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900 Franken fürs Einlaufen mit den Stars

Guido Tognoni am Montag den 7. Januar 2019
Nachspielzeit

Ein teures Geschenk: Kinder mit Spielern von Tottenham Hotspur und West Ham United vor einem Match im Januar 2018. Foto: Getty Images

Es sieht niedlich aus, wenn Knaben und Mädchen Hand in Hand mit den Fussballstars unserer Zeit auf den Rasen laufen. Es ist auch wirklich ein sympathischer Akt, dass vor dem Anpfiff Kinder die Gelegenheit erhalten, direkten Kontakt mit dem grossen Fussball zu erhalten. Man kann leicht darüber hinwegsehen, dass es sich bei diesem mittlerweile zur guten Gewohnheit gewordenen gemeinsamen Betreten des Rasens auch um eine wohldosierte Werbeaktion der Ausrüster handelt. Das einmalige Erlebnis der Kinder soll über kritischen Hintergedanken stehen.

Das britische Staatsfernsehen BBC hat mit einer Recherche nun allerdings die Idylle zerstört: 11 von 20 Mannschaften verlangen für dieses Einlaufen gewissermassen Kindergeld. Everton vor West Ham und Leicester lautet die unrühmliche Tabellenspitze, wobei Everton für den Einmarsch auf Kinderbeinen 718 Pfund –  rund 900 Franken – verlangt. Dieses Geld soll für einen wohltätigen Zweck verwendet werden. Dass ein Erinnerungsfoto, eine Eintrittskarte, ein Autogramm und die Fussballausrüstung dazugehören, macht die Sache nicht besser, zumal Hose, Hemd und Schuhe ohnehin vom Ausrüster zur Verfügung gestellt werden.

Swansea hat nach dem Abstieg das Kindergeld reduziert, würde aber in der Premier League immer noch zur unrühmlichen Spitze zählen. West Ham liess sich zudem einfallen, dass der Preis bei Spielen gegen die besten sechs der Rangliste erhöht wird. Gibt es noch mehr Raffgier?

Zur kleinen Ehrenrettung des Fussballs muss immerhin erwähnt werden, dass die beiden Topvereine aus Manchester sowie Arsenal, Chelsea und Liverpool auf dieses hässliche Sondergeld verzichten. Das tun auch Fulham, Huddersfield, Newcastle und Southampton.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

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4 Kommentare zu “900 Franken fürs Einlaufen mit den Stars”

  1. Michael sagt:

    Gaaaaanz früher hatte man seine Schwester gebeten, das eigene Auto anzumelden und dann bei dem Beamten mit einem herzigen Augenaufschlag um seine Wunschnummer gebeten.
    Irgendwann nahm das wohl Überhand und die Behörde machte aus einer Last eine Gelddruckmaschine. Heute kann man sich gegen einen Obulus seine Nummer bestellen, so sie denn frei ist.
    Vermutlich haben diese Clubs ähnliches erfahren. Vermutlich hat anfangs ein sog. Gönner dem Verein eine kleine Spende zukommen lassen, damit sein Nachwuchs an der Hand von xyz einlaufen kann. Und dann hat der Verein erkannt, das das durchaus eine Einnahmequelle sein könnte. Nachfrage und Angebot. Nachvollziebar.

  2. Ines Diethelm sagt:

    Immer das Geld am Spiel
    Selber schuld die Eltern das mit machen

  3. Walter Eggenberger sagt:

    Ich habe offenbar etwas nicht richtig verstanden. Einerseits steht da, das eingenommene Geld solle für wohltätige Zwecke verwendet werden. Andererseits ist da von “Raffgier” und “hässlichem Sondergeld” die Rede. Was denn nun? Wenn das Geld tatsächlich gespendet wird, sehe ich das Problem beim besten Willen nicht.

  4. Joerg Hanspeter sagt:

    Vielleicht sollte man als Eltern einfach darauf verzichten den Nachwuchs mit einem “Star” ins Fußballstadion einlaufen zu lassen. Was geben wir unseren Kindern damit auf den Lebensweg mit, die Leute können einfach gut Fußball spielen, etwas was in einem vernünftigeren Wirtschaftssystem nicht mal reichen würde sie zu ernähren.

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