Eine kuriose Rangliste
Vor kurzem hat die amerikanische Denkfabrik Heritage Foundation ihren neusten «Index of Economic Freedom» publiziert. Wie immer hat Hongkong gewonnen, gefolgt von Singapur. Für nächstes Jahr ist mit demselben Ergebnis zu rechnen.
Wer geglaubt hat, man würde sich in Hongkong über die erneute Auszeichnung freuen, sah sich allerdings getäuscht. Der Index löste vielmehr Schulterzucken aus. Denn wer nur ein paar Monate in Hongkong gelebt hat, merkt schnell, dass die ökonomische Freiheit nur im internationalen Sektor gilt. Der Binnenmarkt ist hingegen alles andere als offen und frei.
Am auffälligsten ist das Fehlen von ökonomischer Freiheit im Immobiliensektor. Der grösste Teil des Baulandes befindet sich in den Händen des Staates, der durch Verknappung des Wohnangebots die Preise hochhält, um die Steuersätze niedrig zu halten. Das Ergebnis ist, dass die Wohnverhältnisse kaum enger sein könnten. In der Presse erscheinen immer wieder Artikel von Familien, die in Wohnkäfigen wohnen.
Auch die Bauwirtschaft ist nicht dem freien Wettbewrb unterworfen. Es sind ein paar wenige Firmen, die den Kuchen untereinander aufteilen und dafür sorgen, dass die Preise hoch bleiben. Damit sichern sie sich eine kontinuierliche Monopolrente. Fast alle Hongkonger Tycoons haben ihr Vermögen dank ihres privilegierten Zugangs zu den Staatsaufträgen im Immobiliensektor gemacht.
Es geht noch weiter. Einige wenige Unternehmen haben die Kontrolle über die grossen Lebensmittelläden, das Bussystem, den Schiffstransport, die Hafenrechte und die Kioskketten. Auch hier spielen staatliche Lizenzen eine entscheidende Rolle. Nur der Telekombereich ist dereguliert. Prompt haben einige Tycoons in diesem Geschäft grosse Verluste gemacht. Sie sind es sich nicht gewohnt, im freien Markt erfolgreiche Strategien zu entwickeln. Der Journalist Joe Studwell hat den Aufstieg der politischen Unternehmer in Hongkong und Südostasien in seinem faszinierenden Buch «Asian Godfathers» treffend beschrieben.
Als die Heritage Foundation letzte Woche den neusten Index in Hongkong präsentierte, hat ein liberal gesinnter Journalist der South China Morning Post auf die Ungereimtheiten aufmerksam gemacht. Die Antwort lautete, man könne diesen Aspekt «aus Mangel an komparativen Daten» nicht berücksichtigen. Immerhin eine ehrliche Antwort, aber auch eine, die einem dazu veranlasst, den Index aus Mangel an Objektivität nicht zu berücksichtigen.
Liebe Leserinnen und Leser, Wir haben zurzeit technische Probleme. Wir werden diese so schnell wie möglich lösen. Die Redaktion.
65 Kommentare zu «Eine kuriose Rangliste»
Hong Kong ist schon lange nicht mehr liberal, was die Wirtschaft angeht. Seit 1997 wird der Markt immer mehr abgeschottet. Das neueste Beispiel ist Baby-Milchpulver, welches in einem traurigen Zusammenspiel zwischen Regierung und Multis (z.B. Nestle) künstlich verknappt wird.
Der grösste Teil des Baulandes befindet sich in den Händen des Staates, der durch Verknappung des Wohnangebots die Preise hochhält, um die Steuersätze niedrig zu halten. Das Ergebnis ist, dass die Wohnverhältnisse kaum enger sein könnten. In der Presse erscheinen immer wieder Artikel von Familien, die in Wohnkäfigen wohnen.
Der Umgang des Staates mit dem Bauland wird unter Städtbauern und Architekten gemeinhin als sehr vorbildlich betrachtet, auch wenn Sie richtigerweise darauf hinweisen, dass die Motivation hierfür alles andere als schöngeistig ist (niedrige Unternehmerns- und Lohnsteuern). Den zweifelsfrei engen Wohnverhältnissen muss man hierbei die nicht zu unserschätzende Qualitäten bei Naherholungsgebieten und öffentlichem Verkehr sowie die schwierigen geografischen Verhältnisse (sehr steile /schlechter Baugrund) gegenüberstellen. Dass auf einer Fläche von der Grösse des Kantons Zürich über 7 Millionen Menschen leben und trotzdem noch 70% der Fläche begrünt (und im übrigen wunderschön) ist, hätte ein ‚freier‘ Immobilienmarkt nie und nimmer zustande gebracht. Als schlechtes Beispie in diesem Zusammenhang muss man nur einen Blick auf die leidige Debatte um das Raumplanungsgesetzt und die Zersiedlung in der Schweiz werfen.
Die viel richtige Frage wäre m.E., warum der als sehr ‚frei‘ zu betrachtende Arbeitsmarkt nicht so gut funktioniert, dass es keiner nötig hätte in solch unmenschlichen Verhältnissen zu hausen? Genauso wie der freie Markt nicht mehr Land herbeizaubern kann, noch fähig ist, kommunale Landflächen zuverlässig zu faktorieren (exernalities), bringt ‚Freiheit‘ auf dem Arbeitsmarkt (und ‚Freiheit‘ von sozialen Auffangnetzen) auch mit ziemlicher Gewissheit keine sozial verträgliche Einkommensverteilung. Richtig ist auch die Beobachtung von anderen, dass der Zufluss von Geldern vom Festland den Preisdruck verschärfen. Allerdings existierten die Probleme und die cage people schon lange vor der Übergabe HKs an China bzw. der offeneren Grenze.
Ich schlage Hrn. Straumann vor, z.B. folgendes nach wenigen Sekunden Suche im Internet gefundenes Papier auszudrucken
http://www.hkss.org.hk/SPC/2011-12/AwardPDF/S11-12-DP4.pdf
….
…
und sich auf einer der im folgenden beschriebenen Wanderungen zu Gemüte zu führen.
http://www.hkwalkers.net/eng/trail_list/type.htm
So einen Stuss habe ich noch selten gelesen. Wer nur ein einziges Gastsemester hier verbracht hat, sollte sich allenfalls nicht derart aus dem Fester lehnen. Für uns hier in Hong Kong war surfen und telefonieren mit LTE für einen Bruchteil Schweizer Kosten schon Standard, da wusste man in der Schweiz noch gar nicht, was das ist. Das Engagement der Stadt im Wohungsbau, um den kaum vorhandenen Platz möglichst effizient zu nutzen, laufend neue Bauflächen zu gewinnen und Spekulationsgewinne heftig abzuschöpfen nennt man in der Schweiz „sozialen Wohnungsbau“. Hier mag es zwar nur wenige und zudem staatliche Personentransportunternehmen geben. In der Schweiz gibts genau die SBB. Hier gibt es nur wenige grosse Bauunternehmen. In der Schweiz gibts gerade mal die Implenia. Also was soll dieser herablassende Artikel. Und weil Wanderarbeitern der untersten Einkommensschichten diese unschönen, temporären Schlafstätten angeboten werden, zeigt dies noch lange nicht das Bild der durchschnittlichen Wohnbevölkerung hier. Wir leben zwar unter Umständen im 70. Stockwerk, aber in normalen Wohungen nach westlichem Ausbaustandard.
Ein Lob will ich hier einmal an alle Blog Kommentatoren aussprechen. Es ist wirklich interessant hier zu diskutieren, da die eigene Ueberzeugung immer wieder der Kritik ausgesetzt wird und ich dadurch einen persoenlichen Gewinn in Bezug auf das Antrainieren besserer Wortwahl und besserer Unterlegung meiner Argumentation ziehen kann. Ebenfalls sind fast saemtliche Beitraege wohl ueberlegte und auf persoenlicher Ueberzeugung beruhende Ansichtsweisen, welche ich respektiere. – Danke
Um die Diskussion ein wenig weiter zu fuehren, stelle ich an diesem Punkt nur folgende Frage. Aus welcher Ecke kommen gesetzliche Vorstoesse und wer entscheidet, welche Ideen hochgejubelt werden? Glaubt hier wirklich jemand, dass Otto-Normalverbraucher diese Fuehrungsposition in der Meinungsbildung uebernommen hat? Wenn man diesen Punkt einmal begriffen hat, duerfte es auch klar sein, wem die meisten Regulierungen unter dem Strich am meisten dienen.
Daneben besteht der Staatsapparat, welcher aus natuerlicher Gegebenheit wachsen will und sich erfreut fuer jede weiter Zunahme der Machtfuelle um seine Existenzberechtigung zu untermauern.
Wenn die beiden im Tandem gut funktionieren, steht nichts mehr im Wege, die Gesellschaft schrittweise und schleichend zu versklaven, ohne natuerlich diesen Begriff je zu benutzen.
@Linus, auch hier, sehr gut erklärt!
Es besteht allgemein der Glaube, dass wir zu hohe oekonomische Freiheiten im Bereiche der Wirtschaft zugelassen haben. Bei naeherer Betrachtung ist es allerdings das genaue Gegenteil. Die hohe Zahl an Regulierungen schuetzt die bestende Struktur und die zur Zeit sich an der Spitze befindenden Unternehmen und verhindert wirkliche Konkurrenz von neuen innovativen und aufstrebenden Unternehmen. Die Gesetzgebung wurde durch den Einfluss dieser maechtigen Unternehmen korrumpiert, womit sich die Top-Manager eine ihnen in einer wirklich freien Marktwirtschaft nie zugekommene Machtfuelle aneigneten. Wir haben monopolistische Strukturen, welche durch die Politik unterstuetzt wird. Viele dieser anscheinend erfolgreichen Unternehmen wuerden in einem wirklich freien Markt gar nicht mehr bestehen koennen. Aus diesem Grunde muessen wir jede Regulierung, welche darauf abziehlt, diese Machtzentren zu schwaechen, unterstuetzen, obwohl man im Herzen eigentlich gegen Regulierung ist. Schlechte Entscheide der Vergangenheit scheint man ja nicht willig zu hinterfragen und abzuschaffen, was natuerlich der richtige Weg waere.
Nur als kleiner Zusatz. In welchem Bereich der Wirtschaft bestehen heute die schwaechsten Regulierungen? Natuerlich in den neuen Bereichen der, wie z.B. im Bereiche der Produktion elektronischer Geraete. Dies liegt darin, dass der Staat noch nicht genug Zeit hatte (aufgrund entsprechender Bemuehungen der wichtigsten Unternehmen in diesem Bereich), diesen Bereich durch Regulierungen zu verzerren. Und was erleben wir in diesem Bereich? Die Preise fallen Jahr fuer Jahr. Geht es den Unternehmen deswegen schlecht? Nein, sie florieren bestens.
Betrachten wir den Zweig des Gesundheitswesens, wo sich der Staat staerker und staerker einmischte ueber die vergangenen vielen Jahrzehnte und wir erkennen nur eines, die Preise steigen und steigen und steigen.
@Linus Huber: Auch wenn ich grundsätzlich die Ansicht teile, dass Monopole (inkl. staatliche) zur Ausbeutung des Konsumenten führen, Ihr Vergleich zwischen Gesundheitskosten, welche primär aus lokalen Dienstleistungen resultieren und einem Elektronikgerät, dass global und maschinell mit grosse Skaleneffekten produziert wird, ist originell!
Die Gesundheitskosten und Pflegeleistungen sind in Thailand auch viel billiger als in der Schweiz, Sie müssen nur nach Thailand in Spital um davon profitieren zu können.
Die Mengenausweitung im Gesundheitswesen (wir bewziehen immer mehr Leistungen im Gesundheitsbereich, von Fortpflanzungstechnik bis zu Organtransplantationen, ist primär verantwortlich für die Erhöhung der Krankenkassenprämien, die gleiche Leistung kostet auch im Gesundheitswesen kaum mehr als vor 20 Jahren.
Mindestens müssen Sie die Preise im Gesundheitswesen mit Preisen anderer, lokal zu erbringenden Dienstleistungen (Friseur, Taxi, Restaurant) vergleichen, dann dioe Mengenausweitung rausrechnen und dann prüfen, wie weit noch eine überdurchschnittliche Kostensteigerung nachweisbar ist.
Bei Ihnen besteht allgemein der Glaube, der hindert Sie an näherer Betrachtung der Tatsachen.
Wenn wir nicht alle zulasten aller andern uns masslos und ohne wirklich auf die entstehenden Kosten zu achten mit medizinischen Dienstleistungen eindecken wuerden, sondern jeder persoenliches Kostenbewusstsein in seinen Entscheiden mit beruecksichtigen wuerde, entstaende eine andere Situation.
Wenn die Dienstleistungen nicht durch regulierende Massnahmen restriktiert wuerde, faenden sich viele Anbieter, welche einzelne Bereiche sehr wohl mit abdecken koennten und dadurch eine echte preisliche Variante entfalten wuerde.
Wenn wir medizinische Dienstleistungen nicht als Recht ansehen wuerden, wuerde sich unser Verhalten zugunsten eines gesuenderen Lebensstils veraendern.
Wenn die Verbindung zwischen Gesundheitsdienstleistungsanbieter und -nehmer auch auf der finanziellen Ebene abspielte, wuerden die kostenguenstigsten Varianten angewandt.
Dies widerspricht teilweise der Idee, dass die medizinische Versorgung ein „Menschenrecht“ sein soll. In meinen Augen duerfte ein solches Recht (wenn man es ueberhaupt als Recht klassifizieren soll) allerdings nur eine minimale Grundversorgung absichern.
Die flaechendeckende Sicherheit, welcher der Staat in diesem Bereich anscheinend offeriert, wird laengerfristig nicht finanzierbar sein, da wie Sie, Anh Toan erklaeren, die Dienstleistungsanbieter sich darauf konzentrieren, moeglichst kostenintensive Loesungen zu offerieren um den hoechst moeglichsten Profit zu erwirtschaften. Dies ist eine natuerliche Konsequenz.
Ich kann sehr gut verstehen, dass manch einer meine Ideen als ketzerisch oder menschenverachtend einstufen mag, jedoch basiert solch eine Reaktion auf dem Mangel, die Zusammenhaenge wirklich zu verstehen, getragen von der Angst, vermeintliche Sicherheit zu verlieren. Es wird vergessen, dass wirkliche Sicherheit sich nicht verordnen laesst, sondern Ausdruck einer freiheitlich gesinnten sowie sich und andere respektierende Gesellschaft ist. Die vom Staat gelieferten vermeintlichen Sicherheiten veraendern unser Gebaren.
Nur ein kleines Beispiel.
Ich bin selten krank, aber wenn mich ein Wehwehchen befaellt, gehe ich ins Internet, erkundige mich ueber die Bedeutung der Symptome, erwaege persoenlich was die wahrscheinlichste Variante sein duerfte, erkundige mich in meiner Umgebung nach Meinungen und entscheide mich danach das Problem in dieser oder jener Form zu loesen. Oft ist am einfachsten, gar nichts zu machen und den Koerper anzuregen, seine Widerstandskraefte zu staerken. Ansonsten kann man sehr wohl zu einem fachlich kompetenten Apotheker gehen und sich ein entsprechendes Medikament besorgen. Ebenfalls ist der Gang zur Apotheke problemlos eine Loesung, wenn man mit einem Medikament bereits Erfahrung gemacht hat. Natuerlich muss man dafuer ein Gefuehl von Eigenverantwortung tragen und nicht den Glauben an deren Delegation an eine Drittperson als positiv zu sehen ablegen.
Wenn diese Vorgehensweise gefoerdert wuerde, liessen sich vielleicht 50% der Besuche beim Hausarzt eliminieren. Aber nein, derjenige der dies macht, muss die Kosten selber tragen und/oder der Bezug des Medikamentes wird verhindert.
Der Glaube, dass Freie (deregulierte) Märkte per se besser seien, ist wohl mit der Finanzkrise endgültig widerlegt, was aber natürlich nicht heisst, dass Neoliberalie diesen Irrglauben immer und immer und immer und immer wieder aus der Mottenkiste herausholen werden.
Wenn Wirtschaft so funktionieren würde, wie die Neoliberalen immer behaupten, dann müssten sie folgende Tatsachen erklären können:
1. Die Phasen höchsten Wirtschaftswachstums und grössten technischen Fortschritts waren die Zeiten mit Höchst-Steuersätzen (91% in den USA 1945-64, danach 77%), staatlich betriebener Infrastruktur (Post, Telefon, Strom, Wasser, …), staatlich betriebener Grundlagenforschung (Mikroelektronik, Computer, Internet, Raumfahrt, …) und durch staatliche Regulierungen „geförderte“ private Innovation (Airbags, Flugsicherheit, …).
2. Das staatlich betriebene Universelle Gesundheitssystem VHA (veterans health administration) schlägt in allen Studien (auch privat initiierte) alle privaten Spitäler in allen gemessenen Kategorien (Genesungsrate und -zeit, Kosten, Rückfallhäufigkeit, Früherkennung sekundärer Probleme, …).
Wenn die Neoliberalen recht hätten, dürfte es diese beiden Tatsachen niemals geben, denn sie schliessen diese kategorisch aus. Entweder. Oder.
@ Ralph
Falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Neoliberal hat nichts mit freien Märkten zu tun, genausowenig wie Sozialistisch auch nur im entferntesten sozial ist.
Neoliberal = Faschistischer Klüngel von Grossunternehmen/Banken und Staatsbürokratie zulasten von Bürgern und KMU.
Sozialistisch = Staatliche Bevormundung und Faschistischer Klüngel von Verbänden und Staatsbürokratie zulasten von Freiheit, Bürger und KMU.
Sie haben wie immer recht, wobei ich mich als Sozialist durch die Bezeichnung „Klüngel“ schwer beleidigt fühle.
@Thomas, genau, kürzer kann man es nicht erklären!
Den Autoren empfehle ich, in den naechsten Tagen wieder einmal Spanien unter die Lupe zu nehmen. Die Situation wird immer kritischer dort.
Die Medien berichten hier wenig was derzeit (ich meine jetzt real beim Bürger) in Südeuropa geschieht. So habe ich gehört dass im Land der angeblichen Schuldenabbau- Musterschüler Portugal nun selbst das Wasser knapp wird (und gleichzeitig teurer und verschmutzt). Stattdessen berichtet man hier lieber über den Zustand der Banken, so als ob man sich dort davon ernähren könnte. Und wo wird hier schon berichtet dass die oberen 1% der betreffenden „PIIGS“- Staaten 2012 trotz (oder gar wegen?) Krise massiv mehr Vermögen angehäuft haben?
tja, die Systemmedien sind genausowenig an einer „true and fair view“ interessiert, wie die mittlere Bevölkerung. „Das Publikum ist eher geneigt, eine einfache Lüge zu glauben, als eine komplizierte Wahrheit“ (Aus dem Gedächtnis zitiert nach Mark Twain)
@ Straumann:
HK ist für seine Wirtschaftskriminalität und Korruption berühmt. Wenn ich Sie wäre, wäre ich nicht nach HK gegangen, Uni Züri ist definitiv besser. Für ein kurzes Urlaub, ist HK durchaus empfehlenswert.
Und die Sprache und Kultur kennen Sie nicht. Unisverity of Singapur ist definitv besser als HK Univ.
@ Michael
Sie haben natuerlich recht, dass die NUS (National University of Singapore) sich zu einer Top Universitaet (langsam vergleichbar mit der ETH in der Wertung nicht Ausrichtung) entwickelte.
Herr Straumann hat sich aus seinen persoenlichen Gruenden fuer Hongkong entschieden um seine Perspektive zu erweitern. Wir sollten seine freie Entscheidung nicht hinterfragen oder qualifizieren, sondern respektieren.
In diesem Zusammenhang moechte ich den Autor dieses Artikels loben, dass er damit ein Thema mit hohem Reizwert ansprach.
„Hongkongs offener Immobilienmarkt zieht Investoren und Spekulanten aus aller Welt an. Vor allem reiche Festländer wollen hier ihr Geld anlegen.“
„Auf dem Festland ist der Immobilienmarkt stark reguliert, sagt He Xuelian aus der chinesischen Provinz Guangdong. Es gibt Kaufbeschränkungen. Wer Geld übrig hat, weiß nicht, wohin damit. Hongkonger Immobilien sind da eine sichere Sache.“
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1940764/
Nun, ökonomische Freiheit ist Relativ, wie so vieles im Leben. Und tatsächlich ist es im Falle von Hongkong nicht verkehrt zu behaupten, dass gerade die (relative) ökonomische Freiheit dort der Mittelschicht die Wohnungsknappheit beschert hat.
Die kuenstliche Verknappung des Wohnungsangebotes hat wenig mit freiem Markt zu tun, sondern ist das Resultat des durch den Staat regulierten Wohnungsmarktes. Die Verknuepfung zwischen Staat und der Wirtschaftselite ist eine korrupte Situation und beruht nicht auf einem freiheitlichen Gedankengut.
Herr Huber, gemäss den Aussagen auf dradio ist es vor allem der chinesische Festland -Immobilienmarkt, der reguliert ist, und weniger jener in Hongkong. Infolge begrenztem Wohnraum in Hongkong ist es dann doch völlig klar dass sich solche Erscheinungen gibt, die wir im Übrigen auch in völlig liberalisierten Städten wie Tokio antreffen.
Wenn ich an die Wohnungssituation in Zürich denke, da gibt es trotz liberaler Strukturen für Viele Wohnungsknappheit. Liberal heisst eben nicht unbedingt Freiheit für Alle, weil völlig deregulierte Märkte nur mehr Freiheit bringen wenn man über das notwendige Kleingeld verfügt. Aus meiner Sicht bewirkt Liberalismus bei zunehmendem Ungleichgewicht der Einkommen für die Mehrheit weniger Freiheit. Liberalismus benötigt, wie eine funktionsfähige Demokratie -ein gerecht verteiltes Einkommen. Ist das nicht der Fall, dann wirkt Liberalismus sogar wie Gift.
Stellte schon jemand vor einer Weile fest;
„Entre le fort et le faible, entre le riche et le pauvre, entre le maître et le serviteur, c’est la liberté qui opprime et la loi qui affranchit“
Nur wurde diese Weisheit und Logik die für die meisten gültig ist, aus unseren eigenen Köpfen getrieben. Bis heute mit grossem Erfolg da wir heute in der Regel die Argumentation der Arbeitgeber und Kapitalinteressen, der Investoren verteidigen.
Das Zitat stammt übrigens von Henri Lacordaire, aus einer Konferenz von 1848.
@Urs , wahrlich ein bemerkenswertes Zitat und wohl leider auch ein Zeugnis der heute (fast) vergesenen Aufklärung.
@ Urs
Wenn es die im Zitat genannten Klassenunterschiede bereits gibt, ist die Freiheit der Unterlegenen bereits deutlich eingeschränkt. Was Lacordaire im Zitat mit „liberté“ bezeichnet, ist allerdings nicht echte Freiheit, sondern bloss das Wildwest-„Recht“ des Stärkeren, Reicheren oder Schnelleren.
Sie sollten dieses Recht des Stärkeren genausowenig mit Freiheit verwechseln, wie neoliberal mit liberal oder sozialistisch mit fair.
@ ast
Im Zürcher Wohnungsmarkt ist songut wie garnichts wirklich frei. Weder kann man frei bauen, sondern hat tonnenweise Zonen- und Bauvorschriften und muss jeden Handgriff von irgendwelchen beamteten Sesselfurzern bewilligen lassen. Bauland ist so gut wie nicht erhältlich. Als Vermieter wird man durch Mieterschutzgesetze massiv eingeschränkt.
Gerade im Wohnmarkt ist der Begriff „liberal“ schlicht gelogen.
Wirklich liberal wäre eine Ordnung, welche sich bemüht, die persönliche Freiheit ALLER zu maximieren. Das geht weder mit Wildwest-Methoden, da sich dann sofort einige wenige Rücksichtslose auf Kosten der Freiheit vieler anderer mehr Rechte, mehr Freiheit herausnehmen. Das ist etwa in den süditalienischen Mafiazonen der Fall.
Andererseits werden vorvallem unter dem Vorwand des „Scutzes der Schwachen“ bürokratische Bevormundungs- und Wohlverhaltensnormen aufgehäuft, welche per se die individuellen Freiheiten ALLER reduzieren. Dies ist die sozialistische Masche, die persönlichen Vorlieben einiger Funktionäre allen übrigen aufzuzwingen.
Man könnte besser über die richtige Balance von Ordnung und Freiraum diskutieren, wenn wenigstens alle das Kernziel jeder gerechten Wirtschafts- und Sozialordnung anerkennen würden: Maximale Freiheit für ALLE.
Es gibt aber viele Irregeleitete, welche ein Sekundärziel (wie zB Sicherheit, Gerechtigkeit etc) für primär halten, und dann diesem Sekundärziel die Freiheit opfern.
Der einzige Lebenszweck jedes Menschen ist die Entwicklung zur Freiheit. Alles andere wertet den Einzelnen zum blossen Mittel für jemand anderen (Familie, Partei, Fürst, Firma, …) ab.
Es ist schon eine ziemliche Weile her, dass ich in Singapur war. Ich hab da mal eine Stadtrundfahrt gemacht und bin da in einem kurzen Strassenzug noch Überresten von Häusern im alten chinesischen Stil begegnet. Die hatten im letzten Moment gemerkt, dass es für den Tourismus schlecht sein könnte, wenn man nur noch eine Ansammlung von Hochhäusern besuchen kann. Solche Hühnerställe wie aus Hongkong abgebildet scheint es dort nicht zu geben oder sie wurden uns nicht gezeigt. Ich denke, ersteres trifft eher zu. Aber ansonsten ist es bezüglich räumlicher und persönlicher Freiheit eng. Isoliert auf die Wirtschaft bezogen mag es anders sein.
Singapur ist eher eine Firma, ein Familienunternehmen, als ein Staat. Vor diesem Hintergrund versteht man viel besser, wie es tickt.
Ich frage mich, wo diese Erbschaftsstiftung (Heritage Foundation) sich die Kompetenz erworben hat, um solche Ranglisten aufzustellen.
…..weil reiche Individuen sich einst eine Stiftung leisten wollten um ihre Meinung Weltweit verbreiten zu können…? In etwa so wie die sich Zeitungen, Fernsehsender, Sportvereine oder gar Lehrstühle an Universitäten leisten können um ihre Meinung weltweit kund tun zu können… etc.
@ Urs
Und auch mit Ihnen kann ich mich fuer einmal einverstanden erklaeren.
Möchte mich kurz fassen: Falls (was ja unwahrscheinlich ist) Bohnenblust dereinst ein Schicksal wie das des “Einwohners“ auf dem Bild erleiden sollte, würde mir das zumindest nicht mal leid tun , sondern vermutlich sogar ein Grinsen entlocken….
Als ich vor ca. 30 Jahren im damaligen Leningrad war wurde ich im privaten Kreis einmal gefragt: Ok, freier Markt ist ja sicherlich die bessere Idee als Planwirtschaft. Nur: Ist bei euch tatsächlich auch der Grund und Boden in den Städten einfach so im freien Markt?
Das schien diesen Leuten denn doch zu viel des Wahnsinns!
Und seither habe ich eigentlich das Gefühl, dass diese Leute in dem Punkt vermutlich Recht haben. Immerhin muss man ja wohl annehmen, dass mit einem „freien Markt“ im Boden- und Immobiliensektor in einer Stadt wie Hongkong die Verhältnisse für einfache Arbeiter kaum besser wären! Vielleicht würden sich ein paar andere eine goldene Nase verdienen, aber sonst? Noch nirgends auf der Welt sind Immobilien-Haie für ihre Sorge um die einfachen Leute berühmt gewesen!
Dass es ein korrupter Staatsapparat ebenso wenig ist versteht sich wohl von selbst.
Aus einer linksalternativen Sicht ist Hongkong nichts anderes als Sodom und Gomorrha! Wenn das Freiheitsideal der gewerkschaftsorientierten Medienschaffenden in den vom Kapitalismus befreiten Ländern wie Kuba und Nordkorea liegt, stimmt diese Weltsicht. Sonderbar ist dabei nur, dass die Kubaner aus ihrem Paradies fliehen, sobald sie es können. Und auch die Nordkoreaner kehren dem verodneten Elend und gewollten Hunger im sozialistischen Paradies den Rücken und wollen nach Hongkong. Da helfen ein paar selbstverteufelte Begriffe wie „Neoliberalismus“ auch nicht weiter! Wer jedoch aus Selbstverantwortung und Eigenleitsung setzt, ist in Hongkong oder Singapur bestens aufgehoben. Sozialparasiten aber scheuen solche Orte wie der Teufel das Weihwasser!
Was ist denn das für ein wirrer Beitrag? Hongkong und Singapur als Paradies auf Erden, Journalisten alles linke, ergo Kommunisten, daher finden die auch Kuba und Nordkorea so toll. Nordkorea! Weil kommunistisch vermutlich..
Ernstgemeinte Frage: Wie kriegt man ein derartiges Weltbild hin? Ich würde echt gerne einmal in diese FOX-News-Welt abtauchen.
Ramseier: Den meisten Kubanern geht es vermutlich immer noch besser als den Käfigmenschen in Hong-Kong – in den Medien wird ja meist nur eine Bling-Bling Welt vorgegaukelt, aber die Realität sieht des öfteren dann nicht mehr so toll aus…
Jene Kubaner die aus Kuba flüchten (ich lernte vor einiger Zeit einen hier in der Schweiz kennen) , die haben sicher nicht das Leben als Käfigmenschen zum Ziel oder vor Augen wenn sie das Land verlassen.
Alles ist halt relativ, Frau Ramseier. Ich persönlich würde zehnmal lieber in Kuba leben als in Hongkong. Die meisten Leute, die ich in Kuba getroffen habe, waren zwar nach unserern Massstäben arm, aber nicht unbedingt unglücklich. Ich habe immer auf Eigenleistung und Selbstverantwortung gesetzt. Aber weil ich jetzt partout nicht nach Hongkong auswandern will, muss ich wohl in Ihren Augen trotzdem ein Sozialparasit sein. Macht mir aber überhaupt nichts aus. Behalten Sie ruhig Ihre Sicht der Dinge!
…es gab immer wieder Zeiten in denen Menschen mit Tieren und/oder Insekten verglichen und gleichgesetzt wurden… Stets waren diese Wortführer und Verfechter die übelsten Auswüchse einer Gesellschaft die man später bereuhte weil man nichts dagegen unternommen hat…
@ Urs
Neo-Liberalismus und was wir heute darunter verstehen hat sehr wenig mit wirklichem Liberalismus zu tun. Ich erkenne sehr wenige liberalistische Aspekte im Neo-Liberalismus, sondern es handelt sich mehr um Sozialismus fuer Unternehmen und Reiche verbunden mit eher kapitalistischen Grundsaetzen (mit Auffangnetz) fuer den Rest der Gesellschaft. Die gegenwaertige Situation gleicht viel mehr dem Ausdruck Faschismus oder Statismus auf keynesianischen Grundlagen bauend als mit irgendeiner liberalen Idee.
Neoliberalismus ist für mich im Kern das was wir jetzt bald unter dem Titel „Abzocker-Initiative“ verstärken werden: Eine Wirtschaft nach dem Motto „Alle Rechte dem Aktieninhaber“!
Man kann auch sagen, mehr historisch: In den 70-ern ging es uns „einfachen Leuten“ eigentlich recht gut, in W-Europa und USA, während die Investoren über zu magere Renditen klagten: zu viel vom Kuchen ging ihrer Meinung nach ans „gewöhnliche Volk“. „Neoliberalismus“ war dann seit den 80-ern das Programm, um diesem „Missstand“ abzuhelfen: Er dient letztlich dazu, die Renditen der Investoren zulasten aller anderen „Stakeholders“ zu stärken.
Mit bemerkenswertem Erfolg!
Und wie gesagt: Mit der „Abzocker-Initiative“ hat dieser Superreichen-Klüngel sogar einen Trick gefunden, wie sie die Abneigung des „normalen Volks“ gegen „Abzocker“ sogar noch zu ihrem eigenen Nutzen einspannen können – zynisch-genial! Denn der „Volkszorn“ klammert sich schon an das Reizwort im Titel: Wer soll da den Inhalt auch noch lesen wollen?
@Urs, Linus und Cornelius:
Neoliberalismus ist das Böse!
@ Anh
Neoliberalismus ist vor allem Newspeak, ein Etikettenschwindel, da am Neoliberalismus gar nichts freiheitlich ist. Statt Neoliberalismus müsste man richtigerweise von Neofaschismus reden, der Gesellschaftsform, in der sich Staat und Grossunternehmen gegen die breite Bevölkerung und die KMU verschwören.
Faschismus alleine reicht, ist ja nicht so als ob der jemals ausgestorben wäre. Leider.
Hitler, Prescott Bush oder Stalin, im Grunde genommen waren die alle vom selben Typ Mensch: Gierschlund.
@thomas. Genau, dies hat nichts mit Liberalismus zu tun, sondern ist eine absolute Zombie-Industrie, kontrolliert durch die Finanz-, Pharma-, Waffen-, Versorger- und Foodindustrie mit ihrer „pseudo“ freien Marktwirtschaft. Der Staat ist dazu der Erfuellungsgehilfe. Der Rest der Wirtschaft, vorallem KMU ist dem globalisierten Wettbewerb voll ausgeliefert und dies ist auch bewusst so herbeigefuehrt, damit wir ja alles mit uns machen lassen. Jeder Auftrag wird mit Gegenofferten runter gedrückt und es findet sich immer jemanden, der einen Auftrag noch billiger ausführt. Die freie Marktwirtschaft gilt definitiv nicht für die grossen Parasiten.
Neoliberalismus ist ein erfundenes Wort, welches Linke benutzten, für alles was sie böse finden. Ihr ganzer Kommentar hat keinen Inhalt. Welche Theorien sprechen Sie genau an? Sie werfen einfach alles in einen Topf, was Ihnen gerade nicht passt und nennen es neoliberal.
Dass Ihnen Eigentumsrechte (z.B. der Aktionäre) nicht passen, sagt alles über ihre menschenrechtsverachtenden Ansichten. Einerseits kritisieren Sie „Neoliberale“, andererseits vertreten Sie selbst sozialistische Positionen, was historisch katastrophalen Folgen gerade für die „einfachen Leute“ geführt hatte. Sozialismus hat überall zu Armut, Diktatur und dem Tod von Millionen von Menschen geführt. Länder mit einer freien Marktwirtschaft waren dagegen erfolgreich, auch für die Durchschnittsbürger und ex-sozialistische Länder erleben alle ein Wachstum als man sich zum Kapitalismus zurückbesinnt hat. Also was genau ist Ihr Kritikpunkt?
Ausserdem gab es in den 70er eine Wirtschaftskrise und es war nicht „recht gut“. Viele Liberalisierungen, auch wenn nicht alle, waren sehr erfolgreich und ein auch der normale Bürger hat massiv profitiert. Oder wollen Sie ernsthaft behaupten, dass jemand noch den gleichen Lebensstandard wie in den 80er hat? Was heute Standard ist, war damals edelster Luxus. Computer, Handys, Medizin usw. waren alle auf einem viel tieferem Niveau.
Und entgegen dem, was Sie behaupten, leben wir noch nicht mal annährend in einer „neoliberalen“ Welt, im Sinn von radikal freien Märkten. In den meisten Ländern ist der Staat massiv gewachsen in den letzten Jahrzehnten. Es wurde immer mehr reguliert und es gibt in der Realität fast keine freien Märkte, sondern unzählige Auflagen und Behörden, welche diese überprüfen. Und gerade diese Behörden haben ist als extrem ineffizient erwiesen (siehe z.B. Finanzkrise, welche weder die SNB noch die FINMA erkannt oder verhindert haben).
Die „böse neoliberale Welt“ ist eine Fantasie von frustrierten Linken ist, nicht mehr…
„Neoliberalismus ist ein erfundenes Wort“ …. *leben wir noch nicht mal annährend in einer „neoliberalen“ Welt“
Das sind widersprüchliche Aussagen. Wenn der Neoliberalismus eine Erfindung ist, dann kann auch niemand definieren ob wir uns darin befinden oder nicht. Ich vermute nun aber, dass Ihre eigene wirtschatfspolitische Positionierung mit Neoliberal umschrieben werden könnte, unabhängig davon ob ich nun politisch Links oder Rechts bin, sie haben sich soeben selbst deklariert, offenbar ohne es zu bemerken.
Hr. Meier, was soll ich sagen…
Ich wünschte Sie hätten recht und ich liege völlig falsch… glauben SIe mir, das denke ich wirklich. Ich glaube aber nicht, das dies der Fall ist…
Erkundigen Sie sich doch mal ein bischen nach dem MAI, dem Multilateralen Investitions Abkommen das in den 90′ ausgearbeitet wurde und heute eigenltich vollumfänglich in den WTO Handelsverträgen eingearbeitet wurde… an jeglichen Demokratischen Strukturen vorbei, übrigens so nebenbei…
Das MAI, der Geist davon ist die Essenz dessen was man heute, fast 20 Jahre später immer noch als Neoliberal bezeichnen kann…
Für mich sind diese Verträge, die Regeln.. der Geist der dahinter steckt ein Verbrechen an der Menschheit…. in letzter Konsequenz eine systematische Plünderung…
Herr Thomas Meier hat recht: Die korrekte Bezeichnung für das, was Linke mit „Neoliberalismus“ bezeichnen, heisst „Angebotspolitik“. Auch „trickle-down“ ist eine Erfindung (Lüge?), denn tatsächlich haben Milton „Qualität der Annahmen spielt keine Rolle“ Friedmann und seine Chicago-Boys nie versprochen, dass Angebotspolitik irgend einen Nutzen für die Allgemeinheit hat. Sie sagten nur, dass der Gesamt-Wohlstand zunimmt, wenn Reiche reicher werden, auch wenn dies — wie in der Angebotspolitik üblich — zum Schaden der Allgemeinheit passiert. Für Gerechtigkeit habe nicht Gott (Markt) sondern der Staat (Satan) zu sorgen, der sich im Übrigen aus Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit herauszuhalten habe.
Obwohl Angebotspolitik nie funktioniert hat (sogar Reagan hat sie in seiner 2. Amtszeit aufgeben und Steuern erhöhen müssen), wurde sie zum ökonomischen Mainstream,. Der Grund, weshalb weder SNB noch FINMA die Finanzkrise vorhersehen konnten, ist einfach: Krisen, Kredite, Schulden, Geld und Kapitalisten kommen in der ökonomischen Lehre nicht vor, da Gott (Markt) sich im Ewigen Gleichgewichte befindet und daher weder Instabilität noch Krisen kennt. Nur gottlose Verräter und Ketzer (sog. heterodoxe Ökonomen) haben die Krise vorhergesagt (bzw. deren mathematischen Modelle), aber da diese nicht das Wahre Evangelium predigen, wurden (und werden weiterhin) deren ketzerische Thesen ignoriert.
Die Tatsache, dass die Mikroelektronik, Internet und überhaupt die technische Revolution der Mitte des letzten Jahrhunderts durch den Staat angestossen und finanziert wurde, soll nicht davon ablenken, dass der Staat niemals etwas positives bewirken kann. Nur Freie Märkte können Wohlstand schaffen. Dass Finanzmärkte praktisch vollkommen liberalisiert waren, als die Krise ausbrach, steht nicht im Widerspruch damit, denn Gott (Markt) ist nicht den Gesetzen der Logik unterworfen, die nur zu Sozialismus und Untergang führen. Gott (Markt) ist keine Frage der Logik, sondern des Glaubens.
Dieser Kommentar „wartet“ seit 21. Januar 2013 um 19:14 „auf Freischaltung“
Dass Finanzmärkte praktisch vollkommen liberalisiert waren
Das ist ein vermeintlicher Fehlschluss. Die Finanzindustrie ist/war scheinbar liberalisiert aber mit einer solchen Regulierungsdichte, welche die Risiken auf das ganze System verteilten, oder somit den Ansporn fuer hoehere Risiken lieferte.
Allerdings entwickelte sich diese Situation aus der von den Zentralbanken ausgehenden „Versicherung“, welches dem System eine zentralplanerische vermeintliche Sicherheit lieferte. Ohne Zentralbanken haette sich dieses sorgfaltslose Verhalten der Banken nicht in diesem Ausmasse entwickeln koennen, da in den 80iger und 90iger Jahren keine Angewoehnung an einen Retter gebildet haette.
Die Abzockerinitiative stabilisiert leider in einigen Apsketen den Shareholdervalue unter dessen „Wahrheiten“ schon so manches Land, so manche Region und so mancher Arbeiter hat leiden müssen… dies in der Regel einzig, weil das Neoliberale Theoriegebäude einmal mehr dem realen Leben der Menschen in den Zivilgesellschaften (nicht dem der Investoren und Kapitalbesitzer) nicht standhält….
Der Trickle Down Effekt, der explizit als Ausgleich zu den erwarteten Vermögensakkumulationen ausgedacht wurde, funktioniert schlichtweg einfach nicht. Die Reichen spekulieren anstatt in die Realwirtschaft zu investieren und die Arbeiter mit realistischen Lohnsteigerungen am wachsenden Kuchen partizipieren zu lassen.
Die Aktionäre-Investoren werden immer Vermögender, die einstigen Investitionsrisken hat man bald alle mal aus der Welt geschafft aber die unbändige Gier nach immer mehr Reichtum hinterlässt bei dieser weltweit umfassenden Systematik des Wohlstandstransfers nach ausschliesslich oben, eben nicht mehr soviel weiter unten. Dem Transfer von Vermögen von unten nach oben wird kein Ausgleich mehr entgegengesetzt. Nicht der Trickle Down Effect und nicht die einst progressiven Steuersysteme welche diesen Job früher erledigten sind dazu in der Lage… noch ist in der GEsellschaft ein breiter Konsens dafür zu erkennen weil der nicht mehr dem Zeitgeist des Homo Oekonomicus entspricht.
Resultat sind, bankrotte Gesellschaften…
Das Konzept des Shareholder Value basiert auf der Hypothese der Effizienten (Finanz-)Märkte (EMH), die besagt, dass Finanzmärkte (Aktien von) Firmen immer korrekt bewerten, weil die Markt-Teilnehmer (a) über universelle Information verfügen und (b) die Zukunft immer korrekt vorhersehen können (eine für einen Ökonomen vernünftige Annahme). Daher ist der Aktienkurs zu jeder Zeit ein korrekter Massstab des Werts einer Firma, und das Optimieren des Aktienkurses somit immer die beste Firmenstrategie. Ein Kritiker würde hier vielleicht einwenden, dass man nach der gleichen Logik für gutes Wetter sorgen könne, indem man ein Thermometer mit einem Feuerzeug aufwärmt, da schliesslich eine hohe Temperatur ein gültiger Masstab für gutes Wetter sei. Dies zeigt jedoch nur, dass der Kritiker keine Ahnung von Ökonomie hat und daher ignoriert werden kann, so wie der Ökonom prinzipiell alles ignoriert, was seinem Glauben an die Weisheit Freier Märkte widerspricht, etwa Logik oder Realität, die man mit geeigneten Annahmen ausschalten kann.
Hier würde der Kritiker wiederum einwenden, dass mit geeignet gewählten Annahmen auch der Kommunismus „zum Funktionieren gebracht“ werden könne, d.h. produktiv, effizient und gerecht sei. Auch hier verrät der Kritiker seine Unkenntnis, denn auch wenn die Qualität der Annahmen nach M.Friedmann keine Rolle spielt, so müssen es doch die korrekten Annahmen sein, d.h. solche die Freie Märkte grundsätzlich als überlegen und als einzig akzeptabe Form sozialer Ordnung darstellen, und die (Staats-)Eingriffe in Freie Märkte grundsätzlich als schädlich zeigen, es sei denn sie sind nötig, um das Scheitern der ökonomischen Prinzipien in der Realität zu verschleiern.
Ökonomische Theorien mögen vordergründig der Allgemeinheit Schaden zufügen, aber nur, weil wir sie nicht verstehen. Wir sollten daher die Ökonomie den Ökonomen überlassen, die besser wissen, was langfristig gut für uns alle ist.
@ Ralph
„Wir sollten daher die Ökonomie den Ökonomen überlassen“
Welchen Oekonomen? Jenen, welche nicht in der Lage sind, sich von der indoktrinierten Lehre der letzten 30 Jahre zu trennen und noch immer die Sessel der Entscheidungstraeger besetzen? Jene, fuer welche die Krise 08/09 ueberraschend und nicht voraussehbar war?
Wenn Sie diese Leute damit meine, sind Sie wohl jemand, der von der gegenwaertigen Situation gut profitieren.
Aus anderen Bemerkungen Ihrerseits zweifle ich allerdings, dass Sie dies befuerworten, was ich Ihnen hier unterstelle. Aber bitte ueberraschen Sie uns von einer qualitativ besseren Aussage.
Hr. Huber, ja sicher hat Neoliberal nicht so sher viel mit einem ursprünglich Libertären oder Liberalen Weltbild zu tun. Die Wurzel ist aber denoch dort zu suchen… Die Neoliberalen Theorien kommen alle aus dieser Ecke heraus…
Wie Sie aber, zu meinem und dem Leidwesen vieler anderer, richtig feststellen hat Neoliberal nicht viel, ja eigentlich gar nichts mit liberal im einem Sinne der auch die Bürgerlichen Freiheiten in seinem Begriff integriert zu tun….
Nur um beim nach wie vor üblichen BEgriff zu bleiben und ohne hier beleibige theoretische Details zu strapazieren ist den meisten die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben denoch Bewusst um was es geht wenn von Neoliberal die Rede ist.
Heute, hoffentlich bald am Ende dieser für mich inzwischen menschenverachtenden Auswirkungen einer Ideologie, lässt sich in der tat ein gelebter Sozialismus für die Eliten und Reichen sowie für Unternehmen feststellen wärend gleichzeitig die unteren Schichten und kleine Unternehmen der vollen Wirkung liberalisierter Märkte ausgesetzt werden. So entsteht eine willfährige leicht manipulierbare Basis an leicht ersetzbaren Einheiten die für die Rendite und Profitvermehrung der bereits Vermögenden in immer billigeren Varianten herangezogen werden können…
…und sie werden auch herangezogen… und weggeworfen sobald diese vom permanenten Wettbwerb und immer tieferen Entgelt für geleistete Arbeit ausgelaugt am Boden liegen… die Unternehmen sind Buchalterisch bankrott, die Arbeiter dazu noch krank und ausgepowert… wie, das kann man in dem ganzen Gürtel der ehemaligen Sovjetrepubliken und neu leider auch in den alten Ländern Europas anschauen…
Prekariat ist schon lange kein Fremdwort mehr… Armut ebenfalls nicht… Millionen sind davon betroffen und es werden täglich mehr, nicht weniger. Der alte man auf dem Bild in Honkong darf als synonym für die gleiche Eintwicklung in Europa gelten…
😉
@ Urs
Wie ich im letzten Artikel dieses Blogs artikulierte, liegt das Problem wohl in erster Linie im Bereiche der Geldpolitik, welche aufgrund der ihrer Leitwaehrung von den USA bestimmt wird und die ganze Welt beeinflusst. Lesen Sie bitte jene Ausfuehrungen und Sie werden vielleicht zum gleichen Schluss kommen.
Das Motiv des Profites ist eine natuerliche menschliche Gegebenheit, welche jeder von uns in sich traegt. Auch Sie trachten nach einer fuer Sie moeglichst vorteilhafte Situation, ausser Sie leiden an einer psychischen Krankheit. Dies ist nicht verwerflich, sondern der Umstand, dass die grossen Risiken auf die Allgemeinheit verlagert wurden und somit die Elite sich quasi risikolos bereichern kann. Dort liegt der Hase im Pfeffer, indem das System korrumpiert wurde zugunsten der Elite und nicht zugunsten des Kapitals in sich. Es ist hauptsaechlich der kleine vorsichtige Sparer (Mittelklasse-Buerger), welcher bestraft wurde und keineswegs der eh schon durch das Sozialsystem getragene finanziell eher schwach bemittelte Buerger.
Wir muessen uns bewusst sein, dass sich unter den „Abzockern“ sehr wohl die neue Elite befindet, welche sich schamlos und risikofrei bereichert zulasten der Allgemeinheit. Ich wuerde sogar soweit gehen und sagen, dass es tendenziell wohl so betrachtet werden koennte, dass die Fuehrung einer Grossfirma oder Bank einfach Mittel zum Zweck geworden ist, um sich persoenlich in die Elite zu befoerdern, indem man sich ungerechtfertigterweise schamlos bereichert.
Aber vielleicht sind Sie, Urs, ja einer der von der Econosuisse oder wie dieser Verein heisst angeheuert wurde, um die Angelegenheit der Abzocker-Initiative ueber solche Kommentare ein wenig beeinflussen zu koennen.
…im übrigen ist die Heritage Foundation nahe an den Anhängern der Tea Party dran oder von mir aus auch umgekehrt und repreäsentiert als solche nur Fragmente der Gesellschaft aber leider viel zu grosse Anteile der Oekonomen die nach wie vor vor allen anderen „Wissenschaftlern“ zu Gesellschafltichen Fragen herbeigezogen werden… was im Grundsatz schon zu hinterfragen ist… der kleinste Anteil des menschlichen Lebens basiert auf Oekonomieschen Grundsätzen, das wurde erst so hoch weil mehr und mehr Bereiche des menschelichen Lebens von eben diesen konservativen Ideologischen Weltanschauungen Oekonomisiert wurden…
Ein Beispiel; Bis vor ein paar Jahren galt es als obszön mit Land zu spekulieren und damit die eigenen Profite zu maximieren. Politisch-Gesellschaflticher Konsens war das und entsprechend waren auch die Gesetze die das verhinderten… die Neoliber.Konservativen „macht euch die Erde untertan“ und rottet die faulen „Sozialschmarotzer“ aus Fraktion hat im laufe der jahre überhand genommen und diese Gemeinschaftlichen grundsätze allesammt eliminiert und sogar aus den Köpfen der LEute getrieben….
Typisch (Neo)Liberale Antworten unter liberalisierungsanhängern. Klingt so wie im Altgedineten The Economist der in jeder Ausgabe darüber schriebt das alels eben nicht perfekt funktioniert weil eben gewisse sektoren nicht perfekt liberalisiert worden sind…
Die Antworten waren mir nach einigen jahren Lektüre eifnach zu langweilig. Zu Langweilig deshalb, weil der Markt selber gar kein Interesse daran hat sich selber zu liberalisieren, spircht, die wichtigen reichen Leute dahinter sind im Staat gut vertreten und regulieren und deregulieren… immer. Die Rede ist hier von den sogenannten „grauen Emminenzen“ die in jedem Staat ihre Finger über Generationen im Spiel haben ohne jemals gross in der Oefffentlichkeit aufzutreten.
Das dabei gleich auch noch die Demokratie unterwandert wird ist ein Nebenschauplatz. Das dabei ein paar sehr Reiche sich die Goldstücken einer Nationaloekonomie rauspicken der nächste…
Das dabei imgleichheiten entstehne ist ein wieterer. Dieses Zirkelschlüsse sind wohl in den liberalen Theorien aufhebbar, in der Realität aber nicht. Nicht in HK, nicht anderswo… von daher ist die Antowrt, wegen der Staatlichen Einmischerei sit die Welt in Schieflage viel zu banal, geht viel zu wenig weit weil die Antwort sich um die Fehler der liberalen Theorien drumrumschleicht….
Die Lösung wäre, das die Politik bestimmte Sektoren explizit vom Markt raustrennt und diese mit Steuergeldern finanziert und mitden üblichen progressiven Abgabe und Steursystemen die Akkumulation der Profite ausgleicht (anstatt auf den (Neo)liberalen Trickel Down Effect zu warten…
In vom Menschen geschaffenen Systemen schleichens ich immer weider korrupte, gierige von Eigennutzgetriebene Elemente ein die am Ende allen anderen Schaden zu fügen so wie dem Mann auf der Liege (Ich hab mir diese Orte mit eigenen Augen angesehen). eine Gesellschaft kann sich daraus nur entziehen wenn bereits von ganz oben in der Gesellschaft ein gehöriges Mass an Ethik und Moral die Gesellschaft..
Ja, ob Trickel Down Effect, Drop Down, oder „Pinkel Down“ ist kaum ein Unterschied. Ihr letzter Satz hats in sich. Solche Akteure kommen erst noch in Genuss von echtem Glücksgefühl, und wahrer Ehre. Unkäuflich!