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Die Grenzfälle der Masochisten

Guido Tognoni am Montag den 13. Februar 2017
Nachspielzeit

Der richtige Reflex: Dortmunds Goalie Roman Bürki hält einen Penalty im Spiel gegen Hertha Berlin (8. Februar 2017). Foto: Martin Meissner (Keystone)

Gewiss, Roman Bürki hat hervorragend reagiert, als er am späten Mittwochabend im Cupspiel gegen Hertha Berlin nach der Verlängerung den Elfmeter Daridas abwehrte. Nur: Bürki verhielt sich dabei nicht regelkonform und hatte die Torlinie bereits vor der Schussabgabe verlassen. Es gibt nicht viel, auf das die drei Spielleiter bei einem Elfmeter achten müssen, aber die korrekte Position des Torhüters gehört dazu. Ein Goalie darf sich vor dem Schuss zwar bewegen, doch nur seitlich auf der Torlinie und nicht nach vorne.

Die Frage, die sich aufdrängt: Gibt es einen Schiedsrichter, der den Mut hat, in Dortmund vor 80’000 Zuschauern einen vom Dortmunder Torhüter abgewehrten Elfmeter wiederholen zu lassen?

Das Gleiche am Vortag bei Bayern München – VfL Wolfsburg: der bereits verwarnte Münchner Arjen Robben lässt die Wolfsburger einen Freistoss nicht ausführen und schlägt den Ball weg. Ein Spieler aus Freiburg, Darmstadt, Ingolstadt oder Mainz wäre mit einer zweiten Gelben Karte gleich vom Platz geflogen, Arjen Robben hingegen geniesst den typischen Bayern-Schutz, den man beispielsweise bei Franck Ribérys Entgleisungen seit Jahren feststellen kann, und bleibt auf dem Rasen.

Dass die renommierten Teams bevorteilt werden, ist ein weltweites Phänomen und könnte bestimmt statistisch belegt werden. Zwar ist jeder Fussball-Schiedsrichter bis zu einem gewissen Mass ein Masochist, aber muss er sich ohne grosse Not auf dem Platz noch mehr Probleme einhandeln, als er ohnehin hat? Schliesslich hat jeder Spielleiter einen Ermessensspielraum. Weshalb soll er ihn nicht ausgerechnet bei Bayern München wohlwollend ausnützen, wozu soll er in Dortmund das wildeste Stadion Deutschlands gegen sich aufbringen?

Auch Masochisten setzen sich ihre Grenzen.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

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Ein Kommentar zu “Die Grenzfälle der Masochisten”

  1. Meyer R. sagt:

    Falls dieses Foto vom erwähnten Penalty stammen sollte, wäre auch bildlich bewiesen, wie falsch der Schiedsrichter lag! Denn so weit vor dem Tor abwehren zu können Ist doch sehr, sehr seltsam!

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