Im Westen nichts Neues

EinObama-Anhänger feiert vor dem Weissen Haus den Sieg des US-Präsidenten, 7. November 2012. (Foto: Keystone)

In den USA geht es weiter wie bisher: Ein Obama-Anhänger feiert vor dem Weissen Haus den Sieg des US-Präsidenten, 7. November 2012. (Foto: Keystone)

Barack Obama bleibt Präsident. Das ist besser so. Für Euphorie gibt es aber dennoch keinen Anlass.

Der Hauptgrund, weshalb Obamas Wahl das bessere Resultat ist, liegt in der Nichtwahl von Mitt Romney und nicht in einer ausgeprägten Stärke Obamas. Romneys wirtschaftspolitisches Programm hätte die Lage der USA verschlechtert. Doch mit grosser Wahrscheinlichkeit werden die Republikaner ihre Fundamentalopposition wieder verschärfen und damit dem Land – und indirekt der Weltwirtschaft schaden. Hier die Begründung:

  • Der bisherige und wieder gewählte Präsident hat enttäuscht. Die Amerikaner (und die Welt) haben von ihm bei der ersten Wahl sehr viel mehr erwartet, als er geliefert hat. Er selbst hat diese Erwartungen mitgeschürt. Der Elan und die Begeisterung des letzten Mals begleiten ihn diesmal nicht mehr. In der Wirtschaftspolitik hat er die Ratschläge seiner eigenen Berater in den Wind geschlagen, die mehr Massnahmen gegen die Krise verlangt haben.
  • Ein wichtiger Grund für den wirtschaftspolitischen Stillstand war allerdings die Fundamentalopposition der Republikaner unter dem Einfluss der Tea Party. Der  Extremismus von deren Position zeigt sich in einer totalen Ablehnung gegen alles Staatliche, die weit über die generell kritische Einstellung der Amerikaner gegenüber dem Zentralstaat hinausgeht. Obama loszuwerden und zu blockieren, wurde in diesen Reihen zum politischen Ziel an sich.
  • An dieser Opposition kommt Obama so wenig vorbei, wie vor den Wahlen. Denn an den politischen Machtverhältnissen hat sich in den USA auch bei den Parlamentsneuwahlen nichts geändert. In beiden Kammern zeigen sich die gleichen Mehrheitsverhältnisse wie vor der Wahl: Mit dem Senat in der Hand der demokratischen Präsidentenpartei und dem Repräsentantenhaus mit einer republikanischen Mehrheit.
  • Allerdings ist die Gefahr jetzt gross, dass diese Fundamentalopposition der Republikaner sich noch weiter verschärft. Im Wahlkampf ging es immerhin darum, die Wähler auch der gemässigteren Amerikaner zu gewinnen. Dieses Erfordernis fällt nun dahin. Mitt Romney war als Gouverneur des Teilstaats Massachusetts kein Extremist in seiner republikanischen Partei. Die heute von dieser Partei (und im Wahlkampf dann auch von Romney selbst) als Obamacare verschriene Gesundheitsreform fand in Romneycare – der Gesundheitsreform des Gouverneurs – ihr Vorbild. Obwohl sich Romney im Wahlkampf alle Mühe gegeben hat, den Ansprüchen der Extremisten zu genügen, haben diese ihn nie wirklich akzeptiert. Aber sie haben sich mehr oder weniger zurückgehalten, um den Wahlsieg nicht zu gefährden. Dieses Kalkül fällt jetzt dahin.
  • Der grösste und wichtigste anstehende Test, zu was diese anhaltende Gespaltenheit der US-Politik führen kann, ist das drohende «Fiscal Cliff». Wenn die beiden Parteien sich nicht auf gemeinsame Budgetvorgaben einigen, setzen automatisch  eine Reihe von Steuererhöhungen sowie Schnitte bei den Staatsausgaben ein. Der unabhängige Think Tank des US Kongresses «Congressional Budget Office» (CBO) hat errechnet (PDF), dass das «Fiscal Cliff» die USA erneut in die Rezession drücken und die Arbeitslosigkeit wieder deutlich ansteigen würde.
  • Doch selbst wenn beim «Fiscal Cliff» im letzten Moment doch noch eine Einigung zustande kommt, bleibt eine wirksame Konjunkturpolitik in den USA behindert. Die Republikaner stehen allen politischen Möglichkeiten, die Lage zu verbessern, feindlich gegenüber: Das gilt sowohl für die Geld-, wie für die Fiskalpolitik. Dies, obwohl sich die Wirtschaftsmacht noch immer in der Krise befindet, wie die für die USA anhaltend hohe Arbeitslosenquote von rund 8 Prozent und das zu geringe Wirtschaftswachstum belegt, um diese Quote nachhaltig zu senken.
  • Bei der Geldpolitik zeigt sich die Ablehnung stimulierender Massnahmen im Bestreben der Republikaner, Notenbankchef Ben Bernanke so rasch wie möglich loszuwerden. Wäre Mitt Romney Präsident geworden, so hat er für diesen Fall angekündigt, Bernanke nach Ablauf von dessen ordentlicher Amtszeit nicht mehr erneut zu nominieren. Absetzen kann ein Präsident den Fed-Chef nicht.
  • Aber auch die Fiskalpolitik gilt den Republikanern als Teufelswerk (ausser sie läuft unter dem Namen Steuersenkungen oder Rüstungsausgaben). Dabei wären fiskalpolitische Stimuli in den USA in einer Lage wie jetzt und nur jetzt das Instrument der Stunde – sofern sie mit einem glaubwürdigen mittelfristigen Sparplan verknüpft werden. Jetzt und nur jetzt, weil die Kapazitäten unterausgelastet sind und keine Investitionen von Privaten verdrängt werden, weil die Leitzinsen bei Null Prozent liegen und damit verbunden die konventionelle Geldpolitik wirkungslos ist, weil die Renditen für Staatsanleihen sehr tief sind und weil ein hoher Nachholbedarf in der Infrastruktur besteht.
  • Die Republikaner begründen ihre Fundamentalopposition gegen Stimulierungsmassnahmen mit der hohen Verschuldung des Staates. Dennoch fordern sie – wie das im Programm von Mitt Romney vorgesehen war – Steuersenkungen für die Reichsten (während die Steuern bei den tiefsten Einkommen im Endeffekt angestiegen wären) ohne glaubwürdig darzulegen, wie diese Ausfälle hätten kompensiert werden sollen. Die Rede war vom Stopfen von Steuerschlupflöchern, doch hier blieben die Republikaner sehr vage oder dann ging die Rechnung nicht auf (mehr dazu in diesem Bericht von Bloomberg). Auch die Geschichte der letzten Jahrzehnte zeigt: Es waren stets republikanische Präsidenten (Reagan, Bush Senior und Bush Junior) unter denen die Schulden drastisch zugenommen haben, während sie unter dem Demokrat Bill Clinton zurück gegangen sind.
  • Die deutlich angestiegene Staatsverschuldung der USA in den Jahren seit der Krise ist aber vor allem die Folge der Finanzkrise – vor allem wegen drastisch eingebrochener Einnahmen des Staates. Auch das ist eine übliche Folge von schweren Finanzkrisen. Diese Krise hat andere Ursachen und Wirkungen als «gewöhnliche» Rezessionen und sie erfordert andere politische Antworten: Ihr Auslöser ist eine Finanzkrise, ausgelöst durch eine Immobilienblase in den USA, die eine massive private Verschuldung zurückliess. Durch die enge internationale Vernetzung der Kapitalmärkte hat sie die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen. Unter solchen Umständen gehen Krisen viel tiefer, dauern deutlich länger und sind schwieriger mit wirtschaftspolitischen Massnahmen zu bekämpfen als gewöhnliche Rezessionen. Das zeigt die Geschichte – zum Beispiel die grosse Depression der 1930er Jahre – wie auch umfangreiche Studien wie jene von Reihnart/Rogoff unter dem Titel «This Time is Different». Die politische Antwort auf diese Ausgangslage bleibt weiter ungenügend.

Keine Kommentare zu «Im Westen nichts Neues»

  • Linus Huber sagt:

    Eine gutes Working Paper von Jaromir Benes and Michael Kumhof (IMF) zeigt gut auf, wo das Problem liegt. Es handelt sich dabei um den Chicago Plan welcher in den 30iger Jahren diskutiert wurde und darin glaubwuerdig das Problem der Geldkreation der Banken erkennt. Wer interessiert ist, sollte sich vielleicht die Introduction, welche lediglich 8 Seiten beansprucht, vornehmen (auch empfehlenswert fuer die Autoren dieses Blogs)

    http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf

  • ast sagt:

    „……Auslöser ist eine Finanzkrise, ausgelöst durch eine Immobilienblase in den USA“

    Eine Immobilienblase existierte in den USA aus soziologischer Sicht nicht. Das würde nämlich bedeuten dass die Anzahl Hausbesitzer und Hausmieter, verrechnet mit dem Bevölkerungswachstum, gegenüber früher enorm zugenommen hätte.
    Warum es denoch eine Immbilienblase gab erklärt sich aus der zunehmend pyramidalen Umverteilung der Vermögen in die Hände Weniger.

    Total occupied waren 1990 94’224’000 Häuser, im Jahr 2010 111’860’000 Häuser

    Diese Zunahme ist kleiner in Prozent als das Bevölkerungswachstum in derselben Zeitperiode.
    Im Jahr 1990 lag die Bevölkerung bei 250 Millionen Einwohner, im Jahr 2010 zählte man 300 Millionen.
    Im Fall dass im Jahr 2010 die Eigentumsrate pro Kopf gleich geblieben wäre wie 1990, so hätte es 2010 genau 113’068’800 occupied Häuser geben müssen, aber es war sogar etwas weniger!

    Mit anderen Worten, die Immobilienblase ist ein Mytos welcher uns die Eliten aufschwatzen wollen. In Wirklichkeit sanken die Einkommen der Menschen relativ zu 1990, was den Hauskauf immmer schwieriger und den Kredit immer riskanter werden liess.

    • Linus Huber sagt:

      An Ast

      Viele Namen werden verwendet fuer das Problem der weltweiten Kreditblase. Z.B. auch Eurokrise.

      Es liegt an der durch billige Kredite gefoerderte Preisniveau (im Verhaeltnis zum Durchschnittseinkommen), welches das wirkliche Problem darstellt.

      Ich gehe mit Ihnen grundsaetzlich einig.

      • ast sagt:

        Ja Herr Huber, wer zu rechnen weiss der kann die „Finanzkrise“ ganz klar auf die gewachsenen Ungleichgewichte bei den Einkommen/Vermögen und bei der extrem ungleichen Wertschöpfung zwischen Finanzindustrie/Dienstleistungen und anderen Industriesektoren orten. Es gibt keinen weiteren Grund für die Krise, welche eine Krise des Westens ist welcher die Werte von Demokratie und die hier erforderliche Gleichverteilung aus den Augen verloren hat.

  • Albrecht sagt:

    Dieser Artikel ist etwas unfair gegenüber Obama. Die Gesundheitsreform ist das wichtigste Gesetz seit Jahrzehnten. Es gegen die totale Opposition der Republikaner durchzubringen ist ein grosser Erfolg. Die Regierung hatte auch noch andere Ideen zur Writschaftsförderung, die alle den Rep. in den Hammer liefen.
    „Fiscal Cliff“: ich denke, Obama hat eine gute Verhandlungsposition: er kann ruhig warten, bis die „Bush tax cuts“ Ende Jahr auslaufen. Dann kann er beantragen, die Steuersenkungen teilweise, d.h. für die nicht super Reichen, wieder einzuführen. Das gibt den Rep.s zwei Optionen: sie können blockieren und damit beweisen, was man sowieso weiss: dass sie vor allem für die Superreichen politisieren. Oder sie können im Ernst verhandeln; dann können auch einige der Kürzungen zurückgenommen werden und eine Lösung in klassischer „Gibst Du mir die Wurst, lösch ich Dir den Durst“ Manier wird möglich. Für das Repräsentantenhaus sind Wahlen in nur zwei Jahren, die Republikaner können sich auch jetzt keine schlechte P.R. leisten.

  • Alex Zatelli sagt:

    Die Republikaner haben in allen (!) Swingstates verloren. Mit Fundamentalopposition werden sie auch 2016 ihren Kandidaten nicht ins Amt bringen, da sich die US-Gesellschaft noch mehr zugunsten einer Konsens-Gesellschaft verändern wird. The Tealiban-Party is over.

    • Linus Huber sagt:

      An Alex

      Der Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten ist vernachlaessigbar.

      Einzig Ron Paul haette eine wirkliche Alternative dargestellt. Nicht zu unterschaetzen duerfte der Aspekt gewesen sein, dass die Ron Paul Leute gar nicht waehlten, da die Republikanische Partei sie massiv verarscht hatte, ansonsten die Entscheidung wohl knapper ausgefallen waere. Ein Duell zwischen Ron Paul und Obama waere auf jeden Fall bedeutend interessanter und informativer gewesen, als diese Gladiatoren-Show welche geboten wurde.

  • In einer Volkswirtschaft gilt stets:

    Geldvermögen = Schulden + M1 – (über Fristentransformation verliehener Anteil von M1)

    Weil das für die Allermeisten noch zu kompliziert ist, können wir, ohne einen größeren Fehler zu machen, auch vereinfachend schreiben:

    Geldvermögen = Schulden

    Problematisch wird es erst, wenn die Summe der Geldvermögen deutlich größer wird als die Summe der Schulden, denn dann befinden wir uns in einer Liquiditätsfalle.

    Es lässt sich nicht entscheiden, wer dümmer ist – von einer religiös verdummten Masse gewählte „Spitzenpolitiker“ und an Hochschulen indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“, die elementare Zusammenhänge nicht mehr verstehen und nicht mehr verstehen wollen,…

    http://www.swupload.com//data/Geld-Geldmengen-Geldillusionen.pdf

    …oder der „moderne“ Massenmensch (vom Vollproleten bis Günther Jauch), der sich von Vollidioten (altgr.: idiotes = Privatperson; jemand, der öffentliche und private Interessen nicht trennen kann und deshalb für ein öffentliches Amt ungeeignet ist) regieren lässt und andere Idioten für „Experten“ hält, weil ihm irgendeine idiotische „Meinung“ wichtiger erscheint als elementares Wissen.

    Getreu dem Motto „wer nicht hören will, muss fühlen“ wird somit der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation allein durch das Verhältnis zweier kollektiver Ängste bestimmt. Die reale Angst vor der bevorstehenden Auslöschung unserer gesamten „modernen Zivilisation“ durch die globale Liquiditätsfalle (Armageddon) muss insgesamt größer werden, als die seit Urzeiten eingebildete Angst vor dem „Verlust“ der Religion:

    http://www.deweles.de/files/wahrscheinlichkeit.pdf

  • Rene Wetter sagt:

    @Linus Huber: Wenn man ständig kritisiert sollte man zumindest eine Alternativlösung aufzeigen. Keynesianische Massnahmen haben durchaus was gebracht wenn man 2008 einfach zugeschaut hätte, wäre die Rezession noch viel schlimmer geworden. Das Problem ist, dass meist solange debattiert zu spät ist. Das Problem ist, dass man sich sowohl beim Sparen wie auch beim Steuernerhöhen unbeliebt macht und wer unbeliebt ist, wird weggewählt, also warum es zu versuchen?
    Seit den 80ern geistert die Idee durch die köpfe, dass man mit Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln könne. Reagan war der Erste der es versuchte und häufte einen Schuldenberg an. Die Jobs wanderten doch weg, Bsp GB und USA. Apple zahlt noch 1.9% Steuern und viele wandern sich warum viele Länder hoch verschuldet sind. Es soll mir mal einer ein Land nennen wo die Theorie mit der Laffer Kurve und dem Zeugs funktionierte (kleine Abstauberländer wie Monaco zählen nicht). Wir können übrigens das Gleiche für die Schweiz feststellen: Es funktioniert nur bei kleinen Abstaubern die die Infrastruktur der Grossen benutzen können. Oder soll ich von Schmarotzern reden?

    • Linus Huber sagt:

      An Rene Wetter

      Wie schoen waere es, wenn jemand eine schmerzlose Loesung praesentieren koennte. Leider ist es dafuer schon viel zu spaet, weil man sich an ein Ausmass an Manipulationen gewoehnt hat, welche wohl in der Geschichte einmalig sein duerften. Spaetestens, aller spaetestens, haette man in der ersten Krise 2002/03 aufhoeren muessen, sich billige und auf kurzfristige Erhohlung ausgerichtete Massnahmen zu konzentrieren und das Wirtschaftssystem einem natuerlichen Reboot zufuehren lassen, indem man ebenfalls erkannt haette, dass die manipulative Geldpolitik nur ein Schmerzmittel darstellt, welche jedoch die Krankheit selber noch foerdert.

      Da wir in jedem Falle leiden werden, waere es angebracht, dass diejenigen, welche sich bereicherten durch diese Politik auch am staerksten leiden muessten. Es mag moralistisch toenen, aber es ist notwendig, da eine Gesellschaft nur funktioniert, wenn man sich offen und ehrlich die richtigen Fragen stellt und auch eine Antwort darauf findet. Die Taeuschung der Bevoelkerung wird auf jedenfall nicht lange erfolgreich bleiben, da damit sich eine zunehmende Diskrepanz zwischen offizieller und gelebter Wirklichkeit herausbildet, welche eines Tages unkontrollierbare Nebenwirkungen produzieren duerfte. Worauf wir als Buerger wohl am meisten zu achten haben, ist die von der Elite wohl angestrebte Installation eines Polizei- und Ueberwachungsstaates in dieser Situation.

      Uebrigens gebe ich Ihnen recht in Ihrer Annahme, dass Monaco wie auch die Schweiz wohl eine Art der 1% der Laender darstellen und damit auch am staerksten getroffen werden duerften. Eine pendelartige Bewegung gegen die Abstauber koennen wir heute fast taeglich in den Zeitungen nachlesen.

      Und nun noch schnell einen Loesungsansatz im naechsten Abschnitt.

    • Linus Huber sagt:

      Und nun kurz zum eigentlichen Problem.

      Ueber die letzten 30 Jahre wurde hauptsaechlich aufgrund der manipulativen Geldpolitik ein Kreditmengenwachstum erzeugt, welches deutlich ueber dem Wirtschaftswachstum lag. Heute sind wir dort angekommen, wo es langsam aber sicher nicht mehr moeglich ist, das Kreditvolumen mit der gegebenen Wirtschaftsleistung zu bedienen, womit sich viele Kredite bald als fragwuerdig erweisen duerften. Es handelt sich um ein weltweites Phaenomen, welche es den Banken erlaubte, einen immer hoeheren Anteil der Wirschaftsleistung zu beanspruchen, welches sich z.B. darin ausdrueckte, dass die Bankaktien 2007 in vielen Indices of 30% ausmachten, also mindestens etwa 3 mal mehr als normal.

      Eine Loesung muss konsequenterweise die Reduktion des Kreditvolumens beinhalten, ansonsten wir die Blase (oder das Problem) nur noch weiter eskalieren. Kredit ist ersetzbar durch Basisgeld. Wenn wir z.B. jedem Schweizer chf 20,000 gutschreiben wuerden, welches er unbedingt dazu einsetzen muss seine Schulden (sofern vorhanden) zu reduzieren wuerden wir fuer die Schweiz selber gleich 3 oder 4 Vorteile herausholen.

      1. Niemand legt sein Geld in einer Waehrung an, welche Verwaesserung als offizielle Geldpolitik in Betracht zieht. Damit muesste die SNB keine Euros mehr kaufen und keinen Mindestkurs mehr festlegen, da diese Art von Wechselkursmanipulation ein enormes Klumpenrisiko mit sich bringt.

      2. Die Reduktion des privaten Kreditvolumen wuerde sich positiv auf das Verhaeltnis zwischen Kreditvolumen und Wirtschaftsleistung auswirken, womit die bestehenden Kredite weniger an Fragwuerdigkeit leiden duerften in den kommenden Jahren.

      3. Da durch diese Massnahme nicht nur Schuldner profitieren, sondern auch jene, welche sich nie verschuldeten, handelt es sich um eine gesellschaftsvertraegliche Angelegenheit. Ebenfalls profitieren die Leute heute an dem zu erwartenden Kaufkraftverlust und nicht einzig die Elite und Banken.

    • Linus Huber sagt:

      4. Die Reduktion des Kreditvolumens reduziert die Macht der Banken. Wir sind heute den Banken ausgeliefert, da diese einfach mit dem Systemzusammenbruch drohen, wenn man ihre Bedingungen nicht mehr oder weniger erfuellt. Dies ist eine nicht akzeptable Situation und kann dadurch elegant ausgehebelt werden.

      Ich rechne natuerlich nicht damit, dass sich irgend ein Politiker ernsthaft mit einer wirklichen Loesung befassen wird bis es wirklich zu spaet ist und das System quasi implodiert. Ebenfalls ist die Macht der Bankenlobby auch heute noch nach 4 Jahren Dauerkrise massiv und der Status Quo wird mit allen Mitteln verteidigt.

      Die Zentralbanken dienen der Elite und Banken zu und sind in keiner Weise (wie dauernd behauptet) unabhaengig. Aus diesem Grunde sowie der Tatsache, dass der Durchschnittsbuerger langfristig unter den geldpolitischen Manipulation leiden wird, bin ich der Ansicht, dass wir die Geldpolitik demokratisieren sollten. Dies bedingt eine gewisse Informationspolitik, welche bestrebt ist, geldpolitische Belange besser zu erklaeren als einzig mit einfaeltigen Darstellungen wie z.B. hoher chf-Kurs ist schlecht fuer die Wirtschaft und ergo schlecht fuer mich, da ich meinen Job verlieren koennte. In dieser als Beispiel dargestellten Kausalitaet wird der Aspekt von z.B. der Umverteilung des Voksvermoegen an die Banken/Elite vollkommen unterschlagen, wie auch die Frage der Eigentumsrechte (Rechtsstaatlichkeit) und der damit verbundenen demokratischen Werte.

      Nicht Handeln heute ist viel schlimmer, als wenn man endlich klaren Tisch macht. Als kleines Beispiel mag ich hier Griechenland auffuehren, welches vielleicht ein 40-50 Mia. Problem darstellte vor 2 oder 3 Jahren; heute wuerde die Loesung dieses Problem ueber 200 Mia. beanspruchen. Dies ist das Resultat der Verschleppung von sich wirklichen Entscheiden.

      Je laenger wir warten ein nachhaltiges Modell zu implementieren, desto groesser werden sich die negativen Konsequenzen installieren.

  • Martin Holzherr sagt:

    Keynes Rezept Nachfrageschwächen durch staatliche Mehrausgaben auszugleichen ist und bleibt richtig.
    Nicht Keynes, sondern die Neokeynesianer wollen in jeder Situation die Schulden erhöhen.
    Entscheidend scheint mir zwischen strukturellen und konjunkturell bedingten Defiziten und Schulden zu unterscheiden.
    Die nächste Frage, die sich stellt, wenn man Stimulierungsmassnahmen einmal zugestimmt hat, ist die nach der richtigen Form von „Stimulationsmassnahmen“. Auch Steuersenkungen können stimulierend wirken. Eventuell sogar mehr als Investitionen beispielsweise in Infrastrukturprojekte. Von dem was man allgemein über die verfallende Infrastrutkur liest, wären Infrastrukturprojekte eigentlich angezeigt. Doch die bereits von Obama dafür freigegebenen Milliarden scheinen wenig bewirkt zu haben.
    Obama scheint jetzt nach seiner Wiederwahl bereits ein Konjunkturprogramm in petto haben: Mehr Jobs im verarbeitenden Gewerbe sind geplant sowie Infrastrukturprojekte wie der Bau von Strassen, Brücken, Flughäfen.

    • Michael Schwarz sagt:

      Das Keynes Konzept destabilisiert nachhaltig das Wirtschaftssystem durch den staatlichen Interventionismus. Das Ergebnis sehen wir seit 70er, Monetarisierung und Staatsverschuldung. Sein Konzept zeigt lediglich die Halbwahrheit, Keynes hat in seiner Theorie die Konzequent danach, bzw. folgende Entwichlung nicht berücksichtig.

  • Ueli der Knecht sagt:

    Der Keyneianismus hat sich objektiv verbraucht und kann erst recht nicht durch moralische Appelle wiederbelebt werden: Umverteilungsethik ist genauso sinnlos geworden wie Verzichtethik.
    Das Problem ist nicht die Gerechtigkeit in der herrschenden Form des Kapitalismus, sondern eben diese Form selber. Es gilt die katastrophale Fehlleitung der Resourcen, in sinnlose Pyramidenprojekte („Finanzkrise“) und Zerstörungsproduktion zu stoppen.

    • Thomas ernst sagt:

      Ja – und wie?

      Das System (Banker, Politiker, Medienzaren etc) stützt sich zuerst immer selbst, notfalls auf Kosten der Allgemeinheit. Wäre es anders, haetten wir heute nicht den Euro mit seinem Schlamassel. Das gegenwärtige System ist weder überlebensfähig, noch in der Lage, sich zu reformieren. Da bleibt nur der Crash.

      • Ueli der Knecht sagt:

        @Thomas Ernst

        Die weltweiten Defizitkreisläufe sind ins Stocken geraten – nicht nur die im EU-Raum. Die Schaffung der Defizitkreisläufe war auch kein hinterlistiges Konstrukt von „gierigen Bankern“ und „gewissenlosen Politikern“, sondern eine logische Weiterentwicklung des Systems, da es sonst längstens implodiert wäre.

        • thomas ernst sagt:

          @ Ueli

          „sondern eine logische Weiterentwicklung des Systems“

          Das sehe ich genauso, und deshalb sehe ich auch wenig Möglichkeiten, das System zu ändern – alle bisherigen Entwicklungen sind syastemisch folgerichtig, um nicht zu sagen, zwangsläufig. Da das System sich aber aufschaukelt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zusammenbricht.

          Und jetzt – was tun?

          • Ueli der Knecht sagt:

            @Thomas Ernst
            Der Kapitalismus ist ein seltsamer Spuk – ein „Untoter“ im wahrsten Sinne des Wortes. Das „System“ wird sich nicht von selbst abschaffen – nur Menschen sind dazu in der Lage. Deshalb sind Alternativen zum monetären System gefragt und keine weiteren Scheinlösungen wie wir innerhalb der „Matrix des ewigen Wachstums“ weiterwursteln können.
            Erster Schritt: Individuell sollte jeder versuchen unabhängiger vom Geld zu werden.

  • Martin Holzherr sagt:

    Die Staatsverschuldung steigt in den USA auch aus strukturellen Gründen an nicht nur als Folgen der Finanzkrise wie der Autor schreibt: „Die deutlich angestiegene Staatsverschuldung der USA in den Jahren seit der Krise ist aber vor allem die Folge der Finanzkrise – vor allem wegen drastisch eingebrochener Einnahmen des Staates.“

    Paul Krugman jedenfalls hat schon mehrmals die hohen und steigenden Gesundheitsaussgaben für die steigende Staatsverschuldung verantwortlich gemacht. Seinen Artikel Health Systems and Health Care Costs in der New York Times zu diesem Thema leitet er so ein (Zitat)„Suppose that you were really, really concerned about the long-run federal budget, and understood correctly that rising health care costs are the biggest source of rising spending.“
    Er vergleicht dann die Entwicklung der Gesundheitskosten in Kanada und den USA und kommt zum Schluss, dass der starke Anstieg der Gesundheitskosten in den USA die Gesundheit der Menschen nicht erhöht, die Staatsverschuldung aber schon.
    Fazit: Paul Krugman sieht in den steigenden Gesundheitskosten der USA einen wichtigen Grund für die steigende Staatsverschuldung. Auch eine Überwindung der Finanzkrise wird daran nichts ändern.

    • Marcel Senn sagt:

      Ist ja auch kein Wunder, wenn sich z.B. der Blue Cross CEO 4.3 Millionen Salär und Bonus ausbezahlt, dass die Gesundheitskosten am steigen sind. Aber dieselbe Blue Cross hat einer Bekannten von mir die Kosten für eine Brustkrebsoperation verweigert, mit der fadenscheinigen Begründung, diese Krankheit habe schon vor der Aufnahme in die Versicherung bestanden. Ein Gesundheitssystem mit viel zu vielen Dieben – so kann gar nicht günstiger werden.

  • Linus Huber sagt:

    Die Keynesianische Ansichtsweise der Krise ist wohl noch immer tief verwurzelt in den Koepfen von Oekonomen wie die Ausfuehrungen des Autors zeigen. Das Rezept ist immer und jedesmal die gleiche Idee, dass man sehr wohl sparen muss aber noch nicht heute oder morgen, sondern erst irgendwann in der Zukunft, welche jedoch nie kommt.

    Es ist langsam langweilig, diese Fehlueberlegungen immer wieder neu zu kritisieren.

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