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Warten auf Vladimir

Guido Tognoni am Mittwoch den 18. Juli 2018

Schweigen ist nicht genug: Vladimir Petkovic ist seit der Niederlage gegen Schweden verschwunden. (Foto: Getty Images)

Mit dem absurden Theaterstück «Warten auf Godot» hat sich der Dramatiker Samuel Beckett vor über 60 Jahren Weltruhm verschafft. Seine beiden Figuren Estragon und Vladimir warten einen Theaterabend lang auf Godot, der nie kommt. Es ist ein Werk der Literatur, das viel Deutungsspielraum offenlässt.

Unsereiner wartet nicht auf Godot, sondern auf Becketts Hauptdarsteller Vladimir. Und der Deutungsspielraum ist viel enger als bei Beckett. Wir warten auf Vladimir Petkovic, eine Figur des Welttheaters namens Fussball. Vladimir ist weg, seit dem eher unrühmlichen Ausscheiden aus dem WM-Turnier in Russland, er ist nirgends zu finden, und es drängt sich die Frage auf, was denn der Schweizer Nationalcoach dieser Tage tut. Ist er auf den Malediven beim Untertauchen oder sinniert er auf einem Doppeladlerhorst über seine Zukunft? Will Vladimir Petkovic etwa ins Kloster? Ist ihm die Niederlage gegen Schweden so nahe gegangen, dass er seine persönliche Balance wieder suchen muss? Kann der Verband, dessen selbstverschuldete Erschütterungen allmählich verebben, seinen bestbezahlten Angestellten nicht dazu anhalten, für einige Hunderttausend Fussballfans ein paar persönliche Gedanken zum Turnierverlauf seiner Mannschaft zu erläutern?

Auf ein Wort

Vladimir Petkovic war noch nie ein Lautsprecher. Seine eher dezenten, wohl abgezirkelten Stellungnahmen haben sich immer wieder wohltuend vom allgemeinen Fussballgeschwätz abgehoben. Das Reden in der Öffentlichkeit ist offensichtlich nicht Petkovics Stärke, und das muss es auch nicht sein. Aber zu einer WM-Endrunde gar nichts sagen ist zu wenig, wie enttäuscht ein Trainer auch sein mag. Schweigen ist in diesem Fall alles andere als Gold. Es geht bei unserem Vladimir nicht wie bei Beckett gleich um den Sinn des Lebens. Aber es geht immerhin um die liebste Freizeitbeschäftigung der Einwohner jenes Landes, das mit Vladimir und seiner Mannschaft gefiebert hat.

Ein Wort wäre ein Wort. Für Ferien, Besinnung und Selbsterkenntnis würde einem Nationalcoach auch nach einer Medienkonferenz immer noch ausreichend viel Zeit verbleiben.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

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22 Kommentare zu “Warten auf Vladimir”

  1. ch.steiner sagt:

    Ich finde es unrecht jetzt auf Petkovic herumzuhacken. Klar er sollte noch Stellung nehmen zur WM. Vor 4 Jahren wurde schon
    gesagt man sei besser als vor 8 Jahren usw. Schlussendlich ist es auch die Ueberschätzung der Presse die unsere Natispieler
    in den Himmel heben wenn sie wieder mal 90Min. durchgespielt haben und nicht auf der Ersatzbank sassen. Uebrigens auch
    andere Länder werden stärker und bleiben in der Regel nicht stehen. Wo die Schweiz Weltmeister ist , ist im Rückwärtsspiel..

  2. Surferjoe sagt:

    Reden ist Silber – Schweigen ist Gold

  3. Urs Stoller sagt:

    Vielen DANK Guido!!
    Schon wieeeeder ein guter Artikel!!! Für Petkovic gibt es NUR 3 Buchstaben: W E G!!!
    Ausser gutklingenden Bla Bla-Sätzen im Vor-Feld hat dieser Herr NICHTS geleistet!!! Eine Mannschaft ist dann professionell vorBEREITet, wenn sie in WICHTIGEN und ENTSCHEIDENDEN Wettkampf-Situationen die BESTE Leistung abrufen kann!!!
    Herr Petkovic: Das nennt man “Mentale Stärke”!!!!…und GENAU das haben Sie noch NIE ERFOLGreich umgesetzt!!!
    Vielleicht/BESTIMMT sind Sie als Sozial-Arbeiter an der RICHTIGEN Stelle/Position!!!

    • Tom Meier sagt:

      Herr Stoller, Ihr Kommentar ist schlicht unanständig. Mit Petkovic hat die Schweizer Nati die meisten Punkte pro Spiel ergattert und sich für die EM und WM Endrunde qualifiziert, und dort jeweils die Gruppenphase überstanden. Andere renomierte Teams wie Holland oder Italien waren nur Zuschauer. Weitere wie Deutschland schieden als Gruppenletzter aus. Sie sollten von Ihrem hohen Ross absteigen und etwas rationaler denken. Die Schweizer Nati hat ein ordentliche Turnier gespielt. Weder unter Hitzfeld noch unter Kuhn kam man weiter. Von den vorherigen Teamcoachs ganz zu schweigen.

      • Rossi Piero sagt:

        Ihr Kommentar, Tom Meier, ist einfach nur Gugus. Urs Stoller hat es eigentlich auf den Punkt gebracht, auch wenn es für Sie unanständig sein mag. Manchmal braucht es eben harte Worte, auch wenn dies einigen Kleingeistern nicht gefällt. Vergleiche wie Sie diese aufgelistet haben, sind Kindergarten. Holland, Italien und Deutschland werden immer besser sein und bleiben wie die Schweiz. Petkovic hat ja als Trainer praktisch nichts auf seiner Visitenkarte. Ganz im Gegensatz zu Hitzfeld. Und die grossen Strategen Köbi und Karli als Beispiel konnten ja auch nichts dafür, dass die Schweiz taktisch und technisch anno dazumal hinter her hinkte. Sie selbst waren, auch europäisch gesehen, Koryphäen!

  4. Ralf Kannenberg sagt:

    Die Schweiz sollte doch froh sein, einen kompetenten Trainer zu haben, der noch nie ein Lautsprecher war. Er wird sich sicherlich noch zu gegebenem zeitpunkt erklären. Jetzt sollte man ihm danke schön dafür sagen, dass er gegen Brasilien und Serbien grossartige Spiele vom Attribut “Weltklasse” gezeigt hat.

  5. ernesto Fluri sagt:

    Hoffentlich findet man Ihn nicht mehr, es gäbe viele andere gute Trainer!

  6. Christoph H. sagt:

    Die Einleitung ist zwar super geschrieben, aber eine Diskussion zum Thema finde ich persönlich unnötig. Allen die das anders sehen viel Spass beim kommentieren. Ich habe fertig.

  7. guido lima sagt:

    asolut unprofessional, wer das maul so weit aufmacht, ” mit dem 1/4 final sind wir nicht zufrieden ” dann aber bereits eine runde früher ausscheidet hat sich hinzustellen und frage und antwort zu stehen, das ist ein teil seines jobs. aber vielleicht ist er ja abgetaucht um nicht mehr aufzutauchen, wäre wohl die beste lösung denn ein trainer mit ein bisschen mehr distanz zum balkan block wäre wohl angebracht.

  8. Joe Müller sagt:

    Hr. Petkovic verdient 1 Million pro Jahr…2x mehr als ein Bundesrat!!! Herr Petkovic trägt kaum Verantwortung, hat quasi einen unkündbaren Job, kaum Leistungsvorgaben, kommuniziert nicht, reagiert nicht Krisenzeiten, schweigt , sitzt alles aus…sitzt zu Hause und schaut wohl gelegentlich auf sein bankkonto (was ich ihm gönnen mag) …und lächelt

    Sorry, aber Herr petkovic trägt eine grosse Mitverantwortung für die Entfremdung zwischen nati und Bevölkerung und deswegen müsste man ihn entlassen.

    • Peter Russenberger Bern sagt:

      und im Coaching ist er auch schwach.. Er bringt die Backups nie im richtigen Moment. Seine Balkan Lieblinge bringt er immer obwohl alle Drei Chancentods sind. Drmic der einzig Knipser bringt er nicht. Und Talent Embolo bringt er erst 10 Minuten vor Schluss. Eine Schritt nach vorne gäbe es nur unter Marcel Koller. Neuanfang ohne die Doppeladler Möchtegern Weltstaren Shaq und Xhaka. Und den SFV mit einem führungsschwachen Nichtprofi an der Spitze müsste man auch gleich auswechslen. Mit mehr Nationalhymnensingern würde die Nati nicht nur gegen Serbien Leidenschaft zeigen und gegen die biedere Schweden gewinnen und wie Rakitic in der leichteren Tableauseite in den Final vorstossem.

    • Kurt Wittwer sagt:

      Ich bin der gleichen Meinung. Dieser Trainer – mit seiner speziellen Art – entfremdet. Er hat einen Wohltäter im SFV (Herr Präsident G.). Dieser sollte mit Petkovic entlassen werden.

  9. Werner sagt:

    Endlich mal einer der ruhig ist, die anderen reden schon genug.

  10. R.E.Michel sagt:

    Andere Frage: weshalb soll er sich überhaupt zur Endrunde äussern? Was soll er denn sagen – wie toll es gewesen wäre? Ich finde’s besser, dass nur etwas gesagt wird, wenn’s was zu sagen gibt. Es gibt heute sowieso viel zu viele die nur heisse Luft produzieren und im Nachhinein alles besser wüssten.

  11. Ronnie sagt:

    Wichtig ist einfach, dass er die Konsequenzen zieht und einen Abgang macht!
    Die Nati hat sich unter ihm in keiner Weise weiter entwickelt und nur schon die Qualispiele
    zur WM mit 2 Ausnahmen (Heimspiele Portugal und Ungarn) waren meist unterirdisch.

  12. Roger Göttschi sagt:

    Hat hoffentlich bereits gekündigt? Wär mal eine gute Tat des 1/8 Vinals-Versagers.

  13. Jonas I. sagt:

    Absolut richtig. Und wenn er das nicht von sich aus tut, müsste der Verband Druck machen. Das kann man jedoch von einem Verband, der eine dermassen schlechte Kommunikation pflegt, nicht erwarten.

  14. sophie sagt:

    Wir haben nicht zu beurteilen. Er hat mit allen gesprochen nach dem Spiel und nun braucht er sicher Ruhe. Warum xmal dasselbe sagen ?

    • Rossi Piero sagt:

      Eigentlich haben Sie recht! Es ist besser wenn Petkovic nichts sagt. Denn wenn er redet, versteht man ihn sowieso nicht. So muss es ja auch den Spielern immer ergehen.

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