Es gibt selten innert kurzer Zeit derart viele Händedrücke wie bei einem Fussballspiel. Jeder schlägt mit jedem ein, vor dem Spiel, nach dem Spiel, während des Spiels. Kein oberflächliches Händeschütteln wie unter Politikern, sondern bedeutungsschwangere Händedrücke unter Männern, die sich durch diese Form der gegenseitigen Berührung die grossartige Bedeutung ihrer Aufgabe nochmals in Erinnerung rufen. Wenn man nur schon den Schiedsrichtern zuschaut: Diese bereiten sich zwar einige Stunden lang gemeinsam auf das Spiel vor, aber wie sie sich kurz vor dem Anpfiff nochmals tief in die Augen blicken und mit letzter Entschlossenheit die Hände reichen, das muss irgendwie mit der Rettung des Universums zusammenhängen. Drei gegen die ganze Welt – eine innige Verschwörung.
Nochmals richtig los geht es nach einem Sieg: Händedrücke den Bankdrückern, dem Masseur, dem Sportchef und wem auch immer, der nach dem Abpfiff die Nähe des Trainers sucht und findet. Einzig der Händedruck der beiden Coachs nach dem Schlusspfiff erfolgt jeweils etwas gar flüchtig. Es muss sich um eine eher lästige Anstandspflicht handeln.
Der bedeutsamste Händedruck eines Fussballspiels ist allerdings derjenige, der nicht stattfindet. Eine Hand, die ausgestreckt, aber nicht ergriffen wird. Ein Blick ohne Erwiderung. Da erst wird die Bedeutung des Händedrucks ersichtlich. Die kurz ineinander verschlossenen Hände symbolisieren zumindest einen Ansatz von Einigkeit und gegenseitigem Verständnis. Verweigert aber ein vom Feld geholter Spieler dem Trainer den Handschlag, sind Zwist und Hader nicht fern. Ein Spieler darf über seinen Trainer denken, was er will, aber er soll es nicht sagen. Und er darf ihm nicht in aller Öffentlichkeit den Handschlag verweigern. Denn bei einer ausgeschlagenen Hand hat der Trainer ein Problem. Oder der Spieler bekommt eines.
Im Vergleich zum Volleyball wo nach jedem Punkt abgeklatscht wird, ist das Händeschütteln beim Fussball sehr wenig.