Draghis Nuklearwaffe
Es ist ruhig geworden um die Eurokrise. Viel zu ruhig. Die Zinsen der angeschlagenen Peripheriestaaten sind gesunken, ihre Renditedifferenz zu deutschen Staatsanleihen hat sich verringert, an den Aktienmärkten herrscht Hochstimmung. Doch diese Stabilisierung ist trügerisch.
Kollege Markus Diem Meier hat in diesem Beitrag vor einer Woche bereits darauf hingewiesen, dass die der Krise zugrunde liegenden Probleme alles andere als gelöst sind. Ich teile seine Meinung.
Diese Woche hatte ich die Gelegenheit, mit dem in Harvard lehrenden Ökonomieprofessor Kenneth Rogoff – den ich für einen der Besten unter den Mainstream-Ökonomen halte – ein Interview zu führen. Seine Aussage sollte aufhorchen lassen: «Glauben Sie keine Sekunde, dass die Eurokrise vorbei ist.»
Hier eine Zusammenschrift des Gesprächs (und hier das Interview im vollen Wortlaut):
Die an den Finanzmärkten verzeichnete Ruhe sei einzig und allein auf das im letzten Sommer angekündigte Outright-Monetary-Transactions-Programm (OMT) der Europäischen Zentralbank zurückzuführen. «Das war ein hervorragender Schritt von EZB-Chef Mario Draghi», sagt Rogoff, «aber eines muss allen Beteiligten klar sein: mit dem OMT-Programm hat Draghi bloss Zeit gekauft – Zeit für die Politiker der Eurozone, ihre Probleme zu lösen.»
Leider, sagt Rogoff, sei aber genau wieder das geschehen, was während der Entwicklung der Eurokrise in den vergangenen drei Jahren jedes Mal geschehen war: Die Politiker glaubten, die Beruhigung an den Finanzmärkten sei auf ihre eigenen Aktionen zurückzuführen, und nicht auf die EZB. «Damit verschlafen sie jetzt wohl einmal mehr ihre Chance, die Währungsunion auf eine langfristig tragbare Basis zu stellen», warnt Rogoff.
Was sollte denn seiner Meinung nach genau geschehen? «Die Währungsuni0n, wie sie heute konstruiert ist, kann ohne fiskalische und politische Integration nicht funktionieren.» Das sei von Anfang an der Konstruktionsfehler gewesen, der sich jetzt räche. Wenn die Eurostaaten die Währungsunion wirklich wollten, dann führe kein Weg an einer engeren politischen Union vorbei. «Die Eurozone brauche eine Regierung, mit einem Premierminister oder Kanzler an der Spitze, und sie braucht ein gemeinsames Finanzministerium. Modell für das Konstrukt könnte Kanada sein, ein deutlich loserer Staatenbund als es die USA oder die Schweiz ist.»
Rogoff ist überzeugt, dass es die angeschlagenen Peripheriestaaten nicht schaffen, allein mit Reformprogrammen und hartem Austeritätskurs wieder auf die Beine zu kommen. Die Arithmetik der Verschuldungszahlen sei schlichtweg zu erdrückend. «Spanien, Portugal und möglicherweise auch Irland werden einen Schnitt respektive eine Restrukturierung ihrer Staatsschulden benötigen», sagt Rogoff.
Wie lange gibt er der gegenwärtigen Ruhe? «Ich würde nie eine Aussage wagen, wie es etwa mein Kollege Nouriel Roubini manchmal tut, dass der nächste Schock in zwei Monaten oder einem halben Jahr kommt», erwähnt er. «Vielleicht hält die von der EZB konstruierte Stabilität jetzt zwei Jahre, vielleicht sogar fünf. Aber kaum länger. Nun mögen fünf Jahre aus der Sicht eines Investors eine Ewigkeit sein, aber auch diese Phase ist im Nu vorbei. Und irgendwann, wer weiss wann genau, fliegt alles wieder in die Luft und jeder muss feststellen, dass keines der Probleme wirklich gelöst wurde.»
Rogoff hält es für gefährlich, zu sehr auf die EZB zu vertrauen. Das OMT-Programm sei ein Meilenstein gewesen, dringend nötig, doch «Draghi hat mit dem Schritt seine nukleare Waffe abgefeuert. Sein Arsenal ist jetzt leer», sagt Rogoff.
Wenig hält der Ökonomieprofessor von der vor allem in Deutschland verbreiteten Ansicht, die EZB verliere mit den getroffenen Massnahmen ihre Unabhängigkeit. «Die EZB ist die einzige Institution in Europa, die überhaupt handlungsfähig ist und sich effizient bewegen kann. Die politischen Institutionen sind weitgehend dysfunktional. Mario Draghi tat, was getan werden musste. Und das war dringend nötig.»
59 Kommentare zu «Draghis Nuklearwaffe»
Rogoff kann man spätestens seit seinem offen Brief (als er noch beim IMF war) an Stiglitz nicht mehr wahrlich ernst nehmen.
Jeder, der die Geschichte des IMF kennt, auch die aktuelle speziell im Bezug auf Privatisierung von Gemeingut zu Lasten der Allgmeinheit als Teil der Agenda (nicht wirklich neu) und dann seinen offenen Brief liest, weiß sofort, dass diesem Herren nicht zu trauen ist. http://www.imf.org/external/np/vc/2002/070202.htm
Rogoff hat in seiner Diagnose absolut recht: Der Euroraum ist in seiner heutigen organisatorischen Form kein Währungsraum, der Bestand haben kann. Doch organistaorische Verbesserungen, gar eine Vertiefung der Union, ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Die nächste Eurokrise wird allerdings kaum von den PIGS-Ländern ausgehen, denn die werden ökonomisch für Europa immer unbedeutender. Es muss schon ein größeres Land wie Italien oder Frankreich treffen um die nächste Eurokrise einzuläuten.
Der Euroraum ist im übrigen vor allem für die südlichen Peripherieländer ein Problem, weil diese in ihrem ökonomisch-kulturellen Erbe Boom&Bust als wiederkehrende Erscheinungen kennen und jeweils mit Abwertungen gegensteuerten. Das können sie jetzt nicht mehr tun. Für die neu in die Eurozone eintretenden Ost-Länder dürfte der Euro keine solch großen Probleme mit sich bringen. Das Resultat wird sein, dass Länder wieder die ökonomische Stellung einnehmen werden, die sie vor dem Krieg hatten. Einige heutige Ostländer könnten also die südlichen Peripherieländer früher oder später überholen.
In den Kommentaren hier gibt es schon recht interessante Ideen. Persönlich denke ich, dass es keine Krisen gäbe, wenn man die wirklichen Gründe dafür kennen würde. Es ist recht menschlich, immer auf „die“ oder „den“ mit dem Finger zu zeigen, wenn’s mal nicht recht läuft. Verantwortung tragen aber alle: Genauso die konsumsüchtigen Bürger, die lieber den Politiker wählen, der ihnen das Blaue vom HImmel verspricht, anstatt den , der die Wahrheit sagt. Oder die Bosse der grossen Konzerne, die nicht mal mehr Steuern zahlen wollen, obwohl ihre Firmen Infrastruktur und Sicherheit genauso brauchen wie ihre Angestellten, die ja Steuern zahlen müssen. Oder die Banken, die mit allen Mitteln versuchen, Bürger, Unternehmen und Staaten zu verführen, Schulden zu machen, damit sie die Zinsen einsacken können. Oder die Börsen und Geldinstitute, die mit dem Geld umgehen wie kleine verwöhnte Kinder, die gerade Monopoly spielen.
Vielleicht liegen die Gründe solcher Krisen mehr in unserer menschlichen Natur als bei bestimmten Institutionen. Sind es womöglich Eigenschaften wie Gier, Ungeduld, Masslosigkeit, Ehrgeiz, Egoismus, Oberflächlichkeit, Luxussucht, etc., die solche Probleme herbeiführen? Sind wir als Menschen da nicht alle etwas verantwortlich, da ja auch jeder unter uns mehr oder weniger solcher negativen Eigenschaften in sich trägt? Wie wäre es denn, wen wir es mal mit Verzicht, Ruhe, Menschlichkeit, Solidarität, Vernunft, etc. versuchen würden? Ich weiss, das Ganze tönt zwar etwas wie das Wort zum Sonntag, aber schlussendlich werden uns immer wieder solche Kriesen auf den Kopf fallen, wenn wir nicht endlich einen Weg aus diesem Konsumwahn finden. Diese „Sucht nach Materie und Luxus“ ist ja schlussendlich, wie jede andere Sucht auch, nur ein Ersatz für etwas, das uns fehlt. Für mich ist es ein Ersatz für Freiheit und „Geist“, was unserer Gesellschaft leider immer mehr fehlt. Weniger ist halt manchmal mehr. Spass zu haben ist super, aber bitte nicht um JEDEN Preis.
Aber Herr Lüthi, die Gründe für die Krise ist doch hinlänglich bekannt, nämlich die zunehmende Virtualisierung der Welt auf allen Ebenen, bis hin zur Schaffung virtuellen Persönlichkeiten und virtueller Familien. Wir haben inzwischen auch eine virtuelle Politik, während die Reale vom „Markt“ betrieben wird. Wir haben auch virtuelle Notenbankchefs, oder glauben Sie tatsächlich das Draghi sich für seine Entscheide nicht längst selbst im virtuellen Raum bewegt, in einem Raum in welchem ein Perpetuum Mobile betrieben werden muss, was nur mit „negativer Energie“ zu betreiben ist.
Interessanter Kommentar. Ich habe mich zuerst gefragt, ob ich ihnen überhaupt antworten soll, da sie ja vielleicht nur eine virtuelle Person sind. Aber sei’s drum….
Sie haben schon einen kleinen Teil der Realität erkannt. Finanzinstitute produzieren virtuelles Geld und die Notenbanken müssen wie verrückt Geld drucken, um dieser virtuellen Realität zu folgen, was immer wieder Kriesen hervorrufen wird. Ok. Und jetzt? Was gedenken sie zu TUN (nicht virtuell)?
Es ist mir bewusst, dass diese Welt auf verschiedenen Ebenen funktioniert und die Macht schon lange in den Händen grosser Konzerne ist. Ich bleibe aber bei meiner Aussage, die zwar etwas religiös-NewAge-esotherisch angehaucht ist, aber schlussendlich einen ganz einfachen Lösungsansatz aufzeigt: Macht haben die Machthaber nur, weil wir uns so verhalten, wie sie es gerne haben und wollen.
Wollen wir etwas verändern, müssen wir bereit sein, mal wieder auf festem Grund und Boden aktiv zu werden und uns nicht eine unerwünschte Realität aufzwingen zu lassen. Wären zB bei den Occupy-Bewegungen Weltweit dutzende Millionen Menschen auf die Plätze vor den Finanzinstituten geströmt, hätte das Resultat der Aktion ganz anders ausgesehen. Dazu müssten die Massen aber bereit sein, ihre Nasen von Facebook, Twitter, vom Fernseher, etc in die Realität zu bewegen. In den sogenannten entwickelten Ländern ist nähmlich nicht nur das Geld virtuell.
Die heutige Situation hatte schon Präsident Eisenhower bei der Abschiedsrede aus seiner Amtszeit klar formuliert. Vielleicht haben sie diese Rede gelesen. Wenn nicht, kann ich sie nur emphehlen.
Demokratie (griechisch Δημοκρατία, von δῆμος [dēmos], „Volk“, und κρατία [kratía], „Herrschaft“, vgl. -kratie; wörtlich: Herrschaft des Volkes). Die Herrschaft hat das Volk schon lange verloren. Man kann sie aber zurückgewinnen, auch in der nicht virtuellen Welt. Lässt man aber weiterhin die gewähren, die den Schlamassel verursachen, wird sich real und virtuell nichts verändern.
@ Bernhard
Ich stimme Ihnen zu. Sie erkennen, dass schlussendlich eine Veraenderung nicht durch die korrupte Elite kommen wird, sondern durch eine Grass-root-Bewegung. Die Elite unter Einbezugnahme der Presse, verstand es sehr gut, den ersten Anlauf solch einer Bewegung im Sande verlaufen zu lassen. Uebrigens waren die Entscheidungstraeger waehrend des Hochs der Occupy Bewegung durchaus im Alarmzustand, was man erkennen kann, wenn man sich naeher damit befasst.
Das Problem liegt wohl darin, dass die Scherzschwelle noch nicht erreicht ist, wobei die Elite natuerlich das Prinzip des Frosches in einem Kochtopf anwenden duerfte.
@Linus Huber: Genau. Es ist das gute alte Prinzip der Kausalität: Ursache und Wirkung. In den meisten Kommentaren hier spricht man von den Wirkungen, nicht aber von den Ursachen. Das es zB Firmen erlaubt ist, virtuell Geld zu erschaffen und somit Krisen zu erschaffen ist eine Wirkung. Will man der Ursache auf den Grund gehen, muss man sich schon fragen, WER genau erlaubt und/oder tut dies und WARUM erlaubt und/oder tut er es.
Ich bin kein Kommunist und glaube, dass eine freie Marktwirtschaft in einem demokratischen Rahmen etwas positives ist. Aber Neo-Liberalismus ist eine Extrem-Form des Kapitalismus und führt wie alle Extreme zu Diktatur und Unfreiheit.
Man kann jetzt natürlich tagelang über die Mechanismen der Geldsysteme reden. Technisch gesehen ist es kein uninteressantes Thema. Leider wird es an der gelebten Realität hunderter Millionen Menschen, die Heute schon unter den Auswirkungen des Neo-Liberalismus leiden, absolut nichts ändern. Goldman-Sachs, Monsanto, Nestlé und all die anderen Multis futieren sich total über technisches Blabla in Blogs. Sie werden ihre Politik nicht ändern, solange sie nicht jemand in die Schranken weist. Vielleicht ist es ja schon zu spät. Auf unsere Regierungen können wir nicht mehr zählen, da die meisten Politiker scharf auf Verwaltungsrats-Sitze und/oder Beteiligungen in diesen Firmen sind. Die Occupy-Bewegung war eine gute Idee. Aber es haben viel zu wenige mitgemacht. Es sind nicht einige Hundert Linksalternativer und Neo-Hippies, die da was bewirken können. Die breite Masse ist da gefragt.
Wie gesagt, Demokratie bedeutet die Herrschaft des Volkes. Um zu herrschen genügt es nicht, brav zu konsumieren und zwischendurch mal am Stammtisch zu fluchen. Demokratie ist kein gottgegebenes Geschenk. Man muss sie sich verdienen. Sonst soll man sich halt mit einer Diktatur zufrieden geben und sich nicht beschwehren über das Leid, das auf uns zukommen wird.
@ Bernhard
„Aber Neo-Liberalismus ist eine Extrem-Form des Kapitalismus und führt wie alle Extreme zu Diktatur und Unfreiheit.“
Grundsaetzlich JA. Allerdings muss man aufpassen, dass es nicht der Kapitalismus in sich ist, welcher in Frage zu stellen ist, sondern diese Form des Kapitalismus. Neo-Liberalismus hat sich zum Schlagwort entwickelt, um jene negativen Entwicklungen anzusprechen, mit der Gefahr, das Kind mit dem Wasser auszuschuetten. Uebrigens hat Neo-Liberalismus nichts zu tun mit der Gesinnung des Liberalismus, welcher den Schutz der individuellen Freiheit anstrebt.
@Linus Huber: Absolut einverstanden. Wie ich vorher geschrieben habe: Ich bin für eine freie Marktwirtschaft in einem demokratischen Rahmen. Die freie Marktwirtschaft ist ein Garant für eine funktionierende Gesellschaft. Den Neo-Liberalismus sehe ich schon eher als eine Art moderne Form von Aristokratie mit seinem dazugehörigen Kastensystem. Es ist eine Entwicklung, die gegen alle Errungenschaften der Demokratiebewegungen der letzten Jahrhunderte geht. Offiziel sollte in unserer Gesellschaft jeder Mensch die gleichen Rechtehaben. Aber Manche sind anscheinend „gleicher“ als die anderen, lautet da die Devise.
Die Menschenrechtserklärung scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten, obwohl sie eines der grössten „Meisterwerke“ der menschlichen Geschichte ist.
Dieser Hunger nach Macht und Kontrolle ist schon krankhaft und eigentlich bräuchten viele dieser Topmanager und CEOs psychische Beihilfe oder einen guten Seelsorger. Sie richten einfach zu viel Schaden an. In den nächsten Jahren werden sie vermehrt Chaos generieren, um noch mehr Kontrolle zu erhalten, nicht nur im Finanzsektor.
@ Bernhard
Es freut mich einen aehnlich denkenden Mitbuerger gefunden zu haben. Obwohl ein wenig anmassend, erlaube ich mir Sie zu bitten, Reimann’s Goldinitiative zu unterstuetzen. Fuer die Verweigerung der SNB den Ort der Lagerung unseres Goldes bekannt zu geben, finde ich nicht akzeptabel. Reimann gehoert zwar der SVP an, aber hat sehr liberale Grundsaetze in seinem Gedankengut. http://www.goldinitiative.ch/
@Linus Huber: Ich habe mir die Homepage angeschaut. Es könnte schon interessant sein zu wissen, wo das Gold liegt. Mysterien sind immer sehr anziehend. Ich kann aber damit leben und denke, dass es brennendere Themen gibt als dieses. Ich habe nicht viele Gemeinsamkeiten mit der Svp, da ich die Menschenrechte zu sehr achte. Im Gegenteil, ich denke, dass ein grosser Teil dieser Partei ein Mitverursacher der jetzigen Realität ist. Aber so weichen wir vom eigentlichen Thema ab.
Ich hoffe einfach nur, dass die Menschheit endlich mal aus ihrer „Hormonreichen“ Pubertät raus kommt und sich etwas beruhigt. Unsere Gesellschaft ist aus dem Gleichgewicht geraten. Mal schauen wie lange die Schieflage noch dauern wird.
Herr Lüthi, ich mag die SVP vermutlich noch weniger leiden als Sie -allerdings wende ich mich prinzipiell nie von guten Argumenten ab, egal aus welcher Richtung diese kommen. Im Jahre 2000 vermeldete das Schweizer Fernsehen eine „unheilige Allianz“ zwischen Links und Rechts -wegen der AHV-Goldinitiative der SVP. Damals lehnten die Schweizer Stimmbürger diese Initiative und den Gegenvorschlag leider ab. Die 1300 Tonnen Gold im heutigen Wert von 50 Milliarden sFr. wurden also verprasst (verkauft) und den Kantonen ausgeschüttet, sie erhielten etwa 10 Milliarden. Die AHV hätte heute etwa 40 Milliarden mehr in der Kasse, sofern in Form von Gold gespart und icht verkauft. Die SNB schrieb damals, man könne das Gold verkaufen und erhielte dann mindestens 3% Zins -aus heutiger Sicht ein extrem lächerlicher Profit gegenüber der Wertzunahme von Gold.
Womöglich besitzt er, so ähnlich wie die USA für Dollars, ein Perpetuum mobile für Euro Noten..?
ja, auch Draghi verfügt über diese Superwaffe. Wichtig dabei ist die Verschleierung des tatsächlichen Wertes einer Währung, worauf man beliebige Mengen beliebiger Banknoten drucken kann. Das funktioniert allerdings nur in den Hauptwährungszonen.
Länder wie Simbawe konnten den Glauben nicht dem Markt vermitteln. Würde sich GR aus dem Euro verabschieden, dann entstünde sofort ein freier Fall der aus der Notenbank geschöpften Drachme. Um als wirtschaftliche Grossmacht ein Perpetuum Mobile betreiben zu können ist die Publikation einer Schuldenobergrenze nötig, die man bei Bedarf allerdings einfach nach Oben ausdehnt. Der Markt muss stets im Glauben gehalten werden dass es die Politik sehr ernst nimmt mit der Neuverschuldung. Dies wird über breit publizierte soziale Sparprogramme erreicht, sowie über das Zauberwort Privatisierung und Lohnkostensenkung.
Das Problem in der Euro Zone ist weitergehend nicht gelöst, die höhe Arbeitlosigkeit, geringes Wachstumspotenzial und die Überschuldung drucken auf die zukünftige Entwicklung. Der massive Zunahme der Geldmenge in EU kann den Märkten kurzfristig beruhigen. Das Problem hat man aber nicht gelöst, Draghi verweigert die Zinssenkung in Euro Zone, obwohl die wirtschaftliche Situation in Euro Zone in letzten 12 Monaten dramatisch verschlechtet hat. Die Verbesserung in Euro Zone ist nicht in Sicht, solange Draghi die Zinssenkung verweigern, solange der politische Druck nicht stark genug ist, wird es keine Verbesserung geben.
Die Schweiz muss sich langsam, aber sicher seine Grenze schliessen, die Entscheidung der Personfreizügigkeit nochmals überdenken. Es wäre die Zeit für eine neue Abstimmung zur Personfreizügigkeit. Die Zuwandung in letzten 10 Jahren so stark zugenommen, dass die Schweiz nicht verkraften kann. Die Zahl der Einwohner in Schweiz ist in letzten 6 Jahren um fast 1 Mio. gewachen, das entspricht ein Wachstum von 14%. Es gibt kein Land in Europa soviel Einwander aufgenommen hat, wie die Schweiz in letzten 10 Jahren.
Für das meines Wissens einzige Medienerzeugnis mit einiger Verbreitung, in welchem gelegentlich betont wird, dass die Schulden Spaniens und Irlandes eben gerade nicht Staats- sondern (dem Staat aufgezwungene) Privatschulden sind, hat sich der Autor vom Mainstream-Ökonomen etwas leicht über den Tisch ziehen lassen. Jedenfalls schreibt er nichts über einen Einwand, den er gegenüber Rogoff hierzu gemacht hat. Vielleicht sind solche Spitzfindigkeiten unter Ökonomen ja nicht notwendig, da es doch letztlich allen Ökonomen um das Gleiche geht: den Markt als die überlegene Form sozialer Ordnung zu definieren und den Staat immer und unter allen Umständen als schädlich.
Rogoff mag aus seinen Ansichten zufälligerweise die korrekten Schlussfolgerungen ziehen — dass Reform- und Austeritätspolitik (des schuldenfreien Staates!!!!!!!!) alleine nicht ausreichen und daher ein Schuldenschnitt notwendig sei — aber grundsätzlich lassen sich aus falschen Prämissen keine Schlussfolgerungen ziehen. Das sollte ein Hochschuldozent eigentlich wissen, aber da Ökonomie keine Wissenschaft, sondern eine Theologie des Marktes ist, muss man solche Realitätsverwirrungen wohl akzeptieren. Schade für einen sonst guten, kompakten Artikel.
Herr Sommerer, wir leben noch immer in einer Zeit in welcher die Wissenschaft, so wie sie Albert Einstein verstanden hat, ein Mauerblümchen -Dasein in der Ökonomie fristet. Daran haben selbst die bemerkenswerten Erfolge bei den physischen Wissenschaften in der mit Glauben/Dogmen betriebenen Wirtschafts-Politik wenig geändert. Wenn schon die Grundlagen des Finanzsystems chaotischer Natur sind, wie kann man darüber vernünftig schreiben ohne zuerst einmal die Grundlagen der Währungssysteme in Frage zu stellen? Genauso wie man über Gott unter den Religionen nie einig werden kann (weil der nicht existiert), genau so gibt es keine einvernehmliche Auflösung in der Geldtheorie. Geld ist ein reines Glaubenskonstrukt geworden, seit man sich von der Wertebindung an Edelmetalle etc. verabschiedet hat. Seither bestehen alle vorgeblich vernünftigen Lösungen in der Überflutung der Welt mit dem Glauben an Fiat Money, während man es aber gleichzeitig entwertet. und zu einer Art Gott virtualisiert. Der nächste Schritt dürfte deshalb eine Verbannung aller realen Werte aus der Bilanz der Notenbanken sein, wozu man z-B. das Gold zuerst in Staatsanleihen auslagert, bevor man es dann ganz aus dem Fiat Money -System verbannt. Das geschieht natürlich nicht wirklich absichtlich, es geschieht aber deshalb weil die Eliten immer mehr Macht besitzen wollen -so „automatisch“ wie der Urknall aus dem Nichts Materie in den Raum scheuderte, gemäss den Regeln der Physik. Der Mensch muss davon keine Ahnung haben, die Erde ist rund auch wenn alle Menschen glauben würden sie hätte irgendwo eine Kante. Die Sache verläuft nach physikalischen Prinzipien, während die Wirtschaftsökonomen auf einem aufgesetzen Glauben navigieren.
Meine Rede! Wer etwa sein astronomisches Modell von Göttern diktieren lässt (Kreisbahnen mit der Erde im Mittelpunkt des Universums) wird reale Phänomene nie berechnen können, egal wieviele Kreisbahnen auf Kreisbahnen postuliert werden, um die rückläufigen Planetenbahnen erklären zu können. Erst wer sich auf Beobachtungen statt auf den Glauben stützt, kommt schliesslich auf die korrekte Lösung (Sonne im Mittelpunkt mit elliptischen Planetenbahnen).
Solange das ökonomische Projekt darin besteht, Gott (den Perfekten Markt im Ewigen Gleichgewichte) dadurch zu preisen, indem man die Welt jenem annähert und letztlich unterwirft, statt die realen Wirtschaftsprozesse einfach zu erklären, werden wir alle mit Krisen bezahlen und Reiche reicher machen, ohne irgendeine Gegenleistung dafür zu erhalten.
Mein Favorit als Basiswissenschaft zur Erklärung der grundsätzlich chaotischen und instabilen Wirtschaftsprozesse ist die Meteorologie, die dieselbe Art von Zyklen und Verwirrungen zeigt, wie die Märkte.
@ ast
Es gibt tatsaechlich die von Ihnen aufgefuehrten Tendenzen. Interessanterweise bildet sich parallel eine Gegenstroemung, indem naemlich Zentralbanken ausserhalb der Sphaere des FED sich zunehmend wieder dem Gold zuwenden.
Weit Jahrzehnten wird das Medium Geld (Waehrungen) degradiert zur Funktion des Zahlungsmittels, welches nach belieben der Manipulation der Zentralbanker unterliegt. Es wird zwar von „Preisstabilitaet“ gesprochen, aber in Tat und Wahrheit werden saemtliche Waehrungen dauernd entwertet. Der Mensch hat sich an diese Gegebenheit gewoehnt und sich dementsprechend in seinem Verhalten veraendert (Langsam sind alle jene, welche die deflationaere Phase der 30iger Jahre erlebten, ausgestorben, welche wohl als letzte noch den Respekt vor Bargeld in sich trugen). Der Verlust des Respektes gegenueber dem Medium Geld, welches sich im Verlust seines Werterhaltes wohl am besten ausdrueckt, ist wohl mit ein Grund fuer die heutige Krise. Die Veraenderung der Verhaltensweise beinhaltet unter vielen andern Aspekten z.B. die kurzfristige und nicht nachhaltige Sichtweise, massive Ausweitung von Kreditvolumen (Schulden) und damit das massive relative Wachstum der Finanzbranche, Reduktion von verantwortungsvollem Handelns, etc. etc.
In anderen Worten, der Verlust des Respektes gegenueber dem Geld (Waehrungen) veraendert die Texture unserer Gesellschaft in einer Form, welche nicht gesund ist, da unehrlich, und dadurch schlussendlich zur Unfreiheit und Diktatur fuehrt. Leider sind diese Werte nicht in statistiken wirklich erfassbar und somit fuer den Oekonomen nicht existierend oder nicht relevant, was sie deswegen nicht weniger wichtig macht.
Immer, wenn Geld seine Funktion des Werterhalts wieder aneignen will (2008), wird es gleich wieder mit massiver Manipulation in seine den Entscheidungstraegern gefaellige Rolle einzig als Zahlungsmittel zu dienen verdonnert. Keine Respekt vor Geld ist im Endeffekt kein Respekt gegenueber dem Menschen.
Eine richtige Loesung besteht in der Abererkennung der Staatsverschulden.
Warum soll eine Bevoelkerung fuer die Vergehen, den Schlendrian, das korrupte Verhalten vergangener Regierungen einzustehen haben? Die Zentralbanken, welche Teil der Regierung darstellten, liessen den ganzen Rummel der massiven Kreditausweitung zu. Die Entscheidungstraeger verwandeln schrittweise die Kreditausfaelle, welche beim Platzen der Blasen entstehen oder entstanden sind, in Staatsschulden um und lassen die eigentlichen Schuldigen und Schuldner straffrei mit einem grossen Teil der Beute entkommen. Das gesamte Gehabe widerspricht dem Geiste der Rechtsstaatlichkeit und hebelt saemtliche Regeln aus. Mit welchem Recht werden die Probleme zulasten des Steuerzahlers und im Falle finanzieller Repression zulasten des einfachen Sparers ausgetragen, und dazu noch von noch nicht einmal erwirtschafteten Steuereinnahmen im ersten Fall und vom hart erarbeitetem Spargroschen im zweiten Fall.
Natuerlich muessen wir uns vom gedanklichen Modell verabschieden, dass Staatsschulden (wie dies zweifelsfrei im Falle von privaten Schulden zutrifft) auf einem produktiven und nicht sittenwidrigen Kontrakt basiert, in welchem die Parteien legitimierte Eigentuemer sind und damit frei von jeglichem Zwang in eine Kreditvereinbarung eintreten koennen.
Die Idee, dass man durch die flaechenmaessige Verteilung des Problems und durch die Schaffung von neuen und immer intransparenteren Ponzi Gebilden eine wirkliche Loesung geschaffen hat, ist einfach nur lachhaft. Stimmungen wechseln wie das Wetter und beim naechsten Gewitter wird die Angelegenheit einfach noch extremer, da man es verpasst hat, wirkliche Loesungen in Betracht zu ziehen..
Die Krise kann ohne weiteres über viele Jahre und Jahrzehnte „ausgesessen“ werden, durch die schleichende Enteignung und verdeckte Vergemeinschaftung der Schulden wird der deutsche Mittelstand bzw. deren zukünftige Generationen die Zeche bezahlen mit tieferen Renten, höherem Rentenalter, Enteignung der Spargelder, Inflation etc. etc. Die Politiker der Zukunft werden sich dann auf die Schulter klopfen wie gut alles gegangen ist.
Am WEF haben wir ja jedenfalls gehört wie Merkel die Krise lösen will, nämlich durch Absenkung der Lohnkosten auf das Niveau von Ländern wie China -Sie sagte ganz Eindeutig- Europa müsse auf internationaler Ebene Wettbewerbsfähig werden, für Europa kann dies nur massiver sozialer Abbau auf das Niveau der zweiten bis dritten Welt bedeuten.
@ast: In den internationalen Kompetivitätsvergleichen ist die Schweiz trotz der hohen Löhne immer ganz vorn. Für Europa kann das nur bedeuten, dass eben auch die Peripherieländer qualitativ höher stehende Produkte erzeugen müssen. Wenn das nicht passiert besteht tatsächlich die Gefahr, dass China Portugal oder Spanien überholt und sich beide auf dem gleichen Niveau treffen – die Chinesen durch Aufstieg, die Peripherieländer durch Abstieg
Herr Holzherr, unglücklicherweise sind die Abnehmer von Produkten trotz Zunahme der Erdbevölkerung durch politische und andere Krisen wie Ungleichverteilung begrenzt, was kürzlich auch der Megakonzern Apple erfahren musste. Aus meiner Sicht liegt der Schlüssel zur Lösung der Europa-Krise nicht unbedingt in Euroland elbst, sondern in Nordafrika und im Osten die baltischen Länder. Der Euro-Südperipherie müssten diese Märkte eigentlich liegen, aber dazu müsste man sich in Europa mehr anstrengen um die Konflikte dort lösen zu helfen -Das gilt auch für Israel-Palästina und Ägypten.
Nordafrika als Absatzmarkt für Portugal, Spanien, vielleicht Italien wie sie das Vorschlägen sehe ich nicht. Die kulturellen Unterschiede sind zu groß und wenn es nur um günstige Produkte geht hat China bessere Karten. Nein, die Peripherieländer müssen eben auch zu High-Tech-Ländern werden Der Absatzmarkt für High-Tech, für Automatisierung und fortgeschrittene Software war noch nie so gross wie heute, denn dieser Absatzmarkt befindet sich in China und Indien und dementsprechend steigen die deutschen Exporte dorthin. In 5 Jahren wird China der Hauptabsatzmarkt von Deutschland sein und die Beziehungen Deutschlands zu China werden enger sein als zu vielen anderen Ländern in Europa.
Herr Holzherr, in historischen Zeiträumen gesehen hatte der Mittelmeerraum (inklusive Nordafrika) immer wieder eine bemerkenswert gute Rolle im Bereich des Handels für den Süden ergeben. „Verschiedene Kulturen“ ist für mich kein negativ machendes Argument im Bereich von Handelsbeziehungen. Würde ich mich auf solche Argumente einlassen, so hätte ich möglicherweise nicht die aufstrebenden Türkischen ETF bemerkt 😉
Ich denke, bei all dem was geschrieben und analysiert wird, geht etwas wichtiges vergessen. Es kann immer eine Lösung zu einem Problem gefunden werden. Die Frage ist nur, wie weit diese Lösungen gehen düfren und wer dahinter steckt. Vor OMT, hat keiner an EU geglaubt. Jetzt herrscht plötzlich Euphorie auf hoher Ebene. Beim nächsten Problem wird es wieder darauf ankommen, wer in welcher Funktion leiten wird (Siehe Draghi und Juncker). Letztendlich wird es nicht der Druck der Märkte, sondern wenn überhaupt der Druck der Arbeitslosen in diesen Regionen. Nur bezweifle ich auch das. Solange die Leute denken, dass sie eine Chance hätten und noch einigermassen unterhalten werden können, werden wir keine Änderung sehen.
@ Sen
Natuerlich gibt es immer eine Loesung, die Frage lautet nur, zu wessem Lasten und mit welchen gesellschaftlichen Folgen.
Heute wird es zulasten des Durchschnittsbuergers (hauptsaechlich der Mittelklasse) und zugunsten derjenigen, welche das Problem massgebend produzierten und sich dabei bereicherten, „geloest“, indem zukuenftige wirtschaftliche Leistung quasi als Kollateral eingesetzt wird in der Form von Staatsschulden und -Garantien (teilweise via EZB).
Wenn wir dies naeher betrachten, handelt es sich um massive Verbrechen. Nehmen wir einmal an, dass ein durchschnittlicher EU-Buerger 2 Mio. EURO in seinem Leben verdient, so werden wohl zur Zeit viele tausende von Lebensgrundlagen zerstoert, waehrend die Verursacher mit ihrer Beute entkommen.
Natuerlich werden aufgrund der nicht nachhaltigen Verhaltensweise Kosten auftreten, aber eben, die Frage liegt inwieweit man innerhalb der Loesung fuer wirkliche Gerechtigkeit sorgt, denn eines Tages wird sich das korrupte Verhalten der Entscheidungstraeger raechen.
Einen wichtigen Aspekt darf man nicht vernachlaessigen in Bezug auf die Schweiz. Die gegenwaertige Gangart der europaeischen Entscheidungstraeger ist eher vorteilhaft fuer die Schweiz, da wir eine verhaeltnismaessig grosse Finanzindustrie beheimaten.
Eigentlich könnte „EU“ auch für „Eure Unfähigkeit“ stehen. Wie anders ist es möglich, dass man bei einem vorgeschriebenen Defizit von höchstens 3% des BIP und einer Verschuldungsgrenze von 60% Ergebnisse zulässt, die das Eineinhalb- oder gar Mehrfache dieser Werte betragen und über Jahre keine Sanktionen ergreift? Wenn man Unfähigkeit ausschliesst, kommt nur noch „Euer Unwille“ in Frage. Man hat bewusst weggesehen, weil man die Verschuldung als Mittel zum Zweck sah, um die politische Union voran zu bringen. Gemäss Bericht der New York Times hat Herr Schäuble im November 2011 erklärt, ohne eine Krise sei die EU nicht voran zu bringen.
“Eure Unfähigkeit” und “Euer Unwille” als neue Bezeichnungen für EU ist leider zutreffender als manchem lieb ist.
Wenn Rogoff aus amerikanischer Sicht meint, nur ein politischer Zusammenschluss könne den Euro retten, so vertritt er eine dort häufig vertretene Ansicht, welche aber völlig zu übersehen scheint, dass dies im heutigen Europa nicht realisierbar ist.
Ich denke, dass entweder die jetzt in einer Finanzkrise befindlichen Euro-Länder sich doch noch zu (harten) Sanierungsmassnahmen aufrappeln oder andernfalls die stärkeren Länder nach der Bundestagswahl der BRD zu einer Entscheidung drängen werden.
Solche Fehlentwicklungen wie von Ihnen beschrieben – Missachtung der selbst auferlegten Regeln – wird es immer wieder geben solange es keine zentrale Aufsicht und keine gemeinsame Fiskalpolitik gibt wie von Rogoff zurecht als nötig erachtet.
Zugleich irrt Rogoff, wenn er meint, eine weitergehende, auch politische Union sei im heutigen Europa realistisch – wenn Großbritannien sogar die heutige EU als zu einengend für sich selbst betrachtet.
Eines kann man deshalb mit Sicherheit sagen: Die nächste Euro- und wahrscheinlich sogar EU-Krise kommt bestimmt.
Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten berichten heute:
„In Italien entwickelt sich ein Banken-Krimi, bei dem die beiden Goldman-Banker Mario Draghi und Mario Monti nun ins Schussfeld geraten: Den italienischen Steuerzahler kostet das Desaster bei der Monte dei Paschi di Siena möglicherweise 4 Milliarden Euro. Der Aufseher bei den Derivaten-Bomben: Mario Draghi. Der Retter: Mario Monti.“
Dieser Draghi soll ja mit seinem Laden demnächst auch noch die europäische Bankenaufsicht übernehmen. Da darf man sich schon fragen, ob da am Ende etwas Gutes heraus kommt.
Meine Logik ist folgende:
Vor der Krise hat praktisch kaum ein Ökonom auf eine Katastrophe hingewiesen – darum trat sie ein.
Jetzt meinen praktisch alle Ökonomen, dass „alles in die Luft fliegt“ – darum wird die Katastrophe sehr wahrscheinlich nicht eintreten (mindestens nicht in nächster Zeit oder nicht von jener Seite, wo alle draufschauen).
Und darum wird es wohl noch einige Zeit „bullish“ weitergehen.
Es gab durchaus einige frühzeitige Hinweise dafür, dass die Krise bevorstehe. Nur hat das offenbar niemand zur Kenntnis genommen, bis sie dann da war.
@will williamson: Soll ein europäisches Parlamenbt irgenwelche Kompetenzen (=Macht, wenn Sie das Wort mit negativer Kontonation vorziehen, was Sie bestimmt machen in Zusammenhang mit Europa) haben, muss es entweder insgesamt mehr Macht geben oder jemandem muss Macht = Kompetenz weggenommen werden.
Warum sind nationale Politiker weniger machtgeil und korrupt als europäische?
Eine europäische Regierung nimmt wohl nationalen regierungen Macht weg, ein europäisches Parlament nationalen Parlamenten, ansonsten wären es europäische Kasperletheater!
Nationale Politiker sind genauso machtgeil und korrupt wie EU-Politiker.
Der Unterschied ist, dass der Wirkungsbereich viel kleiner ist. In der Schweiz zusätzlich durch föderale und direktdemokratische Elemente kompartimentiert.
Sobald ein Politiker eine berechenbare Situation sieht , wied er sie missbrauchen. Man muss daher systemisch dafür sorgen, dass nichs wirklich berechenbar ist. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben der direkten Demokratie.
@Hampi
Die Behauptung, vor der Krise hätte kaum ein Ökonom auf die Risiken einer Katastrophe hingewiesen, ist faktisch falsch. Wer von einer falschen Basis ausgeht, wird nicht zu besseren Erkenntnissen gelangen…
«Die Eurozone brauche eine Regierung, mit einem Premierminister oder Kanzler an der Spitze, und sie braucht ein gemeinsames Finanzministerium. Modell für das Konstrukt könnte Kanada sein“. Eine Zentrale Regerung für einen Kontient bestehend aus vielen souveränen Staaten mit sehr verschiedenen Kulturen ist ja wohl kaum realisierbar, es sei denn das ein solches Konstrukt durch das schon ziemlich autokratische EU „Politbüro“ den Europäischen Völkern ohne Mitspracherecht aufgezwungen wird.
Ein Land wie Kanada, eine ehemalige Britische Kolonie bestehend aus Einwanderern und eher geringen kulturellen Unterschieden Zwischen Ost und West (abgesehen von der Provinz Québec) mit Europa zu vergleichen ist einzig ein weiteres Beispiel des Mangelhaften Wissens der Amerikaner in Bezug auf sehr reale, unüberwindbare Unteschiede zwischen dem Norden und Süden oder Osten und Westen unseres Kontinents. Eben diese krassen Unterschiede machen eine Vereinheitlichung Europas auf politischer und Wirtschaftlicher Ebene praktisch unmöglich.
Das die Einheitswärung im Schatten solcher Realitäten auf Dauer nur durch politischen Zwang aufrecht erhalten werden kann ist ja wohl deutlich, schon allein von der Tatsache her das man aus den Südeuropäern keine perfekt laufende Arbeitsmaschinen à la Deutschland machen kann. Zudem spricht überhaupt nichts gegen ein Europa wo staatliche Souveränität die Oberhand über entscheidende Beschlüsse eines zentralen Europäischen Rats behalten würde, wie dies zu Zeiten der Europäischen Gemeinschaft auch der Fall war.
Die ganze Idee das eine „Grösse“ unbeding von allen Ländern adoptiert werden muss ist grundsetzlich falsch, und riskiert ganz im Gegensatz zu den grundliegenden Zielen der Europäischen Nachkriegs Politik ein Zusammenbruch einer doch wichtigen Zusammenarbeit zwischen den EU Mitgliedsstaaten (man denke GB). Der Euro ist in diesem Zusammenhang das Aushängeschild eines vollig falschen politischen Leitgedankes der führenden Eliten in Brüssel.
Kanada ist kulturell einheitlich (die spielen alle Hockey, sogar in Quebec), Europa ist kulturell einheitlich, (die spielen alle Fussball.)
„Eben diese krassen Unterschiede machen eine Vereinheitlichung Europas auf politischer und Wirtschaftlicher Ebene praktisch unmöglich.“
Welche denn? Ach so, die im vorherigen Satz mit „sehr reale, unüberwindbare Unteschiede zwischen dem Norden und Süden oder Osten und Westen unseres Kontinents.“ so präzise beschriebenen.
Und darum ist: „Das die Einheitswärung im Schatten solcher Realitäten auf Dauer nur durch politischen Zwang aufrecht erhalten werden kann ist ja wohl deutlich, schon allein von der Tatsache her das man aus den Südeuropäern keine perfekt laufende Arbeitsmaschinen à la Deutschland machen kann.“
Also kurz, weil die Südeuropäer faul sind, ist die EU diktatorisch und unmöglich.
Sie haben das aber viel schöner gesagt
Ahn Toan: „Also kurz, weil die Südeuropäer faul sind, ist die EU diktatorisch und unmöglich.“
Nein, jedes Land hat seine Stärken und Schwächen, und eben die kulturellen Unterschiede zwischen den diversen Europäischen Ländern zu erhalten ist extrem wichtig, anstatt diese in einer EU Zwangsjacke zu verpacken damit alle Mitglieder ohne jegliche souveräne Freiheiten am gleichen Strang ziehen müssen. Europäische Kulturelle Einheit als „die spielen alle Fussball“ zu interpretieren bedeutet das historisch und sprachlich bedingte, sehr unterschiedliche Lebensweisen zwischen dem Norden und Süden und zwischen dem Osten und Westen Europas, schlicht und einfach ignoriert werden.
Eine Tatsache ist das die Länder in Nord-und Mitteleuropa Arbeitsmässig produktiver sind als die im Südeuropa, vieleicht teils wegen des dort herschenden besseren Klimas. Tatsache ist auch das es nicht unbedingt wünschenswert wäre wenn die Südeuropäer wie die Deutschen hoch dizipliniert und methodisch (kulturell bedingt) ihre Arbeit verrichten würden, weil eine solche forcierte Einstellung die ganze Lebenskultur der betroffenen Länder zunichte machen würde.
Die Frage ist hier nicht welche (Arbeits) Kultur besser ist, oder welche schlechter. Kulturelle Unterschiede gehören zum Europäischen Fundament, und solten als Vorteil genutzt werden. Diese Ansicht steht offensichtlich beim politischen „Zentralkomitee“ in Brüssel ganz unten auf der Liste.
In dieser era der Globalisation wird aber leider eben die Produktivität der entscheidende Faktor des zukünftigen Erfolges sein, aber dieses Prinzip in ganz Europa durch politische und Wirtschaftliche Ziele im Namen der EU aufzwingen zu wollen wird nicht zustandekommen. Es besteht gegenwärtig eine grosse Gefahr sozialer Unruhen in weiten Teilen Europas (26 Millionen Arbeitslose), und viele Europäer sind wie die Engländer besorgt um Ihre demokratischen Freiheiten in der EU.
Glücklicherweise ist die Schweiz (noch) nicht ein Mitglied der EU.
@ Peter Colberg: Denke ich an einen bayrischen Biergarten, Reality Trash TV-Shows oder Ditsche (WDR: Badelatschen, Jogginghose, Dauerhartz4empfänger), fällt es mir schwer, Ihr Bild vom „hochdiszipliniert und methodisch seine Arbeit verrichtenden Deutschen“ als allgemein gültiges Abbild der Realität deutscher Arbeitskultur zu akzeptieren.
@ Anh: Das deutsche Motto lautet meiner Ansicht nach „work hard, play hard“, d.h. etwas Spass wird ja auch in Deutschland erlaubt sein, ob nun durch Reality TV-Shows oder andere Ablenkungen vom Alltag. Wenn man die steigenden Exporte von Produkten „made in Germany“ betrachtet, und die letzteren im Detail anschaut (top Verarbeitung und Qualität in den meisten Fällen) kann das nur ein Resultat hochwertiger deutscher Wertarbeit sein. Die internationalen Verkaufszahlen sprechen für sich selbst. Ohne Deutschland würde Europa in seiner gegewärtigen Form nicht existieren – und die sehr zentralistische und Geldverschlingende „Apparatschik“ EU mit Sicherheit nicht.
Kanadier haben einen gemeinsamen Hintergrund, denn alle (ausser ein paar Ureinwohner) definieren sich als urspruenglich Eingewanderte (innerhalb der eigenen Vorfahren wurde eine bewusste Entscheidung getroffen, naemlich Kanadier zu werden). Sie fuehlen sich nicht als British Columbianer oder als Albertaner (kein Wunder, dass wir deren Staaten namentlich nicht gut kennen), sondern als Kanadier, ganz im Gegensatz zu einem Europaer, welcher sich eben als Franzose oder Italiener identifiziert und welcher in seinem Heimatland verwurzelt ist. Eine leichte Durchmischung aufgrund von Immigration mag in Europa sicherlich geschehen sein, jedoch zweifle ich daran, dass dies wirklich einen entscheidenden Stellenwert einnehmen kann.
Fazit: Europa ist nicht mit Kanada vergleichbar.
„…es sei denn das ein solches Konstrukt durch das schon ziemlich autokratische EU “Politbüro” den Europäischen Völkern ohne Mitspracherecht aufgezwungen wird.“
Genau das ist die Absicht. Van Rompuy hat kürzlich erklärt, man müsse die nationalen Parlamente entmachten, weil sie für die EU schädlich seien.
Ja. Jeder Hauch von Demokratie stört in der EU nur, und gehört ausgerottet.
Sehr interessant, wie kommen Sie darauf, dass die Einwanderer in Kanada einen relativ geringen kulturellen Unterschied hatten? Es waren Einwanderer aus verschienen europ. Länder also waren waren die Unterschiede gleich wie in Europa. Und was ist mit den eingewanderten Chinesen? Ihre Argumente sind nicht Stichhaltig.
Dann immer diese dümmlichen „Dikatur“ Vorwürfe. Wie wäre es wenn Sie sich mal über das Funktionieren der EU und über die parlamentarische Demokratie informieren würden? Übrigens die Schweiz ist auch ein Zusammenschluss von souveränen Staaten.
Zu den „Arbeitsmaschinen“: Viele Leute aus dem Süden wanderten in den Norden um zu arbeiten. Können Sie irgendwie belegen, dass diese hier in Sachen Arbeitsleistung von den anderen abfallen? Oder hat ihnen die gute nördliche Luft eine andere Arbeitsmoral gegeben? Es liegt nicht an den Menschen, sondern an der Organisation. Übrigens Südländer: Spanien ist trotz der Krise der 2. grösste Autoproduzent Europas.
Wir alle sollten uns wieder mal daran erinnern dass der heute wieder aufkeimende Nationalismus Europa um die Spitzenstellung in der Welt gebracht hat. Wegen diesem idiotischen Gedankengut wurden 2 Weltkriege geführt. Nationalismus hat noch nie was Gutes gebracht, wir haben es letztmals auf dem Balkan gesehen, wo es den meisten Länder immer noch schlechter geht als vor 30 Jahren.
„Dann immer diese dümmlichen “Dikatur” Vorwürfe. Wie wäre es wenn Sie sich mal über das Funktionieren der EU und über die parlamentarische Demokratie informieren würden?“
Der durchschnittliche Europäische Bürger hat praktisch kein Mitspracherecht wenn es um pan-Europäische Gesetzgebung oder die Nominierung der im Europäischen Rat regierenden Politiker wie etwa Herrn Barroso (ex-Marxist) oder Rompuy geht. Die Souveränität einzelner EU Mitgliedsländer geht allmählich zu Ende, und damit auch viele der damit verbundenen demokratischen Rechte des einzelnen Bürgers der des öfteren bei neuen EU Regel nur das Nachsehen hat.
„Übrigens Südländer: Spanien ist trotz der Krise der 2. grösste Autoproduzent Europas.“ Seat gehört zur Volkswagen Gruppe, und hätte ohne die VW Uebernahme nicht überlebt. Die Autos sind 98% VW Produkte.
Weshalb der Erhalt der nationalen Souveränität und kultureller Unterschiede undedingt zum Nationalismus führen muss sollten Sie vieleicht etwas erläutern. Der Gegenwärtige EU-Zwang des „eine Grösse für alle“ ist ja eben eine sehr plausible Ursache für markante Gegensätze die entweder zu sozialer Unruhe oder gar zum Krieg führen könnten. Zudem ist etwas Nationalismus eher eine gute Sache die das notwendige Gefühl der Zugehörigkeit fördert, etwas was im faden EU-Gefasel total übersehen wird.
„Übrigens die Schweiz ist auch ein Zusammenschluss von souveränen Staaten.“ Auf gewisse Art und Weise stimmt das, jedoch die Kantone haben viele „souveräne“ Rechte behalten, und die Schweizer Bürger haben einen Status als „Souverän“ der durch die direkte Demokratie zur Geltung kommt – etwas was in der EU in keiner Art und Weise so abläuft.
Die EU wird von Jahr zu Jahr immer mehr zu einer Zentralregierung wo Souveränität einzelner Länder, sowie demoktatische Mitsprache des EU Durchschnittbürgers immer mehr ignoriert wird. Leider haben viele im Bundesrat dies noch nicht verstanden, und geben beim kleinsten Druck sofort nach. Zeit für einen „Reality call“
@ Peter
Ich stimme Ihnen zu. Folgenden Kommentar moechte ich ein wenig ausfuehren.
„Weshalb der Erhalt der nationalen Souveränität und kultureller Unterschiede unbedingt zum Nationalismus führen muss sollten Sie vieleicht etwas erläutern.“
Wenn man ein wenig bewandert ist in interkulturellen Angelegenheiten, weiss man, dass wenn die Grundlagen oder die Selbstverstaendlichkeit der Werte, worauf die Identitaet beruht, in Frage gestellt wird, Personen oft aggressiv reagieren. Ohne Wurzeln kann kein Baum wirklich existieren und durch die Kritik an einer bestimmten Lebensweise findet eine Art Entwurzeln statt. Auf individueller Ebene veraendert dies natuerlich nicht viel, jedoch wenn es auf ganze Nationen in Anwendung kommt, werden die einzelnen Buerger zuerst demoralisiert und sind um so offener fuer Aussagen von Politikern, welche die kulturelle Identitaet in der Form der Nationalitaet mit positiven Worten belegen. Der Versuch der Gleichmachung der EU-Buerger, bei genauer Betrachtung, foerdert das Aufkommen nationalistischen Gedankengutes in seiner Konsequenz.
Ein anderer Aspekt findet ebenfalls statt. Wenn nachhaltiges, verantwortungsvolles, korruptionsfreies und auf Rechtsstaatlichkeit beruhendes Verhalten vom Gegenteil konkurrenziert wird, obsiegt heute meist das zweite, da es einen hoeheren Grad an Machterweiterung und Selbstbereicherung fuer Entscheidungstraeger und Elite zulaesst. Auf dieser Ebene veraendert sich eigentlich der Norden. Es zeigt, dass sich die beiden aneinander reiben, wie in einer Ehe und sich gegenseitig Werte aufdruecken, welche schlussendlich der entsprechenden Kultur fremd sind und dadurch eine allgemeine Verunsicherung verbreitet wird. Eine glueckliche Ehe beruht auf aehnlichen kulturellen Werten der Partner, ansonsten sie ueber kurz oder lang scheitern duerfte.
@Peter Colberg und Linus Huber: Wikipedia: „Nationalismus bezeichnet Weltanschauungen und damit verbundene soziale Bewegungen, die die Herstellung und Konsolidierung eines souveränen Nationalstaats und eine bewusste Identifizierung und Solidarisierung aller Mitglieder mit der Nation anstreben.“
Sie sind Nationalisten!
@ Anh
Ich auch!
Für Sie scheint das etwas Schlechtes zu sein. Das ist der erste Fehler. Der zweite Fehler ist, zu glauben, dass „Nationalisten“ automatisch xenophob sein müssen und wegen der Solidarität mit ihren Landsleuten (Wertegemeinschaft) andere Kulturen ablehnen.
Das ist objektiv gesehen nicht der Fall, wird aber von linken Demagogen gerne so dargestellt.
@Thomas ernst: Nationalismus wird von den Herren Huber und Colberg als schlecht impliziert, dahaer sagen diese, ihre denkweise führe nicht zu Nationalismus, dabei ist es Nationalismus.
Nationalismus wird uns anerzogen, von frühester Kindheit wird uns erzählt, unsere Nation sei die beste und liebste und tollste auf der Welt, viel besser und lieber und toller als andere, aber weil wir so lieb und gut sind, verweigern wir dennoch den anderen Nationen nicht ihre Daseiensberechtigung, aber immerhin machen wir uns über ihre Defizite lustig.
(die Deutschen sind spiessig, die Italiener faul. Ich halte dies alles für ziemlich bescheuert, mindestens so bescheuert wie die Rolle Josephs in der Weihnachtsgeschichte. Aber noch mehr: Ich sehe in Nationalismus die Grundlage auf welcher Rassismus, Xenophobie gedeihen, letztlich einem Breivik die Legitimation verschafft usw.: Wer sich durch Zugehörigkeit zu einer Gruppe identifiziert, (statt aus seinen Leistungen, sich selbst) hat die Tendenz, auch das ihm gegenüberstehende Individuum auf Grund desses Gruppenzugehöriglkeit zu identifizieren, statt als Individuum wahrzunehmen. Und das ist dann Rassismus.
@ Anh Toan
Meine Aussage war neutral und ohne Bewertung.
Sie verwechseln und vermischen 2 Aspekte in Ihrer Aussage. Es ist ein normales menschliches Beduerfnis sich zu „vergruppen“ und sich in der Umgebung von gleichgesinnten wohl zu fuehlen. Dieses Beduerfnis gilt es nicht zu kritisieren, sondern als Tatsache zu akzeptieren. Nur weil ich mich in einer Runde von sagen wir Negern nicht wohl fuehle, heisst dies nicht, dass ich ein Rassist bin.
Die Frage ist jedoch in diesem Zusammenhang, inwiefern man dieses Recht auch andern zugesteht, respektive dafuer eintritt, dass es Ihnen ebenfalls zusteht und damit den Respekt fuer eine andere Gruppen von Menschen ausdrueckt. Es geht also um die Einsicht, dass man jedem die Freiheit zugesteht und diese Freiheit schuetzt.
Dass Draghi die Schulden kaufen liess, täuscht etwas darüber hinweg, dass die EZB diese nicht bedienen wird. Sie werden fällig und jemand muss dafür zahlen. Na gut, das ist nur bedrucktes Papier, dessen Verlust kann man irgendwie verschmerzen. Weg ist es ja im Grunde schon.
Was mir weitaus mehr Sorgen macht, ist, dass Politiker in Krisenzeiten dazu neigen, völligen Blödsinn zu produzieren, besonders, wenn ihnen die Zeit davon rennt.
„Und irgendwann, wer weiss wann genau, fliegt alles wieder in die Luft und jeder muss feststellen, dass keines der Probleme wirklich gelöst wurde.»“
Ich habe keinen Zweifel, dass diese Aussage richtig ist, für den Euro., die EU, die USA, Japan die Schweiz, und die Menschheit überhaupt.
Zu diesem Thema gibt es nur eine relevante Frage: Wann?
…und nur eine überzeugende Antwort: Viel früher, als uns lieb sein kann!
Eine wesentliche Eigenschaft von Blasen ist, dass sie ganz überraschend platzen…
@Thomas ernst: Sie sind meines Erachtens nicht ganz präzis:
Eine wesentliche Eigenschaft von Blasen ist, dass sie geplatzt sind!
Bevor Blasen platzen sind es Haussen.
Das sehe ich nicht so. Haussen sind eine beschränkte Zeit anhaltende Wachstumsphasen, denen dann eine Stagnation („Seitwärtsbewegung“), oder eine Abschwächung folgen kann. Das wesentliche an einer Blase ist, dass sie auf einem Schneeballprinzip basiert ( Fall EURO) oder dass sich der Preis vollständig von den Fundamentals gelöst hat. (Fall holländische Tulpenzwiebeln).
Der Kurs von Apple hatte eine Hausse, keine Blase. Im Gegensatz zu Griechenland erwirtschaftet Apple solide Gewinne aus einem soliden Geschäftsmodell. Die Euroblase hatte nie ein solides Geschäftsmodell, sondern ist ein Ponzi-Scheme, wo man den Gläubigern einredet, dank der Möglichkeit zum umfassenden Diebstahl an den Bürgern (aka Steuern) „seien die Darlehen sicher“.
Wenn man gleich die ganze Menschheit ‚überhaupt‘ einschliesst, wird die Frage imho sinnlos.
Es ist aber immerhin eine entscheidende Einsicht, dass für den Euro die gekaufte Zeit nicht beliebig lange dauern wird. Falls es nicht vorher zu anderen Turbulenzen kommt, würde ich annehmen dass die Euro-Szene spätestens nach den Bundestagswahlen in der BRD wieder in Bewegung kommt.