
Schalke-Trainer Di Matteo beim Champions-League-Gruppenspiel in Lissabon, 5. November 2014. Foto: Manuel de Almeida (Keystone)
Dass Eddy Achterberg und Ralf Zumdick hier erwähnt werden, hat nur mit den Anfangsbuchstaben ihrer Namen zu tun. Der eine steht deshalb eben ganz oben in der Liste mit den 371 Trainernamen, der andere ganz unten. Spuren haben sie sonst keine hinterlassen, seit 1963 die Fussball-Bundesliga gegründet wurde.
Das haben andere getan, der geniale Branko Zebec etwa, der Alkoholiker war und beim Hamburger SV mehrmals so betrunken auf die Bank sass, dass er zur zweiten Halbzeit in der Kabine bleiben musste. Oder der knorrige Hans Meyer, der einmal sagte: «Keiner liebt mich, da können Sie meine Frau fragen.» Oder der verkannte Berti Vogts, von dem die Einsicht stammte: «Wenn ich übers Wasser laufe, sagen meine Kritiker: Und schwimmen kann er auch nicht.»
Keiner hat Eloquenz, Entertainment und Erfolg (gut, im Moment ist es mit dem Erfolg in der Bundesliga so eine Sache) je so brillant vermischt wie Jürgen Klopp von Borussia Dortmund. Als Bester überhaupt gilt Ottmar Hitzfeld. Sein Leitspruch hiess: «Der Sieg ist zwar nicht alles, aber ohne Sieg ist alles nichts.»
Mit Armin Veh und Roberto Di Matteo verhält sich das anders. Vor allem wenn es um die Resultate geht. Veh hat am Montag in Stuttgart gleich selbst aufgegeben, weil es mit dem Siegen nicht so klappt und der VfB auf dem letzten Tabellenplatz liegt. Di Matteo wiederum hat bei Schalke 04 eine Mannschaft übernommen, die sich zuweilen schon vor Spielbeginn aufgegeben hat, wie am Dienstagabend beim 0:5 in der Champions League gegen Chelsea.
Veh ist ein jovialer Typ und trocken sein Humor. «Das ist doch keine Beerdigung hier», sagte er am Montag, als er seinen Rücktritt bekannt gab. Er ging, weil er sich dafür verantwortlich machte, dass der Mannschaft das Glück fehlt. Und weil er das tat, verzichtete er auch darauf, sich eine Abfindung auszuhandeln. Dabei wäre sein bis 2016 laufender Vertrag noch rund 3 Millionen Euro wert gewesen. Wer ihn kennt, ihn, der schon als Spieler immer ein Künstler war und nie ein Kämpfer, den überrascht diese Art der Konsequenz kein bisschen.
Di Matteo ist kein Veh. Im Gegensatz zu ihm hat er zwar schon die Champions League gewonnen, 2012 mit Chelsea, aber noch nie die Bundesliga. Und dienen seine ersten sieben Wochen als Beweis, kann ihm das mit diesem Schalke auf absehbare Zeit auch gar nicht gelingen. Schalke ist Chaos.
Der Italiener aus Schaffhausen wurde geholt, um das zu ändern. Zum Antritt erklärte er markig: «In einer Mannschaft kann es nur einen Chef geben, und der Chef bin ich.» Er liess Defensivfussball spielen, um für Stabilität zu sorgen. Und das Resultat ist ernüchternd: Trotz der Betonmischer-Mentalität des Kranführersohnes erhält Schalke mehr Tore als unter dem wenig geschätzten Vorgänger Jens Keller. Zwölf sind es allein in den drei Spielen in der Champions League.
Horst Heldt redete am Dienstag von «Angsthasenfussball». Und wenn er das sagt, ist das alarmierend. Als Sportvorstand ist er der Chef von Di Matteo.
Der VfB Stuttgart hat übrigens Huub Stevens zum Nachfolger von Veh gemacht. Das passt in diese Liga, wo die Leute aus den Chefetagen manchmal ziemlich einfach gestrickt denken. Stevens war schon Vehs Vorgänger. Auch von ihm stammt eine Weisheit: «Hinten muss die null stehen.» Vielleicht denkt Di Matteo einmal daran.
Stuttgart muss endlich, endlich absteigen. Ich bin guter Dinge, dass es diese Saison endlich so weit sein könnte.
Dass Schalke und Stuttgart seit Jahren nicht vom Fleck kommen ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Dass das an den Trainern liegen soll, finde ich aber nicht nachvollziehbar.
Schalke wartet seit über 50 Jahren auf einen Meistertitel und wird wohl auch noch weiter 50 Jahre darauf warten müssen. Ein Verein der so viele Kurzschluss-Entscheide trifft und bei dem nach jeder Niederlage im Umfeld dermassen grosse Unruhe aufkommt, kann langfristig nicht erfolgreich sein. Der einzige Trainer der auf Schalke in den letzten Jahren etwas Kredit hatte (und nebenbei auch UEFA-Cup-Sieger wurde) war Huub Stevens. Und der liess in der Regel, wie im Blog bechrieben, genau diesen defensiven ‘Angsthasen’-Fussball spielen, den man nun Di Matteo vorwirft.
In Stuttgart sind Trainerwechsel im Spätherbst mittlerweile schon fast eine liebgewonnene Tradition. Seit dem Meistertitel 2007 wurden zu diesem Zeitpunkt der Saison bereits Armin Veh, Markus Babbel, Christian Gross, Jens Keller und nun wieder Armin Veh ersetzt. Es folgte dann in der Regel ein Aufschwung im Frühling und im Herbst darauf geht das ganze Theater wieder von vorne los.
Di Matteo ist ein sehr mittelmässiger Trainer, wie die meisten, die ihr Metier in GB gelernt haben. Bei Chelsea hatte er einfach eine Topverteidigung und vorne Drogba und gewann mit Antifussball die Champions League. Ausser Ferguson und Hodgson gibts wenig Trainergenies auf der Insel. Deshalb stehen dort auch so viele Ausländer an der Linie (noch mehr auf dem Platz). Zudem ist Di Matteo vom italienischen Defensivfussball geprägt. Taktisch sind Serie A und Premier League stehen geblieben im Vergleich zu DE und SP.
Di Matteo? Das ist doch gar kein Trainer. Er hat die Champions League nur gewonnen, weil er dir Mannschaft kurz vor dem Finale übernahm. Nach seiner Entlassung (die bereits kurz nach dem Finale folgte) sass er den Vertrag jahrelang ab um all die Millionen aus dem Vertrag zu kassieren… Im Gegensatz zu Veh! So viel zum Thema. Roberto wer???