4-Punkte-Plan für ein attraktiveres Leben

Attraktiv, ohne dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen: Schauspieler Christian Ulmen, Model Nadine Strittmatter. Fotos: Hannes Magerstaedt, Victor Boyko (Getty)
Wir alle möchten attraktiv sein. Wir glauben, attraktivere Menschen hätten das bessere Leben und seien automatisch auch glücklicher. Tatsächlich hilft eine sexy Erscheinung zwar grundsätzlich bei vielem – aber auch schöne Menschen fühlen sich nicht immer schön, und vor allem bleiben sie auch nicht einfach schön. Wahrscheinlich fällt ihnen das Altern sogar noch schwerer als allen anderen. Denn wenn die Attraktivität schwindet, tauchen plötzlich andere Fragen auf. Zum Beispiel: Was an meinem Leben ist eigentlich für mich noch attraktiv?
Nun bin ich neulich über einen Aufsatz der Psychologin Madeleine A. Fugère gestolpert, in dem sie anhand psychologischer Studien aufschlüsselt, was uns auf andere sexy wirken lässt. Und oh Wunder: Was uns auf andere sexy wirken lässt, sind Eigenschaften, die auch das eigene Leben attraktiver machen. Vor allem, wenn wir selber nicht mehr so sexy sind, wie wir es einmal waren. Hier also die vier Punkte:
- Selbstlosigkeit: Anderen helfen macht attraktiv, das soll aus verschiedenen Studien hervorgehen. Potenzielle Partner lesen aus solchem Verhalten, dass hier gute Gene zu finden sind, die einer potenziellen Leibesfrucht vererbt würden. Bei einer hilfsbereiten Person kann man demnach davon ausgehen, dass sie bei der Aufzucht kräftig anpackt, was natürlich praktisch ist. Aber Hilfsbereitschaft macht auch das eigene Leben sexy: Sich für andere zu interessieren, für sie da zu sein, wenn sie einen brauchen, sich selber manchmal nicht so wichtig zu nehmen, stiftet Sinn. Allerdings ist hier Vorsicht angesagt: Nichts tötet die Lust zuverlässiger als Menschen mit Helfersyndrom oder aggressiv artikulierte moralische Überlegenheit.
- Unvertrautheit: Der Fachausdruck hierfür heisst Coolidge-Effekt: Neue potenzielle Sexualpartner wirken immer attraktiv. Der Name dieses Phänomens rührt von einer Anekdote über den amerikanischen Präsidenten Calvin Coolidge her, der mit seiner Frau in den Zwanzigerjahren eine Hühnerfarm besuchte. Während der Tour erkundigte sich die First Lady, wie es gelinge, so viele Eier mit so wenigen Hähnen zu produzieren. Der Bauer erklärte ihr stolz, dass seine Hähne Dutzende Male am Tag den Akt zu vollziehen in der Lage seien. «Vielleicht könnten Sie das dem Präsidenten gegenüber auch erwähnen», meinte Frau Coolidge. Darauf erkundigte sich der Präsident, ob der Hahn denn immer mit derselben Henne kopuliere. Der Farmer antwortete: «Keineswegs, er wechselt von einer zur anderen.» Worauf der Präsident meinte: «Vielleicht erwähnen Sie auch das gegenüber der First Lady.» Ein bisschen Intimität ist gut fürs Liebesleben, aber zu viel tötet die Erotik. Doch wie bleibt man geheimnisvoll? Alle paar Wochen mit einer neuen Frisur und einem Style-Makeover anzutanzen, reicht da wohl nicht. Wichtiger scheint mir, sich ab und zu aus der Komfortzone zu bewegen, sich neuen Dingen auszusetzen, denn das verändert uns: ein fremdes Land, ein neuer Sport, neue Menschen kennen lernen.
- Kreativität: Frauen stehen auf kreative Männer, besonders wenn sie ovulieren, also besonders fruchtbar sind. Kreativität macht sie sogar noch schärfer als Reichtum, auch wenn viele Männer das wohl nicht glauben. Aber fragen Sie mal einen Komiker, wie Humor bei Frauen ankommt. Forscher haben dafür die Erklärung, dass unsere tierische Natur Kreativität zuverlässig als Zeichen von Intelligenz und guten Genen erkennt. Man könnte auch sagen, Frauen langweilen sich nicht gern. Männer übrigens auch nicht. Sicher ist: Seine Kreativität zu pflegen, macht auch das eigene Leben lebenswerter. Das heisst: Talente soll man ausleben, selbst wenn man nie ein Profi wird. Oder um es mit einer Textzeile von Cro zu sagen: «Kannst nicht gut singen, trotzdem machst du es gern.» Allenfalls kann man, um die Umwelt zu schonen, Kreativität auch passiv ausleben: inspirierende Bücher lesen, tolle Musik hören, tanzen.
- Eine aufrechte Körperhaltung: Glauben Sie nicht? Dann haben Sie wohl noch nie Yoga gemacht. Wer sich aufrecht hält, fühlt sich auch so, selbst wenn rundherum die Fetzen fliegen. Meine Yogalehrerin nennt es «den Brustkorb öffnen», damit das Prana, die Lebensenergie, Platz hat. Psychologen sind da profaner: Wer körperlich Raum einnimmt, wirkt attraktiver, das haben Studien mit Online- und Speed-Dating ergeben. Das gilt sowohl für Männer wie für Frauen. Eine aufrechte Körperhaltung beeinflusst aber auch die mentale Haltung, man fühlt sich stärker und selbstsicherer, und das führt wiederum dazu, der Welt offener zu begegnen, sich auch auf Unbekanntes einzulassen.
51 Kommentare zu «4-Punkte-Plan für ein attraktiveres Leben»
Michele schreibt erwachsene, interessante Texte. Im Gegensatzt zu ihrem Pendant…..
Finde ich auch, Colisa, genau so.
Auf mich wirken besonders auch die Menschen attraktiv, die „begeisterungsfähig“ – für was auch immer – sind, sie sind und bleiben lebendig und erfrischend, das gefällt mir. Gehört wahrscheinlich zum Punkt 3), Kreativität.
ich persönlich finde leute, die von sich sagen sie seien kreativ, eher abstossend. aber es sein oder zu sagen man sei es, ist natürlich nicht das selbe.
hingegen finde ich menschen, die sich für etwas begeistern, glaube ich ausnahmslos attraktiv (vielleicht hängt es schon auch ein wenig davon ab, wofür sie sich begeistern. darüber müsste ich noch nachdenken)
Tja, die «Kunst des Erwachsenwerdens» – wie der Untertitel des Blogs heisst – beherrschen halt leider nicht alle….
Und sie verfügt über einen adäquaten Schreibstil.
Stimmt und gute, reflektierte Texte zu schreiben macht übrigens auch attraktiv, im Gegensatz zum meisten was man sonst so lesen muss..;)
Danke für den tollen Bericht.
Eine aufbauende Schilderung von seelischen Werten, die konstant gelernt, gepflegt und gelebt gesunde Reifheit unmissverständlich signalisieren.
Zum Thema „Selbstlosigkeit“ darf die folgende Anekdote nicht fehlen!
Kind fragt die Mutter: „Wozu sind wir eigentlich auf der Welt?“ – Mutter: „Um für andere Menschen Gutes zu tun.“ – Kind, nach kurzem Nachdenken: „Und wozu sind die anderen Menschen auf der Welt?“ (Was die Mutter darauf antwortet, ist leider nicht überliefert.) – Kindermund tut Logik kund und Logik führt zu Wahrheit…
Zu all diesen Fragen des Lebens, kommt mir immer wieder nur jemand in den Sinn: Milan Kundera. In meinen Zwanziger gelesen, bleibt mir genau eine Szene, die im Hallenbad: Tomas, Erotomane und Arzt beobachtet im Hallenbad eine ältere Frau. Die Frau erkennt jemand und winkt. Etwas was ihn sehr zu fesseln scheint, weil die ausgeführte Geste der alten Dame, so unbeschwert und leicht ist wie die einer sehr jungen Frau.
Liebe und Attrativität bleibt, egal wie alt man ist. Man kann sich im Altersheim noch verlieben.
Sehr schön formuliert. „Die Leichtigkeit des Seins“ hat kein Ablaufdatum!
Also würden sich die Hässlichen richtig anstrengen, wären die hübsch: Die sind nur hässlich, weil sie egoistisch statt hilfsbereit sind und einfallslos statt kreativ und schüchtern statt selbstsicher:
Mutter Theresa hätte auch auf dem Catwalk Erfolg gehabt.
Letzteres wohl kaum, weil „Mutter Theresa“ primär ein geschicktes Marketingkonzept war, die Person dahinter jedoch eine bittere, religiöse verblendete Leidensfanatikerin, die sich an der angeblichen Reinheit von Schmerzen und Armut ergötzt hat statt ihre Millioneneinnahmen für sinnvolle Behandlungen zu „verschwenden“..
Genau. Das denke ich mir auch immer bei solchen Texten. Und angenommen, es wäre so und sich alle anstrengen würden, sprich hilfsbereit, kreativ etc. sind, und somit hübsch wären, würde der Mensch doch wiederum gewisse Menschen unattraktiv finden, den in einem Wettbewerb gibt es immer Verlierer.
Die Tipps finde ich an sich nicht so schlecht. Damit geht man eher leichter durchs Leben. Sollten sie auch noch attraktiver machen ist das natürlich auch gut. Dann wird der sehr hässlich einfach nur noch hässlich 🙂 Bis er realisiert, dass er immer noch hässlich ist und zu zweifeln beginnt und was in wiederum sehr hässlich macht. Darum seien diejenigen gesegnet, die attraktiv geboren wurden.
es ist natürlich geschmackssache, aber schüchterheit würde ich nun echt nicht als hässlich bezeichnen und finde diese haltung echt fies.
klar haben selbstsichere menschen nicht selten eine attraktivere ausstrahlung (hübsch ist nicht das selbe wie attraktiv), aber es gibt auch diese super von sich selber überzeugten kotzbrocken und da sind mir schüchterne 1000 lieber
@tina: Aus „Aufrechter Körperhaltung“ habe ich ist schüchtern gemacht.
Das meiste, was ich zu Schüchternen schreibe ist irgendwie Jacques Brel „Les Timides“:
Sie haben Wünsche, die sie wünschen zu äussern, aber sie trauen sich nicht Sie gehen durchs Leben, man glaubt, sie trügen in jeder Hand einen Koffer. Und sie sterben mit einem Koffer auf ihren Herzen
Schüchterne sind nicht attraktiv. Sie lernen die gar nie kennen, die gehen im Schatten, die sind einsam.
Ihre „super von sich selber überzeugten kotzbrocken“ sind, um es auch zynisch wie Brel zu versuchen, Schüchterne, die sich, um attraktiver zu sein, eine aufrechte Körperhaltung aufzwingen und dann so verkleidet aus dem Schatten kommen.
Fasching ist für Schüchterne. Da leben die auf, und werden verlassen.
Na das hat uns aber nun weitergebracht, besonders statt Eisprung Ovulieren zu nutzen. Wozu eigentlich? Manchmal frage ich mich schon womit man sich heute noch abheben kann. Mit Wörtern die einem einen Intellekt bescheinigen der nicht da ist? Eventuell. Auch das Übrige, nett, jedoch nicht wirklich neu – oder? Übrigens, ja ich gebe es zu, ich musste nachschlagen, man kann es wohl ableiten, jedoch sicher ist man nicht. Nur am Rande – hab 2 Studien (nicht Medizin) und eine Fachhochschule besucht (alles abgeschlossen) und lese viel.
Auch ich finde Ovulieren statt Eisprung etwas bemüht.
Tönt aber eleganter.
@R. Kull: offensichtlich haben Sie aber keine A oder B Matura gemacht, sonst hätten Sie’s ableiten können.
Lesen sie genauer, ich hab erwähnt, dass man es ableiten kann 🙂 Zitat: Man kann es wohl ableiten…. Hmmmm. Lesen können Sie?
@tigercat: Genau lesen bitte, dafür braucht es weder eine A noch eine B Matura. Mein Zitat: „man kann es wohl ableiten“ – steht oben.
Nunja, nicht jeder kann ein Oologe sein.
Das eine Wort besitzt eine Adjektivform, das andere nicht. Insofern ist erstere in dem Satzbau nun einmal wesentlich eleganter. Zumal es an sich doch auch nicht schaden kann, einen etwas weiteren und geschliffeneren Wortschatz zu verwenden. Woher diese Neigung zur sprachlichen und sonstigen Selbstverdummung kommt, hat sich mir nie ganz erschlossen.
Eine interessante Betrachtung.
Allerdings würde die Überschrift besser heissen:
„Was uns sexy wirken lässt“
Attraktives Leben automatisch auf ‚attraktiv sein‘ und im Folgeschritt auf ’sexy wirken‘ zu reduzieren, triffts wohl nicht ganz.
Vielen Dank, Sie haben natürlich recht. Das war auch mein erster Titel. Aber wir können ja nicht jeden Tag „Sex“ und „sexy“ titeln. Sonst heisst es wieder Clickbait!
Das Problem, so scheint mir, liegt im ersten Satz des Artikels: Wir alle möchten attraktiv sein. Machen wir uns das Leben mit so einer Vorgabe nicht unnötig schwer? Attraktiv, wozu? Und für wen?
Natürlich ist es in unseren Genen, dass wir uns vermehren, und dazu brauchen wir einen Partner, der soll was hergeben, und darum sollten wir selber einen hohen Marktwert haben, also attraktiv sein.
Aber wir sind Menschen, und daher fähig, solche Muster zu überwinden. Attraktiv sein wollen ist ein Tanz ums eigene Ego, ist ermüdend und langweilig – und nie befriedigend. Wir können uns davon befreien, das Leben geniessen und Sinnvolles tun. Die Jagd nach Zuneigung und Beachtung, der Stress, attraktiv sein zu müssen, das alles macht das Leben anstrengend und leer.
Wenn ich mich attraktiv fühle (gepflegt, mit guter Kleidung und Körperhaltung), habe ich ein besseres Selbstgefühl – selbst stundenlang alleine in der Wohnung.
Das Rezept geht weit über das Schmalspur Niveau hinaus. Mit den Eigenschaften fällt jede Aktivität im Leben leichter. Die menschlichen Werte wie eben Attraktivität lassen sich nicht ändern und wenn doch, dann bei Ihnen selbst aber zumindest nahezu niemals bei der Menschheit. In solchen Dingen arrangiert man sich oder zieht Konsequenzen aus dem nicht vorhanden sein von positiver Sympathie.
Sehe ich auch so. Das sind sicher keine schlechten Rezepte, die – wenn man sie den so einfach um setzen kann – helfen leichter durchs leben zu gehen.
Zuviel sollte man sich davon aber nicht versprechen
Perfektes Statement… den Nagel auf den Kopf getroffen. Danke.
toller artikel! hat mir sehr gut gefallen
Ich weiss jetzt ehrlich gesagt nicht was an Frau Stritsmatter attraktiv sein soll… Herr Ulmen finde ich ein cooler Typ, sein aussehen gefällt mir aber auch nicht…:-)
Tja, wenn man nur die Bilder anschaut, gebe ich Ihnen recht. Superschöne Menschen wirken aber oft nur auf den ersten Blick attraktiv und/oder sexy… dann bröckelt es schnell einmal. Dafür gewinnen die nicht so schönen Menschen auf den zweiten Blick. Das Gesamtpaket macht es aus, nicht nur der äussere Anschein. Sie sagen ja selbst dass Ulmen ein cooler Typ ist.
Naja, Karl Lagerfeld fand sie sehr interessant (weil anders?) = attraktiv = (übersetzt) anziehend = als seine (ihn inspirierende) Muse geeigne: Passt perfekt zu Punkt 3) oben im Blog, Kreativität.
Karl Lagerfeld ist nicht unbedingt der Masstab für den Otto-Normal Mann. Eine Meinung darf natürlich schon haben.
Nun, ich wette, nach Nadine Strittmatter drehen sich die meisten Männer auf der Strasse um. Und ja, die durchaus abgedroschene Redewendung stimmt: man hat „es“, oder man hat es nicht.
Was attraktiv und sexy macht? Sich selber und andere überraschen, so genannte Regeln brechen und ein bisschen wild sein, echt sein in jeder Hinsicht.
Attraktiv ist für mich nur ein Mensch in seiner Gesamtheit. Statur, Kleidung und Aussehen, ok. Da fehlt aber noch die Sprache. Ich traf schon Menschen, die attraktiv waren bis sie anfingen zu reden.
Perfektes Statement… den Nagel auf den Kopf getroffen. Danke.
Attraktivität hat nichts mit Schönheit zu tun. Siehe Hugh Hefner und andere.
Wahre Schönheit kommt auch von innen.
Vor allem muss ein Mensch als ganzes schön sein: Charakter, Seele, innere und äussere Zufriedenheit tun da das ihre.
Inbesondere Männer werden mit dem Altern durch „innere Werte“ attraktiv: Die inneren Werte des Heims, des Bankkontos, der Unternehmen, der Golfplätze die er besitzt, der Macht die er hat, machen nicht mehr so junge Männer viel attraktiver als jedes Sixpack.
anh toan, glaubst du das eigentlich wirklich? oder meinst du mit frauen hier eher eine art teures aber dekoratives accessoir?
@tina: Ich glaube „wirklich“:
Frauen stehen auf starke Männer, Männer stehen auf schöne Frauen.
Daraus ergibt sich, dass ein junger Mann kein Geld braucht, er braucht die Grundlagen (Veranlagung/Bildung/Netzwerk) später Geld zu haben. Ein älterer Mann ohne Geld ist ein Verlierer. Vor allem Männer sind als Verlierer nicht attraktiv, bei Frauen schätzen manche Männer die Abhängigkeit von Verlierern.
1.)Grosszügigkeit. Der mann stellt seine Wünsche hinter die einer hilflosen frau, ist also leicht manipulierbar. +punkt
2)Phantasie. Der könnte alles sein, was mein jetziger nicht ist, und da ich ihn noch nicht kenne,bin ich auch noch nicht enttäuscht .+punkt
3) Entertainer). wenn ich mal schlecht drauf bin, unterhält er mich bis ich wieder lächeln kann, +punkt.
4) Scheinen)Siehst du aber Repräsentativ aus, Dich stell ich gleich meinen Freundinnen vor, um zu zeigen wie erfolgreich ich bei der Jagd bin.
Hallo Prinzesschen.
Unvertrautheit und aufrechte Haltung bedeuten ein Rennen mit der Zeit: je älter man wird, umso vertrauter ist man mit seinem Umfeld und das Vordringen in Unvertrautes wird erschwert, speziell wenn die Mobilität nachlässt. Im Alter gibt es auch keine Garantie auf eine aufrechte Haltung. Kreativität bleibt ewigs, Ovulieren ist jedoch zeitlich begrenzt.
Obwohl der Bericht auf den ersten Blick erwachsen wirkt, vertagt er die Konfrontation mit sich selbst. Aufrechte Haltung, Ovulieren, Unvertrautheit sind irdische und vergängliche Erscheinungen die oft kurzfristige Ausflüchte aus der momentanen und eigenen Unzufriedenheit darstellen. Wer sein Glück an diesen orientiert, der wird im Alter mit grosser Wahrscheinlichkeit Enttäuschungen erleben. Lediglich die Selbstlosigkeit bleibt ewigs.
HM, Sie sind doch der Raumplaner, in den USA? Mein Mann ist Architekt+Raumplaner, wir verstehen uns also -:)
Ich finde, aufrechte Haltung und Unvertrautheit gehören schon/unbedingt zum Alter: Bez. Unvertrautheit: Mein Mann und ich haben uns nach 50 noch selbstständig gemacht, ein langer Traum, den wir uns einfach (doch noch) erfüllten, obwohl es eine total unsichere Sache war. Viel Einsatz, viel Unvorhergesehenes, viel Verzicht, viel Dazulernen, viel Risiko, dann Erreichung des Ziels: die extreme Befriedigung, weil wir endlich unsere ureigensten und nicht „fremde“ Projekte durchziehen konnten, materielle Genugtuung kam dazu. Wie würden wir heute denken, hätten wir das nicht gewagt?, weiss es nicht, wir sind jedenfalls in allem fitter geworden, auch in der (aufrechten?) Haltung …
@Julia Müller.
Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Ja, ich bin Architekt und Lehrer an der Uni in den USA und hatte vorher 12 Jahre mein eigenes Architekturbüro in Prag.
Mein Kommentar zielte eigentlich eher auf ein höheres Alter ab. Viele Menschen erreichen heute ja das 90-zigste Lebensjahr oder werden sogar noch älter. Wer sich auf Dinge wie Unvertrautheit, aufrechte Haltung und Ovulation fixiert, der mag bis zu einem gewissen Alter in dieser FIxation auch Genugtuung finden. Im höheren Alter kann dies jedoch zum Stolperstein (Depression) werden. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, dass man heute Entscheidungen trifft, über die man morgen glücklich ist. Selbstlosigkeit wird dies garantieren. Fixierung auf irdische Dinge jedoch nicht unbedingt.
Mir ist noch was eingefallen zur aufrechten Körperhaltung, Punkt 4) oben:
Ich in Madrid, Besuch eines Stierkampfes mit Arbeits-/Studienkollegen, darunter ein Verhaltensforscher, der uns einige Zusammenhänge bez. Verhalten Stier : Stierkämpfer erklären wollte. Seine Behauptung: Die betonte Schulterpartie des Toreros sei den Affen abgeschaut, die sich beim Kampf aufstellten und oben breit machten, um so grösser und mächtiger und stärker zu erscheinen. Epauletten und dergl. bei Militär/Piloten usw. usf. fielen ebenfalls in diese Kategorie … Aufrechte Körperhaltung könnte also zumindest respekteinflössend sein – wenn seine These stimmt …
Ausgezeichneter Artikel, Frau Binswanger. V.a. der erste Punkt ist nach meiner Lebenserfahrung matchentscheidend. Vielleicht hätte man noch als fünften Punkt „Humor“ anfügen können.
Ich bin ein älterer Knabe. Aber nach wie vor fasziniert es mich: Es gibt Leute (ehrlicherweise für mich, meistens Frauen) die verfügen über eine seltsame Ausstrahlung. Schwer zu beschreiben. Ein Lächeln, Eleganz, natürliche Selbstsicherheit. Ich glaube, dies ist das Geheimnis wahrer Erotik.
So oberflächlich sexy ist ein absolut abgelutschter Begriff der von Bratkäse bis Handtaschen für alles benutzt wird und dem Geheimnis wahrer Attraktivität überhaupt nicht gerecht wird. Neugier, Intelligenz, Humor, Frische machen Lust Zeit mit dem Gegenüber zu verbringen. Alles andere kann kommen oder nicht. Immer ist alles in diesen Kolumnen so verkrampft es ist ein Jammer….