Liebe Leserinnen und Leser,
an dieser Stelle erscheinen keine weiteren Beiträge. Auf alle bereits erschienenen Artikel können Sie nach wie vor zugreifen.
Herzliche Grüsse, die Redaktion
Logo

Leiden in Canepas Dunstkreis

Guido Tognoni am Dienstag den 26. Mai 2015
Nachspielzeit

Und wieder mal verloren: FCZ-Spieler Oliver Buff schaut den jubelnden Baslern zu (10. Mai 2015). Foto: Keystone

Es macht ganz den Anschein, als ob Zürichs Sportgemeinde die Lust am Leiden wieder entdeckt hat. Nachdem der ZSC mit neuem Namen und dank dem grosszügigen Mäzen Walter Frey sich an der nationalen Spitze etabliert hat, ist in der Leidenszone ein Vakuum entstanden, das zumindest in diesem Jahr der FC Zürich mit Erfolg auffüllt. Zwar verbreitet allein schon das für den Fussball völlig ungeeignete Letzigrund-Stadion ausreichend Trauer um schlecht investiertes Steuergeld, aber zwischen Trauer und Leiden liegt noch ein weiter Graben. Diesen überbrückt in den vergangenen Monaten der FC Zürich in beeindruckender Manier.

Nachspielzeit

Doch, doch, wir haben schon ein Dokument für das Raucher-Duo Herr Canepa (Pfeife) und Frau Canepa (Zigarette) gefunden – das ist aber zugegebenmassen bereits sechs Jahre alt. Foto: Keystone

Wie seinerzeit der ZSC öffnet der FCZ seinen Fans immer mehr Einblicke in die Szenerie des realen Masochismus. Zwar ist es im Letzigrund nicht möglich, das Missfallen durch das Schleudern von Klappstühlen zum Ausdruck zu bringen, wie das im guten alten Hallenstadion der Fall war. Aber ein Raucherstübli, wo – wie früher unter dem Hallendach – ein Joint dem sportlichen Schmerz die schlimmsten Konturen nahm, könnte problemlos auch im Letzigrund eingeführt werden.

Es wäre ein interessantes Experiment moderner Fankultur: Präsidialer Pfeifenrauch von Ancillo Canepa und Zigarettendunst von seiner Frau Heliane, vermischt mit dem Grasgeruch (nicht zu verwechseln mit dem Geruch des Rasens) der seelisch verstörten Fans. Das würde eine Harmonie des Leidens schaffen, wie sie in dieser Form auf der Welt nirgendwo anzutreffen wäre.

Guido Tognoni

Guido Tognoni

Als Ersatzspieler des FC Davos (3. Liga, untere Tabellenhälfte) erzielte er im Schneetreiben von Tavanasa vor einigen Jahrzehnten sein einziges Meisterschaftstor. Danach stieg er trainingsfrei mit dem FC Tages-Anzeiger in die höchste Firmenfussballklasse auf und hoffte meist vergeblich, dass seine Laserflanken zu Treffern führen würden. Da sein Talent auf dem Rasen nicht erkannt wurde, arbeitete er 15 Jahre an den Schreibtischen der Fifa und Uefa.

Weitere Artikel

« Zur Übersicht

6 Kommentare zu “Leiden in Canepas Dunstkreis”

  1. Etzensberger Ruedi sagt:

    Bin ein Fan, der die wunderbare Zeit der sechziger und siebziger Jahre miterleben durfte. Danach nur selten mehr über eine
    längere Phase glücklich über meinen Verein FCZ war. Die Misere der letzten Jahre liegt sicher nicht im Leichtathletikstadion
    Letzigrund sondern ganz einfach in der Einstellung der Profifussballer. Ein Kuhn, Künzli , Leimgruber, Stierli, Grob, Bionda,
    Zappa, Meyer, Volkert oder Martinelli um nur einige zu nennen, rissen sich im wahrsten Sinne des Wortes den Allerwertesten
    bei jedem Spiel, auf. Die wahrlich gut bezahlten heutigen Profis, wissen nur noch vom Hörensagen, was Kampf um den Ball
    und Einsatz für die Kameraden bedeutet. Fritze wusste früher noch, dass er alle seine wunderbaren Tore nur erzielen konnte,
    weil er selber absolut generös rumackerte. Mir wird schwindelig, wenn ich die heutige Nr. 9 mit der damaligen vergleiche.
    Hoffentlich überprüfen die zuständigen Leute in der Sommerpause den Kader und entfernen einige Weicheier, den anderen
    Spielern zuliebe. Nur so werden wir künftig an unserem FCZ wieder Freude haben. Ruedi.

  2. Thomas Plüss sagt:

    Was für ein belangloser, inhaltsleerer Blog! Dann bitte lieber nichts als so etwas.

  3. Martin sagt:

    Seit 40 Jahren “Zler” (FCZ und ZSC Fan) ist mir das Leiden nah. Zwischendurch etwas Freude braucht aber auch der hartgesottenste Z-Fan. Würde das FCZ Trauerspiel wenigstens in angenehmer und würdiger Atmosphäre vonstatten gehen wäre mir – und vermutlich allen anderen Stadionbesucher – schon viel geholfen. Leider ist der FCZ in der Sportfeindlichsten Stadt der Welt zuhause. Da regiert die humorlose CM mit ihren GesinnungsgenossInnen, die wohl alle nur schon beim Gedanken an Fussball dicke rote Püggel bekommen. Zürich versteht sich zwar als Ort der Kultur, als Weltstadt im Westentaschenformat, hat aber leider seine wirkliche und gewachsene Kultur längst verleugnet und vergessen. Mit Tränen in den Augen schaue ich nach Basel und sehe wie sich eine Stadt in ihrem Club findet. Ein Ort der echten Integration – wie er auch von 1000 StadtentwicklerInnen und 10000en von Konzepten nicht erschaffen werden könnte. Darum will ich endlich ein Stadion, in dem wir gemeinsam die Kultur des kollektiven Leidens in einem würdigen Rahmen zelebrieren können. Vielleicht fällt die Königin von Zürich beim Velofahren mal vom hohen Ross und ihr unbehelmter Kopf (O-Ton CM: ich will die Freiheit spüren) hat plötzlich eine Eingebung und besinnt sich darauf was wirklich wichtig ist in der Stadt – die Seele nämlich!

    • Marc Bachmann sagt:

      Danke Martin, Deine Worte sind Palsam auf die, durch die Politik, geschundene Zürcher Sportseele. An der sportlichen Misere sind die PolitikerInnen ja nicht schuld, gebe ich sogar zu. Aber an der Infrastruktur schon und das will die Politik gar nicht wirklich ändern, ist ihr Einsatz kaum mehr als ein müdes Lächeln. Mehrere WM’s zogen ins Land, aber in Zürich steht immer noch kein echtes Fussballstadion und der Z ist ja auch nicht wirklich glücklich. Ob es daran liegt, dass die Stadt Zürich so seelenlos ist, weil die PolitikerInnen es selbst sind?

  4. Urs Rolli sagt:

    Da fehlt doch noch die Haelfte des Artikels? Oder wollte man uns auf kiffende Zuschauer im alten Hallenstadion aufmerksam machen ?

    • Armando sagt:

      Habs auch nicht ganz verstanden. Wahrscheinlich geht es um Legalisierung/Legitimation von Betäubungsmittel in Züricher Sportveranstalltungen um so mehr Zuschauer anzulocken. ???

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Zeichen verfügbar

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.