
Keine Gegner unterschätzen, und seien sie noch so klein: Vladimir Petkovic vor den Medien in Genf, am Tag vor dem 1:0 gegen Lettland. Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)
Einst gab es Albanien, Luxemburg, Malta und Zypern. Wer als Nationalcoach gegen eine dieser Mannschaften verlor, musste schwer um seinen Posten bangen. In jener Zeit war ein Spiel wie Italien – Liechtenstein nicht einmal vorstellbar. Heute gibt es nicht nur Liechtenstein, es gibt auch Andorra, San Marino, die Felsenkicker aus Gibraltar, es fehlen nur noch der Vatikan und die Kanalinsel Jersey. Zudem haben der Zerfall Jugoslawiens und die Auflösung der Sowjetunion Europas Fussballkarte verändert.
Waljäger mit Zipfelmütze im Tor
Die Frage, ob Spiele wie Belgien – Gibraltar, Deutschland – San Marino, Liechtenstein – Italien oder Andorra – Färöer den Fussball weiterbringen, stellt sich nicht. Die Spiele sind nun einmal einfach da und setzen, weil es sich um Fussball handelt, Hunderte Marketing-Millionen um. Zudem haben vor Jahren die Waljäger der Färöer mit einem Torhüter mit Zipfelmütze Österreich geschlagen und dem weltweiten Spott ausgesetzt, und die Karriere von Rolf Fringer als Nationalcoach erlitt 1996 bei einer Niederlage in Aserbeidschan einen Knacks, bevor sie richtig begonnen hatte. Andererseits ermöglichen heute Gegner wie Färöer, Andorra und Lettland der Schweiz, historische Siegesserien hinzulegen.

Rolf Fringer nach dem WM-Qualispiel gegen Aserbeidschan 1997 in Zürich, kurz bevor bekannt gegeben wurde, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Foto: Keystone
Aber sonst? Viel interessanter als das Geschehen auf dem Feld ist in der Regel der journalistische Umgang mit solchen Spielen. Kein Journalist darf schreiben, dass die Schweiz mit all ihren Auslandprofis Andorra oder die Färöer 7:0 wegputzen müsste. Und obwohl Nationalcoach Vladimir Petkovic mit seinen Kollegen aus Andorra und den Färöern Mitleid haben sollte, darf er das niemals zugeben.
«Es gibt keine schwachen Gegner mehr» gehört zu den eisernen Pflichtaussagen, selbst wenn man gegen die schlechteste Mannschaft der Welt antritt. Zudem darf man solche Aussenseiter «nicht unterschätzen», oder sie sind «körperlich robust», was offenbar bereits eine bedrohliche Ausgangslage ist.
Lauter «unberechenbare Gegner»
Falls die Schweiz morgen gegen die Malediven spielen würde, wären diese aus der Sicht des Nationalcoachs zumindest «ein unberechenbarer Gegner». Alain Sutter, Fussballphilosoph des Schweizer Fernsehens, brachte es vor dem Anpfiff gegen Lettland auf den Punkt: für den Sieg komme es «auf die Einstellung» an.
Die deutschen Journalisten waren vor dem Spiel in Baku erleichtert darüber, dass sie über die Menschenrechtslage in Aserbeidschan berichten konnten, statt den schwachen Gegner stark schreiben zu müssen. Und die deutsche Industrie ihrerseits war sicher froh, dass wieder einmal der Sport für sie in die Bresche sprang und den Mahnfinger erhob, was zwar sympathisch, aber nach wie vor wirkungslos ist.
Was die Mannschaft am Samstag wieder gezeigt hat war einfach erbärmlich. Alibipässe noch und noch, schwache Flanken und noch schwächerer Abschluss. Kein Durchsetzungsvermögen, keine Leidenschaft, einfach mal runter gespielt und ach ja, gewonnen. Man fragt sich schon, was die gutverdienenden Burschen den ganzen Tag machen?!
Doch eine gute Flanke gab es und auch einen guten Torabschluss! Also alles gut?
5 Spiele, 5 Siege (unter anderem gegen den Europameister). Yep, alles gut. Sehr gut sogar.
Schon wieeeeder ein sehr guter Text mit überzeugenden Inhalten von Guido Tognoni. Er ist eben ein absoluter Fachmann, der die Zusammenhänge sieht und AUCH den Mut aufbringt, “gewisse Punkte” DIREKT anzusprechen.
LEIDER kann das von den sog. “Fachleuten” Petkovic und Sutter nicht erwartet werden. Das EINZIGE, was diese Herren präsentieren sind LEERE Worthülsen- oft gespickt mit esoterischem BLA BLA!!!
Einfach unglaublich, dass solche Personen so oft am TV zu sehen sind!!! Es wäre vieeeel interessanter, z.B. Guido Tognoni mal zu erleben!!!