
Er wars! Zlatan Ibrahimovic darf auch im Sommer 2015 im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. (Keystone)
Nein, das ist kein guter Einstieg in einen Blogbeitrag. Der Textbeginn müsste sofort klarmachen, dass Sie auf den folgenden Zeilen etwas total Wichtiges erwartet. Sonst sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, weg in null Komma nichts. Gerade jetzt, da in Echtzeit mitverfolgt werden kann, ob in Saint-Denis gerade wieder Jagd auf Terrorverdächtige gemacht wird.
Wenn aber gerade Selbstmordattentäter und Kriegsgeheule die Nachrichten liefern, ist es verdammt schwierig, ausgerechnet einen Fussball-Blog als unverzichtbare Lektüre zu verkaufen. Natürlich, Fussballspiele sind derzeit gerade en vogue als Ziel terroristischer Anschläge. Sport war schon immer gefährdet, von Extremisten in Geiselhaft genommen zu werden. Sei es offiziell wie bei den Nazi-Spielen 1936 in Berlin. Oder durch Anschläge wie in München 1972.
Kein zusätzliches halb gares Geschreibsel
Die Frage ist berechtigt, ob es sinnvoll war, die Partie Deutschland gegen Holland im Vorfeld trotzig zum Symbol zu erklären. Andererseits erkannte der Philosoph Hermann Lübbe schon nach den Anschlägen des 11. September 20o1 in der «Basler Zeitung»: «Wir können ja nicht mit der Normalität des Lebens aufhören – auch schon allein deshalb, weil wir gar keine Einwirkungsmöglichkeiten darauf haben, wie sich das Ganze weltpolitisch entwickeln wird.»
Darum hier nicht noch ein zusätzliches halb gares Geschreibsel über die Attentate von Paris. Welchen neuen Gedanken gäbe es dazu noch zu verfassen? Viele intelligente und mindestens ebenso viele weniger intelligente Menschen haben uns schon ihre Schlussfolgerungen mitgeteilt oder aufgedrängt. Stattdessen also ein Fussball-Blogbeitrag.
Denn die Normalität des Lebens, sie hat am Dienstag tatsächlich bereits wieder stattgefunden. In den letzten Barrage-Spielen zur Europameisterschaft zum Beispiel, in denen Teams darum spielten, im kommenden Sommer nach Frankreich reisen zu dürfen, wo der Staatschef soeben einen Krieg ausgerufen hat. Aber lassen wir das. Schauen wir lieber diesen Freistoss an:
What a goal by Zlatan pic.twitter.com/kOn0FjHUpo
— Football Trolls (@Footballltrolls) 18. November 2015
Womit ich an der Stelle wäre, an der ich Michel Platini danken möchte. Immerhin hat er erst ermöglicht, dass wir auf weitere Geniestreiche von Zlatan Ibrahimovic hoffen dürfen. Dieser Ibrahimovic soll ja in seiner Jugend in der schwedischen Banlieue-Nachahmung Rosengård nicht immer den Eindruck einer reibungslosen Integration in die westlich-bürgerliche Gesellschaft hinterlassen haben. Noch heute gefällt sich der Secondo in der Rolle des Enfant terrible.
Aber Platini hat ihm ja auch nicht bei der Integration in die Gesellschaft geholfen. So, wie es keine Berichte gibt, dass er mit seinem Beratersalär von zwei Millionen Franken, das er von Fifa-Präsident Sepp Blatter eingesteckt hat, ein Jugendzentrum in einer französischen Banlieue unterstützt hätte. Warum sollte er auch? Integriert hat er Ibrahimovic, indem er die EM auf 128 Teilnehmer aufgeblasen hat. Moment … Nein, es sind doch bloss 24. Bei 54 Bewerbern – Andorra, San Marino und Gibraltar mit eingerechnet.
Das reichte, damit sogar die Schweden in Frankreich dabei sind. Obwohl sie selbst mit Ibrahimovic und dem GC-Helden Kim Källström in den eigenen Reihen in ihrer Gruppe hinter Österreich und Russland bloss Rang drei belegt haben. Der Rest des schwedischen Teams muss also eine ziemliche Hummeltruppe sein, wie in meinem Dialekt eine unterdurchschnittlich talentierte Mannschaft genannt wird. (Kennen Sie andere schöne Ausdrücke?)
30 Sekunden für den Flug der Hummel
Und nun zur Musik, die Sie vielleicht gleich zu Beginn Ihrer Lektüre dieses Beitrags gehört haben. Es ist Sergei Rachmaninow, der den Flug der Hummel von Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow interpretiert. Ich schlage vor, dass Sie sich jetzt knapp eine halbe Minute Zeit nehmen, hier unten erst noch einmal den Hummelflug starten, anschliessend sogleich das Video von Zlatans Zauberschuss.
Lassen Sie das Zusammenspiel von Musik und Flugbahn auf sich wirken. Denken Sie daran, dass Aerodynamiker 1930 ausgerechnet haben, dass eine Hummel eigentlich viel zu fett ist für ihre kleinen Flügel und darum gar nicht fliegen kann. Stellen Sie sich jene Hummeln vor, die davon völlig unbeeindruckt auf über 5000 Metern über Meer am Mount Everest herumsausen, was sie zu den am höchsten fliegenden Insekten der Erde macht. Und staunen Sie, dass erst 1996 mathematisch bewiesen wurde, dass die Hummel doch fliegen kann (Wirbel sind das Stichwort).
Und damit zurück in den News-Strom von Terror und Antiterror.
What a goal by Zlatan pic.twitter.com/kOn0FjHUpo — Football Trolls (@Footballltrolls) 18. November 2015
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