
Die Berater verdienen kräftig mit: Der wechselwillige Dortmunder Aubameyang. Foto: Sascha Schürmann (AFP)
Immer Ärger mit den Zugvögeln: Das Wechseltheater, integraler Bestandteil des Fussballgewerbes, hält aktuell Klubs in Dortmund und London auf Trab. Bei West Ham United erzwang der Franzose Dimitri Payet seinen Transfer nach Marseille, im Ruhrgebiet erhielt Pierre-Emerick Aubameyang einen Maulkorb zu dem Thema, das er zuletzt öffentlich allzu sehr strapazierte: Ein Wechsel im Sommer nach Spanien könnte die Laufbahn des Gabuners perfekt abrunden.
Beide Profis haben Verträge, Aubameyang gar bis 2020. Was seine Aussage, er müsse jetzt mit 27 Jahren «die nächste Stufe» seiner Karriere anpeilen, als sinnfrei entlarvt: dass er zu Vertragsende in Dortmund 31 sein wird, wusste er bei Unterzeichnung.
Alles Spielchen. In der Summe zeigen sie, dass man den Profifussball in Spielerberaterfussball umbenennen sollte. Bezogen auf die Herrschaften, die hier faktisch allein das Sagen haben; die schon jeden Dorfplatz nach 13-jährigen Rohdiamanten abgrasen, um sie am Ende der Verwertungskette mit persönlichen Gewinnmargen in bis zu zweistelliger Millionenhöhe zu verhökern. Eine völlig aus der Zeit gefallene Handelsstruktur, die einen riesigen Graubereich für transnationale Milliardenflüsse schafft – und die Frage aufwirft, wie viele von denen, die so gern wehklagen über die Landplage der Fussballdealer, selbst profitieren von der Schattenwirtschaft. Auch dieses Thema taucht ja ständig auf, zuletzt dank der Enthüllungsplattform Football Leaks.
Reglementierung wäre problemlos möglich
Gäbe es ein Interesse, das Transfergeschäft halbwegs sauber, fair und transparent abzuwickeln, liesse sich das ziemlich einfach umsetzen. Der Fussball, vom Weltverband Fifa über die Nationalverbände, Ligen und Profiklubs, schreibt sich seine Regeln ja selbst. Da spricht nichts gegen eine scharfe Reglementierung der Wechselwirtschaft. Denkbar wäre etwa eine verbindliche, an Ausbildung und Vermittlungsstandards gekoppelte Lizenzierung aller Spielerberater – und deren feste Anbindung an Verbände und Ligen. So wäre ein Berater bezahlter Dienstleister des Betriebs, nicht Preistreiber im Dienste des eigenen Kontos.
Mit dem Wissen aus 50 Jahren Transfergeschäft liesse sich ein Pflichtenheft erstellen, das die Interessen der Spieler (haben die nicht sogar Gewerkschaften?) ebenso wie die der Klubs umfasst. Würde so ein lizenzierter Dienstleister mit 200’000 Euro im Jahr entlohnt, würden sich fähige Betriebswirtschaftler um den Job reissen. Und die Berater, all die Papas und Onkels, Klempner und Pizzabäcker? Die haben in einem sauberen Geschäft keine Rolle zu spielen. Sie könnten sich weiter um die private Vermögensverwaltung ihrer Klientel kümmern. Bis zum letzten Cent.
Aber das will niemand. Im Gegenteil. In Deutschland haben Verband und Liga im Vorjahr publiziert, dass die Profiklubs allein von März 2015 bis März 2016 mehr als 127 Millionen Euro an Berater zahlten. Zu viel der Transparenz – die Publikation entfällt künftig wieder, teilte die Liga kürzlich mit. Klar, die Geschäfte boomen, und seit 2010 sollen sich die Gesamtkosten aller Bundesligaklubs für Beratergagen verdoppelt haben. Besser also kein grosses Thema draus machen.