Eine kurze Geschichte der Staatsquote

Arbeiterinnen in einer Reifenfabrik in Manchester während des Ersten Weltkriegs, September 1918. (Quelle: Imperial War Museum)

Arbeiterinnen in einer Reifenfabrik in Manchester während des Ersten Weltkriegs, September 1918. (Quelle: Imperial War Museum)

Wenn man die Thatcher-Nachrufe in den deutschsprachigen Zeitungen las, bekam man bisweilen das Gefühl, dass der Staat in den 80er Jahren spurlos verschwunden ist. Ein Blick auf die Entwicklung der britischen Staatsquote zeigt hingegen, dass sich kaum etwas verändert hat. Man muss es eher umgekehrt formulieren: Nicht einmal Thatcher hat es geschafft, die Staatsquote zu reduzieren. Seit den frühen 70er Jahren hält sich die Quote hartnäckig bei rund 50 Prozent. Die Schwankungen sind rein konjunkturell bedingt.

Die Grafik zeigt zudem, dass das grosse Wachstum der Staatsquote relativ kurzfristig stattgefunden hat. Noch 1913, unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg, lag der Anteil des Staates bei etwas mehr als 10 Prozent, obwohl die Verwaltung und Verteidigung des British Empire nicht ganz billig waren. Der Erste Weltkrieg brachte dann vorübergehend einen starken Anstieg, der nach dem Krieg wieder abgebaut werden konnte – allerdings nicht mehr ganz auf das Vorkriegsniveau. Es fand eine Verschiebung des Plateaus statt («displacement effect»). Der Grund dafür ist einfach: Der Erste Weltkrieg verlangte von der Bevölkerung grosse Opfer, und dafür wollten die Soldaten und ihre Familien entschädigt werden. Einerseits setzte sich das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen durch, was neue Ansprüche an den Staat zur Folge hatte, andererseits baute man den Wohlfahrtsstaat aus.

Beim Zweiten Weltkrieg wiederholte sich diese Entwicklung: kurzfristig ein starker Anstieg der Staatsquote, dann eine rasche Reduktion, aber wiederum ein «displacement effect». Churchill wurde 1945 abgewählt, eine Labour-Regierung übernahm das Ruder, die sich einen besser ausgebauten Wohlfahrsstaat auf die Fahnen geschrieben hatte (auf der Grundlage des Beveridge-Plans von 1942). Nun kletterte die Staatsquote in Friedenszeiten erstmals bis auf 50 Prozent. In Grossbritannien – wie in vielen anderen westeuropäischen Ländern – scheint dies die obere Grenze zu sein.

Grossbritannien bietet zudem interessanten Anschauungsunterricht zur historischen Entwicklung der Staatsschulden. Auch hier sieht man eine enge Korrelation mit den kriegsbedingten Staatsausgaben.

Man erkennt auf den ersten Blick, dass das 18. Jahrhundert das blutigste Säkulum der jüngeren Geschichte war. Die vielen Spitzen stehen für die grossen Kriege zwischen Grossbritannien und Frankreich, insbesondere der Spanische Erbfolgekrieg (1701-14), der Siebenjährige Krieg (1756-63), der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-83) und die Koalitionskriege bzw. Napoleonischen Kriege (1792-1815). Der britische Staat versuchte jeweils die Friedenszeit dazu zu nutzen, um die Schulden schnell zu reduzieren, aber weil nach wenigen Jahren bereits der nächste Krieg ausbrach, ergab sich ein steil aufsteigender Trend. Von 1688 bis 1815 herrschte durchschnittlich in jedem zweiten Jahr Krieg.

Das 19. Jahrhundert hingegen war sehr friedlich. Es gelang, die Schulden langsam abzubauen. Vor dem Ersten Weltkrieg betrugen sie weniger als 50 Prozent des britischen Bruttoinlandprodukts (BIP). Darauf folgten aber wieder kriegerische Jahrzehnte, so dass am Ende des Zweiten Weltkriegs die Schuldenhöhe die historische Höchstmarke von 1815 erreichte.

In jüngster Zeit sind die britischen Staatsschulden erstmals in der Friedenszeit stark angestiegen (nicht mehr auf der obigen Grafik sichtbar). Im vierten Quartal 2012 betrugen sie bereits 90 Prozent des BIP. Die Finanzkrise hatte eine ähnliche Wirkung wie ein Krieg: Sie vernichtete enorm viel Vermögen und nahm den Staat stark in Anspruch – direkt über die Bankenrettung und indirekt über die Rezession, die zu einem Einbruch der Steuereinnahmen und einem Anstieg der Sozialausgaben führte. Wir werden sehen, ob es gelingt, die Staatsschulden wieder zu reduzieren, sobald die Krise ausgestanden ist.

81 Kommentare zu «Eine kurze Geschichte der Staatsquote»

  • Linus Huber sagt:

    Nigel Farage nimmt Bezug auf Thatchers Voraussage, dass der EURO zum Scheitern verurteilt ist. Natuerlich sind seine Aussagen ein Genuss fuer Menschen, welche Machtkonzentration als Uebel betrachten. Sehr empfehlenswert fuer EURO-Turbos.

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=BfK3_kJ4z7k

  • Linus Huber sagt:

    Viele Menschen koennen nicht verstehen, wie Korruption der politischen Elite genau ablaufen soll. Hier ein kleiner Einblick, wie die Korruption in Washington blueht, wobei dies nur einen Aspekt beleuchtet.

    http://news.firedoglake.com/2013/04/15/insider-dealing-for-insider-trading-congress-guts-stock-act-reporting-requirements/

  • Rolf Zach sagt:

    Ich möchte hier einmal zusammenfassen. Wie hoch der Staatsanteil am Volkseinkommen ist, ist nicht so sehr eine Frage der Quantität, sondern der Qualität. Ebenso wichtig ist bei dieser Fragestellung, wie viel der Einzelne dem Staat abgibt und wie viel er erhält. Dieser Staatsanteil braucht noch mehr als der private Anteil eine demokratische Kontrolle und eine offene und gebildete Gesellschaft mit einer politischen Elite, die über Moralvorstellungen verfügt. Keine Priesterkaste des Sowjet-Kommunismus ohne
    Verantwortung mit dem Götzen der Feindschaft des Westens. Dieses System war eine Karikatur von Platons „Staat“. Bei Versicherungs- und Renten-Leistungen kann der heutige moderne Staat dies besser bewerkstelligen als private Träger. Bei Entwicklungsländer mit einer korrupten Verwaltung wie in Venezuela lässt man solches lieber bleiben. Dagegen war England ein leuchtendes Beispiel für einen effizienten Beamten-Apparat. Der Beveridge-Plan war ausgezeichnet. Er war ein Vorbild für unsere AHV. Cameron macht heute alles kaputt und gibt Sozialhilfe in persönlichkeits-verletzender Form. Trotz einer gewaltigen Staatsquote in England des 2. Weltkrieges, war die Säuglingssterblichkeit im Krieg geringer als vor 1939. Auch haben die USA und GB den 2. Weltkrieg gewonnen, weil sie auch über effizienteste Verwaltung verfügte, so dass auch die Verlust an Menschenleben gering blieben. Deutschland hatte trotz preussischer Organisation eine Elite der Feiglinge und Egoisten. Das
    Organisationsgenie Speer meldete ohne den geringsten Widerspruch eine erfolgreiche neue Unterseeboot-Einführung, obwohl der Prototyp in der Werft abgesoffen ist. Unsere Rationierung war trotz Wallis, Tessin und Innerschweiz, ein Erfolg der staatlichen Stellen. Vergessen wir nicht, in Deutschland waren die Kalorien pro Person höher. Wer Maggie will, muss in seinem Leben entweder erben oder soviel zusammenraffen (auch unredlich) um im Alter in aller Ruhe in einem Luxushotel zu sterben. N.T.:
    Krugman liegt richtig.

    • Linus Huber sagt:

      @ Rolf

      Sie gehen von der Voraussetzung aus, dass die gegenwaertigen Rentensysteme in den westlichen Staaten nachhaltig sind und keiner massiven Redimensionierung (oder notwendiger zusaetzlicher Finanzierung) ausgesetzt werden in den kommenden Jahren. Jeder darf in dieser Beziehung natuerlich seine eigene Meinung haben.

      Sollte sich jedoch herausstellen, dass diese Systeme aufgrund nicht existierender Nachhaltigkeit schwaecheln, werden sich schwierige Entscheide zwangsmaessig aufdraengen und die von Ihnen ausgedrueckte Zufriedenheit gegenueber der kurzfristig orientierten politischen Elite sich eher in das Gegenteil veraendern. Natuerlich ist die Schweiz aufgrund der direkten Demokratie immer ein wenig besser aufgestellt, da dies eine extreme Machtkonzentration der Exekutive bisher verhindert. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass Notstandssituationen oft ueber Nacht zu einer zuvor nicht denkbare Aneignung von Macht durch die Exekutive (natuerlich immer zum „Wohle“ des Volkes) fuehren mag. Wie gesagt, eine Entwicklung, welche heute undenkbar ist.

  • Linus Huber sagt:

    Vielleicht ein wenig off-topic, aber nicht wirklich:

    “Over the last 13 years, the stock market has twice crashed and touched off a recession: American households lost $5 trillion in the 2000 dot-com bust and more than $7 trillion in the 2007 housing crash. Sooner or later — within a few years, I predict — this latest Wall Street bubble, inflated by an egregious flood of phony money from the Federal Reserve rather than real economic gains, will explode, too.

    Since the S.&P. 500 first reached its current level, in March 2000, the mad money printers at the Federal Reserve have expanded their balance sheet sixfold (to $3.2 trillion from $500 billion). Yet during that stretch, economic output has grown by an average of 1.7 percent a year (the slowest since the Civil War); real business investment has crawled forward at only 0.8 percent per year; and the payroll job count has crept up at a negligible 0.1 percent annually. Real median family income growth has dropped 8 percent, and the number of full-time middle class jobs, 6 percent. The real net worth of the “bottom” 90 percent has dropped by one-fourth. The number of food stamp and disability aid recipients has more than doubled, to 59 million, about one in five Americans.”

    Link zum Video der Round table Diskussion:

    http://abcnews.go.com/ThisWeek/video/roundtable-week-politics-18900800

    Es ist ein Vergnuegen zu sehen, wie Stockman das korrupte System so elegant beim Namen nennt, waehrend Krugman mit seinen Mumble-Jumble Antworten einzig zeigt, dass er vor lauter Baeumen den Wald nicht sieht.

    • Solche Beiträge sind immer willkommen und daher nie off-topic. Über Stockman liessen sich allerdings auch andere Dinge sagen (vgl. mein eigener Blog).

      • Linus Huber sagt:

        @ Ralph

        Congrat zu ihrem Blog.

        Sie haben natuerlich recht mit der Aussage, dass Stockman in manch einem Detail nicht sonderlich kohaerent ist. Jedoch zeigt er das Big Picture recht gut auf und wird nicht unbegruendet von den Verteidigern des Status Quo mit solcher Vitalitaet bekaempft. Kurzum, ein wirklicher Einzelkaempfer, welcher aufgrund seiner Erfahrung als Netzbeschmutzer eine gewisse Wirkung zu haben scheint.

    • Anh Toan sagt:

      „American households lost $5 trillion in the 2000 dot-com bust and more than $7 trillion in the 2007 housing crash.“

      Dieser Satz ist reine Polemik: die gleichen US Haushalte, die in den Crashs verloren haben, haben beim Aufblasen der Kurse Gewinne erzielt: Diese haben sie konsumiert, in der Annahme, dass diese ewig weiterfliessen.

      Nur von den Verlusten, und nicht von den vorhergehenden Gewinnen zu reden ist Polemik, etwas anderes ist am US Fernsehen auch kaum zu finden: Je extremer, polemischer (letztlich idiotischer) die ausgestrahlten Meinungen, desto Einschaltquoten, desto Werbeeinnnahmen.

      • Anh Toan sagt:

        Dass Sie Herr Huber und viele andere Vergn¨ügen an so etwas finden, ja genau davon lebt abc fox u Co.

        • ast sagt:

          @Anh Toan, es ist gar nicht einfach das Wohlstandsgefälle in die eine oder andere Richtung zu messen, da der Mensch von Natur her als Verbraucher regionalen Angeboten und Preisen ausgesetzt ist, sich von Ort zu Ort die „must have“ -Ansprüchen unterscheiden und die verfügbaren Technolgien. Es gibt da mehrere Ansätze Fortschritte oder Rückschritte zu messen. Auch gibt es Unterschiede zwischen heute und früher, die man nur sehr schwer messen kann, zu nennen ist der Fortschritt der Zivilisation beim Vermögen etwas tun oder nicht tun zu können. Im 17. Jahrhundert gab es kein Radio, aber heute ist etwa in der Schweiz der Zugang zu diesem Medien selbst bei Abhängigkeit vom Sozialamt erforderlich.
          Ich selbst tendiere dazu ohne Einbezug solcher Faktoren weniger mathematischen Berechnungen auf dem Computer über solche Dinge zu machen, vielmehr muss ich zugeben das aus „dem Bauch“ zu erfassen. Ich persönlich fühle mich heute weniger sicher als in den 70er Jahren, und mit mir eine ganze Menge von Menschen in den USA und Europa. Das Gefühl von Sicherheit ist nahezu verschwunden. Das bedeutet wohl das für Viele der Tag der Abrechnung ansteht, wie auch immer das ausgehen mag. Obwohl man heute Morgen in der Migros noch schöne Bananen aus Südamerika kaufen konnte scheint das für Übermorgen nicht mehr so sicher wie auch schon.

          • Anh Toan sagt:

            ast „Ich persönlich fühle mich heute weniger sicher als in den 70er Jahren“

            Ich meine, das hängt primär daran, dass Sie 40 Jahre älter sind!

            Je älter, umso ängstlicher werden Menschen, obwohl sie immer weniger zu verlieren haben.

          • Anh Toan sagt:

            @ast: In den Ziebzigern war Oelkrise, Stagnation, kalter Krieg, Cruise missiles und SS 20, die Weltbevölkerung ist noch explodiert, der Regen war schon sauer, da ist Al Qaida und Subprime crises schon nahezu Kindergeburtstag im Vergleich.

      • Linus Huber sagt:

        @ Anh Toan

        Es geht mir in dieser Beziehung weniger um die rein oberflaechliche Betrachtungsweise, welche Stockman natuerlich zu seinen Gunsten in seinen Argumenten verwendet. Jedoch zeigt dieser Yo-Yo Effekt oder staerker werdende Boom-Bust Zyklus die zunehmende Instabilitaet und zunehmende korrupte Manipulation auf. Ebenfalls basiert die schrittweise Ausduennung der Mittelschicht teilweise auf dieser manipulativen Geldpolitik, denn die finanzielle Elite geniesst aufgrund ihres Beziehungsnetzes einen entsprechenden Informationsvorsprung.

  • G. Nardone sagt:

    Sehr interessante Grafik die ja eine gerade 100% Korrelation zwischen den staatlichen & privaten Schulden aufzeigt. Sinkt die Staatsschulden-Quote erhöht sich die private & umgekehrt! Über diesen Zusammenhang hört man aber sehr wenig.

    • Martin Holzherr sagt:

      Bei den Kurven geht es nicht um Schulden sondern um Ausgaben, was mindestens zuerst nicht dasselbe ist.
      Zudem sind es nicht Ausgaben in einer Währung, sondern in Prozent der Gesamtausgaben. Die Gesamtausgaben sind also 100% und die privaten plus die staatlichen Ausgaben müssen per Definitionen zusammen 100% ergeben.
      Mit anderen Worten: Eine einzige der beiden Kurven in Abbildung 1 sagt schon alles aus. Die zweite Kurve muss „spiegelbidlich“ sein und das ganze mit den beiden Kurven ist nur eine ästhetische Spielerei.

  • ast sagt:

    Hohe Schulden von weltpolitisch einflussreichen Staaten mündeten seit dem Beginn der Geschichtsschreibung immer wieder in Kriege. Nach dem Ende des WK II und der Erfindung der Wasserstoffbombe ist die Hemmschwelle für Kriege gewachsen, sie nimmt nun allerdings in Ermangelung der Erfahrung jüngerer Generationen mit Krieg, wieder ab. Die Dauerkrise in Europa hat etwas vergessen lassen, dass die USA inzwischen einen Schuldenstand erreicht haben der auch mit hohem Wachstum nicht mehr abgebaut werden kann. Dazu ist die Belastung durch Zinsen zu hoch geworden. Was auch immer gegenwärtig gerade vorbereitet wird in den USA und in Europa, es kann kaum rundum zufriedene Gesichter auslösen. Das etwas am brauen ist abseits von Pressemeldungen, das können erfahrene Beobachter mit einem einzigen Blick ersehen -nämlich aus den Leasingraten von Edelmetallen -vor allem Gold. Diese Leasingraten werden können nur von Grossen wie Notenbanken dermassen verändert werden, da nur sie Leasing in grossem Stil betreiben dürfen. Nun driftet seit Kurzem die Rate bei langfristiger und kurzfristiger Ausleihe von Edelmetallen dermassen heftig auseinander, dass dies ein sehr heftiges systemisches Ereignis erwarten lässt. Institutionelle können nämlich weit besser voraussehen wenn etwas weltpolitisch Wesentliches Achtern voraus liegt.
    Nun kann man spekulieren darüber, was da gerade in Vorbereitung ist, so dass es für Insider klar ersichtlich ist.
    Aus meiner Sicht sind da mehrere Möglichkeiten gegeben, unter denen sich auch ein Angriff auf den Iran oder Nordkorea findet, oder eine einschneidende Bekanntgabe durch die FED oder die EZB. Dass die Schulden sich aber weltweit in zuschnappende Fallen verwandelt haben, so dass auch Kriege nicht mehr ausgeschlossen werden können, ist eine Realität der wir uns heute stellen müssen und entsprechend Vorsorge treffen sollten,

    • Josef Marti sagt:

      Richtig, aber nicht vergessen dass die US Schulden seit 1980 (Anfang Reagan / Thatcher Aera) einen Stand von nur 2 Bio hatten und jetzt mehr als versechstfacht sind. Gemäss Stieglitz hatte man Angst die Schulden könnten ganz verschwinden und die Notenbank könnte als Steuerungselement keine Staatsanleihen nach Bedarf mehr aufkaufen. Also hatte man willkommenes Argument die Steuern für die Elite massiv zu senken und die Rüstung massiv hochzutreiben; das Resultat ist bekannt.

      • ast sagt:

        Herr Marti, Thatcher war die Offshore -Mutter der britischen Banken und Steuerparadiese, indem sie etwa Kapitalkontrollen von London nach Virgin Island abschaffte. Ich glaube nicht dass nur die niedrigen Steuern für Reiche das Problem sind, die Schuldenexplosion kam daher weil hohe Summen fast vollständig aus dem Kreislauf der Volkswirtschaften Offshore verschwanden. Besonders die Fortschritte bei der EDV erleichterte dann die Konzerngewinne schnell zu tranferieren, die anwachsende Flut gebündelter Wertpapiere erlaubte kaum nachverfolgbare Diversizfizierung der Anlagevermögen. Dazu kam dann noch das Schattenbanken-System, ebenfalls von Politikern wie Thatcher vorangetrieben. Noch ihr späterer Verehrer George W. Bush (wie dessen Vater) kämpfte bis am Schluss seiner Regierungszeit und darüber hinaus -für die Offshore Steuerparadiese, ganz im Sinne der eisernen Lady:
        http://www.examiner.com/article/george-bush-is-cayman-islands-talking-about-tax-haven-investments

    • Linus Huber sagt:

      Increased Wealth tax oder auf gut deutsch erhoehte Vermoegenssteuer duerfte sich schrittweise in den Staaten als Loesung etablieren. Ich denke, dass dies der naechste Schritt sein wird. Die jagt auf Steueroasen ist eng damit verbunden. Die korrupte Elite will den Mittelstand nun endgueltig in den Griff kriegen.

      • ast sagt:

        Herr Huber, die Rentensysteme in den USA haben bereits ein Loch von über 1 Billion US$ , der Staat Illinois steht vor dem Bankrott -ich glaube auch mit regulären Steuern könnte das System nicht mehr gerettet werden, dafür ist es zu spät. Eine erhöhte Vermögenssteuer ist nur ein Topfen auf den heissen Stein. Ohne gleichzeitigen Zugriff auf die externe (Offshore) Vermögen würde auch das schnell verpuffen, genauso in Europa. Ich vermute nun auch es folgen unreguläre Zugriffe unter erweiterten Notstandsgesetzen (die USA wird ja bereits im mit Sondergesetzen wegen der Staatsschulden regiert). Der Absturz der Edelmetalle in den letzten Tagen (wohl infolge geänderter höherer langfristiger und tieferer kurzfristiger Leasingraten, ausgelöst von der FED) lässt jedenfalls ein oder mehrere systemische Grossereignise erwarten.

        • Linus Huber sagt:

          @ ast

          Die Jagd auf „Steuerhinterzieher“ ist Teil dieser Kampagne, die Mittelklasse schrittweise ebenfalls zu versklaven. Das Endprodukt besteht in einer Elite (0,1% plus Gehilfen) mit einem Heer von Sklaven. Der Staat kann nur dort Geld holen, wo es vorhanden ist, wobei ich persoenlich nicht glaube, dass selbst die 0,1% ungeschoren davon kommen. Die nicht nachhaltigen sozialen Systeme werden in reduzierter Form weiter aufrecht erhalten, um die individuelle Abhaengigkeit vom Staat als Machtmittel weiter ausnuetzen zu koennen (Furcht vor dem Verlust dieser Zahlungen). In einem Ausnahmezustand bietet eine „einmalige“ Steuer auf Vermoegen im Rahmen von 5% bis 10% einen Ausweg, da dies sehr wohl beim Gros des Stimmvolkes gut ankommt.

  • Erwin Zimmermann sagt:

    Zitat:“…Das 19. Jahrhundert hingegen war sehr friedlich…“
    Das ist eine äusserst fragwürdige Aussage, denn das 19. Jahrhundert als historische Epoche dauerte von 1789 bis 1914.
    In diese Zeit fallen dermassen viele Ereignisse, dass diese hier nur auszugsweise als Stichwore gelistet werden können:
    – Französische Revolution, Napoleon Bonaparte, Koalitionskriege, wirtschaftsbasierte Nationalstaaten
    – Säkularisation, Untergang der Ständegesellschaft und Etablierung des Bürgertums
    – Siegeszug der Technik: Eisenbahn, Dampfschiff, Telegrafie, Zylinderpresse
    – Einführung der allgemeine Schulpflicht, Errichtung neuzeitlicher Krankenhäuser, allgemeine Wehrpflicht
    – Fabrikanten werden zu (Gross-)Industriellen, Bedeutung der Geldwirtschaft wächst
    – Entstehung der Arbeiterklasse als Unterschicht, Entwicklung der Sozialwissenschaften
    – Erste Weltwirtschaftskrise: 1857, diverse nationale Wirtschaftskriesen; England: 1815, 1825, 1837, 1847
    – Aufkommen der Evolutionstheorie und des Darwinismus
    – etc.
    Und das Fundament der folgenden Weltkriege wurde auch im 19. Jahrhundert gelegt:
    – Die Industrialisierung führt zu wirtschaftsbasierten Nationalstaaten mit gewaltigem übernationalem Rohstoffbedarf
    – Der Kolonialismus dient der Rohstoffversorgung (und „beschränkt“ sich nicht mehr „nur“ auf Gold und Edelsteine)
    – Die Individuelle Identifikation des Bürgers mit dem jeweiligen Nationalstaat führt zum Nationalismus
    – Das national-kulturelle Überlegenheitsverständnis dient der Rechtfertigung kolonialer Ausbeutung
    – Der zum „Kampf der Kulturen“ stilisierte Rohstoffbedarf legitimiert den ideologischen Führungsanspruch des Nationalismus
    – Die nationale Zugehörigkeit muss vom Individuum höher gewichtet werden, als seine persönliche Stände-, Klassen-, Religions- und/oder Partei-Zugehörigkeit

    Fazit: Grossbritanniens Schuldenabbau im 19. Jahrhundert kann wohl nicht erklärt werden, ohne auf die Bedeutung der Industrialisierung und deren Folgen (Kolonialismus, Nationalismus, etc.) einzugehen!

    • Linus Huber sagt:

      @ Erwin

      Da Sie sich gut auskennen in dieser Zeitperiode, erlaube ich mir, eine Frage an Sie zu stellen. Die Tatsache des Schuldenabbaus scheint ausser Frage zu stehen. Was mich jedoch bedeutend staerker interessiert: Welchen Mechanismus die Krone waehlte, um die staatlichen Schulden zu eliminieren und inwiefern war die Moeglichkeit, dass dieser Schuldenabbau auf dem Ruecken ihrer Kolonien (enorm tiefer Lebensstandard fuer jene Menschen) stattfand, damit verbunden?

      Ihre Einschaetzung wuerde mich interessieren.

      • Josef Marti sagt:

        Meiner Meinung besteht da eindeutig der von Ihnen erwähnte Zusammenhang, im 19.Jh. gab es kaum Ausgaben für Bildung und Soziales für das aufkommende Arbeiterproletariat der Industrialisierung, und die Kolonien konnten ungestört ausgebeudet werden. Kann vielleicht auch mit heute China verglichen werden, das zwar keine Kolonien hat aber seine Provinzen und Arbeitssklaven ähnlich behandelt, anders wäre wohl eine chinesische Staatsverschuldung von lediglich 20% / BIP kaum zu erklären.

  • Michael Schwarz sagt:

    Wir sind mit einer Situation konfrontiert, dass nicht nur die Politiker überfordert sind, auch die Wissenschaftler. Der Reaganomic und Thachterismus haben den Grundstein der Staatsverschuldung und Deregulierung, sowie die Förderung des Ungleichgewichtes in der Gesellschaft und in Märkten. Ihre Wirtschaftspolitik haben kurzfristiges Wachstum, Inflation gefördert und niedrige Steuer gefördert. Das führt zu Zwangsverschulungen des Staates, die auf nächste Generation belastet werden.

    Der Ära von Thachter und Reagan gehört zur Vergangenheit, deshalb müssen wir dieses Kapital der Geschichte abschliessen. Ihre Wirtschaftspolitik hat den Menschen nicht Wohlhabend gemacht. Im Gegenteil, die Ressource werden sinnlos verschwendet mit Aufrüstungen und militärischen Ausgaben.

    Was lernen wir daraus …?

  • Cornelis Bockemühl sagt:

    Das ist ja alles ganz hübsch, aber ich hätte mir da eher mal etwas gewünscht zur Frage von Sinn und Unsinn dieser „Staatsquote“! Bisher weiss ich nur dass sie so irgendwie „böse“ sein soll für Leute die sich als „bürgerlich“ bezeichnen – alles ziemlich abstrakt und phrasenhaft.

    Und als – für mich ziemlich groteskes – Beispiel zum Thema fällt mir dann das CH-Krankenkassen-System ein, das offenbar um’s Verrecken „privat“ organisiert sein muss! Nicht weil dann ein „Wettbewerb“ spielen würde (sowohl Leistungen als auch Kosten sind ja rein durch komplizierte, völlig intransparente und staatlich regulierte Vorgaben bestimmt), sondern weil sonst die „Staatsquote“ zu hoch wäre.

    Und warum wiederum darf die nicht hoch sein? Etwa nur weil sich dann niemand privat an der Sache bereichern kann?

    Kurz: Ich sehe in dieser ganzen Geschichte eigentlich reine Ideologie ohne realen Inhalt.

    • @Bockemühl: Ihr Argument der Krankenkassen ist das Paradebeispiel für das Versagen der Frei-Markt-Ideologie.

      In den USA gibt es 3 Gesundheitssysteme: das private System (leicht reformiert als Obama-care bekannt), eine Einheitskasse (Medicare für alle über 65-Jährigen) und ein sogenanntes Universelles Gesundheitssystem (VHA = Veterans Health Administration), bei der der Staat nicht nur bezahlt, sondern auch die Leistungen erbringt. Die vollkommen staatsquotliche (um einen Blog-Themen-gerechten Begriff zu prägen) VHA schlägt alle anderen Systeme um längen. In mehreren, zT. auch von Arbeitgeberseite bezahlten Studien (die meisten Krankenversicherungen laufen über einen Arbeitsvertrag) hat die VHA die jeweils besten privaten Gesundheitsversorger in allen gemessenen Kategorien übertroffen: schnellere Genesung, geringere Rückfallquote, frühere Erkennungsrate, tiefere Kosten, etc. etc. Natürlich interessiert das niemanden, da nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf. Tatsächlich war kein VHA-Vertreter in den Expertengremien zur Obama-care Reform!

      Das zweitbeste ist übrigens die Einheitskasse Medicare, obwohl es mit Nachteilen ins Rennen steigt. Viele ältere Leute kurz vor dem Medicare-Alter schieben nämlich notwendige Behandlungen so lange auf, bis sie in Medicare eintreten können, mit ensprechenden Kostenfolgen.

      Zum privaten System nur soviel: vor Obamacare waren Krankheitskosten die Hauptursache für Privatkonkurse — notabene von Personen *mit* einer Krankenversicherung.

      • Urs sagt:

        Mein Favorit für die Schweiz wäre so etwas wie eine Service Public Infrastruktur für Haus-Aerzte wie es Sie für unsere Schulen und Lehrer gibt.

        Jede Gemeinde baut ein eigenes Aerztezentrum auf. das Personla wird von der Gemeinde angesteltl inkl. den üblichen Löhne, Sozialeistungen etc. Die Ausrüstung könnten etwa vom Kanton Standardisiert werden und zusätzliche Ausstattung halt nach Bedarf…

        Braucht es teuere Spezialgeräte können sich ein paar Gemeiden zusammenschliessen oder gibt die Verantwortung in den Bezirk. Zusätzliche Spezialsiten könnte man in ähnlicher Art und Weise anstellen und die Kapazität auf mehrere gemeidnen verteilen. Bei grösseren Gemeiden oder Städten plant man halt mehrere solche Service Public HMO Praxen ein.

        Checks and Balances kann man ohne weiteres in das System einbauen so das Kosten, Qualität und Service Kontrolliert und angepasst werden können. Die gesamte Infrastruktur inkl. der Saläre wird transparent öffentlich und jeder hätte Informations und Auskunftsrechte. Mitsprache gibt es wie üblich via Abstimmungen und Gemeindeversamlugen etc.

        An der Gemeindeversamlung kann man das Thema inkl. Kredite und Anschaffungen ebenfalls besprechen und und man sieht die Aerzte, die Infrastuktur das Personal nicht mehr als Profitcenter and sondern wie die Schulen und unsere Bildung als einen Teil unserer Gesellschaft bei dem es für einmal nicht um unsere Bildung sondern unsere Gesundheit geht…

        Es müsste soweit kommen das beim Thema Gesundheit nicht mir die Profite und Renditen im Vordergrund stehen sondern unser Wohlbefinden…

    • Linus Huber sagt:

      Reflexitaet und Nachhaltigkeit

      Ich bin selten krank, jedoch wenn von einem nicht lebensgefährdendem Leiden befallen werde, erkundige ich mich über die möglichen Gründe der Symptome im Internet. Ich erwäge in eigener Regie, was die plausibelste Ursache sein mag und konsultiere kurz meine engste Umgebung um mögliche Ratschläge mit zu berücksichtigen. Danach entscheide ich mich auf meine Behandlung, welche oft einzig darin besteht, gar nichts zu unternehmen um den Körper auf die notwendige Widerstandskraft zu trimmen, was langfristig sicherlich vorteilhaft sein dürfte. In anderen Fällen besuche ich einen mir vertrauten Apotheker und diskutiere kurz das bestgeeignete Medikament, kaufe und administriere es, womit die Angelegenheit abgeschlossen ist. Natürlich können sich bei diesem Vorgehen unvorhergesehene Nebenwirkungen melden, dies trifft jedoch auch zu, wenn ich auf den Rat eines Arztes höre. Was jedoch wichtig ist an diesem Beispiel, liegt im Umstand, dass ich Eigenverantwortung und Risiko übernehme und nicht delegiere. Nun, es ist leider nicht möglich in unserem gegenwärtigen System in der Schweiz sowie vielen anderen Staaten der Welt, nach diesem Prinzip zu handeln, da man erstens sämtliche Kosten selber zu tragen hat (Ablehnung der Deckung durch die Krankenkasse) und zweitens das Medikament ohne eine Verschreibung des Arztes gar nicht kaufen darf. Wenn das einzelne Individuum die Kosten persönlich zu tragen hätte, würde die Anzahl Arztbesuche vielleicht um 50% einbrechen und aufgrund des reduzierten Aufwandes somit Nachhaltigkeit gesteigert und Verantwortungsbewusstsein im Bereiche der eigenen Gesundheit gefördert würden. Ich kann daraus schliessen, dass das System falsche Anreize produziert, indem die Eigenverantwortung und das Risiko an eine gefühlsmäßig undefinierbare Masse delegiert wird, womit die Regeln die Nachhaltigkeit des gesamten Gesundheitswesens untergräbt, ein Umstand, welcher für die Gesellschaft insgesamt negative Auswirkungen produziert.

      • Erwin Zimmermann sagt:

        Ich bewundere Ihr eigenverantwortliches Verhalten – und habe dagegen auch nichts einzuwenden, solange Sie nur sich selbst damit gefährden. Aber gerade das Beispiel „Gesundheit“ verdeutlicht die Grenzen der Eigenverantwortung sehr deutlich: nämlich durch die Ansteckungsgefahr! Nehmen wir die Atemwegserkrankungen: Husten, Bronchitis und Tuberkulose. Ab welchem Krankheitsstadium erkennen Sie Tuberkulose eindeutig und wieviele Menschen könnten Sie bis dahin angesteckt haben? Es liegt also durchaus im Interesse der Allgemeinheit, wenn Eigenverantwortung an Fachleute delegiert wird.
        Ich möchte mir nicht bei jedem hustendem Mitmenschen die Frage stellen müssen, handelt der jetzt eigenverantwortlich selbst-therapiert und welches Restrisiko besteht dadurch für mich? Lieber möchte ich davon ausgehen, dass der Hustende zumindest die Risikobewertung einem Arzt überlassen hat…

        • Linus Huber sagt:

          @ Erwin

          Glauben Sie nicht, dass man, da innerhalb einer Gesellschaft mit Mitmenschen lebend, die Frage der Ansteckungsgefahr nicht ebenfalls erkennen wird und entsprechend reagieren wuerde? Und tatsaechlich besteht ein Restrisiko, selbst wenn man einen Arzt konsultiert, da das Leben selber risikobehaftet ist.

          Es geht in diesem Beitrag um die Nachhaltigkeit eines Systems. Aufgrund einer anonymen Masse von Anbietern und Angebotsempfaengern entwickelt sich langfristig betrachtet automatisch eine nicht nachhaltige Entwicklung aufgrund der Reflexivitaet. Saemtliche dem System angehaengten Mitglieder profitieren auf persoenlicher Basis durch die Ausweitung der Dienstleistungen. Die Anbieter aufgrund der damit verbundenen hoeheren Einnahmen und der Konsument aufgrund des verhaeltnismaessig hoeheren Nutzens/Anwendens im Verhaeltnis zu andern versicherten Mitgliedern der Schicksalgemeinschaft. Es handelt sich auch hier um eine schrittweise und nicht sofort erkennbare Veraenderung im Verhalten der Gesellschaft, welche unter dem Begriff „Reflexivitaet“ figuriert.

          Es stellt sich einzig die Frage, wann dieses System an seine Grenzen stossen wird und nicht ob. Reden wir noch einmal in 10 Jahren darueber und Sie werden feststellen muessen, dass der Typ aus jenem Blog vor 10 Jahren hat die Problematik vorausgesehen.

          • ast sagt:

            Es scheint gerade an Grenzen angestossen zu haben, jedenfalls wenn man Craig Roberts Glauben schenken will. http://www.paulcraigroberts.org/
            Da geht es aber nicht wirklich nur um das Edelmetall Gold, wo gewaltige Papiermengen leer verkauft worden seien -und wo es jetzt angeblich physisch Lieferengpässe geben soll. Mit 1 Unze Gold konnte man am Donnerstag etwa gleich viel Heizöl kaufen wie heute, denn auch Öl hat es erwischt -und die ganze Palette der Rohstoffe für Industriezwecke. Das ganze System mit Papierrohstoffen ist eine Farce, da wird mit Mengen gehandelt die es gar nicht gibt. Es stellt sich also die Frage wie lange es noch dauert bis die FED die Kontrolle über das System verliert. Ich sehe dies im Zusammenhang mit der Erstarkung anderer Märkte wie Asien und Südamerika -wenn dort das Spiel nicht mehr mitgemacht wird. Bis jetzt scheinen die Chinesen allerdings noch vor entscheidenden Schritten zurück zu schrecken, es ist ihnen ja noch nicht gelungen auf den Binnenmarkt umzustellen. In China werden die Menschen deshalb langsam ungeduldig und fordern weitere Reformen. Gut möglich dass der Westen schon vorher über nicht erfüllbare Forderungen fällt, sei es bei Gold und Silber, oder auch wie in den USA jederzeit möglich die Renten nicht mehr bezahlt werden können (zum Beispiel Illinois)

  • will williamson sagt:

    Die Staatsquote ist das Eine, das Andere die Verschuldung. Die Gesamtverschuldung (Staat, Banken, Unternehmen, Haushalte) zusammen soll in GB annähernd das Zehnfache des BIP betragen. Der Hauptanteil sind nicht die Staatsschulden, sondern die des Finanzbereichs, die potenzielle Staatsschulden darstellen, weil im Falle des Falles die Banken wieder durch den Staat gerettet werden müssen. Nach GB folgt in der Rangliste Japan mit etwas über 600% des BIP, dann Schweden mit über 400%. Für die Schweiz werden etwa 350% angegeben, wobei der Bankensektor etwa einen Drittel ausmacht.

    • Linus Huber sagt:

      @ Will

      Genau, man sollte wenigstens diesen Kontext beruecksichtigen. Natuerlich gaebe es noch andere Aspekte, wie z.B. Demogrphie etc.

  • Frank Baum sagt:

    Der Artikel zeigt sehr schön, dass das Vermächtbnis des Thatcherismus nicht so sehr die Reduktion der Staatsquote und damit die Wiederbelebung der englischen Wirtschaft war, sondern das Durchbrechen des Linkspopulismus. In England (wie in vielen anderen Europäischen Ländern) wirdf die rechtstaatliche Demokratie von den Bürgerlichen verteidigt. Es sind die Bürgerlichen, die Entscheide an der Urne fordern und darauf bestehen, diese Entscheide auch umzusetzen. Im Gegensatz dazu fordern die Linken den Linkspolulismus auf der Strasse: Entscheide sollen mit Gewalt auf der Strasse herbeigeführt werden (Häuser besetzen, Geschäfte plündern, Polizisten und Passanten verprügeln). Das sind die politischen Methoden der Linken. Thatcher hat hier Paroli geboten und diesen Teufelskreis durchbrochen. Das war auch gut so! Selbst in der Schweiz war die Gewalt auf der Strasse das erste politische Mittel der SP bis in die 80er Jahre. Erst dann hat die SP angefangen mit demokratischen Mitteln ihre Ziele zu verfolgen (die Juso tut es bis heute noch nicht).

    Die Linken ärgern sich über Thatcher, weil durch sie die Demokratie über den Linkspopulismus siegte.

    • Markus sagt:

      Verstehe ich das also richtig. Wer eine Initiative einreicht, wie dies die Juso mit der 1:12 Initiative tut, verfolgt keine demokratischen Ziele. Dafür ist dann ist wohl eine vom Verwaltungsrat bewilligte abgangsentschädigung in Millionenhöhe demokratisch, weshalb diese weder von Volk oder Aktionären zu g enehmigen ist…

      • Frank Baum sagt:

        @Markus: Die Juso glänzt nicht so sehr mit ihren Initiativen (das sind tatsächlich demokratische Mittel) sondern mit ihren 1. Mai-Demos (die in Gewalt ausarten), mit ihren Gegendemos zu SVP Parteitagen (die in Gewalt ausarten) und mit ihren Hausbesetzungen / Chaoten-zügen (die in Gewalt und Plündern ausarten). Die meisten Aktionen der Juso bewegen sich ausserhalb des demokratischen Prozesses und ausserhalb unseres Rechtsstaates.

    • Linus Huber sagt:

      @ Frank

      Ich erkenne immer wieder, dass Sie dazu tendieren in alten Normen zu denken. Links und Rechts sind immer unwichtigere Aspekte der politischen Landschaft. Der eigentliche Kampf spielt sich zwischen den 0,1% und den 99,9% ab, wobei dies noch nicht wirklich erkannt wird, da je nach Staat, die Entscheidungstraeger sowie die Meinungsmacher und viele andere bevorzugte Gruppen wohl einen Anteil von vielleicht 20% der Bevoelkerung ausmachen, welche zum Schutze und zur Festigung des Status Quo dieser 0,1% agieren/zudienen.

      Ebenfalls geht die Angst vor dem Verlust staatlicher Leistungen umher, womit die bestehende Entwicklung weiter gefestigt wird, obwohl deren Nachhaltigkeit offensichtlich nicht gewaehrt ist.

      • Frank Baum sagt:

        „Links“ und „Rechts“ sind keine alten Normen. einerseits wird diese Definition in den Sozialwissenschaften benutzt. Andererseits wird diese Norm auch von den politischen Akteuren selbst verwendet, um zu signalisieren, welche politischen Zile und Methoden sie anstreben bzw. verwenden.

        „Der eigentliche Kampf spielt sich zwischen den 0,1% und den 99,9% ab, …“ ist Linkspolulismus in Reinkultur. Wenn die Occupy-Chaoten tatsächlich 99,9% vertreten würden, warum stellen sie sich denn keiner Wahl? Da müssten sie ja massiv abräumen! Sie tun es nicht, weil sie wissen, dass sie keine 99,9% der Leute vertreten sondern bestenfalls 1%. Ein paar verlorene Linksextremisten eben.

        Das Problem der Linkspopulisten besteht darin, dass sie Demonstranten mit dem Volk verwechseln und denken, alle die nicht für sie stimmen, seien blöd oder geklauft. Das sind sie nicht. Man unterscheidet lediglich zwischen demokratischer Legitimation und linken gewaltbereiten Chaoten.

        Wir wählen mehrheitlich Bürgerlich, weil wir wissen, dass wir für unseren Wohlstand Arbeitsplätze brauchen. Diese werden durch Investitionen geschaffen und jemand muss bereit sein, diese zu tätigen. Die Linkspopulisten tun leider alles, um Investitionen zu verhindern. Deshalb scheitern sie auch politisch.

        • will williamson sagt:

          „“Links” und “Rechts” sind keine alten Normen.“ Die Herkunft der Begriffe „links“ und „rechts“ im politischen Bereich geht auf die Sitzordnung der französischen Nationalversammlung von 1789 zurück. Dazu Wikipedia:

          „Das Aufkommen der Links-Rechts-Unterscheidung im Sinne politischer Richtungsbegriffe wird auf den Ursprung der Französischen Nationalversammlung in der verfassunggebenden Nationalversammlung (Konstituante) von 1789 zurückgeführt [1]. Dadurch blieb die Sitzordnung nicht länger das Spiegelbild festgefügter gesellschaftlicher Hierarchien wie in der Versammlung der feudalen Generalstände, sondern brachte bald die Dynamik politischer-ideologischer Auseinandersetzungen zum Ausdruck. Es entstand eine Auffächerung der politischen Orientierungen in der Nationalversammlung in ein Meinungsspektrum zwischen zwei Extremen: Die linke Seite „le côté gauche“ kennzeichnete eine revolutionäre, republikanische Stoßrichtung, während „le côté droit“ mehr zurückhaltende, der Monarchie freundlich gesinnte Vorstellungen vertrat. Bald wurden die räumlichen Adjektive „links“ und „rechts“ substantiviert und man sprach nun einfach von „la gauche“ und „la droite“.“

          • Frank Baum sagt:

            @Williamson: Sehr schön! Die Begriffe wurden schon vor Jahrhunderten geprägt. Das trifft auf viele andere Begriffe auch zu, die wir in den Sozialwissenschaften benutezn. Nur, wenn die Begriffe alt sind, welche Begriffe sind dann neuer, die den gleichen Sachverhalt beaschrieben (Ausrichtung einer Politik) und gleichermassen von den politischen Akteueren und den Wissenschaften verwendet werden? Fangen Sie bitte nicht mit der Piratenpartei an…

        • Linus Huber sagt:

          @ Frank

          Das Problem liegt nicht, dass sie nicht viel mehr Unterstuetzung erhalten koennen, sondern darin, dass sie nicht wirklich wissen, wo das Problem liegt.

          Sie koennen gut erkennen, wie z.B. Grillo aus mehr oder weniger dem Nichts auftauchte und im ersten Anlauf, wenn ich mich nicht taeusche, die hoechste oder fast die heochste Anzahl des „poplulare votes“ auf sich vereinigen konnte.

          Sie tun mir leid, wenn Sie sich einzig auf die Schweiz fokusieren und nicht die weltweite Entwicklung beobachten. Erstens ist die Schweiz normalerweise immer ein Jahr oder 2 hinter der Entwicklung anderer Laender und zweitens halfen die korrupten Massnahmen der Zentralbanken hauptsaechlich der Bankelite und aufgrund unserer hohen Banklastigkeit natuerlich auch uns.

          Wie gesagt, hat die allgemein zunehmende Verunsicherung und Verdrossenheit sehr wenig mit den Ideen von Links oder Rechts zu tun, sondern viel mehr mit der Frage der schrittweisen Erkennbarkeit einer nicht nachhaltigen Entwicklung, welche eben auf der inflationaeren Geldpolitik der Zentralbanken der vergangenen Jahrzehnte basiert. Die Politik bietet einzig symbolische Kaempfe und ob Links oder Rechts, alles in etwa gleichartig die Regeln der Nachhaltigkeit verletzt.

          • Ernesto de la Suerna sagt:

            Ziemlich wirr, Ihre Argumentation. Wem schadet eine inflationäre Geldpolitik in Ihrer Denkschablone mehr? Den 0.1% oder den 99.9%? Die Schweiz kann nicht als Beispiel für den sozialen Unmut dienen, wie Sie zu Recht anführen. Ob Italien als politischer Sonderfall allerdings repräsentativer ist, wage ich sehr zu bezweifeln. Protestwahlen sind in Italien sozusagen der politisches Alltagsbrot – ob der gewählte nun Silvio oder Beppe heisst.
            Im Kern haben Sie Recht, ein zunehmender Anteil der Bevölkerung (auch in der CH) fühlt sich politisch schlecht bzw. gar nicht vertreten, weder von links noch von rechts. Das geht mir ähnlich, und zeigt auch die Grenzen der Demokratie auf. Trotzdem würde ich (fast) jedem in diesem gesamten Spektrum meine Stimme geben, bevor ich einen unzufriedenen asozialen Mob unterstütze, welcher keinen einzigen Lösungsansatz bringt und von sich behauptet 99.9% zu repräsentieren. Da ist ja Christoph mit seinen 30% direkt bescheiden.

          • Frank Baum sagt:

            @Huber: Weiter oben haben Sie sich auf die Occupy-Bewegung bezogen. Jetzt bringen Sie Ihr Unbehagen zur Politik der Zentralbanken zum Ausdruck. Das scheint mir etwas inkonsistent. Ich habe die Anliegen der Occupy-Bewegung nicht weiter verfolgt. Nur, hätten die Ocupy-Vertreter eine Null-Expansions-Politik von den Zentralbanken gefordert, dann wären sie ja im Lager des liberitären Ron Paul gelandet. Ich glaube kaum, dass das im Interesse der Occupy-Vertretern gewesen wäre.

            Wer profitiert von der expansiven Geldmarktpolitik der Zentralbanken? Es sind nicht die Banken sondern es sinid die Angestellten. Im Falle eines NAchfrage-Gpas (wie wir es heute vorliegen haben) helfen bekanntlich eine expansive Fiskalpolitik (zum Teil umgesetzt, zum Teil das Gegenteil) und eine expansive Geldmarktpolitik. Letztere birgt das Risiko von Inflation. Inflation trifft vor allem Anleger – also Sparer und Investoren. Wenn man aber von einem Einkommen lebt und nicht vom Lohn, dann ist man besser bedient, wenn die Nationalbank im Falle einer Nachfragekrise Geld druckt. Wenn man von Zinsen lebt, dann wünscht man sich das Gegenteil.

            Zu guter Letzt: Die Verunsicherung ist nicht annähernd so gross, wie das in den Medien dargestellt wird. Die Medien leben von Panikmache und wollen immer eine Revolution herbei reden. Die will aber nicht wirklich jemand. Das hat auch einen guten Grund: es geht uns hervorragend und es braucht viel, um einen Vorschlag zu machen, der unsere Situation nicht noch verschlechtert. Das ist ja auch das Problem der Occupy-Bewegung am Ende gewesen. Man hatte gar keine konkreten Vorschläge gehabt. Man hat viele Missstände beklagt, die beklagenswert sind. Man hat aber keine Vorschläge gemacht, die sinnvoll gewesen wären. Dann verläuft sich die Sache eben wieder…

          • Linus Huber sagt:

            @ Frank

            Lesen Sie genau. Ich aeussere kein Unbehagen zur Politik der Zentralbanken zum Ausdruck sondern laste die heutige Krise der vergangenen ueber jahrzehnte angewandten inflationaeren Geldpoltik an. Es handelt sich hierbei um eine Feststellung, welche Sie anscheinend in ihrer Konsequenz nicht erkennen koennen.

            Von der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken werden langfristig betrachtet gewisse Entwicklungen in Gang gesetzt. Es handelt sich nicht um einen einfachen Prozess, da es sich um eine unbemerkte Veraenderung im Verhalten der Gesellschaft handelt. Es stellt in sich ein unverhaeltnismaessig hohes Wachstum des Kreditvolumens innerhalb des Systems dar, welches natuerlich der Finanzindustrie nuetzt, da diese dadurch einen unverhaeltnismaessig hohen Anteil des erwirtschafteten Kuchens fuer sich abzweigt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in manch einem Aktienindex der Sektor der Banken bis zu einem Anteil von 30% einnahm, was in sich schon klar auf eine nicht nachhaltige Entwicklung hinweisen sollte.

            Wenn Sie glauben, dass der Angestellte profitiert, sind Sie nicht in der Lage, langfristig zu denken. Die inflationaere Geldpolitik erzeugt eine kuenstlich aber nicht nachhaltig hohe Nachfrage, wodurch viele Fehlinvestitionen getaetigt werden, welche heute eigentlich zur Abschreibung anstehen. Diese Politik ist der eigentliche Grund des heutigen Problems, da dadurch eine Umverteilung vom Sparer an den Schuldner und von unten nach oben einsetzte. Desweiteren werden durch die miteinhergehenden Umverteilung der Kosten des Risikos viele fuer eine Gesellschaft wichtige Werte untergraben, wie z.B. Eigenverantwortung fuer das Funktionieren der Gesellschaft, Ehrbarkeit, Ehrlichkeit, nachhaltiges Verhalten etc. und andessen Werte wie Wegwerfgesellschaft, Leben auf Kredit, Lug und Betrug, Geiz ist geil, Nepotismus etc gefoerdert.

            Es handelte sich um eine langsame und unbemerkte Veraenderung der Gesellschaft und heute wissen viele nur, dass etwas nicht stimmt.

  • Urs sagt:

    Wi, fragt mans ich, liegt den ein Optimum sofer überhaupt eines möglich wäre. das ist es meienr Meinung nach überhaupt nicht…. Zu Staatsquote soll nicht nur Geld gehören sondern alle Ressourcen die durch den Staat tangiert werden… So und nun trennt mal schön.

    Zur Staatsquote gehört ja auch die AHV und halt nun mal alle Staatsanegstellten weil man der Privatwirtschaft nicht um die nächste Ecke herum vertrauen kann. Also braucht es für das private tun eine Kontroll und Ueberwachungsinstanz. Für viele ist etwa die Sozialfürsorge bzw. das möglichst effiziente aussieben der BEzüger ein vermindern dr Staatsquote…

    …auf der anderen Seite lieben gerade unser Neolibral indoktrinierten Anhänger Mess und Kontrollsystemem wie nie jemand zuvor… (Ampelsysteme, Q-Standards, ISO Normen, Bologna und PISA, die Zeugisse unserer Kinder, Städt- Uni- Länder usw. Rankings…) nun hat man, geflissentlich, diese Systeme privatisiert um ja die Profite nicht Verstaatlichen zu müssen (in ihrer typischen Staatsverachtung) , doch den privaten kann man nicht trauen und Verantwortung für eine ganze Bevölkerung können die privaten Grossmäuler in vielen Fällen schon gar nicht nachkommen…

    Also her mit der Gemeinschaftskasse des Staates und das sind wir wieder…. die USA und GB haben übrigens im Rahmen der Restrukturierungen und massiven Arbeitslosigkeit 100’000 Menschen Angestellt um diese von der Strasse zu holen und in Arbeit zu bringen… etwas das die reichen Aktionäre nicht im Truam gewillt sind zu tun, obwohl diese Milliardenprofite für sich reklamieren…. mit Hilfe des Staates, denn alleine wären die nichts. Die tun nur oft so…

    …Nur schon das erreichen und durchsetzen von Normen jeglicher Art ist oft eine Lachnummer. da streiten sich Unternehmen über Jahre über Standards und verbauchen Ressourcen wie nie zuvor, dabei wäre gerade Standardisierung eine Aufgabe von Staaten… die können das besser.

    Es steht uns noch die private Regulierung des Internet bevor. Oh Graus

    • Martin Holzherr sagt:

      Die private Regulierung desInternets gibt’s nur im Westen. In China ist die Internetinfrastruktur inwischen so strukturiert, dass die Herkunft jeder Anfrage rückverfolgt werden kann. Etwas was zwar auch hier meist möglich ist außer man verschleiert die Herkunft bewusst.
      Einen Staatsanteil für Ressourcen, die durch den Staat tangiert werden gibt’s. Jeder Europäer kann sich heute als stolzer Mitunterstützer vieler maroder Banken fühlen. Die Frage ist hier aber wie man Privat von Staat unterscheidet. Es gibt ein einfaches Kriterium: Was Bankrott gehen kann ist privat alles andere staatlich.

  • Die Kurze Frage am Moooontag: Wieso ist eine hohe Staatsquote schlecht?

    Der Kurze Nachtrag zur Kurzen Frage am Moooontag: Ich kenne das ideologische Argument, wonach es „ordnungspolitisch“ notwendig sei, etwa die Swisscom vollständig zu privatisieren, d.h. den Aktien-Anteil der Eidgenossenschaft auf 0 herunter zu fahren und auf diese Weise die entsprechenden Dividenden-Einnahmen dem Staat zu entziehen und stattdessen den reichen Eliten zuzuführen. Quasi in Taliban-Manier das „richtige“ zu tun, auch wenn (oder gerade weil?) es der Mehrheit schadet.

    Mich interessiert nur das wissenschaftliche Argument.

    • Frank Baum sagt:

      Hier das empirische Argument: der Kommunismus ist gescheitert. Immer und überall auf dieser Welt. Der Kommunismus hat Elend und Massenmord nach sich gezogen.

      Das wissenschaftliche Argument: Im gegensatz zum Staat haben private Eigentümer Interesse, einen Betrieb effizient zu führen. Beispiel Swisscom: Wenn wir die Swisscom privatisieren, dann haben wir private Eigentümer, die den Betrieb effizient führen lassen, weil es in ihrem eigenen Interesse ist, dies so zu tun. Als Staatsbetrieb haben wir Bürokraten, die politische Interessen verfolgen. Dort steht Effizienz an letzter Stelle. Wir bekommen Misswirtschaft.

      • Tom Müller sagt:

        @Frank Baum: Das Märchen von der Effizient der Privatwirtschaft ist schlicht und ergreifen falsch. Sonst würde es z.B. nicht mit schöner Regelmässigkeit Finanzkrisen geben. Private Eigentümer führen einen Betrieb auch nur dann effizent und wirtschaftlich, wenn es um ihr eigenes Geld geht. Doch leider sind heutzutage echte Patrons à la Hayek und Co. unterdessen eine verschwindende Minderheit in der Privatwirtschaft. Der CEO von heute ist häufig von reiner von Gier getriebener Abzocker. Er möchte primär seinen eigenen Nutzen in Form einer möglichst hohen Entschädigung maximieren. Geht’s schief, ist’s ihm meistens egal und er ist mit einem goldenen Fallschirm schneller weg, als man Piep sagen kann.nternehmen keine Träne nach. Auch dafür gibts X Beispiele…

      • @Baum
        Lesefehler in meiner Frage: „Staatsquote“ fängt mit „S“ an, „Kommunismus“ mit „K“, und das ist erst der erste Buchstabe (danach folgen noch ein paar, die ebenfalls unterschiedlich sind).

        Zum Hauptargument: Ihre Argumentation beruht darauf, dass die Werktätigen, etwa in der Swisscom, auch Eigentümer im Betrieb sind. Woher soll sonst das Eigeninteresse an der Effizienz kommen? Tatsächlich sind sie Angestellte einer anonymen Eigentümerschaft (Aktionäre). In diesem Fall aber ersehe ich aus Ihrer Antwort aber nicht — vermutlich weil ich als Atheist nicht an Ihren Gott (den Freien Mark) glaube — wieso ein Angestellter weniger hart/effizient arbeiten soll, nur weil die Firma statt dem einen anonymen Eigentümer (Aktionär) einem anderen anonymen Eigentümer (Staat) gehört. Da sie hierzu keine wirklich sachliche Begründung geben, ist Ihre Antwort nicht wirklich wissenschaftlich, sondern ideologisch. Ich kann Ihnen daher keine Punkte dafür geben.

        • Thomas Meier sagt:

          Warum stellen Sie überhaupt eine Frage, wenn Sie die Antwort nicht hören wollen? Lesen Sie doch einfach mal ein Buch zu Thema, wenn Sie es schon nicht verstehen. Sie schreiben hier ständig die immer gleiche Beiträge und ihre „Frage“ dient Ihnen nur dazu, damit Sie Ihre linken Propagandasätze hinunterbeten können, mit einer Diskussion hat das gar nichts zu tun. Ausserdem behauptet niemand, dass alles Staatliche schlecht ist, aber je höher die Staatsquote bei Ländern in der Vergangenheit war, desto ärmer sind sie heute. Das ist nunmal eine Tatsache und da können Sie noch lange erzählen was Sie wollen. Jene Länder, welche in Europa in den letzte 20 Jahren die Staatsquote am meisten gesenkt haben, sind ausgerechnet die skandinavischen Ländern. Das private Unternehmungen insgesamt effizienter arbeiten wurde x-fach bewiesen und Swisscom ist ein eher schlechtes Beispiel, weil es sich um Infrastruktur handelt, aber bei 90% der Unternehmungen ist der Fall glasklar.
          Ahja, und wenn sie von wissenschaftlich sprechen: Wissenschaft beruht auf Tatsachen. Diese habe ich Ihnen gerade erklärt. Wenn Sie das Gegenteil behaupten, müssten Sie es beweisen können und können nicht einfach behaupten, dass meine Aussage „ideologisch“ ist. Das ist unwissenschaftlich.

          • Dass ich immer denselben Mist schreibe, kommt daher, dass ich immer denselben ideologischen Mist lese (ich meine die Kommentare und nicht so sehr den Artikel).

            Wieso ist es so unverschämt, zu verlangen, dass sich die Ökonomische Lehre wenigstens minimalen Prinzipien der Wissenschaftlichkeit unterwirft, wenn sie sich schon das Recht anmasst, unser aller Leben zu versauen? Oder dass sie einfach faktisch wahr ist?

            Es mag sein, dass einem Gläubigen das ideologische Bekenntnis Herrn Baums als Antwort ausreicht, aber wenn man nicht mit einer rein technischen Argumentation erklären kann, wieso ceteris paribus jemand in Abhängigkeit dessen härter oder effizienter arbeitet, ob der Firmeneigentümer der Staat oder eine Ansammlung von Aktionären ist, erlaube ich mir, die Antwort abzulehnen.

          • Nachtrag: Ich empfehle allen noch nicht ideologisch verblendeten ab und zu im Blog „Unlearning Economics“ zu lesen ( http://unlearningeconomics.wordpress.com ). Es handelt sich beim Autoren um einen Studenten der Ökonomie, der offenbar trotz ideologischer Hirnbewaschung (aka Studium der Ökonomie) das Denken nicht verlernt hat. Der Kerl scheint zu wissen, wovon er schreibt, und er argumentiert (im krassen Gegensatz zu mir) respektvoll, sachlich und überzeugend.

          • Vor allem aber habe ich lediglich eine einfache harmlose unschuldige Frage gestellt, weil das Thema Staatsquote auch bei uns immer wieder debattiert wird, etwa wenn es um die Privatisierung ehemaliger Staatsbetriebe geht.

            Um ideologische General-Argumente wie „ordnungspolitisch ist eine hohe Staatsquote unerwünscht“ zu entmutigen und vielleicht etwas Pragmatismus zu injizieren habe ich im Nachtrag die Konsequenzen einer eindimensionalen Sichtweise dargelegt (reale Einnahmenausfälle für die Eidgenossenschaft bei „idealer“ Staatsquote).

            Die erste (!!) Antwort, die ich erhalten hatte, begann mit einem zusammenhangslosen Geschwafel über Kommunismus und Massenmord. Ich fand, mit meinem Buchstaben-Argument habe ich den „rant“ respektvoll genug behandelt. Der Rest der Antwort bestand im Wesentlichen aus einem Aneinanderreihen von Effizienzbehauptungen ohne jede Begründung oder Motivation. Ich dachte, mit dem Hinweis auf den noch zu erklärenden Kern seiner Behauptung wäre ich sogar hilfreich gewesen. Offenbar nicht.

            Es mag sein, dass Ihnen, Herr Meier, eine Aneinanderreihung von ideologischen Schlagworten als Antwort genügt, vielleicht weil sie die Ideologie teilen und daher geringere Ansprüche stellen, aber Personen, die ihr Hirn ab und an auch mal zum Denken benutzen, kommt man mit so etwas nicht weit. Für etwas, das den Anspruch erhebt, „Wissenschaft“ genannt zu werden genügt dies schon gar nicht. Aber wenn man in der „Wissenschaft“ Ökonomie gewisse Fragen wie „Wieso ist eine hohe Staatsquote schlecht“ nicht mal mehr stellen darf, bestätigt das ja eigentlich nur meine These, wonach Ökonomie eben keine Wissenschaft sondern eine Theologie des Marktes ist. Oder kennt jemand eine andere Wissenschaft, in der man Fragen mit Platitüden abkanzelt, oder hat schon jemand von „Sozialistischer Meteorologie“ gehört? Wieso hört man solche Dinge nur in der Ökonomie?

            Wieso ist eine hohe Staatsquote schlecht?

      • Urs sagt:

        Frank Baum… Irreführende Zusammenhänge und Glauben führt nicht zu etwas besserem… dann stellt sich die frage was man überhaupt erreichen möchte. EIne Struktur welche für Investoren aufgebaut wird oder eine Struktur die ganze ienfach einen Service Public erhalten und anbieten soll… Beide haben gänzlich andere Ziele, Vorraussetzungen für dne Betrieb, die GL, die Mitarbeiter und die Abnehmer…

        Wie herlich einfach es doch ist (noch) in der Schweiz Strom und Wasser zu beziehen… wobei der Strom bereits auf dem Weg des ewig Neoliberalen ist… (viele Faciltiy Manager und Immobielenverwalter sträuben sich darob die Nackenhaare) der Optimierung der Kennzahlen für Investoren. Die Mitarbeiter, die Gesellschaft, die Kunden, die Lieferanten interessieren hier niemanden mehr… ebenso werden grundsätzlich alle Kosten versucht auszzulagern… an die Gesellschaft wärend man paralle dazu versucht keine Steuern bezahlen zu müssen…

        Kurz und bündig… und etwas salopp ausgedrückt; Ich, und sehr wahrscheinlich viele andere auch haben die Nase voll vom Shareholdervalue und favoriseren eine Variante eines Stakeholder (kapitalismus)… an der eben auch alle anderen beteiligt werden inkl. Rechten, Pflichten…

        Die Shareholder von heute sind meiner Meinung nach beinahe gänzlich von jeglicher Verantwortung gegenüber der Gesellschaft im weitesten Sinn befreit. Dies… ganze einfach dank den WTO Handeslverträgen die den ganze Shareholdervalue bei allen Unterzeichern legalisieren und in ein für die Gesellschaft unbezahlbares Rahmewerk bringen… ein Menschenverachtendes Machwerk übelster Sorte. Es geht kaum noch totalitärer…

        Unternehmen und deren Aktionäre können ganze Nationalstaaten inkl. der dort wohnenden Menschen anklagen und auf Zahlung entgangener Renditen und Profite klagen… von wegen die tragen ein Risiko.

        Shareholdervalue Heute ! 99% beissen damit in’s Gras…

        „Konzerne versus Staaten: Mit Schiedsgerichten gegen die Demokratie“ http://www.blaetter.de/

      • Rolf Zach sagt:

        Welchen Kommunismus meinen Sie, den von Lenin, Stalin, Mao oder Deng. Ist der Deng Kommunismus schlecht für China?
        Was würden die Zürcher Ferrari-Fahrer sagen, wenn sie nicht mit Ihrem Liebling nicht jederzeit in die Stadt fahren könnten?
        Die SVP und auch die FDP würden von der Neidgesellschaft sprechen. Fahren Sie einmal mit einem Ferrari zur Bürozeit in die Innenstadt des kapitalistischen Singapur. Sie machen sofort die Erfahrung mit dem Road-Price. Singapur hat eine Volkspension wie das sozialistische Schweden. Alle Untersuchen belegen, dass ein Rechtsstaat im Versicherungswesen
        effizienter ist als Hoheitsträger als die Privaten. Ich möchte hier auf unsere SUVA verweisen. In jedem modernen Industriestaat machen Versicherungsprämien einen erheblichen Teil des Volkseinkommens aus. Sicher ist das private Versicherungswesen gut für eine Versicherung eines Zirkus-Dompteurs gegen Löwen-Frass, aber nicht für die Massen-Versicherungen. Kommunismus ist für mich die Lehre einer Gesellschaftsordnung in der Hand einer Macht-Elite ohne das irgendwelche anderen Subjekte im Staat politische oder wirtschaftliche Autonomie haben. Lenin musste sich am
        Schluss des Bürgerkrieges zur Neuen Ökonomischen Politik bekennen, sonst aller Fortschritts-Gläubigkeit das Regime zusammengebrochen. Bucharin wollte im Gegensatz zu Stalin diese Politik fortsetzen. 1945 erwarteten die Soldaten der Roten Armee die Aufhebung der Zwangs-Kollektivierung, zum Unglück der Sowjetunion wurde es nicht eingeführt. Chruschtschow war ein kultureller Dummkopf und Gorbatschow hat es zu spät begriffen. Warren Buffet hat seinen Reichtum hauptsächlich dem Versicherungswesen zu verdanken, wo es in den USA privat ist bis zur Ineffizienz. Die Frage der Staatsquote ist nicht die Frage der Höhe des prozentualen Anteils, sondern die Qualität dieses Anteils. Dies ist eine Frage der Qualität einer Verwaltung, dem Bildungsstand einer Bevölkerung und der demokratischen Kontrolle des dortigen Volkes.

      • Frank Baum sagt:

        @Müller: Die Tatsache, dass private Betriebe effizienter sind als Staatsberibe ist in der Volkswirtschaft unumstritten. Selbst „linke Ökonomen wie Stieglitz und Krugman erkennen den Wert privater Investitionen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Ein Betrieb wird effizienter geführt, wenn er privaten Eigentümern gehört. Das trifft auch zu, wenn die Eigentümer anonyme Aktionäre sind. Der Unterschied besteht eben darin, dass bei einem privaten Eigentümer der Gewinn und damit auch die Effizienz im Vordergrund steht. In der öffentlichen Hand stehen hingegen politische Interessen im Vordergrund. Da wird ein Betrieb dazu missbraucht, sich Posten zu zu schachern oder auch in die Kasse zu greifen. Die Effizienz liegt auch nicht am Handgriff des einzelnen Mitarbeiters, sondern darin, welche Handgriffe denn überhaupt ausgeführt werden sollen und welche nicht. Private haben genausowenig eine Glaskugel wie staatliche Bürkraten. Sie werden genausoviele Fehler machen. Wenn ein Privater aber einen Fehler macht, dann hört er früher oder später auf damit. Ein Bürokrat macht bis zum bitteren Ende weiter.

        Daher: Die Frage, was effizienter ist, ist in der Volkswirtschaftslehre theoretisch wie auch empirisch unumstritten.

        • @Baum

          Dass die Taliban den einzig wahren Islam vertreten ist unter Talibanen auch unumstritten, aber was beweist das schon. Es muss ja einen Grund dafür geben, weshalb der kritische Ökonom und Finanzkrisen-Vorherseher Steve Keen über die ökonomische Lehre geschrieben hat, sie sei „the application of bad mathematics to wishful thinking.“ Ihr Argument ist falsch auf so vielen Ebenen, dass es mir schwer fällt, meine Gedanken zu ordnen.

          „Da wird ein Betrieb dazu missbraucht, sich Posten zu zu schachern oder auch in die Kasse zu greifen.“ Wirklich? Tun Sie sich das nicht an, Herr Baum, oder ist Ihnen schon einmal eine konzisere Definition des Kürzels „CEO“ untergekommen?

          „Die Frage, was effizienter ist, ist in der Volkswirtschaftslehre theoretisch wie auch empirisch unumstritten.“ Das „empirisch“ ist schlicht falsch, oder dann existiert in Ihrer Welt das Land Südkorea nicht. Südkorea und Staatsquote sind quasi Synonyme. Und die Theorie würde ich schon gar nicht als Kronzeugen herbeizitieren. Was nicht schon aufgrund abstruser Annahmen von vorherein als unrealistischer Unsinn verworfen werden muss, wird durch die Realität (und oft sogar schon durch einfache Anwendung von Logik) überzeugend widerlegt.

          Meine Frage steht unbeantwortet: Wieso ist eine hohe Staatsquote schlecht?

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            Sie versuchen nicht einfach eine oberflaechliche Antwort zu erhalten, was dazu fuehren muss, dass wir den Kontext staerker beruecksichtigen muessen.

            In einem wirklich Freien Markt duerfte durch eine hohe Staatsquote die persoenliche Entfaltung unterminiert werden, da der Staat einen groesseren Anteil des persoenlich erwirtschafteten Gewinnes abzweigt und dadurch die Motivation fuer wirtschaftliches Handeln negativ beeinflusst. Wie ich oben schon erklaerte, werden heute jedoch aufgrund der hohen Regulierungsdichte die Entscheide ueber Erfolg oder Misserfolg verstaerkt durch diese Regeln beeinflusst, womit der eigentliche Unterschied zwischen Staat und Wirtschaft reduziert wird. Da die Regeln aufgrund massiver Lobby-Arbeit von den Grossen der verschiedenen Industrien zu ihren Gunsten beeinflusst werden, entwickelten sich immer staerkere monopolitische Strukturen, welche vergleichbar mit einer staatlichen Unternehmung wird. Der grosse Unterschied liegt heute hauptsaechlich darin, dass die Elite die Privatwirtschaft zur persoenlichen Bereicherung verwenden kann, waehrend dies bei oeffentlichen Betrieben nicht problemlos bewerkstelligen liesse.

            Kurzum, es bedingt das Studiums des Wirtschaftssystems (Kontext) um ihre Frage sinnvoll zu beantworten.

          • Allzu tiefgründig sollten Antworten auf meine Fragen schon nicht sein… 😉

            Hier ist ein möglicher Ansatz: Die eigentliche Staatsquote ist letzlich egal, und es ist lediglich eine Frage des Geschmacks (Ideologie), welcher Quotient akzeptabel ist oder nicht. Dann kann man das doch auch so sagen, und soll nicht irgendwelche fadenscheinigen Argumente liefern.

            Dass Staatsunternehmen grundsätzlich ineffizient und Privatunternehmen grundsätzlich effizient sind, ist m.E. mehr als nur anekdotisch widerlegt (SUVA, Südkorea, Finanzkrise, VHA, PTT vor Privatisierung, etc. etc.). Damit bleibt allenfalls die Behauptung, dass erstere „eher“ oder „oft“ ineffizient und letztere „in der Regel“ oder „ziemlich“ effizient sind. So what? Das höchste, was man dann folgerichtig behaupten kann, wäre wohl, dass man nicht genau sagen kann, welche Staatsquote nun tatsächlich die beste ist. Oder anders ausgedrückt: Die eigentliche Staatsquote ist letzlich egal, und es ist lediglich eine Frage des Geschmacks (Ideologie), welcher Quotient akzeptabel ist oder nicht.

          • Linus Huber sagt:

            Ich habe ein kleines Problem. Was genau wollen Sie mit Suedkorea beweisen? Dort liegt die Staatsquote bei nur etwa 22%, also bedeutend tiefer als in z.B. der EU.

          • Ha-Yoon Chang, Prof. für Ökonomie an der University of Cambridge und Autor des Buches „23 Things They Don’t Tell You About Capitalism“ und — wichtig — selber Südkoreaner, schreibt im Thing 12, wie die Regierung (entgegen vieler Widerstände von aussen und v.a. der Firmen im Land) das Erfolgsmodell Südkorea geschaffen haben. Er nennt LG als Beispiel, dass nur deshalb ein Elektronikgigant geworden war, weil die Regierung es befohlen hatte. Da das ganze Staatsquoten-Argument auf der angeblich höheren Effizienz privater statt staatlicher Wirtschafts-Entscheidungen basiert (dem Gebäude oder den Angestellten macht es ja wohl keinen Unterschied, wem die Firma gehört), fand ich es aufschlussrreich, zu erwähnen, dass die hocheffizienten Entscheide Südkoreas der Vergangenheit alle staatlicher Natur waren.

            Der Rest von wegen „Synonym“ ist lediglich auf literarische Freiheit basierende hyperbole meinerseits.

          • @Huber

            Noch etwas. Sie schreiben, dass „durch eine hohe Staatsquote die persoenliche Entfaltung unterminiert [wird], da der Staat einen groesseren Anteil des persoenlich erwirtschafteten Gewinnes abzweigt und dadurch die Motivation fuer wirtschaftliches Handeln negativ beeinflusst“.

            Falls Sie damit „Steuern“ meinen, muss ich ihnen sagen, dass die Laffer-Kurve, auf der dieses Motivations-Argument letztlich beruht, ihren peak nahe bei 100% hat. Steuern sind damit in der Realität vom Vorwurf der Motivations-Eindämmung freizusprechen (wenn die Theorie entgegen der Realität etwas anderes behauptet, dann diskreditiert es lediglich die Theorie). Die höchsten Wachstumsraten hatte die USA in Zeiten mit einer Top-Steuerrate von 91%. Die USAner schienen also gar nicht so unmotiviert zu sein. Ich glaube aber, das Staatsquoten-Argument bezieht sich ohnehin nicht auf Steuern sondern auf den Anteil der Wirtschaftsleistung, der vom Staat betrieben wird.

            Falls Sie jedoch „Konkurrenz“ meinen (d.h. dass Staatsbetriebe Private konurrenzieren), dann gilt ihr Argument natürlich auch für einen privaten Konkurrenten. Auch dieser zweigt einen Teil der ansonsten mir „zustehenden“ Einkommen ab. Damit würde jedoch das ganze Konkurrenzsystem und der freie Wettbewerb selbst ad absurdum geführt.

            Beim Lesen Ihres und vieler anderer Kommentare scheint sich die Antwort „die Höhe der Staatsquote ist irrelevant“ herauszuschälen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            Waehrend der Phase der allgemeinen Kreditausweitung, heben sich alle Schiffe und natuerlich zeigt sich dies auch sehr deutlich in einem als natuerlich empfundenen Wirtschaftswachstum. Jedoch ist das ueberproportionale Wachstum des Kreditvolumens langfristig betrachtet nicht nachhaltig.

            Um etwelche Wachstumsphasen einer Wirtschaft zu erklaeren, sind viele andere Aspekte und nicht einzig die Steuerbelastung von Bedeutung, wie zum Beispiel ein neu gefundener Enthusiasmus im Zusammenhang mit dem Ende einer kriegerischen Auseinandersetzung, ein Gefuehl als Schicksalsgemeinschaft zu operieren, eine lange unterdrueckte Lust etwas zu konsumieren und nicht einzig die Steuerpolitik und/oder Ueberregulierung. Das oekonomische System ist nicht wirklich erfassbar in seiner Gesamtheit, da es sich um einen lebenden Organismus handelt, in welchem jede einzelne Zelle sich aufgrund von positiv gemeinten Manipulationen oft langfristig betrachtet derart verhaelt, dass dies sich als negativ fuer die Gesamtheit des Systems herausstellt. Dies beruht oft auf der nicht gegebenen langfristigen Nachhaltigkeit aufgrund der mit den Massnahmen einhergehenden Reflexitaet, welche sich auf verschiedenen Ebenen sowie in verschiedenen Zeitraeumen entfaltet.

            Oh, ich hoffe meine Gedankengaenge sind nachvollziehbar.

          • Momoll, die Gedankengänge sind durchaus nachvollziehbar. Ihr „beef“ mit der allgemeinen ungebremsten Kreditausweitung kenne ich, und da stimme ich auch grösstenteils mit Ihnen überein. Auch das Nachkriegs-Konsum-Argument leuchtet ein, allerdings war die top-Steuerrate bis 1966 auf dem 91%-Niveau, und danach noch 70%, und da war der Krieg schon eine Weile her.

            Ich widerspreche höchstens bei der Behauptung, eine Wirtschaft lasse sich nicht gesamthaft erfassen (da lebender Organismus). Ich glaube im Gegenteil, dass sich eine Wirtschaft wie ein meteorologisches System verhält, das ja auch chaotisch ist, und trotz alledem Vorhersagen in den sehr kurzen (Wetter) und sehr langen Zeiträumen (Klima) erlaubt, Zyklen hat (Jahreszeiten), Krisen (Stürme, Orkane, Tornados, ..) usw. Also alles, was man in gewissen Sinne auch in einer dynamischen Wirtschaft findet. Und bevor sie „Rückkopplung!“ rufen, auch die sind mathematisch erfassbar.

          • Linus Huber sagt:

            @ Ralph

            Ich kann Ihre Ueberzeugung nicht wirklich teilen. Bei der Prognose des Wetters liegt eine andere Situation vor, da wir das Wetter ja nicht durch Manipulation (wenigsten bis heute) zu beeinflussen versuchen und somit uns nicht vom Beobachter zum Mitspieler umfunktionieren.

            In Bezug auf Zyklen kann ich beipflichten, sofern Sie sehr langfristige Zyklen mit beruecksichtigen wollen (Generations Zyklen, welche sich je nach Lebenserwartung veraendern moegen). Allerdings sind verschiedene Zyklen gleichzeitig am Werk (z.B. politische, technologische Zyklen, demographische Veraenderungen etc. etc.), welche sich gegenseitig und in unterschiedlicher Staerke sowie mit Unterzyklen versehen beeinflussen, sodass es sich als aeusserst fragwuerdig herausstellen duerfte, ein Modell zu entwickeln, welches all diese Aspekte sinnvoll beruecksichtigen kann und dadurch einen langfristigen Nutzen darstellen mag.

          • @Linus Huber

            Wenn Sie den Planeten genügend klein machen (bzw. das entsprechende Rechenmodell), dann können Sie selbstverständlich auch Wettermanimpulationen (auch „unschuldige“) einbeziehen. Das meinte ich mit meinem Hinweis auf Rückkopplungs-Effekte. Die Behauptung, die Wirtschaft entziehe sich einer grundlegenden wissenschaftlichen Analyse, rückt die Debatte gefährlich nahe an die standard-ökonomische Ideologie, wonach die Wege Gottes (Markt) unergründlich seien, und daher jede empirische Analyse und vor allem alle (staatlichen) Eingriffe in denselben abzulehnen sei, da diese ohnehin nur falsch sein oder schaden können.

            Der Zweck der Übung soll ja auch nicht „Nutzen“ sondern „Verständnis“ sein. Mir kommt es vor, als wiederholten wir in Fragen der Ökonomie die Zeit vor der Aufklärung, als die ersten Menschen erkannten, dass die Priester (Ökonomen) in Tat und Wahrheit keine Ahnung davon hatten, wie die Welt (Wirtschaft) funktioniert. Dass die Menschen, wenn sie es wissen wollten, die Bibel beiseite legen und selber beobachten müssten. Natürlich wehren sich, wie damals, die Priester dagegen, ihren Einfluss zu verlieren, verwerfen jeden Ansatz bevor er überhaupt versucht worden war, mit fadenscheinigen Argumenten: Es habe doch bisher alles so schön funktioniert (es hat nicht: Finanzkrise), es sei doch alles so schön logisch und in sich geschlossen (das ist eine paranoide Wahnvorstellung auch), es gebe keine andere Erklärung (weil man es noch nicht versucht hat) und überhaupt warten Folterzange und Scheiterhaufen für jeden, der sich uns in den Weg stellt (Unternehmen und Reiche wandern ab, wenn wir etwas am System ändern).

            Wenn ich die Wahl zwischen ökonomischem Mittelalter und Neuzeit habe, wähle ich die Neuzeit.

      • Frank Baum sagt:

        @Urs: Es gibt sicherlich veile Leute, die die Nase voll haben vom „Shareholder Value“. Die Frage ist nur, wie soll man diesem Problem begegnen? Mit Verstaatlichungen? Hugo Chavez hat (neben allen anderen Kommunisten) gerade in den letzten Jahren wieder den Beweis angetreten, dass dies nur im Elend endet. In Westeuropa – auch bei uns – gibt es sicherlich viele Linke. Es gibt auch genug, die Linkspoulismus verbreiten und gegen die Firmen schimpfen. Das ist alles schön und gut. Nur, wenn man ann vorschlägt, die Eigentumsrechte zu missachten und die Betriebe zu verstaatlichen, dann bleiben zum Glück nur ganz wenige übrig, weil es den meisten klar ist, dass Staatsbetreibe zur Misswirtschaft führen.

        Wenn man sich gegen die Auswüchse des Shareholder Values wehren will, dann tut man dies nicht mit Staatseigentum, sondern mit griffigen Regeln und Regulierungen.

      • Frank Baum sagt:

        @Rolf Zach: Ob man jetzt den Kommunismus Lenin’s, Stalin’s, Mao’s oder Deng’s nimmt. Das Resultat war jedes Mal das Gleiche. Deng hat zumindest liberale Reformen durchgeführt und damit das Wirtschaftswunder ausgelöst, das die Chinesen heute geniessen. Sie können in jüngster Zeit aber auch Hugo Chavez nehmen, um zu sehen, wo die Reise mit den Staatsbetrieben hingeht.

        Über das Road Pricing freuen sich am ehesten die Ferrari-Fahrer. Die können es sich leisten und haben dann freie Bahn. Deswegen sieht man ja auch die Nobelkarossen in Singapore. Die einfachen Leute sind von einer Fahrt in die Stadt ausgeschlossen. Genauso sieht es ja auch mit den Autobahngebühren in Frankreich aus. Ich fahre dort gerne Autobahn, weil man viel seltener Stau hat – im Gegensatz zu Deutschland. Ich leiste mir die Kosten und habe dann freie Bahn, wieso nicht?

        Was Sie bei den Versicherungen ansprechen trifft nicht so sehr Versicherungen als solches sondern Monopole. In einer freien Marktwirtschaft will man sich gegen Monopole schützen, da sonst irgendwer Monopolrenten abgreift. Es gibt aber auch natürliche Monopole. Dort kann es sehr gut sein, dass öffentliche Betriebe besser aufgestellt sind. Es stimmt auch, dass bei den Privatisierungswellen oft auch solche natürlichen Monopole veräussert wurden und die Erfahrungen damit schlecht waren (z.B. Eisenbahn-Netz in England).

        • Heiner Hug sagt:

          @Zach
          und immer wieder die SUVA – wussten sie, dass diejenigen die nicht müssen, sich stets für eine Private Versicherung entscheiden, weil diese günstiger ist, als die SUVA?
          Prämien schon verglichen? Nein? Immer schlecht, wenn man irgendwo Zwangskunde ist.

          • Rolf Zach sagt:

            Herr Hug. In der Industrie und Gewerbe ist die SUVA absoluter Marktführer und hat den entsprechenden wissenschaftlichen Dienst. Kann irgendeine eine Privat-Versicherung den gleichen Dienst aufweisen. Die SUVA hat eigene Ärzte. Bei unseren Krankenkassen besteht ein schlechter statistischer Dienst, der früher und auch heute nicht
            besonders nützlich ist. Keine Krankenkasse hat in diesem Bereich einen wissenschaftlichen Dienst. Resultat falsche
            Statistiken und ein Gelabber von irgendwelchen Gesundheitsökonomen. Übrigens die SUVA hat in ihren Anlagen besser gewirtschaftet als andere, renommierte Versicherungsgesellschaften mit sehr guten Salären für ihre GL, aber nicht im hohen Millionenbereich.

    • Linus Huber sagt:

      @ Ralph

      Ich verstehe Ihre Argumente sehr gut. Das ideologische Argument ruehrt von der Idee, dass aufgrund der hoeheren Effizienz der Privatwirtschaft grundsaetzlich eine bessere Ausnuetzung entsteht in einem Freien Markt. Allerdings bewegen wir uns eh nicht in einer Freien Marktwirtschaft, sondern in einem Umfeld unzaehliger Regelwerke, welche nicht nur Regeln festlegt, sondern auch einzig Privatwirtschaft temporaer von der Macht des Staates befreit, womit die langfristige Sorgfalt der entsprechenden Unternehmen untergraben wird. Es handelt sich um eine hohe Komplexitaet, in welcher oft ein monopolistisches System privatisiert wird, was natuerlich in sich dem Freien Markt widerspricht.

      Im heutigen Umfeld der massiven Korruption (massive Abweichung von gefuehltem zum formellen Recht, zunehmende Willkuer der Entscheidungstraeger, Erfolg des Lobbyismus etc.) frage ich mich ebenfalls, inwiefern Privatisierung positiv bewertet werden kann, wenn man beruecksichtigt, dass groessere Firmen oft einzig als Instrument der ungerechtfertigten Bereicherung des Top-Kaders dient und es sich ebenfalls oft um durch die entsprechenden Regeln um staatliche geschuetzte Monopole handelt.

      • Clemens Battaglia sagt:

        @Linus: hier liegt wohl eher ein ideologischer Wahrnehmungs-Schaden vor. Die von ihnen zitierten Bereiche (insbesondere Telekommunikation) unterliegen massiven staatlichen Regelungen. Und wie sie Korruption einzig bei Privatfirmen orten ist mir schleierhaft. Angesichts der vielen gegenteiligen Beispiele in extrem staatlich/zentralisierten Betrieben in Italien und Frankreich sollten sie die einseitig gefärbte Brille subito abnehmen!

      • Josef Marti sagt:

        Der Kapitalismus wird ebenfalls scheitern, falls das Prinzip Gewinne privat – Verluste dem Staat immer weiter geht. Die Multis haben sich aus den Zivilgesellschaften schon verabschiedet, auf der anderen Seite verlangen sie staatlichen Schutz durch ein stark ausgebautes Justizwesen um die unzähligen kostspieligen Patent-, Lizenzstreitigkeiten und Schadenprozesse zu führen. Geht die Entwicklung in Richtung Feudalgesellschaft, muss man wohl je nach Betrachtung von einer „Staatsquote“ von 100% ausgehen.

        • Linus Huber sagt:

          @ Josef

          Sie erkennen dies richtig. Die Freiheit muss begleitet sein mit gesellschaftlicher Verantwortung ansonsten das System an die Wand gefahren wird. Dass die Verantwortung nicht wahrgenommen wird, liegt in der durch viele Systeme kreierten vermeintlichen Abgabe der sozialen Verantwortung an den Staat, womit die Gemeinschaft aber genau das Gegenteil erreichte, indem unverantwortliches Verhalten Einzug hielt und fast schon mit Bewunderung begleitet wurde. „Willst Du Kinder oder eine Porsche?“ ist ein Beispiel solcher Parolen, welche das ehrenhafte Verhalten unterminierte und Lug und Betrug salonfaehig machten.

          Leider erkennt fast niemand, dass diese Entwicklung einzig durch die inflationaere Geldpolitik der Zentralbanken ermoeglicht wurde. Oder anders ausgedrueckt „Ehrliches Geld produziert langfristig eine ehrliche Gesellschaft, waehrend unehrliches (dauernde leichte Entwertung) Geld langfristig betrachtet eine unehrliche Gesellschaft produziert“

    • Anh Toan sagt:

      @Ralph Sommerer:

      Kosten eines Telefonats nach Vietnam ca. 4 CHF/Minute
      Kosten einer Minute im Flugzeug mit Gepäck (Holzklasse) ca 1.50 CHF/min

      Haben Sie noch weitere Fragen?

  • Linus Huber sagt:

    Bei einer Berechnung der heutigen Staatsschulden unter Beruecksichtigung der durch veschiedene Regeln implizierten Verpflichtungen des Staates wuerden wir definitiv nicht von 90% des BIP reden, womit eine programierte Verschlechterung der Situation geradezu gegeben ist.

    In der heutigen Situation des allgemeinen Wohlstandes (Wohlfahrtsstaat) handelt es sich um ein diametrales Verhaeltnis zum Ende einer Kriegsperiode, waehrend welcher Menschen sich massiv einschraenkten und im privaten Bereiche sparten. Die Vernachlaessigung des gesamten Kreditvolumens im System im obigen Artikel ist mehr als fahrlaessig.

    Ich rate dem Autor, sich staerker mit den grossen Zusammenhaengen zu befassen, inkl. der langfristigen Auswirkungen inflationaerer Geldpolitik.

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