Die drei Eurokrisen

Ist bezüglich Eurokrise optimistisch: Der britische Wirtschaftshistoriker Harold James. (AP/Daniel Hulshizer)
Die Aktienkurse steigen, der Euro ebenso. Der Wirtschaftshistoriker Harold James hält sogar die Aufgabe der Euro-Franken-Untergrenze noch in diesem Jahr für möglich. Was ist los?
Eines der grossen Privilegien im Journalistenberuf liegt darin, mit spannenden Zeitgenossen sprechen zu können. Harold James ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der renommierten Princeton University. Mein Kollege Jan Baumann und ich hatten Gelegenheit mit ihm über die Eurokrise, über die Politik der Schweizerischen Nationalbank, über die Geld- und Fiskalpolitik generell und über die Regulierung der Banken zu sprechen. Hier das ganze Interview. Von Harold James ist ausserdem ein Buch erschienen. Sein Thema: Die Auseinandersetzungen unter den europäischen Notenbankern über eine (aus damaliger Sicht) mögliche künftige Währungsunion von den 1960er bis in die 1990er Jahre.
Im Interview zeigt sich Harold James recht optimistisch zur Eurokrise, das soll hier Thema sein. Zur jüngsten Entwicklung sagt er:
Das Marktgeschehen zeigt, welch grossen Einfluss die Zentralbanken in der Krise haben. Es ist gelungen, aus der Negativspirale herauszukommen und die Erwartungen der Marktteilnehmer in eine günstige Richtung zu drehen… EZB-Chef Mario Draghi selbst spricht von «positiver Ansteckung», um den Effekt zu beschreiben. Die Situation verbessert sich automatisch, wenn die Zweifel am Euro verschwinden. Es sieht ganz so aus, als sei die ganz heisse Phase, die im Herbst 2010 begann, seit dem Sommer 2012 vorbei.
James ist derart optimistisch, dass er sogar von einem baldigen Ende der Euro-Franken-Untergrenze durch die Schweizerische Nationalbank ausgeht:
Wenn sich nun die Märkte weiter stabilisieren, kann die SNB recht elegant die Untergrenze zum Franken auflösen, ohne Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Denn die Währungsreserven in Euro kann sie dann zu einem guten Preis abstossen.
Alles wieder gut? Ende Eurokrise? Ganz so weit will Harold James nicht gehen:
Vorläufig ist die Gefahr gebannt. Aber niemand wird definitiv Entwarnung geben wollen.
Meine Skepsis war hier schon einmal Thema. Die Idee, die Untergrenze bald aufzuheben, finde ich überhaupt keine gute Idee und ich bin anders als Harold James überzeugt, dass das auch nicht so rasch geschehen wird – wenn überhaupt je. Warum, sollte am Ende dieses Blogbeitrags deutlich geworden sein.
Wenn davon die Rede ist, dass die Krise vorbei oder fast vorbei sei, dann stellt sich die Frage, von welcher Krise genau die Rede ist. Ich würde von drei Krisen der Währungsunion sprechen, die man sich wie eine Pyramide vorstellen kann, bei der die dritte auf der zweiten und diese auf der ersten steht. Bei der dritten Krise handelt es sich um jene auf den Kapitalmärkten, bei der zweiten um die Konjunkturkrise und bei der ersten um die Krise der Strukturen in den Euroländern und den Institutionen der Eurozone.
Was Harold James im obigen Zitat anspricht, ist die dritte und jüngste Krise. Momentan sieht es tatsächlich danach aus, als dass sie vorderhand gebannt ist. Aber so lange es die anderen nicht auch sind, bleibt dieser Erfolg ungesichert. Die jüngsten Entwicklungen in Italien und Spanien allein weisen darauf hin. Gehen wir diese Pyramide von der Spitze her an:
- Die dritte Krise ist jene auf den Kapitalmärkten. Noch vor kurzem hatte sie das Potenzial, die Währungsunion in kürzester Zeit zu zerstören.
Wir von NMTM haben darüber immer wieder berichtet. Die Angst vor dem Auseinanderbrechen der Eurozone und vor dem Staatsbankrott gefährdeter Länder hat die Zinsen von deren Staatsanleihen in die Höhe getrieben, was den Bankrott und Ausstieg dieser Staaten noch wahrscheinlicher gemacht, zu Kapitalflucht geführt und zu einem drohenden Kollaps des Finanzsystems geführt hat. Es war immer klar, dass nur eine Institution diese Entwicklung aufhalten kann: die Europäische Zentralbank EZB. Und sie hat es mit zwei Aktionen getan: Zuerst Anfang 2012 mit der (noch ungenügend wirksamen) Long Term Refinancing Operation (LTRO) – der langfristigen Geldversorgung der Banken mit einer Billion Euro – dann mit der Operation «Outright Monetary Transactions» (OMT).
Letztere hat den Durchbruch gebracht, weil die EZB damit klar gemacht hat, dass sie jeden übermässigen Anstieg der Zinsen gefährdeter Länder durch unbeschränkte Käufe von deren Staatsanleihen im Keim ersticken würde – die Bedingung dafür ist allerdings, dass diese Länder sich dem Diktat des Rettungsfonds unterwerfen. Dank der unbeschränkten Geldschöpfungsfähigkeit der Notenbank hat diese Ankündigung allein gereicht, um Krise 3 vorerst aufzuhalten, sogar ohne dass die EZB tatsächlich Käufe im Rahmen dieses Programms vornehmen musste. Folgendes meint Harold James zur Aktion:
Das Marktgeschehen zeigt, welch grossen Einfluss die Zentralbanken in der Krise haben. Es ist gelungen, aus der Negativspirale herauszukommen und die Erwartungen der Marktteilnehmer in eine günstige Richtung zu drehen… Interessanterweise gelang das, ohne dass die EZB tatsächlich solche Transaktionen vornahm. Draghi spricht von positiver Ansteckung, um den Effekt zu beschreiben.
Damit zur nächstunteren Krisenstufe unserer Pyramide – um im Bild zu bleiben. Jene Stufe, auf der sich die Kapitalmarktkrise überhaupt erst entwickeln konnte:
- Die zweite Krise ist die Konjunkturkrise. Sie setzt sich unvermindert fort.
Die eben behandelte dritte Krise fusst insofern auf der Konjunkturkrise, als der Auslöser der drastisch steigenden Zinsen für gefährdete Länder die Einsicht war, dass dort die Wachstumskräfte fehlen, um die angehäufte Verschuldung nachhaltig zu machen, bzw. abzubauen. So lange nicht klar ist, woher diese Wachstumskräfte kommen sollen, kann daher auch die Kapitalmarktkrise jederzeit wieder aufbrechen.
Tatsächlich ist an der Konjunkturfront keine Beruhigung auszumachen. Die jüngsten Zahlen zur Arbeitslosigkeit in der Eurozone sind nach wie vor alarmierend. Im gesamten Euroraum beläuft sie sich auf 11,7 Prozent. In Griechenland liegt sie bei 26,8 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit sogar bei 57,6 Prozent. Das viertgrösste Euroland Spanien weist eine Arbeitslosenquote von 26,1Prozent und 55,6Prozent bei der Jugendarbeitslosigkeit aus. Die Jugendarbeitslosigkeit der gesamten Eurozone liegt bei 24 Prozent.
Und es ist nicht klar, woher eine deutliche Linderung kommen soll: Das Deleveraging (der Schuldenabbau der Privaten) ist noch bei weitem nicht abgeschlossen, wie mein Kollege Mark Dittli im letzten Beitrag hier mit Bezug auf Richard Koo zum wiederholten Mal aufgezeigt hat. Damit ist von der privaten Nachfrage wenig zu erwarten. Von der Exportseite kommt gleich aus zwei Gründen keine Entlastung: Die konjunkterelle Lage potenzieller Absatzländer ist selbst schwach und eine Währungsabwertung – um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Produkte zu befördern – ist für ein Euromitgliedsland unmöglich. Zu allem Übel wertet nun der Euro auch noch gegenüber den anderen Weltwährungen auf, weil die anderen mächtigen Notenbanken alle geldpolitisch aufs Gaspedal treten. Kein Wunder wächst der Druck auf die EZB, hier nachzuziehen. Und unter all diesen Umständen müssen die derart geschwächten Staaten noch die Budgets kürzen, was die Nachfrage erst recht einbrechen lässt. Harold James hat jedenfalls kein historisches Beispiel genannt, wo solche Bedingungen zum Erfolg geführt haben. Auf die Frage zu den harten Sparschnitten meinte er:
Schweden und andere skandinavischen Länder haben enorme Reformen durchgesetzt, doch sie hatten das grosse Glück, dass sie das vor dem Hintergrund hoher Wachstumsraten in der Weltwirtschaft tun konnten. Es ist sehr schwer, wenn man solche Massnahmen durchsetzen muss, während nicht nur die europäische, sondern die ganze Weltwirtschaft ein schwaches Wachstum zeigt.
Um aus dieser Konjunkturkrise herauszukommen, ist zumindest eine weniger restriktive Fiskal- und eine expansive Geldpolitik hilfreich, wie sich das auch in anderen Ländern gezeigt hat. Harold James meint auf den Nutzen der aussgergewöhnlichen Massnahmen der Notenbanken angesprochen:
Doch, wir brauchen die aussergewöhnlichen Massnahmen weiterhin. Mit der Finanzkrise ist die Risikoaversion stark gestiegen und damit kletterten die Zinsen für alles, was als riskant wahrgenommen wurde. Die Zentralbanken müssen in einer solchen Lage das gesamte Zinsspektrum ins Auge fassen, nicht bloss den Leitzins. Das hatte bisher grossen Erfolg. Nun beginnen die Märkte langsam wieder normal zu funktionieren, und zwar auch in der Eurozone. Bislang haben die ausserordentlichen Massnahmen der Notenbanken keine Inflation erzeugt. Die Aufblähung der Notenbankbilanzen ist primär ein Zeichen der Schwäche des Finanzsektors. Die Banken geben das billige Geld nicht weiter. Deshalb ist der Geldumlauf in der Wirtschaft auch nicht gross gestiegen.
Das wahrscheinlichste Szenario für die Eurozone ist eine lang anhaltende chronische Krise mit hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Destabilisierung der Gesellschaft und der politischen Institutionen in den gefährdeten Ländern. Das Sinken der Preise und Löhne in diesen Länder (die interne Abwertung) hilft zwar, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, erhöht aber andererseits die Last der Verschuldung weiter – das verheerende Zusammenspiel hat der grosse amerikanische Ökonom Irving Fisher bereits in den 1930er Jahren beschrieben.
Doch selbst wenn auch diese Krise vollständig gelöst wäre, bliebe da noch die dritte. Gehen wir ans Fundament unserer Eurokrisenpyramide:
- Die erste Krise ist die Strukturkrise. Hier sind keine echten Fortschritte zu sehen.
Dass die Konjunkturkrise kaum gelöst werden kann und dass die Kapitalmarktkrise entstanden ist, geht beides auf das brüchige Fundament einerseits der Euro-Institutionen und andererseits auf die tiefgreifenden strukturellen Unterschiede zwischen den Euroländern zurück, die durch diese Institutionen in keiner Weise aufgefangen werden. Die europäische Währungsunion ist kein optimaler Währungsraum. Eine einheitliche Geldpolitik für Länder mit derart unterschiedlichen Strukturen ist unmöglich. Der Leitzins der EZB wird daher immer für die einen Länder zu hoch und für andere zu tief sein, ebenso wie der reale Aussenwert des Euro. Übertreibungen in den einen Ländern bei gleichzeitigen Krisen in anderen bleiben damit immer hochwahrscheinlich. Einst hat Deutschland unter dem Korsett des Euro gelitten, heute sind es die Länder der Peripherie, für die einst die Zinsen viel zu tief lagen und jetzt zu hoch sind.
Bei den Aussagen von Wirtschaftshistoriker Harold James zu Fortschritten im strukturellen Bereich ist schliesslich nicht mehr sehr viel vom sonst auffälligen Optimismus zu spüren:
Die EZB hat dafür gesorgt, dass in der Eurozone wieder etwas Ruhe eingekehrt ist. Wenn die Politik jetzt aber das dadurch geschaffene Zeitfenster nicht für Reformen nützt, kehrt die Ungewissheit an die Märkte zurück und die Risikosätze steigen wieder akut an. Den Unterschied zwischen dem, was kurzfristig und was langfristig erforderlich ist, sieht man auch in den Prioritäten einzelner Mitgliedsstaaten. Die Franzosen haben die Bewältigung der Krise im Fokus, die Deutschen dagegen betonen die institutionellen Anpassungen. Nötig ist beides. Die Gefahr besteht, dass es sehr schwierig wird, sich auf echte Reformen zu einigen, wenn sich – wie jetzt – die Lage beruhigt.
Wo aber sieht Harold James konkret Handlungsbedarf? Wenig überraschend und zu Recht einerseits in wirtschaftlichen Reformen in den Euroländern selbst. er denkt hier…
…an Innovationen, an die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, an bessere Ausbildung – eine ganze Reihe von Dingen, die wirtschaftspolitisches Handeln der Regierungen erfordern.
Der Druck vor allem auf die schwachen Länder ist hier tatsächlich so gross, dass sich hier am ehesten Fortschritte zeigen werden. Allerdings wirken sie erst langfristig und mindern die Konjunkturkrise nicht, zuweilen gilt sogar das Gegenteil (dazu gleich mehr). Aber vor allem, diese Massnahmen reichen nicht aus, um die Eurozone lebensfähiger zu machen. Dazu braucht es auch Reformen der gesamten Eurozonen-Institutionen. Harold James:
Langfristig ist schwer zu sehen, wie eine Währungsunion ohne gemeinsame Fiskalkapazität funktionieren soll. Es braucht ein europäisches Budget. Schon Jacques Delors hat in den 1980er Jahren ein Budget für die EU von 3% des Bruttoinlandprodukts der Gemeinschaft gefordert. Es geht also nicht darum, einen europäischen Superstaat zu fordern. Den will niemand.
Der Weg kann nur in Richtung einer Art von Bundesstaat gehen. Europa schaut auf die USA und auch auf die Schweiz, die hier ein Modell sein könnten. Ein zu aktivistischer und mächtiger Staatsapparat im Zentrum, der die Entscheidungen für alle fällt, würde dagegen sicher nicht funktionieren. Nur in der Krise braucht es Aktivismus. Sonst ist vor allem ein klarer Rahmen wichtig, der auf Regeln beruht.
Schliesslich bringt er mit Verweis auf den Erfolg der USA (als Währungsunion) und jenen der skandinavischen Länder (bei der Bewältigung eines beeindruckenden Strukturwandels) einen interessanten Vorschlag ein:
Besser als ein Ausgleich über Zahlungen an die Regierungen wären Zahlungen und Forderungen direkt an die Individuen. Das könnte über ein gemeinsames europaweites soziales Sicherungssystem erreicht werden. Das würde wie gesagt auch die Mobilität am Arbeitsmarkt erhöhen.
Ein besonderer Reiz dieses Vorschlags liegt darin, dass – wie oben angedeutet – an sich langfristig nützliche Reformen wie ein gelockerter Kündigungsschutz (weil dieser den Strukturwandel befördert und damit die Jobchancen von jungen Neueinsteigern erhöht) im vorherrschenden Konjunkturkrisenkontext die Lage verschlechtern (die Arbeitslosigkeit würde vorerst weiter ansteigen). Eine europaweite soziale Absicherung würde die Bereitschaft zu solchen Reformen erhöhen.
Doch das ist ohnehin Träumerei. Nichts entsprechendes wird nur schon debattiert. Mit den eben zitierten Aussagen klingt Harold James im Vergleich zu dem, was tatsächlich auf dem Menuplan der Europolitiker steht, geradezu utopisch. Wie der Wirtschaftshistoriker selbst feststellt, findet statt einer verstärkten Integration das Gegenteil statt:
Ja, es zeichnet sich eine Rückkehr zu nationalistischer Politik ab, und Verschwörungstheorien, die ein Land gegen das andere aufbringen, sind beliebt. Ein Ende des Integrationsprozesses würde nicht einfach eine Rückkehr zum Status Quo vor Schaffung der Eurozone bringen. Das bereitet mir Sorgen. Das Auseinanderbrechen könnte weiter gehen und sogar die innere Integration der Nationalstaaten gefährden. Solche Spannungen sehen wir bereits in Spanien mit den separatistischen Bestrebungen in Katalonien, aber auch in Italien.
Wenn das Fundament nicht hält, bleibt das Zusammenbrechen der Pyramide eine permanente Gefahr. Ohne erkennbare Wege, die zu einer echten Lösung von Krise 1 und 2 führen, kann auch die dritte Krise jederzeit wieder aufbrechen – jene auf den Kapitalmärkten.
Eine Aufgabe der Euro-Franken-Untergrenze durch die SNB ist unter diesen Umständen ein zu grosses Risiko. Das könnte den Franken jederzeit wieder zur attraktiven Fluchtwährung machen. Die SNB hat ohnehin bei einer ruhigeren Lage auf den Kapitalmärkten nicht den geringsten Grund dazu, da sie bei einem Preis von mehr als 1.20 Franken pro Euro keine negativen Konsequenzen und Kosten durch das Aufrechterhalten der Untergrenze hat.
31 Kommentare zu «Die drei Eurokrisen»
Die bedrohliche Finanzkrise wird auf jeden Fall bald wieder noch verstärkt zurückkehren.
Es spielt dabei keine Rolle mehr ob in Form einer Depression, oder in Form einer realwirtschaftlichen Erholung.
Lassen Sie mich erklären weshalb auch die letztere scheinbar positiv erscheinende Entwicklung zum Kollaps führen wird.
Gewaltige Mengen an Anlagekapital flossen in die Anleihemärkte, vorangetrieben durch staatliche Anleihekäufe und Quantitativer Lockerung. Dies führt nun zu einer Anleihefalle.
Sobald nähmlich das Risiko zu Gewinn-Verhältnis bei Anleihen unter einen bestimmten Wert sinkt, werden diese vom Markt abgestossen. Dies wird leider gerade dann stattfinden, wenn sich die Wirtschaft zu erholen beginnt. Wie bereits begonnen, geschieht dies zuerst durch Zufluss in die Aktienmärkte.
In diesem Fall führt dies aber zum Anstieg der Inflation, woraufhin die Anleger in Inflationssichere Anlagen überschwenken werden.
Weil aber der gesamte Westen hoch verschuldet ist, benötigt der Staat unbedingt Anleihekäufer, er wird also nicht umhin kommen dass die Zentralbank weiterhin Anleihen kauft um die Effekte der anziehenden Inflation auszugleichen -aber es wird weniger Folgekäufer geben.
In diesem Moment, vermutlich ungefähr bei 4% Inflation (Aktienkäufe schwenken in Dinge wie Gold) und zwangsweise Steuererhöhungen, wird der gesamte Markt kollabieren -und dies wird eine Hyperinfaltion des Papiergeldes auslösen welche das Quantitative Easing wieder vernichtet..
Das werden sehr schwere und politisch unruhige Zeiten werden. Bestenfall wenn wir Glück haben dümpelt der Markt bei niedrigstem Wirtschaftswachstum vor sich hin, in diesem Fall wird „lediglich“ eine über Jahre verteilte Enteignung der Bürger stattfinden, welche so die aufgetürmte Geldmenge wieder abbauen. Aus meiner Sicht gibt es aber keinen schmerzfreien Weg mehr aus der Bonds-Falle, welche ursächlich in den irrwitzigen Bankenrettungen gelegt wurde.
Anlagen die meine Thesen stützen:
https://infocus.credit-suisse.com/data/_product_documents/_shop/382269/credit_suisse_global_investment_returns_yearbook_2013.pdf
http://www.finews.ch/guruwatch/gurus/10869-bill-gross-pimco-supernova-der-kredite
http://www.gmo.com/websitecontent/GMO_QtlyLetter_4Q2012.pdf
(„Courtesy of the above Fed policy, all global assets are once again becoming overpriced. This reminds me of the idea sometimes attributed to Einstein that a workable definition of madness is constantly repeating the same actions but expecting a different outcome!“)
Ich befürchte leider, dass Sie recht haben; hoffen wir, dass es nicht ganz so doll kommt, wie von Ihnen beschrieben – eine Hyperinflation sollte heutzutage wohl zu verhindern sein, schliesslich ist die Differenzierung der Märkte und der Gesellschaft weiter vorangeschritten als vor 80 Jahren, als so was zum letzten Mal passiert ist.
Danke für die üppigen Datensätze!
Der Artikel hat mir gut gefallen…bloss die Schlussfolgerungen scheint mir gar merkwürdig: EIn europaweites soziales Sicherungsnetz? Will man damit noch mehr Zentralisierung in Europa? Ist es denn nicht schon offensichtlich, dass die EU ohnehin bereits zu sehr zentralisiert ist und was das für Gefahren mit sich bringt? Ich sage: EWR ja, EU nein, wobei die EU an und für sich keine so schlecht Sache wäre, wenn da bloss nicht die damit verbundenen Zentralisierungs- / Grössenphantasien (Euro und Fiskalpakt) wären. Nun sieht man wunderbar, was der Euro für ein Teufelswerk ist und Herr Meier sieht allen Ernstes in einer weiteren Zentralisierung die Lösung? Wo bleibt sein gesunder Menschenverstand? Einmal ganz abgesehen davon, was ist an den norditalienischen und katalonischen (ebenso baskischen) Abgrenzungsbestrebungen denn so verkehrt? Ist Herrn Meier denn nicht bewusst, dass dahinter der Wunsch von strukturstarken Regionen nach einer Trennung von strukturschwachen Gebieten steht? Man stelle sich vor, was passiert wäre, wenn das strukturstarke Deutschland den Mut gehabt hätte, sich den Eurowünschen der strukturschwachen Länder zu widersetzen – genau, gar nichts, und wir hätten auch keine Eurokrise.
Es erstaunt mich immer wieder, wie ansonsten kompetente und verdient Wissenschaftler wie Herr Meier im relativ abgeschotteten schweizerischen Wirtschaftsparadies vergessen können, woher der Erfolg der Eidgenossenschaft und damit auch die Behaglichkeit ihrer eigenen Situation kommt – nämlich ganz genau daher, dass man sich in der Schweiz eben solchen als Wunderheilmittel deklarierten Zentralisierungsbestrebungen verwehrt.
Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie die Abwertung von Waehrungen als Loesung des Problems dargestellt wird. Wir sind so stark auf dieser Linie festgefahren, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie die Waehrungen seit 100 Jahren dauernd entwertet wurden und eigentlich das Grundproblem der heutigen Situation darstellt. Die Bildung von Blasen basiert genau auf diesem Prinzip, indem die Menschen aus Geld in Sachwerte fluechten. Neue Blasen werden da nicht helfen sondern einzig die naechste Krise produzieren bis schlussendlich das Vertrauen in Waehrungen vollkommen evaporiert.
Dabei unterlasse ich es sogar, all die andern negativen Nebenwirkungen hier aufzulisten, den diese sind Ellenlang.
Natürlich sind die Länder im EURO-Raum verschieden! Aber ist es nicht auch so in den USA zwischen Mississippi und Connecticut.
Er ist mit Roosevelt und dem 2. Weltkrieg wurde dieser gewaltige Unterschied nivelliert. Wenn man heute reist zwischen München
und Sevilla, ist der Unterschied kleiner als zwischen New Haven und St. Louis. Wenn man eine Klassengesellschaft hat,
muss man die Kapitalisten mit einer lockeren Geldpolitik (tiefe Zinsen) und öffentlichen Aufträgen dazu bringen, wieder vermehrt
zu investieren. Es ist auch ein gutes Mittel gegen „Deleveraging“. Aber bitte keinen Steuerwettbewerb! Ein solcher führ bei den
Kapitalisten nicht zu Aktivität, sondern ruiniert jedes Anzeichen von Konsum- und Investitions-Neigung. Was der EURO-Raum
braucht ist eine AHV nach schwedischen Vorbild und einheitliche Veranlagung bei den Steuern. Ich spreche hier immer von
EURO-Raum und nicht von EU. Das grösste Problem für die EU-Mitgliedstaaten und der eigentliche Spaltpilz. Trotz allem
konnte der EURO dank EZB seine Stellung als Reservewährung behalten. Die EURO-Zone hat einen kleine Leistungsbilanz-Über-
schuss, was dabei ein Vorteil ist. Die Schweiz muss aufpassen, dass sie den positiven Saldo der Dienstleistungen nicht zu
stark abbaut, durch unsere total ideologisierte Politik gegenüber der EU, wo weder die Realität noch unsere wahren Stärken
anerkennt. Beispiel: Unsere Banken verlochen Millionen im Kampf gegen die Abzocker-Initiative und Schaden damit dem
Schweizerfranken-Anlagemarkt. Wenn die Banken zukünftig international eine Rolle spielen wollen, brauchen wir einen transparenten
Kapitalismus und nicht eine gesetzgeberische Wilde Mitte hinsichtlich Börse und Aktienrecht im zivilisierten Europa.
Luisa Haltner hat erwähnt, dass Fritz Leutwiler von 250’000 verlorenen Arbeitsplätze in der Maschinen-Industrie gesprochen
hat. Als EWR-Befürworter bin ich trotzdem der Meinung, es war auch die SNB. Deshalb ein klares Signal an die Märkte!
Heraufsetzung des Mindestkurs auf 1.25!
„Wenn man heute reist zwischen München und Sevilla, ist der Unterschied kleiner als zwischen New Haven und St. Louis. “
Das war auch schon anders. Die USA sind heute auf dem Weg abwärts. Kindersterblichkeit wie ein Entwicklungsland und eine Infrastruktur, die nicht mal den Strom für einen Superbowl sicherstellen kann. Aus Gärtner’s Blog vom 4.2.13:
„Gestern Abend im gleichnamigen Superdome von New Orleans, der nach dem Stuttgarter Sponsor benannt ist, unterbrach ein massiver Stromausfall das best-orchestrierte Fernseh-Ereignis des Jahres, die Super Bowl zwischen den Baltimore Ravens und den San Francisco 49ers.
Ein schlapper Ausfall wie er auch in Nigeria passiert sein könnte. Aber hier torpedierte der Elektrizitäts-Kollaps ein Ereignis, dessen Werbeeinnahmen das BIP von mindestens 6 Ländern auf diesem Planeten übertreffen. Sogar Fernseh-Studios wurden ausgeknockt.“
Auch das war vor 30 Jahren besser. Rückfall in Feudalismus, Polizeiwillkür, Militärgewalt…. Das alles führt natürlich auch zu sich vertiefenden regionalen Unterschieden.
Zitat aus Artikel: „Doch das ist ohnehin Träumerei. Nichts entsprechendes wird nur schon debattiert.“
Etwas ähnliches wird sehr wohl diskutiert:
Zitat: „Das Stichwort heißt Fiskalkapazität. Unter diesem Decknamen läuft in Brüssel der massive Ausbau der bereits erfolgreich etablierten europäischen Transferunion. …
Zwei Grundmodelle für die Fiskalkapazität stehen zur Wahl. Im ersten Modell richten sich Ein- und Auszahlungen nach der jeweiligen Position eines Landes im Konjunkturzyklus. Ein Staat im Wirtschaftsboom zahlt ein, ein Staat in der Rezession bekommt Geld.“ Zitat Ende.
Quelle: http://www.wiwo.de/politik/europa/europaeische-transferunion-sozialistische-planspiele-in-bruessel/7545674.html
@ Lilly
Wie schon früher gesagt: Entweder der EUR oder die Demokratie muss nachgeben. Was die Clique um Herman den Schrecklichen, Angela die Hässliche und Mario der Hinterhältige planen ist klar. Der EUR ist ja alternativlos, die Demokratie ohnehin nur ein Hindernis für jeden anständigen Politiker.
Man sollte endlich mal aufhören darüber zu lamentieren dass man nicht mehr abwerten kann und die Zinsen anpassen kann. Ersteres führt nur zur Bequemlichkeit man muss nicht modernisieren und optimieren, sondern nur warten bis die NB abwertet. Zum Zins: Nicht mal die SNB kann noch die Zinsen autonom festlegen sonder muss darauf schielen was EZB und FED machen, demnach müssen neue Steuerungsinstrumente ran. Da heute sowieso die Zinsen aufgrund der Bonität des Schuldners festgelegt werden (sollten) müsste das machbar sein. Die Geschäftsbanken müssen mehr Verantwortung übernehmen. Stukturelle Probleme: Die Unterschiede zwischen der Lombardei und Sizillien sind viel grösse als zwischen D und IT, ok jetzt kommt das Argument des Finanzausgleiches, der aber wie IT zeigt meist nutzlos verpufft. Und letztendlich wird ein Besitzer div Firmen auch nicht die unrentablen mit dem Gewinn der rentablen subventionieren wollen.
Noch ein Beispiel: Früher hatte Brasillien eine weiche Währung und viel Inflation, das Land kam nicht vom Fleck. Heute gibt es eine stabile Währung und seither geht es besser
@ Rene
Mit der Bequemlichkeit haben Sie recht, aber fixe Wechselkurse (oder Einheitszwangswährung) entziehen dem Gesamtsystem Flexibilität. Wenn Sie jedes Gelenk im Körper festschrauben, haben die einzelnen Körperteile ein wohldefiniertes Verhältnis zueinander – nur kann sich der Körper nicht mehr bewegen und wird als tönerner Koloss auf die Erde knallen – siehe EU/EURO.
Brasilien: Nach meinen Informationen ging es der Wirtschaft langsam besser und seither gibt es eine stabile Währung. In komplexen Systemen sind Ursache und Wirkung nie klar identifizierbar.
@Thomas: Die Flexibilität muss an der Basis sein. Ob ein z.B. ein mechanischer Betrieb in GR oder in D steht er hat für Wettbewerbsfähigkeit zu sorgen und nicht auf eine Staat oder eine Nationalbank zu warten dass diese abwertet. Die ständige Abwerterei enteignet den Sparer und macht die Unternehmer träge. Schauen wir uns mal GB an: In den 60er war das Pfund noch 12CHF heute sind es 1.5CHF, trotzdem ist die Industrie in GB am Boden, was hat die ganze Abwerterei gebracht? Warum ist D und nicht Zimbabwe Exportweltmeister? Eine Einheitswährung entzieht auch den Banken die Möglichkeit der Wirtschaft mit dem Wechselgeschäft ständig Geld abzuknöpfen.
Brasillien: Die Basis für den Aufschwung bildete der Plano Real, der die Einführung einer stabile Währung beinhaltet. Das ging auch nicht auf Anhieb aber es war die Basis für den heutigen Erfolg.
Ich war vor ein paar Jahren in Italien an einer Werkzeugmaschinenmesse. Da waren Firmen die Bügelsägen und Friktionspressen wie man sie vor 50 Jahren hatte ausstellte. Warum sollte man da abwerten, nur damit auch die, die nicht bereit sind mit der Zeit zu gehen zu halte? Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
@ Rene
Ja, d’accord. Gesteuerte Abwertung (Notenbankinduziert) ist Manipulation, das geht immer schief. Natürliche Kursverschiebungen aufgrund unterschiedlicher Wirtschaftsleistungen sind unentbehrlich. Bremsmanöver, um kurzfristige Schocks abzufedern und zeitlich zu verteilen, wären auch ok.
Problematisch ist nur, dass sich die Bewegungen nicht wirklich auseinanderhalten lassen. Ex post nicht, und schon gar nicht ex ante. Ihre Abneigung gegen die gesteuerte Abwertung teile ich. Ich halte aber die Flexibilität für Überlebensnotwendig.
Schauen wir uns die letzte grosse Abwertungsrunde in Europa an. Anfangs 90er. US Spekulanten griffeneine Währung nach den anderen an und plünderten deren Währungsreserven, die damals in $ war. Die Länder verteidigten erst ihre Währung mit hohen Zinsen und Zäufen durch $ Verkäufe bis ihnen diese ausgingen, dann musste abgewertet werden. Wir hatten dann eine schwere Rezession und zwar in ganz Europa und nicht nur in den PIIGS Länder. Das Gleiche passierte 97 in Asien, wiederum mit der Folge einer schweren Rezession. Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht mehr möglich ist dass einige wenige Marktteilnehmer die Wirtschaft einer ganzen Weltregion zum Einsturz bringen kann. Das kann nur durch Zusammenarbeit gelingen und nicht dadurch, dass jeder vor sich hin wurstelt und noch glaubt sich auf Kosten der Nachbarländer einen Vorteil rauszuschinden.
@ Rene
Die Spekulanten können eine Währung nur dann abzocken, wenn die Notenbank die eigene Währung künstlich HOCH halten will. Wenn ihr nämlich die Spekulanten Ihre eigene Währung zum Kauf anbieten, muss sie diese ja gegen Devisen aus ihren Reserven ankaufen, weil sonst der Kurs runtergeht. Das geht nur solange, als die Notenbank noch Devisen im Keller hat. Wenn die Spekulanten mehr Landeswährung reinschaufeln können, als die Bank Devisen hat, muss die Notenbank nachgeben, der Kurs sinkt, und die Spekulanten kaufen die vorher geliehene Währung zum tiefen Kurs wieder zurück. So zB Soros gegen das GBP.
ABER: Wenn die Notenbank den Kurs ihrer Währung künstlich TIEF halten will, braucht sie nur Noten zu drucken, und jedem, der ihr Devisen verkaufen will, druckfrische Noten zu geben. Die eigene Währung kann die Notenbank jederzeit in tatsächlich unbegrenzter Menge produzieren. Die Spekulanten wären schön blöd, wenn sie mit einem Strohalm gegen einen Ozean antreten würden. Darum tut das auch keiner. Siehe SNB mit dem Franken in 2012.
Die Situation, die Sie schildern war ja genau das Gegenteil von jetzt. Damals behaupteten die Politiker: Unsere Währung ist stark! Das haben die Spekulanten als überhebliche Lüge entlarvt. Heute möchten alle eine schwache Währung – das bringt die Politiker gegenüber den Spekulanten in eine starke Position.
Sie können jede kleinere Währung zum Einsturz bringen. Und alle Länder waren gezwungen Dollars zur Deckung im Keller haben. Und nur die USA können Dollars drucken. Und weil man eine kleine Währung einfach zum Einstürzen bringen kann müssen diese Länder mehr Zinsen bezahlen und zwar unabhängig von der Bonität
@ Rene
Was soll eine Aussage wie „zum Einsturz bringen“? Unsaubere Analyse. Mangelnde Differenzierung? Ein Kurs ist nicht auf beide Seiten gleichermassen manipulierbar…
Nachdenken!
Extrapoliert man die Vergangenheit, wird der Euro in 10-15 Jahren mit 1.20 zum CHF richtig oder gar überbewertet sein. (Inflationsdifferenz!) Gelingt es der Nati nicht, sich bis zu diesem Zeitpunkt von der Untergrenze zu lösen, hat sie ein grosses Problem, weil aus dem Vermeiden einer extremen Überbewertung des CHF dann der Versuch wird, den CHF unter seinen Wert abzuwerten.
Gute Analyse. Ein wichtiger Punkt fehlt. Das Fundament ist brüchig, richtig. Die Gefahr verstärkt sich aber umso mehr, wenn man das Gewicht der Pyramide weiter erhöht, in dem man immer wieder neue Staaten aufnimmt. Die EU hat es versäumt, LANGSAM zu wachsen (und zusammen zu wachsen). Die EUphorie hat die Politik damals absolut blind gemacht, und selbst wenn die folgen des Nichtstuns absehbar waren, hat man nicht reagiert. Wenn jetzt, wenn man etwas Luft hat, wieder nichts getan wird droht die EU zum Fundament dessen zu werden, was sie eigentlich verhindern wollte: Unruhen und Bürgerkriege. Je mehr unzufriedene, unter dem Existenzminimum lebende Leute, desto höher die Chance, das so etwas eintrifft. Die grosse Frage ist, ob es überhaupt noch zu schaffen ist. Ich sehe nur eine reelle Chance, wenn ein komplettes Umdenken sowohl der EU Bürger als auch der EU Politiker stattfindet. Nur wenn man den Leuten nichts mehr vorgaukelt, und nicht mehr der Begriff „EU“, sondern der Begriff „GEMEINSCHAFT“ gelebt wird, nur wenn der Bürger aktiv und wirklich direkt mitbestimmen und mitgestalten kann, und sich verstanden fühlt, kann ein Fortschritt passieren. Und wenn ich dieses Umdenken sehen und spüren kann, sehe ich auch eine Schweiz in der EU. Nette Worte… aber wie gross sind die Chance, dass dies wirklich geschieht ?
So ist es. Leider. Unter diesen Umständen sehe ich wenig Chancen für einen Beitritt. Die Schweiz sollte weiterhin ihre „Rosinenpickerei“ im positiven Sinne betreiben, das ist in ihrer Lage das einzig Richtige. Realismus vor Idealismus, wie immer.
In Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten konzentriert sich der Mensch automatisch auf die engere Umgebung. Dies ist eine natuerliche Reaktion, welche auf dem Ueberlebungstrieb basiert. Aus diesem Grunde bezweifle ich, dass es der europaeischen Politelite gelingen wird, ihr Ziel der zunehmenden Machtkonzentration zu erreichen. Es braucht nur einen einzigen Staat innerhalb der EU, welcher sich offiziell abwendet, die Bank- und Staatsschulden aberkannt und sich nationalsozialistischen Ideen zuwendet, um das ganze Gebilde einstuerzen zu lassen. Trotz gegenwaertiger Euphorie in den Medien, welche die Krise als beendet betrachtet, sehe ich keine grundlegende Aenderung dieser Situation.
es ist schon erstaunlich dass immer wieder leute auftauchen die sich das Chaos schön reden. wenn es kracht sind wir immer noch auf dem richtigen Weg und gehen halt mit AAA im Rating unter. man könnte kotzen.
Es geht ja nicht nur um die Eurokrise. Wenn Japan implodiert wird es Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben. Die beste Gelddruckmaschine kann keine Arbeitsstellen drucken.
@ Maria
Wunderbare Formulierung: „Die beste Gelddruckmaschine kann keine Arbeitsstellen drucken.“
Bedauerlich nur, dass das Denken hier und in Europa schon soweit eingeschränkt ist, dass keiner mehr auf die Idee kommt, selbständig als Unternehmer etwas zu tun, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Alle schauen zu Mammastaat und Grossfirmen und warten, dass ihnen jemand einen Stuhl offeriert…
Ist das Pfund kollabiert, schreibt MDM noch immer über die Eurokrise!
In Uk konnten wir sehen, wie in einem optimalen Währungsraum die Zinsen zum Bremsen der Finanzblase ab 2003 massiv erhöht wurden, womit die Blase an den Finanzmärkten erfolgreich bekämpft wurde, ohne den Überbleibseln der Autoindustrie (GM: Vauxhall) oder den schottischen Hochlandrinderzüchtern Probleme zu bereiten. (Ich lach mich tot)
Dank den Zinssenkungen unhd dem Aufkauf von über einem Drittel aller ausstehenden UK Staatsanleihen durch die Notenbank, als die US Immobilienblase platzte, konnte ein Wirtschaftswachstum über dem Bevölkerungswachstum, Vollbeschäftigung, Budgetüberschüsse und Abbau der Staatsverschuldung erreicht werden. (Ich betreib Nekrophilie an mir)
@ Anh
Das Pfund kollabiert nicht, sondern wird systematisch abgewertet, wie der Yen und der CHF.
Nur mit gezielt nicht Hinschauen wird die Europroblematik nicht gelöst, auch nicht von Fundamentaleuroanhängern wie Ihnen. Haben Sie der Analyse von MDM auch etwas materielles entgegenzusetzen?
Was nützt es, wenn Draghi vor dem Haus den Parkplatz schneefrei schaufelt, wenn von hinten die Lawine anrollt? Das ist das Problem, wenn man seine Hütte an den Berg gebaut hat. Es gibt Naturkräfte….
Dass der EUR-Raum alles andere als ein optimaler Währungsraum ist, sollte sich inzwischen bis nach Asien herumgesprochen haben. Und selbst wenn man morgen den Polizeistaat EU etabliert, wird dadurch die nationale/nationalistische Kultur der „Europäer“ nicht einfach weggeschwemmt, was natürlich die freiwillige Migration behindert.
BTW: Als ich als Zürcher nach dem Studium in einem Projekt in Bern arbeitete, bekniete mich meine Frau (Schaffhauserin) nach 3 Monaten, da wegzuziehen. Sie finde trotz Kleinkind nirgends Anschluss und in der Metzgerei hat man ihr gesagt, erst würden die Einheimischen bedient, und dann erst die Ausländer. Das war 1980. Von wegen einheitlichem Wirtschaftsraum, das haben wir ja noch nicht mal in der Schweiz. Wir sind dann nach Zürich umgezogen.
@Thomas: Wären Sie 1980 nicht nach Zürich gezogen und hätten Ihre Frau und Sie sich in Bern heimisch gemacht – über die Länge eines Projektes hinaus – hätten Sie vielleicht die Erfahrung machen können, dass man sich an einem Ort einleben, beim gesellschaftlichen Leben beteiligen (Vereine, Mitarbeit Quartierfest, etc.) und dadurch langsam zu Akzeptanz kommen kann. Ob ein Zürcher in Bern, ein Deutscher, Amerikaner oder Somalier in der Schweiz – man muss sich als Gast anstrengen, statt die anderen zu verurteilen für Ihre Vorurteile, ihnen Grund geben, diese zu revidieren. Der neu kommt muss sich immer damit abfinden, was er vorfindet.Als Akademiker haben Sie sich sicherlich auch mal etwas mit Geschichte, vielleicht sogar Schweizer Geschichte auseinandergesetzt. Die Bewohner der walliser Seitentäler haben diese nicht etwa gewählt, weil sie davon ausgehen konnten, dass ihre Nachfahren 1000 Jahre später reiche Hoteliers in Zermatt sein würden. Es waren vielmehr die Lebensräume, welche noch nicht durch andere Menschen bewohnt waren. Es ist völlig normal, auch in den Ländern, aus denen unsere Zuzüger herkommen, dass man verteidigt und unter sich behält, was man erarbeitet hat. Nach beruflicher Tätigkeit in Drittwelt- und Nachkriegsländern wurde mir klar, wie sehr wir Schweizer und Europäer mit offenen Händen weggeben. Gerade Zuzüger und Asylbewerber aus ärmeren Ländern kennen diesen „Anspruch“ an einen Staat, also an eine Gesellschaft, ganz und gar nicht. Die einzige Solidarität, die es in grossen Teilen der Welt, und man darf wohl mit Fug und Recht sagen, ganz Afrika, gibt, ist diejenige der Familie. Was natürlich über 2 Kinder und die Eltern hinausgeht, Familie im verbindlichen Sinne kann 600 oder 1200 Mitglieder bedeuten. Solidarität über Familiengrenzen ist kein wichtiger Wert dort. Deshalb ist Europa für einen mittellosen nicht-Europäer oder Bewohner des ehemaligen Ostblocks ein kaum fassbarer Honigtopf. Europa MUSS sich anfangen abzugrenzen und seine Interessen wahren
@ Markus
Ich stimme Ihnen in sehr vielem zu. Afrika steckt ja noch voll in der mythischen Kultur, die durch Sippschaften und Clans bestimmt ist. Es hat, nach meiner Beobachtung die rationale Kulturstufe noch nie erreicht (die Kolonialmächte hatten auch nie ein Interesse daran, die unterdrückten / auszubeutenden Völker kulturell zu entwickeln).
Ich bin völlig bei Ihnen, dass sich der Zuzüger anzupassen hat. Die Frage, die sich der potentielle Emigrant stellt, ist: „Wie hoch werden die Anpassungshindernisse wohl sein?“ Die Deutschen –> Deutschweiz oder Deutschschweizer –> Deutschland halten diese Hindernisse für relativ gering, daher wird hier fröhlich migriert. Siehe das Deutschverstopfte Zürich.
Man könnte wohl aus DE, D-CH und Österreich einen brauchbaren Währungsraum konstruieren. Doch der EURO-Raum hat weder eine gemeinsame Sprache noch eine gemeinsame Kultur, noch nicht einmal einen gemeinsamen Mythos wie der „Schmelztiegel USA“. In den USA leben nur Einwanderer, da die echten Amerikaner (US-Indianer) in den USA völlig marginalisiert sind. Daher ist die USA ein leidlich guter Währungsraum, die EU aber nicht.
Allen EURO-Phantasten zum Trotz (Gruss an Anh Toan) hat MDM recht: Die Grundlage der Pyramide, die gemeinsame Kultur mit gemeinsamen, akzeptierten und gelebten Institutionen fehlt heute völlig. Sie ist nicht innert Jahren, höchstens innert Jahrzehnten zu entwickeln – echte Katastrophen (Alien Einmarsch, Asteroid etc.) ausgenommen. Katastrophen können Kulturen in kurzer Zeit verändern.
Möglich, dass Draghi der Hinterhältige eine echte Katastrophe plant.
@Thomas: „Das Pfund kollabiert nicht, sondern wird systematisch abgewertet, wie der Yen und der CHF.“
Ich sehe einen (relativ) harten Yen und CHF, und ein schwaches Pfund, wenn ich „hinschaue“.
@ Anh
Der immer noch viel zu starke Yen (aus Sicht JP) soll ja darum auch auf teufelkommraus geschwächt werden.