Wie entstehen gute Institutionen?

Geht der Frage nach, wie ein hoher Lebensstandard ensteht: Daron Acemoglu, Ökonomieprofessor am Massachusetts Institute of Technology. (Foto: MIT)
Daron Acemoglu und James Robinson werden zu Recht von allen Seiten gelobt. Ihre Beiträge zur Wachstumstheorie, Institutionenökonomie und Wirtschaftsgeschichte sind aus der aktuellen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Dazu kommt eine Kadenz von hochwertigen Publikationen, die einem den Atem verschlägt (Acemoglu, Robinson). Normalsterbliche brauchen dafür mehrere Leben.
Bei aller Bewunderung kann ich aber die leise Enttäuschung nicht verbergen, die mich beim Lesen ihres Bestsellers «Why Nations Fail» beschlichen hat. Vordergründig gibt es nichts gegen das Buch einzuwenden: Es ist gut geschrieben, hat eine klare Aussage und ist empirisch breit abgestützt. Aber der Inhalt wirft einen nicht aus der Bahn, wie man sich das von einem guten Sachbuch wünschen würde. Die These, dass ein hoher Lebensstandard nur möglich ist, wenn ein Land integrative Institutionen («inclusive institutions») hat, ist Allgemeingut.
Zweitens ist das Buch bei der drängendsten Frage, wie gute Institutionen entstehen, merkwürdig einsilbig. Die Autoren zählen eine Reihe von historischen Beispielen auf, um dann zusammenfassend festzuhalten (S. 426-427):
Despite the vicious circle, extractive institutions can be replaced by inclusive ones. But it is neither automatic nor easy. A confluence of factors, in particular a critical juncture coupled with a broad coalition of those pushing for reform or other propitious existing institutions, is often necessary for a nation to make strides toward more inclusive institutions. In addition some luck is key, because history always unfolds in a contingent way.
Hier hätte ich mehr erwartet. Zugegeben, die Frage, wie gute Institutionen entstehen, ist äusserst schwierig zu beantworten. Aber gerade deswegen erhoffte ich mir von zwei Spitzenforschern wie Acemoglu und Robinson mehr Fleisch am Knochen. Dass die Sache weder einfach ist noch automatisch abläuft und dass auch Glück notwendig ist, glaube ich gerne. Aber viel ist damit nicht gewonnen.
Bedauerlicherweise setzen sich die beiden Autoren nicht mit der Theorie des Archäologen Ian Morris («Why the West Rules – For Now») auseinander. Das hätte vielleicht mehr Wind in die Segel gebracht, denn Morris hat den Ehrgeiz, möglichst wenig dem historischen Zufall zu überlassen. Seine Theorie mag überzogen sein, aber sie ist sehr anregend.
Morris stellt fest, dass vor Tausenden von Jahren Eurasien und Ostasien dank geographischen Vorteilen – viel Wasser und viele Nutztiere und -pflanzen, wie der Biologe Jared Diamond gezeigt hat – einen grossen technologischen und institutionellen Startvorteil gewonnen haben. Mal lag die eine Region vor der andern, mal war es umgekehrt, aber stets haben Eurasien und Ostasien durch einen intensiven Austausch voneinander gelernt und sich dadurch gegenseitig hochgeschaukelt. Morris erklärt ferner, warum es innerhalb der Grossregionen immer wieder zu Verschiebungen kam, etwa von Aegypten nach Griechenland und Rom. Fünf Faktoren haben einzelne Zivilisationen mehrmals zerstört, ohne aber die Innovationskraft von Eurasien bzw. Ostasien ganz auszulöschen: Hungersnöte, Epidemien, Migration, instabile politische Verhältnisse und Klimawandel.
Für die anderen Weltregionen ist es nun ungeheuer schwierig, diesen institutionellen Vorsprung einzuholen – mit Ausnahme der vier weissen Siedlerkolonien, wo die einheimische Bevölkerung fast ausgerottet wurde und das westliche Modell sozusagen unverändert umgetopft werden konnte (Kanada, USA, Australien, Neuseeland).
Wenn Acemoglu und Robinson behaupten, Geographie spiele keine Rolle für die Erklärung von arm und reich, vergeben sie sich aus der Sicht von Morris ein ganzes Argumentarium. Natürlich spielt die Geographie seit der Einführung von Klimaanlagen keine Rolle mehr. Singapur ist ein blühendes Land, und Texas gehört zu den reichsten Regionen der Welt. Aber in der langfristigen Perspektive ist auffällig, dass sich die Weltwirtschaft bis heute um die Achse Eurasien (inkl. USA) /Ostasien dreht und vermutlich noch lange drehen wird.
Damit ist nicht beantwortet, wie gute Institutionen entstehen. Aber immerhin haben wir einen Hinweis darauf, warum bisher nur westeuropäische Länder, angelsächsische Siedlerkolonien und ostasiatische Länder den Aufstieg in die oberste Liga geschafft haben und warum China als altes Zentrum Ostasiens in den letzten dreissig Jahren plötzlich durchstarten konnte. Wachstumsfördernde Institutionen entstehen offenbar nicht innerhalb von einigen Jahrzehnten, sondern beruhen auf jahrtausendealten Traditionen. Warum nur?
Liebe Leserinnen und Leser, über die Festtage kann es etwas länger dauern, bis Ihre Kommentare freigeschaltet werden. Wir bitten Sie um Ihr Verständnis. Die Redaktion.
70 Kommentare zu «Wie entstehen gute Institutionen?»
Die einzige Erdkunde Ist nicht genügt , um zu entscheiden, wer reich ist und wer arm ist. Meiner Meinung nach bestimmt eben das politische System das Land, das die mehr oder weniger gerechte Aufteilung der Vermögen des Landes unterstützt. Man muß nicht vergessen, daß es die armen Länder geben, wo es sehr reiche Leute geben.
Der eher unbekannte Gustav Ruhland hat im Auftrag Bismarcks, also vor über 100 Jahren, zahlreiche untergegangene Volkswirtschaften untersucht und nach den Ursachen des Untergangs geforscht. Unter anderem hat er festgestellt, dass es hauptsächlich am Geldsystem lag, nämlich am knappen Geld (Goldstandard) kombiniert mit einem Umverteilungsmechanismus, bei dem der Reichtum sich nach und nach bei wenigen konzentrierte.
Für eine gute Institution braucht es folglich eine Sicherstellung für ein sinnvolle Verteilung der gemeinsam geschaffenen Güter und den vorhandenen Ressourcen.
Die einzige Erdkunde Ist nicht genügt , um zu entscheiden, wer reich ist und wer arm ist. Meiner Meinung nach bestimmt eben das politische System das Land, das die mehr oder weniger gerechte Aufteilung der Vermögen des Landes unterstützt. Man muß nicht vergessen, daß es die armen Länder geben, wo es sehr reiche Leute geben.
Fuer Blog-Teilnehmer, welche nicht an die Nachhaltigkeit der gegenwaertigen Situation glauben und sich nicht der Schule der MMT verschrieben haben, mag folgender nicht zum Thema gehoerender Beitrag Daniel Shelters (via John Mauldin) interessieren:
http://www.mauldineconomics.com/images/uploads/pdf/OTB130104.pdf
Danke für den Hinweis. Der Artikel ist ausserordentlich fundiert und ziemlich erschreckend. Nicht zuletzt die Aussage, dass niemand vorhersehen kann, wann eine Blase platzt. Also auch wir nicht…
Inzwischen ist auch die alte Tante (NZZ) über den Artikel bei John Mauldin gestolpert und thematisiert den globale Ponzi-Betrug mit den Staatsschulden…
http://www.nzz.ch/finanzen/uebersicht/boersen_und_maerkte/ponzi-system-der-enormen-verschuldung-1.17924746
Danke
Interessant.
Es scheint, dass die Main Media langsam die wirklichen Probleme anzusprechen beginnt.
Aus den „erlauchten Zirkeln“ der Bestverdienenden hört man recht wenig Einsatz, wenn es um eine Politik zur Beseitigung der Finankrise geht. Die Europäische Führung unter Baroso und Rompuy behauptet gar, die Finanzkrise sei zum Beginn des Jahres endgültig vorüber. Die Eliten haben aus einem guten Grund keinerlei Interesse irgend etwas am Finanzmarkt zu ändern, seit Ausbruch der Krise 2007 haben diese Eltien nämlich alleine in der Schweiz gegenüber Angestellten einen über tausendfach höheren Lohnzuwachs einkassiert. Die Finanzkrise ist für die obersten 1% im Schnitt bisher nur ein Segen gewesen:
http://www.swissinfo.ch/ger/politik_schweiz/Sie_verdienen_200_Mal_mehr_als_ihre_Angestellten.html?cid=34639602&rss=true
Kein Wunder also, geschieht sowohl in den USA als auch in Europa praktisch nichts um die strauchelnden Staaten aufzufangen. Und auch dort -etwa in Spanien, verzeichnen die Reichsten enormen Vermögenszuwachs.
Der Zugang zu Ressourcen ist die erste Voraussetzung. Entweder liegen die einfach vor (Wasser, Wald, günstiges Klima, Boden) oder diese müssen leicht beschaffbar sein. Ob es nur natürliche Ressourcen sind oder ob es sich um gestohlene handelt oder um billige Sklaven, spielt nicht die primäre Rolle.
Dann benötigt man die Macht, an diese Ressourcen heranzukommen. Meist geschieht das im ersten Schritt mit roher Gewalt. Später entwickeln sich subtileren Mitteln wie ein ausgeklügeltes Wirtschaftssystem, welche die einen unten hält und andern zu Macht verhilft.
Solange das System so gestaltet ist, dass in der Stufe der Hierarchie jeder eine Chance sieht, einen Schritt nach oben zu kommen oder wenigsten ohne grosse Anstrengung seine Position zu halten, ist das System stabil. Macht verleitet jedoch zu Korruption (dazu gehört auch Vetterliwirtschaft) und das verändert die Machtverteilung und Chancengleichheit hin zum Unfairen. Das Unzufriedenheit und Instabilität zur Folge. Die Institution droht zu zerfallen.
Ein Beispiel: Die Mayas sind an mangelnden Ressourcen (regionaler Klimawandel) zu Grunde gegangen und nicht in erster Linie durch ihre Machtkämpfe. Diese sind erst wichtig geworden, als die Ressourcen knapp wurden. Unser westliches Leben hängt von einem unglaublichen Ausmass von Ressourcen ab. Sollten wir den Zugang dazu verlieren, herrscht auch hier sehr schnell Anarchie oder Krieg.
Ich finde es schade, dass in keinem der Beiträge der Historiker ARNOLD J. TOYNBEE erwähnt wird. In seinem Gesamtwerk „der Gang der Weltgschichte“ geht er ausführlich auf die Ursachen der unterschiedlichen Entwicklung in verschiedenen Kulturen ein.
Erstens: Die Geographie hat einen entscheidenden Einfluss – wer um sein tägliches Brot kämpfen muss hat keine Zeit sich andern Dingen zu widmen. Es braucht einen produktiven Bauerstand, der mehr pruduzieren kann, als er selbst benötigt. Nur so können Eliten geistge Arbeit leisten, die zu mehr Produktivität und Fortschritt führen.
Zweitens: Es braucht ethische Verhaltensregeln, die das Zusammenleben der Bevölkerung regeln. Dies ist in der Regel die Religion.
Und man kann nun verschiedener Ansicht sein, aber Tatsache ist, dass die wohlhabenden Völker im Kulturkreis des protestantischen liberalen Christentums liegen.
Wir sollten uns wieder auf diese echten, ethischen, liberalen Werte zurück besinnen und dann hätte die Weihnachtsbotschaft auch wieder ihren Sinn gefunden. Es ginge allen viel besser!
Wählt Politiker, die das Gesamtwohl im Auge haben, nicht Egoisten und Lobbyisten!!
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.
Roli
acemoglu does not write anything new, he is just recycling and polishing a lot of concepts elaborated long before him. I am surprised that a financial journalist like u does not even mention the nobel price D North , the pillar of institutional economics togther with Roland Coase, another nobel prize whith an article published when he was an undergraduate student.
Intermezzo: Meine Frage an Herr Strauman, betreffend *guter Institutionen“ -eine provokative These von meiner Seite, denn ich habe beschlossen 2013 mit einigen Träumereien aufzuräumen, die mir bisher noch verblieben sind.
Würden Sie mir zustimmen, wenn ich behaupte, gute Institutionen entstehen in der Folge von militärischer und oder finanzieller Hegemonie, in dessen „entmilitarisiertem“ Schatten, im ruhigen Auge des Hurrican. Gute Institutionen entstünden nach meiner Theorie im Gefolge militärischer oder finanzieller Raubzüge, sozusagen innerhalb der ethnischen Privatgärten der Eroberer. Die Geschichtsbücher enthalten in Fülle von Hinweisen, dass die Entstehung „guter Institutionen“ was Sie jahrtausende alter Traditionen zuschreiben, nichts anderes als eine Mischung aus Militärischer und Religiöser Aggressionen waren.
Auf Bloomberg habe ich ausgerechnet am 24. Dezember einen Artikel gelesen, welcher mir ein Licht hat aufgehen lassen, zumindest was „gute Institutionen“ der Neuzeit anbetreffen. Hier ist von finanziellen Raubzügen die Rede, im Schatten westlicher Hegemonie. Und wie wenn das nicht genug der üblen Verdächtigungen gewesen wäre, so forderte ein gewisser Herr William D. Cohan auf Bloomberg …ich zitiere „UBS Libor Manipulation verdient die Todesstrafe“. Nun wird sich in der Folge zeigen, wie ich denke, was im Geschichtsbuch ebenfalls immer wieder nachzulesen ist -kleine Mächte die im Schatten von Grossmächten aufblühen, können schnell wieder verschwinden -ebenso ihre „guten Institutionen“ welche die Eliten der Körnchenpicker für ihre Jugend errichtet haben. hier der angesprochene Link: http://www.bloomberg.com/news/2012-12-23/ubs-libor-manipulation-deserves-the-death-penalty.html
Hat die Schweiz
Liebe Kommentatoren, mal ganz ehrlich, finden Sie wirklich, dass Ökonomen uns erklären sollten, welche Institutionen gut und welche schlecht für die Gesellschaft sind (denn liegt dort nicht der eigenen Kern des Buches: man versucht zwar Erklärungen zu geben, aber – wie bereits von anderen erwähnt – es wird bereits vorausgesetzt, was nun genau die „guten Institutionen“ sind…) und es scheint ein wenig die Absicht dahinter zu stehen, wie man zukünftig solche schaffen kann. Und genau hier liegt der Denkfehler der Ökonomie: sie glaubt allen Ernstes alle Prämissen zu kennen um somit eine treffende Progonose über die Conclusio abgeben zu können… sie glauben, eine „freien Markt“, „gute Instistitutionen“ oder gar „vernünftige Steuerbürger“ installieren zu können, ja sie glauben schlicht, sei wirken normativ… und bitte verzeihen Sie mir mein hohes Ross: sollen die ruhig weiter daran glauben
😉
Im Faschismus (Regierungen im Bett mit Banken und Wirtschaft) ist freie Meinungsaeusserung unerwuenscht und muss mit allen zur Verfuegung stehenden Mitteln bekaempft werden. Hier wird nun aufgezeigt (es handelte sich keineswegs um Paranoia der Befuerworter), wie friedliche Demonstrationen als terroristische Gefahr eingestuft und entsprechend unterdrueckt wurden.
http://m.guardiannews.com/commentisfree/2012/dec/29/fbi-coordinated-crackdown-occupy
@ Linus
Danke für den link. Bestätigt leider meine Vermutung, dass USA 2013 = Nazideutschland 1939, nur viel gefährlicher.
Trotzdem ein gutes Neues Jahr!
Allen Autoren und Kommentatoren einen Guten Rutsch und Alles Gute im Neuen Jahr! Auf viele weitere hitzige Debatten in diesem Forum in denen einem ausser Respekt nichts geschuldet wird! Und keine Sorgen, ich stelle den PC jetzt ab… 😉
Lange besuchte ich Armstrongs Web-Site nicht mehr. Er befasst sich mit Prognosen. Zufaellig bin ich heute wieder einmal darauf gestossen. Fuer interessierte Blog-Teilnehmer gebe ich hier einen Link zu seinem letzten Artikel im Oktober.
http://armstrongeconomics.com/693-2/2012-2/the-risk-of-low-interest-rates/
Yes, Sir!
Umgekehrt kann man sicher auch fragen, wie entstehen schlechte Institutionen -oder warum werden aus guten Institutionen Schlechte. Vielleicht ist diese Frage leichter zu beantworten als umgekehrt, da die Hinwendung zum Schlechten oftmals in kürzerer Zeit erfolgt als ein guter Aufbau.
Ein wesentlicher Punkt, den gute Institutionen aufweisen, der liegt offenbar in der Art der Besoldung von Staatsangestellten. Sowohl in Griechenland als auch in Italien haben die Beamten in der Vergangenheit nicht nur hohe reguläre Saläre eingezogen, sie profitierten auch von einer unglaublichen Vielzahl an Vergünstigungen, bis hin zu steuerfreien Abgeltungen. Eben wurde nicht nur bekannt dass die Europäischen Beamten in Brüssel im Jahr 2013 entgegen aller Vernunft eine gewaltige Lohnaufbesserung erhalten (die auch noch Pyramidal nach oben am Meisten in Prozent ausschüttet), nun hat auch Peer Steinbrück nachgezogen. Der mögliche zukünftige Kanzler möchte eine Angleichung der Politikergehälter an CEO-Bankersaläre. Diese erhöhten Ausschüttungen an Politker zur Unzeit erzeugen unter der Bevölkerung jenes Misstrauen, das charakteristisch ist für den Niedergang demokratischer Institutionen.
@ ast
Es gibt einige offensichtliche Faktoren, welche zum Niedergang der Institutionen führen: Amtsmissbrauch und sein Pendant Korruption. Werden diese toleriert statt sofort und erbarmungslos geahndet degeneriert das System. Die Korruption braucht nicht direkt materiell zu sein.
Deiss liess sich mit der UNO-Präsidentschaft abgelten, dass er die Schwiz der Uno verkauft hat. Schroeder bekam lukrative Posten, ebenso ExBR Leuenberger. EWS wird von den US-Gangstern bezahlt ( werden), dafür dass sie ihnen die Schweizer Bankkunden ausgeliefert hat.
Die US-Parlamentarier wissen genau, dass ihr Wohlverhalten von der Industrie (Tabak, Erdöl, Rüstungsmafia, Drogenmafia) honoriert werden wird. Da bräuchtest noch nicht mal explizite Vereinbarungen.
Dito für Banker, Nationalbanker etc.
Solange keiner je zur Rechenschaft gezogen wird, degeneriert das System immer weiter, die Institutionen werden zu Selbstbedienungsläden. Wie das im Detail aussieht, kann man in Brüssel oder in Athen live betrachten!
Solange die Bürger einfach zuschauen, geht das üble Spiel einfach weiter.
(1) Korruption
Dies ist unter anderem mit ein Grund, staatliche Funktionen auf ein Minimum zu reduzieren und Regeln praegnant und kurz zu verfassen, da neue und wortreiche Regeln (Gesetze/Verordnungen) im Allgemeinen aufgrund entsprechender Einflussnahme zugunsten der Elite ausfallen.
Auch eine zu tiefe Besoldung von Beamten kann ein Problem sein, begünstigst sie doch eine als gerechtfertigt betrachtete Korruption wie das in Russland zu beobachten ist. Wenn Verbeamtung Stellensicherheit bedeutet – faktische Unkündbarkeit – dann sollte auch der Lohn beschränkt sein und weniger hoch sein als in „riskanteren“ Berufen. Beamte sollten gut, aber nicht sehr gut verdienen und der Durchschnittsbeamtenlohn sollte nicht sehr viel höher sein als der Durchschnittslohn des Landes in dem der Beamte arbeitet.
@ Martin
Beat Richner hat in Kambodscha in seinen Kantha Bopha-Spitaelern vorgemacht, wie man eine grosse Organisation frei von Korruption hält. Wichtig sind, wie Sie schreiben, faire Entlohnung, ausserdem sichtbare Null-Toleranz.
Herr Holzherr, da gebe ich Ihnen Recht, eine angemessene Entlöhung sollen Politiker schon erhalten. Im vorliegenden Fall Steinbrück hat aber sowohl Ex-Kanzler Schröder als auch Helmut Schmid nach dessen Vorstoss erwähnt, dass man in Deutschland sehr gut von der Besoldung leben kann. Schröder und Schmid müssen es wissen, denn diese Personen sind bekannt für kostenaufwendiges Privatleben, ausserdem gehören sie derselben Partei an. Die Lancierung höherer Politikerghälter im Umfeld von Erklärungen derselben Personen, dass die Menschen in Deutschland mehr Verzicht lernen müssen, die zeigt auf, wie sicher sich diese Politiker inzwischen in ihren Sesseln fühlen und wie sehr sie darauf vertrauen dass die Bürger inzwischen nur noch Vertreter der obersten Einkommensklasse wählen (können).
@ast: Genau, die Besoldung des Bundeskanzlers sollte eine Besoldung für den obersten Bürger, den oberstern Staatsdiener sein. Steinbrück hat eine Todsünde begangen indem er sich als zukünftiger CEO des Staates Deutschland hinstellte, denn das würde bedeuten, dass er auch die Orientierung eines CEO hat: Sich also nicht mehr an den Stakeholdern des Staates Deutschland orientiert, sondern an den Shareholdern – vielleicht sogar mit der Option bei Aussicht auf bessere Besoldung die Staatslenkung eines andern Staates zu übernehmen oder bei sich verschlechternder Lage privat noch möglichst viel aus dem sinkenden Schiff herauszuholen.
Der Autor aber auch einige Kommentatoren verkürzen den Einfluss des Geographischen auf das Klima. So schreibt der Autor dieses Beitrags (Zitat)„Natürlich spielt die Geographie seit der Einführung von Klimaanlagen keine Rolle mehr.“ und der Kommentator Anh Toan schreibt am 27. Dezember 2012 um 10:36
„Liegt nicht die beste Geographie für menschliches Leben +/- 35 Grad vom Äquator?“ Anh Toan kommt dann aber zum Schluss, dass gute Institutionenn gerade in widrigen Klimata gedeihen (Zitat)„Generell wird doch heute insbesondere den Skandinavischen Ländern höchste Qualität derInstitutionenn zugeschrieben“
In der Tat ist ein angenehmes Klima nicht unbedingt förderlich für gesellschaftsweite, das Zusammenleben regulierende Institutionen, denn wenn einem die Trauben in den Mund wachsen und auch sonst alles von selbst läuft, braucht es kaum institutionelle Anreize, die das Handeln jedes Einzelnen in die richtige Richtung lenken.
Geographie umfasst aber mehr als das Klima. Jon Anderson sagt dazu: „from the moment we are born, the space we inhabit play a crucial role in who we are, how we behave, where we can go, and how we may feel. The world around us is therefore both social and spatial“ Wo und wie man von einen andern Ort kommt spielt sicher eine Rolle. Englands Empire wurde über den Seeweg geschaffen und die britische Insel war ein guter Ausgangspunkt und zugleich ein guter Rückzugsort. Ähnliches gilt für die USA. Russland dagegen hat – ausser im hohen Norden und im schwarzen Meer – kaum Häfen. Die Skaninavier dagegen erlebten ihre erste Blüte als Wikinger/Normannen dank ihren Schiffen.
Heute sind kulturelle Faktoren, zu denen eben auch Institutionen gehören, jedoch weit wichtiger als eine gute geostrategische Lage, zumal kriegerische Eroberungen, wie sie durch eine gute geostrategische Lage begünstigt werden, kein Zukunftsmodell sind. Nachhaltiges Wachstum bedarf heute der durch Institutionen regulierten Partizipation möglichst Vieler .
Der Autor dieses Beitrags gibt uns über die Wortzusammensetzung (Zitat)„Wachstumsfördernde Institutionen“ bereits einen Hinweis, was er mit guten Institutionen meint und dass er seinen Insitutionsbegriff wahrscheinlich aus der Institutionenökonomik bezieht, (Zitat)wo unter Institutionen eine der Reduzierung von Unsicherheiten dienende Regel [verstanden wird]. Institutionelle Regeln beschränken einerseits die Möglichkeiten menschlichen Handelns und gestalten damit die Anreize im Austausch von Gütern, andererseits ermöglichen soziale Regeln bestimmte – zivilisierte (hier) Tauschgeschäfte – Verhaltensweisen, indem sie andere – zuerst gewalttätige, hier: Raub, Diebstahl – verbieten. .. Eine Institution hat die Funktion, individuelles – und damit soziales – Verhalten in eine bestimmte Richtung zu steuern.
Gute Institutionen schaffen also die „unsichtbare Hand“, welche den Egoismus des Menschen in sozial erwünschte Richtung lenkt – in Richtung von volkswirtschaftlichen Wachstums.
Unter diesem „ökonomisierten Institutionsbegriff“ würden sich auch Niall Fergusons 6 Killerapllikationen der Prosperität einordnen lassen. Er meint, dass Wettbewerbsgeist, Wissenschaft, Eigentumsrechte, Medizin, Konsumgesellschaft und Arbeitsethik die Basis, die „Institutionen“ des wirtschaftlichen Erfolgs sind.
In einer bereits ökonomisch arrivierten Gesellschaft kann man aber in Frage stellen, ob ihre Institutionen vor allem wachstumsfördernd sein müssen. Das tut Tomáš Sedlácek. Er verlangt von Institutionen Stabilität, nicht Wachstum. Die Volkswirtschaft müsse also Arbeitslosigkeit und tiefe Rezessionen verhindern selbst wenn die stabilisierenden Massnahmen nicht wachstumsfördernd sind. Für Sledacek sind also gute Institutionen, Institutionen, die der Gesellschaft nicht nur ökonomisch, sondern ganzheitlich helfen und die das insgesamt „Gute“ anstreben und er kritisiert die Fixierung auf Wachstum als Irrweg.
@ Martin
„Stabilität, nicht Wachstum. Die Volkswirtschaft müsse also Arbeitslosigkeit und tiefe Rezessionen“
Die Frage, welche sich mir hier aufdraengt, liegt darin, was genau stabil gehalten werden soll. Wenn man natuerlich glaubt, dass der Staat die Wirtschaft laengerfristig manipulieren kann, verstehe ich die Ansicht gut. Wenn man andererseits eine breitere und laengerfristige Betrachtungsweise (z.B. einen Zeitraum von 100 Jahren) anwendet und erkennen muss, dass die meisten staatlichen Eingriffe schlussendlich mehr Probleme produzieren als loesen und meistens dem Gesetz der Nachhaltigkeit widersprechen, sollte man sich evtl. auf eine Stabilitaet basierend auf Nachhaltigkeit besonnen.
Dies soll keine Kritik Ihres Kommentars sein, sondern eine erweiterte Form der Sichtweise.
Tomáš Sedlácek, der die Ökonomen in der Pflicht sieht, eine stabile anstatt eine wachsende Ökonomie zu schaffen hat das Werk „Die Oekonomie von Gut und Böse“ geschrieben. Er sieht in der Wirtschaft nur ein Mittel zum Zweck. Die Frage muss nicht sein, „Läuft die Wirtschaft auf Hochtouren?“, sondern „Läuft die Wirtschaft so, wie wir es wollen?“
Sedlácek ist gegen Wirtschaftswachstum um jeden Preis und findet es einen Irrweg Schulden auf Schulden zu häufen, nur um das Wachstum (künstlich) aufrechtzerhalten. Er findet Austerität OK und hält Kurzarbeit für eine gute stabiliserende Massnahme.Das Interview in der Zeit mit dem Titel „Wir haben so viel“ ist recht aufschlussreich.
@Linus Huber
In vielen ihrer Kommentare geben sie den Eindruck eines Befürworters eines wirtschaftlichen Laisser-Faire Liberalismus, der staatliche Eingriffe minimieren will. Das ist sicher besser als Überrregulierung die den Markt erstickt oder der Versuch Märkte zu schaffen, die es von sich aus nicht geben könnte.
Sie plädieren – wenn ich mich nicht täusche – ferner für einen schlanken Staat und sehen lauter unabhängigen Einzelfirmen oder Individuen als ökonomische Akteure. Das entspricht meiner Ansicht aber nicht mehr ganz der Realität – dass lauter Einzelne, Unabhängige agieren und die sich gegen alle Unwägbarkeiten wappnen müssen. Statt dessen haben wir es heute in der Ökonomie mit ähnlichen Phänomen zu tun wie in der Ökologie: Es gibt komplexe Beziehungen zwischen Firmenkonglomeraten und verschiedenen Branchen. Und so wie das heute läuft sind diese Systeme inhärent instabil, weil sie zu stark voneinander abhängen und bei Krisen Dominoeffekte zu befürchten sind. Eine gewisse Entflechtung und Puffer zwischen den verschiedenen Systemen ist ein Gebot der Risikokontrolle. Deregulierungen haben die Situation und Anfälligkeit erhöht. Früher mussten Banken z.B. viel mehr Eigenkapital aufweisen und es gab (in den USA) ein Trennbankensystem.
Mehr Eigenkapital oder eigentliche Absicherungsfonds für Banken würden das System widerstandsfähiger machen, würden aber auch das Wachstumspotenzial beschränken. Doch lieber weniger Wachstum als eine Folge von Boom und Bust. Superexponentielles Wachstum, das oft vor einem Crash stattfindet, sollte durch Gegenmassnahmen gedämpft werden.
Mit dem Problem der Stabilität befasst sich auch Nassim Taleds neues Buch Antifragile. Er meint jeder sollte tougher werden im Einstecken von Schocks und dadurch sogar wachsen. Doch wie man das erreicht sagt er nicht. Es sei ein antisoziales Buch, liest man.
@ Martin
Ich stimme Ihnen zu und Sie geben meine Ueberzeugung wieder. Den Punkt, welchen Sie vielleicht nicht erkennen, liegt darin, dass das System instabil geworden ist, weil viele der einzelnen Akteure durch die ankerlose und inflationaere Geldpolitik der Zentralbanken am Leben erhalten wurden und dadurch sich eine gelegentliche und notwendige Reinigung des System verhindert wurde (schlechte Akteure wurden nicht eliminiert). Dies produzierte auf verschiedenen Ebenen immer groessere Probleme, womit heute das ganze System in Frage gestellt wird. Es ist mir bewusst, dass meine Einstellung natuerlich nicht eine Loesung darstellt, jedoch habe ich auch in diesem Blog schon moegliche Loesungsansaetze wiedergegeben, wobei diese aufgrund des Machterhaltungstriebes der Elite kaum eine Chance haben duerften.
In diesem Zusammenhang und unter einer erweiterten Ansichtsweise muss man wohl auch die Frage der Nachhaltigkeit betrachten. Langsam komme ich zur Ueberzeugung, dass der Mensch intuitiv betrachtet vielleicht gar nicht in der Lage ist nachhaltige Systeme zu kreieren. Aufgrund der eigenen Lebenserfahrung, welche wohl jedes Lebewesen betrifft, verdraengen wir die Moeglichkeit des Todes und damit auch die altersbedingte reduzierte Leistungsfaehigkeit, sondern fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf eine immerwaehrende Verbesserung der gegenwaertigen Situation oder zumindest einer Stabilisation derselben (lebensverlaengernde Massnahmen etc.). Die Toten haben ja auch keine Stimme mehr und koennen zur Meinungsbildung nichts beitragen. Dabei wird der natuerliche Kreislauf gestoert. Dies ist nur ein Ansatz einer gedanklichen Verirrung, welche mir letzte Nacht durch den Kopf ging, aber vielleicht einen Funken Wahrheit beinhaltet.
Die inflationäre Geldpolizik der Notenbanken ist sicher nicht nachhaltig und erzeugt Sekundärprobleme. Allerdings sind die Monetarisierung von Staatsschulden, die Inflationierung sowie weitere Mittel der finanziellen Repression nicht Selbstzweck sondern Resultat 1) einer Politik nicht abgedeckter Versprechungen und 2) zuwenig konsequenter, zuwenig gründlicher Krisenbewältigung.
Wir befinden uns in Europa, Japan und den USA wieder an einem ähnlichen Punkt wie in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, nur dass uns diesmal ( hoffentlich) Krieg nicht mehr als möglicher Ausweg aus der Krise wahrgenommen wird.
Dass auch eine seriöse Geld- und Finanzpolitik ohne künstliche Inflationierung oder wiederholte Abwertungen möglich ist zeigt die Schweiz.
@ Martin
Danke, dass Sie mir die Gelegenheit bieten, meine Aussage besser zu definieren.
Ich habe oben verpasst, den zeitlichen Rahmen richtig zu definieren. Wir unterliegen einer oben beschriebenen inflationaeren Geldpolitik seit Jahrzehnten (Wachstum des Kreditvolumens massiv ueber dem Wachstum der Wirtschaft), waehrend welcher sich die heutige Problematik aufbaute und mitunter seit den 90iger Jahren zu Blasenbildungen in verschiedenen Bereichen fuehrte.
Ihre Antwort bezieht sich auf die daraus resultierende schwierige Periode (hauptsaechlich seit 2007), in welcher sich das Kreditvolumen reduzieren will, aber durch die verschiedenen Eingriffe versucht wird dies zu verhindern, indem man das Problem auf die Allgemeinheit verlagert.
Auch die Schweiz betrieb und betreibt eine inflationaere Geldpolitik, aber ist einfach der beste Schueler einer dem Versagen geweihten Klasse (ich denke nicht, dass jemand bestreiten kann, dass ein chf vor 50 Jahren keine hoehere Kaufkraft besass als ein heutiger). Eine schleichende Entwertung der Waehrung ist eine perfide und unbemerkte Art der schrittweisen Umverteilung und fuehrt zur Einstellung, dass nur Sachwerte wertbestaendig sein koennen oder gar zur Idee, dass z.B. Grund und Boden nie im Preis fallen kann. Es wird nicht erkannt, dass dies auf der ankerlosen Geldpolitik basiert/basierte.
Da der Zins wohl der wichtigste Preis innerhalb der Wirtschaft sein duerfte, verfaelscht dessen Manipulation die Preisfindung und produzierte falsche Anreize. Waehrend der Ausweitung des Kreditvolumens werden die Zentralbanker verehrt. Hier ein kleiner Ausschnitt aus meinem Schreiben an Herrn Dr. Jordan.
John Law führte eine ungedeckte Papier-Währung zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein. Während der monetären Expansion und des damit verbunden wirtschaftlichen Aufschwungs wurde er verehrt, ähnlich wie vielleicht früher Herr Greenspan und heute Herr Draghi. Als er die Kontrolle über das monetäre Experiment verlor, wurde er aus dem Land verjagt.
Natürlich spielte die Geographie immer eine Rolle. Lag eine kulturell entwickelte Struktur innerhalb eines bestimmten Gürtels der Erde, wo Klimaschwankungen häufiger auftraten, musste sich der Mensch immer wieder neu anpassen und erfinden. Er tat dies, indem er sich in einem Kollektiv organisierte, was wiederum zur Folge hatte, dass bei Zeiten des Ueberflusses eine Arbeitsteilung sich herauskristallisieren durfte. Mehr Zeit hiess aber auch mehr Musse und damit mehr Reflexion bezüglich bestehender Verhältnisse. Und wer mehr Zeit hatte, beispielsweise weil diese Person in der Hierarchie höher stand, hatte nicht nur einen erheblichen Wissensvorsprung, sondern kontrollierte auch ein Kollektiv, das ihr zu Diensten stand. Jede Zivilisation beginnt aber mit der Sesshaftigkeit, das heisst: Die Kultivierung und Domestizierung von Pflanzen und Tieren. Als Nomade braucht es keine Sprache, man irrt ja ohnehin von Ort zu Ort, von Namenlosigkeit zu Namenlosigkeit, weil im Bestreben, einzig zu überleben, alles andere einerlei ist. Semantische Zuordnungen machen erst einen Sinn, wenn alles in der Lebenswelt seinen Platz hat, also mit der Sesshaftigkeit.
@Felix Gauch
Oh je, da kommen die Nomaden aber ungünstig weg.
Aber es gibt einen winzigen Trost. Folgt man dem semantischen Pfad, erfährt man, dass Nomade in etwa „der weiden Lassende“ bedeutet. Verfolgt man auch noch den Begriff „Domestikation“ wird es interessant, dass dieser sich vom „Baum der Götterwohnung“ bzw. „Eiche“ ableitet. Eine eindeutige und typische Bezeichnung aus der nomadisch-wandernden Zeit der alten Indo-Europäer, Griechen, Germanen uam., denn diese wohnen in allen entsprechenden Bäumen auf der Wanderstrecke.
Das allerdings allerschlimmste heimelig-schaurige Wort für die falsch unterstelle Sesshaftigkeit ist auch jedoch „Heimat“, ein Synonym für Ortstreue. Es entstammt ebenfalls aus der Zeit der nomadisierenden Völkerwanderung unserer Altvorderen und bedeutet schlicht und einfach: Schlafplatz. Der Nomade hat somit jeden Tag seine Heimat wie jeder Ortsfeste!
Die Domestikation der wilden Tiere erfolgte bei den Nomaden, welche mind. 90% der heutigen Großtiere mit nach Europa mitbrachten. Die weitere Veredlung und Züchtung individueller Rassen erfolgte durch die Sesshaftigkeit der ehem. Nomaden und wegen geringerer Durchmischung der Pflanzen, Tiere und auch Menschen!
Die ursprünglichen Namen, Begriffe und sonstigen semantischen Feinheiten sollte man den Nomaden wirklich nicht absprechen. Wenn Sie ein Schweizer sein sollten, so haben Ihre nomadisierenden Vorfahren vor ca. 1.600 bis 1.800 Jahren irgend wo an der Ostsee im heutigen deutschen Meck-Pomm oder im heutigen nordwestlichen Polen gelebt und sind dann nach dem Süd-Westen nomadisierend aufgemacht. Die Grundlage der heutigen Sprache haben sie natürlich mitgebracht.
Da bleibt die schweizerisch-semantische Frage offen: Wer hat’s erfunden?
@ Felix
Da unterschätzen Sie die Nomaden aber gewaltig, wenn Sie glauben, diese seien „von Ort zu Ort geirrt“. Die Nomaden kennen ihr Einzugsgebiet wie ihre Westentasche. Jeder Baum, jeder Fels, jeder Wasserlauf hat seinen eigenen Namen, seinen Geist und seine eigene Magie. Schon Sechsjährige legen locker 50 km am Tag zurück, ohne sich je zu verlaufen.
Lesen Sie doch mal ein Buch von Jared Diamond, oder „Halbzeit der Evolution“ von Ken Wilber, und lernen Sie das Staunen!
x
Nicht direkt auf diesen Beitrag bezogen, jedoch ebenfalls eine langfristige Betrachtung der Institution der USA in diesem Interview mit Oliver Stone (die meisten grossen Probleme werden konkret und offen angesprochen)
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=R2kpyYWd0eo#!
1.)
Herr Straumann stellt eine wichtige Frage zur Diskussion, welche uns in der heutigen und besonders in der zukünftigen Zeit zwecks Erhaltung von guten Institutionen und Entwicklung notwendiger Überlebensfähigkeiten beschäftigen muss.
Die Entwicklung von „guten Institutionen“ kann aus der geologischen Zufälligkeit des Zusammenseins der europ.-asia. Landmassen abgeleitet werden. Diese besitzen mit ihrer ges. Länge von etwa 10.000 km eigentlich keine unüberwindlichen Hindernisse, die jedwelchen Austausch verhindern konnten.
Um an einem Beispiel des trans-bikontinentalen Transfers zu zeigen, wird auf eine scheinbar simple Sache wie den Steigbügel verwiesen. Bei der europ. Nationenwerdung spielte dieses winzige Ding eine nicht zu unterschätzende Rolle. Setzt man das Auftauchen dieses Steigbügels in den asiatischen Steppen etwas kurz vor oder um Chr. Geburt an, wurde dieser erst im 7./8. JH nach Chr. durch die germ. Franken von den asiat. Awaren übernommen.
Bedenkt man, dass sich durch die Verwendung des Steigbügels die Waffen in ihrer Wirkung sogar verdoppeln können, wird man sich somit den milit. Erfolg der Franken gegen die gallisch-spätrömischen und die übrigen germanischen Völker gut nachvollziehen können. Auch den Sieg der späten Normannen in der Schlacht bei Hastings, denn diese hatten den „fränkischen“ Steigbügel auch als eine Art von „Wunderwaffe“ verwendet.
Es ist interessant, dass für den Transfer eine Strecke von 6 bis 8.000 km bis nach Europa überwunden wurde und dabei mind. 600 bis 800 Jahre vergingen. Daraus ergibt sich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 10 km/ Jahr. Das ist zwar aus unserer heutigen „schnellen“ Sicht extrem langsam, aber zumindest im historischen Sinne sehr, sehr wirkungsvoll und mit einer durchschlagenden Wirkung. In jeder Beziehung. Bis in unsere Zeit!
Eine innerasiatische Erfindung beeinflusst durch ihre Wirkung die europ. Nationenbildung und begründet somit das Entstehen von Institutionen!
Jared Diamond (Evolutionsbiologe) ist der Frage nachgegangen, warum eigentlich die Spanier die Indios niedergemetzelt haben, und nicht umgekehrt. Er kommt aufgrund vieler Indizien und Belege zum Schluss, dass daran die Lage der Kontinente schuld ist: Eurasien liegt „horizontal“, d.h. die Klimazonen bleiben über den ganzen Kontinent +/- gleich. Dies ermöglicht die Verbreitung und den Austausch von (Nutz-)Pflanzen und -Tieren über dan ganzen Kontinent.
Amerika hingegen liegt „vertikal“. Die wechselnden Klimazonen (gemässigt-subtropisch-tropisch und zurück) blockieren die Migration, da Lebewesen nicht leicht in einer anderen Klimazone gedeihen. Dieser Aspekt wird m.E. häufig übersehen. Austausch macht reich(haltig).
Einen weitern nicht direkt auf diesen Artikel und auf die darin ausgesprochene Frage, aber ueber die Natur von Institutionen lautenden Beitrag mag ich nachfolgend von mir geben.
Institutionen sind wohl sehr eng verbunden mit Verwaltungsapparaten. Ein Verwaltungsapparat oder ähnliches Gebilde versucht, genauso wie die Natur dies uns vorgibt, zu wachsen oder, wenn unter Bedrohung, sich zu verteidigen (es gibt extrem selten ein Verwaltungsapparat, welche sich selbst aufloest, da sich die zugeordneten Aufgaben als irrelevant herausstellen). Wachsen in diesem Zusammenhang bedeutet oft, sich weitere Kompetenzen und Verantwortungsgebiete anzueignen um das Wachstum und/oder den Fortbestand der Organisation zu sichern. Diese Haltung färbt natürlich auf die innerhalb der Verwaltung tätigen Mitarbeiter dementsprechend ab, indem einerseits Regeln und Bestimmungen erlassen oder Arbeitsabläufe kreiert werden, welche in ihrer Komplexität oft das Gegenteil von Effizienz erwirken und damit die Sicherheit des Arbeitsplatzes der entsprechenden Mitarbeiter erhöht. Wie gesagt, handelt es sich dabei um rein menschliche Attribute, welchen wir alle unterworfen sind. Diese Regulierungsdichte reduziert für die Gesellschaft wichtige Aspekte, wie z.B. Freiheit, , Eigenverantwortung, Schutz vor der Gefahr von indirekter oder direkter Willkür.
Ein interessanter Aspekt liegt wohl darin, dass gute Institutionen solchen, welche wachstumsfoerdernd sind, gleichgesetzt werden, wie der letzte Satz im Artikel impliziert.
Eine Analyse duerfte extrem schwierig sein, da hier der gesamte geschichtliche Zeitraum und ebenfalls saemtliche geografischen Regionen in Betracht gezogen werden. Dies ueberschreitet meine Faehigkeit, diesbezueglich eine qualifizierte Aussage zu wagen. Einen Aspekt versuche ich trotzdem kurz anzusprechen.
Der Autor bezieht sich auf Singapur um die geografische Bedeutung zu marginalisieren. Die Entstehung Singapurs basiert auf dem Erfolg von Lee Kuan Yew, welcher das Risiko einging, Singapur von Malaysia zu trennten und damit die Erfolgsstory Singapur in Gang setzte. Obwohl in der Form demokratisch, handelt es sich eher um eine Diktatur. Lee Kuan Yew war ein unangefochtener Herrscher mit hoher persoenlicher Disziplin und wohl auch dem gefuehlsmassigen Anspruch, Singapur sozusagen als sein Eigentum (seine Firma) zu betrachten. Seine Erziehung und sein kultureller Hintergrund duerften mit dazu beigetragen haben, dass er sich sehr wahrscheinlich nicht als typisch aus dieser Region stammender Mensch zu identifizieren ist. Mit seiner eisernen Disziplin, seiner Ueberzeugungskraft sowie seiner strategischen Weisheit produzierte er eine Gesellschaft, welche Korruption mehr oder weniger ausmerzte und somit nicht nur Singapur sondern indirekt auch Malaysia zum Erfolg verhalf (Malaysia entwickelte ein tiefes Wettbewerbsdenken gegenueber Singapur). In Konklusion wuerde ich Singapur also nicht als typisches Beispiel heranziehen um eine Theorie ueber Institutionen in Bezug auf geografische Aspekte zu untermauern.
War die Trennung von Malaysia nicht unabwendbar, nach all den Terroranschlàgen und Unruhen? Sie geben Lee zuviel Kredit. Ohe die Geografie wären all die Unternehmer aus China, Indien, etc. wohl auch nicht gekommen. Und der Hafen ist heute noch sehr wichtig.
Ich mag Lee zuviel Kredit geben, jedoch war er zufaellig zur richtigen Zeit am richtigen Ort und wusste die Gelegenheit zu nutzen. Unabwendbar war die Trennung keineswegs, sondern verschiedene Aspekte spielten eine Rolle, wie z.B. der Umstand, dass aufgrund des hohen Anteils der chinesischen Bevoelkerung in Singapur sich wohl viele Politiker in Malaysia bedroht fuehlten, die politische Ebene mit Chinesen evtl. teilen zu muessen.
Es geht mir einzig darum, die Verwendung Singapurs im Argument des Autors ein wenig zu relativieren.
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist nicht zufällig entstanden. In diesem Artikel steht Hr. Straummann den Augstieg Chinas als Überraschung und plötzlich dar, obwohl vor über 30 Jahren der wirtschaftliche Aufstieg vorausgesagt wurde. Die geografische Verteilung spielt bei der technologischen und gesellschaftlichen Innovation entscheidende Rolle, weil die wirtschaftliche Entwicklung von klimatischen Bedingungen stark abhängig, weil die Menschen von Landwirtschaft in der Vergangenheit abhängig waren.
Fazit: es ist keine Überraschung, dass die gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Etnwicklung von der Geografie abhängig ist, bis heutigem Tag. Es ist kein Zufall, dass die Technologieboom in Californien ausgelöst wird.
Ich denke da sman für stabile gesunde Insititutionen eine ebensolche gesunde Elite braucht die bereit ist über ihren eigenen Tellerrand zu schauen und somit auch bereit ist etwas Visionäres aufzubauen… dazu braucht es diverse Ressourcen die am Ende auch nur von einer Elite freigegebenw erden können.
Heute sagt man immer das die Politiker korrupt, der Staat und seine Institutionen ineffizient und mit negaitven EInflüssen unterwandert sind. Ich denke aber, das alles was in der Bevölkerung unten ankommt zuerst oben gediehen ist… Sehr viel zur Ideologische korrumpierung beigetragen hat auch die Neoliberale Ideologie die sich mit einer saten Arroganz auf alle Bereiche des Menschlichen Zusammenlebens gestürzt hat um diese mit den ihr eigenen Rendite, Profit, Wettbwerb, Effizienzgedanken zu beeinflussen…
Nicht alles braucht aber permanenten Wettbwerb noch permaneten Effizienz. Wir sind dank der mehr als 30 Jahre dauernden Indoktrinierung und Redefinition von Gerechtigkeit nicht mehr Willens und in der Lage unschärfen zuzulassen.
Resultat sind die gut etablierten und typisch Neoliberalen Begriffe wie;
Verursachergerechte Kosten = Verursachen immer gigantischere Mess, Straf und Kontrollsysteme
Eigenverantwortung = bei gleichzeitigem Entzug der Mittel und Möglichkeiten eine Sackgasse
Effizienz = Alles was nicht Effizient ist schadet Renditen und Profiten u.a Demokratische Mitspracherechte
Rendite und Profite sind die einzigen Qualitäts und Erfolgsparameter.
Gerechtigkeit = Progressive Steuern sind ungerecht, FlatrateTax ist Gerecht
Prinzip der Wirtschafltichen Leistungsfähigkeit = Ungerecht. Verfassungsrang wird permanent ausgehebelt
Keine existierenden Lösungen wie mit „Kapitalistisch Geschädigten“ umgegangen werden muss da mans ich hier auf eine dumpfe Annahme stützt und in liberalsierten Märkten schon gar keine Arbeitslosen entstehen können.
Insgesamt braucht es für integere Institutionen ein gewisses Mass an Groszügigkeit, Laisser Faire, Humanismus…
Ein Dankeschön an alle fleissigen NMTM – Gestalter. Linus Huber, Thomas Ernst, Ast, Anh Toan und viele andere, alle im Geiste von Willhelm Tell..! Da kommt Hoffnung auf!
Fröhliche Weihnachten an alle!
@ George
Besten Dank und mit Freude wuensche ich Ihnen ebenfalls frohe Festtage und ein erfolgreiches Neues Jahr. Ich schaetze Ihre Beitraege ebenfalls sehr.
Meinen Dank auch an alle, die hier mitarbeiten und mitdiskutieren – schöne Festtage und auf ein hilfreiches neues Licht-Jahr 😉
ich will mich dem Weihnachtsgruss anschliessen, herzlichen Dank an Allle -und natürlich frohe Festtage an die hervorragenden Blog -Redakteure, die alle immer wieder interessante Themen einbringen.
Auch ich möchte mich anschliessen, die Qualität der Blogbeiträge ermöglicht die Qualität der Kommentare hier.
Danke!
Vielen Dank – das freut uns und spornt uns an! Auch Ihnen alles Gute im neuen Jahr.
Der Erfolg einer sozialen Gemeinschaft ist das Ergebnis guter Organisation. dies kann sowohl durch Unterwerfung der Mitglieder wie auch durch Freiheit, Eigenverantwortung und garantierten Eigentumsrechten erreicht werden. Ersteres scheitert letztlich am Unwillen der Mitglieder, sich zu unterwerfen und als Folge davon, an dem Ausbau der Verwaltung und der Staatsgewalt zur Erhaltung der Machtverhältnisse, spezifisch jener Personen, die daraus einen Vorteil ziehen. Polizei und Verwaltung expandieren bis zur Handlungsunfähigkeit, weil die steigenden Kosten langfristigt nicht mehr auf den Ertrag der sozialen Gemeinschaft umgewälzt werden können. Eine Gemeinschaft in Freiheit verdankt ihre Effizienz einer kurzen und verständlichen Verfassung, dem kürzesten gemeinsamen Nenner einer Gemeinschaft. Nach Ausarbeit der neuesten Steuergesetzgebung, 100’000 Seiten umfassend (USA), nähern sich beide Formen an in Richtung Unterwerfung und die Organisation zerfällt stetig. Nicht mal der Müll wird ensorgt. Das einfachste Merkmal guter Organisation und dessen Erfolg ist Ordung ohne Verordnung. Freiheit oder Faschismus, beides ist mit dem Menschen machbar. Es sei denn, der Willhelm Tell macht mit Pfeil und Armbrust alles klar. Ob er heute auch als Held wahrgenommen würde? Wahre Selbstachtung ist ein gewährtes Gut, bleibt die gewährte Anerkennung aus, wird das Leben zum Marterium und/oder verlangt die Anbiederung an eine Form von Macht und Stärke.
„Wachstumsfördernde Institutionen entstehen offenbar nicht innerhalb von einigen Jahrzehnten, sondern beruhen auf jahrtausendealten Traditionen. Warum nur?“
Nun, Forschungen darüber -vielleicht zum Erstaunen Vieler- gibt es nicht erst seit einigen Hundert Jahren, Erläuterungen finden wir zusammen getragen in alten arabischen Schriften aus Spanien, die wiederum auf Schriften der Griechen und Ägypter verweisen. Ich habe mich eine Weile lag damit beschäftigt, ja war auf der Suche nach solchen Fragen bis nach Asien und Indonesien gereist. Die Frage könnte auch lauten, wo liegt das jeweils kostbarste Zentrum der Menschheit, wo wird entschieden welcher Verlauf die Zukunft nimmt. Es würde hier viel zu weit gehen alle diese Faktoren anzusprechen, das Klima erscheint genauso mitbeteiligt wie die merkwürdige Regel (sehr alt übrigens) Jeder kennt Jeden -über 7 Berge. Letztere Regel wurde schon mit Hilfe von Computerprogrammen untersucht, alleridings nicht auf die Titelfrage bezogen. Es möge Jeder selbst nachforschen, denn ich gebe Herrn Straumann recht, es wäre eine wichtige Sache für die moderne Ökonomie, mehr darüber zu wissen. Was ich erfahren habe bei meinen Reisen nach Asien und in die Tiefen historischer Literatur, vielleicht am besten zusammen gefasst mit den Worten Ibn Arabis „Durrat al-fakhirah fi dhikr man intafa’tu bihi fi tariq al-akhirah“ Es gibt eine „vollkommene Perle“ die ich von jenen erzähle die mir dabei geholfen haben (m)eine andere Welt zu finden. Arabiwurde auf der Iberischen Halbinsel geboren und starb 1240 in Damaskus. Er gehörte zu einer Gruppe von Menschen denen wir Heute verdanken, dass die Schriften der „alten Griechen“ nicht verloren gegangen sind. Was also ist das Geheimnis guter Institutionen? Vielleicht zusammengefasst die Essenz der Menschheit, dort wo über 7 Berge hinweg darüber Entschieden werden kann was den Menschen zum Menschen macht, also auch ein philosophische Debatte.
ich möchte im Zusammenhang noch auf den Artikel „Daten machen Dumm“ heute im Tages-Anzeiger hinweisen:
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Daten-machen-dumm/story/27106596
Die Orte wo Daten Früchte tragen können benötigen ein kulturelles Fundament, denn jede Form von Wissen wird entsprechend gemachter Erfahrungen und im Austausch mit anderen Menschen verarbeitet. Unsere solzialen Institutionen sind entstanden in einer Zeit wo die Menschen in diesen Institutionen eine das Wachstum fördernden Fortschritt erkannten. Dazu reichen reine Datenmengen nicht aus -und es ist geradezu eine Seuche der gegenwärtigen Ökonomie die Menschheit unreflektiert mit statistischen Daten zu bombardieren. Herr Kiefer hat auf Joseph Stieglitz hingewiesen, es ist wahr -dieser Ökonom gehört zu den seltenen Wissenschaftlern der Gegenwart, deren Meinung sich nicht gemäss der Chaostheorie per Zufall zu einer These verdichtet, sondern dieser Mann hält sich inmitten eines kuturellen Fundamentes fest, aus dem heraus er seine Theorien entwickelt.
Wie erklären Sie dann die massiven Unterschiede, die zwischen zwei Städten an der us-mexikanischen Grenze entstehen können, mit Einwohnern exakt gleicher hispanischer Kultur und Herkunft, wie im Buch beschrieben?
Herr Wymann, da gibt es eine merkwürdige Volksweisheit „Die Ausnahme bestätigt die Regel“. Nun, Spass beiseite, Herr Stieglitz ist ein Ökonom der sich sehr fleissig mit Beratung beschäftigt, und hier durchaus auch schon in das Fettnäpfchen getreten ist. So hatte er zum Beispiel die Hypokonzerne Fanny/Mae nachweislich falsch beraten -er hatte damals unter dem Einfluss Clinton das Risiko des Zerfalls von Hauspreisen in gewissen Regionen stark unterschätzt. Was ich glaube über die Grenzregion Mexico zur USA ist -diese ist 3000 Kilometer lang, in der Stadt Tijuana ist wie in keiner anderen Grenzregion die Dichte der so genannten Maquiladoras, dass sind ausgelagerte Fertigungsstätten US-amerikanischer Unternehmen, sowie neuerdings Asiatische Konzerne (25% der Fernseher in den USA werden dorf fabriziert). Hier dürfte die ungleiche „Globalisierung“ eine starke Rolle spielen, weil Mexico zu stark auf die Globalisierung gesetzt hat und die eigene Bevölkerung sozial ausbeutet. Wie in Brasilien hätte in Mexico eine Möglichkeit bestanden von innen heraus zu wachsen, doch das Land ist korrupt und von der Mafia beherrscht. So kommt es dass es in den Grenzregionen zur USA,obwohl dort die Menschen ebenfalls ausgebeutet werden, denoch mehr Freiheit als an vielen anderen Orten in Mexico entstand. Der Versuch internationaler Konzerne an der mexikanischen Grenze Biligarbeitskräfte zu finden, wirkte hier nicht negativ, weil es im übrigen Mexico wie früher in China) noch viel schlimmer ist. Was aber Negativ wirkt ist für Länder wie die USA selbst, deren Arbeiter der Indstrieproduktion -welche immer tiefere Löhne hinnehmen müssen.
Wenn Länder keine innere Stärke haben, dann trifft wohl Jonathan Anderson mit seinen Handelsströmen in das Schwarze, ansonsten können selbst Länder die im Prinzip weit ab von der Routen-Landkarte weg sind durchaus goldene Zeiten erreichen, der Faktor Zusammenstehen und Gleichverteilung darf nicht unterschätzt werden -Langfristig ist das von grossem Vorteil.
Ist das Problem in Mexiko nicht eher die schwachen Institutionen als die Globalisierung? Für die Oberschicht ist Mexiko doch ein Selbstbedienungsladen, ohne Arbeitnehmerrechte. George Magnus weist oft auf das fehlende rule of law hin, was langfristig auch für China eine Herausforderung sein wird. Reiche Menschen können nützlich sein, solange für alle dasselbe Recht gilt, so wie in der Schweiz. Ebenso hat de Soto auf mangelnde Eigentumsrechte an Grund und Boden in Südamerika hingewiesen. Es gibt vermutlich tausend Ursachen. Globalisierung für sich sehe ich nicht negativ, sonst wären wir hier ziemlich arm.
Herr Wymann, ich denke die Globalisierung ist vor allem bei schwachen Institutionen gefährlich. Globales Zusammenstehen erachte ich selbst nicht als bedrohlich, aber Studien der ETH welche neben der wirtschaftlichen und politischen auch die „soziale Globalisierung“ messen sprechen ein klare Sprache. Die soziale Globalisierung befindet sich seit einigen Jahen vor allem gegenüber der Wirtschaftlichen auf erodierendem Fundament, auch in de Schweiz. Der Selbstbedienungsladen der Eliten läuft globalisiert natürlich am Besten wenn die Menschen keinen Rückhalt in den Behörden finden, wenn diese wie in Mexico vollkommen auf die Bedürfnisse einer dünnen Schicht des Geldadels zugeschnitten sind.
Jonathan Anderson geht die Frage primär statistisch an und sieht auch grosse Zusammenhänge mit Geografie, besonders hinsichtlich den Handelsströmen. Seine These ist letztlich, dass alle Länder abseits eh keine Chance haben und nachhaltiges Wachstum mehr die Ausnahme als die Regel ist.. Und die Statistik scheint ihm recht zu geben. Nun gut, meine Weihnachtslektüre haben sie damit schon gesetzt. Weiter so!
Ich denke, man wird es nie herausfinden können. Die Welt ist dafür schlicht zu klein. Man kann es genauso historisch begründen. Man bräuchte eine grössere Datenmenge, , um den Einfluss der Geografie auf gute Institutionen bestimmen zu können. Persönlich glaube ich, es ist reiner Zufall, dass in gewissen geografischen Regionen immer noch gehäuft Staaten mit schlechten Institutionen auftreten.
@Oliver: Ja, auf jeden Fall, die Datenlage ist so, dass man für viele Theorien daraus Hinweise fischen kann, aber für wirkliche Aussagekraft ist die Datenmenge eindeutig zu klein und zu heterogen. Vor allem wird der Vergleich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte fast verunmöglicht wegen sich völlig ändernden Rahmenbedingungen durch die Entwicklung in Wissenschaft und Technik.
Das Ziel gute Institutionen aufzubauen kann man nicht direkt angehen. Gute Institutionen können sich nur in einem entsprechenden Umfeld entwickeln. Entscheidend ist wer die Macht über die Institutionen hat und wie weit die Institution im Gesamtinteresse handelt.
Weil die Entwicklung guter Institutionen also eine nichtexklusive, die Partizipation fördernde Gesellschaft voraussetzt und diese Gesellschaft sich nur in einem langen historischen Prozess entwickeln kann, gibt es keine direkte Beziehung zwischen dem Einfluss der geographischen Lage und guten Institutionen. Dass die geographische Lage eines Landes aber indirekt vieles beeinflusst scheint mir offensichtlich. Die USA beispielsweise waren rein schon durch ihre flächen- und bevölkerungsmässige Dominanz innerhalb Nordamerikas vor Kriegen von aussen weitgehend geschützt, obwohl es zu Beginn auch kriegerische Auseinandersetzungen mit Mexiko gab. In einem gewissen Sinn haben Grossbritannien und die USA eine insulare Lage gemeinsam. Und diese insulare Lage Grossbritanniens erleichterte die langsame Entwicklung zu einer immer partizipativeren demokratischen Gesellschaft. Doch eine insulare Lage kann genauso eine ungestörte Herrschaft einer kleinen Schicht zemtentieren, denn es gibt keine äusseren Kräfte, die dem ein Ende setzen könnten. Das zeigt, dass die geographische Lage eine andere Dimension, eine andere Kategorie besitzt und sich die gleiche geographische Gegebenheit günstig oder ungünstig auf die Entwicklung von guten Institutionen auswirken kann.
@Olivier, Karin Gut und Martin Holzherr: Um eine grössere Datenmenge zu erhalten, kann der Blick auf kleinere Einheiten gerichtet werden:
Zermatt hat einen geographischen Vorsprung, das Matterhorn ist ein touristischer Selbstläufer, trotzdem, oder vielleicht deswegen, sind die Institutionen deutlich schlechter als im schweizerischen Durchschnitt.
Wie werden gute Institutionen definiert? Partizipation? Wohlstand? Ethik? Wenn die westliche Denkweise definiert, was gute Insitutionen sind, hat der Westen selbstverständlich einen Vorsprung darin.
Und wie lässt sich geographisch begründen, dass gerade die Mitte Eurasiens, nämlich Ost, insbesondere Südosteuropa, West- und Südasien hinterherrennen? Hat China tatsächlich die besseren Institutionen als Indien?
Liegt nicht die beste Georaphie für menschliches Leben +/- 35 Grad vom Äquator? Gibt es nicht auch die Theorie, dass gerade die geographischen Nachteile Mitteleuropas und Ostasiens kausal für deren „Höchstleistungen“ waren? Nach dem Motto, wozu sich anstrengen, wenn man nur aufpassen muss, dass einem die Kokusnuss nicht auf den Kopf fällt?
Generell wird doch heute insbesondere den Skandinavischen Ländern höchste Qualität der Insitutionen zugeschrieben, haben diese einen geographischen Vorteil oder eher Nachteil gegenüber Griechenland?
Bananenrepublik nennt man einen Staat mit schlechten Institutionen, Bananen wachsen +/- 35 Grad vom Äquator, Staaten mit schlechten Institutionen, finden sich vermehrt in diesen Breitengraden.
Gibt es Argumente und Indizien für eine Kausalität genauso wie für eine umgekehrte Kausalität, spricht wohl vieles für das Fehlen eines Kausalzusammenhanges.
Die Frage (Zitat)Wie werden gute Institutionen definiert? wird in einem Ökonomieblock wohl beantwortet durch den wirtschaftlichen Erfolg einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht innerhalb eines Landes/Kulturraums. Doch zuerst einmal müsste man fragen, was eine Instituion überhaupt ist.
Die Wikipedia definiert den Begriff folgendermassen: Als Institution (lat. institutio, „Einrichtung, Erziehung, Anleitung“) wird ein mit Handlungsrechten, Handlungspflichten oder normativer Geltung ausgestattetes Regelsystem bezeichnet, das soziales Verhalten und Handeln von Individuen, Gruppen und Gemeinschaften in einer Weise konditioniert, dass es für andere Interaktionsteilnehmer vorhersehbar oder zumindest erwartbar ist.
Ein solches Regelsystem wie oben beschrieben wäre z.B. die Scharia, die nun in Aegypten und anderen nordafrikanischen Ländern wieder eingeführt wird. Die Basis der Scharia ist der Islam, also eine Religion, ein Glaubenssytem. Behauptung: An der Basis der meisten wichtigen Institutionen, egal ob sie von uns nun als gut oder nicht gut bewertet werden steht ein Glaubenssystem. In der westlichen System ist dieses Glaubenssystem nicht explizit benannt, es existiert aber in Form der Grundlagen unserer säkularen Gesellschaft. Dazu gehören Humanismus und die Ideale der französischen Revolution Freiheit/Gleichheit/Brüderlichkeit oder in liberaler Wendung: Freiheit/Chancengleichheit/Solidarität.Das Verlangen nach Freiheit und Gleichheit hat sich hier in den Menschenrechten (eine Institution?) manifestiert. Sie betonen Universalität/Egalität/Unteilbarkeit.
Auch die Scharia erhebt den Anspruch nach Universalität und Egalität, gleichzeitig sind aber die islamischen Staaten Mitglieder der Uno, womit sie die Menschenrechte billigen, allerdings unter Scharia-Vorbehalt.
Die Scharia ist eine Institution. Ist sie eine gute Institution?
Es wäre sicher auch interessant das Thema von der wirtschaftlichen Seite her zu beleuchten und sich auf Joseph Stiglitz neustes Buch abzustützen: Der Preis der Ungleichheit. Er zeigt auf wie in einer Gesellschaft das Vertraune zerstört wird durch zuviel Ungleichheit.
Stieglitz ist leider ein Mann mit einer negativen Weltsicht. So quasi das Gegenteil eines rationalen Optimisten. Historisch gesehen verläuft die Ungleichheit in Wellen, die sich langsam aufbauen und dann ab und zu einbrechen. Mit letzterem meine ich die Revolutionen, die den Reichen Kopf und Kragen kosten. Ich habe Datons Buch noch nicht ganz gelesen, aber ev. war dies ein notwendiger Bestandteil der französischen Revolution, um sie erfolgreich zu machen. Und vielleicht steht dies in Aegypten noch bevor, nachdem in Lybien die reiche Oberschicht bereits alles verloren hat. Wie soll es in einem Land besser werden, solange eine Oberschicht nur um ihre Güter besorgt ist?
Herr Wymann, wohl ganz im Gegensatz zu Herman van Rompuy von der EU, einer der positiv mit glasklarem Blick Europa in die Zukunft führt 😉
(Achtung, die folgenden analytischen Zeilen stammen NICHT von mir und auch sicher nicht von Pessimist Herrn Stieglitz, sondern vom Psoitiv denkenden Ökonom (Vlaamse Economische Hogeschool Brussel) Herman van Rompuy,)
http://hermanvanrompuy.typepad.com/haiku/
„Die Nacht fällt.
Suchen Sie die nackten Zweige.
Sogar Universitätsorchester.“
Herr Ast, dieses Haiku ist mir zu hoch. Sir Humphrey Appleby, mit einer sehr analogen Karriere, ist für mich leichter nachvollziehbar auch wenn er sich ähnlich ausdrückt, z.B. :
„Diplomacy is about surviving to the next century. Politics is about surviving until Friday afternoon.“
Ansonsten stimme ich mit Ihnen auch in Ihren anderen Kommentaren weitgehend überein.