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ManU knackt die Milliardengrenze

Christian Andiel am Donnerstag den 25. Juni 2015

Manchester United mag auf eine enttäuschende jüngste Vergangenheit zurückblicken: Kein Titel in den letzten beiden Jahren, nur Rang 4 in der abgeschlossenen Meisterschaft. In wirtschaftlicher Hinsicht gelang dem Verein aus der Premier League allerdings ein gewaltiger Sprung – ManU ist der erste Club, der seinen Markenwert auf mehr als eine Milliarde Dollar steigern konnte, genau sind es 1,206 Milliarden (etwa 1,1 Milliarden Franken).

Das englische Unternehmen Brand Finance erstellt alljährlich verschiedene Statistiken zum Markenwert von Unternehmen, jüngst wurde die neueste Top-50-Rangliste im internationalen Fussball veröffentlicht. Manchester United (im Vorjahr auf Rang 3) hat im vergangenen Jahr Bayern München als Leader abgelöst, die Münchner belegen mit einem Markenwert von 933 Millionen Dollar den zweiten Platz.

Man sieht anhand dieser Entwicklung, dass der von Brand Finance ermittelte Wert nicht nur mit dem sportlichen Erfolg verbunden ist. Noch deutlicher belegt dies die Entwicklung von Barcelona: Die Spanier gewannen zwar als erster Club zum zweiten Mal das Triple aus Champions League, heimischem Cup und Meisterschaft, aber in der Markenwertrangliste rutschten die Katalanen weiter ab, neu ist Barcelona nur noch Sechster, überholt von Manchester City und Chelsea.

Beim Markenwert geht es neben Siegen und Pokalen vor allem um die Möglichkeiten der internationalen Vermarktung, der weltweiten Präsenz der Marke. «Marktwert» und «Markenwert» sind für Ökonomen nicht das Gleiche: Der Marktwert ist für die Berater von Schmid Preissler der «aktuelle Wert eines Wirtschaftsgutes». Der Markenwert hingegen umfasst ungleich mehr: «Der Wert einer Marke wird entscheidend durch ihre immateriellen Werte geprägt, die ihren Ursprung in den sieben Elementen Herkunft, Geschichte, Profil, Positionierung, Image, Bekanntheit und Schutz haben.»

Und in wirtschaftlicher Hinsicht gibt es für David Heigh, CEO von Brand Finance, einen wahren Künstler: «Ed Woodward, Finanzchef von ManU, ist der Cristiano Ronaldo der kommerziellen Bühne.» 74 Millionen Dollar zahlt Chevrolet als Trikotsponsor im Jahr, damit wurde der Betrag, den AON entrichtet hatte, verdoppelt. Deutlich wird die Diskrepanz, wenn man die Verträge von Adidas mit Bayern und ManU vergleicht: Die Deutschen bekommen knapp eine Milliarde Dollar für die nächsten 15 Jahre, das sind umgerechnet 67 Millionen im Jahr. ManU erhält vom bayrischen Sportausrüster 1,1 Milliarden – aber für 10 Jahre, und damit hat Manchester United allein aus diesem Deal Jahr für Jahr 43 Millionen Dollar mehr zur Verfügung als der FC Bayern.

Neben den Sponsoringverträgen und der einzigartigen weltweiten Präsenz half ManU der neue TV-Vertrag mit der Premier League zum Quantensprung beim Marktwert. 3,2 Milliarden bringt der Megadeal den Clubs der höchsten englischen Liga pro Jahr, das ist viermal mehr als die Bundesligaclubs zuletzt aushandeln konnten. Das erklärt auch den hohen Anteil von englischen Clubs unter den Top 50 von Brand Finance: 17 Teams haben den neuen TV-Deal genutzt, dahinter folgen neun deutsche und fünf spanische Vereine. Die extreme Euro-Zentrierung des Fussballs dokumentiert die Markenwerte-Rangliste ebenfalls: Gerade mal zwei der Top-50-Vereine sind nicht aus Europa, sie spielen in Brasilien (São Paulo als 43. und Corinthians als 48.).

Schweizer Clubs (gemeint ist in dieser Hinsicht natürlich der FC Basel) kommen in der Aufstellung nicht vor. Und der FC Bayern kann sich trotz des Rückfalls auf Rang 2 in der Rangliste trösten: Offenbar setzen die Münchner ihre vergleichsweise wenigen Mittel doch wesentlich geschickter ein.

Christian Andiel

Christian Andiel

In Bayern aufgewachsen, ziemlich heftig mit dem 1. FC Köln verbandelt – und träumen darf man ja von Europa und Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

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8 Kommentare zu “ManU knackt die Milliardengrenze”

  1. Mäse sagt:

    Die Absurdität zeigt sich noch deutlicher, wenn man die wirtschaftliche Situation in einigen Ländern herbeizieht. Scheinbar schein es kein Problem zu sein, Millionengehälter zu bezahlen, horrende Summen für lächerliche Transfers auszugeben, Handgeld in 7-stelliger Höhe zu bezahlen und gleichzeitig auf einem Schuldenberg zu hocken (betrifft natürlich nicht alle in der Rangliste genannten) und in einigen Fällen nicht mal Steuern zu bezahlen. Da frag ich mich doch, was für Menschen unterstützen Fussball in diesen Ländern noch und tragen auch noch Shirts ihrer Idole? Muss doch frustrierend sein, selbst keinen Job zu haben und nicht wissen wie zu überleben und gleich in der Nachbarschaft die Millionen hinter einem Ball her rennen sehen. Irgendwie verstehe ich das nicht.

  2. Alex Sutter sagt:

    Wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, dann darf es einen nicht mehr wundern, wenn eben auch Spiele zu Gunsten von wem auch immer manipuliert werden. Dass der FC Basel hier nicht auf der Liste erscheint, macht mich umso stolzer: rein sportlich mit dem aktuellen UEFA-Koeffizienten ist der FCB die Nummer 15 (sic!) in Europa, und das mit seinem relativ bescheidenen Budget ! Soll uns mal einer nachmachen 🙂

  3. Oliver Schramm sagt:

    Das liebe Geld ist gleichzeitig der Mühlstein um den Hals des englischen Fussball. Absurde TV Beiträge, ebenso absurde Transfer Preise einhergehend mit Astronomischen Salären. Man buhlt um Spitzenkräfte und die kommen dann zumeist aus dem Ausland. Die Nationalmannschaft als Anachronismus zum Clubfussball und Spiegel dieser Entwicklung.

  4. Bebbi Fässler sagt:

    “Marktwert”, aber nur auf dem Papier. Aber was soll’s einige wenige Balltreter überschätzen ihren “Marktwert” Haushoch.Am besten misst man einen Unternehmen sprich Fussballverein oder Fussball AG mit der Höhe der Steuerabgaben (zum Wohl für die Allgemeinheit)!

  5. Hans Sägesser sagt:

    Als langjähriger ManU Fan wäre es mir lieber sie würden wieder Erfolge auf dem Feld haben!

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