
Der Cupsieg der Young Boys von 1987. Aktuellere YB-Titelbilder haben wir in unserem Archiv leider nicht gefunden.
Am Samstag also ist es so weit: Der unvergleichliche Berner Sport Club Young Boys wird mit einem Sieg über Luzern Schweizer Meister. Glaubt mir, liebe Berner, das wird grossartig! Das darf ich mit der Erfahrung eines Baslers sagen, der 2002 miterlebt hat, wie der lokale FC erstmals nach 22 zappendusteren Jahren wieder mal etwas gewonnen hat. Und was sind schon 22 Jahre gegen die 32, die ihr euch geduldet habt? Eben. Gar nichts!
Ihr werdet sehen, wie gestandene Fussballprofis losheulen wie kleine Kinder. Natürlich drehen auch die Lokalmedien am Rad. In Basel brannte damals eine Radiostation tatsächlich ihre Meisterreportagen auf CD. Bei euch können wir das Ganze dann wohl auf Youtube nachhören. Ihr habt ja in Bern den einen oder anderen Kandidaten für eine, sagen wir mal: etwas gefühlsbetontere Radioberichterstattung.
Vor allem aber ist da dieses kribbelig-warme Gefühl in Brust- und Bauchbereich, dieses besoffen sein vor Glück. Gut, möglicherweise auch vom Alkohol. Aber vor allem vor Glück. Das gibt es wirklich. Natürlich, ihr konntet euch lange darauf vorbereiten, dass es in dieser Saison endlich klappen wird. Und doch werdet ihr euch gegenseitig mit leicht ungläubigem Blick anschauen und euch dann umarmen. Ist das alles wahr, sind wir jetzt wirklich Meister in einer Sportart, die Büne Huber doof findet? Seid ihr.
Plötzlich interessieren sich alle für euch
Das Beste daran: Dieses Gefühl könnt ihr danach noch ein paar Mal geniessen. Den Kübel gibt es ja erst Mitte Mai. Kostet die Zeit aus. Sie wird nicht wiederkommen. Nicht, weil ich YB in den kommenden Jahren nicht noch den einen oder anderen Titel zutrauen würde. Aber so schön wie beim ersten Mal wird es halt nie mehr.
Gratis mit dem ersten Meistertitel seit Menschengedenken mitgeliefert wird das Interesse der Medien aus der restlichen Schweiz. Alle werden sie euch anhand von YB erklären, in was für einer Stadt ihr lebt, was die Bernerin an und für sich so umtreibt und was den Berner auszeichnet.
Der beste Ort für eine Meisterfeier
Achtung, die Texte könnten allenfalls nicht ganz frei von Neid sein. Die «Zeit» hat schon mal angefangen und haut richtig feste drauf. «In ihrer trunkenen Vorfreude offenbaren die Berner ihre ganze Provinzialität», heisst es da.
Excusez, liebe Berner, ich will euch ja nicht den Matchtag verderben. Aber eure trunkene Vorfreude auf den ersten Meistertitel des @BSC_YB ist nur noch peinlich. (Und Cupsieger werdet ihr imfall nicht!) pic.twitter.com/ZlNOM1K8Rd
— Matthias Daum (@matthiasdaum) April 22, 2018
Lasst die negativen Texte an euch abperlen wie die obligate Bierdusche in der Fankurve. Und bildet euch nicht zu viel auf die ebenso unvermeidlichen Lobhudeleien ein. Verfasst werden solche Psychogramme, die anhand von ein paar clever eingekauften ausländischen Stürmern, einem total netten Goalie und einem medien-affinen Ex-Stapi eine ganze Stadt erklären wollen, meist in Zürich. Das ist dort, wo schon mehr Pläne für ein richtiges Fussballstadion geplatzt sind als bei den Young Boys Meisterträume.
Was ganz besonders schön ist: YB kann sich den Titel am Samstag zu Hause sichern. Es gibt eigentlich keinen besseren Ort für eine spontane Meisterfeier als Bern. Basler wissen das.
Gut geschrieben! Als FCB-Anhänger hätte ich den Titel lieber hier, aber das unglaubliche Gefühl vom ersten Meistertitel nach unendlich langer Zeit, das Florian Raz beschrieben hat und das ich 2002 in Basel erleben durfte gönne ich jedem – auch den Bernern. Sie haben lange genug gewartet.
Lieber Tom, wir Basler sind einfach sehr grossherzige Menschen. Und danke für das Lob.
Herr Renz,
ich finde ihren Bericht ja auch sehr schön, aber ;
“wir Basler sind einfach sehr grossherzige Menschen”…ist schon ein wenig übertrieben!
Wir Berner haben da in der Vergangenheit ganz andere Sachen, als grossherzige Basler erlebt, da gabe es sehr viele kleingeistige Basler, welche bis vor 3-4 Wochen immer noch sagten, sie mögen es den Bernern nicht gönnen und die YB sein ein Loser-Verein usw….
Aber lassen wir das jetzt und ich als YB-Fan, hoffe jetzt, dass unser Verein diesen ersten von zwei möglichen Titel eintütet.
Und, wenn Luzern doch gewinnt, was dann liebe Berner?
Dann holen wir Ihn in Basel
Herr Hofstetter,
13 Punkte Vorsprung
Je nach Umständen (Basel muss alles gewinnen!), könnte YB von 5 Spielen 4 verlieren und wäre trotzdem Meister.
Und für sie, als scheinbar unwissender, YB hat in dieser Saison von 31 Spielen DREI verloren.
Was dann lieber Herr Hofstetter ?