China stösst an die Decke
Mit dem Abschluss des Machtwechsels in Peking ist auch die Debatte über die Zukunft Chinas wieder aufgeflammt. Wird die Wirtschaft weiterhin in diesem hohen Tempo wachsen, oder beginnt bald die Phase der Verlangsamung?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten diese Frage zu beantworten. Eine elegante Methode besteht darin, Chinas relative Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt zu beobachten. Der Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass man sich nicht auf unscharfe Schätzungen des Bruttoinlandprodukts verlassen muss und die Manipulationen der chinesischen Behörden umgehen kann. Die US-Daten zur Entwicklung der Importe sind zuverlässig.
Das Ergebnis ist eindeutig. Die chinesischen Exporte haben nach einem stürmischen Wachstum die Decke erreicht. Besonders interessant ist der Vergleich zwischen China und Mexiko, weil die beiden Länder dieselben Produkte für den US-Markt herstellen, nämlich arbeitsintensive Industriegüter. Drei Phasen lassen sich unterscheiden, wie die folgende Grafik zeigt (Quelle: IMF, Finance and Development, March 2013).

Die erste Phase setzt 1994 mit dem Beginn des nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) zwischen Mexiko und den USA ein. Dank verbessertem Marktzutritt nehmen die mexikanischen Exporte schnell zu – von 2 auf 13 Prozent aller Importe der USA. Die chinesischen Exporte wachsen im Gleichschritt mit den mexikanischen.
Die zweite Phase beginnt 2001 mit dem Eintritt Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO). Chinas Exporte in die USA nehmen sprunghaft zu, während Mexikos Exporte in die USA stagnieren.
Die dritte Phase umfasst die Zeit seit 2005. Seit jenem Jahr steigen Mexikos Exporte in die USA wieder zügig an, während der Anteil der chinesischen Güter an den amerikanischen Importen mit einer gewissen Verzögerung wieder gesunken ist.
Nach einem langjährigen Taucher haben die mexikanischen Exporteure offensichtlich wieder Boden gegenüber den chinesischen Konkurrenten gewonnen. Vergleicht man die realen Lohnkosten Chinas und Mexikos, sieht man einen enormen Druck zur Konvergenz. Zwischen 2003 und 2011 haben sich die chinesischen Löhne verfünffacht im Gegensatz zu den mexikanischen Löhnen, die seit zehn Jahren stagnieren.

Was lange Zeit bestritten wurde, ist nun also eingetreten: China ist genau gleich wie jedes andere Schwellenland – Grösse hin oder her. Wenn eine arme Volkswirtschaft in hohem Tempo wächst, steigen mit einer gewissen Verzögerung auch die Löhne an. Das bedeutet, dass das exportgetriebene Wachstumsmodell bereits vor einigen Jahren an seine Grenzen gestossen ist und das jährliche Wachstum dauerhaft unter zehn Prozent sinken wird.
Und nimmt man Japan als Vergleich, ist mit einem weiteren Schrumpfen des Exportanteils zu rechnen. Wie die erste Grafik oben zeigt, hatte Japan 1994 einen Anteil von mehr als 20 Prozent an allen US-Importen, seit 2009 sind es knapp zehn Prozent.
Der Westen braucht sich also vor dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas nicht zu fürchten. Es wiederholt sich, was wir schon mehrmals in der Wirtschaftsgeschichte beobachten konnten: Die neuen Wirtschaftsmächte unterliegen genau denselben Gravitationsgesetzen wie die alten.
43 Kommentare zu «China stösst an die Decke»
Ein sehr schöner Artikel.
Viele Unternehmen erkennen, dass Mexiko viele Vorteile zum Expandieren bietet. Insgesamt hat Mexiko bereits 12 Freihandelsabkommen mit 49 Ländern, darunter seit 2000 auch ein Freihandelsabkommen mit der EU. Aber auch die Lohnentwicklung ist interessant. Während in China die Löhne seit Jahren um etwa 20 Prozent pro Jahr ansteigen, weist Mexiko lediglich ein mäßiges Wachstum der Löhne auf. (Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/kunden-maerkte/expansion-nach-mexiko-was-mittelstaendler-wissen-muessen/ )
Vor allem die Automobilbranche expandiert sehr gern nach Mexiko. Aber auch Farma, Energie, CleanTech, Logistik, Chemie und so viele andere Sektoren.
Gruß,
W.
„Die Chinesen sind fleissig und lernfähig – manchmal fast schon zu lernfähig für ein immer noch kommunistisches Land mit solch gigantischen Dimensionen.“
Mit steigendem Wohlstand wächst das Bedürfnis nach mehr Freizeit, mehr Gestaltungsmöglichkeiten, mehr Ferien etc… Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich chinesische Spitzenkräfte wie Wanderarbeiter „behandeln“ lassen. Und wenn man in hochentwickelten Industrieländern die in die Ausbildung investierte Zeit zur Arbeitszeit hinzuzählt, kommen wir bei uns auch auf mehr als 42 Stunden pro Woche – und zwar locker. (Von den Überstunden abgesehen). Materiell leben wir in dekadenten Zuständen. Arbeiten tun auch bei uns alle wie die Weltmeister, da reicht es nicht, wenn die Chinesen auch fleissig sind.
Die oekonomische Entwicklung in China wird auch von anderen Entwicklungen massiv behindert:
– Der potenziell grösste Markt für chinesische Produkte ist eigene. Die Entwicklung wird behindert durch riesige Einkommensunterschiede, Korruption, Günstlingswirtschaft und demographische Herausforderungen.
– Die Umweltverschmutzung wächst so stark, dass sie unterdessen die Oekonomie bremst. Einfach mal nach Krebsdörfern und Luftverschmutzung in China googeln. Die Miliardeninvestitionen in Solartechnologie dienen nicht nur der Exportwirstchaft.
– Aufgrund der Ein-Kind Politik zeichnet sich eine gigantische Ueberalterung der Gesellschaft ab.
Das Thema Demokratie hingegen ist für Entwicklung von China nicht im gleichen Masse dringend, ich würde Wohlstand und Gesundheit höher gewichten – solange die Partei sich immer wieder reformfähig zeigt und dem Volk Perspektiven aufzeigen kann.
Wenigstens mal eine erfreuliche Nachricht – für die Chinesen! Und die Mexikaner sollen sich da gefälligst mal ein Vorbild nehmen!
Im Endeffekt kann eine globale Wirtschaft doch nur gesund sein, wenn alle Produzenten in gleichem Masse auch Konsumenten sind! Was aber implizit heisst: Sie verdienen „ordentlich“ – und es gibt keine „Billiglohnländer“ mehr.
Bisher haben wir das noch lange nicht erreicht: koloniale Verhältnisse herrschen vor, d.h. einige produzieren billig für andere, ohne selber nennenswert an der Weltwirtschaft teilnehmen zu können. So wie damals als man fand, die brauchen dieses Zeug ja eh nicht, sind viel zu „kindlich“ dafür, können ja weiterhin ihre Huba-Huba-Tänze aufführen…
Genau.
Die Wirtschaft braucht zahlungsfähige und -willige Konsumenten genauso dringend, wie Billigproduzenten.
Das China der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird den USA des späten 20. Jahrhunderts ähneln: Das heisst: Auch China wird einen ähnlich starken Binnenmarkt und einen ähnlich hohen Anteil des BIP am Konsum entwickeln wie das heute die USA haben. Dies ergibt die innere Logik der Grösse des chinesischen Marktes, die Grossmachtambition Chinas und die Diversität des chinesischen Marktes. Anders als Japan, das nur gerade eine beherrschende Stellung in bestimmten Produktkategorien – vor allem Elektronik und Automobile – angestrebt und erreicht hat, kann China gar nicht auf den Export fixiert bleiben, wenn es über eine bestimmte Grösse hinauswachsen will. Es gibt schlicht zuviel Chinesen, als dass diese alle nur Produkte für den Export produzieren könnten. Schon heute passt das jetzt schon grösste Eisenbahnhochgeschwindikgeitsnetz der Welt, das bis 2020 noch einmal viel grösser und dichter werden wird, zu der zukünftigen Zivilisation Chinas, die geprägt sein wird durch eine Vernetzung von Supermegalopolen der ganzen Küste Chinas entlang. Man stelle sich New York vor, aber über hunderte bis tausende Kilometer ausgedehnt der ganzen chinesischen Küste entlang. Als zukünftige Supermacht wird China zudem eine beherrschende Stellung in der Weltraumtechnologie einnehmen, wird es die Weltmeere (mindestens aber das südchinesische Meer) beherrschen wollen und seine beherrschende Stellung in Asien ausbauen und auch militärisch sichern.
Es stimmt natürlich, dass solch ein China ein völlig anderes China als das heutige sein muss. Und es stimmt, dass das nur möglich ist, wenn sich China völlig neue Strukturen gibt, vielleicht sogar andere politische Strukturen. Die Grossmachtambition Chinas ist aber so gross, dass die politische Führung fast alles tun wird was nötig ist um die Zukunft Chinas als Supermacht zu ebnen und zu sichern.
@ Martin Holzherr
Ich halte das, was Sie sehr gut beschreiben, für das was China versucht: in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts etwa so zu sein, wie die USA heute.
Das heisst, sie kopieren schon wieder, rennen hinterher.
Richtig wäre die Frage, wie die Welt nicht nur in den USA in der 2 Hälfte des 21. Jahrhunderts aussieht?
Eine Möglichkeit wäre, dass eine grosse Mehrheit nur noch in einem Computerspiel lebt (technisch natürlich vieeeeel besser), und sonst ausser Nahrung fast nichts konsumiert. Wir würden den anderen Bewohnern des Planeten damit zweifellos einen Gefallen tun, und warum sollten wir in einer realen öden doofen Welt leben, wenn wir in einer viel besseren virtuellen Welt leben können? Warum sollten wir in Autos sitzen um in Massen in die Berge zu fahren, wenn wir das Gefühl einer Tiefschneeabfahrt zu Hause besser haben können? Je nach Wunsch mit Kälte oder den lockersten Pulver bei 25 Grad, geht über Einstellungen.
Solange die Ahnen zuoberst am asiatischen Totempfahl sind, und Kreativität (etwas anders machen als früher) logischerweise weit unten, können sie nur den Abstand verkürzen, jedoch nie überholen, den sie wüssten nicht, in welche Richtung weiter und würden stehen bleiben.
Kreativität ist dem Einzelnen vorbehalten nicht einer ganzen Nation. Schon die Römer kopierten vieles von den Griechen. Die europäische Renaissance benutzte die griechischen Quellen als Inspiration, die arabische Hochblüte ebenfalls und übernahm von den Indern noch die sogenannt „arabischen“ Zahlen.
Wenn eine Ziivlisation eine andere übertrumpft so oft darum, weil die andere Zivilisation von alleine ihrem Niedergang entgegengeht. Ausnahme ist veilleicht (aber auch nur vielleicht) das römische Reich, welches von den Germanen im Sturm genommen wurde.
Selbstverständlich ist der Einzelne kreativ, wievile Einzelne wie kreativ sind, hängt aber davon ab, ob diese zu Kreativität oder zum Funktionieren erzogen werden.
Asiatische Erziehung ist, „richtige“ Antworten auswendig lernen, Eriehung zu Kreativität ist lernen, gute Fragen zu stellen.
Und selbstverständlich entwickelt keine Nation alles von Grund auf neu („arabische“ Zahlen), aber asiatische Wirtschaft funktioniert wie das Gastgewerbe gemäss CH-Wirteverband: Alle Wirte haben den gleichen Produktemix, nehmen die gleichen Kalkulationstabellen (Der Kaffee schlägt 20Rp auf), haben Null Diversifizierung und Null Innovation und gehen darum reihenweise pleite.
Den Autoritäten (Lehrer, Eltern) gute Fragen stellen, ihre Aussagen in Frage stellen, ist ein Angriff auf deren gesellschaftlichen Wert, eine in Asien untolerable Impertinenz.
@ Anh
Womit wir wieder bei der kulturellen Entwicklungsstufe wären. Wo Hierarchien, das sind auch Familienclans, dominieren, die Überlieferung und Tradition (Märchen und Geschichten) dominieren, haben wir eine mythische, patriarchale Kultur. Hier zählt der Einzelne wenig, Tradition ist wichtiger als Innovation.
Typischerweise sind in solchen Kulturstufen auch Frauen weniger Wert als Männer. (Wie ist das in Asien?)
Die (westliche) Aufklärung in der Renaissance hat erst den Wert des Individuums über den Clan gestellt, und den Boden für die Gleichstellung der Geschlechter bereitet. Damit wurde ein ungeheurer Entwicklungsschub ausgelöst (Naturwissenschaften/Technik), der den westlichen Staaten die weltweite Überlegenheit garantierte.
Ob das so bleibt? Der Westen scheint auf dem Rückzug von der rationalen Kulturstufe in die mythische (dank TV, Politik und Blockmedien), während der Osten unwillig scheint, den Schritt in die Aufklärung zu machen.
@Thomas Ernst: „Typischerweise sind in solchen Kulturstufen auch Frauen weniger Wert als Männer. (Wie ist das in Asien?)“
Ich halte diese Sichtweise für nicht ganz richtig, schon gar nicht für Asien, aber auch nicht für die islamische Welt:
Das Inviduum hat, unabhängig vom Geschlecht keinen Wert, sondern eine Aufgabe beim Erhalt des wirklichen Wertes, der Familie: In Vietnam z.B. muss der jüngste Sohn bei den Eltern wohnen bleiben und für diese sorgen, erhält dafür das Haus, ist damit auf dem Heiratsmarkt sehr unattraktiv, da seine zukünftige Frau bei ihrer Schwiegermutter leben muss, der sie nicht widersprechen kann. (Wenn sind Ältere mehr wert als Jüngere, nicht primär Männer als Frauen)
Ich verstehe, dass Frauen eine geschlechtsorientierte Diskriminierung in diesen die Familie und nicht das Individuum als Wert betrachtenden Systemen sehen, aber dies erscheint mir subjektiv durchaus berechtigt aber dennoch unvollständige.
Asiaten sehen nicht ihre Rechte, sie sehen ihre Pflichten, sie sagen nicht, ich habe das Recht darauf, sondern er muss es mir geben, nicht weil ich es verlange, sondern weil es die Gesellschaft verlangt.
So erscheint es mir zumindest als Prinzip, dass selbstverständlich nicht immer gelebt wird.
@ Anh
Danke für die erhellenden Präzisierungen.
Das Bild, das Sie zeichnen, bestätigt meine Auffassung, dass Asien im wesentlichen immer noch in der mythischen (patrilinearen) Kulturstufe hängt. Das zeigt sich exemplarisch auch am fehlenden Individualismus. Ich gehe wohl recht in der Auffassung, dass der dominierende „Älteste“ im Clan unweigerlich ein Mann ist. (BTW: Hierarchien, wie zB das Primat des Alters sind typische Anzeichen für eine mythisch dominierte Kultur.)
„… dass der dominierende “Älteste” im Clan unweigerlich ein Mann ist. “
Nicht unweigerlich, wenn auch häufig, aber Frauen haben z.B. häufig den Cash der Familie in der Tasche (der Mann versäuft es ohnehin), beschimpfen ihre Männer in der Öffentlichkeit usw. Im Prinzip schon Patriachat, aber die Asiaten sind auch pragmatisch.
Es ist da auch noch Kanada aufgeführt in der Grafik zu den US -Importen. Da aber die Kanadier trotz geringeren Exporten in die USA einen gut laufenden Binnenmarkt aufgebaut haben, und wie China über vielerlei Rohstoffe verfügen, kann man nicht von schlecht laufendem Geschäftsgang in Kanada sprechen.
China ist ein Gigant, da gibt es noch ein sehr grosses Potential für inneres Wachstum, zudem haben wir in China Distrikte wo die Löhne noch nicht so stark angestiegen sind. Was den Chinesen noch fehlt ist ein demokratisches System, oder lokale direkt demokratische Strukturen. Sollte dies den Chinesen gelingen, dann wären noch einmal 10 Jahre hohe Wachstumsraten drin. Danach wird die Überalterung die Grenzen setzen, es sei denn die Einkind-Politik würde aufgegeben. Nur zur Erinnerung, im dahinsiechenden Spanien und Griechneland liegt die PKW -Dichte pro 1000 Einwohner noch immer weit über derjenigen Chinas.
China ist bisher nur zum Monster in absoluten Zahlen geworden, nicht aber aus der relativen Sicht pro Kopf betrachtet.
natürlich strebt china dazu in die hochtechnologie zu investieren. da gibt es auch bereits schon diverse gute kommentare dazu. aber ohne griffiges patentgesetzt wird dies gründlich misslingen. schutz des eigenen know-how. wer will da schon langfristig investieren wenn man gefahr läuft durch copy&paste seine rendite zu verlieren.
langfristiges wachstum: nur durch technologischen fortschritt. genau dort hat china noch jahrzehnte lange hausaufgaben zu machen. massenproduktion von handys zählt hier nicht.
Als die Japaner in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts anfingen, die westlichen Produkte zu kopieren und schrittweise zu verbessern, hat man im Westen eine Heidenangst gehabt, von den Märkten verdrängt zu werden. In gewissen Bereichen ist es auch so gekommen. Sofern ich nichts übersehen habe, gibt es heute z.B. keinen einzigen europäischen Hersteller von Fotokopierern mehr und auch die meisten Foto- und Filmkameras, Fernseher u. a. kommen heute aus Japan und Korea. Mit China haben wir heute eine ähnliche Situation. Nur dass es ein paar Chinesen mehr gibt als Japaner, wobei die Einkindpolitik wohl sukzessive zu einer Reduktion der Bevölkerung führen wird. Zudem haben die Chinesen bekanntlich in manchen Gebieten mit erheblichen Umweltproblemen zu kämpfen (Smog in den grossen Städten, Gewässerverschmutzung, etc.). Auch die Bäume der Chinesen werden also nicht in den Himmel wachsen. Trotzdem sollte man diese Leute keinesfalls unterschätzen.
Ich hoffe auch, dass man Sättigungs-Effekte in der Studie berücksichtigt hat. Wenn China erst einmal nach allen Ländern exportiert, dann stösst man natürlicherweise an eine Decke, es sei denn, China exportiert nun auch an Ausserirdische… 😉
Anhand des aufsteigenden Vietnam und Burma (und deren Einfuhren) kann man erkennen, die Chinesen haben noch Spielraum zur Expansion ausserhalb Europas und den USA. Aber man ist in China verärgert auf die Nordkoreaner, die könnten noch zum Todesstern für die Expansion in Asien werden. Sollte Nordkorea aber in die von China gewünschte Richtung umkehren, dann hätten wir doch noch einmal einen guten Expansionszyklus zu erwarten.
Es gibt noch einen ganz anderen Aspekt, der oft ausgeblendet wird, da er heute noch schwer fassbar ist. Wer sich allerdings etwas mit Statistik befasst, wird früher oder später feststellen, dass sich China mit der Einkindpolitik das eigene demografische Grab bereits unwiderruflich geschaufelt hat. Zwar treten die Effekte teilweise erst mit einer Verzögerung von 20-30 Jahren auf, dafür werden sie massiv sein. Weder wird nur das Bevölkerungswachstum gestoppt oder stabilisiert, nein, es kommt ca. ab dem Jahr 2030 zu einer richtigen Generationenlücke und in deren Folge zu einer negativen Rückkoppelung. Es würde nichtmal mehr etwas bringen, die Einkindpolitik heute abzuschaffen (was offenbar auch nicht zur Diskussion steht) – man wird stattdessen ganze Städte „schliessen“ müssen, weil schlichtwegs die Menschen ausgehen die dort wohnen sollten.
Das löst allenfalls einen Wettbewerb unter Einwanderungsländern aus. Aber Menschen gibt es vorläufig genug, wenn wir die ganze Welt betrachten.
Die Zukunft wird ohnehin durch sehr viel mehr alte Menschen bestimmt werden als heute. Die Menschen der Zukunft werden noch älter werden als heute und sie werden viel gesünder altern und bis ins hohe Alter arbeiten. Das vor allem dank Fortschritten in der Medizin, die den Altersabbau verzögern wird.
Dazu kommt noch die zunehmende Automatisierung und eine viel smartere Fertigungs- und Servicetechnik als wir sie heute kennen. Roboter, autonome Fahrzeuge und ganze Fabriken, die praktisch ohne Menschen auskommen werden selbstverständlich werden.
China befindet sich diesbezüglich im genau gleichen Boot wie der Westen, wie Deutschland beispielsweise.
Das Problem dabei ist nur, dass die smarten Roboter schlechte Konsumenten sind. Und ohne Binnenmarkt laeuft langfristig nichts !
ja, und das bedeutet bei gleich bleibender libertären „Wettbewerbs“ und Privatisierungs -Politik, dass von allen diesen schönen Dingen die obersten 10% etwas davon haben -die obersten 0,1% in Luxus schwimmen werden, während die untere Mehrzahl von 90% einen weiteren Abstieg in Teilarbeitslosigkeit und sinkendem Einkommen garniert bekommen wird.
Sorry, aber das ist eine völlig pessimistisch-sozialistische-konservative Ansicht, wofür Sie keinerlei Beweise haben und ich für extrem abwegig halte. Sie wären vor 30 Jahren gegen das Internet und Handy gewesen und hätten irgendwelche Weltuntergangsgeschichte über totale Kontrolle als Begründung gebracht. In Ihrer „Theorie“ müsste ja als erstes Mal die Demokratie abgeschafft werden, sonst könnten die Leute ja einfach dagegen stimmen, wenn die Ungerechtigkeit zu gross wird. Das ist ja heute auch schon so (siehe z.B. Abzockerinitiative). Warum und wann wird die Demokratie also enden? Technischer Fortschritt gab es schon immer und nach Ihrer Argumentation hätten wir ja schon lange in Ihrem Schreckensszenario ankommen müssen. Das ist nur die alte Fehlüberlegung von Marx, welche Sie hier anpreisen. Dabei ist genau das Gegenteil passiert. Die Leute sind heute reicher als jemals zuvor. Selbst ein Sozialhilfeempfänger lebt heute besser als ein Reicher vor 100 Jahren. Das wird einfach so weitergehen. Wahrscheinlich arbeiten je länger je zwar weniger Leute, aber dafür wird z.B. Nahrung usw. automatisch produziert und es geht nur noch darum, die Energie dafür zu besorgen. Aber diese wird sich mit neuen Technologien ebenfalls lösen. Die Menschen werden mit nur wenig Arbeit ein weitaus höheren Lebensstandard als wir heute haben.
Desweitere gehen Sie davon aus, dass die Menschen sich selbst nicht verändern. Das wird zwar noch eine Weile so sein, aber langfristig ist das sehr unwahrscheinlich. Stellen Sie sich mal vor, es gibt einen Chip, mit dem Sie 5-mal so schnell denken können. Irgendwas werden die Menschen damit beginnen, sich selbst zu verbessern. Das liegt in unserer Natur und machen wir heute bereits schon (Make-up, Schönheits-OPs usw.), nur sind die Möglichkeiten noch begrenzt.
Ich denke diese Grafik reicht als Beleg vollkommen aus:
http://www.zerohedge.com/sites/default/files/images/user5/imageroot/2013/03/income-disparity8-12.png
Dargestellt ist die Entwicklung der Einkommen verschiedener Bevölkerungsschichten in den USA.
@ast: Die Grafik bedeutet gar nichts! Wie sagte schon Homer Simpson: „Facts are meaningless. You could use facts to prove anything that’s even remotely true.“ 😉
@ ast
Ich teile Ihre Einschätzung als gegenwärtigen Trend. Doch ist diese Entwicklung auch für die 1% nicht nachhaltig. Wenn die 90% so verarmt sind, dass sie nichts mehr nachfragen können, bricht der Absatz und damit die Produktion zusammen und das ganze Wirtschaftssystem kommt zum Stillstand.
Die Frage ist, ob die Eliten das rechtzeitig merken. Immerhin – Henry Ford wurde ja deswegennsteinreich, weil er etwa die Hälfte der Wertschöpfung durch das Fliessband an die Arbeiter weitergab (höhere Löhne). Damit schuf er gleichzeitig zusätzliche Nachfrage für seine Autos.
Herr ernst, man darf nicht vergessen dass sich inzwischen die Luxusindustrie im BIP -Anteil hoch gearbeitet hat, so zum Beispiel geht es den Automobil-Konzernen mit entsprechenden Angeboten noch recht gut. Die Anzahl Milliardäre und Multimillionäre hat sich Weltweit gesehen stark ausgeweitet, so dass diese Gesellschaft heute eine eigene „Internationale“ bildet mit hohem transatlantischem Lobby-Einfluss.
Ich glaube leider nicht dass diese Leute die Wirtschaftskrise interessiert, denn sie verdienen daran auch unter Rezession gut. Auch Spaniens Milliardär Ortega konnte seit Jahresbeginn wieder um 15% zulegen, dank steigenden Aktien.
Die Quanitative Easing der Notenbanken fliesst mehr oder weniger direkt in die Hände dieser Leute, warum denken Sie würden die auch nur einen Finger krümmen wollen um die Krise zu stoppen? Im Gegenteil, so habe ich etwa aus Bankerkreisen in Italien erfahren dass Grillo und Berlusconi gerade Recht gekommen ist, es heisst für Italiens Banken sei der Worstcase in der Politik der Beginn erneuter Hilfen aus EZB und FED.
Noch zur Trend Entwicklung Herr ernst: Eben ist eine von der EZB bisher zurück gehaltene Statistik durchgesickert.
Franzosen und Italiener wären ,so die FAZ die das nun bekannt gemacht hat– statistisch gesehen- vermögender als die Deutschen. Und in den Niederlanden und Deutschland ist die Ungleichheit am Grössten.
http://www.faz.net/polopoly_fs/1.2110551!/image/4043192016.jpg_gen/derivatives/article_aufmacher_gross/4043192016.jpg
Den Gini Koeffizient in Deutschland könnte man auch als Gerhard Schröder Agenda 2010 Hartz IV -Koeffizient bezeichnen.
Das Bild passt gut zu den erschütternden Gini- Zahlen aus den USA, wo die obersten 0,1% seit 1970 über 300% beim Einkommen zugelegt haben, während es bei den unteren 90% sogar zum Einbruch um 1% gekommen ist.
Nach allem was die USA geleistet hat ist sie mir keineswegs die zuverlässigere Quelle. China hat noch immer sehr viel Wachstumspotenzial und aus meiner Sicht ist das nur eine kleine Korrektur, wie das halt notwendig ist, wenn es zu steil aufwärts geht.
Es ist wohl eher die USA, die sich qualitativ hochwertige Produkte aus China nicht mehr leisten kann und will…
Aus Sicht der klassischen Lehre mag das ja alles plausibel tönen – nur wissen die Chinesen vermutlich auch, dass sie die bisherigen Wachstumsraten mit Low-Tech und Massenprodukten nicht halten können. Die Konsequenz sind Uebernahmen westlicher Firmen mit Know-How Transfer nach China, viele der chinesischen Hackerattacken in letzter Zeit hatten auch das Ziel Industriespionage zu betreiben.
Die Strategie der Chinesen wird daher sein, Produkte mit einer höheren Wertschöpfung durch komplexere Technologien zu produzieren, damit das Lohnwachstum wieder kompensiert werden kann. Vielleicht haben sie das auch beim schweizer Modell abgeschaut, wie ein rohstoffarmes Land auf einem sehr hohen Niveau gut überleben kann – nämlich mit Hochtechnologie. Da will China vermutlich mittelfristig auch hin – und wenn man das Know-How hacken oder einkaufen kann – dann erspart man sich viel Zeit dabei und kann der sonst vermutlich eintretenden Wachstumsabkühlung rascher und effizienter entgegentreten.
Die Chinesen sind fleissig und lernfähig – manchmal fast schon zu lernfähig für ein immer noch kommunistisches Land mit solch gigantischen Dimensionen.
Natürlich wird China auch einen gewissen Anteil an High-Tech-Produkten produzieren können, und das ist auch gut so. In dieser Liga braucht es aber viel mehr als nur die Fähigkeit, irgendetwas zu kopieren: Es braucht dazu gute Erziehung, Schulen, freien Zugang zum Wissen, Spitzenuniversitäten und vor allem den Erfindergeist, um kreative Ideen umzusetzen. Kurz und gut: Eine freie Gesellschaft, die auf demokratischen Grundsätzen basiert.
All dies ist in näherer Zukunft in China nicht auszumachen. Deshalb sehe ich nicht, dass China im Hightech-Markt den Westen überflügeln könnte. Schauen wir auch hier nach China: Nach einem fantastischen Run vom Massengüterhersteller zum Hightechproduzenten blieben die Japaner irgendwo in der Mitte stecken. Sie können sehr gut und effizient hochstehende Konsumgüter herstellen wie Autos, Unterhaltungselektronik, Industrieroboter oder auch Atomkraftwerke (?), aber so wirklich überflügeln konnten sie dann den Westen trotzdem nicht. Wenn man die Anzahl Patente pro Einwohner anschaut oder die Anzahl Nobelpreisträger, dann sieht man ungefähr die Relationen.
China wird den genau gleichen Weg gehen, wahrscheinlich auf tieferem Niveau, aber als grössere Einheit.
Dass ohne Demokratie nichts geht, behaupten wir demokratiegläubigen Westler natürlich gern, aber diese Behauptung ist bis heute alles andere als bewiesen. Und ausgerechnet das demokratische Japan als Negativbeispiel anzuführen, hilft auch nicht weiter, eher im Gegenteil. Letztlich wird nur die Zeit zeigen, wie weit China ohne Demokratie kommen kann.
@Cybot, unter dem Begriff „Chicago Boys“ , Chile sowie Diktator Pinochet gibt es Interessantes Material auf dem Internet zu entdecken. Tatsächlich ist es möglich unter einer Diktatur eine schwunghafte neoliberale Exportindustrie aufzubauen. Doch sobald diese Strukturen eine Weile lang laufen, geht plötzlich nichts mehr ohne Demokratie. Es ist der Lauf der Dinge, die einstigen Schlüsselfamilien haben viele Kinder, es kommt trotz Diktatur zur Verteilungsfrage. Ein funktionsfähiger Binnenmarkt benötigt nun mal langfristig Demokratie, ansonsten kommt es zu inneren Unruhen und zu Wirren.
nur kurz noch zu Japan, dieses Land konnte vor dem zweiten Weltkrieg durch aggressive Expansion und Gruppendisziplin unter dem Teno-Kaiser zu einer Wirtschaftsmacht aufsteigen. Es benötigt keine Demokratie wenn die Wirtschaft durch eine erfolgreiche Invasionsarmee gestärkt wird, siehe auch Adolf Hitler oder Stalin. Der Aufbau eines blühenden Binnenmarktes geht aber langfristig nicht ohne Demokratie, die Japaner haben noch heute zu wenig real demokratische Strukturen. Obwohl Japans Demokratie auf den ersten Blick denen im Westen ähnlich scheint, wird sie aber trotzdem stark von Clans beherrscht, so etwa die als „Dorf“ bezeichnete Atomindustrie. Dies führt dann eben langfristig zu Wachstumsgrenzen, die nur durch bessere direkt demokratische Strukturen überwunden werden können. Ursache dabei ist der technologische Fortschritt, der benötigt nach der „Kopierphase“ im demokratischen Ausland reale echte Demokratie wie die Luft zum atmen.
Ich denke wir sollten noch auseinanderhalten zwischen,
– Demokratie versus Diktatur und
– Marktwirtschaft versus Planwirtschaft.
Die Chinesen scheinen jedenfalls einen wirkungsvollen Mix gefunden zu haben.
Westliche Demokratie? Herr Wigger, meinen Sie die Monopolisierung des Marktes durch die Multinationalen Gesellschaften? Meinen Sie die demokratisch gewählten Kommissionäre der EU? Meinen Sie die x Kriege die aus dem Westen gegen die verschiedensten Länder in den letzten Jahren (oder auch hundert Jahren) geführt wurden? Meinen Sie die von uns Westler fast schon zwangshafte aufdoktrionierung unserer Weltanschauung auf andere Kulturen und Länder? Muss ich weiter fahren?
Wir leben in einer peseudo Demokratie. Der blöde Haufen meint er sei in einer Demokratie nur weil er die Wahl hat zwischen ein paar nutzlosen Produkten und Service (Telefonanbierter, TV Anbieter usw).
Im Grunde sind wir doch genau die gleichen Sklaven wie überall: Wir gehen von Montag bis Freitag die Zeit abhocken und ende Jahre sind die meisten von uns gleich weit – oder vielleicht ein bisschen weiter aber dann auf Kosten der Gesundheit.
Nein, richtige Demokratie gibt es nicht mehr. Vielleicht gab es die kurz, nur dazu dass sich die Multinationale Elite hat einrichten können.
Und was wurde den so lebenswichtiges im demokratischen Westen in den letzten 20ig Jahren erfunden? IPhone? Gentech? Biometrischer Pass? Soziale Internetpalttformen?
Was ist den heute so besser als früher – mal ganz ehrlich unter dem Strich?
Danke Herr Schneider! Ich kanns auch nicht mehr hören. Dieses ewiggestrige Gelaber von „Demokratie“ und „Freiheit“. Freedom like a shopingcard – trifft wohl eher den Nerv der Zeit.
Wigger: Es geht hier nicht drum die westlichen Industrienationen zu überflügeln, sondern die Mitbewerber im Schwellenlandbereich, wie z.B. Mexiko, Brasilien usw. mit nach wie vor kompetitiven Löhnen (aktuell unter $ 6000 pa) und einer hohen Wertschöpfung auf Hochtechnologieprodukten (nicht Spitzentechnologie) könnte das China sicher gelingen. Dann kann man auch den leichten Knick des Exportanteils in die USA in Grafik 1 wieder ausbügeln.
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Wer hätte vor 20 Jahren – also 1993 je gedacht, dass China eine solch potente Wirtschaftsmacht wird – darum traue ich ihnen auch zu, dass sie diesen Wertschöpfungssprung auch vollziehen können. Es wurde zwar in den letzten 20 Jahren auch vielfach die chinesische Qualität bemängelt, aber die sind lernfähig und verbessern sich in einem rasanten Tempo, das ist der Punkt.
Der Aufbau von Wirtschaftsbereichen mit höherer Wertschöpfung – Hochtechnologie, Dienstleistungen (z.B. Banken, Versicherungen) – muss gewiss zur Strategie der Chinesen gehören, um über eine „Massenproduktionswirtschaft“ herauszukommen und weiter zu wachsen. Daneben müssen die Chinesen auch den Binnenkonsum stärken, um nicht alleine vom Export (der Massenware) abhängig zu sein. Für beides sind sicherlich schon Massnahmen eingeleitet worden. Trotzdem wird das Wachstum abflachen, weil man diese Entwicklungen nicht im gleichen Mass auf Befehl umsetzen kann. Bildung braucht Zeit, Innovation Freiheit, Binnennachfrage grösseren allgemeinen Wohlstand usw. Das alles kann man weder kurzfristig kaufen noch einfach stehlen (Hackerangrioffe).
Was den Export betrifft und zwar unabhängig davon, ob es sich um Massenware oder nicht: Jemand muss die Produkte kaufen können. Das ist ein weiterer Faktor, weshalb die chinesische Exportwirtschaft nicht endlos so weiterwachsen kann, während der nur langsam wächst oder gar stagniert.
Was schliesslich bei den mittel- und langfristigen Wachstumsprognosen auch gerne vergessne geht, sind nicht-okonomische Faktoren. Wer sagt denn, dass das Land politisch stabil bleibt?
Richtig, deshalb konzentrieren sich die Chinesen jetzt so intensiv auf Diebstahl von Know How via hacking..man hat jetzt auch eindeuting herausgefunden wo das herkommt: ein Gebäude der Volksarmee in Shanghai. Ich nehme an das dem jtzt dann bald ein Riegel geschoben wird oder sogar Hegenattacken des Westens kommen werden.
Vor Kurzem musste ich meine eigenen FTP Server komplett gegen China dicht machen, ich habe den gesamten IP-Bereich aus diesem Land blockiert. Ursache waren ständige Hackerversuche (pro Tag etwa 20 von dort). Ebenso machte ich die Landes IP’s aus Russland und der Türkei dicht. Viele Internet Firmen in China sind komplette Kopien von Software aus dem Westen, selbst die Google Farben wurden ohne Skrupel übernommen. Es gibt in China Fabrikhallen wo Kinder eingesetzt werden um Internet-Spielgeld zu erbeuten. Nichts schreckt die Chinesen vor dem Kopieren zurück, das Kopieren ist dort eine eigene Industrie, vielleicht sogar die Grösste.