
Arsenal-Spieler Alex Iwobi feiert ein Tor mit Granit Xhaka (l.) und Henrikh Mkhitaryan. Foto: Phil Noble (Reuters)
Über den Sinn von Sportsponsoring lässt sich streiten, über die Wirkung erst recht. Die Ökonomie ist ohnehin mehr Glaubenssache als Wissenschaft, und der Effekt von Werbung ist eine Frage der Auslegung. Wenn ein Firmenchef einen Sport liebt, würde kein Marketingleiter es wagen, die Wirkung des betreffenden Sponsorings infrage zu stellen.
Dieser Tage ist im internationalen Fussball ein neuer Marketingleiter aufgetaucht. Er heisst Paul Kagame und ist Präsident des afrikanischen Kleinstaats Ruanda. Das ist er seit 18 Jahren, und von Amtsmüdigkeit ist bei ihm nichts zu spüren. Der 60-Jährige hält sein Land eisern im Griff, wobei ihm der aktuelle wirtschaftliche Aufschwung diese selbst gestellte Aufgabe erleichtert.
Schwerpunkt in der Entwicklungshilfe
Zudem ist Paul Kagame ein grosser Fan des FC Arsenal, und deshalb wird ab der kommenden Meisterschaft Ruanda drei Jahre lang als Sponsor des Londoner Clubs auftreten. Nicht gerade auf breiter Brust wie die globale Fluggesellschaft Emirates, aber doch auf einem Ärmel (dem linken), was auch einige Millionen pro Jahr kostet. Millionen sind die wichtigsten Einheiten des Marketings: Arsenal sagt über sich, dass der Dress des Clubs täglich von 35 Millionen gesehen wird – eine der vielen Zahlen, die nie überprüft werden können.

Millionen für Arsenal: Ruandas Präsident Paul Kagame am WEF 2016 in Davos. Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)
Ruanda will mit diesem Engagement als sicheres und attraktives Land sowohl für Touristen als auch für Investoren werben. Der ostafrikanische Staat wirbt damit, dass er nicht nur Berggorillas bietet, sondern auch die «Grossen Fünf» der afrikanischen Wildnis: Löwen, Elefanten, Flusspferde, Büffel und Leoparden. Gemäss Vertragsabschluss sollen die Spieler Arsenals Ruanda besuchen und die Trainer dem lokalen Fussball mit Kursen weiterhelfen.
Milliarden für Ruanda
So viel zu den Absichten von Monsieur Kagame. Man kann diese absurd finden – oder auch modern. Bedenklich ist ein ganz anderer Aspekt: Die Schweiz leistet in Ruanda, dem Land, das Millionen für Werbung mit Arsenal lockermacht, schwerpunktmässig Entwicklungshilfe. Gemäss Swissinfo.ch sind in den vergangenen Jahrzehnten mehr als eine halbe Milliarde Franken in dieses Land geflossen. Ohne auf den Nutzeffekt dieser halben Milliarde Schweizer Spenden eingehen zu wollen: Die Vorstellung, dass mit Schweizer Steuergeldern bei Arsenal das Millionensalär von Granit Xhaka bezahlt wird, ist unschön. Aber sie ist realistisch.
Mit der Entwicklungshilfe ist es wie mit dem Marketing: Man kann daran glauben oder auch nicht. Im Falle Ruandas fällt es schwer, einen tieferen Sinn zu erkennen. Offiziell wird die Schweizer Entwicklungshilfe unter anderem mit den «komplexen Herausforderungen der Region» gerechtfertigt. Dass zu diesen komplexen Herausforderungen auch das Sponsoring eines der reichsten Fussballclubs der Welt gehören soll, ist schwer zu erfassen.
Endlich! ein sinnvoller Einsatz unserer Steuermilliaden. Mich wundert eigentlich nur dass dieser geniale Coup, nich Frau Somaruga gelungen ist……….und der FC Zürich sucht ja immer noch nach einem Hauptsponsor, Swaziland?
Ruanda: Platz 133 von 167 Ländern im Demokratie-Index des “Economist”. Also ein Regime mit einem Diktator an der Spitze.
Entwicklungshilfe ist nie nur human und erst recht nicht gratis. Sie ist Vorbote für sehr lukrative Verträge für die Wirtschaft. Darum versinkt sie so irgendwie und irgendwo und darum wird diese von den Bürgerlichen so innigst nicht angeprangert.
Die Tatsache dass ein Autokratischer Führer eines Landes das selbst viele Milionen Entwicklungshilfe ein paar Milionen pro Jahr für ein Sponsoring einsetzt, dessen Rücklaufquote wohl unter den eingesetzten Sponsoringmitteln liegt, soegt verständlicherweise für Empörung. Jetzt die Streichung der Entwicklungshilfe zu fordern ist aber schlichtwegs unüberlegt. Entwicklungshilfe fliesst schliesslich nicht einfach in die Staatskasse Ruandas sondern gezielt Projekten zu. Dass jetzt besonder die SVP aufschreit ist kein Wunder – möchte sie doch am liebsten sämtliche Entwicklungshilfegelder steichen. Da kommt so ein Eriehnis gerade recht.
Die Achillesferse der CH-Entwicklungshilfe zeigt gut, wie das mit Dritte-Welt Länder funktioniert. Schlicht und einfach nur nach dem Giesskannenprinzip. Vertrauensvoll erhält auch Ruanda zig-Millionen pro Jahr (!) von uns, der PM Paul Kagame weiss dann schon, was er mit den Millionen Steuerbatzen aus der CH machen soll. Schön wäre es, Arsenal in London braucht offenbar auch tatkräftige monetäre Unterstützung, auch aus der CH. Anstatt Projekte, nicht nur in Afrika von A-Z aufzugleisen, durchführen und kontrollieren, gibt Bern zig Millionen an die Staatsführung ab. Wie dämlich, naiv und unbegreiflich unsere Regierung hie und da auftritt, spottet jeder Beschreibung.
ja unser mit schweiss erarbeitetes sauberes Geld wird dort sogar nochmals reingewaschen. der fall ist ja klar.
keine Entwicklungshilfe mehr bezahlen.
entwicklungshilfe streichen. sie kommt ja scheinbar nicht dem volk zu gute, sondern dem luxus-spleen ihres diktators. ich bin dagegen, korrupte länder zu unterstützen. das soll von mir aus eine fifa (weiter) machen. die offizielle schweiz aber sicher nicht.
Ihr Ansatz ist annehmbar, aber bitte bleiben Sie differenziert bis zum Schluss, denn Sie unterscheiden am Anfang zwischen korrupten und nicht korrupten Staaten, am Schluss wollen Sie allen die Entwicklungshilfe streichen. Das wäre dann nicht mehr annehmbar.
Gibt es tatsächlich Entwicklungsländer, die nicht korrupt sind? Schon die meisten EU-Länder stinken vor Korruption.
Das dürfte schwierig sein, jedoch wenn die Gelder beispielsweise in Schulen investiert werden Kinder, dann besteht eine kleine Hoffnung, dass langfristig eine starke Generation heranwächst, die sich dank der Bildung gegen die korrupten Regierungen durchsetzen kann.
Ja, ja, “schon die meisten EU-Länder stinken vor Korruption”. Zum Glück haben wir hier in der Schweiz ganz saubere Luft; oder haben uns an den eigenen Gestank gewöhnt! Perfid und schlecht ist halt, dass im Fall Ruanda das investierte Entwicklungshilfegeld nicht in überreichem Mass, wie sonst üblich, in die Schweiz zurückfliesst……….
Das ist doch völlig normal: Sog. Entwicklungshilfe ganz streichen, weitestgehend Gelder für korrupte Länder und Regierungen. Neu ginge es, Einheit der Materie ist ja gewahrt, Streichen der Entwicklungshilfe, Verwendung der Gelder für die AHV, das belastet niemanden wirklich. Ein paar Potentate bekommen ewas wenig.
Geschätzter Herr Tognoni: warum fragen Sie das EDA nicht gleich an, von wann bis wann, wofür die halbe Million bezahlt wurde? Eins ist sicher: nicht für Kagame. Ihr interessanter Bericht hinterlässt das Gefühl, die Schweiz wisse nicht, wo ihr Entwicklungszusammenarbeitsgeld hinfliesst. Die DEZA gibt gerne Auskunft!
Danke.
Auch wenn es für Sie, Herr Geri Müller (Grüne Partei?), Peanuts sein mögen, es geht nicht um eine halbe Million (so viel verdient Xhaka in weniger als einem halben Monat, ohne dass sich die Linken aufregen, das wäre ja politisch unkorrekt), sondern um eine halbe Milliarde. Und “Entwicklungszusammenarbeit” ist ein Euphemismus. Die Zusammenarbeit besteht in diesem Fall lediglich zwischen dem Präsidenten Kagame und seinem Lieblingsverein Arsenal. Man sollte endlich mal aufhören mit Schönreden und Milliarden nach Afrika schicken, die in den Taschen der Potentaten landen und dann als Privatvermögen auf CH-Bankkonten zurücktransferiert werden. Oder eben bei Fussballmannschaften enden.
Herr Müller, wer will in Bern kontrollieren, wohin in Afrika was fliesst? Völlig unmöglich. Jeder Beleg wird problemlos gefälscht. Ohne Korruption läuft nichts. Alles andere ist angewandte Naivität, wie sie bei Politikern zum Business gehört.