Das drohende Ende eines Zeitalters
Ist es aus mit dem Wirtschaftswachstum der letzten Jahrhunderte? Das ist eine der Fundamentaldebatten, zu denen die Finanzkrise geführt hat.
Das Wirtschaftswachstum, das wir seit der industriellen Revolution kennen, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit in der Menschheitsgeschichte. Im frühen 19. Jahrhundert waren sich die meisten Ökonomen mit Bezug auf Thomas Malthus (1766-1834) einig: Wenn es den Menschen einmal etwas besser geht, werden sie sich so stark vermehren, dass in der Folge wenig für alle verbleibt und das Elend zurückkehrt. Diese Theorie war bis zur Zeit, als sie begründet wurde, recht überzeugend. Doch genau ab jener Zeit sind Länder diesem Schicksal wie durch eine glückliche Wendung nach und nach entkommen. Der folgende Chart aus einer Studie von Robert Gordon macht das deutlich (zur Studie unten mehr). Er zeigt die Wachstumsraten gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) seit dem Hochmittelalter:

Bereits Kollege Mark Dittli hat den Chart in einem Beitrag zum gleichen Thema verwendet. Viel war in den letzten Jahrzehnten die Rede von den Grenzen des Wachstums in dem Sinn, dass viel Wachstum sogar schädlich sei – vor allem für die Umwelt. Das Wirtschaftswachstum ist aber der Grund, weshalb wir im Vergleich zu den Generationen vor uns viel weniger Zeit mit Arbeit in viel angenehmeren Jobverhältnissen verbringen, sehr viele Menschen sich eine Bildung leisten können, wir sehr viel mehr Zeit und Musse für Freizeitaktivitäten haben, weitaus angenehmer wohnen können – mit Heizung, elektrischem Licht, einer Abwasserbeseitigung, warmem Wasser, grösseren Räumen usw. Unsere Gesundheit ist weit weniger gefährdet, wir müssen nicht bei jeder Krankheit gleich an den Tod denken und können uns Zeit zur Genesung leisten. Unsere Kinder sterben viel weniger und wir selbst leben länger. Die Aufzählung könnte fortgesetzt werden. Viele Menschen dieser Erde haben diesen Luxus bisher nicht erreicht.
Dass unsere Art des Wirtschaftens auch auf Kosten der Umwelt geht, von der wir abhängig sind, ist allerdings ebenfalls richtig. Was uns fehlt, sind weltweit funktionierende angemessene Anreize – Preise, die diese Schädigung ihren Verursachern anlasten. Doch das ist nicht das Thema heute. Nur so viel: Länder mit einem geringen Wachstum – arme Länder – produzieren nicht sauberer. Sauberere Produktionsmethoden sind auch ein Ergebnis der wirtschaftlichen Entwicklung.
Die Debatte, um die es hier geht, ist die folgende: Ist die Wachstumsphase der letzten Jahrhunderte mehr als nur eine Ausnahmeerscheinung im Vergleich zur Vergangenheit der Menschheit? Hält sie auch in Zukunft an?
Die anhaltenden Folgen der Finanzkrise von 2008 scheinen dieser Frage besonderes Gewicht zu verleihen: Bis heute sind in vielen hochentwickelten Ländern hohe Arbeitslosenquoten und tiefe Wachstumsraten die Folge. Beides zeigt sich zwar in jeder Rezession, jedoch gewöhnlich nicht in diesem Ausmass und nicht über eine so lange Zeit. Ist es also vorbei mit Wachstum?
Zuerst muss man klar zwischen zwei Betrachtungen von Wachstum unterscheiden: Konjunktureinflüsse, die relativ kurzfristig auf die Wachstumsraten wirken (die in schlimmen Krisen wie jetzt allerdings lange anhalten können), und Ursachen, die den langfristigen Wachstumstrend beeinflussen. Der Reihe nach:
Wachstum aus der Konjunkturperspektive
Die aktuelle Krise ist zuallererst eine Konjunkturkrise – eine Krise bedingt durch eine ausfallende Gesamtnachfrage: Mit der Finanzkrise und wegen der anghäuften privaten und öffentlichen Schulden vor und durch die Krise haben Konsumenten, Unternehmen und Staaten weltweit die Sparschraube angezogen. Kredite werden kaum mehr nachgefragt und sie werden von Banken restriktiver vergeben, sodass von den Zinssenkungsrunden bzw. den Geldspritzen der Notenbanken verhältnismässig wenig im Wirtschaftskreislauf angekommen ist. Das Geld bleibt in den sprichwörtlichen Sparschweinen und ihren diversen Äquivalenten (wie sehr liquiden, kurzfristigen Anlagen), bei Banken oder am Ende wieder bei den Notenbanken hängen. «Cash is king» – oder Willkommen in der Liquiditätsfalle. Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Importe und Exporte sind eingebrochen – und damit alle Elemente der Gesamtnachfrage.
Das Produktionspotenzial, das heisst die Leistungskapazität der Wirtschaft, ist dagegen nicht auf einen Schlag verschwunden bzw. dramatisch geschrumpft (hier ein Beispiel zum besseren Verständnis der Zusammenhänge). Die ökonomische Lehre und die Erfahrung sind eindeutig: Wäre die Krise nicht in erster Linie die Folge eines Einbruchs der Gesamtnachfrage, sondern des Produktionspotenzials, dann müsste die Inflation durch die Finanzspritzen steigen. Und auf den Arbeitsmärkten müsste den Arbeitslosen in schwachen Sektoren eine ähnliche Anzahl offener Stellen in starken Sektoren gegenüberstehen. Denn wenn die Arbeitslosigkeit nicht die Folge einer zu geringen Gesamtnachfrage ist, dann müsste sie strukturelle Ursachen haben – die Arbeitslosen hätten die falschen Jobs. Das lässt sich in den Daten nicht bestätigen (Mehr dazu hier). Zudem ist die Annahme absurd, dass sich die strukturellen Probleme praktisch über Nacht derart verschärft haben sollen, dass sie einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erklären würden, wie er vielerorts stattgefunden hat.
Das heisst allerdings nicht, dass die Konjunkturkrise die langfristigen Wachstumsaussichten unberührt lässt. Im Gegenteil. Das Stichwort hier heisst «Hysterese-Effekt». Wenn die Produktionsfaktoren zu lange unterbeschäftigt bleiben, nehmen sie Schaden, das gilt ganz besonders für den Faktor Arbeit. Beschäftigte verlieren Fähigkeiten und den Anschluss ans Arbeitsleben, wenn sie zu lange arbeitslos sind. Das mindert das Wirtschaftspotenzial der Zukunft. Der Hysterese-Effekt ist der Grund, weshalb in einer Liquiditätsfalle – wenn die Geldpolitik ihr Limit erreicht hat – staatliche Ausgaben ins Zentrum rücken. Diese Ausgaben «bezahlen» sich langfristig mindestens teilweise dadurch, dass sie einen Einbruch des künftigen Wachstums verhindern. Ausserdem verdrängen sie in dieser Lage kaum private Investitionen (weil die Zinsen nicht reagieren und die Privaten das Geld ohnehin horten) – was im Fall normaler Zeiten und «gewöhnlicher» Konjunktureinbrüche meist der Fall ist. Die Details dazu hier.
Langfristig zählen nur Innovationen
Heisst das alles nun, dass für die Zukunft gleich hohe wie einst oder sogar höhere Wachstumsraten gesichert sind? Nein. Kommen wir zu den Gründen für langfristiges Wachstum. Sie führen alle zu einem Begriff: Innovationen.
Zusätzliches Kapital, zusätzliche Beschäftigte – beides hat kein anhaltendes Wachstum zur Folge (das heisst, kein Wachstum pro Kopf, und darum allein geht es, wenn vom Übergang zu einem besseren Leben, mehr Möglichkeiten und Wohlstand die Rede ist). Nur Innovationen zählen – aber auch nur, sofern sie produktivere Möglichkeiten eröffnen. Das ist auch die Erkenntnis der Wachstumsmodelle der Ökonomen. Das beginnt schon beim (neo-)klassischen Urmodell von Robert Solow. Moderne Modelle wie die «Neue Wachstumstheorie» versuchen dann noch, die Generierung von Innovationen und Technologien «endogen» zu erklären, das heisst, sie identifizieren die Voraussetzungen auf Märkten bzw. in der Gesellschaft, die produktive Innovationen hervorbringen.
Die Zweifel des Robert Gordon und die 3 Revolutionen
Der Ökonom Robert Gordon – eine Topkapazität in der Erforschung der Produktivitätsentwicklung – hat in der Studie, aus der auch der obige Chart stammt, für die USA nachzuweisen versucht, dass produktive Innovationen tatsächlich bald der Vergangenheit angehören. Hier eine Kurzfassung seiner Studie, hier die vollständige Fassung. Und hier die sechs Gründe, die er dafür anführt:
- Wir haben uns an die Wachstumsraten der letzten 250 Jahre gewöhnt. Doch es gibt keinen Grund für die Annahme, dass das Wachstum anhält. Die Geschichte müsste uns eine Warnung sein.
- Die höchsten Wachstumsraten wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht, seither sind sie bereits im Schrumpfen begriffen.
- Die Wachstumsraten wurden von drei «industriellen Revolutionen» getrieben: Die erste war die von 1750 bis 1830, die die Dampfmaschinen und die Eisenbahnen hervorbrachte. Die zweite bezeichnet die zwischen 1870 und 1900 mit der Elektrizität, dem Verbrennungsmotor und den sanitären Anlagen. Diese beiden Revolutionen haben ihr produktives Potenzial bis in die 1970er entfaltet, über mehr als 100 Jahre. Danach ist das Produktivitätswachstum deutlich zurückgegangen.
- Die dritte Revolution – mit Computer und Internet – begann in den 1960ern und hat ihren Höhepunkt in den 1990er Jahren erreicht. Die Innovationen seither sorgen zwar für einige Annehmlichkeiten und Unterhaltung, aber ihre Wirkung auf die Produktivität bleibt bescheiden. Nebenbei hat Gordon das schon auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Jahr 2000 vertreten – worüber ich damals an anderer Stelle mit einem gehörigen Schuss Ironie berichtet habe.
- Bei den ersten beiden industriellen Revolutionen hat es wie erwähnt mindestens 100 Jahre gedauert, bis sich ihr volles produktives Potenzial entfalten konnte. Im Falle der jüngsten Revolution ging das sehr viel schneller. Die Folge war aber immer, dass diese Revolutionen darüber hinaus nicht zu einer weiteren Zunahme der Produktivität geführt haben.
- Die Früchte der Innovationen wirken dennoch weiter, werden aber durch Gegenwinde gemindert: Dazu zählt laut Gordon das Ende der demografischen Dividende. Das heisst, der Anteil der produktiv Tätigen nimmt ab, als weitere Gegenwinde nennt er die Kosten der hohen Verschuldung, die Kosten zur Erhaltung der Umwelt und die wachsende Ungleichheit.
Ein Buch zum Ende der Innovations- und Produktivitätsentwicklung hat auch der einstige Schachweltmeister und russische Oppositionelle Garry Kasparov zusammen mit dem Hedge-Fund-Manager Peter Thiel und Max Levchin verfasst. Die drei malen ebenfalls ein äusserst düsteres Bild der aktuellen und der künftigen Innovationsbereitschaft und machen eine risikoaverse Mentalität dafür verantwortlich. Ganz anderer Meinung ist der Ökonom Kenneth Rogoff, der den Autoren in einem Text auf Project Syndicate und einer spannenden, wenn auch langen Debatte (hier das Video dazu) entgegentritt. Sein Punkt: Die Krise hat nichts mit fehlenden Innovationen als vielmehr mit der Finanzkrise zu tun. Letztlich stützt er damit das Argument der fehlenden Gesamtnachfrage. Mehr zu dieser Debatte auch hier, hier, hier und hier.
Meine (vorläufige) Folgerung:
Der Wachstumseinbruch durch die Finanzkrise ist kein Trendbruch in unserem Wachstumspotenzial. Er ist konjunkturell bedingt und erfordert eine politische Antwort. Werden die hohe Arbeitslosigkeit und das tiefe Wachstum als Verschiebung im Gang der Welt als unabänderlich hingenommen, nimmt das Zukunftspotenzial tatsächlich Schaden. Darüber hinaus und mit Blick in die weitere Zukunft sind Wachstumsraten wie in der Vergangenheit allerdings tatsächlich alles andere als gesichert. Allerdings waren sie das auch noch nie.
121 Kommentare zu «Das drohende Ende eines Zeitalters»
Robert Gordon schätzt die Bedeutung der Digitalisisierung/Computerisierung völlig falsch ein, wenn er es auf Computer, das Web und Smartphones beschränkt. In Wirklichkeit haben wir es bei der Digitalisierung/Computerisierung mit einer Cross Cutting Technology zu tun, also mit einer Technologie, die praktisch alle bestehenden Lebens- und Technologiebereiche durchzieht, fast so wie ein Mycel einen ganzen Boden durchziehen kann. Um ein paar Beispiele zu geben: Navigation und Vermessung werden durch GPS vollkommen neu definiert, in der Medizin ersetzen elektronische Innenohrprothesen das Innenohr, In Design und Fertigung sind es CAD/CAM, die das Produkt und seinen Herstellungsprozess definieren und Roboter schliesslich ersetzen die manuelle Fertigung. Die Liste liesse sich endlos fortsetzen. Neben dieser Entwicklung in die Breite gibt es auch eine softwaremässige Entwicklung in die Tiefe, indem simple Algorithmen durch zunehmend autonome, intelligente abgelöst werden. Autonome Fahrzeuge werden unsere Fahrzeuge schon in 10 Jahren durch die Strassen lenken und intelligente Roboter werden jede Art von Arbeit übernehmen können, die jetzt von Menschen ausgeführt werden.
Fazit: Wir sind gerade am Beginn einer technischen Revolution – einer Revolution, in der im Rückblick alle vorangegangenen technologischen Umwälzungen verblassen werden.
@ Martin
Ich teile Ihre Analyse, auch den Schluss, dass es zu einer fundamentalen Umwälzung kommen wird. Gerade deshalb halte ich eine Loslösung von der Mangelwirtschaft für unerlässlich. Ein erster Schritt wäre ein Bürgergeld. So etwa 3’000 Mark, Franken oder Dollar wären wohl angemessen. (Bis das soweit ist, ist der Euro Geschichte)
Die Befreiung des Menschen von der Arbeit wird auch Probleme schaffen. Arbeiten wird zum Privileg für die Wenigen, deren Arbeit es noch braucht und diejenigen, die mit ihrer Leistung als Forscher, Künstler, etc. ihr eigenes Leben bereichern können und wollen.
Die grosse Masse wird vor einer Zukunft ohne Ziele, ohne Perspektiven stehen und die meisten Jungen werden nicht mal mehr eine Ausbildung beginnen, viele sogar nicht einmal die Schule besuchen.
Wer nicht mehr für seinen Lebensunterhalt sorgen muss ist damit also nicht von allen Problemen befreit. Nichts neues eigentlich, denn viele von denen, die heute mit dem Goldlöffel im Mund geboren werden haben auch Probleme und verstehen nicht immer warum man sie überhaupt beneidet. Wenn das Nichts-Tun-Müssen zum Normalzustand wird, dann fehlt den Betroffenen sogar das Gefühl etwas Besonderes zu sein.
Ja, die Menschen werden lernen müssen, Ihre eigenen Talente zu entdecken, statt in der Schule darauf konditioniert zu werden, als braves Rädchen im Getriebe der Buerokratien und Industrien ohne zu mucken zu funktionieren.
Darauf sind wir als Gesellschaft heute weit weniger vorbereitet, als zB die Jaeger/Sammlergesellschaften, die ja mit gut 25 Std Arbeit pro Woche ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten und für den Rest der Zeit „frei“ hatten.
Die Umwälzungen werden dramatisch werden, vor allem angesichts der bereits heute vorherrschenden globalen Ungleichgewichte. Frohes Neues Jahr!
Paul Krugmann hat in der New York Times unter Is Growth Over eine gute Replik auf Gordons Thesen geliefert.
Paul Krugmann sieht zurecht die Informations-/Kommunikationstechnologie erst an ihrem Anfang. Er entwirft die technische Phantasie einer Zukunft, in der alles, was heute Menschen machen, auch durch intelligente Roboter ausgeführt werden kann (autonome Fahrzeuge sind in Kaliforninen schon zugelassen und es gibt schon Computer-Journalisten, aber auch anspruchsvollere Tätigkeiten sind bereits im Visier von Artificial-Intelligence-Entwicklern).
In einer solchen Welt wäre das Pro-Kopf-BIP potenziell unbeschänkt – wenn man nicht die Roboter zu den Köpfen dazuzählt.
Krugmann glaubt zwar nicht an baldige humanoide Intelligenz doch er vertraut in Methoden des Data-Mining und der statistischen Analyse um menschliches Verhalten und komplexe Abläufe zu automatisieren.
Abschliessend meint er, dass das Rentenproblem auf diese Weise gelöst werden könnte, denn die USA, aber auch andere Länder versprechen eine Altersversorgung, die sie nie einlösen können – wenn nicht ein Wunder passiert, dass das nötige Wachstum generiert.
Ich glaube, wissenschaftliche Oekonomen müssen dringend etwas bescheidener werden, und sie müssen mehr interdisziplinär arbeiten, insbesondere wenn es um Langzeitanalysen geht. Das ist kein Vorwurf, aber ihre Aussagen werden dauernd über den Haufen geworfen, weil Megatrends kaum zuverlässig vorausgesagt werden können.
Niemand hat den Zusammenbruch des Ostblocks vorausgesehen, mit all seinen Auswirkungen. Niemand hat den raschen Aufstieg Chinas zur dominierenden Wirtschaftsmacht vorausgesehen, mit all seine globalen Auswirkungen. Niemand hat vorausgesehen, dass der Kapitalismus effizienter ohne Demokratie funktionieren könnte als mit (wiederum China und andere Staaten). Niemand hat das Internet vorausgeahnt, schon gar nicht, welche fundamentale wirtschaftliche Veränderungen es bewirken würde. Ganz abgesehen von Klimawandel, der noch vor zehn Jahren in kaum einer Langzeitanalyse von Oekonomen erwähnt wurde.
Wenn die wissenschaftlichen Oekonomen ehrlich sind, wissen sie sehr wenig darüber, was kommen wird. Das macht ihre Arbeit nicht überflüssig. Aber sie hat nicht mehr diese Bedeutung wie einst. Man nimmt sie nicht mehr so ernst.
Es ist ein permanentes „Muddling through“: die Zeit der Praktiker, nicht der Theoretiker. Und nur über Politiker zu schimpfen, die angeblich wieder mal nichts kapieren, reicht nicht. Wer soll dieses schwierige „Muddeling through“ denn betreiben ?Grossökonomen sicher nicht.
interessant, aber aus Sicht der westlichen Wêlt, die knapp >10% der Menschheit darstellt. In den übrigen Weltteilen, die fast 90% der Menschen beinhalten, sind die Wachstumschancen durchaus vorhanden.
Zur Arbeitslosigkeit: heute können 2% der arbeitenden Bevölkerung als Bauern 100% der Bevölkerung mit Nahrung versorgen, vor Jahrhunderten war das anders. In der Industrie und in administrativen Aufgaben haben wir ähnliche Entwicklungen, daher brauchen wir nicht mehr soviel zu arbeiten wie früher. Das müssten wir eigentlich positiv sehen.
Interessanter Artikel und Diskussion, aber letztere naturgemäss zu facettenreich, um rauszuschälen, welche Faktoren denn nun in den vergangenen 200 bzw. 60 bzw. 30 Jahren zu welchen Wirkungen geführt haben und heute zu führen scheinen. Wie wär´s, Herren Diem / Straumann / Dittli, zu diesem Thema eine ein- bis zweitätige Tagung an der Uni und evtl. digital (aber moderiert-gezielt) anzuregen und die Leserschaft dazu einzuladen (oder gibt´s das schon)?
Zur Langzeitperspektive: technische Revolutionen bewirk(t)en Langzeitschübe. Es ist nicht einzusehen, wieso es keine weiteren geben soll, die effizientere Lösungen bringen. Weltuntergangsstimmung wegen Bevölkerungswachstum (steigende Knappheit von Land, Wasser, Energie, etc.) find ich engstirnig und mutlos. Der Preismechanismus wird grosso modo wirken. Dass die Nachkriegszeit eine massive Verbesserung der Lebensbedingungen für eine historisch noch nie dagewesene Anzahl von Menschen gebracht hat, wird wohl niemand bestreiten – absolut phänomenal (und wünschbar). Natürlich sind bisher als Externalitäten bezeichnete Faktoren (Umwelt) solcher Verbesserungen zu endogenisieren. Jetzt geht es eher um besseren Zugang zu Chancen, damit sich mehr Menschen akzeptable Lebensbedingungen schaffen können.
Zur „Konjunkturkrise“: mir fehlt nach wie vor eine umfassende Analyse, welche Einblick gibt in die zentralen Faktoren, die zur Finanzkrise geführt haben. Die müsste wohl in die 70er/80er Jahre zurückgreifen und aufzeigen, welche Entscheide und Arrangements von Staat und Politik, Technologie (IT etc.) und Wirtschaft zur Verselbständigung (Abkoppelung von der Realwirtschaft) eines Teils des Finanzsektors geführt haben.
@ Markus
Eine umfassende Analyse der zentralen Faktoren, welche zur Finanzkrise gefuehrt hat, ist wirklich einfach zu erstellen. Es geht ja nicht einzig um die von mir immer wieder angeprangte ankerlose Geldpolitik der Zentralbanken (welche das Problem in sich gut erklaeren laesst), sondern um die allgemeine Euphorie, welcher sich fast saemtliche Mitglieder der Gesellschaft unterwarfen. Jedoch gibt es gute Beispiele in der Geschichte, welche das Entstehen einer Mania mit den Folgeerscheinungen verschiedentlich gut erklaeren (South Sea Bubble, Tulip Mania etc.).
Ich weiss nicht wie unsere Blase des nicht nachhaltigen Kreditbooms in die Geschichte eingehen wird, aber sie duerfte schlussendlich eine aehnliche Erklaerung/Darstellung finden.
Nassim Nicholas Taleb ist in meinen Augen ein guter Philosopher. Er gibt ein neues Buch heraus „Antifragile: Things That Gain from Disorder“. Taleb schrieb das Buch „The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable, which was a revolutionary look at risk in the investment world“. Ich habe dieses neue Buch nicht gelesen. Dieser Artikel ist eine Publikation im Wall Street Journal. Ich moechte diesen Artikel zur Lektuere empfehlen.
http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324735104578120953311383448.html
Wir reden noch immer, als ob wir oder unsere Staaten reich waeren. Dabei handelt es sich einzig noch um das Image vergangener Jahre. Die westlichen Staaten (inkl. Japan) sind am verarmen und werden wohl den Rest der Weltwirtschaft mitreissen.
Man liest immer wieder von Stimuli hier und Stimuli dort, aber vergisst dabei, dass weder „Geld drucken“ noch hoehere Staatsdefizite uns wirklich aus dieser Situation retten. Leider funktioniert „Austeritaet“ auch nicht richtig, da damit viel zu spaet begonnen wurde.
Ein totales Umdenken ist angezeigt, jedoch wehren sich saemtliche Entscheidungstraeger mit allen Mitteln dagegen. Marktwirtschaftliche Regeln, Rechtsstaatlichkeit, ja selbst demokratische Werte werden schrittweise geopfert um den Status Quo noch ein Jahr oder 2 aufrecht zu erhalten. Jegliche Art von Nachhaltigkeit ist auf verschiedenen Gebieten einem System gewichen, welches eher einer Ponzi Scheme gleicht. Die Furcht vor der bewussten Erkenntnis des wahren Zustandes produziert zunehmend das Gefuehl von Ohnmacht und der Suche von Zuflucht in einer Welt der Phantasie.
Auch der Autor glaubt noch immer, dass es sich um eine konjunkturelle Schwaeche handelt. Wenn jemand einen Blick auf die Entwicklung des weltweiten Kreditvolumens wirft, welche ein in der Geschichte einmaliges Wachstum hinlegte in den letzten 30 Jahren, muss man sich fragen, wie man auch heute noch das heutige Problem als konjunkturbedingt einstufen kann. Es gibt genug Oekonomen, welche das heutige Problem gut analysierten; aber fast alle werden auch heute noch einfach ignoriert oder marginalisiert von den Entscheidungstraegern und leider auch den Medien. Man weigert sich, seine eigenen Theorien, welche fuer manch einen wohl das taegliche Brot darstellen, in Frage zu stellen. Eine menschlich verstaendliche Haltung, jedoch nicht sonderlich foerderlich zur Findung einer wirklichen Loesung.
Den Grundgedanken ihres obigen Kommentars könnte man zu folgendem Spruch verkürzen: „Es gibt kein richiges Leben im falschen“ oder mit einem anderen Spruch: „wenn eine Pflanze an der Wurzel faul ist können sie noch so viel Wasser drübergiessen, das nützt nichts.“
Doch zuzugeben, dass etwas im Kern verrotet ist, ist sehr schwierig.
„Das drohende Ende eines Zeitalters“ als Überschrift. „Das notwendige und zwangsläufige Ende eines Zeitalters“ wäre die korrekte Überschrift. Gibt es mehr dazu zu sagen? Vielleicht dies: die Aberbillionen bei den reichsten paar Prozent müssen einfach wieder unter die normalen Leute verteilt werden. Die Alternative dazu ist Bürgerkrieg zwischen Millionen Armen und Normalos und einigen Tausend Reichen. Make your choice, werte feine Gesellschaft !
Umverteilung ist nie eine wirkliche Loesung, wie die Umverteilung von der Mittelklasse an die Elite heute gut demonstriert. Ich denke nicht, dass die angesprochenen Reichen schlussendlich so reich sind, wenn die Kosten ihrer Fehlinvestitionen nicht mehr der Allgemeinheit untergejubelt werden koennen.
Was gestoppt werden muss, ist die wuchernde und korrupte Manipulation.
@Hanspeter Niederer: „die Aberbillionen bei den reichsten paar Prozent müssen einfach wieder unter die normalen Leute verteilt werden“. Das müssten sie, wenn sie existieren würden. Diese Abermillionen sind nur ihre eigenen Fantasilliarden.
Wissen sie, das es auf der ganzen Welt weniger als 1000 Milliardäre gibt, dass 400 davon in den USA und 100 in der Schweiz leben? Mit andern Worten: Weniger als ein Promille eines Promilles sind superreich (eben Milliardäre).
Wenn man mit radikaler Umverteilung die Situation auch radikal ändern könnte, wie sie das annehmen, dann wäre ich dafür, dann müsste man dies tun.
Doch es ist nich so. Auch die Reichensteuer Hollands wird gesamtwirtschaftlich in Frankreich wenig ändern. Es ist nur symbolische Politik.
Halleluja. Sucht jemand eine Fundstelle zum Nachweis vom „natürlichen Wachstum“ wird er es iin diesem wunderbaren Blogbeitrag fündig! Wie man an dieser scheinbar banalen, aber wirtschaftshistorisch explosiven Grafik sehen kann, wird die Wachstumsrate mit scheinbar kläglichen ca. 0,2 % dargestellt!
In Wirklichkeit ein jahrhundertlanger Vorgang eines natürlichen Wachstums. Die alte Sage lautet: Analysiere und bewerte die Grundlagen der Ökonomie auch an der historischen Land- und Forstwirtschaft! Denn nicht nur der alte Philosophisten-Satz gilt hier, dass die dümmsten Bauern die größten Knollen (hier die Kartoffeln) haben, sondern auch deren Verhalten bezüglich der ökonomischen Nutzung sollte uns auch heute noch einen Fingerzeig wert sein.
Die dargestellte Wachstumsrate aus der besagten Grafik erstreckte sich eigentlich schon ab dem 10. Jahrhundert und hat somit eine Wirkungszeit von fast 1.000 Jahren. Wenn der Wald das damalige hauptsächliche Kapital war und deren Bäume für die Großbauten für den profanen und sakralen Gebrauch benötigt wurden, waren dies hauptsächlich uralte und voll ausgewachsene Laubbäume. Wie z. B. Eichen mit Lebensaltern von durchschnittlich bzw. mindestens 500 Jahren. Diese Bäume waren die elementaren organischen Baumaterialien der damaligen Zeit.
Und wieder die alte Wertschöpfungsrechnung von einem Baum auf 500 Jahre ergibt den Faktor von 0,002, also von ca. 0,2%. Nicht unbedingt die heutig erwarteten Zinsen, aber immerhin der natürliche Nutzungsfaktor. So kann man an diesem Beispiel doch gewissermaßen ein „natürliches Wachstum“ erahnen.
Hoffentlich liest der Ackermann Joe, dieser Strauchausbeuter, nicht unsere Schmonzetten. Der mit seinen „phantastisch-lächerlichen 25%“. Nur erklärbar mit 250 Promillen im Blut.
Da bleibt die Frage offen ob bei solchen „Vorgaben“ noch der „natürliche Wucher“ gedeit oder bereits doch der Wachstumskrebs unrettbar wütet.
Auch bei diesem Thema gilt (wie so oft): Keiner weiss, wie es weitergeht. Man hat noch nicht mal die Gegenwart wirklich begriffen. 1992 – nach dem Fall des Kommunismus – verkündete Francis Fukuyama das Ende der Geschichte, und keine zehn Jahre tauchte mit China ein machtvoller neuer Spieler auf. Der Euro und die EU wurden schon tausenmal totgesagt, und die europäische Wirtschaft wird – trotz aller Unkenrufe – auch wieder in Schwung kommen. Business as usual.
„Business as usual…“
…hat es noch nie gegeben:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/12/die-losung-der-sozialen-frage.html
Wachstumszwang
1. Die aggregierten Sparguthaben einer Ökonomie entsprechen genau den aggregierten Schulden. Die Verzinsung von Sparkapital und der dadurch bedingte Anstieg der Sparguthaben erzwingt eine symmetrisch zunehmende Verschuldung und entsprechende Zinszahlungen der Unternehmen.
2. Wächst das Bruttoinlandsprodukt weniger stark als die Zinsanteile, so verringern sich die Einkommen in der Ökonomie. In diesem Fall fließt ein größerer Teil des BIP über Zinszahlungen an die Geldkapitaleigner, während sich der Lohnanteil entsprechend verringert. Damit erzwingen Bestrebungen, den Zinsanteil im BIP zu begrenzen, ein ständiges Wirtschaftswachstum.
3. Die Haushalte mit geringem Lohneinkommen können sich den Konsum bei wachsendem Zinsanteil im BIP zunehmend weniger leisten und verschulden sich schließlich. Dies kann als Verarmung oder als Beschäftigungslosigkeit charakterisiert werden. Die Verarmung eines zunehmend größeren Prozentsatzes der Haushaltsgruppen destabilisiert schließlich die Ökonomie.
4. Gruppen mit vergleichsweise geringem Vermögen verfügen über geringfügige oder keine Zinseinnahmen, zahlen aber über ihren Konsum soviel Zinsen, dass sie Netto-Zinszahler sind. Bei Gruppen vergleichsweise vermögender Haushalte überwiegen dagegen die Zinseinnahmen … . Diese Gruppe besteht aus Netto-Zinsempfängern. Damit fließt in der Ökonomie ein stetiger Zinsstrom von den Netto-Zinszahlern zu den Netto-Zinsempfängern.
5. … Die Verzinsung von Kapital hat nur dann langfristig keine destabilisierende ökonomische Wirkung, wenn die Wirtschaft stetig und zeitlich unbeschränkt, d. h. exponentiell, wächst. Aufgrund der Endlichkeit der Ressourcen der Erde ist ständiges Wachstum jedoch weder wünschenswert noch möglich. Wenn eine Wirtschaftsordnung langfristig stabil bleiben soll, dann muss sie sich vom Konzept der Vermögensverzinsung verabschieden.
Der blinde Fleck der Volkswirtschaftslehre
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/11/der-blinde-fleck-der.html
@ Stefan
Grundsaetzlich richtig, jedoch wird in diesen Modellen jeweils der wichtige Aspekt von Abschreibungen von Fehlinvestitionen vernachlaessigt. Der Zins ist der wichtigste Preis in der Wirtschaft. Hauptsaechlich durch dessen Manipulation, welche auf diesen Modellen basieren, sind wir in diese missliche Lage gekommen.
„Der Zins ist der wichtigste Preis in der Wirtschaft.“
Darum ist es das Wichtigste überhaupt, sich bewusst zu machen, aus welchen Anteilen sich der Kapitalmarktzins zusammensetzt und welcher Zinsanteil zu Fehlallokationen führt:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html
Fehlinvestitionen werden durch unnatuerlich tiefe (nicht marktgerechte) Zinsen produziert. Da wir heute unter dem Joch der finanziellen Repression mehr oder weniger negative Realzinsen akzeptieren muessen, frage ich mich, wo dies in Ihrem Link angesprochen wird.
Ich habe Ihren Link kurz gelesen. Ich denke, dass die darin geaeusserte Meinung meine Idee der Demokratisierung der Geldpolitik sehr wohl unterstuetzen duerfte.
Stefan Wehmeier: Vollkommen Ihrer Meinung – diese Problematik wird im normalen Volkswirtschaftsunterricht vermutlich absichtlich ausgeblendet, wahrscheinlich weil es auch der grösste Systemfehler ist und die Zinsempfänger auch kein Interesse daran haben, dass die Menschen über solche Fehlkonstruktionen beginnen nachzudenken.
Aber ob diese Strategie im Zeitalter des Internets wirklich noch funktioniert ist fraglich. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit solchen Fragen und beginnen sich auszutauschen – das ist schon mal ein erster wichtiger Schritt
Ich persönlich finde das islamische Geldwesen, bei dem kein Geld mit Geld verdient werden darf, sondern immer nur über Tausch gegen Waren und Dienstleistungen, und das zudem das Spekulations- und Glücksspielverbot beinhaltet (im Finanzwesen mit all den Derivatwetten etc.) viel vernünftiger als unser entfesselter Casino- , Schuld- und Zinsknechtschaftskapitalismus. Lange wird der sichi n der aktuellen Form ja eh nicht mehr halten können.
„…das islamische Geldwesen…“
In islamischen Ländern wird ebenfalls Zinsgeld verwendet. Das religiöse Zinsverbot wird durch Geschäftsbeteiligungen der Geldverleiher an den Unternehmen umgangen, wodurch ebenfalls eine Zinsumverteilung entsteht, auch wenn sie nicht so genannt wird und alle Beteiligten gar nicht wissen, was das ist. In den islamischen Ländern mit “Zinsverbot” ist der Unterschied zwischen reich und arm aufgrund dieser Scheinheiligkeit sogar noch größer als in den “christlichen” Ländern, in denen das Zinsnehmen erlaubt ist.
Der Urzins lässt sich nicht verbieten, er kann nur durch eine konstruktive Geldumlaufsicherung eigendynamisch auf Null geregelt werden:
Geld – wie es (noch) ist und wie es sein soll
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/10/geld.html
@ Stefan
Ich gehe mit Ihnen einig, solange Sie die Vorstellung vertreten, dass Geld nicht entwertet wird und laengerfristig keine Kaufkraft verlieren darf. Die 100jaehrige Geldpolitik der Inflation des Fed duerfte wohl das Entstehen des heutigen Problems wenn nicht verursacht, so zumindest massiv mit gefoerdert haben.
Geld ist nicht einzig ein Mittel zur Manipulation der Entscheidungstraeger sondern stellt in der heutigen geldwertebewussten Gesellschaft einen wichtigen Kit zum friedlichen Zusammenleben dar, welcher mit zunehmender manipulativer geldpolitischer Einflussnahme diesen Kit, worauf der gesellschaftliche Frieden beruht, untergraebt. Jeder Schritt, welcher das Vertrauen in unsere Waehrung untergraebt, schaedigt das gegenseitige Vertrauen der verschiedenen Akteure innerhalb einer Gesellschaft.
„…dass Geld nicht entwertet wird und laengerfristig keine Kaufkraft verlieren darf.“
Können Sie lesen?:
Der Zusammenbruch einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) erfolgt nach dem Schema: Liquiditätsfalle > Deflation > Hyperinflation. Weil die Zentralbank keinen Einfluss auf die Umlaufgeschwindigkeit (effektive Umlauffrequenz) des Zentralbankgeldes hat, kann sie immer nur Währungspfusch betreiben und durch Geldmengenausweitung die Liquiditätsfalle (kollektiver Rückzug der Ersparnisse aus der langfristigen Anlage) hinauszögern, auf Kosten einer Verkürzung der Zeitspanne von der einsetzenden Deflation bis zur anschließenden Hyperinflation, bei der alle auf Geld lautenden Forderungen vernichtet werden.
Damit das Geld unter allen Umständen sicher umläuft und die Zentralbank überhaupt die Möglichkeit hat, den Geldwert anhand eines repräsentativen Konsumgüter-Preisindex auf unbegrenzte Zeit absolut stabil zu halten, müssen die destruktiven Umlauf“sicherungen“ Urzins und schleichende Inflation durch eine konstruktive Geldumlaufsicherung ersetzt werden. Dazu wird eine staatliche Liquiditätsgebühr von 8% pro Jahr (2% pro Quartal) auf alles Zentralbankgeld (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) erhoben, damit der Warenaustausch nicht mehr blockiert werden kann, die Spekulation uninteressant wird, und die Investition (langfristige Geldanlage) für den Sparer auch dann noch interessant bleibt, wenn bei Sachkapitalsättigung der Kapitalzins um Null pendelt.
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/10/geld.html
@ Stefan
Vielleicht habe ich eine lange Leitung und Sie werden mir Ihr Konzept wohl schrittweise verstaendlich machen.
Liquiditaetsgebuehr toent fuer mich wie negative Zinsen. Und wie genau wollen Sie mir negative Zinsen aufbrummen, wenn ich chf10,000 in meinem Tresor lagere? Welche Bedeutung hat Geld in solcher Situation noch? Ist es sinnvoll, dass das wichtigste Medium des gesellschaftlichen Kits einzig noch die Funktion der Manipulation erfuellt?
Investitionen machen keinen Sinn, wenn keine Projekte zur Verfuegung stehen, welche eine risikobereinigte angemessene Rendite versprechen.
Wehmeier: Wenn sich der Kreditgeber aber an einem realen Geschäft beteiligt, wird er dieses sicher besser prüfen – es bestehen Chancen auf Verlust als auch auf Gewinn, buchhalterisch wäre das denn Eigenkapital gleichzusetzen, welches gegenüber Fremdkapital schlechter geschützt ist – und das Geld fliesst in die Realwirtschaft und nicht wie bei uns teilweise in Luftgeschäfte. Spekulative Blasen wie bei uns gibt es bei einem solchen System auf jeden Fall weniger und wie die Wirtschaftsgeschichte zeigt – und die Folgen von geplatzen Blasen sind immer für eine Mehrheit schrecklich, wie wir z.B. aktuell in Spanien sehen können oder der grossen Depression der 30ger, die Subprime-Blase etc. Das Risiko solcher Fehlentwicklungen scheint mir im islamischen Bankwesen deutlich geringer als im Westen gerade eben weil der Kreditgeber sich beteiligen muss.
Die Vermögensungleichheit in den arabischen Ländern ist vermutlich viel mehr auf die politischen Verhältnisse (gierige Diktatoren, Könige, Scheichs etc.) resp. fehlende oder mangelhafte Demokratiestrukturen zurückzuführen, denn auf das „Zinsverbot“.
Desto geringfügiger fallen die Konjunkturdellen aus, wenn ein Bein einmal lahmt. Voraussetzung dafür sind allerdings Entwicklungsprozesse und Konjunkturverläufe, die zeitlich leicht phasenverschoben verlaufen. Zudem sollen die Produkte gut rezyklierbar und möglichst nahe am Kreislauf der Natur angegliedert sein.
Geht die globale Wirtschaft überall im Gleichschritt, falls bloss einige Player an zentraler Stelle das Sagen haben, besteht die Gefahr, dass das System schneller zu Instabilitäten neigt und Volkswirtschaften, die gerade an der Kante stehen, unweigerlich abstürzen. Denn eines hat die Finanzkrise als analoges Beispiel drastisch offengelegt: Rennen all die wichtigsten Player der Hochfinanz in dieselbe Richtung, wissen Sie, es ist die falsche…
Vor rund zwei Wochen schrieb ich, dass Staaten gut aufgestellt seien, falls die Wirtschaftskraft – Handel und Kommerz – sich um tägliche Bedürfnisse der Menschen drehen würde (Dies war jedenfalls meine Intension). Auf den Handel bin ich damals nicht eingegangen, was ich hinterher bereute. Zu allen Zeiten, seit schriftliche Zeugnisse vorliegen, begründeten Hochkulturen ihre Macht durch regen Austausch von Waren, allerdings auch durch Eroberungen und Sklaverei.
Falls ein nachhaltiger Wohlstand – was auch immer in einem je eigenen Kulturkreis darunter verstanden wird – für möglichst viele Menschen auf diesem Planeten gehalten werden soll, ginge es auch darum, den Mehrwert, den viele Konzerne generieren, besser auf eine möglichst grosse Anzahl von Menschen zu verteilen. Schon damals, als die Schergen von Pinochet Salvador Allende in der ersten Hälfte der 70er Jahren stürzten, äusserte ich später den Verdacht, dies geschah vor allem deshalb, weil nur ein kleiner Teil Chiles den Profit aus Rohstoffen für sich beanspruchen wollte. Dasselbe Schema sehe ich quer durch den Kontinent Afrika. Allerdings ist diese heutige Konstellation noch viel grotesker: Zum einen bezahlen wir Steuerzahler hunderte von Milliarden an Entwicklungsgelder jährlich, während Konzerne jenen Kontinent plündern, ohne für die Wertschöpfung in angemessener Weise dort Steuern zu bezahlen, andererseits wird in populistischer Weise politisch Kapital geschlagen, wenn Asylsuchende, die hier natürlich dem Steuerzahler wesentlich teurer zu stehen kommen, als schwarze Schafe gerade von jenen Kreisen ausgegrenzt werden, die solchen Konzernen – wenn möglich mit Sitz in heimatlichen Gefilden oder als absurde Holdingkonstruktion wohlgelitten – völlig unkritisch gegenüberstehen. Dabei ist Afrika derart reich an Rohstoffen, dass eine breite Schicht von Menschen davon profitieren könnte. Man muss sich eines bewusst sein: Je mehr Standbeine eine Weltwirtschaft besitzt, desto stabiler ist das ganze globale System.
@ Felix
Dies zeigt, dass je mehr sich der Staat einmischt, desto grotesker die Endresultate oft sind.
Dieser Artikel war sehr gut! KLar formuliert, ökonomisch fundiert und sauber recherchiert. Leider keine Selbstverständlichkeit. Der Punkt der Gesamtnachfrage ist für mich klar – analog zu dem Artikel. Der Hysterese-Effekt darf auch nicht unterschätzt werden und geniesst in unserer politischen Diskussion nicht die Aufmerksamkeit, die das Phänomen verdient. Das Problem müsste vor allem in Europa wesentlich stärker angegangen werden (z.B. Spanien mit einer Jugendarbeitslosigkeit von unglaublichen 20% wenn’s reicht).
Der langfristige Trend ist tatsächlich spekulativ. Es gibt keine Garantie, dass das Wachstum des 20. JH auch weiter gehen muss. Der Effekt von Computer und INternet ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft, selbst hinsichtlich Produktivitätssteigerungen. Ein Faktor, den Gordon völlig unterschätzt, ist die engere Vernetzung der Menschen. Wachstum entsteht nicht nur, dank produktiver Werkzeuge sondern vor allem auch durch den schnelleren und efizienteren Austausch von Informationen. Da haben wir noch lange nicht die Auswirkungen der Internet-Revolution erlebt. Dieser bessere Austausch führt zu einer Explosion an neuen Entwicklungen (==> Innovationen) einerseits. Andererseits eröffnet es Menschen die Möglichkeiten, am Wirtschaftsgeschehen mitzumachen, die vorher ausgeschlossen waren – vor allem in armen Ländern. Es führt auch zu einer transparenteren und damit effizienteren Goverance.
Ich bin einverstanden, dass es keine Garantien für weiteres Wachstum gibt, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weiteres Pro-Kopf-Wachstum erleben werden.
Solange die Anzahl Köpfe (noch) wächst und das Pro-Kopf-Einkommen wachsen soll, muss insgesamt ein Wirtschaftswachstum erzielt werden, sonst geht die Rechnung nicht auf.
Oder wollen Sie mal 3-4 Milliarden Leute erschiessen?
@ Frank
„ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weiteres Pro-Kopf-Wachstum erleben werden“
Sie moegen recht haben, wenn Sie sich einzig auf nominale Werte fokussieren. Es ist tatsaechlich ein oft erwaehntes Ziel von gewissen Zentralbanken, so stark zu stimulieren, dass das nominale gdp (BiP) ein gewisses Wachstum erreicht. Natuerlich werden die negativen Nebenwirkungen auch hier wieder nicht beruecksichtigt.
In der vergangenen 40 Jahren sind wir über der natürlichen Wachstumsrate gewachstum, und die Geldpolitiker haben solches Wachstumsmodel massiv unterstützt. Das Ergebnis ist extreme höhere Inflation und Kaufkraftverluste in der 70er, 80er und 90er. Solche Wachstumstrategie macht es möglich, dass die Imkompetenten Politiker wichtige Posten übernahmen, Bsp. Reagan, bzw. Reaganomics.
Wir haben die Zukunft ausgebeutet, ohne uns bewusst zu sein. Was in der Zukunft passieren wird, hat es uns nicht interessiert, mit der gleichen Einstellung lösen die Zentralbanker die Probleme, was zu massiver Verschärfung des Problems bis heutigem Tag führt. Wir konsumieren so, ob wir morgen nicht mehr leben würden – the beast of konsumption.
Ich bin über Artikel dieser Art immer wieder überrascht. Viele Journalisten im europäischen Raum gehen von einer Denkweise aus, die auf der Dominanz abendländischer Kultur basiert. Die Wirtschaft wird weiter wachsen, basierend auf einer ständig sich rascher entwickelnden Technik und Wissenschaft. Nur wird dies nicht bei uns geschehen! Jetzt wird Asien zweifellos die Führung übernehmen, später vielleicht, wenn kulturelle und zivilisatorische Hemnisse überwunden sind, auch Afrika.
Dass Europa sklerose geworden ist, besteht kein Zweifel. Niedrige Geburtenraten, das Festhalten an Erreichtem, zB einem Sozialstaat, der nicht mehr zu halten ist. Erstarrte Strukturen und eine wuchernde Staatsbürokratie, die es versteht, für das materielle Wohlergehen ihrer Träger zu sorgen.
ich glaube nicht mehr, dass sich bei uns in den Köpfen viel ändern wird.
Vielleicht nicht in den Koepfen, aber sicher im Geldbeutel.
„Der Wachstumseinbruch ist konjunkturell bedingt“
Ich kann mich (trotz weitgehender Zustimmung zum Artikel) des Eindrucks nicht erwehren, dass Herr Diem-Meier teilweise vergangene Schlachten schlägt. Verschiedene Indikatoren, die in den letzten 70 Jahren eine gewisse Verlässlichkeit aufgewiesen haben, verhalten sich in letzter Zeit ungewohnt: So beginnt sich z.B. der Zusammenhang zwischen höherer Bildung und höherem Einkommen (statistisch sichtbar) in Luft aufzulösen, und das Produktivitätswachstum hat sich vom Beschäftigungswachstum deutlich abgekoppelt (die Krise von 2008 hat diesbezüglich eine Verstärkerfunktion entfaltet).
Ein Teil dieser Entwicklung kann durch Konjunktur und globale Umverteilung in Schwellenländer erklärt werden, der grössere Rest hat jedoch mit einer erst gerade anrollenden „Robotisierungswelle“ zu tun, die auch hochqualifizierte Spezialisten (im Westen und in China) aus ihrem Erwerb verdrängen wird. Mit anderen Worten: Wir können mit immer weniger Leuten immer mehr Produkte erzeugen, die dann allerdings einem zunehmend schrumpfenden Absatzmarkt gegenüberstehen werden.
Solange die Verteilung des erzeugten Wohlstandes primär vom Partizipationsgrad am Produktionsprozess abhängt, wird sich an dieser Dynamik auch nichts ändern. Es sei denn, die Roboter schaffen sich irgendwann ihren eigenen „Absatzmarkt“ 😉
@ Kuehni
Sie erkennen einen wichtigen Aspekt, naemlich die zunehmende Robotik im Produktionsprozess. Um dies noch ein wenig in einen Kontext zu stellen, moechte ich hier anfuegen, dass die Politik des billigen Geldes diesen Prozess wesentlich mit foerdert.
Ebenfalls im Bereiche der Bildung und der nachfolgenden hoeheren Einkommen haben Sie recht. Allerdings muss ich hier ebenfalls etwas anmerken. Bildung (wie auch Krankheitswesen) sind Bereiche, in welchen sich der Staat mit grossem Eifer einmischt. Jeder Bereich, in welcher sich der Staat einmischt, wird normalerweise massiv teurer. Wir merken dies nicht gross in der Schweiz, da Bildung nicht direkt bezahlt werden muss, sondern ueber Steuern abgedeckt wird.
@ Huber
Ich halte die strikte Abtrennung von menschlichen Aktivitäten in die Domänen „Markt“ und „Staat“ für künstlich und irreführend. Das wird insbesondere an den von Ihnen eingebrachten Beispielen deutlich: Ein komplexes Bildungswesen inkl. Universitäten, ebenso wie ein hochentwickeltes Gesundheitswesen mit Universalversicherung würde ohne Staat gar nicht erst existieren.
Aktivitäten des Marktes haben politische Konsequenzen und umgekehrt. Der perfekte, selbstregulierende Markt ist ebenso ein Hirngespinst, wie das Arbeiterparadies von anno dazumal. Man kann aber natürlich immer darüber diskutieren, ob ein Bereich politisch über- oder unterreguliert ist. Aber das ist dann eine quantitative und keine prinzipielle Fragestellung.
zwei kurze Bemerkungen:
1) zum Wachstum: wirtschaftliches Wachstum ist bisher immer auch mit wachsendem, materiellem Ressourcenverbrauch verbunden & materielle Ressourcen sind begrenzt. Wie lange können wir noch auf dem Trip bleiben?
2) zur „Konjunkturkrise“: Was ich aus dem Artikel lese ist, dass Geld da ist aber nicht fliesst. Die einfachste Schlussfolgerung wäre doch, das Geld abzuholen wo es ist und es zu verwenden, oder?
Ja, Ralf. Unter Punkt 2 machen Sie eigentlich, wenn auch nicht dessen bewusst, einen richtigen Vorschlag. Das Geld (oder die Liquiditaet) wird den Banken in den Hintern gestossen und diese Hinterlegen es wieder bei der Zentralbank und dies, weil immer weniger kreditwuerdige und willige Kreditnehmer zur Verfuegung stehen. Obwohl nicht vorteilhaft fuer die Schweiz, trotzdem sollten die Aktionen der Zentralbanken (wenn sie schon dauernd manipulieren wollen, ohne zu merken, welche negativen Nebenwirkungen sie damit produzieren) sich darauf ausrichten, die Macht der Banken zu reduzieren und nicht noch mehr zu zementieren. Indem Kredit durch Basisgeld (via Bevoelkerung) ersetzt wird, koennte man einige der heutigen Probleme lindern.
Die zwei Wörter „wachsende Ungleichheit“ (6) bringen es auf den Punkt! Jahrhunderte lang lebten nur die Aristokraten und die Pfaffen gut. Ihr Wohlergehen betrachteten Diese als ihr Gott gegebenes Vorrecht. Sicher gab es auch Wissenschaftler und Gelehrte aus dieser Gilde, welche den Grundstein zu neuem Wissen und damit zu Fortschritt legten. Das Hauptgeschäft blieb aber Ausbeutung, Krieg, Mord und Totschlag! Erst als das neue Wissen über eine Industrialisierung zu einer höheren Produktivität als den unmittelbaren Bedarf führte wurde die Tür für den allgemeinen Wohlstand mit Höhepunkt in den 1980er geöffnet. Die Ungleichheit in der Verteilung des Wohlstands war zu diesem Zeitpunkt am kleinsten. Mindestens in der sogenannten ersten Welt. Daher war dies der Gipfel des Wohlstands! Seither wächst die Gier einiger Weniger und damit die Ungleichheit der Verteilung. Als Folge dieser Ungleichheit, folgt eine Krise auf die Nächste. Wenige verfügen über das Millionenfache ihres Bedarfs auf Kosten der Mehrheit, entziehen sich aber Ihrer Verantwortung durch Hinterzug und Beschiss beim Beisteuern an die Aufgaben der Allgemeinheit! Der sinkende Wohlstand ist vor allen andern möglichen Gründen in der neuen mittelalterlichen Ungleichheit begründet. Die neuen Aristokraten sind die Skrupellosen, die Macht- und Geldgierigen. Diese erbringen nun aber nicht einmal wissenschaftliche Beiträge zum Fortschritt, nur Umweltverschmutzung und gnadenlose Ausbeutung!
Leider ist der schwache Sachverstand der Bevoelkerung mit Schuld an deren Versklavung in den meisten demokratischen Staaten.
Tendenziell sind die Wachstumsraten am grössten, wenn gleichzeitig günstige Rohstoffe, günstige Energie, günstige Arbeitskräfte, gebildete Arbeitskräfte und grosses Knowhow sowie ein stabiles und effizientes Staatswesen vorhanden sind.
Beim einen oder anderen Faktor kann man gewisse Abstriche machen und trotzdem hohe Wachstumsraten haben. Wenn aber die Faktoren überwiegend nur mässig oder schlechter gegeben sind, dann wird es nix mit hohen Wachstumsraten.
Zukunftsprognosen sind eine waghalsige Sache, es kann durchaus wachstumsteigernde Überraschungen geben. Ganz klar düster ist der Ausblick für die Faktoren günstige Rohstoffe und günstige Energie. Von Aluminimum über Erdöl, Gas, Kupfer bis Zink hat man bisher von einfach abbaubaren Vorkommen profitiert, welche aber nur begrenzt zur Verfügung stehen. Andererseits hat sich die globale Bevölkerung in den letzten 100 Jahren vervierfacht und das Bevölkerungswachstum geht momentan mit 1 Milliarde pro 12 Jahre weiter.
Kurz: heute und in Zukunft stehen zu viele Menschen zu wenig natürlichen Ressourcen gegenüber, was schon mal ganz klar ein Wachstumsdämpfer ist.
Das hat etwas für sich: “ heute stehen zu viele Menschen zu wenig natürlichen Ressourcen gegenüber“. Die Preisanstiege beim Getreide und Rohöl sprechen für diese These.
Preise wirken aber auch als Lenkungsfaktor. Man muss auf weniger knappe Rohstoffe ausweichen, Rohstoffe rezyklieren oder Rohstoffe und Energie einsparen ohne auf die damit verbundenen Dienste zu verzichten.
Da das Bevölkerungswachstum bald zum Stillstand kommt sind das lösbare Probleme.
Einen Wachstumsfaktor haben sie in ihrer Aufzählung ausgelassen: Den Bedarf nach Wachstum aufgrund einer Mangelsituation. In China wächst die Wirtschaft auch deshalb, weil alle Chinesen Häuser, Autos, Waschmaschinen benötigen. Dieses Bedürfnis ist hier schon abgedeckt.
@Holzherr: „…Bevölkerungswachstum bald zum Stillstand kommt..“ Tendenziell scheint es langfristig (bei 10 Milliarden? bei 12 Miliarden?) schon darauf hinaus zu laufen, jedoch ganz einfach und brutal wegen extrem tiefer Lebenserwartung.
Aber schon heute lebt eine Milliarde Menschen so, dass man es mit dahin vegetieren beschreiben muss. Weitere 2 Milliarden leben auf extrem tiefem Standard. Einigermassen Wohlstand gibt es für rund 1 Milliarde Menschen.
Da klafft also ein Riesen-Loch zwischen dem heutigen Stand und den Ressourcen, welche für „Wohlstand für Alle“ notwendig wären.
@Karin Gut: Volle Zustimmung zu: “ Einigermassen Wohlstand gibt es für rund 1 Milliarde Menschen.“
Das ist wirklich ein riesiges Problem. Würden alle 7 Milliarden Menschen so viel konsumieren wie die US-Amerikaner im Durchschnitt, bräuchte es weltweit 70 Mal mehr Güter.
Die langfristige Lösung ist eine volle Kreislaufwirtschaft mit 100%-Rezyklierung aller Stoffe. Doch das ist nur die steady-state-Lösung. Zuerst braucht es tatsächlich mehr Rohstoffe und mehr Waren. Erst wenn alle miit genügend Dingen versorgt sind, kommt die Kreislaufwirtschaft zum Tragen.
@ Karin Gut
Ihre Vorstellungen zur Bevoelkerungsentwicklung sind naiv, zumindest nicht aktuell.
1. Die Bevoelkerungsentwicklung hängt nur sehr marginal von der Lebenserwartung ab. Entscheidend ist der Reproduktionsfaktor. Bei 2.1 Kind/Frau ist das Bevölkerungswachstum Null, die Anzahl Menschen bleibt konstant. Diese Schwelle haben wir weltweit 2010 unterschritten.
Es lässt sich leicht abschätzen, dass die Weltbevölkerung in den nächsten 30 Jahren auf 10 Milliarden Anwachsen, und dann wieder abnehmen wird.
Kriege und Seuchen müssten Hunderte Millionen Menschen dahinraffen, dass das bei 7-10 Milliarden überhaupt einen statistisch sichtbaren Einfluss hat? Der 2. Weltkrieg hat insgesamt inkl. Folgeschäden etc. Max 80 Mio Menschenleben gekostet. Das ist menschlich und ethisch natuerlich grauenhaft, aber statistisch trotzdem irrelevant.
Seit 1945 haben alle Folgekriege immer geringere %tuale Tote. Der Trend geht in Richtung „surgical Strike“ mit Drohnen und wenigen Spezialisten ( Navy Seals, GSG9 etc). Volksarmeen und Feldschlachten sind vorbei.
Fazit: Das Problem ist nicht mehr primär das „ungebremste“ Bevölkerungswachstum, sondern die Ungleichverteilung der Mittel und die immer noch grassierende Verschwendung von Ressourcen.
Übrigens finde ich eine Welt mit maximum 4 Miljarden Bewohner wünschenwert. Denn zuviele Menschen rauben Flora und Fauna den Platz.
Es hat aber schon 7 Milliarden Menschen. Das ist die Ausgangsbasis. Wenn sie daran in kurzer Zeit etwas ändern wollen bringen sie Krieg und Elend in die Welt.
Holzherr: Blöde nur dass wir ja schon Krieg und Elend in der Welt haben und die Menschheit wächst immer noch jedes Jahr um 80 Mio…
Ich würde sogar noch weiter gehen als Frau Schuurman und mir eine Menschheit wie vor genau 100 Jahren wünschen, 1912 warens 1750 Mio = ein Viertel von heute, dafür alle mit einer guten Lebensqualität
@Gerda: Wer sollte Ihrer Meinung nach jetzt verschwinden? Wen sollten wir denn Opfern, um Flora und Fauna Platz zu machen?
Man hat nicht berücksichtigd, dass man jetzt sex haben kann ohne dass es daraus zwangsläufig Kindern gibt. Früher war dies viel schwieriger.
Das konnte man schon seit der Antike. Kondome aus Tierprodukten, Antibabypillen aus Kräuter und den Kalender gab es schon damals Die Frauen der Oberschicht hatten auch früher nicht zwölf Kinder. Politisch war aber eine Beschränkung nicht gewollt und die Kirche hat dafür gesorgt das immer genügend Leibeigene und Kanonenfutter zur Verfügung stand.
STÜMPERHAFT
Jeder hat und kann nur aus seiner Sicht die Dinge beschreiben. Wachstum, Chaostheorie, Katastophentheorie uam. sind Phänomene, die auftreten, wenn man Parameter fixiert.
Seit 1927 kennen wir die Quantenmechanik (QM). Die Einsicht in die Entwicklung lässt fast alles möglich werden. Der Zeitfaktor ist entscheidend. Langzeitprognosen werden hinfällig. Also: Müht euch nicht ab mit stümperhaften Einsichten und überlassen sie das Philosophieren den Philosophen. Sie können nichts anderes.
Faktum:
Entstehung des Lebens. Heute kennen wir die Abiogenesis (Dr. Jack Szostak, Nobelpreisträger 2009).
Wir kennen die Mechanismen der Evolution (Francis Crick, Rosalind Franklin, Linus Pauling, James Watson and Maurice Wilkins, Photo 51, Antiparallelität der Doppelhelix DNA)
Geology (Brown 2002) zeigt, dass es 3 Lebensbereiche gibt: Bacteria, Archaea, Eucarya. Wir selber sind eine Chimäre aus Genen der Archaean die coexistieren mit Genen aus bacterieller Endosymbiose. Wir sind ein Superorganismus.
Craig Venter schafft 2010 künstliches Leben.
Die Quantentheorie ist unvollständig, was in Einklang mit der Natur steht und lässt Möglichkeiten offen für Überraschungen.
Brian Green & Michio Kaku sprechen schon vom Avatar. Das ist zum Verrücktwerden oder aber man nimmt es gelassen zur Kenntnis.
Ich warte jeden Tag auf neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft.
Guten Tag.
PS (Ich weiss, dass dies meine Sicht der Dinge ist. Ich weiss jedoch, dass sie nicht stümperhaft ist. Cool ! )
…und was soll der geneigte Leser nun aus Ihren dahingeworfenen, zusammenhangslosen Stichwörtern schliessen? Ausser dass sich die Internetgeneration in narzistischer Selbstbeweihräucherung ergeht „Gott, bin ich cool!“
Wie wäre es, wenn Sie mal versuchen würden, aus den Bruchsteinen oben einen Gedankengang zu gestalten? Geht das?
Das Zeitalter der Innovationen ist nicht vorbei. Nach Internet und Computer für Bürojobs kommen als nächstes autonome Fahrzeuge, humanoide Roboter und künstliche Intelligenz. Das wird unsere Arbeits- und Freizeitwelt vollkommen umgestalten Arbeiten wird im Zeitalter der Maschinen, die dem Menschen ebenbürtig sind, keine Notwendigkeit mehr sein sondern eine selbst gewählte Lebensbereicherung.
Wir werden dann neben Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern auch postindustrielle Gesellschaften haben in denen die Menschen genau das tun, was sie sich als persönliches Ziel gesetzt haben und nicht mehr das, was ihnen den höchsten Lohn bringt.
und woher nehmen sie das Geld wenn Roboter unsere Arbeit machen!
Geld bedeutet die Option, Waren und Dienstleistungen zu erwerben. Wenn die Waren und viele Dienstleistungen von Robotern erbracht werden, bekommen sie diese Option ohne dass sie dafür selber Arbeit leisten müssen.
Das war schon in der Antike so, damals waren es Sklaven die die Arbeitsleistung erbracht haben. Doch Sklaven bedeutete Versklavung und damit Krieg und Ungerechtigkeit. Mit Robotern fällt das weg. Natürlich nicht von heute auf morgen. Wir sind noch weit davon entfernt.
Das Hauptproblem ist die ungerechte Verteilung der Ressourcen. Solange 10% der Menschheit 85% der ressourcen verbraucht,kommen wir nicht weiter.Es gibt immer mehr arme Menschen rund um die Welt und für viele arme Menschen sind Kinder die einzige Altersversicherung.Solange aber die gigantischen Rohstoffgewinne in Tresoren der Schweizer-Banken landen,bei Spekulationen an New Yorker oder Londoner Börse verpulvern oder für Kampfflugzeuge u Flugzeugträgr ausgegeben werden, wird es keine Lösung geben.Leider sind wir im Westen aber nicht bereit zu teilen! Die neoliberalen Kräfte im Westen beginnen lieber ständig neue Kriege für Erdölbohrrechte oder unterstützen Diktatoren für lukrative Geschäfte.Manager u CEOs in der Finanzwirtschaft oder bei den internationalen Mutis und westliche Politker werden kaum je freiwillig eine Umverteilung zustimmen!Darum wird es mehr Krisen,Kriege,Flüchtlinge u Terror geben, bis das System zusammanbricht! Gandi hatte es einst treffend formuliert: Die Welt hat genug
für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier
Niemand teilt freiwillig. Zudem holt gerade Asien mächtig auf. Vor hundert Jahren hatte nur Japan eine mit den Europäern und den USA vergleichbare Wirtschaftskraft. Die Japaner verhielten sich auch strategisch wie Westmächte. Nach den Japanisch – Russischem Krieg begannen sie Korea, Teile Chinas und weitere Asiatische Staaten zu kolonisieren. Im zweiten Weltkrieg konnten die Japaner die Asiatischen Kolonien von Frankreich,den Niederlanden, Grossbritannien und den USA erobern.
Seit dem zweiten Weltkrieg gab es zum Glück keinen offenen Krieg mehr zwischen Industrienationen.
Heute haben neben Japan auch Taiwan, Südkorea, Hong Kong, Teile von China, Singapur eine mit dem Westen vergleichbare Lebensqualität. Weitere Länder sind ebenfalls auf guten Weg,
Martin mayer, es geht eigentlich nicht nur um Teilen, sondern die Ausbeutung muss gestoppt werden!An Rohstoffen der dritten welt bereichern sich westliche Firmen & Banken, während in diesen Ländern Armut erschreckende Formen annimmt. Wir brauchen mehr Gerechtigkeit, was eben dazu führt, dass im Westen etwas Bescheidenheit u Solidarität angesagt ist. Man muss ja blind sein, um nicht zu sehen,dass wir im Westen immer mehr auf Kosten der dritten Welt leben. gigantische Rohstoffgewinne aus diesen Ländern lagern bei uns im Westen in Banktresoren oder werden bei Casinospielen an den Börsen verpulvert, während die Menschen aus den Ländern,woher diese Rohstoffe mehrheitlich kommen,zum Teil kein sauberes Wasser haben…
Der Westen ist nicht an allem schuld. Es gab durchaus Länder die den Aufstieg vom Drittweltland zu einem modernen Land geschafft haben. Andre nicht weil die Eliten so korrupt und unfähig sind. Zimbabwe ging es als Kolonie besser als heute unter Mugabe. Aber da sind wahrscheinlich die Briten schuld die das Land in die Unabhängigkeit entliessen.
Rohstoffe haben auch die geringste Wertschöpfung und ein Rohstoffüberfluss macht faul und korrupt . Nehmen sie z.B Saudi Arabien. Geld wäre im Überfluss vorhanden und eine moderne Industrie und Dienstleistungsgesellschaft aufzubauen. Aber noch heute sind im Ölbusiness Ingenieure aus dem Westen und Arbeiter aus Asien eingestellt. Araber findet man nur auf Strohmannpositionen. Wenn dort das Öl weg ist sind die wieder im Mittelalter. Russland verfügt als einziges Land über alle Rohstoffe. Bis auf ein paar Oligarchen geht es der Bevölkerung aber nicht besonders gut.
Im Gegensatz dazu gibt es Länder ohne Rohstoffe die einen sehr hohen Wohlstand haben.
Martin Mayer!Falsch!Gerade Saudi Arabiien ist ein klassisches Beispiel einer Marionettenregierung vom Westen.Ohne US-Unterstützung wären viele Diktatoren wie Saudis innert Wochen weg!USA,England und co. bringen diese Marionetten an die Macht und im Gegenzug werden Rohstoffgewinne in westliche Wirtschaft reinvestiert (in Form von Bankkonten,Investitionen an Wallstreet oder gigantische Rüstungsaufträge usw) Sie müssen sich nur etwas mehr mit Weltpolitik befassen,dann sehen Sie wie es funktioniert.Wer gegen westliche Ausbeutung Widerstand leistet wird dann oft weggeputscht: einige klassische Beispiele: 1953 demokratisch gewählter Dr. Mossadeg in Iran, 1961 Lumumba in Kongo, 1973 Allende in Chile usw).Würde Westen die dritte Welt nicht wie eine Milchkuh ausbeuten und dort nicht ständig intervenieren(Invasionen,Diktatorenunterstützung usw), hätten viele Länder sich schrittweise demokratisieren können.Aber da Demokratisierungs -oder Souveränitätsbewegungen oft vom Westen sofort erstickt werden,wird sich die dritte Welt leider immer mehr massiv radikalisieren oder gigantische globale Flüchtlingsbewegungen verursachen…was langfrisitig auch Westen massiv schaden wird
@Kazemi: Sie haben da ein paar Dinge falsch dargestellt. Wir haben nicht immer mehr Arme Menschen. Das Gegenteil ist der Fall. Den Erfolg, den wir im Kapmf gegen die Armut haben, haben wir aber der Globalisierung zu verdanken (eben diesen Neoliberalen, die dafür eintreten, dass alle möglichst frei am Wirtschaftsgeschehen Teil haben können). Kinderreichtum ist nicht so sehr ein Phänomen der „Lebensversicherung“ sondern ein Phänpomen der Frauenrechte (bzw. dessen Mangels).
Frank Baum@von den Rohstoffen u Ressourcen der Welt profitiert nur eine Miderheit.Es mag sein, dass dank Impfungen usw Sterblichkeit prozentual abnimmt, aber die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr. Bald gehören sogar Länder wie Spanien oder Griechenland zu armen Ländern..10 Prozent der Menschheit lebt auf Kosten der restlichen 90%… Wegen Gier und Wachstum-Geilheit einer führende Elite ist sogar die Umwelt des Planeten gefährdet.Wir haben mehr Krisen,Terror,Flüchtlinge und Umweltprobleme….Ist das die Wunschwelt der neoliberalen Kräften? Eine globale Wirtschaft macht nur dann sinn, wenn mittles Kontrollen und klare Spielregeln gewährleistet ist, dass niemand ausgebeutet und ausgeraubt wird. Die Häufung der Finanzblasen und Krisen kann sogar in gewissen Gebieten sogar in Europa in bürgerkriegsähnliche Situationen enden!
Ich frage mich, wie sich das Wachstum entwickelt hätte, wäre der grosse Innovationstreiber und Tabula rasa Faktor des zweiten Weltkriegs nicht gewesen. Er war es auch, der zu ausgewogenen Sozialpartnerschaften geführt hat und damit zur eigentlichen Begründung der modernen Mittelschicht. Es gab damals viel wiederaufzubauen und im Nacken sass einem der neue Feind in Gestalt einer total anderen Wirtschaftsordnung. Viel Motivation also, exemplarisch dafür ist sicher die Mondlandung 1969, nur 24 Jahre nach diesem grauenhaften, allumfassenden Weltenbrand. Und da möchte ich die Voten von Bockemühl und Gassmann aufnehmen. Denn statt dass einer dieser vielen interessanten Zukunftsszenarien aus den 70ern heraufdämmerte, betraten in den 80ern plötzlich ganz neue Akteure das Feld, welches gerade durch Reagan & Co völlig umgepflügt worden war. „J.R. Ewing“ war der Star der Stunde, die süffisant lächelnde „Ich nehm Dich in jedem Fall aus“ Visage. Sustainability? Beruhigender Schwachsinn für Gutmenschen. Und dieser fatale Kulturwechsel in die völlig falsche Richtung hat uns doch erst zu diesen total fahrlässig zusammengekleisterten Konstrukten geführt, die uns diese massive Finanzkrise beschert haben. Wenn sich eine FINMA heute direkt in das Tagesgeschäft einer Grossbank einmischt, spricht das doch Bände. Ich meine darum auch, nur ein weiterer Kulturwechsel hin zu einem Streben nach wieder auf solider Basis stehendem und und möglichst ausgeglichen verteiltem Wachstum bringt uns nach diesen totalen und viel zu oft kriminellen Übertreibungen der Finanzbranche zurück in ruhigere Gewässer. Sicher mit weniger Vortrieb als bisher, aber was ist uns denn lieber? Nochmal so eine Krise?
„Der Wachstumseinbruch durch die Finanzkrise ist kein Trendbruch in unserem Wachstumspotenzial.“ Leider vieleicht doch, weil der Zugang zu billiger Energie in Form von Erdkohle und Erdöl, und die Entwicklung von Maschienen zur Verrichtung der härteren Arbeit in der Landwirtschaft und der Industrie, den markanten Wirtschaftswachstum überhaupt möglich gemacht hat. Zudem waren Europa und die USA über Jahrzehnte die einzigen Industriestaaten mit der Fähigkeit und Kapazität, jegliche Rohstoffe in Wertgesteigerte Produkte unzuwandeln.
Dies hat sich seit dem rapiden Aufhohlen der BRICS Länder, vor allem in China und Indien, stark geändert – mit der für den Westen wenig wünschenswerter Folge das die Rohstoffpreise, allen voran das zur Zeit schnell schwindende Erdöl, extrem gestiegen sind. Die Verlagerung von Produktions Standorten von Europa und den USA in Länder mit billigeren Arbeitskräften hat auch zu einem Transfer von Kow-how in die BRICS Länder geführt der uns jetzt gewissermassen zum Verhängnis werden könnte.
Eine der entscheidenden Stärken des Westens war meiner Ansicht nach auch die Hegemonie punkto Technologie und Innovation zur Verarbeitung von importierten Rohstoffen und des Verkaufs von Fertigprodukten an die Welt, und damit auch eine Absicherung der Arbeitsplätze und des Lebensstandards in Europa und den USA. Diese ehemalige privilegierte Lage haben wir durch das kurzfristige Profitstreben einer grossen Anzahl von Unternehmen und Ihrer Verlagerung der Produktions Standorte endgültig verloren.
Die Hauptfrage ist doch wie gegenwärtige Westliche Innovation und Produktion der Mehrheit der Arbeitnehmer einen korrekt bezahlten Arbeitsplatz sichern kann, vor allem in Betracht der Tatsache das zukünftiges Wachstum vermehrt auf erneuerbare Energien basieren muss. Die Epoche in der wir „uns (dank Erdöl und Maschinen) viel weniger Zeit mit Arbeit in viel angenehmeren Jobverhältnissen verbringen“ könnte relatiiv schnell zu Ende gehen. „Food for thought“.
@ Peter
Der Zusammenhang zwischen ökonomischem Fortschritt und dem Einsatz von Fremdenergie (Tiere, Wasserkraft, Oel, Strom) dürfte ausser Frage stehen. Billige Energie erleichtert das Leben.
Der Umstieg auf sog. erneuerbare Energie ist allerdings ein Dogma, kein Naturgesetz. Wir mögen „Peak Oil“ erreicht haben, aber sicher noch nicht „Peak cheap Energy“ (zB US-Shale Gas). Im Moment eröffnen sich mehrere neue Wege, wie wir künftig das Sonnenlicht in den Tank füllen könnten. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass wir irgendwann die Nullpunktenergie anzapfen können, das wäre dann echt alternativ.
Wenn man weltweit ernsthafte Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien und Effizienz einführen würde, um die hohe Abhängigkeit von fossilen Energien und den CO2-Ausstoss reduzieren zu können, wird das sehr wohl ein Wachstum initiieren. Zum einen weil dadurch Platz für grosse und sichere Investitionen geschaffen wird und zum anderen weil diese Investitionen wiederum Millionen von Arbeitsplätzen schaffen werden und diese Arbeitsplätze wiederum über finanzielle Mittel verfügen um mehr konsumieren zu können.
Leider hat der etablierte Energiesektor verständlicherweise nicht das geringste Interesse daran und bekämpft die Einführung solcher Rahmenbedingungen vehement. Man beachte: Die Welt verbraucht pro Jahr 140’000 Mrd kWh an Primärenergie. Wenn diese Energie im Schnitt lediglich für 5 Rappen/kWh verkauft wird (1 Liter Benzin entspricht 10 kWh), dann sind das 7000 Mrd die der etablierte Energiesektor vorwiegend mit fossilen Energien pro Jahr einnimmt.
Wenn man …
Das Problem ist ja die ueberboardende Regulierung. Wir sollten eher ein Situation des organisierten Chaos anstreben, mit einigen wichtigen Grundregeln und sonst nichts.
Rahmenbedingungen und Grundregeln sind im Prinzip das Gleiche.
Das Problem ist, dass die Grundregeln bereits heute durch den etablierten Energiesektor gesetzt werden, sei es durch deren Lobbying, durch deren Vertreter im Parlament oder deren teure PR.
Es geht um die Regulierungsdichte, welche viel zu hoch ist. Unter Grundregeln verstehe ich einfache, klare und leicht nachvollziehbare Regeln, welche den groessten Teil der Verwaltungsarbeiten (vor allem auch auf staatlicher Seite) eliminiert.
Z.B. braucht es keine Regulieren der Banken, sondern einzig die Regel, dass keine Bank gerettet werden darf. Dies eliminiert die Frage der Eigenkapitalquote automatisch, da schlechte Risiken (Akteure) vom Markt ausgemerzt werden. Meistens ist weniger mehr.
„Wir sollten eher ein Situation des organisierten Chaos anstreben, mit einigen wichtigen Grundregeln und sonst nichts.“
Toll. Genauso sollte es sein – z.B. die 10 Gebote beachten und los…..einfachste Gesetze, wenig an der Zahl, ansonsten koennen komplexe Problemfelder kaum geloest werden.
Die Idee ist alt aber noch immer von enormem Reiz: das Erreichen einer gewuenschten Moral ist das Ziel – der Weg dahin fuehrt ueber die Mittel, welche uns die Oekonomie zur Verfuegung stellt.
….so denken hoffnungslos verlorene Idealisten……;-)
Ich frage mich, wie sich das Wachstum entwickelt hätte, wäre der grosse Innovationstreiber und Tabula rasa Faktor des zweiten Weltkriegs nicht gewesen. Er war es auch, der zu ausgewogenen Sozialpartnerschaften geführt hat und damit zur eigentlichen Begründung der modernen Mittelschicht. Es gab damals viel wiederaufzubauen und im Nacken sass einem der neue Feind in Gestalt einer total anderen Wirtschaftsordnung. Viel Motivation also, exemplarisch dafür ist sicher die Mondlandung 1969, nur 24 Jahre nach diesem grauenhaften, allumfassenden Weltenbrand. Und da möchte ich die Voten von Bockemühl und Gassmann aufnehmen. Denn statt dass einer dieser vielen interessanten Zukunftsszenarien aus den 70ern heraufdämmerte, betraten in den 80ern plötzlich ganz neue Akteure das Feld, welches gerade durch Reagan & Co völlig umgepflügt worden war. „J.R. Ewing“ war der Star der Stunde, die süffisant lächelnde „Ich nehm Dich in jedem Fall aus“Dieser windige neue Hero
Leider hat Herr M. D. Meier das erste Riesen-Wuchern der Menschheit nicht erwähnt: das durch Viehzucht und Landwirtschaft verursachte der Jungsteinzeit. Die Weltbevölkerung stieg damals von etwa 5 auf über 300 Mio. Ihren «Erfolg» verdankt die Menschheit der fatalen Abholzung und sonstigen Plünderung der Erde, dem Verlust der Fähigkeit als stabiles, nachhaltiges Waldwesen im und vom Walde zu leben. Durch die weiteren von Herrn Meier beschriebenen «Fortschritten» ist die Menschheit zur noch wuchernden Weltpandemie, zum Großschmarotzer geworden, der seine Wirtin Erde zerstört und vergiftet. Die heutige Weltpandemie Menschheit wird verzweifelt nach Strohhalmen der Technik und anderen Illusionen greifen, umsonst. Dem Riesen-Wuchern wird der natürliche Pendelschlag zum GROßEN SCHRUMPFEN folgen.
Einige simple Gedanken:
– Gesamtnachfrage stagniert, weil irgendwann einmal die Grundbeduerfnisse einer Gesellschaft gedeckt sind
– Innovation: diese wird gehemmt, weil sich immer mehr Patente auf ‚digitalen Code‘ beziehen (siehe heutigen Artikel in dieser Zeitung)
– Digitale Revolution hat Produktivitaet und die Kreation neuer Beduerfnisse zwar erhoeht, steht diesbezueglich aber nachfragetechnisch in keiner Relation zur industriellen Revolution
– Anstatt nun die Grundbeduerfnisse ALLER Menschen WELTWEIT zu decken, werden immer neuere Spitzfindigkeiten erruiert, um die Kraefte- und Machtverhaeltnisse zu zementieren.
– Die gegenteilige Tendenz, alles und alle zu regulieren, endet wohl in einer apathischen Gesellschaft, wie sie vorbildlich im ScienceFiction ‚Fahrenheidt 451‘ dargestellt ist.
– Unsere Ahnen und Urahnen wuerden unsere Probleme zurecht als ‚Schnuddergoof‘-Probleme hinstellen
Als absoluter Freund vom naturwissenschaftlichem, also menschlichem Innovations- und Vollendungsgeistes kann man schon auch hinterfragen, wieso diesem Wachstumsdogma auf ‚Teufel komm raus‘ unbeschraenkt gehuldigt werden soll.
Als absoluter Freund vom geisteswissenschafltichem, also menschlichem Vernunfts- und Selbsterkennungsgeistes kann man schon auch hinterfragen, wieso diesem Nivellierungszwang, alles und jeden kontrollieren und regulieren zu muessen, von unserem Innersten her aus auf ‚Teufel komm raus‘ gehuldigt werden soll.
Vermutlich liegt auch da der Mittelweg nahe dem Ideal, dass ein jeder fuer sich individuell zuerst einmal zu erkunden und zu erklaeren/erhellen hat und erst demnach zu handeln gewilligt und befaehigt sein wird.
Insofern taete eine diesbezuegliche schulische Edukation vielleicht Not. Soviel ich weiss, gibt es an CH Schulden diesbezuegliche Tendenzen, was eigentlich Mut machen koennte.
@) Phil Barbier, Sie schreiben in Ihrem ersten Satz: „Die Gesamtnachfrage stagniert, weil irgendwann einmal die Grundbeduerfnisse einer Gesellschaft gedeckt sind“. Eine einfache, aber zentrale Feststellung. Offenbar sind wir jetzt an diesem Punkt – und ziemlich ratlos. Warum kommt mir dabei immer Schumpeters gern zitierte Feststellung von der schöpferischen Zerstörung in den Sinn, wodurch erst neue Werte geschaffen werden können? Vielleicht bereitet sich die „schöpferischen Zerstörung“ in grösserem Stil als sich das Schumpeter dachte quasi aus sich selbst vor, um neuen Bedarf zu schaffen? Dazu gibt es durchaus historische Bezüge.
@Fred David: als erstes faellt mir auf, dass die Theorie der ’schoepferischen Zerstoerung‘, welche durch Schumpeter erst richtig bekannt geworden ist, auf einer Grundlage fusst, wie sie die Welt vor 100 Jahren den Menschen zur Verfuegung stellen konnte – und diese wurde von letzterem wohlweislich auch erschaffen. Ihre Kriegs- und Zerstoerungs-Theorie, welche man auch in Geschichts- und Oekonomiebuechern antrifft, ist sehr konkret. Sehr konkret sind aber auch die Unterschiede, wie sich die Welt uns heute praesentiert. Damit will ich lediglich ausdruecken, dass solche Theorien immer auch im Kontext dazu gesehen werden sollten. Der philosophische Gehalt der ’schoepferischen Zerstoerung‘, wie ihn einerseits die Bibel oder auch Nietzsche in seinem ‚Zarathustra‘ erwaehnen („Und wer ein Schöpfer sein muß im Guten und Bösen: wahrlich, der muß ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen.“ (wikipedia)), nehme ich persoenlich viel mehr als Aufforderung wahr, individuell an der Vernichtung und Neuausordnung von eigenen spirituellen Einsichten zu arbeiten.
Denn wahrlich, ich bin kein Freund von Zerstoerungswahn oder -wut in Bezug auf konkret Vorhandenes – zumal das im letzten Jahrhundert von Menschengeist und -hand Erschaffene ja gerade zu unserem Wohlstand gefuehrt hat, welcher in erster Linie auf die Befriedigung unserer Grundbeduerfnisse ausgerichtet war. Zerstoeren wir dieses, werden wir erst einmal genau dieselben Beduerfnisse zu befriedigen suchen (Dach ueber’m Kopf, Heizung, fliessend (warmes) Wasser, genuegend Nahrung, umweltvertraeglichkeit im Denken und Handeln, etc.).
Wie weit zurueck wollen Sie zerstoeren? Wollen Sie die digitale Revolution rueckgaengig machen? Der menschliche Geist wird dies Ihnen nicht verzeihen und er wird v.a. nicht vergessen. Es geht keinesfalls um Zerstoerung (es sei denn, diese habe zum Ziel, ernsthaft die EIGENE Motivation, die EIGENE Bequemlichkeit, die EIGENEN Aengste, die EIGENE Gier, die EIGENEN inneren Schwaechen, die Kontrolle uebe
….r die EIGENEN (An)Triebe, etc. zu hinterfragen).
Wenn wir also eine Revolution benoetigen, dann hat dies vermutlich mehr mit unserer Einstellung zur Welt wie sie nun mal ist zu tun. Das ist der Aufgaben genug – denke ich mal.
@ Phil
Guter Beitrag. Sie erkennen, dass das Problem durch eine Bewusstseinsveraenderung, welche bei jedem Einzelnen zu beginnen hat, sich nur loesen laesst.
In Bezug auf Schumpeter muessen wir dies richtig einordnen. Es handelt sich in erster Linie um „creative destruction“ im Zusammenhang von Fehlinvestitionen, welche sich als Folge von nicht nachhaltigem Wirtschaften einstellen. Leider haben wir (d.h. unsere Zentralbanken und Regierungen) es verstanden, diese noetige Reinigung immer wieder zu unterdruecken, wodurch wir heute ein um so groesseres Dilemma vorfinden. Die Kosten der Verhinderung werden dadurch nicht bei den wirklichen Fehlinvestitionen (also nicht bei unvorsichtigen Krediterteilern) anfallen, sondern bei der Allgemeinheit.
Jedes System kann nur als nachhaltig betrachtet werden, wenn es waehrend einer Expansion sowie ebenfalls bei einer Kontraktion funktioniert. Wir erkennen schrittweise, dass viele unserer Systeme im Falle von Kontraktion eben nicht mehr funktionieren. Jeder Naturwissenschafter weiss, dass nichts, aber auch gar nichts auf immer und ewig wachsen kann. Oekonomen verweigern sich noch heute dieser Tatsache und sind verliebt in ihre Modelle, welche oft einer Ponzi Scheme gleichkommen.
Mir scheint, MDM blendet einen wesentlichen Zusammenhang aus, wenn er jetzt nach politischen Massnahmen zur Wiederherstellung des Wachstums ruft: Die Entwicklung des Produktionsniveaus.
Ein staendiges Wachstum (konstant positive Wachstumsraten) führt zu einem exponentiellen Wachstum der Produktion = Ressourcenverbrauch = Abfallmenge. Das kann in einem endlichen System (wie unserem Planeten) nicht ewig so weitergehen.
In der Natur entwickeln sich die Dinge in der Regel nach einer Logistikfunktion, d.h. Nach einer Zeit zunehmenden Wachstums geht die WachstumsRATE wieder zurück, und das System stabilisiert sich auf einem höheren Niveau ( tendenziell in einem dynamischen Gleichgewicht.
Die oben gezeigte Kurve für das Wachstum entspricht ziemlich gut dem, was man für eine Produktionsentwicklung entlang einer Logistikkurve erwarten würde. Die Wachstumskurve ist ja die erste Ableitung der Produktion, entsprechen muss diese nach einem Peak auch wieder zurückfallen. Der Peak zeigt den Zeitpunkt, wo die Logistikkurve (im Gegensatz zu einer Exponentialkurve!) sich wieder beginnt abzuflachen. Die Zeit des ständigen Wachstums der materiellen Güterproduktion ist auf diesem Planeten rum. Wer jetzt nach Staatseingriffen ruft, um das Wachstum wieder herzustellen hat das offensichtlich nicht begriffen.
Wir haben Mitte der 50er Jahre „Peak Growth“ gehabt, wir haben 2010 „Peak Child“ gehabt, die globale Entwicklung ist damit in grossen Zügen vorgespurt. Was leider nicht vorgespurt ist, ist der Wechsel von der Mangelwirtschaft (alt) zu einer Ueberflusswirtschaft (neu) und der Wechsel von einer materiell fokussierten Gesellschaft zu einer ideell orientierten.
Dazu muss nicht nur das Problem der Extremen Ungleichverteilung des materiellen Wohlstandes gelöst werden, sondern auch ein neues Anreiz- und Steuerungssystem etabliert werden, das die Rolle des Marktes (=Mangelwirtschaft) ablösen kann.
That’s more like it ! Sie scheinen sich ja trotz vorletztem Kommentar mit „Verteilungsfragen“ zu beschäftigen! Sozialist?
😀
Was ist eine „Logistikfunktion“? Mal was ganz neues in der heutigen Mathematik …
@ DK
Ich empfehle Ihnen, zB Wikipedia zu Rate zu ziehen. Die Logistikkurve ist der Graph der sich ergibt, wenn man die logistische Funktion mit konkreten Parametern über einen bestimmten Zeitraum löst.
Neu? Höchstens für Sie. Wird schon in Oekonometrischen Lehrbüchern von 1969 beschrieben…
Das Herzstück der Ökonomie ist die Verteilung von knappen Gütern! Verteilung kommt in ihren Kommentaren nun überhaupt nicht oder nur am Rande vor.
Falsch.
Die Verteilungsfrage ist primär eine politisch/soziologische, keine Ökonomische. Die ökonomische Kernfrage ist und bleibt die optimale Faktorallokation.
Aber eben – viele Sozialisten glauben, etwas von Ökonomie zu verstehen, weil sie sich täglich damit befassen, das Geld anderer Leute zu verteilen.
Lieber Herr Ernst: Welche politische Ausrichtung in der Schweiz – und anderswo – am meisten Geld an ihre Klientel „umverteilt“, darüber lässt sich trefflich streiten. Die „bürgerliche“ Mentalität, die aufgrund ihres kaufmännischen Erfahrungshorizontes meint, auch automatisch etwas von makroökonomischen Zusammenhängen zu verstehen, halte ich – jedenfalls in der aktuellen Lage – für weitaus schlimmer. Und ihre eigene Annahme, dass sich die ökonomische Lehre um die „Verteilungsfrage“ (und damit die politischen Auswirkungen von ökonomischen Entwicklungen) foutieren kann, ist geradezu geeignet, die ganze Disziplin der Wirtschaftswissenschaften in Verruf zu bringen. Uff. 😉
Tja, lieber Herr Kuehni, Sie demonstrieren mal wieder, wie schnell die Leute ihre eigenen Vorurteile in die Aussagen anderer Leute hineininterpretieren.
Blanca und ich haben uns unterhalten was im ZENTRUM (Herzstück, Kernfrage) der Ökonomie sei. Nirgends habe ich auch nur angedeutet, dass sich der Ökonom nicht auch mit den Auswirkungen seiner Erkenntnisse befassen solle. Das ist ihre persönliche (Fehl)Interpretation meiner Aussage, und diese entlarvt Ihre Vorurteile. So schnell kann’s gehen.
Also, lieber Herr Ernst, so kann ich auch:
Ihre ursprüngliche Replik (ebenso wie diejenige auf meinen Kommentar) demonstriert wieder mal, wie gefährlich es ist, eine vermeintliche Essenz (Zentrum, Herzstück, dem Pudel seinen Kern) definieren zu wollen, ohne in Sophisterei abzudriften oder gar „Reductio ad absurdum“ zu betreiben.
Ihre Antwort auf Bianka’s Kommentar erweckt aber genau diesen Eindruck: Sie betreiben Haarspalterei um jemanden mit einer „fachlichen“ Belehrung abzuwatschen, ohne inhaltlich auf sein Ursprungsargument einzugehen. Implizit drücken Sie damit eine Gegenposition aus, auch wenn dies gar nicht ihre Absicht ist. Eine Diskussion von makroökonomischen Zusammenhängen unter Auslassung der Verteilungsfrage bleibt aber steril, ebenso wie die von ihnen eingebrachte, künstliche Auftrennung der Materie in Ökonomie/Politik/Soziologie selbst. Und natürlich hilft der wirklich billige Seitenhieb auf irgendwelche „Sozialisten“ auch nicht gerade, das Image zu korrigieren.
Ich halte meine Reaktion nach wie vor für legitim. Falls Sie sich falsch verstanden fühlen, liegt das an der Formulierung ihres eigenen Kommentares…
The beauty lies in the eye of the beholder…
@T. Ernst:
… so does hideousness and everything else, too. Reduce to the absurd = end of communication…
Ihr Artikel in Gottes Ohr! Hört man die Reden der Politiker, in der Schweiz, in der EU und weltweit, dann sagen sie alle, ohne Wachstum, kein Ausgang aus der Krise. Die Analysen des Club of Rome der 70-er und der 90-er Jahre sind vergessen und von denjenigen, die am Wachstum interessiert sind, als falsch verschrien. Das weltbestimmende Wirtschaftssystem ist auf Wachstum und Raubbau konditioniert, anders funktioniert es gar nicht. Zum Glück wächst unser Planet ja täglich und schafft Raum für die Aufnahme der kommenden Milliarden. Es entsteht neuer Lebensraum für Braunbär, Schneeleopard die Elephanten und natürlich auch für die Menschen, vor allem für die Börsenkotierten.
Alternativen, Vorschschläge?, ich höre die Kritik! Diese gibt es, sie sind von besonnenen Menschen längst vorgeschlagen worden, aber sie gefallen den Kreisen nicht, die am Kurs auf den Eisberg interessiert sind.
@ Walter
„Das weltbestimmende Wirtschaftssystem ist auf Wachstum und Raubbau konditioniert, anders funktioniert es gar nicht.“
Ja, es ist genau so wie Sie sagen, darauf konditioniert. Jedoch sind es die Entscheidungstraeger (und indirekt natuerlich der Stimmbuerger), welche die Konditionen festlegten. Es bestand sehr wohl die Moeglichkeit, andere Wege zu gehen, welcher auf Nachhaltigkeit beruhten. Natuerlich haette das bedeutet, dass wir nicht jeden kleinen wirtschaftlichen Einbruch gleich mit monetaeren und finanzpolitischen Manipulation haetten vermeiden duerfen, sondern der Wirtschaft jeweils eine Erholungsphase mit schwachem/negativem Wachstum zugestanden haetten.
Ich zeige zwar immer mit dem Finger auf die Zentralbanker mit ihrer ankerlosen Geldpolitik, wobei ich mir sehr wohl bewusst bin, dass es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt, indem niemand mehr bereit ist, Probleme wirklich zu loesen, sondern einzig jeder sich auf seine persoenliche Vorteile fokussiert und somit der Ponzi Scheme immer wieder ein wenig mehr Brennstoff bietet.
@LinusHuber:
Sie schreiben: „Es bestand sehr wohl die Moeglichkeit, andere Wege zu gehen, welcher auf Nachhaltigkeit beruhten.“ Das glaube ich mittlerweilen nicht mehr. Der Mensch ist dazu nicht faehig – und er war es niemals. Und zwar ganz einfach deshalb, weil die anfaenglichen ‚Wellentaeler‘ und selbst die grosse Krise um die 30er-Jahre in Zeiten stattfanden, wo die Maerkte in keinster Weise Saettigungserscheinungen aufzeigten. Die groben Fehlentscheidungen wurden tatsaechlich in den 80gern begangen. Damals warnten einige (Kreutz, Kennedy, etc.) und man handelte mit Parallelwaehrungen, die jedoch niemals ueber eine ‚Sippschaft‘ hinaus Anwendung finden konnten, wie z.B. WIR (auch aus steuertechnischen Gruenden). Und selbst da hat sich der Virus unseres aktuellen Geld/Wert-Verstaendnisses durchgefressen.
Trotzdem gibt es sie, die Idealisten, die sich nicht beirren lassen. Weil sie mit ihrer Einstellung anecken, leisten im Stillen ihre taegliche Arbeit. Sie sind nicht mainstream-faehig und werden belaechelt und ganz sicher werden sie aus den Staedten vertrieben, da sie niemals unseren Anforderungen genuegen koennten. Durch diese klare Trennung koennen sie gluecklich sein, wobei wir wieder auf eine irrsinnige Ausschweifung unserer Kultur stossen, naemlich die, dass nach dem Belaecheln der Neid aufkommt: „Es kann doch nicht sein, dass es tatsaechlich Menschen gibt, die ueberaus freundlich sind und in aller Bescheidenheit ein glueckliches Leben fuehren koennen. Die muessen doch schmarotzen, unrasiert sein und stinken.“ So unsere Meinung…
Tja, wenn man sie nicht am richtigen Tag besucht, dann mag dies auch zutreffen – nur: wer ‚lebt besser‘? Das sind Fragen, die ganz einfach nicht gestellt werden muessen, weil es da keine Alternative zum gluecklichen, einfachen Leben gibt. Und da kommen wir wieder auf unsere individuellen Noete zurueck, die gerne mal hinterfragt werden duerfen. Allerdings habe ich fuer staedtische Verhaeltnisse auch keinerlei konkrete Ideen.
Ein wesentlicher Punkt in der Erklärung der Wachstumskurve fehlt: der Krieg. Der zweite Weltkrieg hat in seiner Vorbereitungsphase ungeheure Wachstumsimpulse geschaffen, womit wenige Jahre später dann wiederum Billionenwerte vernichtet wurden. Die Nachkriegsphase führte erneut zu einem riesigen Wirtschaftsboom. Veraltete Produktionsmittel waren zerstört und konnten dank vieler im Krieg mit Hochdruck neu oder weiter entwickelten Technologien auf neustem technologischen Stand aufgebaut werden.
Der Krieg ist nicht Vater aller, aber vieler Dinge. Diesen unangenehmen Aspekt blenden Oekonomen gern aus, weil er sich nicht
so kühl und rational in ihre grossartigen Theoriegebäude einbauen lässt. Krieg als eminenter Wirtschaftsfaktor: Das ist eine gefährlichee Verlockung und Schumpeters Theorie von der kreativen Zerstörung erscheint dadurch in einem andern Licht.
Das betrifft übrigens auch und gerade unser Land: Die Schweiz war vor dem Krieg keineswegs reich, der Franken eine eher schwache Währung von regionaler Bedeutung. 1945 war die Schweiz einer der reichsten Staaten, der Franken eine der härtesten Währungen der Welt. Die (Mit-)Finanzierung und Belieferung des Wiederaufbaus in Europa und andern Teilen der Welt ist eine wesentliche Erklärung für die heutige Rolle der Schweizer Banken und eines grossen Teils unserer Industrie – und damit unseres Wohlstands. Aber Oekonomen neigen dazu, lieber kluge Theoriegebäude drumrum aufzubauen.
Krieg schafft Wachstum und Wohlstand. Natürlich nicht für alle.
@Fred David: Sie beschreiben eine wichtige Erkenntnis, die allerdings aus dem Rückspiegel gewonnen worden ist. Obwohl die von Ihnen beschriebene Dynamik rund um den zweiten Weltkrieg zweifellos so oder ähnlich stattgefunden hat, folgt daraus nicht zwingend, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Die Existenz von (plus/minus) 10’000 nuklearen Sprengköpfen macht Sandkastenspiele aus dem frühen 20. Jh obsolet und evoziert viel eher den nahezu totalen Technologieverlust (im Falle ihrer Anwendung). Niederschwellige Stellvertreterkonflikte, wie sie seit dem zweiten Weltkrieg ausschliesslich stattgefunden haben, entwickeln jedenfalls nicht die selbe, technologiefördernde Dynamik, da sie für die involvierten Grossmächte per Definition nicht existenziellen Charakter annehmen (s. z.B. Irak, etc.).
Der weitaus schwächste Punkt an ihrer Erkenntnis ist aber ihre mangelnde, praktische Anwendbarkeit. Oder schlagen Sie zur Behebung unserer ökonomischen Probleme ernsthaft den dritten Weltkrieg vor?
@) J.Kühni: Zu Ihrer letzten Frage: Natürlich nicht. – Ich teile Ihre Ausführungen weitgehend, aber es sind soziale , wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen globalen Ausmasses denkbar, wenn nicht wahrscheinlich, die sich einer rationalen Steuerbarkeit entziehen und die sich nicht voraussagen lassen.
Ich wollte einfach darauf hinweisen, dass irrationales Handeln von Menschen in den Theoriegebäuden der Oekonomen nicht vorgesehen ist, da diese noch immer von der fiktiven Figur des Homo oeconomicus ausgehen, des rein wirtschaftlich-rational handelnden Menschen.
Der Krieg fehlt nicht in der Aufzählung. Er spielt bei Wirtschaftswachstum schlicht keine grosse Rolle. Rüstungseffekte schlagen sich zwar auf das Wachstum nieder, wenn aber die Zerstörung des Krieges da war, dann stürtzt auch die Produktivität pro Kopf. Zu guter letzt: ein wesentlicher Faktor für das Wirtschaftswachstum ist der Austausch von Gütern und Ideen.
Wäre Krieg ein wesentlicher Faktor gewesen, dann hätte das Wirtschaftswachstum vor der industriellen Revolution noch viel höher ausfallen müssen. Der Umfang kriegerischer Auseinandersetzungen ist ja im Verlaufe der Geschichte stetig gesunken.
Der Zweite Weltkriieg spielte für das darauffolgende Wirtschaftswachstum keine Rolle?- Das können Sie nicht ernst meinen. Die Produktivität stieg danach in vielen Volkswirtschaften überproportional. Natürlich gilt das nicht für die Schlacht bei Sempach …(dies nur, weil Sie als Beleg auf die Epoche vor der industriellen Revolution hinweisen).
@Frank Baum
Der Krieg spielt m. E. als ein wesentlicher Faktor beim Wirtschaftswachstum schon eine gewichtige Rolle.
Als ein nettes anschauliches Beispiel sei auf den letzten Blog mit dem Titel „Ökonomie der Piraterie“ hingewiesen. Wenn man das Affentheater um die sog. „Demokratie der Piratengesellschaft“ beiseite schiebt und die realen Gründe beim Ursprung dieser Piraterie im 16./17. Jahrhundert untersucht, wird man feststellen, dass diese in Wahrheit tatsächlich Kriege mit anderen Mitteln waren.
England legte durch diesen schmutzigen Seekrieg einen wichtigen Grundstein für seine spätere politische und wirtschaftliche Herrschaft. Gerne und gut verdrängt, aber nicht vergessen. Denn nur durch wirtschaftliche Leistungen alleine konnte damals England den machtpolitischen und wirtschaftlichen Stand der Spanier, Italiener und des Heil. Röm. Reiches nicht aufholen bzw. überholen. Kriege und seine sonstigen üblen Begleiter in verschiedensten Ausführungen sind ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Politik und der Wirtschaft.
Auch ist es notwendig, zwischen Rüstungseffekten und dem eigentlichen Krieg zu unterscheiden. Wobei eigentlich beide Spielarten auf lange Sicht sicherlich nicht mehr heurig die Wichtigkeit haben, die hier angenommen werden.
Da sei nur ein leichter Fingerzeig in Richtung der britischen Inseln gewagt.
@ Fred
Ich wuerde es ein wenig anders erklaeren. Kriege werden gefuehrt, wenn die Stimmung extrem negativ ist. Diese negative Stimmung wird natuerlich auch von einer extrem schwachen Wirtschaftsleistung begleitet. In meinen Augen spiegelt der Ausbruch eines Weltkrieges die extrem negative Stimmung und duerfte dadurch auch zeitlich mit schwacher Wirtschaftsleistung uebereinstimmen.
Was ich damit aussagen will, ist im folgenden Satz am besten zu erkennen: Nicht Krieg macht die Leute zornig, sondern zornige Leute machen Krieg.
Die Phase der 30iger Jahre und des WW2 von vielleicht 15 oder mehr Jahre, erlaubte es alle Fehlinvestitionen schrittweise zu liquidieren. Es herrschte eine spartanische Lebensweise fuer die Mehrzahl der Bevoelkerung. Auch waehrend den Kriegsjahren, als anscheinend die wirtschaftliche Leistung hoch ging, lebten die Leute noch auf sehr kleinem Fusse. Dies produzierte schrittweise eine Situation, welche einen wirklichen Neustart erlaubte und wahrscheinlich machte. Es ist nicht der Krieg in sich, sondern der Krieg ist einzig Ausdruck der allgemeinen Stimmung. In den USA war man z.B. sehr besorgt und befuerchtete, dass man am Ende des Krieges wieder in die Verhaeltnisse der 30iger Jahre zurueckgleiten wuerde.
In anderen Worten ausgedrueckt, eine wirkliche Erholung benoetigte eine laengere Periode der wirtschaftlichen Ruhephase, wo sich die verschiedenen Faktoren wieder regenerieren konnten und der Krieg war einzig ein Ausdruck der vorherrschenden Stimmung, welche sich in dieser Periode breit machte.
Warum muss immer Wachstum sein, damit die Leute immer noch mehr Sachen in den „Schränken“ haben?
Wir brauchen mehr Besinnung als immer mehr Wachstum. Aber wir wollen immer mehr und mehr, es ergibt doch kein Sinn! Wir machen Geschäfte um Profit zu haben, wir schleppen Wahre über die ganze Welt nur um Profit zu haben und der Umwelt schaden wir ohne Rücksicht. WENIGER IST MEHR!
Viele Forderungen gerade im Sozialbereich lassen sich nur mit Wachstum realisieren, z.B. eine bessere und für einen längere Lebenszeit ausgezahlte AHV. Allerdings bedeutet das nicht unbedingt mehr Güterproduktion, denn 1) es gibt auch immaterielle Güter 2) es können die glleichen Güter mit weniger Arbeit hergestellt werden
Wir sollen aus der Vergangenheit lernen, so wie die Bushmänner und Frauen gelebt haben sollten wir leben, die haben kein Besitz keine Herrscher gekannt, arbeiten nur so viel um sich zu ernähren, sind gesund und haben viel Zeit für soziales Leben. Ist nur ein Problem dabei, es funktioniert nur bis ca. 100 Leute die zusammen leben. Es gibt zu viele Menschen auf engen Raum und das gibt unnötige Spannungen, Neid, Leute die sich profilieren, Konkurrenz Kampf wer hat noch mehr und das beste und neuste, aber es gibt zu wenig Liebe.
Ich danke Ihnen Herr Holzherr für ihren Kommentar.
Ich glaube, Sie stellen sich das Leben der Buschmänner viel zu romantisch vor. Sie haben völlig Recht: ab einer Gruppengrösse von ca. 100 Personen ist mit Stammesorganisationen Schluss. Dazu kommt, dass die Lebensweise der Sammler und Jäger viel Platz braucht. In der Steinzeit lebten in Europa wohl kaum mehr als ein paar Zigtausend individuen. Wohin mit den anderen 300 Millionen? Zu guter Letzt: Das Leben der Buschmänner ist nicht von Liebe oder Genügsamkeit geprägt. Die Gewalt in Stammesgsellschaften ist viel grösser als bei uns.
Viele Menschen auf engem Raum bringen Spannungen, Neid, Konkurrenzkampf und Profilierungssucht mit sich. Es bringt aber auch viel Gutes mit sich: Abwechslung, Toleranz, Innovation, Kultur und schlicht und ergreifend: Gesellschaft. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, wo man blind Traditionen folgt und es keinen Austausch mit neuen Ideen gibt. Ich möchte auch nicht in einer Einöde leben.
Netter Kommentar. Am Schluss, wo es um Ihre Wünsche zu einer ausbalancierten Gesellschaft ohne täglichen Überlebenskampf wie im Busch geht, werden Sie leider nicht wirklich konkret: ich will dies, und das dort auch, und jenes dort ganz sicher nicht.
Weiterhin Föifer und Weggli?
Ich kann Ihnen nur sagen, dass unsere Zukunft vielleicht weniger bequem sein wird, und wir wieder vermehrt mit eigener, wirklicher Wertschöpfung zu tun haben wird (Handwerk, Nutztiere halten, Gemüsegarten & Wald bewirtschaften, etc.). Ferien werden nicht mehr einfach so am anderen Ende der Welt zu buchen sein.
Die Zeit, wo das Kapital für uns gearbeitet hat (was für eine dumme Behauptung!) ist definitiv vorbei, zu stark drifteten Eigennutz der Finanzmarktbetreiber und deren effektive Geldgeber/Kundschaft auseinander. Geld wird seine Bedeutung etwas verlieren, denn man kann es wirklich nicht essen (Quelle unklar, hat aberschon ein Anderer behauptet).
Je früher wir uns damit auseinandersetzen, desto besser wird es uns in Zukunft gehen.
In den 1970-er Jahren gab es diese Diskussion doch auch schon mal: „Das Wachstum ist zu gering – wie können wir es ankurbeln?“ bzw. „Wir haben inzwischen genug – wir brauchen kein Wachstum mehr!“
Dann haben wir, seit den 80-ern, den „Neoliberalismus“ und die „New Economy“ gesehen. Und ein Wirtschaftswachstum das zunehmend durch die Finanzmärkte getrieben wurde: Da wurden Renditen erwirtschaftet von denen die produzierende Industrie nicht einmal träumen darf! Aber ist das wirklich „Wirtschaftswachstum“? Wird hier wirklich Mehrwert geschaffen?
Zumindest in W-Europa kann man wohl festhalten: Wir haben seit den 70-ern zwar den Verkehr vervielfacht (obwohl auch damals die Strassen sich schon „voll“ anfühlten!) und ein Mobiltelefonnetz, aber wirklich „besser“ leben wir doch eigentlich nicht wirklich! Und was, wenn nicht dies, wäre denn der Zweck des Wirtschaftens überhaupt? „Wachstum“ ist ja kein Selbstzweck! Und wenn es heute vermehrt in Indien, Ostasien, Afrika … stattfindet dann ist auch klar dass DORT noch nicht der europäische Sättigungsgrad erreicht ist; da ist robustes Wachsum noch für eine Weile möglich.
These: Seit den 80-ern ist „Wachstum“ bei uns eigentlich hauptsächlich die künstliche Vermehrung von Kapital, welches zunehmend nicht durch reale „Werte“ gedeckt ist. Es nährt sich von irrationalen Hoffnungen und „Trends“, die regelmässig irgendwann platzen. Häuser erhalten z.B. ihren hohen „Wert“ dadurch dass man erwartet, dass sie morgen noch mehr kosten werden. Extreme „Blasen“ und „Crashes“ sind die Folge – und wir erleben sie in regelmässigen Abständen; die 1920-er Jahre waren da wohl nur ein Vorgeschmack.
Meine Frage ist also nicht die nach „Wirtschaftswachstum“, sondern: Wie können die riesigen, weltweit „marodierenden Kapitalien“ in produktive Bahnen gelenkt werden? Man könnte das Schlagwort „nachhaltige Kapitalwirtschaft“ dafür mal erfinden – ohne dass das die Frage schon beantworten würde…
Danke sehr wertvoller Denkansatz
Wenn Finanzkapital einst den Menschen und der Menschheit in brüderlicher Weise dienen wird, wird es in Kreisläufe einfliessen müssen, die wahrhaft Lebensqualität in umfassender Weise schaffen sowohl in leiblicher, seelischer und sehr wohl auch geistiger Hinsicht. Will heissen auch Kultur hat ihren Preis
Herr Bockemühl, interessante Aspekte die Sie hier vorbringen.
In Anbetracht der Tatsache dass nur ein kleiner Teil der von Banken heute vergebenen Kredite der Unternehmensfinanzierung dient , aber die meisten Kredite für die Spekulation auf steigende Preise bei Immobilien oder Rohstoffen verwendet werden, ein für mich klarer Fall wo man ansetzen muss. Man muss den Spekulanten mit sehr hohen Gewinnsteuern und hoher Eigenkapitalforderung von diesem Geschäftsmodell wieder abbringen.
@ Cornelis
Sie beschreiben die Auswirkungen der inflationaeren Geldpolitik sehr gut. Es handelt sich um das Resultat, wenn man das Kreditvolumen massiv staerker als die Wirtschaft wachsen laesst. Diese ankerlose Geldpolitik produziert langfristig keinen groesseren Wohlstand sondern einzig Blasen, volatile Maerkte, die Umverteilung von der Mittelklasse an die Elite, ein instabiles Finanzsystem, die Foerderung von Korruption und Vetternwirtschaft, die Untergrabung marktwirtschaftlicher, rechtsstaatlicher und demokratischer Werte.
Finanzkrise und Wachstum sind zwei völlig verschiedene Dinge. Das „Wachstum“, das die Finanzindustrie den Konjunkturen beschert hat, war immer steril, die „Wertschöpfung“ illusionär – sie beruhte auf einer spektakulären Fehleinschätzung von Risiko (oder einer bewussten Sozialisierung von Risiko). Die Rechnung haben wir erhalten, und bezahlen tut die reale Wirtschaft.
Reales Wachstum findet noch immer statt und ist weiterhin möglich; allerdings muss die Finanzindustrie als Unterstützer der realen Wirtschaft behandelt (und reguliert) werden, und nicht – wie in den letzten 30 Jahren – umgekehrt.
Wachstum ist mathematisch eine Exponentialfunktion. Diese verläuft lange sehr flach und zeigt dann steil nach oben. Konkret bedeutet ein Wachstum von 2% eine Verdopplung in 35 Jahren. Doppelt so viele Autos, Computer, Waschmaschinen etc. Wenn sich etwas nicht verdoppeln lässt, weil zum Beispiel schon jeder Haushalt eine Waschmaschine hat, so muss ein anderes Gut entsprechend mehr wachsen.In 70 Jahren sind das vier mal mehr Autos etc. Das einzige was sicher nicht wächst ist die Erde. Es geht also nicht auf. Nie und nimmer.
Wachstum kann auch linear sein oder es kann ein reines Produktivwachstum sein, das mit Arbeitszeitkürzungen kompensiert wird. Also gleich viele Autos, Waschmaschinen, Computer aber mit viel weniger Arbeitsaufwand hergestellt. Dies äussert sich in einer Arbeitszeitverkürzung.
Martin Holzherr: glauben Sie dass dies über längere Zeit finanzbar ist? Und dass es genug Menschen gibt die weniger Leistung teuer bezahlen wollen?
Produktivwachstum heisst mit gleicher Arbeitsleistung mehr produzieren. Im Bereich der Güterproduktion findet das ständig statt. Schwieriger wird es bei bestimmten Dienstleistungen, also beispielsweise bei der Pflege von kranken Menschen, denn ein Pfleger kann nicht immer mehr Menschen betreuen. Auch ein Lehrer kann nicht immer mehr Schlüler unterrichten. Fortschritte in der Medizin könnten aber dazu führen, dass es weniger (dauerhaft) kranke Menschen gibt. Schüler könnten ohne Lehrer lernen, als Autodiakteten oder mit Hilfe eines Lernsystems.
@Benny: Falsch. Wirtschaftswachstum heisst nicht immer mehr Autos, Waschmaschinen, etc. Es heisst lediglich, einen immer regeren Austausch unter den Wirtschaftsakteuren. Der Anteil der Produkte – wie Autos, usw – muss dabei nicht linear mitwachsen. Bei uns geht der Anteil ja laufend zurück.
@Frank Braun: Wenn Wachstum nicht mehr möglich ist, weil schon jeder Schweizer eine Waschmaschine hat, so wächst man als Firma in Afrika oder Zentralasien. In der Schweiz gibt es dann tatsächlich nicht mehr Waschmaschinen. Dafür gibt es hier mehr Smartphones, Flachbildschirme, Solarpanel. Diese Bereiche wachsen jeweils weit über den 2% Wirtschaftwachstum. Sonst könnte das Gesamtwachstum nicht 2% betragen.
sie vergessen den Dienstleistungssektor. Mittlerweile über 60% der Wirtschaftsleistung.