«Wir haben nicht das richtige Modell»

Robert Lucas (l.) und Edmund Phelps. (Fotos: University of Chicago und Columbia University)

Ist eine perfekte Steuerung der Wirtschaft möglich? Die Ökonomen und Nobelpreisträger Robert Lucas (l.) und Edmund Phelps nehmen unterschiedliche Standpunkte ein. (Fotos: University of Chicago und Columbia University)

Die «Lucas-Kritik» des Ökonomen und späteren Nobelpreisträgers Robert Lucas hat die Ökonomie revolutioniert. Wie ein anderer Nobelpreisträger des Fachs festhält, ist die Wissenschaft damit in Wahrheit auf die schiefe Bahn geraten.

Der Ökonom und Nobelpreisträger Edmund Phelps erklärt in einem Interview, die ökonomische Wissenschaft sei auf gefährliche Abwege gekommen. Grund sei die These der rationalen Erwartungen, wie sie vor allem vom Ökonomen und ebenfalls Nobelpreisträger Robert Lucas vertreten wird und die seit Jahrzehnten die Sichtweise der Wissenschaft dominiert. Das tönt sehr theoretisch und ist es teilweise auch. Doch für die Frage von Sinn und Unsinn von Wirtschaftspolitik hat es eine enorme Bedeutung.

Um klarzumachen, worum es geht, müssen wir zuerst einen Abstecher in die Sechziger- und Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts machen und uns in einem rudimentären Überblick mit den starken Umwälzungen befassen, denen die Volkswirtschaftslehre in jenen Jahren ausgesetzt war. Anfänglich hat die Vorstellung einer einigermassen stabilen Beziehung zwischen der Arbeitslosigkeit und der Inflationsrate eines Landes vorgeherrscht. Die Beziehung ging unter dem Namen Phillips-Kurve in die Ökonomie ein (siehe die Grafik unten). Die Vorstellung ist simpel: Will ein Land die Arbeitslosigkeit senken, akzeptiert es eine höhere Inflati0n, und umgekehrt.

Diese Sichtweise hatte eine verheerende Wirkung auf die Sicht zur damaligen Wirtschaftspolitik, weil sie die Vorstellung genährt hat, man könne nach Belieben eine gewünschte Arbeitslosigkeit oder Inflation einstellen. Tatsächlich hat sich in der Praxis damals gezeigt, dass durch solche Versuche die Inflation laufend angestiegen ist, während die Arbeitslosigkeit sich nicht zurückgebildet hat. Die Erklärung dafür haben die Ökonomen Milton Friedman und der oben erwähnte Edmund Phelps geliefert, die das Phillips-Modell über den Haufen geworfen und die Sichtweise von Wirtschaftspolitik in einem ersten Schritt revolutioniert haben. Wie Phelps wurde auch Friedman mit dem Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.

Ihre Überlegung sah vereinfacht gesagt so aus: Die Vorstellung, dass mit höherer Inflation (die sich etwa über eine expansive Geldpolitik erreichen lässt) die Arbeitslosigkeit gesenkt werden kann, beruht darauf, dass die Beschäftigten die Teuerung anfänglich nicht richtig wahrnehmen (die Ökonomen nennen das Geldillusion) oder ihre Löhne nicht daran anpassen können. Daher sinkt der Reallohn (der ausgezahlte Lohn abzüglich der in diesem Fall höheren Inflation). Tiefere Reallöhne bringen Unternehmen dazu, mehr Leute einzstellen, daher der Fall der Arbeitslosigkeit.

Nun haben aber Friedman und Phelps argumentiert, dass die Beschäftigten sich nicht andauernd über die Inflation täuschen werden bzw. ihre Löhne an sie anspassen werden. Die Folge ist dann ein Anstieg der Reallöhne, der die Arbeitslosigkeit dahin zurückführt, wo sie zuvor war.  Die obige Beziehung kann daher gemäss diesen beiden Ökonomen nur eine kurzfristige sein, langfristig ist die Phillips-Kurve senkrecht, wie es die Grafik unten zeigt:

Strebt die Geldpolitik eine höhere Inflation an, ändert sich an der Arbeitslosigkeit langfristig also gar nichts, einzig die Inflation steigt. Die langfristig dennoch zurückbleibende Arbeitslosigkeit kann daher nicht konjunkturell bedingt sein – das heisst, sie kann nicht die Folge einer zu geringen oder zu hohen Gesamtnachfrage sein, die auch die Inflationsrate verändern würde. Sie muss daher strukturell bedingt sein: etwa als Folge von mangelhaften bzw. verhinderten Anpassungsmechanismen auf den Märkten. Und/oder die Qualifikationen der Beschäftigten entsprechen nicht den Anforderungen. Diese sogenannte «natürliche Arbeitslosigkeit» kann daher auch nicht durch eine Nachfragepolitik, sondern nur durch bessere Strukturen bekämpft werden. Weil jede andere Arbeitslosenquote zu Veränderungen der Inflationsrate führen würde, heisst sie auch «Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment» oder abgekürzt einfach NAIRU.

Doch die Überlegungen von Friedman oder Phelps zeigen auch, dass eine Volkswirtschaft unter einer zu grossen Gesamtnachfrage mit einer inflationären Überhitzung oder einer zu geringen mit konjunktureller Arbeitslosigkeit leiden kann – bloss nicht langfristig. In solchen Lagen bleibt Konjunkturpolitik wichtig und nützlich. Hier setzt nun die Lucas-Kritik ein bzw. Robert Lucas‘ Sicht von rationalen Erwartungen, die die Ökonomie weiter revolutioniert hat.

Sie geht in ihrer Extremform davon aus, dass die Beschäftigten und alle Individuen jede wirtschaftspolitische Massnahme sofort in allen ihren Konsequenzen durchschauen und sich entsprechend neu ausrichten. Wird die Geldpolitik expansiv (das heisst, die Notenbank senkt die Leitzinsen bzw. erhöht die Geldmenge), dann erwarten alle Individuen «rational» eine höhere Inflation und passen ihr Verhalten – etwa ihre Lohnforderungen – unmittelbar entsprechend an.

In der Sicht von Friedman und Phelps waren die Individuen nicht derart perfekt, sie haben ihre Erwartungen eher an den Entwicklungen der Vergangenheit (sogenannt «adaptiv») angepasst. Wenn wir bei unserem Phillips-Kurven-Beispiel bleiben, verändert bei rationalen Erwartungen eine Konjunkturpolitik (zum Beispiel eine Geldmengenzunahme) jetzt auch kurzfristig die Arbeitslosigkeit nicht. Die Phillips-Kurve ist immer senkrecht und die verbleibende «natürliche» Arbeitslosigkeit bleibt rein strukturell bedingt.

Nicht nur ist in diesem Fall Wirtschaftspolitik wirkungslos – wenn alle Individuen in diesem Sinn gemäss ökonomischen Modellen rational ihre Erwartungen bilden und sich entsprechend verhalten, bleibt es letztlich auch schwer erklärbar, wie überhaupt Konjunkturkrisen oder Übertreibungen wie Blasen entstehen können. Doch diese Sichtweise hat die ökonomische Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten dominiert. Nun ist es nicht plausibel, dass Individuen vollkommen gedankenlos die Erfahrungen der Vergangenheit in die Zukunft fortschreiben und keine Schlüsse und Konsequenzen aus politischen Massnahmen ziehen. Aber wie überzeugend ist der andere Extremfall von perfekt rationalem Anpassungsverhalten? Laut Phelps führt er zu einer gefählichen  Scheinsicherheit.

Damit sind wir nach den Hintergrundinfos zum Thema beim eingangs erwähnten Interview angelangt. Edmund Phelps kann der Weiterentwicklung seiner eigenen Forschung nichts abgewinnen, wie er in diesem spannenden Gespräch mit Bloomberg deutlich macht. Die folgenden Kernpassagen aus dem Interview sagen viel über die Entwicklung der Ökonomie der vergangenen Jahrzehnte aus und über die Möglichkeiten und Grenzen des Fachs.

In the expectations-based framework that I put forward around 1968, we didn’t pretend we had a correct and complete understanding of how firms or employees formed expectations about prices or wages elsewhere. We turned to what we thought was a plausible and convenient hypothesis. For example, if the prices of a company’s competitors were last reported to be higher than in the past, it might be supposed that the company will expect their prices to be higher this time, too, but not that much. This is called «adaptive expectations». You adapt your expectations to new observations but don’t throw out the past.

Phelps erklärt noch einmal seine Sicht der Erwartungsbildung: Er habe es schlicht für plausibel gehalten, dass Menschen bei der Einschätzung der Zukunft die Erfahrung aus der Vergangenheit herbeiziehen. Eine Sichtweise, die mittlerweile auch von der Behavioural-Economics-Forschung bestätigt wird. Doch die Ökonomen hätten sich damals nicht mit einer solchen Ungewissheit zur Erwartungsbildung  begnügen wollen, sie hätten schliesslich echte Wissenschaftler sein wollen. Phelps:

The «scientists» from Chicago and MIT came along to say, we have a well-established theory of how prices and wages work. Before, we used a rule of thumb to explain or predict expectations: Such a rule is picked out of the air. They said, let’s be scientific. In their mind, the scientific way is to suppose price and wage setters form their expectations with every bit as much understanding of markets as the expert economist seeking to model, or predict, their behavior. The rational expectations approach is to suppose that the people in the market form their expectations in the very same way that the economist studying their behavior forms his expectations: on the basis of his theoretical model.

Als Konsequenz dieses «Putsches» gegen die zuvor herrschende Sichtweise sei eine Verrücktheit entstanden («Crazyness»):

You’re not supposed to ask what to do if one economist has one model of the market and another economist a different model. The people in the market cannot follow both economists at the same time. One, if not both, of the economists must be wrong… The fundamental fallacy on which rational expectations models are based is that everyone knows how to process the information they receive according to the one and only right theory of the world. The problem is that we don’t have a «right» model that could be certified as such by the National Academy of Sciences. And as long as we operate in a modern economy, there can never be such a model.

Die Vorstellung der rationalen Erwartungen setzt ein unzweifelhaftes ökonomisches Modell voraus, das es schon unter Ökonomen nicht gebe, meint Phelps. Und dann bringt er einen meiner Ansicht nach noch wichtigeren Einwand:

Another thing: It’s an important feature of capitalist economies that they permit speculation by people who have idiosyncratic views and an important feature of a modern capitalist economy that innovators conceive their new products and methods with little knowledge of whether the new things will be adopted – thus innovations. Speculators and innovators have to roll their own expectations.

Verschiedene Einschätzungen zur Zukunft sind ein wesentlicher Treiber des Kapitalismus. Innovationen und unternehmerisches Wirken sind nicht das Produkt einer perfekten einheitlichen Sicht zur Zukunft, sondern oft Ergebnis von unterschiedlichen Einschätzungen oder von spontanem Optimismus. Auf diese Sichtweise, die sich sowohl an John Maynard Keynes wie seinen Gegenspieler Fridrich Hayek, aber auch an Joseph Schumpeter oder Daniel Kahneman anlehnt, gilt es in einem späteren Beitrag zurückzukommen. Doch die Ökonomen der letzten Jahrzehnte wollten laut Phelps nicht mit dieser fundamentalen Unsicherheit zum Verhalten von Gesellschaften leben und eine harte Wissenschaft begründen, was nur scheitern könne:

What led to rational expectations was a fear of the uncertainty and, worse, the lack of understanding of how modern economies work. The rational expectationists wanted to bottle all that up and replace it with deterministic models of prices, wages, even share prices, so that the math looked like the math in rocket science. The rocket’s course can be modeled while a living modern economy’s course cannot be modeled to such an extreme. It yields up a formula for expectations that looks scientific because it has all our incomplete and not altogether correct understanding of how economies work inside of it, but it cannot have the incorrect and incomplete understanding of economies that the speculators and would-be innovators have.

Was bedeutet nun dieser Einwand von Phelps für die Wirtschaftspolitik: zuallererst mehr Demut. Weder eine perfekte Steuerung der Wirtschaft ist möglich, noch sind Modelle glaubwürdig, die theoretisch alle real auftretenden Widrigkeiten wie Blasen und schwere Depressionen wegdefinieren und der Politik jede Fähigkeit zur Verbesserung absprechen. Laut Phelps mangelt es vor allem bei den Zentralbanken an der nötigen Skepsis gegenüber den eigenen Modellen. Auf die Frage der Bloomberg-Journalistin Caroline Baum, was denn sein Ratschlag an die Politik sei, antwortet er:

I would tell them not to assume they have hit upon a model that captures expectations so they don’t need to think about expectations anymore. Expectations are a living thing and flighty; beliefs are flimsy, as Keynes said. The Fed is banking that expectations will behave according to the model the Fed wants people to adopt. But no central bank or anyone else should bank heavily on the correctness of its model. Expectations will almost certainly surprise the Fed and surprise Wall Street, too. Furthermore, the Fed model doesn’t allow for animal spirits in Silicon Valley or evil spirits on Wall Street. It can’t know about those things. Washington is banking on a best-case scenario to bail it out of the entitlements mess in the 2020’s. The world is still in a crisis. Not a hospitable place for models based on rational expectations.

«Beliefs are flimsy» – Glaubenssätze sind windig. Das macht Einschätzungen zur Wirkung von Wirtschaftpolitik zwar nicht einfacher, aber realistischer. Überzeugungen, die mehr Gewissheit vortäuschen, sind in der nach wie vor anhaltenden Krise besonders problematisch. Diese Botschaft von Phelps verdient Beachtung.

82 Kommentare zu ««Wir haben nicht das richtige Modell»»

  • Michael Schwarz sagt:

    Die Argumentation des Phillips Kurves wird nicht funktionieren, weil die Inflation nicht zur langfristigen Investition führen wird. Das haben die US-Fed Ökonomen nicht verstanden. Der Philliips Kurse als Theorie dienet die Finanzierung der Politik und des Staates, nicht die Investoren. Wenn höhere Inflation zum Abbau der Arbeitslosigkeit führen würde, können wir die strukturelle Arbeitslosigkeit rasch beseitigen. Aber das Problem ist einfach zu lösen, wie aus der empirischen Arbeit herausstellt.

    Die strukturelle Arbeitslosigkeit hat mit der Bildung wenig damit zu tun. In der Schweiz sind die meisten Bürger nicht gut ausgebildet, man lernt ein Beruf, aber von Ausbildung können wir hier nicht sprechen. Ein Ausbildung dient das Verständnis der Welt, nicht um Geld zu verdienen. Es ist ein generelles Missverständnis, wenn man gut gebildet ist, wird man eine Jobgarantie bekommen.

    Die ökonomischen Strukturen haben sich in letzten 30 Jahren schrittweise, ohne wir uns gemerkt haben, geändert. Die Veränderung findet in kleinen Schritten statt. Jetzt merken wir uns, dass die Strukturen sich geändert haben, die ökonomische Theorie nicht mehr das ökonomische Verhalten des Menschen zuverlässig beschreibt. Ein Ersatz gibt es zur Zeit. Dies führt zwanghaftes Festhalten an ökonomischen Modellen, die nicht gut funktionieren.

    Fazit: Die Forschung in WiWi ist sein 1960er nicht mehr weiter vorangetrieben, jetzt steht von uns ein gigantisches Problem, aber Lösung gibt es keine. Der Titel dieses Artikels „Wir haben nicht das richtige Modell“ ist eine Untertreibung, nämlich wir haben kein richtiges Modell, um das Problem zu lösen.

  • Oliver sagt:

    Dieser Blogeintrag
    argumentiert, dass viele Originaltexte, darunter auch der von Phillips zu seiner Kurve, gemeinhin falsch interpretiert werden.

    • Thomas ernst sagt:

      … die Grafik in diesem Link ist leider nicht lesbar.

    • Linus Huber sagt:

      Ja super, Oliver

      Jetzt wollen die Oekonomen uns auf einmal erklaeren, dass die Modelle, welche sie schufen und vermarkteten, nicht gemeint waren, angewendet zu werden, sondern wohl einfach eine Art mentale Uebung darstellten. Dies nachdem diese gleichen Oekonomen uns lange Zeit klar machten, dass die Materie zu schwierig sei (und sie damit eben eine abgehobene Klasse innerhalb der Gesellschaft darstellen) und damit nicht diskutierbar mit dem Fussvolk.

      Es beschreibt gut die Art und Weise, wie sich elitaere Strukturen aufbauen und wie sich ein zentralplanerisches System etabliert.

      Ich wuerde diesen Menschen raten, sich in Demut zu ueben.

      • Linus Huber sagt:

        Um meine Antwort noch zu toppen, schlage ich hier vor, dass wenn Bernanke und Draghi auch nur den kleinsten Funken an Ehre besitzen wuerden, Sie sich selbst schon liquidiert haetten.

      • „Jetzt wollen die Oekonomen uns auf einmal erklaeren, dass die Modelle, welche sie schufen und vermarkteten, nicht gemeint waren, angewendet zu werden“

        Das ist doch in jeder Religion so, weshalb also nicht auch in der Theologie des Marktes(TM) ?!? Wir kennen doch diesen Trick: Erst stellt man eine (verifizierbare!) Behauptung auf, etwa dass ein Mindestlohn dazu führt, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Und wenn diese Behauptung (mehrfach und überzeugend) empirisch widerlegt worden ist, sagt man, das gelte nicht, denn man sei keine „exakte“ Wissenschaft. To have a cake and eat it, wie der Angelsachse murmelt…

  • Oliver sagt:

    NAIRU? Long run neutrality of money? Tobias Straumann ist da scheinbar anderer Meinung
    :

    …the seemingly obvious connection between deflation and unemployment is less than easy to find in the data. … Yet while there was ample variation in both unemployment and inflation during the interwar period, no systematic pattern seems to emerge in the data, even if the 1920s and the 1930s are looked at separately. The picture emerging from Figure [above] is rather that the natural rate of unemployment moved quite independently of inflation, irrespective of whether or not a country was on gold…

    Der gleiche Blog schlägt eine Fokus auf Okun’s ‚Law‘ (bzw. Kaldor / Verdoorn’s Law für long run Effekte) als valablere Alternativen zur Erklärung der empirischen Daten vor.

    Dass Lucas der Erfinder der Dark Side ist, wissen wir seit Star Wars. Aber ich frage mich, ob Friedman und Phelps der Force so viel näher standen :-).

  • Wie gut die Phillips Kurve die Realität abbildet kann man ganz einfach nachvollziehen, indem die realen Daten graphisch dargestellt werden.
    Hier zum Beispiel die US-Zahlen über 10 Jahre. http://www.bengin.net/wp/?p=61
    Schon erstaunlich, wie lange sich falsche Theorien in der Ökonomie halten können.
    In richtigen Wissenschaften werden die Modelle jeweils der realen Realität angepasst.

    Aber darüber – und über die Phasen wissenschaftlicher Innovationen – hat Thomas Kuhn in „The Structure of Scientific Revolutions“ schon genügend geschrieben.
    Zur Zeit sind wir in „Phase 2“ – Krise in der Theorie. Phase 3 hat schon begonnen.
    http://www.bengin.net/wp/?p=272
    Wird wohl irgendwann bei

    • ast sagt:

      setzen Sie mal die „bereinigten“ Inflationswerte von Shadowstats in die Phillips-Kurve ein 🙂
      http://www.shadowstats.com/alternate_data/inflation-charts

      PS: Es gibt leider nicht nur möglicherweise falsche Theorien, sondern auch möglicherweise ungenaue Statistiken aus der Realität.

      • Danke @ast. Guter Link, kannte ich nicht. Der Index/Inflationswert ist für mich auch eine (willkürliche) Variable, deren Zustandekommen immer wieder geändert wird.
        Ich habe mir sogar einmal einen Warenkorb zusammengestellt, in denen das Produkt „Aktie“ einen Platz hatte. Und da hat die „Wertsteigerung“ an den Börsen plötzlich zur Inflation beigetragen.
        Aus dieser Perspektive kam dann die ganze klassische Werteorientierung in’s Gleiten. Da hab‘ ich’s sein gelassen. Grund: Spielverderber -> „shoot the messenger“.
        Es reicht schon die Feststellung, dass die Theorie nicht die Realität abbildet.
        Die Gründe sind nicht (mehr) relevant – es braucht ganz einfach eine besseres Theoriemodell.
        Ökonomie 3.0?

  • ast sagt:

    Dass die EZB mit dem Kauf von Griechenanleihen einen Gewinn von nahezu 600 Millionen Euro machte, das zeigt schon rein Illustrativ dass die Modelle der Ökonomie nur noch emotionaler Schrott sind. Der Glaube an den Meinungsleader ist alles was bleibt -in diesem Fall der Glaube dass die EZB Griechnland mit allen Mitteln retten wird, auch in Zukunft. Das ist wie ein Perpetuum Mobile, die EZB- Retter retten die Spekulanten und sich selbst, aber natürlich nicht die griechische Bevölkerung.

  • Michael Schwarz sagt:

    Der Fed und Bernanke verweigern sich die Verantwortung für die Krise und Instabilität im Finanzmarkt zu übernehmen. Wir sehen jetzt wie der Fed den Finanzmarkt verunsichert und destabilisiert. Der Grund ist es, weil die Ökonomen beim Fed keine Ahnung haben von der ökonomischen Realität, sie leben im Blase der ökonomischen Theorie.

    Wenn der Fed QE unerwartet abbricht, wird der Finanzmarkt weltweit zusammenbrechen. Anschein verstehen die US-Ökonomen, die für Fed arbeiten, den Zusammenhang. Sie müssen endlich lernen die Verantwortung für Ihre geldpolitische Entscheidung übernehmen, und zugeben, dass sie fehlerhafte Entscheidung treffen, dass sie die Finanzmärkte weltweit destabilisieren, dass sie nicht Intelligent genug sind, die Wirtschaft so zu steuern, wie es vorgesehen hat, dass sie viel weniger Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben, als sie annehmen.

    Die Anwendung der ökonomischen Theorie kann die Wirtschaft mehr schaden zu fügen, als ohne. Bernanke muss sich besinnen, dass er nicht der schlauste und Intelligente Mensch in der Finanz ist, er ist kein Gott der Kapitalisten. Vor allem muss er verstehen, dass er gegenüber den Staat neutral sein muss, sicherlich darf er ein Sozialist sein. In den letzten 5 Jahren hat er alle Regel und ethische Grundlagen einer Zentralbank gebrochen, um die Wirtschaft mit Liquidität zu stützen – kostet was es wolle.

    Fazit: Das Modell der Zentralbank ist ein Auslaufmodell, weil sie Instabilität und Ungleichgewicht erzeugen, die später zur wiederkehrenden Krise führen wird. Die Zentralbank muss in seinen Aufgaben sich auf das wesentlich einschränken, die ökonomische Entscheidung dem Markt überlassen. Die Einmischung der Zentralbank in der wirtschaftlichen Entwicklung ist nicht mehr tolerierbar.

  • Meines Erachtens besteht der Elefant im Porzellanladen der Ökonomie aus zwei Dingen: die Modelle und die Annahmen. Dass Modelle in der Ökonomie schon fast systematisch „falsch“ sind (Titel des Artikels) ist nicht einmal das Hauptproblem. Vielmehr ist es die Tatsache, dass ihre Modelle Idealisierungen darstellen, die nicht einfach nur ein Werkzeug sind, um ein beobachtetes Phänomen zu verstehen, sondern ein göttliches Ideal, das es anzustreben gilt. Hier ein Zitat aus einem ökonomischen Lehrbuch:

    „First we show how a perfect market economy could under certain conditions lead to ‘social efficiency.’ … [we then] show how markets in practice fail to meet social goals.“

    Anstatt — wie in einer Wissenschaft — die Mängel der Idealisierung im Auge zu behalten (nämlich dass sie die Realität nur unzureichend abbilden kann), wird in der Ökonomie nicht nur die Realität als mangelhaft gegenüber der Göttlichen Idealisierung erklärt, sondern auch versucht, die Realität dem Modell anzupassen (Deregulierungen, …). Ein Wissenschaftler versucht, sein Modell an die Realität anzupassen, und ein Ökonom, die Realität seinem Modell. Der im Artikel beschriebene Fehler der Modelle rührt letztlich daher, dass Modelle eben nicht Abbilder der Realität, sondern vielmehr solche der Ideologie des Autors sind.

    Das zweite Problem sind die Annahmen, die oft derart abstrus und grotesk sind, dass die Modelle schon von vornherein nicht als Abbilder der Realität taugen. Die rationale Erwartung und die vollkommene Kenntnis der Zukunft ist eine solche. Was oft vergessen wird, ist, dass das Modell mit den Annahmen steht oder fällt, d.h wenn die Annahme abgeschwächt wird („es ist ja nur eine Annahme…“), fällt die Theorie auseinander (das gilt für alle solche domain-assumptions).

    Mathematik in der Ökonomie ist dagegen nicht das Problem. Selbstverständlich kann man chaotische Systeme in Formeln fassen und daraus sogar Resultate erhalten (vgl Meteorologie). Man muss einfach die Grenzen kennen.

    • Michael Schwarz sagt:

      @Sommer:

      Die Mathematik in Ökonomie stellt eine Gefahr der Sicherheit dar, weil man die Daten als Wahr genommen werden, ohne sich die zu hinterfragen. Die Ergebnisse, die durch mathematische Methode errechnet werden, sind eine Illusion der Wirklichkeit. Es ist vergleichbar mit der Quantenmechanik, dass die Zukunft nicht durch Mathematik errechnen lässt. Kurzgesagt, die Mathematik in Ökonomie stellt zwar kein Problem dar, aber sie liefert die falsche Sicherheit, die wir daran fest halten können, obwohl wir aus empirische Arbeit wissen, dass die ökonomische Theorie nicht vollkommen ist, trotzdem halten wir sie fest wie ein Schatz, der keinen Wert mehr besitzt. Die Ökonomen leben in einem Blase der ökonomischen Theorie, hoffen auf die Übereinstimmung zur Wirklichkeit. Wenn nicht, werden sie aktiv, um die Wirklichkeit zu verändern, an die Theorie anzupassen. Das ist die Arbeit eines Ökonoms in 21. Jh. nämlich Marktmanipulation und Systemarchitektur. Sie haben von der wissenschaftliche Position als Beobachter, sich längste verabschiedet.

      • Thomas ernst sagt:

        @ Michael

        Es ist grundsätzlich nicht möglich, die Ökonomie “ von aussen“ zu betrachten, genausowenig wie ein Physiker in einem System etwas messen kann, ohne durch den Messvorgang das System zu beeinflussen.

        Jedermensch ist Teil,der Ökonomie und was immer er tut, sagt oder lässt verändert die Ökonomie. Die Forderung nach einem aussenstehenden „wissenschaftlichen Beobachter“ ist sinnlos.

        • Michael Schwarz sagt:

          @Thomas ernst:

          In der Physik hängt davon ab, auf welche Ebene man messen will. Wenn Sie von der Ebene der Quantenwelt, dann stimmt Ihre Aussage. Aber auf Makro-Ebene stimmt Ihre Aussage nicht.

          Die Messungsergebnisse, die publiziert werden, beeinflussen das nachlaufende Verhalten der Menschen. Deshalb kann man die Publikation nicht trauen. Weil die Ökonomen, die für Staat arbeiten, die Daten als Steuerungsinstrumente instrumentalisiert werden. Trotz des Vorteils können Sie das Verhalten nicht zuverlässig steuern. Das ist auch der Grund warum die Verschuldung des Staates und der Privathalte permanent steigt, dadurch wird das Wachstum abgebremst.

          Die neoliberalen Ökonomen sind für die Verschuldung verantwortlich, weil sie kurzfristiger Denker waren, für eigne Karriere entschieden haben, die empirische Ökonomie und wissenschaftliche Objektivität aufgaben.

  • Linus Huber sagt:

    Langfristig betrachtet (50 plus Jahre) zerstoert unehrliches Geld (Waehrungen, welche benutzt werden um andere Funktionen abzudecken als einzig als Massstab zu funktionieren) die fuer das Funktionieren der Gesellschaft wichtigen Werte wie Selbstverantwortung, Ehrenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Naechstenliebe, nachhaltiges Verhalten etc. zugunsten von Werten wie Lug und Betrug. Dies ist der Grund, warum langfristig betrachtet, inflationaere Geldpolitik nicht nachhaltig sein kann.

    Es handelt sich hierbei um nicht messbare Groessen, welche nicht durch mathematische Modelle erfasst werden koennen und daher fuer Oekonomen nicht existieren. Da der Mensch aus Instinkt an diese positiven Werte festhalten will, veraendert sich jedoch das Verhalten schrittweise aufgrund der dauernden und nicht nachlassenden Beeinflussung des Mediums Geldes, welches jeden Tag in allen Bereichen der Gesellschaft zur Anwendung kommt.

  • Thomas Meier sagt:

    Die Tatsache, dass hier Kommetare toleriert werden, welche Ökonomie die Wissenschaftlichkeit absprechen, aber nicht Kommentare, welche Kritik an dieser Behauptung anbringen, macht diesen Blog für mich so unglaubwürdig, dass ich automatisch davon ausgehen muss, dass all die Information hier stark ideologisch gefärbt sind. Warum werden hier Kommentar erlaubt, wenn diese aber nach Meinungen zensiert werden? Es ist offensichtlich unsachlich, wenn man behauptet, dass alles unexakte keine Wissenschaft sei und Phelps behauptet das auch nicht, ganz im Gegenteil. Warum werden also hier Meinungen zensiert bzw. warum werden unsachliche Kommentare nicht gelöscht, aber Kritik daran schon? Warum darf man hier beleidigende Aussagen über die Wissenschaft machen, aber die Wissenschaft sich nicht verteidigen?

    • Markus Diem Meier sagt:

      Gerne nehme ich kurz zu Ihrem Vorwurf Stellung, den ich entschieden zurückweisen muss. Die Ablehnung von Kommentaren geschieht nie, weil wir eine Ansicht begünstigen wollen. Wenn Kommentare erscheinen, heisst das daher auch nicht, dass wir mit den Aussagen einverstanden sind oder die Argumentation für korrekt halten. Die Ablehnung eines Kommentars geschieht meist deshalb, wenn ein Kommentar Personen beleidigt, Regeln des Anstands verletzt oder keine diskutierbare Aussage zum Thema enthaltet. Zuweilen kommt es vor, dass die Aufschaltung der Kommentare verzögert erfolgt, was aber einzig durch Kapazitätsengepässe begründet ist und mit dem Inhalt nichts zu tun hat. Es kann auch vorkommen, dass Kommentare nicht oder zu spät erkannt werden, die eigentlich aus den genannten Gründen zurückgewiesen gehörten. Zu ihrem konkreten Vorwurf, wir seien der Ökonomie als Wissenschaft gegenüber feindlich eingestellt: Genau das Gegenteil trifft zu. Es ist gerade das zentrale Anliegen dieses Blogs, die spannenden und kontroversen Debatten aus dieser Wissenschaft verständlich zu vermitteln.

      • Dass hier auch mal nicht-orthodoxe und nicht-ideologische Themen der Ökonomie in den Artikeln beschrieben und dann hier debattiert werden, ist für mich der Hauptgrund, immer wieder zu diesem Blog zurückzukehren. Tatsache ist, dass hier engagiert (und mitunter heftig aber meist respektvoll) debattiert wird und alle — Gläubige wie Ketzer der Theologie des Marktes(tm) — zu Wort kommen. Ich bin selber einer, der den Titel „Wissenschaft“ gelegentlich bezweifelt, da die Ökonomie oft grundlegende Prinzipien der Wissenschaftlichkeit missachtet. Und die diversen Strömungen innerhalb der Ökonomie gleichen eher verschiedenen Sekten einer Religion als verschiedenen Schulen in einer (Geistes-)wissenschaft, jedenfalls wenn man die Feindseligkeit in ihren Argumenten als Massstab nimmt (etwa, dass andere Ansichten als persönliche Angriffe verstanden oder mit politischen Titulierungen wie „Sozialist!!“ abgekanzelt werden).

        Ich bin kein Ökonom, habe aber diverse Bücher kritischer Ökonomen gelesen — viele davon angeregt durch die Autoren und Kommentatoren dieses Blogs. Ich beurteile die Aussagen hier daher nicht so sehr aufgrund ihrer ökonomischen Qualität (obwohl ich langsam ein „feeling“ dafür bekomme(, sondern eher daran, ob sie (a) meiner eigenen Ideologie entsprechen, und (b) logisch konsistent sind, wobei vielleicht — um eine neue Debatte zu vermeiden — noch anzumerken ist, dass (a) ein nur Witz ist.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Thomas

      Ich bin schon seit einiger Zeit auf diesem Blog sporadisch aktiv, kann aber die von Ihnen reklamierte Einseitigkeit beim besten Willen nicht erkennen. Manchmal scheint das System einen Bug zu haben und gewisse Kommentare, auch harmlose, partout nicht akzeptieren zu wollen, doch kann ich bisher darin keine Systematik erkennen, die auf böse Absicht schliessen liesse.

      Mein Tip: Probieren Sie es doch einfach mal mit einem guten inhaltlichen Beitrag der von Ihnen vertretenen Ausrichtung. Die Community hier ist offen und neugierig.

      • ast sagt:

        Das Blog-System hat tatsächlich Bugs, auch dieses System tickt nicht immer nach beschreibbaren Massstäben, besonders wenn Links mitgeliefert werden wird es brenzlig, wird der Beitrag gefressen oder nicht? 😉

        Ein Link auf eine Theorie mit dem Namen Bayessche Lemminge von der Uni Kiel wollte das System einfach nicht entgegen nehmen *lach.

        • ast sagt:

          Noch kurz zum Thema Wissenschaft und Markttheorien. Die „modernen Märkte“ bestehen aus vielen Akteuren, Menschen, aber neuerdings auch blitzschnelle Computer mit je völlig verschiedenen Verhaltensmustern. Dies ergibt Modelle die ein höchst widersprüchliches Gemisch aus emotionalem Verhalten und metallkühler Logik berücksichtigen müssen. Das geht aus meiner Sicht sogar weit über die Unschärfe hinaus, denen sich Meteorologen gegenüber sehen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts setzte sich zur Beschreibung des menschlichen Verhaltens die Disziplin Psychologie durch. Möglicherweise benötigt die Ökonomie um den Markt zu beschreiben Anlehnung an diese Entwicklung, das heisst eine Art Tiefenpsychologie der Marktkräfte Mensch, sowie dessen Verhalten welches Sigmund Freud dem Unterbewusstsein zuschrieb.Die oben erwöhnte Theorie Bayesssche Lemminge (Suchmaschine) ist ein Hinweis auf eine Wahrscheinlichkeitstheorie die von einer Art Lemminge Verhalten gesteuert wird. Lemminge kann man auch als agierndes Unterbwusstsein der Marktteilnehmer beschreiben, denen gegenüber allerdings wie bereits erwähnt auch Maschinen sitzen die mit weiter oben erwähnten Theorien befuttert wurden, aber auch mit sehr einfachen Regeln die ab einer bestimmten vordefinierten Grösse kaufen oder verkaufen. Wenn man wissen will wie die Märkte ticken, dann ist eben auch das irrationale Verhalten des Menschen miteinzubeziehen, das Unvorhersagbare bis hin zu ideologisch beeinflussten Pendelwirkungen zwischen den Meinungsleadern -zum Beispiel EZB Draghi, Bernanke und Merkel etc. Das alles steuert das Marktgeschehen. Und weil Fiat Money keine absoluten Grössen mehr kennt, gibt es auch keine absoluten Zahlen mehr mit denen man da rechnen kann.

          • G. Nardone sagt:

            @ast: „Und weil Fiat Money keine absoluten Grössen mehr kennt, gibt es auch keine absoluten Zahlen mehr mit denen man da rechnen kann“ – Und selbst wenn man goldgedecktes Geld hätte, wäre es immer noch relativ, da der Goldpreis ja auch nicht absolut ist! Und mit relativen Zahlen kann man rechnen oder interpretieren, eben weil sie relativ sind, sprich die einen Zahlen haben einen Bezug zu anderen.
            Und die allgemeinen psych. Kräfte die den Markt steuert, sind ganz einfach: Es gibt 2 Tendenzen; negative oder positive Erwartung. Die Arbeit für Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftspolitik ist nun, Voraussetzungen im Markt zu schaffen oder steuern, die für die versch. Marktakteure (Lohnarbeiter, Unternehmer, Investoren, Banken) als eine positive Erwartung empfinden. Und Ankündigungen von Meinungsleadern genügen bei Weitem nicht, funktionieren nur kurzfristig. Und ein Ansatz um positive Erwartung für alle Marktteilnehmer zu sorgen, ist dass Löhne genauso steigen wie Produktivität, kein Wettbewerb um Lohnsenkungen und dass Einnahmen soweit wie möglich ausgegeben werden, sprich kein Sparen und neue Ideen. Dann gehts aufwärts.

        • Thomas ernst sagt:

          @ ast

          Der Hinweis reicht notfalls auch ohne Link. Dank Google habe ich die Originalarbeitbdazu in 40′ auf mein Tablet runtergezogen…

  • Rainer Lenzburger sagt:

    Interessanter Gedanke, Sepp. Und sehr wahr! Geben wir es doch endlich zu: die immer noch herrschende Wirtschaftsform mit Geld, welches man sich NUR GEGEN ZINSEN leihen kann, aber nie wird zurückzahlen können (was auch gar nicht nötig ist – sagt mir jedenfalls meine Hypothekarbank), ist in vielen Gegenden – auch bei uns – am Ende. Es funktioniert nämlich nur in einer Wachstumsphase.
    Was schätzen Sie, wie gross ist der %-Satz unserer erwebsfähigen Bevölkerung, die für die wirklich sinnvollen und nötigen Arbeiten beschäftigt werden MUSS? Natürlich können wir für die ganze nicht-reale Industrie (=Geschäftigkeit) inkl. Finanzindustrie, Steuerbehörden, Steuerberater, Luxusgüterhersteller noch viel mehr Leute beschäftigen, aber müssen wir das wirklich?
    Ja, wir müssen! und zwar, um die Arbeitslosigkeit zu verhindern.
    Die Welt ruft nach einem anderen Geldverteilungssystem, denn das bestehende gibt denen, die schon haben, und nimmt denen, die sich heute schon abrackern.

    • Sepp sagt:

      @ Rainer, sehen Sie, wie wir mit dem Geldbegriff indoktriniert sind? Sie möchten etwas ändern, aber wieder mit einem Geldsystem.

      Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir zuerst überlegen, um was es überhaupt geht. Ich wiederhole mich, aber es geht nicht als erstes um Geld, sondern um die effiziente Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen für alle Menschen. Wenn man sich das mal mit etwas Abstand betrachtet, könnte man das locker mit der Hälfte der heute arbeitenden (in den Industrieländern) erledigen. Dann wäre aber eine Hälfte unschuldig arbeitslos (oder tun gezielt etwas Unproduktives, wie Kunst und Kultur oder mit der Grossmutter plaudern). Daraus folgt, dass wir ein anderes Güterverteilsystem brauchen.

      Erst wenn wir die Sache von dieser Seite angehen, kann dann vielleicht auch das Geld wieder ins Spiel gebracht werden, sofern es nachweisen kann, dass es obige Forderungen erfüllt.

      • Rainer Lenzburger sagt:

        @ Sepp 17:09 : Ich gehe mit Ihnen völlig einig. Wir könnten z.B. zunächst einmal das Geld völlig abschaffen, wie dies Eske Bockelmann in seinem 29-seitigen Plädoyer beschreibt: http://sunflower.ch/index.php?p=media_home&id=109

        • Thomas ernst sagt:

          @ Rainer

          Das Pamphlet von Bockelmann, das Sie da propagieren ist leider eine Mogelpackung. Ich habe mir das Ding fūr 2 Euronen via Amazon auf mein iPad gezogen und gelesen. Er lamentiert auf etwa 30 Seiten, wie sehr wir und unsere Gesellschaft vom Gelddenken durchdrungen sind. Soweit so nicht neu. Das hat Eisenstein schon klarer und mit substantiellen Quellenverweisen dargelegt.

          Bei der Kernfrage aber, WIE denn eine Gesellschaft ohne Geld funktionieren wūrde, kneift Bockelmann vōllig. Er ruft nur vage die „vielen intelligenten Ökonomen“ auf, sich das zu überlegen. Das ist ungenügend. Es lohnt nicht, dieses Machwerk zu kaufen. Es bringt einfach nichts.

      • G. Nardone sagt:

        @ Sepp: „oder tun gezielt etwas Unproduktives, wie Kunst und Kultur“ – Kunst & Kultur muss man auch produzieren & falls es produziert wird, weil Nachfrage dafür besteht. Und Nachfrage dafür besteht deswegen, weil sie ein positives Lebensgefühl erzeugt, genauso wie der Rest ein positives Lebensgefühl erzeugt oder befriedigt, den Sie als produktiv bezeichnen.

  • Linus Huber sagt:

    Im Grunde sagt dieser Artikel, dass die Zentralbanker blind in die Zukunft fliegen und einfach an ihre Annahmen glauben, dies aber in keiner Weise einer logischen und nachhaltigen Grundlage beruht.

    Wenn diese Entscheidungstraeger nichts weiter zu bieten haben, stellt sich die Frage, wozu wir sie brauchen. Ich denke ein Computer waere bedeutend besser in der Lage, Zins- und Geldmengenpolitik nachhaltig festzulegen als diese Klub von sich selbst beraeuchenden Egomanen. Im Falle eines Computers, welcher Geldmenge und Zinsen basierend auf nachhaltigen Prinzipien festlegt, haetten wir wenigstens Planungssicherheit und nicht diese Willkuer.

    Es sollte eigentlich langsam bekannt sein, dass inflationaere Geldpolitik Wohlstand an die Elite umverteilt. Jedoch kann es sich hierbei ebenfalls nicht um eine nachhaltige Situation handeln, denn wenn die 99% eines Tages verarmt sind, wird die Nachfrage zwangslaeufig ebenfalls einbrechen und den vermeintlichen Wohlstand der Elite ebenfalls zerstoeren.

    Man koennte hier noch unzaehlige Aspekte aufzaehlen, aber wozu? Die Entscheidungstraeger haben sich selbst in eine Ecke manoevriert, in welcher der einzig verbleibende Weg bedeutet Geld zu drucken, was immer auch kommen moege.

    • Felix Gauch sagt:

      Herr Huber, auch ein Computer muss programmiert werden! Was die Spezialisten da eingeben, ist vielleicht auch nur das, was wir bisher gehört haben. Zudem sind Resultate immer auch in ein Bezugssystem zu setzen, welche Hermeneutik, besser gesagt, welche Schule der Hermeneutik da zum Zuge kommen soll, ob disziplinenübergreifende Forschung je zur Anwendung gelangt, welche empirische Forschungsansätze samt Standardisierung generell in den Geisteswissenschaften Anerkennung finden sollen – kurz: die ganze Palette der Metakritik interdisziplinären Suchens scheint mir nicht einmal ansatzweise an eine breitere Oeffentlichkeit der Wissenschaftler getragen worden zu sein.

      • Linus Huber sagt:

        @ Felix

        Die Frage liegt eigentlich darin, ob man ehrliches Geld will oder den Wert des Geldes manipulieren will zwecks kurzfristiger Vermeidung von Schmerzen, was hingegen dem Prinzip der Nachhaltigkeit widerspricht. Wenn man die Angelegenheit auf dieser vereinfachten Ebene betrachtet, kann ich mir sehr gut vorstellen, was die Gesellschaft bevorzugen duerfte.

        • G. Nardone sagt:

          Man kann den Wert des Geldes gar nicht manipulieren, weil Geld an sich kein Wert besitzt. Geld BEWERTET Werte, deshalb benützt man auch Zahlen, eignen sich sehr gut dafür, genau wie Meter, Liter, Kg, PS usw. Somit ist Geld Buchhaltung, sprich; Geld ist eine Forderung (gleichzeitig logischerweise auch eine Verpflichtung) nach WERTEN (Produkte & Dienstleistungen). Ausserdem scheint langsam sich die Erkenntis durchzusetzen, dass Löhne bzw. Lohnstückkosten die Preise determiniert und nicht die Geldmenge.

          • Linus Huber sagt:

            Langfristig betrachtet spielt die Geldmenge selbstverstaendlich die Hauptrolle in Bezug auf den Wert des Geldes.

            Die Veraenderungen saemtlicher Preise sind daran gebunden, allerdings ist es nicht kontrollierbar fuer die Zentralbanken, wohin das Geld sich bewegt und somit, welche Preise mit der Erhoehung der Geldmenge (Basis plus Kreditvolumen) beeinflusst werden und in welchem Ausmasse.

            Die Idee, dass einer vieler Preise (z.B. Lohnstueckkosten) die anderen Preise innerhalb eines Systems beeinflussen soll, ist eher eine laecherliche Proposition und entbehrt jeglicher logischer Grundlage.

          • G. Nardone sagt:

            @ Linus Huber: „Die Idee, dass einer vieler Preise (z.B. Lohnstueckkosten) die anderen Preise innerhalb eines Systems beeinflussen soll, ist eher eine laecherliche Proposition und entbehrt jeglicher logischer Grundlage.“ – Welcher logischer Grundlage denn? Sind denn nicht die Löhne die dann die angebotenen & bepreisten Produkte & Dienstleistungen einkaufen gehen? Angebotskosten (Löhne) == Nachfrage (Preis).

          • Linus Huber sagt:

            @ G. Nardone

            Die logische Grundlage beruht darauf, dass wir einerseits Geld (Waehrung) haben, welche saemtliche Aspekte der Wirtschaft bewertet (in der Funktion eines Massstabes) und andererseits eben die verschiedenen Preise der einzelnen Produkte, Investmentgueter, Immobilien, Lohnkosten etc. etc. haben. Das Gegenueber saemtlicher dieser einzelnen Preise ist die Waehrung.

            Sie erweaegen die Angelegenheit in der typischen Art, welche den Missbrauch einer Waehrung (des Geldes) zu anderen Zwecken vergewaltigt als einzig zur Verwendung als zuverlaessiger Massstab wirtschaftlichen Tuns.

            Seien Sie getrost, Sie sind keineswegs alleine in dieser Denkweise sondern eher bei der Mehrheit.

            Nehmen wir einmal an, wir entwerten eine Waehrung um 50% jedes Jahr. Kann man in solch einer Situation negative Nebenwirkungen erkennen? Ja, jetzt sind sie offensichtlich, nicht wahr. Machen wir das gleiche aber ueber einen laengeren Zeitraum von sagen wir 20 oder 30 Jahren, glauben wir, dass dies unbedeutend ist. Diesen Glauben bezweifle ich nicht nur, sondern bin ueberzeugt, dass er falsch ist.

            Es gibt immer einen gewissen „Stock“ an Geld, welcher meist beim einfachen Sparer ist, welcher dadurch entwertet wird zugunsten desjenigen, welcher sich verschuldete und in „Real Assets“ investierte. Es handelt sich um eine schleichende Umverteilung, welche langfristig das Verhalten der Bevoelkerung veraendert, indem Schulden machen glorifiziert, die kurzfristige Denkweise gefoerdert und damit nachhaltiges Verhalten demontiert wird. Und es endet in Boom-Bust Phasen, welche das gesamte System unkontrollierbar und instabil machen.

            Ich gehe mit Ihnen einig, dass Geld eine Forderung darstellen soll und welche im Falle eines Kreditgeschaeftes 2 Partner betrifft, den Investoren und Kreditnehmer. Wenn der Kreditnehmer sich verrannte und zahlungsunfaehig geworden ist, darf dies nie zum Problem einer Zentralbank werden, sondern muss zwischen diesen Parteien ausgehandelt werden.

          • Linus Huber sagt:

            Ein anderer Aspekt sollte man hier ein wenig mit beruecksichtigen. Oekonomen sind der Ansicht, dass Soziologie eine andere Wissenschaft darstellt. Andererseits ist Oekonomie eigentlich nichts anderes als das Studium des Verhaltens der Bevoelkerung aufgrund der Auswahl und Entscheide, welche die Bevoelkerung trifft. In meinen Augen ueberschneiden sich beide Wissenschaften zu einem grossen Teil. Ein Oekonom, welcher sich einzig mit Lohnstrukturen, Guetern und Service-Leistungen befasst, hat in meinen Augen eine zu mechanisch anmutende Sicht der Dinge und damit ein reduziertes Gefuehl der Zusammenhaenge.

          • G. Nardone sagt:

            @ Linus Huber: „Das Gegenueber saemtlicher dieser einzelnen Preise ist die Waehrung“ – Aber eben nur die Menge an Währung die am Markt nachfragt. Japan versucht seit den 90er der Defaltion mit Unmengen von neuem Geld entgegenzuwirken, eben um eine Inflation zu erzeugen, doch es gelingt ihnen nicht. Haben nur die Staatsschuldenquote auf ca. 250% aufgeblasen! Und ausserdem scheint mir, dass Zentralbanken meistens versuchen Feuer zu löschen die potenzielle Flächenbrände auslösen könnten, und auch über Entwertung gegenüber ausl. Währungen, die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft gegenüber dem Ausland zu verbessern. Aber ich gebe zu, nicht viel über die Massnahmen der Zentralbanken & ihrer Konsequenzen zu verstehen. Aber in Ihrem Sinne müssten Privatbanken dann auch Geld missbrauchen können, da sie ja Buchgeld schöpfen.

            Aber zu ihrer These, dass Sparvermögen entwertet werden zu Gunsten der Schuldner:
            Die Sparer entwerten (indirekt) ihr Sparvermögen SELBST! Wenn jemand spart, bedeutet das, man gibt weniger aus als man einnimmt. Nun besteht aber ein gesamtwirtschaftlicher Zusammenhang zwischen meinen Ausgaben und den Einnahmen anderer, sowie zwischen meinem Einkommen und der Ausgaben anderer. Wir sind keine Selbstversorger mehr. Der geschlossene Kreislauf des „ich konsumiere all das was ich selbst produziere“ wurde geteilt & über die gesamte Volkswirtschaft gelegt.
            In Theorie: Wenn ich weniger ausgebe, verdient jemand anders weniger & kann somit auch weniger ausgeben & der Kreis schliesst sich bei mir mit weniger Einnahmen, die das in der 1. Runde gesparte Geldvermögen neutralisieren!
            In Praxis geschieht das dann eben über Verschuldung, denn mit Sparen reisst man Absatzlöcher auf, die mit Schulden gestopft werden & damit ihr gespartes erst SCHÜTZEN! Oder Lohnerhöhungen versuchen die Absatzlöcher zu füllen, die Preise steigen, das Gesparte entwertet. Oder Konjunkturprogramme, Geldspritzen …

            Die Sparer entwerten ihr Geld selbst! Wirtschaft ist ein geschl

          • G. Nardone sagt:

            @ Linus Huber: … und noch weiter: Denn dann erwarten die Sparer Zinsen, die die Entwertung ausgleichen soll. Die Zinsen aber landen massgeblich über die Schulden in die Preise & erhöhen diese. Konsequenz: die angebliche Entwertung des SparGeldvermögens beschleunigt sich, dass man selbst verursacht hat!

          • Linus Huber sagt:

            @ Nardone

            „Japan versucht seit den 90er der Defaltion mit Unmengen von neuem Geld entgegenzuwirken, eben um eine Inflation zu erzeugen, doch es gelingt ihnen nicht.“

            Ja, dies ist aber genau das Resultat NACH dem Platzen der Immobilien-Blase, welche zuvor ueber viele Jahre durch expansive Geldpolitik der Zentralbank ermoeglicht wurde. Im Zeitpunkt des Platzens der Blase wurde der Schaden schon angerichtet und der Resten von jenem Zeitpunkt an sind einzig die Folgen vorhergehender expansiver Geldpolitik. Japan hatte wenigstens das Glueck, dass ihre Blase platzte, als die Weltwirtschaft sich in einer besseren Verfassung befand. Wie sich das Problem dort schlussendlich ausspielen wird, ist noch ungewiss, aber ich glaube an keine Happy Ending.

            „Aber in Ihrem Sinne müssten Privatbanken dann auch Geld missbrauchen können, da sie ja Buchgeld schöpfen.“

            Ja und nein. Erstens das Wort „missbrauchen“ bezieht sich auf die Manipulation der kurzfristigen konjunkturellen Entwicklung mittels Geldpolitik der Zentralbanken. Das Problem mit Banken besteht darin, dass sie nicht den freien Marktkraeften unterworfen sind und ein enorm hohes Regelwerk geschaffen haben (hauptsaechlich via die Zentralbanken), welches die Ausweitung des Kreditvolumens foerdert. Die Reduktion der Eigenkapitalquote sowie der Reserveanforderung wurden hauptsaechlich durch Rueckendeckung der Zentralbanken ermoeglicht, womit die Kosten des Risikos der Allgemeinheit untergejubelt wurde. Ich rede hier immer ueber die Periode vor 2008. Ebenfalls haben wir ein Nichtuebereinstimmung der entgegen genommenen gegenueber den ausgelehnen Krediten, was in sich eigentlich ein Betrug darstellen muesste. Einfach erklaert, wenn ich der Bank mein Geld fuer einen Monat zur Verfuegung stelle, und die Bank dieses fuer ein Jahr ausleiht, handelt es sich um ein in sich fragwuerdiges Geschaeft, da theoretisch eine Bank sich dadurch ein potentielles Liquiditaetsproblem einhandelt.

          • Linus Huber sagt:

            @ Nardone

            „Aber zu ihrer These, dass Sparvermögen entwertet we…“

            Sie gehen von falschen Voraussetzung aus, in welchem sich die Zentralbanken um konjukturelle Entwicklung mit geldpolitischen Massnahmen kuemmern. Ich schlage Ihnen vor, die ABCT (Austrian Business Cycle Theory) einmal kurz zu studieren, um auf die entsprechenden Erklaerungen eine bessere Antwort zu finden. Eine wichtige Erkenntnis dieser Theorie liegt darin, dass jeder Kollaps auf einer vorhergehenden langfristigen und hohen monetaeren Expansion beruht und keineswegs ein Naturereignis darstellt.

            Mein „Erspartes“ darf nicht geschuetzt werden, sondern einzig nicht zwangsumverteilt durch inflationaere Geldpolitik. Natuerlich besteht die Moeglichkeit, dass wenn ich eine fehlerhafte Investitionsentscheidung traf, ich mein Erspartes verliere. Aber dies ist auch richtig so und ist die Grundlage des Kapitalismus.

            Ebenfalls muss Konsum nicht gefoerdert werden, da grundsaetzlich jeder moeglichst viel konsumieren moechte, jedoch durch seine persoenliche Situation entsprechend eingeschraenkt ist. Wir muessen nicht Geldpolitik dafuer verwenden die Konjunktur zu beeinflussen, sondern uns darauf konzentrieren, dass wir eine stabile und werterhaltende Waehrung haben. Zentralbanken (unter der Fuehrung des Fed) jedoch sind nicht Waehrungshueter sondern missbrauchen ihre Stellung um den Markt zu manipulieren. Dies fuehrte zu der heutigen nicht nachhaltigen Situation.

          • G. Nardone sagt:

            @ Linus Huber: Sie haben immer noch nicht die Frage beantwortet, warum in Japan seit den 90er keine Hyperinflation herrscht? Weil sie es eben nicht beantworten können! Sondern sie verstecken sich & beschuldigen wieder die Notenbank für die Immobilienblase! Warum gibt es in USA nach 2008 und heute in Europa keine Hyperinflation Herr Huber? Wieviel Tausend Mia Geld wurde denn gedruckt (bzw. wurde in computer eingetippt)? Dennoch haben wir keine Inflation geschweige Hyperinflation, eher Deflation. Die Staatsschulden übrigens stiegen massiv, hat man nicht weginflationiert, wie in Japan seit 90er. Die Realität ist völlig entgegen der Theorien der Monetaristen! Betreiben wir hier eigentlich Wissenschaft oder Religionskriege?
            Es sind immer die Anderen schuld, der böse Staat sowieso & die teuflische Notenbank neuerdings! Nun, „mehr Geld“ ist eine „nötige“ Bedingung für eine Inflation, doch keine „hinreichende“! Ist eigentlich die jap. Notenbank direkt Immobilien einkaufen gegangen? Nein, das war nicht die Notenbank, das waren Spekulanten! Die Notenbank hat sie nur „indirekt“ finanziert. Das Geld hätte aber auch für Neubauten ausgegeben werden können & man hätte dazu gleich auch Obdachlose beschäftigen können. Was wäre mit den Immo-Preisen dabei geschehen? Schliesslich geht es in der Wirtschaft ja immer noch darum, dass wir z.B. Häuser bauen, um eben darin zu wohnen. Heute aber komischerweise nicht mehr.
            Das einzige in diesem Bsp. was man der jap. Notenbank bzw. Staat in Bezug auf ihre Immo-Blase vorwerfen kann ist, dass sie nicht reguliert hatte, worin das neue Geld investiert wurde. Aber halt, das wäre ja ein Sakrileg für die Markt-Ideologen, das ist pfui!
            Es ist nicht die Fed oder SNB die die Märkte manipulieren, sondern die Privaten; Spekulanten, Investment-Banken! Die Notenbanken stellen nur das Geld zur Verfügung, dürfen aber ja nicht die freien Kapitalströme regulieren. & wenn’s schief läuft, wer wird beschuldigt? Na, wie billig doch die Ausreden heute doch sind.

          • G. Nardone sagt:

            @ Linus Huber: „dass jeder Kollaps auf einer vorhergehenden langfristigen und hohen monetaeren Expansion beruht“

            Hmm, ich weiss nicht so recht. Mehr Geld in meinen Händen? Tut erstensmal gar Nichts!

            „wenn ich der Bank mein Geld fuer einen Monat zur Verfuegung stelle, und die Bank dieses fuer ein Jahr ausleiht …“

            Sie scheinen nicht auf dem neuesten Stand modernen Bankings zu sein. Nicht; Deposite erzeugen Kredite, sondern umgekehrt, Kredit erzeugt Deposit! Von Bänker hört man das zwar nicht, aber von Zentralbänker, denen Sie ja nicht trauen:-) Und um noch genauer zu sein, entstehen diese gleichzeitig, doppelte Buchung, ist einfache Buchhaltung. D.h. die Banken verleihen nicht Ihr Geld jemand anderem, nachdem Sie’s einbezahlen, sondern haben’s schon längst jemandem verliehen, ansonsten hätten sie das Geld schon gar nicht!

            „Ich schlage Ihnen vor, die ABCT (Austrian Business Cycle Theory) einmal kurz zu studieren“

            Österreichische Schule. Nun, so viel ich weiss, sind das Markt-Ideologisten, oder -Fanatiker, Markt-Theologen? Ich schlage Ihnen „Realitäts-Check“ vor! Ganz von vorn wieder anfangen, denn es scheint mir, wir haben die ersten Lektionen von Wirtschaft verschlafen: Von der Eigenversorgung zur Arbeitsteilung. Erst die Arbeitsteilung erfordete den Markt. Bereits diese Lektion zu meistern ist schwieriger & irritierender als es scheint. Die heutige neo-klassische WirtschaftsWissenschaft denkt immer noch aus der Perspektive des Eigenversorgers bzw. einzel- oder betriebswirtschaftlich!

            Und was die Ideologie „der Markt regelt alles, hat immer Recht, Preise immer richtig“ betrifft: Nun, da haben die Markt-Ideologen logischerweise recht. Aber der Preis ist nicht absolut richtig, nur RELATIV richtig. Ja, die Preise geben immer den richtigen Feedback, aber in Bezug zu …! Bei einer Immo-/Aktien-Blase z.B. geben die Preise auch immer den richtigen Feedback, in Bezug zu … Ergebnis? Überbewertet.

      • Linus Huber sagt:

        Wenn man ehrliches Geld managen will, kann dies sehr wohl ein Computer vollziehen.

        • Baer sagt:

          @Linus: Sie wissen, dass wir in der Schweiz ein Vierterjahrhundert lang Geldmengensteuerung hatten? Das Experiment ist gescheitert und wurde abgebrochen. Erstens konnte die SNB die Geldmenge nicht steuern, da die Banken durch ihre Kreditvergabe Aktiv- und Passivseite der Bilanz praktisch beliebig ausweiten können. Zweitens gab es kaum einen Zusammenhang zwischen Geldmengensteuerung und Inflation. Was ist Ihre Theorie?

          • Linus Huber sagt:

            „Zweitens gab es kaum einen Zusammenhang zwischen Geldmengensteuerung und Inflation“

            Wenn mit Inflation die Preissteigerung des Konsumentenpreisindexes meinen, mag dies zutreffen. Allerdings misst dieser Index nur einen kleinen Bereich von Preisen der Volkswirtschaft.

            „Banken durch ihre Kreditvergabe Aktiv- und Passivseite der Bilanz praktisch beliebig ausweiten können“

            Dies ist in der Form von Reserveanforderungen sehr wohl steuerbar, sofern man will.

          • Oliver sagt:

            Was ist Ihre Theorie?

            Ich fürchte es ist vor allem Sehnsucht nach einer Welt, in der einfache, verständliche Regeln herrschen ud gute alte Tugenden wie Ehrlichkeit und harte Arbeit den Ton angeben. Alles schön und gut, aber für eine SOZIALwissenschaft, die sich zwangsweise damit auseinanderzusetzen hat, wie Menschen tatsächlich handeln, leider ein unbrauchbarer Ansatz.

            Dies ist in der Form von Reserveanforderungen sehr wohl steuerbar, sofern man will.

            Weiteres im Kapitel Wunschdenken der klassischen Ökonomie, zu der man in diesem Zusammenhang auch weite Teile der österreichischen Nationalökonomie zählen muss.

            Zentralbanken können weder die Menge ihres eigenen Geldes (Reserven) noch die Menge an Bankkrediten steuern, und zwar unabhängig davon, ob Reserveanforderungen nun bei 0% (z.B. Kanada), 10% oder 100% (z.B. Chicago Plan) liegen. Oder zumindest können sie dieses nicht, ohne die gesamte Wirtschaft lahm zu legen, was nun definitiv nicht zu ihren Aufgaben gehört.

            Modern Central Bank Operations—The General Principles

          • Oliver sagt:

            Firstly, the money supply is endogenous. Leaving aside the writers of macroeconomic textbooks, no one doubts this. Central bank governors tell us it is so and we can see for ourselves that central banks set a rate of interest as the sole instrument of policy, usually amidst a great deal of media attention, and all else is market-determined. There is no point in debating this any more.
            But questions of detail remain. Firstly, for example, the question of where precisely within the economic system the demand for loans originates. Traditionally in Post Keynesian economics, and more recently in circuitist theory, the emphasis has been upon firms’ working capital needs. This seems misplaced in the light of the evidence (a) that household demand for bank credit is now (…) much larger than firms’ borrowing requirements and (b) that estimates of firms’ loan demand which focuses narrowly upon the wage, import and tax bills do not perform well. Better results are obtained, even for firms’ demand for credit, by including a wider measure of economic activity such as GDP and good estimates of the total demand for credit (including households) can be obtained by recognising that the demand for loans originates with the widest variety of spending plans including those involving secondhand assets. None of this undermines the central hypothesis: the demand for loans originates within the economic system.
            Secondly, loans do create deposits (…)
            Finally,(…)central banks go to great lengths to prevent day by day reserve shortages.
            aus: The Endogeneity of Money:
            Empirical Evidence

          • G. Nardone sagt:

            @Baer: “Banken durch ihre Kreditvergabe Aktiv- und Passivseite der Bilanz praktisch beliebig ausweiten können.”
            Die Eigenkapitalquote schränkt dies aber ein, theoretisch.
            „Zweitens gab es kaum einen Zusammenhang zwischen Geldmengensteuerung und Inflation.“
            Gibt Zusammenhang zwischen Lohnstückkosten und Inflation.

          • George Aengenheister sagt:

            @Baer & Oliver: Der Linus liegt vielleicht genau richtig mit seinem Modell. Liessen wir die Menschen untereinander ohne Staatsintervention Güter und Dienstleistungen handeln, so hätten wir das beste Preis/Leistungsverhältnis und ehrliches, hartes und faires Arbeiten wäre DER Erfolgsgarant schlechthin und keinesfalls ein unbrauchbarer Ansatz. Wir sollten ev weniger Theorien und Modelle analysieren, sondern das Resultat unser Ökonomie betrachten: Enstehen eher Dinge, die Wenigen einer Riesennutzen bringen oder Vielen einen bescheidenen, jedoch brauchbaren Nutzen bieten? Ich würde jedenfalls lieber mit Linus Huber Handel betreiben als nach Deals mit Vasella und Co nachher in Unterhosen dastehen. Pillen für 100’000 CHF? Ein nachhaltiges Erfolgsrezept? Nur weitermachen so und wir werden klassisch scheitern genauso wie alle vor uns auch, die Macht und Ruhm höher bewerten als bescheidener, aber fairer Handel untereinander. Und ich trinke dann noch ein Bier mit Linus, Thomas Ernst und Ast.

          • Linus Huber sagt:

            @ Oliver

            Ich habe doch nirgends erklaert, dass das Kreditvolumen von den Zentralbanken kreiert wird und ich gehe mit Ihnen einig, dass dies innerhalb der Wirtschaft ablaeuft.

            Jedoch legt die Zentralbank den Preis fuer Geld fest (und ueberlaesst dies nicht dem freien Markt), womit wir eine Art Zentralplanung kreieren, da der wichtigste Preis innerhalb des Wirtschaftssystem manipuliert wird. Wenn dieser Preis zu tief angesetzt wird, entstehen dadurch automatisch fehlerhafte Entscheide innerhalb des Systems. Wenn die Zentralbank zugleich auch noch den Banken als „Lender of last resort“ zur Verfuegung steht, haben wir eine 2. Stufe, welche die Risikopraemie verfaelscht im System und eine indirekte Umverteilung dessen via Geldpolitik auf die Allgemeinheit zulaesst.

            Ebenfalls kann die Anforderung hoeherer Reserven die Geldkreation der Banken mit beeinflussen. Es ist sicherlich eine andere Situation, wenn man 2,5% oder 10% an Risikokapital zur Verfuegung haben muss. Dies kann man am besten daran erkennen, wie sehr sich die Banken dagegen wehren, dass eine geforderte Erhoehung und damit eine Reduktion des Risikos umgesetzt wird.

            Ebenfalls wird oft erklaert, dass man Blasen nicht erkennen koenne. Wenn das Bankensegment innerhalb des Aktienindexes eines Waehrungsraumes weit ueber 10% der gesamten Gewinne der Wirtschaft erarbeitet, sollte jeder Zentralbanker erkennen koennen, dass hier etwas schief laeuft. Dies waere nur ein kleiner aber nuetzlicher Indikator.

            „Sie wissen, dass wir in der Schweiz ein Vierterjahrhundert lang Geldmengensteuerung hatten? Das Experiment ist gescheitert und wurde abgebrochen.“

            Was heisst hier „gescheitert“. Bitte mehr spezifisch. Vielleicht moegen die Resultate der Elite nicht gepasst haben, aber inwiefern kann etwas scheitern, was ja anscheinend gar nicht moeglich sein soll nach den von Euch dargestellten Ausfuehrungen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Oliver und Baer

            Ich freue mich, dass Ihr Euch wieder meldet in diesem Blog. Ich habe Euch wirklich vermisst, da Ihr die typisch indoktrinierte Klasse der Oekonomen respraesentiert.

            Ich stelle Euch einmal eine Frage, welche nicht mit einem Modell bearbeitet werden kann.

            WAS SIND DIE LANGZEITAUSWIRKUNGEN INFLATIONAERER GELDPOLITIK AUF DIE GESELLSCHAFTLICHE WERTESKALA?

            Glaubt Ihr, dass sich die gesellschaftlichen Werte nicht veraendern aufgrund einer Geldpolitik, welche das Medium Geld unnachgiebig und dauerhaft entwertet? Ja oder Nein. Und solltet ihr eine bejahende Antwort geben, was glaubt ihr, inwiefern sich die Werte veraendern in Bezug auf gesellschaftsfoerdernde Werte (Selbstverantwortung, Freiheit, Ehrlichkeit, Ehrenhaftigkeit, Naechstenliebe, Nachhaltigkeit etc.) oder Werte, welche die Gesellschaft negativ beeinflussen (z.B. nicht nachhaltiges Verhalten, kurzfristiges Denken, egozentrischen Verhalten, Versklavung etc.).

            Gebt mir nicht sofort Antwort, sondern ueberlegt intuitiv, inwiefern Geldpolitik und damit ein Medium, welches taeglich von saemtlichen Menschen innerhalb eines Waehrungsraumes benutzt wird und somit allgegenwaertig und jederzeit in Anwendung kommt, Einfluss auf unsere Werte haben mag.

          • Oliver sagt:

            @ Linus

            Lesen Sie mal den Beitrag unter Baers Namen. Dort steht eigentlich alles drin.

            Ebenfalls kann die Anforderung hoeherer Reserven die Geldkreation der Banken mit beeinflussen. Es ist sicherlich eine andere Situation, wenn man 2,5% oder 10% an Risikokapital zur Verfuegung haben muss. Dies kann man am besten daran erkennen, wie sehr sich die Banken dagegen wehren, dass eine geforderte Erhoehung und damit eine Reduktion des Risikos umgesetzt wird.

            Reserven sind nicht Eigenkapital. Sie werden sogar auf gegenüber liegenden Seiten verbucht.

          • Linus Huber sagt:

            Es handelt sich hier um Fragen der Definition. Wenn Banken beliebig ihre Bilanz ausweiten koennen, ist dies ein systemrelevanter Fehler, den die Zentralbanken in den Griff zu kriegen haben. Das ist ihre Funktion.

            Eigenkapitalvorschriften und Reserven greifen in einander und sind als gemeinsame Nennwerte zu betrachten. Es ist keine Rocket-Science, sondern es braucht den notwendigen Willen. Wenn jedoch die Funktion der Zentralbank einzig darin besteht, den Banken zu DIENEN, funktioniert das ganze System natuerlich nicht, sondern alles wird bankenfreundlich gestaltet.

            Es ist ja schoen, dass Sie buchhalterische Aspekte mit einbringen in die Diskussion. Wir muessen jedoch einmal auf die grundsaetzlichen Aspekte zu sprechen kommen und uns nicht mit Worthuelsen begnuegen.

            Das beharren auf eine sehr enge Betrachtungsweise Ihrerseits und das ignorieren viel wichtigerer Aspekte ist auffaellig.

          • Linus Huber sagt:

            Man darf sich in diesem Zusammenhang sicherlich einmal Gedanken machen, was die Funktion der Zentralbanken sein soll. Sind dies Institution hier um ein Bankensystem, welches sich mit immer abstruseren Aktivitaeten beschaeftigt, zu unterstuetzen oder liegt die Funktion einer nachhaltigen und werterhaltenden Geldpolitik. Oder in anderen Worten, arbeiten diese Institutionen fuer die Bevoelkerung oder fuer die Banken und deren sich bereichernden Eliten.

            Wenn wir eine stabile Waehrung anstreben, bringt dies Nachhaltigkeit und Verantwortung, im andern Falle produzieren wir eine Gesellschaft von Spekulanten mit all den gesellschaftsschaedigenden Nebeneffekten. Es gibt viele Aspekte, welche in diesem Zusammenhang sehr fragwuerdig erscheinen. Warum sollen z.B. Banken durch einen „Lender of last resort“ geschuetzt sein? Dies gibt es ansonsten in keiner Industrie. Wir muessen nicht nur an der Oberflaeche kratzen, sondern die grundlegenden Fragen stellen, ansonsten wir einzig eine fragwuerdige Situation noch staerker institutionalisieren.

            Die Fokusierung der Geldpolitik einzig auf den Konsumentenpreisindex ist eine besondere Fehlleistung unlogischer Gedankengaenge. Die Ausweitung der Kreditmenge muss sich keineswegs dort bemerkbar machen, insbesonders unter Beruecksichtigung, dass die Preise aufgrund von Produktivitaetssteigerung natuerlich haetten fallen muessen und wir ueber die letzten vielleicht 30 Jahre eine Reduktion der Preise innerhalb dieses sehr limitierten Instrumentes erlebt haetten. Schlussendlich fuehrt kein Weg daran vorbei, sich mit der Geldmenge im System zu befassen, da die Kontrolle, wohin Geld (Kredit) fliesst nicht wirklich kontrolliert werden kann.

            Wenn hingegen die Ansicht besteht, dass die Geld/Kreditmenge nicht gemessen werden kann, wuerde ich vorschlagen, die Zentralbanken gleich aufzuloesen und dadurch diesen Marktverzerrenden Verein aus der Welt zu schaffen.

          • Linus Huber sagt:

            @ Oliver

            Ich habe das Script des genannten Vortrages von Dr. Jordan kurz ueberflogen und erkenne darin nichts als den Versuch, seine Waehrungspolitik zu rechtfertigen. Das grundlegende Problem, naemlich, dass das Kreditvolumen aufgrund ankerloser Geldpolitik zumindest in den letzten 30 Jahren explodierte und die Grenze der Nachhaltigkeit laengst ueberschritt, sprach er natuerlich nicht an. Die Ausweitung der Bilanzen bei den Zentralbanken ist nichts weiter als das heutige Resultat der vergangenen inflationaeren Geldpolitik, welche hauptsaechlich vom Fed gefoerdert wurde. Dr. Jordan haette sehr wohl die Gelegenheit benuetzen koennen, diese Geldpolitik zu hinterfragen, jedoch verharrte in seinen Ausfuehrungen an den oberflaechlichen Aspekten der Situation. Natuerlich ist es extrem schwierig fuer ihn, die grossen Zentralbanker zu kritisieren, jedoch genau dies waere langsam angesagt in Anbetracht der gegenwaertigen Entwicklung.

      • ast sagt:

        @ Herr Gauch, die Computer -Programmierung bei Credit Suisse (als Quote Stuffing bezeichnet) während der Zeit des Lehman -Kollaps wurden bis vor Kurzem von der Politik noch als Verschwörungstheorie abgetan. Können Sie mir sagen welche Schule hier dahinter steckt?
        http://www.nanex.net/aqck2/4022.html

        Aus meiner Sicht steckt dahinter keine Schule, sonder einfach Habgier die mit allen Mitteln befriedigt wird, und das wiederum ist psychologisch erklärbar -obwohl die Computer selbst natürlich nur mit Zahlen befuttert werden.

        Die Triebkraft hinter diesem Verhalten nennt sich schlicht Gewinnoptimierung, und zwar ohne jede Rücksicht auf die Folgen in der Zukunft, like Vasela mit dem Vulkan gespielt -alles auf eine Karte gesetzt.
        Das ist Verhalten welches in der Nanosekunde wirkt, so sind heute die Märkte der Menscheit, sie sind Nanosekundenmärkte -völlig losgelöst von sozial Emphatisch und Verantwortlichkeit, einfach die Gunst der Mikrosekunde genutzt. Gewinn oder Verlust werden fern von Theorien realisiert die sich mit Entwicklungen über Jahre befassen, das ist nicht das gleiche Universum das hier spielt.

    • Rainer Lenzburger sagt:

      Es sollte eigentlich langsam bekannt sein, dass das herrschende Geldsystem (mit Zinsen) den Wohlstand an die Wohlhabenden umverteilt (also dieser Begriff ist in diesem Zusammenhang eh falsch, also ersetzen wir ihn durch: konzentriert).

      • Linus Huber sagt:

        @ Rainer

        Die Umverteilung nach oben hat nicht in erster Linie mit dem Zins zu tun, sondern mit der Vermeidung von Abschreibungen auf Fehlinvestitionen mit Hilfe der inflationaeren Geldpolitik.

        Inflationaere Geldpolitik funktioniert als Umverteilungsmechanismus, indem der Schuldner zulasten des Sparer bevorteilt wird. Ebenfalls fuehrt dies zu einer Kultur, in welcher positive Werte fuer das Funktionieren einer Gesellschaft geschwaecht werden und schrittweise durch Werte ersetzt werden, welche negative Auswirkungen fuer die Gesellschaft ausweisen.

        • G. Nardone sagt:

          @ Linus Huber: „Inflationaere Geldpolitik funktioniert als Umverteilungsmechanismus, indem der Schuldner zulasten des Sparer bevorteilt wird.“ – Mit Inflation steigen aber auch die Zinsen, um eben den Kaufkraftverlust wettzumachen.

          @ Rainer Lenzburger: „dass das herrschende Geldsystem (mit Zinsen) den Wohlstand an die Wohlhabenden umverteilt“ – Hab ich auch lange geglaubt, sehr lange, bis … Angenommen, man besitze 2 Wohnungen, in der einen lebt man, die andere Whg. vermietet man. Es wäre doch nicht ungerecht dafür eine Entschädigung bzw. Miete zu erwarten, nicht wahr? Und das ist vergleichbar mit Zins oder Rendite, zufälligerweise nennt man es hier ja auch „Mietzins“. D. h., Kapital bzw. Sachkapital, das man sich erarbeitet hat, wird anderen zur Verfügung gestellt gegen Entschädigung, da man es selbst nicht nutzt. Damit ist der Zins weder ungerecht noch ein Umverteiler.
          Was hingegen als Ursache eher umverteilt von unten nach oben oder konzentriert ist SPAREN!
          Da meine Ausgaben in einem gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang stehen mit den Einnahmen anderer und umgekehrt, erzeugt Sparen logischerweise Einnahmenrückgang anderer. Es reisst Löcher am Markt auf, die dann nur durch weitere Verschuldung gestopft werden können, ja sogar müssen um nicht in eine relative Deflation zu stürzen, sprich ernsthafte Wirtschaftskrise. Mit der zus. Verschuldung & Zinsbelastung landen auch die jeweiligen Zinsen auf die Konten der eher Wohlhabenden und für die sog. Schwächeren steigt die Zinsbelastung, daher scheint der Zins ungerecht, ist aber falsch. Die Wohlhabenden haben nicht nur Einkommen durch Bankzinsen, sondern auch durch Sachkapital, Aktien usw. Der Eindruck, dass sie auf Kosten des Rests reicher werden, ist aufgrund dass sie weniger ausgeben als sie einnehmen. Und durch den Druck auf die Marktteilnehmer der daraus entsteht & ihrer relativen guten Aufstellung am Markt, gewinnen sie noch Marktanteile, was ihre Einkommen noch steigert auf Kosten der schwächer gestellten.

          • Linus Huber sagt:

            @ Nardone

            Leider werden die Zinsen durch die Zentralbanken manipuliert und spiegeln nicht die marktwirtschaftliche Verhaeltnisse. Ebenfalls ist die Frage, was Sie unter Inflation verstehen. Wenn Sie dies einzig auf Preissteigerungen innerhalb des Konsumentenpreisindexes beziehen, liegen Sie definitiv falsch mit Ihrer Aussage.

  • Rolf Zumtor sagt:

    Es war gerade Robert Lucas, ECONOMETRIC POLICY EVALUATION: A CRITIQUE, 1973, 1983 mit Verweis auf E. Phelps, der gezeigt hatte, dass systematische ökonometrische Zusammenhänge („Modelle“) wegen der Verhaltensänderungen aus neuen Informationen usw., NICHT bestand haben können. Bei rationalen Erwartungstheorie geht es, gerade nicht um das „wahre Modell“, welche L. Klein zu schätzen suchten, sondern um die zentrale Einsicht, dass eine systematische Geldmengenerhöhung, bzw. Geld-, Fiskalpolitik (Barro-Ricardo-Theorem), keinen Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung haben können.

    • Michael Schwarz sagt:

      @Rolf Zumtor:

      Das versuchte ich seit vier Jahren die Ökonomen klar zu machen, dass die klassische ökonomische Theorie keinen Bestand haben werden. Weil die Menschen, Gesellschaft und Strukturen in Unternehmen sich verändern. Die kleine Veränderung summiert sich, nach 20 oder 30 Jahre wachen die Ökonomen auf, merken, dass die Theorie nicht mehr richtig funktionieren. Ein Ersatz gibt es zur Zeit nicht, weil die Ökonomen die Probleme in Vergangenheiten ignoriert haben, als kurzfristige Abweichung von Normalität getan.

  • Michael Schwarz sagt:

    Dieser Artikel beschreibt den Konflikt in ökonomischen Modellen, mit den man noch gearbeitet wird. Obwohl Lucas Kritik schon in 70er bekannt ist, will die Zentralbank von dem nichts wissen. Wenn man die geldpolitischen Massnahmen Bernankes in letzten vier Jahren analysiert, können wir klar erkennen, dass Bernanke an Phillips Curve festgehalten hat, mit allem Gewalt versucht er die Arbeitslosigkeit in den USA zu senken, auch wenn die Wirtschaft und Investition unter seine Geldpolitik leidet.

    Allein die Aussage Bernankes ist ein Skandal, nämlich die Anbindung der Arbeitslosigkeit mit der Geldmenge. Wie gesagt, die Geldpolitik in den USA ist ein Zeitbombe, der später explodieren wird. Bernanke argumentiert, weil alle Zentralbank QE betreibt, deshalb wird seine ultra expansive Geldpolitik relativiert, das er in der Öffentlichkeit. Dabei hat er die Geschichte der expansiven Geldpolitik verschwiegen, der Fed ist der Vorreiter des Geldvernichters, andere Länder passen sich die Situation nur, um das ökonomische Gleichgewicht wiederherzustellen.

    Der Währungskrieg ist wie Phillips Curve, keine Effekte bei langfristiger Sicht. Das erklärt auch warum der US Curr. Acc. nichts ändert, obwohl der Dollar bereits extrem billig ist. Das erklärt warum das Modell des J-Kurves eine ökonomische Illusion ist. Das Phillips Curve Modell hat in der Vergangenheit viele Schaden in ökonomischen Strukturen verursacht, das Wirtschaftssystem und Finanzsystem von Grund aus destabilisiert.

    Die Frage ist es, was lernen man daraus? Ich kann Ihnen heute wiederholt Sagen, Nichts. Weil die meisten Ökonomen Theoretiker sind, sie haben die Wirtschaft aus empirische Sicht noch nie gesehen, vor allem wollen sie es auch nicht sehen. Ich betone, die Ökonomie ist keine Mathematik, theoretische Physik, wo man alles mit Zahlen erfassen kann.

  • Hanspeter Niederer sagt:

    Wenn ich sehe, für welches intellektuelle Stümpertum Nobelpreise für Wirtschaft ausgegeben wurden und werden, kann daraus nur eine Forderung abgeleitet werden: der Nobelpreis für Wirtschaft muss abgeschafft werden.

    • Thomas ernst sagt:

      @ Hanspeter

      Es gibt keinen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Das hat sich der grosse Alfred selig verbeten.

      Es gibt nur einen Preis der Schwedischen Reichsbank im Gedenken an Alfred Nobel, der von schludrig denkenden Leuten als Nobelpreis bezeichnet wird.

  • Leo Schmid sagt:

    Wie alle bisherigen „Wirtschaftswissenschafter“, ob mit Nobelpreis oder anderen Ehrungen ausgezeichnet handelt es sich auch hier um elitäre Kaffeesatzleser. Menschliches Verhalten, sprich wirtschaften lässt sich nicht in mathematischen Formeln fassen.

    • Linus Huber sagt:

      Richtig

    • ast sagt:

      So ist es, wei sonst könnte man erklären dass die Banker an einer funktionierenden Ökonomie nicht die Bohne in Realität interessiert sind. Jüngstes Beispiel dazu ist der Support des Italieners Berlusconi durch die Italienische Banken-Plutikratie.
      Wer es nicht glaubt, der lese dies:

      „Paradoxically, the worst case scenario could actually become the best case, in our view. A booming success of the Five Star or a last-minute Berlusconi victory would scare the market sufficiently to put pressure on the spread so to offer Italy the perfect excuse for what we keep seeing as the only viable way out given the non-sustainability of the Country’s high public debt: applying for Draghi’s OMT programme (see our Banking Union Clouds note of 22 October). This would naturally end up putting
      pressure on Germany ahead of its September elections, and add renewed pressure to the EUconvergence project.“

      Risikobericht Mediobanca zu den Italienischen Wahlen
      Seite 3
      http://www.ilsole24ore.com/pdf2010/SoleOnLine5/_Oggetti_Correlati/Documenti/Notizie/2013/02/mediobanca-elezioni-italia.pdf?uuid=8580022c-79c3-11e2-a8ba-d3585ccb88bb

  • Heinrich Gerber sagt:

    In der heutigen Ökonomie nähert man ein Pferd durch eine Kugel an und berechnet dann mit ausgeklügelten Algorithmen die Bewegung des linken Vorderhufes. So etwas ist intellektuell stimulierend. Gefährlich wird es einfach, wenn man die Ergebnisse auf die Realität loslässt.

  • Karol Sleczkowski sagt:

    Die Rationalitätshypothese geistert seit der Aufklärung in der Wirtschaftswissenschaft herum und krankt am falschen Rationalitätsbegriff.
    Rational entscheiden hiesse zu wissen, was kommen wird, um die richtige Entscheidung zu treffen.
    Da derartiges Wissen, rein technische Routinen ausgenommen, nicht möglich ist, kann man sich bestenfalls auf Regeln einigen, komme, was wolle.
    Es sind letztlich die Regeln der Logik und der Ethik als Verhaltenslogik, die sich selbst Geltung verschaffen, auch wenn gegen sie verstossen wird.
    Krisen sind nur ein Symptom massiver Verstösse der Marktteinehmer und der Staaten gegen diese Regeln und ein Beleg für die Geltung von so etwas wie ein ethologisches Prinzip.
    Makroökonomie, die diesen entscheidungstheoretischen Ansatz nicht beachtet ist eine Illusion, die von der Illusion der Allmacht des Staates genährt wird und nur als eine Art politische Ökonomie herumgeistert.
    Sie hat keinen anderen empirischen Gehalt als reine Wirtschaftpolitik, der sie eine ökonomische Mataphysik liefert.

  • Thomas ernst sagt:

    Der Artikel zeigt sehr schön, dass nicht nur Topmanager, Toppolitiker, sondern auch Top-Wissenschafter gerne in jene Überheblichkeit verfallen, wo sie sich in einer abgehobenen Sphäre bewegen, und wo ihnen alles machbar erscheint. Ob Vasella, Merkel oder Strauss-Kahn, sie alle erleben sich als übermächtig und glauben, auf reale Gegebenheiten keine Rücksichten mehr nehmen zu müssen. Realität ist für Weicheier.

    Schon Keynes war diesem Wahn verfallen, und die Chicago-Boys standen ihm in nichts nach. Aber auch unsere Nationalbank gibt sich der Illusion der Machbarkeit von Wirtschaftssteuerung hin.

    Wenn man schon Einfluss auf die Wirtschaft nehmen will, muss man die Stimmung der Bevölkerung beeinflussen. Schliesslich wurde bereits gezeigt, dass die Entwicklung der Inflationsrate letztlich einzig von den Erwartungen der Bevölkerung über die künftige Inflationsrate abghängt. Eine reine self-fullfilling prophecy. Von wegen Geldmengensteuerung durch die Notenbank!

  • Wow! Der beste Artikel aller Zeiten, und ich meine einschliesslich aller zukünftigen Zeiten, die wir ja „scientific[ally]“ korrekt vorhersehen können! Grandios!

  • Frank Z. Marg sagt:

    „They said, let’s be scientific“. Wenn das der Grundsatz gewesen wäre, dann hätten die verschiedenen Modelle schon viel länger kontrovers diskutiert werden müssen, und vieles, was im Interview von Phelps gesagt wurde, wäre schon lange klar. Modelle erlauben prediktive Aussagen, die empirisch überprüft werden können. Treffen sie zu, so stützt es das Modell, wenn nicht, muss das Modell überarbeitet oder gar verworfen werden. Die Philips-Kurve z.B. hätte man schon lange ad acta legen können. Keine empirischen Daten haben diese Kurve je unterstützt…

  • Sepp sagt:

    Auch dieser Beitrag geht stillschweigend davon aus, dass Bäume in den Himmel wachsen. Anders gesagt, es ist ein grosser Unterschied, ob die ökonomischen Formeln in China oder in einem gereiften Industrieland angesetzt werden. In einem schnell wachsenden Land können die vereinfachten Modelle noch funktionieren, weil die angenommenen Parameter überwiegen.

    Nach wie vor werden die falschen Fragen gestellt. Es geht nicht um Arbeitslosigkeit und Wachstum, sondern darum, ob genügend Produkte und Dienstleistungen erzeugt und wie diese einigermassen gerecht verteilt werden.
    Wenn wir genug Güter haben, sollte das Wirtschaftsmodell es zulassen, dass wir mit dem Arbeiten aufhören (Arbeitslosigkeit). Natürlich dürfen wir, aber wir sollten nicht müssen. Im heutigen Modell müssen wir selbst morsche Bäume weiter wachsen lassen, bis sie umfallen.

    Neue Modelle müssen somit robuster sein. Sie müssen auch dann noch zu einem stabilen (beherrschbaren) Zustand führen, wenn mal die Hälfte der Bevölkerung keine Arbeit hat, schlicht und einfach, weil die nötige Arbeit erledigt ist.

    • will williamson sagt:

      Damit haben die Ökonomen und die Politiker ein Problem. Schliesslich steht schon im alten Testament, dass Adam sein Brot „im Schweisse seines Angesichts“ essen soll. Und der Volksmund sagt, Müssiggang sei aller Laster Anfang. Was die Ökonomie angeht, ist sie zumindest keine exakte Wissenschaft, falls sie überhaupt eine ist. In der Mathematik herrscht Einigkeit, dass 1 + 1 zwei ergibt. In den Wirtschaftswissenschaften widersprechen sich die Nobelpreistäger. Bei den Modellen ist das Rechenverfahren definiert, berücksichtigt aber nicht alle Einflussfaktoren. Das Problem liegt aber primär beim Input. Wenn von falschen Voraussetzungen ausgegangen wird, nützt das beste Modell nichts. Wenn die Ökonomie und die Ökonomen für die Wirtschaft hilfreich wären, hätten wir 2008 nicht in die Krise fallen dürfen oder zumindest dürften wir heute nicht mehr darin verharren.

  • Baer sagt:

    Sehr guter Beitrag!

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