Sinn und Unsinn der Geldpolitik

Wohin entwickelt sich die Geldpolitik? Im Bild oben (v. l.): Fed-Chef Ben Bernanke, SNB-Präsident Thomas Jordan und EZB-Präsident Mario Draghi. (Fotos: Keystone)

Wohin entwickelt sich die Geldpolitik? Im Bild oben (v. l.): SNB-Präsident Thomas Jordan, Fed-Chef Ben Bernanke und EZB-Präsident Mario Draghi. (Alle Fotos: Keystone)

Mit der Sorge über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik stellt sich auch erneut die Frage, ob sie die Risiken wert war. Die Antwort ist ein klares Ja.

Allein erste zaghafte Hinweise, dass die Geldpolitik künftig weniger expansiv sein könnte, haben an den Märkten zu Unruhen geführt, am deutlichsten hat sich das bei den Anleihen weltweit gezeigt.

Hauptgrund für die Ausstiegsangst an den Märkten ist die Bereitschaft der US-Notenbank (Fed), ihr Kaufprogramm von Anleihen und verbrieften Hypothekenpapieren von 85 Milliarden Dollar pro Monat langsam auslaufen zu lassen, wenn – und nur wenn – sich die Lage der Wirtschaft im prognostizierten Ausmass verbessert. Fed-Chef Bernanke hat sich alle Mühe gegeben, vor allem das anhaltend Expansive an seiner Geldpolitik zu betonen. Selbst die Leitzinsen will er eher länger bei null Prozent belassen, als er das bisher kommuniziert hat. Die übertriebene Marktreaktion auf die Ankündigungen war schon Thema dieses Blogbeitrags aus der letzten Woche und danach auch einer Analyse des «Fed-Orakels» Jon Hilsenrath vom «Wall Street Journal».

Wie letzte Woche festgehalten, zeigt die Marktreaktion, dass der Ausstieg aus der Geldpolitik mit bedeutenden Risiken verbunden ist, was auch Ben Bernanke noch einmal deutlich gemacht hat. Das bedeutet aber nicht, dass auf die Geldpolitik hätte verzichtet werden können bzw. dass sie ein Fehler war.

Das führt uns einmal mehr zu den hier schon oft debattierten Kernfragen der seit Jahren anhaltenden Makrodebatte, die sich darum dreht, welches die richtige wirtschaftspolitische Antwort auf eine Krise dieses Ausmasses ist.

Nach allen Erfahrungen der letzten Jahre sollte immerhin klar geworden sein, dass es konjunkturstimulierende Massnahmen braucht. Dass diese Ansicht nicht überall geteilt wird, zeigt der jüngste Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ. Die BIZ verteidigt da allen Ernstes weiter harte Sparmassnahmen und gleichzeitig deutlich höhere Leitzinsen trotz der anhaltenden Krise und der hohen Arbeitslosigkeit. Ryan Avent vom «Economist» zerpflückt in einem ausführlichen Beitrag diese absurde Schlussfolgerung. Auch der Makroökonom Simon Wren-Lewis und Paul Krugman widmen dem Bericht vernichtende Blogbeiträge.

Damit zurück zum Thema – dem Nutzen der Geldpolitik. Tatsächlich ist sie die schlechtere Wahl: In einer Welt, wo die Vorgeschichte keine Rolle spielt (mehr dazu unten), und im Nachgang der Jahrhundertkrise mit Liquiditätsfalle, «Balance Sheet Recession», Deflationsgefahr und einem angeschlagenen Finanzsystem wäre eine expansive Fiskalpolitik (eine Ankurbelung mit Steuersenkungen und Mehrinvestitionen per Staatsbudget) das bessere Instrument, um aus der Krise zu finden. Zumindest sollten die sogenannten «automatischen Stabilisatoren» ihre Rolle spielen können: Krisenbedingt höhere Ausgaben und Mindereinnahmen sollten nicht durch sofortige Sparmassnahmen (Austerität) zu einem weiteren Einbruch der Gesamtnachfrage führen.

Konkreter: In einer Liquiditätsfalle mit einer tiefen oder negativen Inflation (=Deflation, d.h. einem sinkenden Preisniveau) sind die Realzinsen selbst dann zu hoch für die Realwirtschaft, wenn die Notenbanken ihr Hauptinstrument – den Leitzins – auf das Minimum von null Prozent gesenkt haben. Die Wirtschaftsteilnehmer bevorzugen dann das Halten von Bargeld oder bargeldähnlichen Anlagen, was angesichts der düsteren Aussichten kaum mit Opportunitätskosten verbunden ist (was sonst bei vielversprechenden Investitionen, höherer Inflation und höheren Zinsen der Fall wäre). Wie Ryan Avent vom «Economist» in seinem Online-Kommentar zum BIZ-Bericht und zum Nutzen der Geldpolitik schreibt, müssten die Leitzinsen angesichts der anhaltenden Krise mit hoher Arbeitslosigkeit daher auch gemäss gängigen Zentralbankregeln (wie der «Taylor Rule») deutlich im negativen Bereich liegen, was sie aber nicht können. O-Ton Ryan:

«Policy is accommodative not when interest rates are low in absolute terms, but when they are low relative to the market-clearing rate. Economist estimates (including some by Federal Reserve economists using Taylor rules) indicate that for much or all of the period from late 2008 to now the market-clearing interest rate in advanced economies has been negative, substantially so in some cases. Near-zero nominal interest rates (and even moderately negative real interest rates) may therefore represent too-tight monetary policy: money too costly to encourage the spending and investment necessary to achieve full employment.»

Mit einem stark geschwächten Finanzsektor (wie etwa in der europäischen Peripherie) funktioniert die Vermittlungsfunktion von Notenbankgeld an die Realwirtschaft zudem besonders schlecht.

Diese Impotenz der Notenbanken bzw. das Horten von Bargeld schlägt sich auch in der geringen Wirkung nieder, die die Notenbank beim Versuch erzielt, den Geldkreislauf mit frischem Geld zu fluten: Das Geld kommt da immer weniger an, wie sich das an den sogenannten Geldschöpfungsmultiplikatoren zeigt, die das in der Wirtschaft ankommende Geld (Geldmengen M1 bis M3) zu dem von der Notenbank geschaffenen Geld (Basisgeldmenge bzw. Notenbankgeldmenge bzw. M0) ins Verhältnis setzen:

Auf der linken Achse und mit der blauen Linie ist der Multiplikator für die M1-Geldmenge (das «liquideste» Geld wie Bargeld und Sichteinlagen) eingetragen, auf der rechten Seite und mit der roten Linie der Multiplikator für die M2-Geldmenge (M1+Termineinlagen). Mehr zu den Geldschöpfungsmultiplikatoren in diesem Blogbeitrag vom Herbst 2010.

Wegen ihrer beschränkten Wirkung auf die Wirtschaft lehnen daher einige prominente Ökonomen wie etwa Richard Koo die aktive Geldpolitik der letzten Jahre als völlig wirkungslos ab. Koo setzt daher einzig auf die Fiskalpolitik.

Nun spielt aber die Vorgeschichte eine Rolle. Sie hat zur Folge, dass die Fiskalpolitik einen weit schlechteren Ruf hat als die Geldpolitik. Warum?

  • Ein hinderliches historisches Erbe für die Fiskalpolitik hat damit zu tun, dass in gewöhnlichen Zeiten – wie in den vergangenen Jahrzehnten – genau die umgekehrten Prioritäten gelten: Dann ist Fiskalpolitik das schlechtere Instrument und die Geldpolitik das bessere zur Stabilisierung der Konjunktur.

Ankurbelungsmassnahmen über das Staatsbudget führen gewöhnlich (anders als in einer Liquiditätsfalle bzw. «Balance Sheet Recession») zu höheren Zinsen, was auch den Wert der Währung erhöht. Beides verdrängt die private Nachfrage (Investitionen und Exporte leiden). Die Ökonomen sprechen von einem sogenannten «Crowding out». Weiter sind die politischen Prozesse bis zur Umsetzung solcher Massnahmen oft zu langsam und es besteht die Gefahr, dass einflussreiche Lobbyisten im politischen Prozess unter dem Vorwand von Konjunkturmassnahmen Ausgaben oder Vergünstigungen für ihre Klientel durchsetzen, die wenig nützen und zu höheren Schulden führen.

In gewöhnlichen Zeiten ist die Geldpolitik bei weitem das bessere Instrument zur Verbesserung der Wirtschaftslage. Leitzinssenkungen wirken gewöhnlich stark und relativ schnell über die sogenannten Transmissionskanäle: Die Geldmenge nimmt zu, wodurch die Zinsen sinken. Investitionen und Konsum nehmen deshalb zu und die Währung schwächt sich ab, was auch den Exporten hilft. Auch Finanzanlagen profitieren, weil tiefere Zinsen den Gegenwartswert künftiger Zahlungsströme erhöhen.

  • Die hohe Staatsverschuldung beschränkt (aktuell weniger aus ökonomischen als vielmehr aus politischen Gründen) die Möglichkeiten für die Fiskalpolitik und macht sie besonders unbeliebt.

Der drastische Anstieg der Staatsverschuldung war meist nicht Ursache, sondern Folge der Krise (Spanien und Irland galten zuvor sogar als Musterschüler in Sachen Staatsfinanzen). Doch trotz besonders tiefer Zinsen auf der Staatsschuld in Ländern mit eigener Währung – mehr dazu hier – ist die Fiskalpolitik derart verschrien, dass sogar mitten in der Krise Sparen als Tugend gilt, obwohl das die Konjunkturlage weiter verschlimmert und die Verschuldungsquote kaum zu senken vermag (hier, hier und hier mehr dazu).

Womit wir wieder zurück bei der Geldpolitik sind. Da der gewöhnliche Wirkungskanal – der Leitzins – weitgehend ausgeschossen ist, bleibt als einziger Kanal zur Verbesserung der Lage das Schüren von Erwartungen:

  • Die grösste Bedeutung hat hier das glaubhafte Schüren von höheren Inflationserwartungen. Das hat zur Folge, dass die Realzinsen sinken und die «Opportunitätskosten» des Hortens steigen. Obwohl diese Zielsetzung in akademischen Kreisen breit diskutiert wird (siehe etwa hier, hier, hier oder hier), scheuen es Zentralbanker wie der Teufel das Weihwasser, eine solche Strategie öffentlich zu machen. Denn die Verankerung von tiefen Inflationserwartungen gilt seit Jahrzehnten als wichtigste Aufgabe von Zentralbankern.
  • In die gleiche Kategorie gehört die Idee, dass sich Notenbanken statt an einem Inflationsziel am nominalen Bruttoinlandprodukt (BIP) ausrichten sollen. Diese Forderung steht bei den sogenannten «Markt-Monetaristen» im Zentrum. Weil sich das nominale BIP  (annähernd) aus dem realen BIP plus der Inflation ergibt, müsste eine Notenbank in diesem Fall gleichzeitig die Wirtschaftsentwicklung und die Inflationsrate im Auge behalten (hier ein Blogbeitrag zum Thema). Angesichts der aktuellen Wirtschaftlage finden sich momentan diejenigen, die für das Anstreben von höheren Inflationserwartungen plädieren, mit den Markt-Monetaristen. Denn beide befürworten aktuell eine höhere Inflation (dazu passend liefert hier FT Alphaville eine spannende Taxonomie dieser Debatten).
  • Die US-Zentralbank Fed kommt dieser Erwartungspolitik am nächsten. Das erklärt ihre Politik, den Leitzins selbst dann noch bei null Prozent zu belassen, wenn die Wirtschaftslage bereits erkennbar auf dem Weg der Besserung ist und mindestens eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent nach unten durchbrochen hat.
  • Eine bisher erfolgreiche Erwartungspolitik ist das, was die Europäische Zentralbank EZB mit dem sogenannten OMT-Programm erreicht hat: Allein die Ankündigung, dass die EZB notfalls unbeschränkt Staatsanleihen gefährdeter Länder der Europeripherie kaufen würde, hat die Extremzinsen dort zum Sinken gebracht. Im Rahmen dieses Programms musste die Notenbank dennoch bisher keinen einzigen Euro ausgeben.
  • Und selbst die Schweizerische Nationalbank betreibt mit der Festlegung der Euro-Franken-Untergrenze Erwartungspolitik. Sie musste zwar auch schon durch Eurokäufe den Tatbeweis antreten, dass sie die Untergrenze von 1.20 Franken pro Euro wirklich mit allen Konsequenzen aufrechterhält. Aber die entschiedene Selbstverpflichtung zum notfalls unbeschränkten Eurokauf bleibt dennoch der wichtigste Grund für die bisher erfolgreiche Durchsetzung der Untergrenze.

Kurz: Über die Beeinflussung von Erwartungen behält die Geldpolitik realen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung. Wie viel Erwartungsänderungen zu bewirken vermögen, zeigt sich ohnehin momentan besonders deutlich am Verhalten der Marktteilnehmer. Allein die Aussicht, dass die US-Notenbank künftig bei einer weiteren Verbesserung der Wirtschaftslage etwas weniger Anleihenkäufe tätigen könnte, führt bereits zu einem Kurszerfall bei diesen Anlagen. Dies, obwohl die Notenbank nach wie vor monatlich für 85 Milliarden Dollar Anlagen kauft, alle auslaufenden gleich reinvestiert und nie erklärt hat, die gekauften Anlagen künftig verkaufen zu wollen.

Fazit: Der Ausstieg bleibt schwierig – allein die Wahl des richtigen Augenblicks und die Kommunikation dazu haben eine gewaltige Wirkung. Machen die Notenbanker hier grobe Fehler, drohen konjunkturelle Rückschläge bis hin zu einer erneuten Rezession im einen Fall oder Übertreibungen mit Preisblasen in Anlagemärkten und Inflation im anderen Fall. Dennoch wäre eine deutlich zurückhaltendere Geldpolitik in den Jahren nach der Krise keine Alternative gewesen.

131 Kommentare zu «Sinn und Unsinn der Geldpolitik»

  • Linus Huber sagt:

    „Paper money has had the effect in your state that it will ever have, to ruin commerce, oppress the honest, and open the door to every species of fraud and injustice.“
    George Washington

  • Linus Huber sagt:

    Coins in the fusebox, schoene Formulierung von Doug Noland

    Dr. Bernanke (and conventional thinking) is convinced the issue during the late-twenties and thirties was deflation and the Fed’s negligence in failing to print sufficient money supply. I am convinced that Bernanke’s analysis is flawed: the key issue was the Fed repeatedly placed “coins in the fusebox” during the twenties – in the process accommodating precarious financial and economic Bubbles.

  • Linus Huber sagt:

    Heisst der Blog-Programmer vielleicht Ben?

  • Linus Huber sagt:

    Letzte Woche fand dieser Wortwechsel statt:

    ROBIN HARDING. Robin Harding from the Financial Times. Mr. Chairman, you’ve
    always argued that it’s the stock of assets that the Federal Reserve holds which affects long-term interest rates. How do you reconcile that with a very sharp rise in real interest rates that we’ve seen in recent weeks? And do you think the market is correctly interpreting what you think is most likely to be the future path of the Federal Reserve’s stock of assets? Thank you.

    CHAIRMAN BERNANKE. Well, we were a little puzzled by that. It was bigger than
    can be explained I think by changes in the ultimate stock of asset purchases within reasonable ranges. So I think we have to conclude that there are other factors at work as well, including, again, some optimism about the economy, maybe some uncertainty arising.

    Ben ist ein wenig „puzzled“ oder in anderen Worten, er hat keine Ahnung!

  • ast sagt:

    Die US-Finanzindustrie konnte im ersten Quartal 2013 nicht weniger als 501,8 Mrd. Dollar Gewinn einfahren. Mit Sicherheit floss dieses Geld über die QE der FED. Insofern die Börsen den hohen Stand halten können, wäre eine hohe Inflation zu erwarten, sobald die FED die Zinsen erhöht. Alleine mir fehlt der Glaube für eine anhaltend positive Wirkung, denn dieses Geld wurde von niemandem erarbeitet und hat daher keinen realwirtschaftlichen Hindergrund für seine Entstehung. Das Geld wurde sozusagen aus dem Arsch gezogen, wie man in Irlands Banken zu sagen pflegt. Die Bernanke-Draghi -Betrugssysteme der letzten Jahre bilden wie Medusa Arme aus dem Nichts aus, die es abzuschlagen gilt. Wenn nicht, schlittern wir in ein neues Feudalsystem für Superreiche wo im Vergleich die Machenschaften der letzten französischen Könige dahinter verblassen werden -und vermutlich auch die sozialen Umstürze die darauf folgen könnten.

  • Rolf Zach sagt:

    Wir reden hier alle von der richtigen und der falschen Geldpolitik. Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, dass die hier verbreiteten
    Ansichten nur eine Handvoll Zentralbanken und die diesbezüglichen Währungen betrifft. Die meisten davon sind Reservewährungen und folgerichtig weltweite benützte Liquiditäts- und Anlagemedien in Wertpapierform, sei es nun Aktien oder Obligationen. Welcher Blogteilnehmer hält sich ein Konto in NAIRA, türkische LIRA, oder argentinische Pesos. Die Geldpolitik dieser Länder hat nie die gleichen Manövermöglichkeiten wie Herren Bernanke und Draghi . Diese Währungen befriedigen nicht nur als Geld- und Kreditmittel ihre Volkswirtschaften, sondern auch den weltweiten Handel in Waren und Dienstleistungen. Würde ich Maschinen in die Türkei verkaufen und mein Verkäufer hätte den Geldbetrag des Kaufvertrag in türkische LIRA abgefasst, ich
    glaube, ich würde ihn zum Fenster hinauswerfen. Auch die grenzüberschreitenden Kredite sind fast ausschliesslich in einer Reservewährung. Wenn nicht, ist meistens der Hintergrund nicht mehr kommerziell. Keine Land mit einer Reservewährung, ausser die Schweiz in den 90er Jahren, wird bei einer Rezession ihre Volkswirtschaft auf geldpolitische Diät setzten. Den jedermann weiss (ausser die BIZ jetzt und die unverwüstlichen Hayek-Anhänger), eine solche die Geldmenge komprimierende
    Politik führt noch schneller ins Verderben als eine expansive und gefährdet bei konsequenter Durchführung den Reservewährungs-Status. Interessant ist wie sich gegenwärtig Grossbritannien verhält. Einerseits wertet sie zu den anderen Reservewährungen stärker ab als diese zu ihr und untereinander. Diese Politik wird von FT verteidigt. Nur vergiesst sie darauf hinzuweisen , dass GB eine Reservewährung von 20% Gültigkeit hat und vielleicht wegen den fehlenden Reichtümer die Last gerechter verteilen sollte. Übrigens was wäre in den USA 1930/31 passiert, wenn die FED ein Programm zur Übernahme von Brokerdarlehen und Farmer-Hypotheke gestartet hätte

    • Martin Holzherr sagt:

      Eine antizyklische Konjunkturpolitik und auch Geldmengensteuerung ist sicher richtig. Nur wenige der Kommentatoren hier wird das abstreiten.
      Doch der Eindruck verdichtet sich, dass es eine „normale“ Fikslapolitik und Geldmengensteuerung schon ziemlich lange nicht mehr gibt. Schon Bernankes Vorgänger Alain Greenspan – Gott hab ihn selig – war so begeistert von den Folgen seiner Niedrigzinspolitik, dass er die Zinsen gar nicht mehr erhöhte. Ein klarer Verstoss gegen eine rationale Steuerung durch die Notenbank. Und natürlich wird zwischen den verschiedenen Akteuren immer wieder der schwarze Peter hin- und hergeschoben. Greenspan sagte vor dem Untersuchungsausschuss: „Nicht die niedrigen Zinsen der Zentralbank hätten die Krise verursacht, sondern die verantwortungslosen Darlehen der Banken. Mit dem Finger zeigte Greenspan auf die halbstaatlichen Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac, die über Jahre faule Kredite angesammelt hätten. Die Fed dagegen habe gar keine Mittel gehabt, um diese Vorgänge besser zu regulieren.“
      Weil im Moment immer noch das Grundgefühl einer ökonomischen Krise sowohl in den USA als auch in Europa vorherrscht und die Politiker der meisten Staaten am liebsten nichts ökonomisch schwerwiegendes mehr entscheiden wollen, dominieren nun die Notenbanker die Szene. Und die Notenbanker handeln auch, sehen die letzte Verantwortlichkeit aber dennoch bei den Politikern, die nach ihrer Meinung endlich die nötigen Reformen angehen müssten. Die USA hat meiner Meinung – trotz oder vielleicht sogar wegen der Geldmengenausweitung – besser abgeschnitten als Europa. Die schlechtere ökonomische Entwicklung in Teilen Europas der Austeritätspolitik anzulasten ist allerdings zu einfach. Zudem wissen wir nicht wie Europa die Krise in den nächsten Jahren meistert. Meiner Meinung sehr schlecht. Ein wichtiger Grund sind die vielen Zombie-Banken, die es immer noch gibt. Womit Eropa einen ähnlichen Kurs einschlägt wie Japan nach dem Ausbruch der Krise.

  • Linus Huber sagt:

    „Denn die Verankerung von tiefen Inflationserwartungen gilt seit Jahrzehnten als wichtigste Aufgabe von Zentralbankern.“

    Ein weitere implizierte gedankliche Fehlleistung.

    Hier wird quasi gesagt, dass es sich grundsaetzlich um Tugendhaftigkeit handelt, wie Zentralbanken die Inflationserwartungen auf tiefem Niveau halten oder in anderen Worten, der Verfasser versucht zu erklaeren, dass eine niedrige Inflationsrate als erwuenschenswert betrachtet wird.

    Die darin versteckte Prämisse, dass eine tiefe Inflationsrate als positiv zu bewerten ist, vernachlaessigt ein tieferes Verstaendnis langfristiger Auswirkungen inflationaerer Geldpolitik.

    Erstens ist es in Anbetracht von Geldsystemen vergangener geschichtlicher Abschnitte eine aeusserst fragwuerdige Proposition, dass eine Politik der langsamen schrittweisen Geldentwertung mit langfristigem gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Erfolg gekroent sein duerfte. Nur weil die Gesellschaft sich an diese Erosion der Kaufkraft des Geldes gewoehnt hat (Konditionierung), heisst dies noch lange nicht, dass es sich hierbei um eine erstrebenswerte Angelegenheit handelt, ausser natuerlich fuer jene, welche im Gewerbe manipulativer Geldpolitik arbeiten und darauf ihre persoenliche berufliche Existenzberechtigung aufbauten (Oekonomen).

    Zweitens wird unter Oekonomen einzig die Veraenderung der Konsumentenpreise als Basis fuer die Berechnung von Inflation herangezogen. Diese Preise spielen natuerlich auch eine Rolle, sind jedoch keineswegs genuegend aufschlussreich um daraus eine anstrebenswerte Geldpolitik zu erkennen. Viele andere Preise innerhalb der Wirtschaft werden durch eine manipulative Geldpolitik beeinflusst und fuehren zu einer Distortion von Preissignalen im System. Ebenfalls sind Massnahmen und Wirkung zeitlich nicht uebereinstimmend, was die Komplexitaet eines Wirtschaftssystems demonstriert.

    Viele andere Argumente kommen mir in den Sinn, hoffe jedoch, dass dies fuer den interessierten Leser ausreicht.

  • Linus Huber sagt:

    „Diese Impotenz der Notenbanken bzw. das Horten von Bargeld schlägt sich auch in der geringen Wirkung nieder, die die Notenbank beim Versuch erzielt, den Geldkreislauf mit frischem Geld zu fluten.“

    Oh, die Schuld liegt natuerlich bei jenen, welche Geld horten. An Oberflaechlichkeit ist dieses Gedankengeruest kaum noch zu ueberbieten.

    Es handelt sich weniger um das Problem, dass das Geld nicht in der Wirtschaft ankommt, sondern darum, warum es nicht zu einem neuen Investitionsboom fuehrt, welcher automatisch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und das Kreditvolumen im System erhoeht. Oekonomen sind anscheinend nicht in der Lage zu erkennen, dass die Ausweitung des Kreditvolumens darauf basiert, dass es willige Kreditnehmer sowie profitversprechende Projekte benoetigt, um dies zu bewerkstelligen. Der durch die massive Ausweitung des Kreditvolumens erzeugte Boom bis 2000 (oder je nach persoenlicher Ansicht bis 2007) fuehrte hingegen bereits zu einer zu hohen Produktionskapazitaet (mit den einhergehenden Fehlinvestitionen), womit heute immer weniger renditeversprechende Projekte zur Verfuegung stehen, insbesondere unter Beruecksichtigung der Verhinderung der notwendigen Abschreibung (Liquidation) vergangener Fehlinvestitionen.

    • Rolf Zach sagt:

      @Linus Huber. Ich hätte als Laie eine kleine Frage. Was waren das für Art von Fehlinvestitionen?

      • Linus Huber sagt:

        @ Rolf

        Meine Antwort diesbezueglich ist verschwunden.

        Die Profitabilitaet einer Investition in ein Projekt wird durch die Zinsen mit beeinflusst. Zu tiefe Zinsen fuehren zu hoeherem Konsum und hoeherem Wirtschaftswachstum, welches hauptsaechlich auf einem zugleich sich massiv ueber dem Wirtschaftswachstum verhaltenden Kreditvolumenwachstum beruht. Das Misverhaeltnis zwischen dem Wachstum der Wirtschaft und dem Geldmengenwachstum ist nicht nachhaltig und fuehrt an einem Punkt zu einem Mangel an einsetzbarem Kollateral. Die spezifische Antwort zeigt die naechste Krise.

  • Thomas ernst sagt:

    Manchmal muss man Probleme pensionieren. Manchmal hilft nur noch erschiessen.

    http://www.zerohedge.com/news/2013-06-26/italy-embroiled-latest-derivative-loss-fiasco-through-another-mario-draghi-headed-sc

    Und Berlusconi wird der Prozess gemacht, dem armen Clown…

  • Hans Müller sagt:

    @ Lieberherr: Humorvoller und treffender kann man es fast nicht mehr formulieren.

  • Christoph Lieberherr sagt:

    Die Diskussionen in diesem Blog lese ich gerne mit, halte sie aber für ziemlich esoterisch. Ein geübter Koch kann aus einem schlechten Entrecôte wenigstens noch was Essbares zaubern, bei Oekonomen habe ich konstant den Eindruck, dass sie zu zehnt auf das Fleischstück so lange einreden, bis es von selbst davonläuft… und irgendwie habe ich nach diesem Text die böse Ahnung, dass das wirklich die Essenz der Finanzpolitik ist…

    • Thomas ernst sagt:

      @ Christoph

      Es ist eine der wirksamsten Lügen der Finanzkrise, dass die Oekonomen an dem Schamassel Schuld seien, und Sie sind auch drauf reingefallen.

      Tatsächlich reden sich alle möglichen Ökonomen in die eine oder andere Richtung den Mund fransig, und di Politiker tun unbeirrt, was ihr Macht- und Geldinstinkt ihnen diktiert.

      Auch wenn ich ihr Gleichnis intellektuell schätze, es verschleiert die tatsächliche Entwicklung. Sind Sie bloss naiv, oder ein Troll?

    • Linus Huber sagt:

      @ Christoph

      Sie liegen mit Ihrer Vermutung nicht weit daneben. Grundsaetzlich sind die vertretenen Theorien der Keynesianer nichts anderes als das Feigenblatt fuer die Politiker, sich unnachhaltig und verantwortungslos verhalten zu koennen. Allerdings ist kein Feigenblatt gross genug, die wachsenden Schaendlichkeiten zu verbergen und die Hure der Politik versucht mit allen Mitteln ihre Existenzberechtigung zu verteidigen.

      • @Linus Huber: Erlauben Sie mir, Ihnen in digital-freundschaftlicher Weise eine bitterböse Frage zu stellen: Haben Sie Keynes‘ Grand Theory jemals gelesen?

        Egal, wie Ihre Antwort ausfällt, scheint es in ökonomischen Kreisen nicht unüblich zu sein, Theorien zu zerzausen, die man nicht verstanden und oft nicht einmal gelesen hat. Auch „Nobelpreis“-Träger wie Lucas, Solow oder Becker haben offen und offenbar ohne rot zu werden, zugegeben, dass sie Keynes Grand Theory nie jemals verstanden haben.

        • Die „General Theory“, um genau zu sein.

          • Rolf Zach sagt:

            @Ralp Sommerer. Es freut mich sehr, dass Sie die armen Keynesianer wie Krugman und seine Freunde verteidigen.
            Die Geldpolitik des Herrn Greenspan war sicher nicht nach dem Geschmack von Keynes. Es war eine zutiefst monetaristische Geldpolitik, deren Wachstum auf Staatsverschuldung, Krieg und Abbau des Sozialstaates basierte, was
            auch die „Asset-Inflation“ verursachte, weil man die Reichen nicht besteuerte und sie lieber spekulierten, anstatt produktiv zu investieren. Die Konjunktur basierte auf der Verschuldung der Leute mit „no Job, no Income, no fortune“ und
            des Mittelstandes. Die von vielen hier verabscheute Geldmengenexpansionspolitik von Bernanke war verbunden mit
            dem grössten Sozialhilfeprogramm, dass jemals unternommen wurde, nämlich dem Aufkauf des Hypothekarpapier-Schrotts der US-Banken und gütiger Mithilfe der SNB (UBS-Rettung) und Deutschen Bundesbank. Viele Banken in
            Europa und hier vor allem aus Deutschland haben via irisches Schattenbank-System auch fröhlich in dieses US-System
            Geld hineingepumpt. Ein sehr pfiffiges System, den Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands zu investieren. Das Resultat von Lohnkürzungen und Konsumverzicht. Es war für die Spekulanten (US-Investoren prominent vertreten)
            offensichtlich das der EURO institutionell trotz EKB noch institutionell schwach fundiert war. Alle Spatzen trällerten die
            Botschaft, dass die griechischen Staatsfinanzen ein Witz sind und die irische Bankaufsicht eine Behörde zur Förderung des Betrugen im Sinne des keltischen Tigers des Neoliberalismus. Ich bin überzeugt hätte die EZB gleich durchgegriffen wie FED unter Bernanke, die EURO-Krise hätte sich nicht vertieft. Jetzt kamen alle diese Ideologen wie Herr Sinn aus
            ihren Rattenlöcher und predigten ihre Weisheiten, die bei der EURO-Krise haushoch danebenzielten. Langsam wurde
            es sogar den Deutschen bewusst, dass es nicht um eine Inflation à 1923 handelt, sondern mehr mit 1929 zu tun hatte.
            Auch damals gab es eine Asset-Inflation, nur kleiner als 2008.

  • Linus Huber sagt:

    Rayn Avent will uns in seinem Bericht im Economist klarmachen, dass es anscheinend das oberste Gebot der Zentralbanken sein soll, die Waehrung zwecks Erreichung des best moeglichen wirtschaftliche Wachstums zu manipulieren. Er, wie die restlichen Keynesianischen Clowns, kann nicht erkennen, dass die Zentralbanken dies ja schon seit vielen Jahrzehnten bewerkstelligten, der Patient „Wirtschaft“ hingegen langsam immun geworden ist gegenueber der Medizin der geldentwertenden Politik. Die Zentralbanken werden sich dessen langsam bewusst und erkennen die zunehmende Instabilitaet des Finanzsystems.

    Wie alle Keynesianer will Rayn natuerlich die Staatsschulden ebenfalls abbauen, aber bitte nicht heute sondern morgen. Leider kommt bei einem Keynesianer das Morgen nie.

    Rayn hinterfragt, ob den Zentralbanken angesichts dieser Ankuendigung nicht die Unabhaengigkeit abgesprochen werden sollte. Moment mal, warum wurden diese eigentlich ueberhaupt von der Politik unabhaengig erklaert? Damit sie eben die Funktion uebernehmen, dem nicht nachhaltigen Verhalten der Politik grenzen zu setzen. Natuerlich haben die Zentralbanken diese Aufgabe schlecht erfuellt ueber die vergangenen Jahrzehnte, erkennen wohl heute die Auswirkungen ihrer vergangen Fehler (natuerlich nicht oeffentlich) und wollen nicht das gesamte Waehrungssystem an die Wand fahren ansonsten sie natuerlich ebenfalls ihre Macht verlieren.

    Es verbleibt die Kernfrage, ob wir eine kontrollierbare oder unkontrollierbare Form des Deleveraging Prozesses anstreben. Die Zentralbanken streben eine kontrollierbare Situation an (zwecks Machterhalt) und die Politik zieht es vor, noch ein weiteres Jaehrchen unangenehme Veraenderungen zu vermeiden, oder noch besser gleich bis nach der naechsten Wahl. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Kontrollierbarkeit auch beim besten Willen noch gegeben sein wird.

  • Linus Huber sagt:

    Man weiss gar nicht, wo genau anzufangen bei so vielen fragwuerdigen Annahmen im obigen Text.

    Es wird von der „Krise“ gesprochen, wie wenn es sich um eine Naturkatastrophe handelt, vergleichbar mit einem Sturm oder einem Erdbeben. Die Oekonomen sind nicht in der Lage zu erkennen, dass es sich um eine logische Konsequenz vergangener inflationaerer Geldpolitik handelt, welche die Entwicklung dieser massiven Ungleichgewichte erlaubte oder geradezu foerderten.

    Nach den Erfahrungen der letzten Jahre sollte immerhin klar geworden sein, dass es konjunkturstimulierende Massnahmen braucht.

    Natuerlich duerfen wir nur auf die vergangenen 4 Jahre zurueckblicken und ja nicht auf die Periode 2002 – 2008, denn in 2001+ hat man sich gleichartig verhalten (allerdings reichte damals die Tiefzinspolitik ohne QE noch). Ooops das Resultat in 2008 wollen wir wohl besser ausblenden.

    • Johnny Smith sagt:

      „Nach den Erfahrungen der letzten Jahre sollte immerhin klar geworden sein, dass es konjunkturstimulierende Massnahmen braucht.“

      Dieser Satz im Artikel ist mir auch aufgefallen. Ohne Begründung, ohne Überlegung als unverrückbare Prämisse in die Runde geworfen, Anh Toan würde möglicherweise sagen eine unüberlegte und unargumentierte ‚Überzeugung‘ von MDM.

      Natürlich wird auf den ersten Blick niemand etwas gegen ‚Hilfe‘ haben… und vergisst dabei, dass diese ‚Hilfe‘ nicht gratis sein kann. Auf den zweiten Blick ist deshalb durchaus notwendig zu hinterfragen, ob die ewige Konjunkturstimulitis durch Staatsdefizite und deren ‚Finanzierung‘ durch die Gelddruckpresse der Zentralbanken wirklich hilfreich ist oder ob wir nicht einfach den ‚Tag der Rechnung‘ einfach etwas in die Zukunft schieben und die Wirtschaft in der Zwischenzeit gar nicht gesünder, sondern im Gegenteil einfach abhängig vom Doping der Staatsdefizite und Gelddrucksoma geworden ist.

    • Linus Huber sagt:

      „Mit einem stark geschwächten Finanzsektor (wie etwa in der europäischen Peripherie) funktioniert die Vermittlungsfunktion von Notenbankgeld an die Realwirtschaft zudem besonders schlecht.“

      Mit einem Finanzsektor, welcher 30% der erwirtschafteten Gewinne einer Volkswirtschaft (unter anderm aufgrund der implizierten Staatsgarantie und durch die Zentralbanken erlaubten immer hoeheren operativen Hebel) fuer sich abzweigte, funktionierte der Transmissionseffekt des Notenbankgeldes anscheinend ausgezeichnet. Warum merkte man nicht, dass wenn der Finanzsektor mehr als 10% der Gewinne einer Volkswirtschaft fuer sich beansprucht, es sich um eine ungesunde oder gar gefaehrliche Entwicklung handeln musste? Wo waren diese gleichen Oekonomen damals? (Es geht bei diesen Zahlen um Durchschnittswerte, welche in kleinen Nationen mit einem internationalen Finanzzentrum sehr wohl gerechtfertigt sein moegen).

  • Linus Huber sagt:

    Dieser Artikel basiert auf so vielen fragwuerdigen Annahmen, dass man wohl ein Buch darueber verfassen koennte. Trotzdem ein paar wenige, nicht nach Wichtigkeit sortiert.

    1. Mit der Sorge über ein Ende der ultralockeren Geldpolitik stellt sich auch erneut die Frage, ob sie die Risiken wert war. Die Antwort ist ein klares Ja.

    Wie kann man die Antwort schon festlegen, ohne dass man das Endresultat kennt????

    2. Allein erste zaghafte Hinweise, dass die Geldpolitik künftig weniger expansiv sein könnte, haben an den Märkten zu Unruhen geführt

    Wenn etwas gleichzeitig ablaeuft, ist dadurch noch keine Kausalitaet gegeben. Tatsache ist, dass die US Zinsen seit einigen Monaten leicht steigen. Man koennte sehr wohl auch aussagen, dass die Maerkte trotz Zusicherung weiterer Unterstuetzung, besonders im Falle wirtschaftlicher Schwaeche, volatil wurden.

    3. Kernfragen der seit Jahren anhaltenden Makrodebatte, die sich darum dreht, welches die richtige wirtschaftspolitische Antwort auf eine Krise dieses Ausmasses ist.

    Es toent sich an, als ob es sich bei der Krise um ein Naturerreignis vergleichbar mit einem Sturm oder einem Erdbeben handelt, jedoch ist die Krise die ganz natuerliche Konsequenz vergangener jahrzehntelanger inflationaerer Geldpolitik, welche den Aufbau dieser massiven Ungleichgewichte nicht nur zuliess sondern geradezu foerderte.

    4. Nach allen Erfahrungen der letzten Jahre sollte immerhin klar geworden sein, dass es konjunkturstimulierende Massnahmen braucht.

    Ja sicher, auch in 2002 wurden solche Massnahmen (damals reichte noch die Tiefzinspolitik) angewendet mit dem Resultat, dass wir eine bedeutend schaerfere Krise produzierten, welche 2008 auf uns hereinprasselte. Wie die naechste aussehen wird, gruselt mich schon heute.

    5. Ryan Avent vom «Economist» zerpflückt in einem ausführlichen Beitrag diese absurde Schlussfolgerung.

    Ein weiterer Keynesianischer Clown gibt sein bestes.

    Teil 2 folgt zugleich

  • K.A. Barett sagt:

    Der Weg zurück zur „Normalität“, (doch, was ist das überhaupt?), wird von Steinen übersäht sein. Eine massvolle Austeritäts-Politik, verbunden mit einer nicht brutalen, aber in ihrer Tendenz doch klar zurückhaltenderen Geldpolitik, und, last but not least, dem Verbannen einer expansiven Fiskalpolitik in den „Giftschrank“, sind wahrscheinlich die Ingredienzen eines à la longe erfolgreichen Krisenkonzeptes. Leicht dürfte es nicht werden! Die wirtschaftliche Kernlogik darf man einfach nicht ignorieren. Die in einer Volkswirtschaft verfügbare Geldmenge muss mit deren Produktivität, und, insbesondere in einer globalisierten Welt, ihrer kompetitiven Verfassung, irgendwie deckungsgleich sein. Zwischen der ausgegebenen Geldmenge und der Wirtschaftskraft besteht eine nicht aufzulösende Interdependenz. In diesem brisanten Bereich hat die Politik versagt. Deren Protagonisten werden von Interessen geleitet. Dazu gehört das periodische Erreichen der eigenen Wiederwahl. An diesem Punkt hat schon immer das Polit-Marketing mit seinen Versprechungen angesetzt. Hoffnungen wurden geweckt, die so gar nicht zu erfüllen sind. Damit kann man sich über einige Legislaturperioden hinwegretten und dann wieder hoffen, dass „es“ schon irgendwie gehen wird. Das überproportionale Gelddrucken hat keine (positive) Langzeitwirkung. Gegen diesen Kater wird Alka Seltzer nicht helfen; auch eine Kurpackung nicht!

    • Linus Huber sagt:

      @ Barett

      „Die in einer Volkswirtschaft verfügbare Geldmenge muss mit deren Produktivität, und, insbesondere in einer globalisierten Welt, ihrer kompetitiven Verfassung, irgendwie deckungsgleich sein.“

      Ich gratuliere Ihnen. Ein wichtiger Grundsatz, welchen Sie hier niederschreiben.

      Das Geldmengenwachstum muss in etwa dem Wirtschaftswachstum entsprechen, wobei sich Jahre leichter Inflation sowie Jahre leichter Deflation im gemessenen Preisniveau der Konsumentenpreise abwechseln duerften, womit Geld seine Kaufkraft beibehaelt und die Bildung von massiven Ungleichgewichten verhindert wird.

  • Johnny Smith sagt:

    Und noch etwas zur Glaubwürdigkeit der Motivationen von Draghi:
    http://bit.ly/11HfyKY

    • Johnny Smith sagt:

      Der ursprüngliche Artikel ist übrigens aus der FT, welche in Bezug auf Draghi und Konsorten eher unverdächtig scheinen. Es dürfte also durchaus einiges davon der Wahrheit entsprechen.

      Ist das Risiko von ‚falschen‘ Entscheiden bei korrupten Machthabern grösser als bei ‚ehrlichen‘? Ich weiss es nicht.

      Für meinen Geschmack wird Draghi schon wegen fehlender Glaubwürdigkeit immer problematischer. Bernanke, der mMn mit QE infinity ebenfalls ‚falsch‘ gehandelt hat, nehme ich wenigstens ab, dass er daran glaubt, dass er das ‚Richtige‘ tue.

      • Linus Huber sagt:

        @ Johnny

        Kein Wunder haben Sie solch eine entscheidungstraegerwidrige Einstellung, wenn Sie sich auf solchen Internetseiten herumtreiben (spasshaft gemeint).

        Ich hoffe, dass die Vergangenheit diese korrupte Figur bald einmal einholen wird.

        • Johnny Smith sagt:

          @ Linus

          😉
          Die auf zerohedge geäusserten Ansichten sind teilweise extrem, manchmal aber mit absoluten Treffern ins Schwarze. Man sollte – wie bei anderen Informationsstellen wie zB bei staatlicher Propaganda auch – einen eigenen Filter dazwischenlegen (was könnte Sinn machen, was weniger). Deshalb auch mein Hinweis, dass der Auslöser zu dieser Diskussion von FT kommt, die diesbezüglich als eher Mainstream und ‚unboshaft‘ gelten.

  • Johnny Smith sagt:

    Auch korrupte Machthaber können ‚richtige‘ Entscheidungen treffen, aber zumindest die Glaubwürdigkeit ihrer Motivationen ist dahin, wenn sie sich mehrfach (Monte Paschi, Italien Window Dressing) an Skandalen beteiligt zeigen:
    http://www.zerohedge.com/news/2013-06-26/italy-embroiled-latest-derivative-loss-fiasco-through-another-mario-draghi-headed-sc

    Übrigens, der ursprüngliche Artikel geht auf die FT zurück, welche bezüglich Draghi und Konsorten unverdächtig scheinen. Zumindest Teile davon dürften also sehr wahr sein.

    Ist das Risiko von ‚falschen‘ Entscheiden bei korrupten Machthabern grösser als bei ‚ehrlichen‘? Ich weiss nicht, aber für meinen Geschmack wird Draghi immer untragbarer.

  • manuel sagt:

    klar, wer jetzt spar würgt die wirtschaft ab, soweit so gut, nur was passiert den wen einfach weiter geld „erfunden“ wird, irgenwann kann doch auch dieses spiel nicht mehr weiter getrieben werden. erhöht sich somit also dediglich die fallhöhe? und was ist mit alternativen, allein die tatsache, dass die ärmsten den reichsten noch geld (zins) zahlen müssen ist von der menschlichen seite her nicht begreiflich, fast ebenso als falsch muss doch die tatsache gelten, dass wir mit diesem system unsere niedrigsten instinkte in uns wecken. theorien sind gut und recht, aber sie scheinen weder in die eine noch in die andere richtung aufzugehen.

    • Linus Huber sagt:

      „dass die ärmsten den reichsten noch geld (zins) zahlen müssen“

      Gerade in den westlichen Staaten funktioniert ein System der Umverteilung, sodass die „Aermsten“ trotz widriger Umstaende einigermassen unversehrt ueber die Runden kommen. Dass sich dieses Segment der Gesellschaft hoch verschuldet ist eher unwahrscheinlich, jedoch bestraft die gegenwaertige Geldpolitik diejenigen, welche sich unter enormen Sparanstrengung zu verbessern versuchen und sich aus diesem Segment hocharbeiten wollen indem sie fuer ihre Spargroschen keinen Zins mehr erhalten.

  • Sarah sagt:

    Es ist sehr interessant zu lesen, auch auf anderen Kanälen, dass betreffend diesem Thema keine einheitliche These besteht.
    Ist die Antwort wohl anders wahr zu nehmen?

    • Linus Huber sagt:

      @ Sarah

      Nachdem man den Karren in die Scheisse geritten hat, wird es unmoeglich, ihn herauszupudeln, ohne dass jemand Scheisse abkriegt. Jedoch einfach weiter aufs Gas druecken versprueht die Scheisse nur und laesst den Karren noch weiter einsinken.

      Oder in anderen Worten, es gibt eben keine schmerzfreien Loesungen mehr, da die Wirtschaft immun geworden ist gegenueber der andauernd angewendeten Medizin der Geldentwertung.

  • peter.lutz sagt:

    in einem übersteigert erwartungs-getriebenen umfeld wäre es doch am besten, den „ausstieg“ prinzipiell gar nicht anzukündigen.
    oder kann mir jemand erklären, warum sich die fed nicht entsprechend der snb beim währungskauf/-verkauf verhält.
    sie könnte doch die anleihenkäufe stillschweigend zurückfahren und erstmal die marktreaktionen abwarten…?!

    • Linus Huber sagt:

      @ Peter

      Sie vergessen, dass regelmaessig die geldpolitischen Daten veroeffentlicht werden, woraus die Analysten solch eine Entwicklung schnell erkennen wuerden und dadurch der Schock einfach verzoegert aber evtl. um so vehementer Ausfallen duerfte.

  • Anh Toan sagt:

    „Damit zurück zum Thema – dem Nutzen der Geldpolitik. Tatsächlich ist sie die schlechtere Wahl: “

    Nur hier kann ich nicht zustimmen:

    Es ist richtig, dass der Staat nicht mit Kürzungen oder Steuererhöhungen auf wirtschaftliche Schwäche reagieren soll, um Defizite zu vermeiden. Da jedoch staatliche Investitionen und laufende Ausgaben (in der Demokratie) einen langen Vorbereitungsprozess benötigen, kämen Ausgabenprogramme zu spät. Steuersenkungen gingen schneller, jedoch profitieren davon vor allem die zumindest Gutsituierten (die wenig Betuchten zahlen ohnehin kaum Steuern), welche die daraus resultierenden Ersparnisse nicht zum Konsum verwenden müssen.

    Hier wurde mal geschrieben: Go fast, go big, go households, was ich als in der Theorie als richtig, in der Praxis jedoch kaum für durchführbar halte. Das Problem wäre dann auch, wie gross und welche Haushalte. (in D erhalten die Flutopfer, welche keine Versicherung hatten, nun Geld vom Staat, diejenigen welche nichts hatten, erhalten nichts, und diejenigen, welche sich versichert haben, waren selber doof, hätten sie statt Versicherungsprämien fürs Haus zu bezahlen, sich ein teureres Auto geleistet, gäbe es jetzt mehr vom Staat). Erweisen sich die Zuwendungen an die Haushalte im nachhinein als zu hoch, können diese nicht mehr rechtzeitig zurückgenommen werden, das Risiko, mit derartigen Zuwendungen die unwiderrufliche Basis für Inflation zu schaffen, erscheint gross, was wiederum den Mut dämpfen dürfte, diese ausreichend gross zu gestalten.

    Der demokratische Staat ist nicht geeignet, konjunkturelle Schwanken durch Ausgabenpolitik zu bekämpfen.

    • Johnny Smith sagt:

      @ Anh Toan

      „Es ist richtig, dass der Staat nicht mit Kürzungen oder Steuererhöhungen auf wirtschaftliche Schwäche reagieren soll, um Defizite zu vermeiden.“ – einverstanden (allerdings hängt es mMn auch davon ab, ob – extrem gesprochen – der Staat derzeit 10% Überschuss oder Defizit schreibt und ob eine hohe Staatsverschuldung oder das Gegenteil (wie nennt sich das?) vorliegt)

      „Da jedoch staatliche Investitionen und laufende Ausgaben (in der Demokratie) einen langen Vorbereitungsprozess benötigen, kämen Ausgabenprogramme zu spät. “ – einverstanden, oft zu spät, das ist eine Schwäche der Fiskalpolitik

      Weil aber die Fiskalpolitik Schwächen hat, indem sie nicht sehr schnell reagieren kann, heisst das nicht, dass deshalb die Geldpolitik automatisch die bessere Wahl ist. In meinem obigen Kommentar habe ich ausgeführt, weshalb ich die Geldpolitik in der heutigen Lage ebenfalls als stumpfe Waffe zur Konjunkturankurbelung sehe. Die Zinsen sind im Bereich des Nullpunkts, das Arsenal für Rückenwind für die Wirtschaft geht den Zentralbanken langsam aus.

      Das Einschiessen von Liquidität ist mMn dann sinnvoll, wenn ansonsten das System kollabieren würde, also eine TEMPORÄRE Krisenmassnahme. Das dezidierte Einschreiten von Bernanke mit QE1 im Nachgang des Lehman-Kollapses war so eine Krisenmassnahme.

      Mittlerweile sind fast fünf Jahre vergangen, weit und breit spricht kaum jemand von unmittelbar drohendem Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems. Die extremen Geldmengenausweitungen aka QE infinity haben nichts mehr mit Kollapsabwendung zu tun, verursachen v.a. eine Höherbewertung der Finanzmärkte, die Realwirtschaft profitiert aber kaum (so zumindest mein Eindruck).

    • Josef Marti sagt:

      Wenn ich das recht verstehe werden uns bzw. va. dem Euroraum somit die Chinesen definitiv den Garaus machen. Dort sind die Entscheidungswege autoritär und effizient schnell, grosser Spielraum für Deviseninterventionen, grosses Potential für den Aufbau des eigenen Binnenmarktes; europäische Firmen, va. D, die das noch anheizen mit Auslagerungen von Produktion nach China, usw. Kann sich Europa am eigenen Schopf aus der Scheisse ziehen?? Ich wüsste nicht wie.

      • Anh Toan sagt:

        Ich frage mich tatsächlich, ob dies so ist, das heisst ich frage mich, was für Möglichkeiten hat eine Autorität, die sowohl die auf überbewerteten Immobilien sitzenden Immobilienträger als auch die Banken, welche auf den für diese Immobilien gewährten (un-)gesicherten Darlehen sitzen, vollständig kontrolliert.

        • Linus Huber sagt:

          @ Anh Toan

          Irgendwann keine Moeglichkeiten mehr, schmerzfreie Loesungen zu offerieren, womit das Check mate erreicht sein duerfte.

          • Anh Toan sagt:

            Irgendwann oder am St. Nimmerleinstag?

            Wieviel beträgt der Unterschied dazwischen, in etwa?

          • Anh Toan sagt:

            Irgendwann heirate ich Sie, ich versprechs!

          • Linus Huber sagt:

            @ Anh Toan

            Darf ich daraus ableiten, dass Sie noch jung und knusper sind, mein lieber Freund?

            Wenn dies der Fall sein sollte, muessten Sie sich eigentlich in den meisten Argumenten auf meine Seite stellen, da eine wirkliche Veraenderung mit einer Entledigung der Altlasten einhergehen duerfte.

            Prognosen sind immer schwierig, speziell wenn sie die Zukunft betreffen.

  • Johnny Smith sagt:

    Ein leider mMn schwächerer Artikel von MDM, beginnend mit der Einleitung:

    „Mit der Sorge vor einem Ende der ultralockeren Geldpolitik stellt sich auch erneut die Frage, ob sie die Risiken wert war. Die Antwort ist ein klares Ja.“

    Risiken sind (per Definition) unsicher bzw. können erst ex post beurteilt werden. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis wir wissen, ob sich die von den Zentralbankern eingegangenen Risiken ‚gelohnt‘ haben. Das einleitende Statement kann deshalb allenfalls als These oder Meinung ‚apostrophiert‘ werden, keinesfalls aber als feststehende, ‚richtige‘ Tatsache.

    Und gleich der nächste Satz:
    „Allein erste zaghafte Hinweise, dass die Geldpolitik künftig weniger expansiv sein könnte, hat an den Märkten zu Unruhen geführt“

    Unruhen an den Märkten bzw. deren Verhinderung sollte kein Ziel sein von irgendwelchen Massnahmen der Zentralbanken, sondern eine unvermeidliche Folge. Geldpolitik sollte im Dienste der Realwirtschaft stehen, was auch immer wieder gerne von den Zentralbankern betont wird, wenn es um die Begründung der ‚ausserordentlichen‘ Massnahmen geht. Leider ist hier aber im Bereich des Zinsennullpunktes ihr Einfluss sehr klein geworden. Die Schlussfolgerung, dass einfach ‚mehr davon‘ besser sei, ist leider mMn falsch und ich stelle hier die Gegenthese auf: aufgrund der immensen Bilanzausweitungen der Zentralbanken wurden unwägbare Risiken aufgeladen, ohne dass dadurch die Realwirtschaft deutlich profitiert hat.

    Immerhin erwähnt dies auch MDM weiter unten in seinem Artikel: „Diese Impotenz der Notenbanken“ oder „dem Nutzen der Geldpolitik: Tatsächlich ist sie die schlechtere Wahl“. Er kommt also auch zur Schlussfolgerung, dass bei Nullzinsen Geldpolitik der falsche Ansatz für Konjunkturankurbelung ist. Was aber nicht sein darf, ist nicht. Deshalb im Fazit: „Dennoch wäre eine deutlich zurückhaltendere Geldpolitik in den Jahren nach der Krise keine Alternative gewesen“ und der argumentative Salto ist gemacht.

    • Linus Huber sagt:

      Gut erkannt.

      • Ich schliesse mich an, und kann speziell den Satz: „Unruhen an den Märkten bzw. deren Verhinderung sollte kein Ziel sein von irgendwelchen Massnahmen der Zentralbanken“ 100%ig unterschreiben. Auch Ihr Hinweis auf die angebliche Alternativlosigkeit der Massnahmen trifft ins Schwarze: Nur weil den Ökonomen die Alternative nicht passt (weil sie der Ideologie widerspricht), bedeutet es noch lange nicht, dass sie nicht existiert.

        • Ueli sagt:

          @Ralph Sommerer
          Sie schreiben: „Nur weil den Ökonomen die Alternative nicht passt (weil sie der Ideologie widerspricht), bedeutet es noch lange nicht, dass sie nicht existiert.“
          Ist es nicht genau umgekehrt – Herr Sommerer – dass Sie immer noch an die „reine Lehre des geheiligten Marktes mit seinen Selbtsbereinigungskräften“ glauben, während in der Zwischenzeit selbt die „Hardcore Theologen des Marktes“ – mit Augenzwinkern zwar immer noch die „Lehre“ predigen, aber schon längstens begriffen haben, dass der Kapitalismus ohne massive Eingriffe an allen Fronten – schon längstens „Geschichte“ wäre.
          Das die „naiven Musterschüler des Marktes“ nun diejenigen der Naivität bezichtigen, welche eigentlich Ihre „alternativlose“ Marktwirtschaft mit allen Mitteln, welche ihnen noch zur Verfügung stehen, retten wollen und dabei auf die „reine Lehre“ nun mal leider keine „Rücksicht“ nehmen können – entbehrt nicht der Ironie.

          • @Ueli

            Das Geräusch, das sie hören, ist das schallende Gelächter der Kommentatoren in diesem Forum (derjenigen jedenfalls, die meine Kommentare hier kennen). Von mir ist schon vieles behauptet worden, aber dass ausgerechnet ich an die “reine Lehre des geheiligten Marktes mit seinen Selbtsbereinigungskräften” glauben soll, schlägt wohl alles. Andererseits freut es mich natürlich, dass ich hier nicht der einzige bin, der bezüglich der Theologie des Marktes ein „Atheist“ ist — vorausgesetzt, ich missverstehe Ihr posting nicht ebenso, wie Sie den meinen…

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            „der Kapitalismus ohne massive Eingriffe an allen Fronten – schon längstens “Geschichte” wäre“

            Das Problem in Ihrer Analyse liegt darin, dass Sie das gegenwaertige System der letzten 50 Jahre als Kapitalismus und Freien Markt sehen. Weit gefehlt lieber Ueli.

          • Albert Baer sagt:

            Den wirklich „freien Markt“ kann es nur ohne Eigentum geben. Alles „open source“ machen und die Probleme sind gelöst.

            Eigentum:
            Dümmste Erfindung der Menschheit (neben der Atombombe).

          • Ueli sagt:

            @Ralph Sommerer
            Nun, Herr Sommerer, es freut mich ja, dass sie sich als „Atheisten der reinen Lehre des Marktes bezeichnen“ – aber Sie müssen vielleicht in Zukunft besser aufpassen mit wem Sie hier eine „unheilige Allianz“ eingehen wollen. Unser „Johnny Smith“ ist nämlich der Ansicht, dass der „Markt“ noch alleweil seine „Selbstreinigungskräfte“ besitzt und diese sollte man dann auch bitte schön „frei gewähren“ lassen. Die Zentralbankpolitik wird in dieser „ultraliberalen Sichtweise“ zum billigen Sündenbock gemacht, sodass man das System alias Kapitalismus mit negativer Kritik verschonen kann.

          • Ueli sagt:

            @Albert Baer
            Ja – dummerweise wird heute das Eigentum der herrschenden Klasse mit Atombomben „beschützt“. –
            Trotzdem: Bei den Nutzungsrechten von geistigem Eigentum zeichnet sich glücklicherweise ab, dass nicht alles so leicht durch das Nadelöhr der „Kapitalverwertung“ gezwungen werden kann und dies lässt ein bischen hoffen…Die „Gründerjahre“ des 19. und 20. Jahrhundert kommen jedenfalls nicht mehr zurück. –

          • Linus Huber sagt:

            @ Ueli

            Frankreich ist auf dem besten Wege, ihr Modell schrittweise einzufuehren. Ist es nicht geil, wenn man bald fuer jede Fehlentwicklung ein Beispiel zur Hand hat.

  • Ted Kartheiser sagt:

    Ab dem Sommer 2008 mussten Notenbanken das Finanzsystem, Banken und einige Weltkonzerne mit einer anhaltenden Liquiditätsschwemme retten. Heute ist der Ausstieg aus der QE-Politik ebenso alternativlos wie der Einstieg. Nach der Inflation kommt nun die Deflation an den Finanzmärkten – ein weiterer „Minsky Moment“, d.h. eine durch exzessives Kreditwachstum, „financial leverage“ induzierte Rezession, d.h. „deleverage“ der Bilanzen und Finanzanlagen, Erosion der Spareinlagen und des BIP.
    Zur Systemrettung füllten die Notenbanken ihre Funktion als „lender of last resort“ aus, diese hat mit der Geldpolitik nichts zu tun, ebenso die Extrem-Massnahmen der QE-Politik und vom Markt herbeigeführte Negativzinsen. Je länger Tiefzinsen anhalten, desto grösser die Fehlallokationen von (geborgtem) Kapital d.h. Blasenbildung, umso grösser der wirtschaftliche Schaden beim Platzen der Blasen. Damit wird die Remedur gefährlicher als das Übel, das sie vermeintlich bekämpft. Hätte die Fed die masslose, Risiko ignorierende Kreditvergabe gebremst, wäre das echte Geldpolitik gewesen. Alan Greenspan sah und sieht das anders. „History does not repeat itself, it sure does rhyme“, Mark Twain.
    Wie meinte doch mein Freund von der dänischen Zentralbank bereits 1987: „We go to hell, but we go first class“. Keep smiling, der nächste Aufschwung kommt bestimmt… doch es dauert jedes mal ein bisschen länger.

    • Linus Huber sagt:

      @ Ted

      „Ab dem Sommer 2008 mussten Notenbanken das Finanzsystem, Banken und einige Weltkonzerne mit einer anhaltenden Liquiditätsschwemme retten.“

      Dies ist eine fragwuerdige Praemisse. Eine tiefere Analyse wuerde wohl eher zur Erkenntnis gelangen, dass das fragwuerdige Geschaeftsmodell der TBTF Grossbanken (implizierte Staatsgarantie, womit die Kosten von Risiken der Allgemeinheit untergejubelt werden kann und damit die Anwendung eines immer hoeheren Hebels foerdert) sowie die damit einhergehende Korruption versteckt unter dem eleganten Begriff „Moral Hazard“, gerettet wurde.

      • Ted Kartheiser sagt:

        Linus, danke für Ihr Kommentar
        Der massive Liquiditätszuschuss ist ein Fakt, keine Prämisse.
        Dass im Hintergrund das „moral hazard“ der TBTF abläuft und die Finanzkrisen von mal zu mal verschärft, ist eine glaubwürdige Analyse, leider schwer zu beweisen. Die „principal/agency theory“ setzt sich mit den Schwächen des heutigen Managements auseinander. Erstaunlich ist, dass allein die EU versucht, das Management und die Aktionäre der Banken in die Pflicht zu nehmen. Aus dem Bail-out wird ein Bail-in. Mal sehen wie die Bankenlobby reagiert.

        • Ueli sagt:

          @Ted Kartheiser
          Ihre Analyse fängt so gut an und am Schluss kommen Sie dann trotzdem zu der falschen Konklusion.
          Paradoxerweise kann der Kapitalismus eben nur noch über Blasenbildung am Leben gehalten werden und die „Fehlallokation der Ressourcen“ ist sowieso ein Markenzeichen der Marktwirtschaft, welches nur in der Theorie wegdiskutiert werden kann. Kleines „Beispiel“ für die grandiose Fehlallokation: Während Millionen von Menschen tagtäglich hungern müssen verschlingt die weltweite Aufrüstung jedes Jahr Billionen an Euros / Dollar und dies nennt man dann „die beste aller Welten“ in irgendwelchen Ökonomiebibeln.

  • Josef Marti sagt:

    In D kann man sehr gut beobachten wie die Geldspritze komplett wirkungslos ist. Wenn man Exportweltmeister ist, mit Dumpinglöhnen konkurriert und systematisch den Binnenmarkt und die Binnennachfrage demontiert können die Notenbanken noch bis zum St.Nimmerleinstag Anleihen aufkaufen. Ohne Aussicht auf solide erfolgsversprechende Absatzmärkte auch im Binnenmarkt will niemand investieren. Der EU Raum mit seiner jahrzehntelangen Massenarbeitslosigkeit steht ohnehin in einer Dauerrezession. D wird mit seiner Schuldenbremse und den Steuersenkungen unweigerlich komplett an die Wand gefahren und damit auch die restliche Eurozone. Die Profiteure des Exportwunders suchen in der Zwischenzeit fieberhaft nach Anlagen für ihre massiven Liquiditätsüberschüsse, sie wissen nicht wohin damit, kein Wunder sind in den letzten Jahren nach der Finanzblase Staatsanleihen am rentabelsten, zB Griechenland, die anderen Staaten müssen ja bürgen.

    • Linus Huber sagt:

      @ Josef

      „Ohne Aussicht auf solide erfolgsversprechende Absatzmärkte“

      Grundsaetzlich richtig.

      Koennten Sie sich vorstellen, dass die vergangenen erfolgsversprechenden Absatzmaerkte zu einem grossen Teil darauf beruhten, dass das Kreditvolumen im System deutlich staerker wuchs als die Wirtschaft und dadurch einen Boom erzeugte, welcher aufgrund der Verletzung der Nachhaltigkeit, irgendwann, wann man die Nase voll hat von noch mehr Schulden machen, in einem Bust enden duerfte?

  • markus gerat sagt:

    also als erstes: es ist fraglich ob eine EZB bzw. staaten überhaupt über die mittel verfügen „geschickt“ auf wirtschaften einfluss nehmen zu können. wer weiss ob zinsen rauf und runter oder geld ausgeben überhaupt so funktioniert wie man denkt das es funktionieren würde.

    zweitens: die ezb ist angeblich unabhängig von der politik. vielleicht ist sie das, nicht aber unabhängig von der wirtschaft. da wechseln per drehtür ständig irgendwelche leute zwischen ezb und grossbanken hin und her. das diese personen nicht die interesseren der mehrheit vertreten ist dann die logische konsequenz.

    drittens entstammen diese leute der gesellschaftlichen elite. hierzu hat der elitensoziologe hartmann klar gesagt: die halten sich für was besseres, haben keinen bezug zur mehrheit der gesellschaft, halten gesetze nicht für sich selbst nur für andere geltend und glauben auch zu wissen, was für die mehrheit gut sein soll, auch gegen deren willen. daraus erklärt sich sehr viel.

    und viertens. die politik wie sie jetzt läuft realisiert trotz schlechtlaufender wirtschaft (sehr) gute profite für ihresgleichen. warum sollte man daran etwas ändern wollen? vielleicht hätte eine politik, die zu stabilieren wirtschaftsverhältnissen, weniger resourcenverbrauch, umweltzerstörung, klimaflüchtlingen,weniger armut, etc etc führ leider daran gekoppelt, das keine irren renditen mehr möglich sind. vielleicht ist genau das der grund warum da von den herren da oben ein theater der niedrigzinspolitik vollführt wird und so getan wird als wär dies die lösung für alle.

  • Marcel Zufferey sagt:

    Alles, ws ich z. Z. feststelle ist, das die Anleihenrenditen seit Anfang Jahr steil anziehen- ohne dass die Leitzinsen erhöht werden, nirgendwo auf der Welt. Obwohl sie nach wie vor auf historischen Tiefständen verharren, frage ich mich allmählich, wie stark diese ohne Erhöhung der Leitzinsen noch ansteigen können. Der 10-jährige Eidgenosse hat seit Anfang Jahr zum Beispiel um bald 50 Prozent zugelegt. Wer kann mir diese Frage beantworten?

    • Martin Peter sagt:

      …das gleiche gilt für Hypothekarzinsen. In den letzten 2 Monaten mind. um 0.5% angestiegen…obwohl es doch gar keine Gründe dafür gibt (oder verbessern die Banken einfach ihre Marge oder sorgen für Millionen-Bussen aus den USA vor? Kapitalpuffer? => Das wäre auch wieder mal typisch: Bluten muss der Endkonsument, der bezahlt die politischen obskuren Entscheide…

    • Luisa Haltner sagt:

      Ganz einfach, Hr. Zufferey, sie ziehen so lange an, bis sie platzen – und dann sagt man Ihnen, Sie hätten d.Risiko gekannt…
      Wenn sie platzen – und das dürfte passieren, weil d.gesamte Welt-Finanzplatz aus d.Gleichgewicht u.aus d.Fugen ist – dann hilft nur noch ein paar Aren Boden u.ein Wald in Marschweite…
      Solange Kredite mit Zinsen bezahlt werden müssen, solange werden d.Tauschmittel laufend entwertet, weil ein unendliches Wachstum d.Wirtschaft nicht möglich ist, u.keine Notenbank kann d.Geldmenge(n) so kontrollieren, dass sie d. Produktivität d.Währungsraumes entsprechen. Anders gesagt: Zinsen geben einer gewissen Sorte Halunken d.Möglichkeit, ganze Länder völlig legal auszurauben über d.Banken (Siehe Finanzkrise 2008 ff. wo d. € gekillt werden sollte, und diese Geschichte ist noch nicht zu Ende!), deren Länder dann d.Spekulanten ausbezahlen „dürfen“ (Aktuell: GR, IRL, Zypern). Unsere CS, bzw. die Schweiz, wird wohl demnächst zum Handkuss kommen – auch dank d.gütigen Hilfe von SVP+FDP… Ob da 80 Milliarden reichen..?

    • Anh Toan sagt:

      @Marcel Zufferey

      Kostolani hätte begründet:

      Bis vor kurzem gab es mehr Idioten als Staatsanleihen (trotz der vielen Staatsanleihen, was zu Denken geben müsste), jetzt gibt es wieder mehr Staatsanleihen als Idioten.

      Und noch etwas: Leitzinsen sind kurzfristige Zinsen, 10-jähriger Eidgenosse gilt als langfristig. Unbd damit ist erklärt, was auch im Beitrag steht, bei den Langfristern gehts vor allem um Erwartungen.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Martin Peter

      Natürlich geht es um die Margen der Banken. Wenn Sie eine Libor-Hypothek nehmen, muss die Bank die Marge offenlegen. Typisch sind 0.8-1.2% für die Bank, plus die Kosten des Geldes=Libor, heute zwischen 0.05 und 0.1%. Da die Banken aufrunden auf 0.5% und der anrechenbare Libor nicht negativ werden kann (Vertragsklausel), kostet Sie im Libor-Modell eine Hypothek von 1Mio CHF etwa 800 CHF im Monat.

      Wenn Sie nicht das Libor-Modell mit seiner Transparenz wählen, sondern eine Festhypo macht die Bank mit Ihnen, was sie lustig ist. Für die Bank ist die „Fest“hypo wirklich ein Fest: Einmal abschliessen und jahrelang absahnen…

  • Ralpi’s Senf (Kurzversion):

    1. „(…) erste zaghafte Hinweise, dass die Geldpolitik künftig weniger expansiv sein könnte, hat an den Märkten [=Börsen] zu Unruhen geführt“.

    Ich habe gerade irgendwo gelesen, dass mindestens 60% aller Aktienkäufe von Hochgeschwindigkeits-Robotern durchegführt werden. Verstehe ich also recht, dass die expansive Geldpolitik also dazu dient, auf dotiertem Silikon ablaufende Kontroll- und Datenflüsse (aka „Software“) zufriedenzustellen?

    2. „wie sich das an den so genannten Geldschöpfungsmultiplikatoren zeigt“

    Das Konzept des Geldschöpfungsmultiplikators ist widerlegt: „In the real world, banks extend credit, creating deposits in the process, and look for reserves later.“ (Holmes, 1969). Die Wirkung müsste also vor der Ursache kommen. Kann ich die Zeitmaschine sehen, bitte?

    3. „Beides verdrängt die private Nachfrage (…) Die Ökonomen sprechen von einem so genannten «Crowding out»“

    „Die Ökonomen“ sagen auch: „People will never agree about the facts, but it’s logical…“ wenn eine ihrer Thesen durch Fakten widerlegt worden ist (Zitat von David Stockman). Vielleicht sollten Ökonomen einfach weniger sprechen?

    • Thomas Meier sagt:

      1. So funktioniert das nicht. Sie haben recht abenteuerliche Vorstellungen (was haben Roboter damit zu tun?). Wer ein grosses Handelsvolumen erzeugt, bewegt nicht unbedingt die Preise. Bei HFT geht es vor allem um market making und statistische Arbitrage. Sie erzeugen z.B. sehr viel Liquidität, weil sie bereits auf sehr kleine Differenzen reagieren. Eine Strategie bringt vielleicht in 51% der Fälle eine Profit und muss somit sehr oft ausgeführt werden. Diese Fund beachten aber kaum makroökonomische Entwicklungen, da sie eigentlich nie direkt und/oder langfristig auf steigende oder sinkende Kurse setzten.

      2. Da kenne ich mich ehrlich gesagt nicht so gut aus und ihr Punkt mag stimmen, aber ob deshalb das ganze Konzept des Geldschöpfungsmultiplikators widerlegt ist wage ich doch zu bezweifeln.

      3. Hier fehlt die Logik völlig in ihrer Argumentation. Nur weil im Text „sprechen“ steht, gibt es keine Grundlage? Ökonomie ist halt viel komplexer als z.B. Physik, wo man fixe Gesetze hat, welche in der Natur beobachtet und in Experimenten relativ einfach wiederholt werden können. Die „Gesetze“ der Ökonomie können sich laufend verändern und Experimente sind kaum möglich, gerade bei Makroökonomie. Ausserdem ergibt es keinen Sinn, speziell Ökonomen vorzuwerfen, dass sie nicht bereit sind zu akzeptieren, dass ihre Thesen widerlegt wurden. Das ist im Grunde ein psychisches Problem, niemand hat gerne unrecht, wenn er viel Zeit in etwas investiert hat. Mag sein, dass man bei Ökonomie noch etwa länger an falschen Thesen festhalten kann, weil es halt nicht so eindeutig wie in der Naturwissenschaft ist, aber man kann sicher nicht seinen Glaubwürdigkeit behalten, wenn einfach irgendwas behaupten ohne jeglichen Beweis.

      • 1. Mir geht es nicht um Aktienkurse, sondern den Unsinn, Aktienmärkte als Massstab für die Wirkung wirtschaftspolitischer Massnahmen zu nehmen. Nur noch ein geringer Anteil der Aktivitäten auf den Aktienmärkten ist „Investition“ durch „Anleger“. Der grösste Teil der Käufe wird durch Roboter ausgeführt, um aus irgendwelchen minimalen Preis-Differenzen Profit zu ziehen. Wer sich um die „Stabilität der Märkte“ sorgt, bemüht sich in Tat und Wahrheit um das Wohlergehen von Software (@ Hans Müller: Silikon ist auch eine Art Software… ). Was die Preise anbelangt: Eine Studie hat belegt, dass 95% der Preis-Bewegungen endogen sind (Preise steigen, weil sie steigen). Die „exogene Aussagekraft“ von Kursen ist also höchstens noch 5%.

        2. Die einzige Disziplin, in der widerlegte Konzept weitegebetet werden, ist die Ökonomie, da diese an Fakten nicht interessiert ist (vgl Stockman-Zitat), sondern nur an der Theologie. Daher lassen sich auch keine Multiplikator-Effekte messen, trotz der enormen Geldmengen, die von den Zentralbanken in die „Wirtschaft“ (sprich: Aktienmärkte) gepumpt werden.

        3. Das „crowding out“ ist auch nur wieder eine jener unsäglichen Behauptungen, mit welchen Ökonomen so gerne hausieren. Es mag sein, dass die Theorie diesen Unsinn voraussagt (genauso, wie sie voraussagt, dass Minimallöhne zu Arbeitslosigkeit führen, usw usf), aber seltsamerweise lassen sich diese Effekte in der realen Wirtschaft irgendwie nie nachweisen. Wenn Ökonomen nur noch Dinge sagen würden, die sich in der Realität nachweisen lassen, wäre die Stille wohl betäubend.

    • Hans Müller sagt:

      Ich weiss ja nicht, ob dotiertes Silikon als Brustimplantat was taugt, aber rechnen können Sie damit definitiv nichts.

  • George Aengenheister sagt:

    Das ist aber eine richtig saure Zitrone für den Linus. Und die BIZ Fachleute machen absurde Vorschläge. Und all unser Erspartes hängt da auch irgendwo drin. Es blubbert gewaltig in der dampfenden Kacke. Krugmann und Co vermuten wohl, mit einer ordentlichen Menge kühlem Nass aus der Dollarspritze lässt sich die Sachlage beruhigen, stimmt ja auch, wie Figura zeigt. Doch es gärt von innen, die ganze Ungerechtigkeit, der Machtanspruch der Halbstarken, die unsere Geschicke bestimmen, die faulen Verträge, all das stinkt doch zum Himmel. In den zukünftigen Geschichtsbüchern werden wir es nachlesen können, falls wir die Brille noch sauber kriegen.

    • Tom sagt:

      Sehr adäquater Kommentar. Angesichts der jüngsten Enthüllungen dieser Banker-Telefongespräche in Irland kann man nur noch von primitivsten Raubrittern sprechen. Denen verdanken wir nachweislich diesen ganzen Mist, wenn man wie hier wiederum bestätig kriegt, dass die Probleme mit den Staatsfinanzen eben nicht die Auslöser der Krise waren, sondern umgekehrt. Egal mit wem man spricht, ob linker Intellektueller oder überzeugter Liberaler: Die Finanzbranche wird einhellig als verkrebstes Organ wahrgenommen und deren Protagonisten als schädliche, krankmachende Viren. Wir sollten deshalb nicht nur die Symptome mit den im Artikel genannten Mitteln bekämpfen, sondern auch zulassen, dass solch schwerkrankes Gewebe grosszügig rausgeschnitten werden kann. Die sollen sich alle nie mehr darauf verlassen können, dass der Staat hilft. Dann füttere ich doch viel lieber alkoholkranke Asoziale durch als diese polemischen Gauner.

    • Josef Marti sagt:

      Da der Goldpreis abgestürzt ist muss sich der Linus zuerst noch sammeln.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Josef

        Warum haben mir dann die Einbrecher 20 Goldvreneli geklaut, wenn das Zeug ohnehin nichts mehr wert ist??

      • Linus Huber sagt:

        @ Josef

        Gold ist keine Investition sondern eine Versicherung gegen die Unberechenbarkeit der Entscheidungstraeger, womit man sich ueber tiefere Versicherungspraemien nur freuen kann, wie sich dies in Asien deutlich zu erkennen gibt, wo Menschen Schlange stehen um ein wenig physisches Gold zu ergattern.

    • Linus Huber sagt:

      @ George

      Nicht wirklich eine Zitrone sondern eher ein weiterer Beweis der Unzulaenglichkeit der Keynesianischen Clowns. Wenn sich die Massenmedien derart auf eine Seite schlagen, muessen wohl gewaltige wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel stehen. Natuerlich wird die gegenwaertige Blase in fast saemtlichen Assetpreisen erst im Nachhinein als solche erkannt werden, obwohl sie schrittweise platzen, 2011 Basismetalle, 2012 Edelmetalle, 2013 ist vielleicht die Bond und Aktienblase an der Reihe, wobei eine zeitliche Prognose, da auf Vertrauensveraenderung beruhend, unmoeglich ist.

      Aber Sie erkennen die pubertaere Verhaltensweise der Entscheidungstraeger sehr gut. Das Jahr der Schlange produzierte oft abrupte weitreichende gesellschaftliche Veraenderungen, womit oft geschichtliche Entwicklungen in wenige Tage oder Wochen komprimiert wurden.

      • Josef Marti sagt:

        Ich würde da vielmehr Flassbeck zustimmen, der hier eher „monetaristische Clowns“ am Werk sieht, die der festen Überzeugung sind, dass mit expansiver Geldpolitik generell immer die Wirtschaft belebt wird. Früher konnte man zu hohe Löhne und die bösen Gewerkschaften geisseln wenn es harzte. Seit 10 Jahren aber sind die Reallöhne bestenfalls am Stagnieren während die Lohnstückkosten mit den flexibilisierten Arbetismärkten sinken, und man wundert sich dass die Stimulationen nicht wirken.

        • Linus Huber sagt:

          @ Josef

          Ich interessiere mich eigentlich nicht fuer die Klassifizierung von Leuten und Theorien, sondern mehr fuer die Logik und Vernunft. Wer auch immer geldentwertende Politik als Loesung offeriert, hat nicht offensichtlich verstanden, dass die geldentwertende Politik uns in diese Misere fuehrte.

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