Was kann man aus der Geschichte der Hyperinflation lernen?

Geldberge während der deutschen Hyperinflation in den 1920ern. (Foto: Bundesarchiv)

Zu Hyperinflationen kam es vor allem nach Kriegen: Geldberge mit wenig Wert während der deutschen Hyperinflation in den 1920ern. (Foto: Bundesarchiv)

Welche Elemente sind notwendig, damit eine Hyperinflation auftreten kann? Die Diskussion wird seit Jahren intensiv geführt, aber die Hinweise auf historische Episoden sind manchmal etwas willkürlich. Wenn zum Beispiel von der deutschen Hyperinflation die Rede ist, konzentriert sich das Argument oft nur auf die angeworfene Notenpresse. Es fehlt der Hinweis, dass sich das Land innen- und aussenpolitisch in einem Ausnahmezustand befand und das Angebot knapp war.

Genau diese beiden Bedingungen – politisches Chaos und knappes Angebot – sind heute in Grossbritannien, Japan und den USA nicht gegeben. Weder müssen diese Länder eine verheerende Kriegsniederlage verarbeiten, noch sind die Produktionskapazitäten voll ausgelastet. Die Notenbankgeldmenge kann noch so stark zunehmen, das Kreditwachstum bleibt mehr oder weniger flach.

Die Bedeutung der politischen Instabilität für das Auftreten einer Hyperinflation lässt sich verallgemeinern. So zeigt die Liste aller Hyperinflationen und der Hochinflationsepisoden im 20. Jahrhundert, dass sie meistens während Kriegszeiten oder unmittelbar nach einem Krieg auftreten. Auch das Ende des Kalten Kriegs in Osteuropa war eine innen- und aussenpolitische Ausnahmesituation. (Quelle: Peter Bernholz/Peter Kugler, The Success of Currency Reforms to End Great Inflations: An Empirical Analysis of 34 High Inflations, German Economic Review, 2009, 165-175).

Ein typisches, aber oft vergessenes Beispiel ist China in den späten 1940er Jahren. Der Sieg der Kommunisten unter Mao wäre kaum möglich gewesen, wenn China nicht im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg eine Hyperinflation erlebt hätte. China hatte 1935 den Silberstandard aufgehoben und war nicht in der Lage, die Geldmenge während der japanischen Bestzung und des Bürgerkriegs zu kontrollieren.

Die einzige Ausnahme, wo hohe Inflationsraten in normalen Friedenszeiten aufgetreten sind, ist Lateinamerika, wie die Liste zeigt. Ausgelöst wurde das monetäre Chaos durch die Schuldenkrise, die 1982 ausgebrochen war und zu grossen innenpolitischen Konflikten führte. In der Folge trauten sich die Regierungen nicht mehr, die Inflation zu bekämpfen, und so lief alles aus dem Ruder.

Diese Ausnahme ist allerdings zu bedeutend, um ganz vergessen zu werden. In der Eurozone ist durchaus ein Szenario denkbar, bei dem sich die hohen Inflationsraten Lateinamerikas wiederholen könnten. Sollten nämlich einzelne südeuropäischen Länder dereinst ihre eigene Währung wieder einführen, ist alles andere als sicher, dass sie eine hohe Inflation zu verhindern in der Lage sind. Die Kombination von Währungsabwertung, hohen Staatsschulden und instabiler politischer Situation könnte genau dieselbe finanzpolitische Blockierung herbeiführen, die in Lateinamerika am Anfang der hohen Inflation stand.

Dieses Szenario muss aber keineswegs eintreten. Es gibt ein paar Beispiele, wo die Wiedereinführung der nationalen Währung ohne hohe Inflation geglückt ist. Besonders gut gelang der Austritt Slowakiens aus dem tschechoslowakischen Währungsraum zu Beginn der 1990er Jahre. Auch der halbe Austritt Zyperns durch die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen ist erstaunlich ruhig verlaufen.

Dennoch gilt nach wie vor: Die Situation in der Eurozone bleibt äusserst labil, so dass sich extreme Szenarien nicht von vorneherein ausschliessen lassen. Wer in Südeuropa lebt, muss mit Allem rechnen – zunächst mit einer langjährigen Depression und später vielleicht mit einer hohen Inflation.

69 Kommentare zu «Was kann man aus der Geschichte der Hyperinflation lernen?»

  • Martin Hark sagt:

    Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich habe mich jüngst mit demselben Thema beschäftig. Es stellte sich mir die Frage ob eine hohe Inflation (Hyperinflation) oder eine Deflation schlimmer ist. Betrachtet man die Inflation, so wird man schnell feststellen, dass ein gewisses Maß für die Wirtschaft gesund ist. Steigt diese jedoch über eine gewisse Höhe (Hyperinflation) so ist sie immens bedrohlich. In einer gesunden Wirtschaft wird es immer Konjunkturzyklen geben. Je nach Zyklus herrscht entweder eine Inflation oder Deflation vor. Erst der Eingriff seitens der Staaten / Zentralbanken mithilfe der Geldpolitik führt zum ausufern beider Seiten. Die Ursache für eine hohe Inflation (Hyperinflation) wird immer in der Geldpolitik gelegt. Eine normale und gesunde Deflationsphase (Wirtschaftsabschwung) wird in der Regel nicht zugelassen. Die Zentralbanken versuchen diese Phase mit der Geldpolitik zu umgehen. Die daraus resultierende expansive Geldpolitik stellt die Grundlage für eine Hyperinflation dar. Einer sehr hohen Inflationsphase geht somit meist eine Deflationsphase voraus, auch wenn diese durch die expansive Geldpolitik oftmals nicht zu sehen ist. Ob eine jetzt Deflationsphase oder eine hohe Inflationsphase schlimmer ist, kann meiner Meinung nicht eindeutig beantwortet werden. Bei einer Hyperinflation kann ein Neustart (in der Regel ein Währungsneustart) schneller vonstattengehen. Die Auswirkungen finden hierbei in einem sehr kurzen Zeitfenster statt. Das Endergebnis einer Deflation ist meist nichts anderes … jedoch wird der Crash in der Regel nach hinten verschoben …

  • Der bevorstehende, endgültige Zusammenbruch der Weltwirtschaft erfolgt nach dem Schema: Liquiditätsfalle > Deflation > Hyperinflation. Optimistisch sein, heißt, dass es noch während der einsetzenden Deflationsphase gelingen wird, die Natürliche Wirtschaftsordnung (freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft) zu verwirklichen und damit den Atomkrieg rechtzeitig zu verhindern. Alles andere ist Realitätsverlust.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html

  • Rolf Zach sagt:

    Herr Sommer, Ihr Kommentar hat mich als unverbesserlichen Kenysianer gefreut. Vor Jahren habe ich einmal einen Vortrag von dem liebenswürdigen Herrn Friederich von Hayek hier in Zürich anhören dürfen. Ich habe selten einen Vortrag über Ökonomie angehört, der von so viel volkswirtschaftlicher Ästhetik durchdrungen war und wo die Praxisuntauglichkeit dieser Schule dargestellt wurde. Man darf nicht vergessen, die Koryphäen dieser Schule waren im Ersten Weltkrieg hohe Beamte in
    Österreich-Ungarn. Das Habsburgerreich hatte unter allen teilnehmenden grossen Staaten des Ersten Weltkriegs die unsolideste Kriegsfinanzierung und die schlampigste Verwaltung der Kriegswirtschaft. Diese praxisfernen Theoretiker brachten es nicht einmal fertig, genügend Schweine vom agrarwirtschaftlich reichen Ungarn nach Wien zu liefern um den dortigen aufkommenden Hunger zu bekämpfen. Sogar das Zarenreich war solider finanziert und besser verwaltet. Österreich-Ungarn hatte wie Russland während des ganzen 19. Jahrhundert eine Papiergeldwährung. Aber ab 1897 hatte Russland den Goldstandart mit mehr Gold 1913 als die Banque de France. Österreich –Ungarn war von der Grösse seiner Volkswirtschaft her und auch im Anbetracht seiner physischen Menge weit abgeschlagen. Diese eloquenten Wissenschaftler erhielten nach Ersten Weltkrieg Lehrstellen an guten Universitäten, wo sie ihre beeindruckenden Theorien weiter entwickeln konnten und später Herr Roosevelt am Zeug flicken (The Road to Serfdom by F. Hayek). Man darf sich gar nicht vorstellen, wenn diesen Herren erlaubt worden wäre, die Kriegswirtschaft der USA zu managen.

  • Linus Huber sagt:

    What Austrian Economics IS and What Austrian Economics Is NOT with Steve Horwitz

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=SLfnpwHu4Hw

    • Naja… *zweifel* Was der Kerl im Video als „analytical framework“ bezeichnet, könnte man genausogut „belief system“ nennen, sind es doch eine Art Axiome („claims“), die sich auf nichts anderes als Annahmen stützen. Einige davon sind auch längst durch empirische Beobachtungen widerlegt. Ich bin danach beim Herumklicken in YouTube auf ein weiteres Video gestossen, dass logisch begründet, wieso ein Mindestlohn zu Arbeitslosigkeit führt. Diese Behauptung ist mehrfach und überzeugend in der realen Wirtschaft (das, was ausserhalb der Spielzeug-Welt der Ökonomen passiert) widerlegt. *kopfschüttel*

      Ist es denn wirklich nicht möglich, ein reales Phänomen („Wirtschaft“) mit einer seit 500 Jahren erfolgreich angewandten Methode („Wissenschaft“) zu studieren, ohne immer erst seine eigenen Überzeugungen als Annahmen zugrunde zu legen und diese dann um jeden Preis und mit allen nur irgendwie zusammenlügbaren intellektuellen Verzerrungen zu verteidigen?

      • Linus Huber sagt:

        @ Ralph

        Geben Sie mir die Beispiele konkret bekannt. Es ist sehr wohl moeglich, dass die hoeheren Kosten aufgrund hoeherer Gehaelter durch hoehere Preise im Markt durchsetzbar sind in gewissen Situationen. Daraus eine allgemein gueltige Regel zu machen, ist eine fragwuerdige Proposition.

        • Wenn eine Theorie aufgrund eines Sachverhalts eine Konsequenz voraussagt („ein Mindestlohn führt zu Arbeitslosigkeit“), und ich gleichzeitig a) den Sachverhalt und b) das Ausbleiben der Konsequenz beobachte, dann weiss ich (so wie ich weiss, dass 2+2=4 ist), dass die Thorie falsch ist. Ich bin danach an einer allfälligen Begründung, wieso unter gewissen Umständen die Konsequenz möglicherweise ausbleiben kann, nicht mehr interessiert. Und ja, das ist eine allgemeingültige Regel: in einer auf Rationaliät basierten Wissenschaft lassen sich aus wahren Voraussetzungen keine falschen Schlussfolgerungen ziehen.

          • Linus Huber sagt:

            Wenn dann dies so waere, fuehren wir wohl am besten einen Mindestlohn von chf 10k in der Schweiz ein und alle leben in bestem Wohlstand.

          • Ich weiss, dass ich Ihnen den Unterschied zwischen „Quantität“ und „Qualität“ nicht erklären muss, dazu sind Sie zu intelligent. Aber es ist irgendwie bezeichnend, dass Ökonomen fast schon reflexorisch zu diesem Kunstgriff greifen, wenn man ihnen die inneren Widersprüche ihrer seltsamen Theorien darlegt.

            In einem YouTube-Video mit Milton Friedmann (über Kapitalismus und Moral http://www.youtube.com/watch?v=-_gU50mfehI ) sagt ein Student, dass ein bekannter Autohersteller (dessen Name „Ford“ hier ungenannt sein soll) einen Benzintank in ihre Autos einbaue, von dem er wisse, dass er bei einer Kollision explodiere, dass aber mit einer 13 Dollar teuren Verbesserung die Gefahr gebannt werden könne. Ob es nicht unmoralisch sei, wenn die Firma aus reinem Profitdenken diese läppische 13 Dollar, die Menschenleben retten könne, lieber einsparen wolle, worauf Friedmann antwortet (vermutlich in der Gewissheit, „touché“ gemacht zu haben): „und wenn es Ford 200 Millionen Dollar pro gerettetes Leben kosten würde?“ Er argumentiere keine Frage des Prinzips, sondern eine des Preises…

            Ich hoffe nicht, dass an unseren Hochschulen Generationen von Ökonomen mit dieser Art faschistoiden Denkens indoktriniert werden.

          • Ein kleines Gedanken-Experiment:

            Stellen Sie sich Ihre Mutter vor, die Hände mit Ihrer Grossmutter haltend, diese wiederum mit Ihrer Urgrossmutter usw, immer Tochter Seite an Seite mit ihrer Mutter und diese wiederum mit ihrer Mutter über Hunderte und Aberhunderte von Generationen in einer langen langen Kette.

            Irgendwo am Anfang dieser Kette ist ein gemeinsamer Vorfahre von Mensch und Schimpansen, also ein Affe, und am Ende der Kette Ihre Mutter, also ein Mensch. Glauben Sie wirklich, dass Sie diese Kette abschreiten und irgendwo stehenbleiben und sagen können, die Frau links sei „Affe“ und die rechts davon „Mensch“? Und doch muss dieser Übergang offenbar irgendwo erfolgen, denn am einen Ende ist ein Affe und am andern Ende ein Mensch, oder nicht? Gemäss Ihres Argumentes mit dem Mindestlohn muss es diesen Punkt geben: ein Rappen drunter geht noch, einer drüber ist zu viel.

            Oder ist es nicht einfach so, dass es quantitative Unterschiede gibt, die über lange Distanzen einer Qualität gleichkommen? Und dass man wohl sagen kann, dass es Grenzwerte gibt, die eine definierte Eigenschaft haben, dass es dazwischen aber eben ein Kontinuum gibt, wo man schlicht keine Aussage machen kann?

            Habe ich mich klar gemacht?

      • G. Nardone sagt:

        @Ralph Sommerer: Dem stimme ich zu. Und es erscheint mir aber auch, dass diese Claims nichts Neues sind, also selbst für die damalige Zeit der Pioniere Österr. Schule, ich meine, diese Claims kennt man doch schon seit möglicherweise 200 Jahren. Diese Markt-Professoren gehören einfach ignoriert, weil sie fast keine Ahnung haben von der wirtsch. Realität, sie reden ständig von „markt-orientiert“, haben aber selbst keine Erfahrung damit, sprich, haben selbst noch nie in einem markt-orientierten Unternehmen gearbeitet, nebst natürlich, dass sie die wirtsch. Realität sowieso nicht mal untersuchen.
        Und selbst das eigentliche Fundament der Wirtschaft; die Arbeitsteilung, davon haben sie keine Ahnung, wird nicht studiert, wird einfach irgendwie als gegeben betrachtet und sei völlig irrelevant. Aber die Arbeitsteilung hat den Markt erfordert, der Markt hat einen Bezug zu einem grösseren System, und ist somit relativ, für die Markt-Professoren ist der Markt isoliert, bezugslos & absolut, diese Professoren haben noch nie was Einstein gehört, deshalb können wir sie auch getrost ignorieren.
        Und eine Wissenschaft braucht zumindest ein theoretisches Modell für die Orientierung, und ein theoretisches Studium der Arbeitsteilung liefert das zugrundeliegende Modell, aber wenige studieren es ernsthaft, es wird nämlich auch ziemlich schnell irritierend, die einfachen Kenntnisse der Wirtschaft die man so im allgemeinen hat, sind plötzlich nicht mehr so einfach.
        Das ist was ich empfehle: Ein system-theoretisches Studium der Arbeitsteilung, ein einfacher Kreislauf (Selbstversorgung) wird geteilt und wird über einem grösseren Komplex (Makro-/Volkswirtschaft) wieder zusammengeführt.
        Dazu das Modell der Circuit-Theorie, die Banken bzw. die Finanz als 3. Agent, nebst Wirtschafts-Unternehmen und Konsumenten hinzufügt. Was die Markt-Ideologen auch ignorieren.
        Und dann Buchhaltung studieren, nur grob, fundamental, denn Geld ist reine Buchhaltung heute. Und auch das igorieren die Markt-Priester.

  • Linus Huber sagt:

    Gemaess Bundesverfassung geniesst die SNB Unabhaengigkeit und muss sich in ihren Entscheiden vom Gesamtinteresse des Landes leiten lassen. Hier stellt sich die Frage, wer genau das Gesamtinteresse interpretiert und formuliert. Geht es dabei um das Gesamtinteresse der Bevoelkerung, was eigentlich in einem demokratischen Land der Fall sein sollte, oder wird dieses Gesamtinteresse mit dem Interesse der Finanzindustrie gleichgestellt? Man kann natuerlich auch die Meinung vertreten, dass wenn es unseren Banken gut geht, es uns allen gut geht.

    Hier moechte ich eine Einsicht eines bekannten Zentralbankers einlegen, welche die Frage der Unabhaengigkeit der Zentralbanken tangiert.

    Adam Posner admitted in Hong Kong that it is usually in places which have a large financial system that the calls for independence of central banks from the government are heard first and the loudest. Independence from the government goes along with the prohibition to finance government debt, and this means that banks get most of the benefit from money creation (http://www.atimes.com/atimes/Global_Economy/GECON-01-170413.html).

    In anderen Worten erklaert Herr Posner, dass die Unabhaengigkeit der Zentralbanken in sich schon eine Bevorteilung der Banken beinhaltet und dies zutrifft, ohne dass man die Funktion des „Lenders of last resort“ oder Indoktrination der Entscheidungstraeger aufgrund der Drehtuere fuer Oekonomen zwischen Banken und Zentralbanken beruecksichtigt. Die institutionalisierte Bevorteilung eines Wirtschaftszweigen muss langfristig betrachtet automatisch zu marktwirtschaftlichen Verzerrungen und nicht nachhaltigen Ungleichgewichten fuehren, sofern sich die Entscheidungstraeger dieser Konstellation nicht bewusst sind und dementsprechend Gegensteuer geben.

    Wenn man jemanden bevorzugt, benachteiligt man per Definition andere Parteien. Es ist daher fraglich, dass das Wohl der Bevoelkerung im Mittelpunkt des Bestrebens der SNB steht.

    • G. Nardone sagt:

      @Linus Huber: Also zuerst kritisieren Sie Zentralbanken, dass sie nur dem Wohl des Staates, Politiker & ihren Beamten diene & jetzt kritisieren sie ihre Unabhängigkeit, also das Gegenteil, & dass die ZB in ihrer Unabhängigkeit wiederum nur den privaten Banken diene. Ja, was denn nun? Und kommt noch hinzu, dass diese Konstellation; also unabhängige ZB & private Banken ja man als äusserst freie Markt-Wirtschaft definieren kann, denn es sind nun private Banken, also die Marktwirtschaft, die den Staat finanziert & nicht ein staatliches Amt selbst. Sie kritisieren hiermit die Bevorzugung des freien Markts, obwohl Sie selbst ja ein Befürworter sind von mehr Markt & weniger Staat? Das Festival der Widersprüchlichkeiten ist endlos …

      • Linus Huber sagt:

        Sie vernachlaessigen offensichtlich und ich muss annehmen absichtlich die Tatsache, dass die Banken durch die Aktionen der Zentralbanken indirekt subventioniert werden und dass es sich keineswegs um einen „Freien Markt“ handelt, sondern um eine Uebervorteilung eines Sektors der Wirtschaft zulasten der Allgemeinheit.

        • G. Nardone sagt:

          @Linus Huber: Und wie werden Banken denn genau indirekt subentioniert und übervorteilt? Was ist denn ihre Alternative? Soll die ZB also den Staat finanzieren? Aber das wäre doch Zentralplanung …

          • Linus Huber sagt:

            @ Nardone

            Haben Sie schon einmal etwas gehoert vom Greenspan Put oder vom „Lender of last resort“ oder von der Einlageversicherung oder von der Wirkung der Zinspolitik oder von der Umverteilung der Kosten von Risiko via inflationaerer Geldpolitik auf die Allgemeinheit. Wenn Sie diese Mechanismen nicht verstehen, ist eine weitere diesbezuegliche Diskussion eher sinnlos.

  • Linus Huber sagt:

    Gemaess Bundesverfassung geniesst die SNB Unabhaengigkeit und muss sich in ihren Entscheiden vom Gesamtinteresse des Landes leiten lassen. Hier stellt sich die Frage, wer genau das Gesamtinteresse interpretiert und formuliert. Geht es dabei um das Gesamtinteresse der Bevoelkerung, was eigentlich in einem demokratischen Land der Fall sein sollte, oder wird dieses Gesamtinteresse mit dem Interesse der Finanzindustrie gleichgestellt? Man kann natuerlich auch die Meinung vertreten, dass wenn es unseren Banken gut geht, es uns alles gut geht.

    Hier moechte ich eine Einsicht eines bekannten Zentralbankers einlegen, welche die Frage der Unabhaengigkeit der Zentralbanken tangiert.

    Adam Posner admitted in Hong Kong that it is usually in places which have a large financial system that the calls for independence of central banks from the government are heard first and the loudest. Independence from the government goes along with the prohibition to finance government debt, and this means that banks get most of the benefit from money creation (http://www.atimes.com/atimes/Global_Economy/GECON-01-170413.html).

    In anderen Worten erklaert Herr Posner, dass die Unabhaengigkeit der Zentralbanken in sich schon eine Bevorteilung der Banken beinhaltet und dies zutrifft, ohne dass man die Funktion des „Lenders of last resort“ oder Indoktrination der Entscheidungstraeger aufgrund der Drehtuere fuer Oekonomen zwischen Banken und Zentralbanken beruecksichtigt. Die institutionalisierte Bevorteilung eines Wirtschaftszweigen muss langfristig betrachtet automatisch zu marktwirtschaftlichen Verzerrungen und nicht nachhaltigen Ungleichgewichten fuehren, sofern sich die Entscheidungstraeger dieser Konstellation nicht bewusst sind und dementsprechend Gegensteuer geben.

    Wenn man jemanden bevorzugt, benachteiligt man per Definition andere. Es kann also gar nicht sein, dass das Wohl der Bevoelkerung im Mittelpunkt des Bestrebens der SNB steht, sondern in erster Linie das Wohl der Finanzindustrie.

  • Linus Huber sagt:

    Inflation

    Dieser Begriff wird heute misbraucht, indem man ihn einzig als Massstab der Preissteigerungen im Konsumentenpreisindex verwendet. Es entstehen dadurch verschiedene Misverstaendnisse in Bezug auf dessen Bedeutung.

    Im Sinne der oesterreichischen Denkschule bedeutet Inflation die Ausweitung der Geldmenge (Basis plus Kredit im System) weit ueber dem wirtschaftlichen Wachstum. Dies heisst keinesfalls, dass bei solch einer Ausweitung die Konsumentenpreise unbedingt und genau zu jenem Zeitpunkt stark ansteigen muessen, sondern es heisst einzig, dass durch solch explosives Wachstum der Geldmenge, durch die dadurch entstandenen fehlerhaften Preissignale, Verzerrungen und Ungleichgewichte in verschiedenen wirtschaftlichen Bereichen einstellen.

    Vielleicht erinnert sich jemand noch an das Condumdrum (Raetsels) unseres lieben Herrn Greenspans gegen Ende der 90iger Jahre, als er sich nicht erklaeren konnte, warum trotz massiven Wachstums der Geldmenge sich keine „Inflation“ (im Konsumentenpreisindex) meldete. Nur einige Jahre spaeter konnten wir erkennen, welche Verzerrungen die Inflation (massive Ausweitung der Geldmenge) produziert wurden, als die Nasdaq-Blase platzte.

    Es ist daher wichtig, dass jeder, welcher diesen Begriff verwendet, sich ueber dessen Definition bewusst ist und auch versteht, dass Preissteigerungen im Konsumentenpreisindex keineswegs im Gleichschritt mit der Inflation der Geldmenge einhergehen muss. Aufgrund der massiven Produktivitaetssteigerungen in den letzten Jahrzehnten waere es nicht weiter verwunderlich gewesen, wenn die Preise im Konsumentensegment gefallen waeren, haette man eine nachhaltige und serioese Geldpolitik zum Wohle der Gesellschaft und nicht zum Wohle der Banken betrieben.

    • G. Nardone sagt:

      @Linus Huber: Der Begriff Inflation wird eher von Ihnen missbraucht. Inflation bedeutet Aufblähung & wenn sich die Geldmenge aufbläht nicht aber die Preise, ist das für die Wirtschaft völlig irrelevant, hat kein Bezug, kein Einfluss. Wenn sich aber diese Aufblähung in den Preisen bemerkbar macht, ja das ist relevant.
      Und wenn Sie sagen, dass eine Aufblähung der Geldmenge nicht zwangsläufig in den Preisen ersichtlich ist, dann erklären Sie wie diese Aufblähung später zu einer Aufblähung der Preise wird? Ansonsten, die Antwort ist über die Teuerung der Löhne.
      Ihre marktwirtschaftlichen Kenntniss sind einfach köstlich amüsant:
      Produktivitaetssteigerungen müssen nicht zwangsläufig zu sinkenden Preisen führen, ganz im Gegenteil, in einem Land mit einem vernünftigen Wirtschafts-Modell geschieht nämlich genau das Gegenteil, Produktivitaetssteigerungen führen zu höheren Preisen. Das ist keine Theorie, das ist die Realität, schauen Sie sich die Entwicklungen der Industrie-Nationen der letzten Jahrzehnte an & Sie sehen Preise steigen, weil Löhne steigen & das führt Wohlstands-Steigerungen.
      Schauen Sie sich die Entwicklung der Schweiz an; hohe Kosten, weil hohe Löhne, hoher Wohlstand, weil hohe Produktivität. Und die CH kann sich die hohen Preise deshalb leisten eben aufgrund höherer Produktivität gegenüber anderen Ländern mit tieferen Preisen.
      Würde die CH Ihre Rezepte anwenden Hr. Huber, sprich von Produktivitaetssteigerungen die Preise entsprechend zu senken, müsste man auch die Löhne senken was zu Senkung des Wohlstands führen würde, die Schweiz würde von ihrem heutigen hohen Entwicklungsstand zu einem 3. Welt Land werden. In Anbetracht dessen sieht man ja dass in Entwicklungsländern von äusserst tiefen Preisen in Richtung höhere laufen & nicht in tiefere, weil es dort eine Grenze gibt, die ist NULL.
      Sind das die Rezepte der Österreichische Schule? Zum Glück wurden diese ja nie wirklich ernst genommen, sonst wären wir ja alle bitterarm obwohl wir ständig mehr schuften…

      • Linus Huber sagt:

        „Geldmenge aufbläht nicht aber die Preise, ist das für die Wirtschaft völlig irrelevant“

        Ja, schliesslich erfuhren wir ja keine Blasenbildungen und haben wir ja keine Krise, welche genau von dieser Schule vorausgesagt wurde. Natuerlich verfaelscht die Aufblaehung der Geldmenge Preise, aber es muessen nicht unbedingt die im Konsumentenpreisindex verwendeten Preise sein.

        Aber Sie haben hier genuegend viele Kollegen, welche ins gleiche Horn blasen. Reden wir in ein paar Jahren wieder darueber, wenn die Auswirkungen der gegenwaertigen immer staerker werdenden planwirtschaftlichten Anstrengungen sich melden. Aber natuerlich konnte die neue Misere nicht vorausgesehen werden. Lieben wir nicht alle so richtig gruendlich versklavt zu werden und im Gefuehl der vermeintlichen durch die Elite offerierten Sicherheit zu froehnen.

        • G. Nardone sagt:

          @Linus Huber: Konsumentenpreisindex: Damit hier eine Inflation stetig bleibt, muss das Geld auch stetig umfliessen, was es nicht immer tut, womit wir dann genau das sehen, was Sie ansprechen; zuviel Geld eigentlich in den Konten, aber keine oder sehr kleine Inflation. Beispiel Japan.
          In den anderen Fällen haben Sie recht. Das zuviele Geld kann z.B. im Aktien-Markt konzentriert sein und Blasen erzeugen.
          ZentralBank ist aber nicht verantwortlich dafür, weil sie nicht entscheiden kann wohin das Geld geht, das machen Andere. Und übrigens ist ca. 95% des Börsenumplatzes ein reines Geld-hin-und-her schieben zwischen Wertpapier-Besitzer, nur eben knapp 5% dieses Geldes kriegen Unternehmen. In diesem Sinne, man hätte auch in die Produktion von Konsum-/Investitions-Güter investieren können, schliesslich gibt’s ein brachliegendes Potenzial genannt Arbeitslose, ZentralBanken erhoffen sich unter anderem hauptsächlich genau das. Aber das ist auch alles was sie tun können, hoffen auf die Intelligenz & Verantwortung der beteiligten Menschen & Unternehmen, aber nicht mal diesen kann man die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Habe schon etliche Male das angesprochen, wofür Sie bisher nie Gegen-Argumente eingebracht haben.
          Ich sage nirgends, dass wir keine Blasen oder Krise hätten.
          Sie selektieren sich immer sehr schön die Argumente aus auf die Sie antworten (können).

  • Rolf Zach sagt:

    Ich kann nur jedem empfehlen, die beiden Schlüsselwerke von Kindleberger zu lesen, d.h. die Weltwirtschaftkrise und Maniacs,
    Panics and Crashes. Diejenigen die meinen, der EURO werde wegen Südeuropa eine Inflationswährung, könnten sich noch gewaltig täuschen. Ich wiederhole mich, in einem Währungsgebiet mit eigenständiger Zentralbank, zählt nur bei der Leistungsbilanz die Gesamtheit des Gebietes. Diese ist in der EURO-Zone leicht positiv im Gegensatz zu den USA. Ich wage zu behaupten, dass der Leistungsbilanz-Überschuss von China in fünf Jahren die Weltwirtschaft nicht so beeinflusst wie heute. Der Yuan wird nicht stabiler sein als der von vielen verteufelte EURO. Waren sie in ihrem Berufsleben früher eigentlich alles Devisenhändler? Eigentlich haben sich gegenüber dem $ seit 1945 nur 2 Währungen aufgewertet, Yen und CHF. Beim EURO wird sich dieser Trend zur Aufwertung wie bei der DM erhalten, aber viel schwächer als bei der früheren DM. Man kann sich gut vorstellen, dass die schleichende Inflation im EURO-Gebiet weitergeht, aber nach meiner Meinung viel weniger drastisch als hier die verehrten Blog-Teilnehmer sich vorstellen. Auf alle Fälle ist sie geringer als beim $. Ich weigere mich auch „Asset-Inflation“ als direkte Preiserhöhung zu betrachten. Natürlich spielt die Geldexpansion eine Rolle, aber ebenso die Einkommensverteilung in einer Volkswirtschaft. Die Reichen baden bis zur Nasenspitze in Geld und suchen händeringend überproportional prosperierende Anlagen. Im Gegensatz zu 1929 hat man die Reichen mit zuviel Schulden und zuwenig Sicherheiten damals nicht rausgehauen und diese Aussage schliesst die Banken ein. Wir werden sehen, waren die Zentralbanken damals klüger als die heutigen. Ich tippe auf heute. Dies zeigt sich bei der Verhinderung eines grösseren Zusammenbruchs in den USA 2008 und dem zaghaften Aufschwung seitdem. Er wäre stärker, wenn man die Reichen gerechter besteuern würde. Dank den Altersrenten ist die Krise in Europa nicht stärker.

  • Linus Huber sagt:

    Given the long-standing taboo to talk about money creation/credit creation by commercial
    banks in a reasonable way even in textbooks, it is no wonder that central bankers and other
    policy makers did not have the frame of mind to understand what was going on in the credit
    booms in the run ups to the Asian crisis and the dotcom bubble and the subprime crisis. In the
    run-up to the most recent financial crisis, banks were pumping massive amounts of credit into
    the real estate market in the US and in parts of Europe. In the Euro area as an aggregate, this
    led to many years of double digit growth in credit volumes and in monetary aggregates,
    including M3, to which the ECB long pretended to pay special attention. Real estate credit
    increased with excessive rates of up to 30% for years in several countries like Ireland, Greece
    and Spain. There was a similarity strong lending boom in the US which also was ignored.

    Wer sich staerker fuer dieses Thema interessiert, kann sich hier schlau machen:

    http://www.paecon.net/PAEReview/issue63/Haring63.pdf

  • zebulon sagt:

    Nach meiner Realitätswahrnehmung fließt, im Unterschied zu den zwanziger Jahren, das ‚gedruckte‘ oder elektronisch geschöpfte Geld nicht in die Taschen der Unter- und Mittelschicht, sondern größtenteils in die Hände einer kleinen ‚Elite‘, die direkt am Geldschöpfungsprozess sitzen. Dann sind noch deren Wasser- und Funktionsträger die gute Einkommen haben (Politiker, MBA’s, technische Spuitzenkräfte ). Den Rest beißen zusehends die Hunde. Das Geld dieser oben aufgeführten Schichten wandert aber nicht vermehrt in Standard-Konsumgüter. Deshalb gibt es dort auch (noch) keine Hyperinflation, sondern das Geld wandert in Immobilien, Luxusgüter und Vermögensanlageformen. Dort findet man dann eine Assetinflation bzw. mittlerweile stark schwankende Kursentwicklungen, weil das Vertrauen dieser ‚Vermögenden‘ in das Finanzsystem und in die Stabilität einzelner Anlageformen auch immer brüchiger wird.Die Hoffnung auf hohe Renditen aus den einzelnen Anlageformen schwankt immer stärker. Bei Gütern für untere Gesellschaftssegment kann man teilweise sogar deflationäre Effekte beobachten, verursacht durch sinkende Löhne und schrumpfende Vermögen. Dies alles ist aber ein Prozess der nicht statisch, sondern progressiv verläuft, weil die Vermögensanlagen einer schrumpfenden Minderheit immer mehr, ja geradezu grotesk auf einer Seite anwachsen und dort, gestützt durch das Bankensystem, immer mehr Geld als Renditeforderung aus den Gemeinwesen herausziehen. Diesem Umstand kann dann nur begegnet werden durch Aufblasen der Geldmenge aus dem Nichts ( Beschrieben hat das Margaret Kennedy ). Das führt aber über kurz oder lang zu einer Zerstörung des Geldsystems. Das könnte ein deflationärer Kollaps oder ein hyperinflationärer Blitz werden, das weiß man eben noch nicht. Vermutlich wird es, wegen der Beispiellosigkeit der Vorgänge, etwas sein was wir aus der Geschichte vielleicht SO noch nicht kennen. Wenn wir also (noch) keine Hyperinflation haben, ist das nicht unbedingt beruhigend (kicher)

  • Hans Käslin sagt:

    Wer behauptet das dies nur im Zusammanhang mit Krieg ist liegt ziemlich falsch und sollte besser nichts schreiben. Die 30-er Wirtschaftskriese kam 12 Jahre NACH Kriegsende. Die Inflation wird kommen allein wegen der erhöhten Geldmenge. Das ist DER starke und logische Auslöser für Inflation. Ausserdem ganz wichtig: NEIN es ist nicht anders diesmal. Es ist wie immer. Die Annahme das es diesmal ganz anders ist,war schon Anfang der dreissiger Jahre ganz verkehr. Wenn sich die Geldmenge verdoppelt werden die Waren doppelt so teuer ganz einfach. Dazu muss man nicht BWL studieren. Gesunder Hausfrauenverstand reicht völlig aus. Fehlt aber bei Vielen.

  • Rolf Zach sagt:

    Guter Artikel. Erstens zeigt er eindeutig, dass die berühmten Hyperinflationen in Europa bei den fortgeschrittenen Industriestaaten
    auf die beiden Weltkriege zurückzuführen sind. Auch eine kostspielige Entkolonialisierung à la Frankreich (Indochina und Algerien)
    förderte die Inflation überdurchschnittlich. Nach der Implosion der Sowjetunion mit seiner rigiden Planwirtschaft kam automatisch
    die zurückgestaute Inflation an die Oberfläche und wirkte verheerend. Seitdem haben sich die Verhältnisse stabilisiert. Entweder
    wurden die Staaten EU-Mitglieder oder bekamen wie Russland moderne Zentralbanken. Bei den Staaten, wo politische Konflikte
    bestehen blieben (ethnische Auseinandersetzungen) ist eine starke Inflation nach wie vor vorhanden. Lateinamerika ist ein gutes
    Beispiel, wo die in jedem Staat vorhandenen politischen Konflikte (man kann auch sagen Klassenkampf) über Hyperinflation und
    Staatsbankrott gelöst wurden. Ein wirklich erschreckendes Beispiel dafür ist Argentinien. Argentinien ist eigentlich das gesegnete Land Gottes mit einer Bevölkerung, die keineswegs ungebildet ist. Die Verantwortungslosigkeit der dortigen Eliten mit ihrem
    Latifundien-Dünkel zusammen mit Mafia-Verantwortungsgefühl haben das Land immer wieder zurückgeworfen. Die Hyperinflation kann dort ohne weiteres wieder ausbrechen. Was Südeuropa heute betrifft, wird durch eine Abkoppelung vom Euro ihre Lage nicht automatisch besser. Was die Nordeuropäer zu recht verlangen ist ein effiziente Steuerverwaltung, die auch die Reichen und
    Schlauen einschliesst. Griechenland ist nach wie vor berüchtigt. Auch in der Schweiz waren noch 1950 respektable Unterschiede bei den Löhnen zwischen Zürich und Schwyz. Wie damals in der Schweiz, muss Südeuropa dieses Lohngefälle akzeptieren. Die
    Gretchenfrage ist, kann Südeuropa ohne Euro wirtschaftlich besser bestehen. Ich sage nein. Ein Austritt ändert nichts. Ihre institutionellen Missstände und weltanschaulichen Überzeugungen bleiben oder verstärken sich sogar.

    • K.A. Barett sagt:

      @Rolf Zach: Ich kann Ihren Argumenten grösstenteils folgen. Die Lage innerhalb der EU, insbesondere aber innerhalb der Euro-Zone ist natürlich von zentrifugalen Kräften geprägt. Einerseits sind die Fakten sehr komplex,, andererseits sehr simpel. Komplex deshalb, weil die wirtschaftlich und psychologisch interaktiven Elememnte zwischen den Ländern Europas äusserst vielschichtig, die Erwartungen der „Südlichter“ bezüglich eines geradezu altruistischen Verhaltens der „Nordlichter“ ihnen selbst gegenüber, hochgeschraubt sind. Simpel deshalb, weil die Erkenntnis, dass von nichts nichts kommt, man, und damit meine ich auch eine ganze Volkswirtschaft, eine Marktleistung erstellen muss, die Geld in die (eigene) Kasse spült. Ganz einfach: Wertiges Geld gegen wertige Leistungen. Die Deutschen und die Schweizer zeigen in Europa,, wie das geht. Eine Industrie, die Produkte herstellt, die jeder benötigt, oder die jeder wünscht – weltweit. Wenn wir uns gegenseitig den Rücken massieren, oder vielleicht ein paar Globuli herstellen und exportieren, reicht das nicht. Griechenland zum Beispiel hat sein effektiv vorhandenes Potenzial nicht ausgeschöpft, oder einfach viel zu wenig. Zu diesem Potenziel gehört zum Beispiel die Lancierung einer wirkungsvollen Logistik. Es ist unverständlich, weshalb das nicht gemacht wurde. Man hätte den Hafen von Piräus zum Logistik-Hub, zur maritimen Schnittstelle zwischen den asiatischen Wirtschaftsräumen und Europa entwickeln und die Nordhäfen konkret konkurrenzieren müssen. Das hat man nicht gemacht und lieber auf den vorhandenen „Rohstoff“ schöne Landschaft, blaues Meer und damit schwergewichtig auf den Tourismus gesetzt. Das ist nicht falsch, aber es reicht nicht. Vom eigentlich inexistenten Steuersystem sprechen wir jetzt nicht. Aber allein dieses Faktum zeigt die dort herrschende problematische Mentalität. Der Wille, oder der Anspruch, wohlhabend zu werden, reicht einfach nicht!

  • Peter Colberg sagt:

    „Die Notenbankgeldmenge kann noch so stark zunehmen, das Kreditwachstum bleibt mehr oder weniger flach.“ Der grösste Teil dieses Geldes wurde anscheinend seit der Einführung des „quantitative easing“ (QE) durch diverse Zentralbanken, allen voraus die Fed und die Bank of England, von den Banken gehortet und zu spekulativen Zwecken verwendet. In der realen Wirtschaft ist es jedoch angeblich nie angekommen, was zum Teil auch die Schwierigkeiten der KMU’s und die hohe Arbeitslosigkeit erklären könnte.

    Die Geldblase ist jedenfalls eine Realität die zur Zeit einzig die Börsen beflügelt, und Ben Bernanke’s Kommentare zur einem baldigen Ende der QE Politik („tapering of money supply“) haben die internationalen Börsen sehr ernüchtert. Die riesige künstlich erzeugte Geldmenge, ob nun gedruckt oder digital, muss entweder progressiv von den Zentralbanken abgebaut werden (eher schwierig), oder wird auf gefährliche Art und Weise wie eine sich entladende Gewitterwolke zugrunde fallen d.h. die in der Realwirtschaft zirkulierende Geldmenge plötzlich entwerten wenn die Banken das lange gehortete QE Geld massenweise „loswerden“ weil es zu spekulativen Zwecken nicht mehr taugt.

    Sowas würde unumgänglich zu starker Inflation führen, da es sehr unwahrscheinlich ist das die westlichen Industriestaaten in den kommenden Jahren markante Wachstumsraten erwarten können (2% wären schon sehr gut). Auch wenn die Wirtschaft Chinas zur Zeit etwas verlangsamt, kann man doch mit ziemlicher Sicherheit behaupten das Asien auf Dauer eine führende Rolle in der Weltwirtschaft haben wird. Die alte wirtschaftliche Hegemonie Europas und der USA ist schon seit langem zerbrochen, ein Abstieg der sich seit dem Bruch der Kreditblasen in Jahre 2008 beschleunigen wird.

    Die massive QE Politik hat einzig die realen Konsequenzen der 2008 Finanzkrise verschoben, aber nicht beseitigt. Was zur Zeit auf der wirtschaftlichen Weltbühne abläuft ist nichts anderes als ein Wirtschaftskrieg mit sehr unangehmen Folgen.

    • K.A. Barett sagt:

      @Peter Colberg: Ich gkaube auch, dass die massive QE-Politik sich zu einer „schwelenden Lunte“ entwickelt hat. Als Nicht-Oekonom und Nicht-Akademiker, der versucht, auch den komplizierteren Dingen des Lebens mit gesundem Menschenverstand beizukommen, bin ich zutiefst davon überzeugt, dass die EU-Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht dorthin führen wird, wo die Politiker und die EZB möchten. Nämlich: Zu Wachstum und allgemeiner Stabilität in Europa. Ich wage sogar die Hypothese aufzustellen, dass die aus politischen Gründen viel zu früh eingeführte, gemeinsame Währung bezüglich des europäischen Friedensprojektes kontraproduktiv wirken wird. Der Euro wirkt nicht integrativ, sondern spaltend. Daraus entstehen politische und wirtschaftliche Instabilität, und, vor allem, nicht kalkulierbare Risiken. Der Euro als Spaltpilz? Wahrscheinlich ja!

      • Linus Huber sagt:

        @ Barett

        Ihre Aussage unterstuetzt meine These, dass das EU-Projekt das Resultat einer friedlichen und positiven Stimmung war und nicht umgekehrt, dass die EU Frieden und Wohlstand produzierten. Damit duerfte dieses Verwaltungsmonstrum wohl einige tiefgreifende Veraenderungen erfahren, wenn sich die allgemeine Stimmung in den naechsten Jahren negativ entwickeln duerfte, was nicht weiter verwunderlich sein duerfte, wenn die Menschen die nicht bestehende Nachhaltigkeit vieler gegenwaertiger sozialer Programme schrittweise erkennen werden.

        • Reto Stadelman sagt:

          Das EU Projekt war das Resultat eine friedlichen Ära des Wohlstandes, dem würde ich zustimmen. Falsch ist hingegen anzunehmen, alle Probleme auf dem Kontinent seien von der EU geschaffen worden. Die EU hat einige Entwicklungen höchstens beschleunigt, mehr nicht. Der verwöhnte Prolet sucht nun einen Sündenbock dafür dass das Geld nicht mehr für einen neuen Audi A6 reicht, sondern nur noch für eine VW Occasion. Die Krise in der EU ist also vor allem eine Wohlstandskrise, die aber leider gewaltige Auswirkungen haben kann. Denn wenn der (dumme) Bürger der EU nicht erkennt, was die EU ihm in Zukunft an Wohlstand sichern kann und weiter an allen Ecken und Enden das Gemeinschaftsprojekt sabotiert, wird Europa international bald marginalisiert werden mit den entsprechenden Folgen. Ganz zu schweigen von den nicht konkurrenzfähigen nationalen Wirtschaftsräumen der EU Länder…

    • Linus Huber sagt:

      @ Peter

      Die Frage stellt sich, wenn die Zentralbanken eines guten Tages erkennen, dass QE keinen nachhaltigen Wachstum mehr erzeugen kann und schrittweise die Verantwortung an die politische Ebene zurueckgibt. Ansaetze in diese Richtung sind bereits erkennbar. Wie Sie richtig erkennen, wurde das eigentliche Problem nicht geloest, naemlich strukturelle Massnahmen, welche nichts anderes heisst als Reduktion des Wohlfahrtstaates.

      • Josef Marti sagt:

        Die Austeritätspolitik und damit die „Reduktion des Wohlfahrtsstaates“ ist ja seil längerem voll im Gang, zudem hat man sich seit 2009 eine zetilich abgestufte Schuldenbremse auferlegt; Resultat: Neben der schon zur Normalität gewordenen Massenarbeitslosigkeit kommt eine Hyper-Jugendmassenarbeitslosigkeit hinzu. Diese Rosskur führt schlussendlich auch zu der von Ihnen genannten Problemlösung, nämlich spätestens dann wenn die zivile Gesellschaft auseinanderfällt und wir wieder zurückkehren in eine neofeudale Sippen- und Clan Struktur.

        • K.A. Barett sagt:

          @Josef Marti: Ihrre Argumente sind stichaltig, aber natürlich hypothetisch. Allerdings ist nicht zu leugnen, dass die zivile Gesellschaft als Folge der mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Bürger zukommenden sozialen Enttäuschungen auseinander fallen könnte. Die Risiken und Nebenwirkunge können nur erahnt werden. Lustig kann es nicht werden!

        • Linus Huber sagt:

          @ Josef

          Die boese Austeritätspolitik ist ja nicht etwas, was die Politiker mit Genuss durchziehen, sondern ist das Resultat der vergangenen nicht nachhaltigen aufgelegten Programme des Wohlfahrtstaates. Wir stehen damit erst am Anfang. Es gibt eigentlich nur 2 Moeglichkeiten in dieser Angelegenheit, naemlich man verlaesst den Weg der mangelnden Nachhaltigkeit freiwillig und kontrolliert, oder die Angelegenheit wird an einem Punkt in der Zukunft unkontrolliert ablaufen.

          Ihren Worte vermitteln mir das Gefuehl, dass Sie glauben, dass sich das Problem von selber loesen wird, wenn wir nur die Augen zudruecken und wie gehabt weitermarschieren. Ich bezweifle, dass dies funktionieren wird.

          • Josef Marti sagt:

            So gesehen löst sich das Problem immer von selbst, wenn man die Wahl zwischen Pest und Cholera hat, alle Wege führen ja bekanntlich nach Rom. Aber vorliegend hat man ja eine geniale Kombination von beidem gewählt, nämlich wie Sie sagen weiter machen wie bisher und gleichzeitige Kürzungsprogramme inkl. Schuldenbremse.
            Das mit dem Wohlfahrtsstaat ist abgesehen davon nur die halbe Wahrheit. Das „strukturelle Problem“ liegt in der unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeit der Teilnehmer innerhalb derselben Währungsunion sowie unterschiedlichen Inflationsraten; ohne Währungsunion könnte D niemals 10 Jahre lang Exportüberschüsse gegenüber Südeuropa fahren weil dies durch den Aufwertungsdruck verhindert würde. Wie das gelöst werden soll ohne Austritte aus derm Euro habe ich keine Ahnung.

      • Johnny Smith sagt:

        @ Linus Huber

        Sehen Sie Ansätze, dass Zentralbanken a) die Wirkungslosigkeit ihrer Massnahmen in Bezug auf die Realwirtschaft erkennen und b) die Folgerungen daraus (Fuss vom Gas und später gar auf die Bremse) bspw. in den nächsten 5 Jahren umsetzen?

        Bei einzelnen Zentralbankern sehe ich das durchaus, Plosser hat kürzlich gerade dazu sich geäussert, bei anderen sehe ich nur a) (Bernanke) oder weder a) noch b) (Draghi).

        Ich hoffe, Ihre optimistischer Prognose ist korrekt und die Zentralbanken lassen endlich ab von der extremen Geldmengenausweitung.

        • Linus Huber sagt:

          @ Johnny

          Ich verstehe Ihre Skepsis gut. Es gibt gewisse Fed Gouverneure, welche tatsaechlich langsam verunsichert sind, da nach etwa 4 Jahren extremer Massnahmen die Wirtschaft nicht nur die gewuenschte Geschwindigkeit aufnimmt, sondern immer abhaengiger wird von diesen sehr marktverzerrenden Massnahmen. Ebenfalls hat das BIS sich kuerzlich in diese Richtung geaeussert. Ich denke ebenfalls, dass die zunehmende Kritik von aussen auch langsam Wirkung zeigen mag. Aber natuerlich ist nichts gewiss was uns weiter der Willkuer dieser Kuenstler der planwirtschaftlichen Manipulation ausgesetzt. Je nach Stimmungslage mag das kommende Urteil ebenfalls einen Knueppel in Draghis Speichen werfen.

          Ich hoffe noch immer, dass Vernunft zurueckkehrt.

    • @Peter Colberg

      Dass das Notenbankgeld, statt die reale Wirtschaft anzukurbeln, zu spekulativen Zwecken missbraucht wird, scheint mir offensichtlich: man muss nur die Börsenkurse anschauen. Amüsant ist allenfalls (für den geborenen Zyniker, der ich bin), dass mit Hoher Theorie das rätselhafte Ausbleiben der angeblich auf die Geldschwemme unmittelbar auf den Fuss folgenden Inflation zu erklären versucht wird. Dabei ist der Grund, weshalb man die Inflation nicht sieht, dass sie eben an den Börsen stattfindet. Nur nennt man sie dort nicht „Inflation“, sondern „Kursfeuerwerk“, weil es offenbar eine gute Sache ist, wenn der Preis für das Eigentum an Firmen über alle vernünftigen Masse explodiert. Dies würde auch plausibel erklären, wieso heute alles anders ist „in Grossbritannien, Japan und den USA“. Zu früheren Zeiten (vgl Tabelle) hatte das Konzept der Aktienbörse gerade erst einen kleinen Dämpfer erlitten (Crash von 1929), sodass die Börsen die Fluten von Nationalbankgeld nicht in dem Masse absorbiert hatten, wie sie es heute sichtlich tun.

      Bekomme ich nun einen „Nobelpreis“ für Ökonomie?

    • @Peter Colberg

      Dass das Notenbankgeld, statt die reale Wirtschaft anzukurbeln, zu spekulativen Zwecken missbraucht wird, scheint mir offensichtlich: man muss nur die Börsenkurse anschauen. Amüsant ist allenfalls, dass mit Hoher Theorie das rätselhafte Ausbleiben der angeblich auf die Geldschwemme unmittelbar auf den Fuss folgenden Inflation zu erklären versucht wird. Dabei ist der Grund, weshalb man die Inflation nicht sieht, dass sie eben an den Börsen stattfindet. Nur nennt man sie dort nicht „Inflation“, sondern „Kursfeuerwerk“, weil es offenbar eine gute Sache ist, wenn der Preis für das Eigentum an Firmen über alle vernünftigen Masse explodiert. Dies würde auch plausibel erklären, wieso heute alles anders ist „in Grossbritannien, Japan und den USA“. Zu früheren Zeiten hatte das Konzept der Aktienbörse im Zuge des Crash von 1929 gerade einen kleinen Dämpfer erlitten, sodass die Börsen die Fluten von Nationalbankgeld nicht in dem Masse absorbiert hatten, wie sie es heute sichtlich tun.

      Bekomme ich nun einen „Nobelpreis“ für Ökonomie?

      • Josef Marti sagt:

        Bei dieser Betrachtung wird der Anteil der privaten Haushalte zu wenig berücksichtigt, insbesondere die gigantischen Vermögen der Deutschen privaten Haushalte (notabene ohne Schwarzgeld) welche verzweifelt nach Anlagen suchen; ich vermute mal, dass der Anteil der Privaten somit deutlich höher ist als der der Banken. Der Einfluss der Geldmengenausweitung auf die Kurse wäre daher zu relativieren. Schliesslich gab es vor der Finanzkrise auch massive Kursanstiege bzw. Blasenbildung ohne Geldmengeneinfluss, zB war der SMI im Frühjahr 2007 auf 9400 geklettert. Ein grosser Teil des Notenbankgeldes wandert via Geschäftsbanken direkt in hochverzinsliche Staatsanleihen der PIGS Staaten zwecks Defizitfinanzierung, was (vorläufig) für die Banken das beste Geschäft ist (money for nothing).

        • Oder das. Jedenfalls ist auch hier nicht offensichtlich, wieso man den Auslösern der Finanzkrise Gratisgeld schenken soll.

          • Linus Huber sagt:

            Nicht nur Gratisgeld, sondern man erlaubt es ihnen, das gleiche Geld bei den Zentralbanken gegen Zinsen zu hinterlegen. Oh, wie gerne waere ich auch eine Bank.

        • Linus Huber sagt:

          @ Josef

          „Schliesslich gab es vor der Finanzkrise auch massive Kursanstiege bzw. Blasenbildung ohne Geldmengeneinfluss“

          Oh, welch eine Fehlaussage, hey. Natuerlich wuchs die Geldmenge massiv schneller als die Wirtschaft bevor 2007.

          Das QE hat eigentlich gar keinen grossen direkten Einfluss auf die Geldmenge, da der groesste Teil von den Banken bei den Zentralbanken in der Form ueberschuessiger Reserven figuriert. Ebenfalls ist die Umlaufgeschwindigkeit massiv eingefallen, was ebenfalls die Inflationsgefahr reduziert.

          Das Kursfeuerwerk beruht in erster Linie auf dem durch die extrem tiefe Zinspolitik verursachte verzweifelte Suche nach Rendite, womit sich manch ein Anleger risikoreicher verhalten muss, als es ihm lieb ist. Da seit Ausbruch der Krise z.B. die USA massive Defizite fahren, sind die gegenwaertigen Gewinne der Unternehmen deren Spiegelbild und eher fragwuerdig einzustufen fuer die Zukunft. Ebenfalls hat sich eine allgemeine Euphorie entwickelt. Wie lange dies noch andauert, weiss einzig Gott.

          • Josef Marti sagt:

            Ich glaube kaum dass die QE Politik bzw. Offenmarktgeschäfte der Zentralbanken vor und nach der Finanzkrise unverändertes business as usual waren; die Überschussreserven und generierten Giroguthaben der Geschäftsbanken sind nunmal Bestandteil der Geldbasis, verursacht durch den weltweit massiven Anstieg der Bilanzsummen der Notenbanken. Auch in der CH haben die unverzinslichen Giroguthaben der Geschäftsbanken infolge der Devisenstützungskäufe nach der Finanzkrise den Stand von 280 Milliarden per Ende 2012 erreicht.

        • G. Nardone sagt:

          @Josef Marti: „die gigantischen Vermögen der Deutschen privaten Haushalte“ … sind nicht wirklich auf der Suche nach Anlagen, sie sind bereits investiert & sehr vieles davon in Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich … die Auslandsschulden dieser Länder SIND die Sparvermögen der Deutschen.

          • Linus Huber sagt:

            Na ja, einiges davon ist schon auf der EZB Bilanz angekommen.

          • G. Nardone sagt:

            @Linus Huber: Ach ja, und was macht die EZB mit diesen Anlagen in der Bilanz, stellt sie Autos, Kühlschränke, Häuser, usw. her? Gründen die Zentral-Bänker mit diesem Geld Studios um Menschen ihre Haare zu frisieren, die Füsse zu massieren, die Haut zu bräunen, usw.
            Denn wenn nicht, ist es ja keine Anlage, denn woher soll die Rendite kommen, aus der Papier-Bilanz?

  • Josef Marti sagt:

    Der Hinweis auf Lateinamerika ist richtig. Sehr gutes Beispiel ist Bolivien 1985; die jetzige Situation in Venezuela zeigt auch auffällige Parallelen zur damaligen in Bolivien: Sozialistische Regierung, staatlich regulierte Preise, fester Wechselkurs, regulierter Aussenhandel, hohe Korruption etc.etc. Unter diesen Voraussetzungen, begleitet von hohen Staatsdefiziten, ist man schnell einmal vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten und kriegt Kredite wenn überhaupt nur noch zu sehr hohen Zinsen; dies führt dazu dass die Defizite nur noch mit der Notenpresse abgedeckt werden können. In der Folge musste in Bolivien eine langwierige neoliberale Rosskur durchgeführt werden mit Übernahme der Schwarzmarktpreise, Liberalisierung des Aussenhandels, des Arbeitsmarktes etc.
    Dass in der aktuellen Wirtschaftspresse das hohe Zinsniveau der Staatsanleihen der südeuropäischen Länder ein Hauptthema ist, liegt somit auf der Hand. Ganz anders Japan, wo die Anleihen weniger als 1% verzinst werden; das Land kann mit seiner bald 20 jährigen Deflation als löbliches Gegenbeispiel genommen werden.

  • Auguste sagt:

    hmm…, nicht auzuschliessen ist fast alles denk- und undenkbare, würde einem weissen schwan wohl beim anblick eines schwarzen durch den kopf gehen. aber wie wahrscheinlich (educated guess) ist es in – sagen mer mal – prozenten. das wär doch echtes fleisch am knochen, nach der einleitung zum blog im teaser.

    • Linus Huber sagt:

      100% ist einzig, dass Sie ueber die kommenden Jahre an Kaufkraft verlieren werden, ob durch direkte Reduktion von Pensionsverguetungen etc. oder indirekt durch Geldentwertung.

      • C.H.Wolf sagt:

        Danke Herr Huber, auf den Punkt gebracht.

        • Anh Toan sagt:

          Ja, wenn die Ersparnisse als Geld aufbewahrt werden.

          Geld ist keine Anlageklasse!

          • Linus Huber sagt:

            Oder wenn sich das vermeintliche Vermoegen beim Platzen einer Blase in einer anderen Form von Anlage sich dezimiert.

          • G. Nardone sagt:

            @Linus Huber: Man ist selber schuld in eine Blase zu investieren, brechen ja auch nicht vom Himmel über uns ein, sondern sind menschen-gemacht, & damit eigentlich einfach voraussehbar, und sollte man dennoch was verlieren, tja, das nennt man ‚wirtschaftliches Handeln‘, da ist ja immer ein Risiko dabei …

          • Linus Huber sagt:

            Wow, jetzt sind Sie ins Lager der Blasenerkenner gewechselt?

            Wo genau erkennen Sie zur Zeit Blasen?

          • G. Nardone sagt:

            @Linus Huber: Ich erkenne nirgends Blasen, aber weil ich Märkte & Daten dazu nicht studiere & untersuche, und sie interessieren mich auch nicht, weil ich kein Geld zum Investieren habe.
            Aber die Erfahrung lehrt, dass
            1. Aktien-/Immobilien-Märkte immer dabei sind eine grosse Rolle dabei zu spielen.
            2. vereinzelte Instrumente die vermarktet werden; es ist logisch dass es hier eine grosse Wahrscheinlichkeit gibt, dass sie reine Kettenbriefsysteme sind oder bekommen könnten, was ja auch Blasen sind.
            Man muss sich halt irgendwie informieren & mit Instrumenten Ausschau halten nach der Relation zwischen Investment-Instrument und wieviel Geld da investiert wurde in Bezug zu ihrem relativen realen Markt-Wert & möglicher Wert in der Zukunft. Und es gibt Analysten, die hin und wieder auch sagen wenn was, zumindest gem. ihrer Meinung nach überbewertet ist.
            Wenn zuviele sich auf das gleiche Objekt stürzen, ist eine Überbewertung höchstwahrscheinlich.
            Und selbst wenn man z.B. Aktien gekauft hatte vor einer Entstehung einer Blase oder auch während, wird die Blase die Aktie nicht auf Wert 0 pulverisieren & sie ist komplett wertlos, was erzählen Sie hier für ein Blödsinn, die Immobilie wird sich nicht in Luft auflösen wenn eine Blase platzt, das Unternehmen der Aktie fliegt nicht auseinander, der relative Wert der Investition ist halt dann vorübergehend. Mit ein wenig Geduld wird sich der Wert wie der Markt normalisieren. Das Vermögen dezimiert sich nicht, Unsinn, ihr Preis schon, ist aber bezüglich, der Preis hat einen Bezug zum aktuellen Markt-Geschehen. Aber ich weiss schon, Sie verstehen nicht was „relativ / bezugnehmend“ bedeutet, kommt in Ihrer Welt nicht vor, in der Welt ist aber alles bezugnehmend, oder etwa nicht?
            Und wie gesagt ich kein Finanz-Hai oder so, ich studiere, zwar auf bescheidene Weise, die Wirtschaft als Ganzes nur nach System-Theorie. Ich kümmere mich nicht um vereinzelte Märkte, Preise …

  • Linus Huber sagt:

    Eine schwache Form von Hyperinflation besteht aufgrund der inflationaeren Geldpolitik seit Jahrzehnten, indem das Vertrauen in den Werterhalt von Waehrungen dauerhaft abgenommen hat, womit man sich aufgrund der Flucht aus dem Gelde in diese Situation der heutigen weltweisen Krise hineinmanoevrierte. Auch obiger Artikel versucht zu erklaeren, dass die Krisen ursachslos ueber uns hereinbrechen, was natuerlich voelliger Unsinn ist.

    Die offizielle Hyperinflation oder Deflation wird dann Einzug halten, wenn das Vertrauen in die Entscheidungstraeger evaporiert und diese dadurch die Kontrolle verlieren. Dass solch eine Situation von politischen Unruhen begleitet wird, ist nicht sonderlich verwunderlich, sondern einzig ein Zeichen dafuer, dass die Verletzung der Nachhaltigkeit der verschiedenen Programme sich offenbart.

    • K.A. Barett sagt:

      @Linus Huber: Völlig richtig! Ich gkaube, dass die Entscheidungsträger längst die Komntrolle über das Geschehen verloren haben.

      • Henry Steimer sagt:

        Ja, die Entscheidungsträger haben längst die Kontrolle verloren – so zum Beispiel an vorderster Front Mr. Bernanke, welcher ein Währungspolitsches-Experiment durchführt – und dies schon seit mehreren Jahren. Niemand weiss, was das viele Drucken im momentanen Umfeld wirklich bewirkt (oder halt eben nicht). Sehr wahrscheinlich hauptsächlich da wo schon extrem viel Geld vorhanden ist.

        Mich wundert eher: wieso hat die Gesellschaft (wir) nicht schon lange das Vertrauen in dieses Kranke Konstrukt verloren? Wieso gehe ich überhaupt arbeiten wenn man Geld ja auch einfach drucken kann?

    • Sacha Meier sagt:

      Im Prinzip teilt auch unsre führende Elite (System-Geldadel) und deren Vasallen (Politiker, Beamte, Richter, Anwälte, etc.) ihre Meinung. Allerdings ist es nicht so, dass man im Neo-Feudalismus den Kontrollverlust fürchtet. Schliesslich sind heute keine Dummköpfe an der Macht. Man hat aus der Geschichte gelernt – und vertraut auf die flächendeckende Überwachung durch die Geheimdienste, um Volksaufständen, Revolutionen, Lynchjustiz und unautorisierter Innovation vorzubeugen. So bekommt man auch die stetig verarmenden Massen gut in den Griff. Auch in der Schweiz.
      Vor einer neuen Hyperinflation braucht sich allerdings niemand zu fürchten. Unsere Trickle-Down-Economy funktioniert schon fast diabolisch perfekt: Die Notenbanken drucken Geld, das sie zu Tiefstzinsen in die Firnanzmärkte pumpen. Dort zirkuliert es ständig und erreicht nur via dem Konsum von Börsenreichgewordenen die Realwirtschaft. Dadurch wird nicht nur Inflation verhindert, sondern die Staaten können sich zu Tiefstzinsen bis über beide Ohren verschulden. Einzige Voraussetzung ist, dass die zwischengeschalteten Privatbanken gesund sind. Darum sind die Banken wirklich systemrelevant. Dieses Spiel kann noch gut für Jahrhunderte laufen. Die alten Römer konnten sich mit einer ähnlich cleveren Schuldenwirtschaft auch fast 300 Jahre lang über Wasser halten. Das einfache Volk wird bald nichts mehr mitbekommen. Es wird ganz einfach bildungsabgebaut. Aus Spargründen; versteht sich.

    • Anh Toan sagt:

      @Linus Huber: „Eine schwache Form von Hyperinflation“

      Finster wars, der Mond schien helle, als ein Wagen blitzesschnelle, langsam um die runde Ecke fuhr. Drinnen sassen stehend Leute, scheigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschossner Hase, auf dem Felde Schlittschuh lief.

      • G. Nardone sagt:

        @Anh Toan: Köstlich … kann fast nicht aufhören zu lachen …

      • Linus Huber sagt:

        Der Versuch, jemanden laecherlich zu machen, gruendet meist auf der Tatsache, dass ein Kleingeist keine sachlichen Argumente zur Verfuegung hat.

    • G. Nardone sagt:

      Der Artikel muss nicht unbedingt versuchen die Ursachen der Krisen zu erklären, weil es scheint einerseits nicht ganz das Thema seines Artikels zu sein & anderereits würde, was ich so über den Daumen gepeilt vermute, ein Artikel dazu wohl nicht genügen, da in Anbetracht dessen es schon Tausende von Bücher versucht haben, & vielleicht könnte man ja dabei ehrlich zugeben, & noch erfolglos dazu, immerhin ist das der allgemeine Eindruck, wie auch Ben Bernanke’s mutiger Versuch die Grosse Depression mit einem kleinen Buch zu ergründen, wobei er dabei ungefähr genauso viel Hohn & Spott wie Anerkennung erntete, bisweilen er aber sich damit trösten kann, zumindest diese Bilanz einigermassen ausgeglichen zu haben, denn die Ursachen können, sofern wir auch einfach zur Abwechslung mal nur ein wenig realistisch sind, da ein bisschen mehr denn nur ein wenig wohl schon zuviel wäre, so vielfältig & höchst überfordernd komplex sein, wofür wir womöglich eben doch diesen Super-Quanten-Computer gut gebrauchen könnten, weil ein auf Arbeitsteilung basiertes Wirtschaftssystem ein dynamischer verwobener Komplex von all-gegenseitigen Beziehungs-Netzen ist, & deshalb, warum akzeptieren wir nicht einfach, & ich meine nur als eine Möglichkeit, ja, gemäss der modernen & unscharfen Lebensart der Quanten-Mechanik, dass diese Fragen nach den Ursachen vielleicht hier oder dort unergründbar, oder wenn Sie eher der objektiv wissenschaftlich Typ sind, dann wäre hier der Begriff „unscharf“ ein echter Ersatz für Sie, bleiben & erlauben uns damit unsere Sicht wieder vermehrt „nach vorne“ zu verlagern, da es schliesslich die vorteilhafte Richtung ist in die wir wesentlich gerne spazierend gehen, & weil doch, & für das Attribut „logischerweise“ wäre es mehr als angebracht sich hier anzumelden, all unsere Ziele sich wohl nur entlang in dieser befinden, & zumal auch die Architektur unseres Körperbaus diese Richtung bereits bevor wir überhaupt das erste Mal „Mama“ sagen konnten vorgegeben hatte, […]

      • G. Nardone sagt:

        […] oder wollen wir wirklich wieder zurück in die Geschichte um dort Wurzeln zu schlagen, aber einige würden nun hier einschwenken & meinen, dass man doch von der Vergangenheit vieles lernen könnte, womit ich dann aber wieder mit der folgenden Meinung mitnehmend ausschwenken würde, dass wenn wir nicht bereits etwas davon gelernt haben, es dann jetzt dafür zu spät ist, & da fällt mir gerade dieser allzuhäufig & eher ablöschende Spruch; dass wir Menschen eh nichts von der Vergangenheit lernen, ins Wort, weil er irgendwie eben eine neue & spannende Wendung nimmt, allerdings, sollte dieser tatsächlich einen wahren Kern verstecken, dann hebt er ja alle so ernsten Bemühungen diesbezüglich ja wieder sorgenvoll auf, & sollten wir dennoch zielstrebig, wobei diese Art mehr oder weniger Sturheit verbergen könnte, darauf beharren, für ein heutiges Problem eine vergangene oder aktuelle Lösung finden zu wollen, dann machen wir eine zielgerichtete Kehrtwendung & drehen uns endlos im Kreis von unbedeutenden Informationen, denn das Relevante bleibt ja immer nur das Ziel, die Zukunft, da gemäss des scheinbar unerbittlichen linear-logischen-oszillierenden Zeit-Kreislaufs, das heutige Problem uns die Vergangenheit eingebrockt hat, & somit vernunftshalber könnte man fast meinen, die zufällig heute noch nicht existierende gewünschte Lösung nur in einer wahrscheinlichen Zukunft sein kann & nicht woher das Problem kam, denn dort soll es ja gefälligst auch bleiben, & damit bekommt doch gerade dieses gelegentlich als fundamentslos verworfene optimistische Motto;‚Schauen wir nach vorn’, doch noch seine endlos verdiente, & Sie können es hier immer noch mit dem Wort „unlogische“ entschärfen, logische Grundlage, was für manche doch geradezu vehement widersprüchlich erscheint, denn offenbar gleichberechtigt oder der anbetungswürdigen Hoheit der Präzision zuliebe doch eher selbstbezüglich-logisch argumentieren sie, dass die Zukunft doch für uns heute keine Lösung bereitstellen kann, […]

    • Tanja sagt:

      Sie haben föllig recht mit dem was sie sagen. Es ist eigentlich erschreckend wie schlimm es darum steht…. Lg. Tanja

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