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So wird der neue GC-Präsident scheitern

Guido Tognoni am Mittwoch den 27. März 2019

Der neue GC-Präsident Stephan Rietiker am 27. März in Zürich. (Foto: Keystone/Walter Bieri)

«Ich will den Club wie ein Unternehmen führen», sagt der neue Grasshopper-Präsident Stephan Rietiker.

Ein tödlicher, verbotener, unsäglich dummer Satz! Wenn ein neuer Präsident im Schweizer Eishockey oder Fussball einen Verein übernimmt, darf er grundsätzlich jeden Unsinn erzählen. Er darf auch damit kokettieren, dass er von Fussball und Eishockey nichts versteht. Schliesslich sind alle glücklich, dass man überhaupt einen neuen Präsidenten gefunden hat. Aber der neue Präsident darf niemals sagen, dass er den Club wie ein Unternehmen führen will. Damit offenbart er, dass er von Sport wirklich gar nichts versteht. Und dass die PR-Abteilung seines Clubs gegenüber dem neuen Präsidenten versagt und ihn schlampig auf seinen ersten Auftritt vorbereitet hat.

Stephan Rietiker hat nur dann eine Chance, wenn er das Gegenteil von dem macht, was er verspricht: Er darf den Club nicht wie ein Unternehmen führen. Rietiker wird sehr schnell lernen: Ein Sportclub ist eben kein normales Unternehmen. Das hat schon jeder erfahren und erleiden müssen, der gemeint hat, er müsse nur die Führungstheorien der Handelshochschule St. Gallen anwenden und sogleich kehre der Erfolg ein. Wer aus der Privatindustrie aus was für Gründen auch immer von Sportkenntnissen völlig unbeleckt einen professionellen Sportclub übernimmt, wird mit solchen Prinzipien eine Bruchlandung erleiden. Die Namensliste erfolgreicher Unternehmer und anderer Berufsleute, die im Sport mit den sogenannten modernen Managementversprechen gescheitert sind, ist noch länger als die Liste der in jüngster Vergangenheit gescheiterten GC-Präsidenten.

Fussball ist unberechenbar

Fussball ist nicht Bücherwissen. Fussball lernt auch niemand aus den zahllosen Managementfibeln, die den Markt überschwemmen. Fussball ist nicht berechenbar. In der Wirtschaft gibt es keine Zerrungen, Kreuzbandrisse, Hands im Strafraum und Fehlentscheidungen der Schiedsrichter, die über das Haben oder Nichthaben von 50 Millionen entscheiden. Und im Gegensatz zur übrigen Wirtschaft ist im Fussball der Instinkt für sportliche Entwicklungen viel wichtiger als hohle Führungsprinzipien (die zudem auch in der Wirtschaft oft nicht praktikabel sind). 50 Prozent aller Fussballtransfers und Trainerengagements sind Flops. Das ist auch in hoch professionalisierten Vereinen der Fall. Aber ein guter Präsident verhindert, dass die Flopquote Richtung 100 Prozent tendiert, und passt auf, dass er mit den übrigen 50 Prozent halbwegs Erfolg hat.

Stephan Rietiker wird zu Beginn seiner Amtszeit mit reichlich Geld aus der Grasshopper-Trutzburg eingedeckt. Aber Geld ist nur eines von vielen Problemen des einstigen Nobelclubs. Und Geld wird niemals das ersetzen, was bei den Grasshoppers in den vergangenen Jahren gefehlt hat: sportliche Führungskompetenz. Wenn Stephan Rietiker seine für den Sport aussichtslosen Führungsprinzipien nicht sogleich über Bord wirft, wird sich daran nichts ändern.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

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14 Kommentare zu “So wird der neue GC-Präsident scheitern”

  1. gil latifa sagt:

    11.7.2019
    Eben doch nicht „wie ein Unternehmen“!
    Schweizer Fussball ist und bleibt Hobby… sorry, ist 1-fach so.
    Zu kleines Land. Soll aber nicht heissen, dass es trotz- oder vorallem deshalb kein Spass macht!

  2. Urs Huber sagt:

    Ein Beitrag voll mit Behauptungen und ohne belegende Fakten. Anstatt Führungspraktiken zu beschreiben, wie sie in der Privatwirtschaft angewendet werden und wieso sie in der Profisport-Industrie anscheinend nicht wirksam sind, wird einfach auf Pauschalisierungen abgestellt. Ich hege den Verdacht, dass der Autor überhaupt nichts von Unternehmensführung versteht.

    Wir leben im Zeitalter, wo faktenbasierte Analytik in jedem Sport betrieben wird, aber der Autor verweist auf den “Instikt”, der anscheinend die wichtigste “Fähigkeit” für einen Sport Executive ist.

    Ein Beitrag zum Fremdschämen. Null Wert, ausser für ein paar Stammtisch-Polteri. Unverständlich, dass der Tagi sowas abdruckt.

  3. E. Oberholzer sagt:

    Da bin ich entschieden anderer Ansicht. Vereine, die noch wie vor 30 Jahren geführt werden, haben heute überhaupt keine Chance mehr, finanziell mitzuhalten. Schauen Sie sich an, wo überall erfolgreiche Vereine (nicht nur im Ausland) wirtschaftlich tätig sind: Gastronomie, Hotelerie, Taxiunternehmungen und diverse andere Dienstleistungsunternehmen. Nur so ist sichergestellt, dass die Einnahmen nicht alleine von der sportlichen Situation abhängig sind. Selbstverständlich muss der sportliche Bereich auch mit entsprechender Fachkompetenz abgedeckt werden aber es ist ganz sicher langfristig nicht verkehrt, wenn der Verein wie eine Unternehmung aufgebaut und geführt wird.

  4. gregor hagmann sagt:

    Was Her Tognoni schreibt, stimmt zu 100%. Mit einem Sportverein in der Schweiz Geld verdienen zu wollen – langfristig und bei einer transparenten Rechnungslegung – ist schlicht nicht möglich. Die Ausnahme ist vielleicht ein Turnverein (ist zudem kein Profisportclub!!). Der aber finanziert sich mit Freiwilligenarbeit und hat zudem sportliche Zielsetzungen, die sich nach den finabziellen Möglichkeiten richtet. Ein Fussballclub -auch oder vor allem – auf Profiniveau, benötigt Fans , vor allem in der Teppichetage. Diese “Fans” müüssen in der Lage sein, Geld, viel Geld manchmal auch sehr schnell bereitzustellen, ohne an einen return des investments auch nur zu denken.

  5. Hans Klaus sagt:

    Lieber Herr Tognoni. Wer sagt denn, dass es bei der Führung eines Unternehmens nicht auch den Instinkt für die Entwicklung eines Geschäfts braucht? Auch bei “normalen” Unternehmen sind rund 50% aller Akquisitionen Flops. Und auch in der Wirtschaft gibt es Unfälle, Zufälle, Fehlentscheidungen von Richtern und Feierabendexperten, die Unsinn erzählen. Ist Fussball wirklich so anderst? Wir finden, Ihr Blog ist heute ziemlich fahrig geraten. Herzlich. Die schlampige PR-Abteilung.

    • Anna Huna sagt:

      Natürlich ist Fussball anders. Es heisst nicht umsonst Fussballverein und nicht Fussballunternehmung. Es geht also um einen Verein. Man hat es nicht mit Kunden sondern mit Mitgliedern zu tun. Diese wollen und müssen partizipieren. Sonst kommt es zur Explosion wie in Sion. Mir scheint eher sie haben den Klub schlecht beraten und verstehen nichts von Fussball.

      • Marcel Stierli sagt:

        Dann sehen sie sich mal ‘Vereine’ wie Real Madrid, PSG, beide Manchester, Bayern München an. Reine Wirtschaftsunternehmen. Darum funktionieren sie und sind erfolgreich. Die richtigen Leute am richtigen Ort platzieren ist die Kunst.

    • Beat sagt:

      Herr Rietiker ist für die Strategie zuständig und soll durch den CEO den Club operativ führen lassen, oder macht er es gleich selbst –

    • Urs Huber sagt:

      Einverstanden. Ein absoluter wertloser Beitrag von Herrn Tognoni

  6. Theo sagt:

    Ein Artikel aus der Mottenkiste. Erfolgreiche, moderne Fussballclubs werden schon lange von Managern nach unternehmerischen Prinzipien geführt. Bayern München oder ManU lassen grüssen. Die sportliche Kompetenz muss auf der operativen Ebene beim CEO und Sportdirektor liegen. Wo der instinktgetriebene Ansatz hinführen kann, hat man beim FCB im 2018 gesehen: Hauptsache blau-rot im Herzen, dann kommt alles gut.

    • Adriano Granello sagt:

      Sie sagen es selbst, ERFOLGREICHE moderne Fussballclubs werden schon lange von Managern nach unternehmerischen Prinzipien geführt. Und natürlich funktioniert das bestens, solange der ERFOLG anhält. In einer Krisensituation wie bei GC sind andere Qualitäten gefragt. Und exakt diese üblichen “Sanierungsmassnahmen” funktionieren bei einem Sportclub nicht, schon gar nicht kurz- bis mittelfristig. Denn man kann nicht einfach wie in der Industrie ganze Abteilungen schliessen, Kräfte durch Rationalisierung bündeln, neue Märkte erschliessen und mindestens 500 Mitarbeiter entlassen. Was gefragt ist, sind Sachverstand, Connections innerhalb der Branche sowie ein ausgeprägtes Kommunikationstalent.

  7. Franz Maier sagt:

    Herr Tognoni hat mit den meisten Aussagen Recht. was auf dem Rasen geschieht kann nicht mit Wirtschaftssachverstand beeinflusst werden. Emotionen bündeln und in positive Energie umwandeln muss bei allen die den GCZ unterstützen an erster stele stehen. Sonst wird das mit dem Klassenerhalt nichts. Als GC Anhänger muss ich leider anerkennen, dass da der FCZ Anhang in der Abstiegs – und danach in der Aufstiegs-Saison die Mannschaft schon toll unterstützt hat. wenn es aber um die langfristige Zukunft des GCZ geht ist es schon wünschenswert wenn mal einer mit wirtschaftlichem Sachverstand am Ruder ist. Die Zeiten der Mäzen sollte vorbei sein.

  8. D. Schlatter sagt:

    Was Herr Tognoni schreibt ist Unsinn. Man kann einen Profi-Verein eben auch nicht führen wie einen Chüngelizüchterverein. Schliesslich werden da Millionen eingesetzt. Es ist unbestritten, dass der Fussball nicht kalkulierbar ist. Und dennoch braucht es wirtschaftl. Führungskompetenz. Die meisten Wirtschaftsvertreter sind nicht am Versuch gescheitert, einen Club als Unternehmen zu führen, sondern daran, dass sie sich ohne Fachkenntnis ins sportliche Geschehen eingemischt haben und v.a. darauf verzichteten, sich die Fussball-Kompetenz in der Person eines kompetenten Sportchefs ins Boot zu holen. Da liegt der Schlüssel zum sportlichen Erfolg. Der Rest ist Management.

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