Partyspass geht auch mit 50

Im Film «Sisters» schmeissen Kate (Tina Fey) und Maura (Amy Poehler) eine letzte grosse Party in ihrem Elternhaus. Foto: Universal
Am Samstag war ich auf einer Party von 50-Jährigen. Das war eine Premiere für mich und eine merkwürdige Erfahrung zugleich. Ich wusste bislang nicht, ob und wie sich 50-Jährige amüsieren, wenn sie ganz unter sich sind. Auf der Party war niemand viel jünger oder älter, alle waren plus/minus 50. Das hatte ich so noch nie erlebt, sonst ist das immer gemischt, zumal die Männer meistens die ganz jungen Frauen mitschleppen.
Aber nicht hier, alle waren gleich alt, eine Dinnerparty in einer schönen Wohnung, die Gastgeberin hatte einen langen Esstisch für etwa 20 Personen gedeckt, es waren etwa doppelt so viele Gäste da, mehr Männer als Frauen. Da ich ein alter Sitzraver bin, setzte ich mich erst mal auf einen der Hocker an die Bar, von wo aus ich sowohl das Vorbereitungstreiben in der Küche als auch die Wohnung im Blick hatte.
In welcher Wohnung darf man heutzutage noch rauchen?
Alle waren casual gekleidet und ausgesprochen nett, freundlich und zugänglich. Das war vielleicht der erste Unterschied zu altersdurchmischten Partys. Es brauchte auch jeder hochwertige Getränke mit, das war der nächste Unterschied zu den Partys in Berlin. Man musste die Schuhe nicht ausziehen, was ich sowieso immer verweigere und hasse, und man durfte in der Wohnung rauchen, auch THC-freies Weed, was ich ausgesprochen cool fand. Wo gibt es das heutzutage noch?
Eine Gruppe Frauen mit Champagnergläsern stand zusammen und winkte mich herbei, ich solle an der Unterhaltung teilhaben. Ich stellte mich dazu: «Worum gehts?» «Hast du schon mal für Sex bezahlt?», fragte mich eine mit einem sehr hübschen Profil. Meine armen, unschuldigen Ohren hatten so eine Frage noch nie vernommen und konnten es nicht verarbeiten.
Ich hörte stattdessen: «Hast du schon mal Geld für Sex bekommen?», was ich jetzt auch etwas schräg fand, aber beantwortbar: «Ja klar, nicht direkt für Sex, aber Geld von Männern schon, ihr doch auch?» Sie wiederholten die Frage, ich war verwirrt und konnte der Unterhaltung nicht folgen. Waren das Erwachsenenthemen? Komisch.
Gespräche unter Vätern
Ich folgte dem legalen Gestank ins Wohnzimmer, wo ein paar Männer sassen, wir blödelten etwas herum, dann sagte ich, es sei meine erste 50-Jährigen-Party, ich sei neu im Erwachsenenteam – und wie aufregend das sei! Sie nickten und stöhnten, wie sehr sie unter dem Erwachsensein litten, einer sagte dann, er habe zwei stark pubertierende Kinder zu Hause, das respektlose Verhalten und das ganze Theater würden seinen entspannten Erwachsenwerdprozess enorm stören. Ein anderer sagte, er wisse nicht, wie er vor seinem Sohn als Respektsperson auftreten solle und ihm gleichzeitig zeigen könne, dass er allem gegenüber enorm offen sei. Ich bin aber allem gegenüber nicht enorm offen, lachte der andere.
Nach dem Essen wurde die Musik aufgedreht, die Erwachsenen tanzten zu Techno – zu Acid Pauli, um genau zu sein –, und zwar in der gesamten Wohnung, die mittlerweile so verraucht war, dass es sogar mir etwas zu viel wurde. Als die Party gegen drei Uhr das nächsthöhere Level erreichte und sich in einen Rave verwandelte, machte ich wieder meinen polnischen Abgang, liess den Greyvern ihren Spass und fuhr zufrieden nach Hause. Es gibt Erwachsene, die sich noch zu amüsieren wissen, ohne peinlich oder uncool zu sein. Das Leben ist schön.
34 Kommentare zu «Partyspass geht auch mit 50»
Bin Jahrgang 1957 und nerve meine jüngeren Nachbarn gern mal mit Techno, Hardrock und Neuer Deutscher Welle…
Bin noch etwas älter als Du. Habe mir um nicht uncool zu wirken eine orange Haarsträhne von der Coiffeuse machen lassen, ausserdem habe ich ein Nasen Piercing. Dazu höre ich lautstark Heino und Freddy Quinn, unglaublich wie da die Post abgeht!
Uiuiui und bei uns darf man sogar Jazz-Zigaretten mit richtigem Inhalt rauchen, die Schuhe anbehalten und spastische Bewegungen zu Musik von Deichkind machen, aber wen interessiert‘s
haha, darf ich auch mal kommen? das tönt gut 🙂
Alle!
Schicke Euch meine Email-/Kontaktdaten – bin jederzeit dabei 🙂 !
ich organisiere grade etwas für uns alle im März, bin auf Locationsuche. Let you know!
Ich, 51, gehe noch regelmässid an Technopartys, Rave ist nur Mainstream für Technobanausen geschaffen. Da komme die jungen gar nicht mehr mit, die sind nach einer Stunde schlapp. Für mich ists wie trainieren, nur viel schöner. Kommen sie ruhig mal mit…
haha, aber nein danke. Ich hab wirklich genug geravet, von 92- 2001 eigentlich nichts anderes gemacht, ich habe wie man ja liest das dringende Bedürfnis nach einem anderen Sinn im Leben. Der Sinn den es im Club gab, war wunderschön und ich will nicht eine Minute davon missen, aber ist wirklich komplett ausgekostet, abgegrast und abgeschlossen. Aber schön, wenn es Sie noch beflügelt, weiterhin viel Spass. Liebe Grüsse.
Wenn sie schon in Berlin wohnen, gehen sie mal in den KitKatKlub, Köpenickertrasse 76, Berlin Mitte.
Viel Spass dabei.
1- Wohne ich nicht in Berlin sondern in Zürich 2- Da war ich in den 90ern viel zu oft. Da setze ich keinen Fuss mehr hinein, da geht man auch schon lange nicht mehr hin, btw. Wer sich ehrlich zurichten und Schwule beim kopulieren sehen, geht ins Berghain.
Macht es wenn’s denn sein muss. Aber bitte nicht auch das noch in der Öffentlichkeit. Und darüber schreiben muss man auch nicht wirklich.
wieso nicht? man muss über alles schreiben, wenn man das Bedürfnis hat. und wieso nicht in der Öffentlichkeit? dazu gibt es doch Festivals und die ausgezeichneten Clubs auf Ibiza… also bitte.
Mich interessiert das Thema durchaus. Auch wenn ich kurz an den vor Jahren gelesenen bitterbösen Spruch denken musste: „Jetzt kommen sie schon her zum Sterben.“ (Ein junger Clubber beim Anblick von Gästen ü30).
@Lichtblau Hahaha, super! Was würden die wohl bei Ü40 oder Ü50 sagen?
„Schafft die Toten beiseite, wir wollen brauchen Platz zum tanzen“
Ein landläufiger Begriff für den Seniorentanztee: „Mumienschieben“.
ü30 ist alles, egal ob ü40, 50, 60..einfach alles alt.
Man merkt das bereits wenn man von einer jungen Serviererin mit „Sie“ angesprochen wird.
Aber bei der Heimfahrt ist etwas passiert? Sonst hätte man ja keinen Bericht schreiben müssen. Falls nicht war mein Ausflug am Samstag in die Nordbrücke, Wipkingen, um Längen spannender.
Ich bin einige Jahre älter als 50, aber ich bin für eine Partie auch heute noch aufgeschlossen. Das Schlimmste an einer Ü50-Partie ist das Augenrollen anwesender Teenies. Und zu Freunden sagen sie dann: „Nein, ich kenne die nicht“.
Da waren ja keine Teenies… es war Adults-only, ich liebe das.
Haha, THC freies Weed!
Ja leck‘ mich am Tschoben, des sind halt noch echte Punks!
1+ 🙂
Schmunzeln schmunzeln ! Es gehen auch Partys für die Generation +60. Okay, headbangen geht aufgrund schuetteren Haarwuchses nicht mehr so Recht, aber sonst klappt alles. Mit meinen Klassenkameraden und Freunden aus den Siebzigern und deren Anhang machen wir gut alle zwei Monate was. Da kommt Pink Floyd, Hendrix, Steppenwolf zum Zuge. Durst wird mit Bacardi Cola gelöscht und über sonstige Rauschmittel schweige ich lieber. Nach solchen Festen erträgt man den täglichen Wahnsinn deutlich besser.
THC freie Zigis, igitt 🙂
Bin Jahrgang 60 und nie, nicht einmal für Geld, würde ich an einer Party teilnehmen, wo man raucht, trinkt und Musik auflegt. Meine Freizeit verbringe ich lieber beim Lesen auf dem Sofa oder auf menschenleeren Wanderwegen – weitab von Lärm und Rauschmittel. Alleine oder zu zweit, falls ich mir Unterhaltung wünsche, ohne mein Gegenüber anschreien zu müssen, damit er meine Stimme wahrnimmt. Partys sind gut für Leute, die sich zudröhnen wollen. Und mir will ich so was nicht antun … 🙂
Genau solche Parties sind eine schöne Abwechslung für couch potatos. Nach dem Lesen dieses Artikels stellte sich mir nur eine Frage: Was hat die Autorin in all den Jahren vor 50 gemacht? Gibt es da etwa eine partyfreie Lücke?
Warum muss man Peinlichkeiten unbedingt vermeiden? Und warum muss man unbedingt cool sein? Sein reicht doch, echt sein. Gehen wir doch das Risiko ein, auch einmal peinlich zu sein oder uncool. Ist doch bloss eine Frage der Optik.
Genau,
geredet wird über so vieles, aber wirklich gemacht dann wieder wenig…
mehr grooviges altersturnen statt intello…!
peinlich sein darf jede und jeder wie sie/er will!
in unserem alter sowieso…!
„Partyspass geht auch mit 50“ – Warum soll das nicht gehen?
Würde die Autorin den Wanderstock in die Hand nehmen und freiwillig am kräfteraubenden Ausbau einer Berg-Wanderstrecke mithelfen, oder in der Suppenküche mit müden Armen und Beinen die Bedürftigen bekochen, oder mit unterdrückten Tollwutsanfällen auf das Kind eines Bekannten aufpassen…..es kämen sicher überaus spannende Blogs mit viel interessanteren Mitmenschen zusammen als sich in der Dekadenz von Party/Alkohol/Nikotin/lauter Musik zu wälzen und anschliessend in einer Klageschrift zu verfassen, dass die dekadente Besucher der dekadenten Feier eigentlich nichts anderes als Dekadenz zu bieten hatten…..so sehr, dass sich die „Nicht -Ewigs-Pubertierenden“ auf polnisch verabschieden mussten. Erwachsen werden heisst vielleicht, der Dekadenz für immer „Adieu“ zu sagen….
Ach, Herr Minder, das Leben besteht aus mehr als Vorbildfunktion zu sein. Man kann das eine tun und das andere nicht lassen. Dekadenz äussert sich auch festgefahrenen Stereotypen oder der Überheblichkeit der selbsternanten Bessermenschen.
Wohl gebrüllt Löwe ! Aber das eine schliesst das andere nicht aus. In meiner Freizeit bin ich noch ehrenamtlich als Fahrer für den Verein Slowmobil unterwegs. Es geht also beides !
Stimmt Jänu und Michael. Dekadenz hat neben Vorbildfunktion sicherlich ihren Platz. Wie sonst würde man die Vorbildfunktion überhaupt erkennen wenn nicht als Gegenpol zur Dekadenz? Und sie kann auch befreiend sein, wenn man das Dekadent-Sein im Griff hat und nicht der Versuchung einer Dekadenz-Manie verfällt. Was ich oben eher sagen wollte ist jenes: Wenn man sich dekadente Orte aussucht, dann darf man sich nicht beklagen, dass man dort hauptsächlich Dekadenz antrifft….also nicht erwachsen wird und unerfüllt wieder nach Hause geht.