«Einige Tiere sind gleicher»
Chinas Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist atemberaubend. Und dennoch finden sich nicht nur in der Regierungsform Parallelen zur alten Sowjetunion.
Mit diesem Beitrag spinne ich den Faden weiter, den Mark Dittli in seinem Beitrag zu den Überlegungen von Michael Pettis und Tobias Straumann zum Wachstum in China aufgenommen hat.
Die Parallele von China zur Sowjetunion zeigt sich in der Wahrnehmung der Wachstumsraten und Wachstumsaussichten der beiden Länder. Da wir den Ausgang der Geschichte kennen, können wir uns heute kaum mehr vorstellen, dass das ökonomische Potenzial der Sowjetunion einst massiv überschätzt wurde. Heute wissen wir viel über die wirtschaftliche Ineffizienz des Sowjetsystems. Aber in den 50-er und 60-er Jahren war die Auffassung weit verbreitet, das kommunistische Reich sei drauf und dran, die USA an Reichtum zu überholen – selbst Präsident Kennedy soll das geglaubt haben.
Zwischen den konkreten wirtschaftlichen Strategien der beiden kommunistischen Reiche gibt es natürlich viele Unterschiede. Doch die Gemeinsamkeit ist entscheidend für das Verständnis der weiteren Entwicklung Chinas und der Risiken dieser Entwicklung. Im von Mark Dittli zu Recht hoch gelobten Buch «The Great Rebalancing» geht Autor Michael Pettis auf die Fallstricke der chinesischen Entwicklung ein. Einen Überblick zum Thema liefert ausserdem ein Interview, das meine Kollegin Elisabeth Tester mit Pettis geführt hat. Eine von ihm im Buch zitierte Rede von Premierminister Wen Jiabao vom März 2007 bringt das Problem auf den Punkt:
Unsteady development means overheated investment as well as excessive credit supply and liquidity and surplus in foreign trade and international payments. Unbalanced development means uneven development between urban and rural areas, between different regions and between economic and social development. Uncoordinated development means that there is lack of proper balance between the primary, secondary and tertiary sectors and between investment and consumption. Economic growth is mainly driven by investment and export. Unsustainable development means that we have not done well in saving energy and resources and protecting the environment. All there are pressing problems facing us, which require long-term efforts to resolve.
Die chinesische Wirtschaft ist auf hohe Investitionen und einen ausserordentlich geringen Anteil des Konsums am Gesamtprodukt der Wirtschaft ausgerichtet. Daran hat sich seit der oben zitierten Rede von Wen Jiabao nichts geändert. Im Gegenteil: Wie Pettis schreibt, lag der Anteil des Konsums noch in den 80-er Jahren bei rund 50 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Bis 2010 ist er auf 34 Prozent geschrumpft. Ich habe die Entwicklung unten mit Hilfe der Fred-Datenbank des Federal Reserve von St. Louis dargestellt (rote Linie) und zum Vergleich auch die Konsumquote der USA und deren Entwicklung eingefügt (blaue Linie) :

Einem geringen Konsumanteil stehen bei gleichem BIP zwingend hohe Investitionen und/oder Nettoexporte gegenüber. Die Erklärung hat Mark Dittli bereits geliefert. Der geringe Konsumanteil in China war alles andere als eine zufällige Entwicklung. Die kommunistische Partei tat alles, um Investitionen zu fördern. Michael Pettis betont vor allem drei Mechanismen, mit denen Investitionen durch die Haushalte massiv subventioniert wurden:
- Lohndruck: Die Löhne in China hielten nicht mit der Entwicklung der Produktivität mit. Durch sinkt der Anteil der Einkommen am Gesamtprodukt. Ein wichtiger Faktor für diesen Lohndruck war der stetige Zustrom neuer Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft und die Nichtgewährung elementarer Rechte für Beschäftigten.
- Eine gezielte Unterbewertung der Währung Yuan: Die Haushalte wurden durch teurere Importe bzw. Importanteile belastet, während die Margen (in der Heimwährung) und die Verkaufsmengen der Exporteure dadurch zulegten.
- Die finanzielle Repression: Die Zinsen für Depositen wurden durch staatliche Regulierung äusserst tief gehalten, während kaum alternative Sparmöglichkeiten bestehen. Damit konnten auch die Zinsen für Ausleihungen auf Kosten der Depositen tief gehalten werden.
Wie Pettis deutlich macht, hat überdies auch die Vernachlässigung der Umwelt und der Abbau bestehender sozialer Netze diesen Umverteilungseffekt zu Lasten der Haushalte.
Mit der Subventionierung der Investitionen durch die Haushalte zeigt sich die Parallele zur einstigen Sowjetunion. Aber nicht nur zu ihr: Diese Konsum-«Besteuerung» kennzeichnet generell eine Aufholstrategie aufstrebender Volkswirtschaften. Schon die (neo-)klassische Wachstumstheorie von Robert Solow beschreibt den Mechanismus, aber auch die Grenzen dieses Vorgehens: Mit den Investitionen steigt das eingesetzte Kapital pro Beschäftigtem, was anfänglich – bei wenig Kapital – hohe Wachstumsraten zur Folge hat. Etwas plastischer drückt das Michael Pettis so aus:
After all, when capital stock per person ist almost nonexistent, almost any increase in capital stock is likely to drive worker productivity higher. When you have no roads, even a simple dirt road will sharply increase the value of local labour.
Doch die Produktivitäts- bzw. Wachstumszunahme wird allein mit einer wachsenden Kapitalmenge pro Beschäftigten immer geringer: Langfristig kann Wachstum schiesslich mit einer steigenden Kapitalmenge nicht generiert werden, nur mit technischem Fortschritt, das heisst mit Innovationen. Und dafür sind andere Voraussetzungen notwendig als die Subventionierung von Investitionen, das heisst Kapitalbildung.
Dass diese Investitionsstrategie letztlich das Wachstum einbrechen lässt, ist aber noch nicht einmal das einzige Problem:
- Je länger der Investitionsboom anhält, desto stärker steigt die Wahrscheinlichkeit, dass unproduktive bzw. Fehlinvestitionen getätigt werden und dadurch die Verschuldung steigt.
- Weil die Obrigkeiten in den Investitionsprozess eingreifen (dessen Subventionierung sie erst ermöglichen), drohen Projekte verwirklicht zu werden, hinter denen einflussreiche Interessen stehen und nicht unbedingt eine gesellschaftliche oder ökonomische Logik.
- Fehlinvestitionen und die Zuteilung von Krediten durch politische Instanzen haben zur Folge, dass die Banken auf immer mehr faulen Krediten sitzen.
Der erzwungenermassen sehr tief gehaltene Konsumanteil von Chinas Haushalten am Gesamtprodukt hat schliesslich nicht nur einen starken Investitionsboom am Leben erhalten. Die Ersparnisse (definiert als BIP abzüglich den Konsum) waren so gross, dass die Investitionen nicht ausreichten, um sie zu absorbieren.
Ohne hohe und steigende Exportüberschüsse wäre daher das Wachstum trotz der gewaltigen Investitionen dennoch eingebrochen, mit allen negativen Konsequenzen für die Beschäftigung. Kein Wunder hat China durch massive Käufe von US-Staatsanleihen einem Anstieg der eigenen Währung gegenüber dem Dollar entgegen gewirkt – wie meine Kollegin Tina Haldner zeigt, sind als Folge davon die Chinesen heute die grössten Gläubiger der US-Regierung.
Die Bedeutung der Exporte für die chinesische Wirtschaft hat aber auch zur Konsequenz, dass das chinesische Wachstumsmodell von der Bereitschaft der übrigen Welt abhängt, Aussenhandelsdefizite mit China zu akzeptieren. Das geht auf Kosten des Wachstums in diesen Ländern. Die anhaltenden Spannungen mit den USA machen klar, dass die bisherige Strategie auch in Bezug auf den Aussenhandel nicht nachhaltig ist und sogar Konflikte provoziert.
Wie das Zitat von Premier Wen Jiabao zu Beginn dieses Beitrags zeigt, liegt die Schwierigkeit für eine Neuorientierung der chinesischen Wirtschaft nicht darin, dass die wirtschaftlichen Fehlentwicklungen den Chinesen und ihrer Führung unbekannt wären. Das grösste Problem ist, dass die vorherrschenden Strukturen der Wirtschaft einen Umbau aus folgenden Gründen erschweren:
- Ein Ende der Investitions-Subventionierung würde die Banken zwingen, ihre faulen Kredite (vergeben für Fehlinvestitionen) abzuschreiben, was ihre Existenz und damit auch die der Einlagen gefährden würde. Mit der anhaltenden Subventionierung über zu tiefe Depositenzinsen und eine hohe Zinsmarge können sie hoffen, sich über Gewinne genügend zu rekapitalisieren, um solche Verluste tragen zu können.
- Eine auf Investitionen und Exporte ausgerichtete Wirtschaft kann nicht im Handumdrehen in eine verwandelt werden, die sich vor allem auf den inländischen Konsum ausrichtet. Entwicklungen dahin finden zwar tatsächlich statt, wie etwa der von Tobias Straumann bereits erwähnte Lohnanstieg. Aber ein solcher Strukturwandel braucht Zeit und verläuft nicht reibungslos, vor allem aus dem folgenden Grund.
- Die bisherige Wirtschaftsentwicklung hat nicht zufällig Gewinner in den obersten Führungsgremien. Allein im chinesischen Volkskongress sitzen laut der ebenfalls chinesischen «Hurun Global Rich List» 31 Delegierte mit einem Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar. In der so genannten «Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes» sitzen danach noch einmal 52 Dollar-Milliardäre. Diese Delegierten werden von der kommunistischen Partei bestimmt. In den kapitalistischen USA sitzt nicht ein Milliardär im Parlament des Landes. Die Gewinner der bisherigen Entwicklung werden nicht ohne weiteres bereit sein, auf ihre Pründen zu verzichten. Das gemahnt an die berühmte Fabel «Animal Farm» von George Orwell: Nach der Revolution der Tiere wurde dort der Leitsatz «alle Tiere sind gleich» von den neu herrschenden Schweinen abgeändert in «einige Tiere sind gleicher». Und sie haben ihre Macht weidlich zum eigenen Vorteil genutzt.
Die Strategie, auf Kosten der gewöhnlichen Haushalte die Investitionen zu befördern, hat China für längere Zeit historisch einmalige Wachstumsraten beschert. So stiegen absolut gesehen selbst die Konsumausgaben trotz dem Rückgang des Konsumanteils am noch stärker wachsenden Gesamtprodukt. Doch dieses Wachstum kann nicht nachhaltig sein, so wenig, wie das in der Sowjetunion einst möglich war. Wie der Wandel vonstatten geht und welche wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen er hat, ist noch völlig offen. Dass er stattfinden muss und wird, ist unausweichlich.
60 Kommentare zu ««Einige Tiere sind gleicher»»
Ein interessante Darstellung der gegenwaertigen Situation in Bezug auf Zentralbanken ist unter folgendem Link zu lesen (leider nur in Englisch):
http://www.edelweissjournal.com/pdfs/EdelweissJournal-012.pdf
Schön die Kommentare überwiegend. Bin gerade 3 Wochen in Beijing und stelle mir oft die Frage nach dem Anspruch der einfachen Menschen hier ( Hausmädchen, Fahrer, Bewacher von Wohnsiedlungen, Verkäufer etc.) und der wirklichen Produktiivität. Wenn ein Fahrer (40 Stunden-Woche) hier etwa 3500 bis 4600 bekommt, scheint das für uns sehr wenig zu sein. Hört man sich aber die Vorstellung der tatsächlichen Arbeit die dieser übernehmen will an , „Ich fahre Sie früh auf Arbeit und abends zurück“ – dann sind das effektiv (Mit Staustunden) 20 in der Woche. Das heisst eine Verkäuferin in Deutschland verdient weniger als der Fahrer. Ich war gestern im Olympiaareal – ein Supermarkt besteht auch dort noch nach den OL 2008 – nur da kauft keiner oder nur wenige ein. Eine Etage mit Angeboten von Goldmünzen zu Olympia und anderem war auf einer Fläche von ca. 1000m² ausgestellt. Ca. 50 Verkäuferinnen standen an Ihren Ständen – Anzahl der Käufer 2 – gekauft nichts – Preise utopisch – wird vom Staat bezahlt – wie ? Es erinnert mich schon stark an DDR wo jeder eine „Arbeit“ haben mußte – was daraus geworden ist wissen wir.
Guter Artikel und um den Gedanken darin weiter zu spinnen:
„Das grösste Problem ist, dass die vorherrschenden Strukturen der Wirtschaft einen Umbau aus folgenden Gründen erschweren“
Und die Gruende dafuer:
Banken, welche sich der Induktion der Kreditvolumenausweitung der Zentralbank „unterwarfen“ (oder die Zentralbanken zu ihren Gunsten beeinflussten) und in der Folge Fehlinvestitionen taetigten, welche nicht mehr abgeschrieben werden koennen, ohne das System zu gefaerden oder gar einstuerzen zu lassen.
Festhalten am Status Quo durch die Elite, welche ihren politischen Einfluss zu nutzen weiss.
Beides Aspekte, welche heute ebenfalls fuer die Situation des Westens zutreffen (hier einfach unter der Verwendung von Lobbyisten um die Waehlerschaft nicht konfrontieren zu muessen). Somit handelt es sich in meinen Augen zunehmend um ein globales Problem.
Wo liegt der Weg aus dem Dilemma?
Demokratisierung der Geldpolitik oder in andern Worten, wenn eine Waehrung verwaessert wird, muss dies direkt beim Buerger ankommen (nicht via Bankensystem), welcher damit in der Lage ist, das Kreditvolumen durch Basisgeld zu ersetzen und somit die Macht der Banken zu kappen (mit begleitenden Massnahmen, welche deren Eigenkapital massiv erhoeht und die Kosten des Risikos damit nicht mehr umverteilbar macht). Die Elite wird dies natuerlich nicht zulassen.
Warum wohl wurden ein paar einfache Grundsätze in unser Zusammenleben aufgenommen… damals als weisere Frauen und Männer den Ueberblick über die Gesellschaft hatten als heute…
Steuern nach Wirtschaflticher Leistungsfähigkeit, Eigentum Verpflichtet, Progression anstatt FlatRateTax oder sogar wie heute Degression,
Der Ersatz direkter und progressiver Steuern welche die Vermögens- und Einkommensverhältnisse berücksichtigen, durch indirekte Steuern welche darauf keine systematische Rücksicht mehr nehmen.
Listig wie das ganze nun mal aufgebaut wurde hat man auch die Steueroasen nicht vergessen mit denen die Steuerhoheit der Staaten und damit der Gesellschaft den kapital(isten) nicht mehr gefährlich werden konnte. dazu ommt nochd as man sich die Geldschöpfung, heute gerne als unabhängig ausgenzeichent, unter den Nagel gerissen hat. Diese quasi Privatvereine ohne weitere Demokratische legitimation und transparenz besitzen die ontrolle über die Kapitalmenge, Kredite, Kosten die eigentlich in der Gesellschaft sein sollten.
Mit diesem Katz und Mausspiel hat man Millionen von Menschen weltweit am Gängelband…
Also in der ehemaligen Sowjetunion hörte ich von solchen Wachstumsraten wie jetzt in China, und dies wohlgemerkt seit Jahren, nie. Megastädte wie Schanghai und andere entstanden dort ausser graue Klötze auch nie. Firmenaufkäufe wie zur Zeit fanden in Europa ebenfalls nie statt. Und dass die Sowjets je die Bank der USA und im Besitz von Billionen von US-Dollars waren, ist mir auch nicht bekannt. Und vom enormen Bildungshunger, wie er in China zu beobachten ist, vernahm man auch nie etwas. Die Unterschiede liessen sich endlos weiterführen. Der Vergleich hinkt.
Darin gebe ich Ihnen Recht, in vielerlei Hinsicht hinkt der Vergleich. Ich habe daher eingangs auf viele Unterschiede hingewiesen, ohne diese allerdings zu vertiefen. Der Entwicklung Chinas ist tatsächlich unvergleichlich eindrucksvoller. Doch es gibt eine entscheidende Parallele und das ist mein Punkt im Beitrag (bzw. dem Buch von Michael Pettis): Bei der Strategie auf Kosten des Konsums die Investitionen zu subventionieren. Diese Strategie ist nicht nachhaltig und China hat aus den genannten Gründen alle Probleme, den nötigen Wandel hinzubekommen.
Die in den letzten Jahren betriebene Taktik im Westen die Wirtschaft durch Sozialabbau und Billigst-Import zu subventionieren hat allerdings zu hoher Ungleichheit in der Bevölkerung geführt und zur Finanzkrise. Als man damals im kalten Krieg mit der UDSSR konkurrierte wurde von den Eliten noch am Aufbau der sozialen Sicherheit gearbeitet. Das war erfolgreich, es scheint heute aber vergessen warum „der Ostblock“ die Mauern schleifte.
In China ist der Aufbau der sozialen Sicherheit derzeit aber im Gange, höhere Löhne und grössere Rentensicherheit. Deshalb wird China langfristig den Westen überholen, sofern sich hier bei uns nichts im Verhalten ändert. Wer die Schulden auf Kosten von Behinderten und Arbeitslosen abbaut, während Milliarden in die Banken fliessen, der hat sich von der inneren Stärke verabschiedet und liegt selbst im sterben.
Danke für den aufschlussreichen, differenzierten und dabei gut verständlichen Beitrag zur Entmystifizierung der chinesischen Wirtschaft.
Es gibt in Europa leider eine starke Tendenz, den Aufstieg Chinas zur Panikmache und als Druckmittel zur Disziplinierung der lohnabhängigen Bevölkerung, zum Abbau des Sozialstaates und zur Erpressung von rechtlichen und steuerlichen Privilegien von Großunternehmen zu benutzen. Einer Politik, die langfristig die gesamte Volkswirtschaft schädigt. Nicht selten auch Marktteilnehmer, die einen kurzfristigen Vorteil daraus ziehen können.
Schattenseiten, die das Bild stören könnten, werden konsequent ausgeblendet. Eine schlüssige Analyse findet in der Regel nicht statt. Weder von rechts wie von links. Infolgedessen fehlt das Basisverständnis der realen Zusammenhänge, auf deren Grundlage die richtigen Maßnahmen für den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit und des Wohlstands der Gesamtbevölkerung zu treffen wären.
Es wird oft immer wieder der Denkfehler gemacht, das System für die Wirtschaft eines Landes als erfolgsrelevant zu betrachten. Ist es aber selten. Primär wichtig ist die Mentalität eines Volkes. Die Schweiz, Japan, Singapore, Deutschland und China sind wirtschaftlich sehr erfolgreiche Länder, die aber alle verschiedene wirtschaftliche und politische Systeme haben. Deren Gemeinsamkeit ist die Mentalität: Fleiss, hohe Arbeitsmoral, nationaler Ehrgeiz, hohe Lern- und Bildungsbereitschaft. Deshalb ist China mit Russland nicht vergleichbar und wird seinen Erfolgskurs fortsetzen und – so glaube ich – in 10-15 Jahren wohl als führende Wirtschaftsmacht die USA ablösen.
Das ist sicher richtig. Aber nicht nur. Sehen wir uns doch mal die Industrialisierung als Beispiel an. Mit der Industrialisierung kam auch der Aufstand gegen den Adel, in einigen Ländern etwas früher (Frankreich) in anderen spätestens seit dem Versagen der Mächtigen im 1. Weltkrieg. In beiden Fällen aber musste die alte politische Ordnung zuerst abgelöst werden damit sich letztlich Wohlstand breit machen konnte.
Das gleiche Problem wird China haben. Die Menschen dort haben vielleicht eine gute Arbeitsmentalität. Aber ihnen fehlt die „Selbständigkeit“ oder die Fähigkeit ausserhalb bestimmter Muster zu denken. Stichwort Auswendiglernen, etwas was in China weit verbreitet ist. Und darum hat China zwar z.T. die richtige Einstellung für den Erfolg, aber ein politischer Wandel muss auch kommen. Sonst wird das Volk sich nie „emanzipieren“ können.
Quintessenz ist, das china den Fortschritt mit der Brechstange erzwingen will. Dabei ordnet man alles den zu erreichenden Zielen unter, was zwangsläufig zu Fehlallokation und Unzufriedenheit führt.
Wir im Westen sehen das neu glänzende China und versuchen den Erfolg zu kopieren, verkennen die Schattenseiten und verraten damit unsere eigenen Werte.
Wir müssen uns auf unse eigenen Stärken konzentrieren, denn nur ein freier und uneingeschränkter Bürger ist in der Lage sein volles Potenzial auszuschöpfen!
@ Stefan
Selbstverantwortung und die sie begleitende Freiheit sind Werte, welche eine Gesellschaft staerken. Leider werden diese Werte auch im Westen durch die gegenwaertigen Manipulationen schrittweise untergraben.
Techno-Blabla. Europa ist 65 Jahre nachdem es vor Grund auf neu erbaut werden musste, bereits wieder wirtschaftlich am Ende. Die USA werden knapp 250 Jahre nach ihrer Gründung nur noch mit wertlosem Geld zwangsbeatmet. China ist in veränderten politischen Systemen und Staatsformen mittlerweile über 3500 Jahre alt und funktioniert. Da können Theorien bemüht und Vergleiche angestellt werden, so viel man will.
Europa ist in verändernden politischen Systemen und Staatsformen mittlerweile ebenfalls mehrere tausend Jahre alt. (Die USA theoretisch ebenfalls, wenn da nicht praktisch alle Uhreinwohner tatsächlich ausgerottet worden wären.) Oder glauben Sie wirklich der 1. bzw. 2. Weltkrieg markieren einfach das Ende einer Ära? Ihre Aussage ist ziemlich willkürlich. Man könnte ja sonst einfach hingehen und sagen dass in China nach dem Ende der Kaiser eine Ära um war. Aber auf welchen Grundlagen?
So stark unterscheidet sich China von Deutschland nicht: Zum Vergleich:
Lohndruck:
Die Löhne in Deutschland hielten nicht mit der Entwicklung der Produktivität mit. Verursacht durch die Agenda -Politik von Gerhard Schröder und Nachwuchs, um die Wettbewerbsfähigkeit im Export zu erhöhen.
Eine gezielte Unterbewertung der Währung in Deutschland gegenüber der früheren DM: Entstanden durch die übereilt eingeführte Währungsunion, den Euro.
Die finanzielle Repression: Die Zinsen sind so tief wie nie, ausgelöst durch staatliche Bankenrettungen und QE der EZB
In Deutschland ist die Ungleichheit in Europa mit den Niederlanden am höchsten, der Binnenmarkt -Umsatz stagniert seit den 90er Jahren.
Vielleicht haben es Einige noch nicht bemerkt, aber nicht nur der Kommunismus ist in der Lage in eine Begünstigungspolitik zugunsten einer kleinen Elite mit hohen Einkommen einzuschwenken, anstelle der Parteifunktionäre haben wir die so genannten Investoren (hinter denen sich oft nur noch die Banken verbergen) zu Diktatoren gemacht. Der Unterschied zwischen US-Konsum und demjenigen in China beruht übrigens nur noch auf Schulden der Amerikaner gegenüber der Chinesen. Das ist nicht gleich wie damals in der UDSSR, die sich weitgehend vom westlichen Markt abgeschottet hatten -die US-Amerikaner haben nicht mit Russischem Besteck gegessen, um es etwas dezidiert auszudrücken.
Nouriel Roubini: Chinas Aufstieg und der Fall des Kapitalismus
http://goo.gl/HFWKt
„Langfristig kann Wachstum schiesslich mit einer steigenden Kapitalmenge nicht generiert werden, nur mit technischem Fortschritt, das heisst mit Innovationen. Und dafür sind andere Voraussetzungen notwendig als die Subventionierung von Investitionen, das heisst Kapitalbildung.“
Alle Beiträge zur „Eurokrise“ zeichnen jedoch einen exklusiven Zusammenhang zwischen Wachstum und Kapital (Verschuldung). Das Wort Innovation sucht man vergeblich in den Beiträge zu Spaniens oder Italiens Wachstumskrise, sondern nur Investition und Schulden und Sparen, also Kapital.
?
Treffender Kommentar. Von China wird Fortschritt und Innovation gefordert und dabei ist es in einer Phase in der es lediglich den Stand des Westens erreichen will. Wozu muss man innovativ sein, um die gleichen, vielleicht etwas angepassten und verbesserten Technologien einzusetzen, die es schon gibt? Ein solch schnelles Wachstum, ein solch schnelles Aufholen wie in China wäre gar nicht möglich, wenn sie Technik neu erfinden müssten.
Für China ist schon viel erreicht, wenn es Autos des gleichen Qualitätsstandards bauen kann wie sie hier gebaut werden. Das gleiche gilt für den Flugzeugbau und viele andere Bereiche.
Innovation und genuiner technischer Fortschritt kommt immer erst viel später. Das war auch bei der Entwicklung Japans so.
@ Anh Toan
Sehr guter Kommentar.
Das sich Festsetzen oder die Institutionalisierung von bestehenden Ungleichgewichten durch die Verweigerung der notwendigen Abschreibungen ist ein weltweites Phaenomen. Dies verhindert eine wirkliche Erneuerung und die innovative Kraft zugunsten der bestehenden Machtstrukturen. Und wie Sie mich kennen, laste ich diese Entwicklung natuerlich hauptsaechlich der geldentwertenden Politik an.
Ja was sie schreiben stimmt alles. Dem beifuegen moechte ich:
China ist es egal wie seine Menschen leben, was mit der Umwelt passiert, Enteignungen (wenn eine Bahntrassen gebaut wird dann wird das Land dafuer einfach genommen).
Altersversorgung?
Invalidenversorgung?
@Martin, Sie werden vermutlich staunen. In einem internationalen Vorsorge- Vergleichstest haben chinesische Institute zum Teil besser abgeschnitten als Westliche. Das Problem in China ist erst etwa die Hälfte an solche Institutionen angeschlossen, nämlich die in den städtischen Gebieten. Probleme gibt es auf dem Land, die Inflation frisst zu schnell die Rentenleistungen wieder auf.
Generell aber: Die Chinesische Verfassung räumt in Art. 45 jedem Bürger das Recht auf staatliche Hilfe im Alter ein.
Ja, und Artikel 35 Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheit.
Die Verfassung ist im Moment nicht wirklich relevant in China.
Für Chinesische Journalisten ist es lebensgefährlich auf Pressefreiheit zu pochen, das bestreitet wohl niemand.
Etwas anders sieht es bei Art.45 aus, die Behörden stehen hier einer Masse von Millionen von Menschen gegenüber, die in der Geschichte des Landes schon oft die Revolution geprobt hat. Auch beim Rentenalter hat China noch Spielraum, so werden derzeit Männer mit 60 und Frauen gar schon mit 55 Jahren in Pension geschickt. Selbst Arbeitslose sind vielerorts im Rentensystem aufgenommen und erhalten bei Pensionierung mehr Geld als sie zuvor einzahlen konnten. Beamte erhalten ich China allerdings noch immer eine viel höhere Rente als die Angestellten des „Experiment -Kapitalismus“.
Ich habe aufgehört zu lesen als ich „kommunistisch“ gelesen habe… Ein Land kann niemals kommunistisch sein, der Kommunismus ist ein Zustand OHNE Staat! Sie haben bereits im ersten Absatz bewiesen dass sie absolut keine Ahnung worüber Sie da schreiben.
Das ist falsch. Ein Zustand ohne Staat wäre die Anarchie. Beim Kommunismus geht es um die klassenlose Gesellschaft mit Gemeinschaftlicher Planung, welche aber durchaus Staatsorgane haben kann.
„Ich habe aufgehört zu lesen…“ Das ist immer schlecht!
@ Christopher: Sie setzen sehr hohe Massstäbe an journalistische Integrität, und tun recht daran. Dass Kommunismus und Sozialismus heute mit Diktatur und Planwirtschaft gleichgesetzt wird, ist eine Leistung sondergleichen in Sachen Propaganda. Kommunismus, da haben Sie recht, ist ein Zustand der Staatslosigkeit. Sozialismus ist ein Zustand, wo die Arbeiter ihren Arbeitsplatz durch demokratische Mitsprache kontrollieren können. Wenn man diese Definitionen nimmt, war die Schweiz während dem Kalten Krieg sozialistischer als die Sowjetunion. Ausserdem finde ich es immer spannend, wenn Marktwirtschaftler Orwell für ihre Sache zitieren, nachdem Orwell in Spanien 1936 mit den Sozialisten und Anarchisten in den Kreig gegen die Faschisten und Kapitalisten zog. Wenn Wörter ihre Bedeutung verlieren, verlieren die Menschen ihre Freiheit, sagte ein kluger Kopf einmal.
Der Aufstieg des Menschen in der Evolutionsgeschichte hat letztlich auch zum Begriff Sozialismus (socialis = Gemeinsam und Kammeradschaftlich) geführt. Die Wortwurzel ist Uralt.
Das ist die Benennung jenes Verhaltens welches unser Überleben auf der Erde langfristig sichert, das Zusammenhalten.
Wettbewerb darf nur innerhalb des Sozialismus (Gleichgewicht, Kammeradschaft Eidgenossenschaft 😉 ) stattfinden, ansonsten verliert der Mensch diese Überlebensfähigkeit wieder -und auch die entsprechenden Sprachwurzeln. Wir befinden uns im ständigen Kampf den Wettbewerb innerhalb der zur Evolution günstigen Parameter zu halten. In diesem Sinne haben uns die Chinesen begrifflich vielleicht etwas voraus, aber auch die Japaner, wo Sozialismus eher Harmonie genannt wird.
Unter dem Begriff Harmonie besteht Anlehnung an Physik, Mathematik, während das Wort Sozialismus bei uns Ideologisiert ist und deshalb Gegenstand heftigster Debatten. Harmonie ergibt weniger Debatten, niemand will in Dissonanz und Chaos existieren. Der Kapitalismus arbeitet aber mit Sozialdarwinismus, dieser generiert Ungleichheit und Chaos, damit soll Wettbewerb erzeugt werden. Da der Kapitalismus über dem Ziel von Harmonie und Gleichgewicht stehen will bedeutet sein Durchbruch zur alleinigen Machtübernahme Zerstörung und Niedergang, Faschismus und Krieg.
@Christopher
So sagt es zumindest die Theorie. Denn letztlich würden auch Kommunen ohne jegliche Klassengesellschaft anfangen einen Staat zu bilden, denn nur in der Theorie kann Kommunismus ohne diese Verwaltung existieren. Genau so wie Anarchie nur in der Theorie funktionieren kann, praktisch sich aber auch hier ein Verwaltungsapparat bilden wird. Zudem kann man Kommunismus so oder so definieren. Staatenlosigkeit ist keine unbedingte Voraussetzung. Korrigieren Sie mich falls Sie unwiderlegbare Beweise haben dass ich absolut falsch liege. Sie sehen also, sie sind ziemlich spitzfindig und darüber hinaus sehr unanständig! Jemand Anderem wegen einem kleinen Fehler absolute Ahnungslosigkeit vorzuwerfen gehört definitiv nicht zum guten Ton. Es hätte gereicht wenn sie geschrieben hätten das Diktatur und Kommunismus nicht das gleiche sind.
@Baer
Einen solchen Tonfall sollten Sie niemals unterstützen! Das geht einfach um die gute Kinderstube. Noch eine kleine Korrektur: Diktatur hat mit dem kommunistischen Gedanken nichts zu tun, Planwirtschaft aber schon! Planwirtschaft kann man durchaus mit Kommunismus gleichsetzen.
@Stadelmann: Christophers Unmut ist m.E. nachvollziehbar. Kein reines, theoretisches System kann (zum Glück) 1:1 in die Realität umgesetzt werden, auch die Marktwirtschaft nicht. Wer das fordert, ist Fundamentalist. Wenn aber ein System wie der Sowjetkommunismus oder China unter Mao die wichtigsten Merkmale der Theorie nicht ansatzweise umsetzt (namentlich Arbeitermitsprache am Arbeitsplatz und Staatenlosigkeit), dann kann man das System wirklich nicht so nennen. Staaten gibt es in der Menschheitsgeschichte erst seit kurzem, seit ein paar tausend Jahren. Den modernen Menschen gibt es aber seit fast 100’000 Jahren. Es geht also durchaus ohne Staat. Wobei nicht jeder „Verwaltungsapparat“ gleich Staat sein muss (offensichtlich ist hier die Definition schwierig). Ich gebrauchte die geläufige, marxistische Definition von Kommunismus. Der „Übergang zum Kommunismus“ wurde in einem Stufenschema von Marx und Engels beschrieben, das Absterben des Staates ist der letzte Schritt. Das finden Sie überall im Netz. Stalin hat laut Solschenizyn immer wieder gesagt, dass man den Staat jetzt aufbauen müsse, um dem Endziel (Staatenlosigkeit) näher zu kommen. Das sei immer noch Kommunismus, versicherte er. Die westliche Presse hat Stalin einen riesigen Dienst erwiesen, indem sie ihm das glaubten und schrieben, die Sowjetunion sei kommunistisch. Orwell kämpfte explizit gegen diesen Stumpfsinn der westlichen Presse an im lesenswerten (und zensierten) Vorwort von Animal Farm. Viele, die Marx im Original gelesen hatten, wurden in der Sowjetunion laut Solschenizyn schon ab den 1930er Jahren ermordet oder in den Gulag geworfen. Diese Leute waren eine Gefahr für einen Staat, welcher vorgab, kommunistisch zu sein, aber eigentlich des exakte Gegenteil war. Jeder, der sozialistische Literatur gelesen hatte, musste das wissen.
@ Stadelmann: Für mich repräsentieren Konzerne ein planwirtschaftliches System, da sie auf mehrere Jahre bis Jahrzehnte vorausplanen. Wir haben längstens eine geplante Wirtschaft, nur dürfen wir nicht so über sie reden.
@ Baer
Hier stimme ich Ihnen einmal uneingeschraenkt zu.
Die wichtigere Frage in diesem Zusammenhang besteht darin, ob wir uns weiter Richtung Planwirtschaft bewegen oder uns schrittweise wieder ein wenig davon weg bewegen. Leider ist das erstere der Fall und wir leben immer weniger in einem Umfeld der freien Marktwirtschaft. Diese Entwicklung wird sehr stark durch die geldentwertende Politik der vergangenen vielen Jahrzehnte ermoeglicht und gar gefoerdert, indem das Kreditvolumen im System sich dauernd ausdehnt und dadurch die verzerrten Marktverhaeltnisse institutionalisiert und dadurch starr macht. In anderen Worten, Schumpeters „creative destruction“ ist mehr als ueberfaellig.
@ Linus: Tut mir leid, ich kann keine ihrer Aussagen teilen. Damit man etwas verzerren kann (wie „den Markt“), muss es vorher irgendwie „korrekt“ oder „natürlich“ gewesen sein. Kein gesellschaftliches System kann jedoch jemals korrekt oder natürlich sein, denn was richtig und natürlich ist, ist immer eine Wertung. Was für Sie richtig und natürlich ist, ist für andere krank und komisch. Das ist halt einfach so, da können Sie nichts ändern. Ich persönlich hoffe, dass wir niemals in eine „freie Marktwirtschaft“ abrutschen, denn dann würde der Staat per definitionem nur noch den Eigentümern dienen. Das ist das Gegenteil von Demokratie. Für Sie persönlich mag das wunderbar sein, ich persönlich würde in die Opposition gehen und Demokratie fordern. Zum Glück teilen aber nur ganz wenig Menschen das explizit anti-demokratische Gedankengut von Hayek.
@ Baer
Es geht nicht um vermeintliche Demokratie und schon gar nicht um meine „Wertung“, sondern um die logischen Konsequenzen einer Entwicklung. Es ist mir ein wenig unverstaendlich, dass Sie nicht erkennen, wie eben genau die tatsaechlichen demokratischen (wie rechtsstaatlichen) Werte schrittweise untergraben werden. Das gesellschaftliche Problem besteht mitunter darin, dass wir nicht delegierbare persoenliche Pflichten, welche wichtig sind fuer das Funktionieren der Gesellschaft, an eine anonyme Staatsverwaltung abgetreten haben und dadurch unsere persoenliche Selbstverantwortung nicht mehr glauben wahrnehmen zu muessen im taeglichen Leben. Das Delegieren dieser essentiellen Aspekte ist verbunden mit der Abgabe der damit verbundenen persoenlichen Freiheit. Wenn alles geregelt wird, reduziert sich zwar die persoenliche Verantwortung aber eben auch die Freiheit. Aus Angst, die Almosen des Staates auf das Spiel zu setzen, unterstuetzen die meisten Menschen dieses System, wobei nicht erkannt wird, dass dies sie in eine ungeahnte Abhaengigkeit befoerdert, in welcher sie immer weniger wirklich entscheiden koennen.
Es handelt sich um ein vielschichtiges Problem, welches jedoch sehr viel mit der Vernachlaessigung von Nachhaltigkeit zu tun hat. Ich kann Ihre Aussage sehr gut verstehen und freue mich, wenn Sie sich auf eine vertiefte Diskussion in diesem Bereich einlassen. Es handelt sich zum Beispiel in keiner Weise um eine Wertung, wenn man heute feststellt, dass die Geldpolitik der letzten mindestens 10 Jahre Geld vom Sparer an den Schuldner, sowie von unten nach oben (soziale Schichten) umverteilt, sondern diese Entwicklung ist empirisch belegt.
Ich rede hier vom allgemeinen und internationalen Trend und die Schweiz steht aufgrund der direkten Demokratie im Vergleich zu andern Staaten natuerlich sehr gut da.
@ Linus: Nicht belehren bitte, ich habe genug Hayek gelesen, finde ihn schrecklich oberflächlich, und monetäre Makro ist mein Beruf. Ihre Geldtheorie ist komplett widersprüchlich, und es ist Ihnen egal. Zuerst ist der CPI völlig falsch, dann wiederum verwenden Sie den „mittel- und langfristigen“ CPI für Ihre Theorien. Das geht so nicht, das ist präwissenschaftlich. Ich fände es überdies toll, wenn der Sozialstaat und die Millionen Gesetze und Verordnungen abgeschafft würden, die unser Denken ersetzen. Dann müsste man aber auch das Privateigentum massiv einschränken, damit die Wirtschaft demokratischer werden kann. Innerbetriebliche Abstimmungen über Gehälterverteilung, Investitionen, Arbeitszeiten, etc. etc. Dann braucht es keinen Staat mehr, oder einfach viel weniger. Das sind aber meine Wertungen und Urteile. Wenn Sie glauben, dass es ein „richtiges System“ gibt, dann können wir hier abbrechen. Maoisten argumentieren auch so.
@ Baer
Natuerlich ist der cpi falsch zur Festlegung der Geldpolitik. Dies schliesst doch keineswegs aus, dass man daraus laengerfristig gewisse Aspekte erkennen kann. Dies stellt keineswegs ein Widerspruch dar, wie Sie dies auszulegen versuchen. Es geht mir auch nicht um Wissenschaft sondern um gesunden Menschenverstand und Logik. Ich huete mich aus diesem Grunde, etwelche mathematische Formeln anzuwenden, und dies nicht, weil ich diese nicht verstehe, sondern weil sie meist nur einen begrenzten Rahmen abdecken und dadurch nicht die Gesamtheit und Verhaltensveraenderung beruecksigen koennen. Jede Regel, jeder Eingriff, jede Manipulation erzeugt eine Reflektivitaet, welche nicht nur nicht gemessen werden kann, sondern meistens die qualitativen Werte einer Gesellschaft negativ beeinflussen.
Privateigentum ist der Motor der Wirtschaft. Glauben Sie wirklich, dass wir durch Zentralplanung (selbst jene, welche in China erfolgreich zu sein scheint), qualitatives Wachstum und nachhaltigen Wohlstand erreichen koennen? Es geht mir auch nicht darum, unser System in sich zu kritisieren, sondern ich versuche die Aufmerksamkeit auf die in meinen Augen verfehlte Richtung, welche gewaehlt wurde, zu lenken. Es gibt unzaehlige Bereiche, welche offensichtlich und auch unter Anwendung mathematischer Modelle nicht nachhaltig sind. Diese Umstaende einfach zu verneinen und sich mit einigen Formeln eine Art Pseudo-Theorie zu erstellen, ist in meinen Augen nicht sehr erbauend und zukunftstraechtig.
Aussagen, wie dann brauchts keinen Staat oder man muss Privateigentum einschraenken, sind immer extrem Positionen, welche nicht zu einer Loesung fuehren. Das Privateigentum der 1% kann man eh nicht mehr angreifen, da diese sich aufgrund der inflationaeren Geldpolitik heute in einer immer staerkeren Position befinden. Es gibt nie DAS richtige System, aber man muss vergangene Fehler wenigstens erkennen koennen und daraus die Lehre ziehen. Davon sind wir weit entfernt.
@ Linus: Ich bin auch kein Verfechter der Infinitesimalrechnung in der VWL. Zahlentheorie ist jedoch wichtig, denn Geld ist ein numerisches Ding (und kein materielles). Habe ich gesagt, der Staat soll Eigentümer werden? Habe ich gesagt, ich sei für zentrale Planung? Nein. Ich meine gemeinschaftlicher Besitz, dezentrale Planung im Sinne von Elinor Ostrom. Wirtschaftsdemokratie. „Privateigentum ist der Motor der Wirtschaft“. Eigentumstheorie ist Moraltheorie. Ob jemand einfach Boden, der vorher niemandem gehörte, beschlagnahmen darf, braucht eine moralische Rechtfertigung. Ich bin damit nicht einverstanden, und wurde auch nie gefragt, als ich geboren wurde. Wieso sollte ich die Extremposition akzeptieren, dass einige Leute die natürlichen Ressourcen monopolisieren, mit der HIlfe des gewalttätigen Staates? Im übrigen sind Wissenschaft, Logik und gesunder Menschenverstand hoffentlich keine Antonyme. Haben Sie jemals eine Demonstration gesehen auf dieser Welt, wo unterdrückte Menschen Hayek zitierten? Natürlich nicht, denn Hayek ist die Theorie der Unterdrücker, der Eigentümer dieser Welt.
@ Baer
Erstens unterstellen Sie mir, mich an Hayek zu orientieren. Meine Ueberlegungen moegen sicherlich in einigen Aspekten mit seinen Darstellungen uebereinstimmen, dies beruht jedoch nicht darauf, dass ich seiner Theorie noch sonst einer bewusst nacheifere. Ich ueberlege hauptsaechlich selber und orientiere mich nicht an einer einzigen Theorie.
Wenn der Staat ueber den Erfolg des Einzelnen entscheidet (z.B. durch die Geldpolitik oder andere staatliche Eingriffe), dann haben wir defakto eine Planwirtschaft. Wenn jeder sein Risiko der Allgemeinheit uebertraegt, dann entsteht automatisch eine nicht nachhaltige Entwicklung. Das Problem liegt natuerlich darin, dass sich der Einzelne aufgrund verschiedener Umverteilungsmechanismen im Mutter Staat aufgehoben fuehlt, nicht erkennend, dass er sich dadurch schrittweise versklaven laesst. In einer Welt, in welcher immer mehr Leute vom Staate abhaengig werden, entstehen Verteilungskaempfe, da die Nachhaltigkeit vieler dieser staatlichen Programme nicht besteht.
Ich stimme Ihnen natuerlich zu, dass in einer Welt von Fiat-Waehrungen Geld zu einer rein numerischen Sache mutierte. Dies erlaubte jedoch genau die entsprechende monetaere Manipulation, welche uns in diese Krise der fehlenden Nachhaltigkeit fuehrte. Wer glauben Sie, profitiert am meisten von inflationaerer Geldpolitik? Inwiefern, bei all Ihren numerischen Ueberlegungen von Geld, beruecksichtigen Sie die langfristigen Verhaltensveraenderungen der Bevoelkerung? Warum glauben Sie, ist es so schwierig fuer Regierungen sich nachhaltig zu verhalten? Welche Massnahmen (oder Aufhebung von Regeln) setzen am ehesten der Umverteilung von unten nach oben ein Ende? Wer glauben Sie, kann staatliche Regeln am meisten beeinflussen (die 99% oder die 1%)?
Ich weiss der edlen Motive, welche benutzt werden, um die Gesellschaft zu manipulieren, jedoch beinhalten fast alle ein Verlust an Selbstverantwortung, Freiheit und Nachhaltigkeit.
@Linus Huber, meinen Bruder im Geiste des eigenen, selbständigen Denkens!
Ich erlaube mir, Sie auf ein wiederkehrendes, falsches Denkschema hinzuweisen:
Nahezu ausnahmslos, wenn Sie Begriffe wie „automatisch“, „natürlich“, „leuchtet mit IQ unter 50 ein“ und ähnliches verwenden, befreien Sie sich damit vom Nachdenken darüber, ob es tatsächlich so ist und wie genau der behauptete Zusammenhang sein soll.
Ich habe es Ihnen bereits bei Ihrer Aussage, wir sollten Prozesse, die wir nicht verstehen nicht versuchen zu steuern, aufgezeigt. Wir lernen Prozesse verstehen, indem wir versuchen diese zu steuern, erscheint mir richtiger. Nun möchte ich dies am nachfolgenen Zitat nochmals tun:
„Wenn jeder sein Risiko der Allgemeinheit uebertraegt, dann entsteht automatisch eine nicht nachhaltige Entwicklung“
Statt Allgemeinheit kann ich auch Gesellschaft sagen, und der Mensch ist ein soziales, das heisst in Gesellschaften lebendes Wesen. Richtig? Definiert sich Gesellschaft nicht gerade durch gemeinsame Risikotragung? Die Familie pflegt den Kranken, die Arbeitslosenversicherung sorgt für den Unterhalt oder „wie in guten und in schlechten Zeiten“. Was sagt das Obligationenrecht bei der einfachen Gesellschaft und das ZGB bei der Ehe, den in der Realität am häufigsten abgeschlossenen Gesellschaftsverträgen? Das Risiko wird von den Gesellschaftern geteilt!
Wenn das aber so ist, sollte die Gesellschaft nicht auch am Gewinn beteiligt sein? Ich, das Gesellschafts- wie auch das Familienrecht meinen ganz sicher. Fraglich ist nur, ob es Rechtfertigungen gibt. einem einzelnen Subjekt oder einer Gruppe einen privaten Gewinn (und damit Eigentum) zu überlassen. Als Rechtfertigung werden Theorien wie Anreizsysteme, „invisible hand“ „trickle down“ usw. bemüht, eine teilweise Beteiligung der Gesellschaft am Gewinn erfolgt über Steuern und Abgaben.)
Passen Sie auf mit „natürlich“, „automatisch“, „logisch“, diese Begriffe übertünchen meistens Denkfaulheit!
@ Anh Toan
Ich bin gerne bereit Ihre Einsprueche zu erwidern und ich gebe Ihnen sogar recht, dass ich zwar nicht aus Denkfaulheit, jedoch eher aus Erkenntnis von schon x-fach ueberlegten Zusammenhaengen oft zu viel vom Leser abverlange, da diese fuer ihn wohl noch neu zu sein scheinen.
Der grosse Unterschied im Verteilen des Risikos liegt darin, ob dies in einer Art anonymer Manier oder aufgrund persoenlicher Beziehung zwischen den verschiedenen Parteien ablaeuft. Wenn zum Beispiel eine Gemeinde oder Gruppe von Leuten sich dazu entschliesst, gewisse Risiken auf diese beschraenkte und bekannte Anzahl Leute zu verteilen, handelt es sich um eine kontrollierte Situation, in welcher der Einzelne sehr wohl durch die andern Mitglieder der Gruppe ueberwacht wird. Es besteht somit ein Kontroll-Mechanismus, welcher nicht vergleichbar ist mit einer staatlich verordneten (oder manipulierten) Umverteilung der Kosten von Risiken. Desweiteren sollte die Moeglichkeit offen stehen, dass der Einzelne die Wahl hat sich dieser „Schicksalsgemeinschaft“ anzuschliessen. Aufgrund der engen Verknuepfung innerhalb einer uebersichtlichen Anzahl von Mitgliedern, wird es natuerlich eher schwierig sein, sich der Mitverantwortung zu entziehen, was in der Anonymitaet einer staatlichen Verordnung nicht der Fall ist. Wenn wir die Kosten des Risikos und deren Kosten zu stark vom einzelnen Mitglied entfernen, wird jeder versuchen, das Maximum fuer sich herauszuwirtschaften, da die Kontrollfunktion der redlichen Anwendung ausfaellt. Das Krankenversicherungssystem ist ein typisches Beispiel, wie sich immer mehr Anbieter mit immer unwirtschaftlicheren Verhaltensweisen tummeln und die entsprechenden Kunden ebenfalls jede Art von Kostendenken und Verhaeltnismaessigkeit verlieren. Dadurch entsteht eine nicht nachhaltige institutionalisierte Entwicklung, da der Anbieter wie der Anwender hauptsaechlich ihren persoenlichen Vorteil anstreben.
Einer anderer wichtiger Aspekt liegt in der Freiwilligkeit, in welcher die Kosten des Risikos uebernommen werden. Fuer das Funktionieren der Gesellschaft ist es notwendig, dass derjenige, welcher freiwillig ein Risiko eingeht, die Kosten dafuer auch traegt, ansonsten wir Unredlichkeit, Selbstverantwortung, Ehrbarkeit als Gesellschaft in Frage stellen. Die Kosten fuer freiwillig eingegangenes Risiko darf auf keinen Fall umverteilt werden. Es widerspricht ebenfalls den Grundsaetzen der Rechtsstaatlichkeit.
Es scheint, dass z.B. die Finanzindustrie sich ueber Jahrzehnte daran gewoehnte, dass bei einem Problem die Zentralbanken bereit stehen um die Angelegenheit durch etwelche Massnahmen zu regeln. Es handelt sich hierbei um eine Konditionierung, welche zu immer hoehere Risikobereitschaft fuehrte. Das Prinzip der Reflektivitaet, welche sich an diesem Verhaltensmuster aufzeigt, spielt sich gesamtgesellschaftlich ab. Bei naeherer Betrachtung, werden die langfristigen Auswirkungen von institutionalisierter Versicherung (zulasten der Allgemeinheit) von Risiken nicht genuegend beruecksichtigt, sondern jeweils die unmittelbaren Vorteile gross herausgestrichen und politisch misbraucht.
Ich betrachte die oekonomische Lehre eher als das Studium der langfristigen Verhaltensweise der Gesellschaft (und deren Veraenderung) als rein auf mathematischen Modellen beruhende Theorien. Dies Betrachtungsweise erfordert ein tiefgreifenderes Verstaendnis von gesellschaftlichen Zusammenhaengen, ob dies nun Geldpolitik oder Demografie, freie Marktwirtschaft oder Planwirtschaft betrifft.
Die gegenwaertige Konfrontation liegt heute hauptsaechlich darin, ob jemand den Status Quo mit allen Mitteln verteidigen will (obwohl dessen Nachhaltigkeit zumindest fragwuerdig ist) oder ob man die nicht existierende Nachhaltigkeit anerkennt und Wege sucht, sich dessen durch einen neuen „Approach“ zu entledigen.
@Thomas ernst (Sie wissen, worauf ich mich beziehe):
@ Linus Huber: „Ich bin gerne bereit Ihre Einsprueche zu erwidern und ich gebe Ihnen sogar recht, dass ich zwar nicht aus Denkfaulheit, jedoch eher aus Erkenntnis von schon x-fach ueberlegten Zusammenhaengen oft zu viel vom Leser abverlange, da diese fuer ihn wohl noch neu zu sein scheinen.“
Also Herr Huber hat die Erkenntnis und er ist bereit, den dummen Leser an seiner Erkenntnis teilhaben zu lassen!
Ich finde „Guru“ ist die richtige Bezeichnung dafür.
@ Anh Toan
Betittelung ist kein Argument, sondern ein Zeichen dafuer, dass die eigenen Argumente nicht stichhaltig sind. Abgesehen davon ist es mir eigentlich vollkommen egal, inwiefern Sie mich einstufen. Ebenfalls ist ein Guru jemand, der es sehr gut versteht, andere Leute von seinen Ideen zu ueberzeugen. Ich glaube, dass ich in dieser Beziehung eher nicht die Faehigkeiten besitze, als Guru (Lehrer) zu funktionieren.
Mir geht es rein um den Dialekt um evtl. neue Erkenntnisse zu erringen und neue Aspekte zu erfahren, welche ich noch nicht beruecksichtigt habe in meinen Ueberlegungen einer Situation.
„Ebenfalls ist ein Guru jemand, der es sehr gut versteht, andere Leute von seinen Ideen zu ueberzeugen.“
Also ist ein erfolgloser Guru gar kein Guru? Wieviele muss ein Guru von seiner Meinung überzeugen, um ein Guru zu sein?
„ermöglicht oder gar gefördert“ es heisst „gefördert oder gar erst ermöglicht“ Etwsa ermöglichen ist mehr, als etwas zu fördern.
„Ich stimme Ihnen natuerlich zu, dass in einer Welt von Fiat-Waehrungen Geld zu einer rein numerischen Sache mutierte.“
– Geld ist keine (und war nie) eine Sache und wird nie eine Sache werden.
– es gibt keine numerischen Sachen
– Was ist an Ihrer Zustimmung „natürlich“?
– Sie können Baer hierbei nicht zustimmen, weil Baer derartigen Schwachsinn nie geschrieben hat (Tatsache) und nie schrieben würde (Behauptung).
– Wenn Gelkd mutiert, tut dies dann alles Geld gleichzeitig, oder nach und nach?
„tatsächliche Werte“ ist eine contradictio adjecto!
„Delegieren essentieller Aspekte“ Das Delegieren von Aspekten erscheint mir unmöglich.
Ganz grundsätzlich: Wenn sie die Geldmenge (was das auch immer ist) an das Wirtschaftswachstum koppeln wollen (was das auch immer ist), und die Frage weglassen, ob dies proportional, exponentiell, degressiv oder wie auch immer gekoppelt werden soll, müssen Sie noch immer wissen, welches die optimale Geldmenge für die aktuelle Wirtschaftsleistung ist, ansonsten Sie einen suboptimalen Zustand zemtieren würden.
Was Sie hier seit Jahren postulieren ist hahnebüchener Mumpitz, dem mit Argumenten nicht zu begegnen ist: Sie können jemanden, der an Geister glaubt, auch nicht mit Argumenten überzeugen, dass es keine gibt.
Sie sind nicht zugänglich für Argumente, diese könnten Ihren Glauben (und damit Ihren Halt in dieser ungewissen Welt) zerstören!
China hat mehr Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Schwellenländern wie Südkorea als mit der ehemaligen Sowjetunion, auch wenn der Anteil von Staatsunternehmen (40%) sehr hoch ist und ebenso wie in der Sowjetunion eine Nomenklatura existiert. Obwohl es viel gesamtökonomische Planung in China gibt kann von einer zentralen Planwirtschaft keine Rede sein. Diese zentrale Planwirtschaft, die alles bis in kleinste Detail regelte war das was die Sowjetunion lähmte. Es besteht jedoch auch in China die Gefahr, dass sich eine Schicht von Parteibonzen ausbildet, die der Gesamtwirtschaft schaden.
Staatsunternehmen wie Haier, Sinopec und auch staatsnahe Betriebe wie Huawei und Yingli sind jedoch um ein Vielfaches dynamischer als es je eine Staatsfirma in der Sowjetunion war.
Was den Binnenmarkt angeht: China ist rein von seiner Grösse und Masse her auch heute schon der grösste Automarkt der Welt und in China werden auch die meisten Autos der Welt produziert, wenn auch meist in Kooperation mit ausländischen Marken (wie VW, BMW, etc). Auch in Bezug auf die Infrastruktur klotzt China, hat es doch jetzt schon das grösste Hochgeschwindigkeitseisenbahnnetz der Welt. Der binnenwirtschaftliche Boom steht zudem erst am Anfang.Doch jetzt schon steigen die Konsumausgaben in China stärker als das BIP und die Kaufkraft steigt mit den Löhnen. Die BCS-Group schätzt dass 2020 270 Mio Chinesen mehr als 6000 Dollar verdienen und sich die Zahl derjenigen, die zwischen 20’und 30’000 Dollar verdienen sich zwischen 2010 und 2015 verfünfachen wird.
In China geht alles unheimlich schnell. Das China von 2020 wird ein völlig anderes sein als das heutige. Bestimmte Industriezweigen zeigen sogar einen geradezu unheimlichen Boom, z.B. der Internet- (Baidu,Sina,Renren) und Mobilfunmark (Huawai).
Fazit: Dieser Ariikel beschreibt das China der Gegenwart, das aber ist das China der Vergangenheit.
Sogar der Yen wertet auf und es gibt chin.Firmen mit Weltgeltung und solche mit Binnenmarktausrichtung.
Der chinesische Handelsbilanz-Überschuss wird in den nächsten 10 Jahren schmelzen wie Schnee in der Sonne. Im Gegensatz zu Südkorea und Japan bestehen die chinesischen Exporte nicht aus Fabrikaten einheimischer Markenartikel, die weltweit akzeptiert und begehrt sind. Die Produktion dieser weltweiten Markenartikel und technischen High-Tech-Güter findet in China statt, aber Entwicklung und Design geschieht im Heimatland des Markenartikel-Herstellers. Die High-Tech-Produzenten versuchen sich vor chinesischen Kopien dadurch zu schützen, dass sie wenige, ausschlaggebende Teil ihrer Produkte nicht dort produzieren. Wenn China eigene Differential-Renten bei ihrer Produkte-Palette herstellen will, muss es sich gewaltig anstrengen, deshalb die staatlich geförderte Internet-Piraterie. Ihr Handelsbilanz-Überschuss wird durch ausländische Firmen herbeigeführt, die von der sozialen Ungerechtigkeit in China profitieren. Im Grund verkaufen sie ihre Arbeit zu billig an das Ausland und erhalten dafür unsichere Vermögenswerte (US$-Treasury), Wenn China die inneren Unruhen reduzieren will, bleibt im nichts übrig, als den Binnenkonsum auszuweiten. Ob die in China geschaffene Export-Struktur stärker für die einheimische Nachfrage umgestellt werden kann, ist fraglich. Exporte sind ein effizienteres Mittel für die kommunistischen Parteifunktionäre sich zu bereichern, als die Ausweitung des Binnenkonsums. Denken wir nur an die Korruptionsgelder, die sie in USA, Singapur und anderswo anlegen können. Die gleiche Gefahr wie in der Sowjetunion von fehlgeleiteten Investitionen besteht in China aber nicht, dafür ist China einfach zu arm und die Macht-Eliten haben zu viel Mao erlebt, um diese Fehler zu wiederholen, obwohl sie die Erinnerung daran mit aller Kraft unterdrücken. Sogar als offene Gesellschaft mit mehr demokratischen Einrichtungen werden sie Mühe haben das Pro-Kopf-Einkommen von Japan zu erreichen. Vergessen wir auch nicht die konfuzianische Verachtung für Handwerk und Technik.
@Rolf Zach:
“ Im Grund verkaufen sie ihre Arbeit zu billig an das Ausland und erhalten dafür unsichere Vermögenswerte (US$-Treasury), “
und
„Exporte sind ein effizienteres Mittel für die kommunistischen Parteifunktionäre sich zu bereichern, als die Ausweitung des Binnenkonsums.“
Zielgenau mitten ins Schwarze!
Dem steilen Aufstieg Chinas folgte die Abwertung des Westens, bis hin zur Plünderung der zypriotischen Bankkonto. Das war wohl der Auftakt zur nächsten Phase der sozialen Erosion in den USA, Europa und Japans. Ich glaube nicht an die Parallelen mit Russland, zumal die US-Amerikaner nie mit Russischem Besteck gespiesen hatten, wohl aber mit solchen aus China.Sollten die Europäer selber billige Produkte herstellen wollen wie dies jetzt die Chinesen es können, müsste der Euro und US$ zuerst um 2/3 an Wert fallen. Genau so wird es auch kommen, zumal es keinerlei soziale Regulierung zwischen den Handelszonen gibt (da ist kein eiserner Vorhang). Es ist dabei unerheblich ob China den Turn zum Binnenmarkt schafft, denn es wartet auch noch Vietnam, Indonesien, Burma und Andere auf ihre Chance.
Ausschlaggebend ist vielmehr die Weigerung des Westens ihre Bürger vor der Konkurrenz zu „Sklavenarbeitern“ zu schützen. So lange das anhält bilden sich günstige Chancen für autoritäre Aufsteiger und bei den Absteigern gibt es gute Hoffnung für Antidemokraten, Superreiche, Umstürzler, Libertäre und Rechtsextremisten.
„Heute wissen wir viel über die wirtschaftliche Ineffizienz des Sowjetsystems. Aber in den 50-er und 60-er Jahren war die Auffassung weit verbreitet, das kommunistische Reich sei drauf und dran, die USA an Reichtum zu überholen – selbst Präsident Kennedy soll das geglaubt haben.“
Diese Auffassung war vorteilhaft für die Bevölkerungen des Westens. Sie förderte die Angst, die Leute könnten zum „Kommunismus“ überlaufen und damit den gesellschaftlichen Wettbewerb. Man musste sich darum bemühen, den Menschen einen akzeptablen Lebensstandard zu gewährleisten. Mit dem Untergang des Sowjetreiches 1990 kamen dann die tatsächlichen Verhältnisse ans Licht. Der gesellschaftliche Wettbewerb endete. Mit dem Entfall des „eisernen Vorhangs“ wurde die Globalisierung im grossen Stil möglich und der gesellschaftliche Wettbewerb kam zu einem Ende. Auf das Wohlergehen der Menschen musste keine Rücksicht mehr genommen werden und der Raubtierkapitalismus konnte sich ohne Rücksicht auf „soziale Verluste“ über die Welt ausbreiten. Das vorläufige Ergebnis ist die im 2008 eingetretene und bis heute andauernde Finanzkrise und die damit verbundene Verarmung ganzer Völkerschaften.
Ihre Aussagen sind widersprüchlich. Zuerst sagen Sie, der Wettbewerb kam zu einem Ende nur um dann zu schreiben: “ der Raubtierkapitalismus konnte sich ohne Rücksicht auf “soziale Verluste” über die Welt ausbreiten.“ Ja was denn jetzt? Denn eines müssen Sie wissen: Der Raubtierkapitalismus ist die härteste und auch mit absolut unfairsten Mitteln kämpfende Form des Wettbewerbs der, wenn er bis zum Ende durchgezogen wird, eine Klassengesellschaft wie im Mittelalter erschafft. Die Adeligen Herrscher und Kleriker, dann deren Lakaien und zuletzt das arme Fussvolk.
Ich gebe ihnen aber recht. Die Faulheit des Westens und der Glaube der Staat werde es schon richten, hat teilweise auch mit mangelndem Wettbewerb zu tun. Dem konträr gegenüber steht aber eben der Raubtierkapitalismus der weit weg von sozialer Marktwirtschaft auch mit unfairen Wettbewerbsverzerrenden Methoden alles vernichtet was seinen Bossen in den Weg kommt… Ihre Argumentationskette ist also falsch.
Die Angaben von Herrn Williamson sind nicht wiedersprüchlich Herr Stadelman. Herr Williamson sagte nicht „der Wettbewerb kam zu seinem Ende“ sondern „Der gesellschaftliche Wettbewerb endete“. Das sind zwei völlig unterschiedliche Bedeutungen.
Ihre Analyse hat Nagel-auf-den-Kopf-Qualität! Tatsächlich ist die häufig vorgebrachte Aussage, der Kommunismus habe nicht „funktioniert“ nicht ganz korrekt. Für den Westen hat er mämlich ausgezeichnet funktioniert, da dessen Bedrohung das Kapital veranlasst hat, anständige Löhne zu zahlen und für einen angenehmen Lebensstandard zu sorgen. Dass dieses implizite Vesprechen aufgegeben werden würde, war mir beim Fall der Mauer eigentlich bereits klar. Nach der Wende hatten viele DDR-Bürger die Nase voll von weiteren ökonomischen Experimenten („Keine Experimente!“ liessen sie auf Transparenten vernehmen) und wollten einfach das westliche System übernehmen, das damals die Soziale Marktwirtschaft war. Die geradezu teuflische Ironie war dann aber, dass zu jener Zeit gerade das Experiment des trickle-down Neoliberalismus gestartet worden war, sodass die DDR Bürger doch wieder die Spielfiguren in einem Experiment werden sollten.
Das Beispiel Chinas und Deutschlands zeigt ja nun wieder einmal, was wir von unserer eigenen Vergangenheit wissen — nicht dass wir diese Erkenntnis nötig gehabt hätten: die wichtigste Säule einer nachhaltigen Wirtschaft ist die durch einen starken Mittelstand angetriebene Binnennachfrage. Diese erfodert eine ausgeglichene Einkommensverteilung, denn im Gegensatz zu den Reichen findet beim Mittelstand keine Konsumsättigung statt. Das Gros des Einkommens der Reichen dagegen fliesst nicht mehr in den Wirtschaftskreislauf zurück, sondern wird gehortet, d.h. in die Aktienmärkte gepumpt, wo es wirkungslos vepufftt (ein Aktienkauf ist keine Investition, da nichts vom Kaufpreis bei den Firmen ankommt). Ausserdem alimentieren sie damit die Blasenbildung in den Finanzmärkten mit den darauf folgenden unausweichlichen Krisen.
Das alles ist bekannt und wird lediglich als „Lehrstück“ in Blogs wie diesem bezeichnet, weil die ökonomische Theorie faktenresistent ist. Das Lehrstück scheitert seit 30 Jahren. Wann wird das Experiment abgebrochen?
Hier teile ich Ihre Ansichten Herr Sommerer. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sich unser eigenes System am aggressiven Aufbau von Ungleichheit selber aufgehängt hat. Die Märkte haben sich nun von der Realwirtschaft abgekoppelt, das musste vor Kurzem selbst EZB -Draghi als crack-up boom bezeichnen. Wenn im erfolgreichsten Land Europas, also in Deutschland, die innere Ungleichheit am höchsten ist (zusammen mit Holland), dann ist was faul im Staate Dänemark….
Ah, jetzt erst sehe ich das Herr Williamson von GESELLSCHAFTLICHEM Wettbewerb geschrieben hat. Das muss ich überlesen oder habe es selektiv nicht wahrgenommen haben. Ihre Analyse ist sehr interessant Williamson, so habe ich die Lage noch gar nicht betrachtet. Ich kann mir gut vorstellen dass es genau so ist. Genügend Hinweise dafür gibt es ja.
„Mit dem Untergang des Sowjetreiches 1990 kamen dann die tatsächlichen Verhältnisse ans Licht“
In den Wirren des Auseinanderbrechens wurden leider auch positive Aspekte des alten Systems mit in den Abgrund gerissen. So gingen zum Beispiel viele früheren Staatsbetriebe per Handschlag an Private, ohne dass diese einen Gegenleistung erbringen mussten. Heute kommen diese Neureichen in die Schweiz für Luxus-Urlaub, praktisch jeder Parlamentarier hat in der Schweiz einen zweiten Wohnsitz. Vielerorts ergeht es den Menschen die in den Betrieben arbeiten heute schlechter als zur Zeit der UDSSR. Mir jedenfalls war damals klar, dass der Sturz von Gorbatchew zugunsten von Jelzin die Perestroika und Glasnost wieder vernebelt hat. Da kamen nicht die tatsächlichen Verhältnisse ans Licht, es fand lediglich ein Besitzerwechsel statt, von wirtschaftspolitischer Aufklärung ist keine Spur geblieben.
Herr Williamson, ich teile Ihre Ausführungen betreffend des gesellschaftlichen Wettbewerb und dessen Ende, das bekanntlich in Deutschland nach dem Mauerfall mit Schröders Agenda 2010 ein jähes Ende fand:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=16494
Dieser bei der SP „Dritter Weg“ genannte soziale Umsturz und bei den Rechten Neoliberalismus führte nicht nur zum Abstieg der Sozialdemokratie in Europa, es folgte das Ende der Regierung Blair in England und der für die USA katastrophale Abgang der Bush Regierung in der Subprime-Krise.
Ganz anders die Entwicklung in China, hier stellte der Chef des UN-Programms gegen Armut anerkennend fest, ohne die Chinesen wären die Ziele der UN nie erreicht worden, Millionen von Menschen aus der Armut heraus zu führen. Er vergab den Chinesen 95 von 100 Punkten bei der Umsetzung dieses Ziels den richtigen Weg beschritten zu haben. Ganz anders als im Westen dargestellt, geschah der Kampf gegen die Armut nicht von Oben herab -man arbeitet in China eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen, was man auch als Basisdemokratie bezeichnen könnte.
Nun hat der Westen Angst vor den Chinesen bekommen, aber nicht wegen deren militärischen Stärke und auch nicht wegen der nach wie vor korrupten Regierung, sondern eben wegen dieser Strukturen die sich in der Basis entwickelt hat. Ohne diese Basis wäre der wirtschaftliche Aufstieg in dieser Geschwindigkeit nicht möglich gewesen. Der gesellschaftliche Wettbewerb spricht derzeit zu Gunsten der Chinesen, sie sind es jetzt welche jedes Jahr bessere Sozialleistungen einführen, während der Westen sich dabei überschlägt alles das Erreichte des letzten Jahrhunderts wieder aufzulösen. So kommt es das ein Grillo kaum der letzte Bürgerstreich(k) in Europa gewesen sein dürfte. Was die Ökonomen, die Presse und die Politik seit Jahren ignorierte, die soziale Globalisierung und Erfolg darin ist wichtiger als jeder andere Faktor im Spiel um Aufstieg oder Abstieg.
@ ast, eine gute Analyse. Man könnte auch sagen, es geht weniger darum wo man steht, sondern in welche Richtung man sich bewegt. So gesehen steht der Westen derzeit nicht besonders gut da.
@Sepp, eine einleuchtende Anmerkung die Sie vorbringen, zwischen der aktuellen Position und dem eingeschlagenen Weg zu unterscheiden. Bei uns ist man ja inzwischen so weit selbst auf die Bankkonto von Kleinanlegern zuzugreifen, was den eingeschlagenen Weg direkt vor die Klippen zur Bürgerenteignung geführt hat.
@ ast
Genau. Und trotzdem versucht man diesen Status Quo mit allen Mitteln zu verteidigen. Wozu, warum, wer profit davon?
Der Willkuer sind keinen Grenzen gesetzt und wir sind alle zunehmend dieser Willkuer ausgesetzt, da Prinzipien ueber Board geworfen wurden. Ohne Prinzipien hingegen mutieren wir gesellschaftlich betrachtet zunehmend vom Menschen zum Tier.
Ist all dies Zufall? Natuerlich nicht. Wo mag der wirkliche Grund dafuer liegen, dass wir an diesem Punkt angekommen sind? Bis vor 100 Jahren gab es keine Fed (Zentralbanken) und das Geld verlor ueber die vorhergehende Periode von 150 Jahren laengerfristig betrachtet nicht an Wert. Seit der kurzen deflationaeren Periode in den 30iger Jahren und seit das Fed unangefochten (nach dem 2. WK) die Geldpolitik der Weltwaehrung bestimmt, haben wir eine dauernde ununterbrochene Entwertung. Mag es sein, dass dies mit ein Grund fuer die gegenwaertige Situation ist? Koennte es sein, dass langfristig betrachtet die Entwertung von Geld die Menschlichkeit entwertet?
Herr Huber, ich habe erfahren dass die Pläne um die Bürger mit einer „Sondersteuer“ auf dem Bankkonto zu belegen beim IWF ausgearbeitet wurden, angeregt durch nicht öffentliche Diskussionen bei den letzten G20 Gesprächen. Wie Schäuble forderte der IWF die Konto der Zyprioten mit 40% Abzug zu belasten. Diese Aktion ist auch für andere Länder bereits ausgearbeitet (jedenfalls beim IWF) . Wer glaubt hier sei alleine die EU daran auf die Konto der Bürger zuzugreifen, der irrt sich gewaltig. Die SNB hat unsere Konten übrigens gegenüber anderen Währungen auch um ca. 5% abgewertet, aber innerhalb der EU gehen solche lokalen Abwertungen wegen dem Euro nicht.