbe Tendenz besteht, scheint mir auf ein universelles und offenbar bisher unentdecktes Prinzip hinzudeuten, dass ich das Sommerer-Universal-Prinzip der Fehlallokation von Resourcen bezeichne. Da das Prinzip in seiner Tendenz zu Krisen führt („Gleichgewicht“ in der ökonomischen Lehre), ist das Gleichgewicht (Equilibrium), von dem die ökonomische Lehre schwafelt und das eigentlich den Endzustand dieser Tendenz bezeichnet (also die Krise), in Tat und Wahrheit ein Gleichgewicht im thermodynamischen Sinn: ein Maximum an Entropie (Chaos). Damit gilt: Freie Märkte sind oder tendieren zu einem thermodynamischen Gleichgewicht maximaler Entropie, dem sogenannten Sommerer-Equilibrium.

      Wo kann ich meinen Nobelpreis für Ökonomie abholen?

      • Marcel Senn sagt:

        Den Nobelpreis hat sich schon der Chemiker Ilya Prigogine 1977 abgeholt mit seiner Arbeit über Dissipative Strukturen, Thermodynamik, Selbstorganisation und Irreversibilität – Ihr „Sommerer-Equilibrum“ ist eigentlich nur ein Derivat von Prigogines Erkenntnissen – das langt nicht wirklich für den Nobelpreis – aber wenn Sie dranbleiben, noch 20 Jahre weiterforschen und noch bessere Theorien entwickeln, könnte es ja dann irgendwann mal klappen mit einem Reisli nach Stockholm… 🙂

        • G. Nardone sagt:

          @Marcel Senn: Ich danke Ihnen für diese Inforamtion betr. Ilya Prigogine.

        • @Marcel Senn

          Mir ging es eigentlich gar nicht um den Nobelpreis in Physik, sondern um den Pseudo-Nobelpreis in Ökonomie, weshalb ich ja auch unsubstantiierte Behauptungen gepaart mit zweifelhafter Logik und missverstandenem Vokabular verwendet habe.

      • Linus Huber sagt:

        Wenn einer der wohl wichtigsten Aspekte der Wirtschaft zentralplanerischer Manipulation (Preis fuer Geld) unterliegt, finde ich die Idee von einer freien Marktwirtschaft zu reden etwa gleich wie wenn man, nur weil er chf37.20 in seiner Geldboerse aufbewahrt, Ueli den Knecht als Kapitalisten bezeichneten. Trotz verschiedener Weltanschauung, kann jedoch genau Ueli diesen Aspekt viel besser erkennen.

  • sepp z. sagt:

    Würde als 4.Punkt noch ‚Demokratie‘ anfügen.
    Weit gestreuter Wohlstand führt unweigerlich zur Forderung nach mehr Demokratie.
    Der Kollaps des totalitären Regimes würde ziemlich wahrscheinlich zu Segregationstendenzen und Autonomiebestrebungen innerhalb des Vielvölkerstaats führen. Und damit wäre es mit der geballten Wirtschaftskraft Chinas wohl auch vorbei.

  • Ueli der Hecht sagt:

    Und mit Chinas „trüben Aussichten“ schliesst sich wieder der Kreis der Weltwirtschaft, denn die Ursachen für die zunehmende konjunkturelle Eintrübung (und das wird hier nicht mit einem Satz erwähnt) sind auch in der rückläufigen Nachfrage im schuldengeplagten Europa zu suchen, das den wichtigsten Absatzmarkt der chinesischen Exportindustrie darstellt. Der deutschen Exportindustrie ist es kurzfristig gelungen, die Absatzeinbussen in der Euro-Zone zumindest partiell durch eine Handelsoffensive ausserhalb Europas zu kompensieren. Dabei konnten vor allem die Exporte von Investitionsgütern nach China zulegen, das in gewissen Monaten sogar ein Handelsdefizit mit der Bundesrepublik verzeichnete. Trotz dieser deutschen Exportoffensive in Fernost wird die Eurokrise die Bundesrepublik bald über den Umweg Chinas voll erreichen, da die Volksrepublik bereits – unter der Eurokrise leidet. Die Weltwirtschaft ist nun mal verflochten.

  • Linus Huber sagt:

    Ich kann dem Verfasser des Artikels meine Hochachtung aussprechen. Eine sehr umfassende Analyse, eine gute Arbeit.

  • Eine Familenwirtschaft unterliegt letztendlich den gleichen Naturgesetzen wie eine Volkswirtschaft. Für diese beiden Gebilde, die selbstähnlich und verschränkt sind, werden aber unterschiedliche Wirtschaftstheorien angewandt. Nämlich eine Null-Theorie und eine Komplex-Theorie (überspitzt gesagt). Oder mit anderen Worten, wir verkennen die natürliche Selbstähnlichkeit der Systeme und unterscheiden zwischen Milchbüchleinlehre, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre (was soweit ja auch Sinn macht) ohne aber darauf einzugehen, dass ein Systemfehler im Gebilde mit der kleinsten Selbstähnlichkeitsdimension, überproportional grosse Auswirkungen auf das Gebilde mit der grössten Selbstähnlichkeitsdimension haben wird. Dieses Naturphänomen der Selbstähnlichkeit, Verschränkung und Rückkopplung, das auf ein Naturgesetz hindeutet, findet heute noch kaum Beachtung und Niederschlag in den Wirtschaftswissenschaften.

    Aber aus diesem Blickwinkel betrachtet ist Chinas Wirtschaftsstruktur prinzipiell selbstähnlicher aufgebaut, als die des Westens. In China gibt es das Familienoberhaupt bis hin zum Volksoberhaupt, als eines von vielen Beispielen. (Ob das mit dem Oberhaupt nun adäquat ist, oder nicht, ist eine gänzlich andere Frage). Möglicherweise vermag China seinen Minsky-Moment deshalb besser bewältigen, als wir es aus unserem Blickwinkel her sehen und annehmen können.

    • David Stoop sagt:

      Die Ähnlichkeit an einem „Oberhaupt“ aufzuhängen ist doch etwas fragwürdig.
      Beispiel: Bei uns ist weder die Wirtschaft noch die Familie über ein Oberhaupt organisiert, gemäss Ihnen also die Ähnlichkeit sehr hoch. In China wiedrum ist das konfuzianische Familienbild überholt und das allmächtige Familienoberhaupt nur noch ein Mythos, aber die Partei herrscht noch immer absolut. Ihnen zu Folge also eine ganz schlechte Ähnlichkeit.

      • Das Oberhauptkonzept kennen wir in jedem Unternehmen. In der Familie hat es sich aufgelöst. Unsere Politiker sind nur noch die Lächerlichkeit an sich.

        Aber diese gigantische Fehlallokation von Kapital in China scheint nur eine Ursache zu haben. Eine gigantische Fehleinschätzung der Obrigkeit. Auch bei uns geschehen Kapitalfehler der Obrigkeit und ganze Unternehmen spült es einfach weg (wie z.B. Lehman Brothers).

        Alles ist also im Umbruch und nichts ist kohärent, sowohl hier, als auch bei Konfuzius nicht, weil das Obrigkeitsprinzip zu viele Schwächen besitzt.

        Nur, und das ist der Inhalt meines Kommentars, unser Wirtschaftssystem basiert noch auf diesem Prinzip und eine funktionierende Alternative ist nicht in Sicht. Weil wir einfach blind gegenüber möglicherweise wichtigen Naturgesetzen sind, die über mehrere Disziplinen und Systemebenen hinweg Gültigkeit haben.

        • David Stoop sagt:

          Irgendwie haben Sie jetzt komplett das Thema, den Stil und die Aussagen gewechselt. Sind Sie wirklich noch derselbe? Ich habe jetzt die „Kritik an der Obrigkeit“ in Ihrem ersten Post nicht gefunden.

    • Rolf Zach sagt:

      Das läuft doch auf die Frage hinaus, ob das chinesische Mandarin-System, wo die kommunistischen Führungskader vielleicht zu 85 % des Volumens aller Investitionen entscheiden eine bessere Allokation für effiziente Investitionen darstellen als Westeuropa und die USA, wo der Minsky-Moment ein viel grössere Wirkung erzielt, der sich der Planifikation sich entgegenstellt. Mit Planifikation denke ich nicht an die Sowjetunion, sondern eher an die Kriegswirtschaft der USA oder
      die Planung Frankreichs nach 1. Weltkrieg.

    • Linus Huber sagt:

      @ Stephan

      Eine interessante Betrachtungsweise …

      Die wichtigste Frage, welche sich damit stellt, liegt darin, inwiefern und wie stark sich das „Oberhaupt“ (Elite) mit der Bevoelkerung und dessen Wohlergehen identifiziert. Wie wir wissen, macht Macht korrupt, was in unserem westlichen System trotz gegenteiliger Darstellung durch westlichen Sprachrohre der Elite (Medien) und trotz der vorherrschenden formellen Rechtsstaatlichkeit in westlichen Staaten vielleicht durchschnittlich in staerkerem Masse zutreffen mag als in China. Die Betrachtungsweise, dass ein Staat quasi das eigene Unternehmen darstellt, wie dies z.B. sicherlich unter Lee Kuan Yew in Singapore vorgeherrscht haben duerfte, kann sehr wohl eine uns nicht gelaeufige Entwicklung beinhalten. Berichte, dass sich viele reiche Chinesen eine Existenzmoeglichkeit ausserhalb des Reiches aufbauen, mag zwar als ein dagegensprechender Beweis aufgefuehrt werden, jedoch mag dies auch einzig eine Diversifikation des persoenlichen Vermoegens darstellen und keine politische Bedeutung beinhalten.

      Wie auch immer, Sie beweisen eine bemerkenswerte Tiefe in Ihren Ueberlegungen.

  • Walter Schneider sagt:

    Demographischer Wandel? Trotzdem werden die Chinesen nicht so verrückt sein „bunt“ zu werden.

    Ausserdem, eine Phase der Bereinigung tut jeder Volkswirtschaft gut, sie kann pausieren.

    China wird weiterhin boomen. Wenn auch etwas langsamer.

  • Josef Marti sagt:

    Die Staatsverschuldung ist in China immer noch auf tiefem Niveau; es ist mit vielen weiteren keynesianischen staatlichen Konjunkturspritzen zu rechnen die zu weiteren Inflationsschüben führen werden, nach der Finanzkrise hat die Inflation in China tatsächlich wieder angezogen. Das bietet Zündstoff im Währungskrieg mit USA, mit denen eigentlich nach wie vor ein festes Wechselkurssystem besteht. China wird alles daran setzen seinen Währungsvorteil aufrechtzuhalten. Auf der anderen Seite ist die USA von China abhängig da die Chinesen deren Staatsverschuldung und Leistungsbilanzdefizit finanzieren. In der weltwirtschaftlichen Bedeutung kann also keine Rede von einer „Entzauberung“ Chinas sein.

    • David Stoop sagt:

      Die Staatsverschluldung sowie die Devisenreserven Chinas werden teilweise auch anders betrachtet. Es scheint bei der Staatsverschuldung ein paar Methoden zum Schönrechnen zu geben (Olla Griechenland lässt grüssen).
      Das Wechselkurssystem kann auch eine Falle sein, da es einen Rückzug der Kredite an die Amerikaner verunmöglicht (zieht China Geld aus den USA ab, steigt der Renminbi). China und die USA sind aneinander gekettet, genauso wie Japan und USA zuvor. Dies ist ein Zeichen von Abhängigkeit und nicht von Stärke (für beide wohlgemerkt).

  • Arne Tvedt sagt:

    Im Artikel werden zwar die richtigen Fragen estellt aber womöglich das falsche Land angesprochen. gestern, gerade mal vor 24 Stunden waren die Länder im Visir wo diese Fragen nicht angesprochen wurden und wo der Befund womöglich noch viel fataler ausgefallen wäre. Spanien zum Beispiel, 1 mio Wohnungen und Häuser „auf Halde“ produziert bei einer Bevölkerung, die gerade mal gut 3% der Chinesischen ausmacht. Der Lebensstandard der Chinesen hinkt ihrer Produktivität hinterher, da besteht noch Nachholebedarf. In den Krisenländern der Eurozone wird weit mehr konsumiert als produziert, ein Leben auf Pump (und langfristig auf Kosten der Leistungsstärkeren EU/Euro Länder). Das erscheint mir ein wesentlich gewichtigeres Problem zu sein als das der Chinesen…. 7,5% Wirtschaftswachstum (10X mehr als die meisten EU Staaten), damit kann man leben und die Volkswirtschaft nach und nach vermehrt auf den Binnenkonsum ausrichten …. Nur welches sind die Alternativen in der Eurozone ? Noch mehr Schulden ? Der Absturz einzelner Volkswirtschaften oder der kollektive Absturz ? Die entsprechenden Graphiken sollten hier mal aufgelegt werden. Überalterung ? Aber ja, Investitionen in „produktive Bereiche“ (Capex eben) weitgehend Fehlanzeige, Wohnungsbau und Infrastruktur, gewiss, finanziert über eine Immobilielblase oder EU Programme wie FEDER. Alles so arg wie in China, nur fehlt der Kapitalpuffer (dafür steht die Staatsverschuldung in der EU bei 92% v. BIP) … und das Schuldenmachen in der EU geht weiter. Fragt sich wo dereinst die „Provinzstädte“ mit den tollen neuen Flughäfen und Stadien liegen“. Wir sollten mal von unserem hohen „Eurozentristischen“ Ross heruntersteigen und der Realität ins Auge schauen. In China mag vieles im Argen liegen, aber hier vor unserer Haustür (den Problemstaaten der EU/Euro Zone) siehts gewiss nicht besser aus.

  • Michael sagt:

    Seit 10 Jahren wird geschrieben, Chinas Boom sei nun zu Ende, die angebliche „Blase“ platze und so weiter. Geschehen ist nichts. Weshalb? Weil gewisse Menschen sich nach wie vor an irgendwelche Statistiken und Tabellen klammern, anstatt sich wirklich ein Bild von China und Chinas Wirtschaft zu machen. Vor Ort nämlich. Ich reise seit 12 Jahren jedes Jahr nach China, habe Bekannte in vielen Provinzen, bin täglich in Kontakt. Und ich bin mehr als zuversichtlich was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Und nicht nur die. Wer die unglaublichen Umwälzungen und Veränderungen der letzten 10 Jahre miterlebt hat, mit offenen Augen durch Strassen und Gassen läuft, mit den Menschen spricht, der weiss, dass Chinas Wachstum in Prozenten wohl zurückgehen mag, nominal jedoch nicht. China setzt seit Jahren stark auf Technologien, kauft mehr Roboter und Hightech ein als jedes andere Land, meldet mehr Patente an als die USA, hat Millionen kleinster Firmen, von welchen nicht nur wenige sehr innovativ und flexibel sind. Genau diese werden von Chinas Reformen nun mit Steuererlass und weiteren Mitteln gefördert. Deshalb: Augen auf, vor Ort sein, und nicht irgendwelche Zahlen wälzen.

    • Michael Berger sagt:

      Die eigenen persönlichen Eindrücke ersetzen doch diese Zahlen nicht. Ihrer Argumentation zufolge müssten alle in der Schweiz wohnhaften Leute, welche ihre Umgebung etwas betrachten, wissen, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Der Unterschied zwischen persönlicher Meinung und wissenschaftlich fundierter Aussagen besteht gerade darin, dass man über die eigene Erfahrung hinausgeht, abstrahiert und verallgemeinert. Das heisst nicht, dass die Wissenschaft alles „weiss“, aber grundsätzlich „weiss“ sie mehr, als einer Einzelperson aufgrund eigener Beobachtung erkennen kann.

      Ich glaube auch, dass China noch enormes Wachstumspotential hat, nur wird sich das Wachstum verlangsamen. Das ist an sich keine Tragödie, doch scheint die KP selber davon überzeugt, dass ein geringeres Wachstum soziale und politische Probleme mit sich brächte.

      • Michael sagt:

        Es geht nicht um Ersatz. Aber nur Zahlen zu beurteilen, die von allen möglichen Seiten manipuliert, schlicht falsch und miesinterpretiert sein können, sagen alleine wenig aus. Es ist banal: wenn man mit Gemüseverkäufern spricht, Wohnungseigentümern, Studenten, Barbesitzern, Verkäuferinnen etc., und das in mehreren Orten, dann hat man schnell ein Bild davon, ob begründeter Optimismus oder Hoffnungslosigkeit und Angst überwiegen. Gehen Sie mal nach Spanien oder Griechenland. Es ist nun mal so: In China ist Zuversicht spürbar, und das obwohl die meisten Chinesinnen und Chinesen im Ansatz skeptisch sind und eher dunkler als heller färben.

        • Michael Berger sagt:

          Ich weiss was Sie meinen. Wenn die Leute zuversichtlich sind, kann es der Gesellschaft (und der Wirtschaft) nicht allzu schlecht gehen. Aktuell geht es der chinesischen Wirtschaft auch noch verhältnismässig sehr gut. Doch ist die Zuversicht eher Reaktion auf die aktuelle und kürlich vergangene Wirtschaftlage als ein Hinweis auf die langfristige Entwicklung.
          Ich denke, dass die Iren, Griechen, Spanier, … bis kurz vor dem Zusammenbruch auch vermehrt optimistisch waren.

        • Rolf Zach sagt:

          Chinas besondere Stärke ist sein riesige Binnenwirtschaft, die die Regierung gegenwärtig ziemlich unabhängig vom
          Gang der Weltwirtschaft steuern kann: der richtige ideale Wirtschaftsraum für eine effiziente volkswirtschaftliche Steuerung
          à la Keynes. Die Probleme der Demographie sind vernachlässigbar, die Nachfrage nach Wohnraum nach europäischen
          Standard nahezu unbegrenzt. Das Wachstumsmodell Chinas leidet aber stark unter ineffizienten politischen Strukturen
          und sozialen Konflikten wegen staatlichem Eigentum. Die lokalen Parteikader versuchen ständig die Bauern so zu drangsalieren, dass sie Staatsland für sich als privates Eigentum beschlagnahmen können. Die Bauern sind dann wieder wie vor 1949 Pächter. Japan und Taiwan haben nach dem 2. Weltkrieg Agrarreformen gehabt und wenn dort die Bauern
          aufhören zu wirtschaften, bleiben sie Eigentümer. Die Ordnung des Eigentums ist Chinas Frage Nummer 1. Ein hoher
          Prozentsatz von Chinas Exporten wird durch die Multinationalen wie Apple gesteuert. Hochwertig vollständig einheimische
          Produkte sind im Weltmarkt schwach vertreten und wenn sie Erfolg haben, exportieren sie mit sehr rüden Methoden wie
          dieser bekannte Telekommunikationsausrüster in Zürich. In Afrika haben sie oft nur deshalb Erfolg, weil sie alles inkl. Arbeiter mitbringen und dies in Ländern wie Algerien, wo eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Sie haben keine Eigenmarken
          wie Korea (Samsung) oder Japan (Sony, Panasonic oder Canon). Das Designzentrum bleibt wie z.B. bei Apple im Ausland.
          Die Gewinnmarge auf den chinesischen Exporte ist deshalb eher klein und eignet sich schlecht für Kapitalflucht ins Ausland. Wahrscheinlich kommen die Parteikader eher durch bewusst verteuerte Importe an die notwendigen Devisen für Kapitalflucht ins Ausland wie die Familie eines ehemaligen Ministerpräsidenten. Bei Textilien gibt es viele Konkurrenten. Wie China mit einem zukünftigen leichten Leistungsbilanzdefizit ohne Reservewährung Politik macht, wird sich zeigen.

          • Martin Holzherr sagt:

            Gemessen daran, dass China erst seit zwei Jahrzehnten zu den Schwellenländern gezählt werden kann, gibt es doch schon einige chinesische Brands mit internationaler Reichweite. Dazu gehören:
            HaierLenovo,Petro China
             Die 15 chinesischen Milliardäre, die es 2012 gab, stehen allerdings fast alle chinesischen Firmen vor, die nur im Inland operieren. Es sind vor allem IT-Firmen(Internet und Mobilfunk) und Immobilienfirmen oder auch bei Firmenkonglomerate, die diesen Milliardären gehören.

      • Ueli der Hecht sagt:

        @Michael Berger
        Für das in Stagnation befindliche Europa scheinen die Wachstumswerte von China immer noch traumhaft. Doch für China, das jahrelang zweistellige Wachstumsraten aufwies, stellt ein Wachstum von sechs bis acht Prozent die sozioökonomische Untergrenze dar, deren Einhaltung notwendig ist, damit die Widersprüche der kapitalistischen Modernisierung des Landes nicht zu grossflächigen sozialen Unruhen führen. Deswegen wurden auch die weitreichenden Massnahmen zur Stützung des Exportwachstums eingeleitet.

  • Rolf Zach sagt:

    Vergessen wir nicht, dass China nach wie vor ein Land mit vielen armen Leuten ist. Die Durchschnittswerte des von einem Chinesen benutzten Wohnraum sind einiges tiefer als bei uns in Westeuropa und sind keinerlei Vergleich zu denjenigen in der USA. Wenn der Bestand an unverkauften Wohneinheiten zugenommen hat, bedeutet dies für chinesische Verhältnisse eindeutig ein Mangel an persönlichem Einkommen und ein zu starkes soziales Gefällte. Es staatliche Konjunkturpolitik in China, die sich zuwenig auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausrichtet, ist wegen dem grossen Anteil des Staates am Volksvermögen, zuwenig effizient. Die Ineffizienz der Investitionen wird noch gesteigert durch die Korruption. Die konfuzianische Mandarin-Klasse (pardon kommunistische Parteikader) kann durch diese einen wesentlichen Teil ihres Einkommens absichern. Ein solches System fördert natürlich die Fehlallokation von Kapital. Die kommunistische Beamtenschaft ist viel mächtiger und unberührbarer als die entsprechenden Funktionärs-Eliten in Japan und Korea. China fehlt eindeutig der Rechtsstaat. Konfuzius mit seinem Pragmatismus in Ehren, aber seine Hierarchie-Gläubigkeit ist nicht empfehlenswert. All diese Schwarzgelder suchen Investitionsmöglichkeiten und finden diese bei den Schattenbanken. Diese sind eine mächtige Quelle der Instabilität. Die Realzinsen in China sind niedriger als bei uns und oft kriegen die Chinesen bei den Banken für ihre auch mittelfristigen Einlagen unter Berücksichtigung der Inflation Negativzinsen. Einen Banken-Zusammenbruch wird es in China nicht geben, aber was geschieht, wenn die Schattenbanken ihre Verpflichtungen nicht erfüllen? Was die Industriestruktur betrifft, wurden Kapazitäten aufgebaut, die eine magere oder sogar negative Gewinn-Rate aufweisen. Die Aluminiumindustrie in China erinnert an diejenige in Japan, die mit dem Kursanstieg des
    Yen obsolet wurde. Aluminium wird nun einmal am günstigsten in Kanada, Norwegen und Island produziert.

    • Ronnie König sagt:

      Herr Zach, mögen sie sich noch an die Pressemitteilung erinnern, dass es nun vermehrt zu Scheidungen kommt, weil die Ehepaare nur noch wenig Wohnungen kaufen dürfen? Also müsste man annehmen, dass doch genug Geld vorhanden ist. Warum baut ein Land wie wild, wenn dann der Handel eingeschränkt wird? Es scheint also eine Blasenwirtschaft zu geben. Das Volk will etwas anderes wie die KP. Und die Rechte werden entweder nicht gewährt oder fehlen. Das sind Punkte die bei Diem nicht mit einbezogen werden, aber letztlich eine beachtliche Dynamik erreichen können. Da spielen die 7.5 oder 10%, wie wir seit 1989 sehen, wohl eher eine kleine Rolle. Zudem nimmt das Risiko desselben mit der zunehmenden Bildung eh zu. Das Volk ist sich auch der Vergiftung von Land und Natur als wie mehr bewusst. Aber Geld fehlt hier. China hat dem zu Folge mehr als die oben beschriebenen Probleme. Da nützt eine Riesenarmee dan nix und auch der volle Geldbeutel der in den falschen Ländern geleert wird nix. Davon haben wir auch noch nix gelesen. Ab und zu schreib ich in Kommentaren dazu. Mir sind diese Zusammenhänge bewusst und ein vernetztes Denken geläufig. Den Lenkern der Welt nicht, obwohl mittlerweile Milliarden in solche Studien und (Denk)Modelle investiert wird. Die Wirtschaft kapitalistischer Art aber verhindert die richtigen Schritte. Auch in China! Europa hätte sie, aber auch hier blockiert die Wirtschaft und die Politik die richtigen Schritte jeweils. Wir werden dadurch leider nicht profitieren können.

  • hans sagt:

    „das Wachstum schwankt nun um 7,5 Prozent“ – mit wieviel Prozent dürfte man denn zufrieden sein? Ist es denn nicht genau dieser %-Wahn, der u.a. die ganzen Kriesen erst verursacht? Eine Firma, die nicht jedes Jahr ein Wachstum von min. 20% nachweisen kann ist nicht gesund und wird von der Börse bestraft? Weniger ist oft mehr! Gerade weil wir ja wissen, dass es nicht immer nur Wachstum geben kann, sollten wir doch eher an einem morderaten Wachstum interessiert sein, als an Feuerwerkskörpern, die aufsteigen, explodieren und zu Boden sinken! Dieser %-Wahn bringt nur den Finanzmärkten etwas, der Realwirtschaft geht das am A… vorbei. Solange eine Firma ein moderates Wachstum halten kann, ist sie immer auch für Kriesen gerüsstet, das haben gerade in den letzten Jahren viele Firmen erfolgreich gezeigt. Es sollte also langsam ein ökonomisches Umdenken stattfinden und nicht immer nur auf Indexe, Wachstumsraten und explodierene Märkte geschaut werden, sondern der Fokus mal wieder darauf gelegt sein, wozu eine Wirtschaft überhaupt da ist. Nämlich nicht um einige wenige Reich zu machen, sondern um Arbeitsplätze zu schaffen, Innovationen aufblühen zu lassen und uns allen eine Lebensgrundlage zu bieten. Und dazu braucht es keine Wachstumsraten von 10 oder mehr %.

    • Markus sagt:

      Ich nehme an Sie leben in Europa und Ihr Lebensstandard ist auf einem entsprechenden hohen Niveau.
      Wenn dies der Fall ist waeren Ihre Ansichten ziemlich egoistisch …. oder Sie haben vergessen an den Chinesischen Normalbuerger zu denken.
      Dieser moechte naemlich ein aehnliches Lebensnieveau erreichen wie Sie es heute bereits geniessen. Ich denke dies ist nachvollziehbar und gerechtfertigt. Dazu braucht es in China etwas mehr Wachstum als in der westlichen Welt. Wachstum in China tut uebrigens auch dem Westen gut.(nicht nur finanziell gesehen). Darum wuerde ich in China nicht von Wachstums-Wahnsinn sprechen. Es ist einfach ein ungeheuerer Nachholbedarf vorhanden. Das ist auch ein Resultat von mehr Freiheit (ja das gibt es auch in China)
      Da ich in China lebe sehe ich gewisse Dinge etwas anders, aber auch immer kritisch. Ich glaube nicht, dass das Wachstum heute 7… oder 7.5% betraegt, Es gibt Indikationen, dass dieses um einiges tiefer liegt und somit ist eine gewisse Nervoisitaet der Regierung verstaendlich. .

  • Urs sagt:

    Oekonomische Gesetze?

    Seltsame Frage wo es doch keine Gesetze gibt sondern nur Annahmen und deren Bestätigung mit unseren Augen und Denkweisen… nur weil diese dann eine parallel aufweisen sind es noch lange keine Oekonomischen Gesetze und irgendwie natürlich ist dabei schon gar nichts…

    Ausserdem denke ich, das kein System wirklich besser ist als ein anderes. Von liberal bis zentral gesteuert fallen in beiden Systemen genug auf die Nase. Nur werden beim einen System die Unkosten und Fehler individualisiert und beim anderen halt zentral gesammelt…. vergesellschaftet werden sie aber in beiden…
    .
    Glaube versetzt Berge, auch und gerade in der Oekonomie…

    • Linus Huber sagt:

      „Nur werden beim einen System die Unkosten und Fehler individualisiert und beim anderen halt zentral gesammelt…. vergesellschaftet werden sie aber in beiden…“

      Sie wollen sicherlich sagen, dass die Kosten der Fehler auf die Allgemeinheit umverteilt werden. Dieser Vorgang hat hingegen nichts mit einer Freien Marktwirtschaft zu tun, sondern ist einzig das Verhalten in einem fashistischen System des Crony Capitalism der Fall. Nur weil wir etwas Kapitalismus rufen, heisst es noch lange nicht, dass es sich darum handelt. Nur weil Sie mich einen Esel rufen, muss ich nicht unbedingt mit 2 langen Ohren ausgestattet sein.

      • Ueli der Hecht sagt:

        @Linus Huber
        Also gut – anstatt uns immer zu sagen, dass der Kapitalismus dies und das und jenes NICHT sei – könnten Sie uns doch mal des Rätsels Lösung präsentieren und ALLE Voraussetzungen aufzählen, die so ein fantastisches Gebilde, wie es der jungfräulich-reine Kapitalismus darstellt, in der Realität ermöglicht.

        • Linus Huber sagt:

          @ Ueli

          Oh, meine Anwort verschwand im Nirwana.

          Sagen wir einmal so. Es ist mir selbstverstaendlich bewusst, dass der „jungfraeulich-reine“ Freie Markt wohl eher einer Illusion enstpricht, wie jedes andere System auch. Jedoch von „Freiem Markt“ zu sprechen, wenn wohl der wichtigste Preis der Wirtschaft von einem Gremium in zentralplanerischer Manier festgelegt wird (Preis fuer zeitliche Inanspruchnahme von Kapital) ist in meine Augen eine infame Misinterpretation der Situation.

          Ich schaetze Ihre philosophische Tiefe und Ihre Wortgewalt und die Qualitaet Ihrer Formulierungen und wuerde mich geehrt fuehlen, wenn Sie sich eines kurzen Essays annehmen wuerden, sofern es Ihre Zeit erlaubt und Ihrem Interesse entspricht. Sollte dies der Fall sein, wuerde ich mich freuen, von Ihnen zu hoeren: linushuber(at) hotmail dot com

          • Linus Huber sagt:

            Oh ich habe vergessen zu erklaeren, was den „Freien Markt“ ausmacht. Im „Freien Markt“ werden Gueter und Dienstleistungen ungehindert und freiwillig wie ungezwungen zwischen den Menschen ausgetauscht, wobei jeder der beiden Parteien einen fuer sich (aus seiner Sicht) vorteilhaftes Resultat dadurch erzielt. Der Preismechanismus ist darin ein wichtiger Faktor, damit sichergestellt wird, dass die richtigen Gueter im richtigen Volumen und zur richtigen Zeit produziert werden. Einflussnahme oder Festlegung von Preisen verzerrt diesen eleganten Prozess der Utility-Maximierung, wodurch das Wohl fuer die Gesamtheit der Gesellschaft dadurch reduziert wird, indem die Ausschaltung von Preissignalen die optimale Mischung der Gueterproduktion negativ beeintraechtigt.

          • Ueli der Hecht sagt:

            @Linus Huber
            Danke für Ihre Antwort und Ihre e-mail. Meine Antwort muss aus Zeitmangel ein bischen kurz ausfallen. Aber ich denke, dass sie diesen Preismechanismus bei der Distribution von Waren auch auf einem antiken Sklavenmarkt vorgefunden hätten. Damit haben sie aber noch lange nicht den Kapitalismus als solchen definiert, da dieser noch ein paar weitere Ingredienzen benötigt um voll funktionstüchtig in Erscheinung zu treten. Weitere details folgen am Sonntag – bis dann wünsche ich Ihnen ein schönes sonniges Wochenende.

          • Linus Huber sagt:

            Ein interessanter Aspekt, die Sklavenhaltung. Wenn wir die Situation ein wenig eingehender betrachten, steuern wir anhand der zentralplanerischen Manipulation der Elite auf eine immer staerkere Versklavung der Bevoelkerung zu. Die Anzahl der vom Staat abhaengigen steigt andauernd, die persoenlichen Freiheiten werden zusehends aufgrund von einer immer hoeheren Dichte an Regeln mit der damit vermeintlich erreichten Sicherheit reduziert, die Ueberwachung der Bevoelkerung wird mittels Angst vor Terrorszenarien massiv ausgebaut, das Gewaltmonopol des Staates ruestet auf. Wer kann sich heute noch leisten, sich einmal fuer ein Jahr oder 2 auf die faule Haut zu legen? Nein, die Rechnungen trubeln dauernd herein, gleich was man macht. Es besteht ein Dauerdruck auf leistungsorientiertes Verhalten. Der Unterschied zum Sklaventum ist schrittweise einzig ein anderes Bewusstsein und nicht die aktuelle Situation.

  • Sepp sagt:

    Eine interessante Zusammenstellung. Auch die Schlussfolgerungen sind sicher weitgehend richtig – sofern man sie durch die Augen des westlichen Wirtschaftsdenkens betrachtet.

    Es stellt sich aber als erstes die Frage, was daran so schlimm sein soll, wenn China nicht mehr so rasant wächst. Nicht zu wachsen bedeutet ja, dass immer noch gleichviel produziert und konsumiert wird, wie im Vorjahr.

    Und wenn die Infrastruktur fertig ist, wieso soll man weitere produzieren. Wenn unser Gartenhaus fertig ist, für das wir manchen Freizeitabend geopfert haben, bauen wir anschliessend auch kein zweites oder drittes, sondern werfen endlich den Grill an und geniessen den Sommer.

    Noch etwas allgemeiner betrachtet geht es doch darum, ob alle Chinesen die Grundbedürfnisse auch bei einem Nullwachstum befriedigen können (wie das offensichtlich auch die Japaner in der Stagnation konnten). Um Grundbedürfnisse zu befriedigen, braucht es nicht in erster Linie ein entsprechendes Einkommen, sondern die Güter und Dienstleistungen müssen erst mal produziert und zur Verfügung gestellt werden. Es gibt keinen Grund, warum das nicht geschehen soll. Das Fehlen von Erwerbseinkommen reduziert sich auf ein Verteilungsproblem für diese produzierten Güter. Und hier hat der Staatsapparat in China durchaus Möglichkeiten, um nachzuhelfen, also für eine sinnvolle Verteilung zu sorgen.

    Kurz, wenn die Probleme statt von der buchhalterischen Seite von den Bedürfnissen und Warenströmen her betrachtet werden, wird auch viel schneller klar, wo korrigierend eingegriffen werden kann. Die Frage ist nur, ob die Chinesen auch bereits zu kapitalistisch geworden sind, um diesen Umkehrschluss noch zu erkennen.

    • Tom sagt:

      Das Problem ist: Wenn die Infrastruktur fertig ist, dann haben wohl Millionen Bauarbeiter keinen Job mehr, ich vermute sogar, dass das ein wesentlicher Grund ist, warum überhaupt soviel investiert wird.
      Aber wie Sie sagen, was ist denn schlimm wenn das Wirtschaftswachstum auf westliches Niveau zurückgeht? Aus unserer Optik nichts. Ich habe aber schon von verschiedenen Quellen gehört, dass die politische Stabilität in China von diesem Wachstum abhängt. Die Leute sind nicht ganz so glücklich mit ihrer Regierung wie wir vielleicht meinen. Aber solange die Regierung dieses Wachstum fahren kann, solange bleiben die Leute ruhig. Wenn das Wachstum aber zusammenbricht, erwarten viele Beobachter, dass die politische Lage kippen könnte. Keine Ahnung wie das aussieht, aber wenn solche Sachen wie in Ägypten passieren sollten, ist China für 10 Jahre weg vom Fenster und wird danach zu einer „normalen“ Wirtschaft werden..

      • David Stoop sagt:

        Was daran so schlimm ist, wenn das Wirtschaftswachstum auf „westliches“ Niveau zurückgeht? Die Tatsache, dass die Wirtschaft selbst nicht auf westlichem Niveau ist, sondern immer noch ein Schwellenland.
        Keine Sozialnetzwerke, die einen Wachstumsrückgang auffangen. Zuviele Wanderarbeiter, die schnell den Job los sind. Die Tatsache, dass man nie von viel auf wenig Wachstum geht, sondern zuerst wird es zu panischen Rückzügen, Sparmassnahmen und Kreditausfällen kommen, sprich vermutlich sogar eine Rezession. Die politische Stabilität ist auch eine Frage, da man aus China vor allem wegen der Medienzensur wenig hört. Zudem ist die Allmacht der Zentralregierung ein Mythos, sehr oft halten sich lokale Herrscher nicht daran und geplante Massnahmen werden durch Korrupzion und Umgehung zerstört.
        China weiss um seine Probleme und wird sicherlich auf ein Softlanding hinarbeiten, aber das bedeutet leider nicht, dass dies so einfach funktioniert. Aber solange sie es politisch überstehen, dürfte China’s Wirtschaft auch eine Rezession wegstecken und Japan zeigt, dass man auch überaltert gut leben kann.

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