Sexsuppe für Tinderellas

M&W

Tindern kann ganz schön nerven. Foto: iStock

Meine Tinder Adventures sind seit letzter Woche schon wieder beendet. Es ging leider sehr viel schneller, als ich dachte, und ich bin selbst etwas von mir enttäuscht, ich dachte, ich kann hier wenigstens mit einem lustigen Date aufwarten, aber das ist in dem Fall zu viel verlangt, so gerne ich auch meinen Geist der Wissenschaft zur Verfügung stellen würde. Tinder ist langweilig, plump, unsexy und abstossend. Es gibt viel zu viele Männer, man hat das Gefühl, man wischt und wischt und wischt und es werden am anderen Ende immer neue produziert, je mehr man wischt, desto mehr kommen nach. Ein Freund sagte gestern, es wären tatsächlich viel mehr Männer als Frauen auf Tinder, und die Frauen sind deshalb sehr wählerisch, und es ist gar nicht so leicht, eine zum Date zu bekommen.

Ich hab vor drei Jahren mal ein Jahr bei einem alten Freund in seiner gigantischen Junggesellen-Mansion gewohnt, eine sehr schöne und inspirierende Zeit. Er war extrem tinderaktiv und hat mir immer seine Chats mit den Tinderellas (den Namen hat mir wiederum ein anderer guter Freund erst letzte Woche gegeben) zum Lesen gegeben, und ich fand es unglaublich lustig, wie er performt hat, um in jedem Satz einen «Witz» unterzubringen, aber so, dass es schon peinlich war. Wieso blödelst du so herum? Fragte ich ihn damals, und er so: weil die darauf stehen, wenn man witzig ist. Sie standen wirklich auf ihn, bei ihm zu Hause ging es zu wie in einem Stundenhotel, es kamen manchmal bis zu drei Damen an einem Tag, sie gaben sich quasi die Klinke in die Hand und einige klingelten auch mitten in der Nacht, wenn ich schon im Bett lag und mich wunderte, wer da jetzt noch kommt.

In die falsche Richtung gewischt

Ich lernte in der Zeit, als ich dort wohnte, die interessantesten Frauenberufe kennen, es gab alles. Ärztinnen, Steuerberaterinnen, Finanzbeamtinnen, Stadträtinnen, Hundetrainerinnen, er bevorzugte Frauen in irgendwelchen wichtigen Stadtämtern, weil er viele Genehmigungen für seine Event-Agentur brauchte. Einige kamen zweimal, einige ein paar Wochen lang mit Übernachten, aber länger als ein paar Monate schaffte es keine. Einige bekamen in der schicken Küche Stück Kuchen vorgesetzt, andere eine Schüssel Suppe, von der er für seine Damen ungefähr 80 Liter gekocht hatte. Ich nannte die Suppe immer Sexsuppe. Man musste eine Schüssel davon essen und dann weiter ins Schlafzimmer. Aber ein schickes Dinner bekam keine.

Aber zurück zu mir. Ich wische letzten Donnerstag so herum, und da kommt die Meldung, ich hätte meine Likes alle verbraucht, könne mir aber für 12 Euro neue Likes kaufen. Wtf? Keine Likes mehr, sind auf Tinder Likes so was wie Megabytes, die man verbraucht? Unglaublich! Und dann, wieso habe ich keine mehr? Ich hab niemanden gelikt, nicht einen einzigen. Ich checkte dann, das ich immer nach rechts gewischt und dann keine Nachricht geschrieben habe. Ich hätte mich vielleicht vorher informieren sollen, wie es auf Tinder läuft. Deswegen hatte ich so viele erfreute Nachrichten, einige hatten sich auch fürs Like bedankt. Aber ich muss meine hämischen Leser jetzt gleich zurückholen: Obwohl ich seit Donnerstag nicht mehr ohne Likes nach rechts wischen kann und nur noch nach links wische, habe ich genauso viele Nachrichten. Sie fragen oft: Was suechst? Gute Frage, ich suche nichts, und selbst wenn, wäre Tinder der allerletzte Ort, an dem ich irgendetwas finden würde.

40 Kommentare zu «Sexsuppe für Tinderellas»

  • Markus Sutter sagt:

    Haha den nerf der Zeit getroffen. Da ich kein bock mer habe den hampelmann im ausgang oder im chat zu spielen, damit ich mich dann mit eiem mädchen abgeben kann welche ihre ansprüche meilenweit zu hoch hat, habe ich mich dazu entschieden ap und zu ins bordell zu gehen. Alle geschichten das das keine liebe ist und das das dirty ist können mir gestolen bleiben.

  • Timo schuster sagt:

    Bin auch wieder weg von tinder

  • Stefan W. sagt:

    Interessant finde ich, dass die Frauen, die Sie in Ihrer Eigenschaft als Beobachterin des Suppenkochs kennenlernten, offenbar eine ganz andere Meinung von Tinder hatten. Und das waren ja offenbar durchaus nicht alles dumme Püppchen. Spannend wäre, hätten Sie eine von diesen als Kontrast noch kurz zu Wort kommen lassen.
    Ich kenne Tinder nicht, bin nicht auf der Suche und kann mir daher kein Urteil erlauben. Aber ich finde es immer spannend, wenn etwas so gegensätzliche Beurteilungen hervorruft. Und eben durchaus nicht Männersicht vs. Frauensicht, sondern die einen Frauen vs. die anderen Frauen, aber man weiss nicht recht, was die einen von den anderen unterscheidet.

    • Wäis Kiani sagt:

      ist doch einfach: die einen suchen um Teufel komm raus einen Mann, und dann treffen die ausgerechnet auf Tinder auf einen wohlsituierten mit grosser leerer Wohnung, eigener Firma usw und denken: Schnäppchen und wollen sofort für immer bleiben und eine Familie gründen. Die anderen so wie ich, suchen keinen Mann, sind selbst wohlsituiert und gelangweilt, finden Tinder doof. Ich habe auch durchaus ein paar Interviews in der Küche geführt, während die Damen ihre Suppe brav löffelten.

      • Christoph Bögli sagt:

        Was ist mit jenen Frauen, die wohlsituiert oder zumindest emanzipiert genug sind, um einfach etwas Spass zu suchen? Gibt es schliesslich auch und ich denke mal gerade für die wäre so etwas wie Tinder ein idealer Spielplatz. Die Perspektive, dass es nur Frauen gäbe, die entweder der vermeintlich grossen Liebe (mit dicker Brieftasche und grosser Wohnung) nachrennen oder dann etabliert und unabhängig genug sind, um sexuelle Interaktion nicht mehr nötig zu haben, scheint mir jedenfalls sehr altbacken. Das entspricht ja quasi dem Frauenbild ewiggestriger Chauvis, für die Frauen entweder geldgeile Opfer oder frigide Emanzen sind..

  • Chrigu sagt:

    Badoo und Lovoo usw. genau das selbe

  • Rolf reuss sagt:

    Ich glaube Ihnen kein Wort.

    • Adriano Maranta sagt:

      Ich auch nicht. Das liest sich alles zu sehr „aufgemacht“. Und bleibt dabei flach. Sex sells, ja. Aber wie steht es denn nun wirklich mit dem Träumen um befriedigte Triebe?

  • andy sagt:

    Liebe Frau Kiani
    Habe das Profilbild aus dem Tagi auf Ihrem Tinder Wischblatt vermisst.
    Darum bin ich jetzt auch wieder lieber da und stell mir vor wie es wäre wenn es eben nicht so wäre.
    Irgendwie denke ich gerade im Rückblick auf den heutigen Tag, man sollte sich sich wirklich an den kleinsten Dingen freuen.
    Ein paar Worte mit der Frau getauscht, ein Paar Worte mit einer anderen Frau getauscht, plus die alltäglichen Kommunikationen und Erlebnisse mit Freunden oder auch unbekannten Personen. So ist doch das Leben und mit genug Empathie macht dies auch Spass. Schliesst nicht mal aus, dass es noch ganz unerwartete Wendungen in jeglicher Richtung bald nehmen könnte.

  • Karen sagt:

    Motiviert von Ihrem Blog, habe ich mich auf Tinder angemeldet. Für ca. 4 Tage. Dort habe ich die tollsten Männer kennen gelernt. Wenn man die Typen mag, muss man sie auf whatsapp lotsen. Geswipt habe ich ausschliesslich: schöne und reiche Männer mit tollem Beruf. Ja, ich weiss, es ist fies.

    • Wäis Kiani sagt:

      Hätten Sie gesagt, Sie hätten arme, hässliche Männer mit üblem Beruf (Vergleiche dazu: Gute und schlechteBerufe für Männer, Stirb Susi, Goldmann 2004) geswipt, hätte ich gewusst, Sie machen einen Scherz, was auch ok wäre. Aber: viel spass!

      • Karen sagt:

        Ha, ha – Sie sind echt witzig. Nein im ernst, es gibt dort tolle Typen. Es lohnt sich.

        • Wäis Kiani sagt:

          Enjoy! Ich hab einfach nichts davon, ich bin ein Player und Tinder ist mir zu abgewixt. Man weiss ja schon alles incl Ende. Ausserdem stehe ich auf Typen an die man schwer rankommt und die schwer zu erobern sind. Das ist alles zu cheap und offensichtlich.

          • andy sagt:

            Die Kleine (Karen) hätte mich wahrscheinlich auch Daten wollen, wenn ich meine Einstellungen im Facebook angepasst hätte. Sagen wir auf Sergio Ermotti, CEO UBS, schöne Bilder gibts von dem Macho genug im Netz. Echt billig die Tüssi. Sorry, aber spüre einfach nichts wirklich intelligentes an der Frau Karen. Mehr als Sex Appeal und ein Grundschulhirn scheint in der Packung nicht geliefert zu werden. Gute Nacht Geniesserin Wäis

    • Christian sagt:

      Für Sex mit diesen Männern sind Sie gut genug – für mehr nicht. Ja , ich weiss, es ist fies.

      • Karen sagt:

        Ich wusste es kommen blöde Kommentare, triefend vor Neid und Eifersucht. Zur Sexfrage: es ist immer wieder lustig wie Männer selbst mit diesem Klischee spielen, dass es bei Männern nur ums eine geht. Zwischen Frau kennen lernen und diese im Schlafzimmer oder sonstwo haben, gibts eine unglaubliche Bandbreite. Darin kommt auch Freundschaft. Sportbuddies, Kinofreund vor. Man muss es nur genau sagen als Frau.
        Ich bin begeistert von all diesen Männer, die ich sonst nie im Leben kennen gelernt hätte. Man kann übrigens auch die Sexfrage anständig angehen. Hätte ich die Wahl zwischen Sex und Freundschaft, würde ich jederzeit immer die Freundschaft wählen. Nichts ist erotischer als ein Mann der über den Sex hinaus mit einem durchs Leben ziehen will. Man muss aber rechtzeitig sagen was man will.

        • Christian sagt:

          Ja, so ist es eben. Männer, die nicht mit vielen Frauen Sex haben sind unattraktive Loser, und Frauen, die mit vielen Männern Sex haben sind, naja, Sie wissen ja, welches Wort ich meine.

          • Karen sagt:

            Definieren Sie „viel“. Bitte. Was ist für ein Mann heutzutags viel? Bitte die pragmatische und nicht katholische Variante.

        • Rey sagt:

          „Karen“ von Tinder. – gibts öfters hier, Werbung für Zeugs. Vor kurzem machte hier im Tagi eine Werbung für ihre Sexologie-Praxis, eine andere brachte ihre Werbung für Familientherapie im Kommentar für irgendeinen „Kinder hauen Eltern“-Artikel. Und nun also „Karen“.

          • Wäis Kiani sagt:

            ihr seid alle so low. Karen ist cool, lasst sie bloss in Ruhe.

          • Karen sagt:

            Rey, falls Du es noch nicht gemerkt hast, der ganze Blog dreht sich um Tinder. Gewissen Kommentatoren hier möchte ich nie im Leben begegnen. Ich würde die Strassenseite wechseln und im Zug einen anderen Platz suchen.

          • Anh Toàn sagt:

            @Karen: Der ganze Blog dreht sich, da wo sie als Autorin draufsteht, um Frau Wäis Kiani.

            Ich habe hier nichts übers Erwachsen werden gelernt, nichts über Tinder, nichts über Männer oder Frauen, aber mehr als mich interessierte über Frau Kiani.

          • Wäis Kiani sagt:

            Heute gibt es doch nebenan: 4 Punkte für ein attraktiveres Leben, schnell lesen und lernen, und hier nicht herummotzen, das bringt doch eh nichts.

  • Hans Minder sagt:

    Welcher Mann würde über lange Zeit die Wohnung mit einer bildhübschen Frau teilen, die regelmässig vermögende Männer anlockt, diese heiratet und anschliessend die Scheidung einreicht, nur um die Immobilien und das Vermögen der Ex erneut einzustreichen? Welcher Mann würde so eine Frau nach all diesen Beobachtungen auch noch „meine alte Freundin“ nennen?? Was für ein deformiertes Bild des andern Geschlechts muss jemand haben, um solchen Menschen in seinem Umfeld auch nur eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit zu schenken. Langsam wird mir klar, weshalb die Männer in den Blogs der Autorin meist schlecht abschneiden. Wer nicht weiss, wo Grenzen der menschlichen Würde gesetz sind, der muss zwangsläufig auf einem ganz andern Planeten mit ganz andern Männern (respektive Menschen) zu Hause sein.

    • Christoph Bögli sagt:

      Da ist Ihnen bei dem seltsamen Vergleich wohl etwas die Fantasie durchgegangen. Ich finde jedenfalls nichts im Text, das auch nur andeuten würde, dass der „alte Freund“ in irgendeiner Weise ein Heiratsschwindler oder Abzocker wäre. Oder auch nur irgendein falsches Versprechen gegeben hätte. So weit ersichtlich hat der Typ sich einfach charmant gegeben und sich diverse Affären angetindert. Was daran unmoralisch oder verwerflich sein soll, ist nicht ganz klar. Die Frauen haben sich ja offenkundig freiwillig darauf eingelassen..

      • Wäis Kiani sagt:

        hat doch auch keiner behauptet… ich sagte, die Frauen wollten dann irgendwann früher o später Verbindlichkeiten, dann wars vorbei.

        • Hans Minder sagt:

          Bei kurzen sexuellen Beziehungen gibt es fast nur Gewinner und Verlierer. Wenn eine Frau die gigantische Jungesellenwohnung, den beruflich erfolgreichen und (attraktiven) Jungesellen sieht, dann liegt der Schritt einer Öffnung einfach näher, als wenn unter der Brücke mit einem Glochar am Karton Baujoulais genibbelt wird. Das Selbe gilt für Männer, wenn eine gut aussehende und intelligente Frau ihre Netze auswirft. Wer kennt nicht mindestens eine Person, die anfangs nur einen Seitensprung beabsichtigte und sich dann Hals über Kopf verliebte? Wer seinen Status ausnutzt, um im bis zum Ableben mit möglichst vielen im Bett zu landen, wird zwangsläufig während Lebzeiten viele Menschen verletzen. Die Verletzten rächen sich dann oft später an Unschuldigen in der Hoffnung, ihren Schmerz abzubauen

  • Hans Minder sagt:

    „Alle haben sich offenkunding freiwillig darauf eingelassen..” Viele lassen sich zwar freiwillig – jedoch infolge manipulativer Überzeugungskraft Anderer – auf Heroin, Meth, Spielsucht etc. ein. Wegen dieser „Freiwilligkeit,“ die oft zur Abhängigkeit oder Selbstzerstörung führt, ist vieles nicht (oder lediglich bis zu einer gewissen Schwelle) legal. Ich bin überzeugt, dass viele nicht vorahnen, was gewisse sexuelle Abenteuer tief im Innern hinterlassen. Frau Binswanger hat von ihrer Erfahrung vom kanalreinigenden Laubbläser geschrieben…hatte sie sich dies so vorgestellt? Und würde sie ihre Entscheidung wiederholen, wenn sie den Ausgang schon kannte? Menschen, die Suchende oder Leichtsinnige zu eigenen Zwecken manipulieren, zerstören mehr in unserer Gesellschaft als viele erahnen.

  • Arska sagt:

    Fand den Blog interessant und auch lustig.

  • Karen sagt:

    Kaum outet frau sich als aktive Date-Gängerin, gibts Häme von der „anständigen“ Fraktion hier. Gewisse denken man ist billig, weil man auf äussere Werte setzt oder die hilflose Frau für den Mann nur für den schnellen Sex gut genug ist. Hey Leute, es gibt noch viel mehr zwischen Anbandeln und im Schlafzimmer landen. Haltet eure Fantasie im Zaum. Man schaut inmer zuerst auf das Äussere, Rest kommt danach. In einer Bar werden auch die ansprechenden Menschen angesprochen und nicht die mit dem Kartoffelsack an. Ist eben so, findet euch damit ab.

  • Luke G sagt:

    Werden hier auch negative Kommentare veröffentlicht?

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