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«Ibra» turmhoch

Oliver Meiler am Mittwoch den 16. März 2016
AC Milan striker Zlatan Ibrahimovic, of Sweden, pose in front of the Eiffel Tower with his jersey, in Paris, Wednesday, July 18, 2012 after signing an agreement with the Paris Saint Germain (PSG) club. Ibrahimovic will be the Ligue 1 club's third major signing of the summer, following the arrivals of former AC Milan teammate Thiago Silva and Napoli's Ezequiel Lavezzi. (AP Photo/Jacques Brinon)

Grösser als der Eiffelturm? Zlatan Ibrahimovic bei seiner Ankunft in Paris. (AP Photo / Jacques Brinon)

Hält er sich tatsächlich für den Grössten, den Besten, den Grossartigsten? Oder kokettiert er nur mit seinem barocken Grössenwahn? Bei Zlatan Ibrahimovic aus dem schwedischen Malmö, und vielleicht ist das die unterhaltsamste Note in seiner Geschichte als vermeintlicher Bad Boy und Megalomane des Fussballs, ist man nie ganz sicher – und lacht dennoch: Ach, der Zlatan wieder! Etwa, wenn er sich mit Gott vergleicht. Das tut er gern und mit ernster Miene, so ist die Wirkung noch etwas grösser. Wir nehmen nun einmal an, dass «Ibra» der Selbstironie fähig ist.

Als man ihn nun nach dem Gewinn der vierten französischen Meisterschaft in Folge, den er seinem Verein Paris Saint-Germain fast im Alleingang schon acht Spiele vor Saisonende bescherte, vor laufenden Kameras fragte, ob er denn seinen Vertrag verlängern werde, sagte er: «Ich denke nicht, dass sie den Eiffelturm durch eine Statue von mir ersetzen können. Das können wahrscheinlich nicht einmal die Bosse des Vereins. Aber sollten sie es dennoch schaffen, dann bleibe ich. Versprochen!» Eine hübsche Pointe war das, für einmal vorgetragen mit einem gelösten, sonoren Lachen.

PSG wird ihn wahrscheinlich nicht halten können, so sehr sich die milliardenschweren Vereinsbesitzer aus Katar auch bemühen sollten, die Angebote aus England mit einigen zusätzlichen Gehaltsmillionen zu kontern: Man spekuliert, Ibrahimovic ziehe es zu Manchester United – raus aus der fussballerischen Provinz, zurück auf die wirklich grosse Bühne. Mit 34 Jahren ist das wahrscheinlich seine letzte Chance. In Paris aber könnten ohne seine Nummern am Ball und ohne seine Sprüche schnell die Lichter ausgehen.

«Ibra» war bisher immer alles in einem gewesen: der überragende Fussballer der Liga, selbst wenn er mal einen weniger guten Tag hatte. Er war die wandelnde Litfasssäule von PSG, der Chefunterhalter mit dem Glamourfaktor eines Popstars, der Alleinvermarkter der Ligue 1. Er war gar der einzige Grund, warum man ausserhalb Frankreichs den französischen Fussball in den vergangenen Jahren überhaupt wahrnahm. Die Franzosen verziehen ihm sogar, dass er ihr Land einmal «ein Scheissland» genannt hatte. Und das will etwas heissen. Kein Wunder, sieht er sich als Alternative zum Eiffelturm. Auf diese Allegorie muss man ja auch zuerst einmal kommen.

Vor allem aber zeigt sein Fall exemplarisch, wie wichtig einzelne Figuren in den Businessmodellen der Grossvereine geworden sind – fürs Marketing, fürs Merchandising. Alles wird um sie herum gebaut, ganze Mannschaften. Der Emir aus Katar rechnete sich wohl aus, dass dieser gross gewachsene Schwede mit dem spektakulären Mundwerk seinem Projekt unmittelbar am meisten Strahlkraft geben würde. Es geht ja darum, Katar als Fussballland zu positionieren, für die Weltmeisterschaften 2022. So grotesk das auch wirkt. PSG ist das Schaufenster dafür, und «Ibra» war bisher die schönste Puppe darin – schier unbezahlbar.

Oliver Meiler

Oliver Meiler

Politischer Korrespondent mit einer starken Schwäche für Fussball. Erhielt als Kind ein Trikot der tschechoslowakischen Nationalmannschaft geschenkt, womit weder ihn noch irgendjemanden seiner Familie etwas verband. Das zweite Leibchen war wollig und kratzig, Barilla stand drauf, dazu ein Vereinswappen mit Wolf - auf Herzhöhe. Fährt seine Söhne durch Barcelona und die katalanische Pampa zu Spielen mit laut brüllenden Eltern. Brüllt selber nie.

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3 Kommentare zu “«Ibra» turmhoch”

  1. hans-martin konhäuser sagt:

    gailer typ…..slatan ibrahimovic,……..spitzenfussball ist show, ergo sind spitzenfussballer wie er show-stars

  2. Michael sagt:

    Katar wird so sicher zu einem Fussballschwergewicht, wie in Europa eine Bundesliga für Kamelrennen gegründet wird.

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