
Aufsteiger am Tabellenende: Die Fussballgötter lassen Xamax-Trainer Michel Decastel bisher hängen. Fotos: Keystone
In der Diskussion um das Rahmenabkommen mit der EU jammern die (meist ausländischen) Top-Manager der Schweizer Grossfirmen seit Jahren, ohne die umstrittene Personenfreizügigkeit würde der «Fachkräftemangel» noch mehr zunehmen. Gleichzeitig werden ständig im grossen Stil Arbeitsplätze abgebaut. Offenbar waren alle keine Fachkräfte, die vor dem Abbau bei den Unternehmen ihr Auskommen fanden. Ob es sich beim Fachkräftemangel um zehn Chemiker für die Novartis, neue Chefs für die Schweizer Banken oder um Arbeiter für den Tunnelbau am Albulapass handelt, bleibt im Nebel der Diskussion unklar.
Wenigstens können wir im Schweizer Fussball, wo es in den meisten Clubs eher an helvetischen statt an ausländischen Fachkräften mangelt, einigermassen Klarheit schaffen. Also halten wir im Hinblick auf das kommende Jahr den folgenden Fachkräftemangel fest:
- Den Grasshoppers fehlt vor allem eine finanzielle Fachkraft. Gesucht ist ein Investor oder, noch besser, ein Mäzen, der viel zahlt, aber nur das macht, was Erich Vogel einflüstert.
- Auch der FC Zürich braucht nur eine einzige Fachkraft. Es fehlt an einem Stürmer, der hie und da ins Netz trifft und die vielen Unentschieden in Siege verwandelt.
- Nicht unter die Kategorie Fachkräfte fällt bei den Young Boys ein Torhüter, der die Meisterschaft wieder spannend machen würde.
- Der FC Basel glaubt, er habe genug Fachkräfte an Bord und könne auf weitere verzichten. Dieser Verzicht hat einiges für sich. In 18 Spielen 19 Punkte Rückstand auf die Young Boys sind ohnehin nicht aufzuholen.
- Auch beim FC Thun sollte man auf weitere Fachkräfte verzichten. Jeder Zuzug auf oder neben dem Rasen würde das idyllische Erfolgsmodell der Berner Oberländer zerstören.
- Dem FC St. Gallen fehlt ein genialer Chemiker, der den grossen Einsatz von Präsident Matthias Hüppi in Punkte verwandeln kann.
- Der FC Luzern ist in dieser Meisterschaft von einer geradezu unheimlichen Ruhe geprägt. Es drängt sich ein Seelsorger auf, der diesen Frieden mit Gottes Segen bis ans Ende der Rückrunde rettet.
- Beim FC Sion verbringt Trainer Murat Yakin trotz durchzogener Bilanz ruhige Weihnachten. Allerdings konnte Präsident und Co-Trainer Christian Constantin bei Abschluss der Vorrunde noch nicht wissen, dass José Mourinho in Manchester entlassen wird und auf dem Markt ist.
- Lugano-Präsident Angelo Renzetti wäre geneigt, den Verein für zehn Millionen Franken zu verkaufen. Ein mit dem Fussball vertrauter Bücherexperte könnte ihm erklären, dass dieser Preis völlig überrissen ist.
- Aufsteiger Xamax hat in 18 Spielen nur zweimal gewonnen. In Afrika würde ein Medizinmann auf der gegnerischen Torlinie ein Huhn köpfen, um die Fussballgötter günstig zu stimmen. In Kasachstan wurde – allerdings im Eishockey – auch schon auf offenem Eis ein Schaf geschlachtet. Xamax hat diesbezüglich noch alle Optionen offen. Anstelle eines Huhns den Trainer zugunsten einer anderen Fachkraft zu opfern, wäre nicht sehr originell, aber naheliegend.
Wie auch immer: ein Prosit auf den Fussball 2019!
Lieber Michael! Was muss man zu sich nehmen, um solche Träume zu haben???
Geld schiesst Tore. Würde man mehr Geld in den schweizer Fussball pumpen, würde sich das deutlich in der Qualität bemerkbar machen. Trotz der grossen Namen der schweizer Liga ist es – verglichen mit dem grossen Kanton – alles leider nur 2. Liga Niveau. Auch wenn YB jetzt mal unter den letzten 4 eines internationalen Wettbewerb gekommen ist – aber wie häufig sind schweizer Teams da mal zu finden ??
YB unter den letzten 4 eines internationalen Wettbewerbs???
Lieber Michal
Es gab in den letzten 10 Jahren eine SL- Mannschaft die es unter die besten 4 in einem internationalen Wettbewerb geschaft hat. Und regelmässig den Winter „europäisch“
Überwintern könnte. Die kommen aber bis jetzt leider nicht aus Bern