Weshalb Sparen nichts mit Tugendhaftigkeit zu tun hat

Deutsche Autos warten darauf, verschifft zu werden. (Keystone)

Deutsche sparen viel, konsumieren weniger, ihre Exporte sind grösser als ihre Importe: BMWs warten in Bremerhaven darauf, verschifft zu werden. (EPA/Ingo Wagner)

Spanien und Irland, die USA und Grossbritannien haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt. Sie haben zu viel konsumiert und zu wenig gespart. Sie haben zu viel importiert und zu wenig exportiert.

Deutschland und China, Japan und auch die Schweiz sind dagegen ein Beispiel an Tugendhaftigkeit. Sie sparen viel, konsumieren weniger, ihre Exporte sind grösser als ihre Importe.

So lauten oft gehörte Aussagen. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Eurokrise wird besonders in Deutschland oft das Argument geäussert, die «Spanier müssten halt mehr so sein wie die Deutschen.» Intuitiv nehmen die meisten Leute an, es sei für ein Land erstrebenswert, einen Überschuss der eigenen Leistungsbilanz, also im Handel mit Waren und Dienstleistungen, anzustreben. Ebenfalls gelten hohe Sparquoten gemeinhin als tugendhaft.

Leider ist das viel zu simpel, teilweise auch schlichtweg sinnlos. Auch das Argument, die Eurokrise wäre gelöst, wenn die Mittelmeer-Anrainer bloss so wären wie die Deutschen, führt in die Irre.

Weshalb, zeigt der an der Guanghua School of Management der Universität Peking lehrende amerikanische Ökonom Michael Pettis in seinem faszinierenden neuen Buch «The Great Rebalancing – Trade, Conflict, and the Perilous Road Ahead for the World Economy». Pettis schreibt den einflussreichen Blog China Financial Markets und ist regelmässiger Leitartikel-Autor in der FuW (hier sein letzter Kommentar).

Meine Redaktionskollegin Elisabeth Tester hat ihn kürzlich in Peking zu einem Gespräch besucht; hier ihr Interview mit ihm.

Das Bestechende an Pettis‘ Argumentation in seinem Buch ist, dass er die Volkswirtschaft eines Landes respektive der ganzen Welt konsequent aus buchhalterischer Sicht betrachtet, als Bilanz, die immer ausgeglichen sein muss. Daraus lassen sich drei unumstössliche mathematische Identitäten ableiten, die wiederum helfen, die scheinbar hoffnungslos komplexen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft zu identifizieren und bestenfalls zu beheben. Diese drei Identitäten sind:

  1. Die Leistungs- und die Kapitalbilanz jedes Landes müssen sich ausgleichen, oder anders gesagt: Die Summe aus dem Saldo der Leistungsbilanz (die vereinfacht gesagt den grenzüberschreitenden Handel mit Waren und Dienstleistungen misst) und aus dem Saldo der Kapitalbilanz (die vereinfacht gesagt die grenzüberschreitenden Kapitalflüsse misst) muss null ergeben. Ist der Leistungsbilanzsaldo positiv, muss die Kapitalbilanz einen negativen Saldo aufweisen (was bedeutet, dass mehr Kapital das Land verlässt, als in das Land hineinströmt). Kleine Anmerkung: Leistungs- und Kapitalbilanz ergeben zusammen die Zahlungsbilanz, die nach Pettis‘ Definition immer ausgeglichen sein muss. Ist die Zahlungsbilanz nicht ausgeglichen, steigen einfach die Devisenreserven der Zentralbank, was im Effekt aber einfach ein Teil der Kapitalbilanz ist.
  2. Für jedes Land gilt: Die Differenz zwischen den gesamten inländischen Ersparnissen und den gesamten inländischen Investitionen entspricht dem Betrag an Kapital, der importiert oder exportiert wird. Und weil die Kapitalbilanz das Gegenstück zur Leistungsbilanz ist, entspricht der Betrag auch dem Leistungsbilanzsaldo. Angenommen also, die inländischen Ersparnisse sind 100, die inländischen Investitionen betragen aber nur 80. Die Differenz, 20, werden als Nettokapital exportiert. Das heisst, die Kapitalbilanz weist einen negativen Saldo von 20 aus, und die Leistungsbilanz zeigt einen Überschuss von 20.
  3. Alles, was ein Land produziert, muss entweder konsumiert oder gespart werden. Die gesamten Ersparnisse eines Landes können errechnet werden, indem vom Bruttoinlandprodukt (also der Gesamtheit der im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen) der gesamte inländische Verbrauch abgezogen wird.

An dieser Stelle noch eine wichtige Zusatzdefinition: Die nationale Sparquote eines Landes enthält nicht bloss die Sparquote der privaten Haushalte, sondern der Haushalte, der Unternehmen und des Staates zusammen.

Wenn also eine Volkswirtschaft, nennen wir sie «Land A», im Inland mehr produziert als sie konsumiert, und wenn die daraus resultierende Sparquote höher ist als die Investitionsquote, dann muss die Volkswirtschaft per Definition einen Leistungsbilanzüberschuss erwirtschaften und Kapital ins Ausland exportieren (das heisst, die Kapitalbilanz ist negativ). Ebenfalls per Definition braucht dieses Land A ein Gegenstück in Form einer Volkswirtschaft, nennen wir sie «Land B», die genau die gegenteiligen Attribute aufweist: In Land B ist die inländische Investitionsquote höher als die Sparquote, das heisst, es muss Kapital importieren und die Leistungsbilanz ist im Defizit.

Deutschland, China und Japan waren in den vergangenen Jahren respektive Jahrzehnten «Land A», während die USA, Spanien oder Grossbritannien «Land B» waren. Zu glauben, ein Leistungsbilanzüberschuss und eine hohe Sparquote sei für jedes Land erstrebenswert, ist unsinnig. Ohne einen ebenso gewichtigen Block an Ländern, die bereit sind, höhere Investitions- als Sparquoten respektive höhere Verbrauchs- als Produktionsquoten hinzunehmen, wäre das gar nicht möglich.

So weit, so gut. Ich hoffe, Sie sind noch bei mir. Pettis bringt nun noch ein wichtiges Argument auf: Leistungsbilanz-Überschüsse sind nicht zwingend die Folge einer bewusst gewählten Aussenhandelspolitik, geschweige denn unbedingt Ausdruck einer besonders starken und gesunden Volkswirtschaft.

Deutschland soll im Folgenden dazu als Beispiel dienen:

In den späten Neunzigerjahren und nach der Jahrtausendwende kam es, unter anderem mit der «Agenda 2010» unter Kanzler Gerhard Schröder, in Deutschland zu einer Art grossem Pakt zwischen Staat, Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Dieser Pakt war, vereinfacht gesagt: Die Löhne der Arbeitnehmer werden weitgehend eingefroren, beziehungsweise es wird sichergestellt, dass sie deutlich langsamer steigen als das Produktivitätswachstum der Wirtschaft. Das war in erster Linie eine innenpolitische Massnahme, die zum Ziel hatte, die hohen Arbeitslosenraten zu senken, unter denen Deutschland in den Neunzigerjahren nach der Wiedervereinigung gelitten hatte.

Weil die inländische Produktion aber kräftig stieg, während die Löhne stagnierten, war es unumgänglich, dass das Verhältnis von inländischem Verbrauch zu inländischer Produktion sinken musste (schliesslich sind die privaten Haushalte die grössten Verbraucher). Daraus musste wiederum – per Definition – folgen, dass die nationale Sparquote steigt (das ist die dritte oben besprochene Identität). Das wiederum hatte zur Folge, dass die nationale Sparquote Deutschlands deutlich über die Investitionsquote stieg. Deutschland musste also Kapital und Produktion ins Ausland exportieren, die Leistungsbilanz drehte fast zeitgleich mit der Einführung des Euro kräftig und nachhaltig ins Plus. (Weshalb damals das «Dirty Little Secret» der Eurozone begründet wurde, lesen Sie in diesem Blogbeitrag.)

Genau während dieser Zeit waren Länder wie Spanien das perfekte Gegenstück zu Deutschland. Sie investierten mehr, als sie sparten, und sie saugten das überschüssige Sparkapital Deutschlands bereitwillig auf (Nebenbei bemerkt: Die deutschen Banken dienen als Durchlauferhitzer dieses Kapitalexports, und sie haben in der Vergangenheit immer wieder eine erstaunliche Fähigkeit bewiesen, schlechte Investitionen einzugehen).

Diese Strategie mag für Deutschland in der Zeit um die Jahrtausendwende sinnvoll gewesen sein, aber ohne Konsequenzen war sie nicht. Eine Konsequenz ist der hohe Stand an ausstehenden Guthaben deutscher Kapitalgeber in Defizitländern. Eine andere Konsequenz ist die schlichte Tatsache, dass die deutschen Arbeitnehmer weniger vom deutschen Exportboom hatten als die deutschen Arbeitgeber. Ihre Saläre und damit ihre Konsumfähigkeit hielt nicht mit dem Wirtschaftswachstum mit. Mit scheinbar deutschen Tugenden wie einem erhöhten Sparwillen hatte das überhaupt nichts zu tun. Das deutsche Exportwunder war nur möglich, weil a) die deutschen Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber subventionierten, und b) andere Länder bereit waren, die deutschen Spar- und Produktionsüberschüsse zu absorbieren.

Wenn wir die Welt auf die 17 Länder der Eurozone reduzieren, dann sind die Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands auch innerhalb des Euro-Raumes nur möglich, wenn andere Länder ein Leistungsdefizit haben, diese also mehr investieren, als sie sparen.

Nun wird gern gefordert, ein Land wie Spanien müsse die «deutschen Tugenden» übernehmen: mehr sparen, weniger konsumieren, mehr exportieren, weniger importieren, damit in der Leistungsbilanz ein Überschuss steht. Wenn das wirklich geschehen soll (und nicht nur, wie aktuell, weil die spanischen Importe rezessionsbedingt einfach kollabieren), dann braucht Spanien per Definition innerhalb der Eurozone andere Volkswirtschaften, die bereit sind, den Gegenpart zu spielen und ihre Leistungsbilanz in ein Defizit sinken zu lassen. Das kann nur ein Land sein: Deutschland. Selbstverständlich steht noch ein weiterer Weg offen, nämlich der, dass die 17 Länder der Eurozone in ihrer Gesamtheit, inklusive Spanien, einen riesigen Leistungsbilanzüberschuss erwirtschaften und ihre Überersparnisse und Überproduktion jemand anderem aufbürden. Bloss: Wem? Den asiatischen Ländern, die allesamt (mit Ausnahme Indiens) seit den späten Neunzigerjahren die Strategie verfolgen, Leistungsbilanzüberschüsse zu erzielen?

Wie aber könnte Deutschland seine Spar- und Produktionsüberschüsse abbauen? Oft ist das Argument zu hören, Deutschland müsse wettbewerbs-unfähiger werden. Das ist Unsinn. Es gibt andere Wege. Erinnern wir uns an die drei unumstösslichen buchhalterischen Identitäten: Deutschland spart zu viel und investiert zu wenig. Dieser Spar-Überschuss wird exportiert, daher zeigt die Leistungsbilanz einen massiv positiven Saldo.

Wie ist das zu lösen? Zwei Wege: Deutschland kann die inländische Investitionsquote erhöhen und damit den Spar-Überschuss absorbieren. Das könnten beispielsweise Infrastruktur-Investitionen des Staates sein. Der gleiche Effekt könnte aber auch erreicht werden, indem der Staat gezielt steuerliche Erleichterungen für Unternehmen erlässt, die im Inland investieren. Der zweite Weg: Die Sparquote muss gesenkt werden, damit sie wieder in einem gesünderen Verhältnis zu den inländischen Investitionen steht. Die Sparquote wiederum sinkt, wenn die Konsumausgaben erhöht werden. Dieser Effekt liesse sich erzielen, indem der Staat gezielt Steuern auf dem inländischen Konsum senkt – beispielsweise die Mehrwertsteuer – und gleichzeitig die Gehälter der Arbeitnehmer wieder im Gleichschritt mit dem Produktivitätswachstum steigen.

Mit der Aufgabe deutscher «Tugenden» oder der deutschen Wettbewerbsfähigkeit hat das überhaupt nichts zu tun.

Sorry, dieser Blogeintrag ist etwas lang geworden. Auf jeden Fall: Pettis‘ Buch regt zum Denken an.

Und weil Freitag ist, hier noch ein Linkfest zum Wochenende:

  • Hier eine Analyse von meinem Redaktionskollegen Gregor Mast und mir, die zum Schluss kommt, dass der Aktienmarkt heute deutlich überbewertet ist.
  • Der in Genf lehrende Ökonomieprofessor Charles Wyplosz macht sich hier Gedanken und Sorgen über den Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik.
  • Brad DeLong mit einem langen, sehr anregenden Stück zur europäischen Austeritätspolitik und dem Ferngefecht, das sich Paul Krugman und Olli Rehn liefern.
  • Acemaxx geht der Frage nach, weshalb trotz beträchtlicher Produktionslücke in den USA keine Deflation entstanden ist.
  • Charles Hugh Smith untersucht, wo noch ungeplatzte Immobilienblasen zu finden sind (leider hat er sich die Schweiz nicht angeschaut).
  • Mein Redaktionskollege Peter Rohner zeigt, wie Bond-Investoren in Venezuela unter Hugo Chavez Renditen von 700% einfahren konnten.

107 Kommentare zu «Weshalb Sparen nichts mit Tugendhaftigkeit zu tun hat»

  • Michael Schwarz sagt:

    @Bär

    Es ist anstrengend um die Wahrheit zu entdecken. Das Wissen ist nutzlos, wenn man es nicht versteht, weil frühe oder später an seine Grenze der Machbarkeit stossen wird.

    Sie haben den Mut die Dinge auszusprechen, die unter Ökonomen ein Tabu ist. Wenn Sie nach Verständnis suchen – das habe ich in diesem Blog wiederholt betont, wie wichtig die empirische Arbeit in Wirtschaftswissenschaft ist – müssen Sie zum Teil die Theorie verunstalten, um die richtige Antwort zu finden.

    • Baer sagt:

      @ Schwarz: Empiriker ohne Theorie sind wie Blinde mit Massstäben. Sie messen Dinge, wissen aber nicht, was genau sie messen.

      • Michael Schwarz sagt:

        @Bär

        Ohne Theorie kann man die Dinge nicht richtig strukturieren, das führt zu dem was Sie oben beschriebene Situation. Das ist auch das Kernproblem in der Wirtschaftswissenschaft, nämlich wir wissen nicht immer was wir da messen, bzw. wie sollten wir das Messungsergebnis interpretieren, auch wenn wir eine Theorie haben. Es kann vorkommen, dass die Messung der Theorie vollständig widerspricht. Aber nächstes Mal wieder nicht. Das ist die Schwierigkeit; es liegt nicht in der Messung selbst, sondern an die Natur des Menschen, bzw. deren Schwankung im Entscheidungsprozess.

        Ein Bsp. die Inflation kann sich mit dem realem Wachstum positiv korrelieren, muss aber nicht. Deshalb ist der Ausgang der geldpolitischen Massnahme nicht voraussagbar. Einmal so, nächstes Mal wieder anderes um. Man kann nur mit der Wahrscheinlichkeit sagen, ob es tut oder nicht tun.

        • Baer sagt:

          @ Schwarz. Wenn man nicht weiss, was man messen soll, soll man den Massstab nicht einmal zücken. Alles andere ist nicht brauchbar und kann sogar zu gefährlichen, weil falschen Schlüssen führen. Die Geldmengen sind ein gutes Beispiel. Die Unterscheidung zwischen den Geldmengen ist theoretisch sehr fragwürdig und wird immer wieder revidiert. Diese Zahlen dann als Grundlage für Aussagen über die Wirtschaft zu nehmen führt nicht nur zu „null Wissen“, sondern sie führt zu etwas viel Schlimmerem: zu „negativem Wissen“.

          • Linus Huber sagt:

            @ Baer

            Aufgrund einer mittel bis langfristigen Messung des cpi (selbst unter Vernachlaessigung von Produktivitaetssteigerungen) sind problemlos Rueckschluesse auf die Geldmenge ableitbar. Die Frage hingegen besteht in dieser Beziehung darin, ob man die Implikationen geldentwertender Politik wirklich erfasst hat oder ob man glaubt, dass eine zwar schwache aber persistente Inflation keine Konsequenzen nach sich zieht.

  • Linus Huber sagt:

    Off topic.

    Hoechst empfehlenswerter 11 minuetiger Ausschnitt Grillos Ansichten zu Geld (mit deutscher und englischer Uebersetzung), welcher sehr gut erklaert, warum die Elite wohl einige schlaflose Naechte erleben duerfte angesichts seines Erfolges:

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=eyCpidT53nY

  • Linus Huber sagt:

    @ Baer & Dittli

    Die Auseinandersetzung mit den volkswirtschaftlichen Aggregaten ist zwar eine in sich wohl befriedigende Taetigkeit aber auch nicht weiter eine sonderlich grosse Kunst, sondern einzig die Anwendung mathematischer Formeln. Dies mag zwar die verschiedenen Ungleichgewichte erklaeren, sind jedoch nicht eine Rechtfertigung makrooekonomischer Manipulation, da der Grund der Ungleichgewichte nicht wirklich anerkannt werden wollen. Das Problem liegt naemlich darin, dass wir mit der Aufloesung des Goldstandards keine Moeglichkeit haben, diese Ungleichgewichte aufzuloesen. Es fehlt das Ventil, welches durch das Verschieben von Gold zwischen Nationen diese Ungleichgewichte (und damit Kreditvolumina) eliminieren koennen mit entsprechend mittelfristiger Anpassung des Wechselkurses (nicht spezifisch Europa, sondern Allgemein betrachtet).

    Die Loesung war doch ueber Jahrzehnte, das Kreditvolumen zu steigern um eine etwelche wirtschaftliche Schwaeche zu beseitigen, jedoch sind wir langsam (vielleicht dauert es noch mehrere Jahre) am Ende dieser keynianischen Geldpolitik angekommen, ganz einfach, weil auch das Kreditvolumen nicht ewig staerker wachsen kann als die Wirtschaft selber. Die Frage, welche sich wirklich stellt, liegt darin, was man machen kann, wenn die Bevoelkerung eben das Beduerfnis hat zu sparen. In dieser Situation gibt es grundsaetzlich 4 Moeglichkeiten um den Einbruch der Wirtschaft zu verhindern.

    1. Anstrengung diesen Sparwillen zu untergraben und Konsum zu erzwingen (QE-Programme)
    2. Versuch den Kapitalimport (Gegenstueck zur negativen Leistungsbilanz) zu reduzieren, durch die Entwertung der Waehrung, was schlussendlich sich in Handelskriegen ausdrueckt.
    3. Erhoehen der staatlichen Defizite (Keynianische Loesung)
    4. Stimulation der inlaendischen Investitionen

    Ausser Punkt 4 sind saemtliche Strategien weder positiv noch nachhaltig.

  • Baer sagt:

    Eine Denkaufgabe für Ökonomen: Nehmen wir an, wir hätten zwei geschlossene Volkswirtschaften, Deutschland und die USA, mit anfänglich „identischen“ Ersparnissen und Investitionen, also S=I. Nun öffnen wir die Volkswirtschaften und es geschieht ein Export von Deutschen Waren in die USA für USD 1 Million. Wie hoch sind nun die gesamten Ersparnisse von Deutschland? Offensichtlich gerade S + USD 1 Million. Nehmen wir an, Deutschland kauft damit nicht Wertpapiere, sondern behält die USD 1 Million vorerst als Währungsreserven in der Deutschen Bundesbank. Was sind dann die Investitionen von Deutschland? Offenbar I + USD 1 Million. Der Leistungsbilanüberschuss wird investiert in U.S. amerikanische Bankdepots. Das heisst, die ausländishcen Ersparnisse der Deutschen erhöhen sich um USD 1 Mio., und die ausländischen Investitionen erhöhen sich um USD 1 Mio.. Das heisst, die inländische Identität S=I ist weiterhin aufrecht erhalten. Gleichzeitig gibt es nun ausländischen Ersparnisse und ausländische Investitionen, die ebenfalls gerade gleich gross sind und dem Leistungsbilanzüberschuss von Deutschland entsprechen. Es ist also nicht so, dass bei einem Leistungsbilanzüberschuss die inländischen Ersparnisse grösser sind als die inländischen Investitionen.

    • Mark Dittli sagt:

      @Baer: Danke für Ihren Beitrag. Ich denke aber, Sie machen einen Überlegungsfehler. Es gibt keine „ausländischen Ersparnisse“ der Deutschen. Nach Ihren Ausführungen wäre das der in US-amerikanischen Bankdepots angelegte Leistungsbilanzüberschuss. Das sind aber aus deutscher Sicht keine Ersparnisse, sondern ausländische Investitionen. Die Sparquote auf nationalem Niveau definiert sich als der Teil des BIP, der nicht im Inland verbraucht wird. Wenn nun diese inländischen Ersparnisse nicht durch inländische Investitionen absorbiert werden, müssen sie per Definition exportiert werden. Kehren wir zurück zu Ihrem Beispiel: zu Beginn sind die beiden Länder, Deutschland und die USA, geschlossene Volkswirtschaften. In diesem Fall muss S=I gelten. Nun, wie Sie schreiben, öffnen wir die Volkswirtschaften und es geschieht ein Export von Deutschen Waren in die USA für USD 1 Million. Nun müssen wir uns fragen: Wie kommt es überhaupt zu diesem Nettoexport? Das geht ja nur, indem Deutschland mehr produziert als es verbraucht (und vice versa für die USA). Sonst könnte Deutschland diese Ware gar nicht exportieren, und die USA würden sie nicht importieren. Wenn Deutschland aber mehr produziert als es verbraucht, steigt – per Definition – die inländische deutsche Sparquote. Nun ist S im Inland grösser als I, und der Überschuss geht als Kapitalexport in die USA.

      • Baer sagt:

        @ Dittli: Ich bin mir bewusst, dass meine Aussage unkonventionell war. Ich habe sowohl das voluminöse System of National Accounts 2008 der UN und das International Payments and Investment Position Manual 2009 des IMF an den relevanten Textstellen gelesen. Die Aussagen in Ihrem Artikel stimmen mit den Aussagen dieser Dokumente überein. Wenn Sie fragen, weshalb es überhaupt zum Nettoexport komme?, fragen Sie scheinbar nach Kausalitäten. Das ist jedoch heikel bei der Zahlungsbilanz, da jede Veränderung der Komponenten durch „credits and debits“ geschehen, sprich augenblickliche, doppelte Einträge bewirken. Wenn I und S buchhalterische Identitäten sind, sprich immer gleich, da ihre Gleichheit aus der Transaktionslogik entspringt, darf man keine Kausalitäten hineininterpretieren. „No causation should be inferred“, heisst es dazu im im IMF Dokument von 2009. Überproduktion und Nettoexport geschehen also gleichzeitig innerhalb einer Tranaktion. Ihr Beispiel mit der „Überproduktion“, welche im Ausland verbraucht wird, kann man evtl. mit einem nützlichen Extrembeispiel kontrollieren.

        Nehmen wir an, Deutschland besitze nicht konsumierte Einkommen (S) im Wert von 100 und entsprechenden nicht konsumierten Output im Wert von 100, welcher somit die Investitionen (I) darstellt. Nun exportiert Deutschland seinen gesamten Output in die USA. Deuschland (als Währungsraum) erhält nun USD X für diesen Export. Das Deutsche Bankensystem erhält eine Gutschrift auf ihrer Aktivseite im Wert von USD X und bezahlt dem Exporteur seine EUR nach Berücksichtigung des Wechselkurses. Welche „Nationalität“ haben die Einkommen, welche Deutschland aus den USA erhalten hat? Die Antwort ist doch: Die Einkommen sind noch immer in den USA, auf der Passivseite des US Bankensystems. Dieses Depot bei der U.S. Bank war zuvor eine Schuld der Bank ggü. dem U.S. Importeur. Nach dem Import ist es eine Schuld der Bank ggü. dem Deutschen Bankensystem. Einkommen und Output sind also noch immer in den USA.

    • Oliver sagt:

      @ Baer. Es scheint mir Sie zählen die USD 1 Mio doppelt. Einmal als Ersparnis und einmal als Investition? Die Definition von Mark Dittli scheint mir hingegen die für nationale Buchhaltung gängige zu sein, wobei ich mir über deren Sinn oder Unsinn noch nicht ganz im Klaren bin. Was mir wichtig scheint ist, dass egal was Deutschland mit dem Geld macht, es den amerikanischen Währungsraum nicht verlassen kann. Es kann schlussendlich, durch wen auch immer, nur für Konsum innerhalb Amerikas ausgegeben werden und stellt somit kein Nachfragepotenzial für die Deutsche Binnenwirtschaft dar.

      • Baer sagt:

        @ Oliver. Ich weiss, es mag so erscheinen, aber es ist nicht so. Das Problem liegt in der Einkommenstheorie. M.E. ist die aktuelle (neoklassische) Einkommenstheorie hinfällig: Laut aktueller Einkommenstheorie wird sowohl in der Lohnzahlung wie auch in der Konsumzahlung Einkommen von A nach B, resp. von B nach A transferiert. Die Schöpfung und Zerstörung von Einkommen wird nicht beschrieben. Gleichzeitig postuliert die volkswirtschaftliche Gesamtrechung Einkommen = Output. Wenn nun aber Einkommen = Ouput, muss die Schöpfung von neuem Output mit der Schöpfung von Einkommen einhergehen. Gleichermassen müsste dann die umgekehrte Aktion – die Konsum von Output – zur Zerstörung von Einkommen führen. Für mich und andere Geldtheoretiker derselben Schule ist Output = Einkommen wahr, weil Einkommen und Output durch die Lohnzahlung entsteht und durch die Konsumzahlung zerstört wird.

        Wenn die USA Güter importiert für USD X, wo ist also dieses U.S. Einkommen „hingewandert“? Die Antwort: Es ist immer noch in den USA, als alter ego von amerikanischem Output, welcher noch immer auf dem Gütermarkt zu finden ist. Deutschland hat ein Anrecht auf dieses Einkommen, und dieses Anrecht ist bestätigt durch ein Guthaben in der Deutschen Bankensystembilanz. Deutschland hat also investiert in ein Anrecht auf amerikanische Kaufkraft (= amerikanisches Einkommen).

        Die „Verdoppelung“ der Depots, die du bemerkt hast, wurde übrigens schon von Jacques Rueff erkannt. Stichwort „exortitant privilege“.

        Meine Einkommenstheorie: Macroeconomic foundations of macroeconomics, Alvaro Cencini, S. 250 ff.

        • Michael Schwarz sagt:

          @Bär:

          Reine theoretische Überlegung der ökonomischen Theorie ist eine Sackgasse, weil man nicht weis wohin die Liquidität fliessen wird, deshalb ist die GL nie konstant. Das macht die Wirtschaftswissenschaft zur Kunst.

          Frage: Sind Sie sicher, dass X Dollar in USA bleiben wird?

          • Baer sagt:

            @ Schwarz: Sie vertreten ja auch eine Theorie, da sollte man schauen, dass die Theorie konsistent ist. Ich würde z.B. nie von Liquidität sprechen, da Geld nicht mit Wasser vergleichbar ist. Ich versuche nur, genau zu sein. Ich weiss, dass das anstrengend ist. So ist das nun mal in der Wissenschaft.

        • Oliver sagt:

          Neu sieht man zwar die Liste mit dem Archiv, was gut ist. Dafür sieht man nicht mehr, wer zuletzt kommentiert hat. Egal, bloggen ist eh für den Äther.

          Das mit dem doppelt zählen muss ich mir noch mal genau durch den Kopf gehen lassen, aber es freut mich natürlich, dass ich in illustrer Gesellschaft bin. Ich nehme an, dies ist ein Artefakt der doppelten Buchhaltung und der Tatsache, dass internationaler Verkehr nicht ‚genettet‘ wird? Und, dass man sich Output als Einkommen vorstellen kann, kann ich auch nachvollziehen. Ich weiss allerdings nicht, inwiefern einen dies im Verständnis der Welt wie sie ist, im Gegensatz zur Welt wie man sie gerne hätte, weiterbringt. Da scheint mir Cencinis Ansatz, sofern ich ihn verstanden habe, ungefähr gleich realitätsfremd wie die klassische Ökonomie. Oder zumindest basiert er auf Annahmen zum Entstehungsort neuen Kredits, die in der heutigen Welt so nicht mehr gelten. Anders als vor 40 Jahren, wird das meiste Geld doch durch Hypotheken, oft für bestehende Häuser (!), kreiert, während industrielle Produktion meist durch zurückbehaltene Gewinne finanziert wird. Kurz, ich bin der Meinung, dass man Geldanalysen von Wertanalysen trennen muss, um der heutigen Welt einen Sinn abzugewinnen, was nicht heisst, dass man mit ihr einverstanden sein muss. Hier ein Beitrag, der ungefähr mein Verständnis der Realität zum Thema Arbeit / Output und damit verbunden S=I wiedergibt.

  • ast sagt:

    Herr Dittli schrieb: „Acemaxx geht der Frage nach, weshalb trotz beträchtlicher Produktionslücke in den USA keine Deflation entstanden ist.“

    Aus meiner Sicht haben die USA noch immer Inflation, weil ein grosser Teil der FED Bankenhilfen in das Europäische Bankensystem gepumpt wird. Dies drückt den US$ gegenüber dem Euro, was zu Rohstoffpreiserhöhungen in US$ führt, und somit in den USA zu Inflation -aber in Europa Deflation. Sofern meine Theorie stimmt, müssten nun die Rohstoffpreise wieder anspringen, denn seit Januar 2013 wurde die FED wieder stark aktiv (nachdem sie seit April 2011 zurück gingen), es fliesst wieder viel Cash nach Italiens und Spaniens Bankensystem. Somit erhalten die USA wiederholt die gewünschte Inflation.

  • Martin Holzherr sagt:

    Für die meisten US-Amerikaner ist die Aussage, dass Sparen nichts mit Tugendhaftigkeit zu tun hat, sondern der Wirtschaft schadet und sie nicht am Laufen hält, schon längere Zeit vertraut. Der Anteil des privaten Konsums am BIP beträgt dort schon seit Jahrzehten fast 70% und sank nur in den Nachwehen von 2008. Frankreich und Deutschland dagegen kommen nur auf 60%.Anteil des Konsums am BIP. Nicht umsonst gibts in Amerika den Spruch Shop til you drop.

    Wenn Sparen jedoch im Zusammenhang mit der Eurokrise und den Krisenländern genannt wird so denkt man an die diesen Ländern aufoktroyierte Austerität. Austerität bedeutet eine Wirtschaftskontraktion. Wenn der Staat und auch alle Konsumenten und Firmen weniger ausgeben, sinkt automatisch das BIP. Zudem wird weniger investiert. Unter Monti in Italien wurden jedoch zugleich die Steuern erhöht, womit die Last für die vielen wenig kompetitiven Firmen sogar noch stieg. Eine solche Phase der Kontraktion wäre immerhin noch eine Chance für Wirtschaftsreformen um die Wirtschaft für die Zukunft kompetitiver zu machen. Doch in Italien hat sich trotz Versuchen Montis in diesem Bereich wenig geändert.
    Der Frage wie sich Europa den neuen Realitäten stellen kann hat sich Michael Pettis im Blogartikel The Rough Politics of European Adjustment gestellt und die Diagnose gestellt, dass die Überwindung der Eurokrise in jedem Fall mit hohen Kosten verbunden sein wird unabhägngig vom Ausgang – ob nun die Eurozone erhalten bleibt oder auseinanderbricht. Die entscheidende Frage sei vielmehr Who pays und .. these costs have somehow to be assigned to different economic groups, and the process of assignation is wholly a political one Als Wunschlösung sähe er folgendes:.„Keynes (and many others) would argue that transfers from surplus to deficit countries, including especially transfers of demand, are precisely what is needed“

    • Linus Huber sagt:

      @ Martin

      Sofern wir uns an den Geiste der Rechtsstaatlichkeit und die Prinzipien der Marktwirtschaft halten wuerden, kaeme die Frage gar nicht auf, wer zahlt, den offensichtlich ist der Risikonehmer (in diesem Fall der Kreditgeber) zustaendig, die Folgen seiner Entscheide zu tragen. Ich verstehe natuerlich die Problematik darin, andererseits muss man sich fragen, ob die langfristigen Implikationen, welche durch die Verletzung dieser grundlegenden Prinzipien, nicht zu bedeutend groesseren Problemen fuehren duerften in den kommenden Jahren. Ich bin der Ueberzeugung, dass wir uns dadurch massiv groessere Schwierigkeiten einhandeln (aehnlich der Situation 2003 bis 2007).

      Wenn die Kosten des Risikos nicht mehr beim Risikonehmer liegt, sondern bei der Allgemeinheit (oder beim Sparer zugunsten des Schuldners), veraendern sich soviele marktwirtschaftliche Anreize, dass man gar nicht beginnen mag, die einzelnen Aspekte aufzulisten. Ebenfalls wird heute die Bildung unzaehliger neuer Blasen (z.B. Aktienmarkt) bewusst ignoriert von den Zentralbanken um das anscheinend akut verletzbare globale System durch ihren Aktivismus zu staerken. Langsam melden sich vermehrt Macro-Analysten (z.B. Stan Druckenmiller oder Marc Faber), welche voraussagen, dass dieser durch die Zentralbanken produzierte Boom in einem Disaster enden wird. Je laenger diese Scharade anhalten wird, desto groesser wird der nachfolgende Schaden sein.

      Es ist ein Zeichen der Zeit, dass man Ideen auf den Kopf stellt, indem man z.B. Sparen als negativ einstuft. Es handelt sich um den Auswuchs manipulativer Energie, welcher sich Entscheidungstraeger sowie deren Heer von Oekonomen zur Zeit erfreuen duerfen, da sie ja anscheinend die Welt vor einer Depression gerettet haben. Die Frage, welche sich jedoch niemand stellt, besteht darin, zu welchen zukuenftigen Kosten diese temporaere Stabilisierung gekauft wurde. Wie in der Natur, alles beeinflusst alles und nichts kann isoliert manipuliert werden.

  • Oliver sagt:

    Ganz meine Welt! Wusste auch nicht, dass Pettis für die FuW schreibt. Vielleicht sollte ich mal reinschauen.

  • Reto Derungs sagt:

    Die im Artikel beschriebenen Mechanismen blenden die ausgleichende Funktion der Wechselkursparitäten aus. Unter der Voraussetzung, dass eine Volkswirtschaft halbwegs kompetitiv ist (und sei es auch nur kraft einer schönen Landschaft, stabiler politischer Verhältnisse und folgedessen eines florierenden Tourismus‘), kann eine – kompetente – Zentralbankpolitik der leistungstauschenden Länder allfällige Leistungs- und Zahlungsbilanzdisparitäten nivellieren. Aber derlei darf man ja nicht zu Ende denken, weil sonst der Wahnsinn einer europäischen Einheitswährung zu augenfällig wird…

  • Linus Huber sagt:

    Ich finde es muessig, den Aspekt des Sparens zu analysieren. Sparen ist ein natuerliches Beduerfnis des Menschen (zumindest in unseren Breitengraden) und bezweckt zu einem gewissen Grad die Unvorhersehbarkeit der Zukunft ein wenig abzusichern. Was jedoch nicht in Ordnung ist und in seiner Wirkung einem legalisiertem Diebstahl gleichkommt, ist die Entwertung unseres Geldes und dies ohne demokratische Legitimation. Es handelt sich hierbei um eine Umverteilung vom Sparer zum Schuldner (und von unten nach oben), womit man auf Teufel komm raus den Konsum ankurbeln will. Dabei wird uebersehen, dass wir dieses Modell jetzt schon fuer Jahrzehnte betrieben haben und genau dies uns in die heutige Krise fuehrte.

    Die langfristigen negativen Auswirkungen geldentwertender Politik sind viele, indem man die Gesellschaft konditioniert, sich des Geldes zu entledigen und zu „investieren“ in was auch immer, aber ja nicht in der Form von Geld zu sparen. Dies ist der Grund der Blasenbildungen, wobei der volkswirtschaftliche Schaden nach deren Platzen enorm ist. Ueber Zeit veraendern sich die Werte der Gesellschaft schrittweise, indem die positiven Eigenschaften wie Selbstverantwortung (siehe Banken), Ehre (siehe die meisten Politiker und CEOs), Ehrlichkeit (siehe die meisten Entscheidungstraeger) etc. etc. durch gesellschaftsschaedliche Werte ersetzt werden, wie z.B. Vernachlaessigung von Nachhaltigkeit, Konsumergesellschaft, Wegwerfgesellschaft, Verlust von Empathy, Lug und Betrug.

    Schrittweise und noch fast dankbar fuer all die schoenen Gaben des Staates marschieren wir in eine moderne Versklavung, in welcher die Elite immer staerker ueber unser Wohl entscheidet. Die Machtfuelle der Entscheidungstraeger wird nicht einmal hinterfragt und man erkennt die Entwicklung, welche uns in eine politisch gefaehrliche Situation manoevriert nicht, bis man eines Tages aufwacht und ueberrascht ist darueber, dass man gar nichts mehr zu entscheiden hat.

  • Karl Achs sagt:

    Vielleicht bekommt ja Deutschland irgendwann ja auch mal wieder eine Regierung, die sich an geltende Gesetze hält:
    Gesetz zur Förderung der Stabilität und des
    Wachstums der Wirtschaft
    §1
    Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des
    gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im Rahmen der
    marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand
    und a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e m G l e i c h g e w i c h t bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen

  • Peter Gutknecht sagt:

    „Tugendhaft“: natürlich helfe ich den andern, indem ich all mein Hab und Gut verschenke. Dies gilt sowohl für Individuen als auch für Familien als auch für Firmen, Staaten oder Kontinente. Meine/unserer Misswirtschaft ist der Gewinn des andern. – Sowohl Personen als auch Länder stehen in einer Konkurrenz zueinander, wir stehen alle in einem Verteilungskampf um Gold, Statussymbole, Nahrungsmittel, Wasser etc. Je mehr ich davon habe, umso besser für mich. Natürlich möchten uns gewisse Kreise mit Fremdwörtern weismachen, der einfache Bürger verstehe von Volkswirtschaftslehre nichts. Lassen Sie sich keinen Sand in die Augen streuen, versuchen Sie Ihre Arbeit so teuer wie möglich zu verkaufen, und versuchen Sie Ihre Güter so billig wie möglich zu kaufen.

  • J. Kühni sagt:

    Das Deutschland seine eigenen Interessen fördert, indem es die wirtschaftlichen Probleme von Spanien, Italien und anderen Euro-Ländern einfach ignoriert, ist reichlich kurzsichtig.

    Bei Fortführung der gegenwärtigen Entwicklung ist an irgendeinem Punkt den Verbleib in der Eurozone für die Schuldnerländer nicht mehr tragbar. Der Schritt zum einseitigen Staatsbankrott ist dann nicht mehr weit, vor allem, wenn dieser Bankrott massgeblich zulasten von Deutschland und seinen Banken & Industrieunternehmen geht: Wieso sollten – nach ihrer Logik – Italien und Spanien schliesslich auf deutsche Interessen Rücksicht nehmen? (s. dazu auch TARGET-Salden). Ich glaube nicht, dass Deutschland den Totalverlust seiner Aktiven aus der Eurozone einfach so durch „Relocation“ auf asiatische Märkte wettmachen könnte.

    Der Versuch zur „makroökonomischen Steuerung“ (nicht nur innerhalb der Eurozone) hat ja einen handfesten Grund, der auch den Subtext zu Herrn Dittlis Artikel liefert: Das egoistische Bestellen von nationalen Gärtchen macht in einer globalisierten Wirtschaft einfach keinen Sinn. Werden keine adäquaten Mechanismen zum sozialverträglichen Ausgleich von Leistungs- und Zahlungsbilanzen gefunden, kracht der globale Handel über kurz oder lang zusammen (schon mal geschehen, s. WWI & II).

    Ironischerweise stecken Länder, deren Wirtschaft auf grosse Aussenhandelsüberschüsse ausgerichtet ist, bei einer solchen Entwicklung besonders tief in der Sch***.

    • J. Kühni sagt:

      obiger Kommentar wäre eigentlich als Antwort auf M. Holzherrns Kommentar bei 16.00 gedacht;-)

    • Marcel Senn sagt:

      Immerhin bilden Sich die Target2 Salden in Deutschland langsam wieder zurück – vom Höchststand Juli 2012 mit 750 Mrd auf 612 Mrd per Ende Februar 2013…mal schauen, ob dieser Trend anhält…

      • ast sagt:

        Herr Senn, anstelle des Target-2 wurde die FED wieder mehr in Europa aktiv, es fliessen wieder hunderte von Milliarden US$ Cash von dort in das spanische und italienische Bankensystem. Das letzte mal wo dies passierte, stieg der Goldpreis auf 1800 US$ die Unze. Entsprechend der fliessenden Geldmenge könnte es sein dass wir noch dieses Jahr auf 2000 US$ pro Unze hochspringen sehen. Die FED schwächt damit den US$ und stärkt den Euro. Inzwischen hat die FED seit 2009 etwa 800 Milliarden US$ nach Europa geschafft.

      • ast sagt:

        es ist also kein Wunder dass man bei Goldman Sachs nun plötzlich wieder beschlossen hat Rohstoffe auf „Übergewichten“ zu setzen, da sich ein gegenüber dem Euro sinkender US$ unmittelbar auf die Rohstoffpreise auswirken wird (wenigstens in US$ ). Das wiederum könnte bei uns in der SNB die Sektkorken zum knallen bringen, der Schweizer Franken wird dadurch ebenso gedrückt wie der US$ und die angesammelten € -Währungsreserven könnte die SNB schon bald zu Gewinnrealisierung umsetzen. Ein steigender Euro bringt die EZB in eine Zwickmühle, damit werden wohl alle prognostizierten Wettbewerbsvorteile durch sinkende Löhne in Südeuropa wieder verpuffen. Ein steigender Euro und die Depression ergibt dann im Süden ein explosives politisches Gemisch, das dort zum Bruch mit dem Euro verleiten könnte.

  • Stefan Wiesendanger sagt:

    Erstens: Genausowenig wie der Gläubiger gezwungen ist, sein Geld zu verleihen, ist der Schuldner gezwungen, das Geld zu nehmen. Es ist genauso falsch, das Gegenteil vom einen wie vom anderen zu behaupten. Zweitens: Eine moralische Bevorzugung des Sparens ist insofern nützlich, als sie die Kapitalbildung und damit die in Zukunft zur Verteilung zur Verfügung stehenden Leistungen erhöht. Drittens: Wenn der Schuldner gesparte Mittel von Dritten, die er geliehen hat, für Konsum oder unrentable Investitionen verschwendet und sie nicht zurückzahlen kann, ist das moralisch in jedem Fall verwerflich. Das zeigt sich darin, dass sowohl beim Gläubiger als auch beim Schuldner der Gedanke aufkommt: „hätte ich das damals doch anders gemacht.“. Beim Schuldner, weil er vertragsbrüchig wird und Dritte schädigt. Beim Gläubiger, weil er sich vorwerfen muss, dem schlechten Schuldner vertraut zu haben. Beide trifft Schuld.

    • Linus Huber sagt:

      @ Stefan

      Sie erwaehnen einige gute Punkte hier.

      Wir muessen in diesem Zusammenhang natuerlich ein wenig die Motivation betrachten. Banken, aufgrund der Regeln erstellt von den Zentralbanken, hatten jeden Grund das Kreditvolumen im System aufzublasen, da sie dadurch erhoehte Gewinne einstreichen konnten. Allerdings handelt es sich um ein Geschaeft mit 2 Partnern und sollte null und nichts mit der Bevoelkerung und oder den Zentralbanken zu tun haben nach marktwirtschaftlichen und rechtsstaatlichen Prinzipien. Wenn der Schuldner zahlungsunfaehig wird, muss der Kreditgeber eine entsprechende Abschreibung in Kauf nehmen. Darauf basiert unser Verstaendnis der wirtschaftlichen Zusammenhaenge.

      Es gibt verschiedene Gruende, warum die Banken das Kreditvolumen in diesem Masse ausdehnten. Einerseits lag es an der ueber viele Jahrzehnte praktizierte Geldentwertung produziert durch die Zentralbanken, andererseits wurden die Eigenkapital- und Reservenvorschriften so veraendert, dass mit einem immer hoeheren Hebel operiert werden konnte.

      Die Diskussion ueber Sinn und Zweck oder eben Sinnlosigkeit des Sparens ist ein falscher Ansatz. Es ist ein natuerliches Beduerfnis des Menschen fuer die Zukunft oder fuer unvorhergesehene Schwierigkeiten zu sparen (mindestens in unseren Breitengraden). Der Fokus richtet sich jedoch immer auf Konsum, welcher gesteigert werden soll und es sind alle Mittel recht um dies zu erzwingen. Der Sparer wird bestraft und der Schuldner wird belohnt.

      Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder andere eine Veraenderung gesellschaftlicher Werte erkennen kann, indem Verantwortung, Ehre, Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit zunehmend durch Werte ersetzt werden, welche die Gesellschaft zersetzen, wie z.B. Kurzfristiges Denken, Wegwerfgesellschaft, Lug und Trug, Verlust von Empathy etc.

      Dies ist kein Zufall, sondern das langfristige Resultat geldentwertender Politik.

  • G. Nardone sagt:

    @ Mark Dittli: “ … und gleichzeitig die Gehälter der Arbeitnehmer wieder im Gleichschritt mit dem Produktivitätswachstum steigen“ Das ist ein Widerspruch in Zusammenhang mit Ihrer Anmerkung, dass Deutschland nicht wettbewerbsunfähiger werden muss. Denn mit Erhöhung der Löhne, steigen die Preise & sinkt die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Produkte anderer Länder im Euro-Raum! Schauen Sie sich die Lohnstückkosten- & Inflations-Entwicklung der Euro-Länder in diesem Kontext mal genauer an.
    Ansonsten sehr guter Artikel.

  • Martin Holzherr sagt:

    Weltweit gesehen waren und sind Bilanzen immer ausgeglichen: Exportüberschüssen stehen also irgendwo Importüberschüsse gegenüber. Insoweit transportiert dieser Beitrag nur ein triviales Faktum. Neu und bis jetzt praktisch nicht praktiziert ist die Idee der bewussten makroökonomischen Steuerung. Länder wie Deutschland sollen nicht mehr nur in ihrem eigenen Interesse handeln, sondern so wirtschaften, dass sie die wirtschaftlichen Probleme ihrer Europartnerländer berücksichigen und mildern. Deutschland soll also mehr Binnenwirtschaft betreiben und mehr aus Ländern wie Spanien importieren. Um der Eurozone zu helfen müsste D in seinen wirtschaftspolitischen Aktionen zudem die Euroländer begünstigen und seinen Handel mit Asien und den USA eher dämpfen.
    Die Realität sieht etwas anders aus, weil Deutschlands Handelspolitik vor allem durch die Interessen der wichtigsten deutschen Industriezweige bestimmt wird, nicht durch makroökonomische Überlegungen. Gegenwärtig wird China und Asien immer wichtiger für den deutschen Automobilexport und BMW, VW, Audi und Co. produzieren sowohl in Deutschland mehr Autos für den chinesichen Markt als auch in China, wo sie Fabriken erstellen und entweder selbst oder über die Vermittlung deutscher Politiker Abkommen über Technologietransfer und weitere Kooperationen abschliessen. Doch Autos sind nur eine Art Eintrittsbillet in den chinesischen Markt; auch andere Produkte werden dann ausgetauscht. Damit wird die Beziehung Deutschlands zu China enger und Länder wie Spanien, sogar Italien weniger wichtig.
    Im übrigen ist es nicht so, dass D mit China konkurrenziert wie das hier vermutet wurde. Vielmehr liefert Deutschland China höherwertige Produkte für die besserverdienenden Chinesen und China beliefert den Billigproduktemarkt Deutschlands – womit dann die Billigprodukte aus den europäischen Südländern noch einmal ins Hintertreffen geraten.

  • J. Kühni sagt:

    Fazit aus dem langen Blogbeitrag:

    Der freie Fluss von Kapital und Waren über die Grenzen einer politischen Entität hinaus kann nicht nachhaltig gewährleistet werden, ohne eine ausgleichende (und ebenso freie) Bewegung von Personen über dieselben Grenzen hinweg. Als einzige Alternative zur totalen PFZ können evtl. adäquate Ausgleichsmechanismen (Finanzausgleich, gemeinsame Haftung etc) installiert werden.

    Kurz: Ohne „de-facto-Welt-Sozialstaat“ macht’s die zeitgenössische, wirtschaftliche Globalisierung auch nicht mehr lange.

  • Hajo Hünemörder sagt:

    In einer Marktwirtschaft sind Überschüsse oder Defizite kein Problem, wenn sie nicht zu gross werden. Eine Korrektur kann jederzeit dadurch erfolgen, dass die Währung des Defizitlandes abwertet und im Exportland durch die Aufwertung der eigenen Währung der Konsum durch steigende Realeinkommen stimuliert wird (und durch die niedrigeren Zinsen die dadurch möglich sind). Genaus dies wird in den nächsten Jahren geschehen, auch innerhalb der Eurozone. Die Löhne in Deutschland steigen ja schon, wie Herr Holzherr richtig anmerkt.

    Im Übrigen ist die Schweiz mit Sicherheit der grösste Sünder: der Leistungsbilanzüberschuss ist grösser als der Deutschlands und die wünschenswerte Korrektur wird durch den Mindestkurs unmöglich gemacht. Statt dessen spielt die Schweiz Lehrmeister – je nach politischer Couleur gegenuber exportierenden Deutschen oder vermeintlich faulen Südländern.

  • Tom sagt:

    Eigentlich hätte Wolfgang Stützels „Volkswirtschaftliche Saldenmechanik“ in dem Beitrag eine Erwähnung verdient gehabt.

  • Christian Hess sagt:

    Jetzt wissen wir, was Herr Dittli so denkt, aber sind wir wirklich klüger geworden ….? Wohl nicht.
    Nur ein paar Bemerkungen: Wenn man nicht mehr Geld ausgibt, als man hat, dann hat das mit Sparen nichts zu tun. Sparen ist, wenn man Geld nicht ausgibt, sondern zurücklegt, für grössere Anschaffungen, schlechte Zeiten, etc. Das halte ich durchaus für tugendhaft. Wenn gesagt wird, dass Länder wie Italien und Griechenland sparen sollen, dann ist gemeint, dass sie nicht auf Dauer mehr ausgeben sollen, als sie haben. Ich glaube, den meisten Deutschen ist es – an und für sich – herzlich egal, ob Griechenland oder Italien spart oder das Geld mit vollen Händen ausgibt. Das Problem ist nur, dass diese Länder durch den Euro mit Deutschland und anderen aneinandergekettet sind – die Folgen des unkontrollierten Geldausgebens treffen damit auch die Bürger derjenigen Länder, die eine einigermassen ausgeglichene Budgetpolitik betreiben. Und es sei auch daran erinnert, dass es nicht Deutschland war, dass auf dem Euro bestanden hat, geschweige denn, dass Italien, Griechenland, etc. dabei mitmachen sollen. Uebrigens macht auch Deutschland keine wirklichen Sparanstrengungen, es hat im Moment nur das Glück, dass relativ viel Geld reinkommt – das kann sich mit der nächsten Krise schnell ändern. Und ein Polster an Gespartem hat Deutschland für diesen Fall auch nicht – im Gegenteil: 2 Billionen Euro Schulden.

    • ast sagt:

      Ihre Aussagen gehören leider zu jenen schlagenden Beweisen, dass die jahrelang von der Politik betriebene libertäre Gehirnwäsche selbst durch die Darlegung von Fakten nicht mehr aus dem Wege zu schaffen ist. Nicht das was Herr Dittli da so denkt,was denn? -ist relevant, sondern Fakten.

      Und weiter, die Schulden von 2 Billionen Euro der Deutschen sind eher belanglos, das wird von den Guthaben die Deutschland im Ausland hat längstens aufgewogen.
      Schulden haben zudem für Staaten eine andere Bedeutung als für Privatpersonen, erstens kann der Staat auch noch in hundert Jahren Schulden zurückzahlen und zweitens dienen Staatsschulden im optimalen Fall der Stützung der Binnenwirtschaft. Welche Schulden tatsächlich enorme Bedeutung haben sind die in der Öffentlichkeit völlig unbekannten US$ 800 Billionen an Derivaten die sich im Umlauf befinden, respektive die Zinsenlast die sich daraus ergeben und was dafür sorgt dass sich die Weltwirtschaft nicht mehr weiter entwickeln kann (mit Ausnahme der obersten 0,0001% der Erdbevölkerung)

      Und was auch niemand zu wissen scheint, sowohl Schulden als auch Guthaben steigen im real existierenden Fiat Money Geldsystem laufend an, das lässt sich nicht vermeiden (es sei denn durch äusserst unbeliebte Schuldenschnitte). Fiat Money hat im Gegensatz zur Materie des Universum keinen Urknall wo alles entsteht, da muss ständig neu nachgedruckt werden. Dies ist der Fall weil es Zinsen gibt ohne die niemand investieren würde. Schulden und Guthaben in diesem Fiat Money System ergeben zusammen immer den Wert 0! , egal wie viel da gedruckt wird. Alleine von Bedeutung ist, dass dieses Geld in den Umlauf der Realwirtschaft gelangt, aber nicht wie viel es davon gibt oder wie hoch die Staatsverschuldung ist.

      • Marcel Senn sagt:

        Hallo Ast: Das Derivateproblem ist tatsächlich ein Unsicherheitsfaktor – Gemäss BIZ ist der Notional aller OTC Derivate (Wettsumme) per Ende Juni 2012 bei 638 Billionen USD – allerdings müssen Sie eher den Gross Market Value anschauen, der bei rund 25 Bio liegt, ist zwar immer noch viel, aber dies entspricht eher der Schadenspotentialsumme (ergibt in etwa einen Hebel von 25 (638/25) Gehen Sie mal auf die BIZ Statistik, ist recht interessant (s. link)

        http://www.bis.org/statistics/otcder/dt1920a.pdf

        Was auffällt ist, dass von den 638 Bio auf Commodities gerade mal schlappe 3 Bio Notional fallen, Aktienderivate 6 Bio und der Grossteil auf Zins- und FX Derivate, sowie CDS. Bei einem globalen Anleihevolumen um die 100 Bio werden Zinsderivate von über 450 Bio Notional verwettet – das zeigt doch den Irsinn aus. Wenn jemand eine Anleihe kauft, dann kennt er ja gewisse Parameter und das Risiko wird entsprechend mit einem höheren oder tieferen Zins vergütet – wieso muss es darauf jetzt noch diese Unmengen an Zinsderivaten geben – eigentlich nur aus dem Grund, damit jemand besser abzocken kann oder dass die Banken mittels der Kreation von Derivaten eine Art der Geldschöpfung betreiben können.

        PS Neben den „offiziellen“ Derivaten der BIZ gibt es ja noch nicht erfasste Schattenderivate, die je nach „Quelle“ nochmals zwischen 500 Bio und 1000 Bio Notional betragen sollen – aber so ganz genau weiss da niemand Bescheid, vermutlich ist das auch Absicht, damit sich die Bankster wieder rausreden können, sie seien sich der globalen Risiken nicht bewusst gewesen…hat ja schon mal funktioniert so um 2009 mit den Sub-Primes, wo die Bankenchefs sich in Schulbubenmanier straffrei rausreden konnten…

    • Johnny Smith sagt:

      @Christian

      Im Gegensatz zu ast halte ich Ihre Gedanken nicht für „libertäres Gewäsch“. Sie treffen einen wichtigen Punkt in der Diskussion der Euro-Problematik. Die Deutschen tun sich verständlicherweise schwer mit der eigentlich in den gültigen Verträgen verbotenen Schuldenübernahme oder der mittlerweile von der EZB praktizierten Schulden-Monetization. Das ist wengier eine Buchhaltungsfrage (wo Schulden, da auch Guthaben), sondern mehr eine Frage der Umverteilung.

      • Linus Huber sagt:

        @ John

        Sie sehen den wichtigen Punkt. Es handelt sich um erzwungene Umverteilung und das Verhindern notwendiger Abschreibungen und verletzt dadurch die Prinzipien der Marktwirtschaft und Rechtsstaatlichkeit.

  • Hans Kohler sagt:

    Ich sehe nicht ein, dass Sparen falsch ist. ? Ich kann auch eine unumstössliche Identität liefern. Sie ist noch viel einfacher als alle anderen Theorien: Wer mehr ausgibt, als er einnimmt, ist schlussendlich in Schwierigkeiten.

    • ast sagt:

      Herr Kohler, aus einfach relativ einfach erklärbarem Grund muss für Staaten nicht derselbe Massstab angelegt werden wie für Privatpersonen. Letztere haben nämlich nur ca. 40 Jahre Zeit um ihre Bilanz zu warten, dann sind sie tot. Ein Staat kann sich aber zum Beispiel im beginnenden 20. Jahrhundert durch den Bau von Tunnel für die Eisenbahn verschulden, hat aber danach fast unbeschränkt Zeit um aus solchen Schulden wieder heraus zu kommen und die hohen Ausgaben gar in Gewinne zu verwandeln.

      Nehmen wir mal an die Schweiz hätte 1973 Gold gekauft in der Höhe von 50 Milliarden Franken. Mit diesem Gold könnte heute der gesamte Staatshaushalt für 10 Jahre bezahlt werden. Eine Privatperson muss aber irgendwann verkaufen, eine Person vermag nicht unbeschränkt lange auf günstige Verkaufsgelegenheit warten. Der Verkauf von 12 Tonnen Gold im Jahr 2001 durch die SNB war ein Fehler, was wir heute alle wissen -die Institutionen haben sich leider verhalten wie eine Privatperson mit beschränkter Lebenszeit. Die Losbindung der Währungen von Gold war eine Kaufgelegenheit, nicht eine Verkaufsgelegenheit -aus Sicht eines Anlegers der Jahrzehnte Zeit hat. Und so geschehen den Menschen immer wieder der gleiche Fehler, nämlich sich selbst und dem Staat die gleichen Massstäbe anzulegen.

      • Marcel Senn sagt:

        Ast: Kleine Korrektur – wenn es nur 12 Tonnen gewesen wären, die wir resp. die SNB damals verhökert hätten, dann wären es Peanuts gewesen, es waren um die 1200 Tonnen Gold gewesen und jetzt haben wir noch etwa 1040 Tonnen Restbestand von dem Gelbzeug

        • ast sagt:

          Herr Senn, besten Dank für die Korrektur 🙂 …da sehe ich mal wieder wie stark auch mein Gedächtnis wie das Gold dahin geschmolzen ist.

    • Rene Wetter sagt:

      @Kohler: Wenn alle Privatpersonen, Firmen und Staaten nach dieser Maxime leben würden, gäbe es keine Anlegemöglichkeiten mehr für Spargeld, Pensionskassen etc. Fast niemand könnte sich mehr ein Haus leisten und sämtliche Infrastruktur wäre nicht mehr finanzierbar. Die wirtschaft würde zusammenbrechen. Ihre Prinzipien sind mit Einschränkungen für Einzelpersonen anwendbar, weiter nicht.

    • Linus Huber sagt:

      @ Hans Kohler

      Langfristig betrachtet stimmt Ihre Aussage auch fuer Staaten. Heute sind jedoch die meisten Menschen nicht mehr in der Lage, langfristig zu denken, sondern es gibt dauernd Gruende, einen Sparkurs zu verhindern, womit wir weltweit diese enormen Kreditvolumina kreierten, welche immer fragwuerdiger werden in Bezug auf deren Wartung und Rueckzahlbarkeit. Dass es sich um eine riesige Ponzi Scheme handelt, wird nicht erkannt, sondern die Entscheidungstraeger erfreuen sich der gewonnenen gottaehnlichen Macht ueber die Bevoelkerung.

  • Michael Schwarz sagt:

    @ Herr Dittli

    Das Sparen ist keine Tugendhaftigkeit, genauso wie die Verschuldung des Staates und Privathaltes. Das ist der Ursprung der Systeminstabilität. Dafür benötigen wir dringend eine neue Theorie, die diesen Konflikt behoben wird. Es ist generell falsch zu sagen, dass das Sparen keine Tugend ist, das wäre zu einfach. Die Wirklichkeit ist wesentlich komplexer und unüberschaubarer als die Theorie. Die Theorie zu lernen, ist einfach, aber sie positiv und nachhaltig umzusetzen, geht über der Wirtschaftswissenschaft hinaus. Der Superorganismus der Hyperglobalisierung leidet an Instabilität und Kurzfristigkeit. Dies verlangt zentrale Steuerung, die Ineffizienz ist, wie EZB ähnliche Organisation. Wir müssen uns wieder deglobalisieren, um kleine Einheit in der Wirtschaft zu bilden, sodass die Stabilität im System wiederhergestellt werden kann. Dies beinhaltet die Reduktion des Einflusses einzelner Zentralbank, wie Fed und EZB auf das gesamte Finanzsystem.

    • Michael Schwarz sagt:

      @ Heer Dittli

      Ich möchte noch einen wichtigen Punkt einfügen. Die einseitige Betrachtungsweise der Probleme führt verstärkt das Ungleichgewicht im System. Die Wirtschaftswissenschaft sollte keine Meinung oder Argumentation sein, bzw. in der Wirtschaftswissenschaft darf keine Schulen oder Richtungen existieren, weil sie absolut subjektive Wahrnehmung einzelner Richtung sind, somit bleiben sie in Grunde wertlos. Sie stiften mehr Verwirrung, lösen keine Probleme.

      Im Gegenteil, sie manipulieren das Verhalten des Menschen, um die gewünschten Effekte kurzfristig zu erzeugen, die mittel- und langfristigen Ziele werden nicht berücksichtigt. Dieses Verhalten argumentiert den Ökonomen mit Nicht-Prognostisierbarkeit der Wirtschaft. Die Politiker und Ökonomen der neuen Generation haben keine Vorstellung von Planung auf längeren Zeithorizont. Nach Motto, Wir leben heute, deshalb werden wir heute konsumieren. Was morgen passieren wird, ist noch weit entfernt. Wir werden uns erst sorgen machen, wenn es soweit ist. Die Gefahr liegt in der Kurzfristigkeit des Denkens ganzen Gesellschaft.

  • Herman Hammer sagt:

    Also ich glaube, es wäre besser für die Zukunft, wenn man von den Faulen etwas mehr Fleiß verlangen würde, als von den Fleißigen, sie sollen fauler sein.
    Aber klar, was Deutsche tuen, ist immer schlecht, auch wenn sie fleißig und sparsam sind.

    Ansonsten hoffe ich für Herrn Dittli, ich werde ihn nie in Weil beim einkaufen sehen.

  • Martin Holzherr sagt:

    Der Beitrag will ja den Deutschen eine Lehrstunde geben und kehrt damit die üblichen Rollen um. Heute treten nämlich die Deutschen als Lehrmeister auf und geben nicht nur Ratschläge sondern fordern von anderen Ländern sogar ultimativ gewisse Massnahmen. Das ist gerade jetzt im SPON zu lesen unter Brüderle spekuliert über Euro-Austritt Italiens wo er fordert:
    Die Spielregeln müssten eingehalten werden. Die Alternative zu einem Euro-Austritt sei, dass Italien „drastische Maßnahmen“ ergreife. Kernproblem des Landes seien die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, der jahrelange Reformstau und eine mangelnde Handlungsfähigkeit der Regierung. So seien in Italien bis heute weder die Staatsausgaben nennenswert zurückgeführt noch der Arbeitsmarkt flexibilisiert worden, kritisierte Brüderle. Auch Deutschland habe mit den Hartz-IV-Reformen einen harten Prozess hinter sich. „Das muss Italien auch machen“, forderte er. „Nichts machen und nur beklagen, was schlecht ist, das ist zu billig.“

    Ganz unabhängig davon ob Brüderle recht hat ist eine derart asymmetrische Währungsunion – eigentlich nur ein Verbund von Ländern, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen – an und für sich problematisch. In den USA als langjähriger Wärhungsunion wäre solch eine Massregelung gar nicht nötig. Dort sind die Verhältnisse zwischen den Bundesstaaten klar geregelt und müssen nicht erst ausgehandelt werden wie das jetzt in der Eurozone der Fall ist. Denn die ganzen Diskussionen wer was machen muss, welche Länder welche Massnahmen ergreifen müssen sind eben nur darum nötig, weil die Natur der Währungsunion und die Verantwortlichkeiten unklar sind. Weil es unklar ist ob in Zukunft eine Transferunion entsteht und wie gross diese Transfers sein werden. Die Eurozone ist also Verhandlungsmasse.
    Deutschland folgt übrigens tendenziell bereits den Vorschlägen des Autors. Die Löhne steigen.

    • Johnny Smith sagt:

      @ Martin

      Wir kommen wieder zurück darauf, dass die Ungleichgewichte innerhalb der Euroraums zusammen mit einer Währung (dem EUR) problematisch sind. Sie haben recht, dass vorgängige Abmachungen helfen, wenn solche Stresssituationen auftreten. Allerdings unterschlage Sie, dass einige Abmachungen bspw. im Maastricht-Vertrag getroffen wurden. Im Prinzip hätte Brüderle natürlich recht, zumindest was Staatsdefizit (max. 3%) und Staatsschulden (max 60%) betrifft. Das Problem ist nur, dass sich auch D nicht daran gehalten hat und hält. Fazit: Die Politik im gesamten Euroraum hat in Bezug auf Finanzstabilität versagt.

  • John Peer sagt:

    Dem Artikel liegt die Annahme zugrunde, dass all diese Über- und Unterschüsse von einer zentralen Instanz mittels staatlicher Intervention in den Volkswirtschaften „austariert“ werden müssen. Ich teile diese Meinung nicht.

    • ast sagt:

      @Peer, die Erklärung für Ihre Abneigung bleiben Sie uns Schuldig. Man kann ja schon eine andere Meinung vertreten, doch dann muss man auch den Grund angeben warum man anderer Ansicht ist.

    • Linus Huber sagt:

      Ja John. Wir sind im Zeitalter der Zentralplanung angekommen. Marktwirtschaftliche Prinzipien sind nicht mehr gefragt, sondern einzig Manipulation der Entscheidungstraeger und der damit verbundene Verlust der Eigenverantwortung und die zunehmende Versklavung der Bevoelkerung, welche sich dafuer noch zu bedanken scheint.

  • ast sagt:

    Da haben Sie Recht Herr Dittli, es klingt zwar wohltuend in meinen Ohren dass diese Erkenntnisse auch bei Ihnen angekommen sind, trotzdem sehe ich rundum in Europa trotz besserem Wissen noch immer eine andere Politik. Auch in der Schweiz: Bereits 2008 schrieb ich im Blog von Bundesrat Moritz Leuenberger gegen die damals ausgelösten prozyklischen Sparprogramme an, gefruchtet hatte es aber nichts. Hätte der Bund damals aufgehört die sozialen Sparprogramme herunter zu fahren und mehr in Infrastrukturen zu investieren, wäre ganz nebenbei heute der Franken tiefer ohne dass die SNB hätte einschreiten müssen.

    Nun noch eine Warnung an die SNB gerichtet: Die SNB hat inzwischen über 12% ihrer Devisenreserven in Aktien angelegt. Erstens wirkt dies Markt verzerrend (welche Aktien denn?) und zweitens müssen Aktiengewinne von der arbeitenden Bevölkerung generiert werden. Aktiengewinne gibt es nicht umsonst zu haben, ebenso wenig wie Zinsänderungen. Der Aktienkauf von Notenbanken bewirkt eine Umverteilung nach Oben zu den Reichen und führt deshalb zu Deflation weil das Geld derzeit kaum mehr reinvestiert wird !

  • Kai sagt:

    Weshalb Sparen doch eine Tugend ist

    Die im Artikel dargelegten Gedanken sind interessant und relevant, nur die Schlussfolgerung, welche der etwas reisserische Titel nahelegt, dass Sparen keine Tugend und damit grundsätzliche nicht sinnvoll sei, ist leider völlig verfehlt.

    Ich kann nämlich nicht nur sparen, indem ich ein anderes Land in Schulden stürze (was ein reines Nullsummenspiel wäre).
    Selbst in einer geschlossenen Wirtschaft (oder einer mit ausgeglichener Handelsbilanz) kann ich sparen.

    Was heisst „sparen“ eigentlich? Es bedeutet, dass ich heute auf Konsum verzichte, zugunsten von späterem (hoffentlich höherem) Konsum. In der Zwischenzeit muss ich das Geld natürlich nutzbrigend zwischenspeichern, z.B. in Staatsanleihen (womit der Staat dann z.B. in Bildung oder Infrastruktur investiert) oder in Firmenobligationen (womit Firmen Geld zum investieren erhalten), was dann später in mehr Geld für Konsum resultiert.

    Eine gute Steuermoral, welche dem Staat ermöglicht, die humane und dingliche Infrastruktur zu verbessern; geringere Lohnsteigerungen und privates Sparen, welche den Jetzt-Konsum reduzieren und Firmen damit Kapital für Investitionen zur Verfügung stellen; das sind sehr wohl Tugenden, welche allen Ländern zum Vorteil gereichen würden.

    Diese „Deutschen“ (oder „Schweizer“) Tugenden sind also durchaus sehr sinnvoll. Sparen ist kein Nullsummenspiel!

    • Rene Wetter sagt:

      @Kai: Wenn ein Einzelner spart hat das für ihn einen positiven Effekt und für die Wirtschaft keinen Effekt. Wenn aber die Mehrheit spart geht der Konsum zurück wodurch auch die Investitionen zurückgehen, warum in Anlagen investieren wenn der Verkauf rückläufig ist? Also findet das gesparte Geld keine Anlagemöglichkeiten. Die Firmen sparen auch, vielleicht sogar Ihren Job, und dann ist es mit späterem höheren Konsum Essig. Wie gesagt ein Einzelner kann sich aus einer Misere raussparen, eine Firma schon weniger und ein Staat noch weniger, ich meine da das Verzichtsparen und nicht das Sparen durch Effizienzsteigerung

      • Kai sagt:

        @Rene
        Wenn das so stimmen würde, dann wäre es ja gesamtwirtschaftlich am besten, wenn Privatpersonen gar nicht sparen würden. Das kann aber nicht sein, denn das gesparte Geld ist ja das, was die Banken verwenden, um Hypotheken und Geschäftskredite zu gewähren, oder was der Einzelne via Aktien- oder Obligationenkauf den Firmen als Kapital zur Verfügung stellt. Damit gäbe es kein privates Kapital für die Firmen mehr.
        Deshalb denke ich, die Wahrheit wird wohl igendwo in der Mitte liegen. Kein (privater) Konsum funktioniert ebensowenig wie 100% Konsum. Die grosse Preisfrage ist: wo liegt das Optimum?

    • ast sagt:

      Weshalb aus Sicht des Staates Sparen keine Tugend ist Herr Kai:

      Schlagen Sie mal unter dem Stichwort „Antizyklische Finanzpolitik“ nach, dann werden sie vielleicht verstehen warum Sparen für einen Staat eine dezidiert andere Bedeutung hat als bei Privatpersonen. Ein Staatshaushalt ist verloren wenn er unter denselben Moralvorstellungen betrieben wird wie die Grossmutter ihr Sparschweinchen pflegt.
      Indem der Staat zudem in der Lage ist die Geldmenge zu beeinflussen, ist nicht Sparen oder Investieren die Tugend die es hier zu beachten gilt, sondern die Steuerung der Umlaufgeschwindigkeit des in den Markt gepumpten Geldes. Ich stehe aus Sicht eines Staatshaushaltes nicht auf der Seite irgend einer Moral, sondern auf der Seite langfristig betriebener Finanzmarkt-Mathematik.

      • Kai sagt:

        Wenn Sie meinen Text genau lesen, dann sehen Sie, dass ich von privatem Sparen gesprochen habe. Denn wenn ich mehr spare und mein Erspartes z.B. in Staatsanleihen anlege (wie oben von mir beschrieben), welche der Staat dann investiert, dann hat der Staat ja gerade antizyklisch gehandelt, indem er Schulden macht und investiert.

      • Linus Huber sagt:

        @ ast

        Anscheinend sind die Zentralbanken ja nicht in der Lage die Umlaufgeschwindigkeit zu steuern. Abgesehen davon, haben diese gleichen Zentralbanken nicht erkannt, wie sich aufgrund ihrer ankerlosen Geldpolitik das Kreditvolumen aufblaehte und die derzeitigen Probleme kreierten. Sie scheinen an die positive Kraft der Manipulation zu glauben und ich sage Ihnen, die Manipulation des Geldes zerstoert seine wichtigste Funktion, naemlich als Massstab fuer wirtschaftliche Leistung zu dienen.

        In Bezug auf die Antizyklische Finanzpolitik kann ich nur sagen, dass wir quasi immer sogenannte antizyklische Finanzpolitik betreiben, da die Staatsschulden (und damit das Kreditvolumen) im Verhaeltnis zur Wirtschaftsleistung in den meisten Laendern staerker waechst. Dies ist keine nachhaltige Politik, sondern wird sich eines Tages raechen. Es wird jedesmal verpasst, in guten Zeiten die Staatsverschuldung zu reduzieren. Ebenfalls sind in den meisten Staaten Versprechungen zukuenftiger staatlicher Leistungen meist gar nicht beruecksicht.

        Es ist alles eine Frage des Ausmasses und es gibt keine fixe Regel, sondern nur der gesunde Menschenverstand und vernetztes Denken fuehrt uns auf den Weg der Erkenntnis.

        • ast sagt:

          „Es wird jedesmal verpasst, in guten Zeiten die Staatsverschuldung zu reduzieren“

          Wann gab es denn das letzte mal „gute Zeiten“ ?

          Vielleicht müssten wir zuerst einmal abklären wie man Gut oder Schlecht bemisst. Aus meiner Sicht befinden wir uns Europäer seit 1972 in einer schwankenden Abwärtsspirale, die ab und an von einigen technologischen Fortschritten bei Rationalisierung und bei Energie und Elektronik unterbrochen wurde.
          Würde man Rationalisierung und andere technologische Fortschritte, welche die Arbeit des Menschen erleichtern in die Berechnung mit einbeziehen, so komme ich darauf dass wir etwa seit der Loslösung der Währungen von Goldbindung uns zunehmend Richtung Pappmöbel -Wohlstandsgesellschaft entwickelt haben, aber was reale Werte wie Immobilien und dergleichen anbetrifft, keinen Zugewinn erreicht haben.

          • Linus Huber sagt:

            Ihre Aussage bestaetigt einzig, dass das gegenwaertige Modell der Geldentwertung keine Nachhaltigkeit ausweist. Ich denke wir leben gegenwaertig in verhaeltnismaessig hohem Wohlstand unter Vernachlaessigung der Nachhaltigkeit und zulasten der Zukunft.

            Wir kennen gar nicht mehr, was harte Zeiten bedeuten.

          • ast sagt:

            In Anbetracht der technologischen Fortschritte und der daraus resultierenden möglichen Zunahme von Wohlstand, gab es in den letzten Jahrzehnten eine ungleiche Entwicklung Weltweit zu beobachten. Theoretisch müssten Wir infolge von Rationalisierung und Automatisierung heute im Stande sein, das zwanzigfache an Wohlstand wie unsere Eltern zu erreichen. Diese Betrachtung geschieht unabhängig vom Finanzssystem, es geht alleine darum wieviel Zeit und Energie wir heute aufbringen müssen um dieselbe Arbeit zu verrichten wie unsere Eltern. Wenn die technologische Entwicklung der finanziellen Realität derart hinterher hinkt, dann machen wir eben was falsch beim Verteilungssystem.

          • ast sagt:

            Hier noch die Entwicklung des realen Infaltion bereinigten „median income“ in den USA seit 1970, nur um die These vom steigenden Wohlstand zu relativieren. Also trotz Rationalisierung und Automatisierung, trotz neuer Technologien sieht das so aus in den USA:

            Bottom 90% (137 Millionen) : MINUS 1%

            Top 0,1% (152’000) PLUS 385%
            Top 0,5% -1% ( 762’000) PLUS 90%
            Top 5-10% (7,6 Millionen) PLUS PLUS 38%

            So wie es aussieht wurde also der gesamte gestiegene Wohlstandsgewinn aus den oben erwähnten Faktoren in den oberen 10% der Bevölkerung konzentriert. Das ergibt die Grundlage für eine Revolution und die Erosion einer Demokratie.

  • B. Folda sagt:

    Der Artikel trifft – mit Bezug auf die Überlegen, die ihm zugrunde liegen – haargenau die makroökonomische Problematik, die der derzeitigen Bewältigung der Wirtschaftsprobleme im Weg stehen. Die bisher veröffentlichten Leserbriefe dagegen zeigen bestenfalls, dass man den Inhalt weitgehend nicht verstanden hat. Die Problematik ist halt etwas komplizierter als gewisse Besserwisser mit irgend einem Lokalfrust à la Muster – nomen est omen – meinen, also: ein weiteres Muster ohne Wert…

    • Thomas ernst sagt:

      @ Folda

      Bis hierhin haben Sie noch nichts Konstruktives zur Diskussion beigetragen. Wenn Sie doch offensichtlich den Durchblicknhaben – erhellen Sie uns arme Schlucker mit Ihrer Weisheit!

  • René Kocher sagt:

    Nachdem die Buchhalter Jahrhunderte lang als Erbsenzähler,Nötzlis und Geschäftsbremser verschrien wurden,soll ihre Bilanz als Grundlage nun doch auch das Mass aller Länder sein.Wahrlich ein Fortschritt. Nun die Bilanz zwischen zwei Stichtagen wir durch die Erfolgsrechnung nachgewiesen.In der Erfolgsrechnung finden sich nicht nur Produktions- und Handels-Transaktionen sondern auch die Bewertungskorrekturen der Bilanzpositionen (Plus und Minus).Solange die Staaten und deren Kommunen keine Bilanzen nach „true an fair view“ abliefern können,ist auch nicht einigermassen einschätzbar,wie deren Vermögen die Schulden deckt (oder eben nicht) und bis zu welcher Menge die Geld-Drucker laufen gelassen werden können.Auf einer dermassen schlechten Vergangenheitsbasis lassen sich dann auch kaum verlässliche Zukunftszahlen in die Mittelflussrechnung abbilden.Führen mit Kennzahlen ohne Feststellung,was man tatsächlich damit erreicht, ist nicht mehr als Blindflug mit viel Hoffnung.

    • Thomas ernst sagt:

      @’René

      Absolut auf den Punkt gebracht. Danke!

      • ast sagt:

        Draghi gab vor Kurzem eine Pressekonferenz, darin erklärte er sich unzufrieden mit der Politik. Er liess auch durchblicken was geschehen war: „Die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht nicht darin, die „Bilanzen der Banken aufzuräumen“. Mit anderen Worten, genau das ist passiert. Er sagte auch es würde nun einen „Crash up Boom“ an den Börsen geben. Hier muss man die EZB und vor allem die SNB aber selber an der Nase nehmen, treten die Notenbanken doch als Aktienkäufer in grossem Stil auf. Damit dirigieren sie die Banken anstelle zur Investition in die Realwirtschaft in die Aktienmärkte. Die vollkommen fehlgeleitete Politik in Europa welche selbst der Bevölkerung Export starker Nationen wie Deutschland (und der Schweiz) durch soziale Sparprogramme Geld entzieht, vermindert den Anreiz zur Investition in die kranke Industrie weiter.

  • Martin Holzherr sagt:

    Die Bilanzbetrachtungen im obigen Artikel sind zwar wichtig, dürfen aber nicht überwertet werden. Mit ökonomischen Leistungsbilanzen, Import- und Exportüberschüssen, Investitionen und Devestitionen verhält es sich ähnlich wie der Entwicklung des Körpergewichts unter verschiedenen Diäten. Zwei Personen können die genau gleiche Ernährungsbilanz haben, die eine setzt aber Fett an un die andere durchtrainierte Muskeln. Es kommt letztlich auf die Qualität des Zuwachses oder bei ausgeglichener Bilanz auf die Aufrechterhaltung der Qualität oder den Ersatz niedriger Quallität durch höhere Qualität an.

    Dazu kommt noch die zetiliche Entwicklung. Eine jederzeit ausgeglichene Bilanz zu fordern ist unrealisitisch und falsch. Personen und Länder die heute sparen, geben morgen eventuell das gesparte wieder mit vollen Händen aus. Für die Person gilt das, wenn sie alt und pensioniert ist, für das Land wenn es sich vom Industrieland zum postindustriellen Altersasyl/-paradies entwickelt hat wie das im Falle von Deutschland schon in den nächsten 20 Jahren erwartet wird.

    Es kommt entscheidend auf die Nachhaltigkeit und Qualität der Import- und Exportgüter und der Investitionen an und viel weniger auf ihre mengenmässige BIlanz. Die massiven Investitionen in den spanischen Immobiliensektor war nicht von vornherein schlecht, wenn sie nachhaltig gewesen wären. Doch leer stehende Flughäfen und Feriensiedlungen und private Häuser, die wegen Insolvenz nicht bewohnt sind sind eben verloren gegangen Investitionen, haben sich als Fehlallokation von Kapital erwiesen. Spanien muss so gesehen gar nicht mehr sparen. Es wäre schon viel erreicht wenn es seine Anstrengungen in die richtige Richtung lenken würde, wenn die Investitionen, die es macht auch Früchte tragen. Anstatt Bauarbeiter ohne Ausbildung, die dem Immobiliensektor zugute kommen, bräuchte es ausgebildete und unternehmerische Leute, die Firmen gründen, welche sich im internationalen Umfeld bewähren.

    • K.A. Barett sagt:

      Völlig richtig, Martin Holzherr. Sehr guter Kommentar. So ist es! Gesundbeten kann man buchstäblich nichts.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Martin

      Ich teile Ihre Analyse zu Spanien. Blöd ist für ES nur, dass man über die Jahre ganz im sozialistischen Credo die Hochschülerquote hochgedrückt hat (mit dem entsprechenden Qualitätsverlust), aber im Lande selber diese Leute kaum benötigt. Es fehlt der forschungsintensive Industriesektor. In mafiöser Kollusion haben Politik und Wirtschaft auf den wertschöpfungsarmen Immobilien- und Strassenbau gesetzt.

      Das Problem mit den Immobilien ist ja, dass man sie weder exportieren noch umgruppieren kann. Steht das Ding am falschen Ort wars halt Pech. Deswegen ist der Wert von Immobilien derart unzuverlässig und JEDE Investition in Häuser immer ein Vabanque-Spiel. Siehe Spanien.

    • Reto Stadelman sagt:

      Da haben Sie natürlich recht. Aber wir machen hier eine makroökonomische Betrachtung und da interessiert das Individuum nicht 😉 Aus der Weite betrachted ist deutsche Wertarbeit einfach zu billig. Die Arbeitnehmer profitieren von den billigen gut ausgebildeten Arbeitgebern. Die Löhne für DE zu erhöhen senkt denn auch nicht die Qualität der Produkte bzw. die DE Wettbewerbsfähigkeit leidet nicht entscheidend (denn wie Sie richtig geschrieben haben ist vor allem die Qualität wichtig, denn Löhne können leicht wieder gesenkt werden, die Qualität aber nicht leicht erhöht) sondern die Wettbewerbsverzerrungen verschwinden. Wir erinnern uns: DE wollte seine Arbeitslosigkeitsrate senken und hat daher die Löhne stagnieren lassen. Und das führt zum nächsten grossen Problem unabhängig von diesem Blogbeitrag.
      Eines der letztlich grössten Problem der Zukunft ist nämlich meiner Meinung nach ohnehin die Automatisierung. Natürlich sehe ich diese positiv, aber langfristig trennt sie Arbeitsleistung der Menschen vom Verdienst. Oder anders gesagt, in Zukunft werden sehr viele Menschen kein Einkommen generieren können wenn sie nicht mindestens einen Hochschulabschlüsse haben…

      • Thomas ernst sagt:

        @ Reto

        Wir sind uns offensichtlich in der Prognose einig, dass in Zukunft Einkommen und Arbeit nicht mehr so direkt und ausschliesslich gekoppelt sein können, wie heute noch. Fazit:Bürgergeld, aka Bedingungsloses Grundeinkommen.

        Nicht einig sind wir uns offenbar darin, welche Beschäftigung denn den Menschen bleibt.. Sicher, zum einen die von Ihnen erwähnten hochqualifizierten ETH-Ingenieure, welche die Roboter und die Automatenfabriken designen, welche dann unsere Gebrauchsgüter produzieren.

        Die Wirtschaftliche Evolution von Urproduktion über die Industrie zu den produktiven Dienstleistungen (alles immer mit Produktivitätszuwachs) bleibt nicht stehen. Der anstehende Schritt ist die Verlagerung zu den unproduktiven Dienstleistungen, also solche, welche Schönheit, Erbauung, Wohlbefinden und Unterhaltung produzieren, ohne direkt die wirtschaftliche Produktivität zu erhöhen. Also Gärtner, Masseure, Komiker, Geiger, Ärzte, Floristen, Strassenreiniger, Prostituierte, Meditationslehrer etc. Diese Dienstleistungen haben alle den Vorteil, dass sie kaum Ressourcen verbrauchen aber Wohlbefinden erzeugen.

        Genau diese Ökonomie des Wohlbefindens wird (hoffentlich) die Zukunft sein. Als Alternative zu militärischer Zerstörung und Diktatur.

        • Reto Stadelman sagt:

          Ja Einkommen und Arbeit sind in Zukunft viel weniger gekoppelt, ein überdenken des Entlohnungssystem wird daher irgendwann einmal automatisch kommen müssen. Aber bis es so weit ist vergehen meiner Einschätzung nach mindestens noch ein paar hundert Jahre… Immer vorausgesetzt wir ersetzen menschliche Arbeit wirklich durch maschinelle Arbeit. Ich fürchte aber eher das wegen der explodierenden Bevölkerung menschliche Arbeitskraft so billig wird, dass die Automatisierung stoppt…
          Und da gibt es ja auch noch ein psychologisches Problem. Die meisten Menschen finden es unfair und unlogisch dass jemand Etwas bekommt ohne Etwas dafür tun zu müssen. Die menschliche Natur, die den Kapitalismus so stark hat werden lassen, ist mit dem sozialistischen Gedanke nur bedingt kompatibel. So ein Wohlstand wie wir ihn theoretisch alle hätten, war in unserer Biologie einfach nie vorgesehen und daher wird ein bedingungsloses Grundeinkommen bei gleichzeitiger Demokratie sich wohl nie durchsetzen können… Ironischerweise bietet die Matrixtrilogie tatsächlich einen Blick auf ein echtes Problem. Sie erinnern sich vielleicht an die Filmszene in der „Morpheus“ erklärt wird, dass die Matrix ursprünglich als Paradies für alle gedacht war, aber die Menschen das ablehnten und aufbegehrten. Das ist leider tatsächlich so. In einer perfekten Welt in der alle alles haben will der Mensch nicht leben und darum zweifle ich überhaupt daran, dass sich ein bedingungsloses Grundeinkommen jemals durchsetzen kann…

      • Johnny Smith sagt:

        @Reto

        Ihr Rezept, die Lohnkosten in D zu erhöhen, würde tatsächlich die Ungleichgewichte im Euroraum verringern. GR, ES, IT, .. würden konkurrenzfähiger zu D. Leider – oder vielleicht eher zum Glück – gibt es aber nicht nur Europa. Europa wird im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen weniger konkurrenzfähig mit ihrem Rezept. Nichts gegen höhere Löhne, würde mir auch passen, in einer globalen Wirtschaft werden aber Aufträge in konkurrenzfähigere Wirtschaftsräume abwandern.

        • ast sagt:

          Herr Smith, die EU wurde geschaffen um einen sehr grossen Markt gemeinsam zu bedienen, das Ausland ist in diesem Fall bei einem Markt von 300 Millionen Menschen in der Bedeutung herabzustufen. Europa muss nicht mit China konkurrieren, oder hätte man hier gerne dasselbe abgetakelte Niveau für Arbeiter wie bei der „Selbstmordfabrik“ Foxconn?

          Grundsätzliches: Die Erzeugung von Geld dient nicht dazu um es an eine irgend eine Entität zu vergeben die es dann lediglich sammelt , sondern um den Markt zu stimulieren, für die Erzeugung eines regen aber nicht überhitzten Austausch der Geldmenge. Im Moment geschieht aber genau das, die Notenbanken drucken Geld, aber die Umlaufgeschwindigkeit nimmt ab -es fliesst jetzt also dorthin um die Bilanzen der Banken aufzuräumen und in Aktienmärkte und Bargeldanlagen. Die Bargeldanlage ist vor allem in den USA extrem hoch, die Investition in die Realwirtschaft (vor allem in Europa) liegt am Boden. Weil die Konsumenten kein Geld mehr haben, sinken seit Monaten zum Beispiel die Zahl in Verkehr gesetzter Automobile. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in der Realwirtschaft ist im Übrigen nicht dasselbe wie die Umlaufgeschwindigkeit auf den Wertpapiermärkten, daher ist die klassische Bemessung der Umlaufgeschwindigkeit zu kritisieren. Bei einem Markt in der Grössenordnung der EU hat man nicht auf Konkurrenzfähigkeit mit Löhnen in Asien zu achten, es sei denn man wolle hier die Demokratie aufgeben und eine Parteiendiktatur wie in China installieren.

          • ast sagt:

            Ergänzung: In China haben wir ja jetzt genau dieses Problem am aufkommen, die Binnenwirtschaft lässt sich dort nicht weiter beleben, weil die auf Exporte aufgebaute chinesische Wirtschaft sonst zusammenbrechen würde. Das passt den chinesischen Bürgern aber nicht, sie wollen nicht auf ewig nur Produkte für US/EU Apple und Co. produzieren, sie wollen ihren eigenen Lebensstandard erhöhen. Es steigt also auch in China der Druck auf die Regierung, um höhere Löhne durchzusetzen. Indem man in Europa Druck auf die Löhne ausübt oder in Japan den Yen drückt, gelingt es der Mehrzahl der 1 Milliarde Chinesen aber nun eher weniger ihr Ziel zu erreichen. Damit destabilisiert man langfristig Asien. Wer Global denkt, der muss nicht nur an die wirtschaftliche und politische Globalisierung denken, sondern auch auf die soziale Globalisierung, die leider Rückläufig ist (siehe ETH Studien).

          • Johnny Smith sagt:

            @ast

            Nichts wollte ich weniger als chinesische Verhältnisse bei uns, da sind wir uns wohl einig, aber… In einer Marktwirtschaft spielt es eben aber schon eine Rolle, wie die relativen Konkurrenzfähigkeiten der verschiedenen Weltregionen sich entwickeln. Sie erwähnen ja selber gerade, dass auch in China der Lohndruck nach oben zunimmt. Dies wäre aus Sicht der globalen Ungleichgewichte überigens auch positiv, ähnlich wie vorhin das Bsp D innerhalb des Euroraums. Alleine die Wettbewerbsfähigkeit D zu senken und damit gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Schnitt (ceteris paribus, zugegeben blöde Annahme) zu senken, hilft Europa nicht wirklich weiter (ausser bei den internen Spannungen).

        • ast sagt:

          Herr Smith, aus meiner Sicht würde Deutschland mit einer verbesserten Mindestlohnpolitik und höheren Löhnen die eigene Wettbewerbsfähigkeit nun wieder steigern und nicht senken. Die Wettbewerbsfähigkeit kann man mit Tieflohnpolitik langfristig nicht steigern. Das klappte nur vorübergehend, bis dass die Nachbarn nun daran kaputt unterboten wurden. Da der Export nach Europa aber am Wichtigsten ist für Deutschland, schneiden sie mit Fortführung der Erosion des Mittelstand nur noch ins eigene Fleisch.

  • Rolf sagt:

    Natürlich müssen sich Leistungsbilanzüberschüsse und -defizite global ausgleichen. Dass die Maximen Exporte = gut und Importe = schlecht falsch sind wissen wir spätestens seit dem Scheitern des französischen Merkantilismus im 16. Jahrhundert. Ihr Blog neigt (welch Überraschung im Tagi) jedoch stark zur sozialdemokratischen Milchbüechlirechnung. Man schaut zuerst, welche Schlussfolgerung man haben möchte (Sparen und Leistung sind böse, staatliche Intervention ist gut) und biegt sich anschliessend die Argumente zurecht. In der Realität kann die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern nicht über die staatliche Steuerung von Spar- und Investitionsquoten nachhaltig beeinflusst werden, sondern durch die richtigen Rahmenbedingungen für Unternehmen und Individuen. Denn diese erbringen und konsumieren die Leistungen, welche in die Leistungsbilanz einfliessen. Der Staat mag in China diese Rolle übernehmen, bei uns ist der Staat hier eher Beigemüse und das ist auch gut so. Aussagen wie „die Sparquote muss gesenkt werden“ gehören in die Sowjetunion und damit ins Grab der Geschichte.

    • G. Nardone sagt:

      @ Rolf: Natürlich kann der Staat die Wettbewerbsfähigkeit seines Landes verbessern. Z. B. über Steuern & was in Deutschland in den letzten 13 Jahren geschehen ist; über Lohnsenkungen. Und das hat einen Einfluss auf die Spar- & Investitionsquoaten. Mit massivem staatlichen Druck wurden die Löhne unter der Produktivität gehalten. Und staatlicher Wettbewerb um Lohn- oder Steuersenkungen hat mit Wettbewerb bzw. Leistung eben nichts zu tun! Jeder kann Löhne senken (wären da nicht die Gewerkschaften), weil es einfacher ist, als produktiver zu sein! Mit dieser POLITIK hat Deutschland massive Exportüberschüsse gegenüber Italien, Spanien, Portugal, Griechenland & sogar Frankreich, die Defizite haben, weil Deutschlands Lohnstückkosten 20 – 30% tiefer liegen als in den o.g. Ländern.

    • Linus Huber sagt:

      @ Rolf

      1989 brach die Sovjet Union zusammen, wir haben gejubelt und es schien jedem klar, dass Zentralplanung langfristig nicht funktioniert. Seither und vor allem in den vergangenen paar Jahren naehern wir uns jaehrlich dem System der Zentralplanung. Was will man da noch sagen?

  • peter sagt:

    Auch das mit der Leistung ist ein Trugschluss!

    Wieder angenommen, es gibt nur 2 Menschen auf der Welt. Sagen wir mal einen Bäcker und einen Bauern.
    Der Bauer liefert so viel Korn, dass der Bäcker daraus genug Brot für sich und den Bauern backen kann.
    Der Bauer bezahlt den Bäcker mit Korn, der Bäcker den Bauern mit Brot. Es ist ein Gleichgewicht da
    Jetzt taucht aus einem und fremden Paralleluniversum ein Manager auf und erklärt beiden, sie müssten jetzt sparren, mehr investieren, einen Handelsüberschuss generieren.
    Das geht nur, wenn einer auf der Strecke bleibt!
    Wenn der Manager noch für seine Hirnblähungen auch noch Honorar will, bleiben Bauer und Bäcker auf der Strecke und werden vom Parasiten aus dem Paralleluniversum ausgesaugt.
    Das gleiche passiert bei 2 Akteuren, oder bei 6 MIlliarden, die mathematik bleibt die selbe!

    • K.A. Barett sagt:

      @G. Nardone. Ihr Vergleich scheint auf den ersten Blick zulässig, er hinkt aber gewaltig. Die von Ihnen beschriebene Welt hat es nie gegeben, wird es nie geben. Wir müssen uns mmit der Wirklichkeit befassen, und diese Wirklichkeit bedeutet: Rund 6 milliarden menschen wollen leben, wollen möglichst gut leben. Es entsteht automatisch Wettbewerb. Wettbewerb zwischen vergleichbar Starken, zwischen Mittelstarken und Mittewlschwachen, man könnte da bis ins Unendliche weiterführen. Wenn der liebe Gott, sofern es ihn denn gäbe, dafür sorgen würde, dass alle, gleichgültig, ob stark oder schwach, ihren „gerechten“ Anteil von allen verfügbaren Ressourcen zugeteilt bekäme, könnte man eigentlich davon ausgehen, bereits im Himmel angekommen zu sein. Ausser hosianna zu singen würde es dann nichts mehr zu tun geben. Wir wollen nicht zynisch werden, aber die grösste Feindin der Theorie ist die Praxis. Wenn man aber glaubt, den Wettbwerb ausser Kraft setzen zzu können, kann man nur sagen: Willkommen in Utopia!

  • K.A. Barett sagt:

    Jenseits aller Abstraktionen existiert noch eine ökonomische Wirklichkeit. Vergessen wird immer wieder, dass die Grundlage des individuellen Wohlstandes aus der eigenen Leistung besteht. Ideologien haben hier einfach nichts zu suchen. Die Leistung eines Individuums, aber auch diejenige einer ganzen Volkswirtschaft, welche die Summe der Individualleistungen widerspiegelt, schwebt nicht irgendwo im Weltraum und wird dauernd und gratis von der Sonne gewärmt. Nein, die Leistung jedes Einzelnen und die Gesamtleistung einer Volkswirtschaft unterliegt im Welthandel automatisch der ökonomischen Interaktion, genannt Wettbewerb. Die deutsche Wirtschaft darf nicht schlechter werden, als sie heute ist. Die spanische, griechische, portugiesische Wirtschaft müssen aber kompetitiver werden, als sie heute sind. Genau hier liegt der Knackpunkt. Man kann sich nicht im Rahmen einer internationalen Konferenz in einem Luxushotelhotel auf eine synchrone Senkung der Wettbewerbsfähigkeit einigen, nach der Devise „alle sind gleich (schlecht)“ und dann den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Maxime: Leistungsarmer Wohlstand für alle. Instrument: Bedingungsloses Grundeinkommen. Die Notenpresse ist kein Perpetuum Mobile für das individuelle, monetäre Glück. Der Schlüssel zum Erfolg heisst Wettbewerb. Der Erfolg der hochstehenden deutschen Produkte muss also auf den Märkten mit mindestens gleichwertigen Produkten relativieret werden, nicht mit Transferleistungen.

    • Reto Stadelman sagt:

      Man kann aber auch einfach die Leistung der DE Wirtschaft gerecht honorieren. Soll heissen: Löhne rauf in DE! Es ist unlogisch das DE bei viel höherer Qualität preislich immer noch mit griechischen Produkten konkurrenzieren kann. Erst dann kann der Grieche das Billigsegment für sich sichern und letztlich lernen qualitativ ebenfalls hochstehende Produkte herzustellen.
      Aber jetzt Mal ehrlich: Haben Sie den Blockbeitrag überhaupt gelesen?

    • G. Nardone sagt:

      @ K.A. Barett: Deutschland ist erfolgreich im Euro-Raum weil sie tiefere Lohnstückkosten hat bzw. die Löhne unter Produktivität hält. Und das hat mit Wettbewerb nichts zu tun! Wettbewerb um Produktivität bei gegebenen Löhnen & Steuern, das ist Wettbewerb, und nicht Wettbewerb um staatliche Lohn- & Steuersenkungen. Das ist einfacher, kann jeder und führt in eine Deflation, Wirtschaftskrise, genau das Problem dass wir nun im Euro-Raum haben. Wachstum wird damit blockiert. Deutschland hat mit ihrer Lohnpolitik die anderen Euro-Länder arg in Bedrängnis gebracht, diese können nun weniger deutsche Produkte kaufen! Was für ein Erfolg für Deutschland!

  • Anh Toan sagt:

    „Deutschland kann die inländische Investitionsquote erhöhen und damit den Spar-Überschuss absorbieren. Das könnten beispielsweise Infrastruktur-Investitionen des Staates sein.“

    Warum wid investiert? Um später höhere Exportüberschüsse zu erzielen: Deutschland müsste also schlecht investieren (Investition und Sparen ist doch das Gleiche, sagt der @Baer, und ich denke, er hat recht), nur mit unrentablen Investitionen lassen sich Ersparnisse vernichten.

    Das System beruht darauf, dass sich genau ein Land „opfert“, die Überschüsse der Welt zu konsumieren: Einzig die USA haben dank der Weltreservewährung USD die Garantie, das zur Deckung der Leistungsbilanz notwendige Kapital importieren zu können. Alle anderen müssen früher oder später schmerzliche Zinsen auf das zu importierende Kapital zahlen, wenn sie dauernd Kapital importieren, um die Leistungsbilanz auszugleichen.

    • Anh Toan sagt:

      Um es salopp zu sagen: Die USA exportieren Dollars und importieren Güter und Dienstleistungen. Dank der Weltreservewährungstellung der von den USA hergestellten Dollars sind diese mindestens so wichtig für die Weltwirtschaft, wie Oel.

      Niemand kann bessere Dollars herstellen, als die USA!

      • Anh Toan sagt:

        Um salopp zu bleiben:

        Billionen Dollars haben die USA erfolgreich zum Beispiel den Chinesen verkauft, auch z.B. der Schweiz einige *.zig Millarden:

        Die Europäer versuchen, dies auch zu tun, auch sie haben es geschafft den Chinesen einige Kilo Milliarden davon zu verkaufen. Die Chinesen würden ihre Währungsreserven (insgesamt ca. 3 Tonnen Millarden) diversifizieren, hiess es mal.

        Und dann kamen die Amis und haben gesagt, dass Konkurrenzprodukt zu ihren Dollars, der Euro tauge gar nichts, weil die im Süden Europas können nur und immer mit schwacher Währung……

  • peter sagt:

    @Muster
    kleiner Denkfehler in: Exportüberschüsse sind für jedes Land positiv, heizen den Wettbewerb an.

    Wenn JEDES Land einen Exportüberschuss erziellen würde, wer würde dann diesen Überschuss den importieren ?

    Angenommen es gäbe nur 2 Länder aud dieser Welt. Wenn das eine mehr exportiert als es importiert, MUSS das andere zwangsläufig mehr importieren, als es exportieren, da der Warenstrom ja gleich bleibt!

    Bei Wettbewerb und Übersuschuss beissen den letzten die Hunde, es ist ein reines Schneeballsystem, nichts anderes.

    Und nur weill es hunderte Länder gibt, ändert das nichts an der schlichten Mathematik, es ist und bleibt ein parasitäres Verhalten, wenn man seine Wirtschaft auf Export und Wachstum, also auf die Ausbeutung dritter auslegt (siehe 2 Länder Beispiel)

  • Matthias Meyer sagt:

    Ganz toller Artikel, vielen Dank

  • Muster sagt:

    Genau. Richtig. Echt sozialdemokratisch. Leistung ist strafbar. Hauptsache alle leisten weniger. Typisch ist die Schulsituation in Zürich: Immer mehr Ausgaben, immer mehr Aufwand für immer mehr Funktionäre bei immer weniger Leistung. Rechnen, Lesen und Schreiben, also die Grundkompetenzen, sind nicht mehr gewährleistet. Warum? Linke Ideologen lehnen Wettbewerb ab. Nein, Eine Note von 5.5 in Mathematik und Deutsch kann bei der Gymiaufnahmeprüfung einer 1.5 und einer 3 einer entsprechen. Solche Lehrer müsste man entlassen. Exportüberschüsse sind für jedes Land positiv, heizen den Wettbewerb an.

    • Rene Wetter sagt:

      @Muster: Bei aller Polemisiererei haben aber schon begriffen, dass es nicht möglich ist, dass alle Überschüsse machen? Es muss soviel konsumiert werden wie produziert wird. Reduziert sich der Konsum muss sich die Produktion reduzieren. Überschüsse und Defizite müssen sich die Waage halten. Das Ganze hat nichts mit Rechts oder Links zu tun sondern mit Ökonomie. Man sollte immer erst mal nachdenken bevor man losschwadroniert.

    • Carmen sagt:

      Ja diese boesen Linken waren es, welche angefangen haben Banken zu retten, welche in genau diesem System Kredite gewaehrten die nie im Leben zurueckgezahlt werden konnten. Oder wie sollte das denn auch gehen bei Kreditnehmern, deren Kreitaufnahme jahrelang hoeher war, als der Verdienst aus dem die Zinsen gezahlt haetten werden sollen? Dumm natuerlich auch, dasss keiner von diesen linken Bankern die so unvorsichtig waren, ueberhaupt je geplant hatte die Konsequenz fuer die fahrlaessige Geschaeftspolitik zu tragen. Der noch linkere Staat hatte dafuer ja noch das wunderbare Wort „Systemrelevant“ in der Tasche. Und so haben all diese Linken einen Sozialismus fuer Banken eingefuehrt. Leistung musste nicht mehr dem Markt angepasst sein, sondern nur noch vom Staat bezahlt. denn jede noch so bloede Ueberproduktion wird ja ueber Schulden verkauft. So sind ja z.B. die 6000 Autos die jeden Monat mehr produziert werden als ueberhaupt verkauft werden koennen, ja geradezu der Gipfel der marktwirtschaftlichen Vernunft. Aber diese Kommunisten behaupten ja immer noch, es waere vielleicht vernuenftig, da ein bisschen zu reduzieren, weil angeblich Mehr als es braucht nicht so schlau ist. Was uns dann am Ende zu der netten Geschichte mit dem Loewen und dem Kuehlschrank bringt. Aber alles Links.

      • Thomas Meier sagt:

        Und wer hat alle die Kredite aufgenommen? Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn ich einer fremden Person Geld ausleihe und diese es nicht zurückbezahlt, kann man mich naiv nennen, aber es ändern nichts an der Tatsache, dass die Person mir Geld schuldet. Es waren die Bürger in der USA, Spanien usw. welche noch gieriger als die Banker selbst waren und sich sinnlos verschuldet haben. Man kann zwar den Bankern vorwerfen, dass sie vorsichtiger hätten sein sollten, aber letztendlich sind die Menschen immer noch selbst verantwortlich für ihr Handeln. Das die Banken gerettet werden mussten ist sicher unschön, aber letztendlich hat der Staat eher seine Bürger vor einer noch grösseren Krise gerettet als die Banken. Es war halt ein Mittel zum Zweck. Letztendlich haben viele Staaten (inkl. CH) sogar ein sehr gutes Geschäft mit der Bankenrettung gemacht. Das Problem in der Demokratie ist halt, dass keine Politiker hinsteht und den Leute sage, was für Idioten sie waren, dass sie sich sinnlos verschuldet haben. Aber das ist nunmal die Wahrheit. Dann gibt man lieber den Banken die Schuld, weil das populär ist. Das war auch immer schon so. Früher haben sich die Leute bei Juden Geld geliehen und wenn sie es nicht mehr bezahlen konnten/wollten, hat man einfach gegen diese zu hetzen begonnen und sie vertrieben, anstatt zu bezahlen. Die Verluste der Banken sind letztendlich einfach nur Leute, welche (momentan) nicht bezahlen können und jetzt von ihren Schulden davonlaufen.

        • Bruno Juchli sagt:

          @Thomas Meier
          Lesen sie doch mal „Konsumkreditgesetz und die Konsumkreditverordnung (Inkraftsetzung 1. Januar 2003)“, dann sehen sie wie die Schweizer dieses Thema handhaben 😉
          Ein Hinweis habe ich auch gleich noch auf Lager: Nein, es läuft nicht so wie sie es sich wohl wünschen.

        • Carmen sagt:

          Herr Meier, wenn ich einem Kumpel 100 Fr. leihe die der nicht zurueckzahlen kann, dann bin ich eine Idiotin, vielleicht geh ich daran sogar Konkurs, und wenn eine Bank irgendwem Geld leiht der das nicht zurueckzahlen kann, dann bin ich wieder die Idiotin, weil ja Bankschulden von den Linken neuerdings vergemeinschaftet werden und ploetzlich jene die immer Marktwirtschaft vorgebetet haben, davon nichts mehr wissen wollen, sondern von Systemrelevanz labern. In diesem natuerlich voellig linken System bin ich also immer die Idiotin, und so manchem Herr Meier geschieht dasselbe und er steht daneben und merkt nochnichtmal, dass Bankenrettung schlussendlich immer nur fuer die Banken ein gutes Geschaeft ist, weil die ja die einzigen sind, die an den von ihnen unvorsichtigerweise verursachten Verlusten nicht beteiligt werden. Oder uebernimmt da etwa irgendeiner von denen die Verantwortung fuer irgendwas? Weit gefehlt, muessen sie ja auch nicht, dafuer gibts ja den Rettungsschirm der Linken.

        • Gutes Geschäft mit der Bankenrettung hat aber den unschönen Nebeneffekt, dass die Notenbank einspringen musste indem sie die Schrottpapiere bei sich einlagern musste, damit der Konkurs einer privaten Firma verhindert werden konnte; im Endeffekt also nichts anderes als Garantie an die Banker dass ihre Boni notfalls gedruckt werden. Meines Erachtens ist das kriminell.

    • Reto Stadelman sagt:

      Zuerst lesen, dann schreiben Herr Muster, danke.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.