
Die Fifa sollte nicht nur in Fussball, sondern auch in Bildung investieren: Jugendliche in Abidjan, Elfenbeinküste. Foto: Getty Images
Wie viel Geld braucht die Fifa? 3 Milliarden, 4, 5 oder 6 Milliarden über vier Jahre, wie heute? Oder braucht sie für irgendwelche Zwecke 25 Milliarden, die gemäss einem fast geheimen Plan Fifa-Präsident Gianni Infantino und eine immer noch halbwegs geheime Investorengruppe einwerfen wollen? Wann ist genug – falls es das Wort genug im Sport überhaupt gibt?
Ein Vergleich: Für die WM 1986, also noch nicht sehr lange her, erhielt die Fifa für die Weltrechte vom Fernsehen 49 Millionen Franken plus eine zweistellige Millionenzahl aus der Werbung. Dazu gab es als Bettmümpfeli vom US-amerikanischen Markt noch 400’000 Dollar. Die Fifa flog mit rund 30 Angestellten in der ersten Klasse nach Mexiko und lieferte klaglos die WM-Endrunde ab. Alle waren zufrieden, die Mexikaner, die teilnehmenden Verbände, die Fifa selbst natürlich auch. Und das Fernsehen strahlte die 52 Spiele weltweit für die Zuschauer kostenlos aus.
Heute kann der Fifa-Präsident nach einem WM-Zyklus rund 100-mal mehr, nämlich 6 Milliarden, verteilen, was bei vernünftiger Geschäftsführung ein Grund für weitere anhaltende Zufriedenheit sein müsste. Dem ist allerdings nicht so. Die Gier nach Geld ist im Fussball grenzenlos geworden, offensichtlich nicht nur bei Spielern und Clubs, sondern auch bei einigen Funktionären.
Die Fifa könnte mehr sein als nur Fussball
Nur: Was passiert eigentlich mit dem Geld? Die Zeiten, da etwa junge Afrikaner noch lernen mussten, wie man einen Ball stoppt, sind seit Jahrzehnten vorbei, aber im Gegensatz zum Geldschub ist der Entwicklungsschub ausgeblieben. Die präsidialen Geldsegen von Sepp Blatter und Gianni Infantino haben auf Verbandsebene in Afrika und Asien wenig bis nichts bewirkt. Jeder Verband hat zwar inzwischen einen mit Fifa-Geldern gespiesenen schönen Sitz, aber die Nationalmannschaften machen seit langem keine Fortschritte mehr.
Wie bei der traditionellen Entwicklungshilfe drängt sich die Frage auf, wie effizient die gleichmässig verschenkten Fifa-Millionen verwendet werden. Oder anders gefragt: Ist die fussballerische Entwicklungshilfe der Fifa, für die jeweiligen Präsidenten nicht zuletzt auch ein Wahlkampfinstrument, nicht längst überholt? Warum verbindet die Fifa mit dem vielen Geld nicht Fussball mit schulischer oder mit beruflicher Ausbildung? Das wäre jene Form von sozialer Verantwortung, der sich die Fifa zwischendurch rühmt.
Viele Verbände brauchen das Geld der Fifa nicht. Dafür könnte die Fifa in anderen Verbänden viel mehr sein als nur Fussball. Und einen besseren Ansporn, als über den Fussball zu einer guten Ausbildung zu gelangen, gibt es für Kinder und Jugendliche nicht, zumal heute der Mädchenfussball die gleiche Rolle ausüben kann wie der Knabenfussball.
Die Fifa braucht nicht mehr Geld für noch mehr Wettbewerbe. Was die Fifa braucht, sind neue Ideen, um das bereits vorhandene viele Geld sinnvoller einzusetzen.
Die Fifa respektive Infantini braucht das Geld, um daraus noch mehr Geld zu scheffeln. Vielleicht will er als der reichste Mann der Welt in’s Guinnesbuch der Rekorde einziehen. Um die Sache Fussball geht es doch bei ihm schon lange nicht. Das einzige was er in meinen Augen bisher geschafft hat, hatte jemand mal treffend so formuliert – er hat es geschafft, das man sich den Sepp zurückwünscht.
Wäre an der Zeit, diesen Verein aufzulösen und alle diese korrupten Mitglieder in die Wüste zu schicken. Dann eine flache Fifa 2.0 in’s Leben rufen, denen es wirklich um die Sache geht.
Danke für den emotionslosen soliden Artikel zum aktuellen Thema. Meinerseits hätte ich nicht wiederstehen können einen Nebensatz am Schluss stehen zu lassen: Die Fifa muss auch den Sumpf trocken legen, das Abfliessen vieler Millionen in die Taschen von korrupten Funtionären und kriminellen Politikern abstellen. Gier zur Selbstbereicherung gab es schon immer und wird auch nie verschwinden. Die Grössenordnungen die neuerdings aufgerufen werden bei der Fifa, in der Politik in der (Auto-)Industrie sind kaum noch zu überbieten. Widerlich.