Die Trilemmas von Goldstandard und Eurozone

Die europäische Währungsunion hat ähnliche Probleme wie der Goldstandard nach 1914: Im Goldlager der Zürcher Kantonalbank, 8. August 2011. (Keystone/Martin Rütschi)
Vier Trilemmas verhindern einen Ausweg aus der Eurokrise. Es sind die gleichen, die schon den Goldstandard aus der Zeit nach 1914 zum Scheitern brachten.
«Das doppelte Trilemma der Eurozone» war schon vor zwei Jahren einmal Thema dieses Blogs. Ein Trilemma in unserem Zusammenhang bezeichnet drei wichtige politische und wirtschaftspolitische Zielsetzungen, wobei eine davon durch die anderen beiden verunmöglicht wird. Die Wirtschaftshistoriker Harold James (hier und hier war er auch schon Thema) und Michael Bordo haben in einer neuen Studie sogar vier solche Trilemmas identifiziert, denen die Eurozone ausgesetzt ist. Vor allem aber machen sie deutlich, dass die exakt gleichen Trilemmas schon den Goldstandard grossen Spannungen ausgesetzt haben. Gehen wir sie in der gleichen Reihenfolge durch, wie das James und Bordo getan haben:
Beim ersten Trilemma handelt es sich um den unter Ökonomen bestens bekannten Zielkonflikt, der sich durch fixierte Wechselkurse ergibt. Der alte Goldstandard, bei der Landeswährungen zu einem fixen Kurs ans Gold gebunden wurden, war ein solches System fixer Wechselkurse, die Europäische Währungsunion ist ein noch viel weiter gehendes solches System, da die nationalen Währungen gänzlich abgeschafft wurden.
Damit zum Trilemma: Einem Land, das sich einem Fixkurssystem angeschlossen hat, fehlen die wichtigsten konjunkturpolitischen Reaktionsmöglichkeiten: Währungsabwertungen und Zinssenkungen. Denn kombiniert man fixierte Wechselkurse mit einem freien Kapitalverkehr, wird eine eigenständige Geldpolitik für ein Land, das sich an der Fixierung beteiligt, unmöglich. So kann die Zentralbank eines solchen Landes auch angesichts einer drohenden Rezession nicht die Zinsen senken, denn das würde den Fixkurs gefährden: Weil dann Kapital in Länder mit höheren Zinsen abflösse und dadurch die eigene Währung geschwächt würde. Das heisst, eine eigenständige Geldpolitik verbunden mit fixierten Wechselkursen ist nur möglich, wenn der freie Kapitalverkehr verunmöglicht wird, was in entwickelten Volkswirtschaften kaum mehr durchsetzbar ist.
Auch Ungleichgewichte in den zwischenstaatlichen Handels- und Kapitalströmungen können nicht mehr über Währungsanpassungen ausgeglichen werden. Bei flexiblen Wechselkursen würde die Währung eines Landes mit einem Leistungsbilanzüberschuss (bzw. einem Kapitalimportüberschuss) an Wert zulegen, was die Leistungsbilanzüberschüsse zum Sinken bringen würde.
In einem Fixkurssystem kann die Anpassung nur sogenannt «real» erfolgen, das heisst, in einem Land mit deutlichen Überschüssen müssen die Preise und Löhne steigen (statt der Währung) und in einem Land mit Leistungsbilanzdefiziten müssen sie sinken. Besonders dramatisch ist die Lage, wenn in einem Fixkurssystem diese Anpassungskosten nur eine Seite zu tragen hat, wie aktuell in der Eurozone die Defizitländer über sinkende Löhne und Preise.
Das zweite Trilemma liegt darin, dass ein System fixierter Wechselkurse verbunden mit einem freien Kapitalverkehr die Stabilität des Finanzsektors in den betroffenen Ländern untergräbt. Wie es zu Beginn in der Eurozone geschehen ist, haben auch im Goldstandard die Kapitalströme in die neuen Mitgliedsländer rasch zugenommen und dort die Leistungsbilanzdefizite finanziert. So wurde einerseits in diesen Ländern der Finanzsektor massiv aufgebläht, während andererseits die Finanzierungs- und Schuldverhältnisse in einem hohen Ausmass internationalisiert wurden. So lag noch 1998 – kurz vor Einführung des Euro – nur ein Fünftel von europäischen Staatsschulden bei ausländischen Gläubigern. 2008 waren drei Viertel aller portugiesischen, die Hälfte der spanischen und der griechischen und zwei Fünftel der italienischen Staatschulden in ausländischen Händen.
Diese Finanzströme wurden einerseits durch den Umstand befeuert, dass das Währungsrisiko eliminiert schien, aber auch durch die Annahme, dass letztlich die anderen Länder der Währungsvereinigung einem Mitgliedsland in Not beispringen würden, weil sie ansonsten auch selbst in Mitleidenschaft gezogen würden. Das Problem solcher Finanzströme ist nicht nur, dass sie in den Zielländern der Kapitalströme Anlageblasen (meist in Immobilien) auslösen und die Leistungsbilanzdefizite verschärfen (und damit die Aussenhandelsungleichgewichte des ganzen Fixwährungsraums). Das Problem ist auch, dass solche Kapitalströme sehr rasch und radikal die Richtung wechseln können, was sie auch taten – die Ökonomen sprechen hier von einem «Sudden Stop». Die Folge sind dann eine Wirtschaftskrise und eine kaum mehr tragbare Verschuldung in den Defizitländern. Dass Kapital in einem Fixkurssystem ohne weiteres abfliessen kann und damit im betroffenen Land keine Währungsabwertung verbunden ist, macht alles noch schlimmer.
Die Folge ist eine dramatische Schwächung der Banken in den Defizitländern, deren Anlagen (Ausleihungen und Sicherheiten dafür) nur noch wenig wert sind. Hoch verschuldete Länder können keine glaubwürdige Sicherheit für das Finanzsystem bieten, eine Zentralbank kann ebenfalls angesichts des Fixkurssystems nicht eingreifen. Angesichts der gewachsenen grossen Kapitalverflechtung auch mit den übrigen Ländern des Fixkurssystems sind auch die Banken dort gefährdet.
Das dritte Trilemma zeigt, dass bei fixen Wechselkursen und einem freien Kapitalverkehr nicht nur eine eigenständige Geldpolitik verunmöglicht wird, sondern jede Art von Konjunkturpolitik, also auch Anschubmassnahmen über Staatsausgaben oder tiefere Steuern. Einem Land in einem Fixkurssystem (wie dem Goldstandard und der Währungsunion) fehlt die Möglichkeit, höhere Schulden als Folge solcher Anschubmassnahmen notfalls durch eine höhere Inflation oder eine schwächere Währung besser tragbar zu machen bzw. real zu vermindern. Die Notwendigkeit, aussenwirtschaftliche Ungleichgewichte (wie hohe Leistungsbilanzdefizite) daher «real», das heisst über tiefere Preise und Löhne, zu beseitigen, erhöht die reale Schuldenlast sogar noch.
Die Mitgliedsländer eines Fixkurssystems sind in der Regel zudem an strengen Regeln interessiert, die die Möglichkeiten einzelner Staaten an eigenständiger Wirtschaftspolitik einschränken, da sie von den Nachteilen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn Mitgliedsländer in Schuldenkrisen geraten: entweder durch Aufwertungsdruck auf ihren Währungen (sofern sie noch solche haben), durch die Erwartung von Transferzahlungen oder durch die Gefahr eines ungeordneten Auseinanderbrechens des Fixkurssystems.
Dazu kommt, dass allein aufgrund der erhöhten Instabilität des Finanzsektors in einem Fixkurssystem eine höhere Verschuldung droht (wie in Trilemma 3 gezeigt). Folglich sind die Schuldzinsen für Länder in einer Krise in einem solchen System höher als für Länder in einer ähnlichen Situation, die nicht Teil eines Fixkurssystems sind. Eindrücklich hat das der Ökonom Paul de Grauwe am Vergleich zwischen Spanien und Grossbritannien gezeigt. Das schränkt den Spielraum für wirtschaftspolitische Massnahmen weiter ein.
Das vierte Trilemma ist das gefährlichste. Es zeigt, dass ein System von fixen Wechselkursen (wie der Goldstandard und die aktuelle Währungsunion) mit der demokratischen Selbstbestimmung und damit der Systemlegitimation in Konflikt gerät. Dieses Trilemma ist weitgehend eine Folge der ersten drei. Geraten Länder in einem Fixkurssystem in eine schwere Krise (die – wie gezeigt – durch das Fixkurssystem auch befeuert werden kann), bleiben ihnen keine der üblichen wirtschaftpolitischen Reaktionsmöglichkeiten: keine Zinssenkung, keine Währungsabwertung, keine Fiskalpolitik, keine Fixierung des gefährdeten Bankensystems.
Was bleibt, sind Lohnsenkungen und Deflation in den Defizitländern, was die Lage und besonders die Verschuldungslast dort weiter verschlimmert. Und all diese Lasten erscheinen den Bewohnern eines Landes von aussen aufgezwungen: von Politikern, die sie nicht gewählt haben; von Kräften, auf die sie nicht den geringsten Einfluss haben.
James und Bordo vergleichen die Entwicklung der politischen Zersetzung im heutigen Europa mit der Entwicklung in den 1920er-Jahren, die allen Extremismen Auftrieb gegeben hat:
«What made the interwar slump so intractable was that it was not just a financial issue, but also a crisis of democracy, of social stability, and of the international political system. It is now clear that contemporary Europe is reenacting the political economy logic of that interwar upheaval. In the interwar period, increased social tension as a consequence of increased unemployment and of widespread bankruptcy made normal democratic politics impossible. In Germany, the epicenter of the breakdown of democracy, nationalist radicals on both the right and the left raged against the postwar peace settlement and the Versailles Treaty.»
Zwar halten die Ökonomen fest, dass die modernen politischen Institutionen deutlich stabiler sind als jene nach dem Ersten Weltkrieg, doch gerade darin sehen sie auch eine Gefahr. Denn Anpassungen im System erscheinen dadurch weniger dringlich:
«The modern system has more deeply embedded institutions that should foster cooperation and looks stronger; and this makes it possible for strains to build up for much longer before the system cracks. When the cracks appear, the damage is deeper.»
Gegenüber der Eurozone hatte der Goldstandard allerdings einen wesentlichen Vorteil: Ein temporärer Austritt war zumindest für spezielle Krisenfälle möglich, was die Mitgliedsländer etwa während des Ersten Weltkriegs auch genutzt haben. Die Währungsunion kennt kein solches Ventil. In den Worten von James und Bordo:
«The trilemmas are worse in the recent context because of the absence of an escape clause as under the gold standard. A standard IMF package for instance was usually thought to contain a mixture of exchange rate adjustment to restore competiveness with some measure of debt reduction in order to restore sustainability. There is something classic about this.»
49 Kommentare zu «Die Trilemmas von Goldstandard und Eurozone»
Off-topic
Lug und Betrug der Entscheidungstraeger ist an der Tagesordnung. 48 Sekunden.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=b9jZFtWcBz0
Moral Hazard
Lassen Sie mich hier eine kleine Geschichte aus dem taeglichen Leben erzaehlen.
Zwei Nachbarn leben friedlich miteinander, es handelt sich um Peter und Paul. Peter hat sich durch muehsames Sparen eine Summe zur Seite gelegt, womit er sich einen Fernseher leisten konnte und diesen voller Freude bei sich installiert. Paul liebt es sich im Ausgang zu Vergnuegen, aber will natuerlich keinesfalls auf den Besitz eines Fernsehers verzichten, welchen er sich auf Kredit anschafft. Sein Verhalten aendert er jedoch nicht, womit er die Ratenzahlungen nicht meistern kann. Nachdem der Gerichtsvollzieher Pauls Fernseher beschlagnahmt hatte, schleicht Paul eines nachmittags in Peters Wohnung, wo er sich dessen Fernseher bemaechtigt und in seine Wohnung transferiert. Eine menschlich verstaendliche Verhaltensweise, da schlussendlich Peter ja sowieso kein Problem haben duerfte, sich nach geraumer Zeit wieder einen Fernseher anschaffen zu koennen, womit wohl allen gedient sein duerfte.
In unserem taeglichen Leben handelt es sich hierbei um Diebstahl und der Rechtsstaat wird sich damit entsprechend auseinandersetzen. In der Welt der Zentralbanken handelt es sich hierbei um eine Notwendigkeit zwecks Anheizung der Wirtschaft. Aufgrund der Komplexitaet monetaerer Politik, erkennen die meisten Menschen nicht, dass die manipulativen geldpolitischen Eingriffe der Zentralbanken dieses obige Verhalten nicht nur akzeptiert, sondern es geradezu foerdert. Dieser Umstand erklaert, wie die Rechtsstaatlichkeit untergraben wird. Die Tatsache, dass Diebstahl legalisiert oder staatliche gefoerdert wird, aendert nichts daran, dass es sich um Diebstahl handelt.
@Linus Huber: Da haben Sie so recht Herr Huber, denn wir sind ja nur Marionetten der Zentralbänker, sie ziehen an unseren Fäden und kontrollieren somit mein Verhalten. Wir Menschen sind halt einfach nur Automaten, und sind von unseren Operateuren und Programmiern, den Zentralbänkern, hilflos ausgeliefert. Sobald diese dem Automaten, also wir Menschen, eine Anweisung per Funk oder WiFI übermitteln, dann gehorchen die Automaten stets, können sich nicht wehren, führen die Anweisungen haargenau durch ohne darüber nachzudenken, weil wir Automaten kein Gehirn haben, deshalb können Automaten auch keine selbstständigen Entscheidungen treffen, können nicht ja oder nein sagen, und können diesbezüglich auch keine Verantwortung übernehmen, denn die Verantwortung obliegt natürlich einzig und allein den Herren und Eigentümer der Automaten und Puppen. Automaten sind rechtsstaatlich, ethisch und moralisch jeglicher Verantwortung entledigt. Und die Automaten sind sich all dessen auch nicht bewusst, Automaten haben ja kein Bewusstsein, sie wissen von gar nichts, es sind ja nur seelen-, gehirn-, bewusst- und willenslose Wesen, die Automaten.
Und wir Menschen sind auch wie Hunde, wir animalischen & automatischen Menschen, die von unseren Herren Zentralbänker abgerichtet bzw. konditioniert werden, und wir sind uns dessen nicht bewusst, und noch schlimmer, wir können die Konditionierungen nicht de- oder rekonditionieren, denn Hunde können das nicht. Aber insgeheim lieben wir unsere Herren Zentralbänker, haben ja auch das Futter …
Ein äusserst interessanter Artikel für eine äusserst interessante und spannende Situation. Kompliment
@Martin Holzherr: Völlig einverstanden, aber ich zweifle sowohl am Willen zu mehr Integration als auch am Können bezüglich der Auflösung der Euro-Zone. Die Entwicklung ist zu lange und zu stark in die falsche Richtung gelaufen. Das Dilemma ist geradezu tragisch im klassischen Sinne. Die nationalen Egoismen und der Drang zur (eigenen, nationalen) Macht sind in Europa viel zu stark. Eine integrale, die politischen Grenzen überschreitende Kultur, fehlt. Europa ist mental ein Fleckenteppich. Die Konsequenzen daraus müssen nicht weiter beschrieben werden.
Die Zwänge, die dieser Artikel als Trilemmas beschreibt, die gibt es in jeder gemeinsamen Währungszone, das steht ausser Frage. Sie laufen auf etwas ganz einfaches hinaus: Die schwächeren Mitglieder einer Währungszone haben weniger Handlungsspielraum als sie mit einer eigenen Währung hätten. Sie müssen sich anpassen. In praktisch jeder Währungszone können sich aufgrund von „Ungleichgewichten“ oder einfach aufgrund von wirtschaftlichen Verschiebungen, zum Beispiel eines Abstiegs einer ganzen Industrie- oder Dienstleistungsbranche unter die Räder geraten ohne dass sie die gleichen Gegenmittel hätten wie mit einer eigenen Währung. Das passiert auch in den USA oder der Schweiz, dass sich plötzlich ein Kanton oder ein Bundesstaat wirtschaftlich schlechter entwickelt. Doch für die Menschen und Firmen im betroffenen Gebiet gibt es dann immer noch die Möglichkeit ihren Wohnort oder Firmensitz zu wechseln. In den USA wird das durch einen ähnlichen, amerikanischen Lebensstil und die gleiche Sprache erleichtert.
Was hat dann ein gemeinsamer Währungsraum überhaupt für Vorteile? Meiner Ansicht gibt es Vorteile nur bei einer relativ starken Integration der Untereinheiten einer Währungsunion wo zudem ein Teil der Aufgaben, die sonst jeder Einzelne schultern müsste der Zentrale übergeben werden können. Das ist z.B. die Landesverteidigung oder die Planung und Finanzierung von Infrastruktur gemeinsamer Bedeutung (Interstate Highways in den USA). Zudem muss die Währungsunion Institutionen schaffen, die die Interessen aller Teilnehmer gleichermassen berücksichtigen, wozu auch Transferleistungen gehören. Die Eurozone ist politsch zu wenig integriert, die Nationen spielen noch eine zu grosse Rolle und die Menschen sind zu wenig mobil, als dass eine gemeinsame Währungszone den Europäern momentan insgesamt Vorteile bringen würde. Also mehr Integration oder Auflösung der Eurozone.
Die Zerstoerung Keynes‘ Theorien durch Hayek in weniger als 3 Minuten
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=N364sN5E0hQ
@Linus Huber: Also das einzige Relevante was Hayek zu Keynes‘ sagt; ist dass Deficit-Spending schlecht ist, ohne irgendwelche Argumente! Er hat eigentlich gar nichts gesagt was irgendwie wirtsch. relevant oder zu Keynes‘ Theorien relevant sind. Deficit-spending nach Keynes sind zusätzliche, nachhaltige Investitionen in die Zukunft; dafür brauchts neues Geld und das gibt’s nur über Schulden bzw. Deficit, geht nicht anders. Ganz einfache Formel, das Herr Nobelpreis-Träger offenbar nicht kennt: Denn wenn ich es aus Steuern finanzieren würde, dann nimmt man Geld an einem Ort weg, um es dann an einem einen anderen Ort zu platzieren. Summa summarum gibts mit dieser Methode kein Wachstum, der Saldo ist nämlich Null.
Noch peinlicher für Hayek kommt hinzu, dass er nicht weiss, dass ein staatlicher Deficit, logischerweise eine Gegenbuchung als Gewinn in irgend einem anderen Sektor oder auch im Ausland voraussetzt. Ein Deficit des Sektors Staates ist der Gewinn des Sektors Privat. Und ein Gewinn des privaten Sektors findet Hayek aber sicher ganz toll.
Herr Hayek findet also Keynes sei unverantwortlich, weil dieser in das Wachstum der Gesellschaft und ihre Zukunft investiert, dazu noch dem privaten Sektor einen netten Gewinn beschert, was das Deficit des Staates sowieso ausgleicht? Wie unverantwortlich von Hayek.
Yup, falscher Ausdruck verwendet. Er klassifiziert Keynes und nimmt eigentlich nicht gross Stellung zu seinen Theorien darin.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=UEwnmyUsJaQ
Die Verfechter der manipulativen Geldpolitik (immer Richtung Entwertung) vertreten den scheinbar edlen Standpunkt, dass es doch notwendig ist, die Arbeitslosigkeit zu senken, dass es doch vorteilhaft ist, das wirtschaftliche Potential auszunutzen. Es sind sehr humane Ziele, welche die manipulativen zentralistischen Eingriffe begruenden, womit es scheinbar schwierig ist, Gegenargumente zu offerieren. Allerdings gibt es genuegend Beispiele in der Geschichte, welche aufzeigen, wie solch ein System schlussendlich endet, womit die Diskussion eigentlich abgeschlossen sein duerfte. Weit gefehlt!
Einen hier nicht erwaehnten Vorteil der auf Edelmetallen beruhenden Waehrung liegt darin, dass im Falle einer staatlichen Verschuldung man durch eine entsprechende Edelmetalltransaktion sich dieser auslaendischen Schuld entledigen kann, womit das entstandene Ungleichgewicht aufgeloest wird. Allerdings restriktiert eine z.B. auf Edelmetallen basierende Waehrung die Moeglichkeiten manipulativer Eingriffe, da Reserven begrenzt sind. Die Beurteilung, ob dies nun ein Vor- oder Nachteil ist, gruendet wohl hauptsaechlich auf der persoenlichen Weltanschauung.
Warum genau brauchen wir eigentlich eine erzwungene Waehrung? Warum lassen wir die Menschen nicht einfach waehlen, welches Instrument sie als Waehrung verwenden wollen? Der Staat besitzt aufgrund der Steuern ja eh ein gewisses Monopol, indem eine Zahlung nur in der staatlich festgelegten Waehrung akzeptiert wird. Aber daneben sollte es doch eigentlich die freie Wahl sein und man koennte eine Parallelwaehrung erlauben, indem man saemtliche Transaktionskosten und behindernden Regulierungen fuer z.B. Gold aufhebt. Warum genau werden wir zu unserem „Glueck“ gezwungen? Koennte es sein, dass es fuer gewissen gesellschaftliche Kreise unerwuenscht ist, dass sich ein Buerger der durch die Geldpolitik erzwungene Umverteilung entziehen kann und in friedlicher Freiheit lebt?
@Linus Huber: Sehr logischer Kommentar, der auch einige wichtige Fragen stellt. Und: Mit einer bestimmten Weltansachauung hat man noch nie ein wirkliches Problem gelöst. Vieles in der Euro-Zone erinnert an das legendäre Schattenboxen. Das Fatale daran ist, dass die Konsequenzen daraus sehr real und negativ sein dürften. Spätestens dann, wenn die Endabrechnung nicht mehr zu verschieben sein wird.
@Linus Huber:
Zitat:
„Einen hier nicht erwaehnten Vorteil der auf Edelmetallen beruhenden Waehrung liegt darin, dass im Falle einer staatlichen Verschuldung man durch eine entsprechende Edelmetalltransaktion sich dieser auslaendischen Schuld entledigen kann, womit das entstandene Ungleichgewicht aufgeloest wird.“
Mich würde es sehr interessieren, auf welche Quellen Sie diese Aussage stützen.
@ Erich
Sofern ich mich richtig erinnere, hat mich eine Dissertation von Keith Wiener oder Antal Fekete darauf aufmerksam gemacht, wobei ich keinen entsprechenden Link aufgrund meiner Faulheit dies neu zu „Researchen“ liefern kann. Jedoch liefert die geschichtliche Entwicklung der Abschaffung des Goldstandards die deduktive Erkenntnis. Warum hat Nixon den Goldstandard aufgehoben? Natuerlich weil er verhindern wollte, dass die Europaeer den Zugriff auf das amerikanische Gold durchsetzen koennen.
Ein Beispiel aehnlicher Ueberlegungen:
An axiom of Aristotle states that no substance can be present at two different places at the same time. The reason for gold’s monetary role is rooted in this very axiom. The same paper promise can be present in the asset column of the balance sheets of any number of individuals. The same gold coin cannot. This eliminates the possibility of a miraculous proliferation of money – putting latter-day money changers out of business. But once gold is removed from the monetary system, the miraculous proliferation of money starts in earnest. Central bankers will distribute it, if need be, from helicopters hovering overhead. The proof that this is beneficial to society is ad hominem. In this way, so the argument goes, the niggardliness of nature to release only so much gold per annum from the gold mines can be overcome. Money will get into the hands of those who need it most. They will certainly spend it. Never again will the economy seize up because of shortage of money.
The Quantity Theory of Money is a false doctrine because it describes the economy in terms of a linear model, when in reality the world runs on a highly non-linear pattern. Therefore we need a better theory to show that the miraculous proliferation of money is bound to come to a sorry end. It has been my ambition to construct a better theory. I am pleased that my theory of the vanishing of gold basis, and the ultimate permanent backwardation of gold under the regime of …
…Ginge es mit den Quellenangaben nicht ein bisschen genauer?
Sie bringen hier die Staatsschuld mit der Auslandverschuldung einer Volkswirtschaft durcheinander. Ich gehe davon aus, dass sie mit „staatliche Verschuldung“ ausländische Guthaben einer Zentralbank meinen.
Denn grössere Staatsschulden, und die gab es sehr wohl während des Goldstandards, wurden meines Wissens nie so beglichen. Ich lasse mich aber gerne belehren, wenn Sie dies präzise referenzieren können.
Dass das Bretton-Woods-System gekündigt wurde, ist der lebende Beweis dafür, dass das, was Sie weiter oben schreiben eben genau NICHT funktionierte. Denn die Tilgungsforderung einer grösseren Schuld (Frankreich) hätte ein ruinöser Run auf das FED ausgelöst. Triffin hat die Problematik beschrieben (Triffin-Dilemma).
Goldbewegungen zwischen Notenbanken geschahen im Goldstandard nicht einfach automatisch, sondern bedurften die Zustimmung aller Transaktionsbeteiligten (Quelle zu einem Beispiel wo die BdF der SNB eine solche Goldbewegung abschlug: SNB Archiv Zürich, Protokoll Nr. 5 der 5. Sitzung des Direktoriums vom 5. Februar 1914, S. 5.)
Nixon hat 1973 das Bretton-Woods System nur formell aufgehoben. Die Probleme lagen schon weit in der Vergangenheit zurück und hingen mit dem System eines Unipolaren-Pegs zusammen: Triffin-Dilemma, Auslagerung von sozialen Kosten aufs Ausland in Form der Inflation von Drittwährungen (deswegen hatte die SNB bereits vorher den Peg mit dem Dollar gekündigt und ihre Währung frei floaten lassen). Das System war sehr instabil und regelmässig wiederkehrenden, massiven spekulativen Attacken ausgesetzt.
Wirtschaftsgeschichte lässt sich nicht deduzieren, sondern setzt harte Knochenarbeit an Quellen voraus. Natürlich dürfen / müssen Sie mit einer bestimmten Vorstellung an die Quellen herangehen (Hypothese), aber sie sollten das nicht mit gefestigtem Wissen „a posteriori“ verwechseln.
@ Erich
Ja, ich habe dies auch nicht weiter spezifiziert, wie Sie es korrekterweise anfuehren. Ich spreche Schulden und Guthaben zwischen Staaten an.
Natuerlich funktionierte dies nicht automatisch, aber dies hat nichts mit dem Prinzip zu tun, sondern mit der diesbezueglichen Politik. Das System waere an sich nicht instabil, aber es erzwingt natuerlich einen soliden Haushalt der Regierungen, was diesen nicht behagt. Spekulative Attacken sind einzig moeglich, wenn eine nicht solide Praxis vorliegt, ansonsten sie nicht in der Lage ist, effektive Auswirkungen zu erzielen.
Ich muss mich keineswegs in jedem Fall auf etwelche Quellen beziehen, sondern kann meinen eigenen Verstand zwecks Erreichung einer Erkenntnis einsetzen.
Was ist das für eine Erkenntnis, die von Fakten absieht?
Der empirische Abgleich setzt nicht die Aufgabe des eigenen Verstandes voraus, wenn schon das Gegenteil.
Das System war systembedingt aufgrund der von mir bereits erwänten Probleme instabil und das ist mehr als genügend durch Fakten belegt und auch sehr leicht nachvollziehbar. man muss sich nur mit den konkreten Geschehnissen auseinandersetzen wollen. Ein guter Überblick bietet Eichengreen (Globalizing Capital). Die Instabilität rührte nicht her / betraf nicht nur diejenigen Nationen, die nicht solid haushalteten. Das Verkennt die grundlegenden Probleme völlig.
Das Hauptargument fuer Manipulation sind meistens wie folgt: Aber wir muessen doch die Arbeitslosigkeit senken und wir muessen das damit verbundene Ziel der maximalen Ausnuetzung des wirtschaftlichen Potentials anstreben. Es handelt sich um scheinbar ehrenhafte und noble Ziele, womit man natuerlich einen scheinbaren schweren Stand hat in der Gegenargumentation. Allerdings gibt es genuegend geschichtliche Beispiele, wohin solch oberflaechlich betrachtet sehr humanen Vorstellungen zentralistischer Planung fuehren, womit die Diskussion eigentlich bereinigt sein sollte. Weit gefehlt!
Noch ein kleiner Abstecher in den Bereich der Edelmetall gedeckten Waehrungen. Der Vorteil jenes Systems bestand darin, dass man staatliche Schulden einer Resolution zufuehren konnte, indem z.B. Goldreserven in einen andern Staat verschoben wurden, womit die Schuld geloescht war und womit natuerlich ein Ungleichgewicht nur bis zu einem gewissen Grade ermoeglicht wurde, da die Reserven nicht unendlichen Ausmasses waren.
Aber wir brauchen ja gar keinen Goldstandard noch sonst einen Standard, sondern der Markt, resp. die Menschen wuerden selbst die beste Loesung finden, was und welche Form von Geld sich am besten eignet. Wenn wir z.B. saemtliche Transaktionskosten und staatliche Regulierungen fuer Gold eliminieren, mag es sehr wohl sein, dass sich die Menschen dieses Edelmetalls zwecks Funktion als Geld bedienen. Selbst wenn der Staat insistieren kann, seine Steuern in der manipulierten Waehrung zu erheben, graut es ihm, eine konkurrenzierende Waehrung zu akzeptieren resp. zu legalisieren. Nur schon aufgrund dieses Umstandes muessten wir uns fragen, wieso wir zu unserem „Glueck“ gezwungen werden muessen und weshalb uns nicht die entsprechende Freiheit zugestanden wird in dieser Beziehung.
Alles toent einleuchtend und schienbar logisch. Z.B.
„Diese Finanzströme wurden einerseits durch den Umstand befeuert, dass das Währungsrisiko eliminiert schien, aber auch durch die Annahme, dass letztlich die anderen Länder der Währungsvereinigung einem Mitgliedsland in Not beispringen würden, weil sie ansonsten auch selbst in Mitleidenschaft gezogen würden. Das Problem solcher Finanzströme ist nicht nur, dass sie in den Zielländern der Kapitalströme Anlageblasen (meist in Immobilien) auslösen und die Leistungsbilanzdefizite verschärfen (und damit die Aussenhandelsungleichgewichte des ganzen Fixwährungsraums).“
Ungleichgewichte massiven Ausmasses sind vorprogramiert mit einer geldentwertenden Politik. Wo diese nun auftreten ist im Endeffekt eigentlich unwichtig, sondern einzig die Tatsache, dass sie auftreten und extrem schwierig zu korrigieren sind, resp. nur unter Anwendung von Massnahmen, welche die gesellschaftliche Kohaesion zerstoert. Aber natuerlich wird die geldpolitische Manipulation selbst nicht in Frage gestellt, selbst wenn man aufgrund der Komplexitaet klar erkennen kann, dass die verschiedenen Zielkonflikte nicht loesbare Probleme der Nachhaltigkeit aufwerfen.
Wenn eine Waehrung der grundsaetzlichen Funktion als Masstab wirtschaftlichen Tuns aufgrund manipulativer Geldpolitik beraubt wird, sollte man sich vielleicht die einfache Frage stellen, wer abgesehen von den Kuenstlern der Manipulation selber davon genau profitiert. Natuerlich sind es jene, welche den groessten politischen Einfluss besitzen und dadurch die Moeglichkeit erhalten, sich gegenueber der Allgemeinheit zu bevorteilen womit wir automatisch ein laengerfristig nicht nachhaltiges Modell der Umverteilung institutionalisieren. Es gibt auch ein Wort dafuer, welches diesen Umstand in welchem man Vorteile aufgrund des Systems „wen man kennt und nicht was man leistet“ ziehen kann: Korruption.
Die Argumentationslinie des Artikels leuchtet eigentlich ein, auch einem Laien. Aber: Wenn das so ist, wie beschrieben, warum hat dann ausschliesslich der politische Wille der politischen Eliten zur Formierung der EURO-Zone geführt und weshalb hat die ökonomische und finanztechnische Vernunft, bzw. diese Eliten, diese Katastrophe „EURO-Zone“ nicht verhindern können? Es ist wirklich zu befürchten, dass sich die gemeinsame Währung der höchst unterschiedlichen Länder längst zum Spaltpilz für das europäische Friedensprojekt entwickelt hat. Das steht eigentlich auch im Artikel. Die Gefahr, dass jede wirtschaftlich/politische „Mega-Entwicklung“ ohne real existierende demokratische Abstützung sich in letzter Konsequenz als gefährlicher Rohrkrepierer entpuppen und den „Sicherungsverschluss“ gegen einen möglichen neuen Krieg wegsprengen könnte, muss nicht erst herbeigeredet werden, sie ist bereits da! Geschichte wiederholt sich nie im Massstab 1:1, aber die Risiken sind so wandlungsfähig wie das HI-Virus.
„Es ist wirklich zu befürchten, dass sich die gemeinsame Währung der höchst unterschiedlichen Länder längst zum Spaltpilz für das europäische Friedensprojekt entwickelt hat.“
Das ist ein Problem, das die Verfechter des aktuellen, ‚unabänderlichen‘ und starren EUR leider nicht sehen (wollen). Auch Ihr Hinweis auf die fehlende demokratische Abstützung trifft mMn zu.
Die Schweiz ist genauso eine Währungsunion geworden aber mit besseren und vorallem weiterentwickelten Mechanismen, welche die EU (noch?) nicht eingeführt hat. Die Schweiz hat dank dem Lastenausgleich einen Mechanismus geschaffen, welcher zu einer Währungsunion dazugehört. Dies gehört aber genauso dazu, dass die Schweiz eine Willensnation ist, welches die EU in ihren Mitgliedsländern noch nicht geschafft hat zu etablieren.
Uns in der Schweiz würde es nie in den Sinn kommen, den Kanton Jura auszuschliessenm, nur weil er nicht die wirtschaftliche Fähigkeiten anderer Kantone hat. Er gehört zur Schweiz und daher unterstützen wir diesen Kanton auch. Die EU hat keinen solchen ausgeklügelten Lastenausgleich. Natürlich vergibt die EU von den reichen Ländern in die ärmeren Ländern Geld, aber dies eher einfach im Gieskannenprinzip. Ok sogesehen ist auch unser Lastenausgleich in etwa dasselbe.
Aber hierzu kommt, dass die Schweiz Anleihen herausgibt. Das macht die EU (noch?) nicht mit den mal diskutierten Eurobonds. Dies könnt aber zu mehr Stabilität führen, wenn die schwächeren Länder von den tieferen Zinsen der bonitätssicheren „reicheren“ Ländern profitieren könnten. Auch im Gegensatz zur Schweiz jedoch, werden in den reicheren Ländern nicht unbedingt die höheren Löhne bezahlt. Dies ist in der Schweiz jedoch oftmals der Fall und somit findet ein gewisser Ausgleich statt. Hier müsste Deutschland vorallem über die Bücher gehen und ihren Angestellten bessere Löhne bezahlen.
Die EU und auch der Euroraum sind somit in einem Dilemma da noch nicht alle nötigen Mechanismen eingeführt wurden und gewisse Schritte in teilen der Mitgliedsländern nicht umgestzt werden. Somit fehlt die nötige Stabilität und die damit einhergehende Anpassung gegenseitig.
Ja, ich neige dazu, Ihnen recht zu geben. Die Schweiz kann nicht unbedingt mit der EU verglichen werden. Bzw., diese ist kein Abbild der Schweiz. Wenn ich François Hollande höre, Zitat: „Wichtige Entscheidungen müssen durch die Nationalstaaten gefällt werden, man kann nicht alles nach Brüssel delegieren“, werden die Zweifel am Konzept der EU nicht kleiner, sondern grösser. Meiner Meinung nach kann man den wirtschaftlichen und politischen Erfolg der europäischen Idee nicht herbeizwingen. Ihr Hinweis auf die Bedeutung der Löhne ist sehr wichtig. Allerdings: Welche Autorität verfügt, dass die Deutschen sich einen grösseren „Schluck aus der Lohnpulle“ verordnen müssen, damit ihr Exporterfolg, gemessen an den schwachen EU-Ländern, relativiert wird? Wäre das der richtige Weg?
Alles hat eben seine Vor- und Nachteile und es gibt immer Zielkonflikte, eine banale Erkenntnis.
Im Gegensatz zu einigen Vor-Kommentatoren halte ich den Artikel dennoch für gut in dem Sinne, dass diese Vor- und Nachteile ja effektiv eintreten oder eingetreten sind wie jetzt auch nach der EUR-Einführung. Mit diesem Wissen hätte man viele Fehler vermeiden können. Weil man nicht vorgängig den Bundesstaat Europa eingeführt hat (im Gegenteil No-Bailout etc versprochen hat), waren solche Probleme absehbar, einige Ökonomen haben schon vor Einführung des EUR davor gewarnt.
Nun ist der Mist aber gekarrt, da sollte man wohl wenigstens die extremsten Probleme angehen können. „Gegenüber der Eurozone hatte der Goldstandard allerdings einen wesentlichen Vorteil: Ein temporärer Austritt war zumindest für spezielle Krisenfälle möglich… Die Währungsunion kennt kein solches Ventil. “ Ein temporärer Austritt würde die Extremspannungen eliminieren. Wer keine Sollbruchstellen einplant, riskiert dass das EUR-Produkt unter Spannung ganz birst.
Aber eigentlich ist der Artikel ja nicht spezifisch für die EUR-Diskussion, sondern geht viel genereller an die Frage heran, Stabilität vs Flexibilität (oder in anderer Nomenklatur zb Starrheit vs Zügellosigkeit).
Nachhaltigkeit vs Kurzlebigkeit
Rechsstaatlichkeit vs Willkuer
Freiheit vs Versklavung
Ehrbarkeit vs Lug und Betrug
Selbstverantwortung vs Bevormundung
Länder und Volkswirtschaften, die sich verschulden, liefern sich dem Diktat der Kreditgeber aus. Schulden werden immer mit Souveränitatsverlust bezahlt. Nur die Linken versuchen ihren Wählern (=Klientele) weiszumachen, dass für die fiskalischen Regenmacher kein Preis bezahlt werden muss. Politisch gesteuerte Wirtschaften und Finanzsysteme, wie wir das heute z.T. in der EU und in den USA haben, enden ausnahmslos in einem Fiasko. Die Marktwirtschaft orientiert sich ausnahmlos an ihrer Nachhaltigkeit; das heisst: Gewinnstreben ist ein Axiom, ohne Gewinn keine Möglichkeiten für Neuinvestitionen, für Innovationen, für Sicherheitsrückstellungen etc. Politische Nachhaltigkeit orientiert sich nur an einem: Wahl, Wiederwahl und Machtsicherung. Was nach der Amtsperdiode passiert, ist völlig egal! Wähler werden mit nicht finanzierbaren Versprechen gekauft (Mindestlöhne, Frühpensionierungsanspruch, freie Medizinversorgung, Überregulierung der Arbeits- und Finanzmärkte, Abkehr von AKWs etc); die Geschichte zeigt, dass alle so ausgerichteten Systeme grandios scheiterten und ganze Völker in Armut und Elend stürzten. Beispiele? Die auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandeten osteuropäischen sozialistischen Bruderstaaten; und heute Griechenland, Portugal, Spanien…
Der Goldstandard zwang die Politiker zu oekonimisch begründetem Handeln und liess eine grenz- und verantwortungslose Verschuldung gar nicht zu. Mit der politisch verordneten Ablösung vom Gold-Standard entledigten sich die Linkspolitiker von dieser Fessel und liessen sich ihre Wahlversprechen durch fiat currency (Druckgeld) finanzieren. Die nachfolgenden Generationen müssen jetzt den Preis zahlen. Was sich als „gerechte“ und „soziale“ Politik verkauft, ist letztendlich nichts anderes als Klientelenwirtschaft im grossen Stil, als Rattenfängerei und abenteuerliches Gauklertum, das in Chaos und Aufruhr endet. Demokratie ist begründet in der Freiheit jedes Individuums und dem Recht auf und Schutz von persönlichem Eigentum.
Ich kam bis zu „nur die Linken“ da hör ich auf mit Lesen, genauso wie bei „nur die Neoliberalen“.
@ Anh Toan
Ich schätze Ihre vom typischen Links-Rechts-Schema unabhängige und kritische Haltung, Hut ab.
@ Josef Marti
Bei Ihnen kann ich die unvoreingenommene Haltung leider nicht erkennen. Sie betreiben Liberalen- (oder Rechts-)Bashing genauso wie Sie es an den Links-Bashern kritisieren, sind deshalb kein Deut besser.
Bravo, der typische Linkspolitiker Nixon hat 1971 die Bindung des Dollar ans Gold aufgehoben. Dieser Linkspolitiker war auch ein typischer Kriegstreiber der halt Unmengen neue Dollars für den Vietnamkrieg brauchte.
Nachtrag zum Republikaner Nixon als damals Hüter der freien Welt und des freien Eigentums: De Geaule hat schon 1969 die von der USA versprochene Goldeinlösepflicht erstmals für sein Land F geltend gemacht; es hat sich sichherausgestellt, dass gar kein Gold vorhanden war, zumindest nicht im versprochenen Ausmass, folglich was macht man dann als Apostel des Eigentums? Man sagt einfach ich will kein Schuldner mehr sein, ätsch April April und damit gegessen.
@ Josef
Sie sprechen hier einen wichtigen Aspekt an.
Es gibt viele Zweifler an der Existenz des effektiven Ausmasses des offiziell deklarierten Goldes der amerikanischen Zentralbank. Es handelt sich keineswegs um unbegruendete Zweifel, da der letzte Audit anscheinend sehr lange zurueckliegt und da z.B. Deutschland verwehrt wurde, die durch das FED gelagerten deutschen Bestaende zu ueberpruefen. Allerdings werden solche Angelegenheiten nicht gross aufgebauscht von der Presse, da wir ja sowieso nicht mehr unter einem Goldstandard leben, sondern unter dem Standard PhD (eine Gremium „hochgebildeter“ und damit intensiv von fragwuerdigen Theorien indoktrinierten meist aelterer Herren). Das Gefuehl fuer das Wohl der Menschheit verantwortlich zu sein, muss eine intoxizierende Wirkung und ein Gefuehl von enormer Macht auf diese Leute ausueben, ein Wohlgefuehl, dessen sie sich definitiv nicht freiwillig entledigen.
Toan, Marti&Co: Was ist euer Beitrag zur Diskussion? Die sozialistischen Bruderstaaten gingen bankrott, und Griechenland, Portugal & Co. sind es auch; an die Wand gefahren von den Sozis. Und die europäischen Linksregierungen verschulden sich munter weiter unbesehen der Verluste, um ihre Klientele zu bevorzugen. Jemand muss früher oder später den Preis für die Gelddrucker bezahlen: entweder über Hyperinflation oder Konkurs weiterer Volkswirtschaften. Daran führt kein Weg vorbei. Willi Ritschard sagte mal, der Staat sei keine Kuh, die im Himmel gefüttert und hier auf Erden gemolken werden kann. Nur eine auf persönlicher Freiheit und wirtschaflticher Unabhängigkeit begründete Staatsordnung ist nachhaltig; alles andere ist parasitär. Nixon hin und Neoliberalismus her! Das sind nur hohle Füllwörter von Rattenfängern und Gauklern.
Mit Ihrem wirren Beitrag können Sie sich fast nicht schöner disqualifizieren. Europäische Linksregierungen waren bis vor kurzem folgende Exponenten: Cameron, Merkel, Berlusconi, Sarkozy etc.; das sind ja klassische Linke, nicht? Und wie steht es mit den entsprechenden Notenbankchefs? auch Linke? Deregulierung der Finanzmärkte und Bankenrettungen kombiniert mit Kürzungsprogrammen für die Staaten: typisch linke Politik? Aufgrund Ihrer Schlussfolgerungen muss ich fast annehmen, dass Sie wohl Marxist sind.
Welch kleinliche Gegenargumente. Liest doch einfach nur Politiker als Linkspolitiker oder Linke und die Aussage ist keineswegs abwegig.
Scheint mir wenig mit dem „fixen“ Euro zu tun zu haben dass Leistsungsbilanzdefizite bestehen und die Auslandsverschuldung bzw. ausgleichenden Kapitalströme dann zu Investitionsblasen führen. Dasselbe könnte man auch über die USA sagen mit ihren chronischen Handelsbilanzdefiziten, auch da entstanden Blasen und hohe Auslandsverschuldung. Schlimmer ist wohl die Tatsache, dass D fast 50% seines outputs exportiert (und davon fast 70% an die eigenen Mitlgliedsländer) während Südeuropa nur ca 25% Exportanteil hat; zudem sind die Inflationsraten innerhalb des Währungsraums unterschiedlich, das ist etwas was wohl auf die Dauer gar nicht gehen kann; und kann schon fast als experimentelles Neuland betrachtet werden.
Mit Gold hat das ganze eh schon lange nichts mehr zu tun. Im heutigen Fiat Umfeld gibt es ebenfalls Zinsunterschiede und Kapital kann dorthin fliessen wo die Zinsen höher sind. Man muss mal aufhören die Kunjunktur über „Währungspolitik“ steuern zu wollen. Die Aufgabe einer Zentralbank sollte sein den Wert einer Währung zu erhalten und nicht ihn zu zerstören, nur damit andere Länder billiger die eigenen Güter kaufen können. Das genze ist eine Manipulation und vertuscht lediglich die strukturellen Probleme der eigenen Wirtschaft. Was nützt es, wenn die Exportindustrie Güter exportieren kann und die Arbeitnehmer ihre Jobs behalten, jedoch das Geld das sie verdienen immer mehr an Kaufkraft verliert? Wirtschaftliche Ungleichheiten wird es immer geben und darum können Einheitswährungen wie der Euro auf die Dauer nicht funktionieren.
Der Goldstandard wurde aufgegeben, weil es die Regierungen zu Ausgabendisziplin zwang und Notenbanken nicht unlimitiert Papiergeld drucken konnten. Allen voran der USA passte das nicht. Darum wurde der Goldstandard aufgehoben und alle anderen Länder folgten der mächtigen USA. Derartige Staatsverschuldungen wie wir sie heute Global haben, wären aber unter dem Goldstandart nicht möglich gewesen.
Selbst der Gründer der grössten Bankster Bank J.P. Morgan hatte 1912 bereits gesagt: „Gold und Silber ist Geld, alles andere ist Kredit“.
Man wüsste also schon was richtig ist, doch hat man bemerkt, dass man mit Kredit mehr verdienen kann als mit Geld. Das dumme an der Sache ist nur, dass aufgrund der Zinsen immer mehr Schulden exisitieren werden als Geld. Gold und Silber wurden somit zum Gegenspieler des kreditbasierten Fiat Geld Systems. Darum wird das echte Geld (Gold uns Silber) von den Notenbanken gezielt in Schach gehalten. Ob man den Goldstandart wieder einführen sollte bleibt dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass Fiat Geld nur auf Vertrauen basiert und dieses wird mit der Geldruckerei „ad absurdum“ irgendwann massiv angeschlagen sein.
Der Wert von Fiat Geld geht immer zu seinem intrinsischen Wert zurueck – null .
SuperBear: YEP!
Und die ganze Finanzkrise wäre zu stoppen mit einem Druck auf den Deleteknopf und Reset!
Das einzig Sinnvolle ist, Volkswirtschaften nach der REAL-Wirtschaft zu bewerten, marktpreis- u.inflationsbereinigt.
Zudem braucht es einen Standard, nachdem das Know-How eines Währungs- und/oder nationlaen Gebiets errechnet wird. Dann käme sowas wie eine Wertbemessung zustande.
Aber das ist exakt das, was d.USA, China u.Russland verhindern wollen, weil dann sichtbar würde, wie wir anderen Länder abgezockt werden.
Lese ich diesen Beitrag, komme ich zum Schluss, jeder soll seine eigene Währung haben, denn die gesamte Argumentration gilt für jeden Währungsraum: Der Denkfehler des Autors zeigt sich besonders deutlich im Satz
„Und all diese Lasten erscheinen den Bewohnern eines Landes von aussen aufgezwungen: von Politikern, die sie nicht gewählt haben; von Kräften, auf die sie nicht den geringsten Einfluss haben.“
Die EU (oder Deutschland) kam, hat in Griechenland den Euiro eingeführt und nun müssen die armen Griechen bluten, die können nichts dazu, dass sie in der EU sind, die können nichts dazu, den Euro eingeführt zu haben usw. Das gleiche können ja die Jurassier zum CHF sagen.
Bei der deutschen Wiedervereinigung wurde die harte DM in den neuen Bundesländern eingeführt, auch damals haben die Oekonomen geschriehen, das geht nicht, das zerstört die schwache Wirtschaft in diesen Gebieten.
Gemäss der Argument des Artikels sind die (willkürlich gezogenen) Grenzen der Nationalstaaten eine natürliche Abgrenzung von Wirtschaftsräumen, welche auf ewige Zeit bestehen muss. Wir sind innerhalb dieser Grenzen, die Anderen sind ausserhalb. Deutschland, Italien oder Spanien waren einheitliche Währungsräume, mit eigener Währung, während Europa aus unterschiedlichen Wirtschaftsräumen besteht und alle haben nun eine fremde Währung.
An Alle die es noch immer nicht begriffen haben: Europa ist mittlerweile zu einem einzigen Wirtschaftsraum geworden, der Euro ist die EIGENE Währung dieses Wirtschaftsraumes. Ausser allenfalls Singapore und HK gibt es keinen homogenen Währungsraum auf dieser Welt.
Anh Toan: Der grosse Unterschied: In der Schweiz haben wir den Finanzausgleich. Deswegen werden die Jurassier das auch bestimmt nicht sagen. IMHO liegeb die EU-Probleme gerade darin, dass man eine Einheitswährung haben will, aber die Politik im eigenen Land bestimmen will. So kommt die Explosionskraft ins System. Entweder man will die Einheitswährung und baut Mechanismen wie einen Finanzausgleich ein oder alle Assoziierten behalten ihre Autonomie. Sonst ist man den hier geschilderten Trilemmata wehrlos ausgesetzt. Eine Frage ist natürlich, ob etwas, das in der kleinen Schweiz funktioniert auch im grossen Europa noch funktionstüchtig wäre (Skaleneffekte). Diese Frage bleibt aber wohl akademisch, da in Europa die religiöse Vorstellung herrscht, die bösen Südländer müssten für ihre Faulheit ‚gerecht bestraft‘ werden.
Die Garantie der EZB für griechische Staatsanleihen ist ein erster Schritt Richtung Finanzausgleich.
In der Schweiz wurde der CHF lange vor den Ausgleichsmechanismen eingeführt (Der Wirtschaftshistoriker hier hat eine andere Meinung vertrten als ich aus der Geschichte der Bundesverfassung kenne), die Absicht hinter der Euro-Einführung war die Einigung Europas, es wird für alle billiger sein, Ausglleichsmechanismen einzuführen, als sich die Köpfe einzuschlagen.
Warum soll in Europa nicht funktionieren, was in der Schweiz funktionierte: Noch vor 150 Jahren waren die kulturellen Unterschiede in der Schweiz genauso wie die räumlichen Distanzen verglichen mit dem heutigen Europa gigantisch, die Schweiz, mit ihren unterschiedlichen Kulturen: Die kulturellen Differenzen in Europa haben zwei grosse, fundamentale Grenzen: Germanen und Romanen, Katholen und Protestanten. Diese Grenzen laufen mitten durch die Schweiz.
Würden die Jurassier in einer Volkksabstimmung mit 90% Mehrheit beschliessen, aus der Schweiz auszutreten, müsste dies der Bundesrat notfalls mittels Einsatz der Armee verhindern, solange die eine Mehrheit der CH-Bevölkerung und Kantone einer entsprechenden Änderung der Bundesverfassung zustimmt, denn diese garantiert, etwas salopp formuliert, den Zürchern, dass der Jura zur Schweiz gehört.
Würden die Griechen morgen Ähnliches beschliessen, wäre der Versuch der EU, dies mit Gewalt zu verhindern, ein völkerrechtswidriger Angriff auf einen souveränen Staat.
Soviel zu „von aussen aufgezwungen“.
Faustregel: Pro Souverän eine Währung, bzw. pro Währung ein Souverän. Die gesamte Welt ist ein Wirtschaftsraum, besteht aber aus vielen Staaten. Auch Ihr Vergleich mit Singapur und Hong Kong hinkt. Der HKD ist nämlich an den USD gebunden und wird via einem currency board verwaltet. Dies funktioniert nur einigermassen, weil HK wegen Handelsbilanzüberschüssen massive Fremdwährungsreserven erwirtschaftet, mit denen es den Wert des HKD ggü dem USD verteidigen kann. Singapur kennt kein solches Arrangement.
Die konkrete Frage beim Euro lautet: ist die politische Integration realistischer als die währungstechnische Desintegration? Einen Zwischenweg gibt es jedenfalls nicht. Man muss sich fragen, welche Mechanismen innerhalb bestehender Währungsräume dafür sorgen, dass diese nicht auseinanderfallen. Die gegenläufigen Kräfte, wie Sie richtig festhalten, existieren jedenfalls auch innerhalb von Ländern und Regionen und lösen sich nicht einfach in Luft auf, nur weil die Leute den gleichen Pass besitzen.
… trotz aller Fachtermini bleibt die Analyse oberflächlich, unausgewogen und vor allem tendenzsiös. Es wird lediglich versucht, die Gefährlichkeit eines Währungsverbundes zu finden. Zu einer ausgewogenen Betrachtung gehört jedoch auch, die Vorteile zu suchen, zu finden, zu bewerten und mit den in jedem System unausweichlich vorhandenen Nachteilen abzugleichen. Nur so erhält man eine methodisch saubere Beurteilung.
Bravo
Ja, Hr.Bär! Und noch etwas: Man kann nicht einen Gedanken anreissen u.ihn dann nicht zu Ende führen, weil es unbequem wird.
Ein Binnenmarkt verlangt nach einer Binnenwährung. Das ist die ökonom.-logische Folge jedes Binnenmarktes – auch des europäischen. Jeder, der f. 5Rappen gedacht hat, wusste das 1989 spätestens!
Der Fehler war, dass das nicht von Anfang an gesagt wurde. Wobei das politische Element – die Landeswährung als Fetisch d.Nation – natürlich massiven Einfluss hatte u.noch immer hat.
Die fixen Wechselkurse nach d.Krieg dienten der finanziellen Entschädigung d.Alliierten, insbesondere d.USA. Die Kaufkraftparität stand gegen Ende d.1960-er Jahre gut 1:2. Die USA haben sich d.Kosten im Verhältnis von 1:5,5 – 1:7,8 je nach Rechnungsart vergüten lassen. Damit war 1971 Schluss, weil d.Golddeckungsvertrag USA-CH 1972 auslief u.d.Europäer alles daran setzten, dass d.CH den nicht mehr erneuerte. Die Folge: Golddeckung USA wurde aufgehoben, d.Wechselkurse freigegeben u.d.$ sank auf sowas wie Parität. Verlierer waren d.OPEC-Staaten, weil denen das Vermögen halbiert wurde. Das führte zur „Oelkrise“ 1973. Trotzdem: Der $ als Welthandelswährung blieb seit dem massiv überbewertet.
Und nocht etwas: Wieso geht d.Autor von FIXEN Wechselkursen aus u.v.Modellen aus vor 100 Jahren? Diese Trillemmata sind längst überholt und obsolet.
Der Artikel beschreibt ja ganz schön die theoretischen Zusammenhänge. Fakt jedoch ist, dass Griechenland, Spanien, Portugal und Italien bereits vor dem Euro-Beitritt riesige Staatsschulden besassen. Dank des Euros konnten sie diese Schulden günstig und einfach weiter erhöhen und die Defizite mit Buchhaltungstricks auch noch ein paar Jahre lang verschleiern.
Hätten sie noch eigene Währungen gehbat, wären diese innerhalb von Tagen um 30 – 70% gegenüber allen härteren Währungen abgestürzt. Ihre Finanzmärkte wären vollständig zerstört, die Banken und Versicherungen pleite.
Dem Staat hätte dies egal sein können, da er sich über die Notenpresse weiter mit Geld hätte versorgen können. Den Menschen jedoch in diesen Staaten wäre es mindestens so dreckig gegangen, wie heute mit dem Euro. Bloss mit einem wichtigen Unterschied: die Staaten sind nun tatsächlich gezwungen, ihr über Jahrzehnte lieb gewonnenes Schuldenmachen grundsätzlich zu überdenken und ihre Günstlingswirtschaft anzupassen. Das schmerzt zwar heute und auch noch die nächsten zehn bis zwanzig Jahre. Die Kinder und Enkelkinder werden ihren Vorfahrren dieses Opfer dereinst jedoch hoch anrechnen.
Abgesehen vom jenem über den Finanzsektor betreffen alle „Trilemmas“ die demokratische Selbstbestimmung („eigenständig“ impliziert ja wohl Selbstbestimmung). Die aktuelle Politik scheint sich allein auf diese Ecke einzuschiessen, und möglicherweise (Verschwörungstheorie-Alarm!!) haben die aktuellen Snowden-Enthüllungen über die Ausspionierung der eigenen Völker weniger mit „Sicherheit vor Terror“ als „Sicherheit vor dem eigenen Volk“ zu tun. Wenn der Neoliberalismus in die Endphase gleitet (Vollkommene Zerstörung der Wirtschaft und Zusammenbruch der Demokratie) wollen die Eliten wohl keinen Aufstand à la Arabischem Frühling und bereiten sich daher mit technischen Massnahmen darauf vor, Aufwiegler rechtzeitig „herauspicken“ zu können, bevor diese eine kritischer Masse von Anhängern gewonnen haben.
Mir behagt die Gleichsetzung des Goldstandards mit Fixen Wechselkursen nicht ganz, denn Länder mit permanenten Leistungsbilanzüberschüssen haben diese doch damals in Goldreserven angelegt, was einen balancierenden Effekt gehabt haben muss. Im übrigen gab es noch das von Keynes vorgeschlagene Bancor-System, das wir dank den USA nun nicht haben. Diese hätte für Ausgleich gesorgt.
Damit bleibt der Freie Kapitalverkehr. Wozu genau benötigt man diesen? Zum Vergleich: Importiert wurde schon immer, wenn entsprechender Bedarf herrschte (BMWs kamen immer aus Doitschland, Fiats aus Italien und elektronischer Mist aus Japan, etc.). Dann kamen die WTO-Regeln, und nun bestimmt nicht mehr der Nachfrager, was er hereinholen will, sondern der Anbieter, was er hineinzwingen darf. Zum Beispiel müssen wir dank WTO nun Gentech-Mais aus den USA hereinlassen, egal ob wir wollen oder nicht, und kennzeichnen dürfen wir ihn auch nicht, denn das wäre ja eine Wettbewerbsverzerrung. Was wäre nun, wenn man den Freien Kapitalverkehr wieder abschafft? Das bedeutet ja nicht, dass ausländisches Kapital nicht mehr zur Verfügung steht. Es heisst nur, dass es wie Güter vom Ausland importiert werden muss.