Die Ökonomie Gottes
Ökonomie gilt vielen als Rechtfertigung des Egoismus, Religion als dessen Gegenteil. Das Klischee ist falsch. Religion kann das Gedeihen der Wirtschaft befördern – aber auch katastrophale Folgen haben.
Über Weihnachten hat das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» der Religion eine Titelgeschichte gewidmet. Titel der Story: «Die Erfinder Gottes». Das Thema wird im Lead folgendermassen beschrieben:
Ohne Gottesfurcht hätte der Aufstieg der Zivilisationen kaum begonnen – je strenger eine Religion ist, desto besser setzt sie sich durch.
Die Argumentation des Artikels läuft – verkürzt gesagt – darauf hinaus, dass Menschen unter dem Einfluss von Religion Dinge tun, die sie sonst nicht tun würden, die aber für die Entwicklung und das Gedeihen von Gesellschaften unverzichtbar sind. Damit sind wir mitten im Thema Ökonomie. Und damit zu folgendem Originalzitat des Begründers der ökonomischen Wissenschaft:
…and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain; and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention.
Richtig, diese berühmte Aussage mit der «unsichtbaren Hand» stammt aus dem Hauptwerk von Adam Smith «Wealth of Nations» (hier zur deutschen Ausgabe). Diese Aussage und andere Smiths haben Berühmtheit dafür erlangt, dass sie auszusagen scheinen, dass eine Volkswirtschaft dann perfekt funktioniert, wenn jeder egoistisch nach seinem eigenen Profit strebt. Genau genommen hat das Smith nicht so verallgemeinert, dennoch ist es bis heute eine populäre Auffassung geblieben, dass die Moral des Moralphilosophen Smith und seither der Ökonomen ganz generell vor allem in einem Hohelied auf den Egoismus besteht.
Das steht natürlich klar im Gegensatz zu Religionen, die die Menschen in der Regel gerade dazu anhalten, sich auf höhere Mächte auszurichten, diesen zu dienen und deren Gesetzen zu gehorchen. Egoismus passt hier schlecht dazu. Wie also kann Religion eine Grundlage des Wirtschaftens sein?
Wenn sich wirklich jeder nur um seinen eigenen Kram kümmern würde und sich nur am Eigennutz im engeren Sinn ausrichtete, dann würde keine Gesellschaft und keine Volkswirtschaft funktionieren. Das steht keineswegs im Gegensatz zur ökonomischen Wissenschaft, sondern ist eine unbestrittene Erkenntnis aus dieser selbst. Sie läuft dort zum Beispiel unter dem Thema «öffentliche Güter» bzw. auf Englisch «public goods». Damit ist nicht einfach all das gemeint, was Staaten (im Unterschied zu Märkten) bereitstellen. Der Begriff fasst viel mehr: Damit sind all die Dinge gemeint, die eine Gesellschaft zum Funktionieren benötigt, die aber auf Märkten niemand aus reinem Selbstinteresse bereitstellen wird, sodass der Profit daraus seine Kosten deckt: Ein simples Beispiel ist ein faires und unparteiisches Rechtssystem.
Wie kann so etwas wie ein faires und unparteiisches Rechtssystem überhaupt entstehen? Private profitieren zwar davon, haben aber kein individuelles Interesse, die Kosten dafür selbst zu übernehmen – gerade weil alle davon gleichermassen profitieren und nicht vom Vorteil einer solchen Ordnung ausgeschlossen werden können. Denn sonst ist es ja gerade kein öffentliches Gut, etwa wenn ein Rechtssystem diejenigen bevorzugt, die für eine Bevorzugung daraus bezahlen und dann auch ein egoistisches Interesse haben, dafür aufzukommen. Ein solches Rechtssystem ist weder fair noch unparteiisch.
Nun, wie kommt es dann zustande: Der Staat richtet es ein, so die schnelle Antwort. Doch das Problem ist nur verschoben. Denn wer in den staatlichen Institutionen soll ein egoistisches Interesse daran haben, dass ein solches Rechtssystem wirklich fair und unparteiisch ist? Wenn jeder Politiker, Anwalt, Richter und Polizist nur egoistisch nach Profit strebt, funktioniert das nicht. Bestechungsgelder entgegenzunehmen, ist dann das «rationalere» Verhalten, als das Recht fair durchzusetzen. Wer Macht hat, wird dominieren.
Wenn man das durchdenkt, kommt man auf eine ganze Menge Beispiele von zentralen Institutionen, die bei Egoismus als einzigem Treiber nicht funktionieren können. Selbst ein Markt, der dem Ideal der den gesellschaftlichen Nutzen maximierenden Konkurrenz nahekommen soll, funktioniert dann nicht. Die Gesellschaft insgesamt profitiert von einer grossen Konkurrenz, nicht aber die einzelnen Anbieter. Jeder und jede bevorzugt dann für sich selbst Monopolmacht. Jeder und jede hat dann einen Anreiz, eine weniger informierte Gegenpartei übers Ohr zu hauen, jede und jeder hat dann einen Anreiz, wenn möglich selbst verursachte Kosten an andere abzuwälzen, wenn das möglich ist. Auch hier gilt: Das kommt alles vor und ist gut ökonomisch bzw. mit ökonomischen Anreizen erklärbar. Wer’s gerne etwas technischer hat: Die Situation des Gefangenendilemmas aus der Spieltheorie findet sich in vielen (aber nicht allen) realen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situationen. Seine zentrale Aussage: Wenn jeder seinen Vorteil maximieren will, kommen alle schlechter weg.
Auch Länder mit schlecht funktionierenden Institutionen und mit schlecht funktionieren Märkten heute und in der Vergangenheit sind daher gut erklärbar – ebenso, dass die Errungenschaften entwickelter Gesellschaften alles andere als gesichert sind. Viel schwerer erklärbar ist aber, weshalb einige entwickelte Gesellschaften recht effiziente Institutionen entwickeln konnten und welche Faktoren sie stabilisieren. Der Frage widmet sich die «Institutionenökonomie», eines der spannendsten Themen der Ökonomen. Sie war auch Thema des letzten Beitrags von Kollege Tobias Straumann.
Zurück zum Zweck der Religion. Sie hat eine Reihe von Funktionen, die den Egoismus in einer Weise überwinden helfen, die der Gesellschaft als Ganzer zugutekommen kann. Zum Beispiel:
- Menschen halten sich an Regeln, auch wenn deren Einhaltung nicht unmittelbar kontrolliert werden kann. Sie fühlen sich durch Gott oder sonst eine höhere Allmacht kontrolliert.
- Auch wenn keine weltliche Instanz sie für eine Untat bestrafen würde – weil sie entweder nichts davon mitbekommt oder bestechlich ist –, so droht noch immer die «himmlische Strafe». Allein durch den Umstand, dass Menschen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie explizite oder implizite Regeln verletzen, funktionieren gesellschaftliche bzw. ökonomische Institutionen besser.
- Handel und Spezialisierung fördern den Wohlstand, so eine gut belegte ökonomische Theorie. Doch das erfordert Vertrauen und Stabilität der Beziehungen. Religion kann das liefern. So haben Mitglieder derselben Religion schon vor der Entwicklung moderner Rechtssysteme und Verbindungswege weltweit untereinander Handel getrieben und sich Kredite geliehen.
Auf die beschriebene Art können Religionen eine Gesellschaft zwar stabilisieren – genauso wie andere höhere geteilte Ideale oder Ideologien. Das hat auch der «Spiegel»-Artikel schön zeigen können. Nicht aber die Kehrseite dieser Geschichte: Religionen, höhere Ideale oder Ideologien können auch eine mächtige Kraft der Destabilisierung sein. Über die ganze Menschheitsgeschichte waren (und sind sie nach wie vor) auch Ursache von Hass, Brutalität, Unterdrückung, Kriegen, Intoleranz, und sie haben Erkenntnisse und Fortschritt behindert.
Religionen schaffen Verbundenheit und Verpflichtungen, die eine Gesellschaft stabilisieren können. Aber Religionen sind exklusiv. Wer nicht dazugehört, dem gegenüber gilt das Verpflichtungsgefühl weit weniger oder gar nicht. Im schlimmsten Fall gelten «Ungläubige» als minderwertig und jedes Unrecht ihnen gegenüber als legitim. Die Intoleranz zeigt sich zuweilen nicht nur gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen, sondern auch gegenüber Entwicklungen und Gedanken, die die Gesellschaft voranbringen. So können Religionen auch Institutionen verhindern, die allen nützen würden.
Wie schon das berühmte Beispiel von Max Webers «protestantischer Ethik und Geist des Kapitalismus» verdeutlicht, hängt es nicht von Religion allgemein, sondern von ihrem konkreten Inhalt ab, wie nützlich oder schädlich sie für wirtschaftliche Entwicklung wirklich ist. Welche Wirkungen Religionen auf das wirtschaftliche Gedeihen tatsächlich haben, lässt sich erst daran erkennen, wie sie auf das Denken und Handeln der Einzelnen konkret einwirken. Steht zum Beispiel die Verpflichtung zur Aufrichtigkeit gegenüber allen im Zentrum, sind sie im obigen Sinn hilfreich. Dominieren der Ausschluss der Nichtgläubigen, die Verfolgung jeder Abweichung vom rechten Glauben und die Weltabgewandtheit, sind sie (auch) wirtschaftlich schädlich.
35 Kommentare zu «Die Ökonomie Gottes»
(NHC II,2,001) Wer die Erklärung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.
(NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel.
(NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.
(NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden.
(NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: „Berg, hebe dich hinweg!“, wird er verschwinden.
(NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: „Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?“ Jesus sagte: „Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: „Siehe hier oder siehe dort“, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.“ ***
Mutter = Summe aller Ersparnisse
Hure = Finanzkapital
Brüder und Schwestern = Sachkapitalien
Berg = Rentabilitätshürde
Tod = Liquiditätsfalle
Vater (der Kultur) = Kreditangebot
Sohn = Kreditnachfrage
heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld
(heilig = gesichert; Geist = Geldumlauf)
Königreich des Vaters = Natürliche Wirtschaftsordnung
*** Silvio Gesell (Vorwort zur 3. Auflage der NWO) „Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat.“
http://www.juengstes-gericht.net
Jesus warf die Tische der Geldwechsler im Tempel um und vertrieb sie. Das hört sich zunächst nicht sehr spektakulär an. Aber es ist zu bedenken: Der Tempel war in Jerusalem die Wirtschaftsmacht schlechthin, er war der größte Arbeitgeber, er hatte die Funktion einer Zentralbank für das ganze Land und er warf für die Priesterhierarchie eine hohe Rendite ab.
Passt eigentlich in die heutige Zeit.
Zum Thema Wechsel von ursprünglich matriarchalen zu heutigen patriarchaler Religion empfehlenswert: das Buch „Die Göttin und ihr Heros“ von Heide Göttner-Abendroth. Religion = ein Mittel zur Machterhaltung und Unterdrückung konkurrierender Teile der Weltbevölkerung.
Herr Diem Meier schreibt, dass alle Bürger gleichermassen vom Rechtssystem profitieren. Seit wann?
Das Recht fixiert vor allem die bestehenden Verhältnisse – sowie die Macht der herrschenden Klassen. Alles andere ist ideologischer Quark.
Religion wiederum ist die ideologische, phantastische WIDERSPIGELUNG der natürlichen und gesellschaftlichen Mächte, die das alltägliche Dasein der Menschen beherrschen. Sie ist der Ausdruck des wirklichen Elends und zugleich Protest dagegen, Seufzer der bedrängten Kreatur und Opium des Volkes (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, 1843/44, MEW 1, 378).
Herr Diem Meier schreibt, dass alle Bürger gleichermassen vom Rechtssystem profitieren. Seit wann?
Das Recht fixiert vor allem die bestehenden Verhältnisse – sowie die Macht der herrschenden Klassen. Alles andere ist ideologischer Quark.
Religion wiederum ist die ideologische, phantastische WIDERSPIGELUNG der natürlichen und gesellschaftlichen Mächte, die das alltägliche Dasein der Menschen beherrschen. Sie ist der Ausdruck des wirklichen Elends und zugleich Protest dagegen, Seufzer der bedrängten Kreatur und Opium des Vokes (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, 1843/44, MEW 1, 378).
Religionen sind sehr, sehr unterschiedlich und die Grenze zu säkularen Ideologien und zur Philosophie manchmal fliessend. Das Schwadronieren über „Religion an sich“ bringt keinen Erkenntnisgewinn, weil jeder dabei an etwas anderes denkt.
Die erste Frage müsste wohl sein: Welche Bedürfnisse des Menschen will die Religion befriedigen? Es geht ihr in erster Linie um seine spirituellen Bedürfnisse, welche ebenso stark sind wie Hunger und Durst. Wer die spirituellen Bedürfnisse der Menschen im Griff hat, ist interessant für die Vermarkter der materiellen Bedürfnisse. Deshalb such(t)en weltliche Machthaber immer die Nähe willfähriger Geistlicher.
Aber auch innerhalb der Religionen muss jeder Verantwortungsträger jederzeit entscheiden, was den Glauben fördert und was seinen eigenen Machtanspruch. Die Evangelien wurden im ersten Jahrhundert nicht in Jesus‘ Sprache Aramäisch aufgezeichnet, sondern in der damals ‚weltweiten‘ Verkehrssprache Griechisch, damit sie möglichst weit herum bekannt würden. Als das Christentum römische Staatsreligion geworden war, bemühte sich aber kaum jemand um gute Übersetzungen in die neue Weltsprache Latein, wohl aber wurden Tausende von Interpretationen verfasst, mit denen an Dutzenden von Konzilen theologische Machtansprüche formuliert wurden. Die traditionellen Religionen haben also gleich geartete Machtansprüche wie weltliche Machthaber: sie wollen über Menschen verfügen; Religion heisst ja auch etwa ‚Einbindung‘. Schutz kann dem Einzelnen nur ein Gleichgewicht zwischen geistlicher und weltlicher Macht bieten.
Bei den Buddhisten können wir lernen, wie wir unsere spirituellen Bedürfnisse vor den ‚Spiritualitätsbewirtschaftern‘ schützen können. Buddha selbst sagte im Kalama Sutra: „Verlasst euch nicht auf den Lehrer, sondern auf die Lehre. Verlasst euch nicht auf die Worte der Lehre, sondern auf den Geist der Worte. Verlasst euch nicht auf Theorie, sondern auf Erfahrung. … Doch wenn ihr nach Beobachtung und Prüfung feststellt, dass etwas der Vernunft entspricht und zum Wohlergehen und Nutzen des Einzelnen und der Gemeinschaft beiträgt, dann nehmt es an und lebt danach.“
Wer als Christ verantwortungsvoll selbständig denkt und handelt, bringt seinen Glauben weiter.
Na ja immerhin hat der Westen und Japan infolge mathematischer Gesetze sowas wie ein freiwilliges islamisches Zinsverbot eingeführt – sowohl in den USA, Japan, Schweiz und auch in der EU sind die Leitzinsen praktisch Null oder kurz davor.
Die USA hat alleine seit 1988 sagenhafte 8.6 Billionen Schuldzinsen bezahlt, in den frühen 80zigern zeitweise Zinsen über 14% und in den Siebzigern im Schnitt 6% – bei der heutigen US Verschuldung gäbe 6% gut eine Billion alleine an Zinsen (gegenüber der aktuellen Zahl von 360 Mrd$ 2012). Würde man noch weiter zurückrechnen, den Zinseszinseffekt noch miteinbeziehen, dann wären die USA z.B. fast schuldenfrei..
Wieso müssen Staaten überhaupt Zinsen zahlen? Macht doch keinen Sinn, diese werden dem Staatshaushalt zugeschlagen und der Steuerzahler muss diese dann wieder berappen.
Das Ziel sollte ein ausgeglichener Staatshaushalt sein praktisch ohne Schulden. Mit den Zentralbanken sollte eine maximale Schuldobergrenze von z.B. 15% des BIP vereinbart werden, staatliche Grossprojekte könnten über eine Art Collateral Transformation mit den ZB abgewickelt werden unter den der Lebensdauer angemessenen Bedingungen.
Wenn die erwähnte Schuldobergrenze des Staates erreicht würde, würde automatisch eine Schuldenbremse in Kraft treten bis die Verschuldung wieder darunter wäre – so könnte man die Politiker im Griff behalten.
Leider leben wir halt immer noch in dieser unsäglichen Mentalität der Rothschilds, die an jedem Krieg und Wiederaufbau sich bei den Staaten mittels Zinsen und Zinseszinsen schamlos bereichert haben – das ist halt die jüdische Seite der Geldwirtschaft – nicht umsonst bezeichnete einer der Rothschilds den Zinseszins als achtes Weltwunder.
Aber wie es mit der aktuellen Nullzinspolitik aussieht sind die Gesetze der Mathematik halt immer noch wahrhaftiger als religiöse Gesetze.
In einem muss ich ihnen Recht geben: Schulden müssen in der Regel wieder beglichen, also abgezahlt werden – egal welche Tricks man anwendet um dem zu entgehen, denn auch eine Vergesellschaftung oder eine Monetarisierung der Schulden hat ihre Kosten. Wer schliesslich Bankrott geht verliert seine Kreditwürdigkeit, auch das ist eine Form des Schulden abzahlens.
Die Geschichte zeigt, dass jede der oben erwähnten Formen der Abzahlung zu gesellschaftlichen Verwerfungen bis hin zur gesellschaftlichen Instabilität führt.
Damit ist auch die Schlussfolgerung richtig, dass Schulden immer innerhalb eines Bandes bleiben sollten. Je kleiner das WachstumsWachstumspotenzial eines Landes ist desto schmaler sollte dieses Band sein.
Was aber hat all das mit dem Beitrag dieses Blogs „Die Ökonomie Gottes“ zu tun? Wenig – höchstens das erwähnte Zinsverbot, das in gewissen Religionen gelehrt wird, hat entfernt etwas damit zu tun. Sollten Überlegungen zur Verschuldung etwas mit Ethik und Religion zu tun haben? Wäre das sinnvoll? Oder genügen allein schon rationale Überlegungen um mit dem Schuldenproblem richtig umgehen zu können.
Holzherr: Ist es denn mit Schulden und dann vor allem Zinsen und Zinsenzinsen nicht irgendwie ähnlich wie mit der „Erbsünde“ – man kann sich noch so anstrengen, aber man bringt sie praktisch nicht mehr los. Und gerade bei Staaten finde ich es geradezu amoralisch, wenn zukünftige Generationen unter einer Last leiden müssen, die zu einem grossen Teil dem Zinseszinseffekt zuzuschreiben sind.
PS: Ich halte auch vom Konzept der Erbsünde nichts. Hoffe Sie sehen den Zusammenhang jetzt etwas besser 🙂
Ein echtes Zinsverbot wäre wohl den Idealen aller Religionen näher als die heutigen Systeme, welche einen automatischen stetigen Geldfluss von den Armen zu den Reichen ohne Gegenleistung bewirken. Das ‚Zinsverbot‘ im heutigen Islam ist nur eine Vermeidung des Wortes ‚Zins‘ – ein echtes Zinsverbot müsste den Besitz von Geldguthaben ‚bestrafen‘ wie es die Freiwirtschafter vorsehen. Das gilt unter den führenden Ökonomen als nicht praktikabel – die einfachste Entschuldigung, um nicht darüber nachdenken zu müssen …
Moser: Einverstanden – die Mainstreamökonomie ist wirklich etwas verkrustet und denkfaul. Es scheint, als müssten wir das aktuelle System erst an die Wand fahren, davon kann uns wahrscheinlich selbst die Nullzinspolitik nicht mehr bewahren, die Ungleichgewichte sind zu gross geworden. Dabei hätten wir eigentlich die Chance gehabt, wenn wir eine bescheidenere soziale Marktwirtschaft wie zu Zeiten des kalten Krieges weitergeführt hätten. Aber da die Realwirtschaft für Investoren ab den 80zigern Jahren immer weniger Rendite abwarf, wurde ein derivatives Parallelsystem erschaffen, das jetzt wie eine gigantische Gewitterwolke über der Welt schwebt und sich in regelmässigen Abständen in zerstörerische Stürme wandelt.
Gottes Plan in den 80zigern Jahren für die Zukunft wäre gewesen, dass sich die Arbeit im Schweisse des Angesichts lohnt und die Investitionserträge in Produktions- und Dienstleistungsbetriebe auf ein tiefstelliges Prozentniveau gefallen wäre. Das hätte eine nachhaltiges langsam aber stetig steigendes Wirtschaftswachstum für einen Grossteil der Menschheit gegeben und nicht platzende Blasen, wie wir sie schon gehabt haben und noch haben werden…
so stehen wir vor dem Mahnmal des Kommunismus: Bleibt der Erfolg einer Idee aus, wird es den Leuten zu abstrakt und flüchten eher wieder in die Nähe des „Heiligen Vaters“. Und genau das ist das zweite grosse Stichwort aus neurologischer Sicht: Die Tendenz vor allem in Krisenzeiten (der sog. Kleinen Leute) in Abstraktionen zu flüchten – Flucht in die Abstraktion. Aus neurologischer Sicht müsste man eher von Fluchtpunkt sprechen, also jener Ort, wo die seelische Grosswetterlage zu einem einzigen Begriff zusammenschmilzt; ich schätze, Abstraktionen sind neuronale Verengungen mit einem simplen Impulsmuster, das deshalb verschiedenste Gehirnregionen anspricht, wenn auch oft nur schlecht lesbar und deshalb auf der phänomenologischer Ebene nur als Emotionen sichtbar bleibt, aber immerhin assoziativ dergestalt eine breite Wirkung entfalten darf, dass daraus ein normatives System erkennbar wird. Der Sinn einer solchen Flucht liegt in einem breiten Interpretationsspektrum der abstrakten Begrifflichkeit, denn nicht selten steht jene als Blitzableiter da, als Möglichkeit auch, die eigene Schuld und Verantwortung weiter zu delegieren, den minderwertigen Hinterhof der eigenen Existenz zu entrümpeln. Bedeutende Ideen haben und behalten eine grosse Anziehungskraft, auch wenn der Bonus für jeden einzelnen Menschen in der Masse gering bleibt. Die Kleinen stört das nicht, sie haben endlich einen hinreichenden Grund gefunden, klein zu bleiben…
Wie entsteht Gewissen? Durch Religionen, im Kopf oder durch Erziehung? Angenommen, das Gewissen sei nichts anderes als stillgelegte Netzwerke neuronaler Verknüpfungen, weil das Gehirn eines Kindes sich sehr rasch entwickelt und sich durch Ueberformungen neue dominierende Netzwerke herauskristallisieren, dann wäre das Gewissen nichts anderes als der „Phantomschmerz“ eines unbedingten Filiationsverhalten gegenüber Primärerziehern, da das Kind spätestens mit sechs Jahren fähig ist, Spielregeln zu erkennen und beherrschen, somit sich als eigenständiges Subjekt erlebt und entsprechend handelt und formt, keinesfalls sich als integralerTeil der Primärerzieher sieht. Dann wäre auch klar, warum es Religion gibt. Und man muss nur die infantile Begriffsbildung einer hiesig ansässigen Religion am Beispiel der Wortkombination „Heiliger Vater“ untersuchen, dann kennt man auch die Rolle einer Religion: Blosses Gefäss ursprünglicher Verhaltensnormen individueller Ontogenese mit der Option, seinen Gemeinschaftsbezug weiterleben zu dürfen. Allerdings: Solche Gefässe sind überall, und eine weitere Säkularisierung bezüglich der Religion darf nicht erstaunen. Als mein ehemaliger Sozialpsychologie-Professor, Gerhard Schmidtchen, zum Thema „Religion im Alltag“ wieder mal Max Weber herunterbeten wollte, hätte ich am liebsten quer durch den Hörsaal gerufen: Alles Schmarren, was Sie da erzählen, schlichtweg das Thema verfehlt! Gehen Sie mal samstags in die Fanecke des BVB, Sie werden sonntags nie mehr daran denken, eine Kirche aufzusuchen! Note null, bitte setzen!
Das Wort Religion, Herr Diem Meier, hätten Sie ebenso gut durch das Wort Patriotismus ersetzen können, und in Kombination mit ersterem landen wir mitten im Nationalismus des 19. Jahrhunderts, als sich jeder Nationalstaat durch Gottes Gnaden und Hand berufen sah, seine Kolonien damit zu „beglücken“, ziehen wir die Religion davon ab und geben wir noch eine Prise „Grosser Vaterländischer Krieg“ dazu,
Die Gretchenfrage seit Max Weber ist doch, ob eine Religionsgemeinschaft den materiell-individuellen Fortschritt jedes einzelnen
Menschen fördert oder behindert. Dieser Fragen-Komplex ist auch gerade heute nicht bei jeder Weltreligion gleich beantwortet.
Der Islam hat eine sehr starke politische Flexibilität, aber in seinen Grundlagen ist er durchtränkt von formalistischen Riten,
deren Einhaltung zwingend ist. Die Herkunft als Religion von Nomaden kann es nicht verleugnen. Der Koran kennt den Kredit
nur als Konsum, deshalb zwingend das Zinsverbot. Die islamistische Theologie weigert sich im Grunde sich mit dem heutigen
Kapitalismus auseinanderzusetzen. Die Form ist wichtiger als der Inhalt. In der strengsten Auslegung führt diese Haltung dazu,
dass Wohl Gottes wichtiger ist als das Wohl der Menschen, da ja Gott die Menschen erlöst. Der Islam ist eine Art Judentum
(vor Talmud) für alle Völker und verfügt über eine starke Identifikation ihrer Mitglieder. Ob die Schönheit des Islam wirklich
die Herausforderungen der Moderne bewältigen kann, können wir am „arabischen Frühling“ beobachten. Dieser Prozess wird
noch lange dauern.
Trotzdem die Kirchen immer wieder versucht haben, die grundlegenden moralischen Werte des Christentums in den Hinter-
grund zu schieben, kommen sie immer wieder hervor. Gerade auch diejenigen, die das materielle Wohlbefinden jedes einzelnen
Menschen betonen. Natürlich stellt Rom in Südamerika die Riten und den Pomp der katholischen Kirche in Lateinamerika in
den Vordergrund und unterstützt heimlich die Latifundien-Wirtschaft der Eliten. Aber trotz allem macht die Befreiungstheologie
Fortschritte, wo nicht nur das Seelenheil zählt, sondern auch der materielle Zustand jedes einzelnen Gläubigen. Das Neue
Testament ist nicht nur ein Buch der Gewissheiten, sondern vielfach auch der offenen Fragen. Seine politische Flexibilität
ist geringer, aber es scheint, dass es der christlichen Theologie trotz allem leichter fällt, mit der Moderne umzugehen.
Die Klasse der Eigentümer hat den kapitalistischen Staat der abstrakten Herrschaft des Eigentums erfunden und aufgestellt in der bürgerlichen Revolution. Frei und fair und so Sachen, die hat dann der Herr Diem noch extra dazuerfunden.
Aus ökonomischer Sicht ist die beste Religion diejenige, die die Gläubigen ohne Zwischenvermittler – ohne Pfaffen, den Clan etc. – direkt an Gott bindet und sie ihm verpflichtet, denn moralische Zwischenhändler verursachen Kosten und sind Transmissionshemmnisse.
Am allerbesten ist aber aus ökonomischer Sicht eine Religion, die den weltlichen, ökonomischen Erfolg der Gläubigen als Indiz für die Auserwähltheit sieht. Genau das wird ja gewissen Formen des Protestantismus nachgesagt, vor allem dem Calvinismus.
Im Calvinismus gibt es die Prädestinationslehere (wonach Gott ein für alle mal vorherbestimmt hat, ob der einzelne Mensch auf dem Weg zur ewigen Seligkeit oder zur ewigen Verdammnis ist) und den weit verbreiteten Glauben man sehe am weltlichen Erfolg bereits ob jemand prädestniert ist.
Den ökonomischen Erfolg der USA bringt man oft mit der WASP (White Anglo-Saxon Protestant)-Kultur in Beziehung. Diese WASP haben auch die Weber’sche Arbeitsethik, wozu man in der Wikipedia liest: „Die protestantische Arbeitsethik ist gekennzeichnet durch die Vorstellung von Arbeit als Pflicht, die man nicht in Frage stellen darf. Die Arbeit bildet den Mittelpunkt des Lebens, um den herum Freizeit gestaltet wird.“
Max Weber führt die Entstehung dieser Auffassung auf den im 16. Jahrhundert emergierenden Kapitalismus zurück
@Martin Holzherr: Oder wie Goldmann Sachs‘ Blankfein gesagt hat: „doing god’s work“!
Doing god’s work: Das ist die volle Übereinstimmung des Handelns mit der Überzeugung: Genau das braucht es um
Nur ein Gottloser kann sich so einen Spruch überhaupt anmassen – mit diesem verlogenen Spruch stellt sich Blankfein ja selber auf die Stufe Gottes und dies nur damit er seine niedrigen Bereicherungstriebe und Machttriebe befriedigen kann. Die WASP sind ja auch nicht besser, missbrauchen Gott auch andauernd um ihren wirtschaftlichen Erfolg zu rechtfertigen und behaupten er sei Ausdruck der Gottesgefälligkeit.
Diese Selbstgefälligkeit unter der dauernden Referenz Gottes ist doch was vom widerlichsten was es überhaupt gibt!
Die meisten Menschen wollen einfach in Ruhe leben und ihre Kinder aufziehen. Leider gibt es immer wieder Machtmenschen, die
Unfrieden säen damit sie an die Macht kommen. Die Geschichtsbücher erzählen von solchen Kreaturen und sie werden bis heute als Vorbild dargestellt und verherrlicht.
Wenn man nur genügend unklare Gedanken miteinander verrührt kommt bestimmt etwas dabei heraus das für viele zumindest teilweise vernünftig klingt! Das scheint das Motto des erwähnten Spiegel-Titels zu sein – den ich selber allerdings nur aus diesem Blogbeitrag kenne, also schon wieder in interpretierter Form. So will ich mich denn lieber auch nur auf diesen Blog beziehen – ohne Anspruch, den Mix sortieren zu können (was wohl letztlich eh niemand schaffen kann!):
1. Religion einfach als System von zu glaubenden unverstehbaren Thesen und eine Serie von Vorschriften zu reduzieren scheint mir nicht sehr sachlich zu sein. Ist aber auch egal, da eigentlich hier eh nur eben dies Thema ist: Können Menschen zu einem nichtegoistischen Verhalten motiviert werden, und wenn ja wie?
2. Man sollte also hier vielleicht nicht von Religion sondern von Ethik sprechen. Da könnte man dann auseinander nehmen, was alles für Menschen zu Handlungsmotiven werden kann: Egoismen und „strafbewehrte Vorschriften“ kommen da sofort in den Sinn. Die Frage ist, wie weit darüber hinaus auch Einsicht zum Motiv werden kann, indem ich etwa ein teureres Produkt kaufe weil ich verstanden habe dass das billigere der Umwelt und den Mitmenschen schadet. Oder ob es „Einsicht“ ist wenn ich den Bruder der mich geärgert hat nich einfach erschlage, oder ob ich da nur – unverstanden! – den „zehn Geboten“ folge!? Usw. usw.
3. Die Adam-Smith-Theorie der „unsichtbaren Hand“ kann dann als Versuch aufgefasst werden, all diese ethischen Versuche einfach durch einen angenommenen Automatismus zu ersetzen. Frühere Vorläufer der Wirtschaftswissenschaften kamen nicht ohne Ethik aus, und durch diesen „Trick“ hat Smith sie zu einer Art Quasi-Naturwissenschaft gemacht, in der menschlich-seelische Betrachtungen keine Notwendigkeit mehr sind.
4. Der Hinweis auf das „gerechte Rechtssystem“ zeigt doch nur beispielhaft: nicht alles im menschlichen Leben ist Ökonomie! Gilt letztlich auch für Bildung usw.
Zu Ihren Punkten:
1. Ich bin überzeugt, dass man Menschen nicht explizit zu nicht-egoistischem Verhalten motivieren muss – wir sind von Natur aus sehr kooperativ, viele Verhaltensstudien mit kleinen Kindern zeigen das. Das Problem ist eher, ein Gesellschaftssystem zu schaffen, in dem a) egoistisches Verhalten nicht zu sehr gefördert wird und b) jeder die Folgen seines eigenen Handelns einigermaßen wahrnimmt und nicht leicht verdrängen kann.
2. Das gute Gefühl, das Richtige zu tun, kann eine starke Motivationsquelle sein.
3. Das glaube ich nicht, Smith war auch Moralphilosoph und hat in seinem Werk vom Wohlstand der Nationen nicht den reinen Egoismus gepredigt. In der Textpassage mit der „unsichtbaren Hand“ geht es lediglich darum, dass in einem Wirtschaftssystem egoistisches Handeln zum Gemeinwohl beitragen kann, nicht muss.
4. Absolut! Eine Durchökonomisierung aller Lebensbereiche sorgt nicht dafür, dass diese besser funktionieren, sondern oft eher schlechter.
„….das erfordert Vertrauen und Stabilität der Beziehungen. Religion kann das liefern.“
Der Hauptzweck von Religion das Schaffen von (wahrgenommener) Sicherheit, der zweite Satz des Zitats müsste heissen, Religion liefert dies. Religion liefert unwiderrufliche Antworten und kalkulierbare Routinen (Riten), etwas an dem sich die Menschen festhalten können („sicher wie das Amen in der Kirche“). Weil das Vermitteln von Sicherheit und Stabilität die Hauptaufgabe von Religion ist, lassen sich Religionen nicht verändern. Maria bleibt Jungfrau, der Papst unfehlbar, die Erde blieb noch 500 Jahre nach Gallilei flach. Würde Religion sich laufend anpassen, könnte sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Religion ist für die Gesellschaft, was die Stange für Pole Dancer ist: Ein fester Halt In einer bedrohlichen, sich dauernd verändernden Umgebung. (Luther: „Eine feste Burg ist unser Gott“). Ohne (wahrgenommene) Sicherheit wird nicht in die Zukunft investiert.
@Martin Holzherr fragt in einem Kommentar beim letzten Beitrag, ob die Scharia eine gute Insitution sei: Es überrascht nicht, dass in Zeiten des Umbruchs, der Veränderung in Nordafrika, der Ruf nach Religion, also Sicherheit, Gewissheit, Stabilität, nach einfachen, klaren Regeln erfolgt. In Zeiten der Verunsicherung wollen die Menschen zurück zur Vergangenheit, sie wollen Re-evolution. Gelingt es der Religion, der Gesellschaft ein Gefühl von Stabilität, von Sicherheit, von Kalkulierbarkeit der Zukunft zu verschaffen wird sie eine nützliche und damit eine gute Institution. Denn Voraussetzung für Prosperität sind nicht primär gute Regeln, sondern das Vertrauen der Menschen in die Zukunft. Das Wichtigste an Regeln ist, dass diese verlässlich sind, nicht dass diese „gut“ im Sinne einer ethischen Wertung des Inhaltes sind.
Letztlich gilt, aus Sicht der Gesellschaft und deren Prosperität, nicht aus Sicht jedes einzelnen, von den Regeln ungerecht behandelten Individuums, alle Regeln sind gut, solange sie verlässlich sind.
Die Regeln der patriarchalen Religionen gehen immer zu Lasten einer Gesellschaftsgruppe. In der Regel zu Lasten der Frauen und Kinder.
Eine gute Religion sorgt dafür, dass es ALLEN Menschen gut geht. Da Frauen und Kinder aber nicht als Menschen gelten (DER Mensch=derMann), geht es überall den Frauen und Kindern schlecht, bzw.schlechter als den Männern.
DIE GRÖSSTER ÖKONOMISCHE INNOVATION WAR DIE ERFINDUNG DES EINEN EINZIGEN MÄNNLICHEN GOTTES!
Davon profitiert eine kleine Gruppe. Die meisten Männer leiden genauso unter der Hierarchisierung wie die Frauen und Kinder. Aber die Kleriker reden ihnen ein, sie seien die Krone der Schöpfung und die Männer machen eifrig mit, und merken nicht, dass sie sich selber enorm schaden und nur einer Handvoll von Mächtigen zudienen…
Frau Haltner
Wenn Frau und Mann beide Jesus mehr lieben als sich selber dann wird eine Ehe funktionieren und Niemand in der Familie kommt zu kurz. Meine wortgewandte Frau koennte Ihnen das viel genauer erklaeren als ich.
@Luisa Haltner: Auch ohne einen einzigen männlichen Gott, sondern miot einer Vielzahl von auch weiblichen Göttern und Halbgöttern, waren sowohl die griechische wie die römische Gesellschaft patriachalisch.
Glauben Sie im ernst, dass irgendetwas (hier religion), von der nur eine kleine Gruppe profitiert, über tausende von Jahren existieren kann? Dann glauben Sie, die grosse Mehrheit der Menschen ist bescheuert, nicht fähig ihre Interessen und Bedürnisse zu erkennen. Ich hoffe, nie derart zynisch zu werden.
Ich fürchte, ich bin so zynisch – und gleichzeitig ein Träumer, der auf Wandel durch Aufklärung setzt. Natürlich handeln Menschen oft gegen ihre eigenen Interessen und auch oft genug gegen ihre eigenen Bedürfnisse. Wer raucht, handelt garantiert gegen seine eigenen Interessen – wenn er auch einem Bedürfnis (hier: Sucht) nachkommt. Der Arbeitslose, der FDP wählt, und der Banker, der die Linkspartei wählt, handeln auch gegen ihre (zumindest absehbaren Interessen) – weil sie beide davon überzeugt sind, dass es sich insgesamt lohnen wird, für die Gesellschaft und dann auch für einen selbst. Sieht man sich an, wie gegensätzlich die Theorien beider Parteien sind, hat zumindest entweder der Arbeitlose oder der Banker mit seiner Wahl Unrecht.
Ich bin überzeugt, dass Menschen außerhalb ihres Alltagshorizonts oft nicht sehen, was ihren Interessen und Bedürfnissen dient – dafür braucht es teilweise Kenntnisse, die nicht jeder erwerben will oder kann, zumindest nicht ohne viel Unterstützung von außen, und auch die muss man sich erst einmal selbst suchen.
@Al: Im Prinzip ja, aber nicht: Die Mehrheit der Menschen lässt sich über Jahrtausende für dumm verkaufen!
Religion befriedigt das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit, ob dieses Bedürfnis objektiv betrachtet befriedigt werden kann, ist nicht wichtig, wichtig ist, dass es subjektiv befriedigt wird. Falsch ist, so zu tun, als hätten Menschen dieses Bedürfnis nicht. Der Glaube an die Wissenschaften, hier halt an die Wirtschaftswissenschaften, zeigt doch, dass die Aufklärung dieses Bedürfnis keineswegs befriedigt hat. Der moderne Mensch glaubt nicht mehr den Pfaffen, er glaubt den Physikern, Biochemikern auch nicht zuletzt den Volkswirten. Die immer vorläufigen Ergebnisse der Wissenschaften werden als endgültige Wahrheit interpretiert, selbst wenn sie so unglaubwürdig wie die Jungfräulichkeit Marias sind (Deficitspending!), weil das Bedürfnis nach dieser Wahrheit befriedigt werden will. Genauso wie der Tageschau des staatlichen nationalen Fernsehens geglaubt wird, nicht weil man zu dumm ist, sich die Frage zu stellen, warum einzig die Wahrheit erzählen sollten, sondern weil man glauben will.
1.Wenn von Religion die Rede ist, meinen wir patriarchale Religion, d.h. monotheistische, mit nur einem, männlichen Gott.
2.Gibt es keine Religion, die es geschafft hat, ethischere, menschenfreundlichere Verhaltensweisen zu erzeugen – im Gegenteil. Je rigoroser eine Religion war, desto mehr bestialische „Sitten“ wurden eingeführt, die vor allem Frauen und Kinder trafen. Diese Feststellung gilt bis heute.
3.Die blutigsten, längsten, mörderischsten u.brutalsten Kriege wurden von d.obersten Klerikern angezettelt u. für sie geführt. Kriege aber zerstören immer die Wirtschaft, treffen zuerst u.vor allem die gewöhnlichen Menschen u.damit wieder Frauen und Kinder am härtesten.
4.DEr Klerus hat immer dafür gesorgt, dass es der Mehrheit der Menschen schlecht geht, denn nur so hat er eine Handhabe für die „frohe Botschaft“, dass nach dem Tod alles besser werden würde – und damit die Macht über die Mehrheit.
5.Der wirkliche Fortschritt entstand erst, nachdem sich die Menschen weitgehend von den Religionen distanziert hatten, objektive (d.h.von „Gott“ losgelöste) Wissenschaft betreiben durften/konnten, die sie dann in vor allem technische Innovationen umsetzten.
6.Nach einer enormen Steigerung der Arbeitsproduktivität gelang es dann endlich, einen allgemeinen Wohlstand auch für die kleinen Bürger zu schaffen, was schliesslich auch Frauen und Kindern zugute kam.
Keine Religion hat jemals etwas für die Menschen, aber immer und ausschliesslich nur für den Klerus und die herrschenden Klassen etwas getan. BIS HEUTE. Wer das nicht glauben will, sollte sich einmal die Welt ansehen, insbesondere Afrika, wo die Christen ebenso wie die Muslims die Völker mit dem Sklavenhandel ausgeblutet haben, so, dass sich der Kontinent bis heute nicht erholen konnte…
@Luisa Haltner: gähn!
5. Wenn man schon einseitig das Frauen-und-Kinder-Metzeln als Hauptbeschäftigung aller Religionen bezeichnet, dann sollte man es konsequenterweise bei unserer modernen Religion (= Technikglaube!) auch nicht übersehen: Dieser hat diesbezüglich bekanntlich übelste Rekorde aufgestellt!
Können sie etwas näher erläutern, was sie mit „Technikglauben“ meinen, und inwiefern dieser „Glaube“ eine Sittenlehre konstituiert hat, bei welcher Frauen und Kinder besonders schlecht weggekommen sind?
Großteils stimme ich diesen Aussagen zu, sie sind mir lediglich etwas zu sehr verallgemeinert. Vor allem möchte ich anmerken, dass Religionen nur eine Art von Ideologie sind – man sollte auch politische Ideologien nicht vergessen, die genauso schädlich sein können (sich aber nicht so lange halten). Aber ja, der Klerus hatte selten das Wohl der Allgemeinheit im Auge, sondern eher seines und das seiner Institution. Und dafür stellt man sich nun mal mit den Mächtigen gut und/oder wird selbst einer. Deswegen hat das organisierte Christentum viele Teile des heutigen Menschenrechtskatalogs bekämpft, bei manchen tut es das heute noch. Andere Religionen natürlich auch.
Um auf das Thema Egoismus zu kommen: Man kann sich darüber streiten, ob Religion tatsächlich den Altruismus fördert – schließlich ist die ewige Seligkeit als Motivation etwas zutiefst Egoistisches. Dafür, dass religiöse Gesellschaften altruistischer sind, habe ich noch keinen Beleg gesehen.
Und ich persönlich vergleiche Ökonomie, wie sie vom Mainstream betrieben wird, gerne mit Religion: Es ist ein System von Axiomen/Glaubenssätzen, die sich wunderschön zu einem großen Ganzen fügen – man darf dieses Gedankengebäude nur nie mit der Realität in Kontakt bringen, sonst fängt es an zu wackeln und bekommt schnell große Risse. Als Beispiel: Kennt irgendjemand, der das hier liest, ein einziges Unternehmen, das nach dem Prinzip von Grenzkosten und Grenznutzen kalkuliert?
A society grows great when old men plant trees whose shade they know they shall never sit in.