Die Ökonomie der Arbeitslosigkeit

Italienische Studenten demonstrieren in Rom gegen Arbeitslosigkeit. (Foto: AP/Volker Hartmann)

Welche Bedeutung für die Arbeitslosigkeit hat die eingebrochene Gesamtnachfrage? Im Bild: Italienische Studenten demonstrieren in Rom gegen Arbeitslosigkeit. (Foto: AP/Volker Hartmann)

Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit bleibt das grösste wirtschaftliche Drama der Industriestaaten. Die Rezepte der Ökonomen sind klar, doch sie entsprechen nicht unbedingt dem gängigen Wirtschaftswissen.

Die jüngsten Zahlen von Eurostat zur Lage in Europa zeigen eine weitere Verschlechterung der Lage. In der Eurozone ist die Arbeitslosigkeit im Januar auf 12 Prozent nach oben revidiert worden, immerhin ist sie danach im Februar nicht weiter angestiegen. In der Gesamt-EU ist sie auf 10,9 Prozent angestiegen, im Januar lag sie noch bei 10,8 Prozent. In absoluten Zahlen sind das aktuell 26,3 Millionen Arbeitslose. Hier die Entwicklung der letzten Jahre, Quelle ist Eurostat:

Und das Drama beschränkt sich nicht auf die Eurozone. Folgendes konstatiert der Internationale Währungsfonds (IWF) zur Arbeitslosigkeit in den entwickelten Ländern insgesamt:

«Between 2007 and 2010, the unemployment rate in advanced economies increased from 5.4 percent to 8.3 percent, and by the end of 2012 it had declined to only 8.0 percent. Assessing how much of this increase is cyclical and how much is structural is central to the design of policies, both on the demand side and on the supply side.»

Damit bringt der Fonds nicht nur die Dramatik auf den Punkt, sondern auch gleich noch die entscheidende Frage für die Analyse: Welche Bedeutung für die Arbeitslosigkeit haben die eingebrochene Gesamtnachfrage und damit zyklische Faktoren und welche Bedeutung haben strukturelle Faktoren, wie Behinderungen auf den Produkt- und Arbeitsmärkten, die die Schaffung neuer Stellen und den Zugang von Jugendlichen und Arbeitslosen erschweren?

Dazu gibt es gleich zwei sehr spannende Texte, die hier heute Thema sein sollen: Einerseits ein Interview, das meine Kollegin Tina Haldner und ich mit dem in Zürich lehrenden Ökonomen Fabrizio Zilibotti geführt haben. Hauptthema dieses Interviews ist allerdings die Gefahr, die aktuell von Italien für die Eurozone ausgeht – allein schon ein sehr spannendes Thema. Hier interessieren aber Zilibottis Aussagen zum Thema Arbeitslosigkeit, die durch die italienische Erfahrung geprägt sind. Der zweite Text ist eine neue Studie des IWF, aus der auch das obige Zitat stammt. Die IWF-Autoren, darunter Chefökonom Olivier Blanchard, stellen einerseits die wichtigsten Erkenntnisse aus der umfassenden Fachliteratur zur Arbeitslosigkeit zusammen, anderseits fassen sie die Politik des Fonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zusammen und begründen diese.

Im folgenden die wichtigsten Erkenntnisse aus den beiden Texten:

  • Die Ursache für den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit ist klar die eingebrochene Nachfrage. So heisst es in der IWF-Studie:

«The IMF has taken the view that high unemployment was and remains largely cyclical, that in most countries there is still a substantial unemployment gap, and that policies that sustain aggregate demand are still of the essence.»

  • Daraus folgt auch, dass das grösste Gewicht auf einer Politik bleiben muss, die wieder für Nachfrage sorgt. Dazu die IWF-Autoren:

«Given the assessment that much of the increase in unemployment is cyclical, IMF advice has been to maintain aggregate demand to the extent possible and to share the pain of lower demand through extension of unemployment insurance benefits. In countries that need to improve competitiveness, but also want to belong to a currency union or maintain a currency peg, the choices have been more difficult.»

  • Wie der IWF hier antönt, sind hier die Möglichkeiten einer die Nachfrage stimulierenden Politik für die Krisenländer der Eurozone besonders eingeschränkt: Von der Fiskalpolitik (Nachfrage über das staatliche Budget) ist angesichts der hohen Verschuldung nicht mehr viel möglich.

«Further fiscal expansion would have made the debt unsustainable, leading eventually to sovereign default. The IMF emphasized that, while needed, consolidation would have adverse effects on demand, especially in a context of simultaneous deleveraging in many sectors (household, financial, government) and many countries. Hence, the fiscal consolidation should proceed gradually where financing conditions permitted, relying on credible and detailed medium-term consolidation plans to anchor expectations. The effects of consolidation should be offset as much as possible by other measures to sustain growth, from unconventional monetary policy to improvements of financial intermediation to, in some cases, an improvement in the trade balance. This still appears to be the only path to recovery.»

  • Ein weiterer Anstieg der Staatsausgaben würde die Gefahr eines Staatsbankrotts erhöhen, weitere Sparmassnahmen verschlimmern umgekehrt aber die Lage, weil auch die anderen Treiber einer möglichen Nachfrage auf die Sparbremse treten: der Finanzsektor, die Unternehmen und die privaten Haushalte. Nötig ist daher ein glaubwürdiger mittelfristiger Sparplan ohne zu starke Bremsmassnahmen im Augenblick. Eine echte Linderung kann nur von einer Auslandsnachfrage kommen bzw. durch die Geldpolitik – womit die Europäische Zentralbank angesprochen ist. Die IWF-Ökonomen fordern insbesondere eine höhere Inflation in den nördlichen Ländern:

«By definition, reversing the competitiveness gap in the euro area implies accepting higher inflation in the North of the currency union than in the South. For example, to meet the 2 percent inflation target at the euro area level, inflation must be lower than the target in the South and higher than the target in the North. Thus, if it wants the South to adjust, the North must accept more inflation, a point that has been emphasized by the IMF but has not been always fully understood.»

Der übliche Ausweg von Ländern in der Krise ist eine Abwertung der Währung, das verschafft Nachfrage über die Exporte. Doch eine solche Abwertung ist in einer Währungsunion unmöglich. Bleibt nur noch, das Preisniveau und damit die Löhne relativ zu den Ländern mit tieferen Kosten zu senken (zu absoluten Lohnsenkungen weiter unten mehr). Das ist weit einfacher zu erreichen, wenn die Preise in den Krisenländern weniger stark steigen als in den nördlichen Ländern. Momentan profitieren die nördlichen Länder von der Eurokrise, weil für sie der Euro unterbewertet ist, im Gegegensatz zu den Ländern des Südens, für die der Euro überbewertet ist. Eine leicht höhere Teuerung im Norden würde hier einen gewissen Ausgleich schaffen. Keine Frage, dieser Ratschlag des Fonds stösst im Norden nicht auf Begeisterung. Mehr dazu, wie die Lage der Südländer durch die wirtschaftliche Orientierung insbesondere Deutschlands erschwert wird in diesem Beitrag von Mark Dittli.

  • Je länger allerdings die Krise und mit ihr die Arbeitslosigkeit anhält, desto mehr besteht die Gefahr, dass die ursprünglich konjunkturelle zu einer strukturellen Arbeitslosigkeit wird: Weil die Beschäftigten wichtige Qualifikationen verlieren. Selbst wenn die Nachfrage wieder kommt, fehlt diesen Leuten dann die nötige Befähigung für die nachgefragten Jobs. Man spricht hier vom «Hysterese-Effekt». Wie die IWF-Ökonomen schreiben und in der Studie schlüssig begründen, ist davon bisher allerdings noch wenig zu sehen. Die Arbeitslosigkeit geht in ihrem Umfang nach wie vor auf eine fehlende Nachfrage zurück.
  • Dennoch spielen strukturelle Faktoren eine grosse Rolle – vor allem für die dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit, die im Euroraum mit 23,9 Prozent rund doppelt so hoch ist wie die Arbeitslosigkeit insgesamt. Besonders hoch sind die Quoten nach wie vor in Spanien (55,7 Prozent) und in Griechenland (58,4 Prozent). In Italien Quote der Jugendarbeitslosen mit 37,8% sogar mehr als dreimal so hoch, wie bei der allgemeinen Arbeitslosenquote (11,6 Prozent). Professor Zilibotti ortet als wichtigen Grund dafür die Struktur des Ausbildungssystems:

«Die hohe Jugendarbeitslosigkeit geht nicht zuletzt auf eine mangelhafte Ausbildungsstruktur zurück. Für die Regierung zum Beispiel in Italien stand die Förderung einer Berufsausbildung nie im Fokus. Viele gehen an die Universität, aber dadurch ist auch die Ausfallquote sehr hoch, was wiederum zu hoher Arbeitslosigkeit führt. Zudem ist ein Universitätsabschluss weniger wert. Das Modell, das Deutschland oder die Schweiz kennen, sollte ein Vorbild sein. Dabei denke ich an die Lehre oder andere nichtakademische Ausbildungen.»

Wie steht es mit anderen oft genannten strukturellen Hemmfaktoren auf den Arbeitsmärkten wie Mindestlöhne, zu hohe Löhne, Regeln des Kündigungsschutzes oder mächtige Gewerkschaften? Während gemäss gängigem Wirtschaftswissen alle vier Faktoren immer wieder als Grund für eine höhere Arbeitslosigkeit genannt werden – etwa weil sie die Flexibiliät auf den Arbeitsmärkten behindern – fällt das Urteil der Forschung nicht eindeutig aus, wie der Überblick über die ökonomische Forschung durch den IWF klar macht (in der Studie werden auch weitere Argumente untersucht):

  • Zum Mindestlohn:

«The empirical evidence suggests that, within a range, the effect on employment is small. One potential interpretation is that, without a minimum wage, firms may be in a strong bargaining position and pay workers less than their marginal product; in this case, a wage floor may remove some of the firm‘s rents but still make it profitable for the firm to employ the workers.»

Mindestlöhne (wenn sie nicht zu hoch angesetzt sind) haben nur einen geringen Effekt auf die Arbeitslosigkeit. Der vom IWF genannte Grund: In einigen Fällen ist die Marktmacht der Unternehmen gegenüber den Beschäftigten so hoch, dass sie zu tiefe Löhne im Verhältnis zu deren Leistungsfähigkeit zahlen. Höhere erzwungene Löhne machen dann die Beschäftigung auch für Unternehmen weiterhin profitabel.

  • Könnten tiefere Löhne die Arbeitslosigkeit senken? Die Hervorhebung im folgenden Zitat ist von mir.

«…not all macroeconomic shocks require an adjustment of wages… In some cases, decreases in wages may even have perverse effects. To take an example that is very relevant today, wage deflation can make things worse when the economy is in a liquidity trap: Higher deflation, combined with a zero nominal interest rate, implies a higher real interest rate and thus lower demand, lower output, and higher unemployment.»

Hier das wichtige Argument etwas detaillierter: Wie sollen tiefere Löhne überhaupt positiv wirken? Indem sie zu tieferen Preisen führen. Das hat den gleichen Effekt wie eine Ausdehnung der (nominalen) Geldmenge durch die Notenbank bei stabilen Preisen. In beiden Fällen steigt die reale Geldmenge – bei tieferen Preisen erhält das vorhandene Geld einfach mehr Kaufkraft. Eine höhere reale Geldmenge sorgt gewöhnlich für tiefere Zinsen, was der Nachfrage (zum Beispiel nach Investitionen) Schub verleiht. Soweit die Standardtheorie. Doch in der Liquiditätsfalle können die Zinsen nicht weiter sinken und der Privatsektor bleibt auf dem Geld sitzen. Der positive Nachfrage-Effekt bleibt aus. Noch schlimmer: Wenn die Privaten – wie jetzt – stark verschuldet sind, sinkt die Tragbarkeit der Schulden und die Realzinsen (die kaufkraftbereinigten Zinsen) steigen bei tieferen Preisen an. Unter den aktuellen Umständen verschlechtert sich also durch sinkende Löhne die wirtschaftliche Lage.

  • Und wie steht es mit dem Kündigungsschutz?

Stabile Arbeitsverhältnisse sind von Bedeutung, weil zu grosse Umwälzungen in der Beschäftigung unternehmensspezifisches Wissen zerstört und weil Unternehmen nur in Arbeitskräfte investieren, die sich als treu erweisen. Doch ein starrer Kündigungsschutz verhindert den Strukturwandel von wenig produktiven zu produktiveren Beschäftigungen. Ausserdem führt er zu einer Zweiteilung des Arbeitsmarkts. Jugendliche und Arbeitslose finden kaum mehr Zugang zu stabilen Arbeitsverhältnissen mit Entwicklungsmöglichkeiten. Wenn Unternehmen Beschäftigte kaum mehr loswerden können, sind sie sehr viel zurückhaltender, überhaupt welche fest einzustellen. Die folgende Grafik aus dem IWF-Bericht zeigt daher einen positiven Zusammenhang zwischen dem Schutz von Beschäftigungsverhältnissen und der Dauer der Arbeitslosigkeit.

Laut IWF (erstes Zitat unten) wie auch Professor Zilibotti (zweites Zitat) sollten nicht die Jobs geschützt werden, sondern die Beschäftigten. Vor allem die skandinavischen Länder werden hier immer wieder als Vorbilder genannt:

«To have micro flexibility, workers should be protected more through unemployment insurance rather than high employment protection».

«Es bräuchte eine effizientere Arbeitslosenversicherung, so dass nicht jede Entlassung zu einer Tragödie wird. So könnte man – statt eine bestimmte Arbeitsstelle – die Beschäftigten schützen.»

  • Kommen wir zu starken Gewerkschaften. Hier macht der IWF klar, dass alles davon abhängig sei, ob zwischen den Sozialpartnern ein Vertrauensverhältnis herrscht. Ist ein solches gegeben, kann die Macht der Interessenvertreter beider Seiten auf dem Arbeitsmarkt sich sehr günstig auf die Arbeitslosigkeit auswirken. Beide Seiten suchen dann eher gemeinsam Lösungen im Sinne der Gesamtwirtschaft und der Beschäftigten:

«One of the striking results of the cross-country evidence is the explanatory power of variables capturing the degree of trust between firms and workers… This suggests that the common denominator between successful countries is trust and that trusting partners can make widely differing combinations of institutions work well… More generally, there is evidence that civic attitudes matter for both the design and the functioning of labor market institutions. For example, they appear to determine how much some of the unemployed abuse the unemployment benefit system. And the greater the abuse, the more likely is protection to be provided through employment protection, which imposes a larger efficiency cost.»

Das Vertrauen zwischen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ist hier Ergebnis einer gewachsenen Kultur. Woher sie kommt und wie sie geschaffen werden kann, schreibt auch der IWF nicht. Deshalb ist er hier besonders vorsichtig, einfache Gesetzmässigkeiten zu formulieren:

«One has to be especially careful when discussing reforms of collective bargaining structure. These institutions are deeply rooted in countries‘ history and underlying social norms.»

Die folgende Darstellung aus der IWF-Studie macht den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Vertrauen auch noch grafisch deutlich: Je höher die Vertrauensvariable, desto tiefer die Arbeitslosigkeit.

Am Beispiel von Italien, das in der Grafik beim Vertrauen nur noch von Frankreich unterboten wird, macht Professor Zilibotti klar, welche Folgen ein diesbezügliches Manko hat:

«Die Gewerkschaften sind historisch sehr stark und verteidigen die Position der Insider – derjenigen, die einen festen Job haben. Reformen, die auch Neueintretenden eine bessere Chance geben, stehen sie oft feindlich gegenüber.»

Die etwas gar lange gewordenen Ausführungen führen zu keinem allgemeingültigen Rezept gegen Arbeitlosigkeit, das zeitlos und unabhängig von den konkreten Umständen gültig ist. Und genau das ist die wichtigste Lehre der Ökonomie der Arbeitslosigkeit.

Am 2. April hat NMTM übrigens die Grenze von 20’000 veröffentlichten Kommentaren überschritten. Besten Dank für die Treue, liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren!

186 Kommentare zu «Die Ökonomie der Arbeitslosigkeit»

  • Linus Huber sagt:

    Ein interessanter Aspekt liegt in der hohen Anzahl von Kommentaren zu diesem Artikel. Anscheinend bewegt diese Topic die Menschen verhaeltnismaessig stark, was auf eine allgemeine Verunsicherung zurueckgefuehrt werden duerfte.

    Dies ist auch verstaendlich, da wir in einer zunehmend korrupte Umgebung, in welcher Willkuer, die Verletzung von wirklicher Rechtsstaatlichkeit (nicht formeller), die Verletzung grundsaetzlicher marktwirtschaftlicher Prinzipien (Umverteilung der Kosten von Risiken), die Verletzung des Prinzips der Nachhaltigkeit und die Untergrabung demokratischer Werte zum Alltag geworden sind.

    Wie sind wir fast unbemerkt in diese Misere reingeschlittert? Wo liegen die grundsaetzlichen Probleme vergangener Entscheide, welche diese Entwicklung erlaubten oder gar foerderten? Ich rate jedem, sich diesen Fragen zu stellen und sich nicht zu sehr mit den heutigen Schlagzeilen zu beschaeftigen, welche sich einzig auf die Oberflaeche der Problematik fokussieren.

  • George Aengenheister sagt:

    Danke für all die spannenden Beiträge, ich komme kaum nach mit lesen und nachvollziehen. Eine Frage stelle ich mir zur Beschäftigungslage: Wäre es denn nicht sinnvoll, Bonusregelungen und Maximallöhne für Manager mit der Anzahl der Arbeitnehmer in den jeweiligen Betrieben zu verknüpfen? Mehr Leute auf der Lohnliste ergibt mehr Lohn für Manager. Das müsste doch politisch machbar sein. Sehe ich das falsch?

    • Linus Huber sagt:

      @ George

      Dies ist eine gaengige Verteidigung der hohen Manager-Loehne. Was Sie und viele Leute nicht erkennen, handelt es sich beim Manager einzig um Angestellte und nicht um Unternehmer mit Risikonehmer-Qualtitaeten. Wenn ein wirklicher Unternehmer, welcher auch sein eigenes Haus verlieren mag im Falle eines Fehlentscheides, viel Geld verdient, hat sicherlich niemand etwas dagegen. Jedoch, wenn sich eine Elite in den Chef-Etagen der Grossfirmen einnistet und sich die gesetzlichen und organisatorischen Regeln erarbeitet, diese Funktion zur Selbstbedienung zu verwenden, verstoesst dies nicht nur gegen die Sittlichkeit, sondern verletzt grundlegende, vielleicht nicht formaljuristisch betrachtet, gesellschaftliche Regeln.

      Aus meiner Sicht hat ein „Manager“, welcher sich in dieser Art und Weise bedient, gar nicht das charakterliche Format, solch eine Position einnehmen zu duerfen, sondern gehoert geaechtet.

  • ast sagt:

    Wiederholt ist zu erkennen, dass es schlicht an Werkzeugen fehlt um den global ablaufenden Raub über „Offshore“ Schwarzgeld, Kinderarbeit in der dritten Welt, Plünderung der Rohstoffvorräte, Lohndumping im Binnenmarkt, Tochterfirmen im Ausland, Bestechungsgelder ,Lobby-Unterwanderung, Hochfrequenzhandel, Bilanzfälschungen, Einlageplünderungen durch Niedrigstzinsen usw. auch nur in kleinem Ausmass zu stoppen. Die Eliten sind in keiner Weise an der Schaffung einer gerechteren Welt interessiert. Da ist von über 20 Billionen die Rede, welche jene zur Seite geschafft haben, die überall in der Welt Institutionen finden die ihnen helfen sich vom Blutgeld reinzuwaschen. Es sind nur einzelne Menschen die versuchen aufzuklären, und alle sind sie vom Verlust ihreres Arbeitsplatzes bedroht, bis hin zu ihrer Ermordung. Wie lange dauert es noch bis die international tätige Finanzmafia wirklich bekämpft werden kann. Muss tatsächlich zuerst Krieg kommen? Die Situation in Europa gleicht den Vorjahren zum ersten Weltkrieg, aber die Welt selbst ist in einer Situation wie nie zuvor in der Geschichte. Wir haben eine Bedrohung durch eine globale Elite, welche unsere Demokratien gefährdet. Es ist Zeit die Waffen der Demokratie gegen den Raubbau auszufahren und mit Kraft überall auf der Welt Korruption und aufkommenden Totalitarismus zu bekämpfen.

    • Martin Holzherr sagt:

      Heute heisst es „Elite“, früher hiess es „Raubrittertum“. Wirklich neu ist das Phänomen nicht.
      Ökonomische Krisen, die Vermögen, Eigentum und den Wert von Geld und in Frage stellen gab es auch schon ein paar Mal in der Geschichte. Solche Krisen verunsichern die Menschen meist sehr stark, weil sie die Zukunft ungewiss machen und Werte vernichten. Man stelle sich jemanden vor, der Jahrzehnte etwas zusammengespart hat und dann in einer Währungsreform alles wieder verliert. Es gab Generationen, die das zweimal erlebt haben. Heute wäre ein solches Ereignis aber noch viel schlimmer, weil es heute ein institutionelles Sparen -zum Beispiel für die Rente- gibt in einem Ausmass, das vor 50 oder 100 Jahren noch undenkbar war.

      • ast sagt:

        Herr Holzherr, das mit den Renten tut mir zwar leid, aber wer zu hohem Teil am Spekulationsmarkt für das Alter spart, der hat nicht alle Tassen im Schrank. Damals in den 80er, wo über die BVG abgestimmt wurde, da gab es in den Wahlunterlagen keinerlei Hinweise auf mögliche Spekulationsrisiken, es wurde von mindestens 6% durchschnittlicher Rendite über die Jahre gesprochen, hohe Umrechnungssätze. Die Möglichkeit eines heftigen Börsencrash, einer langen Rezession oder gar einer Währungsreform kam nirgends zur Rede -und wenn einige (sehr) Wenige warnten- hat man nur darüber gelacht.

  • Walter Kunz sagt:

    Der Immense EU Beamtenapparat in Brüssel, welcher die Naturheilmittel, die Glühbirnen verbietet, Bananenkrümmungen
    festlegt, den Zugriff auf Privatkonti ins Auge fasst, die Genmanipulierte Nahrung toleriert u. A. m. bewilligen möchte, der
    ist hierzu scheinbar völlig überfordert.

    • ast sagt:

      Um es etwas sarkastisch auszudrücken Herr Kunz, wäre die Schweiz keine direkte Demokratie, so hätte man uns längst die Servelat ausgetrieben. Diese Wurst ist gepanscht und enthält „unseriöse“ Verabreitung und Zusätze -also weg damit.

      In der Eu kann es keine 1:12 Initiative geben, weil es an Demokratie mangelt, von direkter Demokratie ganz zu schweigen. Demokratie mag träge und grob sein bei ihrer Arbeit -aber immerhin kommt man auch im Gänseschritt zum Ziel, bei einigen Millionen Bürgern ist eine gewisse langsame Nachdenklichkeit langfristig von Vorteil. Um Entscheide in einer Demokratie treffen zu können benötigt es Bildung -die natürlich nicht über Nacht in jeden Kopf gelangt. Trotzdem, Europa hat keine durchgängig demokratisch legitimierten Strukturen, daher ist der Verbund aus meiner Sicht eigentlich Illegal -wenn man den Verbund anhand der gewachsenen Traditionen westlicher demokratischer Kultur rechtfertigen müsste.

      • Walter Kunz sagt:

        Natürlich kann man das, was gegenwärtig abläuft auch Fortschritt nennen, fragt sich nicht in welcher Richtung.

  • Christoph sagt:

    Alles schön und gut, aber wer soll bitte schön für die nötige Entwicklung sorgen? Dazu müsste man jedem Betrieb entsprechende Vorschriften machen, alles peinlich genau kontrollieren etc.
    Nein,. die Lösung ist wesentlich einfacher, man lässt es auf einen Krieg hinauslaufen, das hat im letzten Jahrhundert Zwei Mal funktioniert. Ist alles kaputt, gibt es wieder Potential für Wachstum. Vielleicht sind die Waffenlieferungen in die arabische Welt ja mit dieser Hoffnung verbunden.

    • Martin Holzherr sagt:

      Das wäre dann wieder ein europäischer Krieg. Denn in den USA läuft es ja jetzt wieder besser und an einem Krieg scheinen die USA momentan sowieso wenig interessiert, was sich gerade am fehlenden Engagement in der arabischen Welt zeigt.
      Auch China und Indien sind wohl nicht für einen Krieg zu haben der nicht ihre unmittelbare Region betrifft.
      Alles muss Europa das allein stemmen.

      • ast sagt:

        Seit der Entwicklung der Wasserstoffbombe und biologischer Kampfstoffe ist Krieg keine Option mehr, es sei denn man würde dabei die Auslöschung der Menschheit in Kauf nehmen. Wir haben nur noch eine Einzige wirksame Waffe, und die heisst Demokratie.

  • Linus Huber sagt:

    Ich habe ein kleines Problem mit der Anspruchshaltung vieler Kommentatoren (z.B. Mindesteinkommen etc.). Natuerlich ist solch eine Massnahme oberflaechlich betrachtet sehr bevoelkerungsfreundlich und auch ich wuerde dieses System aus rein egoistischen Gruenden begruessen. Die Voraussetzung der Nachhaltigkeit fuer solch ein System beruht jedoch auf einer linearen Denkweise der Erfolgsgeschichte Schweiz.

    Was hier vernachlaessigt wird, liegt in der Fragilitaet, welcher wir aufgrund der hohen Bankenlastigkeit unterliegen. Ein grosser Teil unseres Volkseinkommens wird durch die Finanzindustrie produziert, welche sich jedoch in einer nicht nachhaltigen Verhaltensweise uebt. Ebenfalls beherrbergt dieses System ein grosses Risiko fuer die Schweiz und wie wir schon an einigen Beispielen erkennen koennen, ist ein Versagen eines Finanzplatzes ein herber Schlag fuer eine Volkswirtschaft. Es ist sehr wohl vorstellbar, dass wir die ueberhoehten Gewinne (und Steuereinnahmen) der letzten Jahrzehnte auf einen Schlag in Rechnung gestellt kriegen, womit uns eine evtl. unangenehme Zukunft bevorstehen mag.

    • Einverstanden (Bankenlastigkeit)! Unser Schuldenproblem besteht aber nicht so sehr aus den Schulden per se (eine Hypothek ist auch eine Schuld, sogar eine, die kaum je zurückbezahlt wird), sondern aus der Verwendung derselben. Die inflationäre Geldmenge wird vor allem dazu verwendet, Aktienmärkte aufzublasen, und eben nicht, um Konsum oder Investitionen zu finanzieren. In anderen Fällen sind bei behaupteten negativen Auswirkungen auch Konservative bereit, in Märkte einzugreifen (e.g. Drogenhandel). Wieso also nicht einen sanften Eingriff zum Wohle unserer Volkswirtschaft in das Geldschöpfungs- und Kreditwesen (Vollgeld) oder in den Aktienhandel (Handelszeit/-mengen-Beschränkung) ?

      Mein „Mysterium des Aktienmarktes“ ist noch immer ungeklärt: Welchen Volkswirtschaftlichen Nutzen hat die Tatsache, dass das Eigentum an Firmen 1 Million mal pro Sekunde wechseln kann?

      • Linus Huber sagt:

        @ Ralph

        Es geht um das Kreditvolumen, welches in den meisten westlichen Staaten im Rahmen von etwa 340% des BIP ausmacht. Im Aufbau dieses Volumens ereignen sich positive Auswirkungen auf saemtliche finanziellen Aspekte der Wirtschaft und des Staates (z.B. gute Steuereinnahmen, Wertsteigerungen von Immobilien etc.). Allerdings handelt es sich um eine nicht nachhaltige Entwicklung, da das Kreditvolumen nicht dauerhaft und ewig schneller wachsen kann als die Wirtschaft; es fuehrt zu Verwerfungen und Instabilitaet. Die Rueckfuehrung des Kreditvolumens auf ein vernuenftiges Mass wird die positiven Vorzeichen, verzeichnet in dessen Ausweitung, ins negative verwandeln.

        Ich differenziere absichtlich nicht gross zwischen privatem und staatlichem Kreditvolumen und zwischen Kredit fuer rentable Investitionen und Konsum. Das erreichte Ausmass ist aus geschichtlicher Sicht einmalig in seiner Breite und es fuehrt uns nicht zum Ziel, eine grosse Differenzierung zwecks Analyse vorzunehmen.

        Ich gehe mit Ihnen einig, dass es einen einmaligen aber keineswegs sanften Eingriff benoetigt. Es fuehrt kein Weg vorbei an einer teilweisen Abschreibung nicht rueckzahlbarer Kredite sowie einer einmaligen Konversion von einem Teil des Kreditvolumens in Basisgeld (Annaeherung an ihre Idee des Vollgeldes). Teil dieser Massnahmen muss sein, dass Banken jegliche staatliche Garantie (inkl. Einlagegarantie) verlieren, damit sie marktwirtschaftlichen Regeln ausgesetzt sind in der Zukunft. Ebenfalls muss eine nachhaltige Geld- und Finanzpolitik auf Verfassungsebene eingefuehrt werden.

        Solche Massnahmen kappen die Macht der Elite und sind daher sehr schwierig zu erreichen.

        • ast sagt:

          Herr Huber, ein Bankkonto dient heute nur noch dem elektronischen Zahlungsverkehr -aus Sicht der Kunden. Heute gibt es keinerlei Zinsen mehr, dafür aber Verwaltungskosten. Im Prinzip benötigt die Mehrheit der Bürger keine Banken zur Vermögensführung, sie sind hierzu nicht nur überflüssig geworden, sondern auch gefährlich. Gefährlich sind diese Konto, weil Einlagen ja nicht Bargeld entsprechen, sondern sie sind inzwischen nur noch ein höchst riskanter Kredit zu Gunsten der Banken, ohne Rendite. Im Fall steigender Gefahr eines umfangreichen Schuldenschnittes bei Krediten, sind diese Konto im Prinzip nicht mehr tragbar, da nur noch riskant ohne jeglichen Vorteil. Selbst der heimische Tresor ist heute sicherer als das Geld auf der Bank, daher ist es nur noch eine Frage der Zeit bis wir zum nächsten Meilenstein in dieser Bankenkrise kommen.

          • Linus Huber sagt:

            @ ast

            Genau.

            Wichtig ist zu erkennen, was uns zu dieser Situation fuehrte (ausser man begruesst diese Entwicklung und findet die Situation gut). Welche Institutionen sind dafuer verantwortlich?

  • Linus Huber sagt:

    „Die etwas gar lange gewordenen Ausführungen führen zu keinem allgemeingültigen Rezept gegen Arbeitlosigkeit, das zeitlos und unabhängig von den konkreten Umständen gültig ist.“

    Nachdem uns die indoktrinierten Gelehrten ueber Jahrzehnte langfristig nicht nachhaltige Rezepte der Manipulation verkauften, kommen sie schlussendlich zur Erkenntnis, dass es keine allgemeingueltigen Rezepte gibt. Vielleicht liegt im Versuch eine wirtschaftliche Situation durch dauernde jedoch langfristig nicht nachhaltige Manipulation veraendern zu wollen, der wirkliche Grund der heutigen Krise, da sich die Frage der Nachhaltigkeit schlussendlich aufdraengt.

    Viele Symptome werden in den Kommentaren eroertert im Zusammenhang der Arbeitslosigkeit, wie z.B. schwache Nachfrage, Abzockerei, Mindestlohn etc. Das eigentliche Problem liegt jedoch darin, dass die individuelle soziale Mitverantwortung ersetzt wurde durch ein nationales Regelwerk, welches dementsprechend unflexibel ist und mit hohem administrativen Aufwand betrieben werden muss. Wir fuehlen uns nicht mehr mitverantwortlich fuer das Wohlergehen unserer Verwandten, Nachbarn, Gemeindemitglieder, sondern haben diese persoenliche Verantwortung an eine anonyme Verwaltung uebertragen, um dadurch einen groesseren persoenlichen Spielraum vermeintlicher Freiheit zu schaffen, und dies ohne eine tiefergehende Ueberlegung der langfristigen Nachhaltigkeit dieses Systems. Es handelt sich mitunter um eine Bewusstseinsveraenderung, welche durch die inflationaeren Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte gefoerdert wurde.

    Auch in diesem Fall wird ein Risiko (ein sehr persoenliches Risiko der Armut) auf die Allgemeinheit abgewaelzt und nicht versucht, dieses Risiko auf einer moeglichst tiefen hierarchischen Stufe zu loesen, wodurch eine entsprechende Entfremdung zwischen den einzelnen Akteuren eintrat, was jedoch direkt auf die Frage der Nachhaltigkeit durchschlaegt.

  • Die kategorische Behauptung der ökonomischen Lehre, ein Mindestlohn führe zu Arbeitslosigkeit, ist daher beobachtbar falsch. Und wenn die ökonomische Theorie diese Behauptung unausweichlich macht („no escape from the conclusion“ im Lehrbuch) dann ist auch diese falsch.

    • Dies ist eine Erkenntnis, zu der mich unter anderem auch dieser Blog geführt hat. Danke schön! Bin ich wirklich der einzige hier, der bemerkt, dass Ökonomie, wenn sie wissenschaftlich betrieben wird, praktisch immer der Ökonomie widerspricht, die theologisch betrieben wird? Ich kenne die Argumentation, nach der in der Theorie ein Mindestlohn zu höherer Arbeitslosigkeit führt, und kann auf Wunsch entsprechende Textstellen in klassischen Lehrbüchern zitieren. Aber ich sehe Studie um Studie, die keinen spürbaren Effekt eines Mindestlohnes in der Realität nachweisen kann. Die Theorie muss also falsch sein. End of story. Und nein, es reicht nicht zu sagen, kein messbarer Effekt widerlege die Theorie noch lange nicht. Falsch! Eine positive Behauptung erfordert positive Indizien. Wird ein Effekt zwingend vorhergesagt, dann muss beim Ausbleiben des Effektes die Behauptung und die sie erzwingende Theorie verworfen werden. Man nennt das systematisches Denken.

      • Offenbar darf ein Post in diesem #@&% Blogsystem nicht mit einem englischen Text beginnen. Ich hab sicher 100mal probiert den obigen mehrteiligen Kommentar zu senden.

        • Der Satz, den das System nicht akzeptiert, besagt (in englisch), dass empirische Indizien nahelegen, dass ein Mindestlohn einen kleinen Effekt auf Arbeitslosigkeit habe.

        • Urs sagt:

          Die 100 Versuche…

          Geht das nun unter Angebotsorientierung oder Nachfrageorientierung…?

          Ist bei 100 eine sättigung des einen oder anderen Erreicht worden oder ist einfach der Preis zu hoch geworden oder die Tätigkeit zu teuer…. Oder der Glaube an das eigene Produkt verloren gegangen…?

          • Ich sehe schon, man nimmt mich hier nicht ernst… 😉

          • ast sagt:

            doch doch Herr Sommerer, aber vor einem genügend hohen Mindestlohn fürchten sich die Eliten wie der Teufel von Weihwasser. Dagobert Duck hätte dann keine Druckmittel mehr gegen Donald und seine Kinder. Wer Machtbesessen ist, der duldet Mindestlöhne nur unter dem Existenzminimum.

    • Linus Huber sagt:

      @ Ralph

      Ich verstehe Ihre Argumentation gut. Allerdings glaube ich persoenlich nicht daran, dass langfristig betrachtet ein Eingriff in den Preismechanismus vom Prinzip der Nachhaltigkeit getragen wird. Ebenfalls orientieren sich Lohnkosten im heutigen Umfeld einem internationalem Wettbewerb und jegliche Absage an moegliche Auswirkungen sind in meinen Augen eher fragwuerdig, ansonsten wir ja gleich das Minimum auf z.B. chf 10,000/Mt. festlegen koennen und damit wir wohl alle einen enormen Wohlstand geniessen.

      • Sie machen hier einen klassischen Fehlschluss, gewissermassen den Abwehrreflex des Gläubigen 😉 Vgl hierzu folgendes (hypothetisches) Votum an einer (hypothetischen) Gemeindeversammlung über eine (hypothetische) Umfahrungsstrasse:

        Sie sagen, etwas Mehrverkehr durch das Dorf schade nicht? Wieso bauen wir dann nicht gleich eine Autobahn hindurch?

        Wenn eine Behauptung widerlegt ist, heisst es nicht, dass ihr Gegenteil unter allen denkbaren Bedingungen immer wahr ist.

      • ast sagt:

        Sowohl die Gefahr von Krieg als auch eine gewisse Tendenz zu riskanter Spekulation kann mit einem Grundeinkommen weitgehend verhindert werden. Zudem bestreitet niemand das Recht auf Leben. Es ist nur logisch das in einer Zeit wo es möglich wurde den Hunger Global zu besiegen, auch eine globale einfache Lösung gefunden werden kann um das umzusetzen. Ich sehe keine technischen Probleme, aber die mühsame Überwindung „steinzeitlicher“ Ideologien. Mit Sozialismus hat ein Grundeinkommen nichts zu tun, da es hier eigentlich nur um die Umsetzung des Rechts auf Leben geht, nicht mehr und nicht weniger. Wer neben seines nackten Überleben noch weitere Dinge benötigt, der kommt um Arbeit für die er oder sie sich bewerben muss weiterhin nicht vorbei, sei es an der Werkbank, in der Landwirtschaft , in der Wissenschaft, als Künstler oder im sozialen Bereich.

        • Linus Huber sagt:

          @ ast

          Wenn Sie die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens intuitiv betrachten, bin ich ueberzeugt, dass Sie eine gewisse Unsicherheit verspueren.

          Haben Sie wirklich die langfristige Auswirkung und Verhaltensaenderung der Gesellschaft in Bezug auf die Nachhaltigkeit solch eines Systems genuegend beruecksichtigt? Koennte die Gefahr entstehen, dass sich ein grosser Teil der Gesellschaft dazu entschliesst, ein zwar in Bezug auf materiellen Wohlstand begrenzter Lebensstandard aber dafuer in zeitlicher Hinsicht ein Leben eines Kroesus zu waehlen? Koennten die enormen Zeitkapazitaeten zu einer parallel funktionierenden Wirtschaft (black market) und Gesellschaft fuehren, z.B. im Bereiche von Unterhaltsarbeiten etc.?

          Ich kann gut verstehen, dass wir unter dem Strich und aufgrund der massiven Einsparungen im Bereiche der Verwaltung, im Vergleich zum heutigen System evtl. kurzfristig eine positive Entwicklung erleben moegen durch diese Systemveraenderung, jedoch frage ich mich, ob durch noch hoeher Unabhaengigkeit des einzelnen Individuums, die positiven gesellschaftlichen Werte, wie z.B. Ehrenhaftigkeit, Selbstverantwortung, Mitgefuehl, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit etc. zulasten negativer gesellschaftlicher Werte gestaerkt werden.

          • ast sagt:

            Herr Huber, ein Grundeinkommen betrachte ich als Institution der Zukunft. Analog vielleicht wie aus Sicht der Steinzeit eine allgegenwärtige Existenz von Krankenhäusern mit ungläubigem Staunen aufgenommen worden wäre, hätte ein Seher so eine Institution für Gesunde und Kranke damals prophezeit. Damit das ohne solche Probleme von denen Sie da warnen funktioniert, benötigt es eine bestimmte technologische Entwicklungsstufe. Ich glaube nun, die hätten wir inzwischen im Westen erreicht. Ich kenne einige ältere Menschen, die fahren alleine deshalb nicht mehr in das Ausland, wegen der guten medizinischen Grundversorgung hier. Ob es ihnen deshalb an Selbstverantwortung und Ehrlichkeit mangelt und negative gesellschaftliche Werte unterstützen, wage ich zu bezweifeln.

          • Linus Huber sagt:

            Der Vergleich mit Krankenhaeusern hinkt natuerlich gewaltig.

            Wenn schon muessten Sie das Gesundheitssystem als Vergleich auffuehren. Dieses hingegen erkenne ich aufgrund der erzielten falschen Anreize, welches den Konsum an Leistungen geradezu foerdert (ob durch den Anbieter oder durch den Leistungsempfaenger), was schlussendlich und langfristig betrachtet dem Prinzip der Nachhaltigkeit zum Opfer fallen duerfte. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die entsprechenden Praemien immer weiter und im Verhaeltnis zu anderen Leistungen massiv stark steigen.

  • Mein Senf.

    1) Die Ursache für den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit ist klar die eingebrochene Nachfrage.

    Supply-side ist tot. Hat noch nie funktioniert. Friedmann ist tot, und Laffer sollte schon längst an einem Laternenpfahl hängen (metaphorisch gesprochen). Wer an supply-side glaubt, meint auch, man könne an einem Strick schieben. Eine Nachfrage schafft sich ihr Angebot selbst, denn wenn Geld herumliegt, findet sich auch jemand, der darauf aus ist, es zu erlangen. Ein Angebot kann sich seine Nachfrage aber eben nicht selbst schaffen, v.a. wenn niemand Geld hat.

    • Ich kann den Punkt 2 nicht senden, da das Blogsysten die Annahme verweigert.

    • Linus Huber sagt:

      @ Ralph

      Die Tendenz besteht, dass man den Wagen vor das Pferd spannt. Natuerlich wirkt Nachfrage positiv auf das wirtschaftliche Geschehen, dies steht ausser Frage. Ebenfalls ist die Nachfrage in sich ja nicht das Problem, sondern die individuellen finanziellen Moeglichkeiten, diese Wuensche zu erfuellen.

      Es wirkt jedoch ein wenig fragwuerdig, wenn man dabei den Kontext vernachlaessigt. Die dauernde Steigerung der Nachfrage durch das uebermaessige Wachstum des Kreditvolumens fuehrte zu einer ueberhoehten Nachfrage in den vergangenen 30 Jahre. Dort liegt der eigentliche Hund begraben. Wir haben die Nachfrage non-stop, aber eben nicht auf einer nachhaltigen Basis, mit der massiven Ausweitung des Kreditvolumens kuenstlich hochgetrieben, was uns zur heutigen Krise fuehrte.

  • Oliver sagt:

    alternative politische Sichtweisen der Arbeitslosigkeit:

    … For Kalecki, the power of labor to increase money wages—although present to a minor extent in the normal business upswing—was not a significant economic threat to capital even at full employment due primarily to the pricing power of firms. Hence, if the system neglected consistently to promote full-employment through the stimulation of government spending this was not to be attributed to economic reasons per se, but rather to the political threat that permanent full employment would represent to the capitalist class. With “the sack” no longer available, the overall social power of the capitalist class would be diminished. The “rise in wage rates resulting from the stronger bargaining power of the workers,” he observed, “is less likely to reduce profits than to increase prices and thus affects adversely only the rentier interests. But ‘discipline in the factories’ and ‘political stability’ are more appreciated by the business leaders than are profits. Their class instinct tells them that lasting full employment is unsound from their point of view.” It was in this context that he introduced his famous notion of the “political business cycle,” whereby the capitalist state would alternate between promoting full employment and balanced-budget austerity, generating a “controlled under-employment.”

    In sharp contrast to this argument of Kalecki’s, Boddy and Crotty claimed that as the economy approached full employment a rising wage share was generated, sharply threatening capitalist profits themselves, and leading to structural economic crisis. The “economic effects of the business cycle,” they contended, then serve to “reinforce the socio-political aspects stressed by Kalecki.” For these authors, as for most economic analysts, the principal cause of the mid–1970s slump was a wage-induced profit squeeze…

    • Frank Baum sagt:

      Die Erklärung für die Misere in den 70ern ist ziemlich dämlich. Was in den 70ern schief gegangen ist, haben wir gelernt. Wahrscheinlich steht uns noch eine Vorstellung in Frankreich bevor, wenn Francois Hollande so weiter macht wie bisher.

      • Oliver sagt:

        Das, was Sie meinen gelernt zu haben basiert auf einer gängigen Theorie, die deswegen aber keineswegs die einzige oder gar die einzig wahrhaftige ist. Ökonomie ist immer ein Streit der Theorien und damit ein Streit um die Interpretationshoheit über die vermeintlichen Fakten.

    • Martin Holzherr sagt:

      Das scheint mir eine Systemkritik auf theoretischer Basis und damit wenig hilfreich um beispielsweise die Arbeitslosigkeit in der Eurozone zu reduzieren. Zudem bezieht sie sich auf die 1970er Jahre.

      • Oliver sagt:

        Auch der Artikel ist eine Interpretation auf theoretischer Basis. Eine Basis, die es immer und überall zu hinterfragen gilt. Und Kaleckis Theorien stammen aus den 30ern, nicht den 70ern, was allerdings zweitrangig sein sollte. Wichtiger ist, inwiefern sich die Vorhersagen einer Theorie mit den wahrgenommenen Fakten decken.

    • Oliver sagt:

      Political Aspects of Full Employment1
      by Michal Kalecki

      http://mrzine.monthlyreview.org/2010/kalecki220510.html

    • Linus Huber sagt:

      @ Oliver

      Ein interessanter Ansatz, welchen Sie hier auffuehren und anspielen. Ich vertrete ebenfalls die Ueberzeugung, dass wir politischen Zyklen unterliegen, wobei ich die langfristigen Zyklen zwischen „promotion of full employment“ einerseits und „austerity“ andererseits interessant finde. „Austerity“ ist ja nicht ein angestrebter Zustand, sondern das Resultat vorhergegangenem nicht nachhaltigem Verhaltens. Ebenfalls eroeffnet Ihre Ausfuehrung die Idee, dass die Elite staatliche Regeln zu ihrer persoenlichen Bereicherung ausnuetzt, welchem ich natuerlich zustimme.

      Die Kunst liegt darin, den Zusammenhang von staatlicher Manipulation, welche meist die Regeln der Nachhaltigkeit aufgrund der dadurch hervorgerufenen langfristigen Verhaltensveraenderungen verletzt, zu erkennen.

      • Linus Huber sagt:

        Korrektur

        Die Kunst liegt darin, den Zusammenhang zwischen staatlicher Manipulation und der Verletzung der Regeln der Nachhaltigkeit aufgrund der dadurch hervorgerufenen langfristigen Verhaltensveraenderungen zu erkennen.

  • Martin Holzherr sagt:

    Zusammengefasst sagt dieser Artikel mi t dem Titel „Die Ökonomie der Arbeitslosigkeit“ :
    Die eingebrochene Nachfrage ist Hauptgrund für den massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit und es gibt nur beschränkte Mittel oder nur beschränkte Bereitschaft dem gegenzusteuern, weil
    1) Die staatliche Nachfrage in den Krisenländern wegen der Verschuldung nicht erhöht werden kann
    2) Preissenkungen in den Krisenländern verbunden mit Preiserhöhungen in den andern Ländern wegen fehlender Solidarität nicht durchzusetzen sind
    3) Die Deleveraging-Situation (Jeder will sich entschulden) auch durch günstige Kredite/viel billiges Geld nicht durchbrochen werden kann
    3) Strukturelle Probleme in den Krisenländern wie ein schwaches oder fehlendes Berufsbildungssystem, zu hoher Kündigungsschutz und fehlendes Vertrauen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern nicht über Nacht ausgeglichen werden können
    4) Lohnsenkungen die Situation sogar verschlimmern können.

    Fazit: Man kann kurzfristig nur wenig machen um die Arbeitslosigkeit in der Eurozone zu senken und die sinnvollen kurzfristigen Massnahmen (wie mehr Teuerung in den Nordländern) sind in der heterogenen Eurozone nicht durchsetzbar.
    Für mich stellt sich mehrere Fragen:
    – Warum hat sich die USA viel besser aus der Krise befreit? Ist es die einheitlichere Politik?
    – Könnte Frankreich sich nicht allein über eine Verlängerung der Arbeitszeit bei gleichbleibenden Löhnen deutlich verbessern?
    – Wie sieht die Langfristperspektive für die Eurozone aus, wenn sie erhalten bleibt: Werden die Südländer die Arbeitsbedingungen der Nordländer übernehmen müssen? Werden die Krisenländer zu Exportländern für Arbeitskräfte und Deutschland kann heilfroh sein, seinen Fachkräftemangel über zugewanderte Spanier, Italiener und Franzosen, die alle Deutsch lernen, beheben zu können.

  • Baer sagt:

    Hier noch eine kleine Statistik: 1936 wurden in Katalonien ca. 80% der Fabrikbesitzer von den Arbeitern rausgeworfen. Betriebe wurden danach von gewählten Vertretern geführt. Resultat: Arbeitslosigkeit verschwand beinahe gänzlich, die Produktivität nahm zu. Dann kamen Franco und Mussolini und stoppten das Experiment.

    • peter huber sagt:

      sie wollen verhältnisse von 1936 mit denen von 2013 vergleichen? hallo?

      • Baer sagt:

        Ich gehe davon aus, dass wir aus der Geschichte lernen können. Sie nicht? Offenbar wiederholt sich Geschichte nie, aber sie reimt sich, wie Twain sagte. Arbeitslosigkeit ist kein natürliches Phänomen, das auf Bäumen wächst. Es ist das Produkt eines kulturellen, sozialen Systems, welches von Menschenhand geschaffen und von Menschenhand wieder auseinandergenommen werden kann. Indianer oder Pfahlbauer hatten keine Arbeitslosen, wenn Sie so wollen (natürlich hatten auch diese Gesellschaftsformen ihre Schwächen). Es ging nur um die historische Perspektive. Bitte jetzt keine Parolen von Freiheit und Eigentum etc., ich kenne diese schon.

        • peter huber sagt:

          na ja…bei allem respekt vor der historischen perspektive..nach 1945 gehörten in halb europa die fabriken den werktätigen..

          der erfolg war durschlagend 🙂

          • peter huber sagt:

            uh..durchschlagend 🙂

          • Baer sagt:

            @ Huber: Sie meinen, einige Fabriken gehörten nach dem 2. WK dem Staat. Das ist ein massiver Unterschied. 1936 wurden die Unternehmen in Spanien von den Arbeitern direkt kontrolliert, ohne Staat, wie in Russland nach 1921. Lieber Manchester-Liberalismus als Stalinismus/Staatskapitalismus. Ich persönlich finde es beleidigend, einen Chef zu haben, der mir Befehle erteilt. Gleichermassen möchte ich keine Angestellten, denen ich Befehle erteilen muss. Und nein, ich möchte auch keine eigene Unternehmung gründen, weil wir heute bereits Überproduktion in den meisten Branchen haben, z.B. im Nahrungsmittelsektor (ca. 30% in der Schweiz, 40% in der EU). Was soll ich da noch produzieren wollen? Socken, die in der Nacht leuchten? Turnschuhe? Ich persönlich möchte, dass Menschen nicht an jeder Ecke entmündigt werden von (Sozial-)Staat, Managern oder Unternehmern. Aus rein egoistischen Gründen: Ich mag mündige, freie Menschen einfach besser als Befehlsgeber und -empfänger.

          • Linus Huber sagt:

            @ Baer

            „Aus rein egoistischen Gründen: Ich mag mündige, freie Menschen einfach besser als Befehlsgeber und -empfänger.“

            Ich teile Ihre Meinung in diesem Zusammenhang. Somit ist es interessant, inwiefern Sie staatliche Manipulation und damit die Untergrabung der Selbstverantwortung und Freiheit als solche erkennen oder ob Sie nach herkoemmlicher Manier der Oekonomen sich der Kunst der Manipulation verschrieben haben.

          • Baer sagt:

            @ Huber: Sie werfen Leuten dauernd vor, sie seien manipuliert. Soll ich da zurückschreiben: „Nein, Sie sind manipuliert.“? Und dann schreiben Sie wieder: „Nein, Sie!“? In einer sinnvollen Diskussion greift man Argumente an, nicht die Person.

          • Linus Huber sagt:

            @ Baer

            Es geht nicht darum ob man manipuliert wird, sondern hoechstens darum, ob man indoktriniert ist von einer fehlerhaften Lehre. Wir werden durch Umstaende natuerlich immer quasi „manipuliert“.

            Es geht darum, ob man sich bewusst dazu entschliesst und sehr wohl sogar aufgrund humanistischer Basis (also oberflaechlich betrachtet zum Wohle der Bevoelkerung), das gesellschaftliche Verhalten zu steuern und manipulieren um eine kurzfristig betrachtet positive Wirkung zu erreichen. Die meisten Massnahmen produzieren hingegen eine langfristige Verhaltensveraenderung der Gesellschaft und untergraben oft jene persoenlichen gesellschaftsnotwendigen Werte, welche eigentlich nicht an den Staat delegiert werden duerfen sondern auf jedem einzelnen zu lasten haben. Der Staat darf nicht als Obermutter funktionieren, ansonsten wir unmuendige Buerger heranziehen, welche sich fuer das gute Funktionieren der Gesellschaft auf persoenlicher Ebene nicht mehr verantwortlich fuehlen (Extrem-Beispiele sind die heutigen Exzesse der Top-Kader).

          • Baer sagt:

            @ Huber: Aufgrund Ihrer Schreibe gehe ich davon aus, dass Sie in der autonomen Szene aktiv sind, wo die freiheitlichen, obrigkeitskritischen Menschen der Schweiz sich tummeln. Oder sind diese Leute auch indoktriniert?

          • Linus Huber sagt:

            Ich tummle mich nicht, sondern bin mehr oder weniger autonom.

    • Frank Baum sagt:

      Wir sollten aus der Geschichte lernen. Das Experiment in Katalonien wurde von Franco abgebrochen. IN der UDSSR lief es 70 Jahre lang. Wir können also nachvollziehen, wohin es geführt hat: Keine Arbeiotslosigkeit – wohl wahr – aber genausowenig Wohlstand und erst recht keine individuellen Freiheiten. die kann man sich in einer Planwirtschaft schlicht nicht leisten.

      • Baer sagt:

        @ Baum: Bitte genau sein, wenn Sie historisch argumentieren. Das Experiment in Katalonien wurde von Franco UND Stalin beendet. Stalin fürchtete nichts mehr als direkte Mitbestimmung der Arbeiter am Arbeitsplatz. Er wollte Diktatur. Deswegen liess er die Revolutionäre in Katalonien ab 1936 foltern und hinrichten. Stalinismus war das exakte Gegenteil von dem, was 1936 in Katalonien passierte.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Baer

      Ich unterstütze diesen Ansatz. Modernste Management-Ansätze zeigen, dass Chefs, die von ihren Mitarbeitern ausgewählt, statt vom Chef eingesetzt werden, insgesamt mit ihrem Team die 1.86-fache Produktivität verglichen mit konventionell selektierten Chefs ausweisen.

      In Familienbetrieben und KMUs läuft das heute schon weitgehend so.

      • Baer sagt:

        @ Ernst: Solche Studien sind gut und wichtig. Es geht bei Mitsprache am Arbeitsplatz aber natürlich um mehr als Produktivität, von der wir in der CH ja bereits sehr viel haben. Es geht auch um die Entfaltung des Menschen, um die Stärkung seiner Selbst- und Eigenverantwortung, wie Linus gerne betont.

        • Thomas ernst sagt:

          @ Baer

          Selbstverständlich. Wenn die grössere Handlungsfreiheit und die damit idR verbundene grössere Freude an der Arbeit aber mehr sein soll, als eine vom Unternehmer seinen Mitarbeitern gewährte Nettigkeit (die er in der Krise wieder streichen kann), dann muss sie sich auch ökonomisch rechnen.

          Das tut es ja gottseidank auch. Deswegen muss man ja viele Grossfirmen aus ökonomischer Sicht als dysfunktional bezeichnen, weil die ständigen Schwanzlängenvergleiche und Machtspiele in den Chefetagen den wirtschaftlichen Erfolg schmälern. Auch wenn mir persönlich der negative Einfluss solcher dummer Chefs auf die Arbeitskultur und die gewöhnlichen Mitarbeiter mehr Sorgen bereitet, als die geringere Dividende, muss der Ökonom zuerst auf die (langfristige) Rendite schauen.

          • Baer sagt:

            @ Ernst: Einverstanden. Es gibt noch spannende Papiere über die Probleme von Hierarchie: Gemäss neuester Forschung, publiziert im renommierten Academy of Management Journal, fanden Scott Wiltermuth und Francis Flynn heraus, dass mehr Macht dazu führt, dass Chefs härter Strafen und die Dinge schwarz/weiss sehen. Je weniger Macht, desto differenzierter antworteten die Leute auf ethische Dilemmata. Je mehr Macht, desto mehr sehen Menschen nur noch schwarz/weiss-Lösungen. Die freundlichen Forscher sagen, sie arbeiten nun daran, herauszufinden, wie sie Managern helfen können, die Welt differenzierter zu sehen. Sehr zuvorkommend. Eine andere Studie, im Economist erwähnt, zeigt auf, dass Leute mit mehr Macht bei Spielen eher betrügen. Wie die Forscher in diesem Fall Managern helfen wollen, weiss ich nicht.

  • peter huber sagt:

    Wenn ich die ganzen Kommentare hier lese, wird mir fast anders. Auf welchem Planeten lebt ihr eigentlich? Ideen wie bedingungsloses Grundeinkommen, etc. kann man sich nur in einem reichen Land wie der Schweiz leisten. Warum redet niemand von einem bedingungslosen Grundeinkommen in Rumänien oder Tunesien? Klaro..die haben existentiellere Probleme..

    Und wegen dem ganzen Reichen-Bashing. Es steht jedem frei in diesem Land eine eigene Firma zu gründen, erfolgreich zu sein und reich zu werden. Also, ihr Motzkis aus der hinteren Reihe, schüttet Euren toskanischen Rotwein weg, vor dem ihr zu Lamentieren beliebt und zeigt mal, ob ihr das Zeug hättet, überhaupt aus eigener Kraft reich zu werden..!!

    • Urs sagt:

      Es steht zum guten Glück auch jedem frei sich hier frei zu äussern ohne das jemand daherkommt und sagt „es steht jedem frei“… obwohl das ja gar nicht zur Debatte steht. Das es jedem frei steht hier eine Firma oder was auch imer zu gründen oder sich zu betrinken oder eine Ferienreise zu machen dürfte klar sein…

      Es steht jedem alles frei… auch sich eine neue arbeit zu suchen oder die bisherige zukünden oder auszuwandern…

      Es steht auch jedme frei Geld auszugeben oder zu verdienen… sowie heute jeder reich oder arm werden kann. Es steht jedem alles frei…

      Sie Hr. Huber glorifizieren einen irgendwie definierten Freiheitsbegriff, Missbrauchen in auch gleichzeitig und vergessen seit jeher das auf eine Erfolgreiche Idee zahlreiche nicht erfolgreiche kommen… von wegen es steht jedem frei.

      Es steht jedem frei ist falsch… es steht eben nicht jedem alls frei…

      • peter huber sagt:

        falsch: es steht jedem frei… try it!

        • Urs sagt:

          …ich bin für das erben…

          Leistungsloses Einkommen und da dies die Mehrheit der Vermögensbildung und des Reichtumstranfers weltweit ausmacht bin ich dafür… die Chancen Vermögend zu werden stehen besser als mit einem „try it“… und der eigenen Arbeitsleistung…

          … der Anspruch vom Telelrwäscher zum Millionär war seit jeher ein viel zu hoher an das System. Das System konnte diesen Anspruch zu selten erfüllen… darum auch die stetigen Wiederholungen. Heute hingegen gilt, vom Tellerwäscher zum Sozialhilfeempfänger… was der Wahrheit des Systems heute wohl am ehesten entspricht…

          Erben hingegen überholt alle bisherigne Wiesssagungen bei weitem… hunderte Milliarden Weltweit wechseln ihre Besitzer ohne einen Tag arbeit… wahrlich ein Leistunsgausweis.

    • Albert Baer sagt:

      „aus eigener Kraft reich zu werden..!!“

      Ich vermute Sie denken da an Alchemie (Sie wissen schon, Scheisse in Gold verwandeln etc.)
      Überlegen Sie mal wirklich genauer was sie aus NUR eigener Kraft erreichen könnten? Ich verrate es ihnen: So gut wie nichts. Der Mensch ist das abhängigste Wesen überhaupt. Nur darum sind wir auch die sozialsten Tiere der Natur und haben Sprache und Empathie in dieser Ausprägung entwickelt.

      Überprüfen Sie also nochmals ihre „Superman-Ideologie“.

      • peter huber sagt:

        ja ja..leistung = superman ideologie. 🙂

        natürlich müssen sie ein gutes team um sich scharen, etc. etc. ..den ganzen long hard way dann aber durchstehen bis zum erfolg (s. zb. hayek et al). ist doch immerhin ehrlicher, als einfach hinstehen und einmal so frei haus ein grundeinkommen zu verlangen, oder?

        • Albert Baer sagt:

          „frei haus“

          Das BGE ist nur vermeintlich bedingungslos, denn es wächst ja nicht auf den Bäumen, sondern muss zuerst erwirtschaftet werden.

          So gut wie ich ein BGE auch finde so kritisch bin ich doch, ob wir nach jahrelanger „Konkurrenz- und Individualismus-Gehirnwäsche“ noch zu der dazu nötigen gegenseitigen Solidarität und dem nötigen Gemeinsinn fähig sind.

    • Linus Huber sagt:

      @ Peter

      Ich habe Sympathie mit Ihrer Darstellung, jedoch machen Sie einen kleinen Denkfehler. Freiheit kann nur bestehen, wenn entsprechende Verantwortung miteinhergeht, das heisst, der Erfolgreiche darf sich der sozialen Verantwortung nicht entziehen. Es geht mir hier nicht um staatliche Umverteilungssysteme, welche genau diese Verantwortungslosigkeit foerdern, sondern um echtes soziales Engagement, welches eigentlich nie an den Staat abdelegiert werden darf, da dies die persoenliche Mitverantwortung fuer das gute Funktionieren einer Gesellschaft anonymisiert und es damit dem Einzelnen erlaubt, sich abzusetzen. Viele staatliche Systeme untergraben heute leider die Foerderung der gesellschaftlich wichtigen Werte, wie Ehre, Selbstverantwortung, Mitgefuehl, Freiheit etc.

  • glanzmann Christoph sagt:

    In den linksorientierten Tageszeitungen (Tagesanzeiger/Zeit/Sueddeutsche u.a.) habe ich noch nie eine Analyse gefunden, die auch nur minim mehr als das oberflächlich sichtbare aufsucht und das, was sie als „neoliberale“ Revolution etc bezeichnen, zur Ursache Nr.1 erklärt. Es genügt, wenige Fakten zum Alltagsleben , zu den Regeln im sozio-ökonomischen Sektor , zu den Sozialausgaben und zur Höhe der Steuern zu betrachten um zu erkennen, dass die meisten dieser Journalisten vom (Neo-)Liberalismus keine Ahnung haben. Auch das, was der IMF in den o.g. Zitaten als Massnahmen empfiehlt, mag einige Aeste abschneiden oder verbessern, lässt aber die Wurzeln der ganzen Misere unangetastet. Auch wenn viele Sparer einschliesslich mir nun ohne viel Umstände teilenteignet werden: es würde mich nicht stören, wenn Strukturreformen durchgeführt werden. Die Richtung, in die unser System weiterläuft, bleibt leider die gleiche, nur noch mit höherer Geschwindigkeit. Ohne -nicht zuletzt aus Platzgründen- auf einzelne Wurzeln einzugehen: Der Text von Daniel Bell (1976 ! The cultural contradictions of capitalism) wie frühere Schriften von AFvHayek , L.Mises und anderen ausserhalb der Tagespresse sind hier sehr aufschlussreich.

    • Frank Baum sagt:

      Daniel Bell kenne ich nicht. Hayek und Mises sind Liberitäre. Deren Philosophie haben wir seit der Reagan-Revolution in den USA und in Europa ausprobiert. Ich räume ein, dass damit einiges Gutes in Bewegung gekommen ist: wir haben uns von der Stagflation befreit und die übermächtigen Gewerkschaften eingedämmt (in den USA ging das dann aber zu weit).

      Es lässt sich aber kaum von der Hand weisen, dass die Liberitären Ökonomen ein risiges Problem haben: Dieser Philosophie haben wir die Finanzkrise zu verdanken. Wenn der Staat nicht eingreift, dann geht nun einmal die Schere zwischen Arm und Rich immer weiter auf. Das bis zu einem Punkt, dass gewisse Schichten nur noch an Boden verlieren (und von der „rising Tide“ des Wirtschaftswachstums nicht erfasst werden) und dann den Anreiz verlieren, im Wirtschaftsgeschehen mitzuwirken. Ausserdem ist Fairness ein Wert an sich und der wird von den liberitären Ökonomen als solches negiert.

      Deshalb muss man feststellen, dass Hayek / Mises und die Schule der Österreicher geistig bankrott sind.

      • George Aengenheister sagt:

        @ Frank: Vielleicht ist aber auch das Eingreifen der staatlichen Institutionen wie FED und Co der Grund für die Scheren-Öffnung.
        Mir scheint, ein freier Markt ist mit besserem Gespür betreffend Schuldnerbonität ausgestattet und hätte die ungerechten Vermögensverhältnisse heilsam korrigiert. Doch der Preis ist für jeden zu hoch: 50 % Alterskapital futsch weil in die falsche Blase investiert, da wird der sanfteste Bürger schnell grantig. Und hier droht ja die Gefahr: Kippt der Unmut der Mittelklasse, gibt es Haue. Ursache ist wohl eine seit gut 20 Jahren dauernde Umverteilung um ein oder zwei Prozent pro Jahr über dem Wachstum und weil aus sozialem Anstand die entstandene Lücke nun kostenintensiv abgefedert werden muss. Gute Ideen müssen her, schnell. Wie heisst es in der BV: Die Stärke der Gesellschaft misst sich am Wohle der Schwachen.

      • Linus Huber sagt:

        @ Frank Baum

        „Dieser Philosophie haben wir die Finanzkrise zu verdanken.“

        Sie verwechseln hier etwas. Neoliberalismus hat rein gar nichts zu tun mit den Theorien von Hayek und Mises, mit der Ausnahme, dass das Wort Liberalismus missbraucht wurde.

        Hayek wie Mises vertreten die Anwendung nicht inflationaerer Geldpolitik (sound money) und haetten nie und nimmer den durch die inflationaere Geldpolitik entstehenden Kreditboom der letzten Jahrzehnte gutgeheissen. Die heutige Misere entstammt der geldpolitischen Manipulation sowie der damit entstandenen Umverteilung der Kosten des Risikos der Banken und der Elite auf die Allgemeinheit. Im Gegenteil, genau diese 2 Oekonomen wiesen immer darauf hin, dass ein Boom, welcher auf einer massiven Ausweitung des Kreditvolumens basiert, nicht nachhaltig ist.

        Also bitte, versuchen Sie hier nicht falsche Darstellungen in Umlauf zu bringen.

  • M.Sold sagt:

    Was der IWF und alle verschweigen und dies schon seit Jahrzehnten: Es hat nicht nur zu wenig zum Essen in allen Ländern, sondern es hat in Wirklichkeit vielzu wenig Arbeit für alle. Vielleicht hätte es genügend Arbeit für alle, wenn nicht jeder meinte er müsste Akademiker sein. Nicht dass wir Universitäten nicht brauchen, aber der Grundbedürfnisse werden nun erstmal aus Ackerbau und Viehucht, dann durch Handwerker und dann erst wenn man sich all das „leisten“ kann durch die Akademie vervollständigt.

    Wie schon Frau Binswanger erwähnt, werden tausende von Produkte produziert, die wir nie aber gar nie brauchen werden. Wieviel Geschenkartikel wandern direkt in den Müll? Wie viele Artikel werden nicht mehr repariert? Und Interessanterweise herrscht eine Wegwerfgesellschaft nicht nur in den „reichen“ Staaten sondern auch in Staaten wo der allgemeine Wohlstand sehr gering ist.

    Was machen wir also mit den Menschen, die wir nicht mehr brauchen, können, weil sie keine Arbeit finden oder weil sie Dinge produzieren, die die Welt nie und nimmer braucht? Wer gibt uns die Berechtigung überhaupt über diese Menschen zu urteilen, die ungefragt auf die Welt geworfen werden und auch nicht den Hauch eine Chance auf ein Dasein zu freuen, wie wir es uns vorstellen.

    Die Frage ist nicht die Arbeitslosigkeit sondern die Frage ist: Wie will man überlebensfähig als Menschheit bleiben oder steuern wir egal ob aus Egozentrik oder Wohlstandsdekadenz auf das Ende zu? Der Mensch ist das einzige Legewesen auf Erden, dass seine Spezie mit der Ratio erhalten kann. Anscheinend wollen wir das nicht.

  • f.a. blume sagt:

    diese wirtschafts“sachverständigen“ glauben noch immer
    dass die bäume in den himmel wachsen können. — gepaart mit der gier der unbelehrbaren und nimmersatten
    .
    wenn die produktivitätszugewinne (die seit ca. 10 jahren in die teppichetagen fliessen) für ein qualitatives wachstum
    verwendet werden
    -könnte die arbeitszeit verringert und mehr menschen beschäftigt werden
    – dies würde den konsum und dadurch die wirtschaft ankurbeln
    .
    die hohen löhne die heute in den teppichetagen (dank der produktivitätszuwachsraten) bezahlt werden
    – müssen entweder durch 1:12 oder durch eine entsprechende steuerpolitik besser verteilt werden
    …. den von selbst lernen DIE nichts dazu
    – sonst hätten wir eine SOZIALE marktwirtschaf mit einer gerechten lohnverteilung
    .. mit mindesten existenzsichernden löhnen
    .
    aus online-tagi 2. april 20012
    Der Abgesang auf die soziale Marktwirtschaft
    Der neue Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, Valentin Vogt, spricht Klartext:
    «Nicht jeder Lohn kann für eine Familie existenzsichernd sein», sagt er und verweist auf Zweiteinkommen und Sozialhilfe.
    «Wo ausnahmsweise das Haushaltseinkommen nicht ausreicht, gewährleisten Sozialversicherungen und Sozialhilfe die Existenzsicherung.»
    —– das nenn ich private gewinnmaximierung auf kosten vom staat / steuerzahler
    .
    dank der sparwut und der einseitigen verteilung sind wir heute in diesem negatven kreislauf
    um dies umzukehren sollten wir weniger sparen und gerechter verteilen
    doch wer würde nicht sparen, wenn er seiner arbeit nicht sicher sein kann
    (sofern etwas zum sparen übrig bleibt)
    oder dank dem rentenklau am zwangsgesparten um seine altersvorsorg bangen muss
    .
    in den letzten jahren hatten wir neo /-kapitalismus /-liberalismus / feudalismus
    – jetzt beginnt die zeit vom neo-kommunismus
    .
    und vergisst nicht
    – der kommunismus entstand als antwort auf die gierige und ausbeuterische feudalherrschaft
    .. noch ist es 5 vor 12 ….. IHR habt noch zeit zum umdenken

    • Cornelis Bockemühl sagt:

      Stimmt ja alles – bis auf eins: Der Kommunismus war auch keine Lösung! Er war nur Ausdruck der Tatsache, dass die Leute verzweifelt waren angesichts der absoluten Reform-Unwilligkeit der Feudalherren – und am Ende wurde auch diese Verzweiflung von einer machthungrigen Funktionärsclique weidlich missbraucht.

      Die Reform-Unwilligkeit ist allerdings heute auch wieder genauso gross wie damals!

      • Frank Baum sagt:

        Der Kommunismus war nicht die Antwort auf Reformunwilligkeit oder Feudalismus. Er war das Resultat von ideologischen Dogamitikern, die auf der Suche nach dem Utopia die Hölle auf erden geschaffen haben. Linke Ideologen haben wir heute sicherlich auch. Auch solche, die mit ihrem Geerechtigkeitswahn gerne über Leichen gehen wollen. Das sind aber ein paar Randgruppen. Worüber sich die Linken bei uns aufregen ist nicht die Reformunwilligkeit der Politker sondern die Tatsache, dass sie mit ihrem dogmatischen Gehabe ziemlich einsam da stehen, weil es den Menschen dank dem Kapitalismus so gut geht wie noch nie und sie einfach keine Lust auf Revolte, Mord und Todschlag haben.

  • Patrick Frei sagt:

    Worauf der Artikel leider nur am Rande eingeht, ist die Tatsache, dass mit der Währungsunion der EU alle Mitgliedsländern ihrer Steuerungsmöglichkeiten für Krisenzeiten beraubt wurden. Offensichtlich hatte man keinerlei Gedanken an die Folgen einer Krise verschwendet in der absoluten Begeisterung. Das Resultat davon wird nun sichtbar, nämlich dass den Ländern die Hände gebunden sind und es eigentlich keinen Ausweg gibt, so viel man das auch herbeireden will. Weshalb florieren denn z.B. die Wirtschaften von USA und China, deren wirtschaftliches Gegengewicht die EU hätte bilden sollen? Über kurz oder lang wird kein Weg daran vorbei führen, die EU-Staaten wieder in die Selbständigkeit zu entlassen und ihnen somit ihre Handlungsfähigkeit zurückzugeben.

    • Cornelis Bockemühl sagt:

      Das ist falsch! Woran es fehlt ist nicht „Steuerungsmöglichkeiten für Krisenzeiten“ (sprich: die Möglichkeit zum Abwerten), sondern Solidarität innerhalb des Wirtschaftsraums!

      Konkret: Die wirtschaftlich weiter entwickelten Gebiete müssen die weniger entwickelten unterstützen. Und zwar nicht nur ein wenig, sondern ernsthaft und langfristig. Anders funktioniert das in keinem einzigen Währungsraum! Das tun die USA, das tut China, usw. usw.

      Und es tut auch die Schweiz im kleineren Massstab: Niemand würde auf die Idee kommen, dass die Kantone Jura oder Graubünden ihre Währung abwerten müssten um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Und weil niemand auf diese Idee kommt bezahlen auch diese Kantone keinen Risiko-Zuschlag auf ihre Zinsen – mit allen positiven Folgen für das Staatsbudget.

      Wäre die Inner-EU-Unterstützung von Ländern wie Griechenland oder Portugal genauso absolut sicher wie die von Kantonen innerhalb der Schweiz, dann wären auch deren Probleme schon fast gelöst, da auch sie keine exorbitanten Schuldzinsen mehr bezahlen müssten. Letztlich hat die Europäische Zentralbank genau diesen Effekt jetzt ja ausgenutzt. Nur dass es halt unschön ist dass die Unterstützung nicht auf Solidarität beruht, sondern auf hemmungsloser Gelddruckerei.

      Auch das Argument einer dann nötigen gemeinsamen Fiskalpolitik zieht nicht: Auch da ist die Schweiz ein gutes Beispiel im Kleinen, dass Solidarität auch möglich ist wenn man sich gleichzeitig 26 unterschiedliche Steuersysteme leistet!

      • Martin Holzherr sagt:

        Ihre Kommentar zusammengefasst: Für einen lockeren Staatenbund wie er von der Eurozone gebildet wird kann eine Währungsgemeinschaft mit einem Masstricht-Vertrag (No Bail-Out) genau solange funktionieren wie schönes Wetter herrscht. Sobald es zur Krise kommt funktioniert Maastricht nicht mehr.

      • Martin Holzherr sagt:

        @Cornelis Bockemühl: Sie schreiben: „Auch das Argument einer dann nötigen gemeinsamen Fiskalpolitik zieht nicht: Auch da ist die Schweiz ein gutes Beispiel im Kleinen, dass Solidarität auch möglich ist wenn man sich gleichzeitig 26 unterschiedliche Steuersysteme leistet!“
        Doch in der Schweiz herrschen überall die gleichen Arbeitsverhältnisse, die gleichen Arbeitszeiten und die gleichen Sozialsysteme (Rente, Gesundheitssystem). In den Euroländern dagegen gibt es diesbezüglich grosse Unterschiede. Unterschiede die weit über den Steuerfuss hinausgehen.

      • Josef Marti sagt:

        Bravo, die EU sollte also den CH interkantonalen vom Bund aufgenötigten Zwangsausgleich adaptieren; allerdings sind wir in der CH noch nicht so weit, dass die Walliser mit 62 in Pension gehen und die Deutschschweiz mit 67.

      • Johnny Smith sagt:

        @Cornelis Bockemühl
        Die Forderung nach einer gemeinsamen „Fiskalpolitik“ reduzieren Sie fälschlicherweise nur auf die Steuern (zudem scheinen Sie vom Steuersystem in der Schweiz nicht so viel Ahnung zu haben). Vielmehr ist sie in diesem Zusammenhang als Gegensatz zur gemeinsamen „Geldpolitik“ zu sehen. Mit anderen Worten sind die von Martin Holzherr zitierten Faktoren viel wichtiger für die Akzeptanz der von Ihnen geforderten Solidarität. Weshalb soll jemand bis 67 arbeiten müssen und gleichzeitig als Geber(land) Geld schicken in ein Land mit Pensionierungsalter 60? Da wird der Solidaritätsbegriff etwas arg strapaziert…

      • Thomas ernst sagt:

        @ Cornelis

        Solidarität ist nur ein schöneres Wort für Diebstahl. sie halten das Mittel (Währungsraum) für das Ziel, und ordnen diesem das Wohlergehen und die Freiheit der Menschen unter.

        Das Ziel muss aber die maximale Freiheit und das höchstmögliche Wohlergehen ALLER sein, und eine Währungsunion ist dazu vielleicht ein Mittel.

        • Cornelis Bockemühl sagt:

          Nein, Solidarität ist nicht Diebstahl, sondern genau das Gegenteil davon: Wer teilt handelt solidarisch, nicht wer einfach wegnimmt!

          „Währungsraum als Ziel“ hat allerdings wirklich etwas! Man muss es allerdings weiter sehen. Dass mein Vergleich mit der Schweiz in technischen Einzelheiten hinkt ist mir selbstverständlich auch klar, aber in den Grundzügen stimmt er eben doch: Auch für die Schweiz war es ein langer Weg bis zur Einsicht (?) zum Beschluss (?) dass man künftig „eine Einheit“ sein will. Inklusive einer einheitlichen Währung, die die damals noch vorhandene Vielfalt an Währungen innerhalb des Landes ablöste.

          Nach meinem Verständnis ist auch Europa auf einem solchen Weg. Und es ist auch für mich nicht ganz klar, wie eigentlich so eine kollektive Einsicht oder ein kollektiver Beschluss wirklich entsteht! Es ist sicher nicht einfach ein Projekt „von oben“, aber auch einfach alle mal abstimmen lassen würde höchstens zu einer momentanen Stimmungserhebung führen. Zunehmend glaube ich aber, dass wir Europäer zunehmend einfach „Europa wollen“!

          Die Einführung des Euro ist für mich nur ein Einzelprojekt auf diesem langen Weg. Ob der Zeitpunkt geschickt gewählt war oder alle technischen Einzelheiten ist nicht entscheidend: Was falsch läuft muss man einfach korrigieren. Die fehlende Abwertungsmöglichkeit in den einzelnen Ländern ist eigentlich nur die fehlende Möglichkeit zum Mogeln: Man verschafft sich als Land kurzfristig einen Export-Vorteil und senkt die Löhne aller Arbeitenden ohne dass die das so direkt merken. Aber das hat GR schon jahrzehntelang immer so gemacht und es hat auch nicht viel mehr genützt als es heute nützen würde!

          Wenn hingegen „die Finanzmärkte“ wirklich glauben würden dass die EU Griechenland in keinem Fall fallen lässt, dann wären die Zinsen für GR-Anleihen auch nicht so übertrieben hoch – und das Land wäre schon kaum mehr überschuldet! Dass sie dann noch immer Probleme hätten ist klar; sie hätten aber dann mehr Chancen, sie zu lösen.

          • Johnny Smith sagt:

            @Cornelis Bockemühl

            Ihre Meinung, „Europa zu wollen“, ist Ihnen selbstverständlich unbenommen und kann ich auch nachvollziehen (nicht teilen), genauso allerdings auch die Meinung derer, die das nicht oder etwas anderes wollen. Deshalb wäre eine Abstimmung in den verschiedenen Ländern sinnvoll. Es wäre zwar wie von Ihnen erwähnt nur „eine momentane Stimmungserhebung“, aber dies wäre aus demokratischer Sicht ja wohl tausendfach besser als gar keine Stimmungserhebung und bloss Abstellen rein auf die aktuelle politische „Elite“. Alleine habe ich das Gefühl, dass die Politikerkaste dies scheut wie der Teufel das Weihwasser (also vielleicht eben doch „ein Projekt von oben“?

            Der letzte Abschnitt zeugt aber von ökonomischer Inkompetenz: Selbst wenn die Zinsen für GR noch viel tiefer wären, GR wäre dennoch überschuldet. Der Zinsdienst macht zwar mittlerweile einen rechten Teil aus, selbst bei theoretischem Nullzins könnte GR derzeit seine Schulden nicht mal homöopathisch abbauen. Die Überschuldung von GR den bösen Finanzmärkten anzulasten, ist schlicht und einfach falsch. GR wurde meines Wissens von niemandem gezwungen, Schulden zu machen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Johnny

            Gehe mit Ihnen einig, nur muss ich hier einen Punkt anfuegen.

            Die inflationaere Geldpolitik sowie die von den Zentralbanken festgelegten Basel-Regeln erlaubte es den Banken, das Kreditvolumen aufgrund tiefer Eigenkapitalquoten massiv hochzuschrauben und andererseits die Risikobewertung zu vernachlaessigen (0% Reserven auf Staatsanleihen). Dort liegt das eigentliche Problem, welches verantwortungsloses und nicht nachhaltiges Verhalten erst ermoeglichte. Genau betrachtet ist natuerlich Griechenland einzig die Spitze des Eisbergs und wir werden noch massiv groessere Verletzungen der langfristigen Nachhaltigkeit erkennen muessen in den kommenden Jahren.

    • Martin Holzherr sagt:

      Eine wichtige Einsicht: Die Krisenländer müssen sich mit dem Euro und den Massnahmen der Eurozoneninstitutionen abfinden. Und es zeigt sich, dass es keine oder nur wenige allgemein anerkannten Institutionen in der Eurozone gibt und dass letztlich die wirtschaftliche dominierenden Länder, hier vor allem Deutschland, bestimmen, was die Krisenländer zu erdulden haben und welche Konditionen ihnen auferlegt werden. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Troika (EZB, Europäische Kommission, IMF), welche die Lage in den Krisenländer beurteilt und einen Massnahmenkatalog ausarbeitet, von den Krisenländern nicht als neutral beurteilt wird, sondern als Handlanger der Nordländer (Deutschland vor allem) gesehen wird.

      In der Eurokrise zeigt sich überdeutlich, dass die politische Union fehlt und die Krisenländer sich automatisch in der Rolle der Gedemüdigten wiederfinden.

    • Frank Baum sagt:

      @Frei: Die Alternativen sind alle Staaten in die Selbständigkeit zu entlassen oder die Vereinigten Staaten von Europa auszurufen. Zu letzterem fehlt der Wille und die Vision und auch der Grund. Zu ersterem der Mut.

    • Linus Huber sagt:

      @ Patrick Frei

      Sie scheinen die Grundproblematik nicht erkannt zu haben, wenn Sie glauben, dass die Wirtschaften der USA und China florieren. Europa ist einzig das schwaechste Glied in der Kette, wo die manipulativen Eingriffe der Elite komplizierter sind und sich dadurch ein erster Brandherd festsetzte. In den naechsten Jahren kann das Problem sich sehr wohl in einem andern Krisenherd bemerkbar machen, ob dies nun China, Japan oder die USA sein werden, denn auch dort ist es einzig eine Frage der Zeit.

  • ast sagt:

    Ein einfacher Vorschlag von mir an die Eliten, den sich Diese gut überlegen sollten ihn zu realisieren, bevor es dafür zu spät ist.

    Die UN soll eine neue Institution erhalten, die UN „SG“ (Soziale Globalisierung). Dieser Bereich soll den Welthandel sozial regulieren, das heisst de soziale Globalisierung fördern. Ziel soll es sein die soziale Sicherheit aller Staaten auf ein gleiches Niveau anzuheben. Hierzu soll vom Welthandel Steuern erhoben werden wie etwa im Bereich der CO2 Abgabe. Konzerne mit tiefem Sozialniveau müssen solange dafür bezahlen, bis dass sie einen Referenzbereich bei der sozialen Sicherheit ihrer Mitarbeiter erreicht haben. Dadurch wird das Sozialdumping verhindert das derzeit Weltweit i Gang gekommen ist.

    Es ist ganz einfach, Wirklich, man muss es nur wollen.

    • Erich Wührlich sagt:

      „Es ist ganz einfach, Wirklich, man muss es nur wollen.“ Schön wär’s! Wieso, dass solche globale und zum Teil auch durchaus wünschenswerte Lösungen trotz verbreitetem „wollen“ alles andere als einfach umzusetzen sind, lässt sich unter den Stichworten „Gefangenendilemma“ und „Collective Action“ erklären.

      • ast sagt:

        Aus meiner Sicht gibt es langfristig kaum eine andere Lösung als die Welt auch im Sozialen über die UN zu verbinden, besser man entwirft dies jetzt als später unter Kriegsgefahr, was ja auch damals die Gründungsurkunde zur UN ausgelöst hatte.

        • Erich Wührlich sagt:

          1.) Ob es die beste Lösung wäre (was bei gewissen Fragen sicher der Fall ist)

          oder

          2.) Ob diese Lösung „ganz einfach“ nur vom „wollen“ abhängt sind zwei völlig unterschiedliche Fragen.

          Ich sage nicht, dass eine globale, übergeordnete Instanz nicht wünschenswert wäre. Ich sage nur, dass sie sehr schwer zu erstellen und aufrechtzuerhalten ist, aufgrund der Funktionsweisen von Staatengemeinschaften und Gesellschaften im Allgemeinen. Diese unterscheidlichen sich im Wesentlichen von der Funktionsweise von Einzelpersonen. Wenn sich Einzelpersonen etwas vornehmen, dann schreiten sie zur Handlung. Bei einer Gesellschaft oder einer Staatengemeinschaft reicht das „wollen“ auch wenn es noch so verbreitet ist meistens nicht aus, um zur Handlung zu zu werden. Ich kann das hier nicht im Detail ausführen, aber zu den oben genannten Stichworten, die diese Problematik erklären, gibt’s eine reiche sozialwissenschaftliche Literatur.
          Liebe Grüsse, E.W.

    • Thomas ernst sagt:

      @ ast

      Sie zeigen da ein klassisches Watzlawick-Denken: Wenn etwas nicht funktioniert, muss man mehr von demslben machen.

      Zentralistische Führung funktioniert schlecht. Deutschlands Zentralismus ist schon dysfunktional, die Brüsseler Europaregierung ist nur noch katastrophal-siehe Euro. Und nun propagieren Sie eine Weltregierung wie Kissingers New World Order. Das wird genausowenig funktionieren.

      Es ist Zeit für dezentralisierung und Föderalismus, um die Selbstorganisationskräfte der Regionen, Dörfer und Quartiere zu wecken und zu stärken. Mikrokredit wirkt viel besser als Entwicklungshilfemilliarden.

      • ast sagt:

        Herr ernst, die UN ist kein Zentralorgan in diesem Sinn wie die EU ein Solche ist. Wäre es anders, dann wäre dieser Verbund gar nie zustande gekommen. Die Un ist vom selben Geist beseelt wie das rote Kreuz und ist daher auch genauso umstritten. Trotzdem gibt es auch in Israel ein rotes Kreuz, wenn auch unter einem anderen Namen. In einer globalisierten Welt die bis zu den Zähnen mit Atomwaffen bestückt ist, gibt es keine Alternative zum langfristgen Überleben -die Menschheit benötigt die UN zur Existenzsicherung. Die UN ist kein „Zentralorgan“ mit unbeschränkten Vollmachten, die Kompetenzen müssen immer wieder durch Verhandlung neu festgelegt werden. Während die EU-Bankenunion als technokratischer Totalitarismus daher zu kommen scheint, ist die UN ein offenen und transparentes Gewebe. Die UN ist das Gegenteil einer Diktatur, es ist der bescheidene und von totalitären Staaten bekämpfte erste Versuch einer globalen Demokratie.

  • ast sagt:

    Europa hat den Friedensnobelpreis nicht verdient. Da können etwa die Deutschen ihren Sozialbericht fälschen ohne dass die Täter die Folgen tragen müssen. Nein, sie werden auch noch belohnt. Die obersten 0,5 Prozent ca. 350.000 Bundesbürger) besitzen gemeinsam so viel Vermögen wie die Basis der 90 Prozent (also ca. 63 Millionen Bundesbürger).

    Die Bundesregierung strich kurzerhand diese Aussage: „Während die Lohnentwicklung im oberen Bereich positiv steigend war, sind die unteren Löhne in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt gesunken. Die Einkommensspreizung hat zugenommen. Es arbeiteten im Jahr 2010 in Deutschland knapp über vier Mio. Menschen für einen Bruttostundenlohn von unter sieben Euro.“

    Die Eliten haben gar kein Interesse die Wirtschaftskrise in Europa zu beenden, denn sie verdienen am Ungleichgewicht und an der Katastrophe. Was stattdessen geschieht ist die Schleifung der ärmsten Schichten unterhalb der Basis, sie sollen für die Schulden durch Spekulation und den Raubzug via der Exportindustrie finanzieren. Übrigens lässt der deutsche Raubzug nach innen auch die Schweiz nicht ohne Schaden zurück. Das Bild das man von Deutschen hier in der Schweiz in den letzten Jahren erhalten hat basiert auf den sozial abbauenden Entwicklungen bei unserem Nachbarn. Es drängten gut ausgebildete Menschen aus DE in die Schweiz und drücken hier das Lohnniveau runter. Im Norden der Schweiz kommt es regelmässig zu Protesten wegen deutschen Firmen die Lohndumping auch in der Schweiz betreiben. Es ist Zeit dieses Hartz IV Regime im Norden in die Schranken zu weisen.

  • Peter E. M. Schudel sagt:

    Nun vergleichen wir mal die heutige Situation mit der des Mittelalters. Damals häufig verbreitet war die Leibeigenen. Wie sah deren Einkommen denn eigentlich aus? Totaler Kündigungsschutz auf Lebenszeit, Kost und Logis, d.h. Wohnen, Essen und Trinken gratis, Kleidung wurde gestellt oder gekauft. Dazu gab es ein Taggeld für die persönlichen Bedürfnisse. Vergleichen wir das mit heutigen Arbeitnehmern: Kündigungsschutz so gut wie keiner. Kost und Logis nur zu einem gewissen Anteil und Geld für die persönlichen Bedürfnisse kann man sich beim Sozialamt holen. Mit anderen Worten: Wir haben uns seit dem Mittelalter deutlich verschlechtert…!!! Es lebe die Gewerkschaft, rofl! Wir haben uns technologisch weit entwickelt, doch der Preis dafür ist eindeutig zu hoch, denn wenn der Einzelne komplett auf der Strecke bleibt, wenn die Familie, notabene die Stütze der Gesellschaft, nur noch über den Staat, mehr schlecht als recht, gehalten werden kann, dann hat das System komplett versagt. Abschliessend kann ich der Schweiz nur wünschen, dass die Initiative für ein Grundeinkommen für alle zustande kommt und an der Urne auch wuchtig angenommen wird, denn damit können wir weltweit ein Zeichen setzen, welches es in der Geschichte der Menschheit so noch nie gegeben hat. Wir haben es in der Hand, die letzte Revolution zu initiieren und eine Grundgerechtigkeit zu erreichen, welche unabhängig von Einkommen und Bildung ist. Gleiche Rechte für alle, aber nicht nur als Worthülse, sondern als Tat! Wieviele Parteien in Europa nennen sich CHRISTLICH und treten diese sozialen Werte der Bibel mit den Füssen? Alle! Unsere Verfassungen enthalten mehrfach das Wort „Gott“ im Text. Das kann aus heutiger Sicht nur mit Blasphemie erklärt werden… Wie können sich die europäischen Länder überhaupt Armut leisten? Was ist das für ein trauriger Ausweis von hilfloser Politik? Es gibt tatsächlich in Deutschland und der Schweiz Menschen die auf der Strasse leben!!! Traurig, beschämend und unakzeptabel…

    • Josef Marti sagt:

      Dann wird aber die Wirtschaft (oder halt die Sklavenhalter) sofort nach China und Indien abwandern wo es noch genug freiwillig Leibeigene hat.

      • Martin Holzherr sagt:

        @Peter E.M. Schudel: Im Mittelalter war einiges besser, da gebe ich ihnen recht. Nicht nur der totale Kündigungsschutz für Leibeigene auf Lebenzeit mit Kost und Logis ist nicht zu verachten. Auch die wesentliche kürzere Lebenserwartung im Mittelalter hat gewaltige Vorteile. In Mitteleuropa ist die Lebenserwartung seit 1840 etwa um 40 Jahre gewachsen. Das bedeutet, dass ein heutiges Einkommen für 40 mehr Jahre reichen muss als noch vor 200 Jahren. Kein Wunder, dass es so etwas wie Altersarmut erst seit einigen hundert Jahren gibt. Früher wurde kaum jemand so alt, dass er so etwas wie Altersarmut überhaupt erlebte. Da lob ich mir die früheren Zeiten.

        • Linus Huber sagt:

          Im Durchschnitt leben die Alten zulasten der Zukunft der Jungen. Man vergisst, dass die Altersvorsorge nicht nachhaltig ist, da bei der Einfuehrung dieses Systems die Lebenserwartung in etwa auf den Beginn des Gnadenbrotes fiel. Dies wuerde bedeuten, dass unsere Pensionierung heute auf das 78. Lebensjahr verlegt werden muesste.

  • Hans Müller sagt:

    Hört endlich damit auf, zu jedem Thema die nordischen Länder zu glorifizieren, oder prüft zumindest Eure Graphiken vorher. Wie man aus der Graphik erkennen kann, ist die Arbeitslosenquote in Schweden und Finnland auch nicht gerade tief. Einzig bei Dänemark könnte man argumentieren, dass sie es wirklich gut machen. Norwegen einzubeziehen ist einfach lächerlich, was will man einen Staat als Vorbild nehmen, der beinahe Pleite war, bevor er Öl (oder Gas) in rauhen Mengen unter seinem Hintern gefunden hat? Zum Thema Mindestlöhne: Schaut mal in der Schweiz, welches die ärmsten Kantonen sind und prüft nach, welche davn einen gesetzlichen Mindestlohn eingeführt haben. Zufall, wie?

    • Josef Marti sagt:

      Oel und Gas in rauhen Mengen haben auch andere Staaten wie Russland, Iran, Irak etc und trotzdem sind sie wirtschaftlich schwach. Pleite ist ein relativer Begriff, versicherungstechnisch betrachtet ist auch die CH pleite und die USA schon seit Langem.

  • kasimr sagt:

    Wenn man in der Schweiz alle Arbeitslosen inkl. die Ausgesteuerten zählt, sind wir auch mind. bei 400 000.

    • Marcel Senn sagt:

      Auch Ausgesteuerte bleiben solange in der CH-AL-Statistik, solange sie beim RAV angemeldet bleiben und Arbeit suchen – selbst wenn es kein Geld mehr gibt von der Ausgleichskasse!!!

  • Peter E. M. Schudel sagt:

    Es funktioniert nicht über Konjunkturmassnahmen einer Regierung, sondern nur über den Geldbeutel des Einzelnen. Schauen wir uns mal das Beispiel Deutschland an: Die feiern sich gerade als Konjunktur-Musterknabe. Teuer erkauft. Über 20% unter der Armutsgrenze, weitere 20% in der Altersarmut und unfassbar viele Sozialaufstocker. Das soll ein Musterbeispiel sein? Die Oligarchie nimmt in Deutschland immer dramatischere Formen an: Waren es in den 90er Jahren noch 12%, welche 80% des BIP einheimsten, so waren es 2010 8%, welche 92% des BIP unter sich aufteilten. Die Bundesregierung hat den sogenannten Armutsbericht so schönen lassen, dass nichts mehr von dieser gewaltigen Schere darin vorkommt. Ist irgendwie auch eine Vogel-Strauss-Taktik. Wenn in einer Regierungsstudie explizit hingewiesen wird, dass ein Mindestlohn von € 10.– immer noch in die Armut führt und die Regierung noch nicht mal bereit ist, einen Mindestlohn von € 8.50 einzuführen (vorgeschlagen von den ach so mächtigen Gewerkschaften), dann sieht man, welches geistes Kind die Regierung Merkel ist! Eines scheint doch klar zu sein, ohne vernünftiges Einkommen kann die Gesellschaft in dieser Form des Kapitalismus nicht mehr funktionieren. In den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts konnte der Vater die ganze Familie ernähren. Man hatte ein Auto und fuhr jedes Jahr mit der Familie in den Urlaub. Wie sieht es damit heute aus? Beide Eltern arbeiten und können damit die Familie gerade so ernähren. Ferien sind ein Fremdwort und Anschaffungen können kaum getätigt werden. Dies betrifft unterdessen in Deutschland rund 40% der Familien. Somit ist der Binnenmarkt dermassen geschwächt, dass eine konjunkturelle Stärkung nicht mal ansatzweise geschieht. Wenn wir in dieser Rechnung noch die Aufstocker dazu nehmen, dann sind wir bereits auf der Negativseite! Das läuft momentan ab, meine Damen und Herren Wirtschaftsprofessoren…

  • Erich Wührlich sagt:

    Vielen vielen Dank für diesen äusserst wertvollen und reflektierten Überblick! Obwohl sich daraus keine allgemeingültigen Schlüsse ziehen lassen, scheinen aber doch gewisse Erklärungen zu den Situationen einzelner Ländern zu passen.

  • Anh Toan sagt:

    Nur ein Knecht ist ein vollwertiger Mensch!

    Es fehlt den Arbeitslosen weder an Arbeit, noch an Geld, Ihnen fehlt eine Anstellung, also ein Arbeitsvertrag (früher Dienstvertrag), mit welchem sie sich dazu verknechten, dem Arbeitgeber (dem Kapital) den grössten Teil ihrer Schaffenskraft zur Verfügung zu stellen. Wer sich diesem Unterordnungssystem nicht einordnen will oder kann, wird als defekt bezeichnet, ihm fehlt etwas, er ist ArbeitsLOS, weil ihm fehlt der Vertrag, mit welchem er sich faktisch lebenslang ans Kapital verknechtet.

    Wer es jedoch geschaftt hat, so einen Knechtschaftsvertrag zu erhalten, hat nun die Chance, einen Kredit aufzunehmen, um sich eine Wohnschachtel zu „kaufen“, er wird damit nicht nur zum Arbeitsknecht, sondern auch noch zum Schuldknecht, er vepflichtet sich zu Summen, die er in seinem ganzen Leben nie bezahlen kann, eigentlich ein Vetrag gegen die guten Sitten, wenn die Sitten denn gut wären.

    Freiheit im Kapitalismus!

    • Josef Marti sagt:

      Das nennt man dann also Renditesklaven, könnte man da nicht Asyl in der Schweiz beantragen, wir haben doch die EMRK.

    • Cornelis Bockemühl sagt:

      Schöne Zusammenfassung! Könnte man überschreiben mit „Der Sinn des Lebens“ 😉

    • Frank Baum sagt:

      Linksextremes Geheul. Wenn der Komunismus so toll ist, dann können sie den ja live miterleben. Fahren Sie nach Nordkorea. Vielleicht passt Ihnen das ja besser. Dort sehen Sie ganz konkret, wo Ihr Linksextremismus endet.

      Sie haben einen Denkfehler gemacht: Sie sind nicht verpflichtet, einen Arbeitsvertrag einzugehen. Sie können auch selbständig Ihren Lebensunterhalt verdienden. Dann allerdings mit den Mitteln, die Ihnen gerade zur Verfügung stehen. Was die Freien Menschen im Kapitalismus von den Knechten früherer Zeiten und im Kommunismus unterscheidet: sie haben die Wahlt, ob sie es tun und wie sie es tun. Sie haben auch Zugang zu Arbeitsplätzen, die nur entstehen, wenn die notwendigen Investitionen getätigt werden. Genau das geschah aber vor dem Kapitalismus nicht und im Kommunismus sowieso nicht.

      • Josef Marti sagt:

        Träumen Sie weiter, solange ein Erbrecht besteht gibt es niemals gleichlange Spiesse und Ausgangsvoraussetzungen.

      • Anh Toan sagt:

        @Frank Baum: „Linksextremes Geheul“ „Nordkorea“

        Nordkerea habe ich vielleicht auch mangels Interesse des Gastgebers nie besucht, ich war schon zwei Monate im „marxistischen“ Eritrea und bin beruflich und privat mit dem „sozialistischen“ Vietnam verbunden, nur ganz konkret sehe ich dort wenig Sozialisimus, (Zugang zu Nahrung Bildung und Gesundheit für Alle) dann schon eher in Norwegen oder Schweden, wo ich, wenn die Winter nicht wären, also grob von Juni bis Mitte September, durchaus leben könnte.

        Den Denkfehler machen Sie: Der Knecht hat die Wahl, ob und bei wem er sich als Knecht verpflichtet. Selbständigkeit setzt den Einsatz eigener Mittel voraus, man kann auch reich heiraten, spekulieren oder kriminell werden, auch diese Optionen gabs schon im Mittelalter, dazu die Option des Klosters. Keine Option übrigens haben nur Sklaven, bei denen ist sogar (versuchter) Selbstmord Sachbeschädigung.

        Ob mein Geheul als linksextrem einzustufen ist, hängt wohl in erster Linie davon ab, wie weit rechts man selber steht.

        • Frank Baum sagt:

          @Ahn: Ihr Geheul ist Linksextrem, wenn man in der Mitte steht. Die Knechte im Mittelalter hatten keine Wahl – wenn wir den linksextremen Ideologen folgen, werden wir auch wieder dort landen. Selbständigkeit setzt auch keine eigenen Mittel voraus, wohl aber eigenen Einsatz – nicht zuletzt auch, um Mittel zu beschaffen! Gerade in der Schweiz gibt es eine ganze Anzahl von Ausländern, die mit nichts in der Hand gekommen sind und es dank eigenem Einsatz zu etwas gebracht haben.

          Dass Sie in Vietnam keinen Kommunismus vorfinden liegt einfach daran, dass der Kommunismus gescheitert ist. Das ist der Teil, den die Linksextremen leider nicht akzeptieren wollen. Nur: die linksextreme Ideologie ist mit persönlicher Freiheit nicht zu vereinbaren. Deswegen sind die ganzen Regime auch gescheitert, bis auf Cuba und Nordkorea. Letztere agieren auch schon nurmehr aus schierer Verzweiflung.

          • Anh Toan sagt:

            @Frank Baum: Ist der Knecht eine Frau, heisst sie Magd oder Dienstmagd. Der Arbeitsvertrag heisst im BGB Dienstvertrag: Er grenzt sich von anderen veträgen auf Arbeitsleistung durch das Subordinationsverhältnis zwischen dem Dienstleistenden (Arbeitnehmer, Knecht oder Magd) und dem Empfänger (Arbeitgeber oder Herrn) ab: Der Arbeitgeber hat ein fachliches, organisatorisches und auch in die Persönlichkeit eingreifendes Weisungsrecht bis zu Kleidung und Haarschnitt oder Verbot von Tattoos gegenüber dem Arbeitgeber.

            Selbständig ist rechtlich, wer ein Unternehmen als Einzelfirma oder Personengesellschafter führt, wirtschaftlich auch, wer dies in Form einer Kapitalgesellschaft mit eigener wesentlicher Beteiligung tut. In einem Unternehmen werden kapiotal und Arbeit eingestzt, um Gewinn zu erzielen. Grundsätzlich könnte nur Fremd- und kein Eigenkapital eingestzt werden (was gerade häufig bei den von Ihnen genannten Ausländern der fall ist, die ihr Startkapital aus ungedeckten Kreditkartenüberzügen und Privatkrediten finanzieren), dies nenne ich aber Spekulation und nicht Unternehmertum, wobei ich mit Kostolani durchaus einig bin: Wer arm ist, muss spekulieren.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Anh

      Schön, dass Sie hier immer noch gelegentlich zu klugen Provokationen kommen. Chapeau!

    • Linus Huber sagt:

      @ Anh Toan

      Ich stimme Ihnen zu bis auf den letzten Satz, welcher so lauten sollte:

      Dies ist die Freiheit in einer zugunsten der Elite manipulierten Planwirtschaft!

  • Albert Baer sagt:

    Schon der Titel ist falsch. Die Leute leiden nicht in erster Linie unter Arbeitslosigkeit sondern unter Einkommenslosigkeit.
    Das führt zu den bekannten negativen sozialen Folgen.

    Bleibt man aber innerhalb der Box der gegenwärtigen ökonomischen Ideologie so kann man feststellen, dass sich wenigstens die Erkenntnis durchgesetzt zu haben scheint, dass die Nachfrage (Mittelschicht) Jobs schafft und nicht die reichen Kapitalisten.
    Kein Kapitalist hat je das Ziel gehabt Jobs zu schaffen. Ein Kapitalist will eine Rendite und das letzte was er will ist seine Rendite mit Jobs zu schmälern. Der Kapitalist scheut also die Schaffung von Jobs wie der Teufel das Weihwasser.

    Weiteres von Nick Hanauer einem „venture capitalist“ über die Lüge, dass Reiche „Job-Creators“ seien und deshalb steuerlich begünstigt werden sollten

    https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=CKCvf8E7V1g

    PS: Es spricht für sich, dass TED sich nicht getraute diesen Vortrag zu veröffentlichen – im Mutterland des Kapitalismus.

    • Frank Baum sagt:

      Der Vortrag von Nick Hanauer ist wirklich gut und es ist eine Schweinerei, warum dieser auf TED nicht aufgeschalten wurde. Es gibt in den USA leider wirklich eine ieologische Verblendung, was die Job Creators betrifft.

      • Marcel Senn sagt:

        Es sollte viel mehr Millionäre geben, die versuchen die Wahrheit zu finden und weitergeben wie Hanauer – all diese Propagandalügen wie die Job-Creator-Lüge der letzten 15-20 Jahren haben sich durch mantramässiges Wiederholen eben leider zu einer Scheinwahrheit entwickelt und viele einfache Gemüter fallen auf den Schmarren rein. Diese Professionalisierung der Propagandaindustrie ist eines der grössten Uebel der Menschheit – leider ist die Schweiz auch schon verseucht, man kennt die „Professionellen“ aus den Leserkommentarspalten und anderstwo. Die permanente Lüge ist der sichere Weg in den Abgrund – für die meisten zumindest

    • Linus Huber sagt:

      Ich waere ja schon zufrieden, wenn wir den Umverteilungsmechanismus von der Gesellschaft an die Elite eliminieren wuerden, indem die Subventionierung z.B. der Finanzbranche, welche heute als ein Instrument dieses Mechanismus fungiert, gestoppt wuerde. Die inflationaere Geldpolitik der Zentralbanken ist aber die ureigenste Form dieses Systems. Leider wird dies nicht wirklich erkannt.

  • Peter E. M. Schudel sagt:

    Schon lustig, auf welche Geleise diese „Ökonomen“ immer wieder kommen. Niedrige Löhne kurbeln die Wirtschaft an. Aber bitte, das ist doch sowas von lächerlich! Wie sieht es denn momentan wirklich aus? Die Industrie feiert Gewinne wie noch nie und die Sozialsysteme Ausgaben wie noch nie. Da liegt der kapitale Fehler. In allen europäischen Ländern müssen Millionen Arbeitnehmer in Vollzeit zum Sozialamt, um ihren Minimallohn aufzubessern. Dieses Geld fehlt dann der Regierung für Fördermassnahmen und der Steuerzahler bedient damit die private Wirtschaft. Das allein ist schon ein Verbrechen, denn genau diese Betriebe feiern dann ihren überproporzionalen Gewinn. Selbstverständlich ist dieses Systems des klauens von Steuergeldern auch noch gesetzlich abgesegnet. Eigentlich müsste schon da jeder Betrieb verpflichtet werden, die Sozialausgaben Ende des Jahres zurückzuzahlen. Erste Baustelle zugeschüttet. Starke Gewerkschaften. Das ich nicht lache… Meistens schaffen es die Gewerschaften gerade mal den Teuerungsausgleich hinzukriegen, von Mehrwert keine Spur. Die Verflechtungen zwischen Gewerkschaften und Industrie ist viel zu eng, um für den Arbeitnehmer effektiv einen Mehrwert zu schaffen. Kleines Beispiel gefällig? In über 100 Jahren Gewerkschaften haben es diese bis heute nicht geschafft, den Teuerungsausgleich gesetzlich zu verankern. Und nun zum eigentlichen Problem: Wer kein Geld hat, kann nichts kaufen, wer nichts kaufen kann, trägt nichts zu einer positiven Konjunktur bei. Milchbüchlein-Rechnung. So. Und es gibt tatsächlich immer noch „Wirtschaftsprofessoren“, welche keinen direkten und positiven Effekt zwischen Einkommen und Konjunktur sehen. Was denkt ihr wohl, wieviel die 10, 20, 50% Arbeitslosen zum Wirtschaftswachstum monetär beitragen? Wohnung und Essen, dann ist alles schon vorbei. Es könnte so einfach sein: Mindestlohn rein, aber bitte über die Armutsgrenze hinaus, und schon brummt der Laden. Wo Geld, da Ausgaben. So ist der Mensch, so läuft Wirtschaft!!!

    • Linus Huber sagt:

      Es handelt sich um einen Umverteilungsmechanismus von der Gesellschaft an die Elite. Es handelt sich um die offizielle Strategie der Zentralbanken, die geplatzten Blasen zu reparieren (zugunsten der Elite) nicht erkennend, welche neue Probleme dadurch geschaffen werden. Bei all dem Wirrwarr wird nicht erkannt, dass wir in einer Planwirtschaft leben, da der wichtigste Preis innerhalb dieses Systems willkuerlich manipuliert wird (Preis fuer Kredit/Geld). Wir als Gesellschaft muessen uns langsam bewusst werden, welch destruktive Funktion unsere Zentralbanken einnehmen.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Peter

      Mindestlohn nützt nur dann etwas, wenn es auch eine Beschäftigungsgarantie gibt. Sonst werden Arbeitnehmer, deren Leistung den Mindestlohn nicht rechtfertigen (zB Wägelischieber im Migros), einfach entlassen.

      Wenn es aber eine Beschäftigungsgarantie zum Mindestlohn gibt – das kann ja nur der Staat mit Steuergeldern – sind wir praktisch beim bedingungslosen Grundeinkommen.

      • ast sagt:

        die Sache hat eigentlich nur einen Haken der gegen die Einführung eines Mindestlohnes oder aber auch eines Grundeinkommens spricht -die Globalisierung. Im Prinzip wäre es die Aufgabe der UN eine solche Maxime durchzusetzen, da es ansonsten zu schwierig lösbaren Wettbewerbs -Ungleichgewichten kommt. Man ist bei der UN dabei zu versuchen den Hunger in der Welt auf Immer zu verhindern, das wäre im Prinzip eine wirksame Lösung. Was die Arbeitsplätze anbetrifft muss das Grundeinkommen davon entkoppelt werden, daher bin ich eher für diese Lösung anstelle eines Mindestlohn. Es gibt das Recht auf Leben, das Grundeinkommen ist aus meiner Sicht die physische Antwort hierzu und sollte daher auch so bemessen werden das genau dies erreicht sein soll, aber keinen Rappen darüber.

  • Reto Zürcher sagt:

    „Der übliche Ausweg von Ländern in der Krise ist eine Abwertung der Währung, das verschafft Nachfrage über die Exporte. Doch eine solche Abwertung ist in einer Währungsunion unmöglich.“ Die Euroländer haben sich selber im Eurogefängniss eingeschlossen und zerbrechen sich jetzt krampfhaft den Kopf wie sie aus diesem Gefängnis wieder rauskommen. Die einen rufen, „Wir brauchen höhere Gefängniswände! Die anderen schreien „Verstopft den Toilettenabfluss! Die Dritten rufen: „Lasst uns nur noch einmal am Tag Essen servieren lasssen“. Bis jetzt hat sich noch niemand getraut laut zu sagen, das der einfachste Weg dieses Gefängnis zu verlassen, derselbe Weg ist, auf dem man damals reingekommen ist. Durch die Türe, mit dem Schlüssel den sie alle bei sich in der Tasche haben. Es fällt mir ausserordentlich schwer mit Leuten Mitleid zu haben, die sich den Kopf an der Wand blutig stossen weil sie zu feige sind die offene Tür zu bemerken.

    • Rene Wetter sagt:

      @Zürcher: Warum glauben immer noch soviele dass Abwerten ein Patentrezept gegen die Probleme der Länder sein? Schauen Sie sich Grossbritannien an.: in den 60er 1£=12CHF heute 1£=1.4CHF, die Exportwirtschaft wird immer schwächer auch der Binnenwirtschaft gehts nicht besser. Abwerten enteignet Sparer und Rentner belohn Schuldenmacher und macht Unternehmer faul und träge, statt zu modernisieren warten sie auf eine Abwertung. Abwerten hilft Zypern nichts, da ist keine Exportwirtschaft, es hilft GR wenig die Schulden lauten in € und $ und die Exportwirtschaft ist gering, die wirt trotz Abwertung niemand aufbauen. Die Ursache der Verschuldung ist Misswirtschaft, Korruption und Steuerhinterziehung gegen all das nützt Abwerten nichts. Italien: Gleiche Ursachen der Verschuldung wie bei GR, Abwerten nützt nichts, es hilft allenfalls den maroden Unternehmen ein paar Jahre zu überleben. Spanien: Ist wegen Bankenunterstützung und Immobilienkrise in Schwierigkeiten Abwerten wird den Immobilienmarkt nicht ankurbeln, man muss diversivizieren die spanische Industrie ist konkurrenzfähig (SP ist Nr2. von Europas Autobauern) Exporte steigen.
      Noch ein Hinweis: Brasillien wächst seit es eine stabile Währung hat.
      Wenn Abwerten das Allheilmittel wäre müsste Zimbabwe Exportweltmeister sein
      Es gibt keinen Grund dass ein griechischer Unternehmer seine Firma nicht gleich wie ein deutscher modernisieren und produktiv halten muss. Die Infrastruktur ist heute in ganz Europa vorhanden es ist nicht mehr so dass der Süden mit Eselskarren gegen den Norden mit Camions kämpfen muss.
      Das ganze Schlamassel kommt von der Unfähigkeit sich auf Veränderungen einzustellen, der Unfähigkeit die Korruption zu bekämpfen und der Unfähigkeit zur Zusammenarbeit; jeder wolle auf Kosten des anderen Vorteile rausholen

      • Linus Huber sagt:

        @ Rene

        „Die Ursache der Verschuldung ist Misswirtschaft, Korruption und Steuerhinterziehung gegen all das nützt Abwerten nichts.“

        Ich zaehle Misswirtschaft, Korruption eher zu den Symptomen als zum Grund des Problems. Die wirkliche Ursache liegt in der ankerlosen und inflationaeren Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte, da ohne diese, solche Entwicklungen nicht dieses Ausmass haetten erreichen koennen und schon viel frueher korrigiert worden waeren.

        • Rene Wetter sagt:

          Den Zusammenhang zwischen Korruption und Geldpolitik müssen Sie mir mal erläutern. Aufgrund verschiedener gefährlichen Finanzprodukte ist die Geldpolitik z.T. wirkungslos geworden. Es wurden langfristige Kredite mit kurzfristigen Anlagen Finanziert (z.B. HRE). Lesen Sie mal nach was in den USA 1994 passierte als das FED die Zinsen 2 mal leicht erhöhte (ich werde das hier nicht erhäutern). Sie begreifen nicht dass man die alte Notenbankpolitik nicht mehr durchführen kann ohne eine Katastrophe herbeizuführen. Es müssen neue Steuerungselemente heran, wer unfähig ist umzudenken ist fehl am Platz. Eigenkaptialvorschriften, Amortisationsvorschriften, Bonitätsprüfung, der Kreditgeber kann sich keiner Verantwortung entziehen.
          Verschuldung: Eine Regierung die spart wird abgewählt, eine Regierung die die Steuern erhöh wir abgewählt. Ein Grund für die Schulden. Ein weiterer Grund: Überall wurden die Steuern gesenkt in der irrigen Annahme dass dann die Wirtschaft schneller wachse was die Einnahmenausfälle kompensiere. Sie werden das sicher leugnen. Reagan war der Erste der das vorexerzierte und einen Schuldenberg hinterliess! Sein Nachfolger Bush musste sein Versprechen die Steuern nicht zu erhöhen brechen- er wurde abgewählt! Ich weiss, Sie werden diese Zusammenhänge abstreiten – noch 2 Beispiele aus der Schweiz: Luzern und St. Gallen haben die Steuern gesenkt, es zogen keine Reiche zu, jetzt haben sie ein Riesendefizit und Schulden. Ganz wichtig: Man muss endlich einsehen dass die Lafferkurve Bocksmist ist. Und von Neoliberalen Thesen abkommen, sie bringen nicht als Unstabilität, die wenigen Reichen bringen die Wirtschaft nicht zum Laufen

          • Linus Huber sagt:

            Ankerlose und inflationaere Geldpolitik fuehrt zu einer Verhaltensveraenderung der Gesellschaft, da dies eine indirekte Umverteilung vom Sparer an den Schuldner produziert. Die Veraenderung fuehrt zu einen zunehmenden Flucht aus dem Geld in Sachwerte, wie z.B. Immobilien. Dadurch werden gesellschaftsschaedigende Werte gefoerdert, wie z.B. Kaufen heute Sparen morgen. Dies fuehrt schlussendlich zu Blasenbildungen mit den damit einhergehenden negativen Folgen fuer die Bevoelkerung. Das gesamte System wird von einer nicht nachhaltigen Verhaltensweise erfasst, wodurch schlussendlich die Werte wie Geiz ist Geil, Wegwerfgesellschaft, Lug und Betrug und eben auch Korruption zum Normalfall mutieren.

            Wie Sie selber erkennen, kann man keine normale Geldpolitik mehr betreiben ansonsten das gesamte System eine Katastrophe erleidet. Dieses Problem entstand nicht aus einem Vakuum, sondern ist das Resultat ankerloser und inflationaere Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte.

            Man muss den Ursprung des Problems zuerst anerkennen um eine wirkliche Loesung heranfuehren zu koennen und nicht vergangene Fehler von Manipulation einzig mit weiteren manipulativen „Steuerungselementen“ immer weiter zu destabilisieren, bis es schlussendlich eh zusammenbricht.

            Die Verschuldung des Staates wird durch tiefe Zinsen ebenfalls gefoerdert, womit sich eine nicht nachhaltige Entwicklung ueber viele Jahre festsetzen kann ohne dass es wirklich bemerkt wird.

            Wenn Sie genauer hinsehen, verloren die „Reichen“ im Jahr 2008 verhaeltnismaessig einen bedeutend hoeheren Anteil ihres Vermoegens (in %) als der Durchschnitt. Die getroffenen Massnahmen halfen genau dieser Elite, den Verlust in den Folgejahren wieder mehr als gut zu machen. Die Geldpolitik funktioniert zugunsten der Elite und nicht zugunsten der Gesellschaft. Es ist nicht einfach, in ein paar Zeilen diese Zusammenhaenge detailliert zu erklaeren, aber geben Sie sich Zeit und Sie werden zur entsprechenden Erkenntnis finden.

  • Hannes sagt:

    Zitat:
    „Hier das wichtige Argument etwas detaillierter: Wie sollen tiefere Löhne überhaupt positiv wirken? Indem sie zu tieferen Preisen führen. Das hat den gleichen Effekt wie eine Ausdehnung der (nominalen) Geldmenge durch die Notenbank bei stabilen Preisen. In beiden Fällen steigt die reale Geldmenge – bei tieferen Preisen erhält das vorhandene Geld einfach mehr Kaufkraft. Eine höhere reale Geldmenge sorgt gewöhnlich für tiefere Zinsen, was der Nachfrage (zum Beispiel nach Investitionen) Schub verleiht.“
    Meine Frage: Funktioniert die Kausalkette nicht in die andere Richtung? Meines Erachtens sind es die tiefen Zinsen, die die Geldnachfrage erhöhen, da die Opportunitätskosten sinken, Geld in Anlagewerte zu halten.
    Zitat:
    „Soweit die Standardtheorie. Doch in der Liquiditätsfalle können die Zinsen nicht weiter sinken und der Privatsektor bleibt auf dem Geld sitzen. Der positive Nachfrage-Effekt bleibt aus. Noch schlimmer: Wenn die Privaten – wie jetzt – stark verschuldet sind, sinkt die Tragbarkeit der Schulden und die Realzinsen (die kaufkraftbereinigten Zinsen) steigen bei tieferen Preisen an. Unter den aktuellen Umständen verschlechtert sich also durch sinkende Löhne die wirtschaftliche Lage.“
    Wiederum ist mir dieser Argument nicht ganz klar. Wenn die Realzinsen wieder steigen, haben Firmen doch einen Anreiz in Maschinen zu investieren – somit werden wiederum mögliche neue Arbeitsplätze geschaffen. Sind die Realzinsen höher als die Nominalzinsen, wirkt dieser Effekt noch grösser, da reale Werte profitabler sind, als Finanzinstrumente.
    Um eine klärende Antwort wäre ich froh.
    Vielen Dank!

    • Rene Wetter sagt:

      @Hannes: Es gibt den Spruch: „Mann kann die Pferde zur Tränke führen aber saufen müssen sie schon selber“ Wenn z.B. eine Firma sinkene Absatzzahlen prognostiziert wird sie trotz tiefen Zinsen nicht investieren. Also wird das billige Geld vorallem dazu verwendet Immobilien zu kaufen, was dann zu Preissteigerungen und Blasenbildung führt.
      Die Realzinsen können nur bei Deflation grösser sein als die Nominalzinsen. Bei Deflation müssen Sie ihe Produkte billiger abgeben die Schuldzinsen bleiben jedoch gleich, also verdienen sie weniger und es wird noch schwieriger die Schulden abzubauen. Zudem geht die Nachfrage zurück, würden Sie z.B. heute ein Auto kkaufen, wenn Sie wüssten dass es in einem Jahr 20% günstiger wäre?

      • Linus Huber sagt:

        @ Rene

        Ich stimme Ihnen zu, jedoch unterlassen Sie es zu erklaeren, warum wir in dieser heutigen Situation angekommen sind. Der Aufbau des Kreditvolumens war keineswegs ein Zufall sondern basierte auf der manipulativen Geldpolitik der vergangenen Jahrzehnte.

        Ebenfalls beweist die Situation der elektronischen Gueter ihre Fehleinschaetzung des Nachlassens der Nachfrage aufgrund von sinkenden Preisen. Dort sinken die Preise seit vielen Jahren und die Unternehmen florieren bestens und wer was kaufen will kauft es, obwohl er weiss, dass in einem Jahr er ein besseres Produkt 20% billiger erwerben kann.

        • Rene Wetter sagt:

          Niedere Zinsen zwingen niemanden dazu sich zu verschulden. Niedere Zinsen sollten die Banken aber dazu bewegen die Bonität besser zu begutachten, sie kriegen wenig Geld für ihr Risiko also muss besser aufgepasst werden. Das wurde versäumt. Die Banken können die Verantwortung nicht abschieben. Um Blasenbildung zu verhindern gibts nur eines: Vollständige Amortisation der Hypothek in Jahresratien in 25 Jahren
          Ich habe das Wesen der Deflation beschrieben. Ich finde Elektronik ein schlechtes Beispiel, ich zähle sie nicht zu den dauerhaften Gütern da sie im Jahrestakt veraltet. Aber auch dort: z.B. die PC Hersteller haben massive Probleme: Man verdient fast nichts mehr Schauen Sie mal die Situation von Dell und HP an

          • Linus Huber sagt:

            @ Rene

            Es geht beim Konsum auf Kredit nicht um Zwang sondern es geht darum, welche Werte durch die Geldpolitik gefoerdert werden und inwiefern die Geldpolitik zu einer indirekten Umverteilung fuehrt. Wenn aufgrund tiefer Zinsen eine indirekte Umverteilung vom Sparer an der Schuldner ablaeuft, fuehrt dies zwangslaeufig langfristig zu einer Verhaltensaenderung, welche das Schulden machen als etwas erscheinen laesst.

            Sie koennen Konsum und Wachstum des Kreditvolumens nicht voneinander trennen. Sie koennen Wachstum des Kreditvolumens nicht von der Geldpolitik und den damit verbundenen Eigenkapitalvorschriften fuer Banken trennen.

    • Frank Baum sagt:

      Firmen haben einen Anreiz zu investieren, wenn die Zinsen tief sind, weil das Geld dann billig ist. Entsprechend das Argument aus dem ersten von Ihnen zitierten Absatz: wenn die Löhne sinken, ist dies wie eine Zinssenkung für die Firmen und somit ein Anreiz zu investieren. Aber Achtung: wie im zweiten Absatz beschrieben, geht der Schuss nach hinten los, wenn man sich in einer sogenannten „Liquiditätsfalle“ befinden und das ist jetzt der Fall. In seinem solchen Fall wirken sinkende Löhne wie eine Zinserhöhung auf die Unternehmen und somit hemmend für den Invetsitionsanreiz.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Frank

        „Firmen haben einen Anreiz zu investieren, wenn die Zinsen tief sind.“

        Man merkt, dass Sie kein Unternehmer sind.

        Der Unternehmer investiert GENAU DANN, wenn er mit guter Gewissheit erwartet, dass die Investition RENTIEREN wird. Der Zins ist da ein ziemlich untergeordneter Faktor. Der wichtigste Faktor ist: Habe ich einen Markt? Gibt es Nachfrage (und nicht etwa bloss einen Bedarf)? Wie lange wird dieser Markt bestehen? Reicht das, um meine Investition zu amortisieren und das Risiko angemessen zu entschädigen?

        Leider überschattet das theoretisch-blutleere Gedöns um die monetären Faktoren die Betrachtung der relevanten realwirtschaftlichen Einflüsse.

        Warum haben Spaniens Sozialisten Tausende von Soziologen an den Unis ausgebildet, die keiner haben will, aber keine Schreiner, Klempner und Elektromonteure, die man als Hauseigentümer und Mieter händeringend sucht?

        Klar: Man wollte sich mit dem echten Leben doch gar nicht befassen!

  • Arnold sagt:

    ISind die stets steigende Arbeitslosenquote in den Europäischen Länder nicht auch auf die moderne Technik , die steigende Gewinnmaximierung und auf das Schnelltempo zurückzuführen???

    • ast sagt:

      Eigentlich nicht, denn neue Technologien schaffen neue Arbeitsplätze. Nur ist es so dass Diese etwa in China geschaffen wurden und weniger in Europa. Auch ist es so dass die Erfolge der Technologien extremst ungleich verteilt wird, weil vieles über Exporte läuft an dem der breite Binnenmarkt wenig partizipieren darf. Die Eliten verteilen die Erfolge nur unter sich.

      Rationalisierung und Automatisierung sollten zu mehr Wohlstand führen, ansonsten machen Fortschritte keinen Sinn.

      Nun könnte man einwenden (und das wird von der Weltbank auch getan) dass auch Länder wie China, Brasilien, Indien usw. das Recht auf Arbeitsplätze und höhere Einkommen haben. Hier gebe ich auch Recht, viele der Fortschritte sind mit positiver Wirkung in diese Länder geflossen. Nun aber gelingt es diesen Ländern nicht von Export auf Binnenmarktentwicklung umzuschalten. Der Grund liegt darin das sie das nicht können weil wir in USA und Europa inzwischen auf ein mit Niedriglöhnen konkurenzfähiges Niveau abgesackt sind. Da es beim Freihandel keinerlei sozialen Ausgleich gibt klemmt es nun in der Entwicklung der Welt insgesamt höheren Wohlstand zu erreichen -es hat begonnen sich umzukehren.

      • Cornelis Bockemühl sagt:

        Doch, Technik sollte den Arbeitsaufwand verringern: Wozu sonst würde sie denn eingeführt? Im Prinzip sollte es möglich sein, dass wir unsere Bedürfnisse auch mit der Hälfte der heute üblichen Arbeitszeiten befriedigen können. Diese Logik gilt allerdings nur in einem geschlossenen Wirtschaftsraum! Also z.B. in einem Land ohne Aussenhandel.

        Sie MÜSSTE allerdings auch auf globaler Ebene stimmen – wenn wir WIRKLICH schon eine globalisierte Wirtschaft hätten! Schliesslich ist ja auch die Welt in dem Sinne ein geschlossener Wirtschaftsraum. Tatsächlich operieren wir allerdings in Kategorien von konkurrierenden Volkswirtschaften, die alle einzeln auf Kosten der anderen Export-Überschüsse erzielen wollen. Und nur darum erscheinen uns Länder wie China, Indien usw. als „gefährlich“: Sie versuchen, die Armut ihrer Einwohner so wenig wie möglich zu überwinden und stattdessen auf deren Kosten (d.h. durch Ausnutzung von deren „billiger Arbeitskraft“) Exportüberschüsse einzufahren. Die am Ende aber nur jeweils einer winzigen Oberschicht von Kapital-Eigentümern zugute kommen!

        Das Problem ist doch dass ohne Abnehmer mit Kaufkraft es auch keine Produktion braucht; darum müsste man logischerweise die Löhne erhöhen um diese Kaufkraft zu verbessern. Für die einzelne Firma ist es aber noch rentabler wenn nur die anderen Firmen die Löhe erhöhen: Dann können deren Angestellte meine Produkte kaufen, und ich kann höhere Gewinne machen weil ich wiederum nur wenig bezahle!

        Leider ist dieses letzte Problem rein logisch nur sehr schwierig lösbar: Es würde schlicht voraussetzen dass Kapital-Eigentümer nicht nur an die Anhäufung weiterer Milliarden denken würden, sondern auch ein Stück weit ans Gemeinwohl…

        Anders gesagt: Würden die Firmen in China, Indien etc. bessere Löhne behahlen hätten sowohl wir als auch die Chinesen, Inder etc. sehr viel davon!

        • Thomas ernst sagt:

          @ Cornelis

          Wie immer – luzide Ausführungen!

          Ich wiederhole hier gerne: Henry Ford hatte damals etwa 50% des Produktivitätsgewinns durch das Fliessbandprinzip über eine Verdoppelung (!) der Üblichen Stundenlöhne für “ unskilled Labour“ von 2.60 auf 5.00 USD direkt an die Arbeiter weitergegeben. Mit den anderen 50% wurde er steinreich.

          Der Wohlstand der Arbeiter kurbelte den Umsatz der Metzger, Bäcker, Schneider etc an, die dann wiederum Henry Fords Autos kauften. Ja, würden die Chinesen bessere Löhne erhalten, würde es allen besser gehen (ausser vielleicht der Umwelt-anderes Thema).

          Das Problem ist, dass heute in den Chefetagen von Novartis, UBS und Goldman Sucks keine Unternehmer sitzen, sondern verzogene Kleinkinder, die versuchen, fehlende Lebenserfahrung, Weitsicht und Charakter durch Millionenboni zu kompensieren – im Gleichtakt mit den narzisstischen Figuren im Politkabarett wie Steinbrück, Kim Jong und EWS.

  • Weiter vermisse ich eine einheitliche Messung der Arbeitslosenrate. In Spanien bsp. gilt jeder nicht Angestellte im erwerbstätigen Alter als arbeitslos. Also bsp. auch Hausfrauen. In der Schweiz gilt nur als arbeitslos, wer Arbeitslosenunterstützung erhält, Ausgesteuerte zählen nicht. Weiter fehlt mir die Berücksichtigung der Schwarzarbeit. So gilt, je höher die Staatsquote, desto höher die Schwarzarbeitsquote.

    • Sepp sagt:

      @ Pierre, dann aber bitte konsequent: Nur etwa 40% unserer Arbeit ist Erwerbsarbeit, also bezahlte Arbeit. Die anderen 60% (Hausarbeit, Kindererziehung, Freiwilligenarbeit, Nachbarschaftshilfe, usw.) sollte dann auch mit in die Betrachtung einbezogen werden, denn auch letztere befriedigen Bedürfnisse.

    • Urs sagt:

      die Zahl der Arbeitslosen soll eine Sozialwissenschaftliche, Psycholgische, Oekonomische oder Politsiche zahl sein… je nachdem für wen die ALV Empfänger ihren Kopf herhalten müssen ändern sich auch die Zahlen… und die Grundlagen dazu…

      Die Neoliberalen etwa schieben den ALV empfängern permantens Selbstverschulden zu weil dies in deren Theorien steht… Es gibt keine Arbeitslosen wenn diese sichnur billig genug, biliger als die Konkurrenz, biliger als Maschinen anbieten müssen…so würden diese wie durch die unsichtbaren Händ der Märkte von selber verschwinden…

      ..das tun Sie aber nicht… trotzdem basieren die Modelle über wie man ALV empfänegr optimal behandelt überall auf den Neoliberalen Annahmen… die Arbeitslsoen sind also selber Schuld weil sie zu hohe Ansprüche haben und ihre Kosten nicht senken…

      • Marcel Senn sagt:

        Rapazzo: FALSCH – Arbeitslos ist in der Schweiz wer beim RAV angemeldet ist – auch Ausgesteuerte die weiterhin beim RAV angemeldet sind bleiben in der Statistik! Nur viele melden sich halt ab, sobald es von der Ausgleichskasse kein Geld mehr gibt.

        Die ILS Statistiken sind rund 1% höher als die RAV Zahlen, weil dort jeder drin ist, der in den letzten 4 Wochen auf Jobsuche war. Entspricht den amerikanischen U3 Zahlen, die jeweils an der Wall-Street gemeldet werden

  • Ach, immer wieder das Lied vom Drama „Arbeitslosigkeit“!

    Arbeit gibt es dann, wenn Mangel und Entbehrung herrschen. Denn in dieser Situation muss viel geleistet werden, um die Lage zu verbessern. Auch wenn es den Menschen nicht schlecht geht, kann man noch Verbesserungen anstreben und daran „arbeiten“. Aber wenn wir alles haben, was wir brauchen und wollen, dann wird halt mal nicht oder zumindest weniger gearbeitet.

    Die hartnäckig anhaltend tiefe Nachfrage sagt doch alles: wir brauchen einfach nicht mehr und noch mehr und immer noch mehr. Viele Menschen haben Geld und wissen nicht wohin damit. Sollen sie ihr Haus abreissen, um es wieder aufzubauen, nur damit es wieder Arbeitsplätze gibt auf dem Bau und bei den Hypo-Banken?

    Das Ziel des menschlichen Strebens der letzten Jahrtausende war doch Wohlstand. Jetzt haben wir ihn – und trauern den Zeiten der Entbehrungen nach, weil wir uns nicht gewohnt sind, den Wohlstand einfach zu geniessen.

    Mir ist bewusst: immer noch nicht alle leben in Wohlstand. Dort gibt es noch Nachfrage zu befriedigen. Also los: jeder Unternehmer weiss, was er zu tun hat, wenn irgendwo noch Nachfrage vorhanden ist. Wachstum winkt. Oder.

    • Sepp sagt:

      Danke Nadine, besser kann man es nicht sagen.

      Mit dem letzten Satz sprichst Du ein weiteres Grundproblem unserer heutigen Ökonomie an. Das Geld geht eben nicht freiwillig dahin, wo es am meisten gebraucht wird, zum Beispiel in ein Slum, sondern wo es kurzfristig am meisten rentiert. Die Ökonomen und die Politik haben es bis heute nicht geschafft, den armen Leuten die Mittel in die Hand zu geben, ihre zweifellos grossen Bedürfnisse zu befriedigen. Lieber sollen wir uns alle 6 Monate ein neues Smartphone zulegen …

      • @Sepp 8:02: Genau. Die Unternehmen versuchen nicht, Nachfrage zu befriedigen, sondern Rendite zu generieren. Da wird dann oft mal dafür gesorgt, neue Nachfragen zu erzeugen, anstatt echte bestehende Nachfrage zu bedienen. Aber irgendwann ist auch damit Schluss. Bereits sind die Angebote in den Supermärkten am schrumpfen, weil die Menschen bei all der vielen Auswahl plötzlich merken, dass sie eigentlich doch ganz zufrieden sind.

        • Thomas ernst sagt:

          @ Nadine

          Ihre Behauptung ist undifferenziert. Nicht „die Unternehmen“ sind bloss geil auf Rendite, stattbdem Kunden Leistung zu bringen, sondern nur einige wenige, grosse, laute, vom US-amerikanischen Giervirus infizierte Konzerne.

          Die allermeisten Firmen sind seriöse Familienbetriebe und KMU, die arbeiten nach dem Grundsatz „Erst kommt das Dienen, und dann das Verdienen“!

          Mir scheint, Sie haben sich da, wohl aus Unkenntnis, ein veritables Feindbild zusammengeschustert, das aus 3% Wahrheit und 97% Glaubensartikeln besteht.

    • Marcel Zufferey sagt:

      Bei allem Wohlwollen, Frau Binsberger: Aber Sie waren wohl noch nie in ihrem Leben arbeitslos und mussten stempeln gehen! Ihre Perspektive erinnert mich an den berühmten Ausspruch, der bis heute Marie-Antoinette zugeschrieben wird: Sollen sie doch Kuchen essen, wenn sie Hunger haben! Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, auf einem Amt buchstäblich die Hosen runter lassen zu müssen, damit sie wenigstens einen verdammten Rappen kriegen! Wer so Realitäts- und Lebensfern argumentiert, hat jede Bezug zum einfachen Volk verloren! Die soziale Wirklichkeit ist Ihnen wohl auch nur aus Lehrbüchern bekannt, was?? Sie mussten wohl noch nie um etwas betteln und kämpfen in ihrem Leben: Kommen Sie ein wenig von ihrem hohen, abstrakten Ross herunter, gehen Sie auf die Strasse (ein schmutziger Ort, ich weiss) und sprechen Sie einmal mit Menschen, die sich a) am unteren Rand der Lohn- und Qualifikationsskala befinden oder, b) von der Sozialhilfe leben müssen: Das täte Ihnen gut!! Ihr Standpunkt erschüttert mich als ehemaligen Langzeitarbeitslosen!

      • @Zufferey 8:56: Sie beschreiben genau das, was ich kritisiere. Arbeitslosigkeit ist nur deshalb ein Problem, weil wir eines daraus machen. Arbeitslose werden gegängelt und dann durchgefüttert. Dabei entsteht das „Futter“ nicht durch die Gängelung. Also: weshalb stressen wir die Arbeitslosen dann? Damit sie einen Anreiz haben, zu arbeiten? Aber was sollen sie denn arbeiten, wenn die Nachfrage seit Jahren im Keller ist? Sollen die Arbeitslosen anderen Werktätigen den Job wegnehmen, damit diejenigen dann arbeitslos sind und gegängelt werden? Das Problem ist nicht die Arbeitslosigkeit sondern die Einkommenslosigkeit.

        Die äusserst negativen Umstände, die Sie beschreiben, kommen daher, dass wir keinen vernünftigen gesellschaftlichen Umgang kennen mit Nicht-Wachstum. Tun wir etwas dagegen, anstatt dieses Elend, das sie beschreiben, aufrecht zu erhalten.

        • Marcel Zufferey sagt:

          Pragmatische Lösungen sind gefragt, Frau Binsberger, nicht hohle Weltenformeln! Etwas, von dem die Aussortierten leben- ja: LEBEN!- können! Ein Teil der südeuropäischen Staaten ist beschäftigungsmässig innert kürzester Zeit unter das Niveau von sog. Entwicklungsländern gefallen- da ist mit neuen Gesellschaftsmodellen und neuen Perspektiven auf die Verteilung der Beschäftigung auf die Schnelle nichts zu erreichen! Weder die Gesellschaft noch das einzelne Individuum funktionieren wie ein Legobaukasten, man kann nicht nach Belieben neue Teile einsetzen, alte ausbauen oder alles gleich ganz abreissen!

    • Thomas Singer sagt:

      Nur einmal möchte ich einen Kommentar von Ihnen nachvollziehen können Frau Binsberger. Aber Sie scheinen in einer derart absurden eigenen Welt zu leben. Sie blenden permanent die Tatsache aus, dass über 6 Milliarden Menschen mit dem Konsum praktisch noch gar nicht begonnen haben. Und diese Leute werden sich null und nichts verbieten lassen. Schon gar nicht von Leuten aus dem Westen. Wieso ist das so schwer zu verstehen?

      • Cornelis Bockemühl sagt:

        Ähem – und haben Sie auch den letzten Absatz von Frau Binsberger gelesen? Hat sie da irgendwie geschrieben, dass die Menschen in Afrika nicht mehr für die Verbesserung ihres Wohlstands arbeiten dürfen?

        In anderen Worten: Ich verstehe dass Sie die Beiträge von Frau Binsberger nicht mögen, aber warum sie sie nicht verstehen verstehe ich nicht! 😉

    • Frank Baum sagt:

      @Binsberger: Sie haben offenbar die Grundzüge der Volkswirtschaft nicht wirklich verstanden. Eine hohe oder tiefe volkswirtschaftliche Nachfrage ist nicht ein Zeichen, ob alle alles haben, was sie brauchen oder nicht. Nachfrage hängt nicht nur davon ab, ob ich etwas brauche, sondern ob ich es mir leisten kann bzw. ob ich zuversichtlich genug bin, etwas weniger zu sparen oder nicht. Wie im Artikel beschrieben: wenn eine Nachfragelücke besteht, dann kann – und muss! – der Staat einspringen, um diese zu schliessen. Nur, er muss dann eben auch wieder damit aufhören, wenn die Wirtschaft gut läuft.

      • @Baum 17:43: Wenn die „Grundzüge der Volkswirtschaft“ vorschreiben, dass man immer mehr und noch mehr produzieren und konsumieren muss, als im Jahr vorher, dann hat die Volkswirtschaft keine Ahnung von den Grundzügen der Physik. Und diese ist halt sehr viel objektiver und universeller, als die rein kulturell bedingte, also 100% vom Menschen gestaltete „Volkswirtschaft“.

      • Linus Huber sagt:

        @ Frank

        „wenn eine Nachfragelücke besteht, dann kann – und muss! – der Staat einspringen, um diese zu schliessen“

        Haben Sie sich ueber die langfristigen Auswirkungen dieser Politik Gedanken gemacht und inwiefern dies wirklich dem Prinzip der langfristigen Nachhaltigkeit entspricht?

      • Frank Baum sagt:

        @binswanger: Die Grundzüge der Volkswirtschaft schreiben das nicht vor. Sie beschäftigen sich aber mit der Frage, wie man es erreicht. Mit Physik hat das im übrigen nichts zu tun. Die Volkswirtschaft beschäftigt sich ja nicht nur mit physischen Produkten wie Autos, Kühlschränken usw sondern immer mehr mit immateriellen Werten wie Dienstleistungen, geistiges Eigentum, usw. Insofern ist es absolut kein Problem, dass die Wirtschaft immer weiter wächst. Vor 150 Jahren mussten wir ca. 80% unserer Arbeitskraft aufwenden, um uns gegenseitig zu füttern, vor 70 Jahren um uns gegenseitig mit physischen Gütern zu versoergen, heute um uns gegenseitig Dienstleistungen (von Bespassen über pflegen bis Kinder hüten) zu erbringen.

        • Nadine Binsberger sagt:

          @Baum 9:18: Auch hinter jeder Dienstleistung steht eine Leistung. Irgendjemand muss dafür Zeit und Ressourcen aufwenden. Und wenn es kein Jemand ist, dann ist es ein Etwas. Das hat sehr wohl mit Physik zu tun. Jedes Wirtschaftswachstum ist ein physisches Wachstum. Dieses ist entsprechend beschränkt. Unsere aktuelle „Volkswirtschaft“ berücksichtigt das nicht und ist deshalb ein Witz. Die Infragestellung von physikalischen Gesetzen kann eine Grundlage sein für Zaubershows im Kinderzirkus sein, aber nicht für ein weltumspannendes Wirtschaftssystem, von dem wir alle existenziell abhängig sind.

      • Frank Baum sagt:

        @Huber: Ja, die Gedanken hat man sich gemacht. Der Artikel streicht ja eben sehr gut heraus, dass es bei der Analyse der heutigen Arbeitslosigkeit darum geht, abzuklären, ob die Ursachen konjunkturel oder eben strukturel sind. Sind sie konjunkturel (wie der IWF feststellt und was ich auch für richtig halte), dann ist die richtige Gegenmassnahme, dass der Staat die Nachfragelücke schliesst. Das bedeutet natürlich auch, dass wenn wir den Zustand überwunden haben werden, der Staat wieder anfängt zu sparen und einen Überschuss erwirtschaftet bzw. ein Defizit, das so klein ist, dass das Defizit langsamer wächst als die Volkswirtschaft als ganzes. Das verlangt eine politische Disziplin, die bei den Linken leider fehlt. IN der Schweiz haben wir zum Glück eine bürgerliche Mehrheit, die diese Diziplin einfordert und dann gelingt dieser Ausgleich auch langfristig recht gut. Unseren europäischen Nachbarn gelingt dies leider wesentlich schlechter.

        • Linus Huber sagt:

          @ Frank

          Ich wuerde mich hueten, die Schweiz als Beispiel zu verwenden, da wir aufgrund verschiedener Sonderfaktoren in den Genuss hoher Steuereinnahmen gekommen sind und dadurch gegenwaertig gut aussehen in dieser Beziehung. Dies kann sich sehr wohl aendern in den kommenden Jahren, was ich zwar nicht hoffe, aber was eine reelle Moeglichkeit darstellt.

          Wodurch entsteht eine Nachfrageluecke? Weil die finanziellen Moeglichkeiten eingeschraenkt sind, nicht wahr. Die keynesianische Idee wurde nun seit vielen Jahrzehnten angewendet mit dem einzigen Resultat, dass zwar die kleinen Rezessionen immer schoen abgefedert wurden und wir auch ein freundliches wirtschaftliches Klima erfuhren, aber zugleich das Kreditvolumen im System massiv ueber der Wirtschaft wuchs, womit wir gegenwaertig bei ca. 340% des gdp in den meisten westlichen Staaten angekommen sind.

          Dies fuehrt dazu, dass ein immer hoeherer Anteil der Wirtschaftsleistung an die Banken geht, was schlussendlich die gesamte Wirtschaft immer staerker belastet (kein Wunder, dass sich der Bankensektor vor 2008 in manchen Aktienindices an eine Gewichtung von 30% hocharbeitete). Koennen wir tatsaechlich das Kreditvolumen endlos hoeher treiben? Handelt es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung? Zu welcher Aenderung der gesellschaftlichen Verhaltensweise fuehrt solch eine Politik? Inwiefern mag dies zur Instabilitaet des gesamten Systems beitragen? etc. etc.

          Ich glaube, dass weder Sie noch das IWF sich der langfristigen Konsequenzen im Klaren sind, sondern dass einzig eine in meinen Augen sehr oberflaechliche Betrachtungsweise der verschiedenen wirtschaftlichen Aggregate vorgenommen wird.

  • Sepp sagt:

    Das mag alles richtig sein, was im Artikel steht, doch vermisse ich noch weitere Argumente:

    – Durch die Globalisierung sind wir nicht nur den Problemen innerhalb Europas ausgesetzt, sondern unsere Handlungsfähigkeit ist durch den globalen Wettbewerb zusätzlich eingeschränkt. Daher können wir zum Beispiel höhere Löhne im Norden nur erschwert umsetzen.

    – Wir haben in den Industrieländern eine sehr hohe Produktivität, die es immer schwieriger macht, alle Leute zu beschäftigen. Generell finde ich die Debatte um die Beschäftigung verkehrt argumentiert. Die ökonomische Lehre fragt kaum zuerst, was wir brauchen – und sorgt dann für deren Bereitstellung. Stattdessen wird nach Möglichkeiten gesucht, die Nachfrage künstlich zu stimulieren, damit alle eine Arbeit haben, weil in unserem Denken nur diejenigen eine Existenzberechtigung haben, die arbeiten. Um das zu verdeutlichen stelle man sich nur vor, alle Güter und Dienstleistungen würden mit Roboter bereitgestellt. Das ist natürlich nicht realistisch, ein Trend dahin zwingt aber bereits zu neuen Modellen.

    – Das bedingungslose Grundeinkommen erscheint mir ein prüfenswerter Ansatz. Schliesslich trennt es die im Artikel angesprochene Verknüpfung zwischen bezahltem Job und Beschäftigung. Ein garantiertes Einkommen schafft vertrauen. Daher wird es zu hundert Prozent ausgegeben und erzeugt Nachfrage. Da es gering ist, bleibt die Motivation für eine besser bezahlte Beschäftigung aufrecht.

    • Urs sagt:

      Grundeinkommen…

      Was mich an aktuellen Modellen dazu stört;

      Die finanzierung durch indirekte Steuern. Die Reichen, Eliten, Vermögenden bleiben so zum grössten Teil aus der finanzierung draussen.
      Die verrechnung des GE durch Arbeitgeber was in einer Lohnkürzung resultiert. Hier ist wohl wieder die Gier nach Profitmaximierung der Vater des Gedankens….

      Plötzlicher Enthusiasmus bürgerlich-neoliberaler Fraktionen für ein im Ursprung linkes Konzept… Da werden wohl einige massive Sparmöglichkeiten wittern. Etwa die Sozialabgaben die man nun nicht mehr für die lästigen Arbeitnehmer zahlen muss…

      Wir haben noch nicht verstanden das die enormen Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz von Maschinen bis heute ungehindert an den Investor gehen, die Maschinen aber genauso besteuert werden können wie die arbeitskraft von Menschen. Hier liegt zuviel nicht berücksichtgtes finanzierunsgpotential brach… ein Tabuthemea mit dem wir uns mehr behindern als fördern…

      Die einstigen progressiven Steuersysteme sind im laufe der Jahre völlig in ihrem Sinn und Zweck pervertiert worden. Ersatz direkter durch indirekte Steuersysteme die wissentlich und mit voller Absicht die Reichen und Vermögenden entlasten. Für das Steuersystem gibt es keine Familien mit Kindern sondern nur Verheiratet oder nicht. Die Progressionen stehen immer noch auf dem Papier, sind aber de facto durch zahlreiche Ausnahmen wirkungslos geworden… Nicht nur ein Bruch der Verfassung.

      Arbeitslose entstehen nur durch ein mangelnden equilibrium „der Märkte“ weil sich die Arbeitslosen durch die Sozialen Errungeschaften wie ALV nicht gezwungen sind sich immer billiger anzubieten, ansonsten die Arbeitslsoen irgendwann von selber verschwinden würden. Kein Wunder sieht man überall die Arbeitslosen als quasi Verursacher der Arbeitslosigkeit an und „logsich“ folgenden immer repressivere ALV Systeme in denen das problem individualisiert anstatt sozialisiert wird.

      Eine Systemfrage muss so nicht gestellt werden..

      • Cornelis Bockemühl sagt:

        Meiner Meinung nach ist das Konzept des „Grundeinkommens“ weder ein „linkes“ noch ein „rechtes“ Projekt, sondern seit langem endlich einmal eine Alternative ausserhalb dieses alten, ausgeleierten und längst als nutzlos erkannten Antagonismus.

        Meist wird ja nur diskutiert woher das Geld kommen soll – und ich glaube auch dass diese Frage geregelt werden muss. Wobei für mich auch klar ist: Insgesamt ist sicher genügend Geld vorhanden – es muss nur richtig kanalisiert werden!

        Kaum diskutiert aber für mich letztlich die viel grössere Frage ist die nach der Motivation der Menschen: Von Kindsbeinen an werden wir darauf konditioniert, nur jeweils für eine Gegenleistung uns anzustrengen: zunächst die Noten und das Lob in der Schule, später Geld und Beförderungen. Nur wenige lernen es auf diese Weise, wirklich selbstverantwortlich mit ihrer Arbeit umzugehen (so wie es die „Bürgerlichen“ theoretisch immer fordern – auch wenn sie praktisch natürlich dem streng hierarchischen Finanz-Aristokratentum der heutigen Wirtschaft frönen!).

        Dennoch: Das Potential, das – auch wirtschaftlich! – mit einer zunehmend selbstverantwortlich arbeitenden Bevölkerung entfesselt werden könnte halte ich für ausserordentlich hoch! So steht und fällt der Erfolg eines heutigen Unternehmens doch praktisch allein mit der Fähigkeit oder Unfähigkeit des Top-Managements; der Rest der Belegschaft spielt mehr oder weniger nur eine Statistenrolle.

        Zuletzt eine Anmerkung zum deutschen Ausdruck „Arbeitslosigkeit“: Spätestens wenn man selber betroffen ist weiss man, dass einem die Arbeit niemals ausgeht! Der englische Ausdruck „unemployed“ drückt das Problem da sehr viel präziser aus – inklusive Hinweis auf die nötige Lösung: Nicht Arbeit muss man den Menschen verschaffen, sondern ein Einkommen!

        • @Bockemühl 8:33: Sehr schöner Beitrag, vielen Dank! Bin genau gleicher Meinung. Besonders das mit der Selbstverantwortung und den Bürgerlichen, und das Vertrauen auf den „Unternehmergeist“ jedes Menschen völlig unabhängig von Renditeaussichten. Wunderbar!

        • Gion Saram sagt:

          Kann mir bitte jemand von den Verfechtern eines bedingungslosen Grundeinkommens erklären, wie das genau mit der PFZ und der Asylpolitik der Schweiz vereinbar sein soll? Ab welchem Tag hätte dann ein zugewanderter EU-Bürger oder ein eriträischer Asylbewerber Anspruch auf ein solches bedingungsloses Grundeinkommen? Wie gedenkt ihr sicher zu stellen das dieses bedingungslose Grundeinkommen nicht die Wirkung eines gigantischen Zuwanderungsmagnetes entfaltet? Eine Ausweitung auf alle Zuwanderer würde bald das System sprengen, eine Beschränkung auf einen ausgewählten Kreis würde eine künstliclhe Apartheid schaffen. Wie sieht eure Lösung da aus?

          • Cornelis Bockemühl sagt:

            Einerseits das Geld und andererseits die Frage der Berechtigten müssen selbstverständlich gelöst werden! Angesichts des Potentials des Projekts scheint es mir allerdings unsinnig, an solchen technischen Fragen die Sache grundsätzlich in Frage zu stellen. Denn zwei Dinge sind ja im Prinzip eigentlich von Anfang an klar:

            1. Wir leben zwar in einer Marktwirtschaft, aber sind implizit auch jetzt schon der Meinung, dass man Menschen, die wirtschaftlich „nichts bringen“ nicht einfach verhungern lässt: Das wäre nämlich Markt in seiner letztlich konsequenten Form!

            2. Firmen haben – zum Teil sogar eingestandenermassen, wenn auch nicht sehr laut und offen – ein Problem damit, das Potential ihrer Mitarbeiter/innen wirklich für die Arbeit frei zu setzen. Sprich: die Leute so zu motivieren dass sie ihr kreatives Potential wirklich einbringen.

            Was nun die Finanzierung anbelangt, so muss man doch nur mal schauen dass ja sämtliche Sozialwerke wegfallen würden. Oder anders gesagt: Sie hätten in der aktuellen Form keine Ausgaben mehr. Auch die Löhne könnten um den Betrag des Grundeinkommens sicherlich sinken – wobei auch dieses Geld natürlich nicht in die Taschen der Unternehmer gehört, sondern ins Grundeinkommens-System. Schon damit wäre wohl der grösste Teil des Projekts finanziert!

            Auch der Kreis der Berechtigten muss natürlich wohl oder übel entsprechend begrenzt werden, aber auch das kennen wir ja heute schon! Denn es ist natürlich klar dass es nicht funktionieren könnte wenn jetzt einfach „die ganze Welt“ in die Schweiz käme. Was aber auch heute nicht so einfach geht: Trotz PFZ können EU-Bürger nicht einfach in die CH kommen und Sozialhilfe abkassieren.

            Auch die Bemessung des Grundeinkommens bietet natürlich noch offene Fragen: Soll es gleich sein für einen arbeitsfähigen jungen Mann und für die 85-jährige Grossmutter, die beim besten Willen nichts mehr dazu verdienen kann?

            Aber bittesehr: Wir haben schon kompliziertere Probleme gelöst, warum nicht auch diese?

          • Max Bader sagt:

            Vergessen Sie das bedingungslose Grundeinkommen. Es funktioniert schon aus ihrem genannten Grund nicht in heterogenen Staaten. Man muss auch die schon hier anwesenden Ausländer berücksichtigen und ihren zukünftigen Familiennachzug. Das System würde in kürzester Zeit zusammenbrechen mit massiven langfristigen Schäden für die Schweizer Wirtschaft.

          • Gion Saram sagt:

            @. C. Bockemühl, das ganze tönt mir doch etwas gar stark nach Prinzip Hoffnung, so nach dem Motto fangen wir mal an, das kommt dann schon gut. Ziemlich ähnlich wurde das mit der Einführung des Euros auch gemacht, viele guten Absichten aber keine guten Pläne. Aber ich würde sehr gerne miterleben wie eine begrenzte Region zum Beispiel der Kanton Jura oder ein kleiner Bergkanton das GE einführen und versuchen es zum Laufen zu bringen.
            So ein regional begrenztes Experiment würde endlich die Diskussion versachlichen und die Absichten und Hoffnungen messbar machen. Auf nationaler Ebene hingegen würde ich so eine Projekt niemals unterstützen. Zuviel kann dabei schief gehen.

          • Cornelis Bockemühl sagt:

            @Gion Saram: „Grundeinkommen“ ist mit Sicherheit kein Allheilmittel, und „Markt“ würde weiterhin innerhalb der Wirtschaft eine entscheidende Rolle spielen!

            Wichtig ist es aber doch, dass endlich einmal immer mehr verstanden wird dass „Markt“ nicht alles im Leben erklärt – selbst nicht in der Wirtschaft! Und zuallererst einmal ist „Arbeitsmarkt“ zwar ein Stück weit Realität, so wie vielleicht auch „Heiratsmarkt“ usw., aber jedem ist ja eigentlich auch klar dass man das nicht auf die Spitze treiben darf! So wie man vielleicht eine überschüssige Restauflage eines Buchs einfach einstampft (konnte nicht verkauft werden -> „Markt“!), so wird man ja eher nicht mit „überschüssigen Arbeitskräften“ verfahren. Hoffentlich doch!

            Tun wir ja auch nicht. Wir haben zu diesem Zweck vielmehr ein sogenanntes „Sozialsystem“, wo jeder nach hochkomplizierten Regeln genaue Beträge bekommt, je nachdem ob er nicht arbeitet wegen seines zu geringen oder zu hohen Alters, einer Behinderung oder Invalidität, oder weil er gerade Kinder aufzieht, oder weil er in der Wirtschaft gerade heraus-optimiert worden ist. So als wären das alles irgendwie „Fehler im System“, die man mit irgendwelchen Pflästerli zukleben will.

            Anstatt dass man es als Prinzip des Wirtschaftens an sich versteht, am Ende eben einfach ALLE Beteiligten zu versorgen! Das ist nicht „Prinzip Hoffnung“, sondern nur eine Beschreibung der Realität, der man allerdings heute nicht richtig ins Auge sehen will.

            Ja und dann muss man halt weiter denken wie man das realisieren kann – so oder so! „Grundeinkommen“ ist einfach eine radikale Idee, die das in einem Aufwasch leisten würde. Aber klar: Man könnte sich auch noch kompliziertere Zwischenlösungen auf dem Weg dorthin einfallen lassen, die immerhin auch schon Verbesserungen des heutigen Systems darstellen würden.

        • Frank Baum sagt:

          @Bockemühl: Ihr Beitrag zeigt ja sehr deutlich, dass das bedingungslose Grundeinkommen ein linkes Projekt ist. Genau genommen ist es ein linksextremes Projekt, weil es das Privateigentum zwangsläufig abschafft. Die Träumereien über die Motivation sind ja lieb und nett. Nur, man muss leider die Frage nach der Finanzierung zuerst einmal beantworten. Da stellt sich leider schnell heraus, dass ein grundeinkommen nur dann finanzierbar ist, wenn man jeden, er etwas aus sich machen will, derart besteuert, dass er keinen Antrieb dazu mehr hat. Die Vermögenden wird man sowieso enteignen müssen.

          Ein Grundprinzip unseres heutigen Systems ist tatsächlich, dass wir mit dem prinzip von Angebot und Nachfrage steuern, was die Leute denn tun sollen. Das funktioniert auch erstaunlich gut. Auch wenn es nicht perfekt funktioniert, so funktioniert es doch viel besser als alles andere, was wir je ausprobiert haben. Es wird auch besser funktionieren als das Pony-Hof-Utopia, das uns die Linksextremen mit dem bedingungslosen Grundeinkommen in Aussicht stellen wollen. Was beim Grundeinkommen vergessen geht: wer soll denn die Arbeiten machen, die nun einmal anfallen? Es gibt Arbeiten, die nicht so witzig sind und die dennoch erledigt werden sollen. Wenn man die richtigen Anreize schafft, dann werden diese Arbeiten auch erledigt. Nur, wie sollen die denn bitte aussehen, wenn das Einkommen als Anreiz wegfällt?

          • Thomas ernst sagt:

            @ Frank

            Ich stimme Ihnen zu, dass das Steuerungssystem von Angebot/Nachfrage funktioniert und kaum zu ersetzen ist – jedenfalls nicht, solange uns die individuelle Entscheidung etwas Wert ist.

            ABER: Die Steuerung braucht nicht unbedingt mit monetären Mechanismen verknüpft zu sein. Die Wissenschaft hat ein funktionierendes Steuerungssystem, in dem das Geld eine geringe Rolle spielt.

            Sie unterstellen Abhängigkeiten, die gar nicht wirklich da sind, sondern blosse Gewohnheiten darstellen. Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit (von Kindern bei ihren Eltern ebenso wie von Werbemedien um die Aufmerksamkeit der Konsumenten) ist NICHT monetär (kann aber monetäre Folgewirkungen haben).

        • Thomas ernst sagt:

          @ Cornelis

          Danke für die Klarstellung, dass das Grundeinkommen weder ein sozialistisches noch ein kapitalistisches Konzept ist. In Wahrheit ist es ein ur-liberales Konzept, weil es die Menschen von einem Zwang befreit, nämlich dem Zwang, notfalls auch einen Schei**-Job machen zu müssen, nur um ein Einkommen zu haben.

          Die laufende Produktivitätssteigerung wird ohnehin die meisten Jobs in Industrie und produktiven Dienstleistungen eliminieren. Wenn wir die Wirtschaft nicht mit ihrem eigenen Erfolg strangulieren wollen, dann MÜSSEN wir Arbeit und Einkommen trennen, mindestens in der Höhe des Lebensminimums. (Leben! nicht bloss Existieren).

          Und ja, die Mittel sind dafür in einer entwickelten Volkswirtschaft vorhanden. Was fehlt, ist ein vernünftiger Steuerungsmechanismus, der weder die Anreize für eigene Anstrengungen killt, wie der Sozialismus, noch die Gier fördert wie der Kapitalismus.

          Ich meine, ein guter Teil der Lösung steckt in einem neuen Selbstverständnis. Wenn es gelingt,,den mythisch dominierten Materialismus zu überwinden, d.h. die heute dominierenden Glaubenssätze vom Survival of the Fittest, der Trennung von Geist und Materie, und dem Primat der Materie zu ersetzen durch die Erkenntnis der tatsächlichen Unsterblichkeit jedes Lebens (googeln: near death experience), dann ändern sich die Spielregeln komplett. Jesus und Ghandi und Goethe wussten das schon lange, heute ist es wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache.

          Mitspielen im Spiel des Lebens ist relevant, das Ausleben der eigenen Fähigkeiten ist relevant, die Energie fliessen lassen, ist relevant, nicht die Höhe des Kontostandes!

      • Sepp sagt:

        @ Urs, die Finanzierung des Grundeinkommens ist ja noch keine beschlossene Sache. Ich würde dazu eine Steuer die steuert vorziehen, zum Beispiel auf Ressourcen aller Art (CO2, Rohstoffe, Energie, Umweltverbrauch).

        • Frank Baum sagt:

          @Sepp: Mit einer „Steuer, die steuert“ alleine werden Sie ein Grundeinkommen nicht finanziert bekommen. Sie müssen ja etwa 50% des Bruttosozialproduktes wegversteuern, um das Grundeinkommen zu finanzieren (wenn es denn so soch sein soll, wie von den Initianten angedacht). Das kriegt man mit Benzinsteuern nicht hin. Man wird an die Vermögen und die hohen Einkommen gehen müssen, also Enteignung und Abschaffung des Privatvermögens. Wir landen letztlich beim Kommunismus.

          • Thomas ernst sagt:

            …warum bloss Abschaffung des Privatvermögens? Da gibt es keinen rationalen Zusammenhang.

            Das Problem liegt zweifellos in den notwendigen Anpassungstransformationen, da wird es Verlierer und Kriegsgewinnler geben, dass es uns sauer aufstösst.

            Und es wird 2. und 3. Runden-Effekte geben, die wir heute nicht abschätzen können.

          • Frank Baum sagt:

            …die Abschaffung des Privatvermögens ergibt sich aus der notwendigen Umverteilung. Das Bedingungslose Grundeinkommen (so wie es von den einschlägigen Initianten gefordert wird) würde etwa 50% des GNP kosten. Nachdem der Staat auch noch andere Aufgaben hat, die sich mit dem BGE nicht erledigen, würden wir bei einer Staatsquote von 70..80% landen. Privatvermögen wäre also abgeschafft auch wenn man es nicht direkt verbietet.

          • Thomas ernst sagt:

            @ Frank
            Die Stastsquote bezieht sich auf das Einkommen, nicht auf das Vermögen. Der Mittelstand bezahlt schon heute inkl. AHV und andere indirekte Steuern über 50% Steuern. Trotzdem ist Vermögensbildung möglich.

            Sie machen da einen Gedankensprung von Einkommen auf Vermögen.

          • Frank Baum sagt:

            @Thomas: Natürlich bezieht sich die Staatsquote auf Einkommen und nicht auf das Vermögen. Es ist auch richtig, dass der Mittelstand unterdessen über 50% an Steuern bzw. Zwangsabgaben leistet. Die Vermögensbildung ist dadurch aber erheblich beeinträchtigt. Wir haben ja eben die Situation, dass die Mittelschicht sich eben sehr schwer tut, „voran“ zu kommen und Vermögebn zu bilden. Die Leute haben auf dem Papier ein sehr schönes Einkommen, am Ende des Tages reicht es aber trotzdem nicht, ein Vermögen zu bilden. der Grund ist: untere Einkommen werden entlastet und ein nicht unerheblicher Anteil der Staatsquote wird durch fixe Beiträge geleistet, die die Mittelschicht am härtesten treffen (keine subvention und trotzdem relativ grosser Anteil am verfügbaren Einkommen).

            Was aber nicht von der Hand zu weisen ist: würden wir noch einmal ein Umverteilungsprogramm aufsetzen, das ca. 50% des GDP kostet, dann bleibt gar niemandem mehr etwas übrig, um ein Vermögen zu bilden. Die Mittelschicht ist längstens geplündert und selbst die Guteverdiener müssten enteignet werden um so etwas zu finanzieren.

      • Was lese ich oben, IWF zitierend: „Von der Fiskalpolitik ist angesichts der hohen Verschuldung nicht mehr viel möglich.“ Himmelherrgottnochmal, besteuert endlich die Reichen und Konzerne nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit! Die organsierte Steuerumgehung mit Duldung der Politik hat Hunderte von Billiionen in den Derivatenhandel gespült und damit die Basis für eine Finanzkrise geschaffen. Und weiterhin sitzen wir auf diesem Pulverfass, allerdings müssen die Trapezkünstler unter ihrem Zirkusdach sich eines bewusst sein: Es gibt kein tragfähiges Netz mehr, das einen allfälligen Absturz auffängt.

        • ast sagt:

          Die sinkenden Rohstoffe verraten, dass die Welt im Durchschnitt in eine depressive Lage gefallen ist. Bei den Preisen für Rohstoffe widerspiegelt sich die wahre Tragödie, während ich vermute dass die Statistiken für die wirtschaftliche Entwicklung in vielen Ländern inzwischen schön gezeichnet werden, das betrifft insbesondere auch Arbeitslosenstatistiken. Eine Zunahme der Weltbevölkerung ergibt normalerweise höhere Preise, weil die Rohstoffe unter immer mehr Menschen verteilt werden müssen. Besonders auffällig ist der Rückgang beim Silberpreis, der inzwischen unter die Kosten für deren Produktion gefallen ist, das gilt ebenso bei den Platin Metallen die anhand der Statistiken eigentlich eine weit höhere Preisskala erreicht haben müssten. So wie das für mich aussieht stehen wir vor sehr schwierigen Zeiten die ohne nicht konventionelle Lösung kaum überwunden werden kann. Ihre Ansicht die Reichen zu besteuern ist mir etwas zu Pauschal gegriffen. Es sollten Konzerne besteuert werden die es bei der sozialen Sicherheit für ihre Mitarbeiter nicht ernst nehmen, das wäre weit Wirkungsvoller. Reichtum ist nicht immer ein unverdienter Zustand, man sollte also genau hin schauen und nicht mit der Kanone auf reiche „Spatzen“ schiessen sondern deren real existierendes „Gehege“ und Umfeld in Augenschein nehmen.

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