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Die Grasshoppers im Dorf der Osterhasen

Guido Tognoni am Dienstag den 4. April 2017

Carlos Bernegger bei seinem ersten Training im GC-Campus in Niederhasli. Foto: Siggi Bucher (Keystone)

Die Clubadresse der Grasshoppers ist Niederhasli. Nicht etwa Oberhasli. Richtig: Nie-der-has-li. Der Rekordmeister lässt sich seine Post nach Nie-der-has-li schicken. Wer denkt an Fussball, wenn man den Namen Niederhasli hört? Der Osterhase passt zu Niederhasli, eine weltberühmte Kaninchenzucht würde auch passen, ein grossartiges Jodelchörli («Echo vom Niederhasli») ebenfalls, sicher auch ein Verein von Freunden der Modelleisenbahn. Aber Spitzenfussball?

Am Sonntagnachmittag lagen die Grasshoppers aus Nie-der-has-li während einiger Zeit auf dem letzten Rang, und wären die tapferen Vaduzer aus dem ausländischen Liechtenstein nicht in der Nachspielzeit gegen die Young Boys, nach dem FC Basel die zweitteuerste Mannschaft der Schweiz, eingebrochen, würde der Rekordmeister aus Niederhasli mindestens eine Woche lang die rote Laterne tragen müssen. 1. FC Basel, 10. FC Niederhasli. Unglaublich.

Schwamendingen liegt näher

Es war gewiss eine löbliche Absicht der damaligen Führungsriege der Grasshoppers, in der Provinz ein Fussballzentrum zu bauen. Allerdings ist Zürich nicht Afrika, wo junge, völlig mittellose Spieler nicht nur trainiert, sondern auch gepflegt und ernährt werden müssen. In der Schweiz werden die Jungs, vor allem jene aus den Balkanländern, von ihren Eltern und Verwandten gezielt und unter grossen persönlichen Opfern in den Fussball erzogen und aufgebaut. Die Familien stehen ihren Hoffnungsträgern jahrelang bei. Seitdem die Grasshoppers ihr Camp in Niederhasli eingeweiht haben, kommen die besten Nachwuchsspieler nicht etwa von GC, sondern aus der Schule des FC Zürich. Schwamendingen liegt näher als Niederhasli.

Ein Student muss drinliegen

Es mag Zufall sein oder auch nicht, aber seitdem die Grasshoppers Niederhasli besiedelt haben, geht es nicht aufwärts, sondern abwärts. Der sogenannte Campus hängt als finanzieller Bleifuss am Club, und die Spiele im Durchzugstadion Letzigrund anstelle des voreilig zertrümmerten Hardturm sind für den heimatlosen Verein Strafaufgaben. Irgendetwas läuft schief beim ehemaligen Nobelclub. Ein Wechsel von Niederhasli nach Oberhasli wäre wenigstens vom Klang des Namens her ein kleiner Fortschritt, würde jedoch kaum grosse Besserung bringen. Aber die Grasshoppers müssen eine Zeitenwende erzwingen, bevor es zu spät ist. Zumindest ein Postfach in Zürich müsste es sein. Grasshopper-Club, Postfach, 8021 Zürich ist jedenfalls besser als Postfach 377, 8155 Niederhasli. Ein Student oder Nachwuchsspieler, der die Briefe täglich nach Niederhasli bringt, muss im 20-Millionen-Budget drinliegen.

Grasshoppers im Postfach in Niederhasli – so etwas geht einfach nicht.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

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18 Kommentare zu “Die Grasshoppers im Dorf der Osterhasen”

  1. Henrique Leemann sagt:

    Jaja – der andere Klub aus Zürich, macht so vieles so richtig, dass er zur Zeit CL spielt. Challenge, nicht Champions. Come on.

  2. david sagt:

    Sorry aber so ein nichts sagender unverschämeter Artikel… tiefstes Niveau!
    echli respekt vorem REKORDMEISTER bitte!

    • Keller sagt:

      bin selber seit Kind Fan des GCZ. Was der Journalist beschreibt bringt er voll auf den Punkt. Der Wegzug aus der Stadt Zürich war der Beginn einer Identitätsverlust.

  3. Kurt Debrunner sagt:

    Sticht hier der Neid des bekennenden FCZ-Fans Tognoni durch? Im Gegensatz zu GC hat der FCZ nämlich keinen eigenen Campus.

    • Izidor Kürschner sagt:

      Der Wert des Campus wird total überschätzt. Es nützt auch nichts wenn Vereinsverantwortliche die Vorteile gebetsmühlenartig immer und immer wiederholen. Natürlich hat der Campus Vorteile. Aber die Kosten samt Nachwuchs (ca. 8 Millionen) stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Man sieht es ja jetzt wieder: Auf dem Platz stehen hauptsächlich überteuerte Einkäufe und Leihgaben aus dem Nachwuchs der Konkurrenz (Basel).

      • Kurt Debrunner sagt:

        Vor ca. 3 Monaten gab es hier einen Blogbeitrag, wonach GC von den SL-Clubs mit Abstand am meisten Talente herausbringt. Im aktuellen Kader stehen immerhin 5 Eigengewächse. Wie beim FCZ müssen aber leider die besten Talente (ins Ausland) verkauft werden. Ich denke trotzdem, dass der Weg mit der intensiven Nachwuchsarbeit der richtige ist. Irgendwann wird der Wind wieder drehen und die FCB-Modefans müssen sich dann warm anziehen.

    • Keller sagt:

      Ich bin seit Bub ein leidenschaftlicher Fan des GCZ. Hören Sie lieber Kurt Debrunner, der Journalist hat es im Artikel ganz einfach auf den Punkt gebracht. Schade, dass das sonst niemand in diesem Verein sieht und endlich verdammt nochmal etwas dagegen unternimmt. Aber wie auch, wenn es nicht mal ein Stadtzürcher im Verwaltungsrat hat. Ihnen mag es egal sein, lieber Kurt, mir jedoch nicht.

      • Kurt Debrunner sagt:

        Das GC ein gröberes Führungsproblem hat, ist ja bekannt. Aber daneben ist sicher nicht der Campus und dessen Standort ein Problem, sondern der fehlende Hardturm-Neubau!

        • Keller sagt:

          ach Kurt .. lassen wir es .. seit dem Wegzug des GCZ aus Zürich hat mein Verein nur noch was die Nostalgie betrifft eine Identität mit meiner Stadt Zürich .. schade wollen dies so viele nicht einsehen bzw. sind zu wenig kritisch genug.

  4. Hans Ammann sagt:

    Dieser Artikel beschreibt nichts Interessantes. Tognoni benützt die verzweifelte Lage von GC, um den Verein auf plumpe Art lächerlich zu machen. Wirklich lustig ist aber nichts an dem Artikel. Lieber Oberhasli als Niederhasli – sauglatt!
    Wieso wird ein solcher Mist publiziert?

  5. Raimondo sagt:

    Bei Junioren sind die Einzugsgebiete vorgegeben. Je nach Wohnort muss der Junior zu GC oder zum FCZ. Den Campus als Grund für die GC-Misere anzugeben ist leider falsch. Schliesslich ist ja auch der FCZ abgestiegen und verliert seine besten Junioren jeweils sehr früh ins Ausland.

    • Izidor Kürschner sagt:

      Ein Junior muss gar nichts. Er hat die freie Wahl. Es gibt einzig eine Abmachung unter den Klubs, dass man einander keine Junioren aus dem jeweils dem anderen Klub zugewiesenen Gebiet abluchst. Im Zweifel geht jeder Junior zum FCZ. Wer will schon eine Stunde Anreise auf sich nehmen?

  6. Oliver Brunner sagt:

    Jetzt findet das übliche FCZ-Geschwafel auch noch auf diesem Blöögg statt. Wenn man 15 Jahre bei United Corruption gearbeitet hat, sollte man wissen, dass viele grosse Clubs ihren Campus/Geschäftsstelle nicht auf dem Stadtgebiet haben. Hat das irgendeinen Einfluss auf den gespielten Fussball? GC spielt Sch… und ist Sch… gemanagt, das hat aber nichts mit Niederhasli zu tun.

    • Izidor Kürschner sagt:

      Natürlich ist der Campus auch Ursache der Krise. Der Verein wurde durch den Wegzug aus Zürich völlig entwurzelt. GC ist kein Grossklub wie Milan. Kein Sponsor und kein Fan will sich mit einer Adresse eines Provinzclubs (8155 Niederhasli) identifizieren.

      • Kurt Debrunner sagt:

        Der TSG 1899 Hoffenheim hat sowohl das Trainingsgelände, wie auch die Vereinsanschrift in Zuzenhausen… who cares??

        • Röschu sagt:

          Was wollen Sie uns damit mitteilen?

          GC ist ein alteingesessener Stadtzürcher Traditionsverein, der aufgrund bekannter Umstände entwurzelt wurde und nun mehr schlecht als recht versucht in der Provinz zu überleben.

          Hoffenheim ist ein kleines Dorf mit rund 3000 Einwohnern, in dem rein zufällig ein sehr reicher Mann beheimatet ist, der irgendwann mal entschied, dass er in seiner Heimat Bundesliga-Fussball sehen will. Deshalb, und nur deshalb (!), gibt es dort, mitten im nirgendwo notabene, heute einen Bundesliga-Verein.

          Ähnlich ist allenfalls, dass sich beide Vereine über das schwache Zuschauerinteresse wundern.

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